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Mosambik: Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen Afrika Author(s): Wolfgang Schoeller Source: Africa Spectrum, Vol. 16, No. 3 (1981), pp. 345-368 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174042 . Accessed: 15/06/2014 09:06 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.78.43 on Sun, 15 Jun 2014 09:06:10 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Mosambik: Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen Afrika

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Mosambik: Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen AfrikaAuthor(s): Wolfgang SchoellerSource: Africa Spectrum, Vol. 16, No. 3 (1981), pp. 345-368Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174042 .

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Mosambik - Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen Afrika

WOLFGANG SCHOELLER

1. PROBLEMSTELLUNG

„Die Landwirtschaft" - so die programmatische Erklärung der FRELIMO - „ist die

Grundlage, die Industrie der dynamisierende Faktor der ökonomischen Entwicklung" Mosambiks1, die bis zum Ende der laufenden Dekade zur Überwindung der Unterent- wicklung führen soll. Diese programmatische Konzeption ist eng an den theoretischen

Vorstellungen über die allgemeinen Zusammenhänge und ökonomischen Zwänge orientiert, wie sie bislang für die Anfangsphase der nachzuholenden Industrialisierung und Akkumulation bestimmend waren: - Der nur unzulänglich entwickelte industrielle Sektor ist nicht in der Lage, aus sich selbst

heraus zu expandieren oder nennenswert zum gesamtgesellschaftlich investierbaren Überschuß beizutragen.

- Die Bedeutung der Landwirtschaft als der „Grundlage" der ökonomischen Entwick- lung besteht demzufolge vor allem darin, daß ein Teil ihrer Produktion im wesentlichen den gesamtgesellschaftlich investierbaren Überschuß für die Expansion des industriel- len Sektors bereitstellen muß, der in dieser Phase der industriellen Entwicklung aus drei Komponenten besteht: der steigenden Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln als unab- dingbarer Voraussetzung der Industrialisierung, industrielle Rohstoffe sowie Export- produkte, mit Hilfe derer die Importe von Investitionsgütern, industriellen Rohstoffen und anderer benötigter Fertigwaren sicherzustellen sind. Umgekehrt kann der „dynamisierende Faktor", der die Industrie in dieser Anfangs-

phase der nachzuholenden Entwicklung sein soll, im Prinzip nur darin bestehen, daß diese der Landwirtschaft Fertigwaren liefert, die deren Produktivität erhöhen sowie die Kommerzialisierung eines steigenden Anteils der landwirtschaftlichen Produktion ermöglichen. Dieses letzte Moment benennt jedoch eines der zentralen Probleme und Voraussetzungen einer nachzuholenden Industrialisierung sowie die wechselseitige Abhängigkeit der herkömmlichen Quellen der Akkumulation, der Landwirtschaft, der Industrie und des Außenhandels.

Vom Standpunkt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft stellt sich die Kommerzialisie- rung eines Teils ihrer Produktion als ein mengenmäßiges Tauschverhältnis zwischen Agrarprodukten und industriellen Fertigwaren dar. Erhält sie im Austausch mit der Industrie zu wenige der benötigten Fertigwaren für ihre agrarischen Überschüsse, so wenden sich die kleinbäuerlichen Produzenten von der Vermarktung ab und beschränken sich- soweit dies ihnen noch möglich ist- auf die Produktion für den Eigenbedarf. Dies hat zur Folge, daß sich der insgesamt verfügbare investierbare Überschuß für die Industriali- sierung verringert. Andererseits ist die kleinbäuerliche Landwirtschaft bereit, in steigen- dem Maße ihre Produktion zu kommerzialisieren, wenn sie diese zu für sie akzeptablen Bedingungen abgeben kann. Diese sog. internen „terms of trade", die nicht nur für die Sicherstellung eines großen Teils des investierbaren Überschusses entscheidend sind, sondern letztlich auch das ökonomische Verhalten der Kleinbauern determinieren, sind

1 III. Parteikongreß der FRELIMO, 1977.

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jedoch ihrerseits von bestimmten Bedingungen abhängig: Der industrielle Sektor, der für seine eigene Entwicklung wesentlich auf den vermarktbaren agrarischen Überschuß verwiesen ist, kann sich diesen vermittelt über die internen „terms of trade" in der Kommerzialisierung nur dann aneignen, wenn die von ihm angebotenen Fertigwaren billig und massenhaft angeboten werden können.

D. h. für die Landwirtschaft günstige „terms of trade" setzen voraus, daß der industrielle Sektor die Produkte, die für die Kommerzialisierung mit der Landwirtschaft bestimmt sind, mit hoher Produktivität herstellt. Nur unter dieser Bedingung besteht für den industriellen Sektor die materielle Grundlage, interne „terms of trade" sicherzustel- len, die einen ungleichen Tausch (gemessen in Zeit) gegen die Landwirtschaft ermöglichen und dennoch für die Kleinbauern akzeptabel sind. Ist diese Bedingung nicht gegeben, so kann der industrielle Sektor jene benannte „dynamisierende" Funktion in der nachzuho- lenden ökonomischen Entwicklung nicht ausüben und mit der Landwirtschaft keine fortschreitende Arbeitsteilung aufrechterhalten. Ebensowenig ist dann auch die Land- wirtschaft in der Lage, die Grundlage der ökonomischen Entwicklung zu stellen, da der vermarktbare agrarische Überschuß als wesentlicher Bestandteil des investierbaren Überschusses auf ein niedriges Niveau beschränkt bleibt, wodurch wiederum die Entwicklung des industriellen Sektors behindert wird.

Diese wechselseitige Abhängigkeit zwischen Industrie und Landwirtschaft sowie die entscheidende Rolle, die die internen „terms of trade" als Bindeglied zwischen diesen beiden Sektoren spielen, verweist daher auf die Bedeutung, die der Landwirtschaft als einer der herkömmlichen Quellen der nachzuholenden Akkumulation zukommt. Da Formen außerökonomischen Zwangs gegen die Landwirtschaft nur in Grenzen anwend- bar sind und zudem i. d. R. die benannte dynamisierende Funktion der Industrie in Form akzeptabler interner „terms of trade" nicht ersetzen können, ist somit die Errichtung entsprechender Industrien für den Bedarf der Landwirtschaft die Voraussetzung dafür, daß diese ihrerseits Exportprodukte sowie industrielle Rohstoffe und Nahrungsmittel - d. h. den investierbaren Überschuß für die Industrie selbst - bereitstellen kann.

Sind diese hier nur stichwortartig hervorgehobenen allgemeinen Zusammenhänge zwischen der Kommerzialisierung landwirtschaftlicher Produktion, investierbarem Überschuß und Industrialisierung die Determinanten für jene eingangs angeführte programmatische Erklärung zur Rolle der Landwirtschaft und der Industrie in der ökonomischen Entwicklung Mosambiks, so stellt sich konkret die Frage, welche

Voraussetzungen gegenwärtig in Mosambik bestehen, um diese Bedingungen ökonomi- scher Entwicklung verwirklichen zu können.

Vor dem Hintergrund dieser hier skizzierten Problemstellung wird im nachstehenden

Beitrag folgende Zielsetzung verfolgt: Anhand einer Analyse der Grundstruktur der

Leistungs- und Zahlungsbilanz Mosambiks (Teil 2) sollen die wichtigsten Merkmale der

Reproduktion dieses Landes aufgezeigt werden. Diese Analyse wird zugleich auch die historische Stellung Mosambiks im ökonomischen Zusammenhang des Südlichen Afrika sowie in der internationalen Arbeitsteilung verdeutlichen.

Im Anschluß daran (Teil 3) werden die aktuellen ökonomischen Probleme Mosambiks

(Devisenmangel, unzureichende industrielle Produktion, paralysierte Kommerzialisie-

rung und Arbeitslosigkeit) als Ausdruck einer tiefgreifenden Krise der Grundlagen der

Reproduktion dieses Landes interpretiert. Dieser Versuch, die gegenwärtigen ökonomi- schen Schwierigkeiten Mosambiks aus ihrem ursächlichen inneren Zusammenhang heraus zu erklären, ermöglicht es, auf die oben benannte programmatische Konzeption zur Rolle der Landwirtschaft und der Industrie zurückzukommen und zu zeigen, daß zur Zeit keine der herkömmlichen Quellen der nachzuholenden Akkumulation - Landwirtschaft, Industrie und Außenhandel - in der Lage ist, im erforderlichen Maße den gesamtgesell- schaftlich investierbaren Überschuß für die ökonomische Entwicklung Mosambiks sicherzustellen.

Ausgehend von dieser Einschätzung soll schließlich (Teil 4) die Bedeutung internatio-

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naler Kredite als einer- vermutlicherweise in den nächsten Jahren wichtigsten - Quelle der Akkumulation beurteilt werden. Dieser sich andeutende Ausweg, durch internationale Kredite eine tragfähige Grundlage der Reproduktion aufzubauen und dadurch den

Bedingungen für jene eingangs erwähnte programmatische Konzeption näherzukommen, wird anhand einer Betrachtung der möglichen Bedeutung des COMECON sowie der Konvention von Lome für die benannten ökonomischen Schwierigkeiten Mosambiks hinterfragt.

Schaubild 1: Struktur der Zahlungsbilanz Mosambiks vor der Unabhängigkeit (in Mio Escudos)

Quelle: Die Daten für die Schaubilder wurden entnommen aus: Associa?äo Industrial de Mogambi- que: Mozambique - Panorämica Econömica Lourengo Marques, 29 e 30 Junho 1970; Direcc.äo Nacional de Estatistica: Informac.äo Estatistica, Maputo, 1970-1980; Secretariä Provincial de Economia: A Economia de Mozambique em nümeros Louren^o Marques 1971.

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2. DIE ENTWICKLUNG DER LEISTUNGS- UND ZAHLUNGSBILANZ BIS ZUR ERLANGUNG DER UNABHÄNGIGKEIT 1974/75

Aufgrund der beherrschenden Position, die der Außenhandel allgemein im ökonomischen Kreislauf unterentwickelter Länder einnimmt, lassen sich die wesentlichen Grundlinien der Reproduktion dieser Länder bereits in der Struktur ihrer Leistungs- und Zahlungsbi- lanz aufzeigen. Dementsprechend wird auch die besondere Stellung, die Mosambik dank seiner geographischen Lage im Transportsystem des Südlichen Afrika einnimmt, sowie seine historisch weit zurückreichende Bedeutung als Arbeitskräftereservoir für die Bergwerke Südafrikas in der Struktur und langfristigen Entwicklung seiner Leistungsbi- lanz sichtbar.

Voranstehendem Schaubild ist zu entnehmen, daß bereits seit Jahrzehnten vor

Erlangung der politischen Unabhängigkeit die Handelsbilanz wachsende sehr hohe

passive Salden aufweist. So entspricht im letzten Jahrzehnt der Kolonialherrschaft allein das Defizit im Außenhandel den gesamten Exporterlösen Mosambiks. Nicht weniger ausgeprägt als jene langfristig hohen Defizite der Handelsbilanz ist die Entwicklung der Bilanz des sog. unsichtbaren Warenverkehrs, der sich in die Dienstleistungs- und Transferbilanz untergliedert und die Einnahmen aus dem Transportsystem sowie die Erlöse durch die mosambikanischen Minenarbeiter in Südafrika erfaßt.

