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Produktionslenkung und Preisbildung in der Marktform des Kollektivmonopols Von Gustav Ellmers, Bremen Mit 13 Abbildungen 1. Teil Das Problem In dem gesamten bisherigen Schrifttum fiber monopolistisehe Preisbildung u~d Produktionslenkung ist das Problem des Kollektiv- monopols theoretisch nicht erfaflt worden. So ist z.B. aueh in einer solchen Standardarbeit fiber die Monopolpreisbildung, wie sie die Ab- bandlung yon H. Mayer im HandwSrterbuch der Staatswissenschaf- ten1) doeh gewifi darstellt, das Problem als ein besonder~ geartetes und daher al.s einer speziellen Untersuchung bediirftig nicht heraus- gestellt. Und doch besteht fiir die Preisbildung und Produktions- lenkung ein wesentlicher Unterschied, ob die Monopot~ituation bei einem in sieh homogenen Wirtschaftssub~ekt oder bei einer Mehr- heir yon Unternehmungen vorliegt, die ,sieh zum Zwecke der Beherr- schung des Marktes zusammengesehlossen haben. Das Kollektivmonopol ist fiir uns eine Mehrheit yon ~selbst~ndi- gen Wirtschaftssub~ekten, die durch eine mehr oder weniger weit- gehende Erfassung des Angebotes eines bestimmten Produktes eine gemein~ame Monopolposition erlangt haben. Dem entspricht in der Wirtschaftswirklichkeit m ohne dal~ wir beide Begriffe identifizieren wollten --,die Figur des Kartells. Soweit nun die Kartell-Literatur sich hinsichtlich tier Preisentstehung nicht auf allgemeine Erw~gun- gen beschr~tnkt~), ~ondern eine uns bier allein i~teressierende exakte theoretische Bestimmung versueht oder ausdl~klich ablehnt, ge- schieht es unter dem ,Gesichtspunkt der mon~pol~stischen Preistheorie Cournots~), nach welcher ~der Preis in der HShe entsteht, in welcher das mathematische Produkt a~ts dem Gewinn pro Einheit real der bei 1) Art. Preis II. Monopolpreis, 4. Aufl., B& VI. s) Vgl. den ~berbliek in Wolf.ers, Das Kartellproblem im Lichte der Deutsclien Kartelliteratur, S. 57 ff. a) Untersuehung li, ber die n~athematischen Grundlag~n der Theorie des Reichtums (Samml~ng sozialvrissensch~ftlicher Meister, Bd. 24, S. 48).

Produktionslenkung und Preisbildung in der Marktform des Kollektivmonopols

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Produktionslenkung und Preisbildung in der Marktform des Kollektivmonopols

Von

Gustav Ellmers, Bremen

Mit 13 Abbildungen

1. Tei l

D a s P r o b l e m

In dem gesamten bisherigen Schrifttum fiber monopolistisehe Preisbildung u~d Produktionslenkung ist das Problem des Kollektiv- monopols theoretisch nicht erfaflt worden. So ist z.B. aueh in einer solchen Standardarbeit fiber die Monopolpreisbildung, wie sie die Ab- bandlung yon H. M a y e r im HandwSrterbuch der Staatswissenschaf- ten 1) doeh gewifi darstellt, das Problem als ein besonder~ geartetes und daher al.s einer speziellen Untersuchung bediirftig nicht heraus- gestellt. Und doch besteht fiir die Preisbildung und Produktions- lenkung ein wesentlicher Unterschied, ob die Monopot~ituation bei einem in sieh homogenen Wirtschaftssub~ekt oder bei einer Mehr- heir yon Unternehmungen vorliegt, die ,sieh zum Zwecke der Beherr- schung des Marktes zusammengesehlossen haben.

Das Kollektivmonopol ist fiir uns eine Mehrheit yon ~selbst~ndi- gen Wirtschaftssub~ekten, die durch eine mehr oder weniger weit- gehende Erfassung des Angebotes eines bestimmten Produktes eine gemein~ame Monopolposition erlangt haben. Dem entspricht in der Wirtschaftswirklichkeit m ohne dal~ wir beide Begriffe identifizieren wollten -- ,die Figur des Kartells. Soweit nun die Kartell-Literatur sich hinsichtlich tier Preisentstehung nicht auf allgemeine Erw~gun- gen beschr~tnkt~), ~ondern eine uns bier allein i~teressierende exakte theoretische Bestimmung versueht oder ausdl~kl ich ablehnt, ge- schieht es unter dem ,Gesichtspunkt der mon~pol~stischen Preistheorie Courno t s~) , nach welcher ~der Preis in der HShe entsteht, in welcher das mathematische Produkt a~ts dem Gewinn pro Einheit real der bei

1) Art. Preis II. Monopolpreis, 4. Aufl., B& VI. s) Vgl. den ~berbliek in Wolf.ers, Das Kartellproblem im Lichte der

Deutsclien Kartelliteratur, S. 57 ff. a) Untersuehung li, ber die n~athematischen Grundlag~n der Theorie

des Reichtums (Samml~ng sozialvrissensch~ftlicher Meister, Bd. 24, S. 48).

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diesem Preise absetzbaren Menge am gr~ii~ten ist. Wet nun die Ver- wirklichung eines solchen HSehstgewinnes gerade bei den Kartellen als in der Wirbschaftswirklichkeit unerreichbar sieht, ohne damit den Kartellen den Monopolcharakter nehmen zu wollen, hat ,zwei MSg- liehkeiten tier Stellmagnahme. Entweder er erkl~rt die Berechnung des Hitchstgewinnpreises iiberhaupt als ,,blolte Spielerei". Dies rut L ief- mannl) .

Oder er konstruiert Abweichungen yore Maximalgewinnpreis, ohne das monopolpreistheoreti.sche Prinzip selbst aufzugeben. Dies tut W o l f e r s 2 ) , indem er zwei besondere Formen des Monopols ent- wickelt, ~die er ,,Mouopol mit begrenzter PreishShe" und ,,Monopol mit begrenzter Zeitdauer" nennt. Dabei ist das fiir unseren Zusam- menhang allein Wesentliche, dab lediglich bestimmte Faktoren (wie die Au~enseitergefahr) in tier preis.theoretischen Be~rachtur~g einge- fangen werden, welehe das Kartell hindern, den Maximalgewinnpreis ganz ,zu erreichen. Das bedeutet aber, dal~ der Ausgangspunkt auch dieser Preisbestimmung die Vorstellung eines Maximalgewinnes des Kartellverbandes ist und die iibliche monopolpreistheoretische Dar- s~ellung zugrunde gelegt wirdS).

Der Kartellpreis wird damit als unvollkommener Monopolpreis aufgefal~t, wobei die Unvollkommenheit am Mal~stabe eines vorgestell- ten Maximalgewinnes gemessen wird.

Die Vorstellung e i n e s Maximalgewinnes aber, der sich an einen Preis kn~ipft, ist nur mSglich, wenn es sich um e in Wirtsehafts- sub,eke handelt. Daft dies ein Kartell sei, w~re nur denkbar in einem ~ufiersten Grenzfall so straffer Zusammenfassung, da~ eine Leitung die einzelnen Unternehmen in einem Gesamtplan zu e i n e r Gesamt- teistung einsetzt, wie sonst ein einzelner Unternehmer seine einzelnen Betriebe.

A l s d a n n l i e g t a b e r in W a h r h e i t n i c h t m e h r e in Kol- l e k t i v m o n o p o l vor , und eine Kartellpreisableitung, die yon der Vorstellung eines Maximalgewinnpreises ausgeht, mag sie auch be- miiht sein, Abweichungen zu erkennen, gibt daher in Wahrheit gar keine LSsung des Kollektivmonopolpreises - - und auch keine des Kartellpreises.

Denn der eben gekenn, zeichnete ~ulterste Grenzfall eines Kartell- verbandes als eines einzigen Wirtschaftssub~ektes schwebt au~h denen nicht als Typus un, d als Gegenstand ihrer Untersuchung vor, welche d~s Kartellpreisproblem behandeln. Wenn tro~zdem, wie wit sahen, die Vorstellung des monopolisti.schen Maximalgewinnes zumindest den Btickpunkt der Unter~uchung bildet, so bedeutet das die ~3bertragung

~) Die Theorie des Monop(flpreises. Wirtschaftstheorie 4er Gegenwart, Bd. III, S. 126.

2) t?ber monopolistische und n.ichtmonopolistische Wirtschaftsver- bi~nde. Arch'iv ftir Sozialwissenschaft, Bd. 59, S. 298.

a) Dasselbe gilt flir die Kartellpreisableitung, die T ism e r in Gren- zen der Diskontpoiitik, S. 66 H., vornimmt.

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der auf ein einzelnes Wirtschaftssub~ekt zugeschn.ittenen einzelmono- polistischen Preiserklarung auf das Kollektivmonopol. Damit aber schlagt die Untersuehun.g yon v ornherein einen Weg ein, der nicht zur Liisung~ ffihren kann.

Das Kollektivmonopol ist n, icht eine unvollkommene Abart ,,des Monopols"; vielmehr sind Einzelmonopol und Kollektivmonopol ganz wesentlich verschiedene Marktformen. Die vorliegende Arbeit wird das durch Verlauf un, d Inhalt ihres Liisungsganges im ein~zelnen auf- zeigen; die grundsi~ztiche Wesensverschiedenheit beider Marktformen bedarf aber schon bier einer n~heren Betrachtung, wo es s ich um die Klarung des Problems selbst handelt.

Beide Marktformea schliefien selbstverstandlieh e in gemeinsames Element ein, eben das monopolistische. Was aber bedeutet mono- polistisch? Wir verstehen darunter keineswegs die Kennzeichnung einer Position, in der ein Maximalgewinn im Sinne C o u r n o ts (vgl. oben) verwirklicht ist. ,,Monopolis,tiseh" dient ftir uns fiberhaupt nicht der Bezeichnung eines Hiichstgewinnresultates, sondern der Fi~higkeit, ein Gewinnresultat auf ganz bestimmte Weise zu beein- flussen; namlich dutch Variierung des Faktors Preis, sei es unmittel- bar oder sei es mittelbar fiber die Mengenvariierung. Dutch diese Fiihigkeit wird der gemein,same Gegensatz zu der Marktform der freien Konkurrenz begriindet. Auch in der Konkurren~ will der An- bieter einen ,,Maximalgewinn" erzielen, nur ist in seiner ,Gewinnvor- stellung ffir eine Variierung der Preishiihe yon vornherein kein Raum. Er n immt den Preis aus dem Markt in gegebener Hiihe, d.h. der Preis ist einzel, betrieblich ein Datum. Mit einem Mehr oder Weni- ger seiner Angebot:~enge will der Produzen, t in ,der Konkurrenz nicht den Prei,s beeinflu, ssen, sondern lediglich den~enigen Grad der Ausnutzung seines .Betriebes linden, der ihm bei ,dem nun einmal gegebenen Preis den g,rSfiten ,Gewinn bringt.

Liegt in dem fehlenden Willen der Preisbeeinflussung das Merk- mal (let votlsti~ndigen Konkurrenz, so ist den monopolisti,schen Markt- formen das Gegenteil eigen: der Unternehmer verandert in seiner Planung den Faktor Preis. Er k a n n das tun, weil er das Markt- angebot in mehr oder weniger grofiem Umfang beherrscht, anders aus- gedriickt: weil er eine Monopolmacht, ein, e Monopolpos i t ion hal.

Monopolposition i, st hier mithin nicht verstanden in dem engen Sinn einer Maximalgewinnposition im Sinne C o u r n o t s , sondern als die t a t s a c h l i c h e k o n k r e t e Grundlage in der Wirtschaftswirk- lichkeit dafiir, da~ der Wille, durch das Angebot ,den Preis zu beein- flussen, i~berhaupt entstehen kann. Die tais~chliche Sti~rke oder Schw~che dieser Monopolmacht, abhangig vom Umfang ,des beherrsch- ten Angebotes, gibt d~s Kriterium ftir die Unterscheidung vom ,voll- kommenen" wad ,,u~vollkommenen" Monopol: die Bildung einer be- sonderen Marktform des Kollektivmonopots darf aber nicht auf der Ebene d i e s e r Scheidung gesucht werden, w~e es durch den geschieht, der etwa aus dem Aul~enseiterbestand ein Kriterium ffir eine besondere

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Stellung des Kollektivmonopol, s herteitet. Es ist ~a auch durchaus ein vollkommenes Kollektivmonopol denkbar.

Die Herausstellung des Kollektivmonopols daft daher, wenn man sein W e s e n erkennen will - - und nur eine solche Erkenntnis fiihrt an dau Problem heran -- nicht in der Begriffsph~re der Monopol- mach t , der Monopolposition, gesucht werden, vielmehr ist seine Be- sonderheit nur in der tSigenart der N u t z u n g dieser (vollkommenen oder unvollkommenen) Monopolposition zu fin, den. W, ir haben dar- gelegt, <lag letztere die tats~iehliehe Grundl.age fiix den Willen der Preisbeeinflussung ist; dieser Wille hat nun im ~Kollektivmonopol einen gan~ besonderen Charakter: er i s t m e h r s p u r i g .

Und darin allein liegt das Kriterium ,des Begriffes Kollektivmon*opol -- zugleich ab~r a~ch das Problem. Beim Einzelmonopol ist ein ein- ziger Wille und damit au~h ein einziger Willensinhalt fiir (lie Vari- ierung des Faktors Preis und fiir die Produktionsplanung gegeben; beim Kollektivmonopol fehlt diese Einspurigkeit vollkommen.

Es ist ohne weiteres klar, dag sich an diese grundlegende Ver- sehiedenheit auch eine Eigengesetzlichkeit der Produktionslenkung und Preisbildung knfipfen mug. Der Mehrspurigkeit des monopolisti- schen Willens, d.h. des WiIlens, auf Grund der (gemeinsamen) Mono- polposition den Preis zu beeinflussen, entspricht auch eine Mannig- falfigkeit der Gewin~naspekte, unter denen ~ie Preisvar~ierung vor- gestellt wird. C a s p e r I) bezeichnet die sich daraus ergebende Pro- blematik als eine solche der ,,inneren Konkurre~z" und wird damit der Besonderheit des Kollektivmonopols gerecht, ,die ~vir als Mehr- spurigkeit des Monopolwillens kenn.zeichneten. ,,Den ein,zelnen Mono- polteilha~ber interessiert nur der eigene Gewinn ''~-) und dieser Umstand ,verhindert eine geSamt.monopolistische Quotenverteilung ,des Mono- polangebotes und damit den Maximalgewinnpreis". Schon diese For- mulierung deutet ~edoch an, dag auch hier nicht die Vorstellung eines Maximalgewinnpreises ganz beseitigt wird, sondern dies~r zum Ver- gleichsmagstab, ~a zum gedanklichen Ausgangspunkt d ient; die innere Konkurrenz ,,hindert" ~a nur d~s E r r e i c h e n eines Maximalgewinn- preises, von dem es an anderer ~Stelle heigt, dag eine Bestimmung mSgl4eh sei, wenn nur <tie K, ostenkurven der Monopolteilhaber bekannt sindS). Der Kartellpreis selbst erscheint dabei als Resultante von ,,Ab- weichungen vom Maximalgewinnpreis"; fiber diese Abweichung kSnne ,,theoretisch nur ausgesagt werden, dag sie abhangig sind v o n d e r Verhan,dlungsgesehicklichkeit, der Persiinlichkeit des einzelnen Mono- polteilhabe~s".

So nahe wir C a s p e r in der Auffassung der grundlegenden Be- sonderheit des Kollekti,vmonopols stehen, eben in der von uns soge- nannten Mehrspurigkeit des Monopolwillens, so nehmen wir doch

1) Jahzbiicher fiir Nation, al(ikonomie und Statistik 1935, Bd. 141, HeftS. 2) Casper, a.a.O, S. 542; vgl. ~ach Tismer, Grenzen der Diskont-

politik, S. 73; R eith, Hemmung des wirtschaftlichen Fortschritts, S, 70. 8) Casper , a.a. 0., S. 543.

Zeitsohr. f. National{ikonomie, X, Bd., 1. H. 5

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insofern einen anderen Stand ein, als wir dem Blickpunkt des ,,gesamt- monopolistisGhen Maximalgewinnprei~es" iiberhaupt ~edes D~seins- reGht in der kol!ek~vmonopolistisehen Preiserkl~irung abspreGhen: wir miissen ihn b e g r i f f l i c h ~USsGhlieilen. (Natiirl~eh: ex d e f i n i t i o n e ,,Kollektivmonopol"!)

D~s Problem, da~s die vorliegende Arbeit aufwirft und zu 15sen versuGht, ist ein seharf umgrenztes, lhr Titel meidet nicht obne Ab- sight jeden Hinweis auf das KarteU. ,,Kartelle" ist ein welter Be- griff und umfaltt ,zahlreiGhe Erscheinungsf.ormen, die sigh vielfach liberschneiden, ~ber auGh in wesentlichen Punkten unterscheiden. Eine umf~mgreiche Kartell-Literatur hat es unternommen, ,die Kartelle in allen ihren ErsGheinungsformen darzustellen und zu beschreiben, sie zu systematisieren, sie zu loben oder zu tadeln. Die bunte Fiille der WirtsGhaf~swirkliehkeit ist durGh die Kartell-Literatur hinreichend erkannt. Die theoretisGhe Forschung hat diese Vielgestaltigkeit der Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen und an sie heranzutreten. Ihre Fragen naGh dem ,,warum", vor ahem ,darnach, w ie und warum der Gtiterstrom in der Kartellwirtsehaft so und nicht anders flieltt, wie und warum der Prei, s als der m~ichtige Herrscher im wirtsGhaftlichen Geschehen sigh so un,d nicht anders bildet, kann die theoretische Forschung nur dann beantworten, wenn sie mitten in die bunte Ftille der Wirtschaftswirklichkeit hineingeht, bier ~ber dann sorg.sam ein- zelne Probteme herausarbeitet, deren LSsung notwendig ist, um zur Erkenntnis der Zu.sammenh~nge un,d Prinzipien, zumal der Produk- tionslenkung und Preisgestal~ung in der Kartetlwirt,schaft zu kommen. Als besonders eigenartige Erscheinung zeigt sich bier nun die oben dargelegte Mehrspurigkeit des Monopolwillens. Welche Wirkung hat sie auf ,die Lenkung des Gfite~stroms? Das ~st im Grunde das Pro- blem, dem die vorliegende Arbeit sich widmet.

