16
484 Bottger : Durch Elektrolyse Kohlensaure in der Losung vorhanden ist, weil diese das Uran vor der Schwefelung schutzt, und die Schwefelrnetalle hindert , losliche Sulfosalze zu bilden. Es geschieht dies, indem rhan das Gas aus eineni Apparat entwickelt, in wel- chern sich neben dem Schwefelcisen Marmor hefindet. Schadet die Gegenwart yon etwas Alkali im Uranoxyd nichts, so lrann inan die Weinsaure durch Weinstein el;- se tzen. LXXXVII. Inhalts, Miscellen, chemischen und von Prof. Bottger. physikalischen (Im Auszuge aus d. Jahresber. d. physik. Vereins zu Frankfurt a. RI. 1836 - 57.) 1. Ueber das bei der Elektrolyse des Antimonchlorids an der Kathode sich ansscheidende Metall. Gore*) beobachtete, dass wenn man unter Mitanwen- dung einer schwach wirkenden, kleinen S m e e'schen Batterie von 1 oder 2 Plattenpaaren, den officinellen zipor Sti6ii chlorati zerlege, so zwar, dass die positive Elektrode mit einem Stuck Aiitimon und die negative Elektrode mit einem entsprechend grossen Stuck Knpferblech verbunden werde und beide Metallstucke in der zu zerlegenden Flussigkeit circa 2- 3 Zoll eiriander gegenuher standen, sich nach kurzerer oder Iangerer Zeit auf das Rupferhlech metalli- sches, spiecelglanzendes Antimon ablsgere , welches nach einer gewissen erlangten Dicke, aus der der Elektrolyse unterworfenen Flussigkeit herausgezogen, beim Ritzen oder Reiben mit einer harten Substanz, desgleichcn beim sanften Schlagen , $inter Erhitmng icnd Explosion wui icnter gleichzeiti- *) Dies. Jaurn. Bd. LXIV, p. 439.

Miscellen, chemischen und physikalischen Inhalts

Embed Size (px)

Citation preview

484 Bottger : Durch Elektrolyse

Kohlensaure in der Losung vorhanden ist, weil diese das Uran vor der Schwefelung schutzt, und die Schwefelrnetalle hindert , losliche Sulfosalze zu bilden. Es geschieht dies, indem rhan das Gas aus eineni Apparat entwickelt, i n wel- chern sich neben dem Schwefelcisen Marmor hefindet. Schadet die Gegenwart yon etwas Alkali im Uranoxyd nichts, so lrann inan die Weinsaure durch Weinstein el;- se tzen.

LXXXVII.

Inhalts, Miscellen, chemischen und

von Prof. Bottger.

physikalischen

(Im Auszuge aus d. Jahresber. d. physik. Vereins zu Frankfurt a. RI. 1836 - 57.)

1. Ueber das bei der Elektrolyse des Antimonchlorids an der Kathode sich ansscheidende Metall.

Gore*) beobachtete, dass wenn man unter Mitanwen- dung einer schwach wirkenden, kleinen S m e e'schen Batterie von 1 oder 2 Plattenpaaren, den officinellen zipor Sti6ii chlorati zerlege, so zwar, dass die positive Elektrode mit einem Stuck Aiitimon und die negative Elektrode mit einem entsprechend grossen Stuck Knpferblech verbunden werde und beide Metallstucke in der zu zerlegenden Flussigkeit circa 2- 3 Zoll eiriander gegenuher s tanden , sich nach kurzerer oder Iangerer Zeit auf das Rupferhlech metalli- sches , spiecelglanzendes Antimon ablsgere , welches nach einer gewissen erlangten Dicke, aus der der Elektrolyse unterworfenen Flussigkeit herausgezogen, beim Ritzen oder Reiben mit einer harten Substanz, desgleichcn beim sanften Schlagen , $inter Erhitmng icnd Explosion wui icnter gleichzeiti-

*) Dies. Jaurn. Bd. LXIV, p. 439.

nusgeschiedenes A4iitimon. 485

ger Aicsstossung cines wcissen Dampfes in niele kleinere Stilcke zerspringe.

Was die Erklbrung dieses sonderbaren Phanomens betrifft, SO kiinnte man auf den ersten Anblick versucht werden, zu glsuben, es existire das Antimon in zwei ver- schiedenen allotropischen Zustanden, und gehe das elektm- lytisch gcwonnene Mctall beim Ritzen oder beim schwachen Erwarmen aus dem einen in den andern Zustand iiber; dass dem aber nicht so sei, davon werden wir uns bald iilJerzeugen, nachdem ich zulror erst in der Kurze das von mir befolgte Verfahren der Gewinnung des die erwahnte auffallende Erscheinung zeigenden Antimons werde naher beschriehen haben.

