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11 12 13 14 15 Text: Annereet Paatsi Layout: Triinu Sarv Print: Paar Photoes: Tartu County public photostock Obwohl man auf keiner Reise alle interessanten Stätten besichtigen kann, schlagen wir die Richtung zum größten und ganz eigenen See Estlands – – ein. Der Võrtsjärv liegt in der Mitte von Estland, ist größer als alle anderen Kleinseen Estlands zusammen und bietet für Urlauber und Freizeitfischer viele Möglichkeiten. Für Be- sucher ist die beste Art, um sich einen Überblick über den See zu verschaffen, an den unterschiedlichen Besucher- zentren, den sogenannten Pforten des Võrtsjärv zu begin- nen. Eine dieser Pforten ist das am Limnologiezentrum der Estnischen Universität für Biowissenschaften tätige , ein Naturbildungszentrum, wo in den Aquarien Süßwasserfische Estlands und auch andere Vertreter der Wasserfauna schwimmen, darüber hinaus kann man leblose Urfische und Fangmittel besichtigen. Auf Vorbestellung und bei mäßigem Wind kann man direkt vom hiesigen Hafenkai mit einem dem Võrtsjärv eigenen altertümlichen hölzernen auf den See hinaus segeln. In den alten Zeiten wurde hinter dem Segelschiff zwecks Fischfang eine Kale-Reuse geschleppt, heutzutage genießt man Wind und Sonne und die Fischergeschichten. Naturfreunde finden am Võrtsjärv den . Dieser ist etwa 2 km lang und stellt den fossilreichen Aufschluss des roten Sandsteins des mittleren Devons und die hiesige Pflanzen- und Tierwelt vor, z. B. Röhrichtvögel. Während des Frühjahrszugs dienen als die beste Vogel- beobachtungsstätte am Võrtsjärv die Felder und Heuwiesen des , wo einige Zehntausende Blässgänse und Saatgänse sowie eine Menge Enten und eine Verschnaufpause einlegen. Võrtsjärv See- museum Kale-Segelschiff Wanderweg des Aufschlusses Tamme Polders Sangla Regenpfei- ferartige Am Ostufer des Võrtsjärv gibt es die fruchtbarsten Acker- böden von Tartumaa. Über die gut kultivierten Felder ist wie eine Landmarke die zu sehen. Zwischen den mittelalterlichen Backsteinmauern hält sich so mancher historischer Wert verborgen: die Kanzel im Renaissancestil aus dem 16. Jahrhundert und der aufgrund einer Legende vom schwedischen König Karl XII. geschenkte Kronleuchter aus dem Jahr 1699. Hierorts muss man sich auch an die strengen Gesetze und Lebensorganisation des Mittelalters erinnern, aus denen die finnisch-estnische Schriftstellerin Aino Kallas Inspiration geschöpft hat. Ihre Erzählung über das in Rannu ansässige Adelsfräulein Barbara von Tisenhusen führt uns zurück in das Jahr 1553, wo die blutjunge Barbara auf Beschluss des Familienrats von Tisenhusen von ihren Brüdern im Võrtsjärv ertränkt wurde, weil das Mädchen einen nicht blaublütigen Mann geliebt hatte. Die Ortschaft kennen wir heute zumeist wegen der Torfbrikettfabrik. Hier am sicheren Ort inmitten von Sümpfen hat man aber schon seit langem gelebt. Von der mittelalterlichen Besiedlung zeugt die dem heiligen Dio- nysius gewidmete Kirche Rannu. Von Puhja wählen wir den Weg nach Ilmatsalu, fahren durch das Urstromtal Kavilda. In Ilmatsalu erwartet uns die Vogelroute Ilmatsalu – Kärevere, die die spannendsten Vogelbeobachtungsstätten von Tartumaa verbindet. Für einen von der langen Reise ermüdeten Wanderer gibt es auf dem Weg auch einen Picknickplatz. Nach der Vogelbeobachtungswanderung und dem Picknick nehmen wir wieder Kurs auf Tartu. Kirche Rannu Puhja Die Rundreise durch den Landkreis ist zu Ende. Tartumaa wurde von mehreren Seiten angesehen und erlebt, jedoch ist noch ausreichend Entdeckungsfreude für weitere neue Reisen übriggeblieben. Wir erwarten Sie zurück! Tartu Visitor Centre / Raekoda Town Hall, Tartu ESTONIA Ph/fax +372 744 2111 [email protected] www.visittartu.com Text: Annereet Paatsi Layout: Triinu Sarv Print: Paar Photoes: Tartu County public photostock www.visittartu.com 12 13 14 15 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 GER Touristeninformationszentrum; Informationsstelle Wanderweg; Aussichtsturm Reiten; Zentrum des Schutzgebietes Museum; Gutshof Kirche; Denkmal Natur-; Archäologische Sehenswürdigkeit Historishe Sehenswürdigkeit Hotel; andere Unterkünfte Kampingplatz für Wohnwagen; internet Hütte; schöne Aussicht Zelten; Lagerfeuerplatz Tankstelle; Badeort Reiserouten im Landkreis Tartumaa Rundreise in Süd-Tartumaa Rundreise in Süd-Tartumaa

