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B News, Tourdaten und Neuerscheinungen jede Woche neu auf www.jazzecho.de world’s best- sounding magazine Ausgabe 2 2010 Jahrgang 13 Außerdem: Norma Winstones erste drei Jazzplatten / Nikki Yanofskys erstaunliche Stimme / Ein Kessel Buntes von Till Brönner / Spirituelle Lehren von Charles Lloyd / Brian Culbertson wurde nicht ohne Seele geboren / Jerry Lee Lewis und ein paar alte Freunde / Ulrich Tukurs Ode an die Nacht und, und, und. Charlie Haden Sein Quartet wird 25 und der einst so wilde Mann feiert das Jubiläum würdig, stilvoll und mit erstklassiger Unterstützung. Trombone Shorty Er spielt Posaune, seit er vier Jahre alt war. Wynton Marsalis ist sein größter Fan. Müssen Sie noch mehr wissen? Lizz Wright Zurück zu den Wurzeln – oder: „Der Berg erscheint dem Bergsteiger aus der Ebene klarer.“

JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

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Das JazzEcho Printmagazin mit Lizz Wright, Charlie Haden, Trombone Shorty und vielen weiteren Jazz Künstlern.

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Page 1: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

B

News, Tourdaten und Neuerscheinungen jede Woche neu auf www.jazzecho.de

world’s best-

soundingmagazine

Ausgabe 2 • 2010Jahrgang 13

Außerdem: Norma Winstones erste drei Jazzplatten / Nikki Yanofskys erstaunliche Stimme / Ein Kessel Buntes von Till Brönner / Spirituelle Lehren von Charles Lloyd / Brian Culbertson wurde nicht ohne Seele geboren / Jerry Lee Lewis und ein paar alte Freunde / Ulrich Tukurs Ode an die Nacht und, und, und.

Charlie Haden Sein Quartet wird 25 und der einst so wilde Mann feiert das Jubiläum würdig, stilvoll und mit erstklassiger Unterstützung.

Trombone ShortyEr spielt Posaune, seit er vier Jahre alt war. Wynton Marsalis ist sein größter Fan. Müssen Sie noch mehr wissen?

Lizz Wright

Zurück zu den Wurzeln – oder: „Der Berg erscheint dem Bergsteiger aus der Ebene klarer.“

Page 2: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Das komplette Programm unter www.enjoyjazz.de

02.Oktober bis 19.November 2010

Festivalhighlights Sa 02.10. Manu Katché feat. Nelson Veras | So 03.10. Ein Abend mit Matthias Brandt | Mo

04.10. Jan Garbarek und The Hilliard Ensemble | Do 07.10. Sophie Zelmani | Fr 08.10. Knut Rössler & Johannes

Vogt | Fr 08.10. Henri Texier Transatlantik Quartet | Sa 09.10. Nik Bärtsch’s RONIN | Di 12.10. Tomasz Stanko

Quintet | Do 14.10. Grace Kelly | Fr 15.10. Sarah Kaiser | Sa 16.10. Thomas Siffling, Daniel Prandl | Mo 18.10. Peter

Evans Quintet | Mi 20.10. Morcheeba | Mi 20.10. Hazmat Modine | Fr 22.10. Esperanza Spalding | Sa 23.10. Rolf

Kühn & TRI-O | So 24.10. Jan Bang, Arve Henriksen, Erik Honoré | Mo 25.10. Tineke Postma Quartet | Mi 27.10.

Trombone Shorty | Fr 29.10. Oval | So 31.10. Bibi Tanga & The Selenites | So 31.10. Karl Berger All Star Quartet

| Mo 01.11. McCoy Tyner Quartet feat. Gary Bartz | Di 02.11. Denis Colin & la Société des Arpenteurs | Di 02.11.

Hindi Zahra | Mi 03.11. Acoustic Africa feat. Habib Koité, Oliver Mtukudzi, Afel Bocoum | Do 04.11. Youn Sun Nah,

Ulf Wakenius | Fr 05.11. Charlie Haden Quartet West | Di 09.11. Roger Willemsen | Mi 10.11. Adrian Belew Power Trio

| Fr 12.11. Chucho Valdés & The Afro-Cuban Messengers | Sa 13.11. Harold López-Nussa Trio | So 14.11. Fredrika

Stahl | Di 16.11. Caribou | Di 16.11. Root 70 | Mi 17.11. Silje Nergaard | Do 18.11. Herbie Hancock | Fr 19.11. Brad

Mehldau’s Highway Rider

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Kulturvision2015

KEITH JARRETT / CHARLIE HADEN JASMINE

ECM

„These are great love songs played by players

who are trying, mostly, to keep the message intact.

I hope you can hear it the way we did.“

Keith Jarrett, from his liner notes

For All We Know / Where Can I Go Without You / No Moon At All / One Day I‘ll

Fly Away / Intro - I‘m Gonna Laugh You Right Out

Of My Life / Body And Soul / Goodbye / Don‘t

Ever Leave Me

www.keithjarrett.dewww.ecm-sounds.de

www.ecmrecords.com

EC

M 2

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CD

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348

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Editorial

Astrid Kieselbach

Chefredakteurin

www.jazzecho.de 3

Liebe JazzEcho-Leser, einen Korb voll farbenfrohen Gemüses aus dem eigenen Garten ließ sie ihrem Nachbarn da, als sie sich neulich auf den Weg nach Europa machte. Das musste ja gegessen werden. Rote und gelbe Toma-ten, Kürbisse, Melonen, Zwiebeln, Paprika – Lizz Wright hat uns in Berlin auf ihrem Laptop Fotos von ihrer Ernte gezeigt. Sehr eindrucksvoll. Da sind die eigenen Resultate im innerstädtischen Berliner Schrebergarten wohlweislich nicht mehr zur Sprache gekommen. In den Bergen von South Carolina wächst alles viel üp-piger, damit kann man sich beruhigen.

Oder liegt es doch an der Gärtnerin? Lizz Wright ist umgezogen. Von Brooklyn in New York City hinaus aufs Land und in die Berge. Das Leben dort hat vollkom-men andere Bezugspunkte. Daran muss es liegen, dass die Frau, die musikalisch ohnehin schon immer tief verwurzelt schien, nun endgültig bei sich selbst an-gekommen ist. Die Essenz von Lizz Wright, ihre ureigene musikalische Aus-sage: Das ist es, was man auf „Fellow-ship“ zu hören bekommt. Wer die Frau schon kennt, wird jetzt ahnen, worauf er sich freuen darf. Wer nicht, liest auf jeden

Fall unsere Titelgeschichte ab Seite 6. Liebe Leser, im ereignisreichen Fuß-ballsommer haben wir eine JazzEcho-Ausgabe ausgelassen. Wir wähnten Ihre Aufmerksamkeit in Südafrika. Wer wehmü tig an diese Wochen zurück-denkt, dem empfehlen wir ein tempera-mentvolles Souvenir: Die schönsten Tracks der südafrikanischen Trompeten-legende Hugh Masekela, geschmackvoll ausgesucht von Till Brönner.Mehr dazu unter www.jazzecho.de. Die Party muss nicht zu Ende sein!Ihre Astrid Kieselbach.

Text: Astrid Kieselbach | Foto: Ben Wolf

Inhalt dieser AusgabeSeite 4

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Mix Prof. Jazz / Wirbel um ... Christian Scott / 5 Fragen an Charlie Haden / Norma Winstones erste Jazzplatte.

Vielseitig verwurzelt Lizz Wright mit Gospelklassikern und neuen Spiritsongs.

Get Shorty! Trombone Shorty spielt Posaune, seit er halb so groß war wie eine.

Das Jazzhäkchen ist die ganz normal außergewöhnliche 16-jährige Sängerin Nikki Yanofsky.

Wiedererkennbar bunt Was man im Englischen „eclectic“ nennt, heißt bei uns Till Brönner.

From New York with Love James Gavin Liebeserklärung an den Pianisten Frank Chastenier.

Spiegel ohne Raum und Zeit Und darin: Charles Lloyd.

Voll auf die Zwölf Brian Culbertson bringt ein Dutzend Beweise, dass auch ein Weißer Soul haben kann.

Fiesling mit Freunden Jerry Lee Lewis hat ein neues Album und viele alte Kumpel.

Bärenmarke auf CD 35 Jahre Bear Family.

Liebe, Drama, Wahnsinn diesmal vom Bassbariton Thomas Quasthoff.

Mitternachtsspitze Ulrich Tukur besingt die ganze Nacht.

Gut geflüstert, Löwe! Der einst so wilde Charlie Haden feiert 25-jähriges Bandjubiläum.

Auf den Hund gekommen ist Paolo Conte auf dem Cover seines neuen Albums.

Mitschwingen mit dem Anat Fort Trio. Und Minimale Module von Nik Bärtsch.

Vollendet unvollendet ist Gustav Mahlers Zehnte Symphonie nach Matthew Herberts Interpretation.

Shortcuts ausführlich und JazzEcho-Konzertführer diesmal ab

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Der diensthabende

Chefjazzer

Professor Jazz

beantwortet in jedem

JazzEcho die

interessantesten

Leserfragen.

Haben Sie auch eine?

Dann schicken Sie

diese bitte an:

[email protected]

Neulich begegnete mir der „Gospel Blues“ von Blind Willie Johnson, was mich nicht nur musikalisch begeisterte, sondern auch überraschte, da ich bisher annahm, die bei-den Musikstile wären diametral entgegengesetzt. Jetzt meine Frage: Gibt es auch „Gospel Jazz“? Mit freundlichem Gruß, Christian Mencke, Sottorf

Fragen Sie Prof. Jazz

Ich glaube ja. Obwohl das Eis immer dann besonders dünn wird, wenn es um derartige Stilfragen geht, ist die Beweis-last zum Thema „Gospel Jazz“ er-drückend. Nicht nur, weil viele der wichtigsten amerika-nischen Jazzmusiker schon in der Wiege reichlich Gos-pel in ihrer musikalischen Nahrung hatten, kommen die „Guten Nachrichten“, (alt-englisch „godspell“ als wörtliche Übersetzung des latinisierten grie-chischen Worts „evangelium“) und die geschlechterverkehrende „anstrengende Aktivität“ des kreolischen Wortes „Jass“

oft und gern zusammen. Beste Beispiele finden sich etwa in Duke Ellingtons Suite „Black, Brown And Beige“, für die er mit

Mahalia Jackson den „23rd Psalm“ vertonte, oder auch im gesam-

ten Œuvre des predigenden Saxophonisten Vernard Johnson. Mit Ramsey Lewis’ Version von „Wade In The Water“ (einem Kirchenlied,

mit dem sich die Sklaven dis-kret warnten, bei der anstehen-

den Flucht durch einen nahen Fluss zu waten, damit die Spürhunde keine Fähr-te aufnehmen konnten) fand sich sogar ein „Gospel Jazz“-Hit in den Charts wie-

der. Mein persönlicher Favorit ist mo-mentan „Steal Away: Spirituals, Hymns And Folk Songs“, das der im Mai verstor-bene Pianist Hank Jones 1995 im Duo mit dem Bassisten Charlie Haden aufge-nommen hat. (2011 erscheint mit „Come Sunday“ ein zweites Album der beiden postum.) Und natürlich das Album „Fel-lowship“ von Lizz Wright. Wie auch im-mer man diese Musik nennen mag, ich sage dazu nur: Halleluja!

Mit „Wade In The Water“ schaff-te es ein „Gospel Jazz“ sogar in die

Charts.

4 www.jazzecho.de

Text: Jörg Eipasch | Foto: Kiel Scott

Der Hurrikan Katrina hat 2005 nicht nur halb New Or-leans zerstört, sondern in Christian Scott auch ein Ventil für seine lange schwelende Wut geöffnet. War das wenige Monate vor Katrina aufgenommene Debütalbum „Rewind That“ noch weitgehend unpolitisch und durchaus mainstreamkompati- bel, so schlug der junge Trompeter auf dem 2007 erschie-nenen Nachfolgealbum „Anthem“, das er seiner verwüsteten Heimatstadt widmete, schon deutlich radikalere Töne an. So richtig in Fahrt gekommen ist er aber erst auf seinem jüngsten Album „Yesterday You Said Tomorrow“. Da bezeichnet er die Polizeibehörden von New Orleans als „Ku Klux Police Depart-ment“ und verspottet die Boykotteure von Obamas Reformpo-litik als „The American’t“. Auch in Interviews gibt sich Scott, der – jung, schwarz, gutaussehend, originell und hochtalen-tiert – alles hat, um als Vorzeigemusiker der Jazzszene zu die-nen, gerne rebellisch. Etwa, wenn er Jonathan Fischer im „Spiegel“ anvertraut, dass er George Bush vor fünf Jahren am liebsten die Kehle durchgeschnitten hätte oder dass er vieles von dem, was heute als Jazz firmiert, für „verweichlichte Mu-sik“ und „blutleere Fingerübungen“ halte. Wenn ihn konserva-

tive Jazzfans deswegen für ein „Arschloch“ halten, dann hat er damit auch kein Problem. Musste mit diesem Vorwurf doch einst auch sein großes Idol Miles Davis leben. Und in dessen Spuren wandelt Christian Scott mit jedem Album souveräner. www.christianscott.de

Wirbel um ... Christian ScottChristian Scott

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M eine erste Jazzplatte? Ich würde lieber über meine ersten drei Jazz-

platten schreiben. Ganz einfach deshalb, weil jede dieser Platten einen bestimm-ten Abschnitt in meiner Entwicklung markierte. Ohne sie würde ich heute nicht die Art von Jazz machen, die mir so wichtig ist.

