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Landwirte protestieren gegen den Verfall der Milchpreise Kö1ner Stadt -Anzeiqer 2015-08-25 Landwirte protestieren gegen den Verfall der Milchpreise [isrRn[crBor Die tl rrrzeuger DeKornmen rur noch 26Cent pro Liter HohenwestedVKrummhörn. Nach Bauernprotesten in mehreren eu- rooäischen Ländern wehren sich nun auch deutsche Landwirte ge- gen den Verfall der Milchpreise. Am Montag starteten Bauern im schleswig-holsteinischen Hohen- westedt - unterstützt von däni- schenKollegen - und im nieder- sächsischen. KrummhQrn mit ins- gesamt mehrals 50 Treckern Staf- felfahrten quer durch Deutsch- land. Zielist eine großeProtestkund- gebung am l. September in Mün- chen.Zwei weitere Fahrtenbegid- nen in den nächsten Tägen in Ba- den-Württemberg und in Bayern. Proteste hat es bereits etwa in Frankreich, Belgien und Däne: mark gegeben. Am Montag gingen Landwirte auch in Sachsen-An- halt aufdie Straße. Im Zuge der EU-Agrarreform wurde die . Milchquote mm l. April abgeschaft. Seitdem drückt ein Überangebot den Preis. Dazu kommt RusslandsEinfuhr- verbot. Seit der Abschaffirneder Quote ist der Preis auf etw:a 26 Cent pro Liter gesunken. Im ver- gangenen Jahr hatte er noch bei über40 Centgelegen. Dieser Preis ist nachAngabendes Bundesver- bands Deutscher Milchviehhalter (BDM) nötig, um kostendeckend zu wirtschaften. Die deutschen Milchviehhalter verlören iährlich mehr alsvier Milliarden Euro. In Hohenwestedt forderteBDM- Vorsitzender Romuald Schaber ein Eingreifenvon Bundeskanzle- rinAngela Merkel (CDU). Ein En- dp des Preisverfallssei nicht in Sicht. Viele Betriebe seien gefähr- detundhieltensichzurzeit nur mit Krediten über Wasser. Schleswig- Holsteins Landwirtschaftsminis- ter Robert Habeck (Grüne) warnte vor der größten Milchbauern-Kri- seseit Grtindung der Bundesrepu- blik. Viele Milchbetriebe erhöhten verzweifelt ihre Produktion wie in einem immer schnelleren Hams- terrad,was den Preisverfallnoch beschleunige. ,,Wir wollen nicht, dass ietzt reihenweise Betriebe über die Wupper gehen", sagte Habeck. Schaber und Habeckfor- derten,dass die sogenannte Super- abgabevon 900 Millionen Euro zür Mengenreduzierung der Milchproduktion verwendet wer- de. Für Milchproduktionoberhalb der festgesetzten Quote hatten Landwirte bisher Strafzahlungen - die sogenannte Superabgabe leisten müssen, die in diesem Jahr wegen des Wegfalls der Milchquote zum letzten Mal erhoben wurde. I Bisher sei geplant, diese 900 Millionen Euro ander- weitig zu ver- Billigund gut: Milch Foto: Mar- kus Mainka - Fotolia wenden, dochsolltedieses Geldzu den Milchbauern zurückfließen, forderte Habeck. Schaber erläuter- te, so ließen sichAnreize schaffen, die Milchproduktion wieder frei- willig zu drosseln. Der Milchbauer Steffen Hin- richs im ostfriesischen Hesel (Kreis Leer) erlebt mit der dritten Milchkrise in sechs Jahren wie- der einmal harte ZeiIen. Die Ur- sachensind jedes Mal'ähnlich: steigende Kostenauf denHöfen, etwa für Energie und Futtermit- tel. Dagegen stehen sinkende Einnahmen, denn die Molke- reien zahlen weniger fi.ir Milchprodukte aus. Bei Deutscflands größtem Milch- T verarbeiter, 'l dem Deutschen Milchkontor (DMK) im nie- dersächsischen Zeven, sieht man derzeitwe- nig Chancen, dass der Milch- , preis kurzfristig Ikrl wieder nach '1i/ oben gehi. Die Durststrecke werde mindestens nochbisAnfang 201 6 dauern, sagt DMK-Sprecher HermannCordes. ,,Das ist massiv, was denLandwir- ten an Einnahmen fehlt." . Das Unternehmen (Umsatz 2014: 5,3 Milliarden Euro) ver- weist vor allem auf die internatio- nale Lage.Bei dieser,,Weltmilch- marktkrise" steige die Milchpro- duktion im Vergleich zur Nachfra- geüberproportional an. 2014seien geschätzt sechs bis sieben Milliar- denKilogramm Milch zu Vielpro- duziert worden. DasDMK siehtaber auph leich- te Anzeichen für eine Entspan- nung. So sei die Binnennachfrage in den USA offenbarum rund 15 Prozent gestiegen. Für denMilch- preis sei daseigentlichgut: Denn dadurch fließt ausdenUSA weni- ger Milch auf den Weltmarkt. In Neuseeland -/einem weiteren Top- Produzenten * sei zudem dre Zahl der Kühe zurückgegangen. Die EU-Agrarminister wollen am 7. September in Brüssel bei ei- nem schonlänger geplanten Son- dertreffen über die Lage in der eu- ropäischen Landwirtschaft bera- ten. (dpa)

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Landw i r t e p ro tes t i e ren gegen den Ve r fa l l de r M i l chp re i se

Kö1ne r S tad t -Anze iqe r 2015 -08 -25

Landwirte protestieren gegen den Verfall der Milchpreise[isrRn[crBor Die

t lrrrzeuger DeKornmenrur noch 26 Cent proLiterHohenwestedVKrummhörn. NachBauernprotesten in mehreren eu-rooäischen Ländern wehren sichnun auch deutsche Landwirte ge-gen den Verfall der Milchpreise.Am Montag starteten Bauern imschleswig-holsteinischen Hohen-westedt - unterstützt von däni-schen Kollegen - und im nieder-sächsischen. KrummhQrn mit ins-gesamt mehr als 50 Treckern Staf-felfahrten quer durch Deutsch-land.

