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Rundbrief von Tine Jordan- Mit Weltwärts in Pejivalle de Jímenez
Liebe Freunde, Verwandte und Unterstützer*innen,
ich habe mich so gedrückt davor aber jetzt muss ich ihn wirklich endlich schreiben, meinen letzten
Rundbrief. In einer Woche lebe ich seit genau einem Jahr in Costa Rica und in knapp acht Wochen kann ich
dann schon wieder an der Aller entlang joggen… Dieses Jahr war immer mein Traum aber es war nicht
immer nur traumhaft. Es waren Höhen und Tiefen, frustrierende aber auch unglaublich augenöffnende
Erfahrungen. Ich werde euch von meinen letzten Monaten in Peji, meiner Arbeit und meinem
Projektbesuch im „ Refugio Nacional de la Vida Silvestre Ostional“, welches sich mit Meeresschildkröten
beschäftigt, erzählen. Es fällt mir schwer aber ich hoffe, einen Abschluss oder Rückblick in Worte fassen
zu können.
Umweltmesse in der Großen Stadt und mein kleines Spurenprojekt- Meine Arbeit für La Marta
Vom 02.-05.Juni durfte ich auf der Umweltmesse in San Jose mitarbeiten. Mein Projekt hatte einen
gemütlichen, kleinen Stand mit getrockneten Blättern auf dem Boden (die ich in den vorigen Wochen
zusammen gefegt hatte) und kleine interessante Dinge zum Stehen bleiben, Es gab zum Beispiel ein
Bilderspiel für Kinder: „Was gehört in den Wald und was nicht? Plastiktüte oder Jaguarspur?“ Daraufhin
konnte man direkt mit den Kindern über Recycling sprechen. Das „No, Gracias“ als Antwort auf die Frage,
ob Strohhalme im Restaurant gewünscht sind, wurde solange geübt, bis es sich nahe zu einem
Gruppenschlachtruf entwickelt hatte. Außerdem gab es eine Aktion mit meinen geliebten Guyaba-
Bäumen, die ich die letzten Monate herangezüchtet hatte (im 3,Rundbrief waren sie noch Samen im
künstlichen Magen..). Jeder der versichern konnte volljährig und im Besitz eines geeigneten Platz zu sein,
konnte ein Bäumchen adoptieren. Es wurde ein Vertrag unterschrieben und jede Adoptivmutter oder –
vater durfte ein Fläschchen selbsthergestellten Dünger mitnehmen (Herstellung auch im letzten
Rundbrief). Das Ziel war es „La Marta „ bekannter zu machen, Touristen und Schulklassen anzuwerben.
Nach den vier Tagen war ich wirklich stolz, da ich die ganzen Produkte oder Ausstellungsdinge
mithergestellt hatte, die Bäume, der Dünger und die Schlüsselanhänger. Außerdem war es ein schönes
Gefühl das „La Marta“-Shirt zu tragen und auch die Gespräche mit den Besuchern waren eine sprachliche
Herausforderung, die ich motiviert annehmen konnte und ich denke auch einigermaßen erfüllt habe.
Ein weiteres Projekt der letzten Wochen war mein Spurenschild. Durch mein riesiges, geliebtes Schlafshirt
von meinem Vater, auf dem ganz viele Tierspuren mit dazugehörigen Namen gedruckt sind, kam ich auf
die Idee ein Schild mit Klappschildern, Spuren und dazugehörigen Bildern zu konstruieren. Vom
Aussuchen des Holzes bis zum Anmalen und Aufstellen konnte ich fast alles selber machen. Mein Chef hat
mir nur die Tiere vorgegeben, Jaguar, Puma, Manigordo (auch eine kleinere Raubkatze mit großen Pfoten,
deswegen Manigordo: mano =Hand, gordo= groß, dick) und Koyote. Das Lieblingstier meines Chefs ist der
Jaguar, wahrscheinlich fand er die Jaguarspuren deshalb so gut, sodass wir zusammen eine Jaguarspur auf
die Auffahrt zum Park gemalt haben. Er ist wir ein Jaguar über die Auffahrt geschlichen und ich hab hinter
ihm her gemalt. Das war eine coole und spontane Aktion, leider stellt mich das Ergebnis nicht ganz
zufrieden, da der Matsch die Spuren oft verdeckt. Obwohl das macht sie erst glaubwürdig, schwer zu
finden sowie die echten Spuren unseres Jaguars in La Marta…
Auf der Umweltmesse mit Bäumchen und „La Marta“- Uniform
Schlüsselanhängerproduktion..
