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Krake und Tintenfisch Octobrachia, Octopus vulgaris Die Ordnung der Kraken gehört wie die Ordnung der nah verwandten Tinten-fische zur Klasse der Kopffüßer. Denn ihre Füße, oder besser gesagt, ihre Fangarme, setzen direkt am Kopf an. Sie gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde und schwimmen bereits seit 550 Millionen Jahren durch die Ozeane. Der bekannteste Vertreter der Kraken ist der Gemeine Krake mit dem wissenschaftlichen Namen Octopus vulgaris. Aussehen Eigentlich erkennt man Kraken oder Tintenfische auf einen Blick: Sie bestehen aus einem sackförmigen Körper, zwei großen Augen und vielen langen Armen. Und genau das ist die Frage: Wie viele Arme haben sie denn jetzt - acht oder zehn? Das hängt davon ab, ob es sich um einen Kraken oder einen Tintenfisch handelt. Bei beiden verrät es der wissenschaftliche Name: Octobrachia bedeutet achtarmig. Kraken haben also acht Fangarme. Die Ordnung der Tintenfische wird dagegen Decabrachia genannt, sie besitzen also zehn Arme - acht kürzere und zwei lange, die als spezielle Fangarme dienen. Diese beiden langen Fangarme können eingerollt und zurückgezogen werden, sodass es manchmal aussieht, als ob auch sie nur acht Arme besitzen. Der Körper ist bei Tintenfischen und Kraken sehr ähnlich aufgebaut: Der länglich-ovale Mantel umhüllt alle inneren Organe, dann kommt der Kopf mit den großen Augen und schließlich die Fangarme. Die Fangarme sind bei Kraken bis zu einem Meter lang und besitzen Saugnäpfe, die in zwei Reihen angeordnet sind. Je nachdem wie groß ein Tintenfisch ist, hat er kürzere oder längere Fangarme. Und Tintenfische können je nach Art unterschiedlich groß sein. Während der Gemeine Tintenfische nur bis zu 65 Zentimeter groß wird (die Fangarme messen etwa 30 cm), gibt es in der Tiefsee Riesen-Kalmare, die mehrere Meter groß sind und riesige Fangarme haben. Kraken und Tintenfische besitzen weder eine Schale, noch Knochen, noch Knorpel. Sie sind also ganz weich und geschmeidig. Nur im Inneren ihres Körper sind Reste einer Schale zu finden: Bei Kraken sind dies zwei biegsame stabförmige Schalenreste, bei Tintenfischen ein weiße, länglich-ovales Gebilde, der sogenannte Schulp. Normalerweise sind Kraken und Tintenfische hell- oder dunkelbraun gefärbt und die Haut trägt ein marmoriertes Muster. Aber sie können ihre Farbe blitzschnell ändern und damit zeigen, ob sie angriffslustig, wütend oder aufgeregt sind. Auch zur Paarungszeit wechseln sie ihre Farbe und das Muster ihrer Haut. Außerdem können sie sich perfekt an den Untergrund anpassen und für Feinde unsichtbar machen. Heimat Der Gemeine Krake lebt im Mittelmeer, im Atlantik von Afrika bis Norwegen und in der Nordsee. Krake und Tintenfisch | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt http://www.olis-wilde-welt.de 1 von 4

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Krake und Tintenfisch

Octobrachia, Octopus vulgaris

Die Ordnung der Kraken gehört wie die Ordnung der nah verwandtenTinten-fische zur Klasse der Kopffüßer. Denn ihre Füße, oder bessergesagt, ihre Fangarme, setzen direkt am Kopf an.

Sie gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde und schwimmen bereits seit 550 Millionen Jahrendurch die Ozeane. Der bekannteste Vertreter der Kraken ist der Gemeine Krake mit demwissenschaftlichen Namen Octopus vulgaris.

AussehenEigentlich erkennt man Kraken oder Tintenfische auf einen Blick: Siebestehen aus einem sackförmigen Körper, zwei großen Augen und vielenlangen Armen. Und genau das ist die Frage: Wie viele Arme haben siedenn jetzt - acht oder zehn? Das hängt davon ab, ob es sich um einenKraken oder einen Tintenfisch handelt.

Bei beiden verrät es der wissenschaftliche Name: Octobrachia bedeutetachtarmig. Kraken haben also acht Fangarme. Die Ordnung derTintenfische wird dagegen Decabrachia genannt, sie besitzen also zehn Arme - acht kürzere und zweilange, die als spezielle Fangarme dienen.

