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Annemarie Gubler-Beck
Portfolios im angelsächsischen und im deutschen Sprachraum
Zusammenfassung
In angelsächsischen Ländern sind Portfolios bereits seit einigen Jahren im Einsatz. In deutschsprachigen Ländern wird dagegen erst seit kurzem mit Portfolios gearbeitet und dabei auf Erfahrungen aus dem angelsächsischen Sprachraum verwiesen. Im vorliegenden Beitrag werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Funktionen des Portfolios, seiner unterrichtskulturellen Voraussetzungen, seines didaktischen Anspruchs und seines praktischen Einsatzes im angelsächsischen und im deutschen Raum herausgearbeitet. Abschließend wird für den deutschen Sprachraum ein Kriterienraster für die Portfolioarbeit im Mathematikunterricht der Grundschule entwickelt. Dieser Raster soll die Schüler bei der Auswahl von Arbeiten sowie der Selbstbewertung unterstützen, indem er hierfür Standards anbietet, die sich auf allgemeine mathematische Lernziele beziehen.
Abstract
Portfolios are weil known in English speaking countries. In Gerrnan speaking countries the work with portfolios only just begins and authors refer to the experiences of their English speaking collegues. This paper describes the common aspects and the differences in English and in Gerrnan speaking countries with regard to their educational systems, the functions of porfolio, its theoretical expectations and its use in school. Finally a kind ofrubric for a mathematical portfolio for primary school will be developped on the background ofthe Gerrnan educational system. This rubric helps students to select and value their mathematical work on the basis of standards for higherorder skills, such as creativity or problem solving.
Einleitung
Seit den neunziger Jahren werden in den USA, in Kanada, Australien und Großbritannien, hier kurz zusammengefasst als angelsächsischer Sprachraum, im Zusammenhang mit konstruktivistisch orientierten Lehr-Lemformen in einigen Klassen Portfolios vor allem zur Beurteilung der Schüler im Unterricht eingesetzt. Deutschsprachige Publikationen zu diesem Thema gibt es in nennenswerter Zahl erst ab dem Jahr 2000, wobei es zum Mathematikunterricht noch weniger Beiträge gibt als beispielsweise für das Fach Deutsch. Bei den Veröffentlichungen handelt es sich zum Teil um Übersetzungen aus dem angloamerikanischen Sprachraum (vgl. Paulson 2001; EasleylMitche1l2004). Daher verwundert es nicht, dass Definitionen, Inhalte und Funktionen sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Betrachtet man die Literatur vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Unterrichtskulturen im angelsächsischen und im deutschen Sprachraum, der im Rahmen dieses Artikels Deutschland, Österreich und die Schweiz umfasst, jedoch genauer, werden neben Gemeinsamkeiten auch deutliche Unterschiede sichtbar.
(JMD 28 (2007) H. 3/4, S. 183-208)
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Im ersten Abschnitt wird zunächst eine fachunspezifische Definition des Portfolios gegeben, bevor dann die Funktionen des Portfolios erläutert werden. Im zweiten Abschnitt wird auf die häl)'figste Funktion, nämlich die eines alternativen Beurteilungsinstruments, genauer eingegangen. Allgemeindidaktische Aussagen werden dabei mit mathematikdidaktischen Beispielen untermauert. Der dritte Abschnitt bezieht sich ausschließlich auf deutschen Mathematikunterricht. Hier wird ein Kriterienraster flir ein Portfolio im Mathematikunterricht der Grundschule entwickelt.
1 Das Portfolio und seine Funktionen
Unabhängig vom Fach gibt es verschiedene Arten von Portfolios, die unterschiedliche Funktionen verfolgen. In der angelsächsischen Literatur wird meist schlicht der Begriff "portfolio" oder "portfolio assessment" verwendet. Im Deutschen ist der Sprachgebrauch vielfaltiger: Häcker (2006, S. 33) nennt insgesamt 19 Portfolio-Begriffe und bezeichnet diese als "ungeordnete Auswahl", was bedeutet, dass die Vielfalt in der Praxis noch größer ist. Die verschiedenen Bezeichnungen reflektieren die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, die mit Portfolios verbunden werden können. Der Sprachgebrauch ist jedoch auch innerhalb der Begriffsvielfalt nicht einheitlich. So sollen zum Beispiel sowohl das Prozess-Portfolio als auch das Entwicklungsportfolio das Wachstum der Kenntnisse und Fähigkeiten eines Schülers dokumentieren.
Bei der grundsätzlichen Definition eines Portfolios herrscht dagegen große Einigkeit. Hier wird meist Bezug auf die Definition von Paulson, Paulson und Meyer (1991, S. 60) genommen: "A portfolio is a purposeful collection of student work that exhibits the student's efforts, progress, and achievements in one or more areas. The collection must include student participation in selecting contents, the criteria for selection, the criteria for judging merit, and evidence of student self-reflection". Diese Definition enthält vier Aspekte, die eine Sammlung von Schülerarbeiten zum Portfolio machen:
• Es erfolgt eine zielgerichtete Auswahl von Arbeiten. Das Ziel richtet sich nach der Art des Portfolios. In einem Beurteilungs- oder Vorzeigeportfolio werden Arbeiten gesammelt, die erfolgreiche Leistungsresultate zeigen. In einem Prozess- oder Entwicklungsportfolio liegt der Schwerpunkt auf der Demonstration von Leistungsfortschritten.
• Die Schüler beteiligen sich bei der Auswahl der Inhalte sowie der Kriterien flir Auswahl und Bewertung, wobei der Grad der Beteiligung je nach Alter der Schüler oder Funktion des Portfolios variiert.
• Das Portfolio enthält mehr oder weniger selbstreflexive Gedanken zur Auswahl der Einträge und zur Einschätzung, inwiefern die Lernziele erreicht wurden.
• Das Portfolio dient der nach außen gerichteten Dokumentation und wird bewertet.
Da deutschsprachige Autoren die Definition ihrer amerikanischen Kollegen im Wesentlichen übernehmen, gibt es hier keine nennenswerten länderspezifischen Unterschiede. Das sieht bei den Funktionen, die mit Portfolios verfolgt werden, anders aus. Im angelsächsischen Sprachraum ist das Portfolio untrennbar mit der Funktion der Leistungsfeststellung und -beurteilung verbunden, was bereits an den Überschriften der jeweiligen Zeitschriftenbeiträge deutlich wird: "The Vermont Portfolio Assessment Program: Fin-
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dings and Implications" (Koretz/Stecher/Klein/McCaffrey 1994), "Portfolio Assessment: Making it Work for the First Time" (Kuhs 1994), "Impact of a Content Selection Framework on Portfolio Assessment at the Classroom Level" (Simon/Forgette-Giroux 2000) und viele mehr. Seltener wird die Bedeutung des Portfolios für den Lernprozess selbst hervorgehoben. Arter und Spandei (1992) gehören zu den wenigen Autoren, die diese Funktion des Portfolios bereits im Titel ihres Beitrags ansprechen: "Using Portfolios of Student Work in Instruction and Assessment". In Praxisberichten amerikanischer Lehrkräfte wird die Funktion des Portfolios als Lehr- und Lerninstrument deutlicher hervorgehoben als in rein wissenschaftlichen Artikeln. So merken Lambdin and Walker (1994, S. 323/324) an, dass ihre Schüler durch den Einsatz von Portfolios ein besseres Verständnis dafür entwickelt hätten, was mit Problemlösen und Argumentieren gemeint ist. Robinson (1998, S. 321) hebt hervor, dass sie mit dem Portfolio auf der Schülerseite drei Ziele verfolgt: Übernahme von Verantwortung für den eigenen Lernprozess, Entwicklung von Selbstvertrauen und mathematischer Kommunikationsfahigkeit.
In der deutschsprachigen Literatur dominiert zwar auch die Funktion der Leistungsbeurteilung, das Spektrum der Funktionen ist jedoch weiter und die über die Leistungsbeurteilung hinausgehenden Funktionen werden stärker betont als im angelsächsischen Sprachraum. Häcker (2002, S. 211) hat die unterschiedlichen Funktionen der Portfolioarbeit im deutschsprachigen Raum zusammengetragen. Demnach werden mit dem Portfolio die folgenden fünf Funktionen angestrebt, die aus analytischen Gründen einzeln aufgeführt werden, die in der Praxis aber nicht zu trennen sind:
I. Portfolio als Lehr- und Lerninstrument, 2. Portfolio als alternatives Beurteilungsinstrument, 3. Portfolio als Entwicklungsinstrument, 4. Portfolio als politisches Instrument, 5. Portfolio als innovatives Forschungsinstrument.
Zu 1. Portfolio als Lehr- und Lerninstrument Konzepte, in denen das Portfolio vorrangig als Lehr- und Lerninstrument eingesetzt wird, verbinden damit vor allem folgende Ziele:
• Selbststeuerung des Lernens durch die Schüler, • individuelles, differenziertes Lernen bei gleichzeitiger Orientierung an Stan
dards (vgl. F. Winter 2002b, S. 55), • Förderung der Lernmotivation, • Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen.
In Deutschland wird diese Richtung z. B. von F. Winter (2002b; 2003) oder Schallies, Wellensiek und Lembens (2000) vertreten, die "den ersten deutschen Erfahrungsbericht über den Einsatz von Portfolios in der Schule" (Häcker 2002, S. 209) veröffentlichten. In der Schweiz sind Portfolios in dieser Funktion schon ein wenig länger im Einsatz. Sie werden dort aber vor allem in der Hochschule eingesetzt (vgl. z. B. Behrens 1997). Die meisten deutschsprachigen Publikationen zum Portfolioeinsatz in der Schule stammen aus Österreich (vgl. z. B. Brunner/Schmidinger 2000). Der Schwerpunkt liegt hier allerdings auf der Funktion eines alternativen Beurteilungsinstruments, Selbststeuerung und Individualisierung des Lernprozesses werden in diesem Rahmen mitthematisiert.