Zielist eine große Protestkund-gebung am l. September in Mün-chen. Zwei weitere Fahrten begid-nen in den nächsten Tägen in Ba-den-Württemberg und in Bayern.Proteste hat es bereits etwa inFrankreich, Belgien und Däne:mark gegeben. Am Montag gingenLandwirte auch in Sachsen-An-halt aufdie Straße.

Im Zuge der EU-Agrarreformwurde die . Milchquote mm

l. April abgeschaft. Seitdemdrückt ein Überangebot den Preis.Dazu kommt Russlands Einfuhr-verbot. Seit der Abschaffirne derQuote ist der Preis auf etw:a 26Cent pro Liter gesunken. Im ver-gangenen Jahr hatte er noch beiüber 40 Cent gelegen. Dieser Preisist nach Angaben des Bundesver-bands Deutscher Milchviehhalter(BDM) nötig, um kostendeckendzu wirtschaften. Die deutschenMilchviehhalter verlören iährlichmehr als vier Milliarden Euro.

In Hohenwestedt forderte BDM-Vorsitzender Romuald Schaberein Eingreifen von Bundeskanzle-rinAngela Merkel (CDU). Ein En-dp des Preisverfalls sei nicht inSicht. Viele Betriebe seien gefähr-det und hielten sich zurzeit nur mitKrediten über Wasser. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminis-ter Robert Habeck (Grüne) warntevor der größten Milchbauern-Kri-se seit Grtindung der Bundesrepu-blik. Viele Milchbetriebe erhöhtenverzweifelt ihre Produktion wie ineinem immer schnelleren Hams-terrad, was den Preisverfall nochbeschleunige. ,,Wir wollen nicht,dass ietzt reihenweise Betriebe

über die Wupper gehen", sagteHabeck. Schaber und Habeck for-derten, dass die sogenannte Super-abgabe von 900 Millionen Eurozür Mengenreduzierung derMilchproduktion verwendet wer-de. Für Milchproduktion oberhalbder festgesetzten Quote hattenLandwirte bisherStrafzahlungen -die sogenannteSuperabgabeleisten müssen,die in diesemJahr wegen desWegfalls derMilchquotezum letztenMal erhobenwurde. I

Bisher seigeplant, diese900 MillionenEuro ander-weitig zu ver-

Billigundgut: MilchFoto: Mar-kus Mainka- Fotolia

wenden, doch sollte dieses Geld zuden Milchbauern zurückfließen,forderte Habeck. Schaber erläuter-te, so ließen sichAnreize schaffen,die Milchproduktion wieder frei-willig zu drosseln.

Der Milchbauer Steffen Hin-richs im ostfriesischen Hesel(Kreis Leer) erlebt mit der drittenMilchkrise in sechs Jahren wie-der einmal harte ZeiIen. Die Ur-sachen sind jedes Mal'ähnlich:steigende Kosten auf den Höfen,etwa für Energie und Futtermit-tel. Dagegen stehen sinkendeEinnahmen, denn die Molke-reien zahlen weniger fi.irMilchprodukte aus.

Bei Deutscflandsgrößtem Milch-

T verarbeiter,'l dem Deutschen

Milchkontor(DMK) im nie-dersächsischenZeven, siehtman derzeit we-nig Chancen,dass der Milch-

, preis kurzfristig

Ikrl wieder nach'1i/ oben gehi. Die

Durststrecke werde mindestensnoch bis Anfang 201 6 dauern, sagtDMK-Sprecher Hermann Cordes.,,Das ist massiv, was den Landwir-ten an Einnahmen fehlt.". Das Unternehmen (Umsatz

2014: 5,3 Milliarden Euro) ver-weist vor allem auf die internatio-nale Lage. Bei dieser,,Weltmilch-marktkrise" steige die Milchpro-duktion im Vergleich zur Nachfra-ge überproportional an. 20 14 seiengeschätzt sechs bis sieben Milliar-den Kilogramm Milch zu Viel pro-duziert worden.

Das DMK sieht aber auph leich-te Anzeichen für eine Entspan-nung. So sei die Binnennachfragein den USA offenbar um rund 15Prozent gestiegen. Für den Milch-preis sei das eigentlich gut: Denndadurch fließt aus den USA weni-ger Milch auf den Weltmarkt. InNeuseeland -/einem weiteren Top-Produzenten * sei zudem dre Zahlder Kühe zurückgegangen.

Die EU-Agrarminister wollenam 7. September in Brüssel bei ei-nem schon länger geplanten Son-dertreffen über die Lage in der eu-ropäischen Landwirtschaft bera-ten. (dpa)

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