Der unsichtbare Warenverkehr weist langfristig (Schaubild 1) steigende hohe Über- schüsse aus. Diese stark positiven Salden reichten in den Jahrzehnten vor der Unabhängig- keit aus, jene nicht minder passiven Salden der Handelsbilanz auszugleichen und/oder die Defizite der Gesamtbilanz in Grenzen zu halten. Zwar erbrachten die Warenexporte durchgehend steigende Erlöse, doch gingen diese in ihrer relativen Bedeutung für die

gesamte Importkaufkraft Mosambiks beständig zurück. Anhand dieses ersten Überblicks über die Struktur und Entwicklung der Leistungs-

und Zahlungsbilanz läßt sich somit eines der besonderen Merkmale der Reproduktion Mosambiks erkennen: Die Erlöse aus dem Warenexport sind bereits seit Jahrzehnten von

rückläufiger Bedeutung für das gesamte Devisenaufkommen Mosambiks, während

demgegenüber die Einnahmen aus dem Transportsystem und der mosambikanischen Minenarbeiter in Südafrika spätestens zu Beginn der sechziger Jahre zur eindeutigen Grundlage der Importkapazität dieses Landes geworden waren. D.h., die Importe hatten sich dank dieser Überschüsse im unsichtbaren Warenverkehr weit über die Kaufkraft des

Exportsektors hinaus ausweiten können. Dieser Sachverhalt stellt ein besonderes Merkmal der Leistungsbilanz Mosambiks im Vergleich zur Mehrheit der Entwicklungsländer dar, in denen die Exporterlöse im Prinzip die Höhe der Importe begrenzen. Diese Besonder- heit begründet jedoch, wie unten noch zu zeigen sein wird, eine der wichtigsten Ursachen für die gegenwärtige Krise der Grundlagen der Reproduktion Mosambiks, die sich vor allem als ein akuter Devisenmangel geltend macht.

In diesem wachsenden Beitrag der Überschüsse aus dem unsichtbaren Warenverkehr zum gesamten Devisenaufkommen Mosambiks wird dessen besondere Stellung als

Dienstleistungsökonomie für das Südliche Afrika deutlich. So führte die geographische Lage Mosambiks bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts zum Bau der Eisenbahnen und Häfen, um den Zugang der Nachbarstaaten zum Meer sicherzustellen. Die Erlöse aus diesem Dienstleistungssektor entwickelten sich seitdem zu einer der wichtigsten Einnah-

mequellen des Landes. Parallel zum Ausbau dieses Dienstleistungssektors in Mosambik, der eine zentrale

Stellung im ökonomischen Zusammenhang des Südlichen Afrika einnimmt, entwickelte sich Mosambik seit dem Ende des letzten Jahrhunderts zu einem bedeutenden Arbeits-

kräfte-Reservoir dieser Region. Vor allem die Minen Südafrikas waren im Verlauf dieses Jahrhunderts zum Zentrum

eines Systems von Wanderarbeit im Südlichen Afrika geworden, in dem Mosambik eine

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Schaubild 2: Saldo der Dienstleistungen (Transport/ Häfen) in % der Importe

Quelle: Vgl. Schaubild 1.

besonders ausgeprägte Rolle spielte2. Mosambik exportierte, vermittelt über konzessio- nierte Rekrutierungsgesellschaften der südafrikanischen Minen, Arbeitskräfte vor allem aus den Südprovinzen des Landes, in denen seit Jahrzehnten praktisch die gesamte männliche Bevölkerung in die Rekrutierung für die Minenarbeit einbezogen worden war. Der enorme Arbeitskräftebedarf der Minen, der zum großen Teil in den Nachbarstaaten gedeckt wurde, prägte daher langfristig die Reproduktions- und Sozialstruktur der ländlichen Bevölkerung im Süden Mosambiks.

Dem starken Gewicht, das die Einnahmen aus dem Export von Arbeitskräften in der Leistungsbilanz dieses Landes behaupten, entspricht ein nicht weniger deutlich ausge- prägter Reproduktionskreislauf auf der Ebene der bäuerlichen Familien im Süden des Landes. Die männliche Bevölkerung arbeitete auf Kontraktbasis ca. 12-18 Monate in den Minen, kehrte dann für einige Zeit zurück, um dann erneut wieder in den Minen zu arbeiten. D. h., der Lohn des Minenarbeiters wurde zur wesentlichen Grundlage der Reproduktion seiner Familie, der dazu diente, Konsumartikel, Haushaltsgeräte sowie landwirtschaftliche Geräte, Saatgut und Vieh zu kaufen. Zwischen zwei Verträgen bearbeitete der Minenarbeiter den Boden, reparierte das Haus und leistete Zwangsarbeit auf den Farmen der Portugiesen. Dieser ökonomische Kreislauf der bäuerlichen Familie, deren Reproduktion und „Subsistenz" weitgehend über die Lohnarbeit in den Minen vermittelt war, bezeichnet zugleich auch einen hohen Grad der Proletarisierung der Bevölkerung im Süden des Landes, deren eigene Reproduktion zu einem integralen Bestandteil der Reproduktion der südafrikanischen Bergwerke geworden war. Diese

Einbeziehung des Südens Mosambiks in das System von Wanderarbeit, dessen Zentrum die südafrikanischen Minen darstellen, bezeichnet daher eines der wichtigsten Momente der Abhängigkeit Mosambiks von Südafrika. Diese Abhängigkeit wird nicht nur in der wachsenden Bedeutung der Einnahmen aus der Transferbilanz für das gesamte Devisen- aufkommen deutlich, vielmehr gehen die Eingliederung des Landes in jenes System der Wanderarbeit und die darin eingeschlossenen ökonomischen Zwänge weit über deren Gewicht in der Leistungs- und Zahlungsbilanz hinaus.

Läßt sich bereits in der Struktur und Entwicklung der Leistungsbilanz Mosambiks dessen wirtschaftliche Stellung im Südlichen Afrika erkennen, so ermöglicht eine gesonderte Betrachtung der Handelsbilanz weitere Hinweise auf dessen ökonomischen Kreislauf sowie seine Eingliederung in die internationale Arbeitsteilung. Die Exporte setzen sich überwiegend aus agrarischen Rohstoffen niedriger Verarbeitungsstufe zusam- men, die etwa 95 % der Gesamtexporte repräsentieren und relativ weit gestreut sind (vgl.

2 Siehe hierzu: CEA, Centro de Estudos Africanos: The Mozambican Miner, Maputo 1977; Lopes Junior, Migueis: O processo de

acumulasäo da RSA e a situac,äo actual no sul do Save. - In: Estudos Moc,ambicanos 1, Maputo 1980, S. 91-110.

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Tab. 9). Diese Zusammensetzung des Exports entspricht dem herkömmlichen Bild eines unterentwickelten Landes, dessen Exportsektor entsprechend der internationalen Nach- frage nach Rohstoffen expandiert. Die Sozialgeschichte dieses Exportsektors ist demzu- folge auch in Mosambik an die „Geschichte der Rohstoffe" gebunden3.

Die Entwicklung der Importe entspricht nicht weniger dem herkömmlichen Bild eines unterentwickelten Landes, in dem sich der industrielle Sektor vorwiegend auf der Grundlage importierter Kapital- und Ausrüstungsgüter sowie importierter Rohmateria- lien und Zwischenprodukte ausweitet. So erfährt die Zusammensetzung der Importe seit dem Beginn der sechziger Jahre eine rasche Veränderung, die auf eine beschleunigte Ausweitung industrieller Produktion agrarischer Rohstoffe (Zucker, Baumwollfasern, Sisal, Tee etc.) sowie auf verarbeitende, relativ kapitalintensive Importsubstitutionsindu- strien hinweisen. Das relative Gewicht der Kapital- und Ausrüstungsgüter, der industriel- len Rohmaterialien und Ersatzteile an den Gesamtimporten nimmt bis zur Unabhängig- keit rasch zu. Allein die Gruppe der Güter, die in die Kapitalbildung eingehen, erreicht 1973/74 etwa ein Drittel der Gesamtimporte.

In diesem Trend kommt eine beschleunigte industrielle Produktion für den Binnen- markt zum Ausdruck, die das bekannte Phänomen einer hohen Importintensität der Endproduktion aufweist. Die industrielle Produktion, die in den sechziger Jahren - im afrikanischen Vergleich - hohe Zuwachsraten aufwies, konnte jedoch ihren hohen Devisenbedarf insbesondere durch die rasch zunehmenden hohen Überschüsse aus dem unsichtbaren Warenverkehr sicherstellen. D. h., die rasche Expansion der industriellen Produktion4 beruht auf einer Importkaufkraft, die weit über der des traditionellen Exportsektors lag. Dieser Sachverhalt einer industriellen Entwicklung, die nicht durch die Exporterlöse begrenzt war, stellt daher ebenfalls eine Besonderheit der mosambikani- schen Wirtschaft dar, deren Grundlage in der oben aufgezeigten besonderen Struktur der Handels- und Leistungsbilanz gesehen werden kann.

Betrachten wir schließlich den Außenhandel nach Ländern, so sind zwei Tendenzen hervorzuheben: Die ökonomische Entfernung Mosambiks von Portugal zugunsten einer dominierenden Stellung Südafrikas, die jenes Bild einer von Südafrika abhängigen Reproduktion abrundet. Dieser Prozeß einer ökonomischen Loslösung von Portugal bereits lange vor der politischen Unabhängigkeit sei anhand nachstehender Daten demonstriert:

Tab. 1: Außenhandel Portugals nach Regionen 1959, in %

Region Importe Exporte

A -Ausland 86 71,3 West-Europa 65 43,3 EG 31 22,7 E.F.T.A. 20,8 17,6 AndereLänderWest-Europas 13,2 3

B - Übersee 14 28,7

Quelle: A. Pinheiro Xavier, Portugal e a integrac.äo econömica

europeia, Coimbra 1970, S. 51.

3 S. hierzu: CEA, Cotton Production in

Mozambique: A Survey 1936-1979. Maputo 1981, Head, Judith: A Sena Sugar Estates e o Trabalho Migratörio. - In : Estudos Moc. ambica- nos 1, Maputo 1980.

4 Die Wertschöpfung in der verarbeitenden

Industrie wies seit Beginn der sechziger Jahre bis zur Unabhängigkeit folgende jährliche Zu- wachsraten auf (in %): 1960-1965: 7,8; 1965-1970: 12,9; 1970-1973: 8,3. Vgl. United Nations Statistical Office: National Accounts. 1980.

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Voranstehender Tabelle ist zu entnehmen, daß im Jahre 1959 Portugal nur noch 14 % seiner Gesamtimporte aus den Kolonien bezieht und lediglich 28,7 % seiner Exporte in diese fließen. Zum selben Zeitpunkt repräsentiert Mosambik nur noch 7 % der Importe und 9 % der Exporte Portugals, wie nachstehende Angaben belegen:

Tab. 2: Die Kolonien im Außenhandel Portugals 1959, in %

Region Importe Exporte

Angola 5 16 Mosambik 7 9 Andere Übersee-Länder 2 3,7

Quelle: A. Pinheiro Xavier, a.a.O., S. 56.

