15

Click here to load reader

Marktbericht Januar 2009

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Marktbericht Wirtschaft Europa Januar 2009

Citation preview

Page 1: Marktbericht Januar 2009

1

���� Marktbericht

01-2009

Page 2: Marktbericht Januar 2009

2

���� Marktbericht

���� Frostige Aussichten für die Weltwirtschaft Die Experten sind einhellig der Meinung, dass das erste Halbjahr 2009 abgeschrieben werden kann, doch uneins sind sie allerdings, wie die Zeit danach aussehen wird. Die Zahl der Pessimisten wächst und sie sehen die tiefste Rezession seit der Jahrtausendwende. Die immer neuen Hiobsbotschaften rasen um die Welt und nahezu alle Branchen steuern in eine Wirtschaftskrise. Wegen der sich vertiefenden Rezession entlassen Konzerne aus den USA und Europa quer durch alle Branchen zehntausende Mitarbeiter und etliche börsen-notierte Unternehmen gaben den Abbau von mehren tausend Stellen bekannt. � Hoffnung auf Milliarden-Dollar Konjunkturpaket in d en USA Der US-Senat hat im Januar nach mehrtägigen Beratungen ein massives Konjunkturprogramm zum Entscheid vorliegen. Nachdem bereits das Abgeordnetenhaus ein 819 Milliarden Dollar (635 Milliarden Euro) schweres Paket verabschiedet hatte, geht es im Senat um eine Vorlage mit einem Volumen von sogar bis zu 900 Milliarden Dollar. Zu den Maßnahmen zählen Steuersenkungen für Private und Unternehmen, massive Investitionen in die Infrastruktur sowie Budgetentlastungen für Bundesstaaten. Ein weiteres Paket ist für die Gewährung von Finanzhilfen für Millionen von Haus- und Jobverlust bedrohte Menschen vorgesehen. Zwischen drei und vier Millionen Arbeitsplätze sollen nach den Vorstellungen von Präsident Obama bis 2010 mit dem staatlichen Konjunkturprogramm geschaffen oder gesichert werden. Die Republikaner blieben bei ihrer Kritik an den Regierungsplänen. Sie wollen zwar grundsätzlich auch ein staatliches Programm zur Ankurbelung der Konjunktur, setzen aber vor allem auf Steuererleichterungen. Präsident Barack Obama will das Konjunkturprogramm möglichst Mitte Februar in Kraft setzen.

Die Weltwirtschaft

Page 3: Marktbericht Januar 2009

3

���� Marktbericht

An allen ökonomischen Fronten sind die Nachrichten in den Vereinigten Staaten derzeit düster: Das Investitions- und Konsumklima in den USA ist so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Nachdem im vierten Quartal 2008 mehr als 1,5 Millionen Jobs verloren gingen, dürfte sich der Stellenabbau im Januar 2009 noch beschleunigt haben. Die Zahl der Bezieher von Arbeitslosenhilfe ist nach jüngsten veröffentlichten Daten auf 4,78 Mio. gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung 1967. � Stimmung im Euroraum noch trüber Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im Januar nochmals verschlechtert, doch hat das Ausmaß der Eintrübung im Vergleich zu den Vormonaten spürbar nachgelassen, was schon jetzt als ein positives Signal gewertet, aber nicht überbewertet werden darf. Der von der EU-Kommission veröffentlichte Index sank im Januar gegenüber Dezember saisonbereinigt um 1,5 Punkte. Dieser Rückgang fiel deutlich geringer aus als von den Auguren erwartet, denn mit minus 4% wurde spekuliert. In den drei vorangegangenen Monaten war der Index mit einem durchschnittlichen Minus von fast 7% regelrecht abgestürzt. Eine Ausnahme bildet der Einzelhandel, in dem die Stimmung unverändert nahe seines historischen Tiefs verharrte, denn ansonsten trübte sich am Jahresbeginn in allen Wirtschaftsbereichen der Währungsunion die Stimmung ein. So sackte das Vertrauen des Dienstleistungssektors um 5 auf minus 22 Punkte ab, was ein neues Rekordtief darstellt. Auch in der Baubranche nahm der Pessimismus spürbar zu. Dort rutschte der Index um 3 auf minus 30 Punkte. Um je einen Punkt auf minus 34 bzw. minus 31 Punkte gaben das Industrievertrauen und das Konsumklima nach - beides neue Niedrigststände. Noch nicht in das Stimmungsbarometer eingeflossen sind die umfassenden Konjunkturpakete der verschiedenen europäischen Regierungen.

