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In Kooperation mit www.missio.jugendaktion.de Jugendaktion 2008

MIS 3696 Heft Jugendaktion - missiothek - Home 2008.pdf · Nichts ist mehr, wie es vorher war ... sonst klappt das nicht. Ein-o-ater und de det. Da bin ich aus Ruanda geflohen. In

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In Kooperation m

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.missio.jugendaktion.de

Jugendaktion 2008

»2

Immer mal wieder dringen sie in den Abendnachrich-

ten in unser Wohnzimmer: Die Bilder von Flüchtlingen,

die aus ihrer Heimat fliehen müssen und sich in eine

ungewisse Zukunft begeben. Und am nächsten Tag sind

die Schicksale dann meist keine weitere Meldung mehr

wert. Aber für die Flüchtlinge geht das Leben in der

Ungewissheit und Unsicherheit weiter. Denn Flucht

bedeutet, Freunde und Verwandte nicht wiederzu-

sehen, Haus und Hof zu verlassen, nur das Nötigste mit

auf den Weg zu nehmen – das eigene Leben zusam-

menzupacken in ein hastig geschnürtes Bündel. Und

nicht zu wissen, wie und wo es weitergeht. Was bedeu-

tet das für Jugendliche? In dem Land ihrer Zuflucht sind

sie nicht willkommen. In das Land ihrer Herkunft kön-

nen sie aber auch nicht zurück.

Wir haben uns auf die Suche nach jugendlichen Flücht-

lingen gemacht. Dafür waren wir in einem Flüchtlings-

projekt der katholischen Kirche in Nairobi/Kenia. Das,

was uns dort berichtet wurde, ist dramatisch und

schockierend. Aber die Hoffnung, die Jugendliche wie

Heliness und Nicolas haben, macht Mut. Wir haben

sie für euch interviewt. Wie es ist, als Flüchtling in

Deutschland zu leben, davon erzählt Aviwe. Denn

Flüchtlinge gibt es weltweit – und somit auch bei uns.

Macht mit! Sperrt die Augen auf! Lasst uns zusammen

aktiv werden und Flüchtlingen weltweit Mut machen

und Hoffnung geben!

Euer Jugendaktionsteam

P.S.: Weitere Infos findet ihr im Internet unter

www.missio.jugendaktion.de

VORWORT

INHALTPortrait: Jean-Claude Manyegezi Masange 4Interview: Nicolas 7Interview: Heliness 9Interview: Aviwe 11missio-Projekt „Africa Refugee Programme” 8Ursachen für Flucht 10Spiritueller Impuls 12Bausteine für die Jugendgruppe 14Jugendwettbewerb 2008 15Unterrichtsreihe 16Quiz, Medientipps 18Aktionsartikel 19Impressum 19

Als Flüchtling ändert sich das Leben von heute aufmorgen. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Familienzerbrechen, werden manchmal sogar ausgelöscht. Esgibt kein Zuhause, keine Heimat mehr. Flüchtlingemüssen alles verlassen, alles aufgeben, um ihr nack-tes Leben laufen.

Das bedeutet: vor dem Nichts stehen mit derHoffnung auf Unterstützung und die Kraft aufbringenmüssen, in der Fremde ein neues Leben zu beginnen.

Die folgenden Fragmente aus dem Leben jugend-licher Flüchtlinge lassen erahnen, wie es Flüchtlingenergeht, wie sie sich fühlen, wie sie leben und welchenHerausforderungen sie sich stellen müssen.

Fluchtalles verlorengetrieben von Angstauf der Suche nachHeimat

abgestempeltnicht erwünschtabgeschoben ins UngewisseZuhause ist nicht mehrUnsicherheit

Zukunftim ArgenKampf ums DaseinÜberleben in der FremdeDurchhalten

CLAIRE-MARIE MBILIGI, 16 JAHRE, KONGO

Im Lager war das Leben sehr hektisch. Wir bekamen

nicht genug zu essen. Jetzt leben wir in Nairobi zu

zehnt in einem kleinen Zimmer, ich, meine Eltern,

meine fünf Schwestern und zwei Brüder. Wir schla-

fen auf dem Fußboden, weil wir nicht mehr Platz

haben. Obwohl ich schon lange hier in Kenia lebe,

weiß ich, dass ein Teil von mir immer anders bleiben

wird. Ich hasse es, Flüchtling genannt zu werden. Ich

bin die Klassenbeste, aber manche sind neidisch

und reden nicht mit mir. Oder sie sagen: „Du hast

kein Recht, hier zu sein.“ Manchmal sind sie

Freunde, am nächsten Tag wieder Feinde.

MARCEL NZASENGA, 23 JAHRE, RUANDA

Ich lebe mit sieben anderen Jugendlichen im St. Nico-

las Home. Das ist ein Waisenhaus für unbegleitete

jugendliche Flüchtlinge. Wir wohnen jeweils zu viert

in einem Zimmer. Alle gehen zur Schule. Wir müssen

unseren Haushalt selbst organisieren. Jeder muss Ver-

antwortung übernehmen, sonst klappt das nicht. Ein-

mal in der Woche besucht uns jemand aus dem Pro-

jekt*. Ich bin seit 2001 hier in Kenia. Mein Vater und

meine Brüder sind im Gefängnis, meine Mutter wurde

ermordet. Da bin ich aus Ruanda geflohen. In unse-

rer Gemeinschaft leben junge Männer aus Ruanda und

dem Kongo, aus zwei Ländern, die miteinander Krieg

geführt haben, zusammen. Es ist möglich, in Frieden

zusammen zu leben. Wir haben verschiedene Religio-

nen – auch das ist kein Problem. Jeden Abend beten

wir gemeinsam. * St. Nicolas Home ist Teil des „Africa Refugee Programme”.

HASSAN ASHA, 16 JAHRE, BURUNDI. Wir leben seit 1996 in Nairobi. Das Leben hier istschwierig, vor allem für meine Mutter. Seit meinVater gestorben ist, sorgt sie allein für mich undmeine vier Geschwister. Wir sind Außenseiter. DieEinheimischen sind die Einheimischen. Wir sind dieFlüchtlinge. Wir haben keine Heimat. Das istschmerzlich. Wir müssen oft unsere eigene Natio-nalität verschweigen, sonst wollen die anderenJugendlichen nichts mit uns zu tun haben. Es tutweh, die diskriminierenden Worte der Kenianer zuhören. Selbst beim Fußballspielen wollen die Kenia-ner nicht mit uns Flüchtlingen spielen. Aber ich binjemand. Ich akzeptiere mich, so wie ich bin und ichwill, dass andere das auch tun. Ich akzeptiere andereMenschen auch so, wie sie sind – ich respektiere sie.

»4 Jean

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asan

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Alltag im Slum: Viele der Flüchtlinge von den großen Seen

leben in den wachsenden Elendsvierteln von Nairobi. Armut,

Gewalt und Krim

inalität sind hier an der Ta

gesordnung.

„Auch wenn wir Flüchtlinge sind, sind wir Menschen mitFähigkeiten und wir wollen als Menschen angesehenwerden. Wir sind wer und wir können etwas – wir wol-len eine Chance haben!“

Anerkennung ist für Flüchtlinge im Gastland Kenia einProblem. Sie werden für nutzlos gehalten. Bestenfalls dür-fen sie um Hilfe bitten, aber, dass sie selbst etwas leisten,erwartet man von ihnen erst gar nicht. Außerdem wer-den sie oft mit den Problemen ihrer Heimatländer inVerbindung gebracht. Die jungen Leute aus Ruanda,Burundi und dem Kongo werden verdächtigt, Krieg undGewalt zu verbreiten. Durch solche Vorurteile werdenFlüchtlinge schnell ins Abseits geschoben.

Jean-Claude Manyegezi Masange, Jugendleiter im„Africa Refugee Programme“ (ARP), einem Projekt fürFlüchtlinge in Nairobi, weiß um diese Probleme. Bei ihrenTreffen berichten die Jugendlichen immer wieder vonihren Schwierigkeiten.

„Wer hat etwas zu erzählen?“, Jean-Claude steht imPfarrsaal von Kayole in Nairobi und schaut herausforderndin eine große Runde von fast hundert Mädchen und Jun-gen. Vor anderen etwas Persönliches zu erzählen, daserfordert ein bisschen Mut. Der erste Finger kommt vonRaila. Die 16-jährige aus Burundi trägt einen Schleier. Dasbedeutet, dass sie Muslima ist. Gelassen, fast cool erzähltsie von ihrem Problem in der Schule. „Ich gehöre zu denBesten in der Klasse. Ein anderes Mädchen ist genausogut wie ich. Der Lehrer ermutigt immer das andere Mäd-chen aus Kenia, mich nimmt er nie dran.“ Manchmal gibtihr der Lehrer sogar absichtlich schlechte Noten.