Dieser Tendenz einer fortschreitenden ökonomischen Entfernung Portugals von seinen Kolonien bereits zu Ende der fünfziger Jahre entspricht andererseits deren ökonomische Abkehr von Portugal:

Tab. 3: Außenhandel Mosambiks nach Regionen 1959, in %

Region Importe Exporte

Portugal 30,2 40,3 Ausland 68 56,7 Übersee-Provinzen 1,8 3

Quelle: A. Pinheiro Xavier, a.a.O., S. 56.

Voranstehende Tabelle zeigt, daß zum Ende der fünfziger Jahre nur noch 40,3 % des mosambikanischen Exports nach Portugal gehen und 56,7 % in das übrige Ausland. Die Einfuhren Mosambiks stammen zu jener Zeit nur noch zu 30,2 % aus Portugal und bereits zu 68 % aus dem übrigen Ausland. In diesem relativ geringen Gewicht Portugals in den Importen Mosambiks kommt die wachsende Bedeutung insbesondere Südafrikas für die mosambikanische Wirtschaft zum Ausdruck, deren Abhängigkeit von diesem Land sich bis zur Unabhängigkeit weiter verfestigt. Diese bereits in den fünfziger Jahren einsetzende rückläufige Stellung Portugals im mosambikanischen Außenhandel und dessen fortschrei- tende Orientierung auf Südafrika und die übrigen Industrienationen zeigt schließlich in den letzten Jahren vor der Unabhängigkeit folgendes Bild:

Tab. 4: Außenhandel Mosambiks nach ausgewählten Ländern 1973, in %

Länder Exporte Importe

Portugal 36 19 USA 13 5 Südafrika 9 20 Bundesr. Deutschland 3 13 Großbritannien 6 8 Malawi 0,8

Quelle: Informac.äo Estatistica Nr. 1, Maputo, Dez. 1977 Comissäo Nacional do Piano, Direcc.äo Nacional de Estati- stica.

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Den Angaben voranstehender Tabelle ist zu entnehmen, daß Südafrika zum wichtig- sten Lieferanten Mosambiks geworden war. Neben Südafrika ist die Bundesrepublik Deutschland zu den wichtigsten Handelspartnern Mosambiks geworden, während demgegenüber Portugal auf 19 % der mosambikanischen Importe zurückgefallen ist. Auf dem Gebiet der Exporte ist die Bedeutung Portugals auf 36 % zurückgegangen. Diese Betrachtung des Außenhandels nach Waren verdeutlicht nicht nur die dominierende Stellung Südafrikas im mosambikanischen Import, sie demonstriert darüber hinaus auch die Isolierung Mosambiks im Bereich des Handels von den übrigen Nachbarstaaten des Südlichen Afrika, die praktisch bedeutungslos sind für den Außenhandel dieses Landes.

3. DIE ENTWICKLUNG DER LEISTUNGS- UND ZAHLUNGSBILANZ SEIT DER UNABHÄNGIGKEIT UND DIE KRISE DER REPRODUKTION

Nach dem Ende der Kolonialherrschaft vollzieht sich innerhalb jener voranstehend

aufgezeigten Grundstruktur der Leistungsbilanz folgende aus Schaubild 3 ersichtliche

Entwicklung.

Schaubild 3: Struktur der Zahlungsbilanz Mosambiks seit der Unabhängigkeit (in Mio Escudos)

Quelle: Vgl. Schaubild 1.

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Die Zahlungsbilanz kennzeichnen anhaltend hohe und wachsende passive Salden. Dieser Sachverhalt resultiert vor allem daraus, daß die rasch steigenden Defizite der Handelsbilanz nicht mehr wie in den Jahrzehnten vor der Unabhängigkeit durch die noch immer positiven Salden der Dienstleistungs- und Transferbilanz ausgeglichen werden können. Dieses Bild einer insbesondere nach 1977 scheinbar außer Kontrolle geratenen Zahlungsbilanz setzt sich im einzelnen aus den im folgenden behandelten Momenten zusammen.

Tab. 5: Die Entwicklung der Zahlungsbilanz Mosambiks 1965-1980 (in Mio Escudos/ Meticais)

Handels- Unsichtbarer Kapital- Zahlungs- bilanz Warenverkehr verkehr bilanz

1965 - 1032 2411 - 139 1240 1966 - 1478 2534 - 49 1007 1967 - 1781 2838 - 76 981 1968 - 1776 3077 - 379 922 1969 - 2675 2970 - 231 64 1970 - 3960 2600 - 210 -1570 1971 - 3801 3101 260 - 440 1972 - 3240 3436 - 24 172 1973 - 2825 2998 - 391 - 218 1974 - 4033 3929 - 590 - 694 1975 - 4093 5257 -1993 - 828 1976 - 8217 4851 -1715 -5081 1977 -11385 3630 -1650 -6105 1978 -10660 4040 - 625 -7245 1979 -10200 4230 - 900 -6870 1980' -10300 4000 - -6300

4 Die Zahlen für 1980 beruhen auf Schätzungen.

Quelle: Associac,äo Industrial de Mozambique: Panorama Econö- mica, 29 e 30 de Junho de 1970; Informa^äo Estatistica, Maputo 1976-1980; Rapport de la Mission d'etude au Mozambique Februar 1980, UN.

3.1 Die Handelsbilanz Wie aus Schaubild 4 zu ersehen ist, sinkt das Exponvolumen von 1973-1979 um ca. 44 %, führt jedoch dank einer relativ günstigen Preisentwicklung der wichtigsten Exportwaren nicht zu einem entsprechenden Rückgang der Exporter/öse, die in diesem Jahr sogar um 49 % den entsprechenden Stand von 1973 übertreffen.

Das Schaubild zeigt, daß der Wert der Warenimporte nach 1977 rasch zunimmt und 1979 - ungeachtet eines um 23 % verringerten Volumens - den Stand von 1973 um 58 % übertrifft. Beziehen wir diese durch fortschreitend hohe passive Salden gekennzeichnete Entwicklung der Handelsbilanz auf die Entwicklung des unsichtbaren Warenverkehrs, der, wie oben gezeigt wurde, von zunehmender Bedeutung in der Struktur der Leistungsbilanz dieses Landes geworden war, so erhalten wir folgendes Bild: Die Überschüsse aus dem unsichtbaren Warenverkehr nehmen bis 1 976 weiter zu, sind danach rückläufig und können seit 1977/78 die hohen Defizite im Außenhandel und damit zugleich auch der Leistungsbilanz nicht mehr ausgleichen. Diese Entwicklung ist vor allem auf die im folgenden behandelten Faktoren zurückzuführen.

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Schaubild 4: Die Entwicklung des Außenhandels Mosambiks seit der Unabhängigkeit (1973 = 100)

Quelle: Vgl. Schaubild 1.

Tab. 6: Entwicklung der Exporte Mosambiks -ausgewählte Produkte in Mengen (1000t)

Produkte Menge Entwicklung Wert 1979 1973 1976 1977 1978 1979 1973-1979" (in Meticais

Menge Durchschn. Mio)b Preisindex

Insgesamt: 1761,5 774,6 766,7 775,8 985,8 56 268 8311 Cashew 29,6 21,1 17,0 18,3 17,1 58 245 1446 Baumwolle 48,9 16,3 6,2 12,8 16,1 33 207 761 Zucker 178,9 71,9 37,4 24,6 118,7 66 259 952 Krabben 2,3 3,8 3,0 3,3 3,8 165 343 753 Tee 17,5 12,6 12,3 13,4 23,3 133 220 680 Sisal 19,8 10,7 13,8 11,2 13,9 70 173 197 Kokos 48,2 41,1 36,5 34,3 29,1 60 431 581 Holz 127,6 61,7 38,2 30,9 26,4 21 358 210

a 1973 = 100. b 1979 DM 1 = ca. MT 16,5.

Quelle: Informasao Estatistica. Maputo 1976-1980.

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Tab. 7: Entwicklung der Importe Mosambiks -ausgewählte Produkte in Mengen (1000 1)

Produkte Menge Entwicklung Wert 1979 1973 1976 1977 1978 1979 1973-1979* (in Meticais

Menge Durchschn. Mio)b Preisindex

Insgesamt: 1911,8 1038,9 896,0 1579,5 1479,3 77 204 18067 Fisch 149,0 162,3 93,3 337,9 273,0 183 136 1976 Weizen 4,3 - 5,9 10,0 3,0 70 168 124 Mais 116,3 121,2 65,8 80,0 105,0 90 188 570 Reis 1,3 20,1 5,7 113,1 78,7 6054 282 342 Mineralöl 1229,2 683,6 622,8 908,0 994,4 81 729 4568 Textil u.

Bekleidung 11,3 5,0 5,7 8,1 11,1 98 223 2001 Eisen u. Stahl 129,5 31,8 40,0 67,3 25,5 20 244 496 Maschinen 34,4 10,5 7J 9,3 16,2 85 434 3181

a 1973 = 100. b 1979 DM 1 = ca. MT 16,5.

Quelle: Informac.äo Estatistica. Maputo, 1976-1980.

3.2 Die Transferbilanz Die südafrikanischen Bergwerke, deren hoher Arbeitskräftebedarf seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem System von Wanderarbeit im Südlichen Afrika geführt hat, in dem Mosambik eine besonders ausgeprägte Stellung eingenommen hat, kennzeichnet seit mehreren Jahren ein Prozeß anhaltender Kapitalintensivierung und Steigerung der Arbeitsproduktivität5. Der Arbeitskräftebedarf der Minen zeigt daher, ungeachtet der anhaltend hohen Nachfrage auf dem internationalen Goldmarkt, eine deutlich rückläufige Tendenz. Dieser Einsatz arbeitssparender Technologie in den Minen dürfte auch in den nächsten Jahren anhalten, so daß insgesamt der Arbeitskräftebedarf der Minen sinkt. Hinzu kommt, daß die hohe Arbeitslosigkeit in Südafrika, die u. a. durch eine beschleunigte Kapitalintensivierung in der Landwirtschaft sowie in den Minen selbst hervorgerufen worden ist, eine seit mehreren Jahren verfolgte Politik der Umorientierung der Rekrutierung von Arbeitskräften für die Minen begründet. Die Rekrutierung von Arbeitskräften, die in den vergangenen Jahrzehnten zu mehr als 70 % in den Nachbarstaa- ten Mosambik, Malawi, Botswana etc. erfolgte, wird zunehmend internalisiert, um hierdurch die Arbeitslosigkeit in Südafrika selbst zu senken sowie um sich aus der hohen Abhängigkeit von den Nachbarstaaten als Arbeitskräftereservoir zu befreien.

Dieser Umstand bedeutet, daß das etablierte System der Wanderarbeit im Südlichen Afrika reduziert wird und von den „Anbieterstaaten" nach Südafrika selbst zurückgenom- men wird bzw. in der Form der Bantustans in Südafrika selbst institutionalisiert wird. In diesem Prozeß der „Internalisierung" der Wanderarbeit liegt jedoch die Initiative bei Südafrika und es besteht wenig Grund zur Annahme, daß die „Anbieterstaaten" auf diesen Prozeß zu ihren Gunsten Einfluß nehmen können. Diese Reduzierung des Systems der Wanderarbeit durch Südafrika kommt 1976/77 voll zum Tragen. Der historische Höchststand der Rekrutierung mosambikanischer Arbeitskräfte von ca. 120000 im Jahre 1975 wurde durch einen plötzlichen Ausfall des Kontingents von Malawi verursacht und stellt demzufolge nur eine Unterbrechung jenes Trends einer stark rückläufigen Rekrutie- rung von Bergarbeitern dar. So sinkt die Zahl der angeworbenen mosambikanischen Arbeitskräfte im Jahre 1977 auf etwa 30000 ab und erreicht damit einen vorläufigen historischen Tiefpunkt.

