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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 8 6. Wahlperiode Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“
K U R Z P R O T O K O L L
der 8. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ am Freitag, dem 15. März 2013, 12:06 Uhr,
in Schwerin, Schloss, Plenarsaal
Vorsitz: Abg. Jörg Heydorn T A G E S O R D N U N G 1. Berichterstattung des Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales zum
Themenfeld „Alter und Gesundheit/Pflege”, Teil A: Pflege
hierzu: Anlage 1 Anlage 2
2. Allgemeine Kommissionsangelegenheiten hierzu: Anlage 3
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PUNKT 1 DER TAGESORDNUNG Berichterstattung des Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales zum Themenfeld „Alter und Gesundheit/Pflege”, Teil A: Pflege
hierzu: Anlage 1 und Anlage 2 Frank Mecklenburg (RefL 430 - Belange pflegebedürftiger Menschen - im
Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales) stellt fest, dass die
Pflegesituation in Mecklenburg-Vorpommern ein ständiger und komplexer Prozess
sei. Seit Anfang des Jahres liege die alle zwei Jahre fortzuschreibende aktuelle
Pflegestatistik des Landes Mecklenburg-Vorpommern vor. Die Zahl der
Pflegebedürftigen habe sich in unserem Land von 61.442 im Jahre 2009 auf 67.559
im Jahr 2011 erhöht, was einem Anstieg um circa 10 Prozent entspreche. Nach wie
vor nehme die Pflege in der Häuslichkeit und in der ausgelagerten Häuslichkeit mit
einem Umfang von 75 Prozent den größten Anteil ein. Die Strukturen in den
einzelnen Versorgungsformen seien seit einigen Jahren relativ stabil. Die Anzahl der
Pflegedienste und Pflegeheime sei leicht gestiegen. Bei den Pflegeheimen sei
inzwischen ein gewisser Sättigungsgrad zu verzeichnen. Die Auslastung liege aktuell
zwischen 93 und 98 Prozent. Die Landeshauptstadt Schwerin und der Landkreis
Rostock würden von diesem Trend, wenn auch nur geringfügig, abweichen. Die
Bedarfe zeigten insgesamt eine leicht rückläufige Tendenz. Dem sei durch die
Anpassung des Landespflegegesetzes (LPflegeG M-V) mit der verstärkten
Schwerpunktsetzung auf die ambulante und teilstationäre Pflege entsprochen
worden. Er hebt hervor, dass die Pflegebedürftigkeit von 2009 bis 2030 in
Mecklenburg-Vorpommern nach der Bertelsmann-Studie um 56 Prozent steigen
werde, nach der vierten aktualisierten Landesprognose (Kommissions-Drucksache
6/14) jedoch nur um 36 Prozent. Diese Prognosen hätten erhebliche Auswirkungen
auf den Bedarf an zusätzlichen Pflegefachkräften. Dieser betrage nach der
Bertelsmann-Studie 10.000 bis 15.000, nach der vierten aktualisierten
Landesprognose jedoch nur 6.000 bis 10.000 (Anlage 1, S. 2). Vor diesem
Hintergrund sei die Entwicklung stets im Auge zu behalten. Bei linearer
Fortschreibung der vorliegenden statistischen Daten sei bis 2030 sogar von einer
100-prozentigen Steigerung der Anzahl der Pflegebedürftigen auszugehen. Dies sei
jedoch weder realistisch noch anzunehmen (Anlage 1, S. 3). Trotzdem seien die
verschiedenen Szenarien zur Entwicklung der Pflege hinsichtlich der Anzahl der
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Pflegekräfte bei gleichbleibender Pflegebedürftigkeit interessant. Sollte es gelingen,
die ambulante und häusliche Versorgung mit entsprechenden Angeboten zu
begleiten und zu stärken, sei davon auszugehen, dass die stationäre Versorgung
beim Status Quo verbleibe. Dies wiederum verringere den Bedarf an
Pflegefachkräften erheblich (Anlage 1, S. 4). Gegenwärtig würden gemäß § 5 des
