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Quote ist eine Chance - mmm.verdi.de · wirtschaftskonform statt staatlich reguliert – durch programm-liche Radiovielfalt ersetzt. Zusammen mit Förderung wäre das sinnvoll –

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Von Jim Rakete | Die laufende Umfrage, die zurzeit im ZDF viaInternet läuft, hat es an den Tag gebracht. Eine überwältigendeMehrheit der Hörer möchte mehr aktuelle Musik aus eigenenLanden im Rundfunkprogramm und Fernsehen.Über sechshundert Musiker, Produzenten, Komponisten undManager haben sich zusammen getan, um auf diesen bedrohli-chen Bestand aufmerksam zu machen. In den öffentlich-recht-lichen Stationen ist der Anteil deutscher Neuvorstellungen bisauf die 1,5 % Marke gesunken, bei den Privaten sogar auf Werteunter einem Prozentpunkt. „Musiker in eigener Sache“ wolleneine sichere Regelung, nach der die neue Musik aus dem eigenenLand eine angemessene Berücksichtigung in den Stationen fin-det. Das französische Beispiel einer 40 % Quote hat gezeigt, dassdiese Maßnahme nicht nur geeignet ist, der Gegenwartskulturwieder einen Platz einzuräumen, sie schafft auch Arbeitsplätzein einem immer stärker globalisierten Markt.Frankreich ist nur eines von acht europäischen Ländern, das seine kulturellen Interessen durch eine Rundfunkquote schützt.Selbst in England ist eine lebhafte Diskussion über die Quoteentstanden.Zu diesem Thema fand in der letzten Woche ein Hearing vorder Enquete Kommission des Deutschen Bundestages statt. Da-bei wurden die Pros und Contras einer solchen Regelung von allen Interessengruppen vertreten. Es wurde deutlich, dass die

gängige Praxis der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten inkrassem Konflikt zum Bildungs- und Informationsauftrag ihrerStatuten steht, sowie bei den Privaten eine Vielfalt der Musik-auswahl kaum noch zu hören ist. Acht von zehn CDs in den aktuellen Verkaufscharts kommenaus Deutschland. In den Radioprogrammen sind sie selten bisgar nicht zu hören. Die betroffenen Sender verweisen gern darauf, dass Musik aus Deutschland nicht populär für ihre Pro-gramme sei. Die populärsten Bands dieser Tage aber wurdendurch einzelne interessierte Sender zu ihrer Bedeutung „hoch-gesendet“. So zum Beispiel: „Wir sind Helden“ auf Radio1. „Musiker in eigener Sache“ wollen in allererster Linie eine Chancefür junge Künstler, die vermutlich alle noch gar nicht kennen,weil sie in unseren Radios nicht vorkommen. Eine Musikland-schaft, die sich national abkoppelt von den Neuerscheinungen,und immer weiter Oldies, Schlager, Volksmusik und anglo-ame-rikanischen Durchschnitt abbildet, wird denkmalhaft erstarrenim Gestern.Ich bin guter Dinge, dass es eine – wie auch immer – gearteteRegelung geben wird, die dem Wort der Veröffentlichung ihrenSinn zurückgibt.

Jim Rakete ist Sprecher von „Musiker in eigener Sache“. Der Fotografhat deutsche Bands wie Nena, Spliff und die Ärzte gemanagt.

Quote ist eine Chance pro &

2 M 11.2004

Titelthema:Pressfreiheit gilt ungeteilt

8 Engerer SpielraumDas sogenannte Caroline-Urteildes Europäischen Gerichtshofes

10 In Stein gemeißelt?Negatives Beispiel für die Geschichte der Rechtspolitik

11 Pressefreiheit als VersuchskaninchenTierversuchslabor Covancemacht noch immer Druck gegenBildveröffentlichungen

12 Keine Patentrezepte für GewaltfotosHearing des Deutschen Presserats

Intern

5 Jung geht´s weiter AG Nachwuchs der dju

5 Freibrief zum fünzigsten Mal

Porträt

6 Unermüdlich, engagiertKevin Dahesch setzt sich für behinderte Menschen ein

Kolumne

7 Das Fernsehen als SinnstifterWarum TV-Tabubrüche wertvoll sein können

Journalismus

14 Goldener MaulkorbJournalistenpreis wieder nicht abgeholt

14 Einheitspreis für Berliner Redakteurin

15 Justitia statt JuryKölner Publizist klagte Preisgeld ein

Print

16 Zauberwort TabloidJubiläumskongress des BDZV

17 Vogtländisches Verlagshaus verkauft

17 Zeitschriftenverleger hantieren mit Nullmonaten

17 Jugend-Presseausweis 18 Genau hinschauen

Zeitschrift Entwicklungspolitik19 Rettung in Sicht?

ddp: Freie können auf ihre Honorare hoffen

19 Textklau im Internet Urheber der Weblogs nicht umErlaubnis gefragt

Rundfunk

20 Wes‘ Brot ich ess,des Lied ich singrbb: Strafaktion gegen unbotmäßigen Kritiker

21 Mini-ErhöhungEinjähriger Streit um Rundfunkgebühren beendet

22 Kaum vermittelbarAltersversorgung im Rundfunk– ein kompliziertes Geflecht

22 Neuer Streit um alte Regelungen

23 Rappeln im KulturkartonNDR auf der Suche nach einerMehrheit in der Minderheit

Film

24 Für einen fairen TarifvertragCinemaxX: Seit einem halbenJahr im Niedriglohn-Modell

24 Filmrezension: En Garde!25 Grünes Licht für Zeitkonten

Durchbruch bei Tarifverhand-lungen für Film- und Fernseh-schaffende

26 Eher weniger Geld für UrheberNeue Urheberrechtsreform

inhalt

Foto: Caro / Jandke

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Internationales

27 Geldstrafe für Karikatur Türkische Zeitung mit Prozessenüberzogen

27 Schweden, öffne dich!Sesam für Einwanderer mit geringen Sprachfertigkeiten

28 Zwischen den Fronten Internationale Berichterstatterim Irak entführt und getötet

29 Aktion für Osa Director,Chefredakteur der nigeriani-schen Zeitung Insider Weekly

30 Arabien jenseits der BombenSeminar der dju mit arabischenJournalisten in Nürnberg

Rubriken

4 Briefe an M 31 Service / Seminare 32 Impressum34 Kontakte36 Leute / Preise

contraVon Holger Wenk | Können 600 Musiker irren? Sie können!Medienrechtlich falsch beraten rennen sie wie Computer-Lem-minge auf einen Abgrund zu. Hinter dem – suggeriert grüne Politprominenz à la Antje Vollmer – warte das Paradies unge-bremster Künstler-Entfaltung: Brücke über den Abgrund sei einegesetzliche Musikquote für Rundfunksender in Deutschland.Doch Kunst kommt von Können (und fördern), nicht von Quote! Die ist als Mittel untauglich, wie medienpolitische und -wirt-schaftliche Argumente beweisen. Dualer Rundfunk in Deutsch-land ist (aus historisch guten Gründen und im Gegensatz zumzentralistischen Frankreich und anderen Quotenländern) föderal,staatsfern sowie als Kultur Ländersache. Insofern ist der Bunddie falsche Instanz für eine Quotenregelung, verbietet sich einstaatlich verordneter Eingriff dieser Härte. Die Öffentlich-recht-lichen haben mit dem Gebührenprivileg zwar eine Grundver-sorgungspflicht für alle Bürger. Die grundgesetzlich geschützteMedienfreiheit beinhaltet jedoch Autonomie bei der Programm-gestaltung der rund 60 ARD-Wellen. In Rundfunkräten sollenVertreter aller gesellschaftlich relevanten Gruppen auf Ausgewo-genheit und Akzeptanz achten – eben nicht staatliche Quoten-kommissare! Wieso schlägt man überhaupt den Sack (Rundfunk), wenn maneigentlich den Esel (Musikindustrie) treffen will. Die, wird be-hauptet, sei angloamerikanisch-global unterwandert und ver-

nachlässige deutschsprachige und junge Künstler. Das stimmt so pauschal nicht – eine Halbierung des Umsatzes steckt ebenkeiner so einfach weg. Dass mit guter Deutsch-Musik weiterhinzu verdienen ist, beweisen die Tonträger-Verkaufscharts. Aber warum tauchen diese Songs dann so wenig bei den 260Privatsendern auf? Rein werbefinanziert müssen sie bei Strafe deseigenen Untergangs im jeweiligen Sendegebiet um die Markt-führerschaft bei Hörern und Werbekunden kämpfen. Und dabeispielen sie zwangsläufig in eng formatierten Rotationsprogram-men fast nur die Musik, die sich bei Hörertests in der Hauptziel-gruppe als mehrheitsfähig erweist. Derart vernachlässigten Minderheiten – und damit auch denProtestkünstlern – kann nur medial-strukturell geholfen werden:Werden genügend Frequenzen erschlossen und pro Region 10 oder gar 20 werbefinanzierte Sender wie am entwickeltstenMarkt in Berlin-Brandenburg zugelassen, suchen sich die Nicht-Platzhirsche ihre Hörer-Nischen, die sie bedienen: etwa mitRock, Jazz und Schlagern. So wird Einheitsdudelbrei – markt-wirtschaftskonform statt staatlich reguliert – durch programm-liche Radiovielfalt ersetzt. Zusammen mit Förderung wäre dassinnvoll – ein Quotengesetz ist sinnlos.

Holger Wenk, Medienjournalist und Kommunikationsexperte, iststellvertretender Beisitzer im dju-Bundesvorstand

Quote ist Quatsch

M 11.2004 3

Das Caroline-Urteil des EuropäischenGerichtshofs für Menschenrechte(EGMR) wird seinen mediengeschicht-lichen Platz finden. Offenbar ungewolltschlug es hohe Wellen im deutschenJournalismus, in Justiz und Politik.Verwundern kann das nicht, tangiert esdoch eines der höchsten im Grundge-setz verankerten Güter der deutschenDemokratie: die Pressefreiheit. Das zu-mindest sieht auch die Deutsche Jour-nalistinnen- und Journalisten-Union(dju) in ver.di so. Dennoch, einige wie-geln ab, sprechen von unnötig aufge-bauschter Debatte. Aus dem Hause desJustizministeriums verlautet gar, dassdiese Entscheidung keine Wirkung aufdeutsches Recht habe – kein Grundalso für Regierungsaktivitäten, wie etwaWiderspruch in Straßburg einzulegen.In wie weit die Pressefreiheit „gekne-belt“ wird (Der Spiegel 39 / 2004) oder,ob das Urteil etwa „nur“ den Boule-vardjournalismus betrifft oder, ob dieminimale Einschränkung nicht der Redewert ist, wird sich zeigen. Diese Debattewird intensiv und kontrovers auch un-ter Kolleginnen und Kollegen der dju in

vielen Redaktionen geführt. Sie gibt injedem Fall jenen Recht, die sagen, dassdie Entscheidung „große Unsicherhei-ten in der journalistischen Praxis“ auf-werfe. Wer wird künftig entscheiden,ob ein Foto erscheint, der Redakteur inAusübung der Pressefreiheit? Der Promi, dem gerade diese Fotosequenznicht ins Konzept der öffentlichen Ei-gendarstellung passt? Oder letztlich –nach langwierigen Prozessen – die Jus-tiz mit den sich in ihren Abwägungenunterscheidenden Richtern? Aus diesenGründen griff «M» den Vorschlag desdju-Bundesvorstandes in einer seinerjüngsten Sitzungen auf, dieses Themaund seine Hintergründe sowie Folgennochmals aufzugreifen und zur Diskus-sion zu stellen (Titel S. 8 – 10).Ein Urteil zu Tierversuchsfotos wird alsErfolg der Pressefreiheit verbucht, dadie Bilder nunmehr rechtskräftig veröf-fentlicht werden dürfen. Aber wie ge-hen die Medien damit um, lassen siesich durch die kritisierte Firma auch imNachhinein einschüchtern und verzich-ten auf die Veröffentlichungen (S. 11)?Für die Verwendung von Gewaltfotos

gibt es keine Patentrezepte war das Fazit eines Hearings des DeutschenPresserats (S. 12).Die Verleihung des Goldenen Maul-korbs (S. 14) könnte mit Blick auf diePresse und ihre Wächterfunktiongleichfalls zum Nachdenken anregen.Der Name eines Ministerialrats imBrandenburger Bauministerium darf pergerichtlicher Verfügung nicht im Zu-sammenhang mit dem Privatkauf einesWassergrundstücks, auf dem sich eineGedenkstätte befindet, genannt wer-den. Der Mann will die Gedenkstätteschließen, „entwidmen“ lassen, umdort Stadtvillen zu bauen.Die Pressefreiheit in anderen Ländernwird auch in dieser Ausgabe auf deninternationalen Seiten (S . 27 – 30) unter die Lupe genommen. So in derTürkei, wo regierungskritische Karikatu-ren mit Geldstrafen geahndet werden.Das Arabien jenseits der Bomben lern-ten Kolleginnen und Kollegen in einemdju-Seminar kennen (S. 30).

Karin Wenk,verantwortliche Redakteurin

Pressefreiheit gilt ungeteilt

editorial

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Traurige Thematik noch nie so auf den Punkt gebracht

„Bloß keine Aufwertung des Lokalen“;„Journalistinnen raus gekickt“ in M 10 / 2004

Zur Rubrik „pro & contra“ von Gitta Dü-perthal: Diese traurige Thematik wurdenoch nie so auf den Punkt gebracht, wievon unserer Kollegin. Jedes Wort stimmt.Als Bewohner des Dumfbacken-Bundes-landes Bayern, kenne ich diese Problema-tik präzise. Zum Beispiel die SZ-AusgabeLandkreis Fürstenfeldbruck: In den Neun-zigern unter dem Top-Rechercheur undChefredakteur Ralf Husemann ein Symbolfür knallharten Journalismus in einemvöllig korrupten Landkreis. Dann kamplötzlich ein anderer Chefredakteur undstellte binnen 4 Wochen auf Hofbericht-erstattung um. Sein Lieblingswort ist: „InGegenwart der Honoratioren …“ (dannfolgen Bürgermeister, Schwester eines Bür-germeisters und und und. Zum …! Genaudas, was in Pro gesagt wird, findet nunstatt. Also: Weg mit dem SZ-FFB-Blättchen!

Zur Kolumne von Gitta Düperthal:Meine Frau ist Journalistin (seit 1972). Ge-nau das, was unsere Kollegin anprangert,findet täglich statt. 1972 sagte ein damali-ger Verleger und Chefredakteur zu meinerFrau, die eine Behinderung hatte „ich ver-stehe nicht, wie der Baron einen Krüppelheiraten kann“.

Zum Thema Korruption: Bestechungmit Geld wird es immer geben, muss natürlich aufgedeckt werden. Wesentlichschlimmer ist dagegen die moralische,charakterliche, geistige Korrumpierung eines ganzen Staates. Da sind wir nun an-gelangt. Die Anständigen sind schonlängst Minorität, trotzdem müssen wirweiter kämpfen. Den jungen KollegInnenkann ich (63) nur raten: Lasst Euch vonNiemandem beleidigen. Wehrt Euch, und

zwar sofort. Schlagt verbal zu. Im Redak-tionsalltag sofort knallhart klarstellen.Viele Sachen, mit denen man Euch belei-digt, stellen strafbewehrte Delikte dar.Geht zum Staatsanwalt, erstattet Anzeige.Ich habe das einige Male praktiziert. MitErfolg. Ihr werdet Euch wundern, wie dashilft. Und noch etwas bitte: Jemand, derals Chef, Arbeitgeber ein Schweinehundist, der sichert Euch den Job ohnediesnicht. Also haut ihm verbal auf dieSchnauze, denn ihr seid ihm völligwurscht. Lasst uns kämpfen!

Dr. Heinz von Lichem, per E-Mail �

Gleichberechtigung bewundert

„Journalistinnen raus gekickt“ in M 10 / 2004

In all den Jahren, die ich als Journalist ge-arbeitet habe, bewunderte ich, wie gleich-berechtigt der Umgang der Geschlechterin dieser Branche ist. Das scheint einigenLeuten nicht zu passen. Anders kann ichmir den dummen und unüberlegten Arti-kel von Gitta Düperthal nicht erklären. ImHerbst 2001 sind von Freitag auf Montagknapp 100 freie Mitarbeiter der BerlinerMorgenpost in die Wüste geschickt wor-den. Männer wie Frauen. Einige haben in-zwischen Arbeit gefunden, andere nicht.Aber keiner von ihnen hat die Muße, vomschönen Frankfurt am Main aus bräsigeArtikel wie diesen abzusondern. Ange-sichts dieser Einzelschicksale ist die indem Beitrag verbreitete Mär von bösenMännern, die durch Redaktionen schlei-chen und arme Frauen verdrängen, zyni-scher Hohn. Für alle Betroffenen galt vorwie auch nach der Entlassung: Respektund Solidarität gegenüber Kollegen –gleich welchen Geschlechts. ...

Leif Allendorf, Berlin �

Unverschämtheit

„Bloß keine Aufwertung des Lokalen“ in M 10 / 2004

Mehr als 20 Jahre lang habe ich mich als Lokalredakteur bemüht, auch die un-erfreuliche, die bedrückende Seite des Alltags in der Bundesrepublik nicht aus-zuklammern – wie zahllose Kolleginnenund Kollegen auch. Gitta Düperthals An-klage „verkommener Lokaljournalismus“

empfinde ich daher als Unverschämtheit!Wie lange hat diese Frau als Lokalredak-teurin gearbeitet? Weiß sie überhaupt, wo-von sie spricht? Wenn die Kolleginnenund Kollegen in den Lokalredaktionennach Düperthals einfältigem Agit-Prop-Re-zept handeln würden, gäbe es bald nochviel mehr Arbeitslose. Denn kaum jemandwürde dann noch eine Lokalzeitung kau-fen. Karl-Heinz Schepka,

Nienburg / Weser �

Nachschlag in Geschichtezur polnischen Teilung

„Blick über die Oder“ in M 10 / 2004

Das Wissen der Deutschen über Polen sei„marginal“, meint die Autorin. Nur weni-ge Deutsche wüssten z. B. von der folgen-schweren Teilung des Landes durch Frie-drich den Großen, 1740 – 1786. Tatsacheist allerdings, dass der preußische Königden damaligen polnischen Staat … garnicht ohne Zustimmung der seit 1717 inPolen herrschenden zaristischen Schutz-macht hätte „teilen“ können. Teilungsvor-schläge verhandelte man erst 1772 nach-dem in Polen ein vierjähriger blutiger Bür-gerkrieg (eigentlicher „Weichensteller“ fürdie 1. Teilung) zu Ende war und KatharinaII. glaubte, Preußen und Österreich fürihre militärische Unterstützung im Kriegmit der Türkei entschädigen zu müssen.Die Teilungsvorschläge zwischen Rußland,Preußen und Österreich sahen vor, dassRußland und Österreich je 84.000 Quad-ratkilometer polnischen Territoriums inBesitz nehmen (mit 1,25 bzw. 2,67 Millio-nen Menschen) Preußen dagegen nur 35.000 Quadratkilometer mit 365.000 Ein-wohnern, von denen 40 Prozent deutsch-stämmig waren. Dieser Umstand und dieGewinnung einer Landbrücke von Ost-pommern nach Ostpreußen stellte den ei-gentlichen Wert des 1. Teilungsvertrageszwischen Rußland und Preußen dar. Derpolnische „Reststaat“ war dennoch le-bensfähig, zeigte sich wirtschaftlich er-folgreich und reformfähig. Seine neue Ver-fassung (1791) lehnte sich an den IdeenMontesquieus und Rousseaus an, … Ka-tharina II. empörte sich über die „franzö-sische Pest an der Weichsel“ und schickteTruppen für den Kampf gegen die neueVerfassung. Die 2. und 3. Polnische Tei-lung (1793 und 1795) waren ein Ergebnis.

Horst Hoeft, Schliengen �

4 M 11.2004

briefe an «m»

Wir freuen uns über Briefe.Vor allem über kurze.Wir wollen möglichst viele zu möglichst vielen Themen erhalten und abdrucken.Manchmal müssen wir Leserbriefe kürzen.Wir bitten um Verständnis.

Neue Postadresse:ver.di Bundesverwaltung

Karin Wenk, «M»-Redaktion 10112 Berlin

Telefon: (030) 69 56 23 26 Fax: (030) 69 56 36 76

E-Mail: [email protected]

➧ Journalistentag „Embedded Forever“ am 27.11.04 in BerlinDer diesjährige Journalistentag stellt die Frage: Verkommt der Journalismus im bequemen Bett vonPR und Marketing? Infos und Anmeldungen siehe Seite 40 (Umschlag hinten).

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Junge Journalistinnen und Journalistenbrauchen einen Ansprechpartner. Bei derderzeitigen miesen Lage am Arbeitsmarktund den vielfältigen Berufsbildern imMedienbereich fehlt vielen Berufsan-fängern eine Orientierung. Die AG Nach-wuchs der dju in ver.di hat sich zum Zielgesetzt, Informationen rund ums Thema„Einstieg in der Journalismus“ zu bün-deln und Angebote zur Weiterbildungund Vernetzung zu machen.

Nach dem erfolgreichen Hochschul-projekt der dju, in welchem unter ande-rem die Hochschulseite www.dju-cam-pus.de als Informationsportal für jungeJournalisten entwickelt wurde, wollendie Aktiven nun weitere Projekte in An-griff nehmen. Das funktioniert nur,wenn sich die verschiedenen Gruppenund Organisationen, die mit jungen Medienmachern arbeiten, zusammen-tun. Die bisher erfolgreiche Kooperationzwischen der Jugendpresse Deutschland

wird erweitert durch die Zusammen-arbeit mit der medien&co.Jugend desFachbereichs 8. Weiterhin gibt es Kon-takte zum Netzwerk JungeJournalisten.deund connexx-av.

Ein Schwerpunkt bildet in den kom-menden Monaten die Vorbereitung derYouthMediaConvention. Geplant ist eindreitägiger Volontärskongress auf derFähre von Kiel nach Oslo. Die 150 Teil-nehmenden haben die Möglichkeit, überdie verschiedenen Inhalte von Volon-tärsausbildung zu diskutieren. Außerdemwerden alternative Ausbildungsangebotefür Journalisten vorgestellt.

Hintergrund ist sowohl ein fehlen-des Netzwerk für Volontäre als auch dieäußerst unterschiedlichen Inhalte derAusbildung. Die dju möchte für die an-gehenden Journalisten Unterstützungund Orientierung bieten. Weitere Infosunter [email protected]

Katrin Hünemörder, AG Nachwuchs �

intern

Jung geht’s weiterDie dju fördert den Nachwuchs und setzt dabei neue Akzente

Freibrief erschienzum fünzigsten Mal

Der Freibrief ist nunmehr mit seiner fünf-zigsten Nummer erschienen. 1990 in Köln– engagierte Freie des WDR beschließen:Es braucht eine eigenständige Informationder Gewerkschaft für freie Journalistinnenund Journalisten. Die Themen der erstenAusgabe klingen noch heute irgendwievertraut: Geld kommt zu spät, WDR con-tra Lokalradio-Freie, fehlende Honorarefür Wiederholungen … Doch das Freibrief-Konzept hat sich grundsätzlich geändert.Derzeit erscheint der Freibrief vier Mal imJahr mit jeweils vier Seiten. In der Mitteimmer eine Doppelseite als Themen-schwerpunkt – meist klar Service orien-tiert. In der Ausgabe 50 liegt der Focus aufden Steuern. Außerdem ging es in den ver-gangenen Ausgaben um Büro-Versicherungund Existenzgründung und in der 51 istdie Altersvorsorge das Service-Thema. Derin NRW produzierte Freibrief bietet heutebundesweit Infos für alle freiberuflichenKunst- und Medienschaffenden. Er ist abrufbar unter www.freienseiten.de oderwww.dju-nrw.de �

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Von Gitta Düperthal | Er hat alle mögli-chen Ehrungen und Würdigungen erfah-ren, die man sich nur vorstellen kann:Vom Bundesverdienstkreuz über den Ehrenbrief des Landes Hessen bis zum Medienpreis der Bundesvereinigung Le-benshilfe für geistig Behinderte. Auch dieGoldene Ehrenmedaille in Hessen wurdedem blinden Journalisten Keyvan Da-hesch verliehen. Am 4. Juni erhielt erschließlich die Ehrenplakette des Landes-wohlfahrtsverbandes Hessen in Gold vomChef der Organisation, Lutz Bauer. DerEinsatz Daheschs habe viel für die Lebens-bedingungen von behinderten Menschenbewirkt. Durch „sein unermüdliches Ein-treten“ habe er zum Beispiel zur Aufnah-me des Benachteiligungsverbotes insGrundgesetz beigetragen, so Bauer.

Unermüdlich ist das richtige Wort.Keyvan Dahesch strahlt eine Energie aus,die man nur bei wenigen Menschen an-trifft. Zwar habe er ausgesorgt, bekommeRente, sagt Dahesch. Auf die bekannter-maßen kümmerlichen Einkünfte aus demfreien Journalismus sei er nicht angewie-sen. Doch er wolle nicht ruhen, das The-ma der Behinderten immer wieder in dieMedien zu befördern. Wie oft habe erschon – wie vergangenes Jahr bei einemKongress in Magdeburg zur Eröffnung desEuropäischen Jahrs der Behinderten – eini-ge Tage verbracht und dann der Frank-furter Rundschau wenige Zeilen geliefert.Die FAZ habe das Thema gleich ganz igno-riert. So schildert Dahesch die Hürden, dieein Journalist bei bestimmten Sujets aufsich nehmen muss. Um gleich daraufloszulegen: Aus der ganzen Republik seiensie angereist gekommen, 10.000 Men-schen in Rollstühlen und mehrfach Am-putierte – doch Nachrichtenagenturen wiedpa interessierten immer nur die Worteder Großkopferten: „Was hat Ulla Schmidtgesagt?“ Alle Hoffnungen seien einmalwieder vernichtet worden, dass die Me-dien auch ihre Sicht der Dinge an die Öf-fentlichkeit bringen würden.

Natürlich wolle er den jungen Kolle-ginnen und Kollegen keine Arbeit weg-nehmen. Er mache nur, worauf diese so-wieso keinen Bock hätten: Zwei Tage Kon-

gress, 85 Zeilen, 90 Cent pro Zeile. Nunverständlich, das rechne sich nicht, sagtDahesch bitter: „Oder würden Sie das ma-chen?“ Doch der blinde Journalist denktnicht nur im Detail messerscharf, er ana-lysiert auch das System, das hinter der Sa-che steckt. Das kann also nur so einer ma-chen wie er, Dahesch. Einer, den das pureEngagement treibt, der nicht „nur“ Profes-sion ausübt.

Über den Tellerrand sehen

Die sprühende Energie und das Über-den-Tellerrand-hinausdenken-Wollen, daser dabei an den Tag legt, muss den heute62-Jährigen wohl von Kindesbeinen anbegleitet haben. In seiner Jugend mussteer zunächst für sich selber kämpfen, ein-mal nicht für andere. Um Bildung. Vor al-lem aber um die persönliche Freiheit, dienur in Verbindung mit Bildung zu habenist, wie er früh erkennen musste. DennDahesch ist blind in der iranischen Haupt-stadt Teheran geboren, als Kind wohlha-bender und gebildeter Eltern. Sein Vaterwar ein führender Beamter im Kulturmi-nisterium.

Dennoch, die Bildungschancen fürBlinde seien gleich Null gewesen. Blinden-schrift oder eine Schule für Blinde habeman dort überhaupt nicht gekannt. Sohätten die Eltern bekümmert gesagt:„Wenn er nichts sehen kann, soll er we-nigstens gut essen und trinken“, schilderter seine Kindheitserlebnisse. Überbehütet,von einem Dienstmädchen vorsichtig be-gleitet, sei er aufgewachsen und habe des-halb stets einige Kilo zuviel gewogen.Auch was gesellschaftliche Diskriminie-rung heißt, hat Dahesch am eigenen Leiberlebt. Ungebildete Menschen hätten da-mals eine falsch verstandene muslimische

Legende in die Welt gesetzt: Wenn einKind blind geboren würde, sei dies eineBestrafung Gottes, der hiermit für die Sün-den der Eltern Sühne verlange. Vor demHintergrund solcher religiösen Wahnvor-stellungen ist Dahesch, wie er sagt, Frei-denker geworden. Sich zu einer Religionzu bekennen, könne er sich nur vorstellen,wenn sie explizit gewaltfrei sei – und nichtetwa denjenigen zu köpfen oder verdam-men gedenke, der nicht hinter ihr stehe.

Das Leben Keyvan Daheschs nahm alsTeenager eine abrupte Wende. 1957 be-suchte er für ein Jahr die deutsche Chris-toffel-Blindenmission in Isfahan, um an-schließend als 16-Jähriger bis 1960 dieBlindenschule „Nikolauspflege“ in Stutt-gart zu besuchen. Die Eltern respektiertendie Entscheidung ihres Sohnes zur frühenUnabhängigkeit. Jedoch, Journalist zuwerden und alle entsprechenden Fortbil-dungen zu besuchen, sich die EDV-Kennt-nisse anzueignen war für Keyvan Daheschein langer Weg. Doch als mühevoll würdeer ihn gleichwohl niemals bezeichnen.Erstens wäre das nicht sein Stil. Und zwei-tens sprüht der Kollege, wie gesagt, vorEnergien. Auch in Daheschs Fall gilt dasMotto: „hinter jedem großen Mann stehteine große Frau“. Seine Frau Anni Da-hesch, die er 1966 heiratete, begleitete ihnstets hilfreich bei seinem Tun.

