Upload
w-e-v-wijk
View
212
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
313
(Mitteilung aus dem Physikal ischen Ins t i tu t der Reichsuniversi tgt Utrecht.)
I n t e n s i t ~ t s m e s s u n g e n im B a n d e n s p e k t r u m des Stiekstoffs.
Von W. R. v. Wijk in Utrecht.
Mit 3 Abbildung'en. (Eingegangea am 21. November 1929.)
Die Bande 3914:3~ der negativen Stickstoffgruppe wird bei verschiedenem Drucke untersucht. Das Gewichtsverhi~ltnis der aufeinanderfolgenden Rotationsterme ist unabh~tngig vom Druck 2,0:1. Die Messungen an der positivea Stickstoffbande 3371 A liefern 2 :1 als Intensit~tsverh~ltnis der beiden Komponenten der auf- gespaltenen Linien des R-Zweiges. Die Rota~ionsterme sind nach dem B o l t z -
manasehen Satze der Gastemperatur eutsprechend verteilt.
Frtihere an den negat iven Stickstoffbanden angestell~e Intenslt~ts-
messungen, wobei wir als Lichtquel le ein Hohlkathodenrohr benutzen, er-
gaben far das Verh~ltnis der statis~ischen Gewiehte der ungeraden zu
den geraden Rotat lonstermen des An[angsnlveaus den W e r t 2 , 0 : 1 " .
K r o n i g zog hieraus den Schlul], dal3 dem S~ickstoffkern ein Kreisel-
drehimpuls 1 zuzuschreiben ist, wiihrend man eher eiuen halbz~hligen
Wer t erwarten wiirde, wei] der Stickstoffkern als aus einer ungeraden
Teilchenzahl aufgebaut zu denken ist. Desha]b ist es yon Bedeutung zu
untersuchen, erstens ob die gemessene GrSl]e unabh~ngig yon den Ent-
ladungsbedingungen ist, wobei wlr uns mit extremer Druekvar ia t ion be-
gniigt haben, zweitens ob aueh andere Bandenspektren des S~ickstoffs zu
dem g]eichen Resul ta t ftihren.
In der oben zi t ier ten frtiheren Arbei~ wurde auch gefunden, dal] die
Ausgangsrotat ionsterme nach dem B o l t z m a n n s e h e n Satz ver tei l t sind.
Leider wurde damals dureh einen Reehenfehier eine zu hohe Temperatur
dieser Vertei lung angegeben. Diese war im Gegensatz zu dem dort Ge-
sagten yon der GrSl]enordnung 600 ~ C, was ein plausib]er W e r t der wirk-
lichen Gastemperatur ist.
Die Untersuchung tiber die Unabh~ngigkeit des 2 : l -Verh~l~nisses
yore Druck haben wir an der intensivsten Bande der negativen Gruppe
durchgeftihrt.
A]s Liehtque]le benutzten wir ein einfaches Glt ihkathodenrohr (Ab-
stand Anode und Gl t ihdraht e~wa 0,5 era).
F i i r die niedrigen Drueke haben wir kgufliehen Stiekstoff dureh-
strbmen lassen, bei hSherem Druck wurde das Rohr yon tier Pumpe ab-
gesehlossen.
* L. S. Orns te in und W. R. v. Wijk , ZS. f. Phys. 49, 315, 1928.
21"
314 W.R.v. Wijk,
Auch war es dann nicht nStig, die Kathode zu erhitzen. Die Druck- messung geschah mittels Kenometer nach v. R e d e n oder Quecksilber- manometer.
Es war nicht zu vermeiden, dal] auch der Entladungstypus sieh anderte, dal] zum Beispie] bei den niedrigen Drucken das Licht sich durch das ganze Rohr ausbreiiete, wahrend es sonst au~ einem sehmalen Kathoden- und Anodenraum besehr~ukt blieb.
Als Spektrograph haben wlr in erster Ordnung das 6 m-Gitter unseres Instituts gebraueht. Auf dieselbe Weise, wie in der vorigen Abhandlung besehrieben, haben wir die Intensitatsskale der Platten bestimmt.