Landespflegegesetzes (LPflegeG M-V) die landesplanerischen Empfehlungen für die
Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgungsinfrastruktur erarbeitet. Im
Wesentlichen gehe es um die Zusammenfassung und Bewertung der aktuellen
Trends. Dazu befinde man sich mit den Kommunen und kommunalen
Spitzenverbänden in einem engen Dialog und Datenabgleich. Als Steuerungsmodelle
seien in einer übergreifenden Arbeitsgruppe des Fachressorts zehn Handlungsfelder
identifiziert worden (Anlage 1, S. 8ff.). Die ambulante Versorgung, die Häuslichkeit
und die ausgelagerte Häuslichkeit in den Wohnformen seien zu stärken. Eine noch
engere Vernetzung verspreche man sich durch die Einrichtung von
Pflegestützpunkten in den Landkreisen und kreisfreien Städten. Die
Schwerpunktsetzung auf die ambulante und teilstationäre Pflege werde zukünftig
durch bestimmte Auswahlkriterien gesteuert. Bei einer Überzeichnung der jeweiligen
Fördermittel seien zunehmend qualitative Kriterien heranzuziehen, so zum Beispiel
die Verankerung der Antragsteller in den Kommunen und in die kommunale
Pflegesozialplanung. Es mache keinen Sinn, die Pflegeplanung auf die Kommunen
zu verlagern, ohne diese zielorientiert seitens des Landes zu begleiten. Der
bedarfsgerechte Ausbau der Leistungsinfrastruktur könne nur im Miteinander von
Land und kommunaler Ebene erfolgen. Die Fachkräftesicherung sei durch eine
fundierte Qualifizierung und teilweise Verlagerung der Ausbildung aus dem
medizinischen in den pflegerischen Bereich weiter zu stärken. Die Motivation der
jungen Fachkräfte könne nicht losgelöst von tarifrechtlichen Strukturen betrachtet
werden. Die tarifliche Bezahlung müsse aber auch an die Vollzeitbeschäftigung
gekoppelt sein. Alles andere sei kontraproduktiv. Auch das Arbeitsumfeld dürfe nicht
gering geschätzt werden und sei ein wichtiger Baustein zur Erhöhung der Attraktivität
des Pflegeberufes. Des Weiteren geht er dezidiert auf die Weiterentwicklung des
Qualitätsmanagements ein. Das Einrichtungenqualitätsgesetz (EQG M-V) siehe vor,
den Schwerpunkt noch stärker auf die gemeinsame angemeldete oder
unangemeldete Prüfung mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK)
abzustellen. Auch wenn Mecklenburg-Vorpommern das einzige Land sei, wo die
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Heimaufsichten flächendeckend mit dem MDK prüfen, gebe es auch hier noch
Steuerungsbedarfe, die in eine gemeinsame Vereinbarung münden sollten, um
Doppelprüfungen weitestgehend zu vermeiden. Die Kassen seien in diesem Prozess
stärker in die Verantwortung zu nehmen. Festzustellen sei, dass weder die
Heimaufsichten noch der MDK in die Häuslichkeit involviert seien. Hier seien
perspektivisch die Pflegestützpunkte mit einzubinden (Anlage 1, S. 11f.). Der
geltende Pflegebedürftigkeitsbegriff berücksichtige spezifische Bedürfnisse von
Kindern und Menschen mit psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen nicht im
erforderlichen Umfang. In der Bund-Länder-Arbeitsgruppe seien hierzu noch
zahlreiche qualitative und finanzielle Fragen zu klären und die Schnittstellen
zwischen den einzelnen SGB-Bereichen genauer zu definieren (Anlage 1, S. 13). Ein
weiteres wichtiges Handlungsfeld sei die Verbesserung der Unterstützung
Angehöriger. Die bestehenden Angebote in der niederschwelligen Betreuung seien
nur wenig bekannt. Hier sehe er Handlungsbedarfe sowohl beim Land als auch bei
den Kommunen. Das Netz bestehender Pflegestützpunkte und deren Vernetzung sei
weiter zu stärken. Nach einem schwierigen Start beschleunige sich der Aufbau der