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Zu 2. Portfolio als alternatives Beurteilungsinstrument Konzepte, in denen das Portfolio vorrangig als Beurteilungsinstrument eingesetzt wird, richten sich aus verschiedenen Gründen gegen die traditionelle Leistungsbewertung mittels Ziffernzensuren (vgl. F. Winter 2004, S. 33 - 67). Sie gehen davon aus, Portfolios könnten im Gegensatz zu Ziffernzensuren:
• anspruchsvolle Lernprozesse authentisch erfassen, • auch die Lösung komplexer, offener Aufgaben bewertbar machen, • neben Lemprodukten auch Lernprozesse abbilden, • der Individualität der Schüler gerecht werden, • eine wiederholte multidimensionale Beurteilung ermöglichen (vgl. Lissmann
2001, S. 492). Die meisten Veröffentlichungen zu Portfolios beziehen sich auf diese Funktion. In
Österreich findet das Konzept vor allem durch die Publikation von Vierlinger (1999) Verbreitung. Vierlinger hatte bereits 1978 ein Konzept entwickelt, in dem Ziffernzensuren durch die direkte Vorlage von Leistungsergebnissen ersetzt werden. Er nennt dieses Konzept dementsprechend "Direkte Leistungsvorlage". 1999 verwendet er im Rahmen der Verbreitung des Portfoliokonzepts statt der Bezeichnung Direkte Leistungsvorlage den modemen Begriff Portfolio. Häcker (2002, S. 212) kritisiert diese Gleichsetzung jedoch als ungerechtfertigt. Im Folgenden wird herausgearbeitet, inwiefern sich Direkte Leistungsvorlage und Portfolio trotz gewisser Ähnlichkeit unterscheiden, um damit den Begriff Portfolio zu schärfen. Dazu werden die erhofften Vorteile und die Inhalte vergleichend gegenübergestellt.
Die Vorteile, die man sich vom Einsatz der Direkten Leistungsvorlage erhofft, beziehen sich hauptsächlich auf die Leistungsbeurteilung, da dies ihre einzige Funktion ist. Die Direkte Leistungsvorlage kann sich im Gegensatz zu Ziffernzensuren an der Individualnorm orientieren und damit individuelle Lemfortschritte deutlich machen (vgl. Vierlinger 2002, S. 35). Zudem verspricht er sich eine bessere Information der Eltern (vgl. Vierlinger 1999, S. 27) und der zukünftigen Arbeitgeber (vgl. Vierlinger 1999, S. 16 -19). Bezüglich der Schüler wurde in einer Befragung eine positive Einwirkung auf die Selbsteinschätzung und Selbstkontrolle ermittelt (vgl. Vierlinger 2002, S. 32).
Die Vorteile, die man sich von der Arbeit mit Portfolios aufseiten der Leistungsbewertung, des Unterrichtsprozesses und der Schüler erhofft, sind wesentlich umfangreicher. Wie bei der Direkten Leistungsvorlage wird davon ausgegangen, dass in Portfolios die Lementwicklung verdeutlicht werden kann. Zudem kann innere Differenzierung bewertbar gemacht und es können auch außerschulische Bemühungen in die Leistungsbewertung einbezogen werden (vgl. F. Winter 2002c, S. 177). Damit sind bereits Erwartungen hinsichtlich des Unterrichtsprozesses angesprochen: Portfolios erlauben komplexere und individuellere Aufgaben als traditionelle Verfahren zur Leistungsfeststellung (vgl. F. Winter 2002a, S. 94) und ermutigen die Schüler zu individuellen Lemwegen (vgl. Brunner 2002, S. 57). Sie geben den Lehrern Aufschluss über Gelerntes und Lernwege (vgl. BrunnerlSchmidinger 2000, S. 56) und ermöglichen auf dieser Grundlage konkrete und individuelle Gespräche über die Arbeit (vgl. Brunner 2002, S. 62). Zudem geht man davon aus, dass die Kinder durch die Arbeit mit Portfolios Selbständigkeit entwickeln, Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen, sich Bewertungskompetenz und Qualitätsempfinden aneignen (vgl. Brunner 2002, S. 57) sowie metakognitive Strategien entwickeln (vgl. Lissmann 2001, S. 494).
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Die Direkte Leistungsvorlage enthält eine Auswahl von Schülerarbeiten, die den erreichten Leistungsstand dokumentieren. Es handelt sich dabei vorwiegend um Endprodukte (vgl. Vierlinger 2002, S. 30 - 31). Portfolios können dagegen sowohl Anfangs- als auch Endprodukte enthalten, wenn sie das Entstehen eines Produkts und die dabei durchlaufene Lernentwicklung zeigen sollen. Zudem gehören in ein Portfolio immer selbstreflexive Gedanken, d. h. Begründungen für die Aufnahme der ausgewählten Arbeiten sowie Selbstbewertungen der Arbeiten. Auf diese Weise sollen die Schüler langfristig erfolgreiche Lernstrategien entwickeln (vgl. F. Winter 2003, S. 285). Das ist in der Direkten Leistungsvorlage nicht der Fall. Hier werden die ausgewählten Produkte ohne Schülerkommentar abgeheftet. Als Lesehilfe für die Adressaten werden sie aber vom Lehrer kommentiert und bei Bedarf mit Lernziellisten versehen, "die es dem Betrachter ermöglichen, den Portfolio-Inhalt1 in den Gesamtrahmen der curricularen Arbeit einzuordnen" (Vierlinger 2002, S. 31). Bewertungsraster, z. B. in Form von Lernziellisten sowie schriftliche Rückmeldungen des Lehrers gehören auch zum Portfolio-Konzept. Hier ist es aber zusätzlich unerlässlich, dass sich Lehrer und Schüler über die Leistung und das Erreichen der Lernziele im Rahmen von Portfoliogesprächen austauschen. In der Direkten Leistungsvorlage konzentriert sich die Tätigkeit der Schüler also auf das Sammeln und Auswählen von Arbeitsprodukten, während das Sammeln und Auswählen beim Portfolio zwei Komponenten neben der Selbstbewertung und Kommunikation über die Leistung darstellen. Die genannten Unterschiede verdeutlichen, dass Portfolios in viel stärkerem Maße als die Direkte Leistungsvorlage auf den Lernprozess und die Entwicklung der Schülerleistung ausgerichtet sind. Das zeigt sich auch daran, dass die Überarbeitung und Verbesserung der Inhalte beim Portfolio intendiert ist (vgl. F. Winter 2004, S. 204), während sie in der Direkten Leistungsvorlage nicht gestattet ist (vgl. Vierlinger 1999, S. 14).
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Portfolio mehr Funktionen bedienen und mehr Erwartungen erfüllen soll sowie durch die Betonung des Entwicklungsgedankens mehr und anders gelagerte Inhalte hat als die Direkte Leistungsvorlage. Zudem unterscheiden sich die Adressaten. Die Direkte Leistungsvorlage wendet sich wie eine Künstlermappe an Außenstehende (künftige Schule, Betrieb). Das Portfolio wendet sich dagegen in Deutschland meist an die im Lernprozess Beteiligten (Schüler, Lehrer).
Portfolios erscheinen geeignet, die Leistungsbewertung an veränderte Unterrichtsformen anzupassen, die mit dem Schlagwort "neue Lernkultur" umschrieben werden (vgl. F. Winter 2004). F. Winter verspricht sich von Portfolios allerdings nicht nur eine Anpassung der Leistungsbewertung an längst vollzogene didaktisch-methodische Veränderungen des Unterrichts, sondern auch umgekehrt von einem "veränderten Umgang mit den Schülerleistungen starke Impulse für eine didaktische Reform, die Motivation aller an der Schule beteiligten und das Schulklima insgesamt" (F. Winter 2004, S. 313). Damit spricht er bereits die dritte Funktion von Portfolios an.
Zu 3. Portfolio als Entwicklungsinstrument Konzepte, in denen das Portfolio vorrangig als Entwicklungsinstrument eingesetzt wird, streben an, durch das Portfolio die Kommunikation über Leistung in Gang zu bringen
Es handelt sich hierbei natürlich um den Inhalt der Direkten Leistungsvorlage, die Vierlinger selbst teilweise als Portfolio bezeichnet.
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und die Schüler an der Beurteilung ihres Lernens zu beteiligen. Auf diese Weise sollen Schule und Unterricht in Richtung der so genannten "neuen Lemkultur" weiterentwickelt werden, die F. Winter (2004, S. 6) durch folgende Merkmale charakterisiert:
• höhere Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Lernenden, • Orientierung auf die Lernprozesse, • Hinwendung zu komplexen, alltagsnahen Aufgaben, • Partizipation der Schüler und Demokratisierung der Lemkultur.
Während sich die erste Funktion des Portfolios als Lehr- und Leminstrument am Einzelschüler orientiert, zielt die dritte Funktion des Portfolios als Entwicklungsinstrument auf die systemische Veränderung der Institution Schule. In Deutschland wird diese Richtung z. B. von F. Winter (2004) oder Häcker, Durnke und Schallies (2003) vertreten. Insgesamt gibt es deutlich weniger Publikationen als zu den ersten beiden Funktionen. Das ist insofern erklärbar, als sich für die systemische Veränderung der Institution Schule im Wesentlichen nur Pädagogen oder Psychologen verantwortlich fühlen, während die ersten beiden Funktionen auch Fachdidaktiker und Lehrkräfte zur Entwicklung und Erprobung fachbezogener Vorschläge anregen.
Zu 4. Portfolio als politisches Instrument Dieser Ansatz betrifft den Übergang von der Schule ins Arbeitsleben. Hier verspricht man sich von der Hinzunahme von Portfolios zu den üblichen Bewerbungsunterlagen verbesserte Beschäftigungschancen auf dem Arbeitsmarkt. In dieser Perspektive ist es wichtig, dass ein Portfolio auch außerschulische Lemprodukte enthält, um die breite Qualifikation eines Bewerbers deutlich machen zu können. In dieser Form werden Portfolios im deutschsprachigen Raum vor allem in der Schweiz eingesetzt. Dabei wird an die nordamerikanische Tradition der Qualifikationsmappe angeknüpft, die es zum Ziel hat, Benachteiligungen am Arbeitsplatz aufzuheben. Im Bereich des Sprachenlernens soll das so genannte "Europäische Sprachenportfolio" Ähnliches leisten und für Vergleichbarkeit bei .der Anerkennung von Sprachfertigkeiten sorgen (vgl. Häcker 2002, S. 206 - 207).
Zu 5. Portfolio als Forschungsinstrument Häcker (2002, S. 210/ 211) setzt das Portfolio auch als Forschungsinstrument in der Schule, der Hochschule und bei der Weiterbildung von Lehrkräften ein. Er beabsichtigt damit "die spezifischen Leistungen und Grenzen des Portfolios als Instrument für die Untersuchung bzw. Rekonstruktion individueller Lernprozesse im naturalistischen Kontext auszuloten".
2 Portfolio als alternatives Beurteilungsinstrument im angelsächsischen und im deutschen Sprachraum
Portfolios werden sowohl im angelsächsischen als auch im deutschen Sprachraum vor allem zur Leistungsfeststellung oder -bewertung eingesetzt. Von Leistungsbewertung oder Leistungsbeurteilung mittels Portfolio wird gesprochen, wenn Portfolios eine Ziffernbeurteilung vollständig ersetzen. Ersetzen sie keine Ziffernbeurteilung, sondern fun-
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gieren als eine von mehreren Methoden, die Leistung eines Schülers zu ermitteln, spricht man von Leistungsfeststellung. Eine Leistungsbeurteilung erfolgt in diesem Fall auf der Grundlage verschiedener Methoden der Leistungsfeststellung (vgl. Brunner/Schmidinger 2000, S. 62). Die Leistungsfeststellung mittels Portfolio ist rechtlich unproblematisch, während im Fall der Leistungsbewertung mitunter eine Genehmigung des jeweiligen Ministeriums erforderlich ist, die vorgeschriebenen Formen der Leistungsbeurteilung durch Portfolios ersetzen zu dürfen.