Meine Schallplattensammlung be-stand anfangs überwiegend aus 78er Schellackscheiben von Sinatra. LPs ka-men damals gerade erst auf den Markt. Ich ging noch zur Schule, arbeitete sams-tags als Ladenhilfe und sparte meinen Lohn, um mir einen dieser teuren Schätze leisten zu können. Anstatt Hausaufgaben zu machen, hörte ich Radio Luxembourg, dort spielten sie jeden Abend ein Stück von der LP „Ella And Louis“. Die Musik nahm mich vollkommen gefangen: nicht nur der Gesang, sondern auch die Piano-begleitung von Oscar Peterson, die sich darauf beschränkte, die Sänger zu unter-stützen, und ihnen nie in den Weg kam. Die anderen Musiker waren Herb Ellis, Ray Brown und Buddy Rich, und es schien mir eine wunderbar subtile Aufnahme zu sein, die aber zugleich höllisch swingte. Von dieser Platte lernte ich viel darüber, wie man einen Jazzstandard singt.

Die nächste Platte war Dave Brubecks „Jazz Impressions of the U.S.A.“. Es galt fast schon als schick, mit der LP unterm Arm gesehen zu werden. Sie passte zum Haarschnitt der Collegeschüler und zu ih-ren italienischen Anzügen! Durch diese Platte wurde mir bewusst, dass Jazzmusi-ker eigene Kompositionen schrieben, die anders strukturiert waren als Standards. Ich las, dass diese Musiker improvisierten. Ich glaube, das hätte ich auch so gemerkt, allerdings waren Paul Desmonds Impro-visationen so „mitsingbar“, dass sie auch ausnotiert hätten sein können. Ich hörte die Platte so oft, dass ich die Soli bald aus-wendig singen konnte. Zu diesem Zeit-

punkt hatte ich meine Gesangslaufbahn noch nicht begonnen, wusste aber schon, dass ich singen wollte. Nach dieser Platte war mir auch klar, dass ich nicht nur Stan-dards singen wollte; sie eröffnete mir in meiner Fantasie neue Möglichkeiten.

Die einflussreichste Platte aber war Miles Davis’ „Kind Of Blue“. Neben den tollen Soli von Coltrane und Adderley, die ich – leider vergeblich – zu singen versuchte, faszinierten mich die modalen Kompositionen, die so offen waren, dass ich es wagte, ganz eigene Soli auszupro-bieren. Miles zu kopieren war nicht un-möglich, da er weniger Noten spielte. Bill Evans’ Akkorde klangen ein wenig nach Debussy. Solch eine Musik hatte ich noch nie zuvor gehört. Damals sang ich vor allem Standards, aber diese Platte ließ mich davon träumen, dass die Stim-me auch einen Klang besaß, der hervor-ragend zu solcher Musik passen würde. Ich hatte keinen Schimmer, wo ich an-fangen sollte, aber ich wusste, was nun mein Ziel sein würde: meine Stimme in jeder nur erdenklichen Musik als integra-len Bestandteil einzubringen.www.ecm-sounds.de

Meine erste JazzplatteNorma Winstone über ihre dreifache Einführung in den Jazz.

Foto: Glauco Comoretto

www.jazzecho.de 5

Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker? Humanistischer Psychologe.

Der perfekte Song ... wartet auf einer Bergspitze auf seine Entdeckung.

Das Leben könnte so schön sein, wenn … Politiker, Banker und CEOs nicht süchtig nach Geld wären.

5 Fragen an Charlie Haden

Es gibt nichts Schlimmeres als ... Es gibt immer etwas Schlimmeres, aber zum Glück gibt es auch immer etwas Besseres!

Nicht ohne meinen ... Cappuccino!

www.charliehaden.de

Norma Winstone

Charlie Haden

Foto: Jim McGuire

Norma WinstoneStories Yet To TellECM

CD 273 7426

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6 www.jazzecho.de

I ch bekomme oft zu hören, ich sei ‚stilistisch so vielsei-tig’, man fragt mich: Wer oder was bist du eigent-

lich?“, erzählt Lizz Wright mit einer so bedachten, melodiösen Stimme, dass man sie schon sprechend förmlich singen hört. „Solche Fragen irritieren mich, denn in meiner Wahrnehmung passt alles ganz klar zusammen. Sicher, ich forsche gerne und probiere Dinge aus. Aber nur weil ich immer wieder und über-all Gemeinsamkeiten entdecke.“ In allem, was sie sich zu eigen gemacht hat, erklärt Lizz Wright, erkenne sie denselben Kern. Als ihr jemand zum Beispiel erklären wollte, was der Blues sei, sagte sie nach ein paar Takten: „Kenne ich aus der Kirche. Sie singen dort dieselben Changes, die gleichen Harmonien, mit einem sehr ähnlichen Gefühl.“ Soweit sie auch hinaus in die musikalische Welt gegangen sei und so breit ihr Weg auch ge-wesen ist, es gab immer ganz deutliche Anzeichen für den nächsten Schritt, schon bevor sie ihn machte.

Auch der Weg zu ihrem neuen Album war für Lizz Wright klar: zurück zu den Wurzeln, zu ihren musikalischen Ursprün-gen, ohne Umschweife in eine emotionale Kuschelecke. Die be findet sich für eine Künstlerin ihres Formats, die von der „New York Times“ bis zum „Jazz thing“ als große Jazz-Hoffnung ge-feiert und trotzdem immer die Pfarrerstochter aus Hahira, Georgia, bleiben wird, vor allem im Gospel. „Manchmal muss man einfach die Lieder singen, die man mitbekommen hat“, sagt sie. „Ich habe tief in meinem Herzen gespürt, dass ich dieses Album auch für meine Familie machen muss – ohne da-bei persönlich zu werden, das ist unnötig. Diese Lieder richten sich an sie, und ich singe sie für sie. Wenn man zeigen will, wie weit man gekommen ist, ohne sich selbst zu vergessen, macht man das am besten mit der Musik, die man von frühester Jugend an kennt. Diese Lieder brauche ich genauso sehr, wie ich meine Familie brauche.“ Lizz Wright sagt neben „family“ auch oft „my people“, was bei ihr eindeutig zweideutig ist: Die Lieder von „Fellowship“ richten sich ebenso sehr an ihre Eltern und die Geschwister wie an die gesamte Schar der ihr Gleichgesinnten und an alle Afroamerikaner. In „I Remember, I Believe“, einer Komposition von Dr. Bernice Reagon, einer Bürgerrechtlerin und der Gründerin des legendären Gospel-Ensembles Sweet Honey In The Rock, heißt es: „I don’t know how my mother walked her trouble down, I don’t know how my father stood his ground, I don’t know how my people served by slavery … I do remember, that’s why I believe“. Diese Zeilen singt Lizz Wright so ruhig und eindringlich, dass es einem Schauer über den Körper jagt, noch oder gerade heute, fünfzig Jahre nach den Greensboro Sit-ins, der schwarzen Bürger-

rechtsbewegung, und kurz vor dem Jubiläum der legendären Freedom Rides, die in den Südstaaten erst 1965 zu einem eini-germaßen gerechten Wahlrecht für Afroamerikaner führten. „Fellowship“, das Album, ist eben auch eine Art „emotionales Politikum“. Immer wieder ruft es zum Zusammenhalt auf, zur titelgebenden „Gemeinschaft“ oder „Gemeinde“, ohne markt-schreierisch zu sein oder den Zeigefinger zu erheben. So inten-siv und universell wirkt Lizz Wrights Mission, dass sie den Zuhörer auch jenseits von Konfessionen oder Glaubensfragen erreicht. Woran auch immer man glaubt, dem spannenden Auf und Ab des „Gospel Medley“, dem innigen „Amazing Grace“ oder dem hypnotischen Chanting von „God Specializes“ kann und will man sich nicht entziehen. Man muss nicht mal glau-ben, fühlen reicht.

Lizz Wright findet ihren Gospel nicht nur in alten Gesangs-büchern. Im Gegenteil. Neben spirituellen Klassikern aus der Feder von Eric Clapton („Presence Of The Lord“) oder Jimi Hendrix („In From The Storm“), interpretiert diese Personifizie-rung des Wortbildes „down to earth“, diese Stimme der ver-zauberten Vernunft, auch Überraschendes aus dem aktuellen Pop-Kanon. Schon der Opener, ein Stück der Sängerin und Bassistin Meshell Ndegeocello, fasziniert mit einer sagenhaften Melodie und klaren Worten zu ewigen Fragen, irgendwo zwi-schen Folk-Funk und Bob Marley. Die Ballade „Feed The Light“, geschrieben von und gesungen mit Alt-Pop-Star Joan Wasser a.k.a. Joan As Police Woman, wirkt gleichermaßen harmonisch wie aufregend. Und beim kurzen „Oya“, einem Duett von und mit der Vokalistin Angélique Kidjo aus dem westafrikanischen Benin, braucht man nicht einmal Sprachkenntnisse, um den schönen Sinn zu begreifen. Aber wie passen diese neuen Lieder zu den alten Wurzeln? „Man könnte es meine neuen Wurzeln nennen“, meint Lizz Wright mit einem ironisch schmunzeln-den Unterton. „Nach den vielen Konzerten und Strapazen des letzten Albums, habe ich mir eine Auszeit gegönnt – und eine Ausbildung am Natural Gourmet Institute in Manhattan ge-macht. Das hat mich nicht nur erfrischend raus aus der Welt des Musikgeschäfts gebracht, es hat in mir auch das Bedürfnis nach neuer Musik geweckt.“ Stundenlang fuhr sie mit der Bahn zu ihren Koch- und Confiseriekursen in die Stadt und hörte da-bei Musik, die ihr ihre langjährige Kollegin Toshi Reagon emp-fohlen hatte, dieselbe Singer/Songwriterin (und Tochter von Dr. Bernice Reagon), die jetzt dieses berührende, belebende und begeisternde „Fellowship“ gemeinsam mit dem Norah-Jones- und Cassandra-Wilson-Produzenten Brian Bacchus pro-duziert hat.

Text: Götz Bühler | Foto: Shervin Lainez

Für ihr viertes Album „Fellowship“ besinnt sich Lizz Wright auf ihre Wurzeln. Mit Gospelklassikern und neuen Spiritsongs von und mit Meshell Ndegeocello, Angélique Kidjo oder Joan As Police Woman.

Vielseitig verwurzelt

Lizz WrightFellowship

Verve

CD 274 7090

LP 275 1415

erscheint am 08.10.

Page 7: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

www.jazzecho.de 7

Till Brönner

Lizz Wright

„Der Berg erscheint dem Bergsteiger aus der Ebene kla-rer“, zitiert Lizz Wright den Dichter Khalil Gibran gegen Ende des Gesprächs. Was wohl auch sagen soll, dass sie ein paar Jah-re fernab ihrer tiefen Gospel-Wurzeln verbracht hat, abgesehen von ihrer ewigen Zugabe „Amazing Grace“, und dadurch auch den Abstand gewinnen konnte, der sie diese Traditionen jetzt noch besser verstehen und natürlicher transportieren lässt.

„Ich befinde mich momentan an einem sehr glücklichen, geer-deten Ort in meinem Leben“, sagt sie. „Ich verdanke meine neue Musik meinen Ahnen, und darüber bin ich sehr froh.”www.lizzwright.de

Lizz Wright

1980Am 22. Januar erblickt die Pastorentochter in Hahira, Georgia, das Licht der Welt.

1999Bisher für ihre christlichen Choräle preisgekrönt, begeistert Lizz Wright das Publikum einer Jam-Session beim Atlanta Jazz Festival – darunter auch einen Talentscout von Verve.

2001Im Rahmen eines „Billie Holiday Tributes“ in L.A. und Chicago stiehlt sie Lou Rawls und Dianne Reeves die Schau. „Sie kam als Unbekannte auf die Bühne“, schrieb Don Heckman für die „L.A. Times“. „Fünfzehn Minuten später ging sie als Star.“

2003Ein Jahr nach ihrem Gastauftritt auf Joe Samples Album „The Pecan Tree“ veröffentlicht Verve ihr Debütalbum „Salt“, das im Folgejahr Platz 2 der Billboard Contemporary Jazz Charts erreicht.

2010Ihr viertes Album heißt „Fellowship“ und schlägt eine sehr persönliche Brücke von Gospel zu Pop – mit Gästen wie Meshell Ndegeocello und Angelique Kidjo.

Page 8: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

8 www.jazzecho.de

Get Shorty!Seit seinem vierten Lebensjahr heißt Troy Andrews nur Trombone Shorty.

Gefeiert von Wynton Marsalis und Lenny Kravitz, zündet der inzwischen 24-Jährige aus New Orleans jetzt seine Supafunkrock-Bombe.

Trombone Shorty

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www.jazzecho.de 9

Till Brönner

E s wäre eine Schande, wenn Troy Andrews etwas anderes als Musiker geworden wäre. Geboren im Stadtteil Tremé

in New Orleans, wo, wie er sagt, „Jazz erfunden wurde – mehr oder weniger“, imitierten Troy und seine Freunde schon im Kindergarten die Brass-Band-Umzüge der Großen. „Wir nah-men uns Pappkartons als Trommeln, pusteten in Gartenschläu-che und Plastiktrichter“, erinnert er sich. „So zogen dann etwa fünfzig Kids um den Block, immer im sicheren Abstand zur echten ‚Second Line‘. Als wir dann richtige Instrumente beka-men, waren wir nicht mehr aufzuhalten.“ Sein großer Bruder James sieht den eben Vierjährigen mit einer Posaune, doppelt so lang wie Troy selbst, in einem Musikumzug und tauft ihn „Trombone Shorty“. Der Name blieb, das Talent wuchs. Dass dieser „Shorty“ nicht nur die eigene Familie beeindruckte, zeigt ein altes Foto mit Bo Diddley, auf dem sich der Rock’n’Roll-Meister mit anerkennendem Blick zu dem kleinen Posaunisten herunterbeugt. Zum Star geboren? Möglich. Musik im Blut? Wahrscheinlich. Einer der spannendsten neuen Musiker und Entertainer des Jahres? Sicherlich.