Ein beim Ritzen augenhlicklich, unter starker Er- hitzung zerplatzendes oder in Stiicke zerstiiuhendes Anti- mon gewinnt man sehr leicht, wenn man sich zur Zer- legung des offieinellen Chlorantimons von 1,350 spec. Gew. einer schwach und m6gglieAst constad wirkenden Batterie irgend einer Art, aus circa 2 oder 3 Plattenpaaren bestehend, be- dient. Zu meinen Versuchen dienten meist drei, 6 Zoll hohe und 4 2011 weite, mit 5 p. C. Schwefelsaure haltigem Wasser gefullte Kupferbeeher, in welche entsprechend grosse, mit Kochsalzlosung gefiillte Thonzellen, zur Aufnahme von nicht amalgamirten Zinkblocken , gestellt wurden. Das Gefass, worin die Zersetzung des Chlorantimons vor sich ging, bestand &us einem weiten Becherglase mit paralle- len, senkrechten Wanden. Urn gleich eine grossere Anzahl von Exemplaren explodirender Metallstiicke zu erzielen, verband ich stets 6-8 unter einander verkniipfte, 3 - 4 Zoll lange, senkrecht und in gleichen Abstanden von un- get ihr 4 Linien aufgestellte dunne Kupferdrahte mit der negativen Elektrode. Als positive Elektrode fungirte ein entsprechend grosses, ziemlich dickes, an einen starken Kupferdraht angcgossenes Stuck kauflichen Antimons, welches in einem Abstande von 3 Zoll, innerhalb der Chlor- antimonlosung, von jenen Kupferdrahten angebracht war. Alle 24 Stunden wurden die. stromerregenden Fliissigkeiten erneuert, die Zinkblocke abgewaschen, und so meistentheils schon innerhalb 2, hochstens 3 Tagen siimmtliche Kupfer-

486 Bdttger : Durch Elektrulyse

drahte mit (einige Linien) clickem, silberglanzenden Anti- mon iiberwachsen erhalten. Auf diese Weise bin ich in kurzer Zeit in den Resitz einer grossen Anzahl von zu den mannichfaltigstenversuchen geeigneten Antimonstuclren gekommen. Da die officinelle ChlorantimonlGsung, in Folge vorwaltender Salzsaure, sehr stark sauer reagirt und uber- dies ohne Ausnahme eine gdbliche Farbe zeigt, welche Farbe jedoch, sonderbarer M7eise, wuhrend der Elektrolyse, nach Verlauf von ungefahr 24 Stunden, vdlig verschtuindet (nach l ingerem Hinstellen der Fliissigkeit in einem offenen oder verschlossmeti Gefasse aber, und zvwr dem elektrischen Strome entzogen, sich stets wieder erneuert), so vermuthete ich anfangs, dass diese gelbliche Farbe moglicher U‘eise von einem geringen Eisengehalte des Chlorantimons herruhre, und dass vielleicht gerade dieser Eisengehalt des Chlor- antimons, bei der Elektrolyse des letzteren, die Veran- lassung zur Erzeugung einer Art von R6aumur’scher Eisen-Antimonlegirung *) gebe, von welcher bekannt ist , dass sie bei massig starker Friktion an einer scharfkantigen stahlernen Feile , unter Ausstossung weisser Dampfe (her- riihrend von verbrenneridem Antimon) Fuaken spruht. Es war sehr wohl denkhar, dass, im Falle jene Pramisse ge- grundet, sich auf elektrolytischem Wege eine in bestimmten Mischw?LgsverhaZtni~sen auftretende, und ehen deshalb mit den genannten Eigenschaften in einem besonders hohen Grade begabte Legirung erzeugen werde. Diese Vermuthung fand ich indess n k h t bestcrligt, dcnn obwohl ich bei der elektrochemischen Zerlegung einer vollig eisenfreien, che- misch reinen Auflasung von Brechweinsteivb k e i n mit explo- direnden Eigcnschaften begabtes Metal1 zu erzielen ver- mochte, so sah ich doch auf der anderen Seite stets mit grosser Leichtigkeit ein solches hervorgehen, wenn ich mich einer chemisch reinen, vdllig eisenfreien, aus sogenann-

3 Man erhdlt die R 8 a u m u r ’sche Eisen-Antimonlcgirung- leicht, wcnn man zu 2 Theilen geschmolzcnem, mit Kohlengestiehe wohl uberdecktem Gasseisen 1 Theil metallisches gcschmolzenes Antimon fugt, das Gemisch umruhrt uiid schnell erkalten lasst; dasselbe wird yon einem Stnhlmagnete nicht afficirt.

ausgeschiedencn Antimon. 487

tern Algarothpnlver eigens kereiteten ChEoraiJimoiiEiTs?l~cg bediente.

Sollte es vielleicht gnr eine feste Atithonwasserstoff- Verbindung gehen, welchc bei massig starker Friktion oder durch Druck oder durch Schlag jene auffallende Erschei- nung des explosionnrtigen Zerspringens zeigt? Die nffig- lichkeit der Entstehung ciner solchen Verbindung bei der elektrolytischen Zerlegung ciner salzsiturehaltigen Chlor- antimonlosung war nicht zu hezweifeln, indess haben fort- gesetzte, diesen Punlit mehr und mehr aufhellende Ver- suche gezeigt, dass such die Annahme eincr Antimon- wnsserstoff-Verbindung hier unzulassig ist. Ritzt man namIich ein auf elektrolytischem Wege erzeugtes Antimon- stangelchen ?inter IJ'nsser uon iniltlerer Tempwcrlur (von + 10 his 1P R ) mit einem zugespitzten Eisenstshe, so l5sst sich dasselbe zwar, zufolge seiner Sprodigkeit, mit Leichtigkeit zerbrockeln, indess bemerkt man hierhei weder eine Tempe- raturerhdhircy , noeh eine Ertttoickeftcng von Wassersto ffgas oder irgend eriie besonders aw ffnllende Brschei~~i tng . Ritzt inan da- gegen ein solches Antimonstangelchen unter destillirtem Wasser, welches zuvor bis auf circa 60° erhitzt worden war, S O sieht man das Stlngelchen unter starkern Zischen in eine Menge kleinerer Stiicke zerfnllen , rlns U'asser wird dabei von einem sich aiisscheiderden weissen flockigen K&per getriibt und reayirt nugenblicklich aiiffilllearl sailer. Diese letztere Er- scheinung fuhrt uns in der Beurtheilung der chemischen Constitution jenes rathselhaften IiGrpers einen Schritt weiter, obwohl seine wahre Natur dadurch noch immer unerklart bleibt.