Das Eis ist gebrochen. Überall gehen die Finger hoch.Jeder hat etwas zu erzählen und meist sind es traurige Sto-ries, wie man aus der Gruppe ausgeschlossen, angepö-belt oder gemobbt worden ist. „Die Nachbarskinder sindnett, wir spielen zusammen,“ erzählt Marie-Claire, „aberihre Mutter sagt jeden Tag zu uns: ‚Geht zurück in dasLand, wo ihr her kommt. Ihr gehört hier nicht her!’“

Jean-Claude kennt das harte Leben als Flüchtling auseigener, bitterer Erfahrung. 1996 griffen Truppen ausRuanda, Burundi und Uganda sein Heimatland Kongo an.Sein Bruder und eine Schwester waren unter den tausen-den Opfern, sein Elternhaus wurde zerstört. „Ich entschlossmich, meine Heimat zu verlassen. Über Uganda nachKenia marschierte ich 1.500 km zu Fuß. Ich hätte niegedacht, dass ich das schaffen würde.“ In der 3-Millionen-Metropole Nairobi kannte er keine Menschenseele. ZweiTage lang schlief er auf der Straße. Dann brachte ihn einguter Samariter zu einer Kirche, wo man Flüchtlingenaus seiner Region half. „Du musst mit andern eine Gruppebilden, wenn du Hilfe haben willst,“ sagte mir Monique.Die Leiterin des „Africa Refugee Programme“ will denFlüchtlingen nicht einfach helfen, sie möchte ihnen dieChance geben, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Siemerkte sehr schnell, dass Jean-Claude eine gute Hand mitjungen Leuten hat und machte ihn verantwortlich für dieJugendarbeit. Jetzt arbeitet er schon 10 Jahre für dasProgramm. Die jungen Flüchtlinge kommen aus Ländern,die miteinander Krieg geführt haben. Viele haben wieJean-Claude Geschwister oder Eltern verloren. Da hatsich unheimlich viel Hass in den Herzen aufgestaut.

Jean-Claude kommt aus einer großen Familie undhatte sieben Geschwister. Bevor er aus seiner HeimatstadtUvira floh, war er Student der Sozialwissenschaften. Waser da gelernt hat, kann er jetzt gut gebrauchen, um denJugendlichen Mut zu machen, sie innerlich aufzubauen,ihr Selbstvertrauen zu stärken. „Wie reagiert ihr denn,wenn euch einer anmotzt?“ fragt er in die Gruppe. Mandiskutiert Strategien: sich nichts anmerken lassen, denanderen freundlich ins Gesicht sehen, ruhig abwarten undes später noch mal versuchen. Dann wird das positive Ver-halten mit Rollenspielen eingeübt: mit Lebenssituationenin der Schule, im Bus, mit den Nachbarn. Jean-Claudeschaut ruhig zu, gibt Ideen, holt die Schüchternen mit insSpiel hinein. „Mein Hauptziel ist, die Jugendlichen starkzu machen, spirituell, intellektuell und in ihrem Glaubenan sich selbst, damit sie selbst Verantwortung überneh-men für ihre Entscheidungen, für ihr Leben, für ihreZukunft,“ resümiert Jean-Claude seine Philosophie. „Wirbenutzen die Vergangenheit, um unser Leben heute zubauen und für die Zukunft zu planen.“ Zu einer besse-ren Zukunft gehört vor allem Bildung. Das Flüchtlings-programm gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, einegute Schule zu besuchen oder einen praktischen Beruf zuerlernen.

Kenia hat ein neues Flüchtlingsgesetz. Das ist für Jean-Claude eine Chance, den Graben zwischen Flüchtlingenund Kenianern zu überwinden. Dafür organisiert er regel-mäßig gemeinsame Aktivitäten: Fußball, Theater, Musik.Theaterspielen, Singen und Feiern bringt Menschen zusam-men und lässt sie die Unterschiede vergessen.

Jean-Claude Manyegezi Masange– ein Portrait von P. Wolfgang Schonecke

Auch wenn wir Flüchtlinge sind, sind wir Menschen

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P. Schonecke (geb. 1938) gehörtzur Ordensgemeinschaft der Afrikamissionare (Weiße Väter). Er war 23 Jahre lang als Missionarin Uganda im Grenzgebiet zuRuanda und Kongo und ab 1994acht Jahre lang im „Africa RefugeeProgramme“ in Nairobi tätig. Seit2001 ist er Leiter des NetzwerksAfrika Deutschland (NAD), einemZusammenschluss von 45 katholi-schen missionarischen Gemein-schaften, die in Afrika arbeiten(vgl. Link Seite 18).

Jean-Claude Manyegezi Masange hat auch Pläne. Erhat eine kleine Gruppe zusammengebracht, die sich„Organisation Hoffnung“ nennt und den Hoffnungslo-sen neue Hoffnung geben will. Sein Traum ist: in seineHeimat zurückgehen und die gute Erfahrung eines fried-lichen Zusammenlebens verfeindeter Menschen undNationen weitergeben. „Das ist unsere Verantwortung.Wenn wir versöhnt sind, mit uns, unserer Geschichte,unseren Feinden, müssen wir dies weitertragen, um soeine bessere Gemeinschaft, ein besseres Land, einenbesseren Kontinent aufzubauen. Ich träume davon, einesTages eine große Anzahl von jungen Menschen aus derRegion der Großen Seen mitzunehmen, damit sie ihreErfahrungen aus dem Exil mit anderen teilen können.“meint er, „Kongolesen, Ruander, Burundier kommen mitMenschen in Burundi, Ruanda und im Kongo zusammen,um voneinander zu lernen und den Hass zu überwinden.Ich selbst bin bereit, das zu tun, weil es bedeutet ‘Türenzu öffnen’. Das ist meine Vision und auch meine Arbeit.“

Kinder, die aus Kriegssituationen kommen, kennen oft nureins: Gewalt. Als Flüchtlinge werden sie verachtet und diskriminiert. Das macht den Ärger und die Bitterkeitnoch größer. Wie kann man dieses emotionale Dynamitabbauen? Jean-Claude baut auf das Prinzip der „aktivenGewaltlosigkeit“, wie es Gandhi und Martin Luther Kinggelebt und gelehrt haben. Das Motto lautet: „DemUnrecht immer aktiv entgegentreten, aber nie mitGewalt.“ Die Jungen und Mädchen lernen mit der Zeit,Spannungen nicht mit den Fäusten, sondern im Gesprächauszutragen. Dass man seine Gefühle in den Griff krie-gen kann, ist eine neue Erfahrung für viele und macht sieinnerlich stark. Jean-Claude strahlt selbst etwas von innerer Freude und Festigkeit aus.

Kommt das auch aus seinem Glauben? Jean-Claudeist in seiner Pfingstgemeinde stark engagiert. Er weiß, wieGebet und Glaube tiefe Wunden der Seele heilen können. Am Ende jeden Treffens wird alles ins Gebet mithineingenommen. Seine Jugendlichen gehören verschie-denen Religionen an: Katholiken, Protestanten, Mitglie-der von Freikirchen, Muslime. Er hat ihnen beigebracht,nicht nur ihre Gefühle, sondern auch ihren Glauben aus-zusprechen. Erstaunlich, wie selbstverständlich jeder lautbetet, jeder nach seiner Tradition und auf seine eigeneArt und doch als Gemeinschaft verbunden.

Seine Jugendlichen haben große Träume: Pascal willPilot werden, um in viele Länder zu reisen. Die 16-jäh-rige Claire-Marie will Psychiaterin werden, um trauma-tisierte Menschen zu heilen und hat schon ihrer kleinenSchwester aus einer Depression geholfen.

Gemeinsam feiern und Theater spielen:

Nach den Schulaufgaben bleibt Zeit, gemeinsam zu tanzen.

Vor Publikum zeigen Jugendliche, wie Gewalt vermieden

werden kann.

Warum musstest du fliehen?