„Wenn man aus New Orleans kommt, ist man immer von diesen Helden umgeben, die nicht nur großartige Musiker, sondern auch fantastische Entertainer sind, angefangen mit Louis Armstrong“, meint Troy Andrews. „Das ist mein Idol, dem eifere ich nach. Wenn ich nur auf der Bühne stehe und Musik mache, langweilt mich das. Also wollte ich ein echter Entertainer werden und singen, tanzen oder sonst was ma-chen, um das Publikum anzuheizen und zum Mitmachen zu bewegen.“ Sein direktes Vorbild war dabei der „Satchmo of the Ghetto“, sein Trompete spielender Bruder James. Kurz nach den oben erwähnten Pappkartons und Plastiktrichtern bringt James seinem kleinen Bruder das Schlagzeugspielen bei und schenkt ihm auch „die kleinste Trompete der Welt“. Troy ist drei Jahre alt, als er außerdem Posaune lernt, um endlich in der Band seines Bruders mitspielen zu können. Mit elf zieht er an den Wochenenden mit seiner eigenen Band zum Jackson Square im French Quarter, um Straßenmusik zu machen. Wenn es gut läuft, rasselt Kleingeld in die Instrumentenkoffer, bis zu 400 Dollar pro Kopf. Troy ist noch nicht mal Teenager, da steigt er noch ein Level weiter auf und begeistert das Pub- likum bei eigenen Club-Gigs – darunter auch The Edge und Bono von U2, die er, wie sie sagen, regelrecht „hypnotisierte“, weshalb sie „nach ein paar Tequilas mit lauter Mädchen auf der Bar tanzten“. Auch die Lokalmatadoren loben den Knirps mit dem Langhorn, Wynton Marsalis nennt sich seinen „größten Fan“. Doch auf solchen Lorbeeren ruht sich Trombone Shorty nicht aus. Er lernt unermüdlich neue Songs, egal woher und worüber, von Marschmusik über AC/DCs „Back In Black“ bis zu Hip-Hop-Hits. „Jazzmusiker können so engstirnig sein”, sagt er. „Ich wollte auf keinen Fall einer von denen sein, die immer wie-der dasselbe Zeug recyclen. Wie soll man dabei wachsen kön-nen? Außerdem wollte ich immer für Leute spielen, die so alt sind und ähnliche kulturelle Referenzen haben wie ich. Ich muss mich selbst und das Publikum bei Laune halten.“ Neben-bei schreiben Troy und seine Band Orleans Avenue auch immer

mehr eigene Songs, nehmen mit 17 ihre erste CD auf und gründen gleich noch ein Label. Ein Jahr und drei Alben später („Wie viele wir davon verkauft haben? Kommt drauf an, wer fragt: Tausende, wenn ich ehrlich bin. Nicht mal zwölf, wenn mich die Steuer fragt.“), kommt die große Chance: Lenny Kravitz holt den eben 18-Jährigen in seine Band. „Als mich ein gemeinsamer Freund vorschlug, war Lenny zuerst skeptisch. ‚Ich will einen mit Soul – wie kann ein 18-jähriges Kind Soul haben?‘ Trotzdem flog er mich nach Miami ein. Nach dem Vor-spielen meinte er: ‚Du bist in der Band. Aber du musst dir den Arsch aufreißen, um zu bleiben. Okay?‘ In den nächsten drei Wochen musste ich seine komplette Musik aus etwa 20 Jahren lernen. Aber ich habe es geschafft. Obwohl meine Schwester meinte, das sei so, als wäre der Basketballer Kobe Bryant direkt von der Highschool in die Oberliga gekommen.“

„Backatown“, Trombone Shortys Major-Debüt, war in den USA sofort ein Erfolg. Natürlich wegen der brachialen Grooves, der extrem tighten Produktion, dem Mitsing-Hit „Something Beautiful“ und all der anderen Hüftenschwinger und Kopf- nicker – aber auch wegen seiner Vorgeschichte und der ausge-wählten Features, etwa von Lenny Kravitz oder Allen Toussaint. Die Fernseh- und Radiostationen sind begeistert von diesem smarten und eloquenten Hipster, laden Troy von der „Morning Show“ bis zu „Late Show with David Letterman“ ein, nutzen seine rockigen Funk-Lieder als Erkennungsmelodien. Der schlan-ke Muskelmann bekommt sogar eine Rolle in der HBO-Serie „Treme“. Damit auch der Rest der Welt ins vielstimmige „Go, Shorty!“ einfällt, trat Trombone Shorty knapp einen Monat nach der US-Veröffentlichung mit seiner Band im Verve Club in Berlin auf. Nach der vierten Zugabe, nach einem so intensiven wie unterhaltsamen Set, bei dem Troy und seine Band wirklich alles gegeben haben – einmal sogar die Instrumente durchge-tauscht, so dass sich der Leader am Schlagzeug beweisen konnte – bebte der Laden noch immer. „Mann, so machen wir das eben in New Orleans“, lacht er im Backstage. „Wenn ich irgendwas in meiner Zeit mit Lenny Kravitz gelernt habe, dann, dass man sich sein Publikum erarbeiten muss – je mehr du ihnen gibst, umso mehr bekommst du zurück. Zuzusehen, wie er 16.000 Menschen unter Kontrolle hat, die mit ihm lachen, weinen und feiern, war eine tolle Lektion. Aber es fängt immer mit dir an, denn du …“ Er bricht mitten im Satz ab, hört auf die Musik aus dem Club. „Wer ist dieser DJ? Eben hat er schon was von Dr. John gespielt – und das ist jetzt Allen Toussaint, oder? Woher kennt der das Zeug?“ Als er hört, dass heute Abend der Chef persönlich die Platten auflegt, schüttelt er lachend den Kopf. „Mann, und ich dachte, ich wäre hip! Ein Glück, dass ich erst Anfang zwanzig bin – da darf man schließ-lich noch lernen.“www.tromboneshorty.de

Trombone ShortyBackatownVerve

CD 274 7947

Text: Götz Bühler | Foto: Kirk Edwards

„Je mehr du dem Publikum gibst, desto mehr bekommst du zurück.“ Trombone Shorty

Page 10: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

10 www.jazzecho.de

Manfred Eicher M ein erster öffentlicher Auftritt war beim Montreal Jazz Festival vor 125.000 Men-

schen”, erzählt Nikki Yanofsky in einer Hamburger Hotelsuite. „Als wir nach dem ersten Set in die Garderobe gingen, konnte ich zum ersten Mal das gesamte Publikum sehen. ‚Guck mal, wieviele Leute, Mami!‘ Meine Mutter nickte nur. Und ich: ‚Die kann ich doch nicht warten lassen. Sollten wir nicht lieber gleich das zweite Set spielen?‘ Ich wollte immer Aufmerksam-keit. Ich liebe es, die Leute zu unterhalten.“ Nur einmal, sagt die Kanadierin, sei sie etwas nervös gewesen: Bei ihrem Auftritt vor etwa zwei Milliarden Fernsehzuschauern, als sie in Vancou-ver die Eröffnungshymne der Olympischen Winterspiele 2010 sang. „Aber das hatte eher mit meinen Highheels zu tun“, lacht die dunkeläugige Jeansträgerin. „Ich hatte Angst, vor der ganzen Welt diese riesige Treppe herunterzufallen. Das hätte mir ähnlich gesehen. Ich bin nicht die Geschickteste.“

Nikki Yanofsky betont gerne, dass ihr das Label „Jazzsän-gerin“ von außen aufgedrückt wurde und sie sich „nie selbst so be zeichnet hat“. Sie sagt: „Ich bin eine Sängerin. Punkt. Ich liebe gute Musik. Warum sollte ich mich da auf einen Stil be-schränken?“ Trotzdem ist es bemerkenswert, dass sie eben nicht nur nahezu perfekt intoniert und phrasiert, sondern ihre Talente vor allem auf die Klassiker ihres Idols Ella Fitzgerald an-wendet. Bis jetzt. Nach ihrem „Airmal Special“ auf dem Samp-ler „We All Love Ella“ von 2007 („Ich klinge wie auf Helium. Na ja, ich war auch erst 12.“), veröffentlichte sie 2008 ihr Kanada- Debüt „Ella … Of Thee I Swing“, eine Live-Aufnahme mit Big-band, die für zwei Juno Awards nominiert war. „Nikki“ heißt

nun der „internationale“ Erstling. Das Album beginnt, erwar-tungsgemäß, mit einem Standard, und dann gleich Ellingtons New-York-Gassenhauer „Take The A Train“, den Yanofsky mit ein bisschen Textkosmetik für Anspielungen an die NY-Initia-len-Gleichheit nutzt. Neben weiteren Evergreens fallen auf die-sem von Starmacher Phil Ramone produzierten Album beson-ders die neuen Songs auf. An nur zwei Tagen gemeinsam mit Jesse Harris, von dem einige der besten Norah-Jones-Lieder stammen, und dem kanadischen Singer/Songwriter Ron Sex smith im Keller der Yanofskys in Montreal geschrieben, spürt man bei „Never Make It On Time“ oder „Cool My Heels“ vielleicht am deutlichsten das Potenzial der jungen Sängerin. Das klingt zwar viel weniger nach Ella und mehr nach Katie Melua oder Taylor Swift, aber immer frisch und frei und vielver-sprechend. Immerhin fängt Nikki Yanofsky eben erst an, so sehr sie auch jetzt schon von Quincy Jones oder Tony Bennett gelobt wird. „Die Leute sagen: Du bist doch erst 16. Willst du nicht erstmal herausfinden, was es sonst noch so gibt?“, erzählt sie. „Warum sollte ich das? Ich kann mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“ Ihre Mutter, die daneben sitzt, wirft ein: „Maniküre vielleicht? Das kannst du doch auch …“ Beide lachen. Und dann, wieder ganz ernst und vielleicht ein wenig auswendig gelernt, sagt die frühreife 16-Jährige: „Ich denke, wenn man etwas findet, das man wirklich liebt und am liebsten jede Stunde jedes Tages machen möchte, dann kann und sollte man das nicht einfach loslassen. Oder?“www.nikkiyanofsky.de

Text: Götz Bühler | Foto: Steven Haberland

Das JazzhäkchenGenerationsprobleme waren gestern – heute singt eine 16-Jährige genauso gerne und gut die Klassiker von Ella Fitzgerald, Duke Ellington und den Beatles. Allerdings ist Nikki Yanofsky auch nicht irgendeine 16-Jährige.

Nikki Yanofsky

Nikki YanofskyNikkiDecca

CD 273 9063

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Bevor Till Brönner auf sein neues Album „At The End Of The Day“ zu sprechen kommt, unternimmt

er einen kleinen Exkurs. Er erzählt von einem Konzert auf dem Leipziger Me-diencampus im April 2010, wo er sich zu einem Duett mit dem Percussionisten Günther Baby Sommer getroffen hatte. Ein pures Schlagzeug-Trompeten-Treffen im Geiste von Max Roach und Dizzy Gillespie. Ein Soundclash der Jazzspezia-listen. Sozusagen der innere Kern seiner Musik, dem er sich weiterhin mit Freude widmet. Doch seine Perspektive reicht weiter.

Und dazu gehört wie selbstverständ-lich auch Pop, Rock und das Gefühl für zeitlose Sounds. „Recognizable“ ist der Begriff dazu, den Brönner einmal bei Johnny Cash aufgeschnappt hat. Diese Wiedererkennbarkeit oder auch Lesbar-keit ist ihm durchaus wichtig. Nach die-sem Kriterium hat er, der hochdekorierte Jazzer, die Bibliothek der populären Mu-sik durchstöbert.

Er stieß dabei auf Bach, Beatles, Bowie und The Killers. Eine vielseitige Übung, bei der drei Dutzend Songs gespielt, ge-prüft und bearbeitet worden sind: „Da-raus ist eine Sammlung entstanden, die kunterbunter nicht hätte sein können. Faszinations-Fundstücke aus meinem Le-ben, die ich letztlich danach ausgewählt habe, welche Möglichkeiten sie mir für den eigenen Ausdruck bieten.“ Die zwölf besten davon hat er – als Trompeter und Sänger in Personalunion – in seinem Sinne interpretiert.

Auf musikhistorische Zusammenhän-ge hat Brönner dabei ganz bewusst ver-zichtet. „Space Oddity“ von Bowie steht genauso als eigenständiges Statement, wie es keine inhaltliche Brücke zwischen „Human“ von The Killers und „Human“ der britischen New-Wave-Band Human

League gibt. Seine Trompete führt „Air“ aus der Dritten Orchestersuite von Jo-hann Sebastian Bach in andere Sphären. Er durchkreuzt freischwebend ein Pop-Universum, bei dem die Beatles der frü-hen 60er auf das amerikanische 70er-Duo Seals & Crofts („Summer Breeze“) treffen.