Um es liisen zu kSnnen, bedarf es einer festen Umgrenzung des TaVbestandes. So unzweifelhaft ,die ,,innere Konkurrenz" der Kartell- teilhaber in ~eder Erscheinungsform des Kartell,s eine Rolle spielt, so doch nicht iiberatl die gleiche. Zur theoretisch-exakten Liisung der aufgeworf~nen Frage ist daher die Heraussch~lung eines wirtschaft- lichen Tatbestandes notwendig, in welchem sich die Mehrspurigkeit des Monopolwillens und ihre Auswirkung in v o l l e r R e i n h e i t ab- wickelt. Denn nut dann lassen sich die Zusammenhiinge, die wir linden wollen, klar erkennen.

Wir legen daher nicht das vielumfassende Konkretum ,,Kartell" zugrunde, sondern ,d~s Abstraktum ,,Kollekti~vmonopol", dem wir einen gan.z eindeutigen Begriffsinhalt geben, welcher allein es ge- stattet, die Auswirkung der Mehrspurigkeit des Monopolwillens auf den Giiterstrom in roller Reinheit zu erkennen. Der yon uns im ,,Koltektivmonopol" erfal~te wirtschaftliche Tatbestand ist dieser:

Eine Mehrheit von selbst~ndigen Un.ternehmen schlieltt sich zur Erlangung einer gemeinsamen Monopolmaeht zusammen; sie bilden das Kollektivmonopol. Dabei wird ~edes der zu ihm gehiirenden

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Unternehmen als notwendig ~ r die Erlangung der gemein.samen Monopolposition gedacht. Der monopolistische Wille ~der, wie wir oben darlegten, in dem Willen der Prei~beeinflussung besteht) ist mehrspurig: ~edes der mit~irkungsnotwen,digen Unternehmen hat ent- sprechend seiner eigenen Kostenstruktur und Ausgangslage ein an- deres Interesse an der Preisvariierung; dennoch ,daft trod kann nur e in fiir alle Betriebe gemeinsamer einheitlicher Preis zustande kern- men. Die Unternehmen werden dabei als durchaus selbst~ndig blei- bend gedacht, auch hinslchtlieh der eigenen Produktions- und Absatz- planung; keine einheitliche Leitung setze die Unternehmen irgen.dwie zu einer ,Gesamtleistung ein. ,Damit s~nd alle entscheidenden Kri- terien unseres Kollektivmonopolbegriffes umrissen.

Nicht in die begriffl/che ,@ren,zziehung geh~rt die Versehieden- heir der Aspekte, die notwendig daraus entspringen, dal~ da~ Kollek- tivmonopol typiseherweise nicht eine origin~re Marktform ist, son- dern sich aus eider anderen Marktform entwickelt. Die Unternehmer, deren Zusammenschlul~ (mit dem eben dargelegten Inhalt) das Kollektivmonopol en~tehen l~ifit, kSnnen bisher entweder in tier vQlls,t~ndigen Konkurrenz oder in der unvollstandigen Kon- karrenz (Oligopol) gestanden haben. Beide Fiille entsprechen der Wirtseh, aft~wirk~c~hkeit; v ~ r allem ~st OK die .ol~gopolistische Kampfsituati.on, ~ie zum :Ersatz durch eine kollektivmonopolistiscbe Preisbildung dr~ingt. Das Kernproblem des KoUektivmonopols aber, die Ausw~rkung der Mehrspurigkeit ,des Monopolwiltens auf die Preis- bildung, ist in beiden F~llen da~selbe, denn OK wohnt dem Kollektiv- monopol al,s solchem inne; wir besehr~nken daher nicht den Gegen- stand unserer Untersuchung, wenn wir die LSsungstechnik selbst am ersten Fall .orientieren, also fftir d~ie Durcb2fihrung der Analyse von der Annahme vollstaudigen Wettbewerbs als Vorstufe ausgehen. Dies hat den Vorzug einer eindeutigen Bestimmbarkeit tier Ausgangsposi- tion der einzelnen Unternehmen, welche die Kampfsituation des Oligo- pols nicht erlau'bt. Indem namlieh bier ~eder Unternehmer sein wirt- sehaftliches Handeln nach der Fragestellung ausrichtet: ,,wie kann ich meinem Konkurrenten eine sotche "Vorstellung fiber mein Ver- halten beibringen, da~ sein daraus resultierendes Marktverhalten mir am vorteilbaftesten ist?'q), treibt ~eder eine Marktstrategie, welehe die Positivn tier ein,ze~nen Betriebe mangels ~eden Gleichgewichts nicht generell festtegen laf~t. Ffir eine exakte LSsung unseres Problems aber besteht die Notwendigkeit auch eines exakten A n s a t z punktes der Untersuchung; einen solehen gewiihrleistet die generell gfiltige Be- stimmbarkeit der Ausgangsposifion der Unternehmen, welche im v o 11- st~ndigen ~Vettbe,werb stehen. Damit ist ~edoch nur des Unter- suchung~verfahren, der analytisehe L~sungKgang festgelegt; unbe- rfihrt bleibt, wie zu zeigen sein w~ird, die Anwendung der mit ihm ge- won nenen Erkenntnisse aueh auf den Fall des Otigopols als Vorstufe.

~) So S t a c k e l b e r g, Problem der unvollkommenen Konkurrenz, Weltwirtschaftt. Archiv, Bd. 48 (1938), Heft 1, S. 95.

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Halten wir also lest: Die Unternehmer befinden sich fiir uns zu- naehst in v o l l s t ~ n d i g e r Konkurren~; der alte Prei, s erscheint ihnen als Datum. Jet~zt erhalten sie dureh die gemeinsame Monopolposition die gemeinsame Maeht, ihre Gewinnlage zu bessern, indem sie den Preis erhShen. Nachdem dieser neue Preis g e m e i n s a m fes tge- s e t z t i, st, mu~ er dem e i n z e l n e n Betrieb wiederum als ,,Datum" er- scheinen, .denn yon sich aus kann er ihn nicht ~indern. Die Lenkung der Produktion effotgt daher nach der gemeinsamen Preisfestsetzung wiederum durch den Her~scher Preis, aber ,d~esmal ist es ein yon den Unternehm~rn g e k i i r t e r Herrscher und hat die Zustimmung aller. Eine einzige PreisgrSl~e ist also der Exponent der Interessen ~ller; alas Interesse eines ~eden Betriebs aber ~st ein anderes, denn es ist abh~ngig ~on seiner bi.sherigen Gewinnposition, diese wieder yon seiner bisher, igen Produ~ktionslenkung, diese wiederum yon Preis- und Kostenstruktur, und die Auswirkung des neuen Preises h~ngt ab yon der bisherigen Pro,du:ktionslenlcung. Der monopolistische Prei, swtmseh des einzelnen Unternehme~s hat daher ,die Auswirkung der vorgesteltten PreiserhShung auf seine bisherige Produktions- planung ,zu beriicksichtigen; die Prei~swiinsche miissen daher not- wendig alle venscbieden sein un.d dennoch kann nur ein einziger M.onopolpreis zur Entstehung kommen.

W o u n d wie spielt sich dieser neue Pre~s ein? Wie und mit wel- chem ,Gewicht fliel~en die Interessen all der vielen Betriebe in den schlie~lichen Preis hinein? Wie wirkt sich ~tie Vielspurigkeit des Monopolwillens in rder Festsetzung des e i n e n Preises aus? Wie wird dadurch .die Produktionslenkung im einzelnen ~nternehmen be- einflui~t und damit zugleich der ganze Giite~strom im Kollektivmono- pol :gelenkt? Nur eine theoretisehe Analyse all der angedeuteten Zu- sammenhRnge zwi.schen Produktionslenkung und Preisbestimmung liefert die LSsung des aufgeworfenen Problems. Aufgabe der weiteren Untersuchung ist es ,daher, ausgehend yore einzelnen zum Kollektivmonopol gehSrenden Unternehmen, mit dem Apparat thee- ret~scher Forschung die Zusammenhange auizuzeigen und zu einer exakten Bestimmung des Kollektivmonopolpreises zu gelangen.

2. Teil. Die G r u n d l e g u n g der L S s u n g

W, esentlich fiir der~ Begriff der Marktform des Kollek,tivmonopols ist, das wurde klar gemacht, die unternehmungsm~l~ige Selbst~ndig- keit der Einzelanbieter, deren Z~sammenschlult zunach,st nicht mehr entstehen lafit als eine gemeinsame Monopolmacht mit der daraus resul~tierenden F~i~h~gkeit der Preisbeeinfl~ssung. Es ist also eine grofie Zahl von Unternehmun, gen vorhan, den, yon denen ~e.de e~ne v e r s e h i e d e n e K o s t e n k u r v e hat . Dies mul~ h ier ,als die un- streitige Grundlage ftir alle weiteren theoretischen Untersuchungen nochmals betont werden. Jeder Versuch, das Preisproblem beim Kol-

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lektivmonopol darzulegen, der diese Grun,dlage nicht sieht oder sieh bewuft fiber sie hinwegsetzt, um sic]] aus der Schwierigkeit der Praxis in die Einfachheit einer theoretischen Unterstellung zu fliich- ten, arbeitet mit einer un~zul~ssigen Fiktion und verl~fit in Wahrheit die exakte theoretische Untersuchung tiberhaupt. Ein Kollektivmono- pol kar~n nicht theoretisch ,,vereinfacht ''~) werden, indem man sich eine einzige Kostenstru'ktur vorstellt; dann 4st es, wie im ersten Teil schon dargelegt, iiberhaupt kein Kollektivmonopol, sondern eben ein Ein, zelmonopol.

Wi t haben also von ~'mer Mehrheit yon Un~ernehmu~gen auszu- gehen und alle diese ein,zelnen Unternehmungen ins Auge zu fassen. Jeder der Betriebe hat ei,ne eigene Kostenstruktur. Nich,t nur ist die ab- solute H~henlage tier Kvsten verschieden, sondern auch tier Kosten- verlauf in seiner Abh~ngigkeit vom Grad der Ausnutzung der Pro- duktio~skapazit~t der Betriebe ist iiberall ein anderer; eine mSgliche ~bereinstimmung hier und dort wiire ein reiner Zufall.

Bei der Verstandigung fiber die ~in dieser Arbeit verwendeten Kostenbegriffe muff daher i~gendeiner der vielen Betriebe als belieb]g herausgegriffen vorgestellt werden.

D~s folgende Diagramm stellt die Gesamtkostenkurve eines sol- chen Betriebes dar.

Die waagerechte Linie kennzeichnet die Fixkosten. Dabei werden - - und das ist fiir die spatere Untersuchung bemerkenswert - - unter Fixkosten die~enigen Kosten verstanden, die der Betrieb unabhangig vom Grad tier Besch~ftigunlg hat. Es wird 'bier also n~eht der S c h m a l e n b , a c h s e h e Begriff der Kosten ,der Bet~iebsbereitschaft 7 i~bernvmmen; vielmehr .sisal Fix- ~ k~sten in ~utserem binne solche, ~ s die a~ch ~be4 Stinstand des Be- ~ t~iebes entstehen, oder plasfischer: auch d, an~ noch bestehen blei- z ben. I)amit ist angedeutet, wo 1 4hre Ken~tn~s ~t~teressiert: n~n- o lieh bei der Frage, ob ~ ~ich lohn,t, den Betrieb fortzufiihren oder n~cht. In sp~terem Zu- sammen,h,ang wird davon des

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Abb. 1

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naheren zu sprechen sein; h:ier geniigt die Verst~ndigung fiber den Begriffsinhalt tier fixen Kosten in unserem Sinne. Ihr Charakter als Stillstandskosten kommt im Diagramm in dem waagerechtCn Verlauf der Linie A B zum Ausdruck, welcher zeigt, daI~ im Punkte A, in dem die Produ, ktion gleich Null ist, die KostenhShe dieselbe ist wie etwa bei der Produktionsmenge 5 oder 8.

1) So bei S ch fitz, Fixe Kosten und Kartetle, Diss. Freiburg.

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Anders der durch die Kurve A C dargestellte variable Teil der Gesamtkosten. Er ist gerade dadurch gekenr~zeichnet, ,da~ er mit zu- nehmen, der Produktion ebenfalls steigt. Wir sehen dabei yon tier Dar- stellung der Sprunghaftigkeit mancher Kosten (sogenannter Sprung- kosten) a.b und beschr~nken -- was fiir unseren Zweck erlaubt ist - - uns auf diese Kenn~zeichnung der variablen Kosten: ~e mehr pro- duziert wird, ~e mehr nimmt die Kostenmenge zu. Den kurvenm~if~i- gen Ausdruck zeigt die ,steigende Linie der Gosamtkostenkurve, die also z.B. fiir die Produktionsmenge 5 einem Gesamtkostenbetrag yon 6 und fiir die Produktion, smenge 8 eine Kostenh6he yon 7 ergibt. Der Verlauf der Gesamtkostenkurve zeigt keinen gradlinigen An,stieg, weil im Beginn tier Produkti, on auf die wenigen Erzeugnisse grSl~ere Kostenanteile fallen als bei fortschreitender Ausnu~zung ,der Pro- duktion.skapazitat. Die Zeichnung l~fit z.B. bei der Menge 3 erken- nen, dal~ die Zunahme der Kosten geringer w ird, bi, s bei der Menge 6 der Umbruch effolgt un,d die Kosten wieder rascher steigen.

Vergegenw/~rtigen wir uns, da~ die Gesamtkostenkurve filr jeden Betr~eb ~in eider anderen HShe beginnt (der Punkt A unseres Dia- gramms also grund,satzlich anderswo auf tier Ordinate liegt) un,d dab die Kurve in ~edem Betrieb einen anderen Lauf nimmt: die soeben gekennzeichneten Stellen schw/~cheren und starkeren Steigens, der Punkt des Umbruchs liegen in ~edem U~nternehmen bei einer anderen Produktionsmenge; der ~Grad des Steigens und Fallens ist ebenfalls bei keinem Betrieb gleich. Es ist daher eine~ ohne weiteres klar: eine Gesamtkostenkurve des Kollektivmonopols existiert nicht und eine wie auch immer versuchte Preisableitung, die unter .der Vorstellung einer solchen Gesamtkostenkurve das Problem zu 15sen sucht, ist yon vorn- herein abwegig.

Eine gemeinsameGesamtkostenkurve ist abet nicht nur urspriing- lich nicht vorhanden, sie l ~ t sich auch n, icht au,s den Gesamtkosten- kurven der einzelnen Betriebe einfach zusammenstellen, um dann nach dem Verfahren der Einzelmonopolpreisableitung zum Ziel zu kommen.

Wir wolten einmal die im ersten Teil dieser Arbeit entwickelte Erkenntnis iibersehen, dab die Frage der Preisbildung beim Kollek- tivmonopol mangels der Ein,spurigkeit des Monopolwillens iiberhaupt wesensnotwendig einen anderen LSsungsgang verlangt als das Ein,zel- monopol, Selbst wenn man also diese Erkenntnis aufier acht liefie, so wiirde sich d och zeigen, ,daft das Problem der Preisbildung beim Kol- ]ektivmonopol sich der L6sung durch eine e i n f a c h e U b e r n a h m e des beim Einzelmonopol angewandten theoretischen Apparates ver- sperrt. Der (~bsolute) Einzelmonopoli,st wahlt den Prei,s, der ibm den Absatz eAner solchen Produktionsmenge gestattet, bei ,der die Dif- ferenz zwischen Roheinnahme (Menge mal Prei,s) und Gesam~koslen am gr/~l~ten i, st; die Differen, z ~st ~a die Reineinnahme (= Gewinn). Nehmen wir nun an, ein solcher Maximatgewinr~wille suche seine Verwirklichung bei einer Mehrheit yon Betrieben, die alle eine andere Gesamtkostenkurve aufweisen. Um dann die eben erw~h, nte Differenz

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zwischen Gesamtkosten und Roheinnahme fiir ~ede Mengeneinheit fest- stellen ~u kSnnen, bedarf es einer einheitl4chen Gesamtkostenkurve. Datt sie nicht ohne weiteres gegeben ist, bes~gt schon die Voraus- setzung der Bet r iebsmehrhe i t ; man klinnte sie aber vielleicht aus den Kosten aller Betriebe zusammenzustellen versuchen. Stellen wir uns, um ganz klar zu sehen, zunachst nur zwei Betriebe vor. Sie mSgen folgenden ~Gesamtkosten,verlauf haben:

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8etrieO A.

Abb. 2

7D

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8ttrieb 8.