2.1 Traditionelle Formen der Leistungsfeststellung
Portfolios kommen aus den angelsächsischen Ländern und wurden als eine Alternative zu den dort üblichen externen, standardisierten Papier-und-Bleistift-Tests entwickelt. Diese sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet (vgl. Rowan/ThompsonlBriars 1989, S. 24; Firestone/Winter/Fitz 2000, S. 29; Watt 2005, S. 24):
• starke Betonung von Rechenfertigkeiten, • Wiederholung bekannter und geübter Verfahren, • kleine Aufgabenpäckchen, • Erwartung einer vorgegebenen besten Antwort, • Produktorientierung, • begrenzte Zeit.
Während die befragten Lehrer mit dieser Form der Leistungsfeststellung durchaus zufrieden sind (vgl. Arvold 2001, S. 19; Watt 2005, S. 21), sehen Didaktiker hier Probleme. Sie bemängeln, dass die Beschränkung auf diese eine Form der Leistungsfeststellung Schüler benachteilige, die ihre Fähigkeiten besser mit anderen Methoden demonstrieren könnten. Verschiedene Ziele erforderten außerdem unterschiedliche Erfassungsmethoden, um ein ausgewogenes Bild der mathematischen Leistung eines Schülers zu erhalten. In diesem Zusammenhang wird insbesondere kritisiert, dass höhere kognitive Prozesse wie das Anwenden von Mathematik oder das Problemlösen mit traditionellen Tests nur schlecht erfasst werden können (vgl. Watt 2005, S. 23). Werden ausschließlich traditionelle Tests eingesetzt, dann gehen aktuelle Lehr-Lern-Vorstellungen, die kooperatives Lernen, das Entwickeln von Problemlösestrategien, Anwendungen von Mathematik und einen vielfältigen Gebrauch mündlicher und schriftlicher Sprache beinhalten, in der Leistungsbewertung unter (vgl. Stephens 1987, S. 3).
Im deutschsprachigen Raum haben standardisierte Tests zur Leistungsfeststellung keine vergleichbare Tradition. Hier spielen klasseninteme, schriftliche Klassenarbeiten bei der Zensurenvergabe und bei Versetzungsentscheidungen die entscheidende Rolle. Die oben genannten Merkmale treffen auf traditionelle Klassenarbeiten jedoch ebenfalls zu. Trotz unterschiedlicher Traditionen liest sich die Kritik an traditionellen Klassenarbeiten im deutschsprachigen Raum daher fast genauso wie die Kritik an Tests im angelsächsischen Raum (vgl. Maier 1995; Selter 2000; F. Winter 2004, S. 30 - 36): Klassenarbeiten erfolgen unter besonderen Bedingungen. Die Aufgaben sind genau umschrieben und mit vorher eingeübten Techniken lösbar. Zusätzlich werden möglichst eindeutige Aufgaben bevorzugt, die einen bestimmten Lösungsweg nahe legen. Es zählt nur das Endprodukt, nicht aber der Lernprozess. Die Aufgaben sind für alle Schüler einer Lerngruppe gleich, es gibt im Gegensatz zum Unterricht keine Differenzierung. Die Arbeits-
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zeit ist begrenzt und der Zeitpunkt der Leistungsüberprüfung genau festgelegt. Jeder muss für sich arbeiten und es sind keine bzw. nur vorgegebene und dann wieder für alle Schüler gleiche Hilfsmittel zugelassen. Es gibt eine Tendenz zur reinen Wissensprüfung, was zum oberflächlichen, kurzfristigen Lernen des Stoffs und in Mathematik insbesondere zum Einüben normierter arithmetischer und algebraischer Verfahren notfalls auch ohne Verständnis verführt. Höhere kognitive Prozesse wie Mathematisieren oder Problemlösen werden vernachlässigt und spielen folglich auch im Unterricht selbst bisweilen eine untergeordnete Rolle. Herrschen traditionelle Klassenarbeiten und Klausuren bei der Leistungsfeststellung vor, so werden soziale und kommunikative Leistungen, gemeinschaftlich erbrachte Leistungen sowie außerschulisch erbrachte Leistungen kaum berücksichtigt.
Sind die unterschiedlichen Traditionen bei der Leistungsfeststellung im angelsächsischen und im deutschsprachigen Raum sowie die fast gleichlautende Kritik an der jeweils vorherrschenden Form bekannt, dann erstaunen die Konsequenzen. In Australien erhofft man sich beispielsweise von schulinternen Formen der Leistungsbewertung statt oder zusätzlich zu standardisierten, externen Tests eine Lösung der Probleme (vgl. Karmelita 1987). In Deutschland gibt es dagegen eine Tendenz einige Probleme der Leistungsfeststellung durch landesweite standardisierte, externe Vergleichstests beheben zu wollen, die zwar nicht zur individuellen Leistungsbewertung entwickelt wurden, jedoch in der Praxis trotz kritischer Stimmen aus der Mathematikdidaktik nicht selten zu diesem Zweck eingesetzt werden.
Hinzu kommt als weiteres, vor allem in Deutschland gesehenes Problem die Benotung von Leistungen mit Ziffern. Diese Ziffernbeurteilung dient dazu, "die Leistungen -und mit ihnen auch die Schüler - in eine Rangordnung zu bringen, die den Grad der Erreichung von Unterrichtszielen zum Ausdruck bringen soll" (F. Winter 2004, S. 37). Ziffernnoten dienen also der Vergleichbarkeit von Leistungen. Gerade diese wurde aber seit den siebziger Jahren wiederholt in verschiedenen Untersuchungen in Frage gestellt (vgl. Ingenkamp 1971; ThielNaltin 2002). Noten wurden folglich wegen ihrer ungenügenden Messqualität, aber auch auf grund der Nichterfüllung der mit ihnen angestrebten Funktionen und der Befürchtung unerwünschter Nebenwirkungen wie Konkurrenzdenken und Ängstlichkeit kritisiert.
Um die Kritik und die daraus entwickelten Alternativen besser zu verstehen, ist es nötig, sich mit den Funktionen von Leistungsbewertung auseinander zu setzen und zu fragen, inwiefern Zensuren diese erfüllen. In der Literatur werden meist gesellschaftliche und pädagogische Funktionen der Leistungsbewertung unterschieden (vgl. TillmannNollstädt 2000, S. 28). Gesellschaftliche Funktionen sind Erwartungen, die außerhalb der Schule von anderen gesellschaftlichen Bereichen an die Schule gerichtet werden. Hiermit ist vor allem die Selektionsfunktion gemeint. Leistungsbewertung in der Schule soll die Schüler späteren Bildungswegen und Berufsfeldern zuweisen. Kritisiert wird daran zweierlei: Erstens gibt es für die Lehrkräfte einen unauflöslichen Widerspruch zwischen dem Bemühen jedes Kind gemäß seiner Möglichkeiten individuell zu fördern und andererseits Schüler nach ihren Leistungen auszulesen und Leistungsmessung so zu konzipieren, dass sie zur Auslese geeignet ist (vgl. TillmannNollstädt 2000, S. 31). Zweitens hat sich die prognostische Validität "von Zensuren in Hinblick auf den erfolgreichen Besuch einer weiterführenden Schule, den Schulabschluss und den Berufs-
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erfolg" (Valtin 2002, S. 12) als ausgesprochen gering erwiesen. Zensuren können die Selektionsfunktion also nur schlecht errullen.
Im Sinne der pädagogischen Funktion sollen Leistungsbeurteilungen dazu beitragen, Lernprozesse zu optimieren. Dazu gehört eine Rückmeldung rur Lehrer, Schüler und Eltern. Die Lehrer erhalten durch Leistungsmessung Hinweise auf den Erfolg ihrer Lehrtätigkeit und können weitere Lernprozesse auf dieser Grundlage passend planen. Die Schüler haben die Möglichkeit, selbst festzustellen, inwiefern sie die Lernziele erreicht haben (Eigenkontrolle). Leistungsbeurteilung soll darüber hinaus motivieren, disziplinieren und dazu beitragen, dass die Schüler das Leistungsprinzip verinnerlichen. Für die Eltern haben Leistungsbeurteilungen schließlich eine Berichtsfunktion (vgl. TillmannlVollstädt 2000, S. 30). Kritisiert wird jedoch, dass Zensuren diese Funktionen nicht oder nur unzureichend errullen (vgl. Valtin 2002, S. 12; F. Winter 2004, S. 37 -54).
Zensuren sollen zwar als Mittel der Rückmeldung dienen, ihr Informationsgehalt ist aber nicht sehr hoch. Schüler und Eltern wissen bei schlechten Noten nicht, was gekonnt bzw. nicht gekonnt wurde oder inwiefern sie üben müssten. Den Schülern ist es daher kaum möglich festzustellen, welche Lernziele sie wie weit erreicht haben. Da Noten zudem keine handlungsrelevanten Informationen rur das zukünftige Lernen enthalten, sind sie als Lernhilfe unbrauchbar. F. Winter (2004, S. 54) vertritt sogar die Ansicht, "dass viele Schüler durch die Notengebung eher daran gehindert werden, inhaltlich beschreibbare, fach- und sachspezifische Selbstkonzepte eigener Fähigkeit zu entwickeln". Zur Eigenkontrolle eignen sich Noten also nicht, als Bericht rur die Eltern nur schlecht, weil sie lediglich mitteilen, dass alles in Ordnung ist oder dass der Schüler Schwierigkeiten hat, aber nicht welcher Art diese sind. Zur Motivation eignen sich Noten höchstens rur leistungsstarke Schüler. Schwächere Schüler erhalten auch bei großer Anstrengung und individueller Verbesserung wiederholt schlechte Noten, was sich auf ihre Motivation eher ungünstig auswirken dürfte.
Zusammenfassend lässt sich die Kritik zum einen an der Art der Leistungsfeststellung in Form punktueller, produktorientierter, defizitorientierter, standardisierter und rein wissens- bzw. kalkülorientierter Klassenarbeiten oder Tests festmachen. Zum anderen wird die Art der Leistungsbewertung in Form subjektiver, einordnender, abstrakter und daher wenig aussagekräftiger Noten kritisiert, die sich an normierten Bewertungsmaßstäben orientieren.