„Wir haben uns bewusst mit einer kompletten Liveband für zwei Wochen ins Planet-Roc-Studio zurückgezogen“, erzählt Brönner. „Dort, im alten DDR-Funkhaus, gibt es große, hohe Räume, in denen die alten, analogen Instrumente optimal zur Geltung kommen konnten. Diese organische Stimmung beim Auf-nahmeprozess war mir sehr wichtig. Im Anschluss habe ich mit langjährigen mu-sikalischen Freunden auf der ganzen Welt an den Titeln weiter gearbeitet. Für die

Streicher-Recordings sind wir zum Bei-spiel in Los Angeles ins legendäre Capitol Studio gegangen. Die Holzbläser wurden in Stockholm aufgenommen.“

Hinter den Reglern saß erstmals der Produzent Andreas Herbig, der bislang ganz unterschiedliche Projekte mit Udo Lindenberg, A-Ha oder Ich + Ich betreut hat. Ein inspirierender Arbeitsprozess, bei dem es keineswegs darum gehen sollte, den Arrangements einen bestimmten (Pop-)Sound zu verordnen. Es war eher ein Austausch von Erfahrung und Stilge-fühl, bei dem sich Brönner einem Herzens-thema widmen konnte: der Zeitlosigkeit.www.tillbroenner.de

www.jazzecho.de 11

Text: Ralf Niemczyk | Foto: Till Brönner

Till BrönnerAt The End Of The DayIsland

CD 275 1368

2 CDs Deluxe Edition

275 1369

LP 275 1365

erscheint am 15.10.

Till Brönner

Wiedererkennbar buntAuf seinem neuen Album singt und spielt Till Brönner Musik von Bach bis zu The Killers. Inspiration für die Auswahl kam von Johnny Cash.

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E iner meiner engsten Freunde ist der Jazzsänger Mark Murphy. Ich verdanke Mark sehr viel, nicht zuletzt tiefe

Einsichten in das Denken und Fühlen eines Mannes, der seit über fünfzig Jahren ein intensives Jazzleben führt. Ohne Mark hätte ich auch nie einen Musiker kennengelernt, den ich für genauso einzigartig halte: Frank Chastenier aus Deutschland.

Der Jazz hat sich über Jahrzehnte hinweg den Respekt erkämpft, der ihm zusteht. Aber irgendwo auf dem Weg hat er einiges an Seele verloren. Sogar in meiner Heimatstadt New York, wo Bebop und Free Jazz geboren wurden, klingt diese Musik heutzutage mehr nach Konservatorium als nach einem Ausdruck dessen, was man mal „jazz life“ nannte. Die Straße, die Generationen von Jazzmusikern bereisten, war oft hart, aber sie gab ihnen auch viel zu erzählen und auszudrücken mit.

Wie kommt es nun, dass Frank Chastenier, der 1966 ge-borene Pianist, Jazz mit einer solchen Seele und Tiefe spielt, die ich fast überall sonst vermisse? Es ist ganz sicher nicht die Folge eines Lebens voller Leid und Aufruhr. Seit 1991 genießt Frank die Vorzüge einer Festanstellung bei der WDR Big Band in Köln. Er ist mit der „großartigsten Frau der Welt“ verheiratet; beide leben mit der gemeinsamen Tochter im Teenageralter in einer beschaulichen Kleinstadt in der Nähe von Köln, wo Frank auch aufwuchs.

Eigentlich liegt nichts ferner, als dass solch ein offensichtlich zufriedener Mensch sich zu Songs voller Sehnsucht und Verzweiflung hingezogen fühlt und sie mit größtmöglicher Verletzlichkeit interpretiert. Frank erklärt es so: „Ich liebe Melodien, und ich bin eher der melancholische Typ.“ Genau so wie Miles Davis, Blossom Dearie und Shirley Horn ist auch er ein Minimalist; die stillen Momente seiner Musik sind min-destens so mitteilsam wie die lauteren. „Bei Frank gilt ‚weniger ist mehr‘, deshalb zählt jede Note“, meint Nan Schwartz, die amerikanische Arrangeurin, deren Streicher für ihn den Hintergrund bei diversen Projekten gebildet haben. Und Frank ergänzt: „Normalerweise singe ich bei den Linien und Melo-dien, die ich spiele, mit. Und wenn man singt, muss man atmen. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich nur die Noten spiele, die ich fühle, und nicht irgendwelche Skalen, nur weil

meine Finger sie bewerkstelligen. Wenn ein Publikum von meiner Musik berührt wird, ist das der größte musikalische ‚Thrill‘, den ich mir vorstellen kann“.

Viele Jahre hat es Frank nicht zu einer Solo-CD unter eigenem Namen gedrängt, er fühlte sich stets wohler außerhalb des Rampenlichts. Bis zum Jahre 2004, als sein Debüt-Album „For You“ erschien, co-produziert von Till Brönner, einem Freund seit der gemeinsamen Teenagerzeit. Die „Jazzthetik“ nannte die CD „das vielleicht wichtigste deutsche Jazzalbum der letzten zehn Jahre“. Die meditative, entrückte Stimmung des Vorgängers setzt sich jetzt fort auf „Songs I’ve Always Loved“, Franks zweitem Album auf Emarcy. Erneut co- produziert von Brönner, bringt es Frank wieder mit der Rhythm Section seiner WDR Big Band, Bassist John Goldsby und Drummer Hans Dekker zusammen. Chasteniers ehemaliger Klavierschüler Wieland Reissmann und Nan Schwartz steuern die Streicher-Arrangements bei.

Die Songauswahl belegt Franks ungewöhnlich ausgefeilten und vielseitigen Musikgeschmack; sie beinhaltet Operetten-Themen, musikalische Markenzeichen von Jacques Brel und Edith Piaf, amerikanische Standards und Franks zarte eigene Miniatur „Little Prelude“. Sogar seine Ausflüge in den Bereich der kommerziellen Popmusik sind kleine Offenbarungen. Auf „For You“ transformierte er Herbert Grönemeyers Monsterhit „Mensch“ in eine langsame, sinnliche Meditation. Etwas ganz ähnliches gelingt ihm auf der neuen CD mit „Mornin’“, Al Jarreaus R’n’B-Ohrwurm von 1983. „Eigentlich ist das ein fröh-licher Love Song mit lebendigem Groove“, sagt Frank, „aber ich zeige seine sentimentale Seite“.

Das Gefühl von Traurigkeit mag Frank Chastenier anziehen, seinen musikalischen Weg fand er jedoch ohne Schmerz und Zweifel. In ganz jungen Jahren lernte er die Hammond-B3-Orgel zu spielen und tauchte tief in die väterliche Schall-plattensammlung ein. Mit 13 Jahren wurde er Mitglied im Landesjugendjazzorchester NRW, wo er Till Brönner traf. Später wurde er Mitglied im Bundesjugendjazzorchester („Bujazzo“) unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. Dann begannen seine Jahre beim WDR.

12 www.jazzecho.de

From New York with LoveJames Gavin ist einer der bekanntesten amerikanischen Jazz-Journalisten. Er schreibt für die „New York Times“, „Vanity Fair“ und viele andere. Seine Bücher über Chet Baker und Lena Horne gelten als Standard-werke. Gavin ist ein Fan des deutschen Pianisten Frank Chastenier, hier erklärt er warum.

Text: James Gavin | Fotos: Till Brönner (Frank Chastenier) & Stephen Paley (James Gavin)

James Gavin

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Ein Ensemble wie die WDR Big Band gibt es in den ganzen USA nicht; die Musiker arbeiten fest von Montag bis Freitag an stets wechselnden Projekten. „Es kann durchaus passieren, dass ich innerhalb von zwei Monaten mit Gary Burton, Mike Stern, Maceo Parker, Patti Austin und Wolfgang Niedecken arbeite, allesamt völlig unterschiedliche Musiker mit ebenso unterschiedlichen Stilen und Musikverständnissen“, sagt Frank. Dieser Beruf ermöglicht es ihm auch, seine anderen musi ka-lischen Seiten zu zeigen, nicht zuletzt sein Talent, die Hammond-orgel zum Glühen zu bringen. Ein eindrucksvoller Beweis ist „Hallelujah, I Love Her So“, einer der Tracks auf „Roots and Grooves“, einer Kollaboration zwischen James Browns ehema-ligem Altsaxophonisten Maceo Parker und der WDR Big Band. Meist aber ist Frank der stabile Pol inmitten des energiegeladenen Orchesters.

Frank bezeichnet „Songs I’ve Always Loved“ als „den Sound track meines Lebens“, wegen seiner vielfältigen emoti o-nalen Verbindungen zu den Songs. „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ aus dem Film „Der blaue Engel“ – außerhalb Deutschlands als „Falling In Love Again“ bekannt – erinnert ihn an „die großen Komponisten, die wir mal in Deutsch land hatten, wie Friedrich Hollaender und Kurt Weill, und die großen Autoren wie Kurt Tucholsky, Thomas und Heinrich Mann und Erich Kästner, bevor die Nazis diese Kultur abgewürgt haben. Manchmal wünschte ich, ich könnte ein paar Tage im Berlin der 20er Jahre leben, nur um einmal das Gefühl und die Gerüche dieser Zeit zu spüren.“ Franks über-raschende Harmonien bringen einen Hauch von Ruhelosigkeit in diesen sonst so selbstbewusst-sinnlichen Song. John Goldsby und Hans Dekker tragen ihren Teil zu der mysteriösen Grund-

stimmung bei. „Mein Trio mit John und Hans gehört zu den besten Dingen, die mir in meinem Leben passiert sind“, sagt Frank, „weil wir zusammen atmen, wenn wir spielen“.

Der gefühlstrunkene Evergreen „Dein ist mein ganzes Herz“ stammt aus Franz Lehars Operette „Das Land des Lächelns“, die Frank erstmals als Kind zu Gehör bekam, sonntagnachmittags im Fernsehen. Nan Schwartz’ silbrig-seidige Streicher sind so subtil, dass man sie mehr zu fühlen als zu hören meint. „Frank lässt einem eine Menge Raum“, erklärt Nan. „Das heißt nicht, dass du diesen Raum auch immer füllen musst, aber da ist eine Menge Platz für meine Farben.“ Die beiden lernten sich vor ein paar Jahren bei den Aufnahmen von Mark Murphys Verve-CDs „Once To Every Heart“ und „Love Is What Stays“ kennen, zwei Projekten, die Till Brönner anstieß und produzierte. „Die Auf-nahmen mit Mark Murphy sind absolute Höhepunkte für mich gewesen“, sagt Frank. „Ich wünschte, ich würde so Piano spielen, wie er singt!“

Von einem anderen Meister der herzzerreißenden Ballade, Jacques Brel, stammt „Ne me quitte pas“, ein Song, der Frank tief berührt. Seine beinahe erschreckend emotionale Inter-pretation macht das für jeden aufmerksamen Hörer nachfühlbar. Gegen den lautstark vorgetragenen Schmerz der Originalversion stellt er eine ganz leise Intensität, das genaue Gegenteil von Melodrama. Ob Frank es darauf anlegt oder nicht, ich bin überzeugt, dass Aufnahmen wie diese unausweichlich dazu führen werden, dass Frank in den kommenden Jahren noch viel mehr Aufmerksamkeit genießen wird als bereits jetzt. Er hat es verdient, denn er bringt Gefühl und Wahrheit in eine Musik zurück, deren größtes Gut viel zu lange die Technik war.www.frank-chastenier.de

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Frank ChastenierSongs I’ve Always LovedEmarcy

CD 274 4789

Frank Chastenier

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F ür mich hatte Musik immer etwas Heilendes“, sagt Charles Lloyd. „Als ich damit anfing, wusste ich

gleich, dass ich mein Lebensglück gefunden hatte.“ Der 72-jährige Saxophonist aus Memphis, Tennessee, gehörte schon Mitte der 60er zu den wichtigsten und spannendsten Musikern einer neuen Szene, die sich mehr um Freiheit, Ausdruck und Selbstfindung kümmerte, als sich um Stil- oder Rassengrenzen zu scheren. Direkt von der University of Southern California war er zu Don Cherry, Eric Dolphy und Ornette Coleman ge sto-ßen, wurde über Erfahrungen in den Bands von Chico Hamilton oder Cannonball Adderley selbst zum Leader, unter anderem mit Keith Jarrett als Pianist. Am Höhepunkt seiner Popularität, nach sensationellen Verkaufs- und Tourerfolgen, zog er sich 1969 aus dem Musikgeschäft zurück und lehrte in Kalifornien transzendentale Meditation. Erst in den 80ern überzeugte ihn der französische Pianist Michel Petrucciani wieder öffentlich aufzutreten – und aufzunehmen. Seit 21 Jahren bei ECM unter Vertrag, gilt Lloyd heute einerseits als „elder statesman“, andererseits als stetiger Innovator und Im pulsgeber. Die „New York Times“ lobt seine Musik als „seltsames und schönes Destillat der amerikanischen Erfahrung (…), teilweise verlassen und wild, teilweise ungeheuer kontrolliert und raffiniert“. Die Kollegen aus L.A. erkennen „eine Reise, die von einer Er leuch-tung nach der anderen bestrahlt wird“.