Europa

Page 4: Marktbericht Januar 2009

4

���� Marktbericht

Diese greifen derweil den Finanzinstituten und Industrieunternehmen erneut unter die Arme. So stellte die britische Labour-Regierung ein neues, umfangreiches Rettungspaket für den Finanzsektor vor. Mit diesem Rettungspaket garantiert die Regierung, den Wert der gefährdeten Kredite und Wertpapiere mit einer staatlichen Ausfallbürgschaft zu übernehmen und verlangt im Gegenzug von den Banken die Verpflichtung, mehr Kredite zu vergeben. Frankreich will seinen Banken bis Ende März 10 Mrd. Euro Eigenkapitalhilfe zukommen lassen und koppelt diese Hilfe an Boni-Verzicht der Bankmanager und eine Überarbeitung ihrer Dividendenpolitik. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate greift auch die dänische Regierung ihren Banken mit einem 13,4 Mrd. Euro schweren Hilfspaket unter die Arme. Auch in Russland gibt es Pläne zu einem neuen Hilfspaket für die Banken. Nach bereits gewährten rund 40 Mrd. Euro Hilfe spricht man nun von einer erneuten Unterstützung in ähnlicher Höhe. Der sprunghafte Anstieg fauler Kredite, das nachlassende Wirtschaftswachstum und der rasant gefallene Ölpreis machen der russischen Regierung am meisten Sorge. ���� Zinssenkung der EZB ist nicht genug Miserable Konjunkturdaten und eine nachlassende Inflationsrate haben die Europäische Zentralbank zum Handeln gezwungen. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank hat unumstritten für einen Ausgabedruck beim Euro gesorgt und die europäische Einheitswährung schwächte sich gegenüber dem US-Dollar auf 1,3062 USD ab. Zwar hat die relativ moderate Zinssenkung von 0,5% dazu geführt, dass die Geldmarktexperten noch Spielraum nach unten sehen, doch zu einer richtigen Entlastung hat sie nicht geführt. Kritiker sehen kein eindeutiges Signal der europäischen Geldmarktpolitik. Die europäischen Währungshüter drückten wegen der dramatischen Wirtschaftsentwicklung den Leitzins auf 2,0 %. Die europäischen Banken geben nach Einschätzungen der EZB die gesunken Zinsen noch nicht zufriedenstellend an die Wirtschaft weiter. Zwar hat sich die Zinsstruktur in den vergangenen Wochen und Monaten nahezu aufgelöst, doch im Vergleich dazu senkte die US-Notenbank ihren Leitzins auf nahezu Null Prozent und auch die Bank of England strich ihren Leitzins dann schnell auf 1,5% zusammen.