Als der Krieg in Ruanda begann, war ich noch sehr

jung. Meine Familie starb während des Krieges. Als

man meine Mutter umbrachte, war sie gerade schwan-

ger. Damals war ich fünf oder sechs Jahre alt. Ich

hatte mich in einem Avocado-Baum versteckt. Als ich

dann aus meinem Versteck kam, sah ich, dass alle

tot waren. Als auch meine Tante starb, brachten sie

mich in ein Militärcamp. Irgendwann gingen wir dann

in den Kongo. Während des Krieges mussten wir immer

an vorderster Front stehen. Viele von uns starben.

Mein älterer Bruder war auch in diesem Lager. Er

versuchte, zu fliehen. Aber sie haben ihn erwischt.

Sie brachten ihn zurück ins Lager und befahlen uns,

ihn zu töten. Mit kochendem Wasser. Ich hatte

schreckliche Angst und legte mich auf den Boden.

Sie gossen ihm das kochende Wasser in den Mund. Ich

sah ihn sterben. Dann schrie und weinte ich. Als

sie das sahen, fragten sie mich, ob ich in irgend-

einer Beziehung zu ihm stehen würde. Ich sagte nur,

dass er mein bester Freund war. Hätte ich ihnen

gesagt, dass er mein Bruder war, hätten sie mich

auch umgebracht.

Irgendwann bin ich zusammen mit einem Kenianer

geflohen. Verwandte des Jungen halfen uns weiter.

Wir zogen lange Zeit hin und her. Schließlich gin-

gen wir nach Kenia.

Wie ging es dort für dich weiter?

Am Anfang war alles sehr schwer für mich. Denn mein

früheres Leben bestand darin, andere zu schlagen,

zu verprügeln und zu besiegen. So konnte und wollte

ich aber nicht weitermachen. Ich brauchte ungefähr

zwei Jahre, um mich zu ändern.

Wie hast du das geschafft,

dich zu ändern?

Die Gruppe des ARP** hat mir geholfen.

Wenn ich aggressiv war, blieben sie

ruhig. Sie redeten viel mit mir. Außer-

dem brachten sie mir Lesen und Schrei-

ben bei und nahmen mich am Sonntag mit

in die Kirche. Als ich aus Ruanda kam,

war mir der Glaube egal. Heute ist er

mir aber ganz wichtig geworden. Das

alles hat mir sehr geholfen, ein

neues Leben anzufangen.

Willst du nach Ruanda zurück?

Nein, es ist unmöglich für mich. Denn es gibt dort

Menschen, vor denen ich Angst habe. Zwar fürchte

ich mich auch hier vor einigen Personen, die aus

Ruanda kommen und den Krieg mitgemacht haben. Aber

trotzdem will ich hier bleiben und meine Ausbil-

dung in Nairobi zu Ende bringen.

Kannst du hier ein normales Leben führen?

Ich versuche, mit anderen zusammenzuleben. Dabei

helfen mir Leute aus dem ARP. Sie halfen mir, Arbeit

zu finden, und Aufgaben wie Kochen, Hausarbeit usw.

zu übernehmen. Das größte Problem für mich ist aber:

zu vergessen. Wenn ich an die Vergangenheit denke,

macht es mich halb krank. Manches kann ich mit der

Zeit vergessen, meine Eltern und Geschwister aber

nicht. Wir waren viele Kinder, aber nun bin nur noch

ich übrig. Es ist schwer, den Mördern zu vergeben.

Oft denke ich, dass ich meine Familie rächen würde,

wenn ich eine Gelegenheit dazu hätte. Dann aber wird

mir klar, dass das auch keine Lösung ist. Es ist

schwer, zu vergeben. Aber ich habe in den letzten

Jahren viel geschafft: nicht mehr zu trinken, keine

Drogen mehr zu nehmen. Vielleicht schaffe ich es

auch, zu vergeben. Es wird Zeit brauchen, aber ich

bin ein Christ und will es versuchen.

* Name von der Redaktion geändert.

** „Africa Refugee Programme” (ARP), ein Projekt für Flüchtlinge in Nairobi(Seite 8)

Ruanda Kenia: Interview Nicolas*

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Nach dem Bürgerkrieg und Völkermord 1994 in Ruandaströmten etwa zehntausend Flüchtlinge in die kenianischeHauptstadt Nairobi. Durch die beiden folgenden Kongo-kriege und den Bürgerkrieg in Burundi stieg die Zahlweiter an. Die Regierung Kenias duldete die Flüchtlinge,tat aber sonst wenig. Auch kirchliche Stellen waren über-fordert. Aus dieser Situation heraus wurde das „AfricaRefugee Programme“ (ARP) von Ordensleuten gegrün-det, um auf die materiellen und spirituellen Nöte derFlüchtlinge einzugehen. Das Projekt wurde von Anfangan von missio gefördert.

Es hilft den Flüchtlingen, sich selbst zu organisieren.Die über die ganze Stadt verstreuten Flüchtlingsfamiliensind in 45 Solidaritätsgruppen zusammengeschlossen,die wiederum von Koordinationsgruppen in vier Regio-nen der Stadt betreut werden. Jedes Mitglied einer Soli-daritätsgruppe muss eine finanzielle Eigenleistung erbrin-gen. Grundprinzipien des Programms sind Selbsthilfe,Solidarität und Subsidiarität. Die Solidaritätsgruppe istLebens-, Erzähl- und Gebetsgemeinschaft. Sie ist eingeschützter Ort, wo traumatische Erlebnisse durchGespräche, Versöhnungs- und Friedensarbeit und dasgemeinsame, meist interreligiöse Gebet verarbeitet wer-den können. Flüchtlinge kommen oft nur mit dem, wassie auf dem Leib tragen. Das ARP leistet in diesem Fallmaterielle Unterstützung und stattet die Flüchtlinge mitdem Lebensnotwendigsten aus. Jeder Flüchtling ist ange-halten, sich ein eigenes Projekt zu überlegen, um seinenLebensunterhalt zu sichern, z. B. Kleinhandel, handwerk-

liche Arbeiten etc. Die Idee wird innerhalb der Solidari-tätsgruppe geprüft und ein Kleinkredit als Starthilfegewährt. Das verdiente Geld reicht meist gerade zumÜberleben. Für Notlagen existiert ein Nothilfe-Fonds.

Einen zentralen Schwerpunkt nimmt die Arbeit mitJugendlichen und jungen Erwachsenen ein. BesondereFürsorge kommt jugendlichen Flüchtlingen zu, die ohneBegleitung nach Nairobi kommen und gemeinsam ineinem Waisenhaus leben.

Über mehrere Jahre hinweg werden mit den Jugend-lichen in Seminaren und Workshops durch Gespräche undRollenspiele Konflikte verarbeitet, gewaltfreie Kommu-nikation geübt und Lösungsstrategien für Alltagspro-bleme erarbeitet. Großer Wert wird auf die Persönlich-keitsbildung, interreligiösen Austausch und dasgemeinsame Gebet gelegt. Bildung gilt als Schlüssel fürdie Zukunft und nimmt in der Arbeit des ARP eine zen-trale Rolle ein. Neben Sprachkursen werden den Kindernund Jugendlichen ein Schulabschluss und eine Berufsaus-bildung finanziert.

Spendenmöglichkeit:LIGA Bank, Konto 20 20, BLZ 750 903 00, Stichwort E 0015 Jugendaktion

missio-Projekt „Africa Refugee Programme”

Seit wann bist du hier in Nairobi?

Ich kam im Alter von 2 Jahren hier an. Wir Flücht-

linge hier kommen alle aus unterschiedlichen Län-

dern. Aber Kinder finden leicht zueinander. Sie

beeinflussen sich gegenseitig. Sie lernen vonein-

ander, singen und spielen gemeinsam. Der Kontakt zu

den einheimischen Kindern war nicht schwierig. Sie

lernen von dir und du von ihnen. Sie sehen dich spie-

len und möchten wissen, wie das Spiel gespielt wird.

So kommst du in Kontakt. Das ist sehr wichtig.

Du lebst schon über 12 Jahre hier in Nairobi.

Fühlst du dich als Kenianerin?

Es bleibt immer ein Teil von dir, dass du ein Flücht-

ling bist und viele sehen dich auch nur als einen

Flüchtling. Ich möchte aber, dass die Menschen

sehen, wer ich bin. Ich habe eine eigene Persön-

lichkeit. Ich möchte, dass sie wissen, dass ich ein

guter Mensch bin, jemand, der großzügig ist, der

für seine Prinzipien eintritt, der da ist, wenn man

einen Menschen braucht, einen echten Freund – wann

auch immer. Ich möchte akzeptiert werden als Flücht-

ling, als die, die ich bin.

