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LXXIV- I Heft 3 J Szielasko, Vogeikolonlen des Eismeere~. ~11 Auf die Jagd der Ybgel und die husbeutung ihrer Federn und Eier l~ifst sie sich nicht grtinden; denn diese sind, wie jede Ge- schichte zeigt, ein Raubbetrieb, der die Tierformen, auf die er gerichtet ist, in kurzer Zeit an die Grenze der Ausrottung bringt. Dem Abschlachten und Pltindern, das unverniinfiige Touristen zu ihrem Vergniigen unter halbgez~ihmten Eiderenten-, Giinse- und Lummenkolonien betreiben, mufs ein Ende gemacht werden. Doch demjenigen, der tiefer in die Polarnatur nach seinen Kennt- nissen einzudringen versteht und eindringen will, mufs der Weg ohno hnsehen der Nationalit~it often stehen, was nur durch internationale Gesetze geschehen kann. Neue Formen des Moorsehneehuhnes (Lagopus lagopus (L.)). Von P. Sse¢obrowaky. Bis vor kurzem schien es nicht miiglicb, die Unterarten des pal~iarktischen Moorschneehuhnes klarzulegen. Der Grund hierftir war der Mangel an Material, besonders fiihlbar in Anbetracht der Verscbiedenheit des Sommer- and Winterkleides, sowie der indi- vidaellen Variet~iten in der Zeichnung des Gefieders dieses Vogels. In letzter Zeit sind die 8erien von Moorschneehtihnern im Zoolog. Museum der Akademie der Wissenschaften S. S. 8. R. (Lenin- grad) bedeutend erg~inzt worden, so dafs wit nun die Miiglichkeit haben, eine ganze Reihe ~on neuen Tatsachen aufzustellen. Es erweist sich, dafs aufser den schon bekannten Unterarten noch neue vorhanden sind: Zagopus lagopus rossicus subsp, nova. Diese Unterart unterscheidet sich yon schwedisehen Exem- platen, die man als typische Lagopus lagopus lagoyus ansehen mufs, durch die durchgehend hellere Fiirbung, was besonders auf der Oberseite auffallt. Die schwarzen Zentren der Rfickenfedern, die bei den meisten \'Sgel aus Schweden gut ausgepfitgt sind (zum Vergleiche hatte ich eine 8erie yon 6 alten Exemplaren im 8ommergefieder aus Schweden yon Dr. E. LSn~BERO), sind bei Viigeln aus Mittelrufsland mit rostbraunen Querwellen gezeichnet. Der fuchsrote Ton ist bei russisehen Exemplaren reiner und

Neue Formen des Moorschneehuhnes (Lagopus lagopus (L.))

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L X X I V - I Heft 3 J Szielasko, Vogeikolonlen des Eismeere~. ~11

Auf die Jagd der Ybgel und die husbeutung ihrer Federn und Eier l~ifst sie sich nicht grtinden; denn diese sind, wie jede Ge- schichte zeigt, ein Raubbetrieb, der die Tierformen, auf die er gerichtet ist, in kurzer Zeit an die Grenze der Ausrottung bringt. Dem Abschlachten und Pltindern, das unverniinfiige Touristen zu ihrem Vergniigen unter halbgez~ihmten Eiderenten-, Giinse- und Lummenkolonien betreiben, mufs ein Ende gemacht werden. Doch demjenigen, der tiefer in die Polarnatur nach seinen Kennt- nissen einzudringen versteht und eindringen will, mufs der Weg ohno hnsehen der Nationalit~it often stehen, was nur durch internationale Gesetze geschehen kann.

Neue Formen des Moorsehneehuhnes (Lagopus lagopus (L.)).

Von P. Sse¢obrowaky.

Bis vor kurzem schien es nicht miiglicb, die Unterarten des pal~iarktischen Moorschneehuhnes klarzulegen. Der Grund hierftir war der Mangel an Material, besonders fiihlbar in Anbetracht der Verscbiedenheit des Sommer- and Winterkleides, sowie der indi- vidaellen Variet~iten in der Zeichnung des Gefieders dieses Vogels. In letzter Zeit sind die 8erien von Moorschneehtihnern im Zoolog. Museum der Akademie der Wissenschaften S. S. 8. R. (Lenin- grad) bedeutend erg~inzt worden, so dafs wit nun die Miiglichkeit haben, eine ganze Reihe ~on neuen Tatsachen aufzustellen. Es erweist sich, dafs aufser den schon bekannten Unterarten noch neue vorhanden sind:

Zagopus lagopus rossicus subsp, nova.

