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332 SITZUNGSBERICHTE. BERICHTE ÜBER DIE SITZUNGEN DER UNGARISCHEN GEOLOGISCHEN GESELLSCHAFT I. FACHSITZUNG AM 7. MÄRZ 1888. Vorsitzender: Prof. Dr. J. v. S zabó. Der e. Secretär zeigt an, dass folgende ord. Mitglieder mit Tod abgegan- gen sind : Kálmán Ghyczy, gew. kgl. nng. Finanzminister zu Budapest; Josef Tietze, kgl. ung. Bergofficial zu Szélakna und Ladislaus Mikolay, Advocat zu Igló, welche Anzeige zur traurigen Kenntniss genommen wird. Zu ordentlichen Mitgliedern werden folgende Herren vorgeschlagen: J osef L ux, Bergofficial zu Kotterbach, empf. durch Herrn Gustav H erman; F ranz Mubzsnay, kgl. ung. Bergpraktikant zu Scliemnitz und Karl F ox. kgl. Maschineninspector zu Szélakna; beide empfohlen durch das Secretariat des Schemnitzer Filialvereines. Die Reihe der Vorträge eröffnet Dr. Alex. Schmidt, der die krystallogra- phischen Verhältnisse des nach dem Bergbrande bei Szomolnok gefundenen und vom Vorsitzenden beschriebenen Claudetit besprach. Er fand seine Krystalle als monosymmetrische mit starker doppelter Strahlenbrechung; sie sind ferner meist Zwillinge und beobachtete der Vortr. an ihnen folgende Formen : ooRoo, ooP, ocü2, ooR3. —P, — Soo, (x5oo, P. — L udw. P etrik spricht über die Ver- wendbarkeit der rhyolitischen Gesteine in der Thonindustrie. Nachdem in Ungarn die für die Porcellan- und Fayenceerzeugung nothwendigen Mineralien, wie Quarz, Feldspath und Pegmatit nur in geringer Menge oder an von den betreffenden Fabriken entfernt hegenden Orten Vorkommen, so machte sich der Vortr. an die praktische Untersuchung der ungarländischen Rhyolithe bezüglich ihrer indu- striellen Verwendbarkeit. Diesmal erprobte er 24 solcher Rhyolithe und er fand, dass sich unter denselben auch reine, für die benannten Zwecke vollkommen genü- gende vorfinden ; einige derselben sind sogar in der nächsten Umgegend schon bestehender Fabriken zu haben, so bei Hollóháza, Telkibánya und Körmöcz. — Alex. Kalecsinszky hat «das Wasser des artesischen Brunnens zu Szentesuntersucht. Der Brunnen gibt aus einer Tiefe von 312 Meter täglich 354,240 Liter* * Földtani Közlöny. XVIII. Supplement pag. 49[1]. [112]

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3 3 2 SITZUNGSBERICHTE.

BERICHTEÜBER DIE SITZUNGEN DER UNGARISCHEN GEOLOGISCHEN GESELLSCHAFT

I. F A C H SIT Z U N G AM 7 . M ÄRZ 1 8 8 8 .

Vorsitzender: Prof. Dr. J. v. Szabó.

Der e. Secretär zeigt an, dass folgende ord. Mitglieder mit Tod abgegan­gen sind :

Kálmán Ghyczy, gew. kgl. nng. Finanzminister zu Budapest;Josef Tietze, kgl. ung. Bergofficial zu Szélakna undLadislaus Mikolay, Advocat zu Igló,

welche Anzeige zur traurigen Kenntniss genommen wird.Zu ordentlichen Mitgliedern werden folgende Herren vorgeschlagen:Josef L ux, Bergofficial zu Kotterbach, empf. durch Herrn Gustav H erman;F ranz Mubzsnay, kgl. ung. Bergpraktikant zu Scliemnitz undKarl Fox. kgl. Maschineninspector zu Szélakna; beide empfohlen durch das

