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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung Seminar für das Lehramt an Grundschulen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Lars Buchalle, Susanne Kleinhans, Göde Klöppner, Birgit Koenig 2. geänderte Fassung Dezember 2013

Personenorientierung in der zweiten Phase der …...Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung Seminar für das Lehramt an Grundschulen

Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen

Lars Buchalle, Susanne Kleinhans, Göde Klöppner, Birgit Koenig

2. geänderte Fassung Dezember 2013

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 2 von 22

ZfsL Rheine

Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Rheine – April 2013

2. geänderte Fassung Dezember 2013

Stand 26. November 2014

Dieses Werk ist lizenziert unter einer

Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz. Für mehr Informationen besuchen Sie: http://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/deed.de

Herausgeber: Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Rheine Beethovenstraße 29

48431 Rheine

Telefon: 05971 51022

Fax: 05971 913249

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.zfsl-rheine.nrw.de

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 3 von 22

ZfsL Rheine

Verantwortung Unterstützung Entwicklung

Das Leitbild des ZfsL Rheine1

Verantwortung

Verantwortung ist ein zentrales Anliegen des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung. Wir setzen darauf, dass Professionalisierung immer gewissenhaft geschieht und alle für sich, füreinander und die Sache eintreten.

Verantwortung ist die Zuversicht in die Absicht und Kraft aller an der Ausbildung Beteiligten, Fragen und infrage zu stellen, Antworten zu geben und Perspektiven zu entwickeln und zu er-proben.

Verantwortung ist gemeinsame Verantwortung.

Unterstützung

Unterstützung ist ein zentrales Anliegen des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung. Wir setzen darauf, dass Professionalisierung durch eigene Anstrengung und Förderung der per-sönlichen beruflichen Kompetenz geschieht.

Unterstützung ist, der allseitigen Kompetenzentwicklung verlässliche Stütze zu sein.

Unterstützung ist gegenseitige Unterstützung.

Entwicklung

Entwicklung ist ein zentrales Anliegen des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung. Wir setzen darauf, dass Professionalisierung eine fortschreitende und dauerhafte Aufgabe ist.

Entwicklung ist kreative weitere Entfaltung einer vorhandenen Idee und zeitgemäßes Fort-schreiben eines Kompetenzgefüges.

Entwicklung ist gemeinsame Entwicklung.

1 Auszug aus dem Programm des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Rheine, http://www.zfsl-rheine.nrw.de/Ausbildungsrahmen/ZfsLprogramm/index.html (10. April 2014)

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 4 von 22

ZfsL Rheine

Inhalt

Einleitung .................................................................................................................................... 5

1 Personenorientierung als leitendes Prinzip ........................................................................... 5

2 Ihre Rolle ................................................................................................................................ 6

3 Die Rolle der Ausbilderinnen und Ausbilder .......................................................................... 7

4 Kernelemente des neuen Vorbereitungsdienstes und Bezug zur Personenorientierung ..... 8

4.1 Personenorientierte Beratung mit Coachingelementen (POB-C bzw. Coaching) ........ 8

4.2 Leitfaden zur Durchführung des Eingangs- und Perspektivgesprächs (EPG) (gem. § 15 OVP) .......................................................................................................... 11

4.3 Fachliche und überfachliche Ausbildung .................................................................... 13

4.3.1 Seminargestaltung .......................................................................................... 13

4.3.2 Unterrichtsbesuche ........................................................................................ 14

4.3.3 Unterrichtshospitation ................................................................................... 16

4.3.4 Sonstige Beratungssituationen ....................................................................... 17

4.4 Professionelle Lerngemeinschaften (PLG).................................................................. 17

4.5 Portfolio ...................................................................................................................... 20

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 5 von 22

ZfsL Rheine

Einleitung

Die zweite Phase der Lehramtsausbildung findet in vier grundlegenden Dimensionen statt. Sie ist personenorientiert, wissenschaftsorientiert, kompetenzorientiert und standardorientiert.

In Ihrer Universitätszeit lag der Akzent vermutlich vor allem auf der Wissenschaftsorientierung, der Kompetenzorientierung und der Standardorientierung, in gewissem Grad sicherlich auch auf der Personenorientierung. In Ihrer Ausbildung im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbil-dung (ZfsL) und in der Schule liegt im Vergleich zur ersten Phase ein stärkerer Akzent auf der Personenorientierung. Alle vier Dimensionen stehen gleichberechtigt nebeneinander.

Diese Informationen sollen Ihnen die Idee der Personenorientierung und die Elemente erläu-tern, die Sie in der Entwicklung Ihrer Lehrprofessionalität unterstützen.

1 Personenorientierung als leitendes Prinzip

Im Rahmen der Ausbildung entwickeln Sie Ihre Lehrkompetenz und Selbstkompetenz auf der Grundlage Ihrer persönlichen Ressourcen weiter. Ihre bisherige Lernbiographie – Ihre Erfahrun-gen und Kenntnisse aus Schule, Universität und anderen Lebensbereichen – bildet hierbei die Basis für das Entwickeln einer individuellen und authentischen professionellen Lehrpersönlich-keit.

Sie entwickeln Ihre Lehrerrolle individuell. Ihre Selbstwahrnehmung wird durch Fremdwahr-nehmung reflektierend ergänzt.

Die Ausbildung ist dabei ressourcenorientiert. Entwicklungsbereiche werden individuell festge-legt.

Im Sinne des humanistischen Menschenbildes nach Carl R. Rogers2 trauen wir Ihnen zu, die für Sie wichtigen Lernaspekte auszuwählen, Fragen zu stellen und so Ihre Kompetenzen zu entwi-ckeln. Wir nehmen Sie als erwachsene autonome Lernerin bzw. Lerner ernst.

Die Personenorientierung beruht hierbei auf wechselseitigem Vertrauen und auf Freiwilligkeit.

Der Grad der individuellen Beratung wird von Ihnen selbst bestimmt.

Die Ausbildung findet im Sinne individueller Förderung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Standard-, Wissenschafts- und Kompetenzorientierung statt.

Dies bedeutet, dass Sie sowohl Ihre fachlichen und überfachlichen Kompetenzen (z. B. Lehr-kompetenz, Beratungskompetenz) als auch Ihre Selbstkompetenzen (z. B. wie ist mein Zeitma-nagement, mein Konfliktmanagement, wie gehe ich mit bestimmten Situationen um) reflektie-rend entwickeln.

Ihre Ausbilderinnen und Ausbilder sind offen, Sie als Person kennenzulernen. Dabei entschei-den Sie, welche Aspekte Ihrer Person in diesem Kontext eine Rolle spielen sollen.

Personenorientierung ist also eine Grundhaltung, die sich in allen Elementen des Vorberei-tungsdienstes zeigt. Eine vertrauensvolle Lernatmosphäre ist hierbei wichtig. Die Kommunikati-on findet möglichst auf Augenhöhe statt.

2 vgl. Rogers, Carl R.: Lernen in Freiheit, München 1974

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 6 von 22

ZfsL Rheine

Es wird eine für Sie stimmige Verbindung von Persönlichkeit und Lehrerrolle angestrebt, mit ei-nem ganzheitlichen Blick auf Sie als Menschen, auf Ihre Kenntnisse, Erfahrungen, Bedürfnisse und Gefühle.

Die Personenorientierung bedeutet also:

1. Sie entwickeln eigenverantwortlich Ihr persönliches pädagogisches Selbstverständnis / Ihre Lehrerrolle

durch Förderung Ihrer Reflexionsfähigkeit und Metakognition,

indem Sie sich für eigene Wertsysteme und Haltungen sensibilisieren und sie entwi-ckeln,

indem Sie Ihre eigene Rollenwahrnehmung und Ihren Umgang mit den verschiedenen Rollen und unterschiedlichen Akteuren im Schulsystem entwickeln,

indem Sie die Persönlichkeitsmerkmale, die die berufliche Arbeit beeinflussen, stärken und entwickeln.