Page 5: Marktbericht Januar 2009

5

���� Marktbericht

Es bleibt abzuwarten, ob die EZB in ihrer Sitzung Anfang März die Geldpolitik noch weiter lockert – im Vergleich zu anderen Zentralbanken besteht hierzu noch die Möglichkeit, die der EZB-Präsident Trichet auch schon in Aussicht stellt. Bis dahin liegen dann auch die neuen Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung vor. � Kampf um Maastricht-Kriterien Viele Marktteilnehmer blicken auf die konjunkturelle Entwicklung in den verschiedenen Wirtschaftsräumen und justieren ihre Investitionen nach deren voraussichtlicher Schwäche oder Stärke. Galten die Vereinigten Staaten bislang als deutlich schwächer, so mehren sich die Zweifel, dass die Eurozone so viel besser davon kommen wird als bisher angenommen. Immerhin prognostiziert die EU-Kommission dem Währungsraum im laufenden Jahr einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um 1,9%. Damit korrigierte sie ihre frühere Konjunkturprognose vom November scharf nach unten. Andererseits erwartet die Kommission, dass die europäische Wirtschaft ab der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder wächst. 2010 werde die Wirtschaft dann auch auf das Gesamtjahr gesehen wieder wachsen, EU-weit allerdings nur um bescheidene 0,5 Prozent. Dann bleibt noch das Problem der Stabilitätskriterien der EZB. Nach vorläufigen Zahlen haben heute schon einige der 16 Euroländer die Drei-Prozent-Hürde im vergangenen Jahr gerissen. Neben Griechenland, Frankreich und Malta war dies auch Spanien. Diese Länder müssen nun die Einleitung eines Defizitverfahrens befürchten. EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia erklärte zwar, er werde „bei der Anwendung des Stabilitätspakts berücksichtigen, dass wir eine sehr schwierige Wirtschaftslage haben“. Die Regeln des Stabilitätspakts könnten deshalb aber nicht außer Kraft gesetzt werden. Auch in Deutschland ringt man damit, die Verschuldung nicht höher als 3% des BIP zu halten. Geldmarktanalysten von verschiedenen Banken senkten ihr Kursziel für die Devise Euro von 1,30 auf 1,25 Dollar. Bis Jahresende aber rechnen die Volkswirte mit einem Kurs von 1,45 Dollar. Das setzt allerdings voraus, dass zum einen die Konjunkturprognosen mit einer Besserung der Lage zum 2. Halbjahr 2009 eintreffen und zum anderen, dass die EZB ihren Kurs beibehält und sich nicht bewegen lässt, auf eine Politik der Euro-Schwächung einzuschwenken.

Page 6: Marktbericht Januar 2009

6

���� Marktbericht

Die deutsche Wirtschaft wird dieses Jahr in der Rezession stecken bleiben und sich auch im kommenden Jahr nur schleppend erholen. Zu dieser Einschätzung kommt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Wirtschaftsausblick für Deutschland. Die IWF-Ökonomen sagen voraus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,8% schrumpfen und 2010 nur um 0,5% wachsen werde. �Krise erfasst Arbeitsmarkt Der heftige Einbruch der Konjunktur schlägt immer stärker auf den deutschen Arbeitsmarkt durch. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich nach den neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Januar um 387.000 auf 3,49 Mio. Erwerbslose erhöht. Der Anstieg fiel damit um gut 100.000 stärker aus, als in den Vorjahren im Zuge der Winterflaute üblich war. Gut drei Jahre nach Beginn des jüngsten Aufschwungs verfestigt sich damit die Trendwende, die sich im Dezember angekündigt hatte. Wirtschaftsforscher warnten allerdings vor Panikmache. Nachdem die Industrie schon im Herbst massive Einbrüche bei Auftragseingang und Produktion verzeichnet habe, kann es allerdings nicht verwundern, wenn nun die Arbeitslosigkeit steigt. Die aktuelle Entwicklung bleibt noch im Rahmen dessen, was bereits in den Prognosen berücksichtigt wurde. Doch der Anstieg der registrierten Arbeitslosen wäre noch höher ausgefallen, wenn nicht immer mehr Unternehmen auf Kurzarbeit ausweichen würden. Nach ersten Schätzungen der BA beantragten sie im Januar wie im Dezember für etwa 300.000 Arbeitnehmer konjunkturbedingt Kurzarbeit. Im weiteren Jahresverlauf wird sich die Zahl der Kurzarbeiter nach Schätzung der Behörde nun bei monatlich 250.000 einpendeln. Dies wäre der höchste Stand seit 1996. � Sinkende Inflation stützt deutschen Konsum Die Stimmung der Verbraucher stieg trotz der ungünstigen Wirtschaftsprognosen und dank der deutlich gesunkenen Rohöl- und Energiepreise hat sich die Kauflaune zum Jahresanfang spürbar verbessert, wie die aktuelle GfK-Konsumklimastudie belegt. Davon hat der Gesamtindikator für das Konsumklima profitiert, und für Februar erwarten die Marktforscher nochmals eine Stabilisierung bei 2,2 Punkten.