Diese beiden langen Fangarme können eingerollt und zurückgezogen werden, sodass es manchmalaussieht, als ob auch sie nur acht Arme besitzen.

Der Körper ist bei Tintenfischen und Kraken sehr ähnlich aufgebaut: Derlänglich-ovale Mantel umhüllt alle inneren Organe, dann kommt der Kopfmit den großen Augen und schließlich die Fangarme. Die Fangarme sindbei Kraken bis zu einem Meter lang und besitzen Saugnäpfe, die in zweiReihen angeordnet sind.

Je nachdem wie groß ein Tintenfisch ist, hat er kürzere oder längereFangarme. Und Tintenfische können je nach Art unterschiedlich groß sein.

Während der Gemeine Tintenfische nur bis zu 65 Zentimeter groß wird (die Fangarme messen etwa30 cm), gibt es in der Tiefsee Riesen-Kalmare, die mehrere Meter groß sind und riesige Fangarmehaben.

Kraken und Tintenfische besitzen weder eine Schale, noch Knochen, nochKnorpel. Sie sind also ganz weich und geschmeidig. Nur im Inneren ihresKörper sind Reste einer Schale zu finden:

Bei Kraken sind dies zwei biegsame stabförmige Schalenreste, beiTintenfischen ein weiße, länglich-ovales Gebilde, der sogenannte Schulp.

Normalerweise sind Kraken und Tintenfische hell- oder dunkelbraungefärbt und die Haut trägt ein marmoriertes Muster.Aber sie können ihre Farbe blitzschnell ändern und damit zeigen, ob sieangriffslustig, wütend oder aufgeregt sind.

Auch zur Paarungszeit wechseln sie ihre Farbe und das Muster ihrer Haut.Außerdem können sie sich perfekt an den Untergrund anpassen und fürFeinde unsichtbar machen.

HeimatDer Gemeine Krake lebt im Mittelmeer, im Atlantik von Afrika bis Norwegen und in der Nordsee.

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Tintenfische leben nur in Meeren, in denen es genug Salz gibt. Deswegen kommen sie nicht in derOstsee oder im Schwarzen Meer vor.

LebensraumKraken halten sich meist am Meeresboden bis in 200 Meter Tiefe und anFelsküsten auf. Sie kriechen über den Boden oder laufen mit ihrenFangarmen wie auf Stelzen. Gern verstecken sie sich in Fels-Spalten.

Tintenfische schwimmen sowohl dicht unter dem Meeresspiegel als auchin mehreren tausend Metern Tiefe am Meeresboden.

Rassen und ArtenAuf der Welt gibt es etwa 200 verschiedene Kraken-Arten und mehr als 500Tintenfisch-Arten.

Der bekannteste Vertreter der Kraken ist der Gemeine Krake.

Es gibt sogar sehr giftige Arten, wie etwa der Blauring-Krake. Der lebt imMeer um Australien und Südost-Asien.

LebenserwartungEs ist nicht genau bekannt, wie alt Kraken oder Tintenfische werden können. Vermutlich nur etwa zweiJahre.

AlltagEiner der bekanntesten Vertreter der Kopffüßer ist der Gemeine Krake (Octopus vulgaris) - dessenVerhalten hier beschrieben wird:Kraken sind richtige Einzelgänger. Sie verstecken sich gern in Felsspaltenund Höhlen.

Weil sie mit ihrem weichen Körper auch durch die engstenZwischenräume schlüpfen können, ziehen sie sich auch schon mal in eineleere Getränkedose am Meeresgrund zurück.

Finden sie einmal kein Versteck, türmen sie mit ihren Fangarmen einenWall aus Steinen rings um sich auf.

Kraken sitzen die meiste Zeit in ihren Höhlen und lauern dort auf ihreBeute, die sie dann aus dem Hinterhalt blitzschnell mit ihren Fangarmenpacken und überwältigen.

Oft verraten Kraken ihre Verstecke, weil rund um ihre Höhle die Reste derSchalen ihrer Beutetiere liegen.

Kraken gehören zu den faszinierendsten Lebewesen der Meere: obwohlsie zu einer sehr alten und ursprünglichen Tiergruppe gehören (sie sind

zum Beispiel ziemlich nah mit den Schnecken und den Muscheln verwandt), sind sie sehr intelligent.