2. Sie lernen individualisiert

durch die Auseinandersetzung mit Ihrer persönlichen Lernbiographie und durch Lernen auf Grundlage Ihrer bisherigen Kompetenzen, auf Grundlage der Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Sie identifizieren Ihre Ressourcen und Stärken und bauen Sie aus, Sie reduzieren ggf. De-fizite.

3. Grundlage für die Personenorientierung ist das humanistische Menschenbild nach C. R. Ro-gers:

Jede Person ist autonom und deshalb für ihr Handeln verantwortlich.

Jede Person möchte sich bestmöglich selbst entwickeln („Selbstaktualisierungsten-denz“).

Jede Person handelt auf Grundlage der eigenen Biographie im Kontext des Umfeldes.

Die Personenorientierung zeigt sich in allen Elementen der Ausbildung, z. B. in der Intensivpha-se, dem Eingangs- und Perspektivgespräch (EPG), der Pädagogischen Woche (PäWo), in der Ge-staltung von Beratungsgesprächen, in der Seminargestaltung, dem Portfolio und den professio-nellen Lerngemeinschaften).

2 Ihre Rolle

Sie sind das Subjekt Ihrer Ausbildung. Das heißt, als autonome Lernerin bzw. autonomer Lerner gestalten Sie wesentliche Bereiche Ihres Lernens selbst. Sie haben die Verantwortung für Ihr Lernen. Sie kennen Ihre bisherige Lernbiographie, Ihre Kompetenzen, Stärken und Ressourcen am besten. Auf dieser Grundlage können und sollten Sie Schwerpunkte in Ihrer Ausbildung set-zen, bewusst einzelne Themen wählen und vor allem alle Fragen, die Sie haben, stellen und be-antworten (lassen).

Sie formulieren Ihren aktuellen Bedarf in Ausbildungsfragen und erhalten Unterstützung bei der Formulierung und Umsetzung Ihrer Ziele im Ausbildungsprozess.

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 7 von 22

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Sie bringen Ihre Kompetenzen für die Arbeit in Seminaren und weiteren Ausbildungsangeboten ein.

Die Personenorientierung setzt also eine selbst-bewusste, selbstreflexive Haltung auf Ihrer Sei-te voraus. Sie reflektieren Ihre Berufsbiographie individuell. Sie legen Entwicklungsperspektiven fest und entwickeln passende Lernwege – ggf. gemeinsam mit Ihren Ausbilderinnen und Aus-bildern.

Sie entscheiden hierbei, zu welchem Grad Sie bei Ihrer Lernentwicklung individuelle Problem-stellungen einbeziehen.

Verschiedene Elemente des Vorbereitungsdienstes unterstützen Sie bei der Arbeit an Ihrer be-ruflichen Identität. Ihre Ausbilderinnen und Ausbilder sind hier Partner in der Entwicklung Ihrer Professionalität.

3 Die Rolle der Ausbilderinnen und Ausbilder

Am ZfsL Rheine werden Sie von Ihren Fachleiterinnen bzw. Fachleitern in den beiden Fachsemi-naren (FLiFS) sowie einer Fachleiterin bzw. einem Fachleiter im Kernseminar (FLiKS) in Ihrer Ausbildung unterstützt.

Die FLiFS bilden Sie fachlich und überfachlich aus, die FLiKS bilden Sie überfachlich aus.

Alle Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder leiten Seminare, nehmen Einsicht in Unter-richt, geben Rückmeldung zum Ausbildungsstand und beraten Sie. Sie geben im Hinblick auf die Standardorientierung ggf. Anregungen, inwiefern Sie Ihre Professionalität individuell weiterent-wickeln können. Hierbei kooperieren alle an Ihrer Ausbildung Beteiligten.

Sie verlangen also kein bestimmtes Lehrerbild, sondern sind offen für verschiedene Lehrer-persönlichkeiten. Daraus folgt auch, dass es keine „Rezepte“ für die Unterrichtspraxis und an-dere Berufsbereiche geben kann. Vielmehr wollen Sie Ihre Anliegen verstehen und haben ein offenes Ohr für Ihre Entwicklungswünsche.

Die FLiFS benoten am Ende der Ausbildungszeit Ihre dann erreichten Kompetenzen. Beide an Ihrer Ausbildung beteiligten FLiFS tauschen sich regelmäßig über Ihren Ausbildungsstand aus.

Die FLiKS bilden Sie benotungsfrei aus. Sie erstellen kein Gutachten. Sie moderieren das EPG und führen die personenorientierte Beratung mit Coachingelementen durch. Sie sind zur Ver-schwiegenheit verpflichtet. FLiKS geben von sich aus keine Informationen über Sie an andere weiter. Wenn Sie möchten, dass andere Ausbilderinnen und Ausbilder bestimmte Informatio-nen erhalten, teilen Sie sie ihnen also bitte mit. Die Benotungsfreiheit durch die FLiKS ist eine große Chance für die Entwicklung Ihrer Lehrerpersönlichkeit.

Ihre Ausbilderinnen und Ausbilder geben Ihnen Transparenz über die Standards der Ausbildung.

An der Schule werden Sie von Ihrer bzw. Ihrem Ausbildungsbeauftragen und Ihren Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Auch diese unterstützen Ihren Lernprozess personenorientiert, wis-senschaftsorientiert, standardorientiert sowie kompetenzorientiert.

Die Einstellung Ihrer Ausbilderinnen und Ausbilder zeigt sich in folgenden Grundsätzen:

Im Sinne des humanistischen Menschenbilds nach Carl R. Rogers nehmen sie Sie ganz in die Verantwortung (Ihr eigener Chairman sein, Eigenverantwortung wahrnehmen), sie trauen Ihnen zu, sich entwickeln zu können, sie achten Ihre Autonomie.

Ausbildung und Beratung erfolgen stärkenorientiert/ressourcenorientiert.

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 8 von 22

ZfsL Rheine

Die Ausbilderinnen und Ausbilder handeln wertschätzend, empathisch und authentisch auf Grundlage einer selbstreflexiven Haltung.

Kommunikation findet möglichst auf Augenhöhe statt.

Ziel: Entwickeln des professionellen Selbst, der beruflichen Identität

durch: Stärken der Reflexionsfähigkeit/Metakognition

in Bezug auf: Lehrkompetenz ↔ Selbstkompetenz

Individualisiert fachlich und überfachlich ausbilden.

Die Lehrkompetenz stärken und entwickeln.

Die individuellen Persönlichkeitsmerkmale, die die berufliche Arbeit beeinflussen, stärken

und entwickeln.

Ausbildung und Beratung im Sinne „individueller Förderung“

4 Kernelemente des neuen Vorbereitungsdienstes und Bezug zur Perso-nenorientierung

Das leitende Prinzip der Personenorientierung verknüpft als Kernelemente des Vorbereitungs-dienstes die personenorientierte Beratung mit Coachingelementen (POB-C), das Eingangs- und Perspektivgespräch (EPG), die fachliche und überfachliche Ausbildung in den Kern- bzw. Fach-seminaren, die Professionellen Lerngemeinschaften (PLG) und das Portfolio.