2.2 Neuere Formen der Leistungsfeststellung und -bewertung
Bei den neueren Formen kann, wenn auch nicht trennscharf, zwischen solchen unterschieden werden, die hauptsächlich als Reaktion auf die Kritik an der Ziffernbeurteilung entwickelt wurden, und solchen, die eine Alternative zu Klassenarbeiten und Tests darstellen. Im angelsächsischen Sprachraum werden unter dem Schlagwort "alternative assessment" alle Formen der Leistungsfeststellung und -bewertung zusammengefasst, die keine standardisierten Tests sind. Alternative assessment umfasst demnach mündliche und praktische Aufgabenbearbeitungen, Präsentationen, Lehrerbeobachtungen, Lerntagebücher, Schülerselbstbewertungen, Bewertungen durch die Eltern (vgl. Watt 2005, s. 26), Portfolios (vgl. PaulsonlPaulson/Meyer 1991) sowie so genannte Coursework, zu
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deutsch Kursarbeiten (vgl. Kaiser 2001). Dabei handelt es sich zum Teil um Formen, die in Deutschland zum gängigen Repertoire der Leistungsfeststellung und -bewertung gehören und hier in der "mündlichen Note" zusammengefasst werden. Dies betrifft mündliche Aufgaben, kleine Präsentationen oder Referate, praktische Aufgaben und Lehrerbeobachtungen. Andere Formen wie Lerntagebücher, Schülerselbstbewertungen, Bewertungen durch die Eltern, Portfolios oder Kursarbeiten gehören auch in Deutschland im Allgemeinen nicht zur üblichen Leistungsbewertung, sondern werden lediglich in einigen Klassen bewusst als Alternative erprobt. Im Folgenden werden Lerntagebücher (Journals) und Kursarbeiten (Coursework) kurz vorgestellt, da es sich um neuere Formen der Leistungserbringung handelt, die im Mathematikunterricht bereits seit einigen Jahren erprobt werden und die sich durch eine deutliche Fachorientierung auszeichnen. In Abschnitt 2.3 wird dann aufPortfolios eingegangen. Zuvor werden einige Überlegungen referiert, die den neuen Methoden zugrunde liegen.
In den USA wurde die Hinwendung zur alternativen Leistungsfeststellung und -beurteilung angestoßen durch die 1989 vom NCTM veröffentlichten und bis 2000 überarbeiteten "Curriculum and Evaluation Standards for School Mathematics", die 1995 durch die "Assessment Standards for School Mathematics" ergänzt wurden. Im Kern geht es dabei um eine prozessorientierte Leistungsbewertung, mit der beurteilt werden soll, "wie Lernende Aufgaben interpretieren, Lösungsstrategien entwickeln und Lösungswege durchführen" (Arvold 2001, S. 19). Prozessorientierte Leistungsbewertung bedeutet auch, dass Leistungsbewertung ein integraler Bestandteil des Unterrichts ist. Auf diese Weise erhofft man sich, neuere Lerntheorien bei der Leistungsüberprüfung berücksichtigen zu können, den Lernprozess und die Entwicklung eines Schülers über einen längeren Zeitraum zu erfassen sowie die Leistungsüberprüfung in realistischeren Kontexten vorzunehmen als bisher. Durch diese neue Formen der Leistungsüberprüfung sollen die Schüler zudem ein klareres Bild davon erhalten, was wichtige Ziele des Mathematikunterrichts sind (vgl. Arter/Spandel 1992, S. 36). Bis dahin war Leistungsbewertung für viele Lehrer ein separater Bereich neben dem Unterricht, und sie nutzten die häufig verspätet mitgeteilten und ohnehin nur punktuellen Testinformationen nicht zur Unterrichtsplanung (vgl. Rowan/Thompson/Briars 1989, S. 22). Die neuen Formen der Leistungsbewertung sollen das mathematische Wissen dagegen umfassend berücksichtigen. Gemäß den Standards beinhaltet mathematisches Wissen Verständnis von Konzepten und Verfahren plus die Fähigkeit, dieses zum Begründen, Formulieren und Reflektieren anzuwenden (vgl. Rowan/Thompson/Briars 1989, S. 23). Es ist klar, dass zur Überprüfung dieses Wissens und Könnens die gebräuchlichen Papier-und-Bleistift-Tests allein nicht geeignet sind. Vielmehr sind unterschiedliche Methoden, zum Denken anregende vielfältige Aufgaben sowie aufseiten des Lehrers diagnostische Fähigkeiten erforderlich, um die Schülerantworten analysieren und einschätzen zu können (vgl. Rowan/Thompson/Briars 1989, S. 23). Aufgrund der Vorherrschaft externer Tests wird in den USA zudem herausgehoben, dass die Aufgaben zu den Zielen und Inhalten des Curriculums passen müssen (vgl. Rowan/ThompsonlBriars 1989, S. 24).
2.2.1 Journals
In den USA gibt es seit den 80er Jahren verschiedene Untersuchungen, die sich unter dem Stichwort "writing to learn Mathematics" oder "Journal writing" zusammenfassen
Portfolios 193
lassen (vgl. Nahrgang/Petersen 1986; BorasilRose 1989; Hoffmann/Powell 1989). Die Grundidee besteht bei allen Variationen im Detail darin, dass die Schüler sich durch mehr oder minder strukturiertes Schreiben über Mathematik oder den Mathematikunterricht mathematische Inhalte und Vorgehensweisen aneignen. Dem liegen folgende Gedanken und Ziele zugrunde (vgl. NahrganglPetersen 1986, S. 461; BorasilRose 1989, S. 352; Hoffmann/Powell 1989, S. 55): Das Schreiben von Texten im Mathematikunterricht gibt Schülern die Möglichkeit, ihre Gedanken zu ordnen. Konzepte können formuliert, organisiert, internalisiert und bewertet werden. Die Schüler können ausgehend von ihrer Sprache und ihren Erfahrungen informell und persönlich an mathematischen Konzepten arbeiten und werden dadurch angeregt, neue Informationen mit ihrem bisherigen Wissen zu verbinden sowie Problemlösestrategien und Heurismen zu entwickeln. Dabei verwenden die Schüler überwiegend Prosa, denn das Verständnis mathematischer Konzepte und die Fähigkeit, dieses Verständnis anzuwenden werden als wichtiger angesehen als die typisch mathematische Formelsprache (vgl. Nahrgang/Petersen 1986, S. 461,465). Dem Lehrer eröffnet das Journal Einblicke in das Denken seiner Schüler. Es ist daher ein hervorragendes Diagnoseinstrument (vgl. Nahrgang/Petersen 1986, S. 464; BorasilRose 1989, S. 347), das sich auch zur Leistungsfeststellung und -bewertung im Sinne der von den NCTM-Standards geforderten prozessorientierten Leistungsbewertung heranziehen lässt.
2.2.2 Coursework
Kursarbeiten zielen auf das Anwenden von Mathematik, das sich aufgrund seines Umfangs und seiner Komplexität mit standardisierten Tests nicht überprüfen lässt. Anwenden von Mathematik beinhaltet das Bearbeiten außermathematischer sowie innermathematischer, aber in jedem Fall umfangreicher Probleme. Dementsprechend beträgt die Arbeitszeit für eine Kursarbeit in England zwei Wochen (Unterrichtszeit plus Hausarbeitszeit), in Victoria in Australien werden 15 bis 20 Stunden veranschlagt (vgl. Kaiser 2001, S. 15/16). Leistungsmessung und Lernen werden bei der Kursarbeit wie in den NCTM-Standards gefordert nicht strikt voneinander getrennt. Die Schüler sollen bei der Bearbeitung der Kursarbeiten Folgendes lernen; anhand derselben Kriterien wird die Kursarbeit aber auch bewertet (vgl. Kaiser 2001, S. 15, 17):
• Erwerb von Problemlösestrategien (Identifikation relevanter Informationen, Unterteilung komplexer Probleme in kleinere Aufgaben, angemessene mathematische Formulierung, Befähigung zum Aufstellen und Prüfen von Vermutungen, Verwendung verschiedener Lösungswege, Interpretation der Resultate),
• Förderung der Kommunikation in der Sprache der Mathematik (Kenntnis mathematischer Sprache, Symbole und Konventionen, Verwendung von Diagrammen und Graphen),
• Entwicklung von Argumentationsfähigkeit.
2.2.3 Alternativen zur Ziffernbeurteilung in Deutschland
Hier gibt es zwei Richtungen: Zum einen wurden als Antwort auf die Subjektivität von Ziffernbelirteillingen objektive standardisierte Leistungstests vorgeschlagen (vgl. TillmannNollstädt 2000, S. 32). Diese Richtung wurde in der Schulpraxis nicht weiterver-
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folgt, sie findet aber in der aktuellen Diskussion um landesweite Vergleichsarbeiten eine gewisse Renaissance. Mehr Einfluss hatte die zweite Forderung, Ziffernbeurteilungen durch Diagnosebögen oder Berichtszeugnisse zu ersetzen, um den pädagogischen Funktionen der Leistungsbewertung besser gerecht zu werden. In diesem Sinne werden Berichtszeugnisse häufig als "wesentliches Element eines reformierten Grundschulunterrichts angesehen" (Valtin 2002, S. 13). Berichtszeugnisse enthalten keine Ziffernbewertung, sondern wie der Name schon sagt einen verbalen Bericht über den individuellen Lernprozess eines Kindes, sodass Stärken und Schwächen erkennbar werden. Verbalbeurteilungen sollen pädagogische Lementwicklungsberichte sein und keine amtlichen Schülerbewertungen (vgl. Schmude 2002, S. 94). Da es bei Berichtszeugnissen weniger um normative Standards, sondern mehr um die Anstrengungen des Kindes geht (vgl. Schmude 2002, S. 96), wird die individuelle Bezugsnorm verwendet. Damit sind Berichtszeugnisse von ihrer Anlage her weder objektiv noch mit denen für andere Kinder vergleichbar. Die starke Betonung psychologisch-pädagogischer Dimensionen wie Ermutigung oder Wegfall des Konkurrenzkampfes unterscheidet Berichtszeugnisse deutlich von den Bemühungen um alternative Leistungsmessung im angelsächsischen Sprachraum. Dort wird zwar auch der Prozesscharakter der alternativen Leistungsbewertung hervorgehoben und es geht um eine umfassende und eben nicht nur wissensorientierte Beurteilung des Leistungsstandes. Es gibt aber ganz klar sachliche Standards, an denen die Leistung gemessen wird, sodass im Gegensatz zu Berichtszeugnissen die sachliche Bezugsnorm im Mittelpunkt steht.
