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424 V. v. Ebaor; Nachtrag ,,zur Spermatogenese bei den S~ugethieren". (S. 236.) Von Prof. V. v. Ebner in Graz. Durch eine freundliche Zusendung yon Pros E. Sertoli in Mailand wurde ieh erst jetzt auf eine Mittheilung dieses Autors tiber die Karyokinese bei der Spermatogenese der Siiugethiere auf- merksam gemaeht, welche im Jahre 1885 ersehienen ist, und wie es scheint, nieht yon mir allein tibersehen wurde. Es dtirfte daher yon Interesse sein auf den Inhalt der Sehrift Sort 61i's 1), welche in Form einer vorl:,i.ufigen Mittheilung" gehalten ist, an dieser Stelle kurz hinzuweisen. Sertoli untersuehte vorztiglieh an Priiparaten des Ratten- hodens, welche mit Flemming's Gemiseh gehSrtet und mit Sa- franin gefSrbt waren, das Vorkommen der iadirekten Theilungen an den Zellen der Samenkan::dchen. Zun:~ehst wird betont, dass die Zellen sich auf dem Wege der Karyokinese vermehren, dass jedoeh an den Kernen der 5stigen Zellen (Sertoli'schen Zellen) niemals ein Theilungsph~nomen beobaehtet werden kann. Theilungen kommcn nur an den bewegliehen Zellen in ganz bestimmten Entwieklungsstadien vet and zwar an den cellule ger- minative (Zellen der Wandschieht) zur Zeit der Ausreifung der Spermatozoiden und an den cellule seminifere des dritten Stadiums (Henle'sehe Zellen) zur Zeit, wo die KSpfe tier Vorhergehenden Samenfadengeneration eben ihre definitive Form bekommen. Diese Angaben finden eine vollkommene Bestatigung dnreh meine Be- funde. Dass eine zweimalige Theilung der H e nl e'schen Zellen rasch naeh einander stattfindet, was ieh aus der ungleiehen GrSsse der Mitosen mit Bestimmtheit zu entnehmen glaube, seheint Ser- toli nieht bemerkt zu haben, da er sich hiertiber nicht ~ussert. 1) Rendiconti del R. Is~ituto Lombardo, ser. II. voh XVIII. fasc. XVI und Arch. i~aliennes Re B~olegie. T. VII. fasc. ItL p. 369. (FranzSsische Uebersetzung.)

Nachtrag „zur Spermatogenese bei den Säugethieren”. (S. 236.)

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424 V. v. E b a o r ;

N a c h t r a g , , z u r S p e r m a t o g e n e s e b e i d e n

S ~ u g e t h i e r e n " . (S. 236.)

Von

Prof. V. v . E b n e r in Graz.

Durch eine freundliche Zusendung yon Pros E. S e r t o l i in Mailand wurde ieh erst jetzt auf eine Mittheilung dieses Autors tiber die Karyokinese bei der Spermatogenese der Siiugethiere auf- merksam gemaeht, welche im Jahre 1885 ersehienen ist, und wie es scheint, nieht yon mir allein tibersehen wurde. Es dtirfte daher yon Interesse sein auf den Inhalt der Sehrift S o r t 61i's 1), welche in Form einer vorl:,i.ufigen Mittheilung" gehalten ist, an dieser Stelle kurz hinzuweisen.

S e r t o l i untersuehte vorztiglieh an Priiparaten des Ratten- hodens, welche mit F l e m m i n g ' s Gemiseh gehSrtet und mit Sa- franin gefSrbt waren, das Vorkommen der iadirekten Theilungen an den Zellen der Samenkan::dchen. Zun:~ehst wird betont, dass die Zellen sich auf dem Wege der Karyokinese vermehren, dass jedoeh an den Kernen der 5stigen Zellen (Sertoli 'schen Zellen) niemals ein Theilungsph~nomen beobaehtet werden kann.