Auch mit ver.di verbindet Keyvan Dahesch eine wunderbare Freundschaft.Der von 1975 bis 2002 als Pressesprecherim Hessischen Landesversorgungsamt be-schäftigte Kollege war von ver.di als Ar-beitnehmervertreter in den „BeratendenAusschuss bei der Hauptfürsorgestelle desLandeswohlfahrtsverbandes Hessen“ dele-giert. Um für die berufliche Wiedereinglie-derung Behinderter spürbar Akzente zusetzen. �

6 M 11.2004

porträt

Foto

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Unermüdlich,engagiert Keyvan Dahesch setzt sich für behinderte Menschen ein

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Von Tilmann P. Gangloff | Das hat sie nundavon; hätte sie ihr Geld mit ehrlicher Ar-beit verdient, wäre ihr das nicht passiert.Doch Mareike, Studentin der Zahnmedi-zin, wollte ja unbedingt auf einen Schlagreich werden. Während andere Monatelang im Container ausharren müssen, soll-te sie nur neun Tage brauchen, um500.000 Euro einzusacken. Schneller reichkann man im Fernsehen nur bei „Werwird Millionär“ werden. Und die Aufgabeschien ja so einfach: Sie musste Familieund Freunde nur davon überzeugen, dassder Mann, den ihr der Sender an die Seitestellte, ihr Traumprinz sei. Natürlich hatdie Sache einen Haken: „Prince Char-ming“ entpuppte sich als Elefant im Por-zellanladen ohne Manieren, ohne Taktge-fühl. Was Mareike nicht ahnt: Der Mannist ein gedungener Schauspieler, der ihrdas Leben zur Hölle machen soll.

„Mein großer dicker peinlicher Ver-lobter“ heißt diese Reality-Show. SiebenWochen lang immer donnerstags durftedie Fernsehnation – je nach Temperament– voller Schadenfreude oder Mitgefühl ver-folgen, wie Mareike mit Todesverachtungihrem „Verlobten“ durch die Fettnäpfchenfolgen musste. Die öffentliche Diskussionnahm zwar nicht das Ausmaß jener Empö-rung an, die zu Jahresbeginn die Reihe„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“(RTL) ausgelöst hat. Doch auch jetzt gab esdie Meinung, dass das Fernsehen wiedermal eine Grenze überschritten habe.

Das Fernsehformat mit dem dickenVerlobten war also wieder mal ein Tabu-bruch mit Ansage. Hinzu kommt hier dasböse Spiel mit der jungen Frau, die ja nichtahnte, worauf sie sich eingelassen hat; daswar im Dschungelcamp anders, denn diebeteiligte Halbprominenz war zuvor überdie Mutproben und das entbehrungsrei-

che Dasein informiert worden. Trotzdemhatte es heftige Kritik gegeben: Das For-mat konterkariere „die Vermittlung wich-tiger sozialer Werte wie Verständnis, Ach-tung und Respekt anderen gegenüber“, ur-teilte damals die Kommission für Jugend-medienschutz.

Tatsächlich lernen Kinder von heute,die ja in einer Medienwelt aufwachsen,schon früh zwischen Fernsehrealität undWirklichkeit zu unterscheiden. Eine inten-sive Befragung Jugendlicher ergab jüngst,dass sie Shows dieser Art als Karneval be-trachten, wenn auch mit gemischten Ge-fühlen: weil ihnen klar ist, dass man so mitMenschen eigentlich nicht umgehen darf.Warum aber sind gerade Jugendliche trotz-dem so fasziniert von diesen Formaten?Warum empfinden sie wohlige Schauer,wenn bei „Scare Tactics“ (MTV) Gleichalt-rige zu Tode erschreckt werden, weil an-geblich ein Serienkiller um die Hütteschleicht.

Faszination Tabubruch

Es ist der Tabubruch, der fasziniert:Wie im „Märchen von einem, der auszog,das Fürchten zu lernen“ kann man sichlustvoll und gleichzeitig völlig geschütztseinen Ängsten hingeben. Wenn dieseumstrittenen Formate neben der Volksbe-lustigung (und der Einschaltquotenver-mehrung) überhaupt einen Sinn haben,dann diesen: den kalkulierten Non-Kon-formismus. Indem Werte immer wieder inFrage gestellt werden, werden sie letztlichverstärkt. Das gilt gerade für Jugendliche,die ja – allen Vorurteilen zum Trotz – un-gleich wertkonservativer sind als so man-cher Erwachsene. Die umfangreiche Shell-Studie bestätigt seit Jahren, dass jungenMenschen gesellschaftliche Normen und

Werte wie zum Beispiel, Ehrlichkeit, Fair-ness und die Achtung Anderer, sehr vielbedeuten. Klare Grenzen sehen sie beiFernsehformaten immer dort, wo Regelnverletzt werden oder die körperliche Un-versehrtheit gefährdet ist.

Ausgerechnet das kommerzielle Fern-sehen, dieser gleichgültige Moloch, dieserAllesfresser, ein Wertevermittler? Das dürf-te Vielen nicht ins Weltbild passen. Dochdie Erkenntnis ist nicht neu. Seit Kirche,Politik und Gewerkschaften enorm an An-sehen und Wirkung verloren haben, su-chen sich die Menschen andere Institutio-nen ihres Vertrauens. Was liegt da näherals die Medien, mit denen man ohnehinacht Stunden pro Tag verbringt? Die Wer-te, die in neuen Formaten in Frage gestelltwerden, erfahren in Spielfilmen, Serienund Soaps ihre Bestätigung: Gewalt alsMittel, ein Ziel zu ereichen, ist verpönt,Verbrechen zahlt sich nicht aus, und amEnde zählt nur die Liebe. Weltfremd? Magsein; im Fernsehen ist das Alltag. �

M 11.2004 7

kolumne

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Tilmann P. Gangloff, Medienfachjournalist:über Formate wie „Mein großer dickerpeinlicher Verlobter“ in Sat.1 (Foto oben).

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Das Fernsehenals Sinnstifter

Warum TV-Tabubrüche in der Wirklichkeit wertvoll sein können

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titelthemapressefreiheitpressefreiheit

8 M 11.2004

Caroline von Monaco und Ernst-Augustvon Hannover sind nicht Lieschen undPeter Müller, die mit ein paar Euro Zu-brot-Gage erst über die juristischen Ein-willigungshürden gelockt, dann vor einemTV-Millionenpublikum öffentlich ent-blößt und schließlich mit den Folgen derEntblößung in ihrem sozialen Umfeld allein gelassen werden. Sie gehören auchnicht zu jenen Armen, die sich für einpaar Euro samt Kind ablichten lassen unddem Rechte-Inhaber eine nahezu beliebi-ge Verwendung der Fotos zur Illustrationbeliebiger Illustrierten-Stories einräumen.

Caroline von Monaco und Ernst Au-gust von Hannover sind Prominente. Sieüben – auch ohne politisches Mandat mitdemokratischer Legitimation – mindes-tens kulturellen Einfluss aus. Beispiels-weise als vermögende Mäzene oder als In-haber ehrenamtlicher Funktionen. Zumalunter den Bedingungen eines zunehmend„schlankeren“ Staates. Sie verkörpern alsMitglieder des europäischen Hochadelsvirulente Herrschafts-Traditionen undLeitbilder für viele Menschen, in derenZustimmung und Beifall sie sich auchgerne sonnen. Sie verkörpern zugleichjene Klasse von Prominenten , denen dasBlitzlicht der Kameras und die Spalten

der Illustrierten mehr als nur ein qual-voller Duldungs-Tatbestand sind, soweitsie ihren Zielen und Zwecken – auch undgerade wirtschaftlichen – dienlich sind.

Sie repräsentieren auch jene Klassevon Prominenten, die stets dann, wenndie öffentliche Beobachtung ihren priva-ten Interessen nicht dienlich ist, „Halt!Privat!“ rufen. Das gilt für Ernst-Augustvon Hannover, wenn er Millionen vonBlasen-Leidensgenossen und Schützen-fest-Freiluftpinklern Absolution erteilt(Wenn selbst der, …) oder wenn er dasAbwägungsgebot der Presse zwischen öffentlichem und privatem Interesse mitdem Faustrecht durchsetzen will. Das giltauch für alle jene, die zur Hochzeit gernein wenig Hofberichterstattung hätten –was z. B. für Werbeverträge und Bücher-Promotion nicht schädlich ist – die eineScheidung oder anstößiges Verhalten da-gegen als reine Privatsache behandelt wis-sen möchten.

Pressefreiheit gilt ungeteilt

Wer allerdings sein Privatleben privathalten möchte, sollte dies auch tun dür-fen, solange es nicht öffentliche Interes-sen berührt.

Die Pressefreiheit gilt ungeteilt. DieVerfassung kennt keine Klassenunter-schiede zwischen seriöser Presse und Yel-low Press. Daher ist es in der Caroline-Debatte alles andere als hilfreich aber zu-gleich aufschlussreich, wenn die Verleger-verbände Journalismus in „Qualitäts- undBoulevardjournalismus“ aufteilen.

Alle Formen des Journalismus müs-sen sich den selben Regeln und Normenunterwerfen. Zum Beispiel dem Presse-kodex des Deutschen Presserats. Er kenntbei der Ethik und speziell bei den Persön-lichkeitsrechten keine unterschiedlichenSpielräume für Boulevard- und Abo-Zei-tungen, Nachrichten-Magazine und Yel-low-Illustrierte. Er stellt – und das gerätvielfach zu Unrecht und fahrlässig ausdem Blickfeld – auch bei der Wahrhaftig-keit, bei der Sorgfalt, bei der Deklarations-pflicht für Tatsachen und Fiktion sowiebei der strikten Trennung von redaktio-nellen und werblichen Inhalten die selbenAnforderungen. Geschmacksfragen habenhier keinen Platz. Sie taugen als Beurtei-lungskriterium nicht. Zur Pressefreiheitgehört, dass unterschiedliche Niveaus der Erörterung und Darstellung hinge-nommen werden müssen, soweit sich die Medien sonst an die für alle geltendenRegeln und Gesetze halten.

Auch der verständliche Wunsch, dieMenschen aus der Sphäre der Unterhaltungund Wirklichkeitsflucht in die der politi-schen Alltags-Auseinandersetzung mündi-ger Bürger zurück zu holen, kann nichtüber eine ethische oder rechtliche Ausgren-zung der Unterhaltungs-Medien erfülltwerden. Derartige Manöver liefen aufeine Zensur zu Erziehungszwecken hin-

Engerer SpielraumDas sogenannte Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofes fürMenschenrechte hatte in jedem Fall ein Gutes: Es löste Debatten umdie Pressefreiheit und die Qualität journalistischer Bildberichterstat-tung in Deutschland aus. Wer bestimmt künftig a la Straßburg, wasprivat und was öffentlich ist? Der Journalist im Zuge der Pressefrei-heit, die Prominente, dann wenn es ihr ins Kalkül passt, oder dieRichter in langwierigen Prozessen. Journalistenverbände und Deutscher Presserat kritisieren die nun entstandene Unsicherheit inder journalistischen Praxis, Juristen beklagen vor allem die vertaneChance einer nochmaligen Prüfung der Entscheidung, wenn diedeutsche Bundesregierung Einspruch eingelegt hätte.

Von Manfred Protze

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aus.Hat das Straßburger Urteil auf diesemHintergrund Gewicht? Ich meine Ja. DieRichter des EGMR haben die Definitions-Macht für das, was von „allgemeinem gesellschaftlichen Interesse“ ist, von derPresse in Richtung Justiz verschoben. Der noch vom Bundesverfassungsgerichtgeforderte „weite Spielraum“ wird enger,wenn das Straßburger Urteil Bestand hat.Die Kommentatoren, die auf das aus ihrerSicht weiterhin ungeschmälerte Recht derPresse auf die Kontrolle von (mandatier-ten) Politikern („Wächteramt“) hinweisen,erklären die übrigen Teile der einflussrei-chen Prominenz immanent für belanglos.Dem wäre nach dem vorher Gesagtenentschieden zu widersprechen.

Verzichtbar oder unzulässig

Warum aber löst das Urteil aus Straß-burg nur in einem Teil der Publizistik und in der Politik keine Besorgnisse odergar Protest aus? Dafür gibt es aus meinerSicht zwei wesentliche Gründe: Zum einenbegrenzt die Auswahl des Streitgegen-stands das Öffentliche Interesse an derEntscheidung. Caroline auf dem Fahrrad?Caroline beim Einkaufen ? So what. DerBeitrag dieser Fotos zur Meinungsbildungerschließt sich nicht auf den ersten, nichteinmal auf den zweiten Blick. Verzichtbarist aber nicht dasselbe wie unzulässig.Unerträgliche „Jagdszenen“ wären etwasanderes. Darauf ist der EGMR-Spruch je-doch nicht gegründet. Zum anderen be-friedigt die Straßburger Entscheidungklammheimliche Vergeltungs- und Bestra-fungswünsche aller jener, die in den ver-gangenen Jahrzehnten vermeintlich oder

tatsächlich Opfer von Grenzüberschrei-tungen der Medien geworden sind. Ernstzu nehmen sind dabei die tatsächlichenOpfer. Dass es sie gegeben hat – davonzeugen unter anderem Rügen des Deut-schen Presserats. Er verkörpert den Ver-such, die Presse durch Selbstkontrolle an-stelle der Justiz in den allgemein und vonihr selbst akzeptierten Grenzen zu halten.

Die Produktivität des Straßburger Ur-teils könnte in einer ernsten Debatte dar-über liegen, ob die Akzeptanz der Selbst-kontrolle und die Qualitätssicherung inden Medien einen ausreichenden Graderreicht haben. Dabei steht die Medien-Selbstkontrolle auch beim Europarat inhohem Ansehen. In der Entschließung1165, auf die sich das EGMR-Urteil stützt,heißt es: „Die Medien sollten ermutigtwerden, eigene Richtlinien für Veröffent-lichungen einzuführen und ein Organeinzurichten, an welches sich jeder Bür-ger wenden kann, um sich wegen Beein-trächtigung seiner Privatsphäre zu be-

schweren …“ Zugleich sollten Verlegerund Gewerkschaften ernsthaft überprü-fen, ob die Forderung des Europarats ,„als Teil der journalistischen Ausbildungeinen Rechtskurs vorzusehen, in dem dieBedeutung des Rechts auf Privatsphäregegenüber der Gesellschaft als solcherherausgestellt wird“, überall angemessenumgesetzt wird. Auf die Tagesordnungsetzt das Urteil erneut auch die Aufforde-rung des Europarats von 1998 „die Be-rufsverbände von Journalisten zu ermu-tigen, spezielle Kriterien für die Berufszu-lassung sowie Normen der Selbstkontrolleund einen journalistischen Verhaltens-kodex zu erarbeiten“.

Bliebe festzuhalten, dass Verleger,Rundfunkveranstalter und Journalistengleichermaßen Verantwortung für dasVertrauen in ihre Fähigkeit zur Selbst-regulierung und für das Ansehen ihrerBerufe tragen. Der Autor ist Sprecher des dju-Bundesvorstandes und Mitglied des deutschen Presserats. �

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➧ Szenarium der juristischen AuseinandersetzungDer Gegenstand Bilder, die Caroline von Monaco in Begleitung ihrer Kinder, beim Einkau-fen, unterwegs mit dem Fahrrad, auf dem Markt,bei einem Skiurlaub in Österreich, zusammen mitPrinz Ernst-August von Hannover beim Tennis-spielen, beim Sturz über ein Hindernis im öffent-lich zugänglichen Beach Club von Monte Carlozeigen …

Die Tatorte Millionenauflagen von „Bunte“und „Neue Post“ in den Jahren von 1993 bis ’97.

Die juristischen Ebenen der Abwägung zwi-schen Pressefreiheit und PersönlichkeitsrechtDas Landgericht Hamburg, das OberlandesgerichtHamburg, der Bundesgerichtshof, das Bundesver-fassungsgericht, eine kleine Kammer des Euro-päischen Gerichtshofs für Menschenrechte.

Das Hauptargument der Abgebildeten gegeneine Veröffentlichung Die Bilder dienen (ledig-lich) der Unterhaltung, nicht der Information derÖffentlichkeit. Das Recht am eigenen Bild über-wiegt daher das Recht der Presse, Vorgänge undPersonen von öffentlichem Interesse darzustel-len. Eine Zustimmung der Abgebildeten für denAbdruck fehlte.

Das Ergebnis der Abwägung beim Bundes-verfassungsgericht Die Fotos, auf denen Kin-der zu sehen sind, dürfen nicht, die anderen dür-fen veröffentlicht werden.

Die Hauptargumente des Bundesverfassungs-gerichts • Kinder genießen einen besonderenSchutz. Sie dürfen in der Presse nicht wie Er-wachsene behandelt werden. • Die Pressenimmt an der öffentlichen Meinungsbildung teil.Auch Unterhaltung ist ein Instrument der Mei-nungsbildung. • Auch Prominente, die nicht Po-litiker sind, stehen für Wertvorstellungen. Siekönnen für Menschen Leitbilder oder Konstrast-bilder verkörpern. • Die Presse braucht einenausreichenden Spielraum, in dem sie – in gesetz-lichen Grenzen – „nach ihren publizistischen Kriterien entscheiden kann, was öffentlichesInteresse beansprucht“. Was von „öffentlichemInteresse“ ist, kann sich auch erst in einem Mei-nungsbildungsprozess herausstellen.

Die Hauptargumente des EGMR • Die Streit-Fotos dienen lediglich der Befriedigung der Neugier „eines bestimmten Publikums“ anEinzelheiten aus dem Privatleben von Caroline.• Trotz des Bekanntheitsgrades von Carolinetaugen die Fotos „nicht als ein Beitrag zu einerDebatte von allgemeinem gesellschaftlichenInteresse“. Sie durften daher nicht ohne Einwil-ligung der Betroffenen veröffentlicht werden.

Die Basis der EGMR-Entscheidung • Die Europäische Menschenrechtskonvention, Artikel 8• Die Entschließung 1165 der ParlamentarischenVersammlung des Europarats über das Recht aufAchtung des Privatlebens von 1998.

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Von Prof. Dr. Robert Schweizer

„In diesem Urteil werden die Pressefreiheitund die Garantie für seriösen Journalismusin Stein gemeißelt“. So schätzt der Kanzlerdas Urteil der 3. Sektion des EuropäischenGerichtshofs für Menschenrechte vom 24. Juni 2004 (Requête n° 59320/00) ein. Ermöchte mit diesem Satz sicher nicht die Me-dien verhöhnen. Dennoch hat er sich so nichtirgendwo geäußert, sondern ganz offiziellam 27. September auf dem 50. Kongress desBundesverbands Deutscher Zeitungsverleger.

„Das Urteil trifft die Pressefunktion in ih-rem Kern“ stellt dagegen Professor Grimmin einem schon am 14. Juli 2004 in derF.A.Z. veröffentlichten Interview fest.Prof. Grimm gehörte dem 1. Senat desBundesverfassungsgerichts zum Urteilvom 15. Dezember 1999 (1 BvR 653/96).Diesem Urteil hat der EGMR nun wider-sprochen.

Die Straßburger Entscheidung folgtnicht dem Grundgedanken des Bundes-verfassungsgerichts-Urteils, nämlich derkommunikationswissenschaftlichen undrechtssoziologischen Erkenntnis: DieWächterfunktion der Presse und aller anderen Medien muss und darf sich aufalle Personen des öffentlichen Lebens er-strecken. Sie betrifft diese Personen nichtnur soweit sie gerade dabei sind, eine offizielle Funktion auszuüben. Vielmehrumfasst sie grundsätzlich auch das sonstige Verhalten dieser Personen in derÖffentlichkeit. Zitiert werden deshalb dieentscheidenden Sätze des Bundesverfas-sungsgerichts-Urteils. Ohne dieses Zitataus dem Urteil des Bundesverfassungsge-richts vom 15.12.1999 lassen sich dieStraßburger Probleme nicht verstehen:

„Es kennzeichnet häufig gerade das öffentli-che Interesse, welches solche Personen bean-spruchen, dass es nicht nur der Funktions-ausübung im engeren Sinne gilt. Vielmehrkann es sich wegen der herausgehobenenFunktion und der damit verbundenen Wir-kung auch auf Informationen darüber er-strecken, wie sich diese Personen generell,also außerhalb ihrer jeweiligen Funktion, inder Öffentlichkeit bewegen. Diese hat ein berechtigtes Interesse daran zu erfahren, obsolche Personen, die oft als Idol oder Vorbildgelten, funktionales und persönliches Ver-halten überzeugend in Übereinstimmungbringen.

Eine Begrenzung der Bildveröffentlichungenauf die Funktion einer Person von zeitge-schichtlicher Bedeutung würde demgegen-über das öffentliche Interesse, welches solchePersonen berechtigterweise wecken, unzu-reichend berücksichtigen und zudem eine selektive Darstellung begünstigen, die demPublikum Beurteilungsmöglichkeiten vorent-hielten, die es für Personen des gesellschaft-lich-politischen Lebens wegen ihrer Leitbild-funktion und ihres Einflusses benötigt. Einschrankenloser Zugriff auf Bilder von Perso-nen der Zeitgeschichte wird der Presse da-durch nicht eröffnet.“

Um gut beurteilen zu können, worin sichdie beiden Urteile vor allem unterschei-den, braucht man diesem Zitat nur die„Schlussfolgerung“ in Nr. 76 des Straß-burger Urteils gegenüberzustellen: NurFotos und Artikel zur offiziellen Funktionsollen grundsätzlich zulässig sein:

„Wie zuvor dargelegt, ist der Gerichtshof derMeinung, dass bei der Gewichtung desSchutzes der Privatsphäre und der Freiheitder Meinungsäußerung als bestimmenderFaktor der Beitrag zu gelten hat, den die ver-öffentlichten Fotos und Artikel zur Debattemit Allgemeininteresse erbringen. In der vor-liegenden Sache ist aber festzustellen, dassein solcher Beitrag fehlt, weil die Beschwer-deführerin keine offiziellen Funktionen er-füllt und die streitgegenständlichen Fotosund Artikel sich ausschließlich auf Einzel-heiten aus ihrem Privatleben beziehen.“

Für Personen wie Prinzessin Caroline vonHannover nimmt das Straßburger Urteilalso an, dass sie – anders als „Politikerbeispielsweise in Ausübung ihrer Ämter“(Nr. 63 des Urteils) – grundsätzlich keineoffiziellen Funktionen ausüben, und dassdeshalb über sie ohne ihre Einwilligungweder in Bild noch in Wort berichtet wer-den darf.

Wenn in Beiträgen zum Urteil vom24. Juni 2004 immer wieder kritisiertwird, das Urteil führe zu einer Hofbe-richterstattung und zu einem Kommuni-kee-Journalismus, dann ist dieses Verboteiner Realitätsvermittlung gemeint. Soweit die Prominenten nicht einwilli-gen, darf nicht berichtet werden, und dadurch können die Prominenten dieMedien steuern. Prof. Grimm hat in dembereits erwähnten Interview dementspre-chend kritisiert:

„Über die Sängerin darf dann ohne Einwilli-gung fotografisch nur berichtet werden,wenn sie singt, über den Fernsehmoderator,wenn er moderiert, über den Fußballstarnur, wenn er kickt, nicht zum Beispiel, wenner nachts in der Disco Gäste anpöbelt.“

Lässt es sich vertreten, dass das Bundeska-binett die Entscheidung nicht dem Straß-burger Gericht zur Überprüfung durch dieGroße Kammer vorgelegt hat? Wer eineZeitschrift oder eine Zeitung zur Handnimmt und überprüft, was nun nach demStraßburger Urteil noch rechtmäßig ist undwas rechtswidrig sein soll, stellt schnelleine Unsicherheit nach der anderen fest.Die Reihe von Fragen zum Inhalt des Ur-teils reicht sehr weit über das übliche Maßan Unsicherheiten hinaus. Allein schondeshalb hätte die Bundesregierung bean-tragen müssen, dass die Große Kammerdes Europäischen Gerichtshofs für Men-schenrechte das Urteil überprüft.

Die Bundesjustizministerin beschwich-tigte gleich noch am 2. September, dem„Schwarzen Mittwoch“ (Hanfeld in F.A.Z.),als sie die negative Entscheidung des Kabinetts bekannt gab. Sie argumentierte,das Bundesverfassungsgericht und die an-deren deutschen Gerichte seien doch andas Urteil des Europäischen Gerichtshofsfür Menschenrechte gar nicht gebunden.Aber: Der frühere Präsident des Bundes-verfassungsgerichts Ernst Benda und an-dere wenden mit Recht ein, juristisch seidas zwar richtig, „aber jeder Amtsrichter,der über einen solchen Fall zu entschei-den hat, wird das Urteil kennen und sehen, ob es ihm hilft“ (ddp).

Um die Ausgangsfrage zu beantwor-ten: In diesem Urteil werden die Presse-freiheit und die Garantie für seriösenJournalismus ganz bestimmt nicht in Steingemeißelt. Es lässt sich für die Bundesre-gierung nicht einmal ein überzeugendesArgument für die Entscheidung vom„Schwarzen Mittwoch“ finden. Die Ent-scheidung des Bundeskabinetts, das Urteilnicht einmal von der Großen Kammerüberprüfen und klarstellen zu lassen,kann als negatives Musterbeispiel in dieGeschichte der Rechtspolitik eingehen.

Worüber übrigens noch niemand ge-schrieben oder auch nur gesprochen hat:Wie wirkt sich das Straßburger Urteil aufArbeitsplätze aus?Der Autor ist Professor für Rechtssoziologieund Mitglied des Deutschen Presserats �

In Stein gemeißelt? Negatives Musterbeispiel für die Geschichte der Rechtspolitik

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Die Welt wurde an sich wieder geradege-rückt. Die Bilder, die der Journalist FriedrichMülln heimlich über die Zustände in einemMünsteraner Tierversuchslabor aufnahm,dürfen im Wesentlichen wieder öffentlichgemacht werden (M 04 / 2004). Dennochstellte der Bildjournalist nach zunächst wie-der gestiegener Mediennachfrage in denletzten Wochen ein „abrupt abfallendesInteresse“ an seinen Aufnahmen fest.

Es wurde vielfach darüber berichtet: DasOberlandesgericht Hamm hatte ein ge-nerelles Landgerichtsverbot weitgehendrevidiert, die Aufnahmen der Haltungvon Versuchsaffen und des Umgangs desPersonals mit ihnen bei der Covance La-boratories GmbH zu veröffentlichen. DieBerufungskammer hat dem Bildjournalis-ten Mülln nun rechtskräftig eingeräumt,sein verdeckt aufgenommenes Filmmate-rial, das Tierschützer und Öffentlichkeitalarmiert hatte, sei „trotz der rechtswidri-gen Beschaffung“ durch das Grundrechtder Pressefreiheit gedeckt, „weil es zurKontrollaufgabe der Presse gehört, aufMissstände von öffentlicher Bedeutunghinzuweisen“. Das insgesamt 40 Stundenumfassende Material „zeigt für sich alleingesehen authentische Szenen“, bestätigtedas Gericht. Allerdings, so wurde demJournalisten in der schriftlichen Urteils-begründung aufgegeben, dürfe man da-mit „keine irreführende Botschaft verbrei-ten, sei es durch verfälschenden Begleit-text oder durch suggestive Schnittfüh-rung“. Mit einer überzogen reißerischenund verfälschenden Präsentation begrün-det die Kammer denn auch das fortbe-stehende Verbot der Verbreitung von vierFilmen, u. a. in SAT.1- und Pro 7-Magazi-nen gesendet, die sich auf das von Müllnaufgenommene Bildmaterial stützen. DerUrheber sei jedoch „deshalb nicht gehin-dert, das vorhandene Filmmaterial etwazu einem neuen Film zusammenzustellen“.

Auf der Internetseite des ZDF-Maga-zins „Frontal 21“ wird der Prozessausgangseit Anfang September als „Sieg für diePressefreiheit“ gefeiert. Kein Wunder, dasZDF-Magazin hatte am 9. Dezember 2003den ersten „insgesamt relativ ausgewogen“recherchierten Bericht, so attestiert daszweitinstanzliche Urteil, über die Tier-versuche in der Firma Covance gesendet.Damit wurden 3,5 Mio. Zuschauer erreicht.Doch zwischenzeitlich hatte selbst „Fron-tal 21“ – im Untertitel „kritisch, investi-gativ, unerschrocken“ – alle Online-In-halte zum Thema Covance aus dem Netzgenommen. Offenbar wollte die Rechts-abteilung in Mainz Trubel aus dem Wegund auf Nummer sicher gehen.

Fotos verschwunden

Alles, was nach der Urteilsverkündungam 21. Juli kam, ist mit dem Hinweis aufeine laufende juristische Auseinanderset-zung nicht mehr zu erklären. In den Pub-likationen ganzer Verlagsriesen ist dasThema seit Monaten verschwunden.Weder auf den Internetseiten von Bild-online, noch von Welt oder Welt am Sonn-tag, Berliner Morgenpost oder HamburgerAbendblatt wird man in Sachen Tierver-suche und Covance fündig. Das scheintdie Mülln hinter der Hand zugetrageneErklärung zu stützen, dass bei Springerder Rückzieher auf oberster Konzernebeneund besonders gründlich vollzogen wurde.

Selbst nach dem Urteil ging Covanceweiter in die Offensive. Asbjörn Svarstad,Korrespondent skandinavischer Zeitungenin Berlin, bekam das nach zwei großenbebilderten Artikeln, die er im schwedi-schen „Aftonbladet“ und dem norwegi-schen „Dagbladet“ veröffentlicht hatte, zuspüren. Ihm wurde die besondere Auf-merksamkeit des Laborunternehmens zu-teil: mit zwei Faxen, einer Express-Sen-dung per Boten und zwei E-Mails. Ein

Tom Leyton aus der PR-Abteilung bezeich-net darin Svarstads Berichte als „inkorrekt“.Man habe ihm so demonstrieren wollen„wir wissen, wer Sie sind und wo Siewohnen“, meint der Korrespondent undist sicher, „dass man keine weiteren sol-chen Berichte“ von ihm „sehen möchte“.