Außerdem können sie fast so gut sehen wie wir: Angeblich können sichim Aquarium gehaltene Kraken die Gesichter ihrer Pfleger merken.

Forscher haben herausgefunden, dass Kraken ein sehr gut entwickeltesNervensystem und ein hervorragendes Gedächtnis haben.

Sie können sich Farben und Formen merken und sie sogar voneinanderunterscheiden.

Zum Schwimmen pressen Kraken das Atemwasser aus dem Körper undnutzen die Kraft des Rückstroms. So können sie auch schnell vor Feindenfliehen.

Sie haben aber noch eine raffinierte Technik entwickelt: Wenn es richtig

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gefährlich wird, stoßen Kraken eine tintenähnliche Flüssigkeit aus.Nun kann der Feind erstens nichts mehr sehen, und zweitens betäubt dieTinte den Geruchssinns des Verfolgers. Bis der wieder richtig riechen und

sehen kann, ist der Krake längst auf und davon.

Freunde und FeindeDie Mittelmeer-Muräne, der Meeraal, Haie und einige Delfin-Arten sind die größten Feinde der Kraken.

JagdKraken machen Jagd auf alle Meerestiere, die sie überwältigen können.Sie packen die Beute mit den Fangarmen, halten sie mit ihren vielenSaugnäpfen fest und ziehen sie zum Mund. Hat die Beute einen festenPanzer - wie Muscheln und Krebse - wird er mit dem kräftigenHorn-Schnabel der Krake geknackt.

Anschließend spritzen die Kraken einen Verdauungssaft in die Beute.Dieser Saft löst die Beute auf; der Brei wird anschließend aufgesaugt.

NachwuchsKraken paaren sich nur einmal in ihrem kurzen Leben - und das ist auch die einzige Zeit, in der dieseeinzelgängerischen Tiere Gesellschaft suchen.

Meist kämpfen die Männchen erbittert um ein Weibchen. Kommt es dann zur Paarung, sitzen beide weitvoneinander entfernt. Nur der so genannte Begattungs-Arm des Männchens reicht bis zum Weibchenherüber. Dieser Arm zieht sich wellenförmig zusammen, und so werden die Samenkapseln in dieGeschlechtsöffnung des Weibchens abgegeben. Anschließend stirbt das Männchen.

Krakenmütter passen gut auf ihre Brut auf. Nachdem sie bis zu 150.000 Eier in Steinnestern abgelegthaben, bewachen sie ihren Nachwuchs ohne Pause. Sie fächeln den Eier frisches Atemwasser zu,halten sie sauber und schützen sie vor Feinden. Einen ganzen Monat lang bleibt das Weibchen beiseinem Gelege. In dieser Zeit nimmt es keine Nahrung zu sich. Schlüpfen die jungen Kraken, stirbtdas Weibchen.

Die kleinen Kraken sind nun sich selbst überlassen. Die ersten beiden Monate verbringen sie imfreien Wasser. Viele fallen hungrigen Feinden zum Opfer. Erst, wenn sie größer sind, suchen sie sichein sicheres Versteck am Boden.

ErnährungEiner der bekanntesten Vertreter der Kopffüßer ist der Gemeine Krake(Octopus vulgaris) - dessen Verhalten hier beschrieben wird:

Kraken fressen vor allem Krebse, Muscheln und Krabben. Ab und zumachen sie sogar Jagd auf andere Kraken oder auf Fische.

Sie legen sogar richtige Vorratslager an, indem sie Beutetiere in ihrenVerstecken sammeln und erst später fressen.

In Aquarien werden sie mit Fisch, Garnelen, Muscheln und auchgefrorenem Futter versorgt.

Damit es den intelligenten Tieren in ihrem Gehege nicht zu langweilig wird,gibt man ihnen das Futter oft in verschiedenen Behältern, die sie selberöffnen müssen - für die schlauen Kraken kein Problem!

HaltungKraken werden in vielen Meeres-Aquarien gehalten. Dort kann man diesefaszinierenden Tiere sehr gut beobachten. Viele werden sogar richtigzahm.

Damit sich die Kraken wohl fühlen, muss die Wassertemperatur imAquarium unter 20° C liegen.

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Auf keinen Fall darf man vergessen, das Aquarium mit einer schwerenGlasplatte abzudecken: Kraken sind nämlich ziemlich neugierig und können einen leichten Deckelproblemlos hochheben, um dann die Umgebung zu erkunden.

© Südw estrundfunk 2016

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