Deutschland

Page 7: Marktbericht Januar 2009

7

���� Marktbericht

Doch die Sondereffekte werden verpuffen und sogar das Gegenteil wird nach den Ankündigungen der Energiekonzerne der Fall sein. Auch werden sich die ölexportierenden Länder nicht langfristig mit einem Ölpreis um 40 USD zufrieden geben. Dazu kommen die Ängste des Arbeitsplatzverlustes, die den Bürger erreichen. Das zeigt sich schon darin, dass die Verbraucher die Konjunkturaussichten und ihre persönliche Einkommensentwicklung deutlich schlechter als in den Vormonaten einschätzen. Entlastungsmöglichkeiten kann noch durch die Inflation kommen, die nach Einschätzung 2009 wohl sehr niedrig ausfallen wird und dadurch die Kaufkraft der Bürger ebenso stärken kann wie durch das jüngst beschlossene zweite Konjunkturpaket. Diese Maßnahmen könnten zwar einen möglichen Konjunktureinbruch nicht vollkommen verhindern, zumindest aber abmildern. Die Inflationsrate soll von 2,6% im Vorjahr auf 1,1% im laufenden Jahr fallen. � DIW erwartet schon für Ende 2009 wieder eine vorsic htige Belebung Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet für das gerade begonnene Jahr einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von gut einem Prozent. Allerdings rechnen die Forscher schon für Ende 2009 mit ersten Erholungen, so dass das BIP 2010 wieder um 1,1% zulegen dürfte. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen rechnet das DIW nur mit relativ wenigen zusätzlichen Arbeitslosen von jeweils gut 200.000 in diesem und dem nächsten Jahr. Auch wenn 2009 das stärkste Minus der Wirtschaftsleistung in der Geschichte der Bundesrepublik droht, erwarten die Forscher vom privaten Konsum Anstöße für den erhofften Aufwärtstrend zum Jahresende. Konjunktur-Zweckoptimismus? � Ifo-Geschäftsklimaindex legt etwas zu Vor diesen Hintergründen ist auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft einzuordnen, nachdem sich im Januar nach einer Ifo-Erhebung die Stimmung überraschend wieder etwas aufgehellt hat. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg gegenüber Dezember saisonbereinigt von 82,7 auf 83,0 Punkte. Es ist die erste Stimmungsbesserung nach sieben Rückgängen in Folge. Volkswirte hatten einen abermaligen Rückgang auf 81,0 Punkte erwartet. Während sich die Unternehmen mit Blick auf die kommenden sechs Monate nach der ausgeprägten Skepsis im Dezember weniger pessimistisch zeigten, schätzten sie die aktuelle Lage erneut schlechter ein als im Vormonat.

Page 8: Marktbericht Januar 2009

8

���� Marktbericht

Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes berichteten den weiteren Ifo-Angaben zufolge von einer abermals verschlechterten Geschäftslage und im Exportgeschäft, sonst eine Bank der deutschen Wirtschaft, rechnen die Befragungsteilnehmer mit einer anhaltenden Abwärtstendenz. ����Aluminium Aluminiumpreis weiter unter Druck und Lagerbeständ e auf Rekordhoch Mit der Zuspitzung der internationalen Finanzkrise und der konjunkturellen Eintrübung ist die Rohstoffnachfrage massiv zurückgegangen und dies schlägt sich hier, wie auch in anderen Industriebereichen, auf die Preise und das Personal nieder. Auch im gesamten Rohstoffsektor werden Tausende von Stellen gestrichen und im Fall einer wirtschaftlichen Erholung könnte sich hier ein neuer Engpass an Fachpersonal bilden. Die Preise - vor allem industrieller Rohstoffe wie Metall oder Öl - sind Anfang Juli 2008 eingebrochen. Hiervon ist der Aluminiummarkt besonders schwer betroffen. Der düstere Unternehmensausblick des weltweit zweitgrößten Aluminium-produzenten Rio Tinto Alcan, rabenschwarze Konjunkturzahlen aus Asien und die rasant steigenden Lagerbestände hätten den Aluminiumpreis im vergangenen Berichtsmonat erneut massiv unter Druck gesetzt. An der LME in London ist das Leichtmetall daraufhin auf den tiefsten Stand seit Herbst 2002 gefallen. An Notierungen um 1.340 USD bzw. unterhalb von 1.000 Euro mag sich keiner gewöhnen wollen. Aluminium ist im Januar 2009 um 2,9 Prozent auf zuletzt 1.344 USD gesunken. Händler an der LME verweisen derzeit auf eine wichtige Unterstützung bei 1.300 USD, die in der letzten Woche fast erreicht worden ist. Zuvor hatte die Entwicklung der Notierungen gleich mehrere Hürden genommen. Lange lag der Börsenwert in London noch oberhalb der 1.500 USD, bevor dann am 16.01.09 der Markt auf 1.475 USD und am 21.01.09 auf 1.390 USD abrutschte.