„Flor de un dia“- alle Blumen blühen nur einen Tag im Jahr
Mein Spurenschild
Mein eigener Baum, ein wunderschöner Yos
Büroarbeit und deutsche Geschichte- Meine Arbeit im Colegio
Die letzten Monate habe ich weiterhin zweimal die Woche im „Colegio Ambientalista de Pejibaye“ (
Umwelt High School Pejibaye) gearbeitet. Hauptsächlich helfe ich im Büro, ordne Schülermappen oder
bastele Plakate für Veranstaltungen. Mehrere Male ist es mir in Pejibaye passiert, dass Freunde oder
andere Einheimische mich Fragen gefragt haben wie beispielsweise: „Deutschland ist doch Schuld an
beiden Weltkriegen oder?“; Findest du Hitler eigentlich gut?“. Ich habe mich jedes Mal sehr unwohl gefühlt
und wollte nicht mal eben schnell antworten, deshalb hatte ich die Idee einigen interessierten Schülern
einen Vortrag über deutsche Geschichte, insbesondere über den Nationalsozialismus vorzubereiten. Ich
habe also den Lehrer für Sozialwissenschaften und Geschichte angesprochen und er war direkt
einverstanden. Über mehrere Monate hatten wir dann die Abmachung, dass wir uns zusammensetzen und
die genauen Themen besprechen.. dazu ist es nie gekommen- ein sehr gutes Beispiel der Tico-Kultur. Viele
Abmachungen, nichts dahinter, beziehungsweise ein sehr langer Prozess des Wartens. Irgendwann habe
ich den Vortrag einfach ausgearbeitet, bin zu ihm ins Klassenzimmer gekommen und direkt am nächsten
Morgen stand ich um kurz vor sieben vor meinem sehr jungen Publikum. Mein Vortrag war auf
Oberstufenniveau über die Nationalsozialitische Ideologie, die Schuld und Aufarbeitung der
Verngangenheit nach 1945 in Deutschland (im politischen, juristischen und moralischen Sinne) und über
die Fluchtgeschichte meiner Großeltern. Die Schüler waren in einem Alter von ca. 15 Jahren und
überraschenderweise total interessiert und aufmerksam. Ich habe Propagandamaterial aus den Anfängen
des Nationalsozialismus gezeigt, über die Nürnberger Prozesse bis hin zu meinen ganz persönlichen
Gedanken gegenüber Hitler, meiner deutschen Nationalität und Verantwortung und Rassismus erzählt.
Für mich war es ein voller Erfolg, da ich erstens ein bisschen Aufklären konnte, wenn auch über ein sehr
spezielles Thema und zweitens eine sprachliche Herausforderung überstanden habe. Außerdem haben die
Schüler am Ende ein bisschen verstanden, warum ich mich unwohl fühle, wenn ich nicht mit meinem
Namen angesprochen sondern nur mit dem Wort „Macha“ ( die Blonde, Hellhäutige, Blauäugige) gerufen
werde. Für die Ticos ist das wie ein Spitzname und ist lieb gemeint und das weiß ich auch, trotzdem werde
ich auf meine blonden Haare reduziert und das gefällt mir nicht.
Nachtpatroullien,Glühwürmchen und die Tortugas – mein wunderschöner Projektbesuch in
Ostional,Guanacaste
Meeresschildkröten sind für mich eine der faszinierendsten Tierfamilien auf unserer Erde. Sie stammen
von den Land-bzw. Süßwasserschildkröten ab und leben seit den Dinosauriern auf unserem Planeten. Sie
haben Eiszeiten und Seebeben überlebt und es gibt so viele Verhaltensweisen, die bis heute für uns
Menschen unerklärlich bleiben. Sie unterscheiden sich von ihren Landgenossen darin, dass sie Flossen
haben und ihre Extremitäten nicht mehr einziehen können. Meeresschildkröten sind nach ca. 20- 30
Jahren geschlechtsreif und schwimmen bis dahin unvorstellbare Strecken durch die Weltmeere. Wenn die
Geschlechtsreife erreicht wurde befindet sich eine Schildkröte alle 2-3 Jahre in einem reproduktiven Jahr.