Zur Bewertung von Schülerarbeiten durch die Lehrkräfte eignen sich auch so genannte Rückmeldebägen (vgl. F. Winter 2004, S. 283 - 294). Ziel ist es wie bei Berichtszeugnissen, den Schülern differenzierte Aussagen zur Qualität ihrer Arbeit zu machen und sie mit detaillierten Hinweisen gegebenenfalls zur Verbesserung anzuregen. Rückmeldebägen beziehen sich auf eine konkrete Einzelaufgabe und nicht auf die Themen eines halben Schuljahres und sind stärker sachlich orientiert als die pädagogischen Berichtszeugnisse. Dementsprechend finden Rückmeldebögen auch in der gymnasialen Oberstufe Verwendung, während sich der Einsatz von Berichtszeugnissen im Wesentlichen auf die Grundschule beschränkt.
Zur besseren Vergleichbarkeit mit den zuvor aufgeführten Alternativen aus dem angelsächsischen Sprachraum werden als alternative Verfahren zur Leistungsfeststellung und -bewertung im deutschsprachigen Raum ebenfalls Lemtagebücher und Facharbeiten kurz erläutert. Für die Grundschule können weitere interessante Vorschläge für Alternativen zu traditionellen Klassenarbeiten bei Selter und Sundermann (2006) nachgelesen werden.
2.2.4 Lerntagebücher
Lemtagebücher werden im deutschsprachigen Raum seit den neunziger Jahren eingesetzt, angestoßen durch die so genannten Reisetagebücher von Gallin und Ruf (1993) in der Schweiz. Lemtagebüchern liegen ähnliche Vorstellungen und Intentionen zugrunde wie den Journals im angelsächsischen Sprachraum: Es geht um die persönliche, durchaus auch gefühlsbetonte Auseinandersetzung mit Mathematik, wobei Verständnis höchste Priorität hat. In Lemtagebüchern steht nicht die fertige Mathematik im Mittelpunkt, sondern die Entwicklung mathematischer Ideen und Konzepte durch die Schüler. Dement-
Portfolios 195
sprechend benutzen die Schüler wie im angelsächsischen Sprachraum nicht vorrangig die Fach-, sondern ihre Alltagssprache (vgl. GallinlRuf 1998, S. 5/14). Sprachliche oder sachliche Fehler werden meist nicht korrigiert (vgl. GallinlRuf 1993, S. 14). Beck, Guldimann und Zutavern (1991, S. 29) setzen zur selbständigen Entwicklung von Lösungswegen das so genannte Arbeitsheft ein. Zusätzlich gab es bei diesem Schweizer Unterrichtsversuch ein Lemheft für die Arbeitsrückschau nach einer längeren Arbeitsphase (vgl. BeckJGuldimann/Zutavern 1991, S. 39). Selter und Sundermann (1995) verwendeten in Deutschland so genannte Rechentagebücher, in denen die Schüler ihr Rechnen schreibend begleiteten oder abschließend dokumentierten. In einer neueren Publikation sprechen sie von Lemwegebüchern, um sie von der Privatheit eines Tagebuchs abzugrenzen (vgl. Selter/Sundermann 2006, S. 62/63).
Lemtagebücher dienen im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zum angelsächsischen Raum nicht der Leistungsbewertung. F. Winter (2004, S. 269) rät ausdrücklich davon ab, sie zu benoten, weil dies die motivierte, persönliche Auseinandersetzung mit dem Lernstoff beeinträchtigen könnte. Lemtagebücher machen aber "Voraussetzungen und Prozesse der Leistung besser sichtbar" (F. Winter 2004, S. 254). Sie eignen sich insofern gut zur umfassenden Leistungsfeststellung, bei der es neben Lernerfolgen auch um individuelle Verstehensprozesse und Lemwege geht. Mit Lemtagebüchern lassen sich die Leistungen erfassen, die bei traditionellen Klassenarbeiten unberücksichtigt bleiben. Aufgaben, die in Lemtagebüchern bearbeitet werden, sind meist nicht mit vorher eingeübten Techniken lösbar und fordern höhere kognitive Prozesse wie Mathematisieren, Problemlösen und Kreativität heraus. Wie bereits mehrfach erwähnt steht nicht das Ergebnis, sondern der Lösungsweg, der Prozess der Bearbeitung im Mittelpunkt. Gute Aufgaben enthalten außerdem Differenzierungsmöglichkeiten. Bei der Bearbeitung gibt es keine derart beschränkten Bedingungen wie in Klassenarbeiten, sondern die Schüler dürfen sich gegenseitig beraten und Hilfsmittel verwenden. Die schulische Arbeitszeit ist zwar (wie immer im Unterricht) begrenzt, aber doch nicht in derart extremer Weise wie bei einer Klassenarbeit. Daher erhält der Lehrer Informationen über das mathematische Verständnis seiner Schüler und über ihre mathematischen Fähigkeiten, die er ohne Lemtagebücher nicht hätte (vgl. Beck 2002).
Wird mit Portfolios gearbeitet, so können Lemtagebücher den Schülern "als Grundlage für eine Rückschau auf einen längeren Zeitraum" (F. Winter 2004, S. 263) dienen und dabei helfen, die Auswahl einzelner Arbeiten fur das Portfolio zu begründen.
2.2.5 Facharbeiten
Facharbeiten haben im Rahmen der Diskussion um Schulleistungen deutschlandweit Einzug in die Gymnasien gehalten (vgl. Knechtel 2001). Es handelt sich dabei, genau wie bei der angelsächsischen Coursework, um eine eigenständige wissenschaftspropädeutische Leistung, die etliche Stunden Arbeit umfasst. Ziel ist im Gegensatz zur Dip-10marbeit an der Universität nicht das Entdecken objektiv neuer Zusammenhänge, "sondern das für den Schüler neue Erkennen von alten, ihm aber nicht bekannten Sachzusammenhängen" (Knechtel 2001, S. 68). In Berlin z. B. stellt eine Facharbeit eine Möglichkeit der Prüfung in besonderer Form für den Mittleren Schulabschluss dar. Damit die Schüler dem Anspruch, sich selbständig intensiv mit einem mathematischen Thema auseinander zu setzen, gerecht werden können, muss der Unterricht sie darauf vorbereiten.
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Es muss also im Unterricht für die Schüler wiederholt Gelegenheiten geben, kreativ zu sein, selbständig mathematische Probleme zu bearbeiten, Literatur zu recherchieren und ähnliches. Selbst wenn Facharbeiten ihren Platz erst in der Sekundarstufe haben, sollten die dafür benötigten Fähigkeiten bereits ab der Grundschule geübt werden. Hierzu eignet sich ein Unterricht nach dem Prinzip des aktiv-entdeckenden und sozialen Lernens.
Facharbeiten können innermathematische oder außermathematische Themen behandeln. Um genügend Themen für alle Schüler zur Verfügung zu haben, sollte von Problemen ausgegangen werden, die eine Vielfalt an Fragestellungen mit sich bringen. Zur besseren Identifikation der Schüler mit dem gestellten Thema empfiehlt Knechtel (2001, S. 69) "Facharbeiten individuell, zum Beispiel auf ein ortsnahes Problem" zuzuschneiden. Dieses Vorgehen beugt außerdem der Gefahr vor, dass die Schüler ihre Arbeiten als Fertigprodukte aus dem Internet entnehmen. Themenstellungen können relativ offen formuliert werden, z. B. "Ortskurven beim Fahrgeschäft ,Break Dance'" (KnechteI2001, S. 70) oder bereits Hinweise darauf enthalten, was untersucht werden soll, z. B. "Untersuchung verschiedener Scheibenwischermodelle im Hinblick auf die Effektivität bei der Reinigung von Scheibenflächen sowie unter Konstruktions- und Kostenaspekten" (Knechte 1 2001, S. 71). Dadurch ist eine Differenzierung möglich. Zur Facharbeit gehört in der Regel eine kurze Präsentation in Form eines Vortrags.
Im Vergleich mit traditionellen Klassenarbeiten sind Facharbeiten nicht mit vorher eingeübten Techniken lösbar und sie erfordern höhere kognitive Prozesse wie Mathematisieren oder Problemlösen. Die Arbeitszeit ist zwar begrenzt, aber durch unterschiedliche Anteile häuslicher Arbeit nicht für alle Schüler gleich. Hier wie bei der Themenvergabe gibt es folglich Differenzierungsmöglichkeiten. Verschiedene (auch gescheiterte) Versuche ein Problem zu lösen, können dargelegt werden und damit den Lernprozess eines Schülers transparent machen. Für die gymnasiale Oberstufe scheinen Facharbeiten daher als zusätzliche Form der Leistungsfeststellung ein probates Mittel zu sein, um die mathematischen Fähigkeiten zu berücksichtigen, die mit traditionellen Klassenarbeiten nur schlecht erfasst werden können. Für die Grundschule eignen sich Facharbeiten dagegen aufgrund ihres hohen wissenschaftspropädeutischen Anspruchs nicht.
2.3 Das Portfolio als alternative Form der Leistungsfeststellung und -bewertung
Wie in 2.2 anhand der Beispiele des Lerntagebuchs und der Facharbeit dargestellt, ist es nicht ungewöhnlich, dass didaktisch-methodische Ideen zur Leistungsbeurteilung aus dem angelsächsischen Raum im deutschsprachigen Raum übernommen werden. Die didaktische Diskussion sowie die praktische Umsetzung erfolgen jedoch vor dem Hintergrund der hiesigen Traditionen. Das hat neben Gemeinsamkeiten auch Unterschiede zur Folge, was nun am Beispiel des Portfolios aufgezeigt wird.
Sowohl im angelsächsischen als auch im deutschsprachigen Raum wurden Portfolios aus der in 2.1 skizzierten Unzufriedenheit mit den vorherrschenden Methoden der Leistungsüberprüfung entwickelt. Mit ihnen verknüpft sich wie bei den anderen in 2.2 beschriebenen Methoden die Hoffnung, die Leistungsbeurteilung an die neue Lehr-LernKultur anpassen zu können. Als Vorteil des Portfolios wird dabei in der didaktischen Literatur sowohl im angelsächsischen als auch im deutschen Sprachraum hervorgehoben,
Portfolios 197
dass sie durch komplexe Aufgaben die Chance eröffnen auch höhere kognitive Prozesse wie Kreativität, Mathematisieren oder Problemlösen in die Leistungsbewertung einzubeziehen. Portfolios ermöglichen darüber hinaus eine prozessorientierte und individualisierte Beurteilung der Leistungsentwicklung über eine längere Zeitspanne. Vergleicht man diese Vorteile mit der in 2.l zusammengefassten Kritik an der Leistungsüberprüfung, dann lässt sich fur den angelsächsischen und den deutschsprachigen Raum stichpunktartig festhalten:
• Portfolios ermöglichen eine kontinuierliche Leistungsfeststellung. • Portfolios ermöglichen eine prozessorientierte Leistungsfeststellung. • Portfolios ermöglichen eine könnensorientierte Leistungsfeststellung. • Portfolios beziehen auch allgemeine mathematische Lernziele ein. • Portfolios ermöglichen eine individuelle Form der Leistungsbewertung. • Portfolios ermöglichen eine konkrete und daher aussagekräftige Form der Leis
tungsbewertung, denn sie enthalten eine begründete Sammlung ausgewählter Schülerarbeiten.