5 Lopes Junior; a.a.O.

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Diese Tendenz im System der Wanderarbeit führte dazu, daß der beschriebene ökonomische Kreislauf, der den Süden Mosambiks mit den Minen Südafrikas verbunden hatte, unterbrochen worden ist. Dieser Umstand bedeutet für Mosambik eine tiefgrei- fende Krise der Grundlagen seiner Reproduktion, die sich nicht nur, wie gezeigt, auf dem Gebiet der Zahlungsbilanz geltend macht, sondern auch eine anhaltende Krise der Sozialstrukturen auf dem Lande verursacht.

Vollzog sich die Reproduktion der ländlichen, in hohem Maße proletarisierten Bevölkerung seit Jahrzehnten vermittelt über die Lohnarbeit in den Minen, so ist durch die beschriebene Entwicklung in der Anwerbung von Arbeitskräften dieser ländlichen Bevölkerung weitgehend die traditionelle Grundlage ihrer Reproduktion entzogen. Entsprechend fehlen gegenwärtig alle die Bestandteile ihrer Reproduktion, die bislang durch die Lohnarbeit in den Minen sichergestellt worden war, wie einfache und langlebige Konsumartikel sowie landwirtschaftliche Geräte und Saatgut, um den herkömmlichen Stand der „Substistenzproduktion" aufrechterhalten zu können. Die unmittelbare Folge dieses paralysierten, ökonomischen Kreislaufs ist, daß die männliche Bevölkerung, die bislang in den Minen gearbeitet hatte, auf Arbeitssuche in die Städte drängt, ohne daß es bisher gelungen wäre, durch einen Prozeß der Akkumulation und Industrialisierung sowie der ländlichen Entwicklung diese Arbeitskräfte produktiv zu beschäftigen. Ebensowenig ist der industrielle Sektor zur Zeit in der Lage, den unterbrochenen Reproduktionskreislauf mit Südafrika sowohl hinsichtlich des Angebots an industriellen Fertigwaren als auch an Arbeitsplätzen und Einkommen zu ersetzen.

Dieser Niedergang des Systems der Wanderarbeit wirkt sich erst seit 1978 verstärkt in der Transferbilanz Mosambiks aus, da Südafrika in jenem Jahr seine Zahlungen in Gold zum Währungspreis eingestellt hat. Diese durch den gespaltenen Goldmarkt ermöglichten Gewinne werden in den Daten zur Zahlungsbilanz (und damit auch in obigem Schaubild) nicht wiedergegeben. Diese Gewinne dürften jedoch nach inoffiziellen Schätzungen so hoch gewesen sein, daß bis 1976/77 für die mosambikanische Regierung ein Problem

passiver Zahlungsbilanz de facto nicht bestanden hat. Der gespaltene Goldpreis hatte es bis zu diesem Zeitpunkt der neuen Regierung Mosambiks erlaubt, die steigenden Preise auf dem freien internationalen Goldmarkt auszunützen und hierdurch hohe Deviseneinnah- men zu erzielen. Diese ausnehmend günstige Situation verdeckte nicht nur die benannte Tendenz zur rückläufigen Rekrutierung von Arbeitskräften, sondern darüber hinaus auch eine weitere Entwicklung, die den unsichtbaren Warenverkehr seit der Unabhängigkeit* kennzeichnet.

3.3 Die Dienstleistungsbilanz Die Erlöse aus dem Betrieb der Häfen (insbes. Maputo und Beira) und dem Überlandtrans-

port, die bis zur Unabhängigkeit das Devisenaufkommen aus der Minenarbeit übertroffen hatten, waren nach 1974/75 weit zurückgefallen auf gegenwärtig (1980) ca. 40 % des Standes von 1973/74. Diese Entwicklung in der Dienstleistungsbilanz, die durch die beschriebene ausnehmend günstige Situation in der Transferbilanz verdeckt worden war, wird daher spätestens seit 1978 in den Salden des unsichtbaren Warenverkehrs sichtbar. Die tiefgreifenden Krisen der Grundlagen der Reproduktion, die durch den Rückgang der Einnahmen aus dem Transportsystem und dem Niedergang des Systems der Wanderarbeit

hervorgerufen worden sind, machen sich aus den benannten Gründen erst seit 1978 in Form eines akuten Devisenmangels geltend.

Dieser Devisenmangel kann jedoch aufgrund der beherrschenden Stellung, die der Außenhandel in ökonomisch unterentwickelten Ländern einnimmt, wiederum zum

Ausgangspunkt genommen werden, um die akuten ökonomischen Probleme Mosambiks, die sinkende und unzureichende industrielle Produktion, die Arbeitslosigkeit, die

weitgehend paralysierte Kommerzialisierung in ihrem wechselseitigen Zusammenhang zu erklären.

Nachstehend sollen daher einige der wichtigsten Momente hervorgehoben werden, um

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jene akuten Probleme als Ausdruck der gegenwärtigen tiefgreifenden Krise der Grundla- gen der Reproduktion dieses Landes zu interpretieren. Vor dem Hintergrund dieser Analyse werden wir sodann auf die eingangs vorgestellten Überlegungen zur programma- tischen Konzeption der mosambikanischen Regierung über die ökonomische Entwick- lung dieses Landes bis zum Ende der laufenden Dekade zurückkommen, um deren reale Grundlagen zu hinterfragen.

3.4 Der industrielle Sektor Im Verlauf der sechziger Jahre expandierte, wie oben beschrieben wurde, die industrielle Produktion in z. T. sogar sehr hohen Wachstumsraten. Dieser industrielle Sektor, der sich auf relativ hohem technischen Niveau entwickelte, weist jedoch die bekannten Merkmale einer nachzuholenden Industrialisierung und Importsubstitution, die hohe Importinten- sität der Produktion, auf. Die industrielle Produktion, die abgesehen von Rohstoffen niedriger Verarbeitungsstufe (Zucker, Baumwolle, Tee etc.) vorwiegend für den Binnen- markt bestimmt war, machte diesen daher von anderen Sektoren abhängig, die den erforderlichen Devisenbedarf zu erbringen hatten. Wie oben belegt wurde, waren die Deviseneinnahmen aus dem unsichtbaren Warenverkehr im Verlauf der sechziger Jahre weit vor den Erlösen des traditionellen Exportsektors zur wichtigsten Grundlage der erforderlichen und steigenden Importkapazität geworden.

Die erläuterte Entwicklung in der Leistungs- und Zahlungsbilanz seit der Unabhängig- keit bedeutet aber, daß der industrielle Sektor gegenwärtig nur mehr über einen geringen Teil der Devisen verfügt, die zur Aufrechterhaltung der laufenden Produktion bzw. zur Wiederherstellung des Produktionsstandes von 1973 erforderlich wären. Der starke Einbruch in der industriellen Produktion seit 1974/75 hat mittlerweile neben der Flucht der Fachkräfte, der Wirtschaftssabotage und der unvermeidlich mit der Unabhängigkeit verbundenen Übergangsschwierigkeiten in diesem akuten Devisenmangel seine zentrale Ursache.

Der akute Devisenmangel, der seit 1978 die Wirtschaftslage bestimmt, erschwerte und verunmöglichte es bislang, die industrielle Produktion des Standes vor der Unabhängig- keit wieder zu erreichen, da industrielle Rohmaterialien und Zwischenprodukte sowie Ersatzteile nur noch begrenzt und vielfach nur mehr auf Basis langfristiger Kredite eingeführt werden können. Dieser Devisenengpaß, für den z. Zt. noch keine grundle- gende Wende oder ein Ausweg gefunden zu sein scheint, dürfte sich in den nächsten Jahren eher noch verstärkt auf den industriellen Sektor auswirken, da seit der Unabhängigkeit praktisch keine Ersatzinvestitionen getätigt worden sind. Dieser Sachverhalt läßt sich anhand der Struktur der Importe seit 1 974/75 belegen. Vor der Unabhängigkeit bestanden etwa lA der Importe aus Gütern, die in die Kapitalbildung eingingen, seitdem lassen sich jedoch deutliche Verschiebungen in der Zusammensetzung der Importe beobachten. So ging der Anteil der Kapital- und Ausrüstungsgüter an den Gesamtimporten auf 20 % in Werten und um 75 % im Volumen zurück, wobei die getätigten Importe dieser Warengruppe ihrerseits vorwiegend aus Traktoren, Transportmitteln sowie landwirt- schaftlichen Maschinen bestehen und demzufolge nicht aus Waren, die auf Ersatz- oder gar Neuinvestitionen schließen lassen. Demgegenüber expandierten die Warengruppen Textilien, Nahrungsmittel und kurzlebige Konsumartikel im Gesamtimport. Die Einfuhr von Rohöl, die 1 979 in Mengen um 20 % unter dem Stand von 1 973 lag und 7 % des Wertes der Importe repräsentierte, absorbierte 1978 bereits 25 % der Gesamtausgaben für die Importe. Diese Entwicklung in der Importstruktur bedeutet aber, daß in den kommenden Jahren zusätzlich Devisen benötigt werden, um die anstehenden Ersatzinvestitionen zu tätigen. Aufgrund dieser Notwendigkeit dürfte sich der beschriebene enge Spielraum des industriellen Sektors, der bereits jetzt nur noch unzulänglich mit industriellen Rohmate- rialien und Ersatzteilen versorgt werden kann, weiter einschränken.

Der gegenüber 1973 weit zurückgefallene Stand industrieller Produktion6 verursachte eine hohe Unterauslastung der bestehenden Kapazitäten; dies führt vermittelt über eine

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staatliche Beschäftigungs- und Preispolitik zu einer Variante des Zwangssparens, auf die hier kurz hingewiesen werden soll. Die niedrige Kapazitätsauslastung setzte sich in entsprechend steigende Stückkosten um. Gleichzeitig verfolgte die Regierung die Politik, das Beschäftigungsniveau in den Betrieben aufrechtzuerhalten sowie durch Preiskontrol- len und Rationierungen der wichtigsten Konsumgüter das Preisniveau zu stabilisieren. Die Folge dieser Preis- und Beschäftigungspolitik ist, daß die Stückkosten an die Verkaufskosten heranreichen oder diese übertreffen. Die Verluste, die hierdurch in den Betrieben anlaufen, wurden ihrerseits bislang von der Staatsbank in Form von Krediten übernommen.

Die sich öffnende Schere zwischen realer Produktion und umlaufender Geldmenge bzw. nomineller Kaufkraft, die hierdurch hervorgehoben wird, setzt sich in einem hohen Inflationsdruck, in Käuferschlangen vor den Läden sowie im Schwarzmarkt um, worin sich jenes Ungleichgewicht geltend macht. Die Unterauslastung der Kapazitäten, die wesentlich durch die prekäre Devisenlage mitverursacht ist, bewirkt daher eine negative Variante des Zwangssparens, die nicht durch langfristige Entwicklungsprojekte vorange- trieben wird, sondern durch die Unterauslastung der Kapazitäten.