Pflegestützpunkte. Es sei davon auszugehen, dass bis zum 30. Juni 2013 von den
geplanten 18 Pflegestützpunkten im Land 12 bis 14 eingerichtet sein werden. Die
dafür vorgesehene Anschubfinanzierung durch das Land laufe definitiv zum
genannten Stichtag aus. Bei der Förderung der Personalkosten für die
Pflegestützpunkte gebe Mecklenburg-Vorpommern mehr Unterstützung als
vergleichbare andere Flächenländer, gerade weil deren Finanzierung für die
Kommunen schwierig sei. Die wissenschaftliche Begleitung des Aufbaus der
Pflegestützpunkte und die Evaluation erfolgten voraussichtlich durch die Hochschule
Neubrandenburg. Für September 2013 sei ein Konvent „Familie und Pflege“
angedacht (Anlage 1, S. 14). Bei der Verbesserung der Rehabilitation gelte der
Grundsatz „Prävention vor Rehabilitation vor Pflege“. Das sei ebenfalls eine
Thematik, wo die Pflegestützpunkte gefordert sein werden, insbesondere bei der
Verbesserung des Schnittstellenmanagements zwischen SGB IX und XI (Anlage 1,
S. 15). Einsparungen im Pflegewohngeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro würden
zumindest für 2013 über das Sozialhilfefinanzierungsgesetz (SozhfinanzG M-V) u.a.
für die Kosten der integrierten Pflegesozialplanung an die Kommunen weitergereicht.
In Verbindung mit der Änderung des Landespflegegesetzes (LPflegeG M-V) gelte es,
Selbstbestimmung und soziale Teilhabe vor Ort zu sichern (Anlage 1, S. 16). Des
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Weiteren geht er auf die spezifischen Anforderungen in den ländlichen Räumen ein.
Dies erfordere die enge interministerielle Verknüpfung der zur Verfügung stehenden
Finanzmittel. Darüber hinaus seien die Raumordnung, Kassen, Träger und andere
gefordert (Anlage 1, S 18). Das Problembewusstsein für die noch stärkere
Einbindung von Wissenschaft und Technik sei vorhanden. Der Schwerpunkt sei vor
allem auf die Verbundforschung zu legen, vor allem auf die verstärkte Kooperation
der Forschungseinrichtungen mit Wirtschaftsunternehmen im Land Mecklenburg-
Vorpommern. Hier nehme die Gesundheitswirtschaft einen hohen Stellenwert ein.
Eine zu starke Fokussierung auf das technische Produkt sei aber zu vermeiden.
Technologien bedürften einer breiten Nutzung. So gebe es in der Telemedizin
hervorragende Initiativen. Es komme jetzt darauf an, gemeinsam mit den Kassen
diese zu bündeln, anwendbar und letztlich finanzierbar zu gestalten (Anlage 1, S 19).
Abschließend verweist er auf den eingereichten breit gefächerten Fragenkatalog.
Nicht alle Fragen habe er beantworten können und versucht einige, in Kurzform
abzuhandeln (Anlage 1, S. 21ff.).
Thomas Beyer fragt, ob es belastbare Statistiken gäbe, die auf eine derzeitige
Fehlsteuerung hinsichtlich verfrühter Einweisungen von Pflegebedürftigen in
stationäre Einrichtungen hinwiesen. Vor dem Hintergrund der angestrebten
Verstärkung einer Ambulantisierung könne dazu die Länge der durchschnittlichen
Verweildauer von Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen vielleicht Auskunft
geben. Des Weiteren wirft er die Frage nach der Steuerungskompetenz der
Kommunen auf, da zum Beispiel nicht die Kommunen die Pflegebedürftigkeit
feststellten, sondern die Pflegekassen oder der MDK. Auch die kommunale
Pflegesozialplanung hätte keinen hohen Grad an Verbindlichkeit, insbesondere bei
der Errichtung neuer Pflegeeinrichtungen. Die ausreichende personelle Ausstattung
der Kommunen sei zudem bei gegebener Grundlage für die Steuerungskompetenz
gleichfalls fraglich.