Dem Diagramm ist zu entnehmen, dait der Betrieb A bis zur Menge 5 mit den ,Gesamtkosten 40, der Betrieb B .die Menge 6 mit den Kosten 60 produziert. In, sgesamt wird also die Menge 11 erzeugt mit einem Gesamtkostenaufwand yon 40 plus 60 = 100 Kosteneinhei~en. Dam, it ware ein Punkt der neuen, beide Betriebe umf~ssenden Ge- samtkostenkurve gefunden. Begniigen wir uns zunachst nur mit der kritisohen Betrachtung dieses ei.nen Punktes, in welchem also 11 Men- geneinheiten 100 Gesamtkosteneinheiten entsprechen. Se~zt man nun dieser Kostensumme die der gteichen Erzeugungsmenge 11 entspre- chende Rohei~nahme gegeniiber und bildet die Differenz, so miiltte, wen n die einf~che Ubernahme ,der Einzelmonopolpreisa~bleitung richtig ware, die so gefundene Differenz einen Punkt ~ener Reineinnahme- kurve geben, .deren Kulmination den monopoli,sti.sche~ Maximalgewinn in obigem Sinne angibt. Eben alas ist aber keineswegs der Fall. Die monopolistische Gewinnkurve und damit tier Maximalge~rinn selbst hi~ngt bei mehreren B~trieben vielmehr noch yon einem weiteren Faktor ab, ni~mlich v o n d e r Ableitung einer Kurve der optimalen Kombination der Produktionskapaziti~ten tier Betriebe. Das ,oben ge- bildete Kostendatum 100 fiir die Erzeugungsmenge 11 als Punkt einer Gesamtkostenkurve aller Betriebe i st fiir oine Monopolpreis-, d. h. Maximalgev~i~nablei,tung nicht en~scheidend. Den~n die von den beiden Betrieben i, n sgesamt erzeugte Menge von 11 Einheiten b r a u e h t durch- au.s nicht so verteilt zu sein, wie w i r e s oben voraussetzten, vielmehr kiinnte es z.B. auch so sein, dalt der Betrieb A 6 u nd B 5 Einheiten produz4ert; oder auch, dalt A4, B 7 erzeugt. Je nachdem aber, wie die Produkti, onsmen,ge 11 in .dieser Weise verteitt wird, entsteht ein dieser Menge enbsprechendes a n d e r e s Datum einer bei, de Betriebe

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72 G. Ellmers:

erf~ssenden ,Gesamtkostenkurve. Was aber fiir die hier nur ins Auge gefal~te Menge 11 gilt, alas trifft n atiirlich auch ftir ~ede andere yon beiden Betrieben ,in,sgesamt erzeugte Menge zu. Mit anderen Worten: in einem b e.ide Betriebe erfassenden einheitlichen Kostendiagramm kame es zu ganz ve~schiedenen Kurven, ~e nachdem, wieviel Einheiten man sich ,in dem einen, wieviel in dem anderen produziert vorstellt. Dam4t abet auch wirklich ein Maximalgewin~ erzielt wird, mul~ ftir ~ede Produktionsgesamtmenge die~enige Verteil~ng gew~hlt werden. welche die fiir diese Produkt, ionsmenge geringste K ostenmasse an- fallen lafit. Schon bei nur zwei Betrieben liefie Mch die Ableitung einer solchen Kurve der giinstigsten Verteilung nicht leicht vor- nehmen; steltt man sich aber, sagen wir, 50 Betriebe vor, ~ie sell dann die Ableittmg erfolgen? Und doch miiltten, um die giinstigste Gesamt- kostenkurve ~zu linden, ohne deren Gegebenheit ein Maximalgewinn nicht entwiekelt werden kann, die unzahligen Kombinabionen durch- gefiihrt werden.

Aus unseren Uberlegungen ergibt sich also: 1. Bei einer Meh~heit yon Betrieben gibt es iiberhaupt ,nicht

schlechthin ,,die" Gesamtkostenkurve, sondern die Addition aller Kosten bei ~eder Gesamtmenge der Produktion hat ~e nach Art der Kombi~na~ion ein anderes Ergebnis.

2. Das Erreichen des monopolistischen Gesamtge~innes ist nur denkbar, wenn fiir ~ede Produktionsmenge die geringsto Kostenmenge gefunden wird. Anders ausgedriickt: .die einfache Gesamtkostenkurve wird bei einer Mehrheit von Betrieben abgelifst durch eine Kurve der gtinstigsten Produktionsverteflung (der gtinstigsten Kostenkombina- tion). Ihre Ableitung stiil~t aber infolge der zahllosen KombinaVions- miigliehkeiten fiir ~ede Produk~ionsmenge auf allergriilite Schwie- rigkeit.

3. Kann aber mithin nicht einmal bei einem Einzelm(mopolisten mit mehreren Betrieben einfach mit ,,der" Gesamtkostenkurve ge- arbeitet we~den, um in tier iiblichen Weise den sich am Maximal- ge~inn ausrichtenden Prois abzuleiten, so ist beim eigentlichen Kol- lektivmonopol die Bil.dung einer Gesamtkostenkurve mit dem Inhalte der ,,giinstigsten Kombination" iiberhaupt nicht mSglich, weil hier voraussetzungsgemiiit ~eder Betrleb ein selbsti~n/liges Unternehmen ist und daher eine Kurve der kostenmaltig gii, nstigsten Verteilung der Produktionseinheiten, an welehe sich der Preis au, srichten kSnnte, tiberhaupt ausschliel~t.

Entfiillt also nach alledem eine Gesamtkostenkurve fiir das Kol- lektivmonopol, so auch ~ede ~ndere daraus abzuleitende Kostenkurve, insbesondere die Durchschnittskostenkurve. Unber Durchsehnitts- kosten sollen die Kosten verstanden worden, die bei einer bestimmten Produkt.ion,smenge auf ]edes Sttick im Durchschrdt¢ fallen; ihre HShe ergibt ~ich also aus der Division Gesamtkosten durch Stiickzahl. Da sie mithin nur eine anti're Ausdrucksform der Gesamtkosten sind, kann eine Kurve der Durchschnittskosten im Kollektivmonopol eben-

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Prodaktionslenkung und Preisbild~ug des Kollektivmon(>pols 73

falls ~ichqt in Betracht gezogen werden und eine diese Kurve ver- wendende theoretische Ableitung eines monopolistischen Maximalge- winnes und damit des Monopolpreises mul~ versagen; wiederum ganz abgesehen davon, dalt die fehlende Einspurigkeit des Monopolw411ens nach unserer Auffassung iiberhaupt dem angedeuteten Liisungsver- such entgegensteht.

Wir kehren daher ~zu der Betrachtung der Kostenstruktur der einzelnen zum Kollektivmonopol gehSrenden Unternehmungen zurtick. Das folgende Diagramm enthalt die Durchschn, ittskostenkurve irgend- eines der Unternehmen.

I~ie Kurve ,l~tItt erken.nen, w~ev~el Kosten _ _ ~ auf ~ede Pr(~d~ktiou, sei~heit en~fullen, weam die 5 u~d die Menge pro~v~iert wird. Bei der Pro- '~ dukfion d~r Menge 2 wird M so ~edes e4n, zelne 5 Stiick 4 K, osten~i~hedten verurs,achen, b~ der z I I li Monge 5 dagegen werden auf ~edes Stiick .nur 3 I I I I kommen. Im An~a~g der Ausuut~un,g der Pro- o , , , I It dukt~o~skapazit~t des Botri~bes sind die Durch- I i z ~ , s schm, i~tskosCen (Stiickkosten) hoch, donm dann Abb. 3 faltt 4ie Kostenlust (die F:ixkosten sind ~a bei geri~gerer Produkt~,on gena~ so h~och wie boi gr(il~erer Pro4uktion, vgl. A~)b. 1)uuf eine kleme Menge. Mit ~achsender Ausbrin, gung si~ken die Duchsehndttsk(~sCen, ,his der Endpunkt de~ D egressioa erreich,~ wird; ~ede wedteTe Menge l~tltt sic wieder ,ansteigen. Im Degrossio~nsendpunkt sind sic also ,am niedrigsten. In ,unserem Diagramm w4rd dieser bei der Produktionsmenge 4 erreicht. Bei ~edem der zum Kollek~ivmono- pol gehSrenden sahlreichen Unternehmen liegt dieser Punkt nun aber gan,z verschieden, d.h. in ~edem Betrieb ist die~enige ProdukMons- menge, die sich unter den geringsten Durchschnittskosten herstellen lag t, eine andere, und ferner: die effek~ive Hiihe dieser niedrigsten Durchschn,ittskosten weist in ~edem Betrieb eine andere Kasten- lage aus.

Daraus ergibt sich eine fiir ~eden Betrleb verschiedene Position als Ausgangsstellung ffir die Produktionslenku,ng und Preisbildung in der Marktform des Kollektivmonopols.

Es wurde bereits izn ersten Teil tier Arbeit dargelegt, daG sich diese Mark~form aus oiner anderen, namlich der vollstandigen oder der unvollst~i~digen Konkurrenz herausbildet, i~dem d~e (sel'bstandi - gen) Unterr~ehmen sich durch den ZusammenschluG eine kollektive Monopolmacht verschaffen. Es ist daher nunmehr n, otwendig, die ein- zelnen Bet~iebe in ihTen d~rch die aufgezeigte Verschiedenheit der K(~stenstruktur bedingten untersch.iedlichen Ausgangsp(~sitionen n~mr ins Auge zu fassen. Erst dadurch sehen wir ~a die Betriebe nicht nur in ihren toten Kostenkurven, sondern so wie es fiir unsere Unter- suchung erforderHch ist, in ihrer Produktionslage im Augenblick des Zusammenschlusses.

Entsprechend ~unseren Ausfiihrungen av3 S. 67 f. w,i,~d dabei der

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74 O. Ellmers:

Untersuchung zun~chs~ .die Annahme der voll st~n~ligen Konkurren,z zugrundegelegt. Da in ihr jeder ei,nzelne Betrieb den Preis aus dem Markt en~hnmt, tier Preis also ein Datum ist, so en~sprieht jeder Produktionsmenge der gleiche Preis. Flir die Darstellung im Dia- gramm sind auf der Abszisse die Produktionsmengen, auf der Or- dinate ,die mOglichen Prei,shOhen abzulesen. Nehmen ~ i r an, der auf dora Markt vorgefundene Preis sei 6, dann bleibt d~ese PreishOhe iiber ~eden Ptmkt der Abszisse (also der Produktionsmenge) gleieh. Es entsteht daher eine gerade Linie; s i e ist stets gemeint, wenn in Zukunft van der , ,P re i s l , in ie" gesprochen wi~d.

Diese Preisli~ie ,t,iegt fiir alle unsere Unternehmen im Augenblick des Zusammenschlusses in der gleichen HOhe; ,denn ~eder Betrieb for sieh nimmt ~a den Preis als Datum hin. Fiigen wir nun diese Erkenntnis der anderen hinzu, dal~ for ~oden Betrieb die Kosten- struktur verechieden ist, so konzentriert sich die Fragestellung nach der Ausgang~sposition der Unternehmen folgendermal~en:

W~e gro5 ist das bisherige Angebot der einzelnen Unternehmun- gen mit ihren ver~chiodenen Kostenkurven angesiehts des fiir alle geltenden Preises ?

A~s der groflen Zahl der Betriebe greifen wir zwei flir die Dar- steltung im Diagramm heraus.

A

xA A~

b

Abb. 4

a

r " ...... "3 ¢

y s~

Wir sehen, die Preislinie ist in jedem Betrieb gleich hoeh; die Durehschni~tskostenkuven haben dagegen verschiedene HShenlagen und auch versch, iedenen Lauf, der Degression~endpunkt liegt im Be- trieb A be~ tier Produktionsmenge 0 X, im Betrieb B bei O Y. Es liegt nahe, anzunehmen, da~ der Betrieb A dan n auch nur his zur Menge X produziert, Betrieb B bis zur Menge Y, da bei diesen Men- gen d~e niedrigsten Stiickkosten e~tmehen und ein weiteres Produ- zieren die Kosten wieder ansteigen la~sen wiirde, so dal~ wit also als Ausgangslage unserer Unternehmungen zur Ableitung des Kollek~i~,- monopolpreises die Produktion eines ~eden Betriebes bis zum Degres- sio~nsendpunkt an~unehmen h~tten. Indessen wiirde dami.t ein wesent-

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Produktionslenkung und Preisbildung des KolIektivmonopols 75

liches Ergebn~ der theoretischen Forschung 1) ~bersehen, welches zeigt, dalt ein in tier freien Konkurrenz befindliches Unternehmen iiber die dem Degressionsendpunkt entsprechende Menge hinausgeht, und zwar solange, bi~ die Kosten, die alas letzte noch produgierte Stiick verursacht, dem Preise ftir 5as Stiick gleichkommen.

Die Kasten des ~eweils a l s letztes vorgestellten Stiiekes sind im folgenden, wie es iiblich ist, als ,,Gren, zkosten" bezeiehnet. In der Darstellung des Diagramms verlRuft ihre Kurve so, .dab sie den De- gressionsendpu~ukt tier Durchschn4ttskostenkurve schneidet, in diesem Punkt sind also ,Grenzkosten und Durehschnittskosten gleieh hoch. Dann aber steigen die Gren~zkosten typischerweise ziemlich steil hoch (der Betrieb hat ~a dan, n die Degression iibersehritten und befindet sich in Kostenprogression). Die steigende Grenzkostenkurve schnei- det die Preislinie. Dieser Sehaittpunkt bedentet die ~berein~timmung des Preises mit den Grenzkosten; die diesem Punkte ent~prechenden, yon der Abszisse ,des Diagramms ~bzulesende Produktionsmenge ist mithi~a die~enige, bis zu welcher ,der Betrieb bisher arbeitet. Hier hat er den hiiehsten Gewinn; eine vorher, etwa im Degressionsendpunkt endende Produktion wtirde weitere Gewinnchancen ungenutzt lassen. rm Diagramm (Abb.4) sind d:ie Grenzkostenkurven gestrichelt ein- gezeichnet. Es zeigt sioh, dalt der Betrieb A v o r dem Zusammen- schluB ~um Kollektivmonopol die Produktionsmenge 0 A, der Be- trieb B 4ie Menge 0 B ausbringt.

Wir miissen uns ~abei wiederum daran erinnern, da~ dies Bur zwei aus einer groi~en Zahl herausgegriffene Unternehmen sind. Jeder der vielen Betriebe prod~ziert bis zum Schnittpunkt seiner Grenzkostenkurve mit der Preislin4e, we aber der ,Schn4ttpunkt mit der Preislinie liegt, richter sich nach der fiir ~eden Betrieb versohie- denen Kostenstruktur, deren beswn(lerer Ausdruck die Gren, zkosten~ kurve ist. Es ist nun Mar, dal~ dutch die Unterschiedlichkeit der Kostenstruktur aueh iiberall eine Verschiedenheit der G e w~ n n 1 a g e bei dem gegebenen Pre'~ bedingt ist. Darauf w ird im spRteren Zu- sammenhang noch zuriickzukommen sei~. Hier geniigt un,s die Fest- stellung, dalt die Grenzkostenkurve, in ~edem der vielen Betriebe ein- gezeichnet, durch ihren Schnittpunkt mit der PreCslinie, die~enige Positio~ tier Betriebe kennze~chnet, welche sich - - entspreehend der fiir unseren Liisungsgang gewRhlten Annahme vollstii~,d~ger Kon- lrurrenz - - als Ausgangslage ftir die Bil,dung des Kollektivmono- polpreises darstellt. Von i h r aus m/issen alle W.irkungen entwickelt werden, die yon der entstehenden Kollektivmacht ausstrahlen.

Es wurde im ersten Tell der Untersuchung dargelegt, dali diese Monopolmacht den Unter~aehmen die kollektive F~th~gkeit verlviht, auf den Preis einzuwirken und dalt sich uo ein hiiherer Preis bildet. ~bergehen wir zun~iehst ei~mal die Frage nach dem ,,~r4e" der Preis- bildung und nehmen den entstandenen KoUektivmonopolpreis als voll-

1) Vgl. name~tlich Joan Rob ins on, The Econamies of Imperfect Com- petition, London, 1933.

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~6 G. Ellmers:

endete Tatsache hin. Wie stehen die Unternehmen dem Preis jetzt gegenii~ber? Man mull sich dariiber klar sein, da~ ffir den einzelnen Betrieb der neue Preds, wenn er einmal entstanden ~st, auch wieder ein Datum mr, da er, wie abweichend auch immer der einzelne Unter- nehmer sich eine PreishShe wiinschte, diese doch notwe~dig eine fiir alle gledehe sein m~JL Im Blade unseres letzten Diagramms (S. 74) gesprochen, bedeutet das also, da~ die gemei'~same Predslinie s~ch hebt. Es entsteht dan~ im £)iagramm eines ~eden tier zahlreichen Be- triebe ein neuer 'Sc~hnittpu~kt mit der Grenzkostenkurve. W~ihrend nun abet bisher -- also vor der Preiserh~hung -- alle Betriebe bis zum Sch~ittpunkt ihre ,Grenzkostenkurve mit der Preislinie produ- zierten, kann das ~etzt nlcht mehr der Fall sein. Denn die bisber yon den Betrieben auf .den M arkt gebrachte Angebotsmenge war eben nur zu dem bisherigen Preis absetzbar; wird der Preis ~etzt erh~ht, so fRllt eden Teil der bisherigen (wirksamen) Nachfrage aus, da ihm fiir den neuen Preis die Kaufkraft fehlt. Somit ist also die absetz- bare Menge geringer geworden. Wollte abet ~eder Betrieb nun wie bislang bis zum Schnittptmkt seiner 'Grenzkostenkurve mit der Preis- linie gehen, so wlirde demneuen Schnittpunkt gerade eine erweiterte Produkt~on entsprechen. D~s D~agramm (S. 74) der bedden Unter- nehmen A und B zeigt alas dentlich. Die punktierte Linie in HShe b steUt den zw~schen den Unternehmungen zustande gekommenen Kol- lektivmonopolpreis dar; er l iegt hSher als die bisherige Preislinie (a). Die monopolistische Kollektivmacht hat in dieser Erh~hung ihren Ausdruck gefunden; fiir das einzelne Unternehmen hat sie sich in alex Mitwirkung in dieser ErhShung, ~edenfalls was .die Predsentstehung a n~betrifft, auch erschSpft. D.h. der gemeinsam herbeigefiihrte Preds ist nunmehr fiir ~eden der beiden Betriebe wieder ein 'Datum, das hSchstens durch edne neue gemeinsame Entscheidung geiindert werden kann. Wiirden A und B bei dem neuen Prei, sdatum dem friiheren Produktionspr~nzip folgen, ,somit ~etzt bis zu dem Sch~itt- punkt PI produzieren, so m~igte Betrieb A ~etzt die Menge 0 AI aus- bringen, Betrieb B die Menge 0 B~; denn erst bed diesen Mengen ist fiir ~eden Betrieb der Pre~s gleich Kosten des letzten Stlicks. Die unter Bedbehaltung des bisherigen Produkfionsprinzips yon A und B alsdann produ~zierte Menge wlire aber, w~e .das Diagramm zeigt, grS- ~er als bisher (niimlich um AA iund BBI). Da indessen der hShere Preis eine verringerte Meztge absetzbar sein IRgt, so zeigt sich die Unbrauehbarkedt des bislang angewandten ,Gewinnpr~nzips der Pro- duktionslenkung im einzelnen Betrieb.