4.1 Personenorientierte Beratung mit Coachingelementen (POB-C bzw. Coaching)

Die POB-C ist zentraler Bestandteil des Ausbildungskonzeptes der neuen OVP, das einen ganz-heitlichen Ansatz verfolgt. Sie hat Ihre berufliche Entwicklung und Professionalisierung zum Ziel und dient insbesondere der Ausbildung Ihres professionellen Selbstkonzepts. Sie orientiert sich dabei am GROW-Modell nach König und Vollmer3.

Im Folgenden sollen anhand von Leitfragen die wesentlichen Merkmale dieses Elements Ihrer Ausbildung vorgestellt werden:

„Coaching ist verbindlicher Teil der zweiten Phase der Lehrerausbildung – zugleich ist Coaching nur erfolgreich, wenn es auf der Basis einer beiderseitigen Zustimmung erfolgt.“

(Coaching-Qualifizierung 2012)

Was heißt das für Sie konkret?

Sie selbst stehen im Mittelpunkt Ihrer Ausbildung. Sie erfahren – neben der Förderung Ihrer Fä-higkeiten auf fachlichem Gebiet – Unterstützung im Umgang mit Erwartungen, Problemen, Er-folg und Misserfolg sowie bei Ihren Bemühungen um Veränderung.

3 vgl. König, Eckard; Vollmer, Gerda: Handbuch systemisches Coaching, Weinheim, Basel 2009

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 9 von 22

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Wichtig: Coaching ist vor allem ressourcenorientiert! Sie haben Stärken, die es im Rahmen des Coachings auszubauen gilt, um Ihre vorhandenen Kräfte zu mobilisieren.

Wozu dient Coaching?

Coaching vertritt den Anspruch, einerseits Entwicklungsoptionen zu fördern und die Persönlich-keit zu stärken, andererseits Hilfestellung zu geben bei der Bewältigung von Problemstellungen auch im Zusammenhang mit der Kompetenzentwicklung in der Rolle der Lehrerin / des Lehrers.

Insgesamt zielt Coaching ab auf eine Unterstützung bei:

der persönlichen professionsbezogenen Standortbestimmung

der Bewältigung des komplexen Arbeitsalltags

der Rollenklärung unter Einbeziehung der eigenen – auch geschlechtsspezifischen Erwartungen und Vorstellungen

der Analyse und Weiterentwicklung des eigenen Lehrerverhaltens

der Entwicklung geeigneter Problemlösungs- und Umsetzungsstrategien

der Positionsbestimmung in Entscheidungssituationen.

Wie sehen die Rahmenbedingungen für das Coaching aus?

Ihre bzw. Ihr FLiKS betreut Sie auch als Coach. Er/sie besucht Sie im Unterricht, entweder zu-sammen mit Ihrem/Ihrer FLiFS oder auch allein: Die Entscheidung treffen Sie selbst!

Ihr/Ihre FLiKS ist nicht an Ihrer Benotung beteiligt und prüft Sie auch nicht im Examen. Ihr Coach ist zur Verschwiegenheit verpflichtet und wird nur mit Ihrer Erlaubnis z. B. mit Ihren FLiFS sprechen.

Wie verläuft ein Coaching-Gespräch?

Das Gespräch wird nach einer festgelegten Schrittfolge durchgeführt. Sie selbst bringen das Thema ein und legen zusammen mit Ihrem Coach eine Zielperspektive für das Gespräch fest. Nach einer vertiefenden Klärungsphase werden mögliche Lösungen und daran anschließend konkrete nächste Schritte formuliert. Wie Sie mit diesen Ergebnissen des Gesprächs weiter ver-fahren, liegt in Ihrem Ermessen. Es findet kein automatischer Austausch zwischen Ihrer/Ihrem FLiKS und Ihren FLiFS statt (s. o.).

Woher kommen die Themen für das Coaching?

Dazu lautet die Rückfrage an Sie: Was brauchen Sie in Ihrer Ausbildungssituation?

Anlässe für Coachinggespräche können sich z. B. aus Ihrem Portfolio ergeben oder auch aus Rückmeldungen an Sie seitens Ihrer FLiFS bzw. Ihrer/Ihrem FLiKS. Dabei kann es um Situationen im Unterricht gehen: Wie setze ich mich in der Klasse durch? Wie gehe ich mit auffälligen Schü-lerinnen und Schülern um? Es kann auch um Ihre vorhandenen Stärken gehen, die Sie weiter ausbauen wollen: Wie bringe ich meine eigenen positiven Persönlichkeitsmerkmale (Humor, Freundlichkeit) in den Unterricht ein? Oder Sie betrachten es als Ihr Ziel, Ihr Zeitmanagement zu optimieren oder im Kollegium Arbeitspartnerinnen und Arbeitspartner zu finden.

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 10 von 22

ZfsL Rheine

Können Sie sich auch dagegen entscheiden, sich coachen zu lassen?

Nicht ganz! Zwei Beratungsgespräche mit Coachingelementen innerhalb Ihrer Ausbildung sind verpflichtend. Welche Themen Sie besprechen möchten und ob sich daraus Coachinganlässe er-geben, entscheiden Sie!

Können Sie sich auch mit anderen Referendaren/Referendarinnen zusammen coachen lassen?

Dies ist nicht vorgesehen. Gruppencoaching kann aber z. B. in die kollegiale Fallberatung ein-fließen.

Wie lange dauert das Coaching?

Coachingprozesse können über mindestens zwei oder auch mehrere Sitzungen verlaufen. Eine Sitzung dauert in der Regel etwa 60 – 90 Minuten.

Werden die Coaching-Sitzungen dokumentiert?

Sie dokumentieren die Inhalte Ihrer Coaching-Gespräche in Ihrem Portfolio. Nach einem Coaching-Gespräch kann ein Fotoprotokoll angefertigt werden. Dieses können Sie in Ihr Portfo-lio übernehmen und auch Ihrem Coach geben.

Das GROW-Modell nach Vollmer und König4

4 vgl. König, Eckard; Vollmer, Gerda: Handbuch systemisches Coaching, Weinheim, Basel 2009 und Coaching-Qualifizierung 2012

© 2011 WIBK / S&T

VertrauenHaltung

Wer

tsch

ätzu

ng

Empathie

AuthentizitätWhat next

Options

RealityGoal

Coaching ist eine benotungsfreie

Beratung. Ziel ist die

Erweiterung der Perspektiven

und Handlungsmöglichkeiten

des Lehramtsanwärters / der

Lehramtsanwärterin unter

Wahrung ihrer

Entscheidungsfreiheit.

Der Ausgangsfokus ist der/die

LAA als Person in ihrer /seiner

Lehrerrolle.

Die inhaltliche Verantwortung liegt

beim LAA, die

Prozessverantwortung beim

Coach.

Personenorientierte Beratung mit Coachingelementen

im Vorbereitungsdienst der Lehrerausbildung

Erfolgsfaktoren für Coaching sind:

• Haltung des Coachs und

• Klare Struktur

Erfolgsfaktoren für Coaching sind:

• Haltung des Coachs und

• Klare Struktur

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 11 von 22

ZfsL Rheine

4.2 Leitfaden zur Durchführung des Eingangs- und Perspektivgesprächs (EPG) (gem. § 15 OVP)

„Die Lehramtsanwärterin oder der Lehramtsanwärter führt zu Beginn der Ausbildung ein Ein-gangs- und Perspektivgespräch mit einer Seminarausbilderin oder einem Seminarausbilder un-ter Beteiligung der Schule. Es dient dazu, auf der Grundlage der bereits erreichten berufsbezo-genen Kompetenzen weitere Perspektiven zu entwickeln und Beiträge aller Beteiligten dazu gemeinsam zu planen. Das Gespräch soll in den ersten sechs Wochen der Ausbildung geführt werden. Es beruht auf einer von der Lehramtsanwärterin oder dem Lehramtsanwärter gehalte-nen Unterrichtsstunde. Die Lehramtsanwärterin oder der Lehramtsanwärter dokumentiert die Gesprächsergebnisse schriftlich. Die Dokumentation kann von den anderen Gesprächsteilneh-merinnen und -teilnehmern ergänzt werden. Eine Benotung erfolgt nicht. Die Planungen sollen im Verlaufe der Ausbildung fortgeschrieben werden.“ (§ 15 OVP)

Welche Ziele verfolgt das EPG?