NE-Metalle

Page 9: Marktbericht Januar 2009

9

���� Marktbericht

Der Bergbaukonzern Rio Tinto will wegen der sinkenden Nachfrage seine Aluminiumproduktion weiter kürzen. Weltweit werde die Produktion noch einmal um 6% gesenkt, teilte Rio Tinto mit. Insgesamt sollen die Kapazitäten um 11% oder 450.000 t zurückgefahren werden. Zudem wird der Konzern 1.110 Stellen kürzen. Hiobsbotschaft auch vom Aluminiumkonzern Alcoa, der eine weitere Kürzung der Aluminiumproduktion um mehr als 750.000 t Tonnen bekannt gegeben hat. Dies entspreche einem Rückgang der Jahresproduktion um 18%. Bereits im Oktober und November hatte Alcoa Produktionskürzungen vorgenommen. Die Ankündigung einer weiteren Kürzung zeige die unverändert schwierige Marktlage, sollte aber eine Stabilisierung und Erholung der Aluminiumpreise unterstützen. Zugleich haben die Aluminiumbestände in den Lagerhäusern der LME, nach einigen großen Zugängen, das alte Rekordhoch aus dem Jahr 1994 überstiegen. Um mehr als 450.000 t stiegen die Vorräte in den LME-Lägern auf 2.791.600 t am 30.01.09. Aus Sicht der Analysten mache der ungebremste Lageranstieg auf nunmehr fast 2,8 Mio. t (ca. 7% des Weltverbrauchs) deutlich, dass die bislang realisierten Produktionskürzungen bei weitem noch nicht ausreichen würden, um den Aluminiummarkt ins Gleichgewicht zurückzuführen. Viele stellen sich die Frage, wohin das noch führen soll. Viele Produzenten dienen aus Shortpositionen Metall an die warehouses an, da sie für ihre Produkte bei den Kunden keinen ausreichenden Absatz finden. Somit haben die zahlreichen Produktionskürzungen der Aluminiumhersteller noch nicht dazu geführt, dass die dramatischen Anstiege bei den Lagerbeständen an der LME beendet sind. Dies spricht für weitere Preisabgaben und auch für ein großes Risiko, dass ein eventueller Preisanstieg wieder in sich zusammenfallen könnte. Die Produktionskürzungen sind bislang offensichtlich noch nicht ausreichend, den Nachfragerückgang vor allem aus der Automobilindustrie auszugleichen. Entsprechend besteht derzeit wenig Erholungspotenzial für die Aluminiumpreise, selbst wenn sie bereits unter den Grenzkosten der Produktion liegen. Zu beachten ist, dass durch den Rückgang der Energiepreise die Produktionskosten gesunken sind und somit auch der Anreiz zu weiteren Produktionsstillegungen nicht unbedingt gesehen wird. Angesichts der teils verheerenden Ertragslage vor allem chinesischer Anbieter dürften die Angebotskürzungen in den kommenden Monaten jedoch noch drastisch zunehmen und auf diese Weise zu einer Stabilisierung der Aluminiumpreise beitragen. Einen Vorgeschmack hierauf hätten die vorläufigen Produktionszahlen Chinas für Dezember mit einem Rekordrückgang von 18% geliefert.