Filr ~edes einzelne Unternehmen taucht daher mit einer vorge- stellten ErhShung des Preises d~e Frage auf, welchen Einflu5 die Er- hShung auf d,ie Nachfrage hat. Jedes der Unternehmen, das wir uns voraussetzungsgemRll ~a als nach wie vor sel, bstiin~g bleibend zu den- ken haben, betrachtet also sein Absatzgebiet, seiuen Kundenkreis, ich mSchte -- alles in ,allem -- sagen ,,seinen Markt". Er wird, welches Mothy und welcher Mitwirkungsgrad an der Predserh5hung auch

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Prodttktionslenkung u.ud Preisbil~&ung des Kollektivmonopols 77

immer boi ihm zutrifft, in seiner WirCschaftspla~ung die ~31~rlegung anstellen miissen, in welchem U~nfang ,,sein Markt" dutch die Preis- erhiihung em~chrumpft. Er fragt sich: wean ich beim ~et~igen Preis so und soviel ~tiick abgesetzt habe, wieviel wiirde ich dann bei diesem oder ~enem hSheren Preis noch absetzen kfnnen?

Die Nachfragekurve bringt die st~rkere oder geringere Elastizitat der Nachfrage nach dem Produkt zum Ausdruck; da diese im gro- Ben u n d g a n z e n , wo auch immer das Angebot des Produktes der Nachfrage gegeniibergestellt wird, die gleiche ist, so ,hat die Nach- fragekurve fiir jeden Einzelbetrieb dieselbe Gestalt; der Unterschied bei den ein, ze~en Betrieben liegt nur darin, dag i e nach tier Grii$e der eigenen Absatzsphare zu einer PreishShe bei ~edem Unternehmen eine an~lere nominelle Menge~zahl der absetzbaren Produkte tritt; da~ V e r h a l t n i s eben dieser nominetlen Zahlen ist in iedem Betrieb infolge tier gleichen Ela~ti~it~t der Nachfrage iiberall dasselbe. Stellt man sich die Nachir~gekurve ~ur einfacheron Darstellung als gerade Li~ie vorl), so wiirde das eben Ge~agte also bedeuten, dal~ der Winkel, unter dem die Nachfragelinie verlKuft, im Diagramm eines jede.n Be- triebes der gleiche ~ut.

Jedes einzelne Unternehmen, sagten ~ir, ,interessiert die Reaktion seines Marktes auf den erh(ihten Preis; zur Fortftihrung unserer Untersuchung ist daher im Diagramm ~eder Unternehmung seine Nachfragekurve ~ioderzulegen. Der erste Punkt dieser Nachfrage- kurve ist nuu abet iiberall der Schnittpunkt der Grenzkostenkurve mit der bisherigen Proislinie. Das kSnnte viellei~ht zweifelhaft er- scheinen, well nach unserer bisherigen Dar~tellung die diesem Schnittpunkt entsprechende Produktionsgriiite ~a vom Einzelbetrieb her ,nach dem Gewinnpr4nzip ,,gewKhlt" w ird. Das kiinnte zu folgen- der - - irriger - - Argumentation ~h,ren: Jeder einzelne Betrieb geht ,,nur" bi, s zum Schn, i~tptmkt seiner Grenzkostenkurve mi¢ der Prels- linie; s e i n e Produk~ionumenge, s e i n A~ugebot richtet sich also nach seinem eigenbetr~eblichen I.nteresse; weil das in ~edem Betrieb so ist, deshalb ist auch die gesamte Angebotsmenge nach den emzelbetrieb- lichen Prinzipien ausgerichtet. Das, v~as ~etzt insgesamt angeboten wird, entspricht also ~icht der Nachfrage, sondern ist nur die Addition der yon den einzelnen Betrieben nach dem HSchstgewmnprinzip er- zeugten Men gen.

Das ist natiiriich ein Trug~chlufl. Der Preis sel, bst entsteh¢ ja durch ,da~ FAnspielea eines Gleichgewichts yon Gesamtnachfrage und

1) Darin l iegt auch keineswegs ein st~rkerer Widerspruch zur Wirt- schaftswirk~ichkeit, wie statistische Untersuchungen geigen. Vgl. E. S c h n e i- d e r, ~ber den Einflul~ yon And erungen d.er Kachfrage ~uf die Monopol- preisbild~ng. Archly flir Sozialwissenscbaft und Sozi~lpolitik, Bd. 64, S. 293 f. In unserem Diagramm m~ten wir der Nachfr~gelinie einen verh~ltnis- m~flig flachen Verlauf gobon, um der Wirtschaftswirklichkeit Recknung zu tra~en. Vor allem die AuBenseitergefahr bewirkt etne geri~gere Elasti- zit~t tier Nachfr~ge.

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Gesam~angebot; das Gesamtangebot wird in der freien Konkurrenz dauernd vermehrt, wenn und solange d~e Produk~ion durch Gewinn- chancen neue U~ternehmer anzieht; alas Mehran,g~b~t driickt den Preis. tn der Diagrammdarstelhmg aller Unternehmen mu~ man sich also die Preislin,ie mit sinken, der Te~denz vorstellen. Jedes Fallen der Preislinie abet bewirkt, da~ tier ei~zelne Betrieb sei,ner Grenz- kostenkurve entlang mit der Pro<luktion ,zuriickgeht, da der Schnitt- punkt mit der neuen Preislinie nunmehr ~a ~iefer liegt. Dieses Weni- gerproduzieren in einem Betrieb ist also durch ein Mehrproduzieren an,derswo erst herbeigefiihrt. Es ist daher k~ar: in dem Augenbl;ick, in welehem die zahlreiehen Unternehmungen sich ,zur Erlangung der kollektiven Monopolmacht zusammensehliel~en, i, st ,die bei dem be- stehenden Preis kaufkrii~tige Nachfrage gedeckt. Das bedeutet abet fiir unsere Darstellung: bei dem gegenwiirtigen Preis ist durch die von ,den Unternehmungen bei diesem Preis a~gebotene Menge ein Punkt der Nachfr~agekurve festgelegt und dieser ~st tier Ausgangs- punkt fiir die Abtastung der Reaktion ,der Nachfrage auf eine Er- hShung des Preises. Wenden wir diese Erkenntnis zur Fortfiihrung des L~Jsungsganges unseres Problems auf die Darstellung im Dia- g ramm an, so e~gibt sich, da~ ~n ~edem einzelnen Unternehmen veto Schn~ttpunkt der Grenzkostenkurve m~t der bisherigen Preislinie sich die Nachf~agekurve erhebt. Da, s folgende Diagramm greift irgend-

I 2 5 ~ E 6 7

Abb. 5

ei~en der Betr~ebe he~aus: Im D.i'~gramm bedeutet d~e Nach-

fragekurve 'also, da~ der Unternehmer, der bei~n Ko~lcurrenzpreis (4) 7 Me~gen- ein,heiten ~n Prod~ukten absetzt, bei einer P, re,i~serh~lmng ,auf 5 n,ur nooh 5 Men- geneinheiten absel~en wiirde; beim Preis 6 w~ren es nur nooh 3.

Dieser Nachfragekurve m u~ der U~ternehmer ~,so unter allen Umstii.n- den entlang ~gehen, wenn er die Wir- kung des hSheren P,reises a~f seinen

Betrieb erfassen will. Die Bedeutu, n~g der nmlen (¢fir a, lle Be- triebe wiederum gem9insamen) Praisli~ie fiir den einzel•en Be- trieb lieg, t daher darin, dat~ er under Aufgabe seines bisherigen Pro- duktionsprin*zips eine neue Produktionsplanung an der durch die PreiserhShung bewirkten Absatzverringerung ausrich~teu mu~.

Von dieser Erke~ntnis der Notwen~ligkeit der neuen Produktions- lenkung her gelangen wir zur exakten Bestimmung ,der Interessen- lage ~edes einuelnen Unternehmers, yon der her dann auch das Pro- blem der Prei, sbi~dung seiner LSsung zugefiihrt werden kann. Denn der neue Prei, s wird dem einzelnen Betrieb ~a n*icht schon mit der EnCstehung der kollektiven Macht einfaeh als Datum vorgese~zt, son- dern da alas Monopol erst durch die Mitwirku~g ~edes ein,zelnen Unter- nehmers zustande kommt, ist ]edes Unternehmen an der Preisbildung

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Produktionslenkung und Preisbitd~ng des Kollektivmonopols 79

selbst beteiligt, und auf dem Wege fiber ,diese Mitwirkung gelangt daher ~uch in die schliel~lich einheitliche PreishShe das Preisinter~ esse ~edes einzelnen U~ternehmers hinein. Die Festlegung des ein- heittichen Preises ist dann ~zweifellos ein , , K o m p r o m ~ f " ; dennoch ist es kei~eswegs so, dal~ fiber den schlie~liehen Preis theoretisch nur ausgesagt werden kSnne, er sei ,,abh~ngig vonder Verhandlungs- gescl~icklichkeit, der PersSnlichkeit der einzelnen Monopolteilhaber" ( C a s p e r ) . Der Fortgang un~serer Untersuohung w~ird zeigen, daft sieh sehr viel mehr theoretisch exakt aus~agen lal~t. Der einheitliche Preis, der sehliel~lich ~eder der zahlreichen Unternehmungen gesetz¢ w~r~l, an dessen Bildung aber das Interesse ein~s ~eden Unternehmens mi~wirkt und mitwirken mul~, da die Macht, das bisherige Preisdatum iiberhaupt ~u ~ndern, eine Kollektivmacht aller ist, dieser sehl~el~liche Preis h~ngt nicht einfach yon ,,Verhandlung~fahigkeiten" ab, sondern liegt innerhalb sehr eager gan,z exakt besfimmbarer Grenzen. Da~ s~lehe Grenzen i iber.h~v.pt ~¢orhauden ,sin, d, legt schon ,u~sere zu- letzt ~ngestellte Uberl~gtm~g ~ahe, 4a~ ~edes Unternehmen bei einer Pre~serhShung seine bisherige Produktionslenkung aufgeben muf, und zwar nicht ~ur der Quantitat nach, son, dern aueh dem Prinzip naeh. Es ist danr~ nur selbstverstandlich, dal~ die neuen Praduktionsplanun- gen die bisherigen Gewinnpositionen der einzelnen Unternehmungen nicht sehmiilern diirfen, sondern .sie in der Tendenz bessern sollen; denn nur in dieser Ten, den,z liegt das Motiv fiir die gemeinsame Schaf- lung der Mon, opolmacht. Fiir das einzelne Uaternehme.n ist damit fiber eine Grenze des Preises bereits eine allgemeine Au~age gemacht: der neue Pre~s ,daft nicht so liegen, daf die notwendi.ge Anderuag des Preduktionsprinzips einen ge~ngeren Gewinn als bisher ergibt. Stel- len ~i r uns auch nur zwei Betriebe vor, so wird eine noch so grofe ,,Verhandlungsgeschicklichkeit" des einen Unternehmers den Preis nic~t auf eine (fiir ihn giinstige) HShe bringen k~nnen, wenn eben diese HShe des Preises den anderen Unternehmer zu einer Produk- tions~n,derung nSt~gen wiiMe, die seine bisherige Gewinnposition ver- schlechtert. Dieses Unternehmen wfirde dana eher seine Mitwirkung am Zustandekommen des neuen Preises vers&gen; da ohne ~liese Mit- wirkung aber vorausse~zuagsgem~l~ die Kollektivmonopolmacht nicht en,~st~nde, so e~ntfiele auch ~eder Preiswuasch des anderen Unter- nehmers. Fiir die beiden Un,ternehmungen ware 4ann also in der Tat schon eine Grenze des aeuen Preises gegeben.

3. Teil . D i e Be~s t immung de r o b e r e n P r e i s g r e n z e

Die eben gewonaene, zunachst ganz allgemein formulierte Er- kenntn.is z~igt, dab nur eine exakte Bestimmung tier Posi~ionen aller eiazelnen zum Kollektivmonopol gehSrenden Unternehmun, g e n d e r LSsung unseres Problems zufiihren kann.

Daher ,sei, um die mSglichen Interessen und damit aueh das Grenzi~teresse der ein~zelnen Betriebe am Pr~is zu finden, wieder

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~rgendeine der Unternehmungen hemusgegriffen. Seine Darstellung bringt das folgende Diagramm:

Als bisheriger Grenzpreis i st 5 angen~mmen; ihm entspricht die Preislinie C P. Die Durchschn.itt, skostenkurve und die Gren~kosten-

L c

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I

I 2 J ~ • 6

Abb. 6

k~rve sin<l gestr~chelt ei~gezeichnet. Die Grenzkostenlmrve ,schneider in P die Proi~lir~ie; his :~u tier &iesem Punkte ent- sprechenden Menge p~od~z~er~ also der Betrieb bi~lang, und.z~ar ze~gt da~ ~on P auf die Absztsse gef~llCe Lot P L d~e Menge 6 an. Der Gewi, nn, ~len der Be- tnieb ~ta'bei macht, ~ir<l dureh das Recht- eck P K E C ~argestel~¢. Das ergi'b~ s ich au, s folgender ~be~legtmg: Bei der ~etzt pro~lu~ierten Menge vou 6 E~aheiCe~ si~d die a~tf ]edes Stii~k ent~Mlenden Kosten duroh ~l~e Sonkrecl~te L K ausgew~esen; d~e auf dieses Sttick en~fallende R~hein- n~ahme (gleioh dem Pre~,s) ist ~urch die gauze Senkrechte L P wiede~g~geben; der Gew,~nn am einzeluen Stiick ergibt sich

daher durch die Substrak~ion L P minu~ L K gleich K P. Die Ent- fernung der Prei~lin~ie yore Punkte D der Durchschn~ttskostenkurve weist al~o in der Strecke K P den Stiickgewinn aus; den Gesamt- gew~inn ~n ,der Menge 6 ergibt daher die Multiplika~ion re,it dieser Menge. Dem Me~genabschndtt O L ( - -6 ) der Abszisse e~tspricht die Waagerechte E K, so dal~ der Gesamtge~rinn bei 6 Mengeneinheiten durch da~ Rechteck E K P G dargestellt w~rd. In den Zahlen des Dia- gramms ausgedriickt betr~gt tier Gewinninphalt dieses Rechtecks 6 real 2----12. Dies also beim bi,sherigen Preis 5.

Jet zt sei ~ngenommen, ~aoh Entstehung der kollekfivmonopolisti- schen Macht sei der Preis auf 6 ges~iegen. Da das einzelne Unter- nehmen, nach, dem dieser Preis einmal festgesetzt wurde, allein yon sich alms 'ihn nicht mehr beeinflu~sen kann, so entsteh~ fur aUe Tinter- nehmen eine neue Preisl~in~e tim Diagramm. In unserem hier nur herau, sgegriffenen Betrieb schneider diese neue Preislin~ie die Grenz- kostenkurve im Punkte P1; es wu~de oben ,dargelegt, dal~ und weshalb dem bi~her~ge~ Produktion~pr4~zip nicht mehr gefolgt werden kann. Unser Diagramm 1 ~ w~ieder erkennen, dal~ dem neuen Schnittpunkt der Grenzkostenkurve mit der Preislinie eine vergrSl~erte Produktion adiiquat w~re; eine Einschr~kuug ~ler Produk~ion aber i~t, wie oben dargelegt, n, otwendig. W e l c h e Pro<luktion~menge das Unternehmen ~etzt abset~t, zei~t ,der Schn~ttpunkt der Preislinie mit der Nachfr~ge- kurve, die sich, entsprechend den oben ent~ickelt~m Griinden, im Pwakte P erhebt. Bis ,zum entstehenden Schnittpunk¢ I dieser Nach- fragekurve mR der. neuen Prei~linie produziert ~etzt das Unternehmen; die entsprechende Menge i, st 4. Den ~etzt ent~tehemien Gewinn zeigt

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Produktionslenkung und Preisbildung des Kollektivmonopols 81

das Rechteck E H I B an. Prfift man seinen Inhalt mit den Zahlen des Diagramms, so ergibt sich das Produkt 4 real 3 gleich 12 (E H gleich 4, E B gleich 3). Der Gewinn 4st also in unserem Dia- gramm beim Preis 6 der gleiohe wie bisher beim Preis 5. Das~enige Stiick des bisherigen Rechtecks, da~ i~folge der geringeren Produktion verloren ging, wurde durch ,den hSheren Prei, s fiir die gebliebene Pro- duktion ~rieder ersetzt. In unserem Beispiel wiirde also de r Unter- nehmer durch den nouen Preis und der durch ihn geforderten Ab- kehr veto bisherigen Produkfionsprin~ip keine Gewinn~ehm~lerung erleiden.