Auseinandersetzung mit Ihrer Lernbiographie

Auseinandersetzung mit Ihrem Rollenverständnis

Vergewisserung über bereits entwickelte berufsbezogene Kompetenzen

Erweiterung der Perspektive und Handlungsmöglichkeiten

Systematische Reflexion hinsichtlich des Kompetenzaufbaus

Sicherung der Reflexion durch Formulierung verbindlicher Entwicklungsziele

© 2011 WIBK / S&T

GROW-Modell

Umfeld (Raum usw.)

vorbereiten

Kontakt zum Coachee

aufbauen:

Kurze Schilderung

des Anliegens

Zeitrahmen festlegen

Ziel des Gesprächs

klären:

• Was möchten Sie

am Schluss des

Gesprächs als

Ergebnis?

Orientierungs-

phase

„Goal”

Orientierungs-

phase

„Goal”

Wie wird die Situation

vom Coachee

beschrieben?

Was wird (von wem)

als Problem

bezeichnet?

Wie ist es aus Sicht

des Coachee dazu

gekommen?

Welche

Beschreibungen /

Erklärungen sind

außerdem

möglich?

Ggf. Zielüberprüfung

Klärungsphase

„Reality”

Klärungsphase

„Reality”

Was wären

Lösungsmöglich-

keiten?

• Coachee fragen:

• Eigene Ideen

einbringen

Was wurde bereits

vom Coachee

bewältigt?

Welche Chancen und

Risiken werden mit

den Lösungen

verbunden?

Grundsatz: Erst Ideen

sammeln

(Brainstorming),

dann bewerten

Lösungsphase

„Options“

Lösungsphase

„Options“

Was nimmt der

Coachee als

Ergebnis mit Blick

auf das Ziel mit?

Was sind seine

nächsten Schritte

(Aktionsplan)?

Was sind weitere

Vereinbarungen

(z.B. Unterstützung,

weiterer Termin)

Grundsatz: Coachee

entscheidet, wie er

vorgeht

Abschlussphase

„What next“

Abschlussphase

„What next“

RGOW

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

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ZfsL Rheine

Stärkung Ihres eigenverantwortlichen Lernens

EPG als Element der personenorientierten Beratung

Welche Rahmenbedingungen gelten für das EPG?

Die Vorbereitung des EPG erfolgt durch die Kernseminare.

Die Kernseminarleitung schlägt einen Gesprächstermin vor.

Sie geben den Termin weiter und klären die schulischen Rahmenbedingungen.

Die Schulleitung legt den Schulvertreter / die Schulvertreterin fest (i. d. R. Ausbil-dungsbeauftragte bzw. Ausbildungsbeauftragter).

Sie bereiten das Gespräch mit Hilfe von Reflexionsanregungen (s. Anlage zum EPG) eigenverantwortlich vor.

Das EPG findet möglichst im Anschluss an eine gehaltene Unterrichtsstunde statt oder aber zeitnah zur gehaltenen Stunde. Sie haben nach der Unterrichtsstunde 15 Minuten Zeit, die eigenen Vorüberlegungen zum EPG mit den Eindrücken der Un-terrichtsstunde zu ergänzen.

Die Gesprächsdauer soll in der Regel nicht länger als 60 Minuten dauern.

Die Dokumentation verbleibt bei Ihnen.

Der formale Nachweis wird zur Akte genommen.

Ablauf: Verantwortlichkeit:

LAA zeigt eine Unterrichtstunde

Metakommunikation: Ziel und Funktion des Gesprächs, Absprachen und organisatorischer Rahmen

1. Sie nehmen Stellung zu Ihrer Anfangsphase in Schule und Seminar (z. B. Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen, Zusammenarbeit mit Ausbilderinnen und Ausbildern, Orientierung in beiden Systemen).

LAA

Schul- und Seminarausbilderin-nen/-ausbilder fragen ggf. ver-tiefend nach.

2. Sie nehmen in Bezug zu den Vorerfahrungen und zum Unterricht fokussiert Stellung hinsichtlich be-reits erworbener berufsbezogener Kompetenzen und hinsichtlich des Lernbedarfs (vgl. Reflexionsan-regungen und Tischvorlage).

Selbstbild/Selbstreflexion

Planung von Unterricht

Durchführung von Unterricht

LAA

Schul- und Seminarausbilderin-nen/-ausbilder geben Rückmel-dung zu Ressourcen und ggf. zum Lernbedarf

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 13 von 22

ZfsL Rheine

3. Sie formulieren erste Zielvorstellungen für den Lernprozess (max. 3).

LAA

Schul- und Seminarausbilderin-nen/-ausbilder beraten (unter-stützen durch Impulse zur Kon-kretisierung, bringen ggf. Ziel-perspektiven der Schule und des Seminars mit ein).

4. Gesprächsteilnehmerinnen und Gesprächsteilnehmer treffen weitere Vereinbarun-gen zur Umsetzung der Ziele.

Was genau wird der erste Schritt auf dem Weg zum Ziel sein?

Woran lässt sich erkennen, dass dieser Weg eingeschlagen wurde?

Wer oder was kann bei der Umsetzung des Ziels helfen?

Bis wann wird die Umsetzung des Ziels erreicht sein?

Was wird anschließend anders sein?

5. Metakommunikation / Abschluss der Gesprächsphase

6. Sie dokumentieren eigenverantwortlich die Ge-sprächsergebnisse (Dokumentationsbogen).

LAA

Schul- und Seminarausbilderin-nen/-ausbilder ergänzen ggf.

7. Für die Ausbildungsakte wird der formale Nachweis von allen drei Gesprächsteilnehmerinnen und –teil-nehmern unterschrieben.

LAA

Schul- und Seminarausbilderin-nen/-ausbilder

4.3 Fachliche und überfachliche Ausbildung

Während des Vorbereitungsdienstes werden Sie in regelmäßigen Fachseminarsitzungen Ihrer Unterrichtsfächer fachlich und in Ihren Kernseminargruppen überfachlich ausgebildet.

4.3.1 Seminargestaltung

Wie wird die fachbezogene und überfachliche Ausbildung konkret in der Seminararbeit umge-setzt?

Im Entwurf einer Konzeption für den reformierten Vorbereitungsdienst für Lehrämter an Schu-len werden Verbindungen zwischen fachlicher und überfachlicher Ausbildung als ein zentrales Element der Personenorientierung verstanden. Im Einzelnen heißt es:

Fachbezogene und überfachliche Ausbildung sind Kernaufgaben der Ausbilderinnen und Ausbil-der des ZfsL Rheine und der Schulen. Sie zielen zusammen auf alle professionsbezogenen As-pekte des Lehrerhandelns.

Die Qualitätsmaßstäbe sind zwischen den an der Ausbildung Beteiligten abgestimmt. Es besteht eine curriculare Abstimmung der Ausbildungsinhalte zwischen Kernseminar und den jeweiligen Fachseminaren. Das Kernseminar ist dabei taktgebend durch eine Schwerpunktsetzung in den jeweiligen Quartalen. Die Fachseminare ergänzen zeitnah zu den Themen der Kernseminare ih-

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

Seminar für das Lehramt an Grundschulen Stand: 26. November 2014 Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Seite 14 von 22

ZfsL Rheine

re fachspezifischen und fachdidaktischen Perspektiven, so dass diese aufeinander abgestimm-ten Ausbildungsprogramme insgesamt alle Handlungssituationen abdecken.