Thomas Deiters führt ergänzend zu der Verweildauer in stationären
Pflegeinrichtungen die Frage nach Daten zu dem Zeitraum und der Veränderung der
Pflegebedürftigkeit älterer Menschen in Mecklenburg-Vorpommern hinzu. Die
Angehörigenpflege sei vermutlich steigend nach der sukzessiven Abschaffung des
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Landespflegewohngeldes, doch bliebe fraglich, wo die Kinder der im Jahr 2030 zu
Pflegenden derzeit und in Zukunft wohnhaft seien.
Frank Mecklenburg verweist hinsichtlich der Verweildauer in Pflegeeinrichtungen
auf die Landesstatistik. Er erklärt, dass es Anzeichen von Sättigung in den
Belegungsquoten gebe. Es würde jedoch keinem das Recht auf stationäre
Versorgung abgesprochen werden. Die Steuerungsmöglichkeiten bezüglich der
Häuslichkeit seien begrenzt, doch habe man sich mit den Kommunen auf
abgestimmte Auswahlkriterien geeinigt, die zusammen mit dem Ministerium
angewendet würden. Anfragen von potentiellen Investoren zur Errichtung von
Pflegeeinrichtungen würden vom Sozialdezernent der Kommune aufgenommen, um
eine begleitende Entwicklung gewährleiten zu können. Da keine Einschränkungen
zur Errichtung von Pflegeheimen existierten, könne die spätere Insolvenz einer
Einrichtung nicht ausgeschlossen werden. Des Weiteren sei genau zu beobachten,
ob Pflegebedürftige der Pflegestufe 1 in Zukunft zwangsläufig in dem derzeit hohen
Maße stationär versorgt werden müssten. Bezüglich der Statistiken zur Veränderung
der Pflegebedürftigkeit werde er zusätzliche Daten der aktualisierten vierten
Landesprognose zur Verfügung stellen (Anlage 2).
Wolfgang Gagzow greift den Punkt der sprachlichen Integration im Pflegedienst auf
und fragt, ob es seitens des Landes Unterstützung hinsichtlich des Erwerbs der
deutschen Sprache gebe. Im Servicebereich sei das Beherrschen der deutschen
Sprache sehr wichtig. Zu klären sei, ob die Aneignung der deutschen Sprache jedem
Akteur selbst überlassen bleibe. Bezüglich der Etablierung von Breitbandnetzen als
Voraussetzung für Telemedizin hinterfragt er die Bemühungen und Initiativen des
Landes zur Pflege und Weiterentwicklung der Datenautobahnen. Die letzte Frage
gelte dem Thema Mindestlohn für alle und wie das Land Mecklenburg-Vorpommern
mit der Umsetzung ausgehandelter Tarife umgehe, sofern sich die Krankenkassen
weigerten, diese anzuerkennen.
Dr. Renate Hill knüpft an das Thema häusliche Pflege an und äußert Skepsis, dass
sich der Trend zu häuslicher Pflege angesichts des generellen
Fachkräftesicherungsproblems im Land Mecklenburg-Vorpommern verstärke. Es
bestünde die Gefahr, dass Pflegende verarmten oder selbst zum Pflegefall würden
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und sich die Kostendiskussion zur Gestaltung ambulanter und stationärer Pflege
daher anders gestalte. Sie fragt nach, wie Angehörige bei der Pflege unterstützt
würden und ob die Wünsche und Erfahrungen der Betroffenen und häuslich
Pflegenden den nötigen Stellenwert innerhalb der wissenschaftlichen Begleitung in
Neubrandenburg hätten. Abschließend fragt sie, ob es Erkenntnisse zur Rolle des
ehrenamtlichen Engagements in der häuslichen Pflege gäbe, wie das Interesse
generell sei und ob dies in die Überlegungen mit eingeflossen sei.
Frank Mecklenburg verweist hinsichtlich des Problems der Sprachbarrieren auf die
Berichterstattung von Frau Dr. Scriba (ALin 3 – Gesundheit und Arbeitsschutz – im
Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales) zum Thema Gesundheit in der
Enquete-Kommission am 12. April 2013 und bestätigt eine bundesweite,
divergierende Diskussion der Länder hinsichtlich der Festsetzung von Sprachlevels.