Abgesehen von diesen Momenten, die gegenwärtig die Situation des industriellen Sektors kennzeichnen, sei an dieser Stelle noch auf ein weiteres Problem hingewiesen, in dem sich die Krise der Reproduktion dieses Landes geltend macht: Die industrielle Produktion drückt in ihrer „sozialen" Struktur die Einkommenskonzentration und den inneren Markt des kolonialen Mosambik aus. Zugleich weist dieser Sektor nur unzurei- chend Industrien auf, die für den bäuerlichen Massenbedarf produzieren, der bis zur Unabhängigkeit besonders im Süden des Landes vermittelt über die Minenarbeit gedeckt worden war.

Der industrielle Sektor ist jedoch seinerseits nicht imstande, jenen unterbrochenen

Reproduktionskreislauf der ländlichen Bevölkerung mit der Minenarbeit zu ersetzen oder diesen ökonomisch zu „schließen". Dies ist weder aufgrund der überkommenen Struktur der industriellen Produktion möglich, noch ist der industrielle Sektor gegenwärtig in der

Lage, die arbeitslos gewordenen Minenarbeiter produktiv zu absorbieren und den entstandenen Einkommensausfall der ländlichen Familien finanziell, aber auch von der Seite des Warenangebots zu ersetzen. Die Möglichkeit, den unterbrochenen Reproduk- tionskreislauf der ländlichen Bevölkerung durch den industriellen Sektor wiederherzu- stellen, setzt nicht allein eine Erhöhung der industriellen Produktion, sondern deren

Expansion und Umstrukturierung voraus ; d. h. , eine industrielle Akkumulation, die jene freigesetzten Arbeitskräfte auf dem Lande absorbiert und zugleich auch die benötigten industriellen Fertigwaren für die ländliche Bevölkerung produziert, kann jenes insbeson- dere den Süden betreffende Problem lösen. Diese Bedingung bedeutet jedoch nicht

weniger, als jene besonderen Merkmale der Reproduktion Mosambiks - die enge Eingliederung des Südens in den Reproduktionskreislauf der Minen Südafrikas - zu

beseitigen und durch eine entsprechende eigene ökonomische Entwicklung zu ersetzen. Dieser Sachverhalt sowie die allgemein gesunkene industrielle Produktion verweisen

auf ein weiteres aktuelles Problem, das die gegenwärtige Wirtschaftslage Mosambiks kennzeichnet : die weitgehend paralysierte Kommerzialisierung agrarischer Überschüsse. Die Kommerzialisierung agrarischer Überschüsse ist aber, wie eingangs erläutert wurde, von zentraler Bedeutung im Prozeß der nachzuholenden Industrialisierung und Akkumu- lation, während derer die Landwirtschaft die „Grundlage" und die Industrie der

„dynamisierende Faktor" sein sollen.

6 In den Jahren 1974-1975 fällt die Wert- schöpfung der verarbeitenden Industrie um

39,8 %, in den Jahren 1975-1976 um weitere 33,3 %. Vgl. United Nations: a.a.O.

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Page 16: Mosambik: Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen Afrika

3.5 Die Kommerzialisierung agrarischer Überschüsse

Die kleinbäuerlichen Produzenten nahmen bis zur Unabhängigkeit insbesondere im Norden des Landes eine bedeutende Stellung in der Erzeugung des vermarktbaren

agrarischen Überschusses für den Binnenmarkt sowie für den Export ein. Die Methoden, durch die dieser Beitrag erreicht wurde, reichten von Zwangsarbeit und Zwangskulturen bis hin zu einem weitverzweigten Netz der Kleinhändler, die eine wichtige Vermittlerrolle eingenommen hatten.

Waren bis zur Unabhängigkeit die Formen außerökonomischen Zwangs für die Sicherstellung vermarktbarer Überschüsse aus der Landwirtschaft von Bedeutung, so ist nach Beseitigung dieser Formen die Produktion agrarischer Überschüsse von bestimmten mengenmäßigen Austauschrelationen abhängig. Wie oben bereits betont wurde, sind die Kleinbauern nur dann bereit, einen Teil ihrer Produktion zu vermarkten, wenn sie diese gegen Fertigwaren zu Tauschrelationen abgeben können, die von ihrem Standpunkt aus gesehen akzeptabel sind. Vorteilhafte interne „terms of trade", zu denen ausreichend Fertigwaren angeboten werden, stellen daher eine der zentralen Voraussetzungen dafür dar, daß nicht nur die Industrie der „dynamisierende Faktor", sondern auch die Landwirtschaft die „Grundlage" der ökonomischen Entwicklung sein kann.

Vor dem Hintergrund dieses allgemeinen Zusammenhangs zwischen Landwirtschaft und Industrie werden die gegenwärtige Krise der Reproduktion und die akuten ökonomischen Schwierigkeiten Mosambiks offenkundig: Die beschriebene Unzuläng- lichkeit der industriellen Produktion, zu der der Devisenengpaß entscheidend beiträgt, zerstörte die ökonomischen Grundlagen für im benannten Sinne akzeptable „terms of trade" und damit der Kommerzialisierung agrarischer Überschüsse. Es kann zwar nicht bestritten werden, daß der unzulängliche Zustand des Transportsystems sowie organisa- torische Schwierigkeiten ein bedeutendes Hindernis bei der Überwindung der paralysier- ten Kommerzialisierung darstellen, doch scheint sich bereits jetzt zu zeigen, daß die Kommerzialisierung wesentlich ein Problem der industriellen Produktion selbst ist. Der akute Devisenmangel und seine Folgen für die industrielle Produktion können daher als einer der wichtigsten Gründe für das bislang unbefriedigende Ergebnis der Kampagnen der Kommerzialisierung angesehen werden. Ebenso sind die Anstrengungen, über die Bildung von Gemeinschaftsdörfern und Kooperativen das vermarktbare Agrarprodukt zu steigern, langfristig an jene materiellen Bedingungen der „terms of trade" gebunden.

In den voranstehenden Ausführungen wurden die akuten Wirtschaftsprobleme Mosambiks - der Devisenmangel, die unzureichende industrielle Produktion, die Arbeitslosigkeit und die weitgehend paralysierte Kommerzialisierung - in ihren inneren Erklärungszusammenhang gestellt. Es wurde gezeigt, daß sich in diesen Problemen eine tiefgreifende Krise der Grundlagen der Reproduktion geltend macht, die zugleich auch eine Krise der herkömmlichen Quellen der nachzuholenden Industrialisierung und Akkumulation bedeutet: - Der industrielle Sektor ist nicht in der Lage, aus sich selbst heraus zu expandieren,

sondern hängt in seiner Entwicklung von anderen Sektoren ab. Die Einnahmen aus dem Transportsystem und der Minenarbeit sind seit längerer Zeit nur noch begrenzt verfügbar.

- Der Export ist als Finanzierungsquelle traditionell von untergeordneter Bedeutung und ist zusätzlich noch durch die Krise in der Landwirtschaft, die wesentlich durch die niedrige industrielle Produktion und die paralysierte Kommerzialisierung verursacht ist, weiter in seiner Bedeutung für den investierbaren Überschuß geschmälert.

- Die Landwirtschaft ist aufgrund der benannten Probleme als bedeutende Quelle der Finanzierung der nachzuholenden Industrialisierung nicht in Betracht zu ziehen. Vor dem Hintergrund dieser hier bewußt pointiert hervorgehobenen Situation ist das

eingangs gestellte Akkumulationsproblem erneut aufzugreifen. Die programmatische Konzeption, nach der die Landwirtschaft die Grundlage und die Industrie der dynamisie-

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rende Faktor der ökonomischen Entwicklung Mosambiks sein soll, findet demnach in den konkreten gegebenen Bedingungen noch keineswegs die Voraussetzung zu ihrer Reali- sierbarkeit: Die Industrie ist weit davon entfernt, ein dynamisierender Faktor zu sein- weder hinsichtlich der Struktur der Produktion, noch hinsichtlich des erreichten Standes und der Kosten der industriellen Produktion oder bezüglich der Produktion, die überhaupt für die Kommerzialisierung mit der Landwirtschaft bestimmt sein kann. U. a. ist daher die Landwirtschaft ebensowenig in die Lage versetzt, die Rolle einer Grundlage der ökonomischen Entwicklung und Industrialisierung zu übernehmen.

Ausgehend von diesem prekären Sachverhalt ist die Frage zu stellen, ob möglicherweise auf dem Wege über internationale Wirtschaftskooperation und internationale Kredite die Bedingungen entwickelt werden können, um jene Krise der Reproduktion zu überwin- den. Diese Fragestellung nach der möglichen Bedeutung internationaler Kredite und Formen internationaler Wirtschaftskooperation im Prozeß der ökonomischen Entwick-

lung der laufenden Dekade soll nachstehend wie folgt erörtert werden. Die mosambikanische Regierung hat in den vergangenen Jahren wiederholt erklärt,

daß die Kooperation mit den Staaten des COMECON von vorrangiger Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sei und daß Mosambik die Absicht verfolge, zu

gegebener Zeit die volle Mitgliedschaft in dieser sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft zu erlangen. Diese wiederholt geäußerte Auffassung soll vor dem Hintergrund der oben erläuterten prekären Wirtschaftslage hinterfragt werden.

Ungeachtet dieser von offizieller Seite favorisierten Orientierung Mosambiks auf das COMECON läßt sich jedoch feststellen, daß westliche Industrienationen wie die skandinavischen Länder oder die Staaten der EG bei der Durchführung von Entwick-

lungsprojekten von zunehmendem Gewicht sind. Ebensowenig wurde bislang (1 98 1 ) eine offizielle Erklärung abgegeben, nach der die Unterzeichnung der Konvention von Lome

explizit auszuschließen sei. Es scheint daher sinnvoll, selbst wenn eine derartige negative Festlegung bestünde, dennoch die wichtigsten Bestandteile der Konvention von Lome in ihrer möglichen Bedeutung für Mosambik zu analysieren.

Mosambik hat zusammen mit den sog. Frontlinienstaaten vereinbart, durch eine fortschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit die ökonomische Entwicklung im Südlichen Afrika zu beschleunigen und hierdurch zugleich auch die einseitige historische

Abhängigkeit dieser Staaten von Südafrika zurückzudrängen. Zu dieser Perspektive einer

möglichen Wirtschaftskooperation und -integration im Südlichen Afrika seien schließlich

einige Anmerkungen angefügt, um diese sich andeutende Entwicklung in ihrer eventuellen

Bedeutung für Mosambik zu beurteilen.

