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56 UFA-REVUE 10 | 2016 Nutztiere Das Projekt Colorispotop ist abgeschlossen, sprich die MastkĂ€lber sind geschlachtet. Die Daten der Geburtsbetriebe wurden analysiert und erste Resultate stimmen sehr positiv: Durchschnittlich erreichten die TrĂ€nker nach 35 Tagen ein Gewicht von 74 kg und damit Tageszunahmen von ĂŒber 850 g! Metabolische Programmierung Antibiotika reduzieren Hansueli  RĂŒegsegger Bernhard  Fischer

Nutztiere Antibiotika reduzieren

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Page 1: Nutztiere Antibiotika reduzieren

56  UFA-REVUE  10 | 2016

Nutztiere

Das Projekt Colorispotop ist abgeschlossen, sprich die MastkĂ€lber sind 

geschlachtet. Die Daten der Geburtsbetriebe wurden analysiert und erste 

Resultate stimmen sehr positiv: Durchschnittlich erreichten die TrĂ€nker nach 

35 Tagen ein Gewicht von 74 kg und damit Tageszunahmen vonâ€ƒĂŒber 850 g!

Metabolische Programmierung

Antibiotika reduzierenHansueli RĂŒegsegger

Bernhard Fischer

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UFA-REVUE  10 | 2016  57

Nutztiere

Beginnen  wir  ganz  am  Anfang des  Colorispotop-Projektes. Vermehrte  Antibiotika-Resis-

tenzen sind ein grosses Problem und die hohen Einsatzmengen in der KĂ€l-bermast werden immer wieder disku-tiert und auch kritisiert. Deshalb ha-ben  sich  UFA  und  Zoetis  mit UnterstĂŒtzung der Vetsuisse FakultĂ€t der  UniversitĂ€t  ZĂŒrich  dazu  ent-schlossen, ein Projekt zu starten; mit dem Ziel, dass die TrĂ€nker der Milch-viehbetriebe  widerstandsfĂ€higer werden und deshalb auf dem Mast-betrieb  weniger  krankheitsanfĂ€llig sind. Der Antibiotika-Einsatz  in der KĂ€lbermast  solle  dadurch  halbiert werden. 

FĂŒnf Schritte zum ErfolgRund 40 Milchviehbetriebe beteilig-ten sich als Geburtsbetriebe am Pi-lotprojekt.  Sie  zogen  ihre  TrĂ€nker (und auch die AufzuchtkĂ€lber, denn da  liegt  das  Hauptinteresse  des Milchviehbetriebs)  nach  folgenden Richtlinien auf: 

1.  KolostrumversorgungKĂ€lber werden völlig schutzlos gebo-ren, sie verfĂŒgenâ€ƒĂŒber kein angebo-renes  Immunsystem.  Erst  mit  der Aufnahme der Biestmilch (im folgen-den Kolostrum genannt) nehmen die KĂ€lber Abwehrstoffe auf, die sie ge-gen Krankheitserreger schĂŒtzen. Ent-scheidend dabei ist die QualitĂ€t des Kolostrums – nicht jede Kuh produ-ziert  hochwertiges  Kolostrum  –  die verabreichte  Menge  und  der  Zeit-punkt der ersten Gabe. 