Page 10: Marktbericht Januar 2009

10

���� Marktbericht

Aber die Angebotskürzungen sind nur eine Seite, denn dem Metall bereitet in erster Linie die Absatzseite Probleme. Mehr als andere Metalle leidet Aluminium unter der Absatzkrise der Automobilindustrie. Viele Automobilzulieferer haben ihre Produktion zurückgefahren und erst wenn sich hier die Situation wandelt, wird sich bei Aluminium auch die Preissituation ändern. Bis dahin sehen die Marktteilnehmer bei dem Leichtmetall noch ein weiteres Abrutschen der Notierungen. Das Licht am Ende des Tunnels ist noch nicht zu erkennen. Mit einer leichten Erholung der Nachfrage im zweiten Halbjahr und aufgrund der von den Analysten erwarteter Verteuerung der Energie dürfte der Preis aber bis Ende des Jahres wieder auf 1.900 USD steigen. Die hohen Lagerbestände dürften dem Anstieg allerdings Grenzen setzen. ����Kupfer Hoffnungsschimmer bei dem Industrieleitmetall Widersprüchliche Konjunkturdaten und volatile Aktienmarktvorgaben haben den Kupferpreis in den vergangenen Handelstagen auf eine wilde Berg- und Talfahrt geschickt. Zuerst waren Kupfer und Nickel die Gewinner bei den Industriemetallen. Das konjunktursensible Kupfer konnte sich um 3,1 Prozent auf 3.360 USD am 07.01.09 verteuern. Der größte Eisenerzproduzent der Welt, Vale (CVRD) hat für Zuversicht gesorgt, als er sein Investitionsprogramm für dieses Jahr bekannt gegeben hat. Man wolle 14 Milliarden US-Dollar investieren, nach 10 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Mit dem Geld sollten Produktions- und Transportkapazitäten für Eisenerz, Kohle, Nickel und andere Metalle ausgebaut werden. Firmenchef Agnelli rechne mit einer schnellen Erholung der Nachfrage und mit einem schnellen Ende der Rezession. "In Zeiten der Krise hat das Unternehmen das nötige Kleingeld, um investieren zu können" Kupfer bewegte sich dann in einer Range von 3.310 USD und 3.230 USD und konnte weiter bis auf 3.360 USD am 20.01.09 steigen. Doch dieses Niveau konnte der Markt nicht mehr halten und das rote Metall verlor bis zum Monatsende kräftig. Die Unterstützungslinie 3.000 USD rückte am 30.01.09 näher, als Kupfer nur noch mit 3.090 USD notierte. Gründe hierfür waren abermals hohe Lagerzuflüsse sowie negativen Wirtschaftsdaten aus den USA, Euroland und Japan, die die Metallmarktakteure wieder zügig auf den Boden der Tatsachen zurückholten. Alleine die Anlieferungen

Page 11: Marktbericht Januar 2009

11

���� Marktbericht

an die LME-Lagerhäuser betrugen im Januar 126.125 t; von 340.550 t am 03.01.09 auf zuletzt 466.675 t. Für Optimismus sorgt das angekündigte 775 Mrd. USD Konjunkturpaket in den USA und die Hoffnung auf eine Stabilisierung der chinesischen Nachfrage, nachdem der Einkaufsmanagerindex in China für das Verarbeitende Gewerbe im Dezember angezogen hatte. Ebenso ein Hoffnungsstrohhalm ist die Umpositionierungen wegen der Neugewichtung der Rohstoffindizes zugunsten der Industriemetalle. Hintergrund ist die schwache Nachfrage nach Kupfer und die dagegen nach wie vor hohe Verfügbarkeit von Kupfererz. Kurzfristig dürfte das Aufwärtspotenzial begrenzt sein. So sind die LME-Lagerbestände seit Jahresbeginn um 30% auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. Während es bei den anderen NE-Metallen bereits zu nennenswerten Produktionskürzungen gekommen ist, sind derartige Ankündigungen bei Kupfer bislang eine Seltenheit. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis die Kupferminen mit einer Kürzung der Produktion reagieren werden. Chinas Importzahlen für Dezember können nahe legen, dass China den Preisverfall bei Kupfer bereits genutzt hat, um die Kupfervorräte aufzustocken. Entsprechend geringer dürfte der Bedarf für weitere Vorratskäufe in den kommenden Monaten sein. Die Analysten erwarten einen Kupferpreis von 3.200 USD je Tonne in diesem Quartal. Alles in allem startet das Industriemetall gut in das neue Jahr, wie nachhaltig die Entwicklung allerdings ist, bleibt abzuwarten. Hier wird auch ein Blick auf das Anlaufen der Konjunkturprogramme, insbesondere in den USA, entscheidend sein. Die Preisentwicklung wird sicherlich nicht im ersten Quartal gedreht werden, aber die sich abzeichnende Tendenz wird für Kupfer wichtig sein. ����Nickel Das neue Jahr beginnt besser als erwartet Deutlich teurer wurde in den vergangenen letzten Tagen im Januar 2009 Nickel und die Notierungen an der LME bewegten sich nach einem starken Preisrückgang im Berichtsmonat langsam nach oben. Mit 13.050 USD startete Nickel in das neue Jahr und am 13.01.09 wurde mit 10.650 USD eine psychologisch wichtige Marke durchbrochen. Doch der Markt fing sich wieder und die Notierungen stiegen am 21.01.09 wieder auf 11.300 USD und bis zum 28.01.09 sogar wieder auf 11.900 USD. Der Monat endete dann wieder mit schwächeren 11.150 USD und es scheint, als sei der kleine Höhenflug wieder beendet.

