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BEST PRACTICE INNOVATION DURCH KOOPERATION Best Practices aus dem Wissens- und Technologietransfer Erfahrungen mit der Innovations Kontakt Stelle Hamburg ! ? ! ?

Innovation durch Kooperation Broschuere A4 · INNOVATION DURCH KOOPERATION Best Practices aus dem Wissens- und Technologietransfer Erfahrungen mit der Innovations Kontakt Stelle Hamburg

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BEST PRACTICE

INNOVATION DURCH KOOPERATION

Best Practices aus dem Wissens- und TechnologietransferErfahrungen mit der Innovations Kontakt Stelle Hamburg

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INNOVATION DURCH KOOPERATION

Best Practices aus dem Wissens- und TechnologietransferErfahrungen mit der Innovations Kontakt Stelle Hamburg

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Herausgeber:Handelskammer Hamburg | Adolphsplatz 1 | 20457 HamburgPostfach 11 14 49 | 20414 Hamburg | Telefon 040 36138-138Fax 040 36138-401 | [email protected] | www.hk24.de

Bearbeitung:Geschäftsbereich Innovation und Umwelt/Innovations Kontakt Stelle HamburgKatharina Keienburg, Alois Krtil, Dr. Michael Kuckartz

Fotos: Bertold Fabricius (S. 17, 21, 29); Annegret Hultsch (S. 11); Stefan Malzkorn (S. 26);Ulrich Perrey (S. 19, 24, 28); Bertram Solcher (S. 13)Grafiken: Michael HolfelderIllustrationen: Leon FarrenkopfAlle Grafiken © Handelskammer HamburgHerstellung: Wertdruck GmbH & Co. KG, Hamburg

In der vorliegenden Broschüre wird aus Platzgründen bei Personenbezeichnungenausschließlich die männliche Form verwendet. Diese Bezeichnungen erfassen jedochimmer weibliche und männliche Personen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Dezember 2016

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Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft bietetUnternehmen großes Potenzial, um Innovationenumzusetzen. Eine repräsentative Umfrage unter unse-ren Mitgliedern im Jahr 2008 ergab, dass sich über8 000 Betriebe – insbesondere kleiner und mittlererGröße – Unterstützung in der Kooperation mit wissen-schaftlichen Einrichtungen wünschten.

Dieses Anliegen brachten wir in die 2009 gegründeteInnovationsAllianz Hamburg ein. Dieses Bündnis ausunserer Handelskammer, der Handwerkskammer, denHamburger Hochschulen sowie der Wirtschafts- undWissenschaftsbehörde und anderen Hamburger Akteu-ren hat sich zum Ziel gesetzt, den Innovations- undWirtschaftsstandort Hamburg zu stärken. 2011 riefendie Partner gemeinsam die Innovations Kontakt Stelle(IKS) Hamburg ins Leben, die Unternehmen denZugang zu wissenschaftlichen Einrichtungen erleich-tern soll.

Aus dem einstmaligen Projekt IKS hat sich mittlerweileeine feste Einrichtung innerhalb des Innovations-Öko-systems unserer Hansestadt entwickelt, die einenmessbaren Nutzen für Unternehmen und Wissenschafthat und eine bestehende Lücke am Innovationsstand-ort Hamburg schließen konnte. Mit einem weitenNetzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hatdie IKS in den nun fast sechs Jahren ihres Bestehensüber 320 Transferprojekte unterstützt und 720 Bera-tungen durchgeführt. Darüber hinaus hat sie insge-samt über 2 600 Unternehmerinnen, Unternehmersowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlererreicht und ihnen Potenziale und Wege der Zusam-menarbeit aufgezeigt.

Die vorliegende Broschüre stellt einige Best-Practice-Beispiele von Kooperationsprojekten vor, die mitUnterstützung der IKS umgesetzt worden sind. DieBandbreite der Best Practices im technischen Bereichreicht von der Simulation verfahrenstechnischer Anla-gen über den 3-D-Druck von Zahnkronen bis hin zur

Entwicklung neuer Guss-Legierungen eines mittelstän-dischen Familienunternehmens der Metallverarbei-tung.

Weitere Beispiele verdeutlichen, dass eine erfolgreicheZusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft nicht nur im traditionellen technischen, sondernauch nichttechnischen Bereich möglich ist. Da die IKSbranchen- und themenübergreifend agiert, werdenunterschiedlichste Firmen und wissenschaftliche Ein-richtungen aus Hamburg vorgestellt.

Die Auswahl macht deutlich, dass ein Einstieg inKooperationen auch für Unternehmen ohne Erfahrunggut möglich ist und dieser – unter anderem mithilfekreativer, neuer Formate der Zusammenarbeit – nichtzwangsläufig mit hohen Kosten verbunden sein muss.Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre!

Handelskammer Hamburg

Fritz Horst Melsheimer Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz

Präses Hauptgeschäftsführer

Vorwort

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Innovation durch Kooperation © Handelskammer Hamburg 2016

1 Wissens- und Technologietransfer in Hamburg 7

2 Best Practices 11

2.1 Technische Beispiele 112.1.1 Hören in der dritten Dimension 112.1.2 Augmented Reality fürs Golftraining 122.1.3 Pieeeeep – Musik gegen Tinnitus 132.1.4 Expertise von der Uni für die Industrie 152.1.5 Jedem Unternehmen seinen Hochschulpartner 162.1.6 Zwei Frei(-)Räume für Innovationen 182.1.7 Unter Innovations(hoch)druck 202.1.8 3-D-Drucker statt Fräse 21

2.2 Nichttechnische Beispiele 222.2.1 Wie man für Logistik Wissen schafft 222.2.2 Mit der Uni gegen Stromfresser 232.2.3 Eine faire Sache 252.2.4 Schöne Hülle 272.2.5 Innovativ bleiben 29

3 Tipps für eine erfolgreiche Kooperation mit der Wissenschaft 30

3.1 Wir bringen die PS auf die Straße! – Interview mit Professor Thomas Netzel 303.2 Aktuellstes Wissen, neue Ideen und Know-how! – Interview mit Unternehmer Carsten Hagemann 323.3 Patente können den Innovationsprozess unterstützen – Interview mit Dr. Michael Kuckartz 343.4 Mehrwert durch Austausch 373.5 Checkliste 38

4 Innovationsnetzwerk der IKS 41

4.1 Auswahl wissenschaftlicher Einrichtungen 414.2 Auswahl Institutionen und Initiativen 42

Inhaltsverzeichnis

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CAVE Cave Automatic Virtual EnvironmentBMBF Bundesministerium für Bildung und ForschungCeBit Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und TelekommunikationCC4E Competence Center Erneuerbare Energien und EnergieeffizienzCSTI Creative Space for Technical InnovationsDIN ISO Deutsches Institut für Normierung, Internationale Organisation für NormungETH Eidgenössische Technische HochschuleFuE Forschung und EntwicklungFTS Fair Trade StadtHAW Hochschule für Angewandte WissenschaftenHiTeC Hamburger Informatik Technologie-CenterHWK HandwerkskammerHZG Helmholtz-Zentrum GeesthachtIFB Hamburg Hamburgische Investitions- und FörderbankIKS Innovations Kontakt Stelle HamburgIKT Informations- und KommunikationstechnologieIPC Innovations- und Patent-CentrumIT InformationstechnologieLED Light-Emitting Diode (Leuchtdiode)LZN Laser Zentrum NordKMU Kleine und mittlere Unternehmen PROFI Programm für InnovationSXSW South by South WestTUHH Technische Universität Hamburg (vormals TU Hamburg-Harburg)UHH Universität Hamburg

Abkürzungsverzeichnis

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Ein dynamischer regionaler Wissens- und Technolo-gietransfer – also die Zusammenarbeit von Unterneh-men und wissenschaftlichen Einrichtungen – soll dieInnovationsfähigkeit Hamburgs stärken und denStandort als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortaufwerten. Als ein wichtiger Schritt zur Erfüllung dieser Vision wurde 2011 die Innovations Kontakt Stelle(IKS) gegründet. Getragen wird die – in Deutschlandeinzigartige Initiative – gleichermaßen von unsererHandelskammer sowie der Wissenschaft und Politik.

Wie unter anderem Studien zur Hightech-Strategie derBundesregierung belegen1, haben Unternehmen, diemit der Wissenschaft kooperieren, einen wesentlichhöheren Markterfolg. Doch Technologie- und Wissens-transfer ist kein Selbstläufer. Ein grundsätzliches Pro-

blem besteht in der fehlenden Wahrnehmung derPotenziale, die eine Zusammenarbeit bietet. Zudemmangelt es den Akteuren, selbst in einem Stadtstaatwie Hamburg, an Wissen über lokale Partner undKooperationsmöglichkeiten. Wenn Interesse an einerZusammenarbeit besteht, ist die Verunsicherung überdas generelle Vorgehen groß, und auch die Wahl desrichtigen Kooperationsformates wirft Fragen auf.Gerade die Transaktionskosten wie der Personalauf-wand für Recherchezeiten in der Anbahnungsphasesind ein großes Hemmnis für kleine und mittlereUnternehmen (KMU).2 Allein in Hamburg wünschtensich über 8 000 Unternehmer Zugang zu wissenschaft-lichen Einrichtungen, wie eine Umfrage unsere Han-delskammer aus dem Jahr 2008 ergab.3

1 Wissens- und Technologietransfer in Hamburg

© Handelskammer Hamburg 2016Quelle: Innovations Kontakt Stelle Hamburg

Angaben in Prozent6 %

10 %

4 %

26 %

4 %

18 %

5 %

4 %

23 %

Chemie

Elektrotechnik

erneuerbare Energien

IT und Medien

Life Sciences

Maschinenbau

Verfahrenstechnik

sonstige technische Projekte

nichttechnische Projekte

10 %

4 %

26

4 %

18 %

%

23 %

Abbildung 1: Verteilung der Projektinhalte

1 basierend auf Daten des Mannheimer Innovationspanel (MIP) desZentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag desBMBF, 2010

2 vgl. Teichert, Thorsten; Rost, Katja: Zusammenarbeit von KMU mit Hoch-schulen und Transfermittlern. In: Die Unternehmung, 58 (2004) 5, S. 387

3 vgl. Böhning, Anna; Kuckartz, Michael: Erfolgreicher Technologie- undInnovationstransfer braucht neue Strukturen, Hamburg 2008, S. 3

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Es fehlte jedoch an einer Institution, die gemeinsammit den Unternehmen deren Innovationspotenzial inHinblick auf eine Zusammenarbeit mit Forschungsein-richtungen erarbeitete, ein bedarfsgerechtes Matchingin der Anbahnungsphase vornahm und zur Ausgestal-tung der Kooperation beriet.4 Um Abhilfe zu schaffen,wurde in Hamburg auf Initiative unserer Handelskam-mer im Januar 2011 die IKS „als übergeordnete Erst-anlaufstelle“ für Unternehmen und Wissenschaftler insLeben gerufen.

Die IKS unterstützt Unternehmen dabei, ihre Innova-tionspotenziale herauszuarbeiten, die mithilfe wissen-schaftlicher Expertise zu Produkten oder Dienstleistun-gen umgesetzt werden können.

Kooperationsunerfahrene Betriebe können häufigweder den Zeit- und Kostenaufwand noch die Qualitäteiner Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern einschät-zen. Auch scheitern viele Kooperationen, wenn sie bei-spielsweise im Alltagsgeschäft untergehen oder einProjektpartner abspringt.

Weitere Herausforderungen sind die großen Unter-schiede der Zielsysteme und Herangehensweisen derbeiden Seiten. Während die unternehmerische Tätigkeitin der Regel eine schnelle Refinanzierung der Ergeb-nisse verlangt und Produkte sowie Dienstleistungen sofrüh wie möglich in den Markt gebracht werden sollen,sind Wissenschaftler oft an grundsätzlichen Frageninteressiert.

Aufgrund dieser Unterschiede braucht es einen Mittlerund Übersetzer, der Unternehmen aktiv die Vorteile derZusammenarbeit mit der Wissenschaft vermittelt undsie im Kooperationsprozess berät. Die IKS übernimmtzudem die Rolle als „Kümmerin“, Moderatorin, Media-torin und Scout für die Innovationspotenziale der einzelnen Unternehmen. Mit den Transferstellen derHochschulen, die sich insbesondere mit der Abrech-nung der Wissens- und Transferprojekte einzelner

Hochschulen beschäftigten, arbeitet die IKS eng undhochschulübergreifend zusammen.

Das Team der IKS wurde interdisziplinär besetzt, umsowohl bei technischen als auch nichttechnischen Fragestellungen kompetent unterstützen zu können.Sein Wissen hat das Team in den gut sechs Jahren sei-ner Arbeit in den über 320 Transferprojekten und 720Beratungen einbringen und ergänzen können. Die guteZusammenarbeit mit den etablierten Netzwerken wieClustern, Transfereinrichtungen der Hochschulen oderInitiativen und die kurzen Wege erhöhen seine Hand-lungsstärke.

Neben der Aufgabe des Matchings übernimmt die IKSdie Funktion eines Wegweisers durch die vielfältigenAngebote der Hamburger Innovationslandschaft. In

4 InnovationsAllianz Hamburg: InnovationsAllianz Hamburg –Strategische Leitlinien, Hamburg 2009, S. 36 ff.

Die InnovationsAllianz Hamburg

„Innovationen ermöglichen es, nachhaltig qua-

litativ hochwertige Arbeitsplätze mit angemes-

sener Entlohnung zu schaffen und zu erhalten.

Die Fähigkeit zur Innovation ist der zentrale

Erfolgsfaktor der heutigen, zunehmend wissens-

basierten Gesellschaften Europas, um Chancen

zu ergreifen und den Herausforderungen der

Globalisierung wirksam begegnen zu können.

Deshalb wollen die Akteure der Innovations

Allianz Hamburg die Innovationsfähigkeit am

Standort aktivieren.“

www.hamburg.de/bwvi/innovationsallianz/

Die InnovationsAllianz besteht aus Partnern von

Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Hamburg.

Als eine der ersten Maßnahmen zur Umsetzung

der Strategieleitlinien der InnovationsAllianz

wurde die IKS ins Leben gerufen.

INFORMATION

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Erstgesprächen sensibilisiert sie sowohl junge als aucherfahrene Unternehmer für unterschiedliche Themenwie Schutzrechte, Finanzierung, Markteintritt sowieNetworking und verweist auf vertiefende Beratungs-angebote der Partner. Durch die Anbindung an unsereHandelskammer ist die IKS in ständigem Kontakt zumInnovations- und Patent-Centrum und zur Grün-dungsberatung und kann so kompetent Fragen zumSchutz des geistigen Eigentums oder zur Unterneh-mensgründung beantworten.

Darüber hinaus nehmen die Berater aktuelle Themenaus den Unternehmen auf und versuchen, interessierteWissenschaftler für die Bearbeitung der Fragestel -lungen in der anwendungsorientierten Forschung zugewinnen. Angebot und Nachfrage sollen auf diesemWeg zielgerichtet zusammengebracht werden.

Ein Beispiel hierfür ist das Thema digitale Transforma-tion, das aktuell in aller Munde ist. Disruptive digitaleInnovationen – wie die Einführung des Online -verkaufsportals Amazon oder die Umsetzung der

Share-Economy-Idee über Plattformen wie AirBnB –verändern radikal und schnell ganze Märkte.

Diese Transformation ist eine besondere Herausforde-rung für Unternehmen, gerade weil sie oft interdiszip-linäre Fragestellungen und gleichzeitig unterschiedlicheBereiche im Betrieb betrifft. Ohne das entsprechendeFachwissen werden Unternehmen nicht angemessenauf die Herausforderungen reagieren können undPotenziale bleiben ungenutzt.

