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Prof. Heidi Rieger, Supervisorin und Coach DGSv, [email protected]; [email protected]
Kollegiale Beratung Coaching durch Kolleg/innen
Prof. Heidi Rieger, Supervisorin und Coach DGSv, [email protected]; [email protected]
Begriffsvielfalt
• Beratung
• Supervision ( Gruppen-,Team-, Fallsupervision)
• Coaching
• Intervision
• Kollegiale Beratung
Prof. Heidi Rieger, Supervisorin und Coach DGSv, [email protected]; [email protected]
Begriffe
Beratungist ein freiwilliger, sozialer Interaktionsprozess zwischen zwei Parteien. Dieser Prozess ist gekennzeichnet durch ein durchdachtes Setting mit zielgerichteten Veränderungsbemühungen. Für eine ratsuchende Person kann sich durch eine Beratung Sicherheit in drei Dimensionen einstellen:
� emotionale Sicherheit,� Orientierungssicherheit,� Handlungssicherheit.
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Begriffe
Supervisionist eine Sonderform der Beratung für den beruflichen Bereich.
Durch die Reflexion der beruflichen Arbeit können ratsuchende Personen neue
Perspektiven gewinnen und die Professionalität ihrer Arbeit erweitern.
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Begriffe
Coaching ist eine intensive und systematische Förderung der Reflexionen und Selbstreflexionen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele, zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung.
Coaching ist im besten Falle eine Art Hilfe zur Selbsthilfe, bei der der Coach Impulse setzt
oder
dem/der Coachee ermöglicht, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, den er/sie aus eigener Kraft und aus dem eigenen Erfahrungshorizont heraus nicht vollziehen könnte.
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Begriffe
Kollegial beschreibt das Beziehungsverhältnis zwischen den Gruppenmitgliedern und
bedeutet, dass zwischen ihnen kein hierarchisches Gefälle existiert. Die
Beziehungen sind symmetrisch, es geht nicht um eine Expertenberatung.
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Begriffe
Intervisionist wie Supervision im beruflichen Bereich angesiedelt. Während Supervision durch
eine/n erfahrene/n Supervisor/in geleitet wird, sind in Intervisionsgruppen alle
Mitglieder gleichgestellt. Notwendige Aufgaben werden von Sitzung zu Sitzung unter den Teilnehmer/innen
verteilt.
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Begriffe
Kollegiale Beratung…Sie beschreibt ein Format (….) der Beratung, bei dem im Gruppenmoduswechselseitig berufsbezogene Fälle der Teilnehmenden systematisch und ergebnisorientiert reflektiert werden (vergl.Tietze 2010)
Ist eine strukturierte, lösungs- und ressourcenorientierte Lern- und Arbeitsform (Schmid 2010)
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Kollegiale Beratung: Merkmale
Kollegialen Beratung
� Ziel : Entwicklung von Lösungen für ein konkrete berufliche Schlüssel-frage / für ein berufl. Anliegen
� findet in Gruppen, in der Regel gleichrangiger Teilnehmender, statt
� Selbststeuerung der Gruppe ohne externe/n prof. Berater/in
� strukturiertes Beratungsgespräch, in dem
� ein/e Teilnehmende/r von den anderen Teilnehmenden beraten wird
� verteilte Rollen und Aufgaben während des Beratungsprozesses
� feststehender Ablauf, strukturierte Vorgehensschritte (allen bekannt)
� aktive Beteiligung aller Teilnehmenden
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Modell Beratungstheorien nach Mutzeck
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Kollegiale Beratung: Theorie & Menschenbild
� Theorien der humanistischen Psychologie: Das reflexive Subjekt
Jedes Individuum verfügt über ein grosses Potenzial, um sich selbst zu
begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellungen und sein
selbst gesteuertes Verhalten zu reflektieren und zu verändern.