Die KĂŒhe sollten nach dem Abkalben möglichst rasch gemolken werden, da der Gehalt an Antikörpern mit der ein-setzenden  Milchbildung  schnell  ab-nimmt.  Das  gleiche  gilt  beim  ersten TrĂ€nken des Kalbes – es gilt «Je frĂŒher je besser», jedoch spĂ€testens nach vier Stunden sollte das Kalb Kolostrum ge-trunken haben. Erfolgt die Gabe zu ei-nem spĂ€teren Zeitpunkt, zum Beispiel, wenn die Kuh am spĂ€ten Abend kalbt und das Kalb erst am nĂ€chsten Mor-gen getrĂ€nkt wird,  können die Anti-körper vom Kalb nicht mehr im glei-chen Masse aufgenommen werden, da sich die Darmschranke  schliesst. Um die QualitĂ€t des Kolostrums  zu  ken-nen,  ist eine Messung nötig. Ein Ko-lostro- oder Refraktometer sind einfa-che Möglichkeiten, um die Wertigkeit zu bestimmen. Eingefrorene Reserven mit guter QualitĂ€t sind ein Muss, da-mit bei  ungenĂŒgender QualitĂ€t  oder Menge reagiert werden kann.Bei  der  Kolostrummenge  gilt  «Je mehr desto besser». Gaben  von bis zu  vier  Litern  werden  von  einigen KĂ€lbern  problemlos  aufgenommen, andere  nehmen  etwas  weniger  auf. Zehn  Prozent  des  Körpergewichts des Kalbes gelten als Richtwert. Die BefĂŒrchtung, dass Milch in den Pan-senâ€ƒĂŒberlĂ€uft ist unproblematisch, da der Pansen zu diesem Zeitpunkt noch steril  ist.  Trinkt  ein  Kalb  gar  nicht oder zu wenig, besteht die Möglich-keit  zum  Drenchen.  Dabei  ist  aber Vorsicht geboten, dass das Kalb nicht verletzt und der Schlauch korrekt in der  Speiseröhre  plaziert  wird  (und nicht in der Luftröhre!).

Um die metabolische Programmierung

voll auszuschöpfen, ist eine intensive

TrÀnkephase nötig. Bild: Sandra Frei

Antibiotika reduzierenKolostrum aufwerten

Die QualitĂ€t des Kolostrums kann je nach Muttertier stark schwanken. Betriebslei-ter, die Untersuchungen im Rahmen des Colorispotop-Programms (Kolostrometer oder Refraktometer) durchgefĂŒhrt haben, waren teilsâ€ƒĂ€usserst erstaunt: «Nicht im-mer dieâ€ƒĂ€ltesten KĂŒhe hatten die beste QualitĂ€t, manchmal waren frischgekalbte Rinder besser». 

Die QualitĂ€t der Kolostralmilch wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die FĂŒtterung ist einer davon. Besonders die ß-Carotin-Versorgung scheint eine entscheidende Rolle zu spielen: Versuche haben gezeigt, dass durch eine Zugabe 

von ß-Carotin wĂ€hrend der GaltphasenfĂŒt-terung nicht nur der ß-Carotin-Wert im Kolostrum und im Blut erhöht wird, son-dern auch der Eiweissgehalt und der Anteil an Abwehrstoffen im Kolostrum deutlich erhöht werden. Weiter litten in den ersten vier Lebenswochen deutlich weniger KĂ€l-ber an Durchfallerkrankungen. 

ß-Carotin kommt in natĂŒrlicher Form in frischem Raufutter vor. Sobald dieses GrĂŒnfutter jedoch konserviert und gelagert wird, sinkt der Gehalt rasch ab. Aus die-sem Grund ist eine ErgĂ€nzung spĂ€testens ab der zweiten WinterhĂ€lfte (ab Neujahr) empfehlenswert. Das Galtphasen futter 

UFA 140 ist auf die BedĂŒrfnisse der Tro-ckensteher zugeschnitten. Es wertet die Ration auf, ist bedarfsgerecht minerali-siert und vitaminiert und enthĂ€lt auch 150 mg/kg ß-Carotin. FĂŒr eine sichere Versorgung ist das ß-Carotin sogar in geschĂŒtzter Form enthalten. 

Damit unterstĂŒtzt UFA 140 nebst der KolostrumqualitĂ€t auch die Regeneration des Eutergewebes und senkt das Risiko fĂŒr Nachgeburtsverhalten, FrĂŒhaborte und Eierstockzysten. Denn nur eine  gesunde und gut versorgte Kuh, kann  ein widerstandsfĂ€higes Kalb zur Welt bringen.