4. DIE BEDEUTUNG DER INTERNATIONALEN ZUSAMMEN- ARBEIT FÜR DIE ÖKONOMISCHE ENTWICKLUNG MOSAMBIKS

4.1 Die Kooperation mit den Staaten des COMECON Die ökonomischen Beziehungen Mosambiks mit den Staaten des COMECON entwickel- ten sich bislang in drei Formen: - Langfristige Handelsabkommen. - Investitionsprojekte in der Landwirtschaft, dem Bergbau, der Fischerei und der

Industrie, deren Rückzahlung vollständig oder größtenteils durch laufende Produktion

erfolgt. - Durchführung von Investitionsprojekten oder Beteiligung an diesen „joint ventures" zu

Konditionen, die auch von westlichen Unternehmen oder multilateralen und bilateralen Institutionen verlangt werden. Es scheint daher sinnvoll, sich auf die beiden ersten Formen der Kooperation zu

konzentrieren, da allein diese, wenn überhaupt, eine Alternative zu den Bedingungen und

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Implikationen der Kooperation mit den westlichen Unternehmen und Institutionen begründen können. Ebenso ist hier nicht der Ort, um eine detaillierte Darstellung und

Analyse der langfristigen Handelsabkommen und Kompensationsgeschäfte zwischen den COMECON-Staaten und Entwicklungsländern vorzunehmen, vielmehr soll hier auf einige Aspekte dieser Formen der Kooperation hingewiesen werden, die in den einschlägigen Beiträgen hierzu nicht oder u. E. nur unzureichend berücksichtigt werden.

4.1.1 Langfristige Handelsabkommen Die Entwicklung des mosambikanischen Außenhandels seit der Unabhängigkeit sowie das Gewicht, welches die Staaten des COMECON darin einnehmen, ist den Angaben in Tabelle 5 zu entnehmen.

Tab. 8: Außenhandel Mosambiks nach ausgewählten Län- dern 1979, in %

Länder Exporte Importe

COMECON 9,3 15,4 EG 22,9 19,0

DDR 8,1 9,5 UdSSR 1,1 0,9 Rumänien 0,1 2,6 Ungarn - 0,8 CSSR - 1,4 Bundesr. Deutschland 2,2 4,9 Frankreich 3,1 4,1 Portugal 14,6 4,7

Afrika 10,6 17,4 Südafrika 4,9 14,4 Tansania 0,4 1,6 Malawi 1,0 0

USA 23,5 3,7 Japan 6,1 1,8 Irak - 17,7

Quelle: Informa9äo Estatistica, a.a.O. Nr. 1, Juni 1980.

Die Staaten des COMECON repräsentieren insgesamt ca. 15,4 % der mosambikanischen Importe und 9,3 % der Exporte. Die DDR mit 9,5 % der Importe und 8,1% der Exporte ist der weitaus wichtigste Handelspartner aus dem COMECON. (Ebenso ist Tab. 8 zu entnehmen, daß die westlichen Industrienationen noch immer zu den bei weitem wichtigsten Handelspartnern zählen). Die Exporte Mosambiks in die Staaten des COMECON bestanden bislang vorwiegend aus Cashew-Nüssen, Zitrusfrüchten, Sisal, Tee und Fischen sowie einigen wertvollen Rohstoffen (Tantalit, Smaragd). Die Importe aus den Staaten des COMECON setzen sich überwiegend aus Lastwagen, Traktoren, Landwirtschaftsmaschinen, langlebigen Konsumgütern (Elektrogeräte) sowie einigen verarbeiteten Nahrungsmitteln zusammen.

Das Handelsvolumen, das Mosambik mit den COMECON-Staaten realisierte, wurde bislang vor allem auf der Grundlage langfristiger Abkommen nach dem Clearing- Verfahren abgewickelt und erfaßt ebenso bereits Rückzahlungen aus laufender Produk- tion infolge von Kompensationsgeschäften. Der sog. „wechselseitige Nutzen", von dem diese Abkommen geleitet sein sollen, ist u. E. vermutlich weniger in den konkreten Konditionen und der jeweils zugrundeliegenden Preisgestaltung gegeben. Vielmehr

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dürfte der besagte „wechselseitige Nutzen" aus dem Umstand resultieren, daß beide Seiten sich gegenüber der internationalen Konkurrenz in einer ähnlichen Situation befinden, die infolgedessen ein gemeinsames Interesse begründet. Diese beiden Seiten vergleichbare Situation besteht darin, daß sowohl das Entwicklungsland Mosambik als auch der jeweilige Industriestaat des COMECON in zahlreichen Branchen gegenüber der internationalen Konkurrenz unterlegen sind. Beide Seiten stehen vor der Schwierigkeit, ihre Exporte auf dem freien internationalen Markt zu behaupten oder auszuweiten. So können beispielsweise die Industriestaaten des COMECON nur begrenzt industrielle Fertigwaren oder gar Kapitalgüter auf den internationalen Märkten absetzen, da diese Märkte noch immer von der Konkurrenzfähigkeit der technologisch fortgeschritteneren westlichen Industriestaaten dominiert werden.

Ähnlich, wenn auch aufgrund anderer Ursachen und mit unterschiedlichen internen Folgen, stellt sich die internationale Konkurrenz für Entwicklungsländer wie Mosambik dar. Die Exporte werden auf dem internationalen Markt abgesetzt, der durch einen hohen Konkurrenzdruck (auch durch andere Entwicklungsländer) gekennzeichnet ist. Es ist daher einem Land wie Mosambik kaum möglich, die Exporte solcher Produkte unter gleichbleibenden Bedingungen auszuweiten, die international auf eine stagnierende Nachfrage und auf eine hohe Preiskonkurrenz treffen, oder an die Qualitätsanforderun- gen gestellt werden, denen gegenwärtig nicht entsprochen werden kann. Im Fall einer solchen relativen Unterlegenheit gegenüber der internationalen Konkurrenz können langfristige Handelsabkommen durchaus von „wechselseitigem Vorteil" sein: Beide Seiten können miteinander Produkte austauschen, die sich nicht oder nur zu ungünstigen Bedingungen auf dem internationalen Markt absetzen lassen.

So importiert beispielsweise ein COMECON-Staat aus Mosambik Tee, der gemessen an internationalen Qualitätsanforderungen drittklassig ist. Würde dieser Staat seinen Teebedarf durch Einkäufe auf dem freien Markt bzw. auf der Tee-Börse in London decken, so müßte er in Devisen bezahlen, was seinerseits Exporte hochwertiger Fertigwaren in die westlichen Märkte erforderlich macht. Dies aber ist für den COMECON-Staat schwierig, so daß es durchaus für diesen von Vorteil ist, seinen Teebedarf aus Mosambik zu decken, da dieser ohne Belastung der eigenen Devisenbilanz

bezogen werden kann. Andererseits exportiert der betreffende COMECON-Staat nach Mosambik im Rahmen eines Clearing- Verfahrens Industriewaren, die er nicht oder nur zu

ungünstigen Bedingungen auf den westlichen Märkten verkaufen könnte. Entsprechend kann Mosambik Tee minderer Qualität exportieren, für den es auf dem freien Markt nur

wenige Devisen erzielen würde, und industrielle Fertigwaren importieren, die es anders nur gegen Devisen auf dem freien Markt einkaufen könnte.

Selbst wenn beide Seiten die ausgetauschten Waren in Devisen verrechnen, so findet dennoch der konkrete Warenaustausch unter Umgehung der internationalen Konkurrenz statt. Die Grenze für den beiderseitigen „wechselseitigen Nutzen" ist in diesem hier

gewählten Beispiel durch die für beide Seiten gegebene relative Unterlegenheit gegenüber der internationalen Konkurrenz gezogen. Es ist daher für die jeweiligen Staaten des COMECON nicht von Vorteil, Produkte auf die Clearing-Liste zu setzen, die zu

günstigen Bedingungen auf den westlichen Märkten verkauft werden können. Ebensowe-

nig ist es für ein Land wie Mosambik von Vorteil, Waren in das Clearing- Verfahren einzubeziehen, die auf dem internationalen Markt gut zu verkaufen sind.

Derartige langfristige Handelsabkommen und Clearing-Geschäfte, die im benannten Sinne für beide Seiten von „wechselseitigem Nutzen" sein können, bedeuten jedoch nicht, daß das bekannte Phänomen ungünstiger „terms of trade" im Außenhandel der

Entwicklungsländer bzw. in diesem Fall Mosambiks beseitigt würde. Die Preise der vom COMECON gelieferten Waren sind an der langfristigen Preisentwicklung der wichtig- sten westlichen Märkte orientiert und werden infolgedessen auch vermittelt über die Handelsabkommen an die jeweiligen Entwicklungsländer weitergegeben. Dies gilt im

Prinzip auch für die Preise der Rohstoffe, die das COMECON aus diesen Ländern

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bezieht, deren Höhe durch die Preisentwicklung der entsprechenden internationalen Märkte bestimmt wird. Dennoch muß eingeräumt werden, daß sich im Rahmen derartiger langfristiger Abkommen die Produktion und die Exporte längerfristiger stabilisieren lassen als dies i. d. R. unter Bedingungen der freien Konkurrenz möglich ist und zwar insbesondere in solchen Branchen, die auf sehr ungünstige internationale Marktbedingun- gen treffen. Ebenso kann der Export solcher Waren ausgeweitet werden, deren internationale Nachfrage stagniert oder rückläufig ist. Mit anderen Worten, durch derartige langfristige Abkommen kann ein Entwicklungsland einen praktisch „unbe- grenzten" Markt finden, ein Vorteil, der sich für die hier inf ragekommenden Rohstoffe auf dem internationalen Markt nicht oder kaum erreichen läßt.

4.1.2 Kompensationsgeschäfte (Investitionen und Rückzahlung durch laufende Produktion)

Eine weitere Form der ökonomischen Kooperation, die Mosambik mit den Staaten des COMECON unterhält, sind die sog. Kompensationsgeschäfte. Es handelt sich hierbei um langfristige Warenkredite zur Durchführung von Entwicklungsprojekten, deren Rückzahlung entweder ganz oder zum Teil durch laufende Produktion erfolgt. Diese Finanzierungsform kann wiederum von wechselseitigem „Vorteil" sein: Sie trägt zur Versorgung des jeweiligen COMECON-Staates mit mineralischen Rohstoffen und Agrarprodukten bei, die andererseits nur gegen Devisen erhältlich wären, ermöglicht es aber auf der anderen Seite Mosambik, die Aufnahme oder Erweiterung bestimmter Produktionsbereiche zu erreichen, ohne deshalb seine Devisenbilanz zu belasten bzw. deren Belastung in Grenzen zu halten. Die Möglichkeit, derartige Kompensationsge- schäfte abzuschließen, besteht prinzipiell auch mit westlichen Unternehmen, wie dies seit Jahren seitens der COMECON-Staaten getan wird. Die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen, die gegenwärtig in Mosambik vorherrschen, dürften jedoch den Umfang derartiger Kompensationsgeschäfte mit westlichen Unternehmen in Grenzen halten.