Page 12: Marktbericht Januar 2009

12

���� Marktbericht

Hier spielen allerdings eher technische Faktoren eine Rolle als eine zyklische Erholung. Indexorientierte Händler hätten im Dezember begonnen, das Metall zu erwerben, da sie auf eine Neugewichtung des Dow Jones-AIG Commodity Index setzten, heißt es aus dem Markt. Fundamentale Fakten sprechen gegen einen anhaltenden Preisauftrieb bei Nickel. Immerhin haben die Lagerbestände an den Terminbörsen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen und kannten im Januar nur eine Richtung – nach oben. Bei 83.718 t lag der Vorrat in den LME-Lägern am 30.01.09, mehr als 4.500 t Lageraufbau in der Berichtszeit. Der australisch-britische Minenkonzern BHP Billiton schreibt wegen entmutigender Aussichten auf dem Nickelmarkt im abgelaufenen ersten Geschäftshalbjahr weitere 1,2 Milliarden US-Dollar ab. Aufgrund der spürbaren und anhaltenden Verschlechterung der Situation werde die Nickelproduktion im australischen Raventhorpe sofort gestoppt, teilte das Unternehmen mit. Bei der Nachfrageentwicklung kristallisierte sich keine klare Richtung heraus. Die Erwartungen der Edelstahlindustrie sind mehr als düster und bei den bereits umgesetzten Plänen der Produktionskürzungen scheint sich die Situation wohl auch kurzfristig nicht zu bessern. Erste Stahlwerke haben Kurzarbeit angemeldet und weitere planen dies noch für das 1. Quartal 2009. Das wird nicht ohne Auswirkungen auf die Notierungen bleiben, da der Rostfrei- Sektor der größte Nachfrager ist. Die Produktion von Edelstahl, in der rund 65 Prozent des geförderten Nickels verwendet werden, soll in diesem Jahr dennoch um 2-3 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr sank die Produktion um 5 Prozent, 2007 um 0,3 Prozent. ����Zink Schlechter Start in das neue Jahr 2009 Prosit Neujahr? Für die Teilnehmer am Zinkmarkt kann das Jahr 2009 nicht schnell genug vorübergehen. Die schlechte Entwicklung des Vorjahres setzt sich auch zu Beginn des Jahres auf dem Zinkmarkt fort. Zwar haben Hersteller bereits unrentable Produktionsstätten vorrübergehend stillgelegt, aber von einer Angebotsverknappung ist derzeit noch nichts zu spüren. Das zeigt auch die Entwicklung der Lagerhausbestände der LME, die im Januar spürbar von 253.475 t zu Jahresbeginn auf 321.500 t am 30.01.09 angestiegen sind.