Nun muf allerdings betont werden, daft die Diagrammdarstellung insofern eine bestimmte Kostenerscheinung un'beriicksichtigt laft, als es die vorgestellte Produkt~onseinschr~nkung genau in der Spur der Kostenkurve zuriickgehen l~ft. D~s dabei unberiicksichtigt bleibe~de Kostenphanomen ist die Tatsache, daf bei einem bestimmten Besehaf- tigun,gsgrad, wen~ d:ieser durch Riickgang der Produktion wieder er- reicht w'ird, die Ko~tenlage eine un, giinstigere zu sein pflegt, als sie bei eben dem gleichen Besehaffigungsgrad in der w a c h s e n d e n Produktionsrichtung war. D.iese sogenannte Remanenz 1) wiirde im Diagramm ihre Darstellung darin linden miissen, daf fiir das neue Produk~onspr~nzip ~n~imiich tier Produktion rmr bis ,zum Schnitt- punkg der Nachfragekurve mit .der ~eweiligen neuen Preislinie) eine n e u e Durchschnittskostenkurve ei~,zuzeichnen ware, die hSher lage als die bisherige. In tier abweichenden Lage und Gestalt kame dann die Verschiedenheit der Durchlaufsrichtung uum A, imdruck. Wenn trot~dem 4m Diagramm die gleiehe Dur~hschnittskostenkurve beibehal- ten wurde, so geschah das, um der zeichnerischen Darstellung n4cht die ~?bersicht zu nehmen. Die Beibehaltung des alten Koste~verlaufs bier im Diagramm enthebt natiirlich nieht der Notwendigkeit, de~ Remanenzerschedn~ung Beachtung zu schenken; d.ies w~rd im spateren Zusammenhang geschehen. Fiihren wir hier dagegen die Unter- suehung an Hand des (schematisierten) Diagramms w~ter. Beim Preis 6 erg~b die ,notwendige Anderung der Produktionslenkung die gleiehe Gew~nlage, wie sie vor tier Entstehung der Kollektivmonopol- maeht gewesen war. Nehmen wir ]etzt an, der neue Preis sollte nicht bei 6, sondern bei 7 ~iegen. Wie wiirde dieser Preisvorschlag sich zu der Interessenlage unseres Unternehmens verhalten?

Der ,Betrieb wiirde ~etzt bis zu dem neuen Schnittpunkt G pro- du, zieren, dean die Produktionsmenge 2 auf der Ordinate entspricht. Der nu~mehr erlangte Gewinn wird durch alas Rechteck D F G A au~gewiesen; zahlenma~ig be~r~gt es (da A D = 3~ D F --- 2), also Jm Diagramm ~6 Ge~innein~heiten. Das aber bedeutet: bei diesem Preis #iirde der Unternehmer gegeniiber dem bisherigen Preis 5 einen Ver- lust des halben Gewinns erloiden. Unzweideutig steht damit fest, daf das Untern4hmen eine ErhShung des Preises wohl yon 5 auf 6 hin- nehmen kann, nicht aber auf 7. Auch eine Preiserh6hung auf 6.5

') V$1. Hasenaek, Das Reehnungswesen der Unternehmung, S. 65. Zeitschr. fi NattonalSkonomte, X. Bd., I . t [ . 6

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82 G. Ellmers:

wCirde bereits eine Schmalerun,g seiner Gewinnposition gegeniiber dem bisher~gen Zu~and in der Konkurrenz bedeuten; das diesem Preis entsprechende Gewinnrechteck ist gestrichelt ei~gezeiehnet; sein zahlenm~ltiger Imhalt betr~gt, wie man nachpriifen miige, 3 mul 3 gleich 9. Also auch bier ein wenn freilieh im Vergleich zum Preis 7 geringerer Gewinnschwund. ~ber das Grenzinteresse unseres Unter- nehmens an .der PreiserhShung ergibt daher alas Diagramm folgen- des Mid: bei ~iner Erhiihu~g des Praises yon 5 auf 6 beh~,lt das Unternehmen auch mit der neuen Pro4uktionslenkung den alten Ge- winnstand; das Gren, zinteresse l,iegt also hier beim Preis 6. Dieser ist ~iir unseren Betrieb der , ,Grenzprei , s" .

MaR s~eht, der Spielraum, .den die Interessenlage des einzelnen zur Entstehung der Kollekfiivmonopotmacht not~endigerweise mit- wirkenden Betriobes ftir die Prei~erhiihung zulaltt, braucht man sich keineswegs als groB vorzustellen; das Grenzinteresse ist in unserem Beispiel bereit, s bei einer ErhShung von 5 auf 6 erre~ch¢, w o b e i d ie oben b e s p r o e h e n e K o s C e n e r s c h e 4 n u n g der ~Remanenz dau G r e n z i n t e r e s s e n u r n o c h n i e d r i g e r .sein l a s s e n wt i rde .

Damit haben wir das Gre~zinteresse des einzelnen Unternehmens an der PreiserhShung abgeleitet. Seine Bedeutung fttr die Hiichs¢- gren,ze des im Kollekti.vmonopol entstehenden Prei,ses emwickeln wir an der Gegeniiberstellun,g zunachst zweier Betriebe. Der eine Betrieb sei der eben besprochene (Diagramm, S. 80); er ,ist im folgenden uls Betrieb I bezeichnet. Ihm ~tellen wir Betrieb II gegeniiber, den nach-

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Abb. 7

stehendes Diagramm wiedergibt. Beiden Unternehmen ist die

b~she~ige P, re~sli~n4e bei 5 gemein- s~m; ,bet~.~g im Bet~ieb I derGe- winn b~i diesem Pmis 12, so be- t r ~ t er im Betr4eb II, wie s4oh dem D,iaJgramm leioht entnehmen l~i~t, 8 (,Gevdnnrechteck A B C D). Der Pros sei jetzt auf 6 erhiiht vorgesteilt. Im Betr~eb II weist Msdann alas ~umnehr entste- hen,de Gew~innrechteck B C E F ei~aen Gew~nn yon 12 aus (6 m, al 2); das bodeutet ~,lu.o einen Ch~win.n. zuwachs v~n 8 auf 12, mithin ~ n 4 ,Gew~nneinheiten, w~hrend der Bet~ieb I bei d~esem Pr~i:s

ge,rade n,och den alten Gewinnsta~d wieder erreichte. Hier ~e4gt sich deuflich die A~swirku~g tier Vemchiedenhoit der K~s~enstruktur u~ad dam, it .der ~ntersohiedl,iehen Au, sga~gspoait~o~ tier einze~en Unter- n~hm~mgen: obwohl beide Betri~be bei der Prei~serh~ih~mg dem glei- chen Produktionsprinzip folgen (d. h. ~bis zum SehnittImnk¢ tier ge- meins, amen neuen Pre~slinde mit der fiir beide Betriebe under gleiehem

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Prodt~ktionslenkung und Preisbikhmg des Kollektivmonopols 83

Winkel verlaxffende~ ,Nachfr~gekurve produziere~), l ~ t der neue P~'eis, de rdem Bet~ieb I doen ~och de~ bi~herigen Ge "wi~m w~eder- b~ingt, dem Betrieb II ei ne~a bedeuten~len Mehrgewinn gegen~iber seiner A~,gangslage ~uteiJ werden.

Denkt man den Pre~s noch weiter erh~ht, auf 7, so wissen wir yon Betrieb I bere~ts (vgl. oben), dab sein ur~prti~glicher Gewinn sich hier halbiert. Fiir ,Betrieb II dagegen zeigt ,das Diagramm, dal~ da~ beim Preis 7 ent~tehende Gewinurechteck A H J K .de:a Inhalt yon 8 Gewi~mein~heiten hat. Fiir Betrieb II ist also bier .der frtihere Ge- ~inn gerade wieder erreicht, d.h. der Preis 7 ~i~t fiir Betrieb II der ,,Grenzprei~". Jede ErhShu~ng fiber ihn hinaus verschlochtert die ur- spriingliche Position Jn der freien Konkurren'z.

Din VergleJch der beiden Betriebe h, at also folgendes Ergebnis: Im Be~rieb I liegt der Grenzpre'~ bei 6, im Betrieb II bei 7.

]9in dritter Betr~eb II I sei hinzugenommen und unter~,tellt, seJn Gren,zpreis liege erst bei 7,5.

8oll ~e~zt zwischen diesen drei Betrieben ein einheitlie~er Preis ents.tehen, so l~t~t sJch die HSch~tgrenze des Kollekfiwmonopolpreises exakt bes~immen: ~ie ist dureh den Preis 6 oindeutig gezogen. Denn eine wei~ere ErhShung wiirde z~rar fiir Betrieb III v~elleicht eJn starkes ~Steigern ,seines Gewinnes bedeuten, und Betr~eb II erreicht seinen Grenzpreis erst bei 7; den~aoch kann tier Preis h~chstens yon 5 auf 6 erhSht werden, weil sonst .der voraussetzungsgem~il~ zu der (nur kollekti~ mSgHchen) Prei~heraufsetzung mitwirkungsnotwen- • ge Bet~eb I sein MJndes~in~eresse verletzt sieht. Dieses bestimmt also die obere Grenze jeder vorgestellten Preiserh~hung zwischen den drei BetrJ, eben.

Wii~den wir uns einen weiteren Betrieb hinsudenken, de,sen Grenzprei.s schon bei 5,8 l iegt, so wiirde die HSchstgrenze des yon den vier Betrieben festzusetzenden einheit~ichen Preises bei 5,8 liegen. In dieser Weise kSnnen immer mehr Betriebe hin~ugedaoht werden; wJe grol~ auch ihre Zahl Sei, die obere Grenze der Preisplanung wird durch denjenigen mi~virkungsnotwen~igen Betrieb gesetst, der bei der Preissteigerung ~uerst auf seine friihere Gewlnnposition zurtick- kommt. W Je uuser Diagrammbeispiel zeigt~ kann da~ ~ehon bei einer geringeren Erh~hung des Preises der Fall sein. Mi~ der gr~fieren Zahl tier Un~ernehmungen wachsen auch die M6glichkeiten einer nie- dr~gen Begrenzung der kollektivmon,opolis~i, schen Preiserh6hung; d~nn je mehr Betriebe, um so gr6~er ist die Man~igfaltigkeit der Kostenstrukturen und Ausgangspositionen und ,damit auch die M6g- lichkeit nie~r~ger Grenz~nteressen. Die c~urch flas niedrigste Grenz- in~eresse bestimmte Obergrenze des Kollek~ivmonopolpreises liegt da- her keineswegs so hoch, wie man ohne die hJer durehgefiihrte exakte Unte~:suehung der Bestimmungsgriinde dieser oberen Begren,zung an- zunehmen geneigt w~re.

Dabei 4st auch besonder~ in,teressant, ,da~ die H6chstgrenze des Monopolpreises negatJv bestimmt wird dureh den Gesichtspunkt eine~r

6*

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84 G. Ellmers:

Verletzung von Mindestinteressen, nicht at,so pesitiv unter dem Ge- siehtstmnkt einer H0chstge~inn~verwirklichun,g. Auch von dieser Er- kenntnis aus zeigt sich, welch grundlegender Revision die iibliche Erkl~rung des Kollekti,vmonopolpreises bedaff, welche zumindest im Pr4nz4p d~e Ableitung des oinzelmon, opolistischen Maximalgewinn- preises auf alas Kollektivmonopol zu iibextragen versucht.

~Nir fa~sen unser hi,sheriges Untersuchungsergebnis kurz zusam- men: Die beim ~bergang yon der freien KonkurTenz zum Kollektiv- monopol notwenSig we~de~de (oben eingehend behandelte) Anderuug tier Produktionslenkung in allen Unternehmen setzt rim einzelnen Un~ernehmen .der v.orgestellten Preiserh~hung ,dort eine Grenze, we die neue Produktio~slenkung gerade rmch die Gew-innposition, die beim bisherigen Pro~ukVionsprinzip bestand, wiedergibt. Fiir ~eden Betrieb gibt es daher -- und s~ine Ableitung wurde ebenfalls ein- gehen~ dargelegt -- einen h0chsten ,,Grenzpreis", der den Mindest- in.teressen an tier neuen Produktionslenkung und damit am Kollektiv- monopol entsp~icht. D a s j e n i g e U n t e r n e h m e n n~un, da.s den n i e d r i g s t e n G r e n , z p r e i s hat , alas a b e r n o c h .z~a.r B i l d u n g der k o l l e k t i v e n M o n o p o l m a c h t h e r a n g e z o g e n w e r d e n mult, bes t imm~ die o b e r e G r e n z e de r K o l l e k t i v m o n o p o l - pre isb~l .dung.

Urn das eben zusammengefaltte Ergebn4s in mSglichst klarer Lin4e herauszuarbeiten, wurde als Ausgan,gslage der Unternehmen ein wenn auch im einzelnen iiberall verschiedener, so doch jedenfalls allgemein gegebener p o s i t i v e r Ge~innstand der Betriebe angenom- men. Damit s.ind indessen die mSglichen Ausgangspositionen nicht ersch0pft. N~cht nur denkbar, sondern auch in der Wirklichkeit bei de," En¢stehu~g eines Kollek~ivmonopols von Bedeutung .sind ebenso

A

8

D S, S

Abb. 8

dieser Kurven gibt an, welchen Gewin~ tier bestimmte~a (~af tier Abs~isse abzulesen, den)

solche A,us,gangupositiormn, in d~nen einzelne Uneernehmen iiberhaupt keinen Gewinn h,aben ~)der gar mit Verlus~ ar- beiten. Die n~here Darstellung dieser P,osi~ion kann einer sp~eren Stelle, we der ZusammenLhaag ihaen edne gr01~ere Bedeutung gibt, iibe~lassen werde~; fiir die kier entw~c~elte Bes~immu~g der oberen Grenze des Preises ergi'bt ihre Beriiokuieh~i~ung keine Besonderheit. Dies wi,~d im folge~aden Di,agr~mm, das mehroro Betr~ebe gloiohzeitig geigt, an- sehaulieh zur Damtel~l~ag gobrach¢.

Da~ Diagrumm zeigt z~naehst die positiven ,Gewinn~urven yon drei Unternehmen A, B, C; ~ i r betraehten z~n~i~hst n,ur diese drei. Jeder Punk¢

Betrieb bed ei~em Preis mach¢. Als

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Prodt~ktionstenkung und Preisbildung des Kollektivmonopols 85

Ausgangspr~s ist bier 3 angenommen. Dieser also ist der Preis vor der Entstehur~,g der kollektiven Monopolmacht. D~e Abszisse enth~lt die milglichen Prei, se en~sprechend der geplanten Predserhiihung; der Verlauf ,der Gewinnkurven zeigt an, was unsere friihere Darstellung bereits ergab, nfi~mlich z~an~chst e4u Steigen des Gew~nns und dann mit fortschrei~ender Preiserhiihung wieder ein Fallen. Dabei erreicht die Gewinnk,urve ~des Betriebes A den An~gangsge~inn bei S 1, die des Betr~ebes B bei S~, die des Bet~iebes C bei $8 (die diesen Punkten en~sprechenden Preise sind die oben von uns sogenannten ,,@renz- preise" der einzelnen Unternehmen). Am ehesten erreicht die Aus- gan,~slage die Gewin~kurve (les Betriebes ~. Der dem P,u,nkte S~ en~sprechende Preis 4,5 g.ibt daher die Hiichstgrense einer zwischen den drei Betrieben A, B, C geplanten Preiserhlihung an.

Man sieht, dait es dabei ganz und gar ~icht auf .die absolute HShe der Ge~nnlagem ankommt. Damit beantwortet sich aber auch die Frage, welche B~deutu~g fiir die HSchstgrense einem Unter- nehmen ,zukommt, das bisher ohne Gewinn produsiert. Im Diagramm ist die Gewinnkurve eines solchen Betriebes gestriehelt eingeze~ehnet (Betrieb D). Sie erreicht den bisherigen Stand (d. h. Gewinn = Null) bei~n Preis 5 wieder. Fiir diesen Betrieb wiirde also ~ede Preiser- hShung ~nen Vorteil gegeniiber dem bisherigen Stand bringen, die wenigstens nicht die Hiihe 5 erredcht. Hier liegt also sein ,,Grenz- preis". Mal~geben,d for die obere Grenze ,des von den v i e r Be- trieben A, B, C, D einheitlich festzulegenden Prei~ses bleibt aber Be- trieb B, dessen Grenzinteresse, w~e wir sahen, bereits beim Preis 4,5 halt macht.

Wie verhtilt es sich n.un, wenn ein Unternehmen bisher n ieht n.ur kei:nen Gewinn machte, sondern mit Verlust produzierte? Die ,,Ge- winnkurve" eines solchen Betriebes ist also Kurve E, im Diagramm punktiert eingetragen. Beim Amsgangspreis arbeitet E m i t einem Ver- lus~; mit steigendem Preis mindert sich der Verlust, vom Preis 4 ab beginnt alas Un.ternehmen Gewinn zu machen; beim Preis 4,6 wird der @ew~mn w~&ler gleieh Null. Da elne Erhtthung fiber 4,6 hinaus dem Unternehmen wiederum n ur mit Verlust zu produ,zieren gestatten wiirde, liegt hier sein Gren~zpreis. Man beaehte, dal~ ein ~Verlust- betrieb ,stets bei zwei verschiedemen Preishiihen die M indestgewinn- gren.ze beriihrt, nur in anderer I)urchlaufsrichtung. Ats Grenzpreis in unserem ,Sinne kenmzeichnet sich dabei nur der h i i h e r e Preis. Hier ~st es tier Preis 4,6. Er l~egt also noeh etwa~ hiiher als der Grenzpreis ,des Betriebes B, der als der niedrigste Grenzpreis mithin zwischen den nunmehr ftinf Betrieben nach wie vor die obere Grenze der Kollekt~vmon.opolpreise best4mlmt. Nachdem ~etzt fiir alle denk- bared Ausga~gsposi~ionen (positi, ver Gewinnstan~l, Produktion ohne Gewinn, _Produktion mit Verlust) der Begriffsinhalt, den wir der Bezeichnung , ; G r e n z p r e i s " geben, gektiir~ ~st, kann definiert wer- den: Die obere Grenze ~ter kollekMvmon~opolisGsehen Preisbildung ist dutch das~enige ~ur Entsteh~a~g der kol~ekfiven Monopolmaeht

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86 G. Ellmers:

noeh no~wen,dige Untern.ehmen gezogen, d.as den niedrigsten Gren,z- preis hat.