Theilungen kommcn nur an den bewegliehen Zellen in ganz bestimmten Entwieklungsstadien vet and zwar an den cellule ger- minative (Zellen der Wandschieht) zur Zeit der Ausreifung der Spermatozoiden und an den cellule seminifere des dritten Stadiums (Henle 'sehe Zellen) zur Zeit, wo die KSpfe tier Vorhergehenden Samenfadengeneration eben ihre definitive Form bekommen. Diese Angaben finden eine vollkommene Bestatigung dnreh meine Be- funde. Dass eine zweimalige Theilung der H e nl e'schen Zellen rasch naeh einander stattfindet, was ieh aus der ungleiehen GrSsse der Mitosen mit Bestimmtheit zu entnehmen glaube, seheint Se r - tol i nieht bemerkt zu haben, da er sich hiertiber nicht ~ussert.

1) Rendiconti del R. Is~ituto Lombardo, ser. II. voh XVIII. fasc. XVI und Arch. i~aliennes Re B~olegie. T. VII. fasc. ItL p. 369. (FranzSsische

Uebersetzung.)

Nachtrag zur Spermutogenese bei den Siiugethieren. 425

Die Langenausdehnunff, auf welcher Theilungen der H e nle'schen Zellen vorkommen, wird von S s r t o 1 i mit 0,27 mm angegeben. Ich habe als Grenzwerths 0,18--0,40 mm gefunden. Dis yon S e r- t o l i angegebene Li~nge entspricht also nahezu dem Mittel meiner Grenzwcrthe (0,29 mm). Bezti~lich der Zellen der Wandschicht macht S e r t o 1 i dis Angabe, dass auf sin Quadrat yon 0,057 mm Seite, vor der Theilunff circa 8--10, nach der Theilung aber 18 bis 20 Zelten kommen. Diess scheint mir noch bestimmter, als meine Angaben daftir zusprechcn, dass die aus der Theilun~ der Zellen der Wandschicht hervorgangenen Elemente sich zuniishst nur zur Hiilfte in H e n 1 e'sche Zellen etc. umwandcln, w~thrend sie zur anderen Halfte als Keime ftir spittere Spermatozoidengenera- tionen in der Wandschicht zurtickbleiben.

Sehr bemerkenswerth ist die Beobachtung S e r t o li's, dass die • (Samenzellen) zunEchst Kerne besitzen, wclche bei Safi'anintinktion vSllig ungefiirbt bleiben. Erst allmiihlich, mit der Umbildung des Kernes zum Samenfadenkopf, nimmt die Tink- tionsfiihigkeit zu, bis endlich dis reifen SamenfadenkSpfe sich in- tensiv in Safi'anin fitrben. F 1 e m m i n gl) hat, jtingst eine analoge Bcobachtung an den Samenzellen und Spermatozoiden yon Sala- mandra g'emacht und hebt horror, dass die reifen Samenfadenkiipi~ eine gesEttigt braunrotlm his dunkelbraune, die jungen abel" eins intensiv lichtrothe Safraninfarbe annchmen. Ich selbst habe ebsn- falls (S. 274) darauf hingewissen, dass die Tinktions~,thigkeit der Samenfadenkiipfs der Ratte mit der Aasrsifung derselben zu- nimmt. Leider wissen wit fiber den Chemismus der Tinktion sehr wenig; immerhin scheint aber, wie F 1 e m m i n g annimmt, aus diesem versehiedcnen Verhalten jungsr und reifer Samenfaden gegen Kerntinktionsmittel hervorzugehen, dass das Chromatin im Laufe der Samcnentwicklung eine Veriinderung erf,4hrt. Es sind solche Thatsachen nieht unwichtig bei Spekulationsn tiber die Natur des Keimplasmas, worauf tibrigens hier nicht welter einge- gangen werden soll.

Ich ergreifs die Gelegenhsit um schliesslich noch einen sinn- stSrenden Druckfshler in meiner Abhandlung auf Seite 280. Zeile 9 yon oben zu berichtigen, wo es ,,unabhi~ngig" statt ,,abhiingig" heissea soll.

1) 1. Heft dieses Bds. S. 85.