Secretariat des Schemnitzer Filialvereines.Die Reihe der Vorträge eröffnet Dr. Alex. Schmidt, der die krystallogra-

phischen Verhältnisse des nach dem Bergbrande bei Szomolnok gefundenen und vom Vorsitzenden beschriebenen Claudetit besprach. Er fand seine Krystalle als monosymmetrische mit starker doppelter Strahlenbrechung; sie sind ferner meist Zwillinge und beobachtete der Vortr. an ihnen folgende Formen : ooRoo, ooP, o c ü 2 , ooR 3. —P, — S oo , (x5oo, P. — Ludw. Petrik spricht über die Ver­wendbarkeit der rhyolitischen Gesteine in der Thonindustrie. Nachdem in Ungarn die für die Porcellan- und Fayenceerzeugung nothwendigen Mineralien, wie Quarz, Feldspath und Pegmatit nur in geringer Menge oder an von den betreffenden Fabriken entfernt hegenden Orten Vorkommen, so machte sich der Vortr. an die praktische Untersuchung der ungarländischen Rhyolithe bezüglich ihrer indu­striellen Verwendbarkeit. Diesmal erprobte er 24 solcher Rhyolithe und er fand, dass sich unter denselben auch reine, für die benannten Zwecke vollkommen genü­gende vorfinden ; einige derselben sind sogar in der nächsten Umgegend schon bestehender Fabriken zu haben, so bei Hollóháza, Telkibánya und Körmöcz. — Alex. Kalecsinszky hat «das Wasser des artesischen Brunnens zu Szentes>» untersucht. Der Brunnen gibt aus einer Tiefe von 312 Meter täglich 354,240 Liter *

* Földtani Közlöny. XVIII. Supplement pag. 49[1].[112]

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Wasser mit einer Temperatur von 22 °C. In einem Liter sind 03 Gr. fixe Be­standteile, vorzüglich als kolilensaure Salze enthalten. Der Einfluss dieses Was­sers auf die hygienischen Verhältnisse der Stadt ist schon jetzt zu constatiren.

II . F A C H SIT Z U N G AM 1 1 . A P R IL 1 8 8 8 .

Vorsitzender : Prof. Dr. J. v. Szabó.

Der e. Secretär bringt das Ableben des langjährigen ord. Mitgliedes B. F. W eisz zur Kenntniss der Versammlung.

Zur Wahl als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen :Josef H aala, Bergverwalter zu Dorogh, empf. durch Julius v . Gyübky ;Béla Gerendát, Chef der Marmorwaarenfirma A. Gerenday und Sohn in

Budapest, empf. durch den e. Secretär.Julius H alaváts gibt Beiträge zu den geologischen Verhältnissen des Comi­

tates Torontói, bei welcher Gelegenheit er die Profile einiger dort in jüngster Zeit gebohrten artesischen Brunnen vorlegt.

Dr. Julius Szádeczky bespricht die Gesteine, die Olaf H olst in Schweden gesammelt und zum Vergleichsstudium an das mineralogische Institut der kgl. ung. Universität eingeschickt hat. H olst hielt nämlich die Gesteine für Rkyolithe und das eine für Andesit. Der Vortr. äussert sich dahin, dass er nach eindring­lichem Studium zur Ansicht gelangte, dass sämmtliche eingesandte Gesteinsexem­plare Rhyolithe sind. Das Vorkommen derselben in Schweden gewinnt auch dadurch grösseres Interesse, dass auch die in ihrer Gesellschaft vorkommenden Ge­steine vollständig mit den bei uns bekannten übereinstimmen. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, dass wir aus England und Frankreich bereits paläozoische Rhyo­lithe kennen; das Alter der hier besprochenen schwedischen kennen wir nicht; aber er glaubt, dass auch dasselbe ein älteres und kein känozoisches sei. Dass man es in der That mit Rhyolithen zu 'tliun habe, beweisen ausser den petrographi- 8chen Merkmalen auch die bimssteinigen Einschlüsse.

Der Vorsitzende legt darauf das Profil vor, welches F ranz Pelachy von dem Kronprinz Ferdinand-Stollen bei Schemnitz ausgeführt hat; ferner bespricht der Vorsitzende die in neuerer Zeit ausgeführten geologischen Karten von Serbien und Rumänien.