Diese Unterart unterscheidet sich yon schwedisehen Exem- platen, die man als typische Lagopus lagopus lagoyus ansehen mufs, durch die durchgehend hellere Fiirbung, was besonders auf der Oberseite auffallt. Die schwarzen Zentren der Rfickenfedern, die bei den meisten \'Sgel aus Schweden gut ausgepfitgt sind (zum Vergleiche hatte ich eine 8erie yon 6 alten Exemplaren im 8ommergefieder aus Schweden yon Dr. E. LSn~BERO), sind bei Viigeln aus Mittelrufsland mit rostbraunen Querwellen gezeichnet. Der fuchsrote Ton ist bei russisehen Exemplaren reiner und

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intensiver. In den Mafsen unterscheiden sie sich nicht yon typischen (siehe nachstehende Tabelle der Mafse). Als sehr seltene Ausnahme (bis jetzt nur 1 Exemplar gefunden) kommen einzelne Individuen vor, die sich dutch nichts yon sehwedischen unterscheiden lassen. Zu dieser Rasse geh~iren Schneehiihner aus Zentralrufsland yon Leningrad bis Moskau. Exemplare aus dem Gouvernement Wologda gehSren grSfstenteils auch noch zu dieser Unterart, teilweise bilden sie abet einen Uebergang zur niirdlichen (siehe unten)Rasse. Aus dem Gouv. Olonetzk und aus Finnland sind mir keine Exemplare bekannt, weshalb ich reich enthalten tours, irgend was fiber die blordgrenze des Verbreitungsgebietes zu sagen.

T y p u s : - - ci" ad. Jegorjewsk, Gouv. Riasao, 29. IX. 1895, coll. Tt~. Lol~z ; befindet sich in der Kollektion des Zool. Mus. der Akad. d. Wissenschaften S. S. S. R. Nr. 37--96.

L a y o p u s lagopus k a p u s t i n i subsp, nova.

Das lappliindische Moorschneehuhn ist in der Fiirbung dem schwedischen sehr ~hnlich (vielleicht sogar noch etwas dunkler) und nicht weniger auffallend als letzteres veto mittelrussischen verschieden. Die Mafse sind abet gr6fser (siehe nachstehende Tabelle). Diese Form bewohnt wahrscheinlich aufser der Kola- Halbinsel auch das westliche und sfidliche Ufer des Weifsen Meeres, aber Exemplare aus tier Timanschen Tundre sind scbon den sibirischen ~ihnlicher gefiirbt.

T y p u s : -- o ~ ad. Flufs Lawna, Kola-Fiord, Lappland. 4. VII. 1924. CoIL W. g~etlsTi~ N 784. Befindet sich im Zool. Mus. des hkad. d. Wissensch. Leningrad.

Die Schneehtihner aus Sibirien, mit Ausschlufs yon Lagopus I. major Th. Lorenz und Z. l. brevirostris Hesse, sind fiberaus einheitlich gef~rbt. Dutch die dunkle, weniger gelbe als bei rossieus, Fiirbung (hauptsiichlich kommt dabei die Oberseite in Frage) werden sie den schwedischen und lapplitndischen ithnlich, unterscheidon sich aber yon diesen, wie yon allen anderen durch fast oder ganz weifse Endsiiume der Oberseite, welche, scbarf mit den schwarzea Zentren der Federn kontrastierend, eine ganz eigenartige Zeichnung hervorrufen. Dieses Merkmal ist sehr standhaft. Dieselbe Zeichnung der Oberseite ist auch ffir L. l. brevirostris Hesse charakteristiscb. (Unter den tappl~indischen

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Exemplaren haben einige wenige dieselbe Zeichnung). Nur in Kamtschatka kommen, und zwar nicht selten, Exemplare vor, bei welchen die Zeichnung verwaschen ist, und diese sind yon L. l. kapustini kaum zu unterscheiden. Meiner Meinung nach mufs man alle Moorschneehiihner Nordsibiriens yore Obj bis Kamt- schatka zu Lagopus lagopus koreni Thayer & Bangs rechnen, da Exemplare von der unteren Kolyma, weber der Typus dieser Unterart stammt, sich in tier Fiirbung yon anderen nordsibirischen nicht unterscheiden. Was die Schnabellange anbelangt, die nach B~Nas' Beschreibung grSfser ist, als bei westeuropiiischen VSgeln, ist sio grofsen Schwankungen unterworfen. Aus der Tabelle der Mafse ist ersichtlich, dafs die VSgel aus dem Gebiete des unteren Obj, dem Tschuktschenlande und vielleicht auch Kamtschatka und Sachalin grofsschniiblig sind, w~,thrend die Schueehiihner aus aus eiuem mitehtigen Areale yon dem Gebiete des unteren Jenissei his zur Kolyma eher zum Gegenteil neigen.

Auf den Neusibirischen Inseln ist das Moorschneehuhn durch eine besondere Unterart vertreten, die ich _~agopus lagopus bfrulai subsp, nova zu nennen vorschlage. Wie aus nach- stehender Tabelle ersiebt]ich, zeichnet sie sich durch sehr grofse Mafse aus (sehr grofse Exemplare finden sich auch auf dem ni~chstgelegenen Teile der sibirischen Ktiste). Zur Durchsicht gelangten 4 Exemplare: aus Nowaja Sibir, Kotelnyi, Malyi- Laehowskij und ein juuges Weibeheu yon der Wassiljewskij-lnsel. Von L. I. major Th. Lorenz unterscheidet sich diese Unterart durch dunklere Fiirbung. Es mufs erwiihnt werden, dafs L. l. major im Sommerkleide iiberhaupt sehr hell gefiirbt ist, und aufserdem die Zeichnung der Federn des Rfiekens eine Ver- iinderung erleidet: die Flecken verlaufen liings dem Rande.