In mehrseitigen, verklausuliertenSchreiben wandten sich die Anwälte desTierversuchslabors auch „vorsorglich“oder mit Hinweis auf geplante Veröffent-lichungen an Journalisten und Sender, um ihnen ihre Sicht der Rechtslage auf-zudrängen. „Angedachte Veröffentlichun-gen“ heißt es da, müssten sich in einem„engen Rahmen bewegen“. Und ebenfalls„rein vorsorglich“ weisen die Advokatendarauf hin, dass die Aufrechterhaltungvon Vorwürfen gegenüber Covance„durchaus Verleumdungscharakter habenkann und auch Schadensersatzforderun-gen nach sich ziehen kann“. JuristischerNachhilfeunterricht oder Drohung? Nicht überall dürfte es in Redaktionenund Rechtsabteilungen so professionellgelaufen sein wie im Fall des RBB-Maga-zins „Polylux“. Hier waren Covance-An-wälte Anfang August nach der Ankündi-gung eines Filmberichts für die nächsteSendung aktiv geworden „Nahezu täg-lich“, sei man daraufhin „mit Schreibenbombardiert“ worden, erinnert sich StefanMathieu, Geschäftsführer der Kobalt Pro-ductions GmbH, die Polylux produziert.Doch: „Wer häufiger heikle Themen an-fasst, darf sich von so etwas nicht schre-cken lassen.“ Mit Hilfe eines „klugen undmutigen Justitiars des RBB“, so Mathieu,sei es gelungen, solche Formulierungenzu finden, dass man nicht Gefahr lief,eine Unterlassungserklärung auf denTisch zu bekommen. Tatsächlich folgtenach dem planmäßig ausgestrahltenPolylux-Bericht von der Firma Covancenur noch „Schweigen im Walde“.

Helma Nehrlich �

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Pressefreiheit als VersuchskaninchenTierversuchslabor Covance macht noch immer Druck gegen Bildveröffentlichungen

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Gewaltfotos mit grausamen Detailaufnah-men, schmerzverzerrten Gesichtern, abge-trennten Köpfen sind in Zeitungen und Zeitschriften schon lange kein Tabu mehr.Zunehmend beschäftigen sie den DeutschenPresserat. Zu einer Diskussion über die Be-wertung solcher Fotos lud das Selbstregu-lierungs-Gremium Ende September Wissen-schaftler, Jugendschutzexperten, Journalis-tinnen und Journalisten nach Bonn ein.

Die Problemstellung: „Presseethik zwischenJugendschutz und Pressefreiheit“ bei Foto-veröffentlichungen hatte der deutschePresserat nicht von ungefähr gewählt. Einige seiner Entscheidungen in Bezugauf Gewaltfotos waren von Redaktionenals „nicht nachvollziehbar“ kritisiert wor-den. Somit stand die Frage: Sind die Kri-

terien des Deutschen Presserats fixiert imPressekodex ausreichend? Oder sind sie„kryptisch“ und dringend überarbeitungs-bedürftig, wie Nicolaus Fest, Mitglied derBild-Chefredaktion, behauptete.

Genaue Einzelfallprüfung

Der Fotograf sei das „Auge vor Ort“,eine „Art Dienstleister“. Er müsse alles inBilder fassen, was um ihn herum gescheheund es seinem Auftraggeber liefern. Allesweitere liege nicht mehr in seinem Er-messen, so die Fotografin Gaby Sommer.Seit 25 Jahren im Beruf hat sie nach zehnJahren der aktuellen Nachrichtenfoto-grafie unter anderem für AP und Reuters„genug von Leichen, Trauernden undBlut“ und spezialisiert sich seitdem auf

Porträts und Wirtschaftsthemen. Die Ver-antwortung, welches Bild aus der Fülleder zur Verfügung stehenden Fotos abge-druckt wird, liege in der Redaktion. Dabeiseien „Diskussionen über die Bildauswahldurchaus auf der Tagesordnung“, weißdie Fotografin. Und in den Nachrichten-agenturen würden einige schockierendeFotos gar nicht erst an Kunden weiterge-geben.

Kölner Express-Chefredakteur RudolfKreitz stellte unumwunden die Frage nachdem Motiv für eine Veröffentlichung inden Vordergrund. Will man aufrütteln;den Finger in die Wunde legen, umSchlimmeres zu verhindern oder einfachnur die Sensationsgier der Leser befriedi-gen, um Auflage zu machen? Er bestätigt,dass auch er keine Entscheidung ganz allein fälle und die Auswahl nie leicht sei.Zu unterschiedlich seien die Wahrneh-mungen und die Befindlichkeiten. „Nur eine genaue Einzelfallprüfung kann einen seriösen Umgang mit diesemThema garantieren.“ Im Kölner Expressgebe es die Regel, keine Leichen zu zeigen.Und doch sei dies bei den schrecklichenAnschlägen mit Hunderten von Totenimmer wieder in Frage gestellt und de-battiert worden. „Muss man nicht dochsolche Fotos zeigen, damit das Unfassbarefür die Menschen sichtbar wird? Den-noch, bisher verzichten wir darauf“, soKreitz.

Pressekodex wenig hilfreich

Bild-Vertreter Nicolaus Fest stellt inden Mittelpunkt der Abwägungen bei derFotoauswahl den „Informations- und Ver-dichtungsgehalt“ eines Fotos. „Das Fotomuss also entweder Beleg für einen bisherunbekannten Aspekt sein oder einenSachverhalt auf den Punkt bringen.“ Kri-terien aus dem Pressekodex, wonach auf„unangemessene sensationelle Darstel-lung“ verzichtet werden solle, wenn derMensch zum bloßen Opfer und Mittelherabgewürdigt werde, seien da wenighilfreich. Schließlich seien die Menschen

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Keine Patentrezeptefür GewaltfotosHearing des Deutschen Presserats:Einzelner Tropfen verantwortlich für das Nasswerden?

12 M 11.2004

➧ Ziffer 11 des PressekodexDie Presse verzichtet auf eine unangemessenesensationelle Darstellung von Gewalt undBrutalität. Der Schutz der Jugend ist in der Be-richterstattung zu berücksichtigen.

Der Deutsche Presserat erteilte für diese Darstellung über eine Mädchengang in der Jugendzeitschrift Popcorn aufgrund einer Verletzung von Ziffer 11 des Pressekodex eineöffentliche Rüge. Der Beitrag lasse jegliche Distanz zum Thema sowie eine ablehnendeHaltung der Redaktion vermissen. Er wirke gewaltverherrlichend, hieß es in der Begrün-dung. Zudem werde keinerlei Information und Hilfe für die Opfer angeboten. Besondersder Jugendschutz werde in dem Beitrag nicht genügend beachtet.

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auf vielen Kriegs- und Greuelfotos ohne-hin „nur Objekt“. Ebenso wenig helfe dieRegel, dass das Opfer durch die Darstellungnicht erneut Opfer werden dürfe und,dass auf die Gefühle der AngehörigenRücksicht zu nehmen sei. „Ginge es da-nach, ließe sich so gut wie kein Foto einesUnglücksfalls oder Verbrechens veröffent-lichen“, sagte Fest.

Die Würde des Opfers zu achten, wärefür Norbert Schneider, Direktor der Lan-desanstalt für Medien NRW, durchaus Kri-terium, „einmal das schwächere Bild zuveröffentlichen“. Auch der Gezeigte müssegeschützt werden, vor allem, weil er sichgegen den zudringlichen Blick nicht mehrzur Wehr setzen könne. Schneider mahntzur Vorsicht bei Abbildungen, die Grau-samkeiten direkt zeigen. Ein solches Bildinformiere nicht nur, sondern es könnedazu führen, dass „der Betrachter die Grau-samkeit genießt, dass er als Voyeur adres-siert wird“.

Diffuse Ängste bleiben

„Aus verschiedenen Studien wissenwir“, so Joachim von Gottberg, Geschäfts-führer der Freiwilligen SelbstkontrolleFernsehen (FSF), „dass Bilder realer Ereig-nisse auf Kinder und Jugendliche sehrviel stärker wirken als vergleichbare Dar-stellungen in fiktionalen Filmen.“ Vor al-lem Kindern gelinge hier keine Distanzie-rung. Auch für Jugendliche sind solcheBilder schwer erträglich. Umfragen zufol-ge wollen sie solche Darstellungen liebernicht sehen. Und obwohl über konkretepsychische Schocks von Kindern als Folgesolcher Bilder nichts bekannt ist, sei „zubefürchten, dass diffuse Ängste bleiben,die den Blick auf die Welt prägen kön-nen“. Auszuschließen sei ebenfalls nicht,dass durch derartige Gewaltfotos bei Kin-dern und Jugendlichen eine Befürwortungvon Gewalt entstehen könne.

Gegenüber solchen Überlegungen desJugendschutzes sieht Gottberg dennochdie Notwendigkeit von Presse- und Infor-mationsfreiheit. „Krieg, Verbrechen undTerrorismus dürfen nicht durch das Aus-sparen von Opferbildern verharmlostwerden, auch nicht mit Rücksicht aufden Jugendschutz“, meint Gottberg. Den-noch müsse es Grenzen geben. OhnePressekodex und das Risiko von Sanktio-nen sehe er die Gefahr „einer Inflationvon Darstellungen grausamer Realitäten“.Aus dem Auditorium wurde in diesemZusammenhang die Frage der Platzierungund der Größe eines Gewaltbildes aufge-worfen. Muss es immer die Seite 1 einerZeitung sein, die auch plakativ an denKiosken für jeden – also auch für Kinderund Jugendliche auf dem Schulweg –sichtbar ist? Erwachsene, die eines der

Blätter dann bewusst kaufen, erhaltendiese Information dann auf den Innensei-ten.

Einerseits sei es gut zu überlegen, derPresse Einschränkungen aufzuerlegen, an-dererseits gibt es genügend Ansätze, „nichtjede Art von Berichterstattung unter demStichwort Pressefreiheit gut zu heißen“,so Hans-Bernd Brosius, Professor am In-stitut für Kommuniktionswissenschaftund Medienforschung der Ludwig-Maxi-milians-Universität München. Bilder überAuswirkungen von Gewaltanwendungseien Brosius zufolge weder prinzipiell zuverdammen, noch zu verharmlosen.„Ihre Beurteilung muss differenziert erfol-gen“ Den Sachverhalt des Voyerismus,der aufdringlichen Darstellung mensch-lichen Leidens, sieht der Münchenerdann mitunter erfüllt, wenn das Bild inkeinem weiteren Kontext für sich steht.

Würden in einem dazugehörigenText Hintergründe geliefert, Ursachenund Konsequenzen dargestellt, sei dasgleiche Bild eher akzeptabel. Gewaltbilderhätten in den Medien auch dann eineBerechtigung, wenn sie aufrütteln undgesamtgesellschaftliche Relevanz besit-zen. Demzufolge seien Anlass bzw. The-ma der Berichterstattung ein wesentlicherAspekt. „Mit einem Foto von den Folgeneines Krieges, kann man eindringlich vorKrieg warnen und damit den politischen

Meinungsbildungsprozess einer Gesell-schaft fördern. Aber was kann der Leseraus Gewaltbildern eines Unfalls lernen?Dass man vorsichtiger Autofahren soll?“Hier sei die gesamtgesellschaftliche Rele-vanz viel weniger zu erkennen.

Ethik und Geschmack

Letztlich sei es fraglich, so Brosius, obGewaltbilder rein nach ihrer Wirkung zubeurteilen sind – Desorientierungen,Angstzuständen, Abstumpfungen oderähnlichem – oder ob auch Fragen der gesellschaftlichen Ethik und des gutenGeschmacks eine Rolle spielen sollten. „Mediale Wirkungen sind in der Regelkumulativ, die konkrete Beurteilung musssich aber für den Presserat immer am Einzelfall orientieren. Überspitzt könnteman fragen, ob man einzelne Regentrop-fen dafür verantwortlich machen kann,das man bei einem Schauer nass wird“, so dass Fazit von Brosius.

Fazit: Patentrezepte gibt es nicht, je-den Tag muss in den Medienhäusern aufsneue abgewogen werden, welches Fotogedruckt werden soll. Der Pressekodexkann dabei durchaus eine Orientierungsein und der Presserat wird nicht umhinkommen auf Basis des Pressekodexes je-den vorliegenden Beschwerdefall neu zuentscheiden. Karin Wenk �

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➧ Deutscher Presserat sprach elf Rügen ausDer Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserat hat wegen schwerer Fälle von Schleichwerbungund Persönlichkeitsrechtsverletzungen in zwei Septembersitzungen insgesamt elf Rügen ausgesprochen.Wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten wurden die Dresdner Morgenpost, die B.Z. sowie in dreiFällen Bild gerügt. Die B.Z. erhielt eine weitere Rüge wegen vorverurteilender Berichterstattung.Schleichwerbung erkannte der Beschwerdeausschuss in Veröffentlichungen der Neuen Westfälischen,der Berliner Zeitung und dem Tagesspiegel sowie dem Studentenmagazin Unicum. Letzteres hatte unter dem Titel „Netzhits von Musicload“ über den Download von Musiktiteln von T-Online berichtetund die Leser im letzten Satz animiert mit „also nix wie ab zu www.musicload.de“. Dies ist nach Ansicht des Presserats eine eindeutig werbliche Aussage, mit der die Grenze zur Schleichwerbungüberschritten wurde. Unverhohlene Werbung stellte nach Ansicht des Beschwerdeausschusses dieVeröffentlichung mit dem Titel „Studenten beweisen Geschmack“ dar, in der Unicum und Coca-Coladen „ultimativen Geschmackstest“ präsentierten. Den Grundsatz der Trennung von Werbung undRedaktion verletzte die Wirtschaftspublikation Eco-Nomy Tribune durch eine Praxis, die der Presseratin den letzten Jahren bei ähnlichen Publikationen bereits mehrfach kritisiert hatte. Das Magazin botUnternehmen kostenlose redaktionelle Beiträge an. Bezahlen sollten die Firmen für die Bebilderungder Artikel. Diese Vorgehensweise stellt eine krasse Verletzung der Ziffer 7 dar, da die komplette redaktionelle Berichterstattung frei von finanziellen Gegenleistungen erfolgen muss. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Redaktion nicht von dritter Seite beeinflusst wird.Der Beschwerdeausschuss wies die Redaktionen darauf hin, dass die Anonymisierung einer Personauch wirksam sein muss. Augenbalken müssen soviel verdecken, dass eine Identifizierung über dienicht verdeckten Teile eines Gesichtes nicht möglich ist. So wurde die B.Z. gerügt, weil sie mit einemBeitrag unter dem Titel „Unser Lehrer, der Busengrapscher“ die Persönlichkeitsrechte des Betroffenenverletzt hatte. Durch die dem Artikel beigestellten Fotos, die unzureichend gepixelt waren, sowie derNennung von Vornamen und abgekürztem Nachnamen und seiner ehemaligen Schule wurde derMann identifizierbar. Die Headline des Beitrages ist vorverurteilend, da der nicht gerichtlich festge-stellte Vorwurf als Tatsache dargestellt wurde.

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Die Deutsche Journalistinnen- und Journalis-tenunion in ver.di verlieh am 3. Oktober2004 zum dritten Mal den „Goldenen Maul-korb“. Der Preis, der für besondere Ver-dienste um die Behinderung der Pressefrei-heit vergeben wird, wurde diesmal auf Antrag des dju-Landesverbandes Berlin-Brandenburg ausgelobt.

Die Verleihung fand wie üblich ohne denPreisträger statt. Der „Ausgezeichnete“,der Preis und Urkunde mit dem Zusatz für„vorbildliche Geschichtsabwicklung“ er-halten sollte, war nicht ins Berliner Hausder Demokratie und Menschenrechte ge-kommen. Lediglich über seinen Anwalthatte er drohen lassen, dass bereits „dienamentliche Nennung unseres Mandan-ten im Zusammenhang mit dem Erwerbeines Seegrundstücks in Niederlehme, aufdem sich eine Ernst-Thälmann-Gedenk-stätte befindet, die Persönlichkeitsrechte“des Ministerialrates aus Potsdam verletze.Es bestünde die Gefahr, dass der Geehrteim Rahmen der Preisverleihung „erneutöffentlich unter Namensnennung diffa-miert wird“. In der satirischen Laudatio er-läuterte Kabarettist Dr. Seltsam vor zahl-reichen Gästen einer Matinee zu Ehrendes 115. Geburtstages Carl von Ossietzkysdie Hintergründe der Preisvergabe. Er be-gann damit, dass der Ministerialrat ausdem Bauministerium in Brandenburg2002 ein Grundstück von 5.000 Quadrat-metern direkt am Berlin-nahen Krossinseefür bloße 86.000 Euro von der Treuhand-liegenschaftsgesellschaft ersteigerte. SeineAbsicht, dort Stadtvillen errichten zu las-sen, wird durch die Tatsache erschwert,dass sich auf dem Grundstück seit 50 Jah-ren eine Gedenkstätte befindet. Diese er-innert an die letzte, bereits illegale Zu-sammenkunft des ZK der KPD mit ErnstThälmann nach Hitlers Machtübernahmeund wird von einem Freundeskreis be-treut. Der neue Besitzer verwehrt den bis-herigen Nutzern den Zugang. Eine „Ent-

widmung“ des denkmalgeschützten„Sporthauses Ziegenhals“ ist ihm aller-dings bisher nicht gelungen. Medien, dieüber die Umstände des Erwerbs und dieQuasi-Schließung der Gedenkstätte be-richteten und dabei den Namen des neuenEigentümers nannten, wurden von demHerrn mit Einstweiligen Verfügungen undUnterlassungsklagen überzogen. Auchver.di darf aufgrund einer einstweiligenVerfügung den Namen des Preisträgersnicht nennen. Der „Goldene Maulkorb“sei, so der Laudator, diesmal als Ehrung„für die versuchte Einschüchterung derMedien, als Preis für die Ungeheuerlich-keit, ein anerkanntes antifaschistisches

Denkmal einzusperren“ und als Preis, um„die Person und das Vorhaben des Preis-trägers der öffentlichen Kritik auszuset-zen“ zu verstehen. Neben Blättern wie DerSpiegel, Super Illu, Neues Deutschland,Märkische Allgemeine Zeitung u.a. prozes-siert der Preisträger auch gegen die jungeWelt. Der Redaktion der linken Tageszei-tung wurde der „Goldene Maulkorb“ vonMatthias Gottwald, Vorsitzender der djuBerlin-Brandenburg (unser Foto), zur Auf-bewahrung übergeben. „Bis zu einer even-tuellen Abholung“, so jW-RessortleiterinUlla Jelpke, werde der Preis dort „einerinteressierten Öffentlichkeit gern zugäng-lich gemacht“. neh �

branchenund berufe

Goldener Maulkorb Journalistenpreis wiedernicht abgeholt

Einheitspreis für Berliner RedakteurinDie Redakteurin der Berliner Zeitung Re-nate Oschlies wurde mit dem erstmals indiesem Jahr auch in der Kategorie Medienverliehenen Einheitspreis der Bundeszen-trale für politische Bildung geehrt. Einerder Laudatoren war BundespräsidentWolfgang Thierse. In der Begründung wur-den die Aktivitäten Oschlies‘ vor der Wen-de in der Bürgerbewegung ebenso hervor-gehoben wie ihre Arbeit während des Umbruchprozesses. So hieß es, sie schreibeüber Hoffnungen und Visionen, die denEinheitsprozess begleiten.

In der Tat ist das so und auch «M» gra-tuliert! Dennoch, wäre es vor etwa zweiJahren nach dem Willen des Berliner Ver-

lages gegangen, wäre ihr zumindest dortdie Plattform für die nunmehr gewürdig-ten Reportagen entzogen worden. DerRedakteurin wurde gekündigt. Die Brisanzdes Falles lag in der Begründung gegen-über dem Betriebsrat. Danach sollten „Ar-tikel, die sich mit der Aufarbeitung derDDR-Geschichte auseinander setzen, inZukunft nicht mehr recherchiert, geschrie-ben und gedruckt werden“. Auch wenn esdem Verlag im Laufe der Auseinanderset-zung gelang, diese Worte als „missver-ständlich ausgedrückt“ zu relativieren,musste sich die Redakteurin durch zweiInstanzen klagen, um ihre Weiterbeschäf-tigung zu erreichen. wen �

Foto: Christian von Polentz / transit

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Auf den ersten Blick mutet die Sache irr-witzig an: Der Verband KommunalerUnternehmen e.V. (VKU) mit Sitz in Köln,der zweijährlich Journalistenpreise aus-lobt, sprach letztes Jahr den „1. Preis inder Kategorie Hörfunk“ dem PublizistenWerner Rügemer, ebenfalls Köln, zu. Rüge-mers vom Deutschlandfunk gesendetes Feature übers so genannte Cross BorderLeasing (CBL) klärt darüber auf, inwieferndie CBL-Kredit-Praktik für Kommuneneine Schuldenfalle ist. Jedoch: WenigeTage vor der Verleihung am 1. Oktober2003 teilte der VKU-Jury-Vorsitzende, derWDR-Redakteur und Diplom-IngenieurHagen Beinhauer, dem bisherigen Favori-ten formlos am Telefon mit, er könne denPreis nicht kriegen (M 11 / 2003). Grund:Rügemer habe sich, weil er einen Brief vonattac! an die Kölner Stadtwerke gegen CBLunterschrieb, „mit der Sache gemein ge-macht“ und sei, als Vorstandsmitglied derAufklärer-Organisation Business CrimeControl, „Interessenvertreter“. Ein irrwit-ziger oder schon bösartiger Vorwurf?

Da ist keine Jury, sondern Justitia ge-fragt: Rügemer, der mit dem Preisgeld von3.000 Euro gerechnet hatte und zudem obBeinhauers Anwürfen seinen guten Ruf ge-fährdet sah, zog mit Unterstützung vonver.di vors Kölner Amtsgericht. Dortmachte der gegnerische Anwalt ThomasSchulte-Beckhausen, ein Angebot: Geldgegen Schweigen. Rügemer lehnte empörtab: „Hier soll die Wahrheit verschwiegenwerden.“ Das Gericht gab ihm Recht: DerVKU, so das Urteil (AZ 143 C 132/04) zahltdem Geprellten das Preisgeld sowie fünfProzent Zinsen, und zwar unabhängig da-von, ob der Kommunalen-Verband nochin Berufung geht.

Der VKU spart denn auch schon malbei den nächsten Preisgeldern, die sich auf2.500 Euro verringern. Als Hintergrundfürs Preis-Hickhack wird nicht das offiziel-le Argument der Befangenheit vermutet.Vielmehr gehen Rügemer und sein AnwaltPeter Simon davon aus, dass VKU-Vertre-ter persönlich gegen Rügemer intervenier-ten. So wurde Beinhauer offenbar nach

der Preis-Anerkennung alarmiert, in derArt, Rügemer schade den CBL-Verfechternim VKU. Denn deren Kommunen kassie-ren beim Ver- und Rückmieten städtischerEinrichtungen – also beim CBL – Handgel-der von US-Investoren. Ein solcher Ver-tragsabschließer ist nun ausgerechnet derVKU-Präsident Gerhard Mitter, zugleichOberbürgermeister von Mannheim. AuchChristian Preuß, Pressesprecher der KölnerStadtwerke und Jury-Mitglied, hätteGrund gehabt, die Verleihung zu hinter-treiben: Nach dem attac!-Brief wurde eingeplantes Leasing abgesagt.

Weil bei Gericht von personellen Ver-quickungen nicht die Rede war, handelt essich womöglich wirklich um ein „formal-juristisches Urteil“, wie VKU-Pressespre-cher Wolfgang Prangenberg moniert. Mitdem Urteil in erster Instanz ist dieser hei-ße Kampf um einen Preis sowieso nochnicht beendet. Denn während der VKUüberlegt, in Berufung zu gehen, plant Rü-gemer die zweite Klage auf Schadenersatzwegen Rufschädigung sowie die Herausga-be der Preis-Urkunde. Prangenbergs Argu-ment gilt indes auch für Rügemer als tieferGrund zu weiterem Zwist: „Wenn mansich einen Preis erstreiten muss, statt ihnehrenhaft verliehen zu bekommen, ist dasnicht schön.“ Gisela Sonnenburg �

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journalismus

Justitia statt JuryKölner Publizist Werner Rügemer klagte Preisgeld ein

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Mit Politprominenz und pressepolitischenDebatten feierte der Bundesverband Deut-scher Zeitungsverleger am 27. / 28. Septem-ber in Bonn seinen 50. Geburtstag. Es gingum die Pressefusionskontrolle, das Caroline-Urteil und den neuen Trend zur kleinforma-tigen Tageszeitung.

„Wir wollen das Kartellrecht so verändern,dass, wenn alle Stricke reißen – und ge-legentlich reißen sie ja – Zeitungstitel er-halten werden können, auch wenn diewirtschaftliche Basis weggefallen ist.“ Alsosprach Bundeskanzler Gerhard Schrödervor rund 300 Verlegern und Verlagsmana-gern im Bonner Maritim und machte sichstark vor allem für die Unterstützung kri-sengebeutelter mittelständischer Verlage.Dabei sind es in erster Linie die Holtz-brincks, Springers und WAZ-Männer, diedie seit 1976 bewährte pressespezifischeFusionskontrolle aufweichen wollen. AufDetails des inzwischen selbst in den eige-nen Reihen umstrittenen Gesetzentwurfsaus dem Hause von Bundeswirtschaftsmi-nister Clement ging der Kanzler freilichnicht ein. Lieber schoss er mit grober Mu-nition eine Breitseite gegen Kartellamts-präsident Ulf Böge. Der hatte es gelegent-lich gewagt, die Regierungsabsichten öf-fentlich als pressekonzentrationsförderndzu brandmarken. „Die Leute im Bundes-kartellamt sollen arbeiten und möglichstwenig Interviews geben“, polterte Schrö-der. Es könne dem Amt nicht gut tun,„wenn da ständig in der Öffentlichkeitherumposaunt wird“ zu Themen, „dienoch nicht mal gesetzgeberisch verhan-delt worden sind“. Einer „nachgeordnetenBehörde“ stehe dies nicht zu.

„Lob“ und schlechte Noten

BDZV-Präsident Helmut Heinen hattezuvor die „unsinnigen Behinderungen“kritisiert, aufgrund derer es „auch kleins-ten Verlagen verwehrt“ sei, „für ihre wirt-schaftliche Absicherung sinnvolle Koope-rationen mit Nachbarverlagen einzuge-hen“. Immerhin: Eine Lieblingsidee Cle-ments, das so genannte Altverlegermodell,scheint vom Tisch. Nach diesem Modellsollten Fusionen unter bestimmten Voraus-setzungen (Erhalt beider Zeitungsobjekteals selbständige redaktionelle Einheitendurch den Käufer, Mindeststimmrechtan-

teil für den Alteigentümer) selbst dann er-laubt sein, wenn ein Verlag dadurch einemarktbeherrschende Stellung erreicht.Umso mehr setzen die Verleger jetzt offen-bar auf Kooperationen „bis hin zur Grün-dung von Gemeinschaftsunternehmenzur Erfüllung bestimmter Verlagsaufga-ben“. Allerdings, so Heinen, dürfe die„Verantwortung der Verlage für ihre jewei-ligen Redaktionen nicht angetastet“ undmüsse die „redaktionelle Vielfalt aufrechterhalten“ werden.

Ansonsten lobte der BDZV-Präsidentdie Korrekturen beim Gesetzentwurf zumso genannten „Großen Lauschangriff“,pries die Regierung für ihr juristisches Vor-gehen „gegen das unsinnige Brüsseler Ver-bot“ der Tabakwerbung und ermunterteden Kanzler zu „Standhaftigkeit“ in Sachen„Hartz IV“. Schlechte Noten bekam dieRegierung für ihr Vorgehen in der Fragedes „Caroline-Urteils“. Man bedaure es „zu-tiefst“, dass sie der Mahnung von BDZVund anderer Medienverbände nicht ge-folgt sei, „Widerspruch gegen das Urteildes Europäischen Gerichtshofs für Men-schenrechte einzulegen“. Wenn „überFehlverhalten von Personen der Zeitge-schichte nicht mehr umfassend und scho-nungslos berichtet werden darf, wird letzt-lich die Wächterfunktion der Presse ad ab-surdum geführt“. Hier widersprach derKanzler. Die Pressefreiheit, so beharrte er,sei in diesem Urteil „in Stein gemeißelt“,Politiker zudem im Gesetz ausdrücklichausgenommen. „Guter seriöser Journa-lismus“ werde von dem Urteil nicht nega-tiv berührt. Eine Berichterstattung überdie Ursachen von „Hautveränderungenbei Frau X oder Frau Y“ hätten aber mit ei-nem solchen Journalismus nichts zu tun,sagte Schröder.

Mit welchen neuen Produkten kön-nen Verlage der Marke Zeitung zu neuem

Glanz verhelfen und aus der Krise kom-men? Für die Großen der Branche scheintdie Frage längst beantwortet. Tabloidheißt das trendige Zauberwort. Auf der Su-che nach neuen Zielgruppen gehen immermehr Verlage dazu über, billige Zeitungenim Berliner Halbformat auf den Markt zuwerfen. Als vorerst letzter Großverlegerkündigte Mitte September der Kölner Ne-ven DuMont (Express, Kölner Stadtanzei-ger) den Start eines weiteren 50-Cent-Blattes an. Der Ableger des Kölner Stadt-anzeigers erscheint seit dem 1. Oktoberunter dem Titel „direkt“. Pionierarbeithatten zuvor schon Holtzbrinck mit demCottbuser Jugendblatt 20 Cent, dem Bou-levard Würzburg und News in Frank-furt / Main sowie Springer mit seiner aufbundesweite Verbreitung angelegten WeltKompakt geleistet. Beim BDZV-Festaktfeierten die Verleger die solcherart nachge-wiesene „Innovationskraft der Branche“.Dabei laufen sie in der Spur von britischenund schwedischen Verlegern, die das neue

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➧ Tabloids in DeutschlandTitel Verlag Start PreisBoulevard Würzburg Holtzbrinck Ende Januar 50 Cent20 Cent Holtzbrinck 10. Mai 20 CentNews Holtzbrinck 27. September 50 CentWelt Kompakt Axel Springer 24. Mai 50 CentDirekt Neven DuMont Oktober 50 Cent

Zauberwort TabloidJubiläumskongress des BDZV: Umstrittener Gesetzentwurf zur Pressefusionskontrolle – Bundeskanzler wies Kartellamt in die Schranken

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Zeitungsformat wesentlich früher erfolg-reich erprobt haben.