Für wünschenswert hielte er persönlich einen moderaten Kompromiss zwischen
Fachlichkeit und Sprachkenntnissen. Das Breitbandnetz hätte sich schnell entwickelt,
müsse aber weiter forciert werden. Er stellt fest, dass ein Auseinanderdriften
hinsichtlich des Mindestlohns problematisch sei und bei der Umsetzung des Pflege-
Neuausrichtungsgesetzes (PNG) zum Beispiel nur in Bremen berücksichtigt worden
sei. Das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales versuche durch
geeignete Fördermaßnahmen den Prozess zu begleiten. Es sei schwer, den hohen
Stand der Angehörigenpflege zu halten. Es werde versucht, mit der ausgelagerten
Häuslichkeit entgegenzusteuern. Er betont, dass für die niederschwellige Betreuung
das Ehrenamt wichtig sei und in Absprache mit Krankenkassen nach einfachen
Lösungen gesucht werde. Finanzielle Mittel stünden zur Verfügung. Der Katalog für
die Studie und die Gewichtung für die in Neubrandenburg in Auftrag gegebene
Studie seien noch nicht definiert, doch nehme er den Aspekt der Involvierung
Betroffener als wichtigen Punkt auf. Pflegestützpunkte bekämen bereits einen Bonus,
wenn sie mit den Ehrenamtsverbänden Vereinbarungen schlössen. Die
Vorgehensweise müsse jedoch praktikabel bleiben.
Helmut Schapper dankt für den komprimierten und umfangreichen Vortrag. Er
stimmt zu, dass die Definition des Katalogs mit Pflegefachleuten abzustimmen sei,
insbesondere vor dem Hintergrund, dass allgemein von Pflegekräften gesprochen
werde, aber nicht von Pflegefachkräften. Definiert werden müsse der erforderliche
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Zuwachs an Pflegefachkräften. Des Weiteren wirke sich die Altersstruktur der
vorhandenen Pflegefachkräfte im Kontext der erheblich gestiegenen
Arbeitsverdichtung als zusätzlicher Ausfallfaktor im ambulanten wie im stationären
Bereich aus. Es bedürfe keiner neuen Kontrollen, sondern der effektiveren
Umsetzung der bestehenden Möglichkeiten. Alle in der Häuslichkeit Gepflegten
würden nach dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) § 37, Absatz 3 durch
Pflegesicherungsbesuche regelmäßig kontrolliert. Bei der Weiterleitung und
Auswertung der Ergebnisse gebe es aber noch Reserven. Die Schulung von
Angehörigen sei durch den § 45 SGB XI gesichert und werde in Zusammenarbeit mit
den Krankenkassen durchgeführt. Der Aufwand nach § 45c SGB XI bei
Antragstellung sei zu groß, da dieser prioritär auf Selbsthilfegruppen zugeschnitten
sei und ambulante Pflegedienste mit Versorgungsvertrag ausgeschlossen seien. Er
sieht die Kommunen nicht in der Steuerungsverantwortung. Wichtig sei jedoch, die
Sozialraumorientierung mit bereits vorhandenen Maßnahmen zu ergänzen. Es
bedürfe bei der Angehörigenversorgung keiner weiteren Kontrollen, aber einer
verstärkten Unterstützung. Für die Sprachschulung ausländischer Fachkräfte
existiere bereits das Aktionsprogramm „Förderung der beruflichen Mobilität von
ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus
Europa“ (MobiPro-EU). Zudem fordere er eine sprachliche Begleitausbildung von
jungen Menschen oder Umschülern, um mit älteren Menschen insbesondere in
medizinischen Belangen effektiv kommunizieren zu können.