Bringt man auf vorerwiihnte Weise in Wasser von f 60" R. mehrere Antimonstangelchen durch Ritzen zum Zerfallen, so lassen sich dsrin freie S a h s a u r e und soge- nanntes Algarothpulver (Antimonoxychlorid) mit Leichtigkeit erkennen. Da nun das Zerspringen und explosive Umher- stieben jener Antimonstiingelchen in bald grossere bald kleinere Stucke nicht blos durch Ritzen oder Schlagen, sondern auch durch Temperaturerhohung (nach meiner Beobachtung bei -t 160° R.) erfolgt, so suchte ich die bei jenem Vorgange auftretenden fliichtig.cn Dampfe in einer

488 Bijttger : Durch Elektrolyse

an dem einen Ende verschlossenen langen, engen Glas- rohre zu condensiren, um sie einer genaueren Priifung unterwerfen zu konnen. Eine grosse Anzahl in dieser Richtung angestellter und sehr sorgfaltig durchgefuhrter Versuche ergaben sammtlich, in qualitativer Hinsicht durch- aus gleiche, in quantitativer Hinsicht aber vollig verschie- dene Resultate. Es entwickelt sich namlich beim Erhitzen solcher Antimonstangelchen i n , der atmosphariscben Luft keinen Zutritt gestattenden glasernen Destillationsgefassen, ohne Ausnahme, wasserfreies Antimonchlorid (sogenannte Spiessglanzbutter) , welches sich als eine starre, farblose, durchscheinende , krystallinische , weiche Masse an den kalten Innenwanden des DestillationsgefZisses ansetzt. Die Menge dieses Chlorids in der explodirenden Metallmasse ist, wie gesagt, sehr verschieden, sie variirt, meinen Beob- achtungen zufolge, zwischen 3,03 bis 5,83 p. C.

Es liegt die Vermuthung nahe, es mochte das Vor- handensein von wasserfreiem Antimonchlorid in jener Metallmasse vielleicht nur ein ganz zufulliges sein, indem aller Theorie schnurstralrs entgegen unmoglich angenom- men werden konnte, dass bei der Elektrolyse eines (sei es in Wnsser oder in Salzsaure gelosten) Chlorides an der K a t h o d e jemals eine Ausscheidung von Chlor stattfinde, aber wenn Beispiele der Art zur Zeit auch noch nicht be- kannt sind, so kann doch hier in unserem Falle auf dss Bestimmteste nachgewiesen werdcn, dass die in jener ex- plodirenden Metallmassc cnthaltene Chlorverbindung keines- wegs als ein blos zufalliger , rein mechanischer Gemengtheil figurire. Denn wLre dies der Fall, so musste sich das be- kanntlich in Wasser so uberaus leicht liisliche, j a an der Luft von selbst zerfliessende Antimonchlorid auch auf rein meehanischern Wege d w h blosses Aussplilen mit Wnsser atis jener explodirenden Metallmasse entfernen lassen konnen. Dem ist aber nicht so!

Ich habe im Vorgehenden gezeigt, dass das mit ex- plodirenden Eigenschaften begabte Antimon in Wasser von nzittlerer Temperatur, beim Ritzen keine besonders auffallende Erscheinung erkennen lasse. In der That kann man sorg- faltig abgewaachene, ja selbst mit siedendem Wasser zuvor

ausgeecbiedenes Antimou. 489

einige Zeit lang behandelte bntimonstangelchen der Art, in einem PorcellanmGrser , mit kaltem destillirten Wasser uherschuttet, mittelst eines Pistills anhaltend zerstossen, ohne dnss man rlns Wasser im rnindesten hierbei sich trilben oder eitbe mire RPnctio:c annehmevt sieht , was doch unstreitig erfolgen miisste, wenn jene Annahme von einer blossen rmeeha?iiychela Enisprengiing des lintimonchlorids gegriindet ware. Wenn ich nun auch zur Zeit noch nicht im Stande bin, ein lrlares Bild von jener scheiubar ganz anomalen Verbindung von Antimonchlorid mit metallischeni Antimon zu entwerfen, so glaube ich doch durch den zuletzt angefuhrten Versuch bewiesen zu haben, dass von einer blos mechanischen Eih- mengurcg von Antimonchlorid hier nicht wohl die Rede sein konnr. Mir scheint das Chlor an der Kathode, bei der Elektrolyse eines Chlorides, mit dem Auftreten von Silber oder von Silbersuperoxyd an der Anode, bei der elektro- chemischen Zerlegung von Silbernitrat in einer gewissen Relation oder Parallele zu stehen. Sei dem nun aber wie ihm wolle, so glaube ich durch vorstehende Thatsachen doch wenigstens einige dunkle Punkte in ein helleres Licht gestellt und vielleicht Veranlassung gegeben zu haben, dass das in Rede stehende hochst intcressante Factum recht bald auch noch von Andern experimentell werde weiter verfolgt werden.