Das heißt sie paart sich und macht sich dann auf den Weg zu dem Strand, wo sie selber geboren ist
(allerdings nur beim ersten reproduktiven Jahr). Die Schildkröte hat bis zu drei Kammern, in denen sie
Eier entwickelt, sie kann in diesem Jahr also bis zu dreimal Eier legen. Sie kommt dann im Abstand von
sechs Wochen an den Strand, zieht sich aus dem Wasser, erstellt mit ihren Hinterflossen eine Art Sandbett
und hebt dann ein Loch aus. Wenn alles stimmt, legt sie dann ihre bis zu 100 Eier, dabei fällt sie in eine
Trance, sodass man sie in diesem Zustand messen kann. Wenn das letzte Ei gelegt ist, schließt sie das Loch
mit ihren starken Flossen wieder, versteckt es und macht sich auf den Weg zurück ins Meer. Die Eier
werden nun durch das Sonnenlicht ausgebrütet und da ist wieder ein faszinierendes Detail der Natur: Die
Sonne entscheidet, welches Geschlecht die Schildkröten haben werden. Beispielsweise bei der Pazifischen
Bastardschildkröte brüten die Eier insgesamt 40-45 Tage, in der Phase zwischen dem 15.-30.Tag wird das
Geschlecht durch die Sandtemperatur entwickelt. Bei bis zu 29° werden es männliche Schildkrötenbabys
und alle Eier mit einer Temperatur um 30° und höher werden zu neuen Schildkrötenweibchen. Der
globale Erderwärmung durch den Klimawandel ist also nicht nur für die Meeresschildkröten gefährlich, da
Meerestemperatur und damit Ernährung sich verändert, sondern auch da es sein kann, dass zu viele
Weibchen geboren werden und es zu wenig männliche Individuen gibt, die zur Fortpflanzung geeignet
wären.
Der Strand Ostional liegt in der Provinz Guanacaste an der nördlichen Pazifikküste Costa Rica und ist ein
staatlich kontrolliertes und geschütztes Naturschutzgebiet. Zum Playa Ostional kommen drei
Schildkrötenarten zum Brüten. Die am häufigsten vorkommende ist die „Lora“ (Pazifische
Bastardschildkröte), die kommt das ganze Jahr über allein aber auch in großer Anzahl. In manchen
Nächten kommen tausende! Bastardschildkröten aus dem Wasser, um ihre Eier abzulegen. Dieses
spektakuläre Naturphänomen nennt sich „ Arribada“ (Die Ankunft) und passiert in Ostional in der Regel
einmal im Monat. Ostional gehört zu den wichtigsten Stränden der Welt, wo dieses Schauspiel stattfindet.
Dann gibt es die „Tortuga Verde“ (Grüne Meeresschildkröte) und die riesige, dinosaurierartige „Baula“
(Lederschildkröte). Diese beiden Schildkrötenarten kommen alleine zum Eier ablegen und viel seltener,
deshalb werden die Eier in einer extrabeschützen Brutstätte gebracht, um eine Erholung der Populationen
zu erreichen. Der Strand wird auch nachts von Parkwächtern vor Hunden, Vögeln und menschlichen
Eierräubern beschützt. Das Projekt, in dem ich gearbeitet habe ist ein staatliches Projekt, welches mithilfe
internationaler Voluntäre Daten erfasst und auswertet, Forscher unterstützt und, jetzt kommt vermutlich
das interessanteste, eine örtliche Kooperative für den legalen Verkauf von Schildkröteneier betreut,
unterstützt und kontrolliert. Generell ist der Verkauf und Verzehr in ganz Costa Rica verboten. In Ostional
dürfen ausgewählte Mitglieder der Kooperative jedoch 2 ½ Tage nach einer Arribada (s.o.) Nester
aufsuchen und Eier für den Verkauf sammeln. Der Gewinn geht an die Dorfbewohner. Mir wurden
verschiedene Gründe aufgezählt, warum dieses Verfahren in Ordnung, wenn nicht sogar sehr
erstrebenswert ist. Zum einen ist der Strand nach einer Arribada komplett mit Eiern überfüllt (Tausende
Schildkröten, jede Schildkröte legt bis zu 100 Eiern). Pilze und Bakterien breiten sich bei so vielen Eiern
schneller aus und dem Sand fehlt Sauerstoff, somit wird durch das Entfernen einiger Eier wieder eine
Balance hergestellt. Zum anderen wird eine Win-Win Situation, eine Abhängigkeit von Schildkröte und
Dorfbewohner erreicht. Einige Nester haben höhere Chancen zur Schlüpfung und die Dorfbewohner
erzielen Gewinne. Außerdem und das halte ich für entscheidend, wird durch die Legalisierung des
Eierverkaufs, die kriminellen Plünderaktionen verhindert oder wenigstens vermindert. Es gibt aber auch
Gegenstimmen zu diesem Projekt, die sagen, dass der Verkauf von Schildkröteneier ohne Ausnahme
verboten sein sollte und deswegen das Refugio Ostional unprofessionell handelt.