Neue Energien gewinnt Charles Lloyd seit einigen Jahren aus dem Zusammenspiel mit Pianist Jason Moran, Bassist

Reuben Rogers und Drummer Eric Harland, allesamt Anfang bis Mitte 30. Auch „Mirror“ entstand mit dieser Band. „Viele Leute haben mich gefragt, wie das wohl funktionieren soll, schon wegen Jason“, erinnert sich der Leader. „Er ist so wild und ich bin so lyrisch. Nun, die Wildheit in mir kommt heraus und das Lyrische in ihm, an einem Ort, wo es weder Raum noch Zeit gibt. Gemeinsam begeben wir vier uns auf einen fliegenden Teppich, der von Frieden und Liebe und großem Kapitulieren angetrieben wird, denn wir haben viel Vertrauen in das, was wir machen. Wir erlangen unsere Musik durch das Vertrauen in unser inneres Mysterium und den inneren Spirit.“ Während der 73 Minuten von „Mirror“ begeistert nicht nur das energische, enge Zusammenspiel des Quartetts, vor allem bekommen die durchgeistigten Gedanken hinter der Musik eine sehr handfeste und erdige Gestalt. Standards und Traditionals wie „Go Down, Moses“ oder „The Water Is Wide“, eine Brian-Wilson- und zwei Monk-Kompositionen sowie vier ausgiebige Eigenwerke von Lloyd, geben den Ausführungen der amerikanischen Zeitungskritiker reichlich Zunder. Wer tatsächlich daran zweifeln sollte, dass der amerikanische Jazz auch heute noch eine wichtige, stilbildende Rolle spielt, den sollte eine Dosis dieser intensiven und reflektierten Musik vom Gegenteil überzeugen. www.charleslloyd.de

Text: Götz Bühler | Foto: Dorothy Darr / ECM

Spiegel ohne Raum und ZeitMan merkt, dass Charles Lloyd nicht nur Saxophonist, sondern auch spiritueller Lehrer ist. „Mirror“, eingespielt mit seiner fantastischen jungen Band, ruht in sich und bewegt gründlich.

Charles Lloyd QuartetMirror

ECM

CD 274 0499

Jason Moran, Eric Harland, Charles Lloyd und Reuben Rogers

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M. Gardot_AZ_210x125.qxd 02.09.2010 12:41 Uhr Seite 1

„Did you know that every seven minutes a black person is born in this country with no soul?“ Mit diesen provokativen Worten nahm der Bluesgitarrist B.B. King einst die Mär auf die Schippe, dass Schwarze das Feeling für gewisse Musik-richtungen schon mit der Muttermilch verabreicht bekämen. Denn ob jemand

Zugang zu Funk, Rhythm’n’Blues und Soul findet, ist natürlich keine Frage der Hautfarbe, sondern vielmehr einer ent-sprechenden musikalischen Frühsozia- lisation. Brian Culbertson etwa wurde von seinem Trompete spielenden Vater von klein auf mit sogenannter schwarzer Musik hochgepäppelt. Das Cover seines 2008 erschienenen Albums „Bringing Back The Funk“ zeigt Brian als Vierjäh-rigen, wie er sich via Kopfhörer in die Musik von Earth, Wind & Fire vertiefte. Der Faszination schwarzer Klänge und Rhythmen konnte er sich seitdem nicht mehr entziehen. In den zwölf Songs sei-nes zwölften Albums „XII“ präsentiert er nun verschiedene Schattierungen origi-när „schwarzer Musik“ – mal fetzig und

funky, mal sinnlich und soulig. Arbeitete er auf „Bringing Back The Funk“ mit der Crème de la Crème der klassischen Funk-szene zusammen, so reflektieren die Mit-streiter auf „XII“ seine eigene stilistische Vielfältigkeit. So jammt er mit der Wa-shingtoner Go-Go-Funk-Legende Chuck Brown im ausgelassenen Opener „Feelin’ It“, während er mit den Croonern Brian McKnight, Avant und Kenny Lattimore smoothen Rhythm’n’Blues und relaxte Clubmusik macht. Mit von der Partie sind außerdem die einzigartige Hip-Hop-Diva Faith Evans, die Spoken-Word-Künstlerin Natalie Stewart vom Neo-Soul-Duo Floetry sowie die Gitarristen Ray Parker Jr. und Earl Klugh.www.brianculbertson.de

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Text: Jörg Eipasch | Foto: Daniel Ray

Voll auf die ZwölfDass auch weiße Musiker die ganze Palette schwarzer Musik beherrschen können, zeigt Brian Culbertson auf seinem neuen Album „XII“.

Brian Culbertson Brian CulbertsonXIIVerve

CD 274 2481

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Jerry Lee LewisMean Old Man

Verve

CD 274 7092

16 www.jazzecho.de

„If I look like a mean old man, that’s what I am“, singt Jerry Lee Lewis im Titelsong seines neuen Albums. Eins kann man der Legende, die mit Hits wie „Great Balls Of Fire“ und „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ Musikgeschichte schrieb, bestimmt

nicht vorwerfen: mangelnde Selbstironie. Mit mehr als einem Augenzwinkern spielt Lewis, der auch als einziger Rock’n’Roller gilt, der diese Musik wirklich mit allen Höhen und Tiefen lebte, auf sein an Kri-sen und Skandalen nicht gerade armes Leben an. Nachdem er Ende der 50er Jahre seine erst 13-jährige Cousine heira-tete, schien seine Karriere erst einmal be-endet. Später starben zwei seiner Söhne bei Unfällen, eine seiner Ehefrauen er-trank im Swimmingpool, eine andere starb an einer Überdosis Drogen. Auch Lewis wurde lange Zeit immer wieder mit Drogen in Verbindung gebracht.

Künstlerisch hat sich Lewis aus allen persönlichen Dramen allerdings immer wieder Kraft seiner Musik an die Spitze der Musikszene heranarbeiten können.

Dass es dort ausnahmsweise mal nicht einsam zugeht, beweist er auf seinem Comeback-Album mit der vielleicht ein-drucksvollsten Sidemen-Versammlung aller Zeiten. Mick Jagger, Keith Richards, Kid Rock, Solomon Burke, Eric Clapton, Sheryl Crow, John Fogerty, Merle Hag-gard, Kris Kristofferson, Nils Lofgren, Wil-lie Nelson, Ringo Starr und zahlreiche an-dere Größen kamen zu Lewis ins Studio und unterstützten ihn bei der Aufnahme grandios abgehangener, lässig rockender Country-, Blues und Rock’n’Roll-Songs. Sowas kriegt vermutlich nur ein sehr lie-benswerter Bösewicht hin.www.jerry-lee-lewis.de

„Ich bin Sammler und verrückt“, gesteht Richard Weize, der 40.000 Vinylplatten schwere Mann hinter Bear Family Re-cords. Jetzt feiert sein weltweit bewun-dertes (und vielfach ausgezeichnetes) Reissue-Label 35-jähriges Bestehen. Fei-erlich blicken die Bären von ihrem Bau-

ernhof bei Bremen auf die vergangenen, geschäftigen Jahre zurück, in denen sie unzähligen Künstlern und Musikthemen grandios ausgestattete Boxsets und Editi-onen gewidmet haben. Highlights für Jazzfans waren zum Beispiel die 8-CD-Box vom „Deutschen Jazz Festival 1954/58“, die Serie „Jazz in Deutsch-land“ oder die beiden je elf CDs umfas-senden Boxen mit dem Schaffen Nat „King“ Coles, allesamt in Soundqualität, Begleitmaterial und Umfang unschlag-bare Sammlerstücke.

Auch wer sich für den gesellschaft-lich-politischen Kontext von Musik inter-essiert, wird bei Bear Family fündig. Über

reines Hörvergnügen hinaus gehen die epochalen Boxen zu Themen wie Viet-namkrieg („Next Stop Is Vietnam“) oder Atombombe („Atomic Platters“). In das Lob auf Weizes Label stimmen jetzt auch 68 Musiker und Songschreiber ein, die sich in der Box „35 Years Bear Family“ exklusiv – teils verspielt, teils ernsthaft – mit dem Thema „Bären“ beschäftigen. Von Bela B. (Die Ärzte) bis zu diversen Country-Legenden geht der Reigen. Am sympathischsten ist allerdings Richard Weizes Label-Resümee: „We’re not in it for the money“. Bitte weiter so, mindes-tens noch mal 35 Jahre!www.bear-family.de

Bärenmarke auf CDText: Götz Bühler | Foto: Günter Zint

Richard Weize

Fiesling mit FreundenText: David Khune | Foto: Olaf Heine

Den Anfang machte die Country Music. Inzwischen steht das deutsche Label Bear Family auch für Wiederveröffentlichungen von Perlen aus Jazz und anderen Genres. Dieses Jahr feiert es Jubiläum.

Various Artists35 Years Bear Family

Bear Family

CD BCD 17035

Jerry Lee Lewis

Sein Spitzname ist „The Killer“. „Mean Old Man“ heißt das neue Album von Jerry Lee Lewis. Muss man sich vor dem 75-jährigen Erfinder des Rock’n’Roll fürchten?

Page 17: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Fiesling mit Freunden

vertrieb: edel:kultur (D / AT), musikvertrieb (CH) e-mail: [email protected]

„die krachend vitale, interaktive musikdieser gruppe ist in der weltspitzeangekommen" u. olshausen (frankfurter allgemeine)

wollny / kruse / schaefer[em] live at jazz balticaACT 9668-2

18 magisch-coole momente zum aktions-preis: „jazz, der so quirlig groovt, dass ihnpopfans gut finden können“ (kulturnews)mit n. landgren, v. iyer, w. haffner uvm.

magic moments 4jazz is coolACT 9550-2

in den fußstapfen von esbjörn svensson:„yaron herman ist einer, mit dem man inden nächsten jahren rechnen muss“ (süddeutsche zeitung)

yaron herman triofollow the white rabbitACT 9499-2 (vö: 22.10.)

youn sun nah / vocalsulf wakenius / gitarrelars danielsson / bass, celloxavier desandre-navarre / percussion

youn sun nahsame girlACT 9024-2

auf sein sensationsdebüt "historicity"(echo jazz / downbeat album of the year)folgt das solowerk des piano shooting stars:„vijay iyer könnte den jazz retten” (welt)

vijay iyersoloACT 9497-2

céline bonacina / bariton saxnicolas garnier / basshary ratsimbazafy / drumsnguyên lê / e-gitarre

céline bonacina trioway of lifeACT 9498-2

label des jahresECHO JAZZ 2010

das herbstprogramm:

ACT artists in concert: céline bonacina trio: 4. & 5.11. jazzfest berlin vijay iyer trio: 17.10. köln, 19.10. berlin, 20.10. saarbrücken21.10. freiburg [em] wollny | kruse | schaefer 12.10. - 5.11. youn sun nah 28.10. - 7.11. alle termine: www.actmusic.com/live.php

alle cd’s erhältlich im fachhandel und auf allen gängigen downloadportalen. weitere infos unter www.actmusic.com

Jazz Echo_Ausgabe_10.2010 06.09.2010 10:29 Uhr Seite 1

Page 18: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

18 www.jazzecho.de

Thomas QuasthoffTell It Like It Is

Deutsche Grammophon

CD 477 8614

E s sind Stücke, die ich liebe und die mir Spaß machen“, klärt Thomas

Quasthoff die Stilfrage gleich zu Beginn, ob dies also nach dem „Jazz Album“ jetzt das „Soul Album“ sei. „Ich tue mich schwer damit, Musik in Schubladen zu packen: Das ist Soul, das ist Jazz. Wir wol-len mal ganz ehrlich sein, ‚The Jazz Al-bum‘ war auch nicht nur das. Dies ist si-cher ein Programm, das man auch ‚My Favorite Things‘ nennen könnte, weil wir weniger nach dem Stil geguckt haben als danach, was ich einfach gerne mag.“ Das erste Wagnis eines Albums mit „nicht klassischem Repertoire“, einer Aufgabe, an der schon so viele seiner klassischen Kollegen grandios gescheitert sind, hat der Bassbariton gewinnend hinter sich gebracht. „Watch What Happens“, so der Untertitel der Till-Brönner-Produktion von 2007, bescherte Thomas Quasthoff nicht nur einhelliges Kritikerlob und die eindrucksvollsten Verkaufszahlen seiner bisherigen Karriere, sondern auch eine Grammy-Nominierung und einen Echo.

Diese Erfolge waren sicherlich eine willkommene Bestätigung, nicht aber

der Antrieb zu „Tell It Like It Is“. Dem „Mann mit der schönsten Stimme der Welt“, wie ihn der „Stern“ einmal nann-te, geht es, wie gesagt, vor allem um die Freude an dieser Musik – und um fri-schen Wind in seinem Repertoire. Seine enorme Popularität in den internationa-len Konzertsälen hat Thomas Quasthoff bei „Tell It Like It Is“ zu einer ungewöhn-lichen Idealsituation verholfen. Mit einem abendfüllenden Lieblingsprogramm und seinen erklärten Freunden und Musiker-favoriten – dem Organisten Frank Chas-tenier, dem Drummer Wolfgang Haffner, dem Bassisten Dieter Ilg und dem Gitar-risten Bruno Müller – ging Quasthoff im Februar auf Tour. Begeistert empfing man den Sänger, seine Band – und das neue Repertoire. Das Publikum ging mit, wenn er Bill Withers „Kissing My Love“, Stevie Wonders „Have A Talk With God“ oder Ann Peebles’ „I Can’t Stand The Rain“ sang, es schluckte wie im Chor bei Balladen von „Rainy Night In Georgia“ von Tony Joe White bis zu Aaron Nevilles dramatischem Titelsong, um dann wie-der laut zu lachen und zu applaudieren,

wenn der gnadenlos begabte Sänger bei „Seventh Son“, „Short People“ oder „The Whistleman“ alle Register seiner Unterhaltungskunst zog. Auch bei seinen Ansagen und den Vocalese-Spontanei-täten, die manchen im Publikum an sei-nen gelegentlichen Live-Kollegen Bobby McFerrin erinnerten, spürte man, dass Thomas Quasthoff dieses „Tell It Like It Is“ eine Herzenssache ist. Und wie sehr es ihm wieder einmal um anspruchsvolle Un terhaltung geht. „Es gibt wirklich nur gute und schlechte Musik, das ist für mich das Kriterium“, sagt der Gesangs-professor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. „Es geht auch gar nicht immer nur um den ‚Transport von wertvollen Texten‘. Im Soul geht es schließlich um Liebe, Drama, Wahnsinn. Wie in der klassischen Musik auch.“www.thomas-quasthoff.de

Text: Carola Kramer | Foto: Harald Hoffmann

Liebe, Drama, WahnsinnStatement statt Fortsetzung: Nach dem Erfolg von „The Jazz Album“ widmet sich der Bassbariton Thomas Quasthoff auf „Tell It Like It Is“ jetzt seinen Lieblingsliedern aus Soul, Pop und Country-Swing – beschwingt und beseelt.