Was die Erhitzung betrifft, wclche sich beim Ritzen des elektrolytisch gewonnenen Antimons momentsn zu er- kennen giebt, so ist dieselbe sehr bedeutend, indem die von mir dabei beobachtcte Temperatur des Metalls fast in allen Fiillen sich bis auf f ZOOo R. erhebt. Umwickelt man ein solches Antimonstiibchen vor dem Ladiren mit guter Schiessiuolle (die meinen Beobachtungen zurolge bei 184e R. sich momentan zersetzt) oder mit einem Streifen Stanniol; und ritzt es alsdann an irgend einer Stelle, so erfolgt im ersteren Falle eine Entziindung, respective Verpuffung der Schiesswolle , im letzteren eine vollkommene Schmelzung des Zinns. Lasst man den Stroni einer aus 3 Volta’schen Elernenten bestehenden, stark geladenen Runsen’schen Batterie durch einen circa 2 Linien dicker1 und 1 Zoll langen Antimonfaden gehen , so erfolgt gleichfalls ein

490 B6ttger: Durch Elcktrolyse ansgeschiedenes Antimon.

augenblickliches Zerstieben des Metallfadens, unter Aus- stossung einer grossen Menge , blaues Lakmuspapier aufs st irkste rothenden, Antimonchloriddampfs ; ganz dasselbe geschieht, wenn man eine kleine, massig stark geladene Leidner Flasche mit dem elelrtrolytisch gewonnenen Anti- monstabe entladet oder ihn mit dem einen oder dem an- deren Ende der Inductionsspirale eines R u hmkorff’schen Apparates in Verbindung setzt und dann das andere Ende des Inductionsdrahtes dem Antimonstabe so nahe bringt, dass ein Funkenstrom entsteht.

Zerbricht man einen elektrolytisch gewonnenen Anti- monstab unter Wasser von mittlerer Temperatur in grobe Stiicke, so sieht man, wie ich hereits oben angegeben, das Wasser sich weder erwarmen , noch im mindesten truben ; trocknet man aber einzelne grossere Fragmente der zer- brockelten Metallmasse schnell recht sauber mit weichem Fliesspapier ah urid ritzt sie hierauf oder schlagt sie, in Papier gcwickelt, leise mit einem Hammer, SO erfolgt augen- blicklich eine Zerstiebung der Fragmente und eine gleich- zeitige Entwickelung von Snti~nonchloriddampfen. Ich hahe explodirende Antimonstabchen pin halbes Jnhr lang, locker in Baumwolle gepackt, in gewohnlichen Pappschach- teln aufbewahrt, ohne eine merkliche Abnahme ihrer Eigen- schaften zu entdecken.

Dass die mehrerwahnte Chlorocrhiizdnng in der explo- direnden Metallrnasse bei dem Phanomene des Verpuffens oder Zerstiebens eine Haiiptrolle spielt, dass iiberhaupt nur aus einer stark gesutterten C l ~ l o r n n t i m o r c l b s u s z y eine ex- plodirende Metallmasse gewonnen werden konne , davon wird sich Jeder leicht iiberzeugen; der versucht, den rath- selhaften Korper aus einem niidern, keine Chlorverbinhing enthaltenden Antimonsalze darzustellcn. Weder &us dem Brechweinstein (dem weinsauren Antimonoxyd-Kali) , noch aus dem sogenannten Schl ippe’schen S a k e (dem Schwe- felantimon- Schwefelnatrium) rermochte ich ihn zu ge- winnen.

Versetzt man eine officinelle Chlorantimonlosung so lange mit einer Auflosung von kohlensaurem Natron, bis die freie Salzsaure darin fast, jedoch nicht ganz neutrali-

Battger : Darstellung yon Kupferoxydhydrst. 491

sirt ist, und zerlegt diese Chlorantimon-Chlornatriuml6sung mittelst der vorhin erwiihnten ziemlich constant wirkenden kleinen Batterie, so gewinnt man nach Verlauf van circa 4 Ta- gen eine so starke, silbergliinzende metdlische Ablagerung, wie die ist, melche man schon innerhalb zweier Tage aus der gewohnlichen officinellcn stark saureri Chlorantimon- losung resultiren sieht. Die Metsllahlagerung erwies Sich frei von Natrium, zeigte aber das Phiinomen des AUS- stossens dicker, weisser, atzend saurer Dampfe beim blossen schwachen Ritzen nicht; setzte man es aber einer Erhitziiny oder auf einer Unterlage von Papier einem star- ken Stosse oder Schlage mit einem Hammer aus, SO zeigte es das gleiche P h h o m e n wie das aus blosser Chloranti- monlosung gewonnene Produkt.

Schliesslich verdient auch noch angefiihrt zu werden, dass wenn man die Zerlegung der Chlorantimonlosung auf die Weise in Ausfuhrung bringt, dass man die mit der Kathode verbundenen Kupferdrahtstifte , statt sie dem mit der Anode communicirenden Antimonstucke direct in der Flussigkeit gegenuberzustellen, vielrriehr in eine besondere mit der Chlorantimonlosung angefullte mattgebrannte Thonzelle einsenkt, man vergeblich auf das Erscheinen einer explodirenden Metallmasse zu hoffen hat.