Für Holtzbrinck-Manager MichaelGrabner bildet die Herausgabe von Tab-loid-Formaten Teil einer „Restmarktaus-schöpfungsstrategie“. Es gebe Lücken imZeitungsmarkt, die die seit langem unterAuflagenschwund darbenden etabliertenBlätter nicht füllen könnten. Der Grund:Sie sind zu teuer, zu groß, zu langsam, zuübergewichtig, zu starr – zumindest in denAugen einer bestimmten Klientel, nämlichder eher zeitungsabstinenten Jugend. Fle-xible, kleinformatige Zeitungen eröffnetendie Chance, auch die Internetgenerationmit Gedrucktem zu erreichen. Dass Holtz-brinck seine Blätter News und 20 Cent zuDumpingtarifen produzieren und ver-teilen lässt, erzählte Grabner freilich

nicht. Vielmehr empfahl er der Branche,sich an den Produkterneuerungszyklender Autobranche zu orientieren. Dort wür-den schließlich alle paar Jahre neue Auto-typen entwickelt. Bei den Zeitungen habees in der Nachkriegszeit mit Bild, taz undFinancial Times Deutschland nur drei ech-te Neugründungen gegeben.

Beim Erfolg von Welt Kompakt han-delt es sich „im wesentlichen um eineMarkterweiterung“. Meint zumindest Jan-Eric Peters, in Personalunion Chefred-akteur von Welt und Berliner Morgenpost.Nach Marktforschungen Springers hätten„mehr als die Hälfte unserer Leser vorhernoch gar nicht oder nur selten Tageszei-tung gelesen“. Die meisten seien zwischen18 und 35 Jahre alt, „also genau die Ziel-gruppe, die wir mit unserem Konzept er-reichen wollen“. Daten zum bisherigenVerkauf der kleinen Welt-Schwester moch-te Peters einstweilen nicht verraten. Einanderes Datum spricht allerdings für sich:Die Berliner Teilauflage der großen Weltbefindet sich in freiem Sturzflug. Im Ver-gleich zum Vorjahr fiel der Verkauf imzweiten Quartal 2004 um 43 Prozent aufknapp 15.000 Exemplare. Dies dürfte vorallem auf den im Mai gestarteten Testlaufvon Welt Kompakt zurückgehen. Das neueProdukt wurde in der Bundeshauptstadtanfangs gratis verteilt.

Erfolg und Sturzflug

Eher nach einer Erfolgsstory klang der Erfahrungsbericht von Terry Grote,Geschäftsführer des Londoner Indepen-dent. Das unter sinkender Auflage leiden-de Qualitätsblatt war seit November 2003parallel zur etablierten Ausgabe im Tablo-id-Format erschienen. Die britische Leser-schaft biss an. Während die KonkurrenzBoden verlor, stiegen die Verkäufe des In-dependent im ersten Halbjahr 2004 um 16Prozent. Im Mai stellte der Verlag kom-plett aufs Halbformat um. GeschäftsführerGrote will indes aus der Formatfrage keinenFetisch machen. Es gehe am Ende nichtum Größenfragen: „Sie können Menschendurch ein neues Format neugierig machen,aber sobald sie es geprüft haben, kommt esletztlich auf die Inhalte Ihrer Zeitung an.“

Günter Herkel �

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Zeitschriftenverlegerhantieren mit Nullmonaten

Die Tarifverhandlungen für die rund7.000 Redakteurinnen und Redakteurebei Zeitschriften wurden am 17. Sep-tember erneut ergebnislos vertagt. Inder zweiten Runde der Verhandlungenhatte der Verband Deutscher Zeitschrif-tenverleger (VDZ) angeboten, die Ein-kommen nach zehn Nullmonaten abdem 1. April 2005 um 1,3 Prozent zu er-höhen. Die Laufzeit des Tarifvertragssoll 24 Monate betragen. „Ein Schlag ins Gesicht für die Redak-teure“, bewertete Matthias von Fintel,Verhandlungsführer von ver.di, diesesAngebot. Es würde für die Beschäftigtenreale Einkommensverluste bedeuten.„Angesichts der Trendwende auf demZeitschriftenmarkt und einer Infla-tionsrate von rund zwei Prozent ist dieses Angebot eine Frechheit“, unter-strich von Fintel. Die dju in ver.di for-dert eine Einkommenserhöhung umdie drei Prozent. Schließlich hätten dieKolleginnen und Kollegen in den Ver-lagen zum aktuellen Erfolg der Zeit-schriften beigetragen und könnten die-se Forderung daher zu Recht erheben,so Fintel. Der Gehaltstarifvertrag warfür Ende Juni gekündigt worden. Die Verhandlungen werden am 29. Ok-tober 2004 in Hamburg fortgesetzt.

red. �

Jugend-Presseausweis

Nach fast anderthalb jährigen intensi-ven Verhandlungen ist es endlich so-weit. Die dju in ver.di und der DeutscheJournalistenverband haben sich mitden Jugendpresseverbänden auf eineneinheitlichen und anerkannten Ju-gend-Presseausweis geeinigt. „Mit derJugend-Presseausweis-Ordnung habenwir eine bundesweite Vergaberichtlinievereinbart, die streng die journalisti-sche Tätigkeit prüft. Zudem vergebenwir den Jugend-Presseausweis nur nochan Mitglieder unter 27 Jahren“, so Ma-ximilian Kall, Vorstandssprecher der Ju-gendpresse Deutschland. Im Gegenzuginformieren die Journalistengewerk-schaften ihre Mitglieder und Pressestel-len über den neuen Ausweis, auf demdie Schriftzeichen der dju und des DJVabgebildet sind. Die Ausweise der Jugendpresse Deutschland werden abdem 1. November als ISO-Plastikkartemit einem fälschungssicheren 3D-Ho-logramm herausgegeben.

Mehr Informationen zum Ausweisund den Ausgabestellen sind unterwww.jugendpresse.de zu finden. br �

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➧ Vogtländisches Verlagshaus verkauftDer zur Mediengruppe der SDP (DDVG) gehörende Frankenpost Verlag hat das Vogtländische Verlags-haus mit Sitz in Plauen und damit den Vogtland-Anzeiger verkauft. Käuferin ist die Chemnitzer WVD-Mediengruppe, die damit erstmals eine Tageszeitung herausgibt. Bislang kommen aus diesemHause vor allem Anzeigenblätter und Magazine. Das sind vor allem der Chemnitzer Anzeiger, HalloLeipzig, der Wochenspiegel Erzgebirge und Wochenspiegel Sachsen. Außerdem betreibt die Medien-gruppe einen eigenen Zustelldienst.

Volker Schulze, Hauptgeschäftsführer desBundesverbandes Deutscher Zeitungsver-leger (BDZV) blättert in Tabloid-Zeitungen.

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Die Redaktion der seit 33 Jahren 14-tägigvom Evangelischen Pressedienst erscheinen-de Zeitschrift Entwicklungspolitik hat sichengagiert für ihre Aufwertung eingesetzt.Seit Anfang des Jahres hat sie nun einen er-weiterten ökumenischen Herausgeberkreisund ein Redaktionsstatut.

„Entwicklungspolitik ist mehr als Entwick-lungshilfe. Auch die Finanzpolitik derWTO muss in diesem Zusammenhang dis-kutiert werden. Es reicht auch nicht, ein-fach nur ein guter Mensch sein und Geldgeben zu wollen“, sagt Kai Friedrich Scha-de, der seit den Anfängen 1970 Chefre-dakteur der Zeitschrift Entwicklungspoli-tik ist. „Wir müssen es wagen, genau hin-zuschauen, welche Wirkung solche Inve-stitionen politisch haben?“ Dann stellensich, so meint Schade, brisante Fragen:„Wie gehen wir mit der Bundeswehr-Ent-wicklungshilfe um? Wie mit den soge-nannten Kriegsökonomien in der DrittenWelt? Wie soll man zur Kinderarbeit ste-hen? Zu all diesen Konflikten müsstennicht nur Kommentare aus dem Norden,sondern auch Süd-Stimmen eingeholtwerden.

Um diese Debatten in gebotener Un-abhängigkeit zu führen, sind Veränderun-gen notwendig. Der notdürftig ausgestat-teten Redaktion, mit zwei halben Stellenund einer ganzen, mit Konrad Melchers,Klaus Seitz und Kai Friedrich Schade, ge-lang es zwar stets, ethisch belegte Themenauf eine diskursive, rationale Ebene zu he-ben. Und so eine breite öffentliche Dis-kussion anzuregen. 1976, 1991 und 2000gab es den vom Bundespräsidenten verlie-henen „Medienpreis Entwicklungspoli-tik“. Das Blatt, das sich an „highly invol-ved people“, also an Multiplikatoren inder Entwicklungsarbeit wendet, sei stetsauf Wissenschaftler und engagierte Leuteim Fahrwasser der APO angewiesen gewe-sen, die publizistische Beiträge aufgrundihres politischen Engagements ohne Be-zahlung lieferten, so Schade. Heutzutagekönne man kaum mehr auf solche Struk-turen zurückgreifen. Zudem habe es im-mer Bestrebungen gegeben, das Sujet auf-zuwerten.

„1996 etwa startete der damalige IG-Medien-Vorsitzende, Detelf Hensche,einen Appell zum Erhalt und Ausbau derentwicklungspolitischen Zeitschrift. DasZiel dieses Appells wurde im letzten Jahrin Form der ökumänischen Trägerschaftenerreicht. An dem Neustrukturierungsvor-haben für epd-Entwicklungspolitik enga-giert sich heute für ver.di Peter Völker inseiner Funktion als medienpoltischer Refe-rent, der für ver.di auch im Vorstand desSolidaritätsfonds demokratische Medienin der Welt e.V., Stuttgart, aktiv ist. Für ihn„kommt beiden Projekten im Zeitalter derGlobalisierung und der damit verbundenenwachsenden strukturellen Ungerechtigkei-ten wachsende Bedeutung zu“. So leisteepd-Entwicklungspolitik „einen wichtigenBeitrag für die Diskussionen innerhalb derAnti-Globalisierungs-Bewegung“.

Anfang des Jahres wurden weitereKonsequenzen gezogen. Zuvor wurde dieZeitung vom Evangelischen Pressedienst(epd) herausgegeben – jetzt hat sie einen

breiteren Herausgeberkreis im deutsch-sprachigen Europa, unter Mitbeteiligungvon Schweizer Organisationen. Die Mit-glieder des Vereins sind „Brot für alle“,„Brot für die Welt“, „Evangelischer Ent-wicklungsdienst“, „Fastenopfer“, „Misere-or“, „Kindernothilfe“, „Förderverein“. Zu-dem ist ein Redaktionsstatut erstellt, dasredaktionelle Unabhängigkeit sichern soll.

Und was hat sich inhaltlich getan?Nun, die politische Großwetterlage habesich verändert, davon sei auch die Zeitungnicht unberührt, meint Schade. Gern er-innert er an die großen Streitthemen voneinst: Als die Zeitschrift mächtigen Ärgerbekam aufgrund einer Reagan-Karikatur.Weil dessen Nase die Einverleibung desLandstrichs Nicaragua versinnbildlichte,und demzufolge als „nicht völkerverbin-dend zur USA“ gewertet worden sei. Wiejede halbwegs seriöse linke Zeitung hältsich auch Entwicklungspolitik zugute, auf-grund ihrer Berichterstattung über Waf-fenexporte in die Dritte Welt vom Bundes-nachrichtendienst abgehört worden zu sein.

Natürlich gibt es auch heutzutage Kri-tiker, vor allem aber auch Kritikerinnen,die das Blatt zwar schätzen, bisweilen aberzu akademisch abgehoben finden. Oderauch zu männerdominiert. Was wohl auchdaran liegen mag, dass Professorenstellendoch weitgehend immer noch dem männ-lichen Geschlecht vorbehalten sind. Undjournalistische Beiträge bislang nicht finan-zierbar waren. Deshalb ist der nächsteSchritt durch den Herausgeberverein einebessere materielle und personelle Grund-lage zu gewährleisten. Gitta Düperthal �

18 M 11.2004

Genau hinschauenZeitschrift Entwicklungspolitik mit erweitertem Herausgeberkreis

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photokina 2004 mit dju-ServiceAuf der photokina 2004 in Köln der Infostand der dju mit aktuellem Material (z.B.dem neuen Infoblatt für Fotografen, über die Landesbezirke zu beziehen) und mitAnsprechpartnern, vor allem aus NRW. Im Bild: der Fotograf Axel Johanßen, im Lan-desvorstand NRW und der AG Fotografen aktiv und dju-Bundesgeschäftsführerin,Ulrike Maercks-Franzen.

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Am 7. September meldete die Nachrichtena-gentur ddp Insolvenz an. Betroffen sind rund160 Festangestellte und 200 Freie. Für diefreien Journalisten und Fotografen be-sonders bitter: Sie warten teilweise seit Mo-naten auf ihre Honorare. Doch jetzt scheintsich das Blatt zum Guten zu wenden, dervorläufige Insolvenzverwalter Christian Köh-ler-Ma ist optimistisch, die Nachrichtenagen-tur retten zu können.

Als „hundsmiserabel“ bezeichneteeine freie Kollegin die Kommunikationinnerhalb der Nachrichtenagentur vor

dem Insolvenzantrag. Dass ddp in Zah-lungsschwierigkeiten steckte, erfuhr siedurch ihren Kontoauszug – ihre Honorarewurden einfach nicht mehr überwiesen.Mit insgesamt 15 Millionen Miesen stehtddp in der Kreide, davon sind 10 Millio-nen Euro ein Darlehen von ProSieben. Aufrund 270.000 Euro belaufen sich die Ver-bindlichkeiten gegenüber den Freien, be-stätigte ein Sprecher des vorläufigen Insol-venzverwalters: „Herr Köhler-Ma ist zuver-sichtlich, eine gute Lösung für ddp zu er-reichen“. Es gäbe mehrere potentielle

Investoren, die ihr Interesse bereits bekun-det hätten. Auch die Bezahlung der aus-stehenden Honorare werde angestrebt.Dies sei auch deshalb wichtig, damit sichddp die Bildrechte der Fotografen sichert.Die Kooperation mit AFP bestünde weiter.AFP sei Kunde bei ddp und nutze die Fotosauch für den eigenen Dienst.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen, wennnicht, wie bei einer Insolvenz üblich, dieFreien mit ihren Honoraren in die Röhregucken“, äußerte sich Matthias Gottwald,Landesvorsitzender Berlin-Brandenburgder Deutschen Journalistinnen und Jour-nalisten Union (dju) in ver.di, vorsichtigoptimistisch. Dabei kommt den rund 200Freien zu gute, dass ohne ihren Einsatzddp die fünf Landes- und 21 Korrespon-dentenbüros nicht aufrecht erhaltenkönnte. Ein weiterhin funktionierenderDienst ist aber notwendig, sonst wirdwohl kaum ein Investor bereit sein, sichdort zu engagieren.

„Hilfreich in dieser schwierigen Phaseist zum Einen die klare Aussage vieler derrund 300 ddp-Kunden, dass sie weiterhinan einer zuverlässigen Belieferung in Textund Bild durch die Agentur interessiertsind, aber zum Anderen auch die morali-sche Unterstützung durch Kollegen, Ge-werkschaften, Verbänden und Institutio-nen“, versicherte Wolfgang Leifheit, ddp-Betriebsratsvorsitzender. Bis Ende Oktoberwird der vorläufige InsolvenzverwalterChristian Köhler-Ma seinen Bericht beimAmtsgericht Charlottenburg vorlegen, An-fang November wird voraussichtlich dasInsolvenzverfahren eröffnet.

Silke Leuckfeld �

Rettung in Sicht?Nachrichtenagentur ddp: Freie können auf ihre Honorare hoffen

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Kaum hat die Verlagsgruppe Handelsblattdie kleinformatige Tageszeitung News inFrankfurt am Main auf den Markt gebracht,da gibt es schon den ersten Ärger. Newsdruckt auf der Seite 13 täglich Auszüge ausInternet-Tagebüchern ab und hat dabei ver-gessen, die Verfasser der Weblogs um Er-laubnis zu fragen.

In der Blogger-Szene brach daraufhin eineheftige Diskussion los und viele Autorenwaren nicht einverstanden mit der Praxisder Redakteure. Beim Bloggen schreiben

Surfer in einer Art Tagebuch kleine Textezu allen möglichen Themen. Viele Beiträ-ge bestehen dabei aus Einträgen andererWeblogs oder sie nehmen direkt daraufBezug. Weblogs sind untereinander oftstark vernetzt und verbinden sich zu the-matischen Gemeinschaften.

„Mir wäre auch etwas unangenehmvon einer Zeitung auf totem Holz zitiert zuwerden. Wahrscheinlich, weil eine Zei-tung keine Kommentarfunktion hat. Dasmuss einem Blogger doch logischerweiseunangenehm sein“, schreibt der Blogger

Lucomo auf blogbar.de. „Zeitungen sindmonologische unbewegliche Riesen. Undüber was der Riese spricht, dem ist manerst einmal ausgeliefert und darf nur zu-hören“. Die Verantwortlichen bei Newsgaben sich überrascht und glaubten nochan eine gute Sache, wenn sie Texte ausdem Netz veröffentlichen. „Die Idee unse-rer „Interaktiv“- Seite ist, dieses Kommu-nikationsmedium auch einer Nicht-Blog-Leserschaft vorzustellen. Die Erstellungder Interaktiv-Seite ist für uns keineswegskostenlos“, erklärt Chefredakteur Claus

Textklau im InternetUrheber der Weblogs nicht für Zeitungsabdruck um Erlaubnis gefragt

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Gut ein Jahr nach der Fusion von SFB undORB scheint es der Geschäftsleitung des rbbeklatant an Souveränität im Umgang mitKritik zu mangeln. Wer gegen das Gebot„Wes‘ Brot ich ess, des Lied ich sing“ ver-stößt, muss damit rechnen, nicht mehr be-schäftigt zu werden. Freie, die sich nichtducken, müssen um ihre Existenz fürchten.

In der Überzeugung, dass gerade eine öf-fentlich-rechtliche Rundfunkanstalt die„offene Debatte braucht wie die Luft zumAtmen“, hatte sich der erfahrene Medien-journalist Günter Herkel vor allem imFachdienst „epd Medien“ mehrfach kri-tisch über das neue Kulturradio geäußert.Im August bekam der langjährige freieMitarbeiter des SFB den Auftrag, über das„Medienforum 2004“ zu berichten – füreben jenen von ihm kritisierten Sender.

Einen Tag vor dem geplanten Sende-termin am 28. August wurde Herkel je-doch mitgeteilt, dass auf Anweisung desWellenchefs von Kulturradio, WilhelmMatejka, der Beitrag aus dem Programm

genommen worden war. Matejka begrün-det sein Vorgehen damit, dass er abwägenmusste zwischen dem Bericht über eineTagung, bei welcher Angelegenheiten desrbb und der ARD keine herausgehobeneRolle gespielt haben und der Ankündi-gung einer für den rbb bedeutsamen neuen Eigenveranstaltung. „Als vorgesetz-ter Programmmitarbeiter habe ich michfür das Projekt unseres Hauses entschie-den“, argumentiert er. Ganz anders beur-teilt Herkel den Vorgang: Ihm sei berichtetworden, dass der Beitrag unter ausdrück-lichem Hinweis auf seine kritische Bericht-erstattung über die Kulturradio-Reformaus dem Programm gekippt worden sei. InProtestbriefen an Matejka und Hörfunk-direktorin Hannelore Steer wertete Herkeldie Maßnahme als „Strafaktion gegen ei-nen unbotmäßigen Kritiker der auch vonder gesamten Fachöffentlichkeit verrisse-nen Reform.“

Juristisch ist das Vorgehen von Ma-tejka unzweifelhaft, ungewöhnlich bleibtder Eingriff in die Programmgestaltung der

Redakteure dennoch. „Aktuelle Änderun-gen gehören notwendig zur journalisti-schen Arbeit mit unserer Sendestruktur“,erläutert Matejka. Wenn er nicht selbst insProgramm eingreife, täten dies ausdrück-lich dazu berechtigte und verpflichteteMitarbeiter, die Verantwortung läge je-doch immer bei ihm als Programmchef.

Die Hörfunkdirektorin spricht in ihrerReplik auf Herkels Brief eine andere Spra-che: Wenn sie an die von Herkel publizier-ten Berichte über den rbb denke, frage siesich, warum dieser ein Interesse daranhabe, seine Fachkompetenz in die Dienstedes Hauses zu stellen. „Ich jedenfalls wer-de niemandem in unserem Hause empfeh-len, die Zusammenarbeit mit Ihnen zu su-chen“, endet Steer.

Obwohl das Geschehen noch im Redakteursausschuss erörtert wird, siehtHerkel für sich keine Zukunft mehr beimrbb: „Mein Fall ist erledigt, ich bin drau-ßen.“ Der Schlusssatz von Steer sei für ihndeutlich und enthalte ein verklausuliertesArbeitsverbot beim rbb. Er sehe darin Pa-rallelen zum Fall Jürgen Schäfer, den er fürnoch viel skandalöser halte, so Herkel wei-ter. Schäfer hatte sich als Sprecher vonrbbpro, der Freienvertretung im Senderund als ver.di-Verhandlungsführer für dieRechte der Freien eingesetzt. Im Juni be-kam er die Nachricht, dass sein Beschäfti-gungsverhältnis aus „strukturellen Grün-den“ nicht verlängert werden könne. Ge-werkschaftliche Interessenvertretung solldurch Abschreckung unmöglich gemachtwerden, folgert Herkel. Ute C. Bauer �

Madzia in einem Weblog. „Es gibt wesent-lich billigere Arten, eine Tageszeitungs-Seite zu füllen“. Claus Madzia hat vorherdie Zeitschrift Net-Business geleitet.

Die Blattmacher wollen günstig pro-duzieren und greifen auf die Zweitverwer-tung von Beiträgen zurück, die auchschon mal bis zu 60 Prozent der Zeitungausmachen können. Gespart wird auchbei den 25 Redakteuren, die unter Tarif be-zahlt werden. „News soll vor allem junge,moderne Menschen ansprechen, die sichknapp, aber umfassend informieren wol-len. Wir nennen diese Zielgruppe die„iPod-Generation“, sagt Wolfgang Ernd,Geschäftsführer der News Verlagsgesell-schaft. „Die Vernetzung Print – Online istim Blatt konsequent umgesetzt undschließt die Informationslücke der iPod-Generation“. Mit dem neuen Produkt willman „Durchstarter“ und „Familienmen-schen“ gleichermaßen ansprechen. UnterDurchstartern versteht man bei der Ver-lagsgruppe Handelsblatt Menschen zwi-

schen 20 und 34 Jahren, die beruflichstark eingespannt sind, viel konsumierenund häufig allein leben. Bei den Familien-menschen stimmt das Einkommen eben-falls, aber hier bestimmen die Kinder be-reits über die Ausgaben mit. Allein inFrankfurt sollen nach Schätzungen desVerlages 80.000 Menschen der „iPod-Ge-neration“ leben.

Textklau im Internet: Hinweise von Redakteurin einfach ignoriert

Das Abdrucken von Weblogs mag be-sonders modern erscheinen, aber ohne Er-laubnis der Autoren entspricht es nichtdem Urheberrecht. Es sind auch keine Zi-tate, die abgedruckt werden dürfen, wennder Redakteur sich mit ihnen im Text aus-einander setzt. Die einfache Übernahmeeines kompletten Beitrags ist nicht nurschlechter Stil, sondern auch nicht recht-mäßig. Dabei werden von den Redakteu-ren Hinweise in den Blogs ignoriert, die

eine kommerzielle Nutzung ausdrücklichausschließen. Das gilt auch für die Cre-ative Commons-Lizenz, mit der einigeBlogger ihre Inhalte nur für nicht-kom-merzielle Zwecke zur Verfügung stellen.Im Internet wird allerdings nicht nur beiWeblogs kopiert, denn auch viele Anbietervon kommerziellen Webseiten suchensich ihre Inhalte zusammen, ohne nacheiner Erlaubnis der Autoren zu fragen. Sotauchen immer öfter Beiträge von Journa-listen auf anderen Seiten ohne Autoren-name und Herkunftsbezeichnung auf. DieBetroffenen erfahren oft nur durch Zufallvon dem virtuellen Diebstahl, und ob nachEntdeckung Honorare gezahlt werden,bleibt der Hartnäckigkeit der Autorenüberlassen.

Die Redaktion der News hat auf dieheftigen Proteste reagiert und schickt jetzteine Mail an die Blogger. Wer nicht recht-zeitig antwortet und widerspricht, dessenBlog wird anschließend abgedruckt.

Michael Voregger �

Wes‘Brot ich ess,des Lied ich singrbb: Strafaktion gegen unbotmäßigen Kritiker

rundfunk

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M 11.2004 21

Die Dauerattacke auf ARD und ZDF war of-fenbar erfolgreich. Nach mehr als einjäh-rigem Gebührenschacher einigten sich dieMinisterpräsidenten der Länder Anfang Ok-tober auf eine Erhöhung der Rundfunkge-bühren. Mit 88 Cent plus fällt sie wesentlichgeringer aus als von den Anstalten er-wünscht. Zudem kommt sie nicht zum Jah-resbeginn 2005, sondern erst zum 1. April.Kritiker warnen vor einer irreparablen Be-schädigung des unabhängigen Gebühren-festsetzungsverfahrens.

Am Ende gab auch Kurt Beck nach. Ange-sichts der Blockadehaltung diverser Amts-kollegen stimmte der Ministerpräsidentvon Rheinland-Pfalz und Vorsitzender derRundfunkkommission der Länder einemKompromiss zu, der ARD und ZDF teuerzu stehen kommen wird. Rund zwei Euromehr Gebühr pro Monat hatten die öf-fentlich-rechtlichen Anstalten ursprüng-lich beantragt. Eine bereits deutlich abge-speckte und laut Beck „maßvolle“ Erhö-hung von 1,09 Euro hatte zur Jahreswendedie staatsunabhängige „Kommission zurErmittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) emp-fohlen. Zuletzt schrumpfte dieser Betragauf magere 88 Cent plus.

Nach geltender Rechtsprechung desBundesverfassungsgerichts könnten Län-derregierungen und -parlamente Gebüh-renerhöhungen nur verweigern, wenn die-se erwiesenermaßen sozial unverträglichseien, kritisierte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. Dies sei beider KEF-Empfehlung „nicht erkennbar“gewesen. Angesichts dieser ungerechtfer-tigten Eingriffe in die Rundfunkfreiheit

empfahl Werneke den öffentlich-recht-lichen Anstalten, „den Gang nach Karls-ruhe in diesem Fall nicht zu scheuen“.

Die Reaktionen der betroffenen Sen-der ließen nicht lange auf sich warten. DerWDR kündigte eine große Strukturreformund den Abbau von mehr als 100 Stellenan, um „signifikante Einsparungen“ zu er-zielen. Künftig will der größte ARD-Senderdie Gebührenausgaben auf das eigene Sen-degebiet Nordrhein-Westfalen konzentrie-ren. Aufgrund der zu erwartenden Minder-einnahmen stellte WDR-Intendant FritzPleitgen unter anderem Zuschüsse für dieBayreuther Festspiele, das Nürnberger In-stitut für Rundfunktechnik und dieMünchner Journalistenschule in Frage.Sein BR-Kollege Thomas Gruber sieht sichgenötigt, das BR-Rundfunkorchester zuschließen. ZDF-Intendant Markus Schäch-ter kündigte den voraussichtlichen Abbauvon 300 Pauschalisten-Stellen an. Mit die-ser Maßnahme, so erläuterte er, ließensich zumindest betriebsbedingte Kündi-gungen vermeiden.

Stellenkürzungen angekündigt

Tatsächlich hatten die Länder ihrenpopulistischen Gebührenbeschluß mit beschäftigungspolitischen und anderenAuflagen verknüpft. Nach ihrem Willensollen ARD und ZDF durch einen Abbauvon mehr als 550 Stellen weitere Einspa-rungen erzielen. Ein – zumindest – unge-wöhnlicher Vorgang. Auch wenn im föde-ralen System die Länder über Auftrag undStrukturen des gemeinwohlverpflichtetenRundfunks mitbefinden: Von einer „Not-

bremsung“, zu der sich Bayerns Landes-fürst Edmund Stoiber – neben NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück treiben-de Kraft der Attacke – gezwungen wähnt,kann jedenfalls keine Rede sein. Für solcheBremsmanöver eignen sich eher die Preis-treibereien privater Kabelnetzeigner. DiePreisgabe des bewährten, unabhängigenund verfassungsrechtlich untermauertenGebührenverfahrens markiert allerdingseine drastische Zäsur im bisherigen Sys-tem der Rundfunkfinanzierung. Sie läuftauf eine Entwertung der KEF-Empfehlun-gen hinaus, bedeutet letztlich die Ent-machtung der unabhängigen Sachverstän-digen und die Auslieferung des Verfahrensan den direkten staatlichen Zugriff. Einsolcher ist aber nach höchstrichterlicherRechtsprechung nicht zulässig.

ARD-Vorsitzender Jobst Plog sagtedenn auch, man lege Wert darauf, dass dervon den Karlsruher Richtern vorgeschrie-bene Weg zur Ermittlung der Rundfunk-gebühr „nicht beschädigt“ werden dürfe.Forderungen wie die nach einer Abgabevon Sportrechten an die private Konkur-renz würden von den Sendern als „Eingriffin die Programmautonomie“ gewertet.

Medienpolitik im Ausverkauf

Ob ARD und ZDF das Bundesverfas-sungsgericht anrufen werden, ist gleich-wohl offen. Die Risiken eines solchenSchritts wären schwer kalkulierbar. Zudemwäre damit auch die jetzt beschlossene reduzierte Gebührenanpassung vorerstblockiert.