Page 13: Marktbericht Januar 2009

13

���� Marktbericht

Die LME Notierungen spiegeln das Verhältnis nur auf umgekehrte Weise wieder. Diese reduzierten sich im Januar 2009 von 1.276,50 USD auf zuletzt 1.095 USD. Die Chartlinie 1.000 USD rückt immer näher und wenn diese Widerstandslinie nach unten durchbrochen wird, könnten die Notierungen in den freien Fall kommen. Produktionsschließungen und günstigere Nachfragebedingungen könnten dafür sorgen, dass der Markt zumindest wieder ins Angebotsgleichgewicht oder möglicherweise sogar in eine Defizitposition gelangt. Der Zeitpunkt und das Ausmaß hängen aber davon ab, wie viel Kapazität stillgelegt wird und wie sich der Bedarf entwickelt. Die Ordertätigkeit ist bereits schon Ende des letzten Jahres zurückgegangen und im Januar weiter eingebrochen. Viele Einkäufer hatten das niedrige Preisniveau zu Eindeckungen genutzt und leben derzeit noch von ihren vollen Lägern. Hier ist eine erste Aussage zur weiteren Bestellentwicklung erst Ende Februar möglich. Der weltweite Zinkmarkt wies von Januar bis November vergangenen Jahres einen Überschuss von 134.000 Tonnen auf. Das teilt die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) mit. Im Jahr 2007 wies der Markt im Vergleichszeitraum noch ein Defizit von 11.000 Tonnen auf. China plant derweil, knapp 60.000 Tonnen Zink als strategische Reserve anzulegen. Im November ging den ILZSG-Angaben zufolge die weltweite Zink-Produktion auf 942.000 Tonnen zurück; der Konsum nahm eine ähnliche Entwicklung und ging von 984.7000 Tonnen im Oktober auf 925.000 Tonnen zurück. Optimistischen Stimmen zu Folge soll das Wachstum des Zinkverbrauchs bei jährlich 4% bis 5% bleiben, mit dem Verweis auf den anhaltenden Prozess der Industrialisierung und Urbanisierung. Keine Frage ist jedoch, dass sich kurzfristig das globale Wachstum rapide verlangsamen wird.

Page 14: Marktbericht Januar 2009

14

���� Marktbericht

Wohin die Reise am Zinkmarkt geht, ist ungewiss, denn zu viele marktbestimmende Faktoren sind offen. In erster Linie sind natürlich die konjunkturelle Entwicklung und die Nachfrageseite vordergründig, aber auch von der Angebotsseite müssen Signale wie z. B. Produktionseinschränkungen ausgehen. Derzeit ist wenig Hoffnung auf bessere Zeiten.

Quelle: Bloomberg, LBBW Commodity Research

Page 15: Marktbericht Januar 2009

15

���� Marktbericht

Informationsservice für den Metallhandel Herausgeber: Müller & Sohn GmbH & Co. KG Metall-Aufbereitungswerk Harkortstraße 22 D-45549 Sprockhövel-Haßlinghausen Telefon: +49 (0)2339-605-5 Fax: +49 (0)2339-605-888-88 E-Mail: [email protected] Internet: www.aluminiumonline.de Redaktionsleitung: Rainer Kämper (V.i.s.d.P.) Redakteurin: Petra Reuther Schriftleitung: Michael Obst Layout: Matthias Kämper Erscheinungstermin : Monatlich Rechtliche Hinweise: Die Marktinformation und alle in ihr enthaltenen Beiträge, Abbildungen und Charts sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung, wie Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung in elektronischen Systemen, ist nur für eigene Zwecke statthaft. Eine Bearbeitung oder Änderung ohne unsere Zustimmung ist unzulässig und strafbar. Müller & Sohn übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit der in diesem Marktbericht mitgeteilten Informationen und haftet nicht für abgeleitete Folgen. Rechtsform: Müller & Sohn GmbH & Co. KG Sitz der Gesellschaft: Sprockhövel Amtsgericht Essen, HRA 8543 Steuernummer: 323/5819/0278 USt-ID-Nr.: DE 247 385 649 Persönlich haftende Gesellschafterin: Müller & Sohn Geschäftsführungsgesellschaft mbH Sitz der Gesellschaft: Sprockhövel Geschäftsführer: Rainer Kämper, Matthias Kämper Amtsgericht Essen, HRB 20164