2. Ueber die Cfewinnung eines sich nicht leicht zersetzen- den Kupferoxydhydrats.

Die Darstellung eines reinen Kupferoxydhydrats ist bekanntlich, wegen seiner leichten Zersetzbarkeit in Folge seines locker gebundenen Hydratwassers , mit mancherlei Schwierigkeiten verknupft. Folgende Methode giebt bei grosser Leichtigkeit und Sicherheit der Ausfuhrung stets ein viillig untadelhaftes Praparat, welches selhst im feuch- ten Zustande oder rnit warmem Wasser behandelt, nicht die allergeringste Zersetzung befurchten lasst Man dige- ri le zu dem Ende das bekannte, durch die unvollkommene FIllung einer Kupfervitriollosung mittelst Aetzammoniak- flussigkeit resultirende , gchorig ausgesusste. liijrnig krys- tallinische, grune bnsische Kupfersalz rnit einer nicht zu schwachen Losung von Aetzkali oder Aetznatron bei mitt-

692 Bottger : Darstellung von Rleisuperoxyd

lerer Temperatur, wobei man in wenig Augenbliclren die grune Farbe dieses basischen Salzes in eine schon him- melblaue Farbe, in die des winsten FIydrats ubergehen sieht. Das so dargestellte Prsparat lasst sich wegen seiner kBrnig krgstnllinischen Structur rnit grosscr Leichtigkeit und in allerkurzester Zeit aussussen, behllt in massiger Warme gecrocknet, j a selbst in1 fmrchten Zustande willkur- lich lange aufbewahrt , seine himmelbiaue Farhe unver- Hndert bei, und erweist sich hei genauer Prufung als vollig rein. Eine wesentliche Bedingung z u r Erzielung eines Hydrats von solch einer kornig krystallinischen Structur ist, dass das zu seiner Bereitung dienende grune basische Salz gleichfalls zuvor diesen Rggregatzustand zeige. Die- sen erzielt man aber sehr leicht, wenn man die hetzammo- niakflussigkeit nach und nach zu einer siedend heissen und f o r j a n im Sieden zit erhaltenden Kupfervitriollosung schuttet, und rnit dem Zusetzen des Ammoniaks in dem Augen- blicke aufhort, wo das sich ablagernde basische Salz eben Mierie macht, eine schwach blauliche Farbennuance anzu- nehmen.

3, Ueber eine neue Bereitnngsweise von Bleisnperoxyd nnd Wismuthsuperoxyd.

Bisher war man bekanntlich der Ansicht, dass bei Be- handlung von Bohlensaurem Bleioxyd mit einer huflosung von Chlorkallr in der Warme lrcin von Chlorblei freies Blei- superoxyd gewonnen werden konne. Wenn man indess ein frisch bereitetes , noch feuchtes kohlcnsaures Bleioxyd einigemale hintereinander mit oftmals erneuerter Chlorkalk- losung in der Siedhitze behaqdelt, und zuletzt das auf diese Weise resultirende Superoxyd wiederholt mit heissem Wasser aussusst, so erhalt man dasselbe in der That frei von Chlorblei. Ja, meinen Reobachtungen zufolge, I h s t sich selbst reines , frisch gefalltes Chlorblei rnit Leichtigkeit, bei seiner Behandlung mit Chlorkalklosung in der Sied- hitze vollstdndig zersetzen und in Rleisupcroxyd uberfihren. Kocht man niimlich frisch gefzilltes (durch Zerlegung einer Auflosung von Bleinitrat mittelst Kochsalzsolution bereite- tes) Chlorblei zu wiederholten Malen mit einer klaren, fil-

und Wismuthsuperoxyd. 493

trirten Chlorkalklosung, so sieht man in kurzer Zeit ein kornig krystallinisches Bleisuperoxyd resultiren, das , ge- horig mit heissem Wasser ausgesusst, sich als vollkommen rein erweist. Die Thatsache, dass das Chlor im Chlorblei, dieser sonst so bestandig en Chlorverbindung, durch den Sauerstoff der unterchlorigen Saure in1 Chlorkalk ganz’lich ausgetrieben wird, ist besonders in theorctischer Beziehung beachtenswerth , und erscheint gewissermassen als ein Analogon zu der bekannten Erfahrung der Austreibung des Chlors durch Jod, bei dem Erhitzen einer Auflosung von chlorsaurem Kali mit letzterem , wobei als Endresultat reines jodsaures Kali entsteht.