Angaben in Prozent

© Handelskammer Hamburg 2016Quelle: Innovations Kontakt Stelle Hamburg

Start-ups 11%%

Kleine und mittlereUnternehmen 75 %

Große Unternehmen 14 %

Abbildung 2: Verteilung der Kunden der IKS

© Handelskammer Hamburg 2016Quelle: Handelskammer Hamburg

Wissens- und TechnologietransferWissens- und TechnoloTT gietransfer

Unternehmen Hochschulen

staatlicheDrittmittel

Abbildung 3: IKS vermittelt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft

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Für die Beantwortung der Fragestellungen in diesemBereich sind nicht nur Lösungen des klassischen Tech-nologietransfers gefragt, sondern auch die Auseinan-dersetzung mit nichttechnischen Fragestellungen.Smart Services, Big Data, Kundenverhalten, Trends –all diese Themen sind notwendig, um die aktuellenBedarfe der Kunden zu befriedigen und zukünftige zuwecken.

Obwohl jedes Unternehmen sich regelmäßig mit nicht-technischen Problemen auseinandersetzen muss, werden technologiegetriebenen Fragestellungen imTagesgeschäft bei der Geschäftsführung häufig prio-risiert. Oft wird das Potenzial der Zusammenarbeit mitwissenschaftlichen Einrichtungen in diesen Bereichennicht erkannt und bleibt unausgeschöpft, obwohl eineExpertise in unterschiedlichsten Bereichen vorliegt:Innovations- und strategisches Management Quali-täts-, Gesundheits-, Umwelt-, Energie- und Nachhal-tigkeitsmanagement, Unternehmensverantwortung,unterschiedlichste Designbereiche und vieles mehr.

Der Erfolg des Modells der IKS hängt von der Zusam-menarbeit der drei Gründungspfeiler Wirtschaft, Wis-senschaft und Politik ab. Die anonyme Vorgehensweiseder IKS verstärkt die Akzeptanz seitens der Unter -nehmen. Aufgrund der Erfahrung, die ihr Team in Wirt-schaft und Wissenschaft gesammelt hat sowie ihrerNeutralität erfährt sie eine hohe Akzeptanz sowohl beiUnternehmern als auch bei Wissenschaftlern.

Formate der Zusammenarbeit

• Expertengespräche

• Bachelor- und Masterarbeiten

• Studierendenprojekte

• Doktorarbeiten

• Direkte Forschungsaufträge

• Labornutzung

• Zusammenarbeit in einem durch Land, Bund

oder EU geförderten Projekt mit einer Hoch-

schule oder mehreren Hochschulen und

Unternehmen

• Aufträge zur Prototypenerstellung

• Zertifizierungen

BEISPIELE

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2.1 Technische Beispiele

2.1.1 Hören in der dritten Dimension

Räumliches Sehen entsteht im Kopf: Die menschlichenAugen schauen aus zwei Perspektiven auf das Gesche-hen in der Umgebung. Im Gehirn entsteht daraus eindreidimensionales Bild. Bei der Produktion von seit rundzehn Jahren beliebten 3D-Filmen machen Filmemachernichts anderes als die menschlichen Augen auch: Siearbeiten mit zwei auseinanderliegenden Objektiven underzeugen so einen räumlichen Eindruck.

Die Technik ist mittlerweile nicht nur im visuellen, sondern auch im akustischen Bereich weit entwickelt.Der Audioproduzent Tom Ammermann sorgt beispiels-weise mit seiner „Headphone Surround 3D Technology“für ein räumliches Hörerlebnis. „Im professionellenMusikbereich wird meine Erfindung bereits genutzt.Ich sehe aber noch großes Potenzial im serienmäßigenEinbau der Technologie in Home-Entertainment-Geräte, Smartphones, Fernseher und MP3-Player“, sagtder Geschäftsführer der New Audio Technology GmbH.Bereits 2012 zeichnete ihn die Jury des Gründerwett-bewerbs „IKT Innovativ“ auf der CeBIT für seine Ideeaus.

„Um aber auch die letzten Skeptiker von der besserenKlangqualität zu überzeugen, brauchte ich einenExperten, der wissenschaftlich fundiert belegenkonnte, dass meine Technologie eine erhebliche Verbesserung darstellt“, erzählt Ammermann. Deshalbwandte er sich an die IKS. Diese brachte ihn mit Prof.Wolfgang Fohl von der Fakultät Technik und Informatikder HAW Hamburg zusammen. Fohl leitet dort dasWellenfeldsynthese-Labor. Das ist ein 49 Quadratmetergroßer Raum mit 676 Lautsprechern. „Durch diegenaue Ansteuerung der einzelnen Verstärker erzeugenwir ein Schallfeld, in dem 128 unabhängige Schall -quellen abgebildet werden können“, erklärt Fohl. Drei

Rechner und ein Audionetzwerk sorgen dafür, dass dieSignale in Echtzeit erzeugt und individuell an die Laut-sprecher übertragen werden.

Das Ergebnis kann sich hören lassen: Egal an welcherStelle der Zuhörer steht, er bekommt stets einen natur-getreuen Höreindruck.

Ammermanns Projekt hat der Professor von Anfang anspannend gefunden, da es für ihn neue wissenschaft-liche Erkenntnisse versprach. Auch dem Unternehmerwar schon beim ersten Gespräch klar, dass Fohl der

2 Best Practices

Prof. Wolfgang Fohl (li.) und Tom Ammermann arbeiten gemeinsam an derdritten Dimension des Hörens.

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richtige Partner für ihn ist. Schließlich hatte sich derAkustikexperte bereits mit dem Thema Kopfhörervir-tualisierung befasst. Evolutionär bedingt ist das Gehördes Menschen auf räumliches Hören ausgelegt. Kopf-hörer bilden dies aber nicht ab. Bei der Virtualisierungwerden beispielsweise die Signale eines Musikstücksjeweils für das linke und rechte Ohr so bearbeitet, alskämen sie aus den Lautsprechern der Stereoanlage inden eigenen vier Wänden.

Was nun fehlte, war Geld. Auch hier half die IKS. Siewies das Duo auf das „Programm für Innovation“ derHamburgischen Investitions- und Förderbank hin. MitUnterstützung des Programms konnten die beidenmittlerweile einige Erfolge feiern. In einer Studie hatder Wissenschaftler eindeutig nachgewiesen, dassHörer die „Headphone Surround 3D Technology“im Vergleich zu Stereo bevorzugen. Die Technologiewird bereits im Gaming-Bereich eingesetzt und auchfür Smartphones bereitgestellt. Spezielle Kopfhörer brauchen Sie für das dreidimensionale Klangerlebnisübrigens nicht.

2.1.2 Augmented Reality fürs Golftraining

Nach einem Workshop zur Gründung von Unterneh-men wussten Christoph Pregizer und Lukas Posniak,dass sie sich gemeinsam selbstständig machen woll-ten. Womit war jedoch noch nicht klar. Anfang 2014hatten sie die eigentlich so naheliegende Idee:

Pregizer – seit 15 Jahren begeisterter Golfer mitansehnlichem Handicap – wollte ein Produkt schaffen,mit dem Golfspieler die Anzahl ihrer Schläge beim Putten (Einlochen) verringern können. Mithilfe vonAugmented Reality, zu Deutsch „erweiterte Realität“,sollten die ideale Putt-Linie und weitere Informationenfür das Putt-Training angezeigt werden. So wurde„PuttView“ geboren und die Viewlicity GmbH gegründet.

Um diese Idee umzusetzen, benötigten die beidenIngenieure und Betriebswirte Fachwissen anderer Disziplinen. Dieses fanden sie in Prof. Frank Steinicke

von der UHH. Er lehrt und forscht am Fachbereich fürInformatik im Bereich Mensch-Computer-Interaktion.Mit ihm als Mentor beantragten Pregizer und Posniakdas Gründerstipendium EXIST beim Bundesministerium

m

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für Wirtschaft und Energie. Nach der Zusage konntensie die Räumlichkeiten der Uni und das Equipment derArbeitsgruppe nutzen. Im Labor führten sie Versuchs-reihen durch und konnten dabei auf die Expertise desFachbereichs zurückgreifen.

Auch die Lehrenden profitierten von der Zusammen-arbeit mit dem Start-up: „Mit Viewlicity konnten wirvielfältige, angewandte Fragestellungen im BereichAugmented Reality bearbeiten: Wie wird bemessen,wie der Ball geschlagen werden muss, wenn er in einerbestimmten Position zum Loch steht? Wie kann ichvorhersagen, wie der Ball geschlagen werden muss?Und wie genau soll das in einer Augmented-Reality-Brille angezeigt werden? Außerdem können unsereStudierenden an praktischen Beispielen arbeiten“, soSteinicke.

Das Start-up nutzte die Strategie, über Gründerwett-bewerbe bekannter zu werden, und kam beim Ham-burg Innovation Award, bei dem es den ersten Preiserhielt, mit der IKS in Kontakt. Diese unterstützte beider erfolgreichen Beantragung des InnoRampUp-Förderantrags der Hamburgischen Investitions- undFörderbank.

Die Indoor-Version von PuttView, bei der die Darstel-lung der Putt-Linie mithilfe eines Beamers erfolgt,kann mit der InnoRampUp-Förderung für die Nutzungauf dem Golfplatz weiterentwickelt werden. Im Gegen-satz zur Indoor-Version wird die Putt-Linie bei der Out-door-Version mittels einer Augmented-Reality-Brilleangezeigt. Prof. Steinicke unterstützt das Team weiter-hin und seine Studierenden können in Kooperations-projekten Abschlussarbeiten schreiben. „Einen Studen-ten haben wir bereits eingestellt. Niclas Schopf hat inseiner Masterarbeit das Konzept für eine Tablet-Appentwickelt, mit der PuttView vom Trainer ferngesteuertwerden kann“, erklärt Posniak. Die Gründer sind aberauch für andere Kooperationen offen: Ein Student derHafen City University hat seine Bachelorarbeit über dieoptimierte Vermessung von Golfplätzen angefertigt.Zusätzlich hat das Team nach Auslaufen der EXIST-För-derung ein Advisory Board aufgebaut, um kontinuier-

lich von dessen Expertise zu profitieren. Neben Prof.Steinicke bringen der bekannte Golftrainer Paul Dyerund der Vertriebsexperte Arne Verbarg ihre Kompetenzin das PuttView-Team ein.

Aber nicht nur mit der Wissenschaft, sondern auch mitder Praxis suchten die Gründer früh Kontakt. Bereitsseit Mai 2016 können Kunden der Golf Lounge ihr Spieldurch PuttView optimieren, eine weitere Installationim Golfclub Velbert – Gut Kuhlendahl ist bereits inArbeit.

2.1.3 Pieeeeep – Musik gegen Tinnitus

Musik soll Tinnituspatienten gegen die unangenehmenOhrgeräusche helfen? Das kling unglaublich, basiertaber auf medizinischen Erkenntnissen: Im Gegensatzzur früheren Annahme, dass ein Tinnitus durch eineStörung im Innenohr hervorgerufen wird, haben For-scher gezeigt, dass die Ursachen in der Überaktivitätder für das Hören zuständigen Nervenzellen im Gehirnliegen. Werden die Sinneszellen im Ohr geschädigt,führt das zu einer veränderten Verknüpfung im Gehirn.Die Nervenzellen feuern ihre Impulse, obwohl gar keineSchallquelle vorhanden ist. So kann das höchst un -angenehme Piepsen, Fiepen oder Klingen entstehen,unter dem mehr als drei Millionen Menschen inDeutschland leiden.

Genau hier setzt „Tinnitracks“ an. So haben die beidenGeschäftsführer Jörg Land und Matthias Lanz der

Matthias Lanz (li.) und Jörg Land wurden unter anderem mit dem Gründerpreisdes Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ausgezeichnet.

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Sonormed GmbH ihr Produkt getauft. „Tinni“ kommtvon Tinnitus und „Tracks“ werden auf Englisch einzelneMusikstücke, zum Beispiel auf CDs, genannt.

Einige Tinnituspatienten leiden erheblich und werdensehr unterschiedlich therapiert: Viele Mediziner setzendarauf, ihre Patienten darin zu schulen, mit dem Tonumzugehen und ihn ignorieren zu lernen. Im Gegen-satz dazu möchte Sonormed die Ursachen des Tinnitusdirekt bekämpfen.

Land beschreibt das Ausgangsproblem: „Wir musstenein Produkt entwickeln, das man einfach in den Alltagintegrieren kann. Musik hört fast jeder gern, und qualitativ hochwertige Kopfhörer sind zu einem Life -styleprodukt geworden.“

Teammitglied Adrian Nötzel hatte sich innerhalb seinesIngenieurstudiums der Medientechnik mit den neues-ten Ergebnissen der neuronalen Forschung beschäftigt.In seiner Abschlussarbeit führte er eine Realisierungs-studie der Tinnitracks-Idee durch. Außerdem ent -wickelte er das Konzept für die Technologie: Musikkann nicht nur um die Tinnitusfrequenz gefiltert, son-dern auch das individuelle Therapiepotenzial der Musikermittelt und im platzsparenden MP3-Format gespei-chert werden. Durch die punktuelle Stimulierungbestimmter Zonen des Gehirns werden so Verände-

rungsprozesse der Nervenzellen hervorgerufen, die denTinnitus abmildern. Damit die Therapie anschlägt, sollteder Patient zwölf Monate lang jeden Tag zwei Stundenindividuell gefilterte Musik hören.

„Nach diesen Erkenntnissen entwickelten wir die tech-nische Lösung, die wir kurz nach unserer Gründung imAugust 2012 zum Patent anmeldeten“, berichtet JörgLand über die Gründungsphase. Das Angebot läuftvollständig digital per App oder kann über die Tinni-tracks-Homepage vom Patienten bequem am PC abge-rufen werden. Das spezielle System filtert die Lieblings-musik des Patienten, der die neuen Dateien gleichonline hören oder auf Computer, Tablet, MP3-Playeroder Smartphone herunterladen kann. Ob die Musikpasst, zeigt ein Ampelsystem auf der Homepage schonbeim Hochladen der Titel.

Eine enge Zusammenarbeit mit dem Kopfhörer-Her-steller Sennheiser ermöglicht es, die Musik für dieangebotenen Kopfhörer zusätzlich zu optimieren. DieKunden sind zwar nicht auf diese Marke festgelegt,doch je besser die Kopfhörerqualität, desto besser dieTherapie.

Sonormed zeigt, dass eine überzeugende Idee auchankommt: Das Start-up hat zum Beispiel den Grün-derpreis „IKT Innovativ“ vom Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie vom damaligen MinisterPhilipp Rösler persönlich in Empfang genommen. ZweiJahre später bekam es den begehrten ersten Preis inder Kategorie „Digital Health and Life Science“ beimSXSW Accelerator auf der Digitalkonferenz South bySouthwest in Austin/Texas.

Start-ups stehen häufig vor finanziellen Herausfor -derungen. Sonormed konnte diese durch eine früheFörderung umgehen: Die Startphase wurde von derHamburgischen Innovations- und Förderbank (IFBHamburg) mit Geldern des InnoRampUp-Förder -programms finanziert. Zwei Jahre später investierte dieIFB Hamburg über den Innovationsstarter-Fonds mitdem High-Tech Gründerfonds der Bundesregierung indas Unternehmen.

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Besonders wichtig ist die wissenschaftliche Fundierungvon Tinnitracks, um die Wirksamkeit der Therapie zuuntermauern und das Produkt kontinuierlich weiterzu-entwickeln. Eine Erfolgsstrategie der Existenzgründer wardaher das Netzwerken mit unterschiedlichsten Akteuren.

So gingen sie aktiv auf die ehemalige Innovations -stiftung zu und wurden dort auf die IKS verwiesen.Diese vermittelte Kontakte in etablierte wissenschaft-liche Netzwerke – sowohl vor Ort in Hamburg als auchbundesweit. Auch mit dem aktuellen Partner, mit demdas Produkt im Bereich der Audiologie aktuell optimiert wird.

Ein großer Meilenstein für die Gründer war die Koope-ration mit der Techniker Krankenkasse. Sie ist der erstedeutsche Versicherer, der mit Tinnitracks eine App aufRezept einführte. Nach der Premiere im März 2015folgten weitere Versicherungen, die Tinnitracks in ihrProgramm aufnahmen.