Diese beiden Formen, in denen sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Mosambik und einigen der COMECON-Staaten vorrangig entwickelt hat, ist jedoch nicht nur durch die oben benannten gemeinsamen Grenzen des „wechselseitigen Nutzens" beschränkt, sondern letztlich auch durch die Export- und Lieferfähigkeit Mosambiks und der COMECON-Staaten selbst. So spricht gegenwärtig vieles dafür, daß die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den COMECON-Staaten auf diese Formen beschränkt bleibt, selbst wenn sich eine Vollmitgliedschaft Mosambiks in nächster Zeit erreichen lassen sollte, da gegenwärtig kaum Bedingungen bestehen, über den bereits erreichten Umfang und die Qualität der Kooperation wesentlich hinauszugehen. Dies hätte zur Voraussetzung, daß Mosambik die Exporte auch solcher Produkte erheblich ausweiten könnte, die für das COMECON von Interesse sind, andererseits aber auf den internationalen Märkten nur zu ungünstigen Bedingungen verkauft werden können. Dies ist aber gegenwärtig nicht der Fall oder es entspricht nicht dem Eigeninteresse Mosambiks, solche Produkte wie Cashew-Nüsse, Fisch, Krabben, Edelhölzer, Baumwolle etc. in der Form langfristiger Abkommen in die COMECON-Staaten zu exportieren, da die Preisentwicklung dieser Waren auf den westlichen Märkten langfristig als durchaus günstig bis überdurchschnittlich gut einzuschätzen ist.

Aufgrund dessen kann vermutet werden, daß auch eine volle Mitgliedschaft Mosam- biks im COMECON zu keinen einschneidenden Verschiebungen im mosambikanischen Außenhandel oder zu neuen und umfangreicheren Formen der Kooperation führen würde. Die Integration der Planung Mosambiks in die des COMECON bzw. die Teilnahme Mosambiks an einer fortschreitenden Arbeitsteilung innerhalb dieser Wirt- schaftsgemeinschaft setzte voraus, daß Mosambik einen Grad der Planbarkeit seiner Produktion erreicht hat, der eine ausreichende Sicherheit für die Planung der COME- CON-Staaten bedeuten könnte. Gerade dies ist aber gegenwärtig seitens Mosambiks noch nicht gegeben. Diese Bedingung ist aber für das COMECON die Voraussetzung dafür,

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eine wechselseitige langfristige Wirtschaftsintegration einzuleiten, die über die bisherigen oben benannten Formen der Kooperation hinausgeht.

Schließlich muß darauf hingewiesen werden, daß ungeachtet der möglichen Vorteile, die Mosambik aus der Kooperation mit dem COMECON ziehen kann, dieses jedoch keine Lösung für das akute Problem des Devisenengpasses herbeiführen kann.

4.2 Die Konvention von Lome und deren mögliche Bedeutung für Mosambik Ebenso wie die Kooperation mit den Staaten des COMECON nur eine Teillösung für einige der Wirtschaftsprobleme Mosambiks herbeiführen kann, so kann auch die Konvention von Lome nur in ihrer Relevanz für bestimmte Teilbereiche der mosambika- nischen Wirtschaft sinnvoll beurteilt werden. Die wichtigsten Elemente des Abkommens von Lome, die Stabilisierung der Exporterlöse, die einseitige Handelsliberalisierung sowie die Regelungen einer technischen und industriellen Zusammenarbeit sollen daher nachstehend daraufhin untersucht werden, welche Verbesserungen sie für die wichtigsten Bereiche der mosambikanischen Wirtschaft bewirken könnten.

Das STABEX-System, das nahezu auf alle agrarischen Exportprodukte der AKP- Staaten Anwendung findet, kann bekanntlich nur in Anspruch genommen werden, wenn insbesondere zwei Bedingungen einer sog. Auslöseschwelle gegeben sind: Das zu „stabilisierende" Produkt muß mindestens 6,5 % der Exporterlöse des betreffenden Landes repräsentieren; außerdem müssen die Erlöse aus den Exporten des inf ragekom- menden Produktes, die in die Europäische Gemeinschaft gehen, um mindestens 6,5 %

gegenüber den Durchschnittserlösen der vier vorangegangenen Jahre zurückgefallen sein. Für Mosambik ist in diesem Zusammenhang eine Sonderregelung von Bedeutung: Jene „Auslöseschwelle" von 6,5 % wird für die Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer auf 2 % gesenkt. Ohne Zweifel würde Mosambik dieser Gruppe zugerechnet werden. Die in Tabelle 9 aufgeführten Exportprodukte entsprächen demzufolge den Regelungen zur

Anwendung des STABEX-Systems.

Tab. 9: Exporte Mosambiks nach Produkten in %

Produkte 1973 1976 1977 1978 1979

Cashew 22 27 30 27 17 Cashew-Öl 112 3 3 Kokos 4 5 7 8 7 Kokos-Öl 2 2 2 11 Baumwolle 20 12 6 8 9 Zucker 10 12 5 3 12 Krabben 2 8 7 10 9 Tee 4 4 9 8 8 Holz 5 4 3 3 3 Sisal 3 2 3 3 3 Zitrusfrüchte 11-11

Quelle: Informa?äo Estatistica, a.a.O., 1980.

Die hier hypothetisch unterstellte Mitgliedschaft Mosambiks in der Konvention von Lome würde zudem keine Umorientierung der Exporte nach Ländern erfordern, da ohnehin bereits die agrarischen Exportprodukte überwiegend in die EG fließen. Eine

Sonderregelung gegenüber der Einschränkung des STABEX-Systems auf die Einkom- mensverluste, die aus den Exporten in die EG (und nicht in andere Länder) herrühren, ist noch erwähnenswert. Auf Antrag eines AKP-Staates ist es möglich, daß die Transferzah-

lungen auch auf Exporte Anwendung finden, die in andere, nicht der EG angehörende, Staaten fließen. D. h., Mosambik würde in diesem Bereich der Handelsbeziehungen nicht

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von einer regionalen Kooperation mit den Nachbarstaaten des Südlichen Afrika

abgehalten, die mit der Ausnahme Angolas ohnehin bereits der Konvention beigetreten sind. Vielmehr ließen sich zukünftige Exporte von Nahrungsmitteln und agrarischen Rohstoffen in die Nachbarstaaten in das STABEX-System voll einbeziehen. Kann daher zunächst festgestellt werden, daß das STABEX-System voll auf die mosambikanischen Exporte angewendet werden könnte, so ist noch nach der potentiellen Bedeutung eventueller Transferzahlungen für das gesamte Devisenaufkommen zu fragen.

Das Exportsortiment Mosambiks ist relativ günstig und weit gestreut, da keines der Produkte mehr als 20-25 % der Gesamtexporte repräsentiert. Das STABEX-System ist daher nur für relativ wenige Produkte von Bedeutung. Wichtige Exportprodukte wie Cashew-Nüsse, Krabben, Langusten und Fisch treffen auf zum Teil sehr gute internatio- nale Marktbedingungen. Die Preisentwicklung für diese Waren dürfte auch in den nächsten Jahren zugunsten Mosambiks verlaufen, d. h. diese Produkte fallen außerhalb des Rahmens der Problematik, die zur Einführung des STABEX-Systems geführt hat (stagnierende Nachfrage, fluktuierende Preisentwicklung etc.). Ebenso kann auch im Fall der Baumwolle von einer langfristig steigenden und günstigen Preisentwicklung ausge- gangen werden. Dennoch würde das STABEX-System im Fall der Baumwolle eine gewisse Versicherung gegen Einbußen der Exporterlöse durch interne Faktoren bein- halten.

Für die Exportbranche Baumwolle scheint daher das STABEX-System - wenn überhaupt - ebenfalls nur von untergeordneter Bedeutung zu sein, wenn zusätzlich in Rechnung gestellt wird, daß der Anteil der exportierten Baumwolle an den mosambikani- schen Exporten (20 % 1973, 9 % 1979) in den nächsten Jahren eher sinken dürfte. Der beschleunigte Aufbau neuer großer Textilf abriken wird den Exportanteil der Baumwoll- produktion verringern, zumal die Produktion auch in den nächsten Jahren kaum den Stand von 1973 erreichen oder übertreffen dürfte.

Im Fall von Tee und Sisal, die 4 % bzw. 3 % des Exportaufkommens (1973) repräsentieren, könnte das STABEX-System eine Hilfe darstellen, da die Bedingungen auf den jeweiligen internationalen Märkten instabil oder sogar äußerst ungünstig sind. Jedoch hätte eine dauerhafte Einbeziehung des Tees in das STABEX-System zur Voraussetzung, daß Mosambik die Qualität des Tees erhöht und dadurch die Gesamteinnahmen aus dieser Branche ausweitet. Läßt sich dies nicht erreichen, so sinkt folglich die Berechnungsbasis für die Transferzahlungen, die aus dem statistischen Durchschnitt der Erlöse der vier vorangegangenen Jahre errechnet wird. Für den Sisal, dessen internationale Preis- und Absatzbedingungen extrem ungünstig verlaufen, kann das STABEX-System ohne Zweifel nur eine Verbesserung bringen, deren Bedeutung für das gesamte Exportaufkom- men jedoch aufgrund der untergeordneten Stellung des Sisal im Export nicht sehr groß sein kann. Vielmehr scheint es gerade im Fall dieser beiden Produkte sinnvoll zu sein, diese in Form von langfristigen Handelsabkommen in den Staaten des COMECON abzusetzen, um jene oben benannten Vorteile zu erreichen, die möglicherweise die bescheidenen Verbesserungen durch das STABEX-System übertreffen.

Ein zweiter wichtiger Bestandteil der Konvention von Lome besteht in der einseitigen Handelsliberalisierung, durch die die EG im Prinzip ihre Märkte für nahezu alle Produkte aus den AKP-Staaten öffnet, ohne daß die AKP-Staaten ihrerseits verpflichtet sind, ihre Märkte für die EG- Waren zu öffnen. Mosambik ist jedoch gegenwärtig und sicher noch für viele Jahre nicht in der Lage, Industriewaren in die EG zu exportieren, die dort einen Markt finden könnten. Ebensowenig könnte Mosambik die einseitige Handelsliberalisie- rung zu seinen Gunsten gegen andere konkurrenzfähigere Exporteure aus den übrigen Entwicklungsländern nützen. Aufgrund des gegenwärtigen Entwicklungsstandes und der insgesamt ungünstigen Wirtschaftslage Mosambiks können die potentiellen Möglichkei- ten der Marktöffnung der EG von diesem Land kaum in einen Vorteil verwandelt werden.

Selbst im Bereich Textil und Bekleidung, der seitens der EG Sonderregelungen unterliegt, die an das Welttextilabkommen gebunden sind, kann Mosambik kaum Vorteile

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erwarten. Zwar ist es denkbar, daß Mosambik im Rahmen der Neuverhandlungen zu diesem Abkommen als eines der am wenigsten entwickelten Länder gegenüber den asiatischen Produzenten bevorzugt würde; doch selbst wenn sich für Mosambik eine bestimmte Quote sicherstellen ließe, so wäre es gegenwärtig kaum imstande, diese wahrzunehmen. Sowohl der hohe Eigenbedarf, der noch auf Jahre hinweg weit davon entfernt ist, gedeckt zu sein, als auch die Qualitäts- und Kostenstruktur schließen daher de facto die Möglichkeit aus, daß dieser Sektor in die EG exportieren kann.