Was hat dir und deiner Familie das Programm des

,,Africa Refugee Programme,,

(ARP) gebracht?

Das ARP hilft uns allen. Für meine Eltern war es

sehr schwer. Für Nicht-Einheimische ist es nicht

leicht, Arbeit zu finden. Um Arbeit zu bekommen,

muss man Kenianer sein durch Geburt oder Registrie-

rung. Wer mit einem Kenianer verheiratet ist, kann

registriert werden. Wer mehr als 12 Jahre in Kenia

gelebt hat, kann um Einbürgerung ersuchen und

bekommt vielleicht die Staatsangehörigkeit.

Das ARP fördert außerdem die Schulbildung. Es gibt

Gruppen, die zahlen für die Schulgebühren. Wenn sie

sich darauf verlassen können, dass du gut bist, dann

kannst du viel erreichen. Das motiviert mich, bes-

sere Leistungen zu erbringen. Ich will auf eine

höhere Schule gehen und die Schulgebühren steigen.

Deswegen hänge ich mich besonders rein, um zu zei-

gen, dass diese Unterstützung nicht vergeudet ist

und ich dankbar dafür bin.

Dein Glaube ist dir wichtig.

Kannst du dazu etwas sagen?

Es gibt einen Vers aus der Bibel, der eine beson-

dere Bedeutung für mich hat: ,,Alles vermag ich durch

ihn, der mir Kraft gibt.,,

(Phil 4,13)

Schon, als ich ihn das erste Mal gelesen habe, war

ich davon überzeugt. Dieser Vers inspiriert mich,

ich zu sein und aktiv zu handeln. Ich weiß, alles

ist möglich, man muss es nur versuchen. Mein Motto

heißt: Either you make it or you break it (Entwe-

der du schaffst es, oder zu zerbrichst daran).

Ob ich Ärztin werden möchte oder Offizier, egal was,

dann ist das möglich. Ganz egal, ob ich Kenianerin

bin oder aus Tansania komme, ob ich Flüchtling bin

oder nicht. Wenn ich daran glaube, dass ich es schaf-

fen kann, dann schaffe ich es.

Möchtest du den Jugendlichen in

Deutschland etwas sagen? Etwas,

was dir wichtig ist?

Versucht, die Flüchtlinge anzunehmen, die in

euer Land kommen. Es macht das Leben einfa-

cher, aufeinander zuzugehen.

Ich finde es wichtig, positiv zu denken. Über

andere und über sich selbst. Mein Tipp: Ver-

suche, an dich selbst zu glauben. An das, was

du bist. Versuche, ganz du selbst zu sein, was

auch immer geschieht.

Kong0 Kenia: Interview Heliness

KENiA

DEM. REP. KONGO

BURUNDI

RUANDANairobi

»10

Wieso flüchtet jemand?Ein Flüchtling ist jemand, der in ein anderes Land flieht,weil er Angst vor Verfolgung hat. Der Grund kann in seiner Rasse, Religion, Nationalität oder in seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oderin der politischen Überzeugung liegen.

Das hört sich zwar einfach an, im Einzelfall ist esaber sehr schwierig, die genauen Gründe für die Fluchteiner bestimmten Person auszumachen. Denn in unsiche-ren und gewalttätigen Zeiten eines Landes stehen im Hintergrund oft Machtinteressen von Einzelnen, inter- nationale geheime Absprachen, wechselnde Bündnisse zwischen Machthabern und ihren Gefolgsleuten. Opferdabei ist immer die Zivilbevölkerung, die auf der Fluchtversucht, ihr Leben zu retten.

Woher kommen die Menschen in dem Flüchtlingsprojekt in Kenia?Viele Menschen, die sich im „Africa Refugee Programme“(ARP) in Nairobi in Kenia engagieren, kommen ausRuanda, Burundi und dem Ostkongo. Denn Konflikte undSpannungen zwischen verschiedenen Ethnien, vor allemder Hutu und Tutsi, haben in der Region seit langem zuGewalt geführt. Angeheizt durch die Kolonialmächtehaben sich diese im 20. Jahrhundert noch verstärkt.

Einseitige Machtverteilungen, Interessen der welt-weiten Großmächte, Herrschaftsstreben von einzelnenGruppen und die Gier nach Bodenschätzen haben dieRegion schließlich in den letzten Jahren in ein Chaosgestürzt. Seit 1990 befindet sich die Region in einemwechselvollen Dauerzustand von Unsicherheit und Krieg.Höhepunkte waren dabei der Beginn des Bürgerkriegesin Ruanda 1990 sowie der Völkermord 1994, der Ein-marsch von ruandischen Truppen in den Kongo im Jahre1996 und der sich daran anschließende „AfrikanischeWeltkrieg“.

Die Folgen dieser Kriege hat vor allem die Zivilbevöl-kerung zu tragen. Deswegen sind viele geflohen, unteranderem nach Kenia. Doch die Unsicherheit bleibt. Vonden Behörden der Länder, in die sie geflohen sind, sindsie meist nicht anerkannt. Und deswegen müssen sie einLeben in der Illegalität führen. Doch auch die Heimat-länder wollen sie oft nicht wieder aufnehmen oder dieSituation dort bleibt gefährlich. Deswegen bleibt derAlltag auch nach dem vermeintlichen Ende der Fluchtweiter ein Leben in der Flucht.

Ursachen für Flucht

11«

Warum musstest du fliehen?

Ich bin 20 Jahre alt und komme aus Simbabwe. In Sim-

babwe lebte ich mit meinen Eltern und meinen vier

Geschwistern in einem kleinen Dorf. Weil es nie genug

zu essen gab, und weil ich der Älteste war, schick-

ten mich meine Eltern zu einem Onkel in die Stadt.

Vormittags ging ich zur Schule und nachmittags ver-

diente ich ein bisschen Geld. Nach einer Zeit

lernte ich eine Gruppe von jungen Leuten kennen,

die ein ähnliches Schicksal hatten wie ich. Gemein-

sam nahmen wir an Protesten gegen die Regierung teil.

Dass das sehr gefährlich ist, merkte ich erst, als

es schon fast zu spät war. Einige meiner Freunde

wurden gefangen genommen, manche sogar erschossen.

Mein Onkel half mir, zu fliehen, weil wir wussten,

dass mein Leben auf dem Spiel stand. Ich konnte mich

nicht mal von meiner Familie verabschieden.

Wie lange bist du schon in Deutschland

und wie bist du hierher gekommen?

Ich lebe seit fast fünf Jahren hier. An die Ereig-

nisse meiner Flucht kann ich mich nur dunkel erin-

nern. Bei meiner Ankunft am Flughafen in Deutsch-

land wurde ich in einen abgeschlossenen Bereich

gebracht, weil etwas mit meinen Papieren nicht

stimmte. Danach kam ich in eine Flüchtlingsunter-

kunft am Flughafen und nach ein paar Tagen nomchals

in eine andere. Da ich erst 16 Jahre alt war, musste

ich nach kurzer Zeit noch einmal umziehen in eine

Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge.Dort wurde

mir erzählt, dass ich, um in Deutschland bleiben

zu dürfen, Asyl beantragen müsse. Für meinen Asyl-

antrag musste ich immer wieder erklären, warum ich

nicht in meinem Heimatland bleiben konnte. Mein

Asylverfahren dauerte sehr lange – mehrere Jahre –

und in dieser Zeit fürchtete ich ständig, in meine

Heimat zurückgeschickt zu werden.

Wie ging es während dieser Zeit für dich weiter?

In der Zwischenzeit sollte ich Deutsch lernen, in

einem Kurs zusammen mit einigen anderen Flüchtlin-

gen. Der Kurs fand zweimal in der Woche in der Unter-

kunft statt. Dort Deutsch zu lernen, war sehr

schwer. Außerdem sollte ich zur Schule gehen, obwohl

ich mich mit niemandem verständigen konnte. Mit der

Zeit lernte ich besser Deutsch und bekam Kontakt zu

meinen Mitschülern. Als mein Asylantrag endlich ange-

nommen wurde und ich keine Angst mehr vor der

Abschiebung haben musste, war ich überglücklich.

Wie sieht dein Alltag heute aus?

Mittlerweile komme ich in der Schule gut mit und

habe eine eigene kleine Wohnung. Mein Traum ist es,

später einen guten Beruf zu haben, mit dem ich mein

Leben in Deutschland selbst finanzieren kann.

Fühlst du dich hier wohl?