NRW-Ministerpräsident Steinbrücksieht einer solchen Klage einstweilen ge-lassen entgegen. Der Sozialdemokrat willim Mai nächsten Jahres bei den Landtags-wahlen mangels anderer vorzeigbarer Erfolge als eine Art „Robin Hood“ des ge-beutelten Gebührenzahlers punkten. Undzugleich die Privatfunker am zuletzt arggebeutelten Medienstandort NRW hofie-ren. Sozialdemokratische Medienpolitikim Ausverkauf. Bei einer Klage würdensich ARD und ZDF auf „eine lange Reise“begeben, frohlockte Steinbrück unlängstauf der 50-Jahr-Feier des BDZV. Und hofftoffenbar auf Schützenhilfe durch die EU-Kommission. Die untersucht derzeit ab-surderweise, ob es sich bei den deutschenRundfunkgebühren um eine „wettbe-werbsverzerrende Beihilfe“ handelt. Wenndiese Lesart sich durchsetzen sollte, gingeein lang gehegter Traum der privatkom-merziellen Konkurrenz von ARD und ZDFin Erfüllung. Günter Herkel �

Mini-ErhöhungEinjähriger Streit um Rundfunkgebühren beendet

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Ministerpräsidententreffen in Berlin: KurtBeck, Klaus Wowereit und Edmund Stoiber(v.l.n.r.) sind mit den Ergebnissen zufrieden

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22 M 11.2004

rundfunk

Die Diskussion um die Altersversorgung inden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal-ten gilt allgemein als so kompliziert, dassdie Zusammenhänge nicht vermittelbar sind.

Dabei hatte alles so einfach angefangen.Angelehnt an die Beamtenpensionen soll-ten die Rundfunkbeschäftigten nach etwadreißig „Dienstjahren“ zwischen 50 und60 % ihres Bruttogehaltes als Pension er-halten. Da die Rundfunkangestellten aber– im Unterschied zu den Beamten – auchnoch Beiträge zur gesetzlichen Rentenver-sicherung zu entrichten haben und daherauch eine Rente von der Bundesanstalt fürAngestelltenversicherung (BfA) erhalten,ergab sich in manchen Fällen ein deutlichhöheres Einkommen im Ruhestand als imaktiven Erwerbsleben. Diese „Überversor-gung“ war Ende der siebziger Jahre des

letzten Jahrhunderts ein beliebtes Themaum die Öffentlich-rechtlichen anzugreifenund wurde daher beseitigt. Fortan sollteein Rundfunkler im Ruhestand nichtmehr erhalten als ein vergleichbarer akti-ver Beschäftigter. Die Rundfunk-Rentenwurden also gekürzt – und zwar soviel,dass gesetzliche Rente und Rundfunk-Ren-te zusammen eine „Gesamtversorgungs-Obergrenze“ nicht mehr überschritt. BeimHessischen Rundfunk und den Vorläuferndes SWR orientierte man sich dabei amBrutto-Einkommen eines aktiven Beschäf-tigten (Brutto-Gesamtversorgungs-Ober-grenze), bei allen anderen am Nettoein-kommen (Nettogesamtversorgungs-Ober-grenze). Das Ganze hieß von da an be-schönigend „Gesamtversorgung“ – einBegriff, der den Eindruck einer besondersguten und hohen Rente erweckt. Er bedeu-

tet aber nur, dass je mehr man von der BfAbekommt, umso kleiner ist die Rundfunk-Rente.

Tatsächlich ist das System aus gewerk-schaftlicher Sicht brutal ungerecht – dennein Beschäftigter, der lange Jahre in die ge-setzliche Rentenversicherung einbezahlthat, erhält häufig nur wenige hundertEuro von seiner „Anstalt“ – während Be-zieher von Einkommen oberhalb der Bei-tragsbemessungsgrenze der Rentenver-sicherung häufig erhebliche Beträge zuerwarten haben. Vor allem aber beschertedie „Gesamtversorgung“ die Abhängigkeitvon der Steuer- und Sozialgesetzgebung.Steigen die Steuern auf die Gehälter deraktiven Beschäftigten, sinken daher dieNettoeinkommen, dann sparen die An-stalten bei den Rentnern. Sie profitierenvom so genannten „Abfülleffekt“, dennmit den Netto-Gehältern sinkt auch die„Netto-Gesamtversorgungs-Obergrenze“.Umgekehrt führen Einschnitte bei den ge-setzlichen Renten, aber auch Steuersen-kungen zum „Auffülleffekt“ – und damitzu neuem Streit um die alten Versorgungs-regelungen … Wendelin Werner �

Die alten Versorgungsregelungen beim öf-fentlich-rechtlichen Rundfunk, die so ge-nannte „Gesamtversorgung“, bleiben imVisier der Anstalten. Neue Änderungen imSozial- und Steuerrecht wirken sich auf diekomplizierten Versorgungssysteme aus.Mittlerweile droht der Streit um die Ver-sorgung alle anderen tarifpolitischen Fra-gen im größten Tarifbereich von ver.diRFAV zu blockieren.

Bereits bei der Gehaltstarifrunde 2001hatten die Rundfunkanstalten versucht,Änderungen in den alten, Anfang der 90erJahre geschlossenen Versorgungsregelun-gen zu erzwingen. Nach heftigen Streiksund einem Verhandlungsmarathon einig-te man sich im Frühjahr 2003 auf einenbundesweiten Tarifvertrag, der die Anstal-ten von den Belastungen durch die Ries-terreform freistellte.

Mittlerweile hat die Sozial- und Steu-erpolitik mit neuen „Reformen“ neue Un-ruhe in die komplizierten Versorgungs-werke gebracht:• Das „Rentenversicherungs-Nachhaltig-keitsgesetz“ führt neuerlich einen dämp-fenden Faktor in die Rentenanpassungsfor-

mel ein. Die Rentenerhöhungen werdenalso in Zukunft noch deutlicher hinterdenen der Gehälter zurückbleiben. DieDifferenz führt zu einem „Auffülleffekt“bei der Gesamtversorgung – die Anstaltenmüssen sie drauflegen.• Studien- und Berufsanfängerzeiten wer-den bei der gesetzlichen Rente geringer bewertet. Auch dies kann zu höheren Ver-sorgungsleistungen der Rundfunkanstal-ten führen.• Die Krankenversicherungsbeiträge aufBetriebsrenten sind deutlich erhöht wor-den, die Pflegeversicherung zahlen dieRentner seit 1.4.2004 alleine – dies wirktsich bei den verschiedenen Anstaltsrege-lungen unterschiedlich aus.• Größter Brocken ist das Alterseinkünf-tegesetz – die Umstellung auf die so ge-nannte „nachgelagerte Besteuerung“. Diegesetzlichen Renten werden damit nachund nach vollständig steuerpflichtig (bis-her nur mit dem so genannten Ertragsan-teil). Zugleich werden die Beiträge zur ge-setzlichen Rentenversicherung der aktivenBeschäftigten mehr und mehr steuerfreigestellt – was zu einer Erhöhung der Netto-

löhne führen müsste. Beide Maßnahmenhaben einen erheblichen Auffülleffekt beiden Rundfunkanstalten mit Netto-Ge-samtversorgung.

Die Rundfunkanstalten haben sich indem Tarifvertrag von 2003 eine Verhand-lungsoption bei weiteren Änderungen aus-bedungen. Bisher sind ver.di und DJV je-doch zu konkreten Verhandlungen nichtbereit – denn noch verweigern der Bayri-sche Rundfunk, der rbb und die DeutscheWelle den Vergütungsabschluss mit demHinweis auf die Altersversorgung.

In bisher drei „Vorgesprächen“ wurdeversucht, einen Ausweg aus der festgefah-renen Situation zu finden. Anfang Oktoberhat sich der Tarifausschuss für den öffent-lich-rechtlichen Rundfunk erneut mit derProblematik der Gesamtversorgungssys-teme beschäftigt. Es wurde beschlossen,gemeinsam einen offensiven Weg zur Si-cherung des Versorgungsniveaus zu gehenund zugleich die Versorgungssysteme vonder Sozial- und Steuergesetzgebung unab-hängig zu machen. Am 14. Oktober isteine neue Gesprächsrunde mit den Rund-funkanstalten geplant. ww �

Kaum vermittelbarAltersversorgung im Rundfunk – ein kompliziertes Geflecht

Neuer Streit um alte Regelungen

➧ InformationWendelin Werner ist Mitglied des geschäfts-führenden Bundesvorstandes der RFAV.Kontakt über E-Mail: [email protected]

Page 23: Quote ist eine Chance - mmm.verdi.de · wirtschaftskonform statt staatlich reguliert – durch programm-liche Radiovielfalt ersetzt. Zusammen mit Förderung wäre das sinnvoll –

M 11.2004 23

Der NDR, laut Eigenwerbung „Das Beste amNorden“, macht es seinen Hörern zwischenFlensburg und Göttingen und seinen Höre-rinnen zwischen Emden und Usedom nichtgerade leicht. Denn glaubt man dem Sender,so gibt es nur eine Überlebenschance zwi-schen Nord- und Ostsee. Es muß das seichteBoulevard-Unterhaltungsprogramm gehörtwerden: „NDR II und das Leben beginnt“.

Was aber ist mit den NDR-Regionalpro-grammen aus Kiel, Hannover, Schwerinund Hamburg? Ist das alles verwelkt, ver-dorrt, dem Tode geweiht? Und dann ist da auch noch das kleine Spartenpro-gramm „NDR Kultur“. Das ist zwar auch„das Beste am Norden“, aber nicht das be-ginnende Leben. Immerhin hat auch diekleine Nische eine Eigenwerbung: „Kulturhat ein Programm – NDR Kultur – DerKlassiker“. Doch seit ein paar Monatenrappelt es ganz kräftig im klassischen Kul-turkarton. Hörer mucken auf, mäkeln rumund wollen mitbestimmen. Es tobt einKampf zwischen Fundis und Realos.

Angefangen hat das Drama mit man-gelnder Quote. Es folgte der neidvolle Vergleich der Öffentlich-rechtlichen mit ihren kommerziellen Konkurrenten, dem„Klassikradio“, das mit seinen wohlgefäl-ligen Musikhäppchen im Norden den besseren Schnitt macht. Also mußte eineobligatorische Media-Analyse her und inFolge der zwingende Relaunch.

Das aus Sicht des NDR eher altbacke-ne Klassikprogramm „Radio 3“ wurde ana-lysiert, umgekrempelt und aufgepeppt.Aus „Radio 3“ wurde „NDR Kultur“, dasmit „dem neuen Programmangebot“, soNDR-Programmdirektor Gernot Romann,„einzig und allein die Integration der viel-schichtigen Klientel der klassik- und kul-turinteressierten Radiohörer“ verfolgt. Die

neue Zielgruppe: „Leute unter fünfzig, dieberufstätig sind, mobil, kulturinteressiertnicht im engen Sinne.“ Bedient werdensoll in dem reformierten Spartenpro-gramm die „Mehrheit in der Minderheit“.Darin aber sieht der altgediente „Radio 3“-Hörer und neue „NDR Kultur“-KritikerTheodor Clostermann „eine Verflachungdes Programms“, bei dem „die alte undklassische Musik anscheinend einem aufShow ausgerichteten Kulturbetrieb unter-geordnet wird“. Akribisch untersuchte derHamburger Gymnasiallehrer die neueStruktur, führte Strichlisten und entdecktden Trend zu kurzen, gängigen Stücken.Aus dem einstmals renomierten Pro-gramm sei ein berieselndes „Hitradio“ mitpopulären Titeln und heiteren Werkfrag-menten aus dem Genre „The best of“ ge-worden: Clostermann fordert ein zurückzum „Mehr“. Mindestens einmal am Tagsolle wieder ein ganzes Werk für vier Stun-den zu hören sein, egal ob vollständigeSymphonie oder komplette Oper. Die For-derungen fanden Anklang, zumindest beieiner beachtlichen Zahl von NDR-Hörern.Eine Initiative „Das GANZE Werk“ kannmittlerweile 570 Mitglieder und 1360unterstützende Personen vorweisen.

Eine Zahl, die vom NDR nicht nur an-gezweifelt wird, sondern auch in einenGesamt-Hörer-Rahmen gestellt wird. Pro-grammdirektor Gernot Romann: „Dem In-itiativkreis gehören nach unserer Erkennt-nis rund 100 Mitglieder an, NDR Kultur

wird täglich von mehr als 240.000 Men-schen eingeschaltet.“ Das sei ein „Beweis,dass ihnen das Programm gefällt“.

Und daher wehre sich die Programm-direktion vehement gegen „die Ge-schmackspolizisten“ und „selbsternann-ten Kultur-Ajatollahs“. Eine am 6. Oktobergestartete Postkartenaktion der Initiativean den NDR sieht Romann gelassen entge-gen: „Zuschriften unserer Hörer nehmenwir ernst. Für organisierte Kampagnen giltdas bedingt.“

Differenzierter und diplomatischersieht es hingegen Dr. Karl-Heinz Kutz, Vor-sitzender des zuständigen NDR-Rundfunk-rates: „Wir wollen und müssen ein Pro-gramm machen, das den Bürgern gefällt,niemanden ausgrenzt und attraktiv ist.Kultur ist ein Begriff, den man sehr engund sehr weit fassen kann. Kultur ist mehrals Musik. Aber ich schätze es sehr, wennHörer sich mit Herzblut am Programm desNDR beteiligen.“ Daher werde sich derProgrammausschuß auf seiner nächstenSitzung im kommenden Januar auch „mitder Entwicklung bei ‚NDR Kultur‘ erneutbeschäftigen. Wir sind bedacht, auf Qua-lität zu kucken“.

Das Rennen ist also offen. Doch dieErfahrung lehrt, dass bei solchen Ausei-nandersetzungen letztendlich die Zuhö-rerzahlen und die Quote den Ausschlaggeben. Bleibt eigentlich nur die eine Frage:Wer sind hier eigentlich die Fundis undwer die Realos? Wulf Beleites �

Rappeln im KulturkartonNDR auf der Suche nach der Mehrheit in der Minderheit

Mit Begleitung der Radio-Philharmonie Hannover des NDR wird auf der Expo in HannoverCharlie Chaplins Film "Moderne Zeiten" gezeigt. Mehrere hundert Zuschauer verfolgtenden 60 Jahre alten Film mit dem live gespielten Original-Soundtrack.

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➧ Informationenwww.ndr-kultur.dewww.dasganzewerk.de

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24 M 11.2004

➧ Filmrezension: Trist, beklemmend und ein paar Hoffnungsfunken

En Garde!Am liebsten würde sie ihren Kopf in die Kissen vergraben, nichtshören und nichts sehen. Traurig, gleichmütig und abwesend gehtAlice durchs Leben, lässt niemanden an sich heran, erwidert kei-nen Blick, schenkt noch nicht einmal denen ein Lächeln, die esgut mit ihr meinen: Berivan zum Beispiel, eine kurdische Mit-schülerin in dem Mädcheninternat für Schwererziehbare und Ab-geschobene, zu der aber Alice erst Vertrauen gewinnen muss,denn Freundschaft und Liebe hat sie zu Hause nicht kennen ge-lernt. Von Anfang an war sie ihrer Mutter eine Last: „Als ich ge-boren wurde, konnte sie nichts mit mir anfangen und gab michzur Oma. Heute bin ich 16 und meine Mutter kann immer nochnichts mit mir anfangen“. Und weil die Oma gerade gestorbenist, bleibt für Alice nur noch das Erziehungsheim. „Die sind einbisschen katholisch hier, aber sehr nett“: Mehr hat die Mutter ihrbeim Abschied nicht zu sagen.Für Alice beginnt eine schwierige Zeit: Ihre Zimmergefährtinnenterrorisieren und demütigen sie, zudem erleidet sie einen Hör-sturz und muss fortan Lärmstöpsel tragen. Alice schließt sich Be-rivan an. Die Kurdin hat wie viele andere Mädchen im Heim ihreEltern auf tragische Weise durch Tod verloren, kann sich aber zu-mindest damit trösten, dass sie von ihnen nicht verstoßen wurde.Als Alice allmählich beginnt, sich ein wenig zu öffnen, selbstbe-wusster zu sein und an der Freundschaft Gefallen findet, kommtein Dritter ins Spiel: Ilir, ein junger Mann, der sein Geld als Pizza-fahrer verdient. Berivan verliebt sich in ihn, Alice fühlt sich ver-lassen und zurückgesetzt, ist eifersüchtig und rastet aus.Die kurdisch-deutsche Regisseurin Ayse Polat hat Mädchen wieAlice und Berivan kennen gelernt. Sie weiß, wovon sie erzählt.

„En Garde“ ist ein trister, beklemmender Film, derglaubwürdig und virtuos einen großen Bogen um eineVielzahl gesellschaftlicher Probleme schlägt: Jungeüberforderte Mütter, ungewollte Schwangerschaften,zermürbende Asylverfahren, einsam, verloren wirkendejunge Menschen ohne Ziele, Träume und Illusionen. Beialler Tristesse gibt es dennoch ein paar Hoffnungsfun-ken: Beim Fechtunterricht beginnt Alice ihrem Ko-kon zu entschlüpfen. Diesen Sport nutzt dieRegisseurin zugleich als eine wunderbareMetapher für den Entwicklungspro-zess ihrer Heldin, die zunächst imLeben wie im Fechten unsichereSchritte macht, allmählich jedochlernt anzugreifen, ihrem GegenüberRespekt zu zollen und Mut zu fas-sen. So hat Alice am Ende, wennsich die Wege der Mädchen nachdem dramatischen Todesfall einerBetreuerin trennen, wenigstensetwas, das sie mutig in die Zu-kunft blicken lässt: „En Garde!und los. Manchmal gibt man sichdem Spiel hin und verliert sich dar-in. Dann vergisst man sich. Man ver-gisst die Zeit und die Angst. Dassind die schönsten Momente.“

Kirsten Liese �

Buch und Regie:Ayse Polat94 Min.,Deutschland 2004Filmstart:11.11.2004

Es ist höchste Zeit, für die Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer des CinemaxX-Kon-zerns einen fairen Tarifvertrag abzuschlie-ßen. Mittlerweile ist eine halbes Jahr mitdem Niedriglohn-Modell und nur noch nach-wirkenden Tarifverträgen verstrichen.

Die Tarifverhandlungen mit Cine-maxX werden am 27. Oktober fortgesetzt.In sechster Runde soll erneut versuchtwerden, einen Weg zu akzeptablen Ar-beits- und damit Tarifbedingungen für diemehr als 2000 Beschäftigten im Kinokon-zern zu finden. Für die meisten Kinobe-schäftigten liegt die letzte Lohnerhöhung(in Höhe von 20 Cent) bereits 21 Monatezurück. Für die seit Februar Neueingestell-ten gelten willkürlich festgesetzte und

weit untertarifliche Bedingungen. DasVerhältnis zwischen dem persönlichenEinsatz und der Leistung für das Gesamt-unternehmen und dem dafür gezahltenLohn ist mittlerweile stark aus den Fugengeraten. Eine verlässliche Basis, die ein Ta-rifvertrag schafft, fehlt immer mehr.

Das Unternehmen CinemaxX wird aufseiner Hauptversammlung am 28. Oktoberdie letzten Schritte zur Sanierung abschlie-ßen und der Vorstand hat bereits dieTrendwende verkündet, indem er die Sig-nale auf erneute Expansion im deutschenKinomarkt gestellt hat. Die Grundlage da-für bilden die außergewöhnlich guten Be-sucherzahlen und Umsätze im Kinosom-mer 2004. So ist es nur recht und billigden Beschäftigten auf allen Ebenen des

Konzerns den verdienten Anteil an dieserpositiven Unternehmensentwicklung zu-zuerkennen.

ver.di hat nichts unversucht gelassen,um der offenen Tarifsituation zu begeg-nen. Dem Unternehmen wurde im letztenMonat sogar angeboten, mit Hilfe einesneutralen Schlichters einen Tarifkompro-miss zu finden. Dies hat das Unternehmenabgelehnt, und frühestens im nächstenJahr und nur beschränkt auf die Löhneeine Tarifschlichtung für möglich erach-tet. Von einem hohen Maß an Einigungs-bereitschaft zeugt dieses Verhalten nicht.

Die Kinobeschäftigten haben in denvergangenen Wochen vielerorts mit Warn-streiks auf ihren Unmut und berechtigteForderungen aufmerksam gemacht. Es liegtauch weiterhin in ihrer Hand zu demons-trieren, dass der von der Unternehmens-leitung eingeschlagene Konfrontations-kurs nicht akzeptiert wird. red. �

Für einen fairen Tarifvertrag CinemaxX: Seit einem halben Jahr im Niedriglohn-Modell

➧ Informationenwww.kinonetzwerk.verdi.dewww.connexx-av.de

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M 11.2004 25

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In den Tarifverhandlungen für Film- und Fernsehschaffende ist einDurchbruch gelungen, auch wenn es noch zu keinem Abschlusskam. Die Produzentenvertreter sind bereit, einer zentralen Forde-rung von ver.di zu folgen und Zeitkonten für „auf Produktions-dauer Beschäftigte“ einzuführen. Da auch damit nicht allen vonden Hartz-Nachteilen Betroffenen geholfen sein wird, fordertver.di weiterhin eine Nachbesserung der unsozialen Gesetze.

ver.di hatte im Februar den Tarifvertrag gekündigt, um Ver-besserungen im Manteltarifvertrag (MTV) und eine Gagener-höhung zu verhandeln. Im Mittelpunkt stand die Einführungeines Zeitkontos, um die üblicherweise beträchtliche Mehr-arbeit während einer Filmproduktion in eine Verlängerung dersozialversicherungspflichtigen Beschäftigungszeiten umzu-wandeln. Notwendig ist dies, damit nach der Verkürzung derRahmenfrist durch Hartz III von 3 auf 2 Jahre auch Filmschaf-fende überhaupt noch einen Anspruch auf Arbeitslosengeld Ierwerben können.

Die nun gefundene Lösung, die nach einem Abschluss desTarifvertrages eingeführt werden kann, sieht Folgendes vor: • Mehrarbeit, die über 50 Wochenstunden hinaus geht, wirdinklusive der Zuschläge als Zeit auf ein Konto gebucht.• Der Urlaubsanspruch aus der Produktionszeit und ein Aus-gleichszeitraum – berechnet aus dem Zeitguthaben – werdenan die Produktionszeit angehängt.• Für den Ausgleichszeitraum gilt, dass ein Zeitguthaben von8 Stunden einen Ausgleichstag bedeutet.

Strittig ist noch die Höhe der Mehrarbeitszuschläge. Diesesollen nach Vorstellung der Produzenten ab der 51. Stunde 20 % und ab der 61. Stunde 70 % betragen und damit in derersten Stufe deutlich niedriger liegen als bisher. Aus Sicht vonver.di ist lediglich eine Absenkung von bisher 30 auf 25 % ak-zeptabel. In Zukunft bedeuten dann Zeitguthaben von 40Stunden eine Verlängerung der Beschäftigungszeit um eineWoche. Die Regelungsmöglichkeiten im Rahmen des Tarifver-trages sind damit ausgeschöpft.

ver.di geht davon aus, dass unter diesen Bedingungen beidrei bis vier großen Produktionen im Jahr für Filmschaffendeder Abstieg ins Arbeitslosengeld II verhindert werden kann.Aber für viele Kolleginnen und Kollegen im Filmbereich wirdnur eine Nachbesserung der Gesetzeslage Abhilfe schaffenkönnen. ver.di fordert deshalb vom Gesetzgeber, dass für „aufProduktionsdauer Beschäftigte“ in Medien und Kultur-Pro-duktionen die Anzahl der zu erreichenden Arbeitstage von360 auf 152 Tage – unter Einbeziehung so genannter unstän-diger Beschäftigungen – zu reduzieren ist. Eine ähnliche Rege-lung besteht bereits in Frankreich.

Die Verhandlungen zum Neuabschluss des Tarifvertragesfür Film- und Fernsehschaffende werden am 14. November inMünchen fortgesetzt. Denn eine Reihe von offenen Nachbes-serungen am Tarifvertrag (z.B. zu Wochenend- und Feier-tagsarbeit, Pausen und Ruhezeiten sowie einer Abgrenzung derPraktikantenarbeit) und die ausstehenden Gagenerhöhungenkonnten noch nicht vereinbart werden. red. �

Grünes Licht für ZeitkontenDurchbruch bei Tarifverhandlungen für Film- und Fernsehschaffende

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Zufrieden sein müssten eigentlich die deut-schen Medien- und IT-Konzerne mit den Vor-gaben des Bundesjustizministeriums für dienächste Urheberrechtsnovelle. Denn es sol-len fast nur Regelungen zu ihren Gunstenumgesetzt werden. Doch auch sie nörgeln.Von der Agenda-2010-Regierung hätten sienoch mehr erwartet.

Kaum Positives erwarten dürfen hingegendie Kreativen vom „Zweiten Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Infor-mationsgesellschaft“, dessen Referenten-entwurf das Bundesministerium der Justizam 29. September veröffentlicht hat. Da-ran kann auch die parallel gestartete Informationskampagne des BMJ mit demInternetportal www.kopien-brauchen-ori-ginale.de (hier auch Download des Ent-wurfs) nichts ändern.

Zwar waren die Vertreter der Urheber(darunter auch von ver.di) an der monate-langen Diskussion in elf Arbeitsgruppenzum so genannten „Zweiten Korb“ betei-ligt, doch ihre Forderungen blieben weit-gehend unberücksichtigt. Ausstellungsver-gütung und Künstlergemeinschaftsrecht(„Goethegroschen“) wurden für obsolet

erklärt, die Rechtsstellung der Filmurheberund Schauspieler gegenüber den Produ-zenten geschwächt, auf Regelungen zuelektronischen Pressespiegeln verzichtetund den Verlegern quasi eine Art eigenes„Leistungsschutzrecht“ zugestanden. End-gültig zurückgewiesen wurde zudem diebreit getragene Forderung nach Durchset-zungsmöglichkeit der legalen Privatkopieim digitalen Bereich.

Zwei Änderungen im Urheberrechts-gesetz sind es insbesondere, die sich nach-teilig für die Urheber auswirken können.So soll der bisherige § 31 Abs. 4 UrhG ge-strichen werden, der Vereinbarungen überunbekannte Nutzungsarten unmöglichmachte. Diese Schutzvorschrift verhindertbisher, dass Urheber zu einem Buyoutauch für solche Nutzungen ihrer Werkegezwungen werden konnten, die bei Ver-tragsabschluss noch gar nicht bekanntoder gebräuchlich waren.

Solche Abmachungen sollen nun zu-lässig sein, zwar mit einem Widerrufsrechtversehen, das allerdings für Filme und an-dere Werke mit vielen Urhebern einge-schränkt ist. Im Gegenzug wird Urheberndurch einen neuen § 32c UrhG dafür ein

Anspruch auf eine „besondere angemesse-ne Vergütung“ zugestanden.

Gefordert hatten die Streichung ins-besondere die öffentlich-rechtlichen Rund-funkanstalten, die ihre Archive in denneuen Medien auswerten wollen. Deshalbgibt es auch eine Übergangsregelung imneuen § 137l UrhG, durch die Alt-Er-werber von ausschließlichen Nutzungs-rechten auch die Rechte an neuenNutzungsarten innerhalb eines Jahresnach In-Kraft-Treten des „Zweiten Korbs“erhalten, sofern die Urheber dem nichtwidersprechen.

Die Streichung von § 31 Abs. 4 UrhGkönnte dann einen Sinn machen, wenndie Regelungen der Urheberrechtsreformvon 2002 in der Praxis umgesetzt sind –wenn also für die einzelnen Branchen ge-meinsame Vergütungsregeln vereinbartworden sind, die Urhebern eine „ange-messene Vergütung“ garantieren. Dochbisher ist weder für Tageszeitungen nochfür Zeitschriften ein Abschluss in Sichtund während hier immerhin verhandeltwird, sind die Verhandlungen für Überset-zer zum Beispiel gescheitert. So wird dieStreichung nur zu neuen Klauseln in To-tal-Buyout-Verträgen und AGB‘s führen,wie sie gerade aktuell wieder die Süddeut-sche Zeitung durchpressen will.

Grundlegend verändert werden sollzweitens das System der Urhebervergütun-gen für Vervielfältigungsgeräte und Spei-chermedien. Im Mittelpunkt steht hier„die Übergabe der bisherigen staatlichenRegulierung der Vergütungssätze in dieHände der Parteien“, heißt es in der Be-gründung zur Neuregelung der §§ 54 – 54gUrhG. Positiv: Ein auf ein halbes Jahr be-grenztes Schiedsstellenverfahren und dieBestimmung des Oberlandesgerichts Mün-chen als erster Entscheidungsinstanz werden die bisher jahrelangen Prozesseder Verwertungsgesellschaften gegen dieGerätehersteller deutlich verkürzen. DieUrheber werden also schneller das ihnenzustehende Geld als Ausgleich für Privat-kopien erhalten.

Doch die Abgaben selbst sollen künf-tig nicht nur an die tatsächliche Kopier-nutzung für urheberrechtliche Inhalte ge-koppelt werden, sondern auch in „einemwirtschaftlich angemessenen Verhältniszum Preisniveau des Geräts oder des Spei-chermediums“ stehen. Das hatte der IT-Unternehmerverband BITKOM seit lan-gem gefordert. Den Effekt umschriebBundesjustizministerin Brigitte Zypriesmit den Worten: „Es wird eher wenigerGeld für Urheber geben.“ Und wo Kopier-schutzmaßnahmen angewendet werden,gibt es gar nichts mehr. „Je mehr Kopier-schutz, desto weniger Gerätevergütung“,so Zypries. Rüdiger Lühr �

Eher wenigerGeld für UrheberReform zu Gunsten von Verwertern und Geräteherstellern

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Seit drei Jahren gibt ein linkes StockholmerRedaktionsteam eine Wochenzeitung fürEinwanderer heraus. „Sesam“ informiertüber Migrationspolitik und gibt Rat bei Är-ger mit Behörden. Weil die Zeitung auf eineeinfache Sprache achtet, ist sie für Viele dieeinzige brauchbare Informationsquelle.