Thomas Quasthoff

Page 19: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Ulrich Tukur liebt die Bühne, das Drama, die lebendigen Geschichten. Auf „Mezzanotte“, seinem Debüt bei Deut-

sche Grammophon, singt der Schauspielstar einige der schöns-ten davon – auf Englisch, Italienisch, Französisch und Deutsch.

Früher, ja, damals, also in den guten, alten Zeiten, um die es hier hauptsächlich geht, gehörte es zum Handwerk eines Schauspielers, zum guten Ton sozusagen, dass er singt. Hans Albers und Heinz Rühmann taten es, Hildegard und Marlene, und natürlich Marilyn, Sophia und Liza, nicht zuletzt Peter Sel-lers und Anthony Perkins. Auch Ulrich Tukur gehört in diese universell unterhaltsame Riege. Der Charakterdarsteller aus Viernheim mit Wohnsitz in Venedig ist vor allem aus dem Kino und Fernsehen bekannt, etwa als Stasi-Leutnant aus „Das Le-ben der Anderen“ oder als hessischer Tatort-Kommissar. Seine erste Liebe jedoch galt der Musik, sie war sogar das, was ihn schließlich ins Theater und Filmstudio brachte. „Schauspielerei hat mich nie interessiert“, sagt der 54-Jährige. „Ich war ja nie im Theater. Außer einmal im ‚Freischütz‘ im Stadttheater Frei-burg – was mich als Kind sehr beindruckt hat. Über den Klavier-unterricht habe ich später Boogie Woogie entdeckt und durch die alten 78er meiner Tante die Schlager der 30er und 40er, wie die ‚Mondnacht auf Kuba‘ zum Beispiel.“ Für derartigen „Schleim und Schlagerjazz“ reichte Tukur zu Universitätszeiten in Tübingen mit einem Kommilitonen aus dem Germanistik se-minar in der Fußgängerzone den Hut herum. Und auch wenn ihn sein weiterer Weg nahezu direkt in eine Theateraufführung mit Dominique Horwitz, zum Schauspielstudium nach Stutt-gart und auf die großen Bühnen führte, die Liebe zu den alten Schellackliedern blieb. Nach etlichen Alben und Touren mit seinen Rhythmus Boys gibt Ulrich Tukur nun seinen Einstand bei Deutsche Grammo-phon. Dafür stieg er nicht nur tief hinab in sein 2000 Titel star-kes Schallarchiv, um eher abwegige Schlager-Schätze von Chan son über Canzone bis zu Liedern und Songs zu heben, er engagierte auch den Pianisten und Arrangeur Lutz Krajenski, der den alten Liedern neue musikalische Wendungen schrei-ben durfte. Gemeinsam mit diesem Ausnahmemusiker, der sonst auch die Bigband von Roger Cicero leitet, und seinem hochkarätig besetzten Orchester, brachte Ulrich Tukur das Pro-gramm um den letzten Jahreswechsel herum auf die Bühne und ins Aufnahmestudio. Auf „Mezzanotte“ finden sich neben den vielen schönen und auch schaurigen Nachtgeschichten von Coco Schumann, Domenico Modugno oder Friedrich Hol-laender, allerdings auch Eigenkompositionen im eleganten Stil der Vorkriegszeit. „Die Großstadt träumt“, ein besinnliches „Stück post-expressionistischer Großstadtlyrik im Stile von Mascha Kaléko“, ist ein Gemeinschaftswerk von Tukur und Kra-

jenski, die englisch gesungene Moritat des blutrünstigen Schlach ters „Willy Williams“ stammt von Tukur allein. „Ich hab eine Stimme, die trägt sehr gut“, sagt er. „Das muss dir zur Na-tur werden, dass du auf der Bühne immer ein bisschen mehr Druck gibst. Vor der Kamera muss man dann alles wieder zu-rücknehmen. Und beim Gesang im Aufnahmestudio? Meine Stimme ist sicher nicht unbegrenzt. Ich kann zum Beispiel nicht mit einer Bigband singen. Leider nicht. Aber diese frechen, vielschichtigen und Geschichten erzählenden Chanson¿s und Kabinettstückchen aus der Zeit vor und während der Weimarer Republik, die stehen ihr ganz gut.“www.ulrichtukur.de

www.jazzecho.de 19

Text: Siegfried Schumacher | Foto: Katharina John

Ulrich TukurMezzanotteDeutsche Grammophon

CD 477 8796

Ulrich Tukur

MitternachtsspitzeMusiker wäre Ulrich Tukur viel lieber geworden als Schauspieler. Nun ist er zum Glück beides.

Liebe, Drama, Wahnsinn

Page 20: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Mit einem neuen Album und einem singenden All-Star-Team feiert das Charlie Haden Quartet West sein 25-jähriges Jubiläum.

Gut geflüstert, Löwe!

Charlie Haden & Quartet West

Sophisticated LadiesEmarcy

CD 275 0816

erscheint am 22.10.

Text: Jörg Eipasch | Foto: Steven Perilloux

20 www.jazzecho.de

Vom Albumcover blickt eine geheimnisvolle Schönheit, die auch einem Film noir der 40er Jahre entstiegen sein

könnte. Sie steht stellvertretend für sechs Sängerinnen, die Charlie Haden zur Jubiläumsfeier seines Quartet West einlud, einer grandiosen Melange aus Vocals und Instrumentals, mal melancholisch, mal swingend, immer so klassisch-stilvoll wie die Coverdame.

Der Albumeinstieg geht an Melody Gardot, die sich erst vor kurzem mit ihrem zweiten Album an die Spitze der neuen Jazz-Pop-Diven katapultiert hat. Sie haucht die alte Ballade „If I’m Lucky“ mit großer Verletzlichkeit und gestalterischer Schönheit. Genauso perfekt wie die Gardot schmiegen sich auch drei schon länger zu den Großen des Business zählende Sängerinnen, Diana Krall, Norah Jones und Cassandra Wilson, in die verzauberte Klangwelt des Quartet West. So verinnerlicht und minimalistisch hat man diese Damen selten gehört. Über-raschen mag im Album-Lineup die klassische Sopran-Diva Renée Fleming, die aus ihrer Jazzaffinität allerdings nie einen Hehl gemacht hat. Vor fünf Jahren nahm sie mit Pianist Brad Mehldau das Duo-Album „Love Sublime“ auf. Und sublim ist hier auch ihre Interpretation von Victor Youngs und Ned Washingtons „A Love Like This“. Hadens Ehefau Ruth Cameron komplettiert die singenden Sechs des Albums, die, jede auf ihre Art, Finesse und Flair einbringen.

„Charlie Hadens Tanz der Freiheit klingt heute wie ein Flüs-tern und nicht wie ein Schrei“, spielte einmal ein amerikani-scher Jazzkritiker auf Hadens Free-Jazz-Vergangenheit an. Besser könnte man den im Laufe von Jahrzehnten vollzogenen Para-digmenwandel des Bassisten wohl kaum beschreiben. Die ato-nale Attitüde der rebellischen 1960er Jahre ist einer subtilen Widerborstigkeit gewichen, die mit melancholischer Melodien-seligkeit eingefärbt ist. Doch bei aller Klangschönheit, mit der das Quartet West seit 1986 fasziniert, wahrte sich Haden stets auch seine Innovationslust. Mal mischte er die Musik mit Tonspu-ren historischer Jazzaufnahmen oder Filmzitaten, mal versetzte er bekannteres Repertoire mit überraschenden Entdeckungen oder gar vergleichsweise sperrigen Kompositionen seines alten Free-Jazz-Gefährten Ornette Coleman.

Das Material der „Sophisticated Ladies“ besteht größten-teils aus Jazzballaden, von denen die bekannteste natürlich die Titelkomposition von Duke Ellington ist. Verwoben werden die Gesangsnummern mit ausgesuchten Instrumentalstücken

wie dem stimmungsvollen Thema der nahezu vergessenen TV-Krimi serie „Markham“ von 1959. „Angel Face“, aus der Feder von Hank Jones, ist eine Hommage an den am 16. Mai verstor-benen Pianisten, mit dem Haden 1996 das Duo-Album „Steal Away“ aufgenommen hatte. Expressivere Klangfarben brin- gen zwei Up-Tempo-Bebop-Nummern ins Spiel: „Today I Am A Man“ von Pianist Steve Kuhn und „Wahoo“ von Trompeter Benny Harris.

Elf Jahre lang hat das Quartet West seine Fans auf dieses sechste Album warten lassen, live war es jedoch die ganze Zeit präsent. Zur Besetzung zählen neben Haden nach wie vor die Gründungsmitglieder Alan Broadbent – der Pianist schrieb auch wieder die Streicherarrangements – und Tenorsaxopho-nist Ernie Watts. Nach Billy Higgins und Larance Marable schwingt seit 2006 der junge Rodney Green den Jazzbesen und die Trommelstöcke. Und Charlie Haden führt sein Quartet West immer noch mit dem legendär vollen, warmen Ton und den klaren, singenden Sololinien seines Kontrabasses. www.charliehaden.de

Charlie Haden

Page 21: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Gut geflüstert, Löwe!

29. + 30.10.2010

KAMPNAGEL AB 19.00 UHR

John Scofi

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www.ueberja

zz.com

Nils laNdgreNChristmas With My Friends

Nils Landgren (tb, voc), Jeanette Köhn (voc), Sharon Dyall (voc), Ida Sand (p, voc), Johan Norberg (g), Jessica Pilnäs (voc),

Jonas Knutsson (sax), Eva Kruse (b)(Änderungen vorbehalten)

07.12.10 Lüneburg // Kulturforum08.12.10 Hamburg // Laeiszhalle10.12.10 Oldenburg // Kulturetage11.12.10 Kiel // Petruskirche12.12.10 Dresden // Himmelfahrtskirche13.12.10 Berlin // Passionskirche14.12.10 Nürnberg // Gustav-Adolf-Gedächtniskirche15.12.10 München // Carl-Orff-Saal16.12.10 Stuttgart // Johanneskirche17.12.10 Darmstadt // Staatstheater18.12.10 Bochum // Christuskirche19.12.10 Köln // Kulturkirche21.12.10 Elmau // Schloss Elmau23.12.10 Elmau // Schloss Elmau** mit kleiner BesetzungAktuelle Alben · Nils Landgren „Christmas With My Friends I & II“ (Act/edel)

lizz Wright16.10.10 Berlin // Passionskirche 25.10.10 Frankfurt // Mousonturm26.10.10 Köln // Gloria 30.10.10 Hamburg // Überjazz Festival

Neues Album:FellowshipVerve / Universal Music VÖ: 08. Oktober 2010

aNNe sofie voN otter aNd Brad Mehldau

28.03.11 Berlin // Kammermusiksaal

K a r s t e n j a h n K e K o n z e r t d i r e K t i o n g m b h

TIcKETS: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60** • www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(e 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. e 0,42/Min.) **(Mo – Fr, 10 – 18 Uhr)

Page 22: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Text: Jörg Eipasch | Foto: Cesare Cicardini

22 www.jazzecho.de

Paolo ConteNelsonEmarcy

CD 274 7941

erscheint am 15.10.

Auf den Hund gekommenDass Paolo Conte eine Menge erlebt hat, verrät ein einziger Blick in sein gegerbtes Gesicht. Auf dem Album „Nelson“ erzählt das 73-jährige Multitalent 15 neue Episoden aus seinem Leben.

Schnauzbärtig, bärbeißig dreinschauend, die linke Augen-braue skeptisch hochgezogen, die Stirn von tiefen Falten zerfurcht – so kennt man Paolo Conte schon seit Urzeiten

von Fotos. Hinter der fast schon furchteinflößenden Maske – wie die rauchig-raue Stimme eines seiner Markenzeichen – ver-birgt sich allerdings ein außergewöhnlich sensibler und warm-herziger Poet mit Hang zu melancholischen Betrachtungen, die gelegentlich mit einer Prise Ironie oder Sarkasmus gewürzt sind. 73 Jahre alt ist Paolo Conte im Januar geworden, und gut die Hälfte dieser Zeit ist er nun schon ein Cantautore, wie man die singenden Songwriter in seiner Heimat Italien nennt. Seit 1974 erfreut er mit seinen Geschichten ein ständig wachsendes Publikum. Nun hat er für sein Album „Nelson“ 15 neue Episoden vertont, zu denen ihn wahre Begebenheiten, aber auch Kunst-werke, literarische und filmische Vorlagen inspiriert haben.