2.1.4 Expertise von der Uni für die Industrie

Das Ziel war klar, nur der Weg dorthin nicht. FrankSchlüter hatte einen konkreten Plan. Er wollte seinAngebot erweitern und ein Softwaretool für die Pla-

nung und Auslegung von Rohrreaktoren entwickeln.Schlüter arbeitet als Leiter Forschung und Entwicklungin dem weltweit agierenden Harburger UnternehmenENCOS GmbH & Co.KG. Spezialisiert ist es auf die Pla-nung und Konstruktion von Produktionsanlagen fürdie Chemie-, Mineralöl- und Pharmaindustrie. Insge-samt 150 Mitarbeiter – es sind vor allem Ingenieure –hat das Unternehmen. Sie arbeiten nicht nur in Ham-burg. Auch in Frankfurt, Greifswald und Thessalonikigibt es ENCOS-Niederlassungen.

Trotz der Kompetenz im eigenen Haus brauchte Schlü-ter für die Entwicklung des neuen Softwaretoolsexterne Unterstützung. Die Rechengeschwindigkeiteiner Simulation sollte erhöht und die Software benut-zerfreundlich und robuster gestaltet werden. „Da dieKomplexität der Aufgabenstellung sehr hoch war, hat-ten wir dafür einfach nicht die passende Expertise beiuns im Haus“, sagt Schlüter. Hilfe suchte er bei der IKS.„Da waren wir goldrichtig“, so Schlüter rückblickend.„Zwar hatten wir klare Vorstellungen vom Idealprofildes gesuchten Kooperationspartners, aber uns fehlteder Überblick, um den richtigen wissenschaftlichenPartner zu finden.“

Die Mitarbeiter der IKS vermittelten den Kontakt zuProf. Ingenuin Gasser und Prof. Jens Struckmeier vom

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Fachbereich Mathematik an der UHH. Deren Spezial-gebiete sind Modellierungen und Simulationen. Siebefassen sich unter anderem mit der Gasdynamik inSchornsteinen, mit Tunnelbränden oder der Modellie-rung von Verkehrsflüssen, beispielsweise Stop-and-Go-Wellen.

Bei der Vermittlung kooperierten die Berater der IKSauch eng mit Dr. Andreas Günter vom HITeC e. V., demForschungs- und Technologietransferzentrum desFachbereichs Informatik der UHH. Seit 1997 führt mandort anwendungsorientierte Projekte zu intelligentenSystemen zur Anwenderfreundlichkeit von Program-men, Softwaretechnik oder Logistiksimulationen durch.

Nicht nur bei der Vermittlung der Kooperationspartner,sondern auch bei der Antragskoordination für die För-derung durch das „Programm für Innovation“ (PROFI)der IFB Hamburg hat die IKS Schlüter geholfen. PROFIunterstützt innovative Projekte Hamburger Unterneh-men jeglicher Größe und Branche. Gelder können dieUnternehmen unter anderem für die Kosten beantra-gen, die durch die Zusammenarbeit mit einer Hoch-schule entstehen.

Mit den bewilligten Geldern wurde Dr. Christine Kalandeingestellt. Gemeinsam mit einem kleinen Team ausMitarbeitern und Studierenden aus dem FachbereichMathematik brachte Kaland das ENCOS-Programm aufeinen modernen numerischen Standard und optimiertees hinsichtlich der Schnelligkeit und Anwenderfreund-lichkeit.

„Es war ein komplizierter und langwieriger Prozess, daein Rohrreaktor zum einen oft mehr als 100 Meter langund in Schlangenform gebogen ist und damit einegewisse Geometrie vorgibt und zum anderen die chemische Reaktion der Flüssigkeiten und Gase imProgramm nachgebildet werden müssen. Dies ist sehraufwendig und es liegen einige Tücken im Detail“, sagtIngenuin Gasser.

Mit dem Projektverlauf und erarbeiteten Ergebnissensind beide Seiten – Wirtschaft und Wissenschaft – sehr

zufrieden. Sowohl der Anlauf als auch die Umset-zungsphase von solchen Transferprojekten sind unter-schiedlich lang. Dies ist natürlich abhängig von denKapazitäten der jeweiligen Kooperationspartner. Wer-den darüber hinaus Fördermittel beantragt, kommt derzeitliche Aufwand für die Beantragung und die Rück-meldung seitens des Fördermittelgebers noch hinzu.

„Unsere Zusammenarbeit mit HiTeCH und Dr. Günterwar durchweg von den ersten Vertragsgesprächenüber die Erstellung des Leistungskatalogs bis zur Ter-minplanung und Festlegung der Meilensteine sehr hilf-reich“, sagt Schlüter. „Aufgrund der guten Ergebnisseund der hervorragenden Kooperation sind wir geradedabei, mit der IKS ein neues Projekt mit dem Lehrstuhlauszuarbeiten. In der Kooperation möchten wir einAuslegungstool für Mikroreaktoren entwickeln.“ DiesesMal wird neben der Expertise im numerischen Bereichauch Fachwissen aus der Chemie zur Lösung mikrore-aktionstechnischer Fragen benötigt. Die IKS konnteProf. Hans-Ulrich Moritz vom Institut für Technischeund Makromolekulare Chemie der UHH für die Koope-ration gewinnen. Die ersten Meilensteine sind bereitsgelegt und ein Förderantrag zur Finanzierung der uni-versitären Partner ist auf den Weg gebracht.

2.1.5 Jedem Unternehmen seinenHochschulpartner

Im Familienunternehmen von Henning Fehrmann, derFehrmann Metallverarbeitung GmbH, wird Innovationseit Jahrzehnten großgeschrieben. In den letzten fünfDekaden wurde im Schnitt alle drei Jahre ein neuesProdukt in den Markt gebracht.

Die 1895 gegründete Firma hat sich auf hochsichere,druckdichte Fenster für Gebäude und Schiffe sowieleichte, druckdichte Gussteile aus duktilen (sehr dehn-baren) und hochfesten Aluminium- und Bronze-Legie-rungen für den Fahrzeugbau und den Anlagenbau spe-zialisiert. Fehrmann lieferte nicht nur Fenster für dieJachten von Berühmtheiten wie der Familie Onassis,auch die elliptischen Wendeflügel-Fenster der Elbphil-

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harmonie wurden im Unternehmen konstruiert und inden eigenen Werkstätten hergestellt.

„Wer nicht innovativ ist, ist bald weg vom Markt“, istFehrmann überzeugt. „Neue Entwicklungen sind Teilunserer Unternehmensstrategie.“ Seit einigen Jahrenarbeitet das Unternehmen gezielt mit Hochschulenund Forschungseinrichtungen zusammen. Das hatunterschiedliche Gründe: Neben dem Abarbeiten vonAufträgen bleibt nicht genügend Zeit, um sich konti-nuierlich mit neuen Ideen zu beschäftigen, auch wenndas Know-how im Unternehmen vorhanden ist. Wis-senschaftliche Einrichtungen bieten hingegen weitereAusstattung, Know-how, und Methodenkompetenz inder Projektanbahnung und -abwicklung. Ein weitererAspekt sind die Finanzen: „Ich bin zwar ein ausgespro-chener Gegner von Subventionierung, aber die Unter-stützung für KMU in Förderprojekten sehe ich als zwin-gend notwendig, um die Innovationskraft beizubehal-ten oder zu erhöhen und Risiken zu mindern“, so derUnternehmer.

2008 begann das erste Kooperationsprojekt mit derTUHH. Das darauffolgende Projekt zur Entwicklungeiner feuerhemmenden Glasschiebetür für Luxusjach-ten und Kreuzfahrtschiffe wurde von der damaligenInnovationsstiftung Hamburg gefördert. Das Vorhabenmusste aber wegen fehlender Nachfrage in der Wirt-schaftskrise abgebrochen werden, die Fördermittelwurden nicht abgerufen. Als Nächstes folgte die Teil-nahme an einem Forschungskonsortium mit mehrerenUnternehmen zu „Schiffsfenstern in sich bewegendenStrukturen“ mit der TUHH, in dem Fehrmann sich alsSprecher der industriellen Partner einbrachte. Beimdritten Projekt ging es um die weltweit erste Entwick-lung von Schiffsfenstern, die sogenannten Monster-wellen standhalten. „Das Projekt war etwas schlep-pend. Da wir unsere Ziele aber klar vor Augen hatten,konnten wir uns entsprechend einbringen und dasneue Wissen nutzen, um zügig ein weltweit neuartigesProdukt auf den Markt zu bringen“, so sein Fazit.

Das aktuelle Kooperationsprojekt war wegen mangeln-der Kapazitäten fünf Jahre lang immer wieder verscho-

ben worden. 2014 wurde dann die IKS einbezogen, umeinen Partner zu finden. Dr. Nikolai Kashaev, Leiter derAbteilung „Fügen und Bewerten“ am Institut für Werk-stoffforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht(HZG) war schon bei der ersten Vorstellung des Themasim Sommer 2014 begeistert: Mit seiner Unterstützungsollte eine neuartige hochfeste Alu-Leichtbaulegierungentwickelt werden, um schwere Stahlbauteile zu erset-zen. Die Innovation soll das Gewicht um mindestens30 Prozent reduzieren. Fehrmann entwickelt die Legie-rungen, die beim HZG weiterbehandelt und analysiertwerden. Als Testobjekt dienen Deckel von Silofahrzeu-gen, die mit Druck beaufschlagt sind, oder Reduzie-rungsrohre, die in Terminals für Flüssiggas eingesetztwerden können. Auch Teile für Pipelines wie Regulier-klappen oder Armaturen, heute noch aus Stahl, undsogar Schmiedeteile können ersetzt werden.

In ersten Gesprächen wurde die Projektskizze geschärftund mit der IKS überlegt, welches Format für dieKooperation infrage käme. Mit ihrer Unterstützungwurde ein Förderantrag für das PROFI geschrieben. ImNovember wurde der Antrag bei der IFB Hamburg eingereicht. Drei Monate später fiel der Startschussseitens der Bank für das zweijährige Projekt, das einenUmfang von rund 700 000 Euro hat und mit 60 Pro-zent gefördert wird. „Die Bürokratie und der damit ver-bundene Zeitraum bei der Antragstellung ist meinerMeinung nach aber zu hoch“, merkt Fehrmann an.

Henning Fehrmann legt großen Wert auf die Innovationsfähigkeit seinesUnternehmens.

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Die Zusammenarbeit mit Kashaev könnte nicht besserlaufen: „Das HZG verfolgt den Dienstleistungsgedan-ken durch und durch und ist ein sehr engagierter Partner in dem Projekt“, ergänzt Fehrmann. Auch derWissenschaftler, der bereits einige Erfahrung in derKooperation mit Unternehmen hat, bewertet dieZusammenarbeit sehr positiv.

Unternehmen bei der Optimierung ihrer Produkte zuunterstützen, ist dem promovierten Ingenieur ein gro-ßes Anliegen. „Wir haben nicht viele, aber dafür sehrsinnvolle Kooperationen mit Firmen. Im Projekt leistenwir die Entwicklungsarbeit, die das Unternehmenselbst nicht ausführen kann. Ich möchte es als Win-win-Situation beschreiben“, so Kashaev. Noch eines istihm wichtig: der Kontakt zum Geschäftsführer. Denndie persönliche Ebene spielt in den Kooperationenimmer eine bedeutende Rolle.

Zwar läuft das Projekt Ende 2016 aus, doch wollenFehrmann und Kashaev in einer weiteren Zusammen-arbeit die neue Aluminium-Legierung weiterentwi-ckeln. Der hochfeste, korrosionsbeständige Werkstoffsoll für die additive Fertigung, also den Metall-3-D-Druck, geeignet sein und zugleich alle Eigenschaftenfür eine Zertifizierung durch Prüfinstitute oder Klassi-fikationsgesellschaften erfüllen. Fehrmann wird dasUnternehmen aber nicht komplett auf additive Verfah-ren umstellen. Ein Schwerpunkt liegt weiterhin auf denSpezialprodukten der werkseigenen Gießerei. Für dasHZG ist das Unternehmen ein interessanter Partner, da

es in der Zusammenarbeit mit dem Mittelständler bes-sere Chancen auf Förderung hat.

„Die aktuelle Kooperation stellt für mich den Idealfallder Zusammenarbeit dar“, berichtet der Unternehmer.„Das HZG haben wir als Partner in unsere Innovations-strategie integriert. Ich denke, dass jedes Unternehmenso einen wissenschaftlichen Partner braucht, um inno-vieren zu können. Die Zusammenarbeit ergibt sichnicht im ersten Anlauf, sondern muss getestet undnach und nach ausgebaut werden und kann eineMenge Geduld erfordern.“

Ob eine Kooperation funktioniert und welcher Partnerder richtige ist, müsse aber jede Firma für sich selbstentscheiden. In dem Bereich gäbe es ebensolche Rei-bungsverluste und Risiken wie im Umgang mit Kundenoder Lieferanten.

Als Vorstandsmitglied der Familienunternehmer derMetropolregion Hamburg engagiert sich Fehrmannaktiv, um die Vernetzung von Wirtschaft und Wissen-schaft systematisch voranzutreiben. Hier gibt es enor-mes Potenzial, das es zu nutzen gilt, ist der HamburgerUnternehmer des Jahres 2011 überzeugt.

2.1.6 Zwei (Frei-)Räume für Innovationen

An der HAW Hamburg am Berliner Tor gibt es zweiLabore, die man dort sicher nicht vermutet hätte: Eineausgediente Hausmeisterwohnung beherbergt denhochmodernen „Living Place“. Hier hat Prof. Kai vonLuck ein Bett, das auf ihn aufpasst, ihn sanft weckt undseinen Schlafrhythmus analysiert. Im Küchentresen istein riesiger Touchscreen eingelassen. Mit dem kannvon Luck die Küchengeräte und Heizungsanlage bedienen,aber auch einen Film ansehen oder E-Mails abrufen.

Was sich nach Science-Fiction anhört, ist ein innova-tives Labor, das Wissenschaftlern und Unternehmerneine Plattform des praxisorientierten Austauschs bietet. „Die intelligente und mitdenkende Wohnung istmit einem Sensornetzwerk ausgestattet, über das wir

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Daten wie die Bewegung der Bewohner erfassen. Voneinem angrenzenden Raum aus beobachten wir überKameras und Mikrofone unsere Experimente“, be -schreibt von Luck das Labor, in dem die heimischen vierWände von morgen kreiert und erforscht werden.

Zu den begeisterten Unterstützern des Projekts gehörtdas Team der IKS. Die Art, wie hier Technologie- undWissenstransfer gelebt wird, sah das Team sofort alsgroße Chance zur Entwicklung von Innovationen. DieIKS unterstützte daher von Luck und seine Kollegen beider Kontaktaufnahme und der Zusammenarbeit mitder Wirtschaft. Sehr zur Freude des Wissenschaftlersführten mehrere interdisziplinäre Expertenrunden zuverschiedenen Kooperationen. Zwei der Firmen, diegemeinsam mit den Wissenschaftlern neue Wegegehen wollten, sind die Signal Iduna und Silpion IT-Solutions aus Hamburg. In Kooperation mit dem„Living Place“ erarbeiten sie im Rahmen eines Projektsneue Heimarbeitskonzepte, die Arbeit und Privatlebenbesser in Einklang bringen sollen.

Auch das Creative Space for Technical Innovations(CSTI) der HAW bietet Unternehmen einen einfachenZugang zu den Potenzialen der Hochschule. Es ist einExperimentierraum, in dem sich Wissenschaftler unter-schiedlicher Fachbereiche und Unternehmer mit derInteraktion zwischen Mensch und Maschine befassen.Das ist nicht nur der Roboter, der Kranke betreuen soll,sondern auch die interaktive Werkzeugbank, die sprach-

gesteuerte Schaltanlage oder der virtuelle Raum, indem Simulationen zur Verbesserung der Fertigungdurchgeführt werden können.