� Annahmen des Forschungsprogramms „Subjektive Theorien“
Subjektive Theorien sind persönliche Vorstellungen, welche sich im Laufe des
individuellen Sozialisierungsprozesses, gebildet und verfestigt haben.
� Systemischer Denk- und Handlungsansatz: Wahrnehmung ist grundsätzlich
subjektiv. Das konstruierte Bild ist nicht die Realität. Es wird durch Sinnesreize
und deren Interpretation gebildet. Wissensbildung ist ein Kognitionsprozess des
Individuums (Konstruktivismus).
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Probleme und Lösungen
Probleme und Schwierigkeiten sind immer auf Unzulänglichkeiten von Subjektiven Theorien bzw. Konstruktionen zurück zu führen. Sie sind keine objektiv gegebenen Sachverhalte, sondern theoriegetränkte Interpretationsmuster (vergl.Schlee 1996)
Ziel der Kollegialen Beratung ist die Möglichkeit sich der subjektiven Theorien bewusst zu werden, sie zu klären, zu hinterfragen und sie so zu verändern.
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Kollegiale Beratung: Hilfeverständnis
� keine direkte Hilfe anbieten
� Fallgeberin muss Lern- und Veränderungsprozess allein vollziehen
� Somit: Hilfe zur Selbsthilfe
� Beratungsqualität ist die Fähigkeit des Zuhörens, daraus bilden sich
Resonanzen. Diese werden als Ich-Aussagen zu einer Rückmeldungformuliert. Sie ermöglichen eine Perspektivenvielfalt.
� Die angestrebte Wirkung ist, dass die Rückmeldungen als subjektive
Konstruktionen der Berater/innen verstehbar sind und bei dem/der Fallgeber/in
nicht zum Eindruck von Kritik oder eines Vorwurfes führen.
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Kollegiale Beratung: Fallauswahl
Grundsätzlich kann jede Frage behandelt werden, die in einem Zusammenhang
mit der Praxis steht:
� Klient/in, Klientensystem, Hilfesystem
� Eigene Person, Rolle, Funktion in der Arbeit mit Klient/in, Organisation
� Psychosoziale Ebene der Organisation (Team, Konflikte, Führung)
� Fachlich-technische Ebene der Organisation (Methoden, Ressourcen, Abläufe etc.)
� Kultureller und politischer Kontext der Arbeit. (Profession, Interdisziplinarität, etc)
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Kollegiale Beratung: Rollenverteilung
Folgende Rollen/Aufgaben werden in der Gruppe verteilt
� Fallgeber/in
� Moderator/in
� Beratungsteam
Optional, je nach Gruppengrösse und Anliegen:
� Schreiber/in
� Zeitwächter/in
� Prozessbeobachter/in
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Kollegiale Beratung: Ablaufstruktur (60-90 Minuten)
1. Erste Rolle/n besetzen (Moderation) 5‘
2. Vorbereiten und Anliegen erheben (Fallgeber/innen) 5‘
3. Berichten, Präsentieren 10‘
4. Verstehen 5‘
5. Fokussieren 5‘6. (Ergänzende Rollenbesetzung und Methodenwahl) (5-10‘)
7. Beratung: betrachten, vertiefen, erweitern, differenzieren 10-15‘
8. Beratung: Lösungen erarbeiten 10‘
9. Entscheiden Konsequenzen, nächsten Schritt vorbereiten 10‘
10. Abschliessen 5-10‘
11. Feedback, Prozessevaluation 5-10‘
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Kollegiale Beratung: Ritualisierung
Gründe für die starke Strukturierung/Ritualisierung
� Sicherung der Transparenz und der Verbindlichkeit.
� Es gibt Sicherheit und Orientierung für alle Beteiligten.
� Die Beziehungsebene zwischen den TN/innen wird möglichst weitgehend
entlastet. Vermeiden bzw. Vermindern von individuellen Anteilen und dadurch
ungünstige Beziehungsbotschaften.