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Nutztiere

Eine möglichst frĂŒhe Kolostrumgabe ist entscheidend.Bild: Sandra Frei

ab dem dritten Lebenstag sicherge-stellt  werden.  Auf  den  Colorispo-top-Geburtsbetrieben  wurde  dies mit  der  UFA-Eisenpaste  sicherge-stellt. Das Verabreichen der Paste ist sehr  praktisch  und  fĂŒr  Kalb  und Landwirt angenehmer als der Einsatz einer Spritze. Eisen ist wichtig fĂŒr Vi-talitĂ€t, Sauglust und Tageszunahmen der KĂ€lber. 

4. UFA top-paleoDieses WirkstoffprĂ€parat wurde den KĂ€lbern  ab  dem  fĂŒnften  Lebenstag mit der TrĂ€nke verabreicht. Nebst Vi-taminen und Spurenelementen ent-hĂ€lt UFA top-paleo Polyphenole und MilchsĂ€urebakterien.  Beide  Stoffe sorgen fĂŒr einen stabilen, gesunden Darm und reduzieren die Gefahr von Durchfall. Weiter beschleunigen sie die  Immunabwehr und erhöhen die VertrĂ€glichkeit  von  Behandlungen und Impfungen. 

5. ImpfungEines der  grössten Probleme  in der KĂ€lbermast  sind  bekanntlich  die Atemwegserkrankungen. Die Colori-spotop-KĂ€lber  wurden  deshalb  ab dem  siebten  Lebenstag  gegen  das Bovine Respiratorische Synzytialvirus (BRSV)  und  PI3  geimpft.  Der  Le- bendimpfstoff  wird  ĂŒber  die  Nase verabreicht  und  wirkt  mindestens zwölf Wochen. Er stĂ€rkt die Immuni-tĂ€t und verringert die Virusausschei-dungen  und  Ansteckungsgefahr  fĂŒr andere Tiere. Der Schutz gegen BRSV wirkt  nach  fĂŒnf  Tagen  und  bei  PI3 nach  zehn  Tagen.  Wichtig  ist,  dass die KĂ€lber  zum Zeitpunkt  der  Imp-fung fit und gesund sind, ansonsten werden die KĂ€lber durch die Impfung einerseits zusĂ€tzlich geschwĂ€cht. An-dererseits kann die Impfung bei be-eintrĂ€chtigtem  Immunsystem  ihre Wirkung nicht voll entfalten.

KĂ€lberpassFĂŒr jeden Colorispotop-TrĂ€nker wur-de  ein KĂ€lberpass  gefĂŒhrt. Der Ge-burtsbetrieb  trug  darin  Geburtsda-tum,  -zeit  und  -gewicht,  Zeitpunkt und Menge der ersten Kolostrumga-be, Impfung, Eisengabe, UFA top-pa-leo und etwaige Behandlungen und Bemerkungen  ein.  Auch  nach  dem 

2. Mehr MilchEs gibt immer noch Betriebe, die ihre KĂ€lber restriktiv trĂ€nken und «gross-hungern».  Damit  die  metabolische Programmierung  vollstĂ€ndig  ausge-schöpft und das genetische Potenzial genutzt  werden  kann,  mĂŒssen  die KĂ€lber  intensiv aufgezogen werden. Dies  gilt  fĂŒr  TrĂ€nker,  aber  auch  fĂŒr die AufzuchtkĂ€lber. Ab der  zweiten Lebenswoche sollten die KĂ€lber min-destens  acht  Liter  Milch  erhalten. Nach der ersten Lebenswoche wird die Vollmilch mit Milchpulver aufge-wertet. Dadurch erhalten die KĂ€lber ausreichend Energie, um ihr Wachs-

tumspotenzial auszunutzen. Der Vor-sprung  der  intensiven  Aufzucht macht sich auch spĂ€ter durch ein frĂŒ-heres   E r s tka lbea l te r,   höhere Milchleistungen und Nutzungsdauer und dadurch mehr Milch je Lebens-tag  bemerkbar,  was  wirtschaftlich entscheidend ist. 