Wenn es sonach erwiescn ist, dass Chlorblei durch die Behandlung einer Auflosung von Chlorknlk in der Sied- hitze, ganzlich in Bleisuperoxyd iibergefuhrt werden kann, so erscheint auch die Aniiahme, es konne ein mittelst kohlensaurem Bleioxyd und Chlorkalklosung bereitetes Superoxyd nie frei von Chlorblei erzielt werden, keines- wegs als gerechtfcrtigt. Da indess auch bei dieser letz- teren Darstellungsweise des Bleisuperoxyds ein Iangeres Aussiissen des Praparats mittelst heissen Wassers eine eben so nothwendige Bedindung ist, wie erfahrungsmassig bei seiner Gewinnung aus Mennige und Salpeterslure, so lag mir daran, einen einfacheren We$ zur Bereitung dieses besonders in der neueren Zeit zu technischen Zwecken vielfach in Anwendung kommenden Korpers zu ermitteln. Es gelang dies auf folgendc Weise, nach deren genauer Befolgung man sich cines vollkommen reinen Priiparats stets versichert haltcn darf. Man versctze cine concen- trirtc (niclit muor angescluev te) Anflosung von neutralem essigsauren Bleioxyd (selbst eine trube durchs Filter ge- hende Losung dieses Salzes erweist sich als brauchbar) in der Siedhitze mit einer frisch bereiteten vollkommen klaren Auflosung yon Chlorkalk, und zwar in einem solchen Ver- haltniss, dass dadurch nicht die ganze in brbeit genorn- mene Menge des Bleiacetats zerlegt wird, sondern ein Theil unzersetzten Salzes in Losung bleibt, fahre dann mit dem Erhitzen noch einige Zeit fort, lasse ahsetzen, entferne die iiber dem Niederschlage stehende Flussigkeit,

494 Bottger : Salpetersaurebildung

ersetze solche durch eine Portion frischer Chlorkalklosung, und wiederhole dies so oft, unter fortwahrendem Erhitzen des Ganzen, his das Superoxyd die bekannte dunkelhrauiie Farbe angenommen. Ein auf diese Weise bereitetes Super- oxyd hat ein kornig krystallinisches Ansehen, lasst sich in verhdtnissmassig sehr kurzer Zeit ausserst leicht aussussen und erweist sich vollig frei yon Chlor.

Zur schnellen Erzeugung eines H'ismuthsuperoxyds hat folgendes Verfahren mir stets ein erwunschtes Resul- tat ergeben: Man bringe Natronhydrat in einer etwas weiten schmiedeisernen Schale in gluhenden Fluss, warte ab, bis dasselbe ganz ruhig, ohne Blasenwerfen fliesst, und trage dann, unter fortwahrendcm Umruhren mit cinem Eisenspatel, in kleinen Portionen, basisch salpetersaures Wismuthoxyd (sogenanntes Mayisteriiini bismuthi) ein ; fahre, wenn eine gehorige Quantitat des hasischen Salzes einge- tragen, noch so lange mit dem Erhitzcn und Umruhren der Masse fort, bis sic fast schwarz oder schwarzbraun gefarbt erscheint, giesse sie dnnn auf eine Stein- oder Eisenplatte Bus, pulvere und behandele sie in der Siedhitze mit Wasser , lasse das rothlichbraun erscheinende Pulver sich ahsetzen und digerire es schliesslich in der Kalte mit verdunnter reiner Salpetersaure , susse es endlich gehorig mit Wasser aus und trockne es. Die Farhe des auf diese Weise gewonnenen Superoxyds ist der des Bieisuperoxyds vollig gleich.

4. Ueber die Entstehung von Untersalpetersaure und Sal- petersaure durch Decomposition der atmospharischen Luft

mittelst Inductionselektricitat.

Es ist eine bekannte Erfahrung, dass bei wiederholten elektrischen Entladungen , insbesondere hei dem afteren Entladen einer innerhalb eines begrenzten, mit atmospha- rischer Luft gefullten Rauines aufgestellten L a n e'schen Flasche, sich in lrurzer Zeit ein deutlicher Geruch nach Untersalpetersaure zu erkennen giebt. Urn nun eine solche Decomposition der stmosphirischen Luft durch statische Elektricitat auf eine recht instructive, dabei ausserst ein- fache Weise, in einer verhaltnissmassig ganz kurzen Zeit

aus den Elementen der Luft. 495

einen grosseren Zuhorerkreise vorzufuhren, durfte die Be- nutzung der mittelst eines R u h m korff 'schen Apparats erzeugtcn Inductionselektricitat ganz besonders zu empfeh- len sein. Es ist zur Anstellung dieses lehrreichen Ver- suches nichts weiter nothig, als eine circa 4-6 Zoll weite Glaskugel, oder in Ermangelung einer solchen, eine ge- wohnliche Glasflasche von entsprechender Grosse, an zwei diametral gegeniiberliegenden Seiten mittelst eines kleinen Drillbohrers zu durchhohren und in die so erhaltenen zwei Oeffnungen 2 Platindriihte (etwa mit Siegellack) derart zu befestigen, dass ihre aufs feinste zugespitztcn Enden im Innern der Glaskugel sich etwa (je nach der Wirksamkeit des Inductionsapparates) auf 2-3 Linien gegenuberstehen. Die ausserhalh der Kugel hervorragenden Enden dieser Platindrihte werden zu kleinen Oehren umgebogen und die entblossten Enden der Inductionsspirale darin einge- hakt. Sorgt man dafur, dass die in der Glaskugel einge- schlossene Luft einen hohen Grad von Trockenheit zeigt, verschliesst hierauf die Kugel mit einem gut passenden Kork, und setzt dann , unter Mitanwendung einiger B u n - sen 'schen Elemente, den Inductionsapparat in Thatigkeit, so gcwahrt man oft schon nach Verlauf yon 15-31) Minu- ten eine nicht unhedeutende Menge gelblich gefarbter Dampfe von Untersalpetersaure. Oeffnet man die Kugel, so erkennt man auch durch den Geriich ganz deutlich das Vorhandensein genannter Saure. Senkt man in dieselbe einen schmalen, mit Jodkalium haltigem Iileister bestriche- nen Papierstreifen, so sieht man diesen augenblicklich sich intensiv dunkelblau fiirben. Man konnte versucht werden, diese letztgenannten Reactionen dem Vorhandensein von sogenanntem Ozon zuzuschreiben, indess dem widerspricht folgender Versuch auf das Bestimmteste.