Die Schulen betten ihre Ausbildungsarbeit in diesen Zusammenhang ein.

Um die Ausbildung für Sie transparent zu gestalten, werden Ihnen die Curricula der Kernsemi-nare und der jeweiligen Fachseminare zur Verfügung gestellt.

Über diese Absprachen hinaus basiert die Ausbildung auf einer Abstimmung von Rahmenbedin-gungen aller an der Ausbildung Beteiligten, wie z. B.

über die Form der Unterrichtsentwürfe und die Gestaltung der Begründungsteile in sol-chen Entwürfen

über die Gestaltung der Nachbesprechungen (vgl. 4.3.2.)

Wie kann ich meine Ausbildungswünsche ins Seminar einbringen?

Sie lesen die Curricula des Kernseminars und Ihrer Fachseminare. Darauf aufbauend können und sollen Sie Ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern. Unter Berücksichtigung der Standardori-entierung werden dann die Inhalts-Schwerpunkte unter den Seminarmitgliedern festgelegt. Die Ausbildung orientiert sich hier also sowohl an den Standards und Vorgaben als auch an Ihren konkreten Wünschen für Schwerpunkte oder ergänzende Themen.

Zu Beginn jeder Seminarsitzung haben Sie die Möglichkeit, aktuelle Themen einzubringen.

Somit werden die Seminare sowohl standardorientiert als auch bedarfsnah und bedürfnisorien-tiert gestaltet.

Die Ausbildung erfolgt individuell. Was bedeutet dies für die Seminare?

Sie arbeiten aktiv in den Seminaren mit und bringen Ihre Sichtweisen und Stärken aktiv ein. Sie werden unterstützt, Ihre Stärken zu identifizieren und auszubauen. Die Seminare werden bin-nendifferenziert gestaltet. Sie dienen dazu, Ihre Persönlichkeit, Ihr Menschenbild, Ihre persönli-chen Werte/Normen/Tugenden, Ihr pädagogisches Selbstverständnis und Ihre Lehrerrolle zu re-flektieren und authentisch weiterzuentwickeln.

4.3.2 Unterrichtsbesuche

Was sind Unterrichtsbesuche und welchen Stellenwert nehmen Sie ein?

Die FLiFS besuchen Sie in Ihrer Ausbildung entsprechend der Vorgaben Ihrer Ausbildungsord-nung (OVP) in beiden Fächern in der Regel insgesamt zehn Mal. Es können demnach fünf Besu-che pro Fach stattfinden, es kann sich aber ein größerer Beratungsbedarf in einem der beiden Fächer ergeben, der zu einer anderen Verteilung der Besuche auf die beiden Fächer führt. Da-bei wird jeder Besuch von Ihnen selbst mit den FLiFS terminiert, die Teilnahme von anderen an der Ausbildung beteiligten Akteuren ist möglich.

Jeder Unterrichtsbesuch schließt mit einer Nachbesprechung ab und trägt zur Notenfindung Ih-res Langzeitgutachtens bei. Im Sinne der Personenorientierung wird dabei nicht davon ausge-gangen, dass Sie von Beginn Ihrer Ausbildung an den zu erwartenden Standards zum Ende Ihrer Ausbildung nahe kommen. Demnach werden auch keine Einzelnoten für Unterrichtsbesuche vergeben. Im Endgutachten werden die Kompetenzen benotet, die Sie am Ende der Ausbildung besitzen.

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

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Auch Ihre FLiKS besuchen Sie über die Hospitation im Zusammenhang des EPGs hinaus mindes-tens zweimal im Unterricht, um Sie entsprechend Ihrer Ausbildungsordnung (§ 10 (5) und § 11 (3) OVP) an den Kompetenzen und Standards der Ausbildung orientiert beraten und Rückmeldungen zu Ihrem Ausbildungsstand geben zu können. Eine Benotung durch die FLiKS erfolgt jedoch nicht.

Es sind sowohl eine Einladung zu gemeinsamen Besuchen mit den Fachleiterinnen und Fachlei-tern als auch separate Einladungen zu eigens anberaumten Besuchsstunden (Unterrichtshospi-tationen, s. u. 4.3.3) möglich.

Wozu dient die Nachbesprechung nach Unterrichtsbesuchen?

Gehen wir wie oben beschrieben davon aus, dass wir Sie als selbstreflektierte Lernerin bzw. Lerner ernst nehmen und Ihnen somit ein hohes Maß an Selbstverantwortung gegenüber Ihrer eigenen Ausbildung zuschreiben, so findet sich dieser Ansatz auch bei den Unterrichtsbesuchen und den dazugehörigen Nachbesprechungen wieder. Im Sinne einer individuellen, progressiven Ausbildung sollten Unterrichtsbesuche von Ihnen immer im Hinblick auf bestimmte Entwick-lungsschritte innerhalb Ihrer (Fach-)Ausbildung geplant und durchgeführt werden. In den Un-terrichtsnachbesprechungen bilden diese individuellen Entwicklungsschritte in der Regel das Zentrum der Besprechung. Die Gesprächsgegenstände orientieren sich demnach an Ihrem je-weiligen Bedarf – natürlich auf Grundlage des gesehenen Unterrichts.

Praktisch bedeutet das, dass Sie im Sinne selbstreflexiven Vorgehens die zu besprechenden As-pekte, die zum jeweiligen Zeitpunkt Ihre Lehrerpersönlichkeit am ehesten weiterentwickeln können, selbstständig wählen und zur Beratung ausschreiben. Dadurch erhalten Unterrichts-nachbesprechungen die Chance, die bisherigen Fähigkeiten zu reflektieren, sich direkt mit dem erkannten Bedarf zu befassen und daraus letztlich neue Zielsetzungen für Ihre persönliche Ent-wicklung auszuweisen.

Wie verläuft eine Unterrichtsnachbesprechung?

Die Unterrichtsnachbesprechungen verlaufen in der Regel nach einem bewährten Schema ab, welches sich an dem Beratungskonzept von Goll, Klupsch-Sahlmann und Theßeling5 orientiert. Dabei bieten wir Ihnen trotz gegebener Bewertungssituation einen möglichst spannungsfreien Raum an, in dem wir uns gemeinsam mit Ihnen um eine symmetrische Kommunikation bemü-hen wollen. In jedem Fall gestalten Sie den kommunikativen Lernprozess als eigenverantwortli-che Lernerin/Lerner mit. Die wichtigste Bedingung für eine gelingende Kommunikation ist dabei eine wertschätzende Einstellung zum Gesprächspartner und gegenseitige Akzeptanz. Die Her-stellung von Transparenz hinsichtlich des Ziels und des Ablaufs der Beratung trägt dazu bei, Stö-rungen in der Kommunikation6 zu vermeiden. Im Vorfeld des Gesprächs sollten daher eine Of-fenlegung der Beratungsstruktur und ein Klären gemeinsamer Absichten im Hinblick auf die konkrete Ausbildungssituation erfolgen.

5 Theßeling, Helen; Klupsch-Sahlmann, Rüdiger; Goll, Alfred: Strukturierte Beratungsgespräche mit Lehramtsan-wärtern und Kollegen nach Unterrichtsbesuchen. In: Berichte des Institutes für Didaktik der Biologie der West-fälischen Wilhelms-Universität Münster, IDB 2002, H. 11, S. 35 – 47. 6 Vgl. Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander reden. Bd. 1: Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. 47. Aufl. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2009, S. 44 – 68.

