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Forum ÖGDV 932 © 2014 Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Published by John Wiley & Sons Ltd. | JDDG | 1610-0379/2014/1210 Die Hautklinik Klagenfurt und ihre Vorstände: Ein historischer Streifzug Mit der Eröffnung des Landeskrankenhauses Klagenfurt im Jahre 1896 wurde den Haut- und Syphiliskranken erstmals ein eigener Pavillon zur Verfügung gestellt, der jedoch zu- nächst der Chirurgischen Abteilung organisatorisch zugeord- net war. Zwei Jahre später erfolgte dann die Gründung einer Fachabteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sie ging einher mit der Einrichtung eines eigenständigen Prima- riats in Person von Dr. Josef Schludermann. Der dermatolo- gische Pavillon erhielt im 2. Weltkrieg während eines Luftan- griffes auf das Landeskrankenhaus am 3. November 1944 einen Bombenvolltreffer, der das Gebäude völlig zerstörte. Bedauerlicherweise ging dabei das gesamte Archiv mit fast allen Unterlagen und Krankengeschichten verloren. Die noch erhaltenen Patientenaufnahmebücher belegen die Dominanz der venerischen Erkrankungen zu jener Zeit. Die Dermato- logische Abteilung wurde in eine Holzbaracke verlegt, die zuvor als Infektionsbaracke gedient hatte. Die schwere Zeit des Krieges fiel in die Ära von Prim. Dr. Alexander Randak, der 1927 dem Gründungsvorstand Dr. Josef Schludermann gefolgt war. Die hölzerne Baracke diente über 25 Jahre als Notunterkunft, dazu kamen einige Betten in der nur notdürf- tig renovierten alten Chirurgie, die der Abteilung zugestan- den wurden. Unter Prim. Dr. Rudolf Pachinger, der am 1. März 1952 Abteilungsvorstand der Dermatologie wurde, beschloss das Land Kärnten den Neubau einer Abteilung für Haut- und Ge- schlechtskrankheiten als vordringliche Maßnahme. Die neue Dermatologische Abteilung wurde am 25. September 1970 feierlich eröffnet und beinhaltete neben Einrichtungen zur allgemeinen Versorgung dermatologischer Patienten insbe- sondere auch eine bestens ausgestattete Station zur Behand- lung von Verbrennungskranken, welche auch die Versorgung schwerster Bandverletzungen ermöglichte. Der Neubau fiel in die Zeit eines rasanten Fortschritts in der Dermatologie, der durch die Entwicklung wichtiger Teilgebiete wie der Allergo- logie, der dermatologischen Onkologie, der Dermatochirurgie V. l. n. r.: (EOA) Dr. Christian Kos, OA Dr. Julian Kofler, OA Dr. Hannes Kolle, OÄ Dr. Claudia Berger, Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernhard Lange-Asschenfeldt, Ass. Dr. Michael Patscheider, Ass. Dr. Clemens Painsi.

Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV)

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Die Hautklinik Klagenfurt und ihre Vorstände: Ein historischer Streifzug

Mit der Eröffnung des Landeskrankenhauses Klagenfurt im Jahre 1896 wurde den Haut- und Syphiliskranken erstmals ein eigener Pavillon zur Verfügung gestellt, der jedoch zu-nächst der Chirurgischen Abteilung organisatorisch zugeord-net war. Zwei Jahre später erfolgte dann die Gründung einer Fachabteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sie ging einher mit der Einrichtung eines eigenständigen Prima-riats in Person von Dr. Josef Schludermann. Der dermatolo-gische Pavillon erhielt im 2. Weltkrieg während eines Luftan-griffes auf das Landeskrankenhaus am 3. November 1944 einen Bombenvolltreffer, der das Gebäude völlig zerstörte. Bedauerlicherweise ging dabei das gesamte Archiv mit fast allen Unterlagen und Krankengeschichten verloren. Die noch erhaltenen Patientenaufnahmebücher belegen die Dominanz

der venerischen Erkrankungen zu jener Zeit. Die Dermato-logische Abteilung wurde in eine Holzbaracke verlegt, die zuvor als Infektionsbaracke gedient hatte. Die schwere Zeit des Krieges fi el in die Ära von Prim. Dr. Alexander Randak, der 1927 dem Gründungsvorstand Dr. Josef Schludermann gefolgt war. Die hölzerne Baracke diente über 25 Jahre als Notunterkunft, dazu kamen einige Betten in der nur notdürf-tig renovierten alten Chirurgie, die der Abteilung zugestan-den wurden.