Roland Blank bestätigt aus Sicht der Wohnungswirtschaft den Trend zur häuslichen
Pflege und wirft die Frage auf, wie dieser unterstützt werden könne. Er fragt,
inwieweit „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges
Leben“ (AAL) Zukunft haben und dazugehörige Kosten- und Akzeptenzfragen
beantwortet würden. Er halte diese Assistenzsysteme für Menschen mit
Mobilitätseinschränkungen für sehr sinnvoll und fragt, wie man diese aus Sicht des
Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales unterstützen könne. Des
Weiteren führt er aus, dass es in Mecklenburg-Vorpommern 380.000 Gebäude gäbe,
davon 69.000 Mehrfamilienhäuser, 260.000 Einfamilienhäuser und 47.000
Zweifamilienhäuser. Mehrfamilienhäuser konzentrierten sich vor allem in den Grund-,
Mittel- und Oberzentren und die Hälfte der Ein- und Zweifamilienhäuser stehe im
ländlichen Bereich. Er schließt die Frage an, wie hier die Pflege gesichert werden
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könne. Zu diskutieren sei, ob die Pflege im ambulanten Bereich nur in den Städten
auf Dauer sicherzustellen sei.
Frank Mecklenburg räumt ein, dass es hinsichtlich der Landesbauförderung
zahlreiche Initiativen und Anfragen gebe. Die Zuständigkeit hierfür liege jedoch im
Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus.
Maika Friemann-Jennert fragt nach, ob angesichts des erwähnten Sättigungsgrads
Überlegungen existierten, die Zugangsvoraussetzungen für die Pflegestufen zu
verändern. Des Weiteren bittet sie hinsichtlich der Umsetzung neuer Wohnformen
um Erläuterung des Noteingriffsrechts. Zudem interessiere sie, auf welche Art und
Weise Einsparungen im Landespflegegeld an die Kommunen für die
Pflegesozialplanung weitergereicht würden. Sie stellt fest, dass die Zahl der
Pflegestützpunkte angewachsen sei und bittet um eine nähere Erläuterung zu deren
Funktionsweisen. Außerdem fragt sie nach Erkenntnissen zu Sprachbarrieren von
Menschen mit Migrationshintergrund in Pflegeheimen.
Das Angebot des Vors. Jörg Heydorn, zur allgemeinen Information in der nächsten
Enquete-Kommissionssitzung einen 10 minütigen Film zum Thema
Pflegestützpunkte zu zeigen, stößt auf Zustimmung der Kommissionsmitglieder.
Frank Mecklenburg stellt klar, dass das Land grundsätzlich für die ambulante und
teilstationäre Pflege keine Förderung nach §§ 6 und 8 (LPflegeG M-V) mehr leiste, im
Übrigen aber keine Eingriffe geplant seien. Hinsichtlich der Kontrollen führt er aus,
dass eine Prüfung der Unterlagen praktiziert werde. Das Noteingriffsrecht greife nur
bei deutlichen Anhaltspunkten für konkrete Mängel. Das Ordnungsrecht als
Steuerungsinstrumentarium sei an dieser Stelle nur bedingt einsetzbar. Die
Pflegewohngeldzahlungen zeigten eine rückläufige Tendenz.
Julian Barlen fragt nach, wie in Mecklenburg-Vorpommern die konkrete
Pflegeplanung aussehe.
Vors. Jörg Heydorn erläutert, dass Landkreise eine Ambulantisierung finanziell
selbst tragen müssten. Die Kosten für eine Heimunterbringung dagegen seien durch
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das Land zu erstatten, wobei sich 60% des Erstattungsbetrages an den Sozialhilfe-
Ist-Kosten orientierten. Vor diesem Hintergrund könne kein örtlicher Sozialhilfeträger
ein Interesse an der Ambulantisierung haben, die ihn viel Geld koste.
Frank Mecklenburg führt aus, dass nach § 5 Absatz 2 (LPflegeG M-V) die
Landkreise und kreisfreien Städte unter Zugrundelegung der Ergebnisse der jeweils
aktuellen Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung für ihr Gebiet alle fünf
Jahre, erstmalig mit Stichtag 31. Dezember 2010, Planungen für ambulante,
teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen aufstellten. Dabei seien
komplementäre Angebote zur Pflege, insbesondere betreute Wohnformen, zu
berücksichtigen. Die Planungen enthielten eine Bestandsaufnahme über die
regionale Versorgungsstruktur, in der Standorte, Träger und Platzzahlen
ausgewiesen seien, zeigten etwaige Defizite auf und beschrieben die
bedarfsgerechte Entwicklung von geeigneten Betreuungs- und Pflegeangeboten.