Prototypen können in kurzer Zeit mithilfe von RapidPrototyping/3-D-Druck entwickelt und erstellt werden.Methoden wie das Design Thinking ermöglichen eineschnelle prototypische Entwicklung und Testung neuer,innovativer Ideen.

Das CSTI ist eine Plattform zum direkten Austauschzwischen Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch fürunterschiedliche Forschungsinstitute untereinander.Darüber hinaus hat es eine Inkubatorfunktion undunterstützt Start-ups in der Vorgründungs- und Grün-dungsphase. Studierenden bieten die Forschungslaborenämlich die Möglichkeit, eigene Ideen auszuprobierenund diese mit einer Firmengründung weiterzuverfol-gen. Diese Chance nutzte zum Beispiel „Seamless Inter-action“, das sich aus der Hochschule heraus gründetetund dessen damaliger Geschäftsführer Ali Rahimi denTouchscreen-Tresen des „Living Place“ konzipierte: „Wirhaben großes Glück gehabt: Der Living Place kam fürdie Entwicklung und Präsentation unserer Produktezur richtigen Zeit“, so Rahimi. „Als Start-up hätten wiruns in einer Stadt wie Hamburg niemals solche Räumeleisten können.“

Kai von Luck kann mit dem Touchscreen-Tresen nicht nur Küchengeräte undHeizung steuern, sondern auch E-Mails abrufen.

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Die Labore sollen Unternehmern Inspiration für neueIdeen und Räume sein und sowohl die Geschäftsfüh-rung als auch Mitarbeiter aus dem Alltagsgeschäftherausholen. Hier treffen sie auf frische Ideen undneue Ansätze auf Basis wissenschaftlicher Expertise.

Die Hochschule geht mit ihren Entwicklungen aberauch nach draußen in den öffentlichen Raum: So kannjeder, der an der HAW vorbeikommt, die interaktiveMedienfassade ausprobieren.

Die Hamburger Behörden für Wirtschaft und Wissen-schaft sprach beiden Projekten hohes Potenzial zu undförderte die Startphasen finanziell.

2.1.7 Unter Innovations(hoch)druck

„Wie bei einem Dampfkochtopf, so können Sie sich dasmit den Sicherheitsventilen vorstellen. Unsere sind nurweitaus komplexer und um einiges größer!“ beschreibtJörg Rösler, Entwicklungsleiter der Leser GmbH & Co.KG die Produkte des Hidden Champions. 110 000 Stückim Jahr verkauft der Mittelständler aus Hamburg in dieganze Welt. Überall sind sie zu finden: in Kraftwerkenund petrochemischen Anlagen, aber auch in der Phar-mazie und Lebensmittelbranche. Dort also, wo sichBetreiber zusätzlich vor der Gefahr der Entstehung zuhoher Drücke absichern wollen, um teils lebensbedroh-liche Unfälle wie Explosionen zu verhindern.

„Die meisten unserer Sicherheitsventile sind mit Stahl-Dichtplatten ausgestattet, doch es gibt eine Reiheaggressiver Medien, die zur schnellen Korrosion oderVerunreinigung von Stahl führen. Sind die Platten kor-rodiert oder verunreinigt, schließen sie nicht richtig.Daher verwenden wir auch nichtmetallische Dichtplat-ten aus unterschiedlichen Kunststoffen, die wir aufunterschiedliche Anforderungen abstimmen können“,erklärt der Ingenieur. Um neue Käufer zu gewinnenund bestehende Kunden besser beraten zu können,müssen die nichtmetallischen Produkte weiterentwi-ckelt werden. Neue Designs, andere Werkstoffe undihre Einsatzmöglichkeiten für höhere Drücke und nied-

rigere Temperaturen müssen dafür entwickelt undgetestet werden.

Das Unternehmen stieß bei den Aufgaben sowohltechnisch als auch methodisch an seine Grenzen. Beiseiner Recherche nach passenden wissenschaftlichenPartnern stieß Jörg Rösler auf die IKS. Bei einem erstenTreffen wurden drei seiner Projektideen konkretisiertund eine davon priorisiert. Zwei Absprachen später saßRösler bereits mit dem von der IKS vermittelten Pro-fessor für Laser- und Anlagensystemtechnik der TUHH,Dr. Josef Schlattmann, an einem Tisch, um die Pro-blemstellung zu besprechen. Der nächste Schritt wardie Antragstellung bei der IFB Hamburg für das „Pro-gramm für Innovation“.

Mit Abschlussarbeiten von Studierenden hatte Leserbereits Erfahrung, nicht aber mit größeren, öffentlichgeförderten Projekten. „Es war alles Neuland für uns.Neun Monate hat es vom ersten Gespräch mit der IFBbis zur Genehmigung des Förderantrags gedauert“,berichtet Rösler. „Ohne Förderung hätten wir so einForschungsprojekt aber nie angehen können.“

An der TUHH konnte Alex Schimanowski als Doktorandeingestellt werden. Er führte zunächst physikalischeForschung zu Druckvorgängen durch, deren Ergebnissebeim Unternehmen einige Aha-Effekte auslösten.Zudem wurde eine vom Maschinenbauer finanzierteTestanlage an der Hochschule installiert, an der Ver -suche zu Lebensdauer und Dichteeigenschaften derjeweiligen Werkstoffe durchgeführt werden. In regel-mäßigen Telefonkonferenzen und gegenseitigen Besu-chen arbeiten die Partner am Projektfortschritt. Parallelführt Leser Marktbedarfsanalysen durch, um genaue

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Zielgruppen und Bedarfe für die neuen Produkte zuermitteln.

Ende 2017 ist das Projekt nach dreieinhalb Jahrenbeendet. Rösler geht davon aus, dass das Unternehmendanach noch gut ein Jahr brauchen wird, um Ventil-varianten mit neuen Designs zur Marktreife zu bringen.

2.1.8 3-D-Drucker statt Fräse

Etwa zehn Prozent aller Kinder leiden an sogenanntenKreidezähnen. Noch ist nicht klar woher der Mangelan Mineralstoffen kommt, der zur Beschädigung derMilchzähne führt. Damit sich der Kiefer nicht ver-schiebt oder andere Zähne beschädigt werden, hat derZahntechniker Alexander von Fehrentheil Kinderkronenentwickelt, die anpassungsfähiger sind als die gängi-gen Modelle.

„Mit Unterstützung des Innovations- und Patent-Cen-trums konnte ich die Krone aus biokompatiblem undkeramikverstärktem Kunststoff 2014 zum Patentanmelden. Doch das Fräsen aus einem Block ist sehrteuer. Da wir auch in der Herstellung von Modellen mitadditiven Verfahren arbeiten, haben wir uns erneut andie Kammer gewandt, um zu erfahren, ob Sie uns pas-sende Partner nennen kann. So kamen wir mit der IKSin Kontakt“, berichtet der Geschäftsführer der Ham-burger vFM Dentallabor GmbH.

Bereits im ersten Gespräch in der IKS war klar, dass fürdas Unternehmen eine Zusammenarbeit mit dem LaserZentrum Nord (LZN) passen könnte. Die Einrichtunghat sich auf additive Verfahren – die unter dem Begriff3-D-Druck bekannt wurden – spezialisiert. Mithilfe vonLaserstrahlen wird beim selektiven Lasersintern (SLS)eigens entwickeltes Pulver Schicht für Schicht zueinem Werkstück verschmolzen. Mit Unterstützung desLZN und der IKS beantragte von Fehrentheil bei derHamburgischen Investitions- und Förderbank Gelderdes Programms für Innovation.

Nach der Bewilligung konnte Arnd Struve als wissen-schaftlicher Mitarbeiter für die zweijährige Projekt -laufzeit eingestellt werden. Er kümmert sich um dierichtige Partikelgröße und Zusammensetzung derMischung aus Kunststoff- und Keramikpulver. DieMaterialien müssen den richtigen Härtegrad besitzenund dürfen nicht gesundheitsschädlich sein. „Um dieNachbearbeitungskosten der Kronen gering zu halten,entwickeln wir ein Verfahren, bei dem wir die Schicht-stärken minimieren, um die Übergänge möglichstgering zu halten. Hierfür konnten wir eine SLS-Anlageanschaffen, die teilweise über das Projekt finanziertwird. Mit dieser können wir Schichten von etwa 60Mikrometern auftragen. Wenn uns dies gelingt, ist eineSchicht dünner als ein normales Blatt Papier“, so derMaschinenbau-Ingenieur.

Das Labor, das sich seit Langem auf den digitalen Weggemacht hat, arbeitet mit einem Intraoral-Scanner, umdie Gebisse der kleinen Patienten zu erfassen und die

Alexander von Fehrentheil (li.) und Johann Philipp Loewe helfen Kindern mit„Kreidezähnen“.

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bearbeiteten Daten an das LZN zu senden. Auf diesemWeg werden ungesunde Röntgenstrahlen und zeitauf-wendige Abdrücke vermieden. Struve hat ein Pro-gramm entwickelt, das den individuellen Datensätzender Kronen, die er vom Dentallabor erhält, automatischkleine virtuelle Halte-Verstrebungen anheftet. Dadurchkönnen die Kronen im ausgedruckten Zustand besserper Hand nachbearbeiten werden.

Während der Unternehmer durch das Projekt neue Tech-nologien in seinen Betrieb integrieren kann, der Konkur-renz einen Schritt voraus ist und langfristig Kosten ein-spart, hat der Forscher eine andere Perspektive: „DasProjekt ermöglicht mir den Einblick in neue Gebiete undich kann durch die Entwicklungsarbeit mein Wissen undmeine Praxiserfahrung vergrößern. Mir ist sehr wichtig,dass es sich bei den Kronen um ein reales Produkt undkeine Spielerei handelt“, erklärt Struve.

2.2 Nichttechnische Beispiele

2.2.1 Wie man für Logistik Wissenschafft

Die Zusammenarbeit von Hochschulen und Unterneh-men birgt nicht nur bei technischen Themen großesPotenzial. So beschäftigt sich aktuell ein Team um Prof.Wolfgang Kersten an der Technischen UniversitätHamburg (TUHH) mit dem Thema Open Innovation.Dies beschreibt die Öffnung eines Innovationsprozes-ses von Organisationen für die Außenwelt zur Vergrö-ßerung des Innovationspotenzials.

Ganz besonders interessieren sich die Wissenschaftleram Institut für Logistik und Unternehmensführung derTUHH für die Potenziale, die Open Innovation Logistik-dienstleistern bietet. Wie in all seinen Forschungspro-jekten sucht Kersten auch hier den Praxisbezug. „Mirist der Anwendungsbezug unserer Themenstellungensehr wichtig. Daher arbeiten wir in allen Projekten engmit Unternehmen zusammen“, betont der Logistikpro-fessor.

An seinem Innovationsprojekt ist unter anderem dieHermes Logistik Gruppe Deutschland GmbH beteiligt.Dort befasst sich Daniela Kirchner mit dem Innovati-onsmanagement im Geschäftsfeld Paketdistribution.Für sie ist die Teilnahme an Open Innovation undeinem weiteren Projekt, in dem Analogien aus derNatur für die Logistik nutzbar gemacht werden, eineBereicherung. „Wir wollen unsere Angebote nichtnur kontinuierlich weiterentwickeln, sondern unserGe schäftsfeld erweitern, indem wir Innovationenumsetzen. Daher sind Innovationsmethoden wie OpenInnovation für uns sehr interessant“, so Kirchner.

In Arbeitsgruppen tauschte sie sich mit Vertreternanderer Unternehmen aus und bekam wertvollen Inputfür ihre Arbeit. Neben den drei Treffen innerhalb einesJahres haben sie und ihre Kollegen auch an einem drei-stündigen Interview teilgenommen. „Diese Zeit konn-ten wir nutzen, um unsere Arbeit zusätzlich zu denumfassenden internen Prozessen von außen hinter -fragen zu lassen. Die wissenschaftliche Expertise derTU-Mitarbeiter und deren Erfahrung mit anderenUnternehmen haben uns sehr bereichert und wirhaben aus den unterschiedlichen Projekten Impulse fürunsere Arbeit erhalten“, resümiert Kirchner.

Bereits seit einigen Jahren arbeitet Wolfgang Kerstenbei der Suche nach interessierten Kooperationspart-nern mit der IKS zusammen. Für ein Projekt suchte erbeispielsweise gezielt Firmen, mit denen er ein speziellauf kleine und mittlere Logistikunternehmen aus -gerichtetes Qualitätsmanagementsystem entwickelnkonnte.

Allein diese beiden Fragestellungen zeigen, wie breitdas Themenspektrum ist, mit dem sich Kersten undseine Mitarbeiter befassen. „Logistikunternehmen sindin der Regel Teil einer langen Wertschöpfungskette.Daher haben wir uns in unterschiedlichen Forschungs-projekten mit diesem Thema beschäftigt, zum Beispielmit dem Risikomanagement oder der Sicherheit derLieferkette“, sagt Kersten.

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Die Analyse von Managementmethoden ist ebensoGegenstand seiner Forschung wie Technologie- undProzessinnovationen in der Logistik, aktuell insbeson-dere zur Digitalisierung. Kersten blickt bewusst überden Tellerrand der Logistik hinaus und arbeitet wie imProjekt Open Innovation mit dem Lehrstuhl für Tech-nologie- und Innovationsmanagement an der TUHHzusammen. Neue Impulse kommen dabei nicht nur ausanderen wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auchvon Praktikern unterschiedlicher Branchen.

Einen Nutzen in der Projektteilnahme sieht DanielaKirchner von Hermes zudem in der Möglichkeit, dieeigenen Netzwerke zu erweitern und sich intensiv undoffen in Workshops mit den Wissenschaftlern sowieanderen Unternehmern auszutauschen. „WolfgangKersten und sein Team gehen auf die Erfahrungen derUnternehmen ein und sind sehr offen für die Praxis.Wir sind auf jeden Fall an der Teilnahme an weiterenProjekten interessiert“, sagt Kirchner. Und so macht dasUnternehmen auch mit bei einer aktuellen Studie zumThema „Trends und Strategien in Supply ChainManagement und Logistik – Chancen der digitalen

Transformation“, welche ein Team um Prof. Kerstenderzeit bearbeitet.

2.2.2 Mit der Uni gegen Stromfresser

Wie dank einer Kooperation mit der Wissenschaft biszu 50 Prozent Strom im Autohaus eingespart werdenkönnen, zeigt das Beispiel der Willy Tiedtke GmbH &Co. KG.

Energie- und Umweltmanagementsysteme nehmeneinen immer höheren Stellenwert in der strategischenAusrichtung von Unternehmen ein. Nicht nur, weilgeringere Verbräuche langfristig Kosten senken, son-dern weil die Betriebe Verantwortung für Umwelt undGesellschaft übernehmen wollen. So auch die WillyTiedtke GmbH & Co. KG, die zur Erreichung ihrer Zieleeinen Nachhaltigkeitsmanager ernannte und eineKooperation mit der Universität Hamburg startete.

Etwa so viel Strom, wie 3 000 volle Waschmaschinen-ladungen benötigen, sollte in seinem Unternehmen pro

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Tag verbraucht werden? Allein 1 650 davon am zen-tralen Standort in Wandsbek und der Rest verteilt aufdie anderen sieben Autohäuser in Hamburg undSchleswig-Holstein. Das konnte Dr. Alexander Tiedtke,Geschäftsführer von Willy Tiedtke, kaum glauben, alsProf. Timo Busch und sein Doktorand Marcel Richertihm den Vergleich präsentierten.

Der Professor für Energie-und Umweltmanagementkonnte aufgrund der Zusammenarbeit mit einem drit-ten Kooperationspartner, der in Fuhlsbüttel ansässigenSmarten GmbH, weitere erstaunliche und besondersdetaillierte Stromverbräuche aufzeigen.

Deren Geschäftsführer Yorck von Fischer war an dieIKS herangetreten. Er benötigte Unterstützung bei derSuche nach passenden wissenschaftlichen Partnernzur Validierung der Ergebnisse seiner Messgeräte undderen Einsatz zur Optimierung von Energie- und

Umweltmanagementsystemen. Daraufhin fragte dieIKS bei Prof. Busch an, ob Interesse an einer Koopera-tion mit dem KMU bestünde. Busch sagte sofort zu.