0 f00 Z00 300 ~'00 500 800
Fig. 1.
700
Auch ietzt wollen wir die Resultate graphisch verwerten (s. Fig. 1).
Dazu tragen wir auf der Abszissenachse die Rotationsenergle des Anfangs- terms bis auI einen Faktor ant; und zwar weft wit die Linien des R-Zwelges benutzt haben, p (p ~ l ) . (10 ~--- 1, 2, 3. . . ) .
Die Ordinate ist der Logarithmus der gemessenen Intensitiit, geteilt dutch das Produkt von Ausstrahlungswahrscheinlichkeit und s~atistischem Gewicht 2p.
Wenn die B o l t zm anns che Verteilnng herrscht, werden die Punkte auI einer G eraden liegen, aus deren Neigung sich die Temperatur be- reehnen li~i]t. Aus der graphisehen Darstellung berechnen wir die folgen- den Werte.
Intensitiitsmessungen im Bandenspektrum des Stiekstoffs.
T a b e l l e 1.
315
Druck in Spannung mm Hg am Rohr
0,003 ungefiihr 200 V 0,05 2OO V
18 840, V 30 840 V
Absolute Temperatur
3800 6800 8700 8700
Verh~iltnisgewichte, Zu der ungerade zu geraden Figur 1
Rotationstermen
1,9 Kurve I 1,95 Kurve II 2,0 Kurve III 2,0 Kurve IV
Wir schliellen hieraus auf die Unveri inderl ichkeit des untersuchten
VerhMtnisses mit dem Druck.
W e i l e s uns auch interessierte zu wlssen, ob an derselben Stelle des
Rohres photographier te Banden tier zweiten positiven Gruppe gleichfalls
au[ eine B o l t z m a n n s c h e Vertei lung mit derselben Temperatur wie die
~He/., 'u/z~ de/" Bonde
~ ~'nde 3BOS
3,2P ~00 $00 600 700 800 p/p+ I) 900
Fig, 2.
negativen fiihren wiirden, haben wir die Bande 3805 der zweiten posit iven
Gruppe zugleich mit der Bande 3914 aufgenommen. In einer graphischen
Darstel lung (Fig. 2) t ragen wir die Intensit~ten der Linien der 3914-Bande
in derselben Weise auf, wie in der Fig. 1. Fi i r die Linien tier Bande 3805
sind Intensit~tsformeln angegeben worden*.
Wi r tragen den Logar i thmus derlntensit~iten der RvZweigl in ien** ,
durch p dividiert , auf der Ordinatenachse auf, p (io + 1) auf der Abszissen-
achse, wobei p die Laufzahl der Linie is t (nach P. L i n d a u ) , welche wir
mit der Ro~ationsquantenzahl identisch gedacht haben.
* E. Hi l l und J.H. van Vleck , Phys. Rev. 32, 250, 1928. ** P. L indau , ZS. f. Phys. 26, 343, 1924.
316 W.R.v . Wijk,
Da wir aber nut grol]e Wer t e yon 2 ( ~ 18) gebraucht haben, wird
eine Differenz der Rotat ionsquantenzahl und der Laufzahl um Eins nut
wenig Einflul] haben k0nnen.
Die I-I~ufung der Linien am Kopf l~Bt namlleh nicht zu, die einzelnen
Zweige bis zu niedrigen Laufzahlen einwandfrei zu verfolgen*, weshalb
eine kleine Wil lk t i r l ichkei t in der Numerierung der Linien stecken kann.
W i r geben jetzt eine Tabelle der gemessenen Intensi t~ten:
T a b e l l e 2.
Laufzahl Intensit~t L a u f z a h l Intensit~t P P
18 19 20 21 22
27,2 24,7 20,4 17,8 16,0
23 24 25 26 27
13,4 12,5 9,6 9,5 7,6
Zur Bestimmung des 2 : 1-VerhMtnisses in den posi t iven Banden haben
wir die Bande 3371 • gew~hlt**, well wir diese noch mit Vortei l in
der vierten Ordnung unseres Git ters photographieren konnten.