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PUNKT 2 DER TAGESORDNUNG
Allgemeine Kommissionsangelegenheiten
hierzu: Anlage 3
-Zuständigkeiten innerhalb der Landtagsverwaltung
Vors. Jörg Heydorn informiert die Kommission über eine Veränderung der
Zuständigkeiten innerhalb der Landtagsverwaltung. Regierungsdirektor Knud
Winkelmann sei nun Leiter des Sekretariates der Enquete-Kommission, da Ulrich
Wittenberg mit der Wahrnehmung anderer Aufgaben betraut worden sei.
- Anhörung zur Einkommens- und Vermögenssituation
Vors. Jörg Heydorn verweist auf die Verständigung innerhalb der Kommission, am
7. Juni 2013 eine Expertenanhörung zur Einkommens- und Vermögenssituation
älterer Menschen in Mecklenburg-Vorpommern durchzuführen. Die Tischvorlage
(Anlage 3) enthalte die Vorschläge für anzuhörende Sachverständige. Jörg Heydorn
bittet die Fraktionen, bei Bedarf binnen einer Woche weitere Anzuhörende zu
benennen und mögliche Fragestellungen für die Sachverständigen bis zum 26. April
2013 an das Sekretariat zu übermitteln.
Dr. Wolfgang Weiß verweist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, dass
sich die Sachverständigen in der Darstellung und Prognose auf die Einkommens-
und Vermögenssituationen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrierten.
Die Enquete-Kommission beschließt einstimmig die vorgeschlagene
Vorgehensweise und ermächtigt den Vorsitzenden, entsprechend zu verfahren.
- Grundlagenexpertise zu „Wohnen im Alter“
Vors. Jörg Heydorn gibt der Kommission den Sachstand zur Grundlagenexpertise
„Wohnen im Alter“ zur Kenntnis und informiert darüber, dass die Beauftragungen
des Kuratoriums Deutsche Altershilfe und der Hochschule Neubrandenburg vor der
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Unterzeichnung stehen. Eingehend auf eine Nachfrage des Abg. Stefan Köster stellt
er fest, dass konkrete vertragliche Vereinbarungen zwischen der Landtagsverwaltung
und Auftragnehmern nicht veröffentlicht würden. Die Auftragsbeschreibungen werden
nach Vertragsunterzeichnung der Kommission der Enquete-Kommission zur
Kenntnis geben.
- Bericht zur Mittelfristigen Finanzplanung
Vors. Jörg Heydorn schlägt der Kommission vor, den Staatssekretär des
Finanzministeriums Peter Bäumer zur Berichterstattung in die Sitzung am 19. April
2013 einzuladen. Dabei solle die mittelfristige Finanzplanung unter dem
Gesichtspunkt des Älterwerdens in Mecklenburg-Vorpommern besonders
berücksichtigt werden. Da auch die Entwicklung der ländlichen Räume von
Bedeutung sei und zahlreiche Projektförderungen bereits heute dem demografischen
Wandel Rechnung tragen würden, kündigt er eine Berichterstattung durch das
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz zu einem noch zu
bestimmenden Zeitpunkt an.
- Zuständigkeiten innerhalb des Kommissionssekretariates
Vors. Jörg Heydorn stellt die inhaltlichen Zuständigkeiten im Sekretariat der
Enquete-Kommission vor.