In Portfolios können die bisher angesprochenen alternativen Formen wie Auszüge aus Lerntagebüchern, Schülerselbstbewertungen oder Facharbeiten integriert werden. In diesem Sinne sind Portfolios keine neue inhaltliche Alternative, sondern eine neue Form der Aufbereitung und Präsentation verschiedener traditioneller und neuerer Formen der Leistungserbringung. Ihr besonderer Wert besteht in der Kompetenzorientierung und in der selbstbestimmten Leistungsdarstellung.
Hinsichtlich der Punkte Standardisierung und Subjektivität gibt es jedoch im angelsächsischen und im deutschen Sprachraum deutliche Unterschiede, die aus der in 2.1 angesprochenen unterschiedlichen Leistungsbeurteilungskultur erklärbar sind und weiter unten aus ge fuhrt werden.
In der Praxis ist das Portfolio im Mathematikunterricht bislang im angelsächsischen Sprachraum deutlich stärker verbreitet als im deutschen, wo "nur sehr wenige Erfahrungsberichte über Portfolioarbeit [ ... ] vorliegen" (Häcker 2002, S. 212). Diese beziehen sich ausnahmslos auf kleinere Untersuchungen in einzelnen Klassen. In den entsprechenden Publikationen geht es hauptsächlich um folgende Fragen: Was ist überhaupt ein Portfolio? Was wird gesammelt? Wie wird es geordnet? Wozu soll ein Portfolio dienen? In den USA gibt es dagegen neben etlichen Erfahrungsberichten von Lehrern bzw. Lehrerbildnern aus Einzelklassen Bestrebungen das Portfolio in größerem Stil wissenschaftlich zu untersuchen. Dazu wurde in Vermont bereits in den Schuljahren 1991/1992 und 1992/1993 in den Klassen vier und acht eine quantitative Studie in Mathematik durchgefuhrt. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen wurde das Portfolio fur externe Berichte verwendet. Mit diesem Ansatz wurden zwei Ziele verfolgt: Erstens sollten Daten von hoher Qualität über die Schülerleistung erhoben werden. Zweitens sollte der Unterricht durch den Portfolioeinsatz verbessert werden (vgl. Koretz/Stecher/Klein/McCaffrey 1994, S. 5). Das zweite Ziel wurde teilweise erreicht (vgl. Koretz/Stecher/Klein/McCaffrey 1994, S. 12): Die Lehrer verwendeten mehr Zeit fur Problemlösen sowie Kommunikation über Mathematik und sie nutzten häufiger schüleraktive Arbeitsformen wie Partner- und Gruppenarbeit (vgl. Koretz/StecherlKlein/McCaffrey 1994, S. 6). In diesem Bereich decken sich die Ergebnisse der Interviews und Fragebögen, die an 80 Schulen verschickt wurden, mit den veröffentlichten Erfahrungsberichten
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einzelner Lehrer. Das erste Ziel wurde dagegen nicht erreicht (vgl. KoretziStecherlKleinlMcCaffrey 1994, S. 11), was die Autoren auf mehrere Gründe zurückführen: Insbesondere in Mathematik variierte die Leistung eines Schülers von Eintrag zu Eintrag so stark, dass viele Einträge benötigt wurden, um ein aussagekräftiges Ergebnis für diesen Schüler zu erhalten (vgl. Koretz/StecherlKlein/McCaffrey 1994, S. 9). Weiterhin wurden die verwendeten Aufgaben sowie das Vorgehen bei der Überarbeitung nicht standardisiert, sodass einzelne Lehrer hier sehr unterschiedlich vorgingen, was die Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Schulen beeinträchtigte (vgl. Koretz/StecherlKleinlMcCaffrey 1994, S. 7, 11 - 12). Schließlich zeigte sich bei der Auswertung eine geringe Inter-Rater-Reliabilität (vgl. Koretz/StecherlKlein/McCaffrey 1994, S. 7), weil es sehr schwierig war eine große Anzahl an Beurteilenden vernünftig zu schulen (vgl. KoretziStecherlKlein/McCaffrey 1994, S. 12). Alle diese Probleme zeigen sich beim Einsatz des Portfolios in nur einer Klasse natürlich nicht. Sie spielen aber dann eine große Rolle, wenn Portfolios standardisierte Leistungstests ersetzen sollen und statt dieser über die Vergabe von Bildungschancen entscheiden.
Die Zielstellung der Vermonter Studie, die letztlich auf den vollwertigen Ersatz externer, standardisierter Tests durch Portfolios zielt, unterscheidet das amerikanische Projekt von Bestrebungen im deutschsprachigen Raum. Hier wird zwar auf die geringe Vergleichbarkeit von Portfolios hingewiesen, eine Normierung von Portfolios wird jedoch weder als machbar noch als erstrebenswert angesehen. Damit trotz der geringen Vergleichbarkeit von Portfolios klar wird, "inwieweit der betreffende Schüler übergreifende Leistungsziele erreicht hat und wie seine Leistungen relativ zu denjenigen anderer Schüler stehen" (F. Winter 2004, S. 211), schlägt F. Winter Kommentare des Lehrers und Bescheinigungen der Schule als Ergänzung zu den üblichen vom Schüler selbst ausgewählten Inhalten des Portfolios vor.
Die geringe Bedeutung von Normierungen in der deutschsprachigen Literatur ist aus mehreren Gründen verständlich: Zum einen ist der Portfolioansatz hier relativ neu und es stehen praktische Probleme im Vordergrund, messtheoretische Fragen sind sekundär. Zum anderen ist Leistungsbewertung im deutschsprachigen Raum ohnehin nicht so stark standardisiert. Während in der angelsächsischen Literatur zu Portfolios sehr häufig das Problem der Standardisierung diskutiert wird (vgl. Jervis 2006), konzentrieren sich deutschsprachige Publikationen stärker auf die Verbesserung des Unterrichts und die Anpassung der Leistungsbewertung an neuere Lehr-Lern-Vorstellungen. Die Vermonter Studie hat klar gezeigt, dass hier Potenziale des Portfolios liegen. Diese stehen jedoch zum Teil im Widerspruch zu den Standardisierungsbemühungen. Daher sehen Koretz, Stecher, Klein, McCaffrey (1994, S, 14) selbst ihre Bemühungen um die inhaltliche Standardisierung von Portfolios kritisch: Sie führe zwar zu höherer Validität und Reliabilität, laufe andererseits aber den Bemühungen des Portfolios um Integration der Leistungsbewertung in den Unterricht, um Individualisierung und eine Vielfalt an Testaufgaben zuwider. Im deutschsprachigen Raum gehört Lissmann (2001) zu den wenigen Autoren, die sich mit messtheoretischen Fragen auseinander setzen. Er kritisiert wie seine amerikanischen Kollegen die geringe Objektivität, Reliabilität und Validität des Portfolios, setzt aber im Gegensatz zu diesen weniger auf Standardisierung der Inhalte und Bewertungsverfahren, sondern mehr auf geeignete Aufgaben zur Erfassung komplexer Fähigkeiten.
Portfolios 199
Lehrer beschäftigen im angelsächsischen wie im deutschen Sprachraum vor allem praktische Fragen. Als großes Problem sehen sie den Arbeits- und Zeitaufwand an (vgl. z. B. Lambdin/Walker 1994, S. 324; Richter 2003, S. 46), denn Portfolios erfordern vom Lehrer sowohl Mehrarbeit bei der Vor- und Nachbereitung als auch ein erhebliches Maß an Unterrichtszeit, in der die Schüler ihre Arbeiten sichten, auswählen, reflektieren und in Portfoliogesprächen mit der Lehrkraft diskutieren. Problem Nummer zwei ist aus Lehrersicht die Ordnung und Autbewahrung des Portfolios (vgl. z. B. LambdinlWalker 1994, S. 320; Brunner/Schmidinger 2004, S. 37).
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die positiven wie negativen Erfahrungen von Lehrern beim Einsatz des Portfolios im angelsächsischen und deutschen Sprachraum vergleichbar sind. Die Probleme, die Wissenschaftler sehen, sind jedoch trotz ähnlicher lerntheoretischer Grundannahmen aufgrund der unterschiedlichen Traditionen in der Leistungsbewertung verschieden. Während in Deutschland eher die Sorge vorherrscht, Portfolios würden zu wenig komplexe Aufgaben beinhalten, macht man sich im angelsächsischen Sprachraum eher Gedanken über eine Standardisierung der Aufgaben.
3 Entwicklung eines Kriterienrasters für die Portfolioarbeit im Mathematikunterricht der Grundschule
Die bisherigen Ausführungen haben deutlich gemacht, dass die Entwicklung eines als hilfreich empfundenen Portfoliokonzepts die jeweilige Unterrichts- und Leistungsmessungskultur berücksichtigen muss. Daher bezieht sich der folgende Abschnitt nur auf die deutsche Praxis. Hier müssen Portfolios nicht mit standardisierten Tests konkurrieren und bei der Entwicklung wird das auch nicht angestrebt. Der Fokus liegt auf den allgemeinen mathematischen Lernzielen (vgl. H. Winter 1975) und der Einbettung des Portfolios in ein solides fachdidaktisches Konzept mit einem Mindestmaß an Komplexität, denn im deutschsprachigen Raum fehlen bislang ausgearbeitete fachdidaktische Vorschläge zur Portfolioarbeit für den Mathematikunterricht. Das ist vermutlich einer der Gründe dafür, dass Leuders (2004, S. 74) feststellt: "im Mathematikunterricht spielt das Portfolio (im Gegensatz zum Lerntagebuch) bislang keine Rolle". Die wenigen deutschsprachigen Publikationen, in denen auch auf den Mathematikunterricht Bezug genommen wird (v gl. z. B. Brunner/Schmidinger 2000), machen deutlich, dass pädagogischpsychologisch orientierte Ideen allein für einen fachdidaktisch fundierten Einsatz des Portfolios im Mathematikunterricht nicht ausreichen. Während die Ausführungen in den Abschnitten 1 und 2 stufenunabhängig waren, bezieht sich die konstruktive Arbeit in diesem Abschnitt auf die Grundschule.