Die Arbeit der Voluntäre besteht darin tagsüber den Stand zu säubern, das heißt Plastik einsammeln und
angeschwemmtes Holz zu einer Art Scheiterhaufen zusammenräumen und nachts bis zu vier Stunden zu
patrouillieren. Wir gehen also in Kleingruppen in Begleitung eines einheimischen Mitarbeiter am Strand
entlang und suchen nach Spuren. Sichten wir eine Spur, folgen wir ihr bis zur Schildkröte und stellen fest
in welcher Phase das Tier sich befindet. Wenn sie ihre Eier noch nicht abgelegt hat, werden alle Daten
erfasst. Ort, Zeit, Datum, Wetterlage. Tiefe des Lochs und Anzahl der Eier. Ab dem 20. Ei (ab diesem
Zeitpunkt beginnt die Trance)werden Panzer und Flossen gemessen und nach Verletzungen und der
Plakette gesucht. Während der Patrouille dürfen keine Handys und nur Rotlicht benutzt werden,
außerdem herrscht Stille und Konzentration es darf niemand vor der Schildkröte stehen, damit sie keine
Angst bekommt, ihren Legeprozess nicht abbricht und nach Ostional zurückkommt.
Für mich waren diese zwei Wochen eine wahnsinnig wichtige und wunderschöne Erfahrung. Die Stille,
der Wind, die Sonne, die Hitze, der Sternenhimmel, die Glühwürmchen und die Schildkröten haben
melancholisch ausgedrückt, meine Seele beruhigt. Diese Tiere sind so geheimnisvoll und es stehen so viele
Fragen offen. Wie kann die Schildkröte nach so vielen Jahren ihren Geburtsstrand wiederfinden,
vermutlich orientieren sie sich durch ein magnetisches Feld, aber wie genau funktioniert es? Warum gibt
es dieses synchrone Verhalten der Bastardschildkröten, sodass tausende Tiere in einer Nacht zusammen
kommen, es hängt mit dem Mond zusammen aber was steckt genau dahinter? Warum laufen einer
Meeresschildkröte Tränen aus den Augen, wenn sie ihre Eier ablegt, dieses Verhalten ist auch ungeklärt.
Wenn dieses riesige Reptil mit einer enormen Anstrengung ein Loch buddelt und dann ihre Eier ablegt
herrscht absolute Stille, nur das Atmen des Tieres liegt in der Luft und man selber hört auf zu Atmen so
aufregend ist dieses Phänomen. Gleich in der Nacht als ich angekommen bin, ist der Projektleiter mit mir
an den Strand gegangen und hat mir das kleine Wunder gezeigt, ich durfte den Panzer berühren und dabei
habe ich eine Leuchtspur mit meinen Fingern erzeugt, da kleine Mikroorganismen auf Berührung
reagieren. Es war wie Magie. Ich kann es schlecht in Worte fassen aber es war wirklich einzigartig, ich
habe, wie die Schildkröte, sogar auch ein wenig geweint.