Themenfeld Zuständigkeit Zeitleiste
1. Altengerechtes Wohnen Silke Franz 2013 2. Alter und Gesundheit/Pflege Claudia Peters
Wolfgang Bohnstedt 2013 / 2014
3. Mobilität im Alter Silke Franz N. N.
2013 / 2014
4. Bildung und Arbeit im Alter Kathrin Karsten Wolfgang Bohnstedt
2014 / 2015
5. Bürgerschaftliches Engagement/ Gesellschaftliche Teilhabe
Wolfgang Bohnstedt Claudia Peters
2014 / 2015
6. Infrastruktur und Daseinsvorsorge Silke Franz Kathrin Karsten
2015 / 2016
Lektorat Berichterstattung Claudia Peters ständig
- IMAG zum Demografischen Wandel
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Vors. Jörg Heydorn informiert die Kommissionsmitglieder darüber, dass die IMAG
der Landesregierung zum Demografischen Wandel ihre Arbeit wieder aufgenommen
habe. Um einen guten Informationsaustausch zu gewährleisten, würden künftig auch
Vertreter des Sekretariates an den Sitzungen der Arbeitsgruppe teilnehmen.
- Weitere Terminplanung der Enquete-Kommission
Vors. Jörg Heydorn weist auf die veränderte Zeitleiste hin, die ständig aktualisiert
werde, jedoch zukünftig nicht mehr als Kommissionsdrucksache.
- Regulärer Beginn der Kommissionssitzungen
Dr. Barbara Syrbe bittet das Sekretariat darum, die Möglichkeit eines früheren
Beginns der Kommissionssitzungen zu prüfen. Viele Mitglieder und Sachverständige
hätten zum Teil weite Anfahrtswege zu den Sitzungen der Enquete-Kommission und
könnten aufgrund des späten Beginns weder vor- noch nachmittags andere Termine
wahrnehmen.
- Sitzung am 12. April 2013 im Ludwig-Bölkow-Haus
Vors. Jörg Heydorn beruft die nächste Sitzung für den 12. April 2013 um 12:00 Uhr
ein und erinnert daran, dass diese Veranstaltung im Ludwig-Bölkow-Haus der IHK zu
Schwerin stattfinden werde.
Ende der Sitzung: 14.07 Uhr
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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Schwerin, 15. März 2013 6. Wahlperiode Enquete-Kommission„Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“Sekretariat
Tischvorlage
für die
8. Sitzung am 15. März 2013, 12:00 Uhr, Schloss, Plenarsaal
hier:
Expertenanhörung zur Einkommens- und Vermögenssituation Älterer in Mecklenburg-Vorpommern
- 2 -
Landtag Mecklenburg-Vorpommern Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ Sekretariat
15. März 2013
Beschlussvorlage für die Enquete-Kommission Expertenanhörung zur Einkommens- und Vermögenssituation Älterer in Mecklenburg-Vorpommern
Die Enquete-Kommission möge beschließen:
Die Enquete-Kommission führt am 7. Juni 2013 eine Anhörung zur Einkommens- und Vermögenssituation Älterer in Mecklenburg-Vorpommern durch.
Zu dieser Anhörung werden folgende Sachverständige eingeladen:
- Prof. Dr. Joachim Ragnitz, ifo Institut Dresden, stellv. Institutsdirektor - Dr. Markus M. Grabka, DIW Berlin, Bereich Sozio-ökonomisches Panel - Dr. Klaus Kortmann, TNS Infratest, Bereich Sozialpolitische Forschung - N.N. Deutsche Rentenversicherung Nord/Bund
Begründung:
Die Durchführung einer Expertenanhörung zur Thematik entspricht der Verständigung der Kommission zur weitergehenden Erörterung der Frage der Einkommens- und Vermögensentwicklung in M-V vom 11. Oktober 2012 und 18. Januar 2013. Dabei soll die Einkommens- und Vermögensentwicklung, bei der größere Änderungen im Vergleich zur Grundlagenexpertise zur „Lebenssituation Älterer in Mecklenburg-Vorpommern heute“ – KDrs. 6/7(neu) – erkennbar sind, ermittelt werden. Die Datenlage hierzu ist unbefriedigend. Gegenüber der vorliegenden Expertise sollten die weiteren Säulen der Rentenvorsorgen, Einkommensrisiken sowie Aspekte der Vermögensentwicklung näher betrachtet werden. In Kenntnis vergleichbarer aktueller Studien, etwa zur Altersvorsorge und zur Armutsgefährdung, wird zunächst eine tiefergehende Erörterung im Rahmen einer Expertenanhörung als sinnvoll angesehen.