AUerdings m~iBten wir dabei s tarke Geis ter (vgl. unten) und einen
kontinuierlichen Grund in Kauf nehmen.
Fi ir die sehr genaue Intensit~ttsmessung enger Dublet ts is t es aber
notwendig, dal] die Maximalschw~rzungsstel le der einen Komponente nicht
mehr yon der Seite der anderen gestSrt wird.
Die Erfahrung hat gelehrt, dab man dazu eine grSl]ere Aufl0sung
als die theoretische braucht***.
W i t haben also zungchst festgestel]t, dal] in dieser Ordnung die
Maxima unserer Linien als ungestSrt zu betraehten slnd.
Nachdem wir uns dutch u mit Lichtf i l ter und Auinahmen
an der Linie 3341 des Queeksilbers i iberzeugt batten, dab der kontinuier-
l i the Grund dureh yore Gi t ter gestreutes L ich t derselben Wellenlgnge
verursacht wurde, haben wir den Verlauf desselben bestimmt. Die Fig. 3
gibt den Grund f~ir Pla t te 1 zwischen den Linien a,7 und as~ wieder.
* Vgl. dazu die Anmerkung 15 von Mul l i ken auf S. 509 seiner Arbeit Electronic States and Band Spectrum Structure in diatomic Molecules VIII, Phys. Rev. 83, 507, 1929.
** Diese Bande ist untersucht und ausgemessen yon P. Z e i t , ZS. f. wiss. Photogr. ~1, 1, 1921. Wir folgen in der Benennung der Linien P. Zeit .
*** ttierauf hat zuerst v. Geel in seiner Utrechter Dissertation hingewiesen: W. C. van Geel , Intensiteitsverhoudingen van Magnetisch gesplitste Spectraal- lijnen 1928.
Intensit~itsmessungen im Bandenspektrum des Stickstoffs.
Tabe l l e 3. P l a t t e 1.
317
Linie
C25
C26
027
C28
029
C80
C31
C32
C38
C34
Unkorrigierte lntensitt~t
41,6 24,3 }
nieht gem. 34,4 18,4 } 33,5 18,3 } 25,5 ] 14,0 /
Mittelwert des Grundes
6,5
6,0
5,9
5,7
StSrende Oeister
I. c~8 e~L
IV. e~9
' " I I . c ' " I. c27 c~7 ~o ~6 IIL b31
IV. ' " C25 025
Korrigierte Intensitat
34,6 17,8 }
25,8 12,4 } 25,0 12,3 } 19,8 7,5 }
26,5 16,2 24,0 14,8 22,7 12,0 20,8 12,0 19,3 11,3
5,4
5,2
5,0
] 4,5 J
4,0
III. a~3
IV. a~9
I. b34
21,1 10,0 } 18,8 9,6 }
15,9 7,0 }
14,3 7,5 }
- - I 15,3 7,3 }
Als Mittelwert finden wir hieraus 2,11.
Tabe l l e 4. P l a t t e 2.
Dublett- verhiiltnis
1,94
2,09
2,03
2,64
2,11
1,95
2,25
1,94
2,10
C~8
C29
%O
C31
C32
C33
C34
13,8 8,4
12,4 7,6
11,8 7,1
10,8 8,7 9,7 6,7 9,7 5,4 8,3 5,6
Konfinuier- licher Grund
2,8
Geis*er
2,7
2,6
2,4
2,35
2,2
2,0
Mittelwert 1,93.
Dieselben wie bei Platte 1.
Intensitltt
9,8 5,6 9,7 4,6 9,2 41o 8,4 3,9 6,35 4,35 6,5 3,2 6,3 3,6
Verhiiltnis
1,75
2,10
2,30
2,15
1,45
2,04
1~75
Die Spriinge der Punkte rtihren nicht vom Plat tenkorn her, sondern slnd durch die Verteilung der Gelster verursacht.