Unter Prim. Dr. Rudolf Pachinger, der am 1. März 1952 Abteilungsvorstand der Dermatologie wurde, beschloss das Land Kärnten den Neubau einer Abteilung für Haut- und Ge-schlechtskrankheiten als vordringliche Maßnahme. Die neue Dermatologische Abteilung wurde am 25. September 1970 feierlich eröffnet und beinhaltete neben Einrichtungen zur allgemeinen Versorgung dermatologischer Patienten insbe-sondere auch eine bestens ausgestattete Station zur Behand-lung von Verbrennungskranken, welche auch die Versorgung schwerster Bandverletzungen ermöglichte. Der Neubau fi el in die Zeit eines rasanten Fortschritts in der Dermatologie, der durch die Entwicklung wichtiger Teilgebiete wie der Allergo-logie, der dermatologischen Onkologie, der Dermatochirurgie

V. l. n. r.: (EOA) Dr. Christian Kos, OA Dr. Julian Kofler, OA Dr. Hannes Kolle, OÄ Dr. Claudia Berger, Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernhard Lange-Asschenfeldt, Ass. Dr. Michael Patscheider, Ass. Dr. Clemens Painsi.

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wissenschaftlicher Arbeit am National Cancer Institute der National Institutes of Health in Bethesda. Von 2007 bis 2013 war Dr. Lange-Asschenfeldt als Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité in Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfram Sterry tätig, wo er sich 2009 für das Fach Dermatologie und Venerolo-gie mit einer Arbeit über die Modulation der kutanen An-giogenese bei Entzündung und Wundheilung habilitierte. Bei seinem Antritt als Abteilungsvorstand in Klagenfurt fand er eine nach dem geltenden Standard bestens ausgestattete und strukturierte Klinik vor, die als einzige Einrichtung dieser Art in Kärnten in der Lage ist, das vollständige Spektrum des Fachgebietes abzudecken. Für stationäre Behandlungen stehen 40 Planbetten zur Verfügung. Derzeit sind in der Abteilung 72 Mitarbeiter beschäftigt, darunter sieben Ober-ärzte und zwei Assistenzärzte, die durch sieben Turnusärzte bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Ein wichtiges Vorhaben für die Zukunft besteht im interdisziplinären Ausbau der Schwerpunkte Dermatoonkologie und Wundbehandlung, die gegenwärtig besonders dynamischen Entwicklungen un-terworfen sind.

Korrespondenzanschrift

Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernhard Lange-AsschenfeldtAbteilung für Dermatologie und Venerologie

Feschnigstraße 119020 Klagenfurt, Österreich

E-Mail: [email protected]

und der Angiologie gekennzeichnet war. Zu diesem Zeit-punkt umfasste die Abteilung 145 Betten.

1987 löste Dr. Wolf Pachinger seinen Vater als Abtei-lungsvorstand ab. Er hatte seine dermatologische Ausbildung an der Universitäts-Hautklinik in Graz erhalten, was ihn in die Lage versetzte, die bestehenden Schwerpunkte der Klinik nach den modernsten Grundsätzen auszurichten. Während seiner Zeit als Abteilungsvorstand stiegen die Patientenzah-len deutlich an. Dr. Pachinger engagierte sich insbesondere auf dem Gebiet der Allergologie und Dermatohistopatho-logie. Unter seiner Leitung etablierte sich das Wörthersee Symposium „What’s new in Allergy“, welches er 1996 mit ins Leben rief und das immer noch, weit über die Grenzen Österreichs hinaus, ein hohes Ansehen genießt.

Am 2. Mai 2013 erfolgte die Übergabe der Dermato-logischen Abteilung an dessen Nachfolger Priv.-Doz. Dr. Bernhard Lange-Asschenfeldt, der an den Universitäten Hei-delberg und Kiel Medizin studierte und seine klinische und wissenschaftliche Laufbahn in der Universitäts-Hautklinik Kiel unter der Leitung von Prof. Enno Christophers begon-nen hatte. Die dort initiierten Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Angiogenese in der Wundheilung und Entzün-dung führten ihn für zwei Jahre in das Labor von Prof. Dr. Michael Detmar im Cutaneous Biology Research Center des Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School in Boston, bevor er in Kiel seine Facharztausbildung komplet-tieren konnte und sodann unter Prof. Dr. Thomas Schwarz, der inzwischen die Leitung der dortigen Klinik übernom-men hatte, die Gelegenheit erhielt, ein Labor mit dem For-schungsschwerpunkt Angiogenese aufzubauen. Dank eines Cancer Research Training Awards folgte ein weiteres Jahr