Eigentlich fühle ich mich jetzt schon wohl. Meine

Freunde kennen meine Geschichte. Natürlich ist es

trotzdem nicht immer einfach für mich, vor allem

am Anfang war es sehr schwierig. Jetzt helfen mir

meine Freunde, wenn ich einsam bin oder Heimweh habe.

Willst du zurück in deine Heimat?

Oft denke ich noch an meine Heimat und an alle, die

ich dort zurücklassen musste. Meine Familie ver-

misse ich immer noch sehr, meine Eltern, Geschwis-

ter und meinen Onkel, dem ich das Leben verdanke.

Ich weiß nicht einmal, wie es ihnen allen jetzt geht.

Aber es wäre zu gefährlich, mit ihnen Kontakt auf-

zunehmen. Irgendwann möchte ich gerne mal zurück

in meine Heimat, um meine Familie zu sehen und alle

Freunde. Um zu sehen, was aus meinem Land geworden

ist. Aber im Moment geht das noch nicht.

Aber ich bin auch dankbar, dass ich jetzt in

Deutschland leben kann, denn hier bin ich wenigs-

tens in Sicherheit.

Simbabwe Deutschland: Interview AViwe*

* Name von der Redaktion geändert.

»12

Lied: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen Liederbuch zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend Nr. 64/S. 57

Vorbereitung– 10 Begriffskarten (gut sichtbar, festes Papier,

Din A4) mit den Begriffen: Familie/Freunde, Haus/

Wohnung, Heimat, Besitz, Nahrung, Zugehörigkeit,

Sicherheit, Frieden, Würde, Leben

– Person 1 ist dunkel gekleidet, evtl. verhüllt, steht in der

Mitte, stellvertretend für Flüchtlinge weltweit, hält Begriffs-

karten gut sichtbar vor sich in den Händen

– weitere Personen als Lektoren

– großes Holzkreuz (liegt am Boden in der Mitte vor Person 1)

– 10 große Nägel, 1 Hammer

Lektor/in: Flüchtlinge gehen über Grenzen, nicht weil siewollen, sondern weil sie müssen. Sie sind Verfolgte, die umihr Leben laufen, weil sie zur falschen Partei, zur falschenethnischen Gruppe oder zum falschen Regime gehören. Esist schwierig, sich aus unserer Lebenssituation heraus vor-zustellen, was „Flüchtling sein“ genau bedeutet.

Als Flüchtling ändert sich plötzlich dein ganzes Leben.Dir wird alles genommen:Bei jeder Aussage wird Person 1 von anderen Personen einBegriff (ausgenommen Begriff„Leben“) weggenommen,dazu der jeweilige Text vorgetragen und ein Nagel in dasKreuz geschlagen.

� Familie/Freunde: du musst sie zurücklassen oder siewurden getötet, vielleicht konnten sie fliehen, du weißtnicht, wo sie sind, du bist allein

� Haus/Wohnung: dein Zuhause ist weg, es gibt keineUnterkunft für dich, keinen Rückzugsraum

� Heimat: du musst dein Land verlassen und du weißtnicht, wo du Aufnahme findest

� Besitz: mit einem Schlag gehört dir nichts mehr: Klei-dung, Möbel, Bücher, Wertgegenstände – alles weg

� Nahrung: du weißt nicht, was du essen sollst, es gibtnichts, du suchst nach Nahrung, kämpfst täglich umsÜberleben

� Zugehörigkeit: du weißt nicht mehr, wo du hingehörst,du fühlst dich fremd und verloren

� Sicherheit: du fühlst dich schutzlos, unsicher, vielleichtwirst du verfolgt, du hast Angst

� Frieden: du bist konfrontiert mit Krieg, Hass und Mord,du rennst um dein Leben

� Würde: du wirst misshandelt, geschlagen, gefoltert,vergewaltigt, du zählst nichts

� Leben: das ist alles, was dir bleibt: dein nacktes Leben

kurze Stille oder Instrumentalmusik

Lektor/in: Viele Flüchtlinge suchen Trost in ihrem Glauben,einige formulieren Gebete. Die folgenden Gedanken zuPsalm 23 stammen von einem Flüchtling aus Nairobi.

Wir beten gemeinsam: Ps 23Der Psalm kann gemeinsam gebetet und im Anschlusskönnen die Gedanken von Fabien vorgetragen werden.

Lektor/in:

Der Text gibt mir Hoffnung, vor allem, wenn ich in Not bin.Und: Der Psalm fordert mich heraus.Er sagt uns:Auch wenn wir Hunger haben,auch wenn uns vieles fehlt,auch wenn wir leiden,auch dann ist Gott unser Hirte.Wir sind nicht allein. […]Wenn wir aber in unserer Angst verbleiben,können wir uns nicht befreien,dann sind wir traumatisiert und wie gelähmt.Die Angst lässt nach,wenn wir begreifen, dass Gott unser Hirte ist.Wir haben die Kraft,weiterzugehen und unser Leben in die Hand zu nehmen.

Fabien Karumenge, Flüchtling, ARP Nairobi

Lied: Im Jubel ernten, die mit Tränen säenLiederbuch zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend Nr. 48/S. 45

Impulstext: Bibelstelle oder GeschichteEs kann einer der folgenden Texte ausgewählt und vorge-tragen werden. In Kleingruppen kann ein kurzer Austauschvon 2-3 Minuten anhand der Impulsfragen erfolgen.

Lk 10,29-37:Das Beispiel des barmherzigen Samariters

Spiritueller Impuls Einstieg

13«

Geschichte: Eines Tages kam ein junger Flüchtling in ein klei-nes Dorf, um sich vor seinen Verfolgern zu verstecken. DieLeute im Dorf waren freundlich und boten ihm an, zu blei-ben. Aber als die Soldaten kamen und ihn suchten, wurdeallen unbehaglich. Die Soldaten drohten, das Dorf anzuzün-den und alle zu töten, wenn sie den jungen Mann nicht biszum Morgengrauen ausgeliefert hätten. Die Leute im Dorfgingen zum Priester und fragten ihn um Rat. Der Priesterwar hin und her gerissen zwischen der Wahl, den Flücht-ling an seine Verfolger auszuliefern oder alle Dorfbewoh-ner tot zu wissen. Er zog sich zurück und las in der Bibel inder Hoffnung, dort bis zum Morgengrauen eine Antwortzu finden. Nach vielen Stunden lesen, in den frühen Mor-genstunden, fiel sein Blick auf die Worte: „Es ist besser, dassein Mann stirbt, als dass das ganze Volk verloren sei.“

Der Priester schlug die Bibel zu, rief die Soldaten undsagte ihnen, wo der Junge zu finden sei. Nachdem dieseihn mitgenommen hatten, um ihn zu töten, begann ein gro-ßes Fest im Dorf, denn der Priester hatte allen Dorfbewoh-nern das Leben gerettet. Aber der Priester feierte nicht mit.

Von großer Trauer niedergeschlagen blieb er in seinemHaus. In dieser Nacht kam ein Engel zu ihm und fragte:„Was hast du getan?“ Er sagte: „Ich habe den Flüchtlingden Feinden ausgeliefert.“ Da sprach der Engel: „Aberweißt du denn nicht, dass du den Messias ausgelieferthast?“ „Woher hätte ich das wissen sollen?“, entgegneteder Priester angsterfüllt. Dann sagte der Engel: „Wenn du,statt in der Bibel zu lesen, den jungen Mann nur ein einzi-ges Mal besucht hättest und ihm in die Augen geschaut hät-test, dann hättest du es wissen können.“Quelle unbekannt

In: Basisgemeinschaft Brot & Rosen (Hg.), Frieden stiften – jeden Tag. 365 Gedanken und Anstöße, Hamburg 2002, www.brot-und-rosen.de.

Impulsfragen� Gibt es in meiner nächsten Umgebung Flüchtlinge? � Wie begegne ich Fremden?� In welcher Form kann ich dazu beitragen, dass sich

Flüchtlinge und Fremde in unserem Land willkommenfühlen und nicht ausgeliefert werden?

Lied: Da berühren sich Himmel und Erde Liederbuch zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend Nr. 97/S. 81

Lichter der Hoffnung

Vorbereitung:10 Teelichter, Streichhölzer bzw. Docht zum Anzünden,

verschiedene Personen als Lektoren

Lektor/in: Wir blicken auf das Kreuz in unserer Mitte unddie Nägel, die Wunden ins Holz geschlagen haben. Flücht-lingen bleibt oft nicht mehr als das nackte Leben.