Es liegt an d, ieser Stelle n~he, zu fragen, ob sich eine allgemeine /~ussage dariiber machen l~sse, welches Unternehmen .den n~iedrig~en Grenspreis babe. Man m~chte meinen, da~ ein Betrieb, dermit seiner Kostenkurve sehr hoch liegt un,d daher vor dem Z~sa.mmenschlul~ zum Kolle'ktivmonopvl nur einen geringen, Gewinn macht, d,iesen geringeren Gewin~ eben schon bei einer gerAu, .gen ErhShu:ng d~s Preises wieder erlangt. In.de,sen l~.llt sich e~n solcher Schlu~ keineswegs ziehen. Man ve~gleiche die folgen.den drei Betriebe I, II, III.

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Abb. 9.

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Die bisher, ige gem~insame PreisMnie liegt bei 8. Jeder Betrieb produziert bis ~um Punkt P a l s Schnittpunkt der Preislin,ie mit der (~,icht eingezeichneten) ,Grenzkostenkurve.

Der .in der ~etz~gen Lage gemachte Gew~n ~ist schraffiert. Be- tri.eb I erredcht d'iese~ seinen Gewinn beim Preis 4 wieder. Be- trieb II hat eiuen grSReren Ausgan,gsgewin.n als Betrieb I, erreicht ihn ~ber ~rotzdem beim gleichen Preis wieder wie Betrieb I den seinen. Die .GrSl~e des Ausgan~gsge~innes gesta~tet ,also keine Schlu~- folgerung auf die HShe des Grenzpreises. Dies gilt zugleich yon der KostenhShe, denn ~Betrieb I hat viel hShere Kosten, verglichen sowohl mit Betr~eb II als auch mi,t Betr~eb I[I; dennoch liegt sedn Grenzpreis eine~se~s hSher als bei Betrieb III, aaderseits genau so hoch wie bei Betri~b II. Sohon diese Gegeuiibers~ellutagen mSgen geniigen, um zu veranschauHchen, dag ,die M~glichkeiten tier Grenspreislage mannig- faltig sind trod sich einer schematischen Erfassung im Sinne e'iner bestimmten Aussage: ein Betrieb mit der oder der Kos,tenlage hat den niedrigsten Grenzpreis, ganz entz4ehen. Warm ein Betrieb den Grenz- prei,s erreich, t, h~kug~ yon seiner ganzen Struktur und seiner Aus- gangsposifion ab; dab~ kSn,nen aber Faktoren, die 4n dem einen Betrieb ~len ,Gew~nngre~zpr~is friih erreichen lassen, i~ einem an- dere~ Betr~eb durchaus fehlen, und trot~dem braucht dieser Betrieb den Gren,zpreds nicht notwendig spater erreichen. Man tour sich klar- machen, da~ die Bedeutu.ng, die ~n ei~em Betnieb etwa d~e mi.ndere Ko~tenhShe hat, in eine~n an,deren Betrieb m~t hSherer Kostenlage

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Produktionslenkung und Preisbild~mg des Kollektivmonopols 87

kompens~ert werden kan~ durch ein sp~teres Erreichen des Degres- sion~endpunktes. O:berh~up¢ kommt es uicht nur auf ~d4e HShe der Kostenlage an. Ebenso spielt eine Rolle .das mehr ader weniger steile Steigen der I)urchschn'ittskosten bei der Produktionseinschr~ukung, welches nicht nur v o n d e r im Prinzip bei allen Betriebe~ durohaus nicht gleichen Gestalt der Kostonkurven in R4chtung wachsender Pro- duktion abhitngt, ,sondern aueh yon der sich im Pr~r~zip selbstver- st~ndlich ebenfMls nicht bei allen Betrieben gleichm~iiiig auswirken- den Remanenzerscheinung, die wir oben behandelten. Auch das als ei~aziges fiir alle Betr~ebe gleiche Moment, das wit in der einheit- 14chen Elas~izi, t~tt der Nachfrage trod damit tier gleichen Richtun.g der sich im Schnittpunkt yon Grenzkostenkurve und Preislinie erheben- de~ Nachfragektrrven erkann~en, bri~gt ke£nerlei eimheitliche~ Ge- sichtspunkt fiir eine Schlultfolgerung auf die Lage des Gronzpreises, denn der A u s g a n g s p u n k t der Nachfragekurve ist ja wiederum ab- hi~ngig von tier Lage der ~eweilig~n Gre~zkostenkurve.

Erweist es sieh nach altdem al, s abwegig, eine Aussage dariiber machen zu wollen, welche Kos.tenstruktur und Ausgangsposition zum Tr~tger des niedr~gsten Grenzpreises stempelt, so w i~d ,doch damit die oben entwickelte Erkenntnis der oberon Grenze .der Kollektiv- monopole n~icht etwa en~twertet; :ira Gegenteil wird der Were ~ener theo- retischen Erke~anth~s durch umsere letzten Erwagungen gerade uniter - strichen. Denn ,darin 1.iegt doch der Erkenntn,~swert theoretischer Forschung, dali sie aus (ler Mannigfaltigkeit tier Erscheinungen, der Vielheit und der Bunthei,t der zusammensp~ielen.den Konkreta das waltemt'e Pr'mzip offenbar macht. Die Theorie hat tier Wirtschafts- w,irklichkeit zu dienen; deshalb muitte ur~sere Unte~suohu~ug v o n d e r Unterschiedlichkeit der Kostenstrukturen un~d der Mannigfaltigkeit der Betriebspos.i~ionen ausgehen. Das Ziel der Untersuchung aber durfte nicht sein, zu vorsuchen, an die zahllosen MSglichkeiten kon- kreter Kostengestattur~gen ebensoviele Mutmaihmgen von Preisinter- essen zu kn~ipfen, sondern es mufite ein abstrahierendes sein: welche KoStenstruktur und Ausgangsposition auch immer ein Betrieb hab~, mul~te gezeigt ~wereten, wonach sieh das einzelbetriebliche Grenzinter- ~sse an einer PreiserhShung bestimmt.

Nachdem dies gelungen war, konnte dann auch die gesuchte HSchstgren.ze tier kollektiven PreiserhShung exakt bestimmt wer.den.

D4e g, ew.on~ene Erkenntn~is der oberen Preisgrenze des Kollekti~,- monopols, en~wickelt an der klar faltbaren Ausgan~$sposition des voll- sti~ndigen Wettbewerbs, ist unschwer iibertragbar auch auf ~len Fall, da]t dem Kollektivmon, opol e~twicklungsm~it~ig die unvollstiindige Kon- kurrenz vorgelagert ist. Es wurde bereits ~m ersten Kapitel der Ar- beit, bei der ~Darleguag des Problems, a~sge~hrt, daI~ es nicht eine Beschri~nk~mg des Untersuchung~gegenstan.des, sondern nur die Ent- scheid.ung ~ftir den geeignetsten LSsungsweg ,bedeutet, wenn wir die Analyse am Fall des vollst~i.ndigon Wettbewerbs als Vorstufe an- setzen. Den;rr das Problem der Mehrspurigk~i~t (les Mon.opolwillens

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88 G. Ellmers:

wohn¢ dem Kollektivmon.opol als solchem .inne; nur ist die diese Mehr- spurigkeit verursaehen,de besondere Ausgan~spo.si~ion der einzelnen Unte~nehmen im Fall des vollst~n4igen Wettbewerbs exakter Dar- stellung zug~nglich, tim Falle des lmvollst~ndigen dagegen nicht, da, wie berei~s oben gezeigt, sie ~ch niche al.s Gleiehgewichtslage en¢- wickeln l~Bt, sondern nur al.s Kampfs4tuation dedu, ziert werden kann. In Vergleich gesetzt zu ,unserer graph:ischen Dars.tell,ung der Produk- tionslenkung im voll standigen We~tbewerb wtirde ,die Prei, sgret~e fiir das im Oli gopot stehende Unternehmen nicht in einer waagereehten Preislinie ~iederzugeben sein, sondern in einer Kurve, deren mebr oder wen iger ,starke Neigung zur Mengenachse die (wiTkliche oder vorgesteUte) Preisbeeinfltcssungsm(iglichkeit des Ol, igopolisten zum Ausdruck zu bringen h~tte. Nimmt aber der Unternehmer bei seiner Praduktionsienkun, g den Preis nicht ~us dem Marla, so hindert ihn doch anderseits d4e Konkarrenz der anderen Oligopolisten an einer Monopolpoli~tik; es kommt daher zu der (friiher besprochenen) Markt- strateg~e mit dor Folge der Glgichgew.ichtslosigkeit.

Es geh(irt n,icht in dgn Rahmen unserer UnCersuchung, die Pro- bleme ,4ieser Gleichgewichtslosigkeit im einzelnen zu eriirtern~); sie erlSschen v()n selbst ggr~de dort, wo unser P,~oblem beginnt, denn .,an Stelle der ol~igopolistischen Glgichgewich~slosigkeit wird die Mon,opol- preisbildung gesetzt. ])ig Konkurrenz zwi.schgn den ~i,nzelnen UnCer, nehmern wi~d ausgesehaltet" ( S t a c k e l b e r g ) . Erst das Problem, das d a n n aufleuchtet, ist das unserer U.ntersuchung, und es i st kein an- deres als im Fall vorgelagerter vollst~ndiger Konkurren'z, d.h. die Auswirku~,g in der Mehrspurigk~it .des gemginsamen Monopolwillen,s steht hier wig do~rt unter dem Aspekt, dab nur gin fiir alle Unter- nehmer gleicher Preis em~stehen kann, welehgr mithin der Exponent de r Interessen aller ist, obwohl ~edes der zur Erlangung der ge- meinsamen Monopolposition mi~wirkungsnotwendige~n Unternehmen ein anderes Interesse an der Preisfestse~zung hat, enCsprechend seiner eigenen K.ostgnstmlktu, r und Ausgang,slage. Die Bedeutung der Aus- gangsl.age zun~chs¢ ftir de~ Grenupreis des ginzelnen Unternehmens un,d dann fiir die oberg Grenze des Kollektivmonopolpreises haben wir entw~ckelt; war dabei fiir den analytisehen Li~sungsgang die exakte Bestiramung der Ausgangslage nicht ,zu entbehren, so nimmt, v~ie wir sahen, doch die mit seiner Hilfe gewonnene Erkenntn,is von der Funktion des niedrigsten Grenzproises ;in das Ergebnis nur den Begriff der Ausgangslage als solcher auf, in,dem d, iese als Indikator der bisherigen Gewin~ngrSite dien~, welche mit der neuen Produktion's- lenkung im Kgllektivmo~nopol ~umindest wieder erreicht werden mult. Die aufgezeigten Zusammenhiinge zwischen dies era ,,Wiedererreichen" un,d dean Inhalt der neuen Produktionslenkung, so~ie die au.s der Erkenntni, s dieser Zusammenh~nge abgeleitete Bestimmungsfunkfion

~) ~ber sie vgl. vor allem die neuere ATbeit S t aeke lbe rgs , die oben S. 67, Anm. zitiert wurde.

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Produktionslenkung und Preisbildung des Kollektivmonopols 89

des niedrigsten Gren, zpreises folsen aus dean Wesen des Kollektiv- manopols ,selbst u n,d gelten daher unabhiingig yon der Vorstufe, aus der sich das Kollekti~wnonopol entwickette~).

4. Teil . Die B e s t , i m m u n g ,der u n t e r e n P r e i s g r e n z e

Auch die Untersuehung der unteren @renze des ~m Kollektiv- monopol entstehenden Preises mult ihren Ausgang aus den ei'nzelnen Betrieben nehmen. Bei ,der Analyse gehen wit wieder ,zun~ich,st von der Vorstufe v o 11 s t an d'i g e r Konkurrenz a~u,s ~und vergegenw~rt'igen u~ns ,die frtiher entwickelten Erkenn,tnisse der kollektiven Monopol- macht: ~edes Un,ternehmen produziert bis zu~ Schnittpunkt seiner C~ren~zkestenkurve mit der Preisli~ie. Nach der Fe~tlegung des neuen geme~nsamen Preises kazan aus den oben ngher entw~ickelten Griinden nicht mehr diesem Prin~zip gefolgt werden; das ei,n,zelne Unternehmen geht ~etzt vielmehr nur bis zum Schn~ttpunkt seiner Marktkurve (seiner Nachfragelc~rve) mit der (neuen) Preislinie. V~elche neue HShe~lage 4iese neue Preislin.ie f iir den einzelnen Betrieb hiichstens haben d arf , wurdo gezeigt. Jetzt sell zun~ichst untersucht werden, welche IIShenl~ge sie fiir den einzelnen Betrieb mSgl~chst haben so l l t e . Die Interes, senlage ~st auch bier ftir ~edes Unt~rnehme~ grundsgtzlich eine andere. Die Verschiedenheit ,der Kestenstruk0uTen und der damit ,zusammenhAn, genden bisheriger~ PosJtienen machen das ohne wei~res verst~ndlich. Indessen ist keineswess ~die allgemeine Voraussage ~r~ehtig, dalt ein Betrieb mit hohen K(~sten ednen mtiglichst hohen, ~n Betrieb ~nit niedrigen Kosten dagegen nur eine geringe Prei,serh6hun,g wiin,sche~ werde.

Ei'ne solcho Vor~ussage liegt .zwar n.ahe, sie ist aber unrichtig lm, d beweist nur wiederum die ~qotwendigkeit tier in ,dieser Arbeit durchgefiihrten Problembehandlung von tier exakten ~Bestimmung der ei~zelbetrieblichen Pos~fionen her.

Das folgende Diagramm zeigt die At~sgangslage droier Vnter- nehmen: A produziert mit Oowi~,n, B ohne e4nen solchen, C mit Verlust.

Berei, ts an friiherer Stelle warde darauf hJngewiesen, dab man sieh die Prei,sl,inie ,~n tier freien Konkurrenz mit sinken, der Tendenz zu denken hat; so i, st in unsorem Di, agramm ,der Umst~md zu erkl~ren, dalt ~m Betr~eb B die Preisl~nie fast gan'z unterhalb ,der Kostenkurve liegt. Der sinkenden Preislinie ist der Betrieb B auf ,der Grenzkosten- kurve gefolgt, 4ie Produktionen immer mehr einschrgnkend, da der

') Zur graphischen Darstellun, g der neuen Prod, uktionslenkung und der Ableitung des Grenzpreises kann auch ftir den Fall vorgelagerten un- volls~ndigen Wettbewerbs die Abbildung yon Betrieb I (S. 80) und II (S. 82) verwendet werden; nur hat man sieh 4ann den Ausgangspunkt P nieht ~ls Schnittpunkt tier Grenzkostenkurve mit der Preislinie vorzustellen, sondern als Momentau~nahme der gegenwartigen marktstra~gisch beding- ten Preis- und Produktionslage des U~ternehmens.

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90 G. Ellmers:

Schnittpunkt der Gren,zkostenkurve mit der sinkenden Prei, slinie immer tiefer zu 1,iegen k~m u nd dieser Schnittpunkt daher infolge des Verlaufs der C~renzkostenkurve einer immer geringeren Produktions- menge en,tsprach. I~n Diagramm f~illt der Schn~ittpunkt gerade mit dem

G r

GJ i o _ _ / D , ,

Men~e Men qe Menge

A B C

Abb. 10

Degressio~nsendpu~kt zu~ammen. Dies ist das Bild eines ohne Gewi~an produzieren,den Unternehmens: 5is dem gemeinsamen S~hnittpunkt von Preislin4e, Durchschmittskosten und Grenzkostenkurve entspre- chen,de Pro,duktionsm~nge wurde zu einem Praise abgesetz¢, der ge- rade die Kosten wieder herein,brin~gt. Im Betrieb C liegt dieselbe Preislin~e noch tie~er un,ter den Kosten; sie schneider n:icht einmal mehr den Degressionssndpunkt.

Die in un,ser~n bisherigen Darstellungen allein verwen,dete all- gemeine Durchschnittskostenkurve, welche wir oben aus tier Gesamt- kostenkurve ableiteten, enth~lt sowoht d, ie variablen wie ,die fixen Kosten. Unter letzteren verstehon wir gem~l~ unserer friiheren De- finition die~enigen Kosten, die der Betrieb auch bei Stillstand hat. Solange nun ab~r die Verluste, mit ,denen d~s Unternehmen pro- du~zi.ert, nicht so groit sind wie die fixen Kosten, laiit sich bei Fort- fiihrung der P roduktion nach Abgang der variablen Ko,sten immer noch sin Teil der fixen Kosten decken, wiihrend diese bei Aufgabe tier PrMuktion ~in voller HShe an fallen wtirden. Der Betrieb produziert daher auch ~etzt noch bis zum Schnittpunkt seiner Grenzkostenkurve mit der Prei~slinie; ~edoch darf der Preis ~icht tiefer liegen ale der Degressionsendpunkt 4er variablen Durchschn,ittskosten, da sonst nicht einmal di~se gedeckt wii~den.

An di(~ser ~iuliersten Grenze liegt der Betrieb C. Die Betrach~ung der drei mSglichen Ausgangspositionen der

Unternehmen ergibt also die Allgemeingiiltigkeit des Produktions- pri,nzips: Vor der Erlangung und An wendung der kollekfiven Mono- polmacht pro4uziert ~edes, auch alas ohne Gewinn und das mit Ver- lust arbeiten,de Unternehmen bis zum Schnittpunkt der Gronzkosten- kurve und Preislinie.