Mit viel Idealismus und der Bereitschaft,aus knappen Ressourcen das Bestmöglicheherauszuholen, versucht die StockholmerMedienkooperative „fria tidningar“ (FreieZeitungen), ein Problem der etabliertenPresse zu beheben. Zwar wird in Schwedendurchaus über Einwanderungspolitik, Asylund multikulturelle Fragen berichtet;meist aber schreiben die Zeitungen an denen, die sich am meisten dafür interes-sieren könnten, vorbei. Die Schwedisch-kenntnisse vieler Migrantinnen und Mi-granten reichen nicht aus, sich mit Hilfeder großen Tageszeitungen zu informie-ren. Um daran etwas zu ändern, gibt „FriaTidningar“ seit rund drei Jahren das Wo-chenblatt „Sesam“ heraus. Das Sesam-Team hält sich daran, auch schwierige

Sachverhalte mit einfachen Worten auszu-drücken und notwendigen Spezialwort-schatz in Randspalten zu erläutern. Fürviele Migranten ist Sesam damit die erstegut verständliche Zeitung im neuen Land.In Berührung kommen sie mit ihr meist inden Schulen, die in größeren OrtenSprachkurse für Einwanderer anbietenund die Zeitung abonniert haben. VieleSchwedischlehrer betrachten die Sesam-Lektüre als wichtige Ergänzung ihresUnterrichts.

Das Wochenblatt setzt auf für Ein-wanderer und Flüchtlinge besonders inter-essante Themen: Nicht nur Migrations-und Asylpolitik, sondern auch soziale Pro-bleme, Entwicklungen auf dem Arbeits-markt oder im Bildungswesen. Danebenwird auch Ereignissen in Herkunftslän-dern von Migranten nachgegangen. In derRubrik „Fragt uns“ versuchen Autoren,Einwanderern Fragen zu beantwortenmeist zu aufenthalts- oder sozialrecht-lichen Themen. „Was passiert, wenn wiruns scheiden lassen?“ fragte eine Frau ausThailand, besorgt darüber, ihr Aufent-

haltsrecht zu verlieren, wenn sie ihremschwedischen Ehemann den Rücken kehre.

Der Name „Sesam“ erinnert für Red-akteurin Kerstin Loenberg an das Märchenvon Ali Baba und den 40 Räubern undsteht für das Ziel, den Lesern auch Zugangzu etwas Neuem und bisher Verschlosse-nen zu öffnen, wie der schwedischenSprache, Politik und Gesellschaft. Loen-berg legt jedoch Wert darauf, dabei nichtvon oben herab, „wie ein Lehrbuch“, vor-zugehen. „Wir wollen unterschiedlicheWege in die Gesellschaft aufzeigen undMeinungsvielfalt fördern“, sagt sie.

Oft beziehen Redakteure Stellung zukontroversen Themen, etwa wenn sie dieauch im Norden immer striktere Asylpoli-tik brandmarken. Auf zwei Seiten streitenLeser mitunter über die Rolle der Migra-tionsbehörde oder über das Tragen vonKopftüchern muslimischer Schülerinnen.Die „Interaktion zwischen Autoren undLesern“ weiter zu verbessern sei wichtig,so Kerstin Loenberg. Dann werde Sesamnicht nur eine Zeitung für, sondern auchvon Migranten sein. Bernd Parusel �

Der Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoganhatte die Tageszeitung Günlük Evrenselwegen einer Zeichnung (Abb.) des Karikatu-risten Sefer Selvi, die am 5. April 2004 er-schienen war, um 10 Milliarden türkischeLira (zirka 6.400 Euro) „Schmerzensgeld“verklagt und „Recht“ erhalten.

Die Geldstrafe, verhängt vom Amtsgerichtin Ankara unter Vorsitz vom Richter Bü-lent Cinar, soll auch noch ab dem Erschei-nungsdatum der Karikatur mit dem höchs-ten Zinssatz der Banken verzinst werden.Gezeigt wird der Ministerpräsident an denZügeln des Vorsitzenden des türkischenUnternehmerverbandes Tüsiad. „Sogar in Zeiten der despotischsten Herr-schaften hat Humor eine gewisse Toleranzgenossen. Die Regierung peitscht einer-seits, um in die EU zu kommen, Gesetzes-novellen durch das Parlament, anderer-seits bleibt sie durch die Praktiken sogarhinter den osmanischen Herrschern zu-

rück“, so die Zeitung Günlük Evrensel.Eine Demokratie, die den Humor verbiete,könne im besten Falle eine tragische De-mokratie sein. „Wir werden uns aber auchdurch solche Beschlüsse davon nicht auf-halten lassen, den Ministerpräsidenten Er-dogan und die Praktiken der Regierung zukritisieren“, so Ihsan Caralan, verantwort-licher Leiter der Zeitung. Außerdem laufen noch drei weitere Ver-fahren gegen Günlük Evrensel. Wegenähnlicher Vorwürfe fordern zwei hoheAmtsinhaber im Polizeidienst jeweils 15Milliarden Schmerzensgeld. Im drittenVerfahren geht es um eine zu spät erschie-nene Richtigstellung. Sowohl Widerruf alsauch Richtigstellung sind nachweislichdurch den Postweg mit Verzug eingetrof-fen und dann veröffentlicht worden. Auchhier wurde eine Geldstrafe angedroht inHöhe von 75 Milliarden Lire. Prozessflut und Geldstrafen bedrohen dieExistenz der Zeitung, was von Emek Soli-

darität e.V. „als einen vernichtender An-griff auf die Pressefreiheit“ in der Türkeigewertet wird. Gerade im Zusammenhangmit dem Aufnahmebegehren in die EU seidies absolut nicht zu tolerieren. wen �

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Geldstrafe für Karikatur Türkische Zeitung mit Prozessen überzogen

Schweden, öffne dich!Sesam für Einwanderer mit geringen Sprachfertigkeiten

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internationales

Der Irak ist für Journalisten zur Zeit das ge-fährlichste Land der Welt. Allein in diesemJahr sind dort schon 20 Berichterstatter oderMitarbeiter von ihnen getötet worden. Auf-grund der angespannten Sicherheitslage ha-ben deutsche Fernsehsender ihre Korrespon-denten aus der irakischen Hauptstadt Bag-dad zurückgezogen. ARD-Reporter berichtenvorübergehend aus Kairo oder Amman.

Den Zuschauern des Fernsehsenders „el-Arabija“ bietet sich am 12. September eingrausames Bild. Der 28-jährige ReporterMasen el-Tomaisi kommentiert gerade liveaus Bagdad, dass eine aufgewühlte Mengevor einem brennenden US-Panzer feiert,als von einem Kampfhubschrauber auseine Rakete in die Menge abgefeuert wird.Man hört eine Explosion und Schreie, derKorrespondent verschwindet aus demFernsehbild. Der Palästinenser el-Tomaisiwird bei dem Angriff – wie auch weiterezwölf Personen – getötet. 50 Menschenwerden verletzt, darunter auch ein Kame-ramann von „Reuters TV“ sowie ein iraki-scher Fotograf. Ein amerikanischer Armee-sprecher rechtfertigt den Angriff später da-mit, dass in dem Panzer befindliche Waf-fen nicht in die Hände der Aufständischenfallen sollten.

Seit Beginn des Irak-Krieges im ver-gangenen Jahr kamen mindestens 41Menschen bei dem Versuch ums Leben,die Öffentlichkeit über den Krieg und dieLage im Land zu informieren – Redakteureund freie Journalisten, Übersetzer undFahrer. Die meisten von ihnen starben wieel-Tomaisi bei militärischen Angriffen, ob-wohl US-Präsident Bush schon im Mai2003 das Ende der Hauptkampfhandlungenerklärt hatte. Doch Journalisten geratenbei den Kämpfen zwischen Aufständi-schen und US-Militärs immer wieder zwi-schen die Fronten. Im März dieses Jahresbeispielsweise wird das Auto von zwei „El-Arabija“-Reportern beschossen, obwohl es

als Medienfahrzeug gekennzeichnet ist.Ali al-Khatib und Ali Abdel Aziz sterben.Mounir Bouamrane und Waldemar Mile-wicz, die für das polnische Fernsehen ar-beiten, werden im Mai in einen Hinterhaltgelockt und erschossen. Der ZDF-Mitarbei-ter Mahmoud Hamid Abbas wird im Au-gust bei Kampfhandlungen getötet – dreiBeispiele von vielen. Die Angreifer sindmeist nicht erkennbar, werden nicht er-mittelt und nicht zur Rechenschaft gezo-gen. Dazu kommt die Angst, in die Krallenunberechenbarer Entführer zu geraten.

So wie Georges Malbrunot und Chris-tian Chesnot, die Mitte August entführtwurden. Malbrunot ist Korrespondent derfranzösischen Zeitung „Le Figaro“, Ches-not arbeitet unter anderem für den Fern-sehsender „Radio France“. Die beidenwollten am 20. August in die Stadt Nad-schaf fahren, wurden aber unterwegs an-gehalten und von Aufständischen ver-schleppt. Seitdem bemüht sich die Regie-rung in Paris um ihre Freilassung – bisRedaktionsschluss dieser Ausgabe aller-dings vergeblich.

Immer wieder gab es in den vergan-genen Wochen Hoffnung, dass die Jour-nalisten bald freikämen. Doch die Infor-mationen über das Schicksal der beidenFranzosen entpuppen sich im Nachhineinzumeist als Gerüchte. Eine „Islamische Armee im Irak“ bekannte sich zu der Ent-führung. Zunächst forderte die Gruppe dieAufhebung des Kopftuchverbotes anFrankreichs Schulen. Später berichtetenKorrespondenten von Lösegeldforderun-gen in Millionenhöhe. Mehrfach hieß eszwischenzeitlich, die Entführten seien be-reits freigelassen oder an Vermittler über-geben worden; doch diese Informationen

bewahrheiteten sich nicht. Frankreichwurde per Internet erst als Feind der Mus-lime bezeichnet. Dann lobten die Entfüh-rer Paris Anfang Oktober plötzlich für diekritische Position im Irak-Krieg. Die Frei-lassung der Geiseln erfolgte dennochnicht. Immerhin – so die offiziellen Mit-teilungen der französischen Regierung –gebe es Hinweise, dass Malbrunot undChesnot noch leben.

Mit Enzo Baldoni wurde kurzer Pro-zess gemacht. Am 19. August von derGruppe „Islamische Armee im Irak“ ent-führt, wurde er eine Woche später tot auf-gefunden. Der 56-jährige Mitarbeiter derZeitung „Diario della Settimana“ hatte ei-nen Hilfstransport des Roten Halbmondesund des italienischen Roten Kreuzes be-gleitet. Seine Entführer forderten Italienauf, seine 3.000 Soldaten aus dem Irak ab-zuziehen. Das „Komitee zum Schutz vonJournalisten“ (CPJ) nannte den Mord einesinnlose und verachtenswerte Tat. „EnzoBaldoni war keine Partei in dem Krieg, erwar ein neutraler Beobachter, der über Geschehnisse berichtete“, betont die Vor-sitzende der Organisation, Ann Cooper.Doch das war seinen Entführern egal.Auch Aufrufe von westlichen wie arabi-schen Journalistenorganisationen, sofortdamit aufzuhören, Reporter zu Zielschei-ben zu machen, verhallten ungehört. DenEntführern geht es darum, Angst undSchrecken zu verbreiten – auch und geradeunter den Medienschaffenden.

Wie Entführungen im Irak ausgehen,kann deshalb nicht vorhergesehen wer-den. Elf Journalisten kamen wieder auffreien Fuß. So beispielsweise der amerika-nische Journalist Micah Garen und seinÜbersetzer Amir Duschi, deren Entfüh-

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Zwischen den FrontenInternationale Berichterstatter im Irak entführt und getötet

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rung nach acht Tagen endete. Die beidenarbeiteten an einem Film über archäo-logische Stätten und deren Schutz inKriegsgebieten. Ihre Freilassung erfolgte,obwohl die US-Streitkräfte der Forderungnach einem Abzug aus Nadschaf nichtnachkamen. Motive und Hintergründesolcher Entführungen sind meist unklar.Die betroffenen Regierungen schweigenzu der Frage, ob Lösegeld gezahlt wurdeoder nicht.

Die Unberechenbarkeit der Aufständi-schen sind die eine, die Einschüchterun-gen und Behinderungen von offiziellerSeite die andere Seite der Medaille. Weraus dem Irak berichtet, gerät schnell insVisier der Rebellen; er kann aber auch denBesatzern oder der Übergangsregierungauffallen. Dies gilt insbesondere für denarabischen Fernsehsender „El-Dschasira“,der nach einer Anordnung der irakischen

Übergangsregierung seit dem 7. Augustnicht mehr im Land arbeiten darf. Eben-falls im August wurden vier Mitarbeiterder iranischen Nachrichtenagentur IRNAvon der irakischen Polizei festgenommen.Ein Grund dafür wurde nicht genannt.Schon im Juli 2003 hatten US-Soldatenzwei Reporter des staatlichen iranischenFernsehens festgenommen und vier Mo-nate lang inhaftiert, weil sie angeblich dieSicherheit des Irak gefährdeten. Die Be-hörden in Teheran waren zunächst von ei-ner Entführung ausgegangen, weil sie erstzwei Wochen nach dem Vorfall informiertwurden.

Im Januar dieses Jahres sollen dreiMitarbeiter der Nachrichtenagentur Reu-ters von US-Soldaten verhaftet und miss-handelt worden sein. Ein Brief der Repor-ter ohne Grenzen, die sich bei US-Vertei-digungsminister Rumsfeld für eine Unter-suchung des Vorfalles einsetzten, bliebunbeantwortet. „Die Aussagen der Jour-nalisten über die Misshandlungen sind erschütternd. Zudem fühlt sich die US-Armee offensichtlich nicht an Gesetze ge-

bunden: seit Monaten hat die Armee esnicht für nötig gehalten, die drei Opfer zuden Vorfällen zu befragen“, heißt es indem Brief.

Doch trotz der extrem schwierigen Ar-beitsbedingungen für Journalisten, hatsich für die irakischen Medien die Lagedeutlich verbessert hat. Während unterSaddam Hussein Meinungs- und Presse-freiheit jahrzehntelang ein Fremdwortwar, ist inzwischen eine angesichts deswidrigen Umfelds erstaunliche Medien-vielfalt entstanden. Mehrere neue Zeitun-gen und Radiostationen wurden gegrün-det. Zum Teil passierte das mit Hilfe derUS-Besatzer, aber auch aus dem arabischenRaum werden Investoren aktiv. In Bagdadentstand erstmals ein Antennen-Fernseh-programm und auch ein lokaler TV-Senderwurde ins Leben gerufen. „Die Bericht-erstattung ist für irakische Verhältnisseheute sehr frei möglich. Es tut sich eineMenge, die Lage der Medien ist viel besserals früher“, betont Katrin Evers von Re-porter ohne Grenzen.

Harald Gesterkamp �

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Zwei Journalisten heben bei ihrem Gangam 23.08.2004 durch Nadschaf die Arme,um nicht beschossen zu werden.

➧ Aktion für Osa Director, Chefredakteur der nigerianischen Zeitung Insider Weekly

amnesty internationalPostfach 53108 BonnTel.: 0228 / 98 37 30 www.amnesty.de

ver.diBundesverwaltungPaula-Thiede-Ufer 15610179 Berlinwww.verdi.de

Menschen [email protected]

Nach Berichterstattung von Staatssicherheit durchsucht

Osa Director

Nicht zuletzt die Berichterstattung über Gewerkschaftsarbeitführte dazu, dass die nigerianische Wochenzeitung Insider Weeklyvon Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes durchsucht wurde.Mehrere Journalisten, unter ihnen der Chefredakteur Osa Direc-tor, sind seit Anfang September aus Angst vor einer drohendenFestnahme untergetaucht. Und das nicht ohne Grund, denn dreiMitarbeiter der Zeitung – der Chef vom Dienst, ein Vertriebsan-gestellter sowie ein Wachmann – wurden bei den Durchsuchun-gen am 4. und 5. September festgenommen. Erst fünf Tage späterkamen sie wieder auf freien Fuß, nachdem Beamte des Sicher-heitsdienstes vergeblich versucht hatten, von ihnen etwas überden Aufenthaltsort der anderen Redakteure zu erfahren.Die Verlagsräume werden weiterhin von der Polizei kontrolliert,die auch die Schlösser der Türen ausgetauscht hat. Computer, Ak-ten und mehrere Ausgaben der Zeitung wurden beschlagnahmt.Die redaktionelle Arbeit des ungeliebten Blattes kam so zum Er-liegen. Und genau das war wohl auch der Zweck der ganzen Aktion.Denn „Insider Weekly“ gilt als regierungskritisches Blatt. Umfas-send hatte die Redaktion um Osa Director über Protestaktionender einzigen Gewerkschaft des Landes „National Labour Con-gress“ (NLC) berichtet. Diese hatten zum Widerstand gegen dasVorhaben der Regierung von Präsident Olusegun Obasanjo auf-gerufen, die Gewerkschaft in mehrere kleinere Einheiten aufzu-teilen. Die NLC befürchtet, dass so ihr Einfluss im Land verringertwerden soll. Zuletzt hatte die Gewerkschaft mit Protesten gegeneine Erhöhung der Treibstoffpreise viel Zustimmung in der Bevöl-kerung erhalten.Kritische Berichterstatter sind genauso wie Bürgerrechtler in Ni-geria zunehmenden Repressionen ausgesetzt. Von offizieller Seite

wurde das Vorgehen gegen Insider Weekly damit begründet, dasMagazin habe „die Persönlichkeit und die Ideale des Präsiden-ten“ angegriffen.

Was können Sie tun?Schreiben Sie auf Englisch oder Deutsch an den nigerianischen Justizminister und fordern Sie Garantien für die Sicherheit vonOsa Director und den anderen Journalisten der Zeitung „InsiderWeekly“. Erinnern Sie daran, dass sowohl die nigerianische Ver-fassung als auch die Afrikanische Charta der Menschenrechte dieMeinungs- und Pressefreiheit garantieren.

Schreiben Sie an:Honourable Attorney General of the Federation and Minister of JusticeChief Akinlolu OlujinmiAttorney-General´s ChambersFederal Secretariat Complex, 10th floorShehu Shagari WayPMB 192 AbujaNIGERIATelefax: 00 234 – 9 – 523 52 08

Senden Sie eine Kopie an:Kanzlei der Botschaft der Bundesrepublik NigeriaS.E. Herrn Tunde AdeniranNeue Jakobstraße 4, 10179 BerlinTelefax: (030) 21 23 02 12E-Mail:[email protected]

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„Entwicklung in der arabischen Welt ist nurmöglich, wenn die Pressefreiheit erreichtist.“ Mit diesen Worten eröffnete MahbubAli, der derzeitige Präsident des YemeniJournalists Syndicate, der nationalen Journa-listenorganisation sowie Vizepräsident derArab Federation of Journalists seinen Semi-narbeitrag über die Arbeitssituation vonJournalisten in Arabien.

Während des zweitägigen Seminars derDeutschen Journalistinnen- und Journalis-tenunion (dju) setzten sich rund 20 Teil-nehmer mit dem Arabien jenseits derBomben auseinander. Insbesondere ginges dabei um Fragen rund um den Journa-lismus. Nicht nur die Situation arabischerJournalisten wurde von den Referentenhervorragend dargestellt. Viele Kollegin-nen und Kollegen erhielten auch Anstöße,sich mit der Darstellung des Islam und derarabischen Welt in den westlichen Medienauseinander zu setzen. Dass die Berichter-stattung oft nicht mit der Realität überein-stimmt, zeigt beispielsweise die falschübersetzte Bedeutung des Wortes „Dschi-had“ als „heiliger Krieg“. Im Islam kannnur Gott heilige Dinge tun, niemals Men-schen. Das Wort bedeutet in Wahrheit so-viel wie „Bemühen auf dem Weg Gottes“.

Diese Informationen lieferte Professor

Horst Kopp, der den Lehrstuhl für Kultur-geographie und Orientforschung an derUni Erlangen inne hat und ein Einstiegs-referat zum Thema „Islam – eine kriegeri-sche Religion?“ hielt. Mit ihm diskutiertendie Teilnehmer auch über die Rolle derFrau in der arabischen Welt. „Das Kopf-tuch scheint in der westlichen Welt eineArt Generalsymbol für die Situation dermuslimischen Frauen zu sein“, meinteKopp, „dabei wäre es viel wichtiger, dieAufmerksamkeit auf den in einigen Re-gionen sehr hohen Analphabetismus zulenken und die Ausbildungschancen fürFrauen zu verbessern.“

Nicht genug differenziert

Bei dieser Debatte wurde besondersdeutlich, dass die arabische Welt unge-mein heterogen ist und Lebensumständesich oft schon innerhalb eines Landes sehrunterscheiden. Generell von der arabi-schen Welt zu sprechen, ist wohl in kaumeinem Themenbereich möglich. In west-lichen Medien wird all zu oft nicht genugdifferenziert. Das bestätigten auch die bei-den Gäste aus dem Jemen und Jordanien.„Es ist wichtig, dass unsere deutschen Kol-legen unsere Situation kennen und verste-hen“, betonte Suleiman Al-Qudah, derzeit

Präsident der International Organisationof Journalists und seit drei Jahren Direktordes Al-Rai-Center for Research & Informa-tion bei der Jordan Press Foundation. „Wirbenötigen Hilfe, denn in der Tat kämpfenwir in unserem Beruf mit den vielfältigs-ten Problemen.“ Wie in fast allen arabi-schen Staaten gibt es in Jordanien unddem Jemen offiziell den Passus der Presse-freiheit. Dennoch laufen kritische Journa-listen Gefahr, zensiert oder gar verhaftetzu werden. „Um einen Journalisten ausdem Gefängnis zu helfen, habe ich michmit in die Zelle gesetzt und mich sozu-sagen mitverhaften lassen“, berichteteMahbub Ali. „In meiner Funktion als Vize-präsident der arabischen Journalistenföde-ration konnte ich die Medien auf michlenken, der Kollege wurde frei gelassen.“Journalisten im Jemen und in Jordanienverdienen oft sehr wenig, so dass sie ge-zwungen sind, einen oder zwei weitereJobs anzunehmen. Einen Status als Jour-nalist und einen Presseausweis erhält mannur, wenn man Mitglied der Journalisten-gewerkschaft ist und eine Prüfung abge-legt hat. 900 registrierte Journalisten ar-beiten zur Zeit im Jemen, berichtet Mah-bub Ali. Anders als in Deutschland gibt esalso eine geschützte Berufsbezeichnung.Der Journalistenanwärter absolviert zu-nächst ein Praktikum, dessen Länge sichnach dem Grad seiner vorherigen Ausbil-dung richtet. Dieses Praktikum wird miteiner Prüfung der Gewerkschaft abge-schlossen, wo der zukünftige Journalist inseinem Spezialthema geprüft wird. Bestehter diese, darf er als Journalist arbeiten.

Das letzte große Thema des zweitägi-gen Seminars betraf die Finanzierung derMedien. Erst seit kurzer Zeit sind Funk-und Fernsehanstalten in Jordanien in derHand von Privatunternehmen, bei Zeitun-gen ist dies schon etwas länger der Fall.Zum Teil besitzen Regierungen jedoch Ak-tienanteile, je nach Wichtigkeit des Medi-ums bis zu 60 %. Al Dschasira, einer dergrößten arabischen Fernsehsender undspätestens seit dem Afghanistan-Kriegauch im Westen bekannt, wird von Khatarfinanziert. Auch wenn al-Dschasira als re-lativ kritisch gilt, ist über Khatar wenigKritik zu finden. Katrin Hünemörder �

Arabien jenseits der Bomben Seminar der dju mit arabischen Journalisten in Nürnberg

Mahbub Ali, der Übersetzer Samir aus Palästina und Suleiman Al-Qudah (v.l.n.r.)

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➧ Meinungsfreiheit„Je ne suis pas d’accord avec vous mais je mebattrai pour que vous puissiez vous exprimer.“(Ich bin zwar nicht ihrer Meinung, aber ichwürde dafür sterben, dass sie sie aussprechendürfen.) Voltaire

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Journalismus aktuell

AFP, Hamburg. 29. / 30. November:Arbeiten im Ausland.ABP, München. 29. / 30. November:Themenfindung.APB, Tutzing. 8. bis 12. November:Medienrecht und Gerichtsbericht.12. bis 14. November: EuropäischesInformations- und Presserecht.BM, Gütersloh. 9. bis 14. April inBerlin: Qualifizierungsprogramm Wissenschaftsjournalismus (schrift-liche Bewerbung bis 31. Dezember).DHA, Dortmund. 15. / 16. November:Multimediales Erzählen – Praxistipps.EMA, Berlin. 3. / 4. Dezember: Sicher-heit im Internet. 2. Dezember in Frank-furt: Frankfurter Hörfunkgespräche.FFFZ, Düsseldorf. 26. bis 28. No-vember: Faszination Journalismus?!Praxisworkshop zur beruflichenOrientierung.

Journalistische Themen

ABZV, Bonn. 17. / 18. November inDresden: Journalistische Sorgfalt undHaftung.FES, Bonn. 18. / 19. November inSchwerin: Interviews führen mit politischen Mandatsträgern.JHB, Hagen. 6. bis 10. Dezember:Wirtschaftsjournalismus.JSR, Essen. 6. bis 10. Dezember:Verlagswesen / Medienpolitik.29. November bis 1. Dezember:Zukunft der Energiewirtschaft, Teil I:Fossile Brennstoffe.Klara, Berlin. 7. bis 10. Dezember:Wissenschaftsjournalismus.MH, Hamburg. 3. bis 5. Dezember:Wissenschaftsjournalismus. 17. bis19. Dezember: Reisejournalismus –Aufbaukursus.

Journalistische Formen

ABP, München. 16. bis 19. Novem-ber: Wirtschaftsjournalismus. 22. bis26. November in Kulmbach: Spracheund redigieren für Fachzeitschriften.6. bis 8. Dezember: Kreatives Schrei-ben für Fachzeitschriften / Aufbau-seminar. 6. bis 14. Dezember: Repor-tage. 13. bis 17. Dezember: KreativesSchreiben für Zeitungen.ABZV, Bonn. 22. / 23. November inBlaubeuren: Gerichtsberichte. 6. / 7.Dezember in Stuttgart: Interviewtech-nik. 8. / 9. Dezember in Stuttgart:Nachrichtenauswahl und Kommentar.AFP, Hamburg. 22. bis 24. November:

Nachruf, Kurzporträt, Kolumne. 6. bis8. Dezember: Feature-Werkstatt.13. bis 15. Dezember: Werkstatt Fach-zeitschriftentexte.FFFZ, Düsseldorf. 19. / 20. Novem-ber: Reportage-Werkstatt.3. / 4. Dezember: Kreatives Schreiben.JHB, Hagen. 2. / 3. Dezember: The-men-Werkstatt. 13. bis 16. Dezember:Redigieren.JSR, Essen. 13. bis 17. Dezember:Grundseminar Reportage.Klara, Berlin. 22. bis 26. November:Reportage.MKZ, Bad Honnef. 3. / 4. Dezember:Interviewtraining.VDZ, Berlin. 18. November in Mün-chen: Das Interview. 25. November inMünchen: Titel, Vorspann und Bild-unterschrift neu entdecken.

Journalismus online

ABP, München. 22. bis 25. Novem-ber: Online-Texten.

FFFZ, Düsseldorf. 18. November:Redaktionssysteme im Test – Internet-Workshop.JA, München. 2. / 3. Dezember: Linuxverwenden.KOMED, Köln. 23. / 24. Oktober:Texten fürs Web.VDZ, Berlin. 1. Dezember in Mün-chen: Wie Online-Redaktionen ihreRedaktionsarbeit optimieren können.WOMAN, Frankfurt / Main. 23. / 24.November: Professionelle Rechercheund Internetnutzung.

Layout / Infografik

KOMED, Köln. 4. / 5. Dezember:Layout mit InDesign 2.0. 11. / 12.Dezember: Photoshop – Der Einstieg.VDZ, Berlin. 10. November in Köln:Das moderne Zeitschriften-Design.

Volontäre

ABP, München. 22. November bis 3.Dezember: Grundkursus I Zeitschrift.6. bis 17. Dezember in Kulmbach:Grundkursus II Zeitung. 6. bis 17. De-

zember: Grundkursus II Zeitschrift.AFP, Hamburg. 22. November bis 17.Dezember: Kompaktkurs für Fernseh-Volontäre.EMA, Berlin. 29. November bis 1. Dezember: Marketing für Volontäre.IFP, München. 27. Februar bis 11.März in Ludwigshafen: Grundkursus IIfür Volontäre an Tageszeitungen.JHB, Hagen. 17. Januar bis 11. Febru-ar: Volontärsseminar.JSR, Essen. 6. bis 10. Dezember:Markt, Mächte und Medienpolitik.13. bis 17. Dezember: Reportage.

Fotografie

IFFMA, Gauting. 11. / 12. Dezember:Adobe Photoshop.JA, München. 24. bis 26. November:Digitale Bildbearbeitung.JSR, Essen. 23. November: Weg vomStandard – Fotografieren für Texter.Klara, Berlin. 6. bis 10. Dezember:Fortbildung zum Bildredakteur.Komed, Köln. 11. / 12. Dezember:Digitale Architektur- oder Stadtfoto-grafie.

serviceseminare

➧ Konvent der Medienschaffenden

Themen: Ausbildung – Medienwirtschaft – Medienpolitik Tagesordnung: 16.00 Uhr – Begrüßung: Gernot Schu-mann, Direktor der Unabhängigen Landesanstalt für dasRundfunkwesen und Neue Medien (ULR), Kiel; HolgerMalterer, Geschäftsführer von ver.di, Bezirk Kiel-Plön16.15 Uhr – Grußwort: Dr. Hellmut Körner (angefragt),Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kul-tur des Landes Schleswig-HolsteinEröffnung: Olaf Hofmann, connexx.av 16.30 Uhr – Podiumsdiskussion zum Informationsfrei-heitsgesetz: „Akten unter Verschluss – Bürger undJournalisten brauchen ein Informationsfreiheitsge-setz“ mit Siegfried Friese, MdL Mecklenburg-Vorpom-mern (SPD), Dr. Wilhelm Mecklenburg, Rechtsanwalt,Initiative „pro-information.de“; Hans Arno Petzold, Lei-ter des Landesfachausschusses Justiz der CDU Hamburg;Dr. Manfred Redelfs, Netzwerk Recherche, Leiter der Rechercheabteilung von Greenpeace Deutschland;Dr. Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des LandesSchleswig-Holstein. Moderation: Rüdiger Lühr, dju Nordin ver.di, Hamburg18.00 Uhr – Workshops: „Ausbildung: Ausbildung zwi-schen Anspruch journalistischer Qualität und demtatsächlich Machbaren“ mit Christiane Hampe,Leiterin Nachrichten R.SH (angefragt); Oliver Gäbel,Studioleiter RTL-Nord (angefragt) „Medienwirtschaft:Die Medienwirtschaft nach der ‚Medienkrise’“ und„Vor dem Informationsfreiheitsgesetz – (Ein)-Blicknach vorne“ mit Jürgen Heinemann, Chefredakteur Kieler Nachrichten 19.00 Uhr bis 20.00 Uhr – „Stay together“

Am 24.November 2004 von 16.00 – 19.30 Uhr in Kiel,Haus der Wirtschaft, Bergstraße

Der Konvent der Medienschaffenden richtet sich an dieMedienmacher von morgen und heute. Im Fokus stehendie Ausbildung im Medienbereich, die Situation der Medienwirtschaft und ihre Arbeitsbedingungen sowiedie Medienpolitik mit der Diskussion zum Informations-freiheitsgesetz:„Akten unter Verschluss – Bürger und Journalisten brauchen ein Informationsfreiheitsgesetz“. Ziel ist es,den Teilnehmern die Norddeutsche Medienszene näherzu bringen, Perspektiven aufzuzeigen und Orientierung zugeben.