T y p u s : - - o ~ ad. Iusel Kotelnyi, 21. V. 1901, O. ZIO~OLINSKIJ. Befindet sich im Zool. Museum der Akad. d. Wissensch. Lenin- grad. Nr. 240 -- 1907.

Benannt zu Ehren des Direktors d. Zool. Mus. der Akademie h. A. BJM.¥NITZKIJ-BIRIILJ,~ welcher diese Form yon den Neu- sibirischen Inseln gebracht hat.

hufser obengenaunten Unterarten wird man wahrscheinlich mit der Zeit noch eine Form aus der Mongolei beschreiben mtissen. Die Mafse der Schneehtihner aus dieser Gegend sind sehr gering. Dabei sind sie ebenso dunkel, wie die iibrigen

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sibirischen und unterscheiden sich darin gut von L. ~. b r e v i r o s t r i s

Hesse, welche Un te ra r t auch klein, aber bedeutead heller ist. Obgleich ich 10 Exemplare (aus Transbaikal ien, der Jablonowyi- Ket te und aus der Umgegend yon Urga) zur Verfiigung habe, so enthal te ich mich doch diese Form zu beschreiben, d a v i e l e

D i m e n -

Fliigel (mit dora Subspecies M~fsbando Schwanz

gomessen)

L . I. lagopus (L.) . . . . . (5 193--212

192

5 192--215 185--205

108--123 dof.

110--12l 97--110 L. L ross icus s. n . . . . . .

(5 207--218 111--124 L. L kapus t in i s. n . . . . . ~ 195--200 101--113

(5 219--225 132--138 L: I. major T. Lorenz . . . . • 206--213 124

(5 200--213 117--133 L. L brevirostris :Hesse . ~ 200 102

L. 1. koreni Th. & Bangs (5 200--217 t) 117--128 Jakutsk-Oebiet . . . . ~ 192--212 114--121

L. 7. koreni Th. & Bangs (5 200--222 111--128 Unt. Obj . . . . . . Q 207 116

L . I. koreni Th. & Bangs 6 210--216 121--123 Unt. 5enissei . . . . . Q 205 113

(5 226 127 L . 7. bi~,ulai s. n . . . . . . 9. 202; sex.?216--22S 116; s.? 120--133

L . l . 6 200--220 9- 194--203

subsp. Kamtschatka . . . . .

L. 1. subsp. Ssaehalin . . . . . .

109--126 106--111

188--218 102--118

L. l, subsp. Transbaikalien, 6 192--207 ]03--128 Umg. v. Urga . . . . ~ 179--195 103-124

L. 1. 5224 Q 202; sex.? 195--216

subsp. Tsohuk~chen-Land, Anadyr . . . . . . .

126 116; s.? 107--123

1) Ein Stiick 2281

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v0n den vorhandenen Exemplaren ein sehr abgetragenes Gefieder haben. Schneehiihner aus dem nSrdlichen Ural -Gebirge scheinen auch zu einer besonderen Unterar t zu gehSren (sie sind stark gelblich gefiirbt), aber aus dieser Gegend habe ieh nur 4 Exem- plare gesehen.

s i o n e n .

Lauf Sohnabol vom

vorderen Raodo des Nasenlochs

t Schnabelriicken yon der

Nasenbefiederung Bemerkungen

42--44 43

40--42 38--40

43--44 43

35--38 34--36 i)

J

10--12,3 11,2

10,2--12,2

10,7--12,4 10,5--12,9

11,2--12,5

9,2--11

9,8--12,2

10,2--13

11,3--12 10

11,2 10,8 ; S.? 10,8--12,2

10,8--12,4

17--22 18

13 (t) 11,5 s.? 11,3--12,6

15--22 15--21

20--22 18--19

18--22 19--21

18--21 18

16--21 14--19

18--23 16--20

19--22 19

22 19; s.? 18--21

17--22 17--21

5 6 6 und 1 g~

21 20; s.? 15--21

30 66 und 28 QQ

12 66 uod 5 ~Q

6 66 und 3 Q~

11 66 und 1 Q Altai, NW.-Mongolei

26 66 und Q~

7 66, 2 ~ u. 2 sex.?

3 66 und 1 g~

1 6, 1 ~ u. 2 sex.?

7 6 6 und 3 g}g}

11--12,6 18--21 6 sex. ?

17--91 5 66 und 5 ~Q 10,3--11,4 16--20

1 6, 1 Q u. sex.? 6

~) Naoh S.scm~It~ (in litt.).

Joura. L Ore. LXXIY. Jahrg. Jall 1926. 34