Aus fachdidaktischer Sicht ist es nahe liegend, den Schwerpunkt auf die Funktionen eines Lehr- und Lerninstruments sowie eines alternativen Beurteilungsinstruments zu legen, weil hier fachliche Lernprozesse eine Rolle spielen. Dabei fallen Gemeinsamkeiten zwischen dem aktiv-entdeckenden Lernen und dem Portfolioansatz auf: Beide beruhen auf einer konstruktivistischen Lernvorstellung und verstehen Lernen als eigenaktive Autbauleistung des Individuums in Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Beide legen Wert auf selbsttätiges Lernen und die Übernahme von Verantwortung für den eigenen
200 Annemarie Gubler-Beck
Lernprozess. Zudem ergeben sich Ergänzungsmöglichkeiten: Ein aktiv-entdeckender Mathematikunterricht geht von herausfordernden Situationen aus, die notwendigerweise anspruchsvolle, komplexe oder offene Aufgaben mit sich bringen. Gerade zur Beurteilung solcher Arbeitsergebnisse bietet sich das Portfolio an. Insofern erscheint es möglich, das Portfolio Gewinn bringend innerhalb eines aktiv-entdeckenden Mathematikunterrichts einzusetzen. Umgekehrt gilt: Wollen Portfolios ihren eigenen Ansprüchen genügen, sind sie auf einen aktiv-entdeckenden Mathematikunterricht angewiesen.
Bei meiner Forschungstätigkeit bildet daher das aktiv-entdeckende Lernen den didaktischen Hintergrund rur die Entwicklung eines Mathematik-Portfolios. Damit ist zudem eine fachliche Ausrichtung der Portfolioarbeit gewährleistet. Das aktiv-entdeckende Lernen ist unter anderem im Zahlenbuch (vgl. WittmannJMüller 2004) materialisiert, welches im Unterricht als Aufgabenpool dient und auch als Grundlage rur das Portfolio fungieren kann. Portfolios erfordern im Gegensatz zu Leistungstests keine speziellen Testaufgaben, sondern beinhalten eine Auswahl von Arbeitsergebnissen, die im Mathematikunterricht entstanden sind und insofern eine Aussage darüber ermöglichen, was ein Kind in der Auseinandersetzung mit mathematischen Situationen gelernt hat. Dennoch eignet sich nicht jede Aufgabe oder jedes Arbeitsergebnis gleich gut zur Demonstration der eigenen mathematischen Fähigkeiten. Gerade Grundschüler neigen häufig zur Überbetonung von Äußerlichkeiten wie guter Schrift oder Wahl richtiger Satzzeichen (vgl. EasleylMitchel 2004, S. 60) und haben Schwierigkeiten zu erkennen, was beim Mathematiktreiben wichtig ist.
Daher beinhaltet Portfolioarbeit immer auch die Orientierung an so genannten Kriterienrastern, die sich auf Lernziele oder Standards beziehen und die Schüler bei der Auswahl von Arbeiten rur ein niveauvolles Portfolio sowie bei der Selbstbewertung unterstützen sollen. Während die Arbeit mit Kriterienrastern im angelsächsischen Raum Tradition hat, ist sie hierzulande weitgehend unbekannt. Kriterienraster, die in der deutschsprachigen Literatur vorgeschlagen werden, beziehen sich fachunspezifisch auf allgemeine Erziehungsziele oder, wenn sie mathematikpezifisch formuliert sind, einseitig auf inhaltliche Lernziele (vgl. Brunner/Schmidinger 2000; Hilf/Lack 2004). Sie sind damit ungeeignet zur Reflexion über die gesamte Bandbreite mathematischer Aktivitäten anzuleiten und werden daher im Folgenden um einen Kriterienraster rur allgemeine mathematische Lernziele erweitert. Die Standards dieses Kriterienrasters geben den allgemeinen Lernzielen den Raum, den sie in einem aktiv-entdeckenden Mathematikunterricht haben sollten. Sie helfen insofern Schülern aber auch Lehrkräften, sie angemessen zu berücksichtigen.
Bei den inhaltlichen Lernzielen gibt es kein grundsätzliches Problem, denn sie lassen sich relativ gut operationalisieren. Zum kleinen Einmaleins gibt es zum Beispiel Vorschläge von Brunner und Schmidinger (2000, S. 75) sowie von Hilf und Lack (2004, S. 284 - 286). Die Kenntnis der Malfolgen lässt sich leicht in der Form festhalten, dass das Datum, an dem jede Einmaleinsreihe auswendig aufgesagt werden kann, notiert wird (vgl. Hilf/Lack 2004, S. 286).
Nur ist damit noch nichts über die Fähigkeit ausgesagt, Beziehungen zwischen verschiedenen Einmaleinsaufgaben zu erkennen, Aufgabenpäckchen unter Beibehaltung der erkannten Beziehungen fortsetzen oder erkannte Zusammenhänge begründen zu können,
Portfolios 201
wie das z. B. bei den folgenden Aufgaben aus dem Zahlenbuch fiir das zweite Schuljahr (vgl. WittmannlMüller 2004b, S. 100) intendiert ist: a)3.3 b)4.4 c)5.5 d)6.6 e)7.7 t)8.8
2.4 3.5 4.6 5.7 6.~ 7.9 Die oben genannten Fähigkeiten betreffen allgemeine Lernziele, neuerdings allge
meine mathematische Kompetenzen genannt. Allgemeine Lernziele können nicht operationalisiert werden (vgl. Wittmann 1981, S. 126). Sie werden auch nicht in einer einzigen Unterrichtseinheit oder innerhalb eines Schuljahres erreicht, sondern die entsprechenden Fähigkeiten entwickeln sich das ganze mathematisch tätige Leben weiter. Es ist daher unmöglich zu sagen, der Schüler kann argumentieren. Es ist höchstens möglich zu sagen, er kann so argumentieren, wie man das von einem Kind in dieser Klassenstufe erwartet. Jede weitere Atomisierung würde der Sache nicht gerecht (vgl. Wittmann 1981, S. 125). Dennoch ist es an einigen Stellen möglich und sinnvoll die Lernziele zu präzisieren, wobei es hier verschiedene Möglichkeiten gibt. H. Winter nennt zur Konkretisierung der allgemeinen Lernziele jeweils viele Aktivitäten, die der Lehrer kennen sollte, um entsprechend vielfältige Tätigkeiten anregen zu können, z. B. fiir Kreativität "Beobachten; bewusstes Suchen nach Gesetzmäßigkeiten, Symmetrien, Gestalten, Invarianten in einem Vielerlei von Erscheinungen; Konstruieren (Herstellen) von Figuren oder Situationen; Schematisieren einer komplexen Situation; Klassifizieren; Anordnen; Aufsuchen von Entsprechungen (Analogisieren); Verallgemeinern; Spezialisieren; Umstrukturieren; Entwerfen und Verwerfen; Vermuten und Prüfen; Formulieren und Umformulieren; Variieren; Bedenken von Alternativen; Zerlegen und Zusammensetzen; Kombinieren und Trennen" (H. Winter 1975, S. 107). Es scheint mir aber fiir einen Kriterienraster kontraproduktiv, diese Tätigkeiten aufzulisten und vom Schüler ihr Erreichen abhaken zu lassen. Damit ist fiir die allgemeinen Lernziele nichts gewonnen.
Die in Ich-Form abgewandelten Formulierungen aus den "Tragfähigen Grundlagen Mathematik" (vgl. Selter/Scherer 2003, S. 14)
• Ich kann beim Erfinden und beim Bearbeiten von Aufgaben kreativ sein. • Ich kann Sachsituationen mathematisieren. • Ich kann Auffälligkeiten begründen. • Ich kann eigene Überlegungen darstellen.
dürften fiir Grundschüler ebenfalls keine Hilfe bei der Reflexion sein, und dafiir waren sie auch nie gedacht. Dennoch bieten diese Formulierungen in ihrer Schlichtheit und Ganzheitlichkeit einen Ansatzpunkt fiir die Entwicklung eines handlichen Kriterienrasters.
Wie kann ein Schüler selbst erkennen, dass er kreativ ist? Die obige Aufzählung nennt bereits zwei verschiedene Möglichkeiten: kreativ sein beim Erfinden von Aufgaben und kreativ sein beim Bearbeiten von Aufgaben. Hier stellt sich die Frage, ob bereits jede erfundene Aufgabe eine kreative Leistung des Schülers ist. Ich denke, damit wird der Begriff der Kreativität überstrapaziert. Kreativität braucht auch Beschränkung. Kreative Erfindungen erfordern Bedingungen, die es einzuhalten gilt, innerhalb derer aber Variationen und Spielereien erlaubt sind, wie bei der folgenden Aufgabe: "Erfinde Folgen von Punktmusterzahlen!" (KleinlSteinweg 2001, S. 11). Klein und Steinweg (2001) setzen von dieser Kreativität beim Erfinden von Aufgaben die so genannte Kreativität in den Lösungswegen ab, die sich durch Aufgaben wie die folgenden fördern lässt: "Finde
202 Annemarie Gubler-Beck
selbst Zahlenmauem mit 1,2,3. Vergleiche sie" (WittmannlMüller 2004a, S. 67). "Wähle eine Zahl'. Wie kannst du sie mit drei Würfeln erreichen?" (WittmannlMüller 2004a, S. 91). Kreativität beim Bearbeiten von Aufgaben kann sich nur einstellen, wenn Aufgaben Spielräume für kreatives Verhalten erötInen, wenn also nicht nur mechanisch zu rechnen ist. Insofern sind die Übergänge zwischen dem Erfinden und Bearbeiten von Aufgaben fließend. Hier kommen Aufgaben vom Typ "Legen und überlegen" infrage, wie zum Beispiel Rechendreiecke, bei denen nur die drei äußeren Zahlen angegeben sind und die inneren Zahlen durch (systematisches) Probieren gefunden werden müssen (vgl. WittmannlMüller 2004a, S. 101), ebenso wie schöne Päckchen, bei denen es Muster zu entdecken gibt. Dass der Schüler ein Muster oder eine Auffälligkeit entdeckt hat, merkt der Lehrer am einfachsten daran, . dass der Schüler das Entdeckte verbalisiert. Es kann jedoch sein, dass ein Kind Zusammenhänge entdeckt, aber nicht in der Lage ist, sie zu verbalisieren. Daher gibt es im Zahlenbuch mehrfach die Aufforderung "Setze fort" oder "Wie geht es weiter?" (vgl. z. B. Wittmann/Müller 2004b, S. 1001101). An der Art der Fortsetzung kann der Lehrer erkennen, wie der Schüler das Muster verstanden hat. Hinsichtlich eines Kriterienrasters kann der Punkt Kreativität also durch folgende Unterpunkte beschrieben werden:
• Ich kann zu einer Aufforderung Aufgaben erfinden. • Ich kann kniffelige Aufgaben (durch Probieren) lösen. • Ich kann Muster fortsetzen. • Ich kann in Aufgaben oder ihen Lösungen Muster entdecken und sie mit Worten
oder Zeichen beschreiben. Die genannten vier Unterpunkte sind natürlich keine vollständige Beschreibung,
denn eine solche ist weder möglich, noch sinnvoll. Die Kriterien sind aber einerseits konkreter als das Stichwort Kreativität, sodass zu erwarten ist, dass Grundschüler mit ih~en etwas anfangen können. Das ist v:or allem bei Kindern anzunehmen, die mit dem Zahlenbuch arbeiten, weH sich die Kriterien auf typische Aufgabenformate aus dem Zahlenbuch beziehen, sodass diese Kinder mit den Formulierungen eine Bedeutung verbinden dürften. Die Kriterien sind andererseits nicht zu umfangreich und dadurch übersichtlich und handlich. Sie geben eine anleitende Struktur vor und eröffnen gleichzeitig Freiräume für die eigene Gestaltung des Portfolios über die Auswahl und die Freiheit bei der Anfertigung der Produkte, die die jeweilige Kompetenz demonstrieren. Da das Portfolio ein "kompetenzorientiertes Instrument" (Leuders 2004, S. 76) ist, werden alle Aussagen in der Form "ich kann ... " formuliert.