„Die barsche Raucherstimme, ein Klavierstil, der in einer Honky-Tonk-Bar genauso zu Hause zu sein scheint wie in einem Tango-Palast oder einem Broadway-Cabaret, und die Weltan-schauung eines wettergegerbten Romantikers haben Paolo Conte in Italien zu einem bestens bekannten Songwriter ge-macht.“ Mit diesen Worten stellte die „New York Times“ ihren Lesern Paolo Conte vor, als dieser 1998 seine erste größere Tournee durch die Vereinigten Staaten startete. Dass Conte dort bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig bekannt war, mutet absurd an: Schließlich hatte er seine Künstlerkarriere in den 60er Jahren als Jazzvibraphonist begonnen und die frühen Tra-ditionen des amerikanischen Jazz in seiner Musik auch danach immer besonders liebevoll gehegt und gepflegt.

Auch auf „Nelson“ gibt es wieder zahlreiche Songs, die er mit der Patina des swingenden Jazz der 20er und 30er Jahre überzogen hat. Unter diese jazzigen Titel mischt er aber auch munter einen frankophonen Chanson („Enfant prodige“) und Lieder mit südamerikanischem Flair (wie die Bossa „Nina“, das sich im Titel selbst erklärende „Los amantes del mambo“ oder den Tango „L’orchestrina“). Halb Blues, halb Cabaret-Musik ist dagegen das sehr verspielte „Sotto la luna, Bruna“, in dem der launige Künstler wie ein Hund den von ihm besungenen Mond anheult. Doch Conte schwelgt nicht nur in nostalgischen Klän-

gen. Im poppigen „C’est beau“ (wo er Gaststar Laura Conti und seinem Bassisten Jino Touche den Leadgesang überließ) und vor allem in „Sarah“ experimentiert er behutsam auch mit modernen Stilformen und Grooves.

„Man kommt alleine auf die Welt, man geht alleine von ihr, und dazwischen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen,“ sinnierte Paolo Conte einmal in einem seiner melancholischen Anflüge. Was er damit meinte, erfährt man jetzt in den 15 Songs von „Nelson“. Das Album benannte er übrigens nach seinem Hund, den er auf dem Gemälde für das Cover porträ-tierte.www.paolo-conte.de

Paolo Conte

Page 23: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

www.jazzecho.de 23

Nik Bärtsch’s RoninLlyrìaECM

CD 274 2820

„Ekstase durch Askese“ lautet ein Motto von Nik Bärtsch. Der 39-jährige Pianist, Komponist und Bandleader aus Zürich schafft in und mit seiner „Ritual Groove Music“, besonders dem „Zen-Funk“ seiner Samurai-Band Ronin, eine Klarheit und Direktheit, deren medita-tiver Minimalismus den hörbaren Raum und sogar die Zeit auszudehnen scheint.

Im hypnotisch groovenden Fluss der „Module“, wie der Leader seine durch-nummerierten Stücke nennt, klingt alles weiter, auch intensiver, durch eine Dra-maturgie, die gekonnt Komposition und Improvisation vereint. Auf „Llyrìa“, dem dritten ECM-Album von Nik Bärtsch’s Ronin, produziert von Manfred Eicher an nur vier Tagen im März dieses Jahres im Studio La Buissonne in Pernes-les-Fon-taines, entfalten sich die Module noch gründlicher und gelassener als bisher. Die Sehnsucht in „Modul 48“ entwickelt dabei eine ebensolche Kraft wie der Sturm und Drang in „Modul 51“. Man merkt, dass diese seit fast zehn Jahren

funktionierende „working band“ mit Bärtsch am Piano, Sha an Bassklarinette und Altsaxophon, Bassist Björn Meyer, Percussionist Andi Pupato und Bärtschs Schulfreund Kaspar Rast am Schlagzeug, nicht nur regelmäßig durch die Welt tourt, sondern auch so oft es geht ihr Montagskonzert im Club Exil in Zürich gibt – inzwischen schon über dreihun-dert mal. All das kann man wissen, viel-leicht steigert es das Verständnis sogar. Doch die Musik von Nik Bärtsch’s Ronin begeistert auch ohne jegliche Vorliebe – je bedachter man sich ihr stellt, umso be-geisternder wirkt sie. www.nikbaertsch.de

Minimale ModuleText: Götz Bühler | Foto: Martin Möll

Auf den Hund gekommen „Die Musik war immer stärker als

alles andere, vor allem als alle Zwei-fel“, sagt Anat Fort. „Ich befürchtete, dass ich einfach keine normale, typische Jazzmusikerin sein könnte. Aber die Mu-sik drängte mich, das zu tun, was sie brauchte. Sobald ich akzeptierte, dass ich die Musik so und nicht anders hörte, wurde es besser und entspannter. Und ich sagte mir: Okay, so bin ich. Es ist we-der gut noch schlecht. Es ist, wie es ist.“ Seit 15 Jahren lebt und arbeitet die israe-lische Pianistin vorwiegend in New York, seit zehn Jahren leitet die Schülerin von Harold Mabern und Rufus Reid dort ihr eigenes Trio mit dem Bassisten Gary Wang und dem Schlagzeuger Roland Schneider. Auf ihrem zweiten, von Man-fred Eicher im Osloer Rainbow Studio produzierten ECM-Album „And If“, des-sen Coverfoto vom Roten Meer schein-bar schon die Stimmung des Albums an-tizipiert, präsentiert sie neun sensible Ei-genkompositionen, mit eben diesem traumwandlerisch eingespielten Trio. Mit

einem „lebhaft meditativen Solo-Stil“, wie es Gary Giddins in der „Village Voice“ formulierte, lautmalt sie etwa „Clouds Moving” oder „Something ’Bout Ca-mels“, aber auch „Paul Motian“. Die Hul-digung an den legendären Drummer, der auf dem Vorgängeralbum „A Long Story“ zu hören war, bildet sogar Eröff-nung und Abschluss. „Alles, was man in

seinem Leben erfährt und erfahren hat, kommt an einem bestimmten Punkt her-aus“, sagt Anat Fort. „Ich versuche nichts zu forcieren. Etwa ein Stück zu spielen, das sich israelisch anhört. Oft fließen die Sachen auf natürliche Weise ein. Daran ist nichts Falsches, also schwinge ich mit.“www.ecm-sounds.de

MitschwingenText: Götz Bühler | Foto: Robbin Valentine

Gary Wang, Anat Fort, Roland Schneider

Anat Fort TrioAnd IfECM

CD 273 3216

Nik Bärtsch

Page 24: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

Manfred Eicher

Genie und Wahnsinn lagen dicht beieinander, als Gustav Mahler 1910 seine unvollendete Zehnte Symphonie kom-

ponierte. Rasende Eifersucht plagte den 50-Jährigen, denn sei-ne deutlich jüngere Frau Alma betrog ihn mit dem 27-jährigen Architekten Walter Gropius. Mahler suchte Rat und Hilfe auf der Couch von Sigmund Freud – nachempfunden haben diese Begegnung Percy und Felix Adlon in ihrem aktuellen Spielfilm „Mahler auf der Couch“. Danach zog Mahler sich nach Südti-rol zurück, in sein Kompositionshäuschen in Toblach, wo er das Adagio und vier weitere Sätze der Zehnten Symphonie zu Papier brachte. Bevor er sie beenden konnte, starb der österreichische Spätromantiker am 18. Mai 1911 in Wien. Posthum kur sier ten zunächst nur Gerüchte über die Zehnte Symphonie. Etliche

puzzelten dann mit den Fragmenten herum. Auskomponiert hat Mahler allerdings nur eine halbe Stunde Musik. Genau die spielte 1987 der Dirigent, Komponist, Psychiater und Archäo-loge Guiseppe Sinopoli historisch korrekt ein. 2001 brachte ein früher Tod Sinopoli (wie Mahler) um die Vollendung, was Musikwissenschaftler als interessante Parallele bewerten. Die „Unvollendung“ von Mahlers Zehnter ist für den englischen Produzenten Matthew Herbert nun ein entscheidender Punkt gewesen, sie für seinen neuen Beitrag der von der Deutschen Grammophon lancierten „Recomposed“-Serie auszuwählen: „Damit sinkt das Ausmaß an Gewalt, das ich dem Werk antue“, kommentierte der Avantgarde-Elektroniker im Interview. Als ra-dikaler Tüftler begeisterte Herbert in den 1990ern das Techno-Publikum mit gesampleten Chips-Tüten, wurde dann zum Big-bandleader, fand Beachtung als Echtzeit-Sampler vor Publikum und brachte mit seiner aktuellen Platte „One Pig“ die Tierschüt-zer auf den Plan. Die Herangehensweise des kontroversen mini-malistischen Geräuschespezialisten bei „Recomposed“ hebt sich natürlich ab von der seiner Vorgänger in der Reihe: Für die letzte Ausgabe von „Recomposed“ remixten die Techno-Kory-phäen Moritz von Oswald und Carl Craig Fragmente aus Ravels „Bolero“ in eine traumwandlerische Trance. Herbert lässt dage-gen Sinopolis Einspielung des Adagios von Mahlers Zehnter in-takt, macht aus ihr ein biografisches Symphonie-Hörspiel, in dem Türen klappern und Knochen knirschen. Fast schon wie in einem Totenritual spielte er dafür unterschiedliche Teile des Werks an verschiedenen Orten ab: in einem Sarg, in einem Kre-matorium, aus einem Leichenwagen; die eröffnende Bratschen-Passage ließ er am Grab Mahlers aufführen. Ohne Mahler zu zer mahlern, verstärkte er so die dynamischen Kontraste der Originalaufnahme. Nicht Melodie, Harmonie und Struktur des Stücks wollte er re-komponieren, sondern dessen Performance und Klangraum. Indem Herbert statt an der Komposition an ih-rer Einspielung werkelt, erzeugt er einen Bruch im Paradigma der Klassikaufnahme, die vor allem eins sein möchte: neutral. Rechtzeitig zum 150. Geburtstag Mahlers solle Herberts ge-wagte Neufassung „kein düsteres Mausoleum darstellen“, teilt der Brite im Booklet mit, „sondern eine Verstärkung des beun-ruhigenden Gleichgewichts zwischen Licht und Dunkelheit“, das er in der Originalarbeit hört. Entstanden ist ein Album für Kopfhörer (im doppelten Wortsinn). www.recomposed.de

Text: Felix Fast | Foto: Dino Wand

Vollendet unvollendetFür seinen Beitrag zur Serie „Recomposed“ hat Matthew Herbert Gustav Mahlers unvollendete Zehnte Symphonie bearbeitet. Die Komposition ist erhalten geblieben und doch ist diese Rekom-position die vielleicht radikalste der Serie.

Giuseppe Sinopoli/Philharmonia

OrchestraRecomposed By

Matthew Herbert – Mahler

Symphony XDeutsche Grammophon

CD 273 4438

LP 273 4451

24 www.jazzecho.de

Matthew Herbert

Page 25: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

CDs • www.jazz-neuerscheinungen.de

Seit 30 Jahren steht sein Name für romantische Mu sik mit jazzigem Einschlag. Auch im moderne ren Sound bleibt er seinen Wurzeln treu. Kenny G / Heart And Soul / Concord CD 723 2048

An der Seite des Gitarristen Pepe Habichuela: Hol-lands erster Ausflug in die Welt des reinen, echten Flamenco. Dave Holland & Pepe Habichuela / Hands / Emarcy CD 273 8853

Klassisches und doch erfrischend modern klin gen-des Jazzalbum des Neo-Soul-Sängers im Duett mit dem Pianisten Jef Neve. José James & Jef Neve / For All We Know / Impulse CD 273 2149

Popklassiker von den Beatles, Paul Simon, Stevie Won der, Jackson Browne, Brian Wilson, Billy Joel u.a. Monica Mancini / I’ve Loved These Days / Concord CD 723 0745

Brückenschlag zwischen Jazz und Blues sowie der Musik des Baskenlands und dem Flamenco. Jazz at Lincoln Center feat. Wynton Marsalis & Paco de Lucía / Vitoria Suite / Emarcy 2 CDs 273 7863

Nur selten kommt der gesamte musikalische Marsa-lis-Clan auf einer Bühne zusammen. Gäste: Harry Connick jr. u.v.a. The Marsalis Family & Friends / Music Redeems / Marsalis Music CD 460 0130

Gitarristisches Gipfeltreffen mit John Scofield, B.B. King, George Benson, Taj Mahal, Robert Cray, Keb’ Mo’, Jonny Lang, Slash u.a. Various Artists / Lee Ritenour’s 6-String Theory / Concord CD 723 1911

Scofields und Mendozas Wiedertreffen nach 20 Jah-ren, unterstützt vom klanggewaltigen Me tro pole Orchestra. John Scofield, Metropole Orchestra, Vince Mendoza / 54 / Emarcy CD 271 4450

Für den Pianisten Terrasson ein wichtiger Wende-punkt seiner Karriere, ausgezeichnet mit dem Vier-teljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.Jacky Terrasson / Push / Concord CD 723 1640

WeltmusikGils Zeitreise in seine Kindheit ist eine musikalische Erinnerung an die ausgelassenen ländlichen Tanzfeste Brasiliens. Gilberto Gil / Fé Na Festa / Emarcy CD 274 1055

Unwiderstehlicher Klangcocktail aus Bossa- und Sambaklassikern sowie Originalen, brasilianischen Rhythmen und Dancefloor-Grooves. Sergio Mendes / Bom Tempo / Concord CD 723 1575

Hommage an Bob Marley mit alten Hits und neuen Songs im Reggae-Gewand. Mit Earl „Chinna“ Smith, Patrice & Ayo. Youssou N’Dour / Dakar – Kingston / Emarcy CD 532 5472