Als Zeichen der Verbundenheit entzünden wir für sieLichter der Hoffnung. Jedes Licht wird einem Nagel im Holzdes Kreuzes zugeordnet.

Nach jedem Wunsch wird ein Licht entzündet undum das Kreuz in der Mitte gestellt.

� Für die Flüchtlinge, die ihre Familien und Freunde ver-loren haben, dass sie Menschen finden, bei denen sie sichgeborgen fühlen.

� Für die Menschen, die kein Zuhause mehr haben, dasssie sich auch in der Fremde einen Ort schaffen können,an dem sie sich wohl fühlen und wohin sie sich zurück-ziehen können.

� Für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten,dass sie auch im Gastland, Fuß fassen und sich ein neuesLeben aufbauen können.

� Für die Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut verlo-ren haben und vor dem Nichts stehen, dass sie Menschenfinden, die sie unterstützen und mit ihnen teilen, was zumLeben notwendig ist.

� Für die Menschen, die Hunger leiden müssen, dassihnen im täglichen Kampf ums Überleben Menschen zurSeite stehen, die sie mit Nahrung versorgen.

� Für die Menschen, die sich verloren und fremd fühlen,dass sie Schritt für Schritt auch in der Fremde ansatzweiseHeimat finden und sich zugehörig fühlen.

� Für die Menschen, die sich schutzlos und unsicher füh-len, dass sie durch ihre Mitmenschen und durch geltendeGesetze gestärkt, in ihren Rechten geschützt und nichtbehindert werden.

� Für die Menschen, die von Krieg, Hass und Mord betrof-fen sind, dass sie Frieden finden, die traumatischenErlebnisse verarbeiten können und zu innerer Ruhekommen.

� Für die Menschen, deren Würde mit Füßen getretenwird, die unter Misshandlung und Folter zu leiden haben,dass sie an Leib und Seele gesund werden und ihnen zuihrem Recht verholfen wird.

� Für die Menschen, deren Leben bedroht oder denennichts mehr geblieben ist als ihr nacktes Leben, dass sieAchtung und Respekt erfahren und die Kraft finden, weiterzugehen und einen Neuanfang zu wagen.

Lied: Ein Licht in dir geborgenLiederbuch zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend Nr. 25/S. 24

Vater unser

SegenLektor/in: Der Segen unseres gütigen und barmherzigen Gottes sei mit euch:Er sei euch nahe in frohen und in schweren Stunden,er stütze und stärke euch, wenn es für euch keinen Ausweg mehr zu geben scheint,seine Nähe klinge in euch nachwie die Melodie eines vertrauten Liedeswie die Umarmung eines guten Freundesdie euch Kraft gibt und Halt.Seine Liebe durchströme euchwie die Wärme des Feuers in einer kalten Nacht.Sein guter Geist geleite euchauf allen euren Wegen, so dass ihr zuversichtlich dem Ungewissen entgegengehen könnt.Der Segen Gottes sei mit euch,der gute und alles umfassende Segenunseres menschenfreundlichen Gottes.

So segne uns alle der gütige Gott, Gott der Barmherzigkeit, Gott des Friedens, Gott der Liebe,Gott Vater, Sohn und Geist. Amen

Lied: Keinen Tag soll es geben Liederbuch zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend Nr. 54/S. 50

Weitere Anregungen zur

Gestaltung von Jugendgottes-

diensten finden sich in den

Liturgischen Hilfen zum Monat

der Weltmission 2008, kosten-

los bei missio zu bestellen

(siehe Bestellschein Seite 19).

»14

Koffer packenFlucht kann man nicht planen, Flucht geschieht von jetzt auf gleich. Plötzlich muss man zusam-menpacken und Hals über Kopf das Haus verlassen. Dass das nicht so passiert wie die Vorbe-reitungen für ein Sommerlager, ist klar. Denn in den meisten Fällen haben Flüchtlinge nur sehrwenig Zeit, sich zu entscheiden, was sie mitnehmen wollen und was zu Hause bleiben muss.Und dass die meisten zu Fuß fliehen und viele Stunden, Tage, Wochen und sogar Monate unter-wegs sind, macht es auf keinen Fall leichter. Denn jedes Gepäckstück bedeutet eine zusätzlicheLast. Und außerdem: Zurückgelassen werden nicht nur die persönlichen Gegenstände, sondernauch Verwandte und Freunde.� Um eine Vorstellung zu bekommen, was das bedeuten kann, überlegt, was ihr in einer Situa-

tion der Flucht mitnehmen würdet. Bildet Kleingruppen und bereitet für jede der Gruppenein Set mit Karteikarten oder Blättern vor, auf denen verschiedene Gegenstände aufgeschrie-ben oder aufgemalt sind: Decke, Buch, Teddybär, Wasserflasche, Streichhölzer, Kissen, Fotosder Familie, warmer Pullover, einige Geldscheine, Brot, Mobiltelefon.

� Entscheidet euch in den Kleingruppen für vier der Karten: Was würdet ihr bei der Flucht mit-nehmen? Was wäre euch besonders wichtig?

� Stellt die Entscheidungen der Kleingruppen in der Großgruppe vor: Was nehmt ihr mit? Wiesohabt ihr euch nicht für etwas anderes entschieden? Fällt es euch leicht, andere Dinge mitzu-nehmen?

� Überlegt, ob ihr Menschen kennt, die in ihrem Leben mal geflüchtet sind: Großeltern, Klassenkameraden, Freunde der Eltern, Mitglieder der Kirchengemeinde. Sprecht sie an undfragt, ob sie euch über ihre Flucht berichten würden. Was haben sie auf den Weg mit-genommen?

FilmnachtIn den vergangenen Jahren sind eineReihe von Filmen über das ThemaFlucht und Vertreibung in Europagedreht worden. Einer dieser Filme istder preisgekrönte Zweiteiler „DieFlucht“. Er erzählt die dramatischeGeschichte einer Frau, die am Endedes Zweiten Weltkrieges aus Ost-preußen flieht. Schaut euch den Filmin der Gruppenstunde oder in einerFilmnacht an. Wie geht es den Per-sonen, die dort dargestellt werden?Welche ihrer Erfahrungen könntenauch Menschen in Afrika machen? Weitere Infos unterwww.daserste.de/dieflucht

Ehemalige Flüchtlinge einladenAuch in Europa ist Flucht ein großesThema. Besonders nach dem zweitenWeltkrieg mussten viele Familienflüchten. Und es gab auch viele inner-deutsche Flüchtlinge, die aus der ehe-maligen DDR in die BundesrepublikDeutschland geflohen sind.

Ladet ehemalige Flüchtlinge zueinem Erzählnachmittag ein, zum Bei-spiel eure Großeltern oder Bekannteoder Verwandte, die nach Deutsch-land geflohen sind. Wo sind sie großgeworden? Wann sind sie geflüchtet?Wieso sind sie geflüchtet? WelcheErinnerungen haben sie an die Zeitder Flucht? Wie war der Neubeginnin der neuen Heimat?

HausaufgabenhilfeFlüchtlingskinder haben es nach ihrerFlucht besonders schwer. Neben demVerlust von Freunden und dramati-schen Erfahrungen auf ihrem Wegkennen sie die Sprache des Gastlan-des nicht. Oft fällt es ihnen schwer,in der Schule mitzukommen.

Fragt in eurer Schule, in der Kir-chengemeinde, bei der Caritas oderder Stadt nach: Gibt es eine Initiative,die Flüchtlingskindern Deutschunter-richt oder Hausaufgabenhilfe anbie-tet? Oft wird ehrenamtliche Hilfedort händeringend gesucht. Wiewäre es, wenn ihr mit eurer ganzenGruppe dort einmal in der Wocheoder im Monat aushelft. DennJugendliche können für jüngere Kin-der großartige Helferinnen und Hel-fer sein.

FußballturnierIn vielen Pfarrgemeinden gibt esGruppen von Katholiken andererSprachen. Fragt euren Pfarrer, ob esdas bei euch in der Gemeinde oder ineurem Dekanat auch gibt.

Sprecht die Gruppen an und ladetsie in eure Gruppenstunde ein. Ihrkönnt zum Beispiel ein Fußballtur-nier, ein Tischkickerturnier oder einSommerfest veranstalten. Im An-schluss könnt ihr ein internationalesBuffet anbieten: Jeder bringt eineSpezialität zum Essen aus seiner Hei-mat mit.