Diese Erkenntnis erl~ubt es, in folge~dem Diagramm ,die Dt~rch-

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Produktionslenkung und Preisbild'ung des Kollektivmonopols 91

schn4ttsk(~stenkurve fort.zula~ssen, da im Gegensa~z zu tier Frage nach der HSch, stgrenze des M(mopolpreises fiir die Best~mm~. g des Ideal- preises ftir ,das ~iazelne Unternehmen ein Vergleich mit der bisheri- gen G e w i,n n position nicht notwendig ~ist.

Das Diagramm gilt daher fiir alle Ausgan,gspositionen. In dem wo auch immer im Verh~ltnis zur Durchschnittskostenkurve gelege- nen Schn, it tpunkt der Grenzkostenkurve re'it der Preisli.nie erhebt sich die Mark~kurve fiir ~das einzelne Unternehmen.

Dutch d~e vorgestellte Preissteigerung mul~ die mit ihr verbun- dene Verringerung der abse~zba~:en Einheiten und miissen ferner die infolge dieser Verringerung wachsenden Durchschnittskosten .~icht nur a,usgegliohen werden, sondern es muff iiberhaupt ,die giinstigste Kombina¢,io~ dieser Komponenten gefunden wet.den, die dem einzelnen Untern(~hmen den hSch,sten Gewi~n bringt. Der Preis, der diesem hSchsten Gevrinn entspricht, w~re dann derje~nige, der ~dem Betrieb al~s , , I , d e a l p r e i s " erschiene. In seiner HShe wiinscht ,sich de,r Be- trieb d~e neue Preisli.nie, eben diese ideale tt5he aber wird ftir ~eden Betrieb !info]ge seiner b~onderen Kostenstruktur eine andere ,sein. Unser D iagramm zeigt ram die Bestimmung der idealen HShe vom ein~zelnen Un,C, erneh~men aus.

Es sol ~ochmals betont, dal~ der im D i a - ! ~ ---- I ~ ' ~ ' [ ~ g~axnm a~fgezeigte theore~ische Apparat der gleiche ~st, um welohe A u s ~ g s p o s i ~ i o n es sich ~ , | \ Ip/.," / a~ach han~deln mag. Als neue Kurve begegnet ~ [ . ~ l~ier die Gren, zmnsa~zk~rve, die ~i,n unserer bi.s- / ! \ herigen Darsteltung noch nicht verwendet 21- i

I I wurde. Der Beg~itf des Grenzumsatzes ist ein [ , , , j , , , Analogon ~u dem der Grenzk.osten. Mit H~ilfe ~ 20 z ~ 50 ~ ~ der Nachfragekurve wird d~e s.ich bei ~edem worgestellten Preis e~gebende P~odukfionsmenge Abb. 11 mit eben d~iesem Preis multipliz4ert un<l damit der ~ewei~ige Gesamtums,atz festges~ellt; der U.nterschied von ei~,em Preis 7zum ~nder.n ist der , ,Gre~umsat.z". Hat ein Be- Wieb z. B. beim Pre4s 10 M den Umsa~z yon 300 M, beim Preis 1] M den Ums.atz von 322 M, ,so hat der Grenzumsatz be,i Preis 11 M die HShe vo~ 22 M. Es ist mithin ,das.selbe Verfahren, das wir oben bereits bei der Ent,wickltmg der Gren~kost~nk~rve ken.nengelernt haben. W~hrend aber die Grer~zkosten mit steigender Produktion ebenfal]s .steigen, ,s~i~k(m die Grenzumsa~ze. Solange nun die Gren~- ums~tze die Grenzkosten i~bersteigen, hat ,der Betrieb ~och weit~re Gewinnch~ncen; .diese enden ers.t dort, wo Gewinnumsatz gle~ch Grenzkosten ~si~nd. Denn dann ist die Ein~ah,me, die d~s nunmehr letzte ,Stiick einbringt, gera,de ,so g roR wie die Kosten, die di.".eses S~tick verursucht. Die vom einzelnen Unternehmen beim Zusammenschlult zar kollektiven Maaht vorgestellte PreiserhShu~ag hat also eine ideale Gren,ze dort, wo sei~e Gre~zkos.ten seine~a - - unter Beriicksichtigung der gem~l~ seiner Marktkurve einzuschr~nkenden Produktion noch er-

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92 G. Ellmers:

zielbaren - - Grenuumsatz erreicht. Eine Erhi}hung des Preises fiber diesen Punkt hinaus liiitt den Gewinn w ieder kleiner Wel~len; w.ir haben oben gezeigt, bei welcher Grenze die PreiserhShung dann auch das M in des.tinteresse des Betriebes iiberschreitet. H ier in.teressiert tins nur .das tI 6 e h s t g e w i n n interesse, das wir also beim einzelnen Betrieb, in der Sprache u,nseres Diagramms, dort entnehmon kiinnen, we sich Grenzkostenku,rve und GrenzumsaVz schneiden. Im Diagramm ist es tier Punkt P.

Die durch ihn gezogene (gestrichelte) Senk,rechte zeigt in ihrem unteren F~dpunk, t A die de.m Schnittpunkt P entsprechende Produk- tionsmenge (n~mlich 40) und in ihrem oberen Ende ,in B denienigen Punkt tier Marktkurve, dor auf der Ordinate den Preis 6 aufweis¢. Die durch don P.unkt B gehende Preislin,ie ist mithin, wie auch immer die bisherige Gewi~n- oder Verlustlage war, die ideale Preislinie, d.h. diese Preislinie ware fiir den einzelnen Betrieb die ~deale. Sie kann ~ber mit der ~un wirklich im Kollektiwnonopol entstehenden neuen Preisl.inie ,nieht identiseh sein; denn fiir 1eden Betrieb ergibt sieh ie ~ach (Lage des Schnittpunktes s ei n e r Gre~,zkostenkurve mit seAner Nachfragekurve eine andere ideale H(ihe der neuen Preislinie. Bei der Methode, die wir zu ~ihrer Findung anwandten, verwendeten wir Erken~tnisse der modernen Monopolprei, sbestimmungi); es bedarf aber wohl kau.m n,och der Betonung, wie fern wir dem ~n unseren bisherigen Darleg,uagen nun schon mehrfaeh bek~impft~n Vers,uch stehen, auf diese Weise den Kollektivmonopolpreis selbst bestimmen zu wollen. Im Gegenteil erfah~t unsere Ablehnung svlchen Versuche~s hier nur n0ch eine weitere Sttitze: sieht ,man n,~mlJch die hier nach der m~opolistischen Preisbes~immungsmethode entwickelten Ideal- preise der e'mtzelnen Unternehmen als Inhalt ihrer M(mopolwtinsche an, so richter s ieh nach ,ihnen noch nicht einmal in dem Sinne die obere ~G-rer~ze des Kollekfiv.mon,)polpreises, dali wenigstens der nie- drigste der Monopolwfi.nsche die Obergrenze bildet. Dean ~ i r haben oben i a ei~gehend nachgewiesen, dal~ die Obergren'ze iiberhaupt nicht durch eiue ,,monopolJstische" Preishiihe im Sin,ne der bisherigen Theorie bestimmt wird.

Unser Di~gra:mm 8. 91 gibt aicht ,mehr wieder ale den theoreti- schen Apparat, mit dam s ich fiir das einzelne Unternehmen, welche Ausgangsposition aueh 1miner es babe, die ideale Hi}he der neuen Preislinie bostimmen l~l~t. Mit seiner Ken.ntnis a~sgeriistet, ~ollen wir ietzt zwei kostenmaltig verschiedene Betriebe gegenfiberstellen (Abb. 12). Al:s gegemvartiger Preis (ir~ der Konkurrenzlage) sei der Preis 10 a~ngenommen. Bei ihm prodiuziert Betrieb I ohne Gewinn, d.h. also naeh den oben gewonneaen Erkenntnissen, bis .die Preislinie durch den Degressiol~sendpuakt geht. tn il~m produ~iere der Betrieb

I) C h a m b e r 1 i 11, The Theory of Monopolistic Competition. Cambridge, ferner: Schne ide r , Reine Theorie monopolistischer Wirtschaftsformen, S t a c k.e 1,b e r.g, Marktform und Gleichgewicht.

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Produktionslenkung und Preisbildung des Kollektivmonopols 93

die Menge 5, Der sweite Betrieb dagegen p~odusiere mit Gewinn, und zwar en~spreche ~lem Schnittpunkt seiner Grenzkostenkurve mit der Preisliuie die Produktionsmenge 8. Diese beiden Bebriebe erlangen nun duroh En~stehu, ng der l~ollektiven Monopolmacht die (kollektive) Fiihigkei.t der PreiserhShung. Welche Pr6ishiihe .ist dank ftir Betrieb I und welehe ftir Betrieb II die mSglichst gewiinschte?

Das folgenJde Diagrammpaar zeigt die Bestimmung der Idealpreise der beiden Ur~ternehmungen mit Hilfe der oben entwickelten Methode.

I !

1o

9

8

I t i i i i ] I i i ~ F I I I i

"~ 2 3 ~ 5 6 "I 8 ! 2 3 q- 5 6 7 8 3

Abb. 12

Da~ Diagramm des Betr~ebes I, dessen ungiinstige Kostenlage besonders im Vergteich mit Betrieb II ,i,n d~e Augen f~llt, macht den Schnittpunkt der ,Grenzkostenkurve mit der .~ren,zumsatzkurve im Punk~e G ers.ichtlich. Das in G errichtete Lot schneider die Nach- fragekurve in P; der diesem Punkte en, tsprechende Prei, s ist 10,5. Dies also ist der Idealprais des Betriebes I.

Jetzt z,u~n Betrieb II. Das im Schn~ttpunkt G seiner Grenzkosten- kurve mit tier Umsa~zlcurve errich~tete Lot wei, st tiber P den Preis 10,5 als seinen Idealpreis au.s, bei dem er ,den hiichsten Gewinn haben wt~rde. Vergleichen wir die Hiichstgewin,npreise der beiden Betriebe, so zeigt sich 4as iiberra, schende Ergebnis, dalt fiir beide Unternehmen der Idealpreis die gleiche HShe hat; und dies, obwohl der Betrieb I eine hohe, Bet~ieb II eine niedrige Kostenkurve aufweist. In beiden Fi~llen erreichen die ~renzkos,ten trotz ihrer Verschiedenheit die Grenzeinnahme beim gleichem Prei, s. Das zeigt eindeutig auch die rechnvr~sche Auswertung der beiden Diagramme. Wen~ wir der Lage der Durohschnittskostenkurve ~i,r Betri~b I u n d II, so w,ie sie im Diagramm verl~uft, die Kostendaten, entnehmen and aus ihnen die Gre~kosten errechnen; ferner aus dem Start4 der Nachfragek~rve den Umsatz b~i ~edem P reis ,und ,daraus die Gre~nzumu~tze ableiten, so er- gibt sich folgende Tabelle ~unachst ftir Bet,~ieb I.

Man sieht, dal~ die ftir den Hiichstgewinn entscheidende ]L~berein - stimmung der Grenzkosten ]nit tier Grenzeinnahme dan n erreicht wird, wenn die Produk~ionszahl 4 betragt. Dieser entspricht der Preis 10,5.

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94 G. Ellmers:

a b c u

Produktionsmenge Durchschnlttskosten Gesamtkosten Gren~kosten (a b)

2 11 22 3 10,6 31,8 9,8 4 10,2 40,8 9 5 10,1 50,5 9,7 6 10,6 63,6 13,1

Produktionsmenge Preis Oesamtumsatz Grenzumsatz

2 11,5 23 3 11 33 10 4 10,5 42 9 5 10 50 8 6 9,5 63 7

Die gleiche Reohnung ffir Betrieb II au, sgefiihrt, ergi,bt folgen- des B ild:

a b c d

Produktionsnlenge Durchschni~tskosten Gesamtkosten Grenzkosten

4 8,7 34,8 5 8,4 42 7,2 6 8,1 48,6 6,6 7 8 56 7,4 8 8,2 65,6 9,6

Produktionsmenge Preis Gesamtumsatz Grenzumsatz

4 12 48 5 11,5 57,5 9,5 6 11 66 8,5 7 10,5 73,5 7,5 8 10 80 6,5 9 9,5 85 5,5

Die ,Gren, zkosten erreichen die Grenzeinnahme bei der Produk- tionsmen,ge 7. In Betrieb II entspricht sie dem P, rei,s 10,5.

Auch rechn, erisch bestiitigt ,sich al, so die Erkeuntnis, daft beide Betriebe ihren HSehstgewinn beim Preis 10,5 haben wfirden.

Dabei ist nJcht die ~ r zuf~llig genaue Ubereinstimmung der Preise das Wesentliche, sondern die in dieser Ubere~nstimmung zum Aus- dr~ck komme~de Tabsache, daft ein Betrieb mit hohen Kosten durch- a~s nich~t notwen, dig einen hSheren Preis wfinscht als ein Bet~ieb mit n, iedrigen Kosten.

Ma~a muf sich iiberhaupt yon der Vorstellu~ng frei machen, daft mar~ zu einem Urteil fiber d,as Preisinteresse kommen kSn.ne mittet.s eines eJn,fachen Bl~ck, s, etwa allein auf ,d~e Gestalt der Kostenkurve, oder auf ,ihre Hehenlage, oder den Grad ,der Remanen,z o,der irgend- einen einzelnen der an~leren Faktoren, welche die C~rewinnlage des Unternehmen,s in jeden Stand der Produk[ion anders beeinfl,ussen.

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Praduktionslenkung und Preisbild~mg des Kollektivmonopols 95

Wenn, wie w~r sahen, die~en~ige Konstellation aller Faktoron, welche die Hiichstgewinnlage ausmacht, durch ei~e 13bereinstimmung der Grenzulnsatzzahl ,lind dor Grenzkostenzahl gekennzeichnet ist, so braucht man sich nux klarzumachen, yon wievielen Bestimmung~sfak- toren ,diese Zahlenwerte abh~tngen, um zu erkennen, dal~ e in Faktor allein, etwa die allgomedne HShenlage der ,Kosten, noch nichts Ent- scheide~des besagt. Wenn es sich aber nun gar darum han, delt, zwi- schen sehr vielen Betrieben ,zu entscheiden, welcher vergleichsweise friiher o,der sp~iter seine gtinstigsCe Gewinnposition erreicht, dann kan~ die Betrachtu.ng ei.nes einzeI~en ~ener Bestim~aungsfaktoren, welche an den Zahlenwerten der GreI~zkosten und G~renzumsiitze und ihrer ~3bere~nst~m:mung betoiligt sind, noch viel wen4ger gentigen. Ja edn Vergledch auf Grund eines oder auch mehrerer Faktoren ist dann iiberhaup¢ mfi~ig; denn alle ~ene Bestimmu~ngsfaktoren si.ad in ~edem Betrieb kombiniert vorhanden; un,d das .schlieillich in der Gleichung Gren.zkosten = Grenzumsatz zum Ausdruck gelan,gen,de Kombina- tionsergebnis kann bed ~mehreren Betrieben in tibereins,timmender Pre'lshShe ei~treten ,un, d trot~z, dem kan.n die Zahlenkomhination der Be- stimmungsfaktoren ,n,attirlich ganz und gar ve~schieden sein. Die bedden oben in Diagramm u.n,d Rechnung behandelten Betriebe sind dafiir nur e~n Bei~pfel.

Unter Verzicht auf alle mti~igen Vorhersagen, w e l c h e r Betrieb den hSchsten oder niedl~igsten I,dealpreds habe, halten wir zun~chst nu~r fest, d al~ ~eder Betrieb in der oben entwickelt~n Weise einen anderer~ Op~imalpreis finder, den er gewi*ssermat~en als Preiswu:asch anmeldet. Da wir bereits w~issen, dal~ tiber die obere Grenze der kol- lektivmonopoHstiuchen PredserhShung .die Rivalit~t der HSchstinter- essen n i e h t en~scheidet, kama diese Rivalit~it yon vornherein unter dem Aspekt der Bestimmung ei.ner u n t e r e n Grenze gesehen werden.

Stellen w, ir uns dred Betriebe vor, der~n bisheriges Preisd.a~um 7,50 M sei, w~ihrend der Optimalpreiu (d. i. der sub~ektive Idealpreis, wie w, ir ihn oben ,unter Berticksichtigung der ge~inderten Produk- tionslenkung ableiteten) fiir Betrieb I 8,50, fttr Betrieb II 9, Iiir Be- trieb III 10 M be~rage. Denken wir uns zwischen diesen drei Be- trieben die Preisli,n~e auf 8 M erhSht, so brauchen wir mit dem ~V~derspruch kednes tier drei zu rechnen. Jeder verzeiehnet daxa~ einen Gewinnumsatz trotz P, rodukfionseinschriiaxkung. A~ch tiber 8 M hi~aaus kann zu'n~chst die Steigorung erfolgen, ohne dali Gegens~tze vorhanden waran. E~st wenm in der Skata der vorgestellten Preis- erhiihung ,der Preis 8,50 tibersehritten wird, entsteht e~ne Interessen- kollision. Betrieb I hat hier seinen HSchstgewinn, fiir ihn bosteht duller ,an einer weiteren Erhiihtmg kein Interosse. Fiir die beiden an- deren dagegeI~ besteht os sehT wohl, da s ie ihre Idealpredse noch nicht err~icht habe~, M ithin laltt sich auss~gen: der Prois 8,50 ist die Gron,ze, bis zu der die Preislinie mindestens gehoben wi~d, d.h. er gibt die Unte~glum~ze der kollektivi.stischen Monopolproisbildung zwi- schen un,seren drei Betrieben. Der niedrigste sub~ekti.ve Idealpreis

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96 G. Ellmers:

bildet also hier die Untergrenze tier PreiserhShung. Darin erschSpft sich aber such sc~an die Bedeutu~ug der ei'nzelbetriebliehen HSchst- gew.in, ninteressen ffir die @renzbestimmung. Nichts besagen sie dar- fiber, ~ieweit nun zwisehen d~n drei Unternehmen die PreiserhShung geht. Darfiber entscheidet vielmehr, w ie ~ i r wissen, das niedrigste ~ren'zintoresse, d.h. dasjenige zur Bildung des Kollek~ivmonopols mitwirk, ungsnotwendige Unternehmen, d~s den niedrigsten Grenz- preis hat. Nehmen wir an, Betrieb II wfirde beim Prei, s 9,6 unter der bei diesem Preis ~,ot~randige.n Produktionslenkung gorade noch den Gewinn ~wiedorbekommen, den er unter der Ausw.irkung des b~sheri- gen Produktionspri~zips hatte, so wiirde eine ErhShung fiber 9,6 hin- aus durch Be~rieb III, der seinen Optimalpreis erst bei 10 hat, nicht durchsetzbar se'm.