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Die konkrete Beratungssituation orientiert sich an folgendem Ablauf:

1. Formalia: Die Struktur der Unterrichtsnachbesprechung wird benannt und der zeitliche Rahmen wird auf 45 Minuten festgelegt.

2. Statement: Ihnen wird die Möglichkeit gegeben die Unterrichtsstunde zu reflektieren und grundlegende Vorüberlegungen zu erläutern. Die anwesenden FLiKS bzw. FLiFS stel-len ggf. Verständnisfragen.

3. Positivrunde: Die Gesprächsteilnehmerinnen und Gesprächsteilnehmer benennen posi-tive Aspekte der Unterrichtsstunde. Eine Diskussion der genannten Punkte ist nicht vor-gesehen.

4. Klärung des Beratungsbedarfs: Sie werden gebeten, von Ihnen gewünschte Beratungs-aspekte zu benennen, die zunächst jedoch nicht näher erläutert werden. Es wird ggf. da-rauf hingewiesen, dass auch grundsätzlich positive Aspekte genannt werden können. Die Punkte werden von den FLiFS ggf. um eigene Punkte ergänzt.

5. Planung des Gesprächs: Sie werden gebeten, eine Besprechungsreihenfolge festzulegen. Die Reihenfolge signalisiert dabei die Möglichkeit, dass einzelne Aspekte aufgrund der niedrigen Rangfolge in Verbindung mit möglicher Zeitknappheit nicht mehr angespro-chen werden.

6. Gespräch: Die ausgewählten Punkte werden gleichberechtigt im Sinne eines Beratungs-gesprächs besprochen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, dass Sie selbstständig im Gespräch mit den anderen Anwesenden Alternativen und Lösungsoptionen im Hin-blick auf die Besprechungsaspekte entwickeln.

7. Formulierung des Lernertrags: Sie entwickeln aus den gewonnenen Erkenntnissen des Beratungsgesprächs Perspektiven für die Fortführung Ihrer Ausbildung in den nächsten Wochen.

8. Zusammenfassung der Beratung: Ihre/Ihr FLiFS fasst die Erkenntnisse zu einem Wort-gutachten hinsichtlich Ihres Leistungsstandes zusammen.

9. Metakommunikation: Den Anwesenden wird die Möglichkeit gegeben, ihre individuellen Empfindungen im Hinblick auf das Gespräch zu äußern.

4.3.3 Unterrichtshospitation

Was sind Unterrichtshospitationen und wie unterschieden sie sich von Unterrichtsbesuchen?

Neben den oben beschriebenen rechtlich verankerten Unterrichtsbesuchen durch Ihre FLiFS, haben Sie die Möglichkeit, zusätzliche Unterrichtshospitationen zu vereinbaren. Diese Unter-richtshospitationen haben von vornherein nur beratenden, niemals benotenden Charakter. Zu den Unterrichtshospitationen können sowohl FLiKS, als auch FLiFS eingeladen werden.

Der zentrale Unterschied zu den Unterrichtsbesuchen besteht, neben der Benotungsfreiheit, darin, dass sich für Unterrichtshospitationen auch ausschließlich überfachliche Beratungsge-genstände eignen. Für sie müssen keine schriftlichen Entwürfe wie bei Unterrichtsbesuchen vorgelegt werden. Die zu beratenden Punkte werden von Ihnen idealerweise im Vorfeld be-kannt gegeben, um sich gezielt Beratung einzuholen.

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Wozu dienen die Unterrichtshospitationen?

Unterrichtshospitationen eignen sich in besonderem Maße dazu, im benotungsfreien Raum As-pekte Ihres eigenen Lehrerhandelns beobachten zu lassen, die Sie im Rahmen der für die Unter-richtsbesuche obligatorischen Progression vielleicht nicht zeigen wollen oder können bzw. nicht zum Gesprächsgegenstand machen möchten.

Wählen Sie den empfohlenen Fall einer Unterrichtshospitation durch Ihre bzw. Ihren FLiKS, so wird sie bzw. er immer Verschwiegenheit wahren und keinerlei Informationen ohne Ihr Einver-ständnis weitertragen. Selbstverständlich dürfen Sie darüber hinaus Ihre/Ihren FLiKS, die/der gleichzeitig Ihr Coach ist, durchaus mit Gesprächsaufgaben gegenüber Ihren FLiFS betrauen.

Es wird deutlich, dass sich eine besondere Verantwortung Ihrer selbst gegenüber Ihrer Ausbil-dung abzeichnet, in welchem Maße Sie das Instrument der Unterrichtshospitation für Ihre Aus-bildung nutzen wollen.

Wie verläuft eine Unterrichtshospitation?

Ob sich Unterrichtshospitationen an das oben beschriebene Beratungskonzept anlehnen oder nicht, hängt maßgeblich von Ihnen ab. Aufgrund der vielfältigen Beobachtungsschwerpunkte, mit denen Sie Ihre bzw. Ihren FLiKS für eine Hospitationsstunde beauftragen können, kann eine vollständig andere Vorgehensweise bei der Beratung verfolgt werden. Hier gilt es, sich unterei-nander zu verständigen und das Beratungsarrangement individuell auf Ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen.

4.3.4 Sonstige Beratungssituationen

Neben diesen strukturierten Beratungsangeboten haben Sie die Möglichkeit, sich von allen an Ihrer Ausbildung beteiligten Personen auf unterschiedlichste Art und Weise beraten zu lassen.

4.4 Professionelle Lerngemeinschaften (PLG)

Welche Rahmenbedingungen gelten für die Professionellen Lerngemeinschaften?

Die Professionellen Lerngemeinschaften dienen Ihnen als Ort regelmäßiger Rückmeldung und Entwicklung an Ihren Ausbildungs- bzw. Nachbarschulen. Hier haben Sie die Gelegenheit, sich individuellen Entwicklungsschwerpunkten zu widmen und sich gegenseitig zu beraten. Auf der Basis allgemeiner Bestimmungen der OVP 2011 und landesweiter Vereinbarungen hat das Lei-tungspersonal der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung der Bezirksregierung Münster folgende Vereinbarungen zu den Professionellen Lerngemeinschaften als eines der Kernele-mente des reformierten Vorbereitungsdienstes getroffen:

Professionelle Lerngemeinschaften (PLG)

1. „Der professionelle Austausch der LAA im Rahmen eigenverantwortlicher Lerngemein-schaften vom Beginn der Ausbildung an fördert den Kompetenzaufbau in nachhaltiger Weise und schlägt zugleich die Brücke zu einer dauerhaft kooperativen und reflexiven Grundhaltung im Lehrerberuf.“ (Entwurf einer Konzeption für den reformierten VD 2010, S.12)

2. Die Lerngemeinschaften stellen neben den begleiteten fachbezogenen und überfachli-chen Ausbildungsformaten ein weiteres verbindliches Ausbildungselement des Seminars dar.

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3. Die Seminarausbilderinnen und Seminarausbilder haben die Pflicht, die selbstgesteuer-ten Lerngruppen zu Beginn der Ausbildung anzubahnen, sie zu beraten, praktische Anre-gungen zu geben und organisatorisch zu unterstützen.

4. Die inhaltliche Ausgestaltung ist abhängig von der jeweils gewählten Organisationsform. Der so gestaltete Lernraum kann unter anderem folgende Elemente beinhalten:

• kollegiale Fallberatung

• Hospitationen

• Anwendung und Übung konkret vermittelter Inhalte

• selbstständiges Erschließen individuell bedeutsamer Inhalte

5. Die Verantwortung für die Prozesse und die Ergebnisse der Lerngruppen liegt bei den LAA. Sie entscheiden über den Grad der Selbstorganisation, über Inhalte und Formate.