Wie kann ein Schüler erkennen, dass er Sachsituationen mathematisieren kann? Er erkennt das vermutlich zuerst daran, dass er Sach- oder Textaufgaben aus dem Schulbuch oder aus anderen Quellen erfolgreich bearbeiten kann. Dabei kann es sich um Aufgaben handeln, die sich aus Sachtexten ergeben (vgl. Erichson 1990). Weiterhin sind Projekte denkbar, in denen Fragestellungen aus der Umwelt der Kinder nachgegangen wird (vgl. Franke 1995; Winter 1994). Da Projekte einen "hohen organisatorischen und zeitlichen Aufwand" bedeuten, können sie das Sachrechnen nicht allein bestimmen, sondern es braucht auch weniger aufwändige Formen. Erichson (2003, S. 188 - 189) schlägt dazu "Authentische Schnappschüsse" vor. Neben "Sachaufgaben zu realen Situationen
Hiermit sind arithmetische oder geometrische Muster gemeint.
Portfolios 203
aus dem Alltag der Kinder" (Franke 2003, S. 36) können auch "Sachaufgaben zu fiktiven Situationen" (Franke 2003, S. 36) bearbeitet werden. Was unter einer erfolgreichen Bearbeitung zu verstehen ist, wird im Unterricht bei der Beschäftigung mit solchen Aufgaben ausgehandelt. Hinweise aus Schulbüchern zum Lösen von Textaufgaben wie zum Beispiel in Schulz/Stoye (1998, S. 61) sollten in diesem Rahmen thematisiert werden und können in Portfoliogesprächen als Grundlage fur die Beratung der Schüler verwendet werden. Sie sind aber nicht als Punkte eines Kriterienrasters geeignet, weil sie den ganzheitlichen Bearbeitungsprozess unzulässig atomisieren würden.
Ein zweites Kriterium ist das selbständige Erfinden von Sachaufgaben, was laut Dröge (1991) das verständige Bearbeiten vorgegebener Sachaufgaben fördert. Um zu prüfen, ob die eigenen Sachaufgaben verständlich formuliert und lösbar sind, bietet es sich an, dass die Schüler sie einem Mitschüler zur Bearbeitung vorlegen. Damit ergeben sich fur einen Kriterienraster zum Punkt Mathematisieren folgende zwei Unterpunkte:
• Ich kann Sachaufgaben bearbeiten. • Ich kann mir selbst sinnvolle Sachaufgaben ausdenken, die andere lösen können.
Wie kann der Schüler erkennen, dass er Auffälligkeiten begründen kann? Das scheint einerseits einfach und andererseits schwierig. Wenn dem Schüler eine Begründung einfällt, dann kann er begründen, sonst nicht. Aber was ist, wenn diese Begründung falsch ist? Kinder neigen bisweilen dazu, sich innerhalb der Lerngruppe argumentativ auf falsche Aussagen zu verständigen und diese dann zu akzeptieren (vgl. Voigt 1998, S. 128). Hier ist die Lehrkraft mit ihrer Fachkompetenz gefragt. Im Klassengespräch muss klar herausgearbeitet werden, welche Begründungen tragfähig sind und welche nicht. Nach einem solchen Gespräch sollten die Schüler wissen, ob ihre eigene Begründung richtig war und sie sollten anderenfalls nun in der Lage sein, eine richtige Begründung mit eigenen Worten oder Veranschaulichungsmitteln anzugeben. Das bedeutet fur einen Kriterienraster zum Punkt Argumentieren, dass auch hier eine weitere Auf teilung keinen Sinn macht. Trotz der Relativität der Argumentationsfähigkeit scheint mir folgende Aussage am handlichsten:
• Ich kann Auffälligkeiten begründen. Was dabei als Begründung akzeptiert wird, muss wie beim Mathematisieren inner
halb der Klasse ausgehandelt werden (vgl. Schwarzkopf2001, S. 253, 263). Wie kann der Schüler erkennen, dass er eigene Überlegungen darstellen kann? Hier
scheint mir der Kriterienraster von Easley und Mitchell (2004, S. 97) sowohl als Anregung fur das Schreiben als auch als Checkliste fur die Darstellungsfähigkeit hilfreich, wenn nicht jeder Punkt gedankenlos abgearbeitet wird. Damit ergeben sich fur einen Kriterienraster zum Punkt Darstellen folgende Unterpunkte, die selbstverständlich nach den Bedürfnissen der eigenen Schüler verändert werden müssen:
Ich kann eigene Überlegungen darstellen und dabei • mich verständlich ausdrücken, • Beispiele angeben, • mit Bildern oder Diagrammen arbeiten, • mathematische Ausdrücke benutzen, • Dinge auf unterschiedliche Weise beschreiben.
Werden alle genannten Kriterien zusammengefugt und mit einer dreistufigen Qualitätsskala in Anlehnung an Hausherr (2001, S. 12) verknüpft, entsteht insgesamt als An-
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regung zur bedarfsgerechten Veränderung folgender Kriterienraster for allgemeine Lernziele im Mathematikunterricht der Grundschule. Um auch das kooperative Arbeiten sowie den konstruktiven Umgang mit Fehlern in die Selbstbewertung aufzunehmen, sollten zu den vier Zeilen, die die Winterschen allgemeinen Lernziele enthalten, zwei Zeilen hinzukommen, die diese allgemeinen Fähigkeiten bezogen auf den Mathematikunterricht reflektieren helfen Dieses: kann ich kann ich kann ich
sehr gut. em wemg. noch nicht.
Ich kann zu einer Aufforderung Aufgaben erfinden. Ich kann kniffelige Aufgaben (durch Probieren) lö-sen. Ich kann Muster fortsetzen. Ich kann in Aufgaben oder ihren Lösungen Muster entdecken und sie mit Worten oder Zeichen be-schreiben. Ich kann Sachaufgaben bearbeiten. Ich kann mir selbst sinnvolle Sachaufgaben ausden-ken, die andere lösen können. Ich kann Auffälligkeiten begründen. Ich kann eigene Überlegungen darstellen und dabei
• mich verständlich ausdrücken, • Beispiele angeben, • mit Bildern oder Diagrammen arbeiten, • mathematische Ausdrücke benutzen, • Dinge auf unterschiedliche Weise beschrei-
ben. Ich kann mit anderen Kindern zusammenarbeiten. Ich kann Fehler in meinen Arbeiten finden, erklären und verbessern.
Der entwIckelte Kntenenraster kann als OnentIerungsrahmen für dIe PortfolIoarbeIt gesehen werden. Das fertige Portfolio enthält aber mehr als einen ausgefüllten Kriterienraster, in dem sich ein Kind in jedem der aufgeführten Kompetenzbereiche selbst einschätzt. Zu jeder Könnensaussage muss als Beleg eine Schülerarbeit (ein Arbeitsblatt, ein Forscherbericht, ein Auszug aus dem Lerntagebuch, ein Foto eines geometrischen Bauwerks o. Ä.) in das Portfolio gelegt werden und der Schüler muss seine Auswahl begründen und mit Bezug auf das Lernziel kommentieren. Die Auswahl von Arbeiten und Reflexion anhand konkreter Belegstücke ist aus mehreren Gründen sinnvoll: Zum einen fördert die Auswahl von Arbeiten und das damit verbundene Formulieren einer Begründung eine tiefgründige Reflexion oder wie es eine Schülerin ausdrückte: "mit Arbeitsblättern fand ich das besser, weil das auch mithilft, dass man nachdenkt". Die reine Selbsteinschätzung verführt die Schüler dagegen häufig zu einem schnellen Abarbeiten der Könnensaussagen und zu einer Entscheidung aus dem Bauch heraus, die die Kinder auch im Nachhinein nicht begründen können. Zum anderen lässt die beleggestützte Reflexion die Gründe für die Selbsteinschätzung transparent und damit auch diskutierbar
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werden. Dadurch kann Lehrenden wie Lernenden deutlich werden, "welche mathematischen Handlungen und welche Bewertungsaspekte jeweils eine Rolle spielen und welche jeweils bewusst ausgeblendet werden" (Leuders 2004, S. 68). Auf diese Weise ist es möglich, das Empfinden der Schüler rur qualitätvolle mathematische Arbeiten zu schulen. Schließlich ermöglicht das Anrugen von Belegstücken eine Fremdeinschätzung, die mit der Selbsteinschätzung der Schüler verglichen und in einem Portfoliogespräch disku-tiert werden kann. .
Zur Portfolioarbeit gehören als weiterer Baustein neben der Auswahl geeigneter Arbeiten, der kriteriengestützten Reflexion über das eigene Können und eine damit verbundene Selbsteinschätzung immer auch so genannte Portfoliogespräche. Hier präsentieren die Kinder der Lehrkraft zunächst ihr Portfolio und erläutern noch einmal ihre Auswahl und Selbsteinschätzung. Danach sprechen Lehrkraft und Schülr anhand des Portfolios über die Stärken des Kindes und über die Bereiche, in denen es sich verbessern möchte. Gemeinsam weden dazu geeignete Maßnahmen überlegt und Ziele rür die weitere Arbeit im Mathematikunterricht formuliert.
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Adresse der Autorin Annemarie Gubler-Beck Universität Dortmund Fachbereich Mathematik Institut rur Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts Vogelpothsweg 87 44221 Dortmund
Manuskripteingang: 23. März 2006 Typoskripteingang: 8. Januar 2007