Veranstalter:connexx.av, ver.di Jugend,Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, Un-abhängige Landesanstalt für das Rundfunkwesen undNeue Medien (ULR)

Anmeldung bis zum 22.11.2003unter www.connexx-av.de

Weitere Informationen:http://www.mediatage-nord.de

Rückfragen:Olaf Hofmann 0170 / 635 80 51

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Hörfunk

AFP, Hamburg. 10. / 11. Dezember:On-Air-Promotion im Formatradio.DHA, Dortmund. 30. November bis1. Dezember: Live On Air – Der Re-call. 2. / 3. Dezember: Workshop Dop-pelmoderation. 8. bis 10. Dezember:Sprech- und Moderations-Training fürFrauen. 6. / 7. Dezember: Live-Bericht-erstattung. 13. / 14. Dezember: Radio-Moderation weltweit.FFFZ, Düsseldorf. 6. November:Cutmaster-Training – Grundkurs Hörfunktechnik. 3. / 4. Dezember:Sprechen vor dem Mikrofon.IFP, München. 22. bis 24. Novemberin Ludwigshafen: Aufbaukurs „Spre-chen für Hörfunk und Fernsehen.KOMED, Köln. 4. / 5. Dezember:Sprechen am Mikrofon III. 26. / 27.November + 17. / 18. Dezember:Mikrofon-Sprechtraining. 11. / 12. De-zember: Radiomoderation II – DasLive-Interview.NPR, Berlin. 24. / 25. November:Sprechtechnik. 7. / 8. Dezember: Spre-chen und moderieren. 11. / 12. De-zember: Kiezreporter. 15. Dezember:Musikredaktion – Musikformate,Playlists, Musikauswahl, Urheber-recht, Bemusterung.

Film & TV

AFP, Hamburg. 25. bis 28. Oktober:Der Fernseh-Beitrag.AR, Remscheid. 8. bis 12. November:Trickfilm am PC.DWH, Hamburg. 20. / 27. Novemberund 4. Dezember: Von der Idee zumExposé. 17. bis 19. Dezember: Struk-tur filmischer Erzählungen und Plot-entwicklung.FFFZ, Düsseldorf. 11. November:Jesus comes from Hollywood – Film-Workshop. 11. Dezember: Trickfilm-Videoworkshop.FM, Münster. 4. bis 9. Dezember:Masterschool Dokumentarfilm.IFFMA, Gauting. 10. bis 12. Dezem-ber: Grundkurs Drehbuch.KFH, Köln. 11. bis 14. November:Inszenierung und Kameraarbeit.25. bis 27. November: Controlling imFilmgeschäft. 27. / 28. November:Interviewtechniken.27. / 28. November: Montage im Film.3. Dezember: Internationales Produ-zieren am Beispiel Stanley Kubrick.KOMED, Köln. 4. / 5. Dezember:Drehbuch-Special: Akt, Sequenz, Sze-ne. 11. / 12. Dezember: Drehbuch-Spe-cial: Der deutsche Drehbuchmarkt.MUK, Hamburg. 26. bis 28. Novem-ber: Der Thriller.

Film- & TV-Technik

BET, Hamburg. 22. bis 25. Novemberin Köln: Videotechnik Operating.26. bis 28. November in Köln: Video-technik Spezial. 3. bis 5. Dezember:Avid Editing. 11. / 12. Dezember: FilmKamerarecorder.FM, Münster. 27. / 28. November:Der Filmton in der Postproduktion.3. bis 5. Dezember: Filmschnitt 16 mm/35 mm.IFFMA, Gauting. 6. bis 8. Dezember:Avid Basic Editing (Xpress DV). 6. bis9. Dezember: Filmkamera (basic).9. / 10. Dezember: Avic Advanced Edi-ting (Xpress DV). 10. / 11. Dezember:Kamera special: Schwenken & Schär-fe. 12. bis 15. Dezember: 35mm Film-kamera. 13. / 14. Dezember: AdobeAfter Effects. 16. bis 19. Dezember:Alan Bermingham´s Location LightingWorkshop. 1. Februar 2005: Beginn 6-Monate Studiengang Video-Repor-ter / Video-Journalist.KFH, Köln. 19. bis 21. November:Avid I. 22. bis 25. November: EB-Work-shop.

Public Relations

ABP, München. 22. bis 26. Novem-ber: Public Relations. 9. / 10. Dezem-

ber: Kreatives Schreiben für Presse-stellen/Aufbauseminar. 15. / 16. De-zember: Public Relations-Strategie /Aufbauseminar.AR, Remscheid. 24. bis 26. Novem-ber: PR-Update für Absolventen derFortbildungen Presse- und Öffentlich-keitsarbeit und Medienberatung.6. bis 10. Dezember: Spenden, Spon-soring, Stiftungen – soziale Instru-mente der PR-Arbeit.DEPAK, Berlin. 2. / 3. Dezember:Markenpräsenz in den Lifestyle-medien – Die Pressetools der Profis.FAZ, Frankfurt / Main. 1. Dezember:PR dual – Einjährige berufsbegleiten-de Ausbildung zum PR-Berater(DPRG). 2. / 3. Dezember: Der souve-räne Medienauftritt in der Krise.3. bis 7. Dezember: KommunikativesVerhalten für Öffentlichkeitsarbeiter.8. bis 11. Dezember: Grundlagen desjournalistischen Schreibens. 9. / 10.Dezember: Schreiben und Gestaltenim Netz.FFFZ, Düsseldorf. 5. / 6. November:Reden schreiben. 12. / 13. November:Aufbaukurs Öffentlichkeitsarbeit 3.20. November: Grundkurs Öffentlich-keitsarbeit 6. 24. November: Intensiv-training für Strategie und Interview.JHB, Hagen. 22. bis 26. November:Pressestellen Grundlagen. 6. bis 9.Dezember: Rhetorik des Schreibens.13. bis 15. Dezember: Krisenkommu-nikation.Klara, Berlin. 18. bis 22. Oktober:Fortbildung zum Pressesprecher.NA, Hamburg. 22. / 23. November inBerlin: Interne Kommunikation – Mitzufriedenen Mitarbeitern Kunden ge-winnen. 25. / 26. November in Berlin:Grundlagen der Pressearbeit. 29. /30. November in Köln: Pressearbeitfür Fernsehsender – So gelingt derSprung ins Programm. 6. / 7. Dezem-ber in Hamburg: Interviewtrainingund Coaching – Fit für den Medien-auftritt. 9. / 10. Dezember in Hamburg:Internet-Newsletter – Der schnellsteWeg zu ihren Kunden.

Mitbestimmung /Bildungsurlaub

IMK, Lage-Hörste. 21. bis 26. Novem-ber: Innovative Ansätze im betriebli-chen Umweltschutz – der gestaltendeBetriebsrat. 21. bis 26. November:„Wir planen mit“ – der gestaltendeBetriebsrat, Personalplanung und -ent-wicklung. 28. November bis 3. Dezem-ber: Betriebsräte-Grundqualifizierung– Betriebliche Veränderungsprozesse.29. bis 3. Dezember: WebpublishingIII – Webpublishing mit Datenbanken.

32 M 11.2004

➧ Impressum«M – Menschen Machen Medien»Medienpolitische ver.di-Zeitschrift, er-scheint monatlich (2004 ausnahmsweisemit vier Doppelnummern)Herausgeber: Vereinte Dienstleistungs-gewerkschaft (ver.di) / Fachbereich 8(Medien, Kunst, Industrie), Bundesvor-stand: Frank Bsirske / Frank Werneke

Redaktion: Karin Wenk (verantwort-lich), Telefon 030 / 69 56 23 26Anschrift: ver.di Bundesverwaltung / Karin Wenk, Redaktion M,Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin,Fax: 030 / 69 56 36 76E-Mail: [email protected]

Für unverlangt eingesandte Artikel undBilder übernimmt die Redaktion keineVerantwortung. Gezeichnete Beiträgestimmen nicht immer mit der Meinungder Redaktion überein.

Verlagsanschrift: „M – Menschen Machen Medien“, ver.di e.V.,Bundesvorstand, Paula-Thiede-Ufer 10,10179 Berlin.

Anzeigenleitung: Bernd HeußingerKornweg 21, 21445 WulfsenTelefon 041 73 / 509 92 – 0E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenpreisliste:Nr. 9a gültig ab 1.1.2004Anzeigenschluss:Bitte Terminliste anfordern.Anzeigenverkauf:Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft mbHAnsprechpartner: Michael BlumTel: 030 / 255 94 – 150 Fax: 030 / 255 94 – 190E-mail: [email protected]

Layout: Petra Dreßler, BerlinTel. 030 / 322 18 57Titelbild: Hermann J. Haubrich, StuttgartTel. 0711/ 96 69 76 – 5 Druck und Vertrieb:alpha print medien AG (apm)Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt

M im Internetver.di – Fachbereich 8 (Medien, Kunst, In-dustrie) im Internet (inkl. Archiv seit03.1996): www.verdi.de/m

Jahresabonnement:36,– € einschließlich Versandkosten.Abonnementsverwaltung:Verlagsgesellschaft W.E. WeinmannmbH, Postfach 1207, 70773 Filderstadt,Telefon 0711 / 700 15 30. Für Mitgliederder Fachgruppen Rundfunk / Film / Audio-visuelle Medien (RFFU) und Journalismus(dju) im Fachbereich 8 (Medien, Kunst,Industrie) von ver.di ist die Bezugsge-bühr im Mitgliedsbeitrag enthalten. Fürver.di-Mitglieder aus anderen Fachgrup-pen und Fachbereichen ermäßigt sich diejährliche Bezugsgebühr auf 18 € – einegesonderte Bestellung ist notwendig.

Weitere Publikationen:„Kunst & Kultur“ verantwortlich: Burkhard Baltzer„Druck + Papier“ verantwortlich:Henrik Müller 030 / 69 56 – 10 76

Redaktionsschluss:M 11.2004: 23.09.2004M 12 / 01.2005: 22.10.2004

ISSN-Nr.: 09 46 – 11 32

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5. bis 10. Dezember: InterkulturelleGleichstellungspolitik im Betrieb ge-stalten. 13. bis 17. Dezember: Sozial-pläne – Mitbestimmung und Sozial-recht.ver.di, Brannenburg. 21. bis 26. No-vember: Rhetorik und Mehr für dieBetriebs- und Personalratsarbeit –Aufbauseminar. 28. November bis 3. Dezember: Personalplanung. 5. bis10. Dezember: Mobbing in Betriebenund Verwaltungen.

Selbst- und Medienmanagement

ABP, München. 15. bis 19. Novem-ber: Rhetorik mit Sprechtraining.29. November bis 1. Dezember:Selbstmarketing und PR. 1. bis 3. De-zember: Freie Rede und Präsentationfür Führungskräfte.BKB, Wolfenbüttel. 10. bis 12. De-zember: Eventmarketing – Veranstal-tungsplanung von der Idee bis zumResümee.COP, Köln. 29. / 30. November: Traum-haft kreativ – mit Selbst-Recherchezu neuen Ideen. 10. / 11. Dezember:Persönlichkeit und Perspektiven fürvon Kündigung Betroffener. 13. / 14.Dezember: Perspektiven gewinnen –Durch Coaching neue Energien finden.DHA, Dortmund. 24. bis 26. Novem-ber: Führungsfrauen in den Medien –Coaching. 26. / 27. November: Kame-ra-Training für Führungskräfte undPressesprecher/-innen.FAZ, Frankfurt / Main. 23. / 24. No-vember: Crashkursus Rhetorik.23. / 24. November: Argumentations-training für schwierige Situationen.7. / 8. Dezember: Aufbaukursus Rheto-rik. 7. / 8. Dezember: Besprechungeneffektiv moderieren. 14. / 15. Dezem-ber: Überzeugend präsentieren.FFFZ, Düsseldorf. 6. November: Jetztspreche ich! – Teil 1 / Grundkurs.13. November: Stimmliche Durchset-zungskraft – Sprech-Training. 13. No-vember: Mitarbeiterkommunikationund -motivation. 19. November: Fitfür Rede und Vortrag. 20. November:Jetzt spreche ich! – Teil 2 / Aufbau-kurs. 27. November: Leitung von Sit-

zungen. 10. / 11. Dezember: Stimmeund Rhetorik.FUA, Hamburg. 27. / 28. November:Buchführung für Freiberuflerinnenund Kleingewerbetreibende. 7. De-zember: Startworkshop für Gründe-rinnen. 9. Dezember: Beruf Unterneh-merin – Vernetzung. 14. Dezember:Frei & Profi – Vernetzung.ITZ, Bonn. 24. bis 26. November inWürzburg: Effizient Führen im Lokalen.KOMED, Köln. 27. / 28. November:Journalismus und berufliche Praxis.4. / 5. Dezember: Rhetorik-Seminar fürFrauen. 11. /12. Dezember: Rhetorik III –Diskussionen und Konferenzen leiten.MFG, Stuttgart. 16. November:Paid Content – wie Verlage Inhalte imInternet refinanzieren können.15. Dezember: Überzeugend führen inVeränderungsprozessen.MH, Hamburg. 11. / 12. Dezember:Sprechtraining.MKZ, Bad Honnef. 2. bis 4. Dezem-ber: Begrenzen – fördern – integrie-ren – hinter Konflikten stecken Ener-gien. 10. bis 12. Dezember: Konfliktesind konstruktiv.NA, Hamburg. 2. / 3. Dezember inHH: Führung der eigenen Person –Belastungen meistern durch Balance.13. / 14. Dezember in HH. Erfolgreichals Teamleiter – Ziele vorgeben undgemeinsam erarbeiten.VDZ, Berlin. 8. Dezember in München:Selbst- und Prioritätenmanagement.

Neu im Netz

www.frida-magazin.deDas Online-Magazin für Frauen hat inseiner zweiten Ausgabe wieder vielPlatz für Glossen, Reportagen, Foto-strecken. Sie werden auf einen Textvon dem Bestsellerautor und Psycho-analytiker Wolfgang Schmidbauerstoßen, den er Frida exklusiv zur Verfügung gestellt hat. Das Thema:Hochbegabte Frauen. Außerdem zeigtFrida, was man mit Schlauchkleidernanfangen kann, die sonst im Schrankvergammeln, wie schön eine Sechzig-jährige für Mode posiert, wie mansich als Frau unter Fußballfans fühlt.Die berühmte Salondame und Briefe-

schreiberin Rahel Varnhagen wirdportraitiert, und Frida macht sich überEbay-Süchtige lustig.

Etcetera

AFP, Hamburg. 3. Dezember öffent-liche Veranstaltung, Lesung, Gespräch /4. Dezember Seminar unter dem Titel:Ein Schriftsteller, eine Journalistin,ein Seminar – Literarisches für Profi-schreiber.

termine Journalismus

LFK-MedienpreisSTUTTGART. Die Landesanstalt fürKommunikation (LfK) vergibt zum 14. Mal den „LfK-Medienpreis“ fürherausragende Leistungen der in Baden-Württemberg zugelassenenprivaten Hörfunk- und Fernsehanbie-ter. Noch bis 6. Dezember könnensich feste und freie Mitarbeiter, sowieVolontäre der in Baden-Württembergzugelassenen privaten Rundfunkver-anstalter, freie Produzenten und Au-toren sowie Auszubildende bei denLernradios, Hochschulen und sonsti-gen Ausbildungseinrichtungen in elfKategorien bewerben. Insgesamt vergibt die LfK Preise in Höhe von33.000 Euro. Ausschreibungsunter-lagen: www.lfk.de/ausschreibungs-unterlagen/medienpreis/main.html.

Forst & HolzBONN. Der Holzabsatzfonds vergibtgemeinsam mit dem Deutschen Forst-wirtschaftsrat den mit insgesamt10.500 Euro dotierten Medienpreis„Forst & Holz“. Die Beiträge sollendie unbekannten Seiten des deut-schen Waldes darstellen und aufzei-gen, zu welchen Leistungen der Waldund die daran anknüpfenden Wirt-schaftszweige fähig sind. Die Arbeitenmüssen zwischen dem 1. Januar unddem 31. Dezember 2004 publiziertoder gesendet worden sein.Einsendeschluss: 31. Dezember 2004.Kontakt: Holzabsatzfonds, Anstalt desöffentlichen Rechts, Lars Langhans,Godesberger Allee 142 – 148, 53175Bonn, Fon: 0228 / 308 38 38. E-Mail:[email protected],www.holzabsatzfonds.de.

Preis der Deutschen PostBONN. Die Deutsche Post hat einenMedienpreis zum Thema „Outsour-cing Logistik und Kommunikation inder öffentlichen Verwaltung“ ausge-schrieben. Die Beiträge sollen inno-vative und erfolgreiche Konzepte vor-stellen, mit deren Hilfe Kommunen,Stadtwerke oder Amtsgerichte Res-sourcen einsparen. Der Preis ist mitinsgesamt 10.000 Euro dotiert. Ein-sendeschluss: 31. Dezember 2004.Kontakt: Sandra Wessel, DeutschePost AG, Fon: 0228 / 182 - 113 05,E-Mail: [email protected],www.deutschepost.de/medienpreis.

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service

➧ Wie erscheint man / frau in der Rubrik leute / preise?Durch unsere Auswertung von Pressediensten, Zeitungen,Informationen der Institutionen, Redaktionen, Verbände …oder besser durch eigene kurze Mitteilung an die „Redaktion M“: Fax (030) 69 56 36 76 oder per E-Mail:[email protected]

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HomöophatieSTUTTGART. Anlässlich des 250. Ge-burtstags von Samuel Hahnemann,dem Begründer der Homöopathie,hat der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) mitder Thiele Verlagsgruppe den 1. Jour-nalistenpreis Homöopathie ausge-schrieben. Ausgezeichnet werden Arbeiten, die das Thema einem brei-ten Publikum vermitteln.Der 1. Preis ist mit 2.500 Euro dotiert,der 2. mit 1.500 Euro und der 3. Preismit 1.000 Euro. Einsendeschluss:31. Januar 2005. Informationen:www.homoeopathie-welt.de.

Medizin in den MedienSTUTTGART. Das Kollegium der Medi-zinjournalisten verleiht den Förder-preis „Medizin in den Medien“ an einen Bewerber bis zum Alter von 40 Jahren. Zugelassen sind Beiträgein den Kategorien Print, Rundfunk,Fernsehen / Film und Bücher.Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiertund muss bis 31. Dezember bei einemVorstandsmitglied eingereicht werden.Dort sind auch die Ausschreibungs-unterlagen erhältlich. Zusätzlich wirdder Europäische Journalistenpreis ver-geben, der die medizinjournalistischeBerichterstattung über die GrenzenDeutschlands hinaus behandelt.Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.Einreichungsschluss: 31. Dezember.Kontakt: Dr. rer. nat. Ingolff Dürr; imKilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg,Fon 064 21 / 29 31 74, Fax 06 421 /229 10, E-Mail: [email protected] Liffers, ZDF, Redaktion Wissen und Service, 55100 Mainz,Fon 06 131 / 70 22 65, Fax 06 131 /70 22 76, E-Mail: [email protected] Schwemmer, Laubestraße 34,60594 Frankfurt, Fon 069 / 62 36 17,Fax 069 / 62 36 17, E-Mail:[email protected], www.Kolle-gium-der-Medizinjournalisten.de.

Pisa, Pose oder Perfektion?MÜNCHEN. Das medien-netzwerk-münchen lädt alle Medienschaffendenam 8. November ab 17 Uhr unter demMotto „Generation Medien – Pisa,Pose oder Perfektion?“ zu Networkingund einer Podiumsdiskussion ein.Parallel findet eine Weiterbildungs-messe statt. Programm und Veran-staltungsort auf der Internetseitewww.medien-netzwerk-muenchen.de.Mit Anforderung des Newsletters istauch die Einladung erhältlich. Kon-takt: Claudia Blume, Projektleitung,Fon 0173-5326361, E-Mail: [email protected].

Solidarität mit von HIV/Aids-BetroffenenBONN. Der Medienpreis der Deut-schen Aidsstiftung zeichnet Medien-schaffende aus, die sachkundig überHIV/Aids berichten und damit zur So-lidarität mit Betroffenen beitragen.Die Beiträge müssen zwischen dem1. Januar 2003 und dem 31. Dezem-ber 2004 in deutscher Sprache veröf-fentlicht worden sein. Insgesamt istein Preisgeld für bis zu drei Beiträgein Höhe von 15.000 Euro ausgelobt.Einsendeschluss: 31. Januar 2005.Kontakt: Deutsche Aids-Stiftung, Me-dienpreis, Markt 26, 53111 Bonn,www.aids-stiftung.de/medienpreis.htm

Medienpreis DavosDAVOS. Exzellente Leistungen, dieden Stellenwert des Journalismus inder Informationsgesellschaft und dermodernen Demokratie eindrucksvollzur Geltung bringen, würdigt der Me-dienpreis Davos. Drei Arbeiten wer-den nominiert, ihre Urheber erhaltendafür einen Steinbock in Bronze, derSieger zusätzlich 15.000 SchweizerFranken. Einsendeschluss: 31. Dezem-ber. Informationen: Medienpreis Da-vos, Administration, Promenade 67,CH 7270 Davos Platz, E-Mail: [email protected], www.medien-preis.ch.

BewerbungsschlussKÖLN. Noch bis 31. Januar läuft dieBewerbungsfrist für den Ausbildungs-jahrgang 2005 der Kölner Journali-stenschule für Politik und Wirtschaft.Die Ausbildung dauert acht Semesterund kostet Schulgebühren, die nachdem Einkommen der Eltern gestaffeltsind. Kontakt: Kölner Journalisten-schule für Politik und Wirtschaft e.V.,Im Media Park 6, 50670 Köln, Fon0221/5743244, E-Mail [email protected], www.koel-nerjournalistenschule.de

ZeitkapselMÜNCHEN. Wie sieht unsere Welt imJahr 2014 aus? Die HypoVereinsbankMünchen hat einen Journalistenwett-bewerb ausgeschrieben und suchtBeiträge, wie sie in zehn Jahren vonden Medien veröffentlicht werdenkönnten. Sie müsssen einem der Res-sorts Kultur, Politik, Wirtschaft oderWissenschaft zuzuordnen sein. Teil-nehmen können Studentinnen undStudenten der Journalistik, Kommuni-kations- und Medienwissenschaft.Der Hauptpreis ist ein Apple iBook,für die Plätze zwei und drei wird einKonto mit 500 Euro beziehungsweise300 Euro vergeben. Bewerbungs-schluss: 1. Dezember. Kontakt:Sympra GmbH (GPRA), Helmut vonStackelberg, Stafflenbergstraße 32,

70184 Stuttgart, Fon: 0711 / 947 67-0,E-Mail: [email protected],www.sympra.de.

AuslandsstipendienBERLIN. Die Internationalen Pro-gramme (IJP) haben für 2005 wiederAuslandsstipendien ausgeschrieben.Jeweils werden mindestens fünf deut-sche Journalisten ausgewählt, die zweiMonate im Ausland arbeiten. Sie sol-len die dortigen wirtschaftlichen undpolitischen Hintergründe der jeweili-gen Region besser einschätzen lernensowie einen Eindruck von der Kultur,der Lebensweise und dem Journa-lismus des anderen Landes erhalten.Überdurchschnittliche Sprachkennt-nisse der jeweiligen Landessprachewerden erwartet. Auch ein finanziel-ler Eigenbeitrag muss geleistet wer-den. Gezahlt wird ein Zuschuss zuden Reisekosten, Unterbringung undVerpflegung. Bewerben können sichJournalistinnen und Journalisten dieals Redakteur, Volontär oder regel-mäßiger Mitarbeiter für eine Zeitung,eine Zeitschrift, einen (Hörfunk- oderFernseh-) Sender oder eine Nachrich-tenagentur tätig sind.Lateinamerika: Die Gastländer werdenunter anderem Mexiko, Chile, Argen-tinien und Brasilien sein. Alter der Bewerber: zwischen 25 und 35. Zeit-raum: Mai bis Juni 2005, Zuschuss:

➧ Kontakt zu den Seminaranbietern

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ABP Fon 089 / 49 99 92 – 0,www.akademie-bayerische-presse.deABZV Fon 02 28 / 259 00 – 0,www.abzv.deAFP Fon 040 / 41 47 96 – 0,www.akademie-fuer-publizistik.deAPB Fon 081 58 / 256 – 0,www.apb-tutzing.deAR Fon 021 91 / 794 – 0,www.akademieremscheid.deBET Fon 040 / 42 10 84 – 0,http://bet.deBKB Fon 053 31 / 808 – 418,www.bundesakademie.deBM Fon: 052 41 / 818 12 85,www.bertelsmann-stiftung.deCOP Fon 02 21 / 739 32 62,www.dreamguidance.deDEPAK Fon: 030/44 72 90,www.depak.deDHA Fon 02 31 / 98 89 00,www.hoerfunkakademie.deDWH Fon 040 / 390 37 22,www.drehbuchwerkstatt-ham-burg.de

EMA Fon 030 / 310 01 – 417,www.evangelische-medienakade-mie.deFAZ Fon 069 / 75 91 – 20 76,www.seminare-faz-institut.deFES Fon 02 28 / 883 32 – 5 / – 6,www.fes.deFFFZ Fon 02 11 / 45 80 – 250FM Fon 02 51 / 230 36 21,www.filmwerkstatt.muenster.de bzw.www.masterschool.dokumentarfilm.deFUA Fon 040 / 450 209 – 0,www.Frau-und-Arbeit.deIFFMA Fon 089 / 89 39 89 60,www.iffma.deIFP Fon 089 / 54 91 03 – 0,www.ifp-kma.deIMK Fon 0 52 32 / 9 83 – 0,www.imk.verdi.deITZ Fon 02 28 / 40 38 76,www.drehscheibe.orgJA Fon 089 /167 51 – 06,www.journalistenakademie.deJHB Fon 023 31 / 365 – 600,www.hausbusch.deJSR Fon 02 01 / 804 – 19 61

oder 02 01/ 804 – 19 62,www.journalistenschule-ruhr.deKFH Fon 02 21 / 222 710 – 0,www.koelner-filmhaus.deKLARA Fon: 030 / 797 42 70,www.KLARAberlin.de KMA Fon 089 / 54 91 03 – 0,E-Mail [email protected] Fon: 0221 / 574 33 33,www.komed.de.MFG Fon 0711 / 907 15 – 300,www.mfg.deMH Fon 040 / 30 62 31 80,www.medienbuero-hamburg.de MKZ Fon 022 24 / 955 – 129,www.ksi.deNA Fon 040 / 41 13 – 28 42,www.newsaktuell.deNPR Fon 030 / 68 30 20 90,www.radiokurse.deVDZ Fon 030 / 72 62 98 – 113,www.zeitschriften-akademie.de ver.di BrannenburgFon: 080 34 / 90 51 41 WOMAN Fon 069 / 74 30 98 63,www.womanticker.net

service

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3.300 Euro, Bewerbungsschluss:15. November. Adresse: IJP, MartinSpiewak, Postfach 31 07 46, 10637Berlin, E-Mail: [email protected],www.ijp.org/deutsch/fellowships/na-vig/latin_body.html.Südafrika: Alter der Bewerber: zwi-schen 25 und 35. Zeitraum: Ende Feb-ruar bis April 2005, Zuschuss: 3.000Euro, Bewerbungsschluss: Ende 2004.Adresse: IJP-Südafrika-Programm,Karl Doemens, c / o Frankfurter Rund-schau, Reinhardtstraße 33, 10117Berlin, E-Mail: [email protected],www.ijp.org/deutsch/fellowships/na-vig/afri_body.html.Asien: Gastländer sind unter anderemdie Volksrepublik China, die Mongo-lei, Südkorea, die Philippinen, Thai-land, Indonesien und Vietnam. Alterder Bewerber zwischen 28 und 37.Zeitraum: Mai und Juni, Zuschuss:3.300 Euro, Bewerbungsschluss:31. Dezember. Adresse:Martina Johns / IJP Asienprogramm,Chemin de la Chênaie 137,CH – 1293 Bellevue / GE, Switzerland,

E-Mail: [email protected],www.ijp.org/deutsch/fellowships/na-vig/asia_body.html#Termine.Nordeuropa: Gastländer sind unteranderem Dänemark, Finnland, Island,Norwegen und Schweden. Alter derBewerber: zwischen 18 und 35. Zeit-raum: April und Juni 2005, Zuschuss:2.500 Euro, Bewerbungsschluss:15. Dezember 2005. Adresse: VassiliosTheodossiou, Postfach 31 07 46,10637 Berlin, Fon: 030 / 34 50 04 02,Fax: 030 / 34 50 04 03, E-Mail:[email protected], www.ijp.org/deutsch/fellowships/navig/nord_body.html.

Film & TV

Konferenz: Man spricht DeutschBERLIN. Die 5. Languages & The Me-dia, Internationale Konferenz zu Syn-chronisation, Unter- und Übertitelung,audiovisueller Übersetzung und Audio-deskription findet vom 3. bis 5. No-vember im Hotel InterContinentalBerlin statt. Die Konferenzsprache ist

Englisch. Medienexperten aus 17 Län-dern halten dort Vorträge. Die Konfe-renz wird von einer Fachausstellungbegleitet. Programm und Anmeldung:www.languages-media.com,Julia Wallner, ICWE GmbH, Fon: 030 /327 61 40, Leibnizstraße 32, 10625Berlin, www.icwe.net.