6. Auch die Schule unterstützt die Einrichtung und Durchführung von Lerngemeinschaften durch organisatorische Begleitung. Die Berücksichtigung in den schulischen Ausbildungs-programmen ist anzustreben.

7. Ergebnisse der Arbeit in den Lerngemeinschaften sollen Niederschlag in den Portfolios der LAA finden. Sonstige Nachweise sind nicht erforderlich.

8. Das selbstgesteuerte Lernen in Lerngruppen ist ein zusätzliches Format und wird nicht auf die durchschnittlich sieben Wochenstunden gemäß § 10 OVP angerechnet.

Welche Ziele werden mit den Professionellen Lerngemeinschaften verfolgt?

In den zitierten Vereinbarungen wird deutlich, dass es, wie bei den anderen Elementen des re-formierten Vorbereitungsdienstes, bei der Installation Professioneller Lerngemeinschaften um die Förderung der Selbststeuerung bei der Weiterentwicklung berufsbezogener Kompetenzen und um die Unterstützung des Prozesses der Ausbildung einer reflexiven Grundhaltung geht. Dem dient auch die Verzahnung mit Ihrer Portfolioarbeit.

Die Arbeit in Professionellen Lerngemeinschaften unterstützt Sie darin, in einem bewertungs-freien Raum und im Rahmen weitgehend symmetrischer Kommunikation Ihr Lehrerhandeln in seinen verschiedenen Dimensionen zu analysieren, kritisch zu reflektieren und Anregungen für die Entwicklung Ihrer berufsbezogenen Kompetenzen zu erhalten. Die Professionellen Lernge-meinschaften bieten Ihnen dazu auch Raum zur Übung und kollegiale Hilfe im Umgang mit Problemen Ihrer pädagogischen Praxis.

Die Professionellen Lerngemeinschaften können ferner einen wichtigen Beitrag zur Schulent-wicklung leisten, indem sie über den Kreis der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter hinaus eine kooperative Grundhaltung fördern, die auch für die Professionalisierung der schuli-schen Kollegien insgesamt als bedeutsam angesehen werden kann.

Welche Grundsätze für die Arbeit in den PLG gelten?

Dem entsprechen als Empfehlung grundlegende Prinzipien der Arbeit in Ihren Professionellen Lerngemeinschaften, die professionelle Kommunikation mit einer Kultur gegenseitiger Unter-stützung und auch Toleranz im Umgang miteinander verbinden sollen:

• Schaffung eines förderlichen Gesprächsrahmens

• wertschätzender Umgang miteinander und konstruktive Kritik

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Personenorientierung in der zweiten Phase der Lehrerausbildung

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• Reflexion von Gruppenprozessen

• Moderation der Treffen nach dem Rotationsprinzip

• Protokollierung der PLG nach dem Rotationsprinzip

• Vorschlag für das Thema / die Tagesordnung für das nachfolgende Treffen durch den jeweiligen Protokollführer / die jeweilige Protokollführerin

Woran kann in den PLG gearbeitet werden?

Den beschriebenen Zielsetzungen und Funktionen Professioneller Lerngemeinschaften und den genannten Vereinbarungen des Leitungspersonals der Zentren für schulpraktische Lehreraus-bildung folgen die Anregungen, die Ihnen, unbeschadet Ihrer Entscheidungsfreiheit und Eigen-verantwortung, Hilfen geben wollen:

• kollegiale Hospitation mit klarem Beobachtungsauftrag

• kollegiale Fallberatung

• Anwendung und Übung konkret vermittelter Inhalte

• selbstständiges Erschließen individuell bedeutsamer Inhalte

• Reflexion der eigenen Kompetenzentwicklung in Verbindung mit der Portfolioarbeit

Wie werden die PLG organisiert?

Die allgemeinen Rahmenbedingen für die Arbeit Professioneller Lerngemeinschaften werden durch folgende Festlegungen weiter konkretisiert:

• Die Kernseminare stellen im Verlauf des ersten Ausbildungsquartals das Konzept der Ar-beit in Professionellen Lerngemeinschaften vor und initiieren die Konstituierung der Lerngruppen.

• Im Bereich der Gymnasien und Gesamtschulen setzen sich die Professionellen Lernge-meinschaften in der Regel aus Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern zusam-men, die einer Schulgruppe angehören. Im Bereich des Lehramtes an Grundschulen bil-den sich Lerngemeinschaften in der Regel aus Lehramtsanwärterinnen und Lehramts-anwärtern benachbarter Schulen.

• Als Gruppengröße empfehlen sich Lerngruppen mit drei bis fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

• Über den gesamten Ausbildungszeitraum gerechnet werden für den zeitlichen Umfang der Arbeit in den Professionellen Lerngemeinschaften zwischen 16 und 24 Stunden empfohlen.

• Die Arbeit in den Professionellen Lerngemeinschaften wird im Portfolio durch einen Do-kumentationsbogen formal nachgewiesen.

• Bei Bedarf und auf Wunsch der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter unter-stützen die Seminarausbilder die Arbeit der Professionellen Lerngemeinschaften zum Beispiel durch

o die Vermittlung von Handlungsroutinen für die Moderation von Gruppengesprä-chen, die Durchführung kollegialer Fallberatung, kollegiale Unterrichtshospitati-onen sowie Ziel- und Strategieentwicklung,

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o individuelle und gruppenspezifische Beratung,

o …

• Möglichkeiten der Unterstützung durch die Ausbildungsbeauftragten der Schulen sind etwa

o das Bereitstellen von Räumen, die eine ungestörte Arbeit ermöglichen,

o Hinweise auf schulische Ressourcen in Bezug auf Arbeits- und Beratungswünsche der Professionellen Lerngemeinschaften,

o …

4.5 Portfolio

Was ist und wozu dient das Portfolio?

Das Portfolio Vorbereitungsdienst setzt die Portfolioarbeit fort, die im Kontext der reformierten Lehrerausbildung als kontinuierliches Element vom Eignungspraktikum bis zum Ende der Aus-bildung vorgesehen ist. Noch deutlicher als das Lehrerausbildungsgesetz (LABG vom 12. Mai 2009), das sich auf die Praxiselemente während der ersten Phase der Ausbildung bezieht7, weist die Lehramtszugangsverordnung (LZV vom 18. Juni 2009) auf die Kontinuität der Portfolioarbeit zwischen den Phasen der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung hin: „Das Portfolio wird in der Re-gel ab Beginn des Eignungspraktikums bis zum Ende der Ausbildung geführt. Es dokumentiert die Ausbildung als zusammenhängenden berufsbiographischen Prozess“8.

Auch wenn Ihnen in Ihrer Ausbildung die Portfolioarbeit im Vorbereitungsdienst erstmals be-gegnet, können Sie das Portfolio für sich gewinnbringend nutzen, um Ihren individuellen Weg durch die Ausbildung bewusster wahrzunehmen und selbstständiger zu steuern und um diesem Weg so Ihr individuelles Profil zu geben.

Welche Ziele kann ich mit dem Portfolio erreichen?

Neben Kompetenz- und Standardorientierung, Handlungsfeldorientierung und Wissenschafts-orientierung ist die Personenorientierung ein zentrales leitendes Prinzip Ihrer Ausbildung im re-formierten Vorbereitungsdienst. Ausgehend vom Bild des erwachsenen, autonomen Lerners geht es dabei um die Förderung einer selbstgesteuerten und zugleich systematischen Weiter-entwicklung berufsbezogener Kompetenzen.