Rundreise in Süd-Tartumaa 2012

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Text: Annereet PaatsiLayout: Triinu SarvPrint: PaarPhotoes: Tartu Countypublic photostock

Obwohl man auf keiner Reise alle interessanten Stättenbesichtigen kann, schlagen wir die Richtung zum größtenund ganz eigenen See Estlands – – ein. DerVõrtsjärv liegt in der Mitte von Estland, ist größer als alleanderen Kleinseen Estlands zusammen und bietet fürUrlauber und Freizeitfischer viele Möglichkeiten. Für Be-sucher ist die beste Art, um sich einen Überblick über denSee zu verschaffen, an den unterschiedlichen Besucher-zentren, den sogenannten Pforten des Võrtsjärv zu begin-nen. Eine dieser Pforten ist das am Limnologiezentrum derEstnischen Universität für Biowissenschaften tätige

, ein Naturbildungszentrum, wo in den AquarienSüßwasserfische Estlands und auch andere Vertreter derWasserfauna schwimmen, darüber hinaus kann man lebloseUrfische und Fangmittel besichtigen.

Auf Vorbestellung und bei mäßigem Wind kann man direktvom hiesigen Hafenkai mit einem dem Võrtsjärv eigenenaltertümlichen hölzernen auf den Seehinaus segeln. In den alten Zeiten wurde hinter demSegelschiff zwecks Fischfang eine Kale-Reuse geschleppt,heutzutage genießt man Wind und Sonne und dieFischergeschichten.

Naturfreunde finden am Võrtsjärv den. Dieser ist etwa 2 km lang und stellt

den fossilreichen Aufschluss des roten Sandsteins desmittleren Devons und die hiesige Pflanzen- und Tierwelt vor,z. B. Röhrichtvögel.

Während des Frühjahrszugs dienen als die beste Vogel-beobachtungsstätte am Võrtsjärv die Felder und Heuwiesendes , wo einige Zehntausende Blässgänseund Saatgänse sowie eine Menge Enten und

eine Verschnaufpause einlegen.

Võrtsjärv

See-

museum

Kale-Segelschiff

Wanderweg des

Aufschlusses Tamme

Polders Sangla

Regenpfei-

ferartige

Am Ostufer des Võrtsjärv gibt es die fruchtbarsten Acker-böden von Tartumaa. Über die gut kultivierten Felder ist wieeine Landmarke die zu sehen. Zwischen denmittelalterlichen Backsteinmauern hält sich so mancherhistorischer Wert verborgen: die Kanzel im Renaissancestilaus dem 16. Jahrhundert und der aufgrund einer Legendevom schwedischen König Karl XII. geschenkte Kronleuchteraus dem Jahr 1699.

Hierorts muss man sich auch an die strengen Gesetze undLebensorganisation des Mittelalters erinnern, aus denen diefinnisch-estnische Schriftstellerin Aino Kallas Inspirationgeschöpft hat. Ihre Erzählung über das in Rannu ansässigeAdelsfräulein Barbara von Tisenhusen führt uns zurück indas Jahr 1553, wo die blutjunge Barbara auf Beschluss desFamilienrats von Tisenhusen von ihren Brüdern im Võrtsjärvertränkt wurde, weil das Mädchen einen nicht blaublütigenMann geliebt hatte.

Die Ortschaft kennen wir heute zumeist wegen derTorfbrikettfabrik. Hier am sicheren Ort inmitten vonSümpfen hat man aber schon seit langem gelebt. Von dermittelalterlichen Besiedlung zeugt die dem heiligen Dio-nysius gewidmete Kirche Rannu. Von Puhja wählen wir denWeg nach Ilmatsalu, fahren durch das Urstromtal Kavilda.

In Ilmatsalu erwartet uns die Vogelroute Ilmatsalu –Kärevere, die die spannendsten Vogelbeobachtungsstättenvon Tartumaa verbindet. Für einen von der langen Reiseermüdeten Wanderer gibt es auf dem Weg auch einenPicknickplatz.

Nach der Vogelbeobachtungswanderung und dem Picknicknehmen wir wieder Kurs auf Tartu.

Kirche Rannu

Puhja

Die Rundreise durch den Landkreis ist zu Ende. Tartumaa

wurde von mehreren