Dr. M. Staub legt jene Pflanzenreste vor, die der Bergingenieur Eugen Ruffiny im Thale von Straczena in der Nähe der Dobschauer Eishöhle bei Gele­genheit einer Schürfung nach Kohlen fand. Dieselben gehören Glyptostrobus Europaeus Brngt. sp. und Phragmites Oeningensis Al. Br. an. Der Vortr. bespricht bei dieser Gelegenheit das Vorkommen von Glyptostrobus Europaeus Brngt. sp. in Ungarn und demonstrirt dasselbe auf einer Landkarte, wobei sich herausstellt, dass sich alle bisher bekannt gewordenen Fundorte dieser Pflanze an den Ufern der Buchten und Küsten des tertiären Meeres constatiren lassen und so zeigen, dass diese Pflanze ihre biologischen Eigenthümlichkeiten bis auf den heutigen Tag bewahrte.

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3 3 4 SITZUNGSBERICHTE.

IIL F A C H SIT Z U N G AM 9 . M A I 1 8 8 8 .

Vorsitzender: Prof. Dr. J. v. Szabó.

Der e. Secretär zeigt an, dass die ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft:Stefan Szakács, Professor am ref. Gymnasium zu Kecskemét;Gabriel Kuntzel, Bergofficial zu Szélakna, undDr. Ludwig Szelényi, Oberarzt zu Tápió-Szele

mit Tod abgegangen sind, was zur traurigen Kenntniss genommen wird.Dr. Alex. Schmidt theilt mit, dass er in einem der schwedischen Rhyolithe,

die Dr. Jul. Szádeczky in der vormonatlichen Fachsitzung besprach, Krystallehen vom Beaumontit fand, deren optisches und krystallographisches Verhalten er untersuchte. Die doppelte Strahlenbrechung derselben ist sehr gering, die beobach­teten Formen: 010; 001 ; 101 ; 101. Die winzigen Krystalle sind gewöhnlich mehrfach mit einander verwachsen.

Dr. Franz Schafarzik bespricht einige seltenere Gesteinseinschlüsse, welche bei Gelegenheit der Eruption unserer Trachytlaven aus der Tiefe gebracht wurden. Die verbreitetsten sind Stücke von Cordieritgneiss, welche sowohl in der Tra- chytgruppe jenseits der Donau, wie auch im Andesit von Déva und in den Gestei­nen der Tokajliegyalja Vorkommen. Bei Déva wurde auch korundiger Gneiss gefunden und im Dacit von Kis-Sebes ein Stück von Andalusit-Gneiss. In den meisten dieser Gneisse wurde als ein ebenfalls seltener vorkommender Gemengs- tlieil Pleonast. constatirt, in dem Hypersthen-Andesit vom kleinen Milicz bei Pusztafalu (Tokajliegyalja) kam auch Biötitgneiss vor, an dessen Gestaltung ausser den gewöhnlichen Gemengtheilen auch viel Pleonast 1 heilnimmt.

Als wichtigsten Gegenstand der am 7. März, 11. April und 9. Mai 1888 unter dem Vorsitze Prof. Dr. J. v. Szabo’s abgehaltenen Ausschusssitzungen, heben wir den hervor, dass der Ausschuss bereits an die Ausführung des Beschlusses der General­versammlung vom 1. Februar 1888 ging und die «geologische Uebersichtskarte Un­garns» zur Herausgabe vorbereitete. Die Karte wird im Maasstabe 1 : 1.000,000 im kartographischen Institute der Firma Karl Posner und Sohn angefertigt und in Begleitung eines zweisprachigen Textes in wenigen Monaten erscheinen. Die Mit­glieder der Gesellschaft werden dieselbe um den Herstellungspreis erhalten.

In der am 1. Februar 1888 unter dem Vorsitze des kgl. Ministerialrathes A nt. v. Péch abgehaltenen Sitzung des Filialvereines zu Scheinnitz hielt Josef Kamenar einen Vortrag über die Verwerthung der armen Erze; Josef Ludwig über die Lagerungsverhältnisse beim 7-ten Lauf des Karlschachtes.

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