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Kollegiale Beratung: Erfolgsfaktoren
� Ressourcenorientierung, Respekt, kein „Richtig oder Falsch“! (Akzeptanz, Empathie, Kongruenz)
� Konzentration auf (den Prozess) Fallgeber/in. Sich selbst zurücknehmen
� Struktur einhalten (Rollen und Ablauf)
� Vorbereitet zur Besprechung kommen:
• Perspektive FG: „Was beschäftigt mich?“ Gehört es in die Gruppe oder will ich es „draussen“ lassen? Wie stelle ich mein Anliegen dar? Habe ich bereits eine Fragestellung oder will ich dafür die Hilfe der Gruppe?
• Perspektive MD/BT:
Ablauf & Regeln vergegenwärtigen - Rollenflexibilität
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Kollegiale Beratung: Nutzen
Für die Teilnehmenden
� Erhöhung von Professionalität (Reflexions- und Wahrnehmungserweiterung)
� Selbstklärung und Entwicklung neuer Handlungsperspektiven� Psychohygienische -/Entlastungsfunktion und Aufbau einer
Unterstützungskultur� Informationsaustausch und Klärung von Fragen
� Entwicklung einer gemeinsamen Kultur (Werte, Haltungen etc.)•
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Kollegiale Beratung: Nutzen
Für die Organisation:
� Weiterbildungs-, Förderungs-/ Unterstützungsmöglichkeit (Qualifizierung und Qualität)
� Verbesserung von Kooperation und Kommunikation (Vernetzung und
Unterstützung)
� Teamentwicklung
� Förderung des Empowerment
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Kollegiale Beratung: Grenzen
Die Grenzen der Kollegialen Beratung sind erreicht:� Wenn es bei den Anliegen um allgemeine Fragen der Organisation geht.
(Führungspersonen einbeziehen)
� Wenn alle Teilnehmenden vom eingebrachten „Problem“ in gleicher Weise betroffen sind.(Erforderliche Distanz der TN bei der Ausfüllung der Aufgabenrollen nicht möglich.)
� Bei privaten oder sehr persönlichen Themen.(Andere Beratungsform notwendig, Themen entsprechen nicht der Zielsetzung der KB)
� Wenn die Zusammenarbeit der Gruppenteilnehmenden durch SpannungenKonflikte, Störungen beeinträchtigt ist.(Einbezug einer externen Klärungshilfe unbedingt erforderlich)
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Kollegiale Beratung : Transfer in die Praxis
Kollegiale Beratung kann stattfinden:
� Organisationsintern
� Team- und bereichsspezifisch oder übergreifend
� Organisationsübergreifend
� Als eigenständiges Angebot für Personen mit vergleichbarem berufliche
Betätigungsfeld oder ähnlichem Erfahrungshintergrund aus verschiedenen
Organisationen
� In offenen Beratungsgruppen für Einzelpersonen mit unterschiedlichen
Betätigungsfeldern und Erfahrungshintergründen.
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Kollegiale Beratung FHNW/HSA - ASV 2
� Kollegiale Beratung als ASV in der zweiten Praxisphase nach der Gruppensupervision (1. Praxisphase)
� 18 Lektionen 80% Präsenz plus Selbststudium
� Sitzungen: 6 x 3 Lektionen (135 Minuten)
� Aktive Übernahme der Rollen als: Fallgeber/in, im Beratungsteam, Prozessbeobachter/in, (Moderation)
� Selbststudium: Vorbereitung, Reflexion, Selbsteinschätzung
� Sitzungsmoderation durch Supervisor/in (optional Studierende)
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Literatur Kollegiale Beratung
1. Lippmann, Eric; Intervision. Kollegiales Coaching professionell gestalten
Springer Medizin Verlag Heidelberg 2004/2009²
2. Mutzeck, Wolfgang; Kooperative Beratung
Beltz Verlag Weinheim/Basel 1996/ 2008
3. Tietze, Kim-Oliver; Kollegiale Beratung
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek b. Hamburg 2003