„Da es für mich wichtig ist, aus der Wissenschaftherauszugehen und unsere Expertise für die Wirtschaftnutzbar zu machen, war ich sofort an einem Austauschinteressiert, als mich die IKS anfragte“, so Busch, dervor seiner Berufung in Hamburg einige Jahre an derETH Zürich arbeitete. „In Kooperationen wie mit WillyTiedtke und Smarten kann ich verschiedene Aufgabenverbinden: Durch den Einbezug von Studierenden wiemeiner Masterandin Silvia Damme kann ich eine pra-xisbezogene Ausbildung bieten und zudem Erkennt-nisse aus den Projekten veröffentlichen.“ Zudemkonnte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmendes Projekts durch die europäische Initiative Climate-KIC – einem Programm zur Förderung innovativer Pro-jekte im Klimaschutzbereich – finanziert werden.

Den BWL-Professor interessierte die Frage, wie die Ein-führung von Energiemanagementsystemen standardi-siert und effizient erfolgen kann. „Das Besondere andiesem doppelten Erfolgsprojekt war die Genauigkeitder Daten, mit denen wir durch die Beteiligung vonSmarten erstmalig arbeiten konnten. Wir haben nichtwie üblich ausschließlich auf Stromrechnungen derletzten Jahre zurückgegriffen, sondern konnten erken-nen, wo welches Gerät wann besonders viel Strom ver-braucht“, erläutert Busch.

Anhand der Messdaten wurden in einem zweitenSchritt besondere Stromfresser wie Beleuchtung,Waschanlage, Heiz- und Belüftungssystem oder die IT-Ausstattung des Unternehmens ausfindig gemacht.Nach der Priorisierung der Bereiche wurden mithilfeunterschiedlicher Methoden Maßnahmen zur Reduzie-rung der Verbräuche erstellt.

„Wir hatten einige Aha-Erlebnisse: So haben wirgelernt, dass wir durch kurzfristige, unkomplizierteLösungen wie dem Wechsel zu LED-Leuchten und derkonsequenten Einhaltung eines eigens erarbeitetenAbschaltplans über 35 Prozent Strom im Vergleich zum

Prof. Timo Busch (re.) von der Universität Hamburg hat Dr. Alexander Tiedtkegezeigt, wie er in seinem Unternehmen Strom sparen kann.

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Verbrauch vor zwei Jahren einsparen können“, sagtTiedtke. Ziel des Unternehmens ist, das aufgezeigteEinsparpotenzial von 50 Prozent in den nächstenMonaten zu erreichen.

Neben der gesteigerten Energieeffizienz durch genaueVerbrauchsanalysen und Laufzeitoptimierung solltedurch das Projekt auch der Nachhaltigkeitsgedanke inden Unternehmensalltag verankert werden. Da jedereinzelne Beschäftigte Einfluss darauf hat, wie vielEnergie verbraucht wird, war es dem neu eingerichte-ten Nachhaltigkeitsteam wichtig, die Belegschaft vonAnfang an ins Boot zu holen. Sie wurde bereits in dieersten Befragungen einbezogen. Auf Basis der Analy-seergebnisse wurden Mitarbeiterschulungen abgehal-ten und ein Vorschlagswesen für Nachhaltigkeit wurdeinstalliert.

„Wir hatten mit tollen, motivierten Menschen zu tun,die uns unserem Ziel nähergebracht haben mit ihrerExpertise und Professionalität: der Einführung einerDIN-ISO-Norm-50001-Zertifizierung für Energie- undUmweltmanagement. Und Spaß hat es ebenfallsgemacht“, berichtet Tiedtke. Die Kooperation ist abernicht beendet: Aktuell wird gemeinsam über die Eigen-

produktion von erneuerbarem Strom für die unterneh-menseigenen Elektroautos nachgedacht.

2.2.3 Eine faire Sache

Mit gutem Gewissen einkaufen: Das wollen immermehr Deutsche. Seit 2004 wächst der Umsatz mit FairTrade-Produkten. Doch über das Engagement Hambur-ger Firmen in dem Bereich ist bisher wenig bekannt.

Von Lebensmitteln über Kleidung und Kosmetika bis hinzu Fußbällen: ln Hamburg bieten mehr als 600 Unter-nehmen fair gehandelte Produkte an. Das ist einer derGründe, weshalb sich die Hansestadt seit 2010 offiziellFair-Trade-Stadt nennen darf. Um das Engagement derhiesigen Unternehmen in diesem Bereich sichtbarer zumachen und um den Verkauf von fair gehandelten Pro-dukten weiter zu steigern, haben im WintersemesterStudierende verschiedener Hochschulen Marketingkon-zepte für fünf Einzelhändler entwickelt.

„An einem Strang ziehen für den fairen Handel – Wis-senschaft und Wirtschaft“ hieß das gemeinsame Pro-jekt der IKS und der Initiative Fair Trade Stadt (FTS)

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Hamburg. „Besonderen Wert haben wir auf die wissen-schaftliche Fundierung und Umsetzbarkeit der Kon-zepte gelegt“, sagt Katja Tauchnitz, Koordinatorin beider FTS. Aber auch personelle und finanzielle Ressour-cen mussten berücksichtigt werden.

Die Ziele, die die teilnehmenden Firmen vorgaben,waren durchaus unterschiedlich. So legte der Weltla-den Osterstraße in seinem Projekt mit der HochschuleFresenius den Fokus darauf, jüngere Kunden anzulo-cken. Die Tchibo GmbH, die mit der EBC Hochschulezusammenarbeitete, wollte ihren Kunden das ThemaNachhaltigkeit näherbringen und zugleich auf dasAngebot an fair gehandeltem Kaffee in ihren Filialenaufmerksam machen. Für das Modegeschäft Marlowenature haben Studierende der AMD Akademie Mode &Design den Gesamtauftritt der Marke optimiert. Unddas Reformhaus Engelhardt wollte in Kooperation mitder International School of Management herausfinden,welcher Teil der Kundschaft die größte Motivation zumKauf fairer Produkte hat und welche Faktoren einenEinfluss auf die Kaufentscheidung haben.

Den Startschuss für das Projekt, an dem sich mehr als150 Studierende beteiligten, gab Dr. Eva Gümbel,Staatsrätin der Wissenschaftsbehörde, während derFairen Woche. Ziel dieser jährlich im September statt-findenden bundesweiten Aktionswoche ist es, auf dieUnterschiede zwischen konventionellen und fairgehandelten Waren aufmerksam zu machen. GreifenVerbraucher beim Einkauf zu Fair-Trade-Produkten,dann kaufen sie das gute Gewissen gleich mit. Dennbei deren Herstellung, die meist in Entwicklungs -ländern stattfindet, müssen gewisse Sozial- undUmweltstandards eingehalten werden.

Es ist ein Versprechen, das ankommt: 2015 gaben Verbraucher in Deutschland 1,139 Milliarden Euro fürProdukte aus dem fairen Handel aus. 2005 lag derUmsatz bei lediglich 121 Millionen Euro. Besondersstark nachgefragt wurden hierzulande fair gehandelteLebensmittel. 2015 betrug ihr Anteil am Gesamtumsatzfair gehandelter Produkte 79 Prozent.

Drei Monate lang hatten die Hamburger StudierendenZeit, um die Unternehmen kennenzulernen und um aufStärken-Schwächen-Analysen basierende passgenaueKonzepte zu entwickeln. „Die Qualität der Präsentatio-nen war sehr gut. Daher haben wir uns in der Jury auchsehr schwergetan, einen Sieger zu küren“, erzählt OleKeding, Innovationsmanager bei der Digitalagenturpilot Hamburg.

Über den ersten Platz freuten sich schlussendlichdie Studierenden der HAW Hamburg. Anna-Laura Hol-

FAIRTRADE

600+

Florian Kappmeier (li.) und Daniela Kern entwickelten für den EDEKA von VolkerWiem ein PR-Konzept.

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combe, Florian Kappmeier und Daniela Kern haben fürEdeka Niemerszein ein unkonventionelles Konzeptunter dem Motto „Fair ist hip! Faire Wahl – High Five!“entwickelt. Es sieht vor, dass Käufer fairer Waren durchein Abklatschen belohnt werden. Als Zielgruppebetrachten sie insbesondere junge Kunden und Trend-setter, die über On- und Offlinemedien in den Geschäf-ten sowie in deren Umgebung angesprochen werdensollen.

„Die Studierenden waren aufgrund des sinngebendenThemas hoch motiviert. Auch der Vergleich mit denanderen Teams hat sie zur Höchstform auflaufen las-sen“, sagt Prof. Annette Corves von der Fakultät Wirt-schaft und Soziales der HAW. Mit ihrer Kollegin, derMarketingdozentin Dr. Sandra Meister (heute AMDHochschule), hat sie die Studierenden unterstützt.

Volker Wiem, Mitinhaber der Niemerszein & Co. KG, hatseit Jahren fair gehandelte Produkte im Angebot. Erwünscht sich, dass deren Kauf für alle Kunden zur Nor-malität wird. „Das Projekt war meine erste Kooperationmit einer Hochschule, aber bestimmt nicht die letzte“,so Wiem. „Wir schmoren zu oft im eigenen Saft undhätten diese frischen Ideen nicht selbst gehabt.“ EineUmsetzung einzelner Maßnahmen wurde gleich inAngriff genommen. Dazu gehörten die Umgestaltungdes Sortiments und eine besondere Kennzeichnungvon Fair-Trade-Produkten an den Regalen.

Aufgrund der positiven Ergebnisse geht das Projekt imWintersemenster 2016/17 mit jeweils sieben Koopera-tionspaaren in die zweite Runde. Unter der Schirm-herrschaft der Zweiten Bürgermeisterin und Wissen-schaftssenatorin Katharina Fegebank heißt es dann:„Hamburg! Handelt! Fair!: Wirtschaft und Wissenschaftgemeinsam für den Fairen Handel“.

2.2.4 Schöne Hülle

Was ist das liebste Getränk der Deutschen? Das Bier?Weit gefehlt. Es ist Kaffee. Etwa 107 Liter Gerstensafttrank jeder Bundesbürger 2013. Von dem koffeinhal -tigen Heißgetränk waren es aber gut 60 Liter mehr.Hamburg hat eine über 200-jährige Tradition im Kaffeehandel und ist nach wie vor der weltweit wich-tigste Handelsplatz für die beliebten Bohnen. VomHamburger Hafen aus werden etwa 500 Millionen Kaffeetrinker europaweit mit etwa einer Million Ton-nen Rohkaffee jährlich versorgt.

Kein Wunder also, dass eine Vielzahl großer und kleinerKaffeeröster in der Hansestadt ansässig ist. Zu denbekanntesten gehören Darboven, Elbgold und natürlichdie Tchibo GmbH, die in Deutschland Marktführer fürRöstkaffee ist. Die Firmengründer Max Herz und CarlTchiling begannen 1949, Kaffeebohnen per Post zu versenden. Der kleine Versandhändler hat sich in denvergangenen 67 Jahren zu einem weltweit agierendenEinzelhandelskonzern mit fast 12 500 Mitarbeitern undeinem Umsatz von 3,5 Milliarden Euro entwickelt.

In gewisser Weise hat man 2013 mit der Produktlinie„Mein Privat Kaffee“ an die Gründungsgeschichteangeknüpft. Denn dieser Kaffee steht nicht in denRegalen der europaweit rund 100 eigenen Filialen undim Lebensmittelhandel. Er ist ausschließlich im Online-shop erhältlich. Im Tchibo-Onlineshop können Kundensich ihren ganz eigenen Kaffee mischen und ein Etikettdafür gestalten. Durch den Klick auf den Bestellbuttonsetzen sich im Werk in Hamburg-Hamm nicht etwaautomatisch Maschinen in Gang, die das Mischen,Mahlen und Verpacken der individuellen Kaffeemi-schung übernehmen. Jeder Auftrag wird nach demVorbild kleiner Kaffeemanufakturen von Hand ausge-führt.

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2014 war das Team um Produktmanagerin MelanieHirner auf der Suche nach Wegen, um eine jüngereZielgruppe für das Produkt zu begeistern. Dafür zogsie Kooperationen mit Universitäten in Betracht. DasUnternehmen hatte bereits in anderen Kooperationensehr positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mitHochschulen gemacht. Insbesondere Projekte, die zuschnell umsetzbaren Ergebnissen führen, sind fürTchibo von Bedeutung.

Weil das Unternehmen bevorzugt mit lokalen Hoch-schulen zusammenarbeitet, traf sich Hirner mit Mitar-beitern der IKS. Schnell stellte sich im Gespräch heraus,dass man bei Tchibo mit jungen Verpackungsgestalternzusammenarbeiten möchte. „Wir wünschten uns frische Konzepte für junge Zielgruppen, in denen dasPackaging neu inszeniert und dabei die Besonderheitdes Produkts herausgestellt wird“, sagt Melanie Hirner.Die Aufgabe von Studierenden bearbeiten zu lassen,bot sich auch an, weil sie selbst zur neuen Zielgruppevon Tchibo gehören.

Die Suche nach einer passenden Hochschule und dieAnbahnung der ersten Gespräche übernahm die IKS.Prof. Ansgar Eidens von der Brand Academy, einer privaten Hochschule für Design und Kommunikation,

zeigte sich von der Idee begeistert. Er gibt seinen Studierenden regelmäßig die Möglichkeit, die Theoriein die Praxis umzusetzen und mit Unternehmenzusammenzuarbeiten. „Für die Studierenden war dieseKooperation eine besondere und auch aufregendeHerausforderung“, erzählt Eidens. „Sie mussten nichtnur die Aufgabe bearbeiten und ihre Ergebnisse imSeminar von unserem Dozenten Nicolas Eilken vor -stellen, sondern pitchten auch bei der Abschluss -präsentation in der Unternehmenszentrale vor zwölfMitarbeitern um die Auswahl zur Vorstellung auf derTchibo-Ideas-Seite.“

Die Teilnahme so vieler Mitarbeiter aus den unter-schiedlichsten Abteilungen und ihr fachkundiges Feed-back bei der Endauswahl zeigte die Wertschätzunggegenüber der Arbeit der Studierenden. Die drei bestenDesigns wurden auf der Webseite von Tchibo Ideasvorgestellt. Dort konnte jeder für seinen favorisiertenEntwurf abstimmen. Die beste Verpackung wurdeschließlich produziert und konnte als Sonderedition imOnlineshop bestellt werden.

Aber nicht nur die Verpackungsideen stehen bei TchiboIdeas im Mittelpunkt. Auch die jungen Designerbekommen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Sowie Xianghao Pan und Huimin Wang, deren Designvor-schlag die beste Bewertung bei der Abschlusspräsen-tation bekam. Die beiden Chinesen sind extra für dasStudium an der Brand Academy nach Hamburggekommen. „Nicht nur die Aufgabe selbst war sehrinteressant. Ich habe dabei auch viel über die Kaffee-kultur in Deutschland gelernt“, sagt der 26-jährigeXianghao Pan, der eigentlich Teetrinker ist. Seine Kom-militonin Huimin Wang würde gern direkt ins nächsteProjekt starten: „Wir haben bereits so viel in der Theoriegelernt, aber die Kooperation war für mich eine wich-tige Praxiserfahrung. Sie bereitet mich auf mein spä-teres Berufsleben vor.“

Zur Entlohnung des Aufwands erhielten die beidenVerträge. Das war für Tchibo sehr wichtig, da sie nebender Klärung der Nutzungsrechte auch die Studierendenabsichern.

Die Studierenden (v. li.) Xianghao Pan, Huimin Wang, Marco Ivers und LukasPorschen nutzten das Tchibo-Projekt um Gelerntes in der Praxis anzuwenden,unterstützt von ihrem Dozenten Nicolas Eilken.