Pop / Rock / Singer/SongwriterReflektionen über das eigene Leben und Wunder auf einem berückend schönen Album.Mary Chapin Carpenter / The Age Of Miracles / Rounder CD 431 1332

Wie immer ein typisch explosives Gemisch aus Rhythm’n’Blues, Funk, Rock, viel Kreativität und positiver Energie. Macy Gray / The Sellout / Concord CD 723 2009

Deutlich rockigere Seite der kanadischen Song-schreiberin, die politisch engagierte Texte mit Indie-Pop, Folk und Country kombiniert. Sarah Harmer / Oh Little Fire / Rounder CD 431 1272

Langs erstes Livealbum mit einem atemberaubend elektrisierenden Konzert in Nashville.Jonny Lang / Live At The Ryman / Concord CD 723 2007

Hier geht Tift Merritt mehr denn je aus sich heraus und präsentiert ihren Folk- und Country-Rock direkt und schnörkellos. Tift Merritt / See You On The Moon / Emarcy CD 723 1965

Ungewöhnlicher Spagat zwischen diversen musika-lischen Stilen und Epochen mit viel Charme, Origi-nalität und Witz. Térez Montcalm / Connection / Emarcy CD 532 1171

Zupackendes Retroalbum mit 13 neuen Songs, aufgenommen mit historischem Equipment an musikalischen Kultorten. John Mellencamp / No Better Than This / Rounder CD 613 2842

Nostalgische Reunion der legendären Band The Section nach 36 Jahren mit allen damaligen Hits. James Taylor & Carole King / Troubadour Reunion Live / Concord CD+DVD 723 2053

Das erste Soloalbum seit acht Jahren bewegt sich gewitzt im Grenzgebiet von Rock, Rhythm’n’Blues, Blues, Folk, Country und Funk. Peter Wolf / Midnight Souvenirs / Verve CD 273 9623

Beate Lechs unnachahmliche Vocals treffen auf Tex-Mex, kubanische Perkussion und großartiges Songwriting zwischen Pop und Jazz. Beady Belle / At Welding Bridge / Jazzland CD 274 7580

www.jazzecho.de 25

Shortcuts

Weitere

aktuelle

Veröffent-

lichungen

im

Überblick

Neuerscheinungen

Ausführliche

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ECM CDs • www.ecm-sounds.de

Das Debüt einer der eigenständigsten Stimmen im modernen Jazz. New Yorks Progressive-Szene liegt der Pianistin und Sängerin schon zu Füßen.Judith Berkson / Oylam / ECM CD 271 8954

Die orchestrale Seite des Bandeonmeisters und Tango-Nuevo-Revolutionärs. Dino Saluzzi with Metropole Orkest feat. & Anja Lechner & Felix Saluzzi / El Encuentro / ECM CD 476 3834

Atmosphärische Klangreise zwischen Ambient und Groove mit Nils Petter Molvær und Christian Fennesz als Gästen. Food / Quiet Inlet / ECM CD 273 4919

Unkonventionelles und primär akustische Album des Gitarristen, Fusion-Heroen und Soundlayer-Spezialisten. Steve Tibbetts / Natural Causes / ECM CD 270 2164

Im Duo improvisierte Instrumentaldialoge, die spie-lerisch die Grenzen des Jazz überschreiten. Marilyn Crispell & David Rothenberg / One Dark Night I Left My Silent House / ECM CD 179 9220

ECM-Debüt des Königsbassisten der New Yorker Avantgarde-Szene, umwerfend energetisch und immer aufregend. Michael Formanek / The Rub And Spare Change / ECM CD 273 9514

Box-SetsVier Konzertmitschnitte aus den 1940er Jahren, u.a. mit der einzigen kompletten Live-Aufführung von „Black, Beige And Brown“. Duke Ellington / The Carnegie Hall Concerts / Concord 8 CDs 532 3249

Bei Prestige Records begann Sonny Rollins 1954 seine Solokarriere. Inkl. „Tenor Madness“ und „Saxophone Colossus“ Sonny Rollins / The Prestige Albums / Concord 8 CDs 532 3260

16 Alben enthält die preisgünstige Box mit Monks Riverside-Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren. Thelonius Monk / The Riverside Albums / Concord 16 CDs 532 7066

DVDsEinzigartiges Porträt des amerikanisch-kanadischen Songwriters mit der Entstehungsgeschichte seiner ersten Oper. Rufus Wainwright / Prima Donna – The Story Of An Opera / Decca DVD 074 3397

Eines der aktuell besten Jazzensembles der Welt in einem mitreißenden Livemitschnitt.Roy Hargrove / Live At The New Morning / Emarcy DVD 274 3629

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l Club/Dance-Jazz (z.B. Mojo Club, Tok Tok Tok, Jazzanova)l ECM-Label (z.B. Jan Garbarek, Keith Jarrett, Wasilewski Trio)l Andere Jazzmusik, z.B. _____________________________ô ____________________________________________________l Weltmusik (Afrika, Asien, Lateinamerika)l Hörbücher (Belletristik, Krimis, Gedichte, Sachbücher)

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7426

Ausgabe 2 • 2010Jahrgang 13

Page 27: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

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Eivind Aarset07.10. Ludwigsburg, Werner Cee02.12. Köln, Stadtgarten03.12. Berlin, StilwerkThe Bad Plus02.10. Berlin, Quasimodo03.10. Hannover, Jazz ClubNik Bärtsch’s Ronin06.10. München, Ampere07.10. Ulm, Roxy09.10. Mannheim, Enjoy Jazz/ Alte Feuerwache10.10. Chemnitz, Weltecho16.12. Rüsselsheim, Jazzfabrik Rebekka Bakken07.10. Lörrach, Burghof08.10. Pforzheim, Kulturhaus Osterfeld09.10. Tübingen, Sudhaus10.10. Memmingen, KaminwerkBeady Belle03.11. Köln, Stadtgarten04.11. Stuttgart, BIX06.11. Essen, Zeche CarlKetil Bjørnstad29.10. Neuwied, FestivalCarla Bley26.11. Neuburg, BirdlandMari Boine31.10. Kaiserslautern, Kammgarn01.11. Freiburg, Jazzhaus03.11. Marburg, KFZ04.11. Bochum, Bahnhof Langendreer06.11. Hamburg, Fabrik08.11. Bremen, Schlachthof09.11. Berlin, Passionskirche10.11. Plauen, Malzhaus11.11. Erlangen, E-WerkFrank Chastenier Trio20.10. Essen, Zeche Zollverein11.11. Berlin, A-TranePaolo Conte28.10. Baden Baden, Festspielhaus30.10. Ingolstadt, JazztagePaco de Lucía06.11. Leverkusen, Jazzfestival07.11. Ingolstadt, JazztageFood feat. Nils Petter Molvær & Christian Fennesz11.11. Mannheim, Enjoy Jazz

Jan Garbarek27.11. Singen, StadthalleJan Garbarek & Hilliard Ensemble 30.09. Berlin, Dom04.10. Heidelberg, Heiliggeistkirche05.10. Eberbach, Kloster06.10. Köln, Kirche St. Agnes08.10. München, LukaskircheCharlie Haden 05.11. Mannheim, Enjoy JazzHamel 08.11. Köln, Studio 67209.11. Mainz, Frankfurter Hof14.11. Hamburg, KnustRoy Hargrove29.10. Stuttgart, Mercedes-Benz-Museum07.11. Friedrichshafen, KulturbüroDave Holland Quintet26.10. München, Bayerischer Hof30.10. Neuwied, Jazzfestival31.10. Köln, WDR/ Klaus-von-Bismarck-SaalManu Katché02.10. Heidelberg, Enjoy Jazz/Schloss29.10. Neuwied, JazzFestival30.10. Backnang, Musikwinter09.11. Fürth, Stadttheater10.11. Ravensburg, Jazz Festival11.11. Leverkusen, JazztageSalif Keita30.10. Berlin, Haus der Kulturen der Welt11.11. Dortmund, Konzerthaus12.11. Leverkusen, Leverkusener JazztageMedeski, Martin & Wood01.10. Leipzig, OpernhausStephan Micus28.10. Landsberg, StadttheaterYoussou N’Dour24.11. Hamburg, Fabrik25.11. Berlin, KesselhausLouis Sclavis06.10. Köln, vive le jazz11.12. Schwäbisch-Gmünd, Jazz MissionJohn Scofield28.10. Hamburg, NDR/ Rolf-Liebermann-Studio29.10. Hamburg, Kampnagel/K 609.11. Leverkusen, Jazzfestival11.11. Ravensburg, Konzerthaus12.11. Neuburg, Birdland

Christian Scott16.10. Dortmund, Domicil30.10. Minden, Jazzclub31.10. Chemnitz, Weltecho06.11. Aalen, JazzfestAndy Sheppard09.10. Göppingen, OdeonSolveig Slettahjell07.10. Düsseldorf, StadtsparkasseTomasz Stanko12.10. Mannheim, Enjoy Jazz/ Alte Feuerwache13.10. Köln, Altes Pfandhaus16.10. Tübingen, Sudhaus17.10. Hamburg, Laeiszhalle 18.10. Ulm, Stadthaus19.10. Schwäbisch-Hall, HospitalkircheBobo Stenson04.12. Memmingen, KaminwerkRalph Towner11.11. OberhausenTrombone Shorty24.10. Köln, Stadtgarten25.10. Hamburg, Knust26.10. Berlin, Festsaal Kreuzberg27.10. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival28.10. München, AmpereGianluigi Trovesi & Gianni Coscia24.10. Stuttgart, Theaterhaus26.10. München, Unterfahrt27.10. Darmstadt, Centralstation28.10. Köln, Altes Pfandhaus31.10. Saarbrücken, Domicil02.11. Koblenz, Café HahnBugge Wesseltoft04.11. Aalen, Jazzfest05.11. Ingolstadt, Jazztage, Ramada27.11. Neuhardenberg, Schloss30.11. Bochum, Christuskirche02.12. Heidelberg, PeterskircheNorma Winstone14.11. Ravensburg, St. Jodok Kirche, Trans-4-Jazz FestivalLizz Wright16.10. Berlin, Passionskirche25.10. Frankfurt, Mousonturm26.10. Köln, Gloria30.10. Hamburg, Kampnagel

JazzEcho-KonzertführerAktuelle Tournews jede Woche neu auf www.jazzecho.de

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Compilations & SoundtracksDie besten Aufnahmen des legendären südafrika-nischen Trompeters, zusammengestellt von Till Brönner, mit Remixen von Jazzanova u.a. Hugh Masekela / Hugh! The Best / Verve CD 532 8250

Preiswerte Compilation mit aktuellen Tracks zum Kennenlernen von Dee Dee Bridgewater, Bobby McFerrin, Rebekka Bakken u.a. Various Artists / Verve Today 2010 / Verve CD 532 8106

Jazzgeschichte zum Mittanzen, zusammengestellt von den Machern des Berliner Verve Club.Various Artists / Verve Club – Legendary Jazz Grooves / Verve CD 532 5388

Jazziger Soundtrack mit Hits aus den 20er und 30er Jahren und moderneren Popklassikern, aufbereitet im Stil der Zeit. Various Artists / Easy Virtue (Original Soundtrack) / Decca CD 478 1417

Page 28: JazzEcho Printausgabe 2010 / 02

J a n G a r b a r e kO f f i c i u m N o v u m

T h e H i l l i a r d E n s e m b l e

S e i t J a n G a r b a r e k u n d d a s H i l l i a r d E n s e m b l e 1 9 9 3 m u s i k a l i s c h z u s a m m e n g e f u n d e n h a b e n , h a t i h r g e m e i n s a m e s M u s i z i e r e n i m m e r w i e d e r z u ü b e r r a s c h e n d e n , h ö c h s t i n n o v a t i v e n W e n d u n g e n g e f ü h r t . D a s b a h n b r e c h e n d e A l b u m „ O f f i c i u m ∑ , m i t G a r b a r e k s S a x o p h o n a l s f r e i g e s t a l t e n d e r f ü n f t e r S t i m m e d e s E n s e m b l e s , v e r m i t t e l t e g l e i c h e i n e n s t a r k e n E i n d r u c k v o n d e r m u s i k a l i s c h e n V i e l s e i t i g k e i t u n d e m o t i o n a l e n K r a f t d i e s e r Ve r b i n d u n g . N a c h 1 6 J a h r e n g e m e i n s a m e r E r f a h r u n g e n s t e h t „ O f f i c i u m N o v u m ∑ f ü r m u s i k a l i s c h e K o n t i n u i t ä t , a b e r a u c h f ü r A u f b r u c h i n n e u e G e f i l d e .

1 4 . 9 . H a m b u r g – S t . M i c h a e l i s ( w o r l d p r e m i e r e ) / 1 5 . 9 . S a l z b u r g – D o m / 3 0 . 9 . B e r l i n – D o m z u B e r l i n / 4 . 1 0 . H e i d e l b e r g H e i l i g g e i s t k i r c h e / 5 . 1 0 . K l o s t e r E b e r b a c h / 6 . 1 0 . K ö l n – S a n k t A g n e s k i r c h e / 8 . 1 0 . M ü n c h e n L u k a s k i r c h e / 9 . 1 0 . Z ü r i c h G r o ß m ü n s t e r / 1 1 . 1 0 . W i e n – Vo t i v k i r c h e

w w w. e c m r e c o r d s . c o m I m U n i v e r s a l Ve r t r i e b w w w. o f f i c i u m _ n o v u m . d e w w w. e c m _ s o u n d s . d e e

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