Bausteine für die Jugendgruppe

15«

Jugendwettbewerb 2008 PACK DEIN LEBEN ZUSAMMEN

Die eigene Heimat zu verlassen fällt immer schwer, egalwie groß die Gefahr auch ist, vor der man fliehen muss.Heimat bietet uns Menschen einen Ort, der uns Gebor-genheit gibt, wo wir uns auskennen, der uns prägt. Istman woanders, wird man immer irgendetwas vermissen.

Du konntest durch die Berichte und die Interviews im Hefterfahren, warum und wie Jugendliche aus dem ARPfluchtartig ihre Heimat verlassen mussten. Vieles ließensie dabei zurück und das sicher nicht gerne. Die vertrauteUmgebung, Menschen und Dinge, die den Alltag bestim-men, sind uns stets lieb und kostbar.

Stell dir einmal vor, du müsstest fliehen und du hastnur ein paar Minuten Zeit, etwas zusammenzupacken.

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Bitte nur pdf-, gif- oder flash-Dateien als Endformat verwenden.Die fertige Collage schicke bitte mit – Angabe deines Namens– deines Alters und – deiner Adresse an das missio Jugendreferat, Pettenkoferstr. 26-28 | 80336 München | [email protected]

Alle eingesandten Collagen werden im Internet unterwww.missio.jugendaktion.de veröffentlicht.

Die Preise: In zwei Alterskategorien (13 – 16 Jahre und 17 – 20 Jahre) wer-den die jeweils drei gelungensten und originellsten Collagen prämiert. Zu gewinnen gibt es Einkaufsgutscheine im Wert von 50 Euro für die beiden ersten, 30 Euro für die beiden zweiten und 15 Euro für die beidendritten Plätze. Einzulösen im missio-shop (www.missio-shop.de) oder im Rüsthaus der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (www.ruesthaus.de).

Einsendeschluss: 21.11.2008

Wir bedanken uns bei den Teilnehmerinnen und

Teilnehmern, die am Wettbewerb 2007„Soulfood –

Schmeck den Unterschied!“ teilgenommen haben,

für die zahlreichen Einsendungen und gratulieren den

Gewinnern: Die ersten Preise gingen an die Katholische

Jugend aus Thannhausen und die Kindertagesstätte

St. Nikolaus aus Limburg.

Herzlichen Glückwunsch!

»16

Bausteine für den Unterricht in der Hauptschule (Klassen 7 – 9)

Ingrid Merkl, Religionslehrerin i. K.

Unterrichtsreihe zum Thema Flucht

Unterrichts-phase

Unterrichtsgeschehen Material

Einstieg Standbild der weltweiten Fluchtbewegung:– Sch. bekommen verschieden-

farbige Gummibärchen, die in etwa dem Verhältnis derweltweiten Fluchtbewegungentsprechen.

– Sch. setzen sich und stehenbei ihrem genannten Landauf, z.B. 8 Schüler (rot) ent-sprechen der Zahl derer, dieaus dem Irak fliehen mussten.

Gummi-bärchen M1

Erarbeitung – Sch. suchen auf der Welt-karte „ihr“ Land, bzw. „ihre“ Region heraus.

– Was weißt du über diesesLand, diese Region, diesenKontinent?Z.B. Irakkrieg, Afghanistan =Dürre, Krieg; Sudan = Kampfum Wasser und Öl ...Die einzelnen Länder sindsehr unterschiedlich. Trotz-dem sind die Gründe, dieMenschen in die Flucht treiben ähnlich:

– „Ursachen für Flucht” lesen.

– Schaubild am Beispiel Ruandaan der Tafel skizzieren.

Weltkarte

Unterrichts-gespräch

S. 10

M2

Ergebnis-sicherung

Text und Skizze als Hefteintragübernehmen.– Problematik besprechen,

dass sich in den Flüchtlings-lagern unter Umständen Täterund Opfer von Bürgerkriegund Völkermord wiederbegegnen.

Tafel/Heft

Unterrichts-gespräch

Baustein 1: Warum fliehen Menschen?

Unterrichts-phase

Unterrichtsgeschehen Material

Einstieg Titelplakat wird an die Tafel geheftet.Sch. äußern ihre Gedankendazu.

Jugend-aktionsheft,Jugend-aktionsplakat

Erarbeitung Sch. finden sich in 4er-Gruppenund bekommen eine Plastik-tüte:Welche fünf Gegenstände, diein diese Tüte passen, würdest dumitnehmen, wenn du innerhalbeiner Stunde dein Land verlas-sen müsstest? – Präsentation der Ergebnisse.– Lesen der Erfahrungsberichte

Vor allem jugendliche Flücht-linge mussten weit mehrzurücklassen als nur einigelieb gewonnene Dinge:

– Sch. sammeln in PA aus dengelesenen Statements was diejugendlichen Flüchtlinge ver-loren haben, z. B. Freunde,Zugehörigkeit ...

Gruppen-arbeitPlastiktüte

Tafel S. 3

Präsentation/Vertiefung

Weiterarbeit:

– Ergebnisse der PA vorstellen,Begriffe als Streifen an dieTafel.

– Elfchen (Gedicht aus 11 Wör-tern) zum Thema „Flucht“schreiben.Gedichte vorstellen.

– bei Großeltern oder älterenVerwandten nachfragen, obsie nach dem 2. Weltkriegfliehen mussten und wie siedie Flucht erlebt haben.

M3

EinzelarbeitVgl. S. 3Pinnwand/Nadeln

Baustein 2: Was bedeutet Flucht?

Unterrichts-phase

Unterrichtsgeschehen Material

Einstieg Zwei Bilder werden auf einemAB miteinander verglichen: WM 06 – Zu Gast bei Freundenund Warteschlange in einemdeutschen Asylbewerberheim– Worin besteht der Unter-

schied?– Begriffsklärung

„Asylbewerber“.

M4

Unterrichts-gesprächQuiz S. 18 Internet*

Erarbeitung – Sch. bearbeiten in PA Fragenzu den Bildern: Warum sind Flüchtlinge oftnicht willkommen?Welche Vorurteile/Ängste gibt es, wenn man den Begriff„Asylbewerber“ hört?

– Einige Vorurteile und Ängsteins Heft schreiben.Positive Ansätze zur Begeg-nung mit Flüchtlingen:

– Lesen des Artikels „missio-Projekt“.

– Worin bestehen in diesem Programm die Chancen für die Jugendlichen?Z.B. Möglichkeit einer Schul-ausbildung, Wohngruppen ...Flüchtlinge im eigenen Landwahrnehmen:

– Über die Arbeit von „Jugend-liche ohne Grenzen“ unterwww.jugendliche-ohne-grenzen.de informieren.

Partnerarbeit

Unterrichts-gespräch

Tafel/Heft

S. 8

Unterrichts-gesprächTafel/Heft

Internet

Präsentation/Vertiefung

Weiterarbeit:

– Mt 25,35f lesenDer Inhalt des Bibeltextes gibt einen Anstoß, dass wir in jedem Mitmenschen auch Jesus selbst begegnenkönnen.

– Text anhand der Situation vonFlüchtlingen weiterschreiben.

– Texte vorlesen.

M5

Einzelarbeit

Präsentation

Baustein 3: Flüchtlingen begegnen

Ziele: Die Schüler/-innen sollen– einen Einblick in das Ausmaß der weltweiten Fluchtbewegung bekommen

– sensibel werden für mögliche Ursachen von Flucht

– die Situation von jugendlichen Flüchtlingen kennen lernen

– Beispiele für einen positiven Umgang mit Flüchtlingen kennen lernen

*ww

w.m

issi

o.ju

gend

aktio

n.de

17«

2006 gab es lt. dem Bericht des UNHCR ca. 10 Mio.Flüchtlinge weltweit. Nicht in die Berechnung desUNHCR einbezogen sind die 4,3 Mio. palästinen-sische Flüchtlinge in Jordanien, Syrien, im Libanon,Westjordanland und im Gazastreifen.