Dazu sieht die Lehrerausbildung die Portfolioarbeit in Verbindung mit dem EPG, mit der perso-nenorientierten Beratung mit Coachingelementen und mit der Installation professioneller Lern-gemeinschaften als eine Möglichkeit vor, den Prozess der Ausbildung einer reflexiven Grundhal-tung zu unterstützen, die Sie durch Ihre Ausbildung hindurch – und idealerweise auch über die Ausbildung hinaus in Ihrer gesamten späteren beruflichen Praxis als Lehrerin und Lehrer – be-gleiten soll.

Das Portfolio will Ihnen darüber hinaus mehr Selbststeuerung und Selbstverantwortung auf Ih-rem Weg durch Ihre Ausbildung ermöglichen. Es soll ein individuelles Instrument sein, sich

7 LABG § 12 (1) (http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/Lehrerausbildung/LABG_Fassung_12_05_ 2009.pdf) 8 LZV § 13 (http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/Lehrerausbildung/LZV_Stand09_06_2_pdf)

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selbst aktiv in den Ausbildungsprozess einzubringen und Ihre Ausbildung verantwortlich mitzu-gestalten.

Die Dokumentation und die Reflexion Ihres individuellen Lernwegs im Portfolio können ihren Nutzen vor allem dann entfalten, wenn Sie selbst Ergebnisse Ihrer Portfolioarbeit in Beratungs-situationen einbringen und für Beratungsprozesse in Ihrer Ausbildung am Zentrum für schul-praktische Lehrerausbildung, in der Schule oder auch in Ihren professionellen Lerngemeinschaf-ten fruchtbar machen.

Die Reflexion und selbstständige Steuerung von Lernprozessen spielt unter lerntheoretischen Gesichtspunkten auch in der Ausbildung von Schülerinnen und Schülern eine wichtige Rolle. Ih-re Portfolioarbeit werden Sie daher in Ihrer jetzigen und späteren beruflichen Praxis nutzen können, um Portfolioarbeit im schulischen Kontext zu etablieren und weiter zu entwickeln.

In der Vorbereitung auf Ihre Staatsprüfung bietet Ihnen die im Portfolio vorgesehene Bilanzie-rung Ihres Kompetenzzuwachses in den verschiedenen Handlungsfeldern des Lehrerberufs eine wichtige Hilfe, um komplexe Handlungssituationen theoriegeleitet zu analysieren und zugleich praxisbezogen reflektieren zu können.

Das Portfolio soll Ihnen schließlich auch behilflich sein, Ihr individuelles Kompetenzprofil für Bewerbungssituationen zu formulieren.

Wie wird das Portfolio gegliedert?

Seinen Zielsetzungen entsprechend gliedert sich das Portfolio grundsätzlich in einen öffentli-chen Dokumentations- und in einen privaten Reflexionsbereich.

Der Dokumentationsbereich ist offen für alle an Ihrer Ausbildung Beteiligten.

Der Reflexionsbereich gilt als geschlossener Bereich, und nur Sie selbst bestimmen darüber, ob und in welchem Umfang Sie Elemente des Reflexionsbereiches anderen Personen zugänglich machen.

Was beinhaltet das Portfolio?

1. Dokumentationsbereich

In den Dokumentationsbereich gehören:

der Dokumentationsbogen zum EPG

Dokumentationsbögen zur Arbeit in Ihren Professionellen Lerngemeinschaften

Notizen und Nachweise über Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften – Exkursionen – Schulwanderungen – Klassenfahrten etc.

Nachweise über die Teilnahme an Fortbildungen

die Dokumentation von Projekten

2. Reflexionsbereich

Im Zentrum der Portfolioarbeit steht die Reflexion Ihrer Erfahrungen und Ihres individuellen Lernwegs. Der Reflexionsbereich ist deshalb das „Herzstück“ Ihres Portfolios.

Für den Reflexionsbereich stehen Ihnen daher in Form einer Matrix Portfolioeinlagen zur Verfü-gung. Die Portfolioeinlagen bieten, orientiert am Kerncurriculum, für die sechs Handlungsfelder

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des Lehrerberufs mit den ihnen jeweils zugewiesenen Kompetenzen mögliche Reflexionsfragen an und geben Hinweise auf Materialien, die Sie dem Portfolio beifügen können.

Da die Entwicklung Ihrer professionsbezogenen Kompetenzen ein zentrales Ziel der Portfolioar-beit ist, enthält die Matrix der Portfolioeinlagen schließlich Felder, die Ihren Blick auf Bera-tungsprozesse lenken sollen, in denen Sie die Ergebnisse Ihrer Reflexionen nach Maßgabe Ihrer eigenen Zielvorstellungen nutzen können.

Inhalte des Reflexionsbereiches können zum Beispiel sein:

Reflexionsanregungen aus dem EPG

Protokolle und Reflexionen aus Unterrichtsnachbesprechungen

Beobachtungen oder Ideen, die aus Unterrichtshospitationen erwachsen

Notizen aus und zu Coachinggesprächen

Arbeitsschwerpunkte aus den Professionellen Lerngemeinschaften und aus der Ar-beit in den Schulgruppen

Anregungen aus kollegialer Fallberatung

Notizen aus Gesprächen mit anderen an der Ausbildung Beteiligten (Ausbildungsleh-rerinnen und -lehrer, Ausbildungsbeauftragte etc.)

Eine Bilanz soll am Ende Ihres Portfolios stehen. Deshalb bieten Ihnen handlungsfeldbezogene Bilanzierungsbögen die Möglichkeit zum Rückblick auf Ihre Erfahrungen und Ihre Entwicklung in den verschiedenen Feldern des Lehrerberufs, sie regen zu einem Fazit im Blick auf Ihre profes-sionsbezogene Kompetenzentwicklung an und richten Ihren Blick auf Fragen und Perspektiven für Ihre berufliche Zukunft.

Die Bilanzierung der zweiten Phase Ihrer Ausbildung kann Ihnen zugleich helfen, in der Vorbe-reitung auf Ihre Staatsprüfung Bezüge zwischen den durch Kompetenzen und Standards formu-lierten Anforderungen an Lehrkräfte und den in Kernseminar, Fachseminaren und Schule ver-mittelten Inhalten und Fertigkeiten mit dem Ziel herzustellen, die Entwicklung der eigenen pä-dagogischen Praxis theoriegeleitet reflektieren zu können.

Die Ihre Ausbildung leitenden Komponenten Personenorientierung, Handlungsfeldorientierung und Wissenschaftsorientierung gliedern die Fragen der Bilanzierungsbögen. Diese Fragen ver-stehen sich ausdrücklich als Anregungen zur selbstständigen Reflexion, nicht aber als Instru-mente zur vollständigen Erschließung der jeweiligen Handlungsfelder.

Wie kann ich am besten mit dem Portfolio arbeiten?

Ihre Professionellen Lerngemeinschaften sind ein möglicher und sinnvoller Ort zur Arbeit an Ih-rem Portfolio.

In welcher Form Sie Ihre Reflexionen für Ihr Portfolio verschriftlichen (zum Beispiel als Mind-map, Beantwortung der Fragen, grafische oder tabellarische Darstellung, freier Text etc.), ist Ihnen freigestellt.

Sie bestimmen zudem selbst, mit wem Sie aus Schule, ZfsL oder aus professioneller Lernge-meinschaft in einen Beratungsprozess eintreten und für wen Sie gegebenenfalls Elemente aus dem Reflexionsteil Ihres Portfolios offenlegen wollen. Es ist aber sicher im Sinne der oben be-schriebenen Zielsetzungen der Portfolioarbeit sinnvoll, wenn Sie Ihre Reflexionen in Beratungs-prozesse einbringen.