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2.2.5 Innovativ bleiben

Der demografische Wandel bereitet vielen Unterneh-mern Sorge. Vor allem der Fachkräftemangel ist bereitsspürbar, vielerorts werden Gegenmaßnahmen einge-leitet. Prof. Eva Bamberg und ihre Mitarbeiter am Lehr-stuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie derUniversität Hamburg (UHH) betrachten das Problemaus einem anderen Blickwinkel: Im Innografie-Projektnahmen sie die Innovationsfähigkeit von Unternehmenim Zuge des demografischen Wandels unter die Lupe.

Ob ein Unternehmen künftig innovative Produkte aufden Markt bringt oder nicht, hängt aber nicht nur vomFach- und Führungskräftemangel ab. Auch die Alte-rung der Mitarbeiter und die zunehmende Heteroge-nität innerhalb von Teams beeinflussen die Innovati-onskraft. Die Wissenschaftler untersuchten, wie dieseFaktoren zusammenspielen und die Innovationsfähig-keit erhalten beziehungsweise gestärkt werden kann.

Um KMU für das Projekt zu gewinnen, wandte sichBamberg im November 2013 an die IKS. Diese vermit-telte den Kontakt zu interessierten Unternehmen. Einesdavon ist die HS – Hamburger Software GmbH & Co.KG. Deren Geschäftsführer Dr. Thomas M. Schünemannbetont: „Das Thema Innovation ist für uns als Soft-warehersteller von essenzieller Bedeutung. Daherbefassen wir uns seit Langem damit, wie wir die Ideenunserer Mitarbeiter besser für die Entwicklung unsererSoftware und Dienstleistungen nutzen können.“ Einwichtiger Teilaspekt dabei sei, zu klären, wie die Inno-vationsfähigkeit auch dann sichergestellt werden kann,wenn spezifisches Mitarbeiterwissen nicht mehr ver-fügbar ist. Für das IT-Unternehmen kam das Angebotzur Teilnahme am Innografie-Projekt der Universitätdaher gerade recht. Die Verantwortlichen bei der Ham-burger Software GmbH & Co. KG hatten zunächst aninternen Lösungen zur Förderung und zum Erhalt derInnovationsfähigkeit gearbeitet. „Uns war aber schnellklar, dass uns eine objektive externe Einschätzungdeutlich vorwärtsbringt“, so Schünemann. Die Hürde,das Projekt den rund 160 Mitarbeitern zu erläuternund sie zur Teilnahme an der Befragung der Universität

zu bewegen, hat die Unternehmensleitung erfolgreichgenommen: Die Teilnahmequote lag bei 80 Prozent.

Im Zuge des Projekts erhielt Schünemann auch eineAnalyse der Ist-Situation. Außerdem arbeiteten dieWissenschaftler in Workshops gemeinsam mit denFührungskräften Schwachpunkte heraus und leitetenHandlungsempfehlungen ab. Sie identifizierten unteranderem innovationshemmende Arbeitsbedingungen,beispielsweise ineffiziente oder als unzumutbar emp-fundene Aufgaben. „Wir sind positiv überrascht, wiepraxisnah die Wissenschaft arbeitet, und freuen unsüber die Unterstützung“, sagt Thomas M. Schünemann.Auch das Team um Professorin Bamberg profitiert vonder Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Denn anhandder realen Fallbeispiele können die Forscher ihr Wissenerweitern und theoretische Annahmen überprüfen.

Eva Bamberg und Thomas M. Schünemann wollten herausfinden wie Firmentrotz des demografischen Wandels innovativ bleiben.

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3.1 Wir bringen die PS auf die Straße!

Interview mit Professor Thomas Netzel, Vizepräsi-dent Forschung und Transfer der Hochschule fürAngewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg

Herr Professor Netzel, was bedeutet für Sie einerfolgreicher Wissens- und Technologietransfer?

Wir machen innovative Ideen und Impulse aus unse-rem Hause und aus Unternehmen in operationalisier-ten Produkten und Dienstleistungen anfassbar undbringen damit sozusagen die PS auf die Straße.

Worin sehen Sie Vorteile für Ihre Hochschule beider Zusammenarbeit mit der Wirtschaft?

Es gibt mehrere Vorteile an der HAW Hamburg. Wirhaben Professorinnen und Professoren, die zuvoraußerhalb der Hochschule tätig waren und nun weiterhin an praxisrelevanten Aufgabenstellungenarbeiten. Durch sie entsteht ein intensiver Austauschzwischen Wissenschaft und Wirtschaft beziehungs-weise Gesellschaft, der neue Forschungsthemenebenso bildet wie konkrete Ergebnisse, die allen Betei-ligten nutzen. Davon profitieren auch und geradeunsere Studierenden. Ihnen bieten wir eine attraktiveAusbildung, die sich an den Herausforderungen undBedarfen von Wirtschaft und Gesellschaft orientiert.

Sie waren zuvor bei Airbus tätig. Wie haben Siedort die Wissenschaft in Ihre Arbeit integriert?

Das war in der Tat eine spannende und dankbareHerausforderung. Unter anderem habe ich das Manu-facturing Engineering der Kabinenausstattung derA380 verantwortet. Hier konnte ich viele Studierendeeinsetzen, die bei uns ihre Bachelor- und Masterarbei-ten geschrieben haben – ob von der HAW Hamburg,der Technischen Universität Hamburg, der UniversitätHamburg oder der Helmut-Schmidt-Universität. Die

Arbeit mit den Studierenden hat mir gezeigt: Manbraucht unterschiedliche Perspektiven und kreativeInputs, um Innovationen zu erzeugen. Und junge Leuteunterschiedlicher Hochschulen können das gemeinsameben besonders gut, denn sie bringen oft ganz ver-schiedene Sichtweisen ein. Ich war und bin überzeugt,dass dieses Potenzial viel stärker genutzt werden sollte!

Welche Formate bieten Ihre Hochschule und dieeinzelnen Lehrenden Unternehmen an?

Es gibt geschlossene und offene Formate. Ein Großteilunserer Abschlussarbeiten wird mit der Praxis durch-geführt, dies sind Beispiele für geschlossene Formate.Das Unternehmen erhält auf diese Weise Know-howfür die Weiterentwicklung.

Was verbirgt sich hinter den offenen Formaten?

Wir bieten zum Beispiel jährlich die Fachtagung RapidPrototyping an. Und das bereits im 15. Jahr, obwohldas Thema 3-D-Druck ja erst seit zwei, drei Jahren inaller Munde ist. Ich freue mich unter anderem auchüber die Hamburger Karosseriebautage, den For-schungstag des Competence Center Gesundheit, dieGründerveranstaltungen am Kunst- und Mediencam-pus Finkenau und die Firmenkontaktbörsen an allenFakultäten unserer Hochschule. Diese Veranstaltungenbringen nicht nur aktuellen Input, sondern auch denAustausch mit uns Wissenschaftlerinnen und Wissen-

3 Tipps für eine erfolgreiche Kooperation mit der Wissenschaft

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schaftlern, Studierenden und den Unternehmen unter-einander. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftbeziehungsweise Gesellschaft ist aber weiterhin aus-baufähig. Hier sind wir alle gefordert, weitere Formatezu schaffen.

Was wünschen Sie sich von Unternehmen, die mitIhnen zusammenarbeiten wollen?

Dass Unternehmen uns als innovative Hochschuleerkennen und von sich aus mit konkreten Fragestel-lungen auf uns zukommen, damit wir ihre Ideen inProdukte und Dienstleistungen überführen! Wir sindnicht nur Ausbildungsstätte, sondern eben auch eineinnovative Hochschule. Außerdem wünsche ich mireine nachhaltige Zusammenarbeit, die eine mittel- undlangfristige Partnerschaft auf Augenhöhe anstrebt.

Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammen-arbeit mit der IKS gemacht?

Ich habe die IKS bereits zu Beginn meiner Tätigkeit alsProfessor an der HAW Hamburg kennengelernt. Ichführte selbst ein Transferprojekt und benötigte Unter-stützung zur weiteren Vernetzung mit der Wirtschaft.In diesem Zusammenhang habe ich erlebt, wie die IKSals Bindeglied zwischen Wirtschaft und Wissenschaftagiert – und als Katalysator von Transfer wirkt. AlsHochschule für Angewandte Wissenschaften ist dasfür uns eine Schlüsselfunktion, die wir bei der Umset-zung unserer Transferstrategie benötigen.

Wann lohnt es sich Ihrer Meinung nach für Unter-nehmen, mit einer Hochschule zusammenzuarbeiten?

Wenn Entwicklungsbedarfe nicht abgedeckt werdenkönnen, zum Beispiel wegen fehlender Kapazitäten.Unser Themenspektrum ist sehr groß: Wir bieten vonklassischen Ingenieur-, Informatik- und wirtschafts-wissenschaftlichen Themen über Ökotrophologie bishin zu Design- und Medienthemen ein breites Spek-trum und können so auch interdisziplinäre Fragestel-lungen abdecken.

Ihre Hochschule ist die drittgrößte FachhochschuleDeutschlands. In welchen Fachbereichen ist beiIhnen der Transfer besonders hoch?

Das ist ganz unterschiedlich. Im Department Design,Medien und Information spielt das Thema Gründungneben dem klassischen Transfer eine wichtige Rolle. Inden technischen Bereichen werden meist viele Koope-rationen durchgeführt und Messen sowie andere For-mate gemeinsam mit der Wirtschaft beziehungsweise.Gesellschaft entwickelt und umgesetzt. Dafür sinddiese Bereiche auch bekannt.

Können Sie von einer besonders positiven Erfah-rung in der Zusammenarbeit mit einem Unterneh-men berichten?

Die HAW hatte sich beim Förderprogramm des BMBF„Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“beworben, mit dem insgesamt zehn forschungsstarkeFachhochschulen gefördert werden sollen, die einenbereits vorhandenen Forschungsschwerpunkt mithohem Transfer- und Umsetzungspotenzial ausbauenund ihr Forschungsprofil nachhaltig schärfen wollen.Wir waren mit unserem Projektantrag „X-Energy“erfolgreich und haben nun das Ziel, durch langfristigePartnerschaften mit Unternehmen und der Gesell-schaft die Region als eine der führenden Innovations-standorte für die Energiewende zu profilieren. DieserErfolg war nur durch eine enge und vertrauensvolleZusammenarbeit von Wissenschaftlern, Unternehmen,Politik, Behörden und allen relevanten Unterstützernin der Metropolregion Hamburg möglich. Hierbeinimmt unser Competence Center für ErneuerbareEnergien und Energieeffizienz CC4E eine Schlüsselrolleein. Ich freue mich, auf dieser Basis gemeinsam mit derUmsetzung des Projekts zu starten.

Wie sollte die Strategie einer Hochschule sein,damit sie transferkompatibel ist?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, unternehmeri-sches Denken im positiven Sinne zu vermitteln. Diedazu notwendigen Kompetenzen und der „Spirit“ müs-

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sen in enger Zusammenarbeit mit der Praxis vermitteltwerden. Wir sind damit nicht nur interdisziplinäre Aus-bilder, sondern denken und arbeiten transdisziplinär,um den Herausforderungen von Wirtschaft undGesellschaft begegnen zu können. Die dabei entste-henden Erfolgsgeschichten müssen wir noch viel stär-ker nach außen kommunizieren!

Was macht die HAW, damit sie den Wissens- undTechnologietransfer effizient nutzen kann? Wiesetzt sie sich von anderen ab?

Als HAW Hamburg gehen wir strategisch vor. Wirarbeiten aktiv an unserer Forschungs- und Transfer-strategie; setzen uns konkrete Ziele, die wir managenund kontinuierlich verfolgen. Denn wir müssen an derHochschule so professionell sein wie in der Praxis undAndockpunkte für Wirtschaft und Gesellschaft schaf-fen. So haben wir beispielsweise mit dem CreativeSpace for Technical Innovations (CSTI) einen Raumgeschaffen, in dem prototypenhafte Entwicklung ineinem beschleunigten Entwicklungsprozess entstehenkann. Der CSTI kann gleichzeitig als zentral gelegenerShowroom im Zentrum Hamburgs von Unternehmengenutzt werden. Wir müssen für Unternehmen inte-ressant sein und uns für Unternehmen interessieren.Hochschulen könnten entkoppelt von Praxis tätig sein,wir wollen es aber bewusst nicht!

Wo sehen Sie noch Schwachstellen des Transfer-systems der Metropolregion Hamburg/Hamburgs?Was müsste getan werden?

In Hamburg haben wir die InnovationsAllianz entwi-ckelt, die wir weiterverfolgen sollten. Es ist wichtig,dies gemeinsam mit allen Stakeholdern, auch denHochschulen, zu tun. Potenzielle Bereiche für Innova-tionen und Transfer müssen erkannt und gemeinsamweiterentwickelt werden.

3.2 Aktuellstes Wissen, neue Ideenund Know-how!

Interview mit Unternehmer Carsten Hagemann,Hagemann Consulting

Herr Hagemann, Sie haben viele Jahre technologie-getriebene Unternehmen beraten.

Ja, genau. Bei BeOne haben wir Firmen unterstützt,ihre technologischen Entwicklungen nach vorne zubringen. Wir arbeiteten zunächst eher als verlängerteWerkbank der Unternehmen, konnten dann aber früh-zeitig Hinweise auf Technologietrends geben. Wurdeein Trend erkannt, konzentrierten wir uns darauf,Know-how in den Bereichen aufzubauen, um frühunter denen zu sein, die entsprechende Produkte zurMarktreife führen konnten.

Also war es ein Hauptschwerpunkt Ihres Unterneh-mens, Innovationen mitzugestalten?

Ja, eindeutig. Es hat sich auch in Kooperationen mitder Technischen Universität (TU) Hamburg gezeigt,dass Ideen, die aus der Zusammenarbeit mit Hoch-schulen entstehen, Einfluss auf produzierende Unter-nehmen haben können.

Sie haben die Hochschulen angesprochen. Wannhaben Sie sie in Ihre Arbeit einbezogen?

Das war 2010. Ich hatte ein sehr produktionsnahesProjekt und suchte nach einem Uni-Partner.

Und waren Sie erfolgreich?

Ja, und das schneller als gedacht! Ich bin auf derHomepage meiner alten Hochschule, der TU Hamburg– damals vor allem bekannt als TU Harburg – auf denBetreuer meiner Diplomarbeit vor 25 Jahren gestoßen(lacht). Den neuen Institutsleiter der Fertigungstechnikkannte ich nicht, aber über meinen persönlichen Kon-takt bekam ich schnell Zugang zum Lehrstuhl und wirkonnten das Projekt erfolgreich umsetzen. Wie in allen

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Bereichen des Lebens muss auch bei der Kooperationdie Chemie auf der persönlichen Ebene stimmen!

Was haben Sie von der Hochschule bekommen?

Aktuellstes Wissen, neue Ideen und Know-how!

Worum ging es in Ihren Kooperationen?

Es handelte sich in erster Linie um Fertigungstechnikund die Digitalisierung von Prozessen. Das, was heuteunter dem Stichwort „Industrie 4.0“ in aller Munde ist,haben wir bereits 2008 als „Digitale Fabrik“ bearbeitet.In den klassischen Büroabläufen ist die Digitalisierungbereits sehr weit verbreitet. Die große Herausforderungist, die gesamte Wertschöpfungskette einzubeziehen,also von der Ursprungsidee, der Entwicklung des Produkts über die Konstruktion, Fertigung, Montage,die dahinterstehenden Logistikprozesse bis hin zumAfter-Sales-Geschäft wie der Entsorgung. Neben derTU haben wir auch mit der HAW Kontakt. Hier bekamenwir Expertise, wie Prozesse digitalisiert werden könnenund welche Vorgehensweisen und Modelle es dafürgibt.

Können Sie weitere Beispiele nennen?

Wir haben auch für einen Automobilhersteller dernorddeutschen Tiefebene gearbeitet, der weltweit auf-gestellt ist. Dieser möchte in Kooperation mit der HAWseine globalen IT-Prozesse verändern. In einem Projektwird erforscht, wie von der Zentrale in Deutschland dieEntwicklungsprozesse von Software auch in Indien,Süddeutschland oder im Gebäude nebenan gesteuertund überwacht werden kann. Das Projekt ist noch inden Kinderschuhen, hat aber sehr großes Potenzial.