Der SFielraum ffir den I'nteressenkampf, der bei 8,5 M mit dem Erreichen des uubjektiven n~iedrig~ten Optimalpreises begann, endet also bei 9,6 als dem niedrigsten (sub~ektiven) Gren~zpreis. Betrieb I zieht die untere, Betrieb II die obere Grenze.

Es zeigt sieh also, daJt ffi.r die Bestimmung tier unteren Preis- grenze .dem niedrigsten tier sub~ektiven Optimalpreise ei~e entschei- dende Rolle zufallt. Or~entierte sich unsere Analyse dabei an der A~unahme einer dean Kollekt'iwmonopol vorgelagerten vollst~ndigen Konkurren'z, ,so ist .das Ergebnis der An.aly~e nichtsdestoweniger ein a l]gemeines. Denn ,die Ausgan, gslage erwies sich als Ansatzpunkt ffir die ,Konstruktion des Optimalpreises, ohne da~ in diese Konstruk- tion die S t r u k t u r der Ausgangslage hineinspielt. Die Abb. 11 kann ohne ~ede Ver&nderung ~ueh ffir ,die Annahme vorgelagerten unvoll- st~iadigen Wettbewerbs fibern.om, men werden; die in ~ener Figur durch den Punkt S gekennzeichnete Au~gangslage ist dan,n als M o men t- ~ u f n a h m e der gegenwar~igen mavktstrategiseh bestimmten Produk- tio,ns- und P reislage ,des Unternehmens aufzufa~sen. Die in diesem Punkte anzusetzende ~onstruktion des I, dealpreises ist dann natiir- l ich die gleiche, wie w~r sie oben vornah,men. Kennzeichnet aber ,der so konstruierte Idealpreis das HSchst~interesse des einzelnen Unter- nehmers, so treten alle sub~ektiven Optimalpreise in tier Weise und mit der Wirkung in Rivalitat zueinander, w~ie es unsere Analyse der dre~ Betriebe zeigte.

Ist damit ~lie Bedeutu~g tier HSchstgewinninteressen fiir die Grenzziehung im Pri~zip bereits dargestellt, so ist doch die Unter- grenze der Kollektiv,monopolpreisbildung noch nicht exakt bestimmt. Da.~ bedarf es noch der Berfieksichtigung der~enigen Falle, in denen Betriebe als Ausgangslage keinen positiven Gowi~nstand haben. Zur Darstellung ihrer Bedeutung sei das Di.asramm der G~winnk.urven fiber~,ommen, da~s bereits (S. 84) zur Veransch, aulichung tier Ober- gren.ze gebracht wurde u~d da~ wir ]etzt durch die Feststellung der Untergrenze vorvo l l s t~ igen ~ollen.

Ffir das aus den ffinf Betrieben bestehende Kollektivmonopol hatte Betrieb B die obere Grenze der PreiserhSh,ang gezogen; alas ist

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Produkti.onslenkung ~ Preisbildung des Kollektivmonopols 97

oben (S. 85) entwickelt worden und bra~cht Rior nur al.s Ergebnis festgehal, ten zu werden.

Der Kulmi~ation, spunkt der einzelnen Gev~innkurven bedeutet den H0ctrstgewi~nn des ~eweilig~m Betriebes; die von den Kulmina- ti~nspunkten auf ,die Abszisse gefallten Lore zeigen die PreishShen an, die fiir die ein, zelnen Betriebe d~e Idealpreise si~,d. Man sieht, d,a~ der Bet~ieb A s e i n e n Idealpreis z~erst er- reicht, n~imlioh bei 3,5. Beschr~nken wir die Betrachtung ~et~t allein auf die v4er Betriebe A, B, C, D und denken Betrieb E vorerst ats rricht vorha~den, so ergibt sich fiir hie ~ier Unternehmen entsprechend ~mseren bisher~gen Erke~ntnissen, daft die PreiserhShung min- destens his 3,5 erfolgen wiirde; denn erst yon da an stehen die Betriebe in e~em Interessen- strait (der allerdin,gs scho~ bei 4,5 dureah den Grenzpreis yon Betrieb B beendet wird, vgl. oben). Betrieb D, der in seizer Atlsgan, g¢lage keinen Ge- winn maeht, d~rchkreuzt d~bei in keiner Weise unsere bisherige Kenntnis, ~d~B der ~edrigste Optimalpreis die untere Grenze der kollektiven PreiserhShu~g abgibt. Er uCterscheidet sich yon den fibrigen Betrieben nur durch die absolute HShe des Beginnes der Gewinnkurve. Der Vergleich tier absoluten GevrinnhShen der Un~er- nehmen u~tereiuander steht aber fiir die Untergrenze der Preis- erhShuag ebensowenig in Rode wie n, ach unseren frii~eren Dar- legu~gen fiir die obere Grenze. Die Findung und Bourteilung der Interessen des einzelnen Betriebes wird yon diesen immer nur vor- genommen unter dem Aspekt eines Vergleiches seiner Positionen vor und nach dem Zusammenschlu~ zum Kollekfivmoaopol.

Nehmen wir jetzt den Betrieb E hinzu, welcher in der Ausgangs- l~ge mit Verlust produziert, so ergibt sich fiir die Bestimmung der unteren Gren, zre der kollektiven PreiserhShung ein ~neuer Gesichtspunkt. Betrieb E macht zuerst iiberhaupt Gewinn vo~ Preis 4 a~. Dann aber kann die bisher im Optimalprei, s des Betriebes A b e i 3,5 erkannte Grenze nicht mehr richt~g s~in. Denn der Betrieb E, welcher (und dies ist fiir unsere Betraehtung ~a immer vorattagesetzt) zur kollek- tiven Monopolschaffung unentbehHieh ist, muB ,zumindest aus seiner Verlustposition her~usgebracht werden; dies abet ist erst behn Preis 4 erreicht. Zwischen den fiinf Betrieben A--E wird also der Preis mi~adestens ~uf 4 erhSht werden. K~ime noeh ein anderer Betrieb hinzu, weleher, in der Ausgangslage mit Verlust produzierend, zuerst Gewinn machen wiirde, sagen wir bei 4,20, so w/irde die Mindest- erhShung bei diesem Prels liegen. Der Zwischenraum, his zu der (wie wir wissen durch Betrieb B gezogenetu) Obe~grenze yon 4,5 w~re dann also recht gering und man sieht, wie wenig Spielraum fiir ,,Verhand- lungsf/i~igkeiten" bleiben kant .

Zeitsehr. f. NationalSkonomie, X. Bd., 1. H. 7

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Abb. lg.

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98 G. Ellmers:

Die Untergren.ze ist aber n i e h t n o t w e n d i g dureh einen Ver- lustbetrieb gezogen. Zw~r wiirde sich ~us der Betraehtung des Be- triebes E und des elmn hin, zrage4achten Betriebes F ergeben, d.ait die Unter- gr~.ze der kollektiven PreiserhShung durch den~enigen Verlustbetrieb bestimmt wird, ,der auf der Preisskala zuerst fiberhaupt Gewinn zu mache~ beginnt. Stellen wir uns aber vor, dali ,die Kurve des Be- triebes E nicht wie in der Figur beim Prei, s 4 in den Gewinnbereich k~izne, sondern die Abszisse scbon bei 3,20 erreichte, so wiirde diesmal der Verlust Betrieb E nicht ,fiber die Mindestgrenze der Preiserhiihung entscheiden. Denn dann w'firde ein Interessengegensatz noch nieht ent- standen sein, da such von den anderen Betrieben bei 3,20 noch keiner seine optimale Position erreicht hat. Es w~ve also gar kein Grund, weder fiir Enoch ftir die a~deren, in der vorgestellten Preisskala inne- zuhalten. Erst beam Preis 3,50 kame das erste Veto durch Betrieb A: dieses wfi,rde dann also wieder fiber die Mindestgren, ze der Erhiihung en~sehoiden.

Fassen wir unsere t?berlegungen zusammen, so efrgibt sich: die Untergrenze dot Preiserh~ihung wird grtmds~ttzlich (lurch den nie- drigsten der sub~ektiven Optimalpreise gezogen; erreieht abet ein bis- her ]nit Verlust arbeitender Betrieb fiberhaupt erst Gewinn bei einem hSheren Preis als ,dem niedrigsten 0p~imalpreis, so bildet er die Unter- grenze, ml,d zwar entscheidet bei mehreren Verl~stbetrieben der~enige, der die Gew4nngren,ze am spatosten erreicht. Beze~chnen wix den- .~enigen Preis, bei dem eixi Betrieb, der vor dem Zusammensehlult zum kollektiven Monopol unter Verl~st prod~zierte, im Verfolg der vor- gestellten tareiserhShung zuerst fiberhaupt Gewinn macht, als ,,Erst- gewinnpreis"l), so kiinnen wir kurz formulieren: Die Untergrenze des entstehenden Preises wird gebildet dutch den hSchsten der ,,Erstgewinn- preise" oder den niodrigsten der noch f iber ihm gelegenen Optimal- preise.

Das i'st die exakte Bestimmung der u~teren Grenze der Preis- erhShung; ist sie such nicht so knapp und klar formulierbar wie un~ere Bestimmung der oberen @renze, so entf~llt ~die nur ,durch die kurze Zusammenf~ssung des Ergebnisses bedingte ,scheinbare Kom- pliziertheit, wean man sich die Ableitung vet Augen h~tlt, die wir, Sehritt ifir Schritt vorgehend, aus ,der Untersuehung der m/~glichen Interessex~lagen tier einzelnen Unternehmen entw~ckelten.

Besondere Beach.tung verdient .dabei die Rolle des bi, sher mit Ver- lust produzierer~den Betriebes. Es 1st eine gel~ufige Auffassung, da~ die Monopolpreisuntergren, ze alu der Pxeis zu definieren sei, ,,der mindestens den sogena~nnten Produktionspreis .des Grenzmonopolteil- habers einbringt"~), d. h. also, es miiilten wenigutens dessen Kosten

') In der Sprache 4es tetzten Kurvendiagramms ausgedriiokt ist es der Preis, bei dem die aus dem Verlustbereieh kommende Kurve der Verlust- minderung di.e Abszisse schneidet und damit zu einer positiven Gewinn- kurve wird.

t) C a s p e r, Theor ie des Monopolpreises, a .a . O , S. 547, w e auch B e z u g

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Produktionslenkung and Preisbildung des Kollektiv,monopols 99

duroh den Preis gedeckt sein. Demgegenfiber ergibt unsere Unter- suchung, dab ~n dieser Preisdefinition keine exakte Gren~bestimmung liegt; denn ~ i r konnten nuohweisen, da~ grundstitzlich der niedrigste Optimalpreis ,die Untergronze angibt, und nur wenn tier Verlustbetrieb mi~ seinem ~rstgewizmpreis (bzw. seinem ,,Produktionskostenpreis") noch fiber dem niedrigsten Optimalpreis liegt, nur dan.n bestimmt er die Untergrenze.

Berficksichtigt man aber gar noch die Tatsache, dab in der Kartellpraxis es dem Verlustunternehmen nicht einmal ,immer darauf ank, ommt, iiberhaupt den ,,Erstgewin~preis" durchzusetzen, sondern daI~ es sioh d~mit zufrieden gibt, wenn es etwas mehr als die variablen Kosten einbekommt, so wird dadurch seine Entscheidungsfunktion fiber die Untergrenze des Kollektivmonopolpreises nur noch mehr kasuistischen Charakters; de~a ~e mehr er auf der Preiswunschskala zuriickgeht, um .so ~nehr wfi~hst die Miiglichkeit, dab sein sub~ektiver Mindestpreis vor dem niedrigsten der Optimalpreise rangiert u n d e r dami¢ die Be- stimmu~g der vauteren Grenue dem Bei)rieb iiberltil~t, der die niedriguten der Optimalpreise hat.

Aber auch yon dieser En.tseheidung des Vert.ustbetriebes abge- sehen, l~Iit si(~h keine Notwendigkeit oder auch nur W ahrscheinHchkeit begrfinden, dal~ der ]Srstgewinnpreis eines zur Zeit mit Verlust pro- duz4erenden Betriebes hiiher liege als tier Hii(~hstgewinnpreis ei~nes an,deren Unternehmens. Es ist eben, so miiglich, da~ dieser hiiher liegt als ~ener, und yon einer pri~nzipiellen oder gar gesetzm~f~igen Bestim- mung ,der Untergrenze des Kollektivmonopolpreises dutch den hiichsten der Produkti(mskostealpreise tier Verl~stbetriebe kann n iCht gesproehen werde~, tSs ka~n so sein, aber es muI~ nieht ,sein.

~Vir haben bisher zwei Miiglichkeiten der Lage des ,,Erstgewin~- preises" des Verlustbetr~ebes untersucht:

1. er rangiert u n t e r dem niedrigsten Optimalpreds. Danzi en~cheidet nicht er, sondern dieser Optimalpreis fiber die Untergrenze (ira Diagramm S. 97 mfilite man die Kurve des Betriebes E vo~r 3,5 die Abszisse schneidend eingezeichnet (lenke~).

2. Er rangiert f iber ,dem niedrigsten Optimalpreis. Dann entscheidet er fiber die untere Monol~olpreisgrenze (ira Diagramm ist es tier eingezeichnete Fall).

Diese he,den Fttlle sin,d behan, delt worden. Wie nun aber, wen~ der Erstgewi~mpr~eis des Verlustbetriebes in einem

3. Fall noch f iber dem n i e d r i g s . t e n , , G r e n z p r e i s " ei,nes anderen Unternehmens zu liegen kfi,me? (in ¢mserem Diasramm mii~te die Kurve des Betriebes E <lan~a hinter 4,5 die Abszisse schneiden).

Diese Konstellation bedeutet also: tier Verlustbetrieb m, acht fiber-

genommen wird auf Wiede~fe ld , G~werbepolitik, S. 14~, und Kart~lle und Kon$erne (Moderne Wirtschaftsgest~l~ung, Heft 10), Berlin 1927, S. 37/38; ferner Wol fe r s , ])as Kartellpreblem im IAchte der deutschen Kartellitemtur, S. 59/60; R ei th, Hemmung des technisch-wirtschaftlichen Fortschrittes, S. 44, 51; Lehnich , KarteUe und Stoat, Berlin 1928, S. 53.

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haupt ers¢ Gewinn in einer Preish6he, ~.n der ein anderer Betrieb bereits seinen Grenzpreis erreicht und damit, wie wir wissen, der ganzen KollektivmonopolpreiserhShung ei~ae en, dgiittige Grenue gesetzt hat (Jm Diagramm geschieht dies durch Betrieb B).

Dieser 3. Fall enth~!t die the(rretische Analyse und Erken, ntnis derjenJgen Interessenkoll~sion im Kollektivmonopol, die nicht anders gel(ist werden k a n n als durch Stillegung des Vertustbetriebes! Dutch Stillegung wenn nJcht de facto, so doch zumindest in dem Sinne des Aufh6ren.s als ,,Unternehme~", was ~lann der Fall ist, wenn ,,auf Kosten" der ,anderen der Betrieb (iasbeson.dere zur Deckung wenigstens der fixen Kosten) fortgefiihrt wird. Im Sinne unserer Be~renzung des Begriffes K, ollek, ti'vmonopol ist er dann kein selbstitn, diges Unter- nehmen mehr,

Der aufgezoigte Fall der Stillegung eines Betriebes ist ,dor einzige, der sich mit NoCwendJgkeit ergibt; er konnte klur gesehen werden nur mit den Erkenntnissen der vorangegangenen Untersuchung der Zu- sammenh~ge zwischen der Mehrspurigkeit des Monopolwillen,s, des Einspielens des neuen Preises und des Wandels der Produktions- lenkuagen.

Der wir~schaftliche Tatbestand, dem ~ir als ,,Kollektivmonopol" im ersten Teil dieser Arbeit einen ganz bestimmten, scharf umgren, z~en [nhalt gaben, u,m das Problem der Ausw~rkuag der Mehrspurigkeit des Mon, opolwillens in voller Reinheit entwickeln zu kSnnen, ist damit zu Ende gedacht. Andere ?3berlegungen a.ndern nur die yon uns im Tat- bestand gesetzten Daten. So, um ein Beispiel zu nennen, die Betrach- tung einer Kartellform, in welcher die einzelnen I)nternehmer dureh eine starke eimheitliche Leitung zu einer Gesamtleistur~g eingesetzt werden, und in welcher unter ,dem Aspekt eines maximalen Gesamt- gewinnes die Produktionsmeaugen an die Betriebe verteilt und unter diesem Gesiehtspu~kt weitere Betriebe stJllgelegt werden. Aber dann zeigt sich der Weft eines Au, sgehens zun~ckst yon einem ganz be- st'immt umgren, zteD wiri~ehafttiehen TatbestaIrd: die aus ~hm ge- wonnene klare Schau tier Ztrsammenh~inge gibt dora Beurteiler des v e r a n d e r t e n Tatbestandes das Mittel in die ttand, zu erkennen, wound wie die Daten~nderungen sich auswirken.