Man schwenke die Glaskugel mit einigen Tropfen reiner concentrirter Schwefelsaure aus , ltlsse von Neuem noch einige Zeit lang die Elektricitat von einer Draht- spitze zur andern uberstromen, und prufe dann die in ein kleines Reagensglas ausgeschuttete Schwefelsfure durch Hinzufugung einer Messerspitze voll reinen, durch Alkohol gefallten vollkommen trocknen Eisenvitriols , so wird man

696 Bijttger : Schwarzfarben

letzteren augenblicklich die so charakteristische brgunliche oder violettrothe Farbe annehmen sehen, wodurch sich be- kanntlich slets das Vorhandensein einer hoheren Oxyda- tionsstufe des Stickstof% zii erkenncn giebt. Schuttet man in die zuvor sorgfaltig gereinigte Glaskugel, anstatt Schwe- felsaure etwas destillirtes Wasser, so nimmt dasseibe nach langerer Einwirliung der Elektricitat so vie1 SalpetersHure auf, dass man nach deren Sattigung mit einer entsprechen- den Quantitat kohlensauren Natrons und langsamen Ab- dampfen, krystallisirten Salpeter ganz unzweideutig hervor- gehen sieht.

Aus dem Mitgetheilten und aus langst schon friiher von Anderen beobachteten Thatsachen ahnlicher Art folgt, dass, da in der atmosphiirischen Luft zu allen Zeiten freie Elektricitat vorhanden ist , stets grossere oder geringere Mengen freie, Salpetersiiure darin durften anzutreffen sein ; denn wenn auch die Anwesenheit derselben zur Zeit nur erst in stark befruchtenden Gewrtterregen *) hat constatirt werden konnen, so ist doch nicht zu bezweifeln, dass es iiber kurz oder lang auch wohl noch gelingen werde, sie direct in der Atmosphdre nachzuweisen.

5. Ueber das Schwarzfarben nnd Hochatzen des Zinks.

Die yon Dr. 111. P e t t e n k o f e r gemachte interessante Beobachtung, der zufolge die sowohl mit der sogenannten B r a c o n n o t’schen Tinte (bekanntlich einer Auflijsung von gleichen Gewichtstheilen krystallisirtem Griinspan und Sal- miak in 10 Theilen {Vasser), wie die niit anderen Kuyfer- salzsolutionen auf Zink erzeugten schwarzen Schriftzuge, &us einer Art amorphern Messing oder einer Legirung von Kupfer und Zink bestehen, gab Veranlassung, zu versuchen, ob , da Messing und ahnliche Zinkkupfer-Legirungen sich zu reinem Zink bekanntlich elektronegotiv verhalten , es moglich sein werde, dieses Verhalten zu benutzen, urn

*) D u c r o s wies unter andcrii freie Sslpctersaure auch in Hagel- k6rnem nach, die wahrend eincs Gewitters im Jahre 1842 in der Stsdt N i m v niedergefallen waren. (Journ dc Pha~m. et de Chim. 1845. p . 273.)

iind Hoch&tzen des Ziuks. 497

derartige Schriftziige durch theilweise Wegiitzung ihrer Zinkunigebung im hot-rel ief hewortreten zu lassen. Mir ist dies auf folgende Weise gelungen.

Unter allen Compositionen zur Erzeugung recht inten- siv schwarz erscheinender Schriftzuge auf Zink, bin ich bei der nachfolgenden, als diesen Zweck am kesten er- fullenden, stehen gehlieben : Man lose niimlich 2 Genichts- theile lirystallisirtes salpetersaures Kupferoxyd und 3 Ge- wichtstheile krystallisirtes Kupfcrchlorid in 64 Gewiclits- theilen destillirten Wassers auf und fuge dieser Losung dann noch 8 Gewichtsthcile Salzsiiure von 1:'l spec. Gew. hinzu. Diese schwach hlaulich gefsrbte Flussigkeit hat die Eigenschaft, ein mit verduiinter Salzsiure, unter Mitan- wendung von etwas feinem Sand blank gescheuertes Zink- blech, bei dessen Eintauchen rnonientan int,ensiv sammcf- schwarz zu farben. Zieht man eiri so hehandeltes Zinkhlech soyleicli nach geschehener Eintauchung aus der Flussigkeit wieder hervor, spult dasselbe hehende und ohne allen Zeit- verlust mit einer grosseren Menge reirien Wassers ah , und lasst es hierauf trocknen, so sieht Inan den schwarzen Ueberzug sehr fest dem Zinke adhiiriren, und lie@ die Vermuthung nahe, es rnochte die genannte Fliissigkeit vielleicht in rnanchen Fi l len, als Anstrichfarbe fur Zink, insbesondere fur Zinkdacher, eine vortheilhafte Anwendung finden kiinnen.