Sechs von Sieben Meeresschildkrötenarten sind heutzutage stark bedroht. Schuld daran sind wir
Menschen. Die Befischung durch kilometerlange Schleppnetze, das Vergiften und Verletzen durch
Unmengen an Plastikmüll, die Bebauung möglicher Brutstrände und die Veränderung der
Wassertemperatur durch die Erderwärmung gefährdet die Meeresschildkröten extrem. Das tägliche
Plastikaufsuchen war wie eine Therapie, jede Shampooflasche und unnötige Verpackung ärgert mich jetzt
umso mehr. Ich denke es ist nicht allzu schwer, auf billigen Fisch zu verzichten und Plastikkonsum zu
vermindern, wir müssen nur darauf achten und uns gegenseitig daran erinnern…
Baby- Loras, jeder Frewillige durfte eine
Shcildkröten bennen und zum Wasser begleiten. Meine hieß Elian…
Der Playa Ostional
Bastardschildkröte beim Eierlegen
Unglaubliche Farben, Sonnenuntergang und
Gewitter zur gleichen Zeit
Pijamadas, Folklore Tanz und viel leckere Tacos- meine letzten Monate in Pejivalle
Die letzten drei Monate im Dorf waren ein auf und ab. Die größte Herausforderung für mich ist der
dörfliche „Chisme“, ich würde es mit den Wörtern Tratsch und Gerüchte übersetzen. Es herrscht bei vielen
Menschen hier ein Schwarz-weiß-Denken, damit meine ich, dass diese Personen andere Menschen
verurteilen und ihre Meinung auch nicht geändert werden kann. Außerdem bin ich aus Deutschland
gewohnt, dass die Wahrheit oder ein ehrliches Gespräch, sehr wert geschätzt wird. Im Gegensatz Hier
habe ich die Erfahrung gemacht, dass Lügen vollkommen ok ist, um Geschichten interessanter zu machen
oder Menschen zu manipulieren. Meiner Meinung nach entstehen diese Verhaltensweisen durch die
gedankliche Einschränkung durch die klaren Rollenverteilungen der Dominanz des Mannes gegenüber der
Frau und der religiösen Pflichten, die den Menschen hier seit der Geburt vorgegeben wird. Ich werde viele
Verhaltens- und Denkweisen und Werte hier aus Costa Rica vermissen: die Dankbarkeit für unser Leben
und der Schöpfung, die daraus entstehende Lebensfreude und Zeitlosigkeit und auch die Herzlichkeit und
Gastfreundschaft. Aber ich habe in den letzten Monaten auch unsere deutschen Werte sehr zu schätzen
gelernt. Denn ich halte es für sinnvoller Mitmenschen Abneigung zu zeigen, weil sie beispielsweise ihren
Ehepartner betrügen und respektlos behandeln als eine Frau negativ zu verurteilen nur weil sie mit
mehreren Männern befreundet ist oder auch mal nachts ausgeht.
Ich genieße jeden Tag die Zeit mit meinen Freunden. Wir treffen uns zum Kaffee trinken und Armbänder
machen, kochen zusammen Tacos oder Empanadas ( frittierte Röllchen oder Teigtaschen aus Maismehl
gefüllt mit Fleisch und Bohnenpaste, serviert mit Kohl und salsa rosada), fahren mit dem Fahrrad zu
Fußballspielen und gehen im Fluss baden. Wir haben so viele Momente miteinander geteilt und ich bin
ihnen so dankbar, gerade wegen der oben genannten Schwierigkeiten, da sie immer hinter mir gestanden
haben und ich ihnen vollkommen vertrauen kann. Dieses Freundschaften sind etwas ganz besonderes und
ein großer Teil meiner Lebenserfahrung Costa Rica.
Außerdem durfte ich wieder beim Folkloretanz mitproben und hoffe sehr, dass ich am 15. September bei
den Umzügen am Unabhängigkeitstag mitlaufen darf. Mir wurde das schon zugesichert aber ich kenne die
Ticos jetzt ein bisschen besser und man sollte sich nicht sicher sein bis ein paar Stunden vor dem Event,
dass es auch stattfindet.
Meine Leiblingsmenschen in Peji: Maria
Celeste Luna Trejos, Jostin Rettes, Yailin Romero und Denisse Avedano
Kaffee trinken mit Maria, sie ist ein Sonnenschein
Der ganz liebe Jose Carlos
Wie jeder Freiwillige schaue ich auf die Rückkehr nach Deutschland also mit einem weinenden und
lachenden Auge. Der Abschied aus diesem kleinen Dorf wird schwer aber ich freue mich auf meine Familie
und auf mein Politikwissenschaftsstudium, welches im Oktober an der Universität Hamburg beginnen
wird. Costa Rica hat mich verändert und ich versuche die positiven Denkweisen der Ticos, vor allen
Dingen das PURA VIDA, mit nach Deutschland zu nehmen. Außerdem habe ich vor, mich weiterhin in
Projekten zum Natur- und besonders Meeresschutz zu engagieren und möchte nächstes Jahr schon nach
Peji und Ostional zurückkommen, denn diese Orte sind ein auf jeden Fall ein Teil meines Herzens.
Ich danke euch, meinen Unterstützern, dass ihr mir diese Lebenserfahrung mitermöglicht habt. Ich hoffe,
ich konnte mein Jahr mit den Briefen ein wenig mit euch teilen.
Bis ganz bald und das letzte Mal liebe Grüße und Pura Vida
Eure Tine