Wir mitte]n also den Hintergrund dutch die in der Figur gezogene Gerade und ziehen bei ieder gemessenen Linie den zugehSrigen Mittel-
318 W.R.v . Wijk,
wer t ab. DaJ] eine gewisse Willk~ir bei diesem Verfahren besteht, entgeht
uns nicht. Eine andere Ar t yon Mittelung gibt abet Rhnliche Resultate
(vgl. Fehlerdiskussion wel ter unten).
Aul]erdem wurde noch unter dem Kompara tor bestimmt, ffir welche
Geister jede Linie noch zu korr ig ieren war, wobei wi t uns mit den vier
ersten Geistern begnfigt haben*.
Die Mel]ergebnisse fttr die beiden Pla t ten sind in den Tabellen 3
und 4 mitgeteil t .
10
8
l , 2
0
I e o o
~
I ~ ~ i L I I
f Z 3 ~ 5 6 7 8 9 70 H 1Z Frequezz
Fig. ;~.
Zum Schlul] wollen wir noch die Genauigkei t des Endresul ta ts
absch~itzen.
Was die Bande 3914 A der negativen Gruppe betrifft, glauben wir
den zufMligen Fehler unter t teranziehung der frttheren Messungen auf 2 %
ansetzen zu diirfen. Die photographische Einzelmessung rechnen wir
dabei au~ 8 % genau.
Bei der posi t iven Bande [olgen aus den Abweichungen der Einzel-
werte yore Mitte] auch etwa 2 his 3~ Bei dieser le tztea Bande geben
aber die vielen Korrekt ionen zu systematischen Fehlern Anlal]. So be-
komrat man z. B., wenn man den kontinuierl iehen t t in te rgrund di rekt
aus dem Photogramm ermit te l t (also fiber Schw~rzung mit te l t und nach-
her den Mittelwert in Intensi t~t umreehnet), bei Pla t te 1 1,94 fiir das
gesuchte Verh~tltnis, w~ihrend wir nach unserem Verfahren 2,11 linden.
Aueh in den ftir die Geister anzubringenden Korrekt ionen steeken noeh
manche Unsicherheiten, die jedoch wegen ihres re la t iv kleinen Betrages
keinen wesentliehen Einflu6 auf das Endresul ta t haben k6nnen.
Wesentl ich wiirde aber sowohl bei den negativen wle bei den posi-
tJ~en Banden ein Fehler in der Intensit~ts-Schw~irzungskurve sein. )Jan
* Die Inteusit~ten der vier ersten Geister sind bzw. t4, 5, 3, 8% der Haupt- linie, w~hrend jeder folgende Geist schw~cher als 3% ist. Aus der fitr einige Linien aufgetragenen lnteusit~tskurve wurde bestimmt, wie grol] die ftir die Uber- lagerung in der Maximalintensit~it der Linie anzubringende Korrektion ist.
Intensit~tsmessungen im Bandenspektrum des Stickstoffs. 319
kSnnte sich z. B. vorstellen, dab die mit kontinuierlichen Spektren er-
haltene Kurve wegen Entwickler oder Photometriereffekte nicht zur
Intensit~tsmessung schmaler Lin]en verwendet werden diirfte.
Urn einem derartlgen Unterschied naehzuspiiren, haben wir einige
Hilfsuntersuchungen ausgefiihrt, welche ergaben, dal3 ein solcher Unter-
schied, wenn iiberhaupt anwesend, nur ganz klein sein kann. 1Jberdies
haben wir bei den negativen Banden ftir gleichzeitige Aufnahmen in den
drei ersten Ordnungen immer identische Resultate bekommen, w~thrend
doch die Schwi~rzungen auf der Platte sehr stark verschieden waren.
Wir glauben also dazu bereehtigt zu seln, aus unseren '~iessungen den SchluI] zu ziehen, dal] weder der Wer t 3,0 : 1 noch 1,66 : 1 fiir das untersuchte Verhi~ltnis zul~tssig ist*.
Herrn Professor O r n s t e i n miichte ich fiir seine Anregung und Hilfe bei dieser Arbeit herzlich danken.
* Aus diesen beiden Zahlenwerten wiirde ein Kerndrehimpuls 1/~ bzw. 8]2 folgen.