Die größten Gruppen davon sind:1,5 Mio. Iraker suchen in Jordanien u. Syrien Zuflucht2,1 Mio. Menschen aus Afghanistan leben im Ausland686 000 Flüchtlinge aus dem Sudan460 000 Flüchtlinge aus Somalia400 000 Flüchtlinge aus dem Kongo400 000 Flüchtlinge aus Burundi

Aufteilung der Schüler/-innenGummibärchenRote = Irak 27 % (bei 30 Sch.) = 8Grüne = Afghanistan 38 % 11Gelbe = Sudan 12 % 4Orange = Somalia 8 % 2Weiß = Kongo + 15 % 5

Burundi

M1:

Ursachen der Flucht am Beispiel Ruanda

M2:

Begriffkärtchen

M3:

Familie undFreunde

Haus, Wohnung

Heimat

Besitz Nahrung Zugehörigkeit

Sicherheit Anerkennung Zukunfts-perspektiven

Die Kolonialmächte (Deutschland, Belgien) unterstützten dieMinderheit der Tutsi und deren König.1. Aufstand gegen die Tutsi-Regierung, Machtwechsel, erste

Fluchtwelle der Tutsi.2. Bürgerkrieg: Angriff einer Tutsi-Armee aus dem Exil, Ver-

treibung und Ermordung von Hutu und auf der anderenSeite Progrome gegen Tutsi im Land. (Klima der Radikali-sierung und extremistischen Propaganda in Ruanda).

3. Völkermord an Tutsi und moderaten Hutu (1 Mio. Tote) mitFlucht von bedrohten Menschen.

4. Sieg der Exil-Tutsi mit Machtübernahme und Flucht vielerHutu.

=> In den Nachbarländern von Ruanda finden sich sowohl Tutsials auch Hutu in den Flüchtlingslagern.

Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben;

ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich

war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen;

ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war

krank und im Gefängnis, und ihr habt mich besucht;

ich war auf der Flucht, und

_________________________________________________

ich wurde in ein Flüchtlingslager geschickt, und

_________________________________________________

ich wurde in der Schule ausgegrenzt, und

_________________________________________________

ich ....

M5:M4: M4:

F L U C H T

� T U T S I (14 %)

H U T U (85 %)

123

234

Erste Fluchtwelle

Progrome

Flucht Überlebender

Flucht nach Macht-übername

Vertreibung

Flucht moderater Hutus

AO

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8/84

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»18

1. Ein „anerkannter Flüchtling“ ist jemand …

A) der sein Heimatland verlassen hat.

B) der in seiner Heimat hohes Ansehen genießt.

C) der wegen seiner politischen Überzeugung

verfolgt wird.

D) der eine fremde Sprache spricht.

2. „Asylbewerberinnen und Asylbewerber“ wollen …

A) Aufnahme und Schutz in einem fremden Land.

B) eine Arbeitsstelle als IT-Fachkraft.

C) zum katholischen Glauben übertreten.

D) bei uns mehr Geld verdienen als in ihrem

Heimatland.

3. „UNHCR“ …

A) ist eine englische Boygroup.

B) ist eine Behörde der Vereinten Nationen

zum Schutz von Flüchtlingen.

C) ist das Kürzel eines bekannten

Graffiti-Künstlers.

D) ist ein internationales Abkommen,

Flüchtlinge aufnehmen zu müssen.

4. „Illegal“ ist, wer …

A) sich ohne gültigen Aufenthaltstitel in

Deutschland aufhält.

B) sich für gar nichts interessiert.

C) unerlaubte Drogen nimmt.

D) als Asylbewerberin oder Asylbewerber in

Deutschland eine Straftat begeht.

Falls ihr Lust auf mehr habt, klickt euch einunter www.missio.jugendaktion.de

QuizBuchtipps

Über tausend Hügel wandere ich mit dirHanna Jansen, Jugendbuch, ThienemannVerlag, Stuttgart/Wien 2002.Im Gespräch mit ihrer deutschen Adoptiv-mutter gelingt es Jeanne aus Ruanda, ihreErlebnisse während des Völkermordes zuverarbeiten.

70 Meilen zum ParadiesRobert Klement, Verlag Jungbrunnen,Wien 2006.Ein Skandal, der sich tagtäglich an denGrenzen zu Europa abspielt. Flüchtlingeaus allen Ländern Afrikas riskieren ihrLeben, um nach Europa zu gelangen.EinBuch, das aufrüttelt und vor Augen führt,was an den Grenzen zu Europa passiert.Und ein Buch, das in Erinnerung ruft, werdie Tomaten auf dem Mittagstisch viel-leicht gepflückt hat.

Es gibt uns doch!Marina Budhos, dtv pocket, München 2008.Ein Buch, das authentisch Einblick in dasLeben illegaler Einwanderer gibt, die offi-ziell gar nicht existieren. Die Autorin zeigtin aufrüttelnder Weise, wie nach denEreignissen des 11. September durch ver-schärfte Sicherheitsregelungen aus fried-lichen Mitbürgern Verfolgte und Verbre-cher gemacht werden.

Grenzen überqueren. Migration und interkulturelles ZusammenlebenLandesstelle d. Katholischen LandjugendBayerns (Hg.), Werkbrief für die Landju-gend 2005/II, München 2005.Das Lese- und Arbeitsbuch versteht sich alskurzes Nachschlagewerk rund um die The-men Migration, Flucht und interkulturellesZusammenleben.

Überleben!Gudrun Pausewang, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2005.Ein ergreifendes Buch über die Flucht der16-jährigen Gisela am Ende des ZweitenWeltkrieges aus Schlesien. So wie dieHauptdarstellerin denken auch heutenoch viele junge Menschen in allen Län-dern der Erde: „Ich kann mir den Kriegsogar so schlimm vorstellen, dass ihr nichteinmal mehr Koffer habt. Gar nichts mehr.Nur das nackte Leben.“

Links

www.missio.de Weitere Informationenzum Weltmissionssonntag 2008 rund umdas Thema Flucht.

www.dpsg.de Informationen zur Deut-schen Pfadfinderschaft St. Georg und ihrerPartnerschaftsarbeit.

www.missionarin-auf-zeit.de Informa-tionen zum Freiwilligendienst MaZ.

www.unhcr.org Das Flüchtlingshilfswerkder Vereinten Nationen.

www.iom.int Die internationale Organi-sation für Migration.

www.jugendliche-ohne-grenzen.deJugendinitiative für großzügige Bleibe-rechtsregelung in Deutschland.

www.proasyl.de Verein, der sich fürFlüchtlinge, Menschenrechte und Demo-kratie einsetzt.

www.zuwanderungsgesetz.de OffizielleSeite des Bundesinnenministeriums zumThema Zuwanderung in Deutschland.

www.gfbv.de Gesellschaft für bedrohteVölker: Übersicht über alle Gruppen undVölker, die in verschiedenen Ländern derWelt bedroht und verfolgt werden.

www.asyl.net Informationsverbund zumThema Asyl.

www.hrw.org/german Unabhängige Nicht-regierungsorganisation, die weltweit Men-schenrechtsverletzungen untersucht.

www.schalomdiakonat.de ÖkumenischerFriedensdienst, Fachstelle für gewaltfreieKonfliktbearbeitung.

www.netzwerkafrika.de Aktuelle Infor-mationen zu allen Ländern Afrikas.

Ausstellung

Labyrinth FluchtwegErlebnisausstellung im Großraumtruck:Die Besucherinnen werden in die Rolleeines Flüchtlings versetzt und erleben ver-schiedene Stationen der Flucht. Infos unterwww.vnb-barnstorf.de/laby/flucht

Spiele

www.unhcr.de/schulmaterialien/rollenspiel.html Stationen einer Flucht -Ein Rollenspiel für Gruppen von Kindernund Jugendlichen.

www.lastexitflucht.org Ein Onlinespiel,wie es Flüchtlingen ergehen könnte.

Filmtipps

Mehr als nur überlebenKurzfilm von missio zum Monat der Welt-mission, der über das „Africa RefugeeProgramme” (Seite 8) in Nairobi infor-miert.Infos unter www.missio.deLänge: 8 Minuten.

Die Hoffnung stirbt zuletztKurzfilm von missio zum Monat der Welt-mission über Bischof Korir, der sich imkonfliktreichen Kenia für den Frieden starkmacht.Infos unter www.missio.deLänge: 7 Minuten.

Die FluchtEin Film von Kai Wessel, der die dramati-sche Geschichte einer Frau erzählt, dieam Ende des zweiten Weltkrieges ausOstpreußen flieht.Infos unter www.daserste.de/diefluchtLänge: 180 Minuten.

Leben im Zwischenraum – Ein Film von Mischa Wilke und PatrickProtz in Zusammenarbeit mit Pro Asylüber den Alltag von Flüchtlingskindernin Deutschland.Zu bestellen unter www.proasyl.de Länge: 30 Minuten.

Draußen bleibenDokumentarfilm (2007) von AlexanderRiedel über zwei Freundinnen in einerMünchner Flüchtlingsunterkunft.Infos unter www.draussenbleiben.deLänge: 84 Minuten.

Lösung: 1C) 2A) 3B) 4A)