3. EisenversorgungVerschiedene Spurenelemente kom-men  in  der  Milch  nicht  in  ausrei-chender  Menge  vor.  Besonders  der Eisen-, Selen- und Vitamin E-Gehalt ist unzureichend. Mit einem kombi-nierten PrĂ€parat kann die Versorgung 

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Nutztiere

bis  auf wenige Ausnahmen gesund. Man sah, dass die Betriebsleiter alles daran setzten, das vorgegebene Pro-gramm  möglichst  korrekt  umzuset-zen. Viele KĂ€lber zeigten bereits gute MuskelansĂ€tze und Fettpölsterchen, sie  sahen wirklich  vielversprechend aus». 

AusblickDie ersten Resultate des Colorispo-top-Projektes lassen hoffen, dass mit einer  angepassten  Versorgung  der TrĂ€nkekĂ€lber  (und  auch  der  Auf-zuchtkĂ€lber) auf dem Geburtsbetrieb der Antibiotika-Verbrauch in der KĂ€l-bermast reduziert und das Image des Kalbfleisches  verbessert  werden kann.  Die  Daten  (Antibiotikaver-brauch,  Leistung)  der  Colorispo-top-MastkĂ€lber  werden  Anfangs 2017  fertig ausgewertet  sein   – wir sind  gespannt,  ob  die  ehrgeizigen Ziele erreicht werden konnten!  ïżœ

Umstallen in den Mastbetrieb wurde der Pass weitergefĂŒhrt. Damit konn-ten  die  individuellen  Tierdaten erfasst werden und die Nachverfolg-barkeit  der  Tier-  und Behandlungs-daten war gesichert. 

Hohe ZunahmenDoch  welche  Auswirkungen  hatten diese Massnahmen auf die Gesund-heit und Zunahmen der KĂ€lber? Da-mit  der  Tageszuwachs  berechnet werden konnte, wurde auf den Ge-burtsbetrieben  das  Geburtsgewicht geschĂ€tzt  und  beim  Umstallen  auf den Mastbetrieb wurden die KĂ€lber gewogen. Nach 35 Tagen intensiver Aufzucht mit dem Colorispotop-Sys-tem  erreichten  die  TrĂ€nker  ein  Ge-wicht von 74 kg. Daraus errechneten sich auf den Geburtsbetrieben Tages-zunahmen vonâ€ƒĂŒber 850 Gramm. Ex-perten  schĂ€tzen,  dass  die  Tageszu-nahmen  auf  den meisten Betrieben 

eher bei 400 Gramm  liegen, da die KĂ€lber nicht genĂŒgend Milch (Ener-gie, NĂ€hrstoffe) erhalten, um ihr ge-netisches Potenzial auszunutzen. Die  Colorispotop-TrĂ€nker  wurden nach  der  Ankunft  auf  den  Mastbe-trieben tierĂ€rztlich untersucht. Einer der  behandelnden  TierĂ€rzte  war Markus  Duss  der  Tierarztpraxis Beichle AG in Escholzmatt. Er schĂ€tz-te die TrĂ€nker folgendermassen ein: «Bei  der  Einstallungsuntersuchung war der Gesundheitszustand der KĂ€l-ber mehrheitlich gut und es mussten nur  sehr  wenige  KĂ€lber  behandelt werden.  Einzelne  KĂ€lber  zeigten Haarausfall um den After (vorherge-hende  Durchfallerkrankung)  oder verstĂ€rkte  LungengerĂ€usche».  Auch Fredi  Erni  (Leiter  UFA-KĂ€lbermast), der die Mastbetriebe eng betreute, war  mit  den  Colorispotop-TrĂ€nkern sehr  zufrieden:  «Die  Colorispo-top-TrĂ€nker sahen gut aus und waren 

AutorenHansueli RĂŒegsegger, Leiter Milchvieh UFA AG, 3360 HerzogenbuchseeBernhard Fischer, Milchviehspezialist im UFA-Beratungsdienst, 3054 Zollikofen, www.ufa.ch

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