Bewerbungsfrist läuft!HAMBURG. Die Bewerbungsfrist für dieFilmschule Hamburg läuft am 3. De-zember ab. In Blockseminaren werdendie Teilnehmer zu handwerklich ver-sierten Drehbuchautoren ausgebildet.Bewerbungsunterlagen: www.film-schule-hamburg-berlin.de. Kontakt:Karin Dehnbostel / Kirsten Ott, Film-schule Berlin Hamburg e.V., FilmhausHamburg, Friedensallee 7, 22765 Ham-burg, Fon: 040 / 39 90 99 31, E-Mail:[email protected].

Lass uns auf die Reise gehen!BIELEFELD. Der 15. Film- und Video-wettbewerb des Filmhauses Bielefelde.V. befasst sich mit dem Thema „Entdeckungen“. Noch bis 5. Novem-ber können Beiträge von maximal 5 Minuten Länge (inclusive Vor- undAbspann) eingereicht werden. Inge-samt werden als Preisgeld 1.500 Eurovergeben. Der erste Platz wird darüberhinaus mit dem Bielefelder Filmpreis„Der kleine Plumpe“ ausgezeichnet.Weiterhin gibt es das Publikums-Bam-bi. Dieser Preis wird vom Publikumgesponsert und vergeben. Zusätzlichzeichnet das Evangelische Johannes-werk e.V. einen Beitrag mit demSonderpreis „Mitten im Leben“ aus.Kontakt: Filmhaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 94, 33602 Bielefeld, Fon0521 / 17 77 57, E-Mail: [email protected], www.filmhaus-bie-lefeld.de/filmhaus/wettbew.htm.

WerbeSpottHANNOVER. Das Thema „Konsum“sollen Jugendliche und junge Erwach-sene im Alter von 14 bis 27 Jahre kri-tisch beim Film- und Fotowettbewerb„WerbeSpott“ beleuchten. Für denbesten Filmbeitrag sind 499 Euro ausgelobt, für den besten Fotobeitrag299 Euro. Zusätzlich werden Sach-preise vergeben. Einsendeschluss:15. November. Kontakt: JANUN e.V.,Stichwort „WerbeSpott“, Goebenstr.3a, 30161 Hannover, Fon 0511 / 62 1311 oder 0511 / 394 04 15. www.kon-sumensch.net/werbespott.htm.

Kurzfilmfestival in Buenes AiresBERLIN/BUENES AIRES. Das Kurzfilm-festival ArgenKino zeigt von 20. bis

23. Mai 2005 deutsche Kurzfilme inBuenes Aires. Eine Jury wird den bes-ten Kurzfilm prämieren und die besteKamera auszeichnen. Als Preis winktdie Produktion eines Kurzfilms in demjeweiligen Partnerland. Noch bis 22. November können Beiträge, diemaximal 20 Minuten lang sind, ein-gereicht werden. Teilnehmen könnendeutsche sowie in Deutschland leben-de Filmemacher. Zugelassen sind alleFormate, das Thema ist frei. Kontakt:www.argenkino.de, E-Mail: [email protected]. Fon: 030 / 69 50 45 38.

Der durstige PlanetBONN. Am Beispiel der Dokumentar-filmreihe „Der durstige Planet“ willder Fernsehworkshop Entwicklungs-politik am 3. November von 15.30 bis19.30 Uhr im InWEnt, Spiegelsaal,Tulpenfeld 5, Haus 6, 53113 Bonn,der Frage nachgehen, wie die ThemenUmwelt, Entwicklung und Nachhaltig-keit im Fernsehen thematisiert wer-den. Anmeldung: XVII. Fernsehworks-hop Entwicklungspolitik, c / o Büro fürKultur- und Medienprojekt gGmbH,Postfach 50 01 61, 22701 Hamburg,Fon: 040 / 390 14 07, E-Mail: [email protected], www.fernseh-workshop.de.

7punktnullKÖLN. Zum ersten Mal findet imFrühjahr 2005 das Online-Kurzfilm-festival 7punktnull statt. Eingereichtwerden können Kurzfilme von maxi-mal sieben Minuten Länge bis 15.Dezember. Voraussetzung für die Teil-nahme ist ein eindeutiger Bezug zurStadt Köln, sei es durch den Wohn-oder Herkunftsort des / der RegisseurInoder Dreh- und Handlungsort. Teil-nehmen können Studenten, aberauch professionelle Filmemacher, de-ren Kurzfilme in den Jahren 2002 bis2004 entstanden sind. Das Thema derArbeiten ist frei, sie müssen aber ausdem Bereich Fiction oder Animationstammen und als DVD eingereichtwerden. Die PreisträgerInnen werdenbei einem Projekt unterstützt, zumBeispiel durch Equipment oder Film-material. Info: www.7punktnull.de.Film & TV Market, c/o Marion Lüttig,Niehler Straße 192, 50733 Köln, Fon:0202 / 514 31 20, E-Mail: [email protected].

Fotografie

POTSDAM. Das Gründungsnetzwerkder Hochschulen BEGiN sucht diebesten Fotos zum Thema „Existenz-

M 11.2004 35

service

Hans Büttner„Menschen im Leben zu helfen“ – dieses Mottowar die Triebfeder für die Arbeit von Hans Bütt-ner. Er starb am 18. September kurz vor seinem60. Geburtstag in Berlin nach einem schwerenHerzinfarkt.Mit Hans Büttner haben die Gewerkschaften einen aufrechten Politiker und guten Freund

verloren. Nach dem Studium der Zeitungswissenschaften, der Arbeit alsRedakteur bei Tageszeitungen und als Wahlkampfassistent für die SPD beider Kommunalwahl 1972 in München wird Hans Büttner Bundesge-schäftsführer der Deutschen Journalistinnen und Journalisten-Union (dju)in der IG Medien und Geschäftsführer des Arbeitskreises „Presse und Drit-te Welt“. Er kümmert sich um die tarifliche Eingruppierung einer Kolleginebenso wie um die Sicherung der Pressefreiheit durch ein Presserechtsrah-mengesetz. 1978 geht er für vier Jahre als Entwicklungsberater ins südlicheAfrika. Nach seiner Rückkehr ist Hans Büttner bis 1989 Vorsitzender desDGB-Kreises Ingolstadt. 1990 wird er in den Bundestag gewählt. Die Zeit-schrift „Soziale Sicherheit“ leitet er als Chefredakteur. Er ist Mitglied der Ar-beiterwohlfahrt, des VdK und des Sozialverbandes Deutschland. ImBundestag arbeitet er im Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherungund im Unterausschuss Globalisierung und Weltwirtschaft mit. Im Sport-ausschuss setzt sich Hans Büttner insbesondere für die Förderung des Be-hindertensports und der Paralympics ein.Das alles gibt ein stimmiges Bild: Hans Büttner ist ein Politiker, der sich umdie Menschen kümmert, ihnen helfen will. Die Nähe zur Bevölkerung istdas Fundament, das ihn trägt. Er verfolgt die „große“ Politik mit kritischemEngagement, setzt sich nachdrücklich für die friedliche Lösung von Pro-blemen ein. Seine vielfältigen Erfahrungen hat er versucht in die Politik derSPD einzubringen. Er tat dies stets mit viel Geduld, aber unermüdlich. Dashat ihn viel Kraft gekostet. Leider fehlt nun die Stimme von Hans Büttner,die das soziale Gewissen seiner Partei schärfen könnte. Hermann Zoller

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gründungen in Brandenburg“.Die Bilder sollen nicht nur zum Nach-denken anregen, sondern auch witzigoder provokativ sein. Am Wettbewerbkönnen alle teilnehmen, die an einerFachhochschule oder Universität desLandes Brandenburg studieren. Eswerden Preise im Gesamtwert von1.000 Euro vergeben, zusätzlich be-steht für die zehn Besten die Mög-lichkeit, die Rechte an den Bildern füreinen Preis von 100 Euro zu verkau-fen. Einsendeschluss: 24. November.Kontakt: Stephan Weber, Fon: 0331 /580 24 68, E-Mail: [email protected], www.begin-branden-burg.de.

leute Christine Adelhardt, zuletzt beimNDR Fernsehen Redakteurin im Pro-grammbereich Zeitgeschehen, lösteals Fernsehkorrespondentin für dasARD-„Morgenmagazin“ im StudioWashington Thomas Berbner ab,der dort in der Nachfolge von Patricia Schlesinger ARD-Fernseh-korrespondent wurde.

Die Moderatorinnen Gabi Bauer(früher ARD-„Tagesthemen“) und Susanne Stichler („Hallo Deutsch-land“, ZDF) präsentieren die neueTalkshow „Paroli!“ (NDR Fernsehen).

Personalien bei Bild / ASV: WalterMayer, bisher Stellvertreter des Bild-Chefredakteurs, und Florian vonHeintze, zuletzt Chefredakteur vonB.Z. und B.Z. am Sonntag, tauschenzum 1. November die Posten. Man-fred Hart, bislang bei Bild zweiterStellvertreter des Chefredakteurs,wird 2005 Vize-Chefredakteur bei derBunten; an seine Stelle treten der bis-herige Sport-Chef Alfred Draxlerund Jörg-Christian Quoos. Stellver-tretende Chefredakteure bei Bild wer-den Uwe Vetterick, Leiter Bild NeueBundesländer, Karsten Witzmann,bisher Redaktionsleiter Bild Berlin,und Andreas Möller, Ex-Chefredak-teur von Allegra. Robert Schneider,zuletzt stellvertretender Redaktions-leiter Bild Kettwig, wird Redaktions-leiter Bild Berlin. Georg Streiter,bisher Leiter des Ressorts Politik beiMax, verstärkt die Politikredaktionvon Bild. Als Leiter der gemeinsamenSportredaktion von Bild und Bild amSonntag folgt Matthias Brügelmannauf Alfred Draxler. Thomas Kralicek,

bislang für die People-Berichterstat-tung bei RTL Newmedia zuständig,löst als Ressortleiter Show Tom Jun-kersdorf ab, der Bild-Korres-pondentin New York wird.

Andrea Bötel, Fachjournalistin imBereich der Druckbranche, wurde Chefredakteurin des MagazinsDRUCK & MEDIEN (Haymarket Mediengruppe, Hamburg). Imke Laurinat wurde Redakteurin für denBereich Technik. Sebastian Vesper,Chefredakteur des PR Report, über-nahm zugleich die Position des Re-daktionsdirektors.

Tissy Bruns, zuletzt leitende Redak-teurin der Meinungsseite beim Tages-spiegel (Berlin), löste als Leiterin des Parlamentsbüros Robert vonRimscha ab, der Parteisprecher derFDP wurde.

Andreas Clarysse, bislang Fernseh-korrespondent des HR im ARD-Haupt-stadtstudio, folgte als Leiter der Fern-sehredaktion im HR-Studio Wiesbadenauf Gabriele Holzner, die Leiterinder Nachrichtensendung „hessen ak-tuell“ im Frankfurter Funkhaus wurde.

Susanne Conrad, Moderatorin beimZDF-„Mittagsmagazin“, moderiert imWechsel mit Hartmann von derTann die Diskussionssendung „Unterden Linden“ auf Phoenix, die bisherder kürzlich verstorbene Bodo H.Hauser präsentiert hatte.

Thea Dorn, Autorin und Journalistin,übernahm die alleinige Moderationdes neu konzipierten SWR-Literatur-magazins, an dem der bisherige Co-Moderator Dirk Schümer, Redakteurbei der FAZ, nicht mehr mitwirkt.

Dr. Christian Fälschle, Chefredakteurvon WERTPAPIER, übernimmt zusätz-lich die Chefredaktion des künftigmonatlich erscheinenden Wirtschafts-magazins GELDidee (Bauer Verlags-gruppe).

Mathias Franz, bislang stellvertre-tender Chefredakteur von TV Today,folgte als Chefredakteur auf MichaelHopp, der den MVF Magazinverlagam Fleetrand verließ.

Jens Herrmann, bisher Leiter der Lokalredaktion Gütersloh der Tages-zeitung Die Glocke, löst als Presse-sprecher von Der Club BertelsmannRocco Thiede ab, der zur Bertels-mann Stiftung wechselte.

Christian Meier übernahm die Me-dien-Kolumne der Welt am Sonntagvon Christian Bauschke, der in einSabbatical ging.

Ingrid Müller-Münch, bislang KölnerKorrespondentin der „FrankfurterRundschau“, arbeitet ab 1. Novembervon Köln aus als Autorin für die FR.Sie wird vornehmlich Gerichtsreporta-gen schreiben. Außerdem arbeitet sieweiter als Gerichtsreporterin und Kri-mi-Expertin für den WDR.

Natali Michaely, zuletzt Leiterin desRessorts Kultur bei Allegra, folgte alsstellvertretende Chefredakteurin vonMaxi (Bauer Verlagsgruppe) auf Ste-phan Schäfer.

Dr. Thomas Pleil, zuletzt Leiter derPresse- und Öffentlichkeitsarbeit derKatholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie Dozent für PublicRelations, übernahm die neu geschaf-fene Professur für Public Relations ander Fachhochschule Darmstadt.

Klaus Pommer, bisher bei RadioSAW, wurde neuer Programmdirektorbei Radio Energy 103,4.

Marina Rizovski-Jansen, zuletzt Chefin vom Dienst bei der ZDF-Sendung „Berlin Mitte“, ist ab sofortals medienpolitische Beraterin desDGB-Vorsitzenden Michael Sommertätig.

Stephan Schlote, zuletzt Chefredak-teur eines Firmenkundenmagazinsder Deutschen Bank, folgt als Chef-redakteur von w&v (Werben & Ver-kaufen) auf Ulrich Krenn. Stellvertre-tender Chefredakteur wird Hanspe-ter Heckel.

Michael Schmitt löste als Verlegerder Fuldaer Zeitung seinen Vater Dr.Thomas Schmitt ab, der in den Ruhestand trat, für das Blatt künftigaber als Herausgeber wirkt.

Dr. Thomas Schneider, Stellvertreterder Chefredakteurin bei der Bunten,wechselt im nächsten Jahr als journa-listischer Geschäftsführer zum VerlagHeinrich Bauer.

Sabine Scholt, bisher beim WDRFernsehen Co-Moderatorin des NRW-Polit-Magazins „Westpol“, übernahmin der Nachfolge von Ralf Kapschackdie Leitung der landespolitischenFernsehredaktion im WDR FunkhausDüsseldorf.

Rita Serra-Roll, zuletzt Direktorin einer eigenen Casting-Firma, wurdeneue Serien-Chefin bei RTL.

Achim Tirocke, stellvertretenderChefredakteur bei RTL, scheidet EndeJanuar 2005 aus.

Dem Verwaltungsrat von Radio Bre-men gehören an: Eva-Maria Lemke-Schulte (neu), Heinz Möller, Susan-ne de Navarre, der Bremer Ex-Bür-germeister Hartmut Perschau (neu),Wolfgang Schrörs, Thomas vonder Vring; die Beschäftigten des Sen-ders wählten Nachrichtenchef Wolf-gang Lintl, die FrauenbeauftragteBrigitta Tunkel und den Personal-ratsvorsitzenden Bernd Graul in dasGremium.

Wolfgang Vichtl folgte als Leiter desBR-Hörfunkstudios im ARD-Haupt-stadtstudio auf Dietmar Merten, derin den Ruhestand ging.

Katja Wölffing, zuletzt freie Mit-arbeiterin des MDR Magdeburg, lösteals Sportmoderatorin beim ZDF-„Morgenmagazin“ Jana Thiel ab, diein die ZDF-Hauptredaktion Sport nachMainz wechselte.

Bettina Wündrich, Chefredakteurinvon Glamour, wechselt zu Gruner +Jahr und wird zum 1. Februar 2005Chefredakteurin Entwicklungsaufga-ben in der G+J-Frauengruppe inHamburg.

preiseAbel Alier, Menschenrechtsanwaltund früherer Vizepräsident des Sudan,sowie Mahgoub Mohamed Salih,Journalist und Herausgeber der Ta-geszeitung Al Ayam, erhielten denMenschenrechtspreis 2004 der Fried-rich-Ebert-Stiftung.

Der freie Journalist Roland Bottwurde mit dem Medienpreis des Bauern- und Winzerverbandes Rhein-land-Pfalz Süd ausgezeichnet.

Helmar Büchel und Dan Settonwurden für ihre TV-Dokumentation„In Gottes Namen – Die Rekruten desHeiligen Kriegs“ (Spiegel TV Magazinauf RTL) in New York mit einem Emmyausgezeichnet. Der Film hatte beimMonte Carlo Television Festival bereitseine „Goldene Nymphe“ gewonnen.

leute

36 M 11.2004

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Der Journalist Sergeij Duvanov(Kasachstan), scharfer Kritiker des kasachischen Präsidenten NursultanNasarbajew, und die afghanischeFrauenzeitschrift Malalai erhalten den mit 20.000 € dotierten Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- undPressefreiheit 2004, denn die gleich-namige Stiftung (Schorndorf) vergibt.

Lettre Ulysses Awards für die Kunstder Reportage 2004: Der mit 50.000 €dotierte 1. Preis ging an die chinesi-schen Autoren Chen Guidi und WuChuntao für ihr aufsehenerregendesBuch Untersuchung zur Lage der chi-nesischen Bauern „People’s LiteraturePublication Company“, Beijing 2003(bisher nur in chinesischer Sprachepubliziert). Den 2. Preis (30.000 €) er-hielt Tracy Kidder (USA) for Moun-tains Beyond Mountains. The Quest ofDr Paul Farmer, a Man Who Would Curethe World (Random House, New York2003), Englisch. Der 3. Preis (20.000€) ging an Daniel Bergner (USA) fürSoldiers of Light (Allen Lane / Penguin,London 2004) Englisch. Die weiterenFinalisten erhielten Preise in Form vonAufenthalten in Berlin und handgefer-

tigte Uhren der Firma Nomos. Der jähr-lich vergebene Lettre Ulysses Awardfor the Art of Reportage wurde 2003von der Kulturzeitung Lettre Interna-tional in Verbindung mit der AventisFoundation ins Leben gerufen. DasGoethe-Institut ist Partner des Projekts.

Der EMIL – Preis für gutes Kinder-fernsehen wird von der Programm-zeitschrift TV Spielfilm ausgeschrieben.Zu den diesjährigen Preisträgern gehören: der Zeichentrickfilm „Pan-toffelhelden“ („Die Sendung mit derMaus“, ARD) von Susanne Seidel(HFF „Konrad Wolf“); der Dokumen-tarfilm „Adrian tanzt“ (ZDF-Reihe„Stark! – Kinder erzählen ihre Ge-schichte“) von Manuel Fenn; diePuppentrick-Serie „Die Koala Brüder“(Super RTL); die Folge „Mit dem Re-gisseur am Filmset – Ben Verbongdreht ‚Sams in Gefahr’“ (KiKa-Me-dienmagazin „Trickboxx“).

61. Filmfestspiele von Venedig – eineAuswahl der Preisträger. GoldenerLöwe: „Vera Drake“ von Mike Leigh(Großbritannien); Großer Preis derJury: „Mar adentro“ von Alejandro

Amenábar (Spanien); beste Regie:Kim-Ki-Duk (Korea) für „Binjip“;bester Schauspieler: Javier Bardem(„Mar adentro“); beste Schauspiele-rin: Imelda Staunton („Vera Dra-ke“); Marcello-Mastroianni-Preis fürdie beste schauspielerische Nach-wuchsleistung: Marco Luisi undTommaso Ramenghi („Lavorare conlentezza“ von Guido Chiesa, Italien);Fipresci-Preis: „Binjip“ von Kim-Ki-Duk und „Vento di terra“ von Vin-cenzo Marra (Italien); Preis „EuropaCinemas – Venice Days Label“: dieDokumentation „Darwin’s Nightma-re“ (Frankreich / Österreich / Belgien,WDR / ARTE) von Hubert Sauper.

Der Fotowettbewerb „Das beste Wirt-schaftsfoto“ wurde vom Handelsblattgemeinsam mit Hewlett-Packard zumersten Mal ausgeschrieben. 1. Preis(5.000 €): Robert Haubrich; 2. Preis:Theodor Barth; 3. Preis: Alex Kröner.

Mechthild Gassner wurde für ihrenDokumentarfilm „Das halbe Leben“(ZDF) mit dem Hauptpreis des Danzi-ger Festivals „Dignity and Work“ aus-gezeichnet.

Hamburger Filmfest 2004 – die Preis-träger. Douglas-Sirk-Preis: FrançoisOzon (Frankreich); Preis der Ham-burger Filmjournalisten: „Brothers“von Susanne Bier (Dänemark);Otto-Sprenger-Preis zur Förderungdes internationalen Filmnachwuchses(10.000 €): Ayse Polat (Hamburg)für „En Garde“ („Das kleine Fernseh-spiel“, ZDF); TV-Produzentenpreis(30.000 €): Network Movie und Pro-duzent Reinhold Elschot für „Mordam Meer“ (ZDF, Regie: Matti Geschon-neck); Publikumspreis des HamburgerAbendblatts: „Dog Nail Clipper“ vonMakku Pölönen (Finnland); „Michel“für den besten Kinderfilm (2.500 €):„Station 4“ (Spanien).

Der Helmut Schmidt-Journalistenpreis„für kritischen und verbrauchernahenWirtschafts- und Finanzjournalismus“wird von der Direktbank ING-DiBavergeben. Die Preisträger 2004 – 1. Preis (7500 €): Frank Donovitz,Karin Spitra und Joachim Reuterfür die fünfteilige Artikelserie „1x1des Geldes“ (Stern); 2. Preis (5.000 €):Thomas Öchsner für den Beitrag„Ein Bund für’s Leben“ (SZ); 3. Preis(2500 €): Ulrich Wolf für den Artikel„Das große Rendite-Dilemma“ (Säch-sische Zeitung).

Hanne Huntemann wurde für ihreDokumentation „Im Chaos der Buch-staben – Lesen und Schreiben einProblem“ („37°“ ZDF) vom Bundes-verband Alphabetisierung als „Bot-schafterin der Alphabetisierung“ ge-würdigt.

Simon Jöcker gewann mit „Frame ofMind“ beim International Film Festi-val in Salento / Italien den Preis fürden besten Kurzfilm.

Den diesjährigen Katholischen Me-dienpreis der Deutschen Bischofs-konferenz erhalten Ariel Haupt-meier für seine Reportage „Wir müs-sen draußen bleiben“ (SZ-Magazin)sowie Tina Soliman (Buch) und Torsten Lapp (Kamera) für die Dokumentation „Grausames Glück –Wenn Geburt und Tod aufeinandertreffen“ (ZDF).

Kinoprogrammpreise 2004 für heraus-ragende Jahresfilmprogramme –Hauptpreis (30.000 €): Casablanca(Ochsenfurt); Preise in Silber (je15.000 €): fsk-kino (Berlin), Abaton-Kino (Hamburg), 3001 Kino (Ham-burg), Traumstern (Lich) und Scala(Lüneburg). 14 Filmtheater erhielten

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preise

Page 38: Quote ist eine Chance - mmm.verdi.de · wirtschaftskonform statt staatlich reguliert – durch programm-liche Radiovielfalt ersetzt. Zusammen mit Förderung wäre das sinnvoll –

die mit je 10.000 € prämierten Kino-programmpreise in Bronze; 115 Kinoswurden mit je 5.000 € bedacht. Ein-schließlich zahlreicher Sonderpreisewurde eine Gesamtsumme von 1,175Mio. € ausgeschüttet.

Ntshaveni Wa Luruli (Südafrika) er-hielt für den Spielfilm „The WoodenCamera“ (Großbritannien / Frankreich /Südafrika) im Rahmen des Internatio-nalen Filmfests Emden / Aurich / Nord-erney den mit 5.000 € dotierten DGB-Filmpreis 2004 für einen gesellschaft-lich besonders engagierten Film.

Der Karikaturistin Marie Marckswurde für ihr Lebenswerk der mit5.000 € dotierte Karikaturpreis derDeutschen Anwaltschaft 2004 ver-liehen, den die Bundesrechtsanwalts-kammer vergibt.

Einen Medienpreis des VerbandsDeutscher Schulmusiker erhielt im Bereich audiovisueller Medien in derKategorie Fernsehproduktionen eineFolge der „Sesamstraße“ (NDR / ARD).

Medienpreise der Kindernothilfe-Stif-tung 2004 – Sparte Print: MichaelBitala für „Afrikas verlorene Kinder“(SZ); Sparte Fernsehen: Frank Dom-han und Henno Osberghaus für dieReportage „Grabsteine aus Kinder-hand“ (ARTE); Sparte Hörfunk: JensJarisch für die O-Ton-Reportage„Jenny“ (RBB). Das Preisgeld betrugjeweils 2.500 €.

Die russische Menschenrechtsorgani-sation Memorial sowie der indischeIslamwissenschaftler und Menschen-rechtsaktivist Asgar Ali Engineer,beides Partner der Heinrich-Böll-Stif-tung, gehören zu den Preisträgernder Alternativen Nobelpreise.

Gitti Müllers Film „Suppen-Manni“wurde vom Bund der Steuerzahler miteinem Sonderpreis ausgezeichnet. Für„Bahnauskunft“ (WDR) erhielt sie denmit 5.000 € dotierten Ernst SchneiderIHK Medienpreis in der KategorieKurzbeitrag.

Die Redakteurin der Berliner ZeitungRenate Oschlies erhielt den so ge-nannten Einheitspreis für politischeBildung in der Kategorie Medien. Sieteilt sich den ersten Preis mit derSendereihe „Ost-West-Dialog“ desDeutschlandfunks.

Jobst Plog, Intendant des NDR, wur-de von der Deutschen Stiftung Denk-

malschutz der mit 25.000 € dotierteSieghardt von Köckritz-Preis zuer-kannt. Das Preisgeld will Plog für dieRestaurierung der ehemaligen Syna-goge in Hagenow (Mecklenburg-Vor-pommern) stiften.

Der Publikumspreis Goldene Lein-wand, den der Hauptverband Deut-scher Filmtheater und die PublikationFilmecho vergeben, ging an „Luther“(Regie: Eric Till, Neue Filmproduktion).

Der Ravensburger Medienpreis fürBildung und Erziehung in der Familiewird von der Stiftung RavensburgerVerlag vergeben. Die diesjährigenPreisträger – 1. Preis (5.000 €): An-gelika Schmidt-Biesalski für dieHörfunk-Reportage „In meinem Kopfwaren sie Monster – Ein ungewöhn-licher Weg zur ‚offenen Adoption‘“(SWR); 2. Preis (4.000 €): Alexia Angelopoulou für die 13-teilige Serie „Unsere Familie“ (StuttgarterNachrichten); 3. Preis (2.000 €):Eilika Meinert für die TV-Reportage„Aufgehoben oder abgeschoben –Kinderbetreuung im europäischenVergleich“ (MDR / ARTE); 4. Preis(1.000 €): Bernhard Borgeest fürden Beitrag „Die Muttierung – Mut-terrolle rückwärts“ (Focus). Der undo-tierte Sonderpreis Redaktion geht andie ZDF-Sendereihe „37°“.

Der Fotograf Lukas Roth (Köln) wurde mit dem Dr.-Otto-Steinert-Preis2004 der Deutschen Gesellschaft fürPhotographie ausgezeichnet.Lobende Erwähnungen erhielten Sibylle Fendt (Berlin), Markus Feger (Düsseldorf), Johanna Pagels(Berlin) und Sascha Weidner (Braun-schweig).

ZDF-Intendant Markus Schächterwurde wegen der Anglizismen imProgrammschema des Senders vomVerein Deutsche Sprache (VDS) zum„Sprachpanscher des Jahres 2004“gewählt.

Klaus Schöning, bis zu seinem Ruhe-stand 2001 Leiter des von ihm aufge-bauten Studio Akustische Kunst beimWDR und vielfältig als Regisseur, Dra-maturg, Autor, Producer und Kuratortätig, wurde mit einer Honorarprofes-sur der Kunsthochschule für MedienKöln geehrt.

Gesine Schwan, Präsidentin der Eu-ropa-Universität Viadrina (Frankfurt /Oder), wird der mit 20.000 € dotierte„Marion Dönhoff Preis für internatio-

nale Verständigung und Versöhnung“verliehen. Der mit 10.000 € dotierteFörderpreis geht an das Maximilian-Kolbe-Werk e.V. Die Preise werdenvon der Wochenzeitung Die Zeit,der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie der Marion DönhoffStiftung vergeben.

Der Studio Hamburg-Nachwuchspreis2004 für die besten Absolventenfilmedeutschsprachiger Filmhochschulenwar mit insgesamt 15.000 € dotiert.Bester Film: „Wahrheit oder Liebe“von Jan-Martin Scharf (Kunsthoch-schule für Medien Köln) und „MeineEltern“ von Caroline Daubes (Film-akademie Baden-Württemberg); besteRegie: Manuel Flurin Hendry (dffb)für „Strähl“ und Nicolai Albrecht(dffb) für „Mitfahrer“; bestes Dreh-

buch: „Northern Star“ von Felix Ran-dau (dffb). Günter-Strack-Fernsehpreisfür die besten Nachwuchsschauspie-ler: Nadja Bobyleva („Tatort: Ja-nus“, „Raus ins Leben“,“ „DerFreund meiner Mutter“) und VinzenzKiefer („Tatort: Im Visier“, „Im Na-men des Herrn“). Talents Award2004: Michaela Kezele (HFF Mün-chen) für „Ich liebe dich“.

Der ver.di-Fernsehpreis (je 7.500 €)ging an Holger Karsten Schmidt fürdas Drehbuch zu dem TV-Film „ZweiTage Hoffnung“ (WDR) und an RenéHeisig für die Regie des Films „Gehtnicht, gibt‘s nicht“ (ZDF).

Das Fernsehmagazin „Visite“ (NDR)erhielt einen Medienpreis der Deut-schen Allergologenverbände.

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