Mit demselben Unternehmen haben wir ein Projekt mitder TU Hamburg durchgeführt, in dem erforscht wird,wie mithilfe von Simulationen einzelner Fertigungs-schritte die Anlaufkosten für die Montage verringertwerden können.

Warum macht das Unternehmen das nicht selbst?

Die TU arbeitet beispielsweise mit einer Cave Automa-tic Virtual Environment (CAVE). Einem Raum, in demeine virtuelle Umwelt, also auch ein Fertigungsprozess,simuliert werden kann. In diesem Bereich sind einigeHochschulen der Wirtschaft weit voraus. Das Unter-nehmen profitiert vom Know-how und der Ausstat-tung.

Sollte denn jedes Unternehmen Ihrer Meinung nachmit einer Hochschule kooperieren?

Ich stelle eine Gegenfrage: Was passiert, wenn Sie esnicht tun? Ich denke, dass es bestimmte Markttreibergibt wie Geld, Qualität, time-to-market und Entwick-lungsvorsprünge. Wenn ich mir keine Gedanken übereinen möglichen Technologietransfer mache, denmeine Konkurrenz aber nutzt, kann es sein, dass sichdie beschriebenen Treiber gegen mich wenden.

Bei sehr erfolgreichen Unternehmen ist der TransferTeil der Unternehmensstrategie. Um Trends nicht zuverschlafen, bedarf es auch der Zusammenarbeit mitder Wissenschaft. Das wird allzu oft übersehen oderfalsch eingeschätzt.

Wie genau kann die Hochschule helfen?

Das kann Ihnen die Hochschule wahrscheinlich beieiner so offenen Frage nicht beantworten. Jeder Unter-nehmer oder Unternehmerin kennt das eigene Unter-nehmen am besten!

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Mir ist wichtig zu betonen: Die erste Vernetzung entsteht im Kopf! Maschinen können sich nicht selbstvernetzten, es braucht den Menschen dazu. Wenn Siealso genau wissen, was Sie wollen, kann Ihnen eineHochschule Wege, Mittel und Methoden aufzeigen, anIhr Ziel zu gelangen. Sie kann Denkanstöße und Vorentwicklungen geben und einzelne Schritte, die Sieweiterbringen. Für jedes Unternehmen und Projektsieht dieser Weg aber anders aus. Doch die Zieldefini-tion selbst ist Chefsache!

Forschungsprojekte können lange dauern, aber wersagt, dass Sie nicht auf dem Weg bereits verwertbareZwischenprodukte erhalten?

Würden Sie denn jedem Unternehmen eine Koope-ration empfehlen?

Grundsätzlich ja! Ich würde auf jeden Fall empfehlen,sich Gedanken zu machen und sich aktiv für oder auchgegen den Transfer zu entscheiden. Wenn es jetzt nichtpasst, kann es für Projekte in zwei Jahren bereitsanders aussehen.

Hat es für Sie auch Zweifel an der Sinnhaftigkeitvon Kooperationen gegeben?

Oh ja, und ob! Man darf nicht unterschätzen, dass essich um zwei unterschiedliche Welten handelt, die ganzanderes ticken. Beispielsweise sind die Zeiträume, in derdie Wissenschaft denkt und arbeitet – gerade wenn esum Grundlagenforschung geht –, für einen Unterneh-mer viel zu groß. Ich muss also entscheiden, ob ich soviel Zeit und auch personelle Ressourcen in die Koope-ration investieren möchte. Unternehmer können nichtwie von der eigenen Entwicklungsabteilung erwarten,dass nach ein oder zwei Jahren ein marktreifes Produktentsteht. Das muss jedem bewusst sein.

Sehen Sie weitere Hürden der Zusammenarbeit?

Die Zeit, die für die Beantragung von Fördergeldern fürForschungsprojekte einkalkuliert werden muss, istebenfalls sehr lang. Erst wird der Antrag geschrieben,

dann kann es bis zu zwölf Monate dauern, bis er über-haupt bewilligt wird. Wenn ich etwas voranbringenund schnell in den Markt bringen möchte, ist dieskaum möglich. Das muss ich abwägen.

Was würden Sie sich als Unternehmer von der Wis-senschaft wünschen?

Dass sich die Wissenschaft weiter öffnet und nichtdurch regulative Hemmnisse die Kooperationen er -schwert. Auch die Wissenschaftler sollten die Vorteilesehen, die sie aus der Wirtschaft erhalten. Neben denfinanziellen Mitteln meine ich hier vor allem die neuenIdeen, die in die Hochschulen getragen werden undneue Grundlagenforschung anregen. Sonst wird derWissenschaftsstandort Deutschland austrocknen!

War es für Sie immer leicht, einen passenden Part-ner zu finden?

Mit meinem alten Betreuer hatte ich natürlich sehrgroßes Glück! Bei 90 Prozent meiner sonstigen Koope-rationen habe ich die IKS in Anspruch genommen.Ohne die IKS würde Vieles von dem, was Hochschulenversuchen, in die Wirtschaft zu bringen in Hamburgnicht funktionieren. Viele wollen ja auch nicht mehrim eigenen Saft schmoren oder im Elfenbeinturm sit-zen! Hierfür braucht es eben solch eine Maklerfunktionwie die IKS, die für beide Seiten viel Wert ist.

3.3 Patente können den Innovations-prozess unterstützen

Interview mit Dr. Michael Kuckartz, Leiter derAbteilung Innovation, Technologie, Hoch schulen/Innovations- und Patent-Centrum/Innovations Kon -takt Stelle an der Handelskammer Hamburg

Herr Dr. Kuckartz, was haben Patente mit Innova-tionen zu tun?

Zunächst einmal nichts. Patente können nämlich nurdie Investitionen in etwas Neues schützen, also die

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Investitionen, die für Forschung und Entwicklung auf-gewendet wurden, um etwas Neues zu entwickeln oderzu erfinden. Hierbei ist zu beachten, dass Patente nurdann erteilt werden, wenn die Erfindung auch tatsäch-lich eine ist. Nach Patentgesetz ist das der Fall, wennes sich um eine technische Lehre handelt, die zum Zeit-punkt der Patentanmeldung weltweit neu ist, eineerfinderische Leistung damit verbunden ist und dieErfindung gewerblich anwendbar ist. Mit einem erteil-ten Patent wird dem Anmelder demnach bescheinigt,dass er in diesem Sinne eine Erfindung gemacht. Obsie allerdings zu einer Innovation, sprich vom Marktangenommen und ein Erfolg wird, ist ungewiss.

Das hört sich verwirrend an. Ist das Patent also eineArt Versicherung für den Fall, dass die Erfindungkeinen Markterfolg hat?

Nein. Sollte die Erfindung keinen Markterfolg haben,gibt es durch das Patent kein Geld vom DeutschenPatent- und Markenamt oder anderen nationalen undinternationalen Patentbehörden zurück. Vielmehrgreift das Patent, wenn die Erfindung ein Markterfolgwird. Denn dann haben Dritte vielleicht das Bedürfnis,die erfolgreiche Erfindung abzukupfern und so denGewinn des Erfinders abzuschöpfen. Dies kann durchein erteiltes Patent verhindert werden. Denn das Patentist ein Verbietungsrecht. Der Inhaber kann Dritten, diedas Patent nutzen, diese Nutzung untersagen – undNutzung ist in diesem Fall relativ weit auszulegen. DasVerbietungsrecht bezieht sich allerdings nur auf dieLänder, in denen auch ein Patentschutz besteht. Es gibtkein Weltpatent.

Lohnen sich Patentanmeldungen dann überhaut?

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.Patente, die nur kosten und sonst keine positivenEffekte für das Unternehmen haben, sind schlechtePatente, die man besser nicht angemeldet hätte. DieFrage muss man also vermutlich anders stellen. WelcheErfindungen können für unser Unternehmen sinnvollsein? Um diese Frage zu beantworten, muss sich dasUnternehmen nachhaltig mit dem Thema beschäftigen

und sowohl eine Patentanmeldestrategie als auch einegesamte Patentstrategie entwickeln und leben. DiePatentstrategie sollte dabei idealerweise auch mit derUnternehmensstrategie abgestimmt sein. Ziel muss esimmer sein, mit den angemeldeten Erfindungen dengrößtmöglichen Nutzen für das Unternehmen zuerzielen. Dies ist nicht immer das Patent in seiner Funk-tion als Verbietungsrecht, um Wettbewerber von einemMarkt auszuschließen. Es können auch andere Aspekteim Vordergrund stehen wie zum Beispiel die Behinde-rung des Wettbewerbs durch den Aufbau von ganzenPatentzäunen um eine bestimmte Technologie, dieErhöhung der Wahrnehmung des eigenen Unter -nehmens als innovatives Unternehmen durch Patent-anmeldungen oder die Erhöhung des Cashflows durchgezieltes Auslizenzieren eigener Patente an Dritte.

Können Patente denn in irgendeiner Weise die For-schung und Entwicklung unterstützen?

Ja, das können sie in der Tat. Wie bereits gesagt, müs-sen Patente weltweit neu und gewerblich anwendbarsein. Somit werden in ihnen technische Lehren offen-gelegt, die nah an der Anwendung und damit nah amMarkt sind. Sie bilden somit die Basis für das tech -nische Wissen der Menschheit. Die Informationen, diein Patenten veröffentlicht werden, werden nach Schät-zung von Experten nur in den seltensten Fällen nochin anderen Medien veröffentlicht. Dies erklärt sichdaraus, dass unternehmerische Patentanmelder nur soviel von ihrer Arbeit preisgeben möchten, wie für diePatent erteilung erforderlich ist. Eine Publikation derunternehmerischen Forschungsergebnisse in klassi-

§

IPC- Innovations- und Patent-Centrum

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schen wissenschaftlichen Medien ist daher die Aus-nahme. Anders sieht dies in der Wissenschaft aus. Hierist die Publikation in einem Fachmagazin die Regel, danur so unter anderem die wissenschaftliche Reputa-tion bewertet wird. Daher ist jedes Unternehmen gutberaten, vor dem Start eines eigenen Forschungs- oderEntwicklungsprojets zunächst den Stand der Technikaus Patenten zu ermitteln. Dies ist nicht immer einfach,da Patente in einer besonderen Sprache formuliertwerden. Es gibt hierfür aber professionelle Recherche-dienste, wie zum Beispiel unser Innovations- undPatent-Centrum, die diese Recherchen durchführenund entsprechend aufbereiten können.

Was sind die größten Fehler, die Unternehmenmachen, wenn es um Patente geht?

Ein Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist die Dar-stellung der Erfindung auf Messen, Konferenzen oderauch in Firmenprospekten. Dies ist prinzipiell nichtsSchlimmes, sofern vorher eine Patentanmeldung ein-gereicht wurde. Leider wird dies häufig vergessen,sodass die spätere Patentanmeldung nicht mehr neuist. Der Neuheitsbegriff wird von den Patentämtern,aber auch vom Wettbewerb sehr eng gesehen. Aucheigene Vorveröffentlichungen sind neuheitsschädlichund führen dazu, dass eine eingereichte Patent -anmeldung nicht mehr erteilt werden kann.

Ein anderer Punkt, der viel zu häufig übersehen wird, istdie Ermittlung des Stands der Technik vor Beginn einesForschungs- und Entwicklungsprojekts. Nur bei Kenntnisdes Stands der Technik kann in der Regel durch gezieltenRessourceneinsatz auch etwas Neues entstehen.Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Projekt letztlichals Ergebnis Doppelerfindungen liefert, die verständ -licherweise nicht mehr patentiert werden können.

Die Statistiken der Patentämter bestätigen diese Fehlerleider jedes Jahr wieder. Allein beim Deutschen Patent-und Markenamt können jährlich mehr als die Hälfteder angemeldeten Erfindungen wegen fehlender Neuheit oder zu geringer Erfindungshöhe nicht zumPatent erteilt werden. Ich möchte mir nicht ausmalen,

welcher Schaden dadurch bei Investitionen von mehrals 50 Milliarden Euro, die die deutsche Wirtschaft fürForschung und Entwicklung (FuE) aufwendet, entsteht.

Welche Leistungen bietet das Innovations- undPatent-Centrum (IPC) den Unternehmen in diesemKontext an?

Um gerade auch kleinen und mittleren Unternehmenbeim Umgang mit Patenten zu helfen und sie bei ihremPatentmanagement zu unterstützen, hat das IPC eineReihe von Dienstleistungen entwickelt. Dazu zählen dieschon erwähnten umfangreichen Recherchen zumStand der Technik, die in der Regel vor der Aufnahmeeines FuE-Projekts durchgeführt werden sollten. Wer-den während des Projekts neue Erkenntnisse gefunden,die möglichweise Erfindungen sein könnten, führt dasIPC sogenannte Neuheitsrecherchen durch, mit denengegebenenfalls unnötige und hohe Nebenkosten imZuge einer Patentanmeldung vermieden werden. Mitunserem Technologie- und Wettbewerbsmonitoringbleiben Unternehmen dann immer auf dem Laufenden.

Patentstatistische Analysen helfen, strategische Ent-scheidungen vorzubereiten. Die Analyse des Lebenszy-klus einer Technologie zum Beispiel oder auch diePatentanalyse von Wettbewerbern können Investiti-ons- oder Deinvestitionsentscheidungen unterstützen.

Ein wichtiges Instrument für ein effizientes Patent -management ist die regelmäßige Untersuchung deseigenen Patentportfolios. Mit speziellen Workshopsund eigenen Softwaretools können wir hierbei helfen.

Was können Sie den Unternehmen, aber auchErfindern empfehlen, die sich mit dem ThemaPatene erstmalig beschäftigen wollen?

Unternehmer oder Erfinder, die sich bisher noch nichtmit dem Thema beschäftigt haben, rate ich zur Teil-nahme an unseren mehrmals jährlich angebotenenBasisseminaren zu allen Arten der gewerblichen Schutz -rechte. Für die Vertiefung des dort erlangten Wissensbieten wir weiterführende Schulungen im kleinen Kreis

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an. Am einfachsten ist allerdings die persönliche Kon-taktaufnahme. Hierbei kann dann im Detail besprochen,welches Angebot das jeweils passendste ist.

3.4 Mehrwert durch Austausch

Aufgrund der großen Potenziale einer Kooperationmöchten immer mehr Unternehmen – auch KMU –und Hochschulen zusammenarbeiten. Der Prozess,geeignete Partner zu finden, gestaltet sich jedoch oftwie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heu-haufen. Zudem ist die Suche mit hohem zeitlichen undpersonellen Aufwand verbunden – sowohl für Unter-nehmer als auch für Wissenschaftler. Hinzu kommt,dass die Kontaktaufnahme für beide Seiten zum Teilgroße Überwindung kostet.

Um Abhilfe zu schaffen, hat unsere Handelskammerim Jahr 2012 die Veranstaltungsreihe „Wirtschaft trifftWissenschaft“ ins Leben gerufen. Sie bietet einerseitsHochschullehrern eine Plattform, die Praxispartner fürgemeinsame Projekte suchen. Andererseits erhalten

Das Innovations- und Patent-Centrum

• Recherchen zu Patenten, Marken und Designs

• Monitoring von Patenten, Marken und Designs

• Patentanalysen

• Technologie-Scouting

• Patentverwertung

• Erfindungs-Check

• Patent-Workshop

• Eigenrecherchen im IPC

• Kostenfreie Patentanwaltsberatung

• Bestellung von Patentschriften

Öffnungszeiten Lesesaal:

Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr

Raum 47 im Erdgeschoss der Handelskammer

INFORMATION

Unternehmer auf unkompliziertem Weg Zugang zumFachwissen der Experten. Jeweils drei Vertreter einerFachrichtung berichten in kurzen Vorträgen über ihreForschungsschwerpunkte und Kooperationsangebote.