Im Bereich der Handelsregulierungen sei noch auf das sog. Bananen- und Zuckerab- kommen hingewiesen. Ungeachtet einer noch bis vor kurzem 20 %igen Zollschranke für Bananen aus Ländern, die nicht zu den AKP-Staaten zählen, hatten sich wichtige AKP- Produzenten wie Jamaica, Somalia und die Elfenbeinküste nur schwer gegen EG-Importe aus Drittländern behaupten können. Das Abkommen sieht vor, daß Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität und auf dem Gebiet des Marketing ergriffen werden, um die

Stellung der AKP-Staaten auf den Bananenmärkten der EG zu verbessern. Dieses Abkommen ließe sich prinzipiell auch auf Mosambik anwenden. Doch scheint der Erfolg angesichts anderer, bereits seit Jahrzehnten auf den Export spezialisierter, Bananenprodu- zenten ebenfalls kaum wahrscheinlich. Auch in diesem Fall dürfte es eher sinnvoll sein, die

Bananenproduktion für den Export in die COMECON-Staaten zu entwickeln, die als Rückzahlung von langfristigen Warenkrediten durch laufende Produktion verwendet werden können.

Im Zucker- Abkommen legt die EG bestimmte Quoten für die daran interessierten AKP-Staaten fest. Die EG verpflichtet sich, diese Quoten zu einem festen Mindestpreis abzunehmen. Die bisherigen Erfahrungen lassen den Schluß zu, daß Mosambik dieses Abkommen nützen und seine Exporterlöse aus dem Zucker langfristig stabilisieren könnte.

Die Beseitigung von Zollschranken, die durch einen Beitritt Mosambiks zum Abkommen von Lome erreicht würde, ist unbedeutend, da für die meisten der inf ragekommenden Exportprodukte Mosambiks, wie z. B. im Fall von Baumwolle, Kokos, Tee, Holz und Sisal ohnehin keine Zölle mehr erhoben werden.

Der dritte wichtige Bestandteil des Abkommens von Lome bezieht sich auf die sog. technische und industrielle Zusammenarbeit, durch welche die ökonomische Entwick-

lung und Industrialisierung der AKP-Staaten gefördert werden soll. In diesem Bereich sind zwei Finanzierungsinstitutionen zu unterscheiden, denen unterschiedliche Aufga- benbereiche zufallen: Der Europäische Entwicklungsfond (EEF) und die Europäische Investitionsbank (EIB).

Die EIB entscheidet auf der Grundlage der einzelbetrieblichen Rentabilität und fördert Projekte, deren Amortisierung schnell erfolgt sowie deren Rentabilität sicher zu sein scheint. Der EEF dagegen fördert Projekte, die ein relativ großes Investitionsrisiko enthalten, deren Rentabilität unsicher oder kaum kalkulierbar ist, die jedoch für die Rentabilität anderer Industriezweige und Sektoren von großer Bedeutung sind. Aufgrund dieser unterschiedlichen Kriterien, die bei der Projektförderung angelegt werden, fallen i.d.R. verarbeitende Industrien in den Bereich der EIB, während demgegenüber Projekte der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur, deren einzelbetriebliche Rentabilität nicht oder nur begrenzt berechenbar ist, vom EEF gefördert werden.

Für den Infrastrukturbereich stellt der EEF beachtliche Mittel zur Verfügung, die einen hohen Anteil an „grants" enthalten oder die in Form langfristiger Kredite zu sehr günstigen Konditionen vergeben werden. Entsprechend der Bedeutung einer entwickelten Infra- struktur als Voraussetzung jeder industriellen und ökonomischen Entwicklung (sowie auch für private Investitionen) läßt sich feststellen, daß der EEF vorrangig Projekte in den am wenigsten entwickelten Ländern fördert7.

7 S. hierzu: Gerth- Wellmann, Hella, Doro- thee Kayser: Die industrielle Zusammenarbeit

zwischen der EG und den AKP-Staaten im Rahmen der Lome-Politik. München 1980.

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Die mögliche Bedeutung des EEF und der EIB für die Entwicklung Mosambiks dürfte daher wie folgt einzuschätzen sein: Die EIB kann aufgrund der von ihr angelegten Förderungskriterien kaum als ein Instrument zur industriellen Entwicklung Mosambiks in Betracht gezogen werden. Anders dürfte jedoch die potentielle Bedeutung des EEF zu beurteilen sein.

Wie oben ausgeführt wurde, nimmt der Infrastrukturbereich (Transportsystem, Häfen) in Mosambik eine zentrale Stellung im Rahmen des wirtschaftlichen Zusammen- hangs des Südlichen Afrika ein. Die Perspektive, aus diesem Sektor langfristig eine der ersten Devisenquellen des Landes werden zu lassen, erfordert enorme Investitionen in die Erneuerung, Modernisierung und den Ausbau der Häfen, Eisenbahnen und Straßen. Die erforderlichen Investitionen, die nicht nur über die Finanzkraft Mosambiks, sondern auch der an dem Ausbau dieser Infrastrukturen interessierten Nachbarstaaten weit hinausge- hen, könnten durch den EEF mitfinanziert werden, da diese Investitionsprogramme ohne Einschränkung den Förderungskriterien des EEF entsprechen. Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, daß sich die EG in der Konvention von Lome verpflichtet hat, Maßnahmen zu fördern, die eine regionale Wirtschaftskooperation begünstigen.

Zusammenfassend kann daher festgestellt werden, daß die Konvention von Lome, die Mosambik konkret zu nichts verpflichten würde, im Bereich der Handelsliberalisierung keinen sichtbaren Vorteil und auf dem Gebiet der STABEX eine eher bescheidene Verbesserung erbrächte, jedoch im Sektor der Infrastruktur - der in Mosambik eine überragende Stellung einnimmt - möglicherweise eine substantielle Hilfe darstellen könnte.

Es ist hier nicht der Ort, um auf die politischen Implikationen eines hier hypothetisch unterstellten Beitritts Mosambiks einzugehen. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß die EG durch die Konvention von Lome eines ihrer zentralen Interessen, die langfristige Versorgung mit Rohstoffen in Afrika sicherzustellen sucht. Dieses langfri- stige Interesse der EG bedeutet auf der anderen Seite, daß die Staaten des Südlichen Afrika ihrerseits die institutionellen Möglichkeiten der Konvention von Lome ausloten können, die keineswegs als statisch anzusehen sind. Eine Mitgliedschaft Mosambiks könnte sich unter diesem Aspekt dahingehend auswirken, daß dieses Land aufgrund seiner politischen Bedeutung in dieser Region sowie seiner Schlüsselstellung auf dem Gebiet der Infrastruk- tur die Verhandlungsposition der AKP-Staaten gegenüber der EG verstärkt.

Auf der Konferenz von Lusaka (1. 4. 1980) verabschiedeten die sog. Frontlinienstaaten des Südlichen Afrika eine gemeinsame Erklärung, nach der sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, auf dem Wege einer wirtschaftlichen Kooperation und Integration zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Region insbesondere von Südafrika beizutragen8. Für Mosambik scheint diese programmatische Erklärung insofern von großer wirtschaft- licher Bedeutung zu sein, als in der laufenden Dekade groß angelegte gemeinsame Infrastrukturprojekte für diese Region durchgeführt werden, von denen Mosambik aufgrund seiner geographischen Lage profitieren wird. Es scheint jedoch zweifelhaft, ob die wirtschaftliche Kooperation im Südlichen Afrika über diese Infrastrukturprojekte hinaus entwickelt werden kann, an denen alle diese Staaten ein gemeinsames Interesse haben. Die vielfältigen Erfahrungen, die zu Wirtschaftsgemeinschaften in Entwicklungs- ländern vorliegen, zeigen, daß diese entweder scheiterten oder nicht den gewünschten Erfolg erbrachten. Der Grund hierfür liegt im Entwicklungsstand der betreffenden Länder selbst, der einer Arbeitsteilung enge Grenzen zieht oder unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten und damit Interessen begründet. Eine Wirtschaftsj>z£egra- tion dagegen, die Investitionsabsprachen und eine koordinierte Spezialisierung zwischen den beteiligten Staaten beinhaltet, setzt die politischen und institutionellen Bedingungen einer staatlichen Planung voraus. Im Südlichen Afrika sind jedoch keineswegs derart andere Bedingungen gegeben, die eine Wiederholung der unbefriedigenden Ergebnisse

8 Vgl. hierzu den Beitrag von Hofmeier in diesem Heft, S. 245.

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Page 25: Mosambik: Struktur und Krise einer Dienstleistungs-Ökonomie im Südlichen Afrika

von Wirtschaftsgemeinschaften in Entwicklungsländern vermeiden ließen. Ebensowenig bestehen Voraussetzungen für eine Wirtschaftsintegration auf der Grundlage gesamtge- sellschaftlicher Planung.

Summary

The development of the Mozambican balance of payments since the 1950s reveals a specific structure of

reproduction: a huge deficit in trade corresponding to export earnings is compensated through high and

increasing surpluses in the balance of invisible trade, which consists of receipts from transport services and migrant labour. On the basis of these surpluses the industrial sector expanded in the 1960s. Its

requirements in imports of capital goods and raw materials were not limited by traditional export earnings as in most underdeveloped countries.

After Independence earnings in invisible trade could not cover the traditionally huge trade deficit any more for two reasons: Receipts for transport services dropped to just over 50 % of the pre- independence level. Receipts from migrant labour declined continuously \ as a result of South Africa* s

policy of internalising the recruitment of mine labour within South Africa itself. The crisis of reproduction appears therefore mainly as a crisis of foreign currency , which dominates

the economy, leading to low industrialproduction, unemployment and the crisis in marketing. The deep economic crisis means that the conditions do not in fact exist for „agriculture"1 to be »the basisu and

„industry the dynamizing factor of economic development" (FRELIMO). International economic

cooperation will therefore assume in the coming years a decisive role in the economic development of Mozambique. The analysis of COMECON and the Lome Convention in terms of their possible relevance to the economic problems of Mozambique tries to address that problem.

Resume

devolution de la balance des paiements mozambicaine depuis les annees 1950 fait ressortir une

structure specifique de reproduction: un enorme deficit commerical en regard des rentrees a

V exportation est compense par des surplus eleves et croissants de la balance des invisibles, laquelle

comprend les recettes resultant des services de transport et de la main-dyoeuvre migrante. Sur la base de

ces surplus le secteur industriel s'etendit dans les annees 1960; ses besoins en importation de biens

dyequipement et matteres premieres nefurentpas limitespar les traditionnelles recettes d* exportation comme cyest le cas dans laplupart des pays en vote de developpement. Apres Vindependance les recettes

dans la balance des invisibles nepurentplus equilibrer ly enorme deficit commercial traditionnel, ceci

pour deux raisons: les rentrees provenant des services de transport tomberent a tout juste plus de 50 %

du niveau d'avant Vindependance; et les recettes provenant de la main dyoeuvre migrante declinerent

continuellement par suite de la politique de la Republique Sud-africaine visant a internaliser le

recrutement des mineurs et le restreindre au pays lui-meme. La crise de reproduction s'avere doncetre surtout une arise de devises, laquelle domine Veconomie et

conduisant a une basse production industrielle, au chomage et a une crise de placement sur les marches.

La profonde crise economique signifie quyen fait ne sont pas reunies les conditions pour que

„Vagriculture" serve »de base" et „Vindustrie de facteur dynamisant du developpement economique" (FRELIMO). Aussi la cooperation economique internationale remplira-t-elle dans les annees a venir

un role decisifdans le developpement de Veconomie mozambicaine. Cyest a ceprobleme que touchent

les analyses du CAEM (Conseil d'Entr'Aide Economique Mutuelle) et de la convention de Lome en

termes de rapport possible avec les problemes economiques du Mozambique.

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