Zum Hochuleerb des Zinlrs bedarf es nichts weiter, als ein mit jener Flussigkeit beschriebenes, nicht allzudunnes Blech, nach erfolgter Troclrnung der Schriftzuge. in hochst verdunnte Salpeterssure (bestehend aus '1 Gewichtstheil Saure, \-on 1,2 spec, Gew., und 8 Gewichtstheilen Wasser), j e nach Bedarf, 1 his 3 Stunden einzulegen, Das zu den aus sogenannteni amorphen Messing bestehenden Schrift- zugen sich elektropositiv verhaltende Zink wird hier nach und nach his zu einer gewissen Tiefe aufgelost oder weg- geiitzt, wahrend die Schriftzuge auf dem Bleche fast in unveranderter Gestalt en relief stehen hleiben. Es wurde mich freuen, wenn so hehandelte Zinkplatten vielleicht fur kunstlerische oder sonstige industrielle Zweclie sich ge- eignet zeigen miichten.

Joiirn. I. prskt. Cliemie. 1,XXIII. 8. 32

498 B6ttger : Miscellen.

6. Ueber das Verhalten einiger atherischer Oele zu

Benetzt man etwa ein haselnussgrosses, locker zu- sammengedriicktes Bhuschchen trockene Baumwolle mit rectificirtem Terpentind oder mit rectificirtem SpilcSZ , und senkt dasselbe, an einem Draht befestigt in eine mit ~011- kommen trocknem Chlorgas, gefullte, circa 3 Pfund Wasser fassende, Flasche, so sieht man sofort eine Menge weisser Dampfe in letzterer aufsteigen und wenige Augenblicke darauf das Oel, unter Ausstossung einer grossen Menge von Russ, in Flamme ausbrechen. Be; gleicher Anwendung von Rosmarinijl, Thymianol und Citronenol findet meist nur eine oberfliichliche Verkohlung des Baumwollbausch- chens, niemals eine Entflammung jener Oele statt. Recti- ficirtes Stein01 und Renzol verhalten sich vollig indifferent.

wasserfreiem Chlor.

7. Ueber die Zerstorung von Baumwolle und Leinen in gemischten Wollenzeugen.

Handelt es sich darum, Baumwolle und Leinen in alten abgetragenen gemischten WollenstofTen, unbeschadet der Wolle (etwa behufs einer Uenutzung der letzteren zu sogenannter Kunstwolle) ganzlich xu zerstoren , so zeigt sich hierzu die concerilrirte Schwefelsdure im hohen Grad geeignet. Aus dem Verhslten derselben zur Baumwolle in Leinengeweben, bei dcr bekannten Leinu-andprobe, war zu schliessen , dass , da erfahrungsgemass Sehaafwolle von concentrirter Schwefelsaurc bei gewohnlicher Teniperatur nicht corrodirt wird, diese Siiure ein brauchbares Mittel abgehen werde, den genannten Zweck zu erreichen. Dem ist in der That so. Ileberschuttet man zu dem Ende die gehorig sortirten wollenen, zum Theil mit Leinen und Baumwolle untermischten, vollig getrockneten Lumpen in einem bleiernen oder gusseiserneri wohl zu bedeckenden Gefasse mit concentrirter Schwefelsaure , in der Art, dass dieselbe durch und durch von Saure irnpragnirt erscheinen, und iiberlasst sie so 10-15 Miriuten sich selbst, so findet man, dass alles Leinen und alle Baumwolle zerstort und in eine kleisterahnliche Masse verwandelt, dagegen die Wolle

Notizen. 499

vollig erhalten ist. Presst man nun von dem feuchten Magma die iiberflussige S&ure sorgfaltig all, wirft die etwas auseinander gerissene Masse sodann portionweisc mittelst eines gahelformig gestalteten Eisens in eine grossere Menge kalten Wassers, wascht sie darin , unter jeweiligem Erneuern des Wassers, oberflachlich einigemale aus, und uberschuttet sie dann schliesslich noch mit einer verdunnteii Liisung von Soda, so sieht man die Wolle, in Folge der hierbei tumuituarisch entweichenden Kohlen- saure, sich lockern und zugleich in einen Zustand ver- setzt , in welchem sie sofort zu dem oben angedeuteten Zweck verarbeitet werden kann.

LXXXVIII. Notizen.

1) Ueber den gegenwurtl:gen Standpunkt der Erzeugung m d Vwarbeitung ties Ahmir~ium in Frankreich

hat Prof. A. S c h r o t t e r der k. Alrad. d. Wissensch. einen Bericht erstattet (Sitzungzber. d. I<. A kad. d. W5ssensch. Bd. 28. No. Z), aus welchem wir Folgendes entnehmen:

Herr Dr. W i l h e l m S c h w a r z , Scctionsrath und Canzlei- director im k. osterr. Consulate zu Paris, fasste den gluck- lichen Gedanken, eine Sainmlung verschiedenartiger Gegen- stande aus Aluminium und mehreren seiner Legirungen, wie derlei gegenwartig in Paris in taglich wachsender Menge verfertigt werden , zusammenzustellen und nach Wien zu senden.

Herr D e v i l l e hat von dem unheschrankten Credite, welchen ihm Kaiser N a p o l e o n 111. zur Ausfiihrung seiner Versuche im Grossen bewilligte, nur 36,000 Francs ver- braucht.

Bezuglich der Eigenschaften des Aluminiums fuhrt der Verf. a n , dass wir dieselben noch nicht mit hinrei- chender Scharfe kennen, da fast alle Versuche sie zu er- forschen nicht mit ganz reinem Metalle angestellt wurden.

32 *