Bei der Veranstaltung zum Thema „Maschinenbau –Von der Konstruktion zur Produktion“, stellte Dr.Hans-Joachim Beyer, Professor für Konstruktion undMechatronisches Design an der HAW Hamburg, eineBandbreite studentischer Abschlussarbeiten vor. DieBeispiele reichten von der Vereinheitlichung digitalerBedienoberflächen bis hin zur Entwicklung eines indus-triellen Lagerprüfstands. Sämtliche Ergebnisse derArbeiten wurden von kooperierenden Betrieben prak-tisch umgesetzt. „Alle Studierenden machen vor derAbschlussarbeit ein mehrmonatiges Praktikum im Un -ternehmen. Einige Chefs haben auf diesem Wegzukünftige Mitarbeiter gefunden“, so Beyer. Prof. Thomas Netzel, Vizepräsident der HAW und Lehrstuhl-inhaber für Mess- und Regelungstechnik, zeigte, wie ermit Studierenden ein neues medizintechnisches Gerätentwickelte und wie das Produkt gemeinsam mit demUnternehmenspartner entstand. „Es macht mir großeFreude, zu sehen, wie Studierende das Wissen, das wirihnen vermittelt haben, sofort umsetzen können“, soder Ingenieur. Für die Projekte bräuchten sie aber nichtnur technisches Know-how: „Mir ist wichtig, dass sieimmer in schlanken Prozessen denken und das Hand-werkszeug für ein straffes Projektmanagement beherr-schen.“ Prof. Thorsten Schüppstuhl vom Institut fürFlugzeugproduktionstechnik der Technischen Universi-tät Hamburg präsentierte seine Projekte zur verbesser-ten Zusammenarbeit von Mensch und Maschine sowiezur robotergestützten Reparatur von Flugzeugrümpfen.

Ob das Betätigungsfeld der Akademiker auch für dieUmsetzung ihrer Vorhaben nützlich ist, konnten dieanwesenden Unternehmer anhand der unterschied -lichen Beispiele schnell feststellen. Ein anschließendespersönliches Gespräch ermöglichte, den eigenenBedarf mit dem Angebot der Wissenschaftler abzuglei-chen. In mehreren Fällen blieb es nicht beim Kennen-lernen, sondern es kam zu weiteren Treffen, in denensich eine Zusammenarbeit konkretisierte.

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Bei gemeinsamen Vorhaben kommt es aber nicht nurauf Inhalte an. Auch die Persönlichkeit beider Partnerist entscheidend für ein erfolgreiches Projekt. Durchden direkten Kontakt bei „Wirtschaft trifft Wissen-schaft“ können sich Unternehmer ebenso wie Profes-soren ein Bild davon machen, ob eine Kooperationauch auf persönlicher Ebene für sie denkbar ist.

3.5 Checkliste: Kooperationmit der Wissenschaft

Projektanbahnung

Innovationskiller Tagesgeschäft

Planen Sie ausreichend Zeit für die Projekte ein undentkoppeln Sie diese möglichst vom Tagesgeschäft.

Bisherigen Themen der Veranstaltungsreihe „Wirt-

schaft trifft Wissenschaft“:

• Big Data

• Innovations- und strategisches Management

• Lebensmittelwissenschaften

• Maschinenbau

• Mechatronik

• Produktionsmanagement

• Produktionstechnik

• Sensorik

• Simulation

• Verfahrenstechnik

Sie möchten zu kommenden Veranstaltungen

eingeladen werden? Dann senden Sie eine E-Mail

an: [email protected]

BEISPIELE Projektskizze geht vor Detailplanung

Halten Sie Ihre Ideen in Projektskizzen fest. Dies struk-turiert Ihre Gedanken und bildet eine fundierte Basis,um mit Partnern ins Gespräch zu kommen und die Ideegemeinsam weiterzuentwickeln.

Win-win: Einfacher gesagt als getan

Verdeutlichen Sie sich vor dem Erstgespräch, dass nichtjede Fragestellung auch für die Wissenschaft generelloder für den von ihnen angefragten Wissenschaftlerpassen muss beziehungsweise interessant ist.

Guter Rat ist nicht immer teuer, kann aber dennochetwas kosten

Seien Sie sich bewusst, dass Dienstleistungen wissen-schaftlicher Einrichtungen nur in seltenen Fällen kos-tenlos zu haben sind. Besprechen Sie die Incentivie-rung und Motivation Ihres Gegenübers. Was ist ihmwichtig? Neue Mitarbeiter, finanzielle Gegenleistung,Veröffentlichungen oder einfach Interesse am Thema?

Persönlich hält besser

Vereinbaren Sie frühzeitig einen Termin, um Ihrepotenziellen Kooperationspartner kennenzulernen. Sokönnen Sie möglichst frühzeitig (auch auf der persön-lichen Ebene) abschätzen, ob für Sie eine Zusammen-arbeit infrage kommt, und gegenseitiges Vertrauenaufbauen.

Auf die Vorbereitung kommt es an

Bereiten Sie sich ausreichend auf das Gespräch vor:Was ist Ihr Ziel? Welche Expertise benötigen Sie vonIhrem Gegenüber? Welche Informationen fehlenIhnen? Wie sollen die nächsten Schritte aussehen?

Der Ort zählt

Überlegen Sie sich, wo Sie das Gespräch führen möch-ten: an der Hochschule, um sich zum Beispiel einen

! ?

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Eindruck vom Labor zu verschaffen, bei Ihnen imUnternehmen oder an einem neutralen Ort.

Set-up

Innovation ist Chefsache

Bei Gesprächen sollten neben Spezialisten auch dieEntscheider am Tisch sitzen.

Auf Augenhöhe

Führen Sie die Gespräche als gleichberechtigter Ver-handlungspartner.

Let’s Talk Science – Wörterbuch erwünscht

Wissenschaftler sprechen für Sie gegebenenfalls eineandere Sprache – auch wenn es um Zeiträume, Finan-zierung oder Abrechnung geht. Fragen und fassen Sienach!

Je früher, desto besser

Klären Sie zu Beginn die gegenseitige Erwartungshal-tung.

Das Ziel im Fokus

Stellen Sie sicher, dass Sie die gegenseitigen Zielsys-teme kennen. Worauf kommt es der Hochschule an?Weichen die Ziele gegebenenfalls von Ihren ab? Gibtes Ausschlusskriterien? Wo können Sie sich annähern?

Klare Absprachen gewinnen

Je konkreter das Projektziel und dessen Umsetzungabgesteckt sind, desto besser: Was wollen wir? Wo stehen wir? Wie ist die Umsetzung? Wie viel Zeit wirdbenötigt? Welches Personal wird benötigt? Wie hochsind die Kosten? (erstellen Sie z. B. ein Pflichtenheft)

Wer, was, wann, wo?

Welche Meilensteine müssen wann erfüllt werden?Gibt es einen regelmäßigen Modus, in dem Sie sich mitder Hochschule austauschen? Benennen Sie festeAnsprechpartner und Verantwortlichkeiten im Unter-nehmen und auch in der Hochschule für das Projekt.Sind Ihre Ansprechpartner auch in der semesterfreienZeit erreichbar? Bleiben Sie in Kontakt und geben Siesich regelmäßig Feedback.

Time is Money

Beachten Sie die Vorlauf- und gegebenenfalls Bewilli-gungszeiten der Projekte (Semesterzeiten, Förderzeit-räume).

Probleme ansprechen

Merken Sie während des Projekts, dass Probleme oderMissverständnisse auftauchen, verdrängen Sie diesenicht und sprechen Sie sie zeitnah an. Mediatoren kön-nen helfen.

Rechtliches

Alles, was Recht ist

Machen Sie sich vertraut mit den rechtlichen Rahmen-bedingungen des Kooperationsprojekts.

Patente Denke

Klären Sie frühzeitig die Schutzrechtssituation. Wemgehören beispielsweise die Schutzrechte aus denKooperationen zwischen Partnern? (Bei Fragen könnenSie sich auch an das Innovations- und Patent-Centrumunserer Handelskammer wenden).

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Schweigen ist manchmal Gold

Benötigen Sie gegebenenfalls eine Geheimhaltungser-klärung? Sprechen Sie dies bereits vor dem Treffenoder am Anfang des Gesprächs an.

Sind Studierende am Projekt eingebunden, müssendiese ebenso wie die wissenschaftlichen MitarbeiterGeheimhaltungsverträge unterzeichnen.

Ihre Unterschrift, bitte

Klären Sie, wer zeichnungsberechtigt ist. Wenn Vorge-setzte Verträge unterschreiben müssen, beachten Sieeventuelle Vorlaufzeiten. Bei Unterschriftenregelun-gen, die zum Teil abteilungsübergreifend sind, verlän-gern sich häufig die Vorlaufzeiten.

Finanzierung

Plan B immer mitdenken

Verlassen Sie sich bei Ihrer Planung nicht auf öffentli-che Fördermittel! Es besteht kein gesetzliches Anrechtauf die finanzielle Unterstützung. Entwickeln Sie einenPlan B für die Finanzierung Ihres Vorhabens.

Das Wesentliche zuerst

Informieren Sie sich frühzeitig über die Rahmenbedin-gungen der Fördermittel, die Sie ins Auge gefassthaben. Oft wird bereits beim Sichten der Rahmenbe-dingungen (Unternehmensgröße, Mitarbeiterzahl, Alterdes Unternehmens) deutlich, dass sie nicht für IhrUnternehmen geeignet sind. So sparen Sie wertvolleZeit und Manpower!

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Nicht nur der frühe Vogel …

Nicht nur in der ersten Phase Ihres Innovationsprozes-ses kann die Kooperation Ihnen weiterhelfen. Auch inspäteren Stadien, etwa durch Nutzung von Prüfstän-den oder bei der Prototypenherstellung, können Sievon der Zusammenarbeit profitieren.

Über den Tellerrand schauen

Kooperationen mit bisher „fernen“ Fachbereichen bie-ten oft großes Potenzial. Trauen Sie sich, auch in neueRichtungen zu denken.

In Kontakt bleiben

War ein Projekt erfolgreich, suchen Sie weiteren Aus-tausch mit dem Partner. So erfahren Sie von aktuellenEntwicklungen und potenziellen Teilnahmen an weite-ren (Verbund-)Projekten. Weitere Projekte werden inder Regel eine kürzere Anlaufphase brauchen.

Internes Wissen ist Gold wert

Bauen Sie Erfahrungen auf und geben Sie diese imUnternehmen weiter!

Nicht alles muss allein gemacht werden

Nutzen Sie das Innovations-Ökosystem Hamburgs,etwa die Angebote unserer Handelskammer, des IPCoder die Förderangebote der IFB Hamburg.

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Die Innovations Kontakt Stelle arbeitet mit einem wei-ten Netzwerk aus Hochschulen, wissenschaftlichenund öffentlichen Einrichtungen, Verbänden, Initiativenund Behörden in Hamburg zusammen. Damit Sie sicheinen guten Überblick verschaffen können, haben wirhier einige Institutionen mit dem jeweiligen Link aufgeführt:

4.1 Auswahl wissenschaftlicherEinrichtungen

Akademie Mode und Design www.amdnet.de

BiTS Hochschule www.bits-hochschule.de

Brand Academy www.brand-acad.com

Bucerius Law School www.law-school.de

Centrum für Angewandte Nanotechnologiewww.can-hamburg.de

Deutsches Elektronen-Synchrotron DESYwww.desy.de

EBC Hochschulewww.ebc-hochschule.de

Fraunhofer Center für Maritime Logistik undDienstleistungenwww.cml.fraunhofer.de

Frankfurt School of Finance & Managementwww.frankfurtschool.de

HafenCity Universität Hamburgwww.hcu-hamburg.de

HFH Hamburger Fern-Hochschulewww.hamburger-fh.de

Helmut-Schmidt-Universität Hamburgwww.hsu-hh.de

Hochschule Freseniuswww.hs-fresenius.de

Hochschule für Angewandte WissenschaftenHamburgwww.haw-hamburg.de

Hochschule für bildende Künstewww.hfbk-hamburg.de

Hochschule für Musik und Theaterwww.hfmt-hamburg.de

HSBA Hamburg School of Business Administrationwww.hsba.de

ISM International School of Management www.ism.de

Kühne Logistics Universitywww.the-klu.de

LZN Laser Zentrum Nord www.lzn-hamburg.de

Macromedia Hochschule für Medien undKommunikation www.macromedia-fachhochschule.de

NIT Northern Institute of Technology Management www.nithh.de

4 Innovationsnetzwerk der IKS

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Technische Universität Hamburgwww.tuhh.de

Universität Hamburgwww.uni-hamburg.de

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorfwww.uke.de

4.2 Auswahl Initiativen & Institutionen

Ascenion GmbHwww.ascenion.de

Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation www.hamburg.de/bwvi

Behörde für Wissenschaft, Forschung undGleichstellungwww.hamburg.de/bwf

Center for Maritime Technologies e. V. www.cmt-net.org

Cluster Erneuerbare Energien Hamburg www.erneuerbare-energien-hamburg.de

Enterprise Europe Network Hamburg/Schleswig-Holstein www.hhsh.enterprise-europe-germany.de

European ScreeningPort GmbHwww.screeningport.com

Finanzplatz Hamburg e. V.www.finanzplatz-hh.de

Forschungsgemeinschaft Innovative Logistik e. V.www.filog.org

Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbHwww.gwhh.de

Gründer Kompetenz Zentrumwww.gruender-kompetenz-zentrum.eu

Gründerwerkstatt Hamburg (HAW Hamburg)www.haw-hamburg.de

Gründungswerkstatt Hamburg www.gruendungswerkstatt-hamburg.de

Hamburger ExistenzgründungsInitiativewww.hei-hamburg.de

Hamburger Informatik Technologie Center e. V. www.hitec-hh.de

Hamburg Innovation GmbHwww.hamburginnovation.de

Hamburg Kreativ Gesellschaft mbHwww.kreativgesellschaft.org

Hamburg@work e. V. – Hamburger Initiativefür Medien, IT und Kommunikationwww.medianet.hamburg

Hamburgische Gesellschaft für WirtschaftsförderungmbH www.hwf-hamburg.de

Hamburgische Investitions- und Förderbankwww.ifbhh.de

Handelskammer Hamburgwww.hk24.de

Handelskammer Energie-Lotsenwww.hk24.de/energielotsen

Handwerkskammer Hamburg(u. a. Innovations- und Technologieberatung)www.hwk-hamburg.de

Hanse-Aerospace e. V. Hamburgwww.hanse-aerospace.net

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Innotech-Initiativewww.innotech-initiative.de

InnovationsAllianz Hamburgwww.hamburg.de/bwvi/innovationsallianz

Innovationsstarter GmbHwww.innovationsstarter.com

Innovations- und Patent-Centrumwww.hk24.de/ipc

Institut für Kultur- und Medienmanagementwww.kmm-hamburg.de

Hamburger Kompetenznetzwerk –Umweltfreundliche Produktentwicklungwww.ipp-netzwerk.hamburg.de

Lawaetz Stiftung – Existenzgründungwww.lawaetz.de

Life Science Nordwww.life-science-nord.net

Logistik Initiative Hamburgwww.hamburg-logistik.de

Maritimes Cluster Norddeutschland www.maritimes-cluster-nord.de

NORDMETALL – Verband der Metall- undElektroindustrie e. V. www.nordmetall.de

Patent-Verwertungs-Agentur der HamburgerHochschulen www.tutech.de

Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft/UmweltPartnerschaftwww.hamburg.de/ressourceneffizienz

SCAN – Superior Cooperation (Aviation)www.scan.ccop

Startup Dockwww.tuhh.de/startupdock

TuTech Innovation GmbHwww.tutech.de

Wachstumsinitiative Süderelbe AG www.suederelbe.de

WIRTSCHAFTS-SENIOREN-BERATEN –Alt hilft Jung e. V.www.wirtschafts-senioren-beraten.de

Wissenschaftsportal Hamburg –Metropole des Wissenswww.wissenschaft-hamburg.de

Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnikwww.zewumobil.de

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Weitere Informationen und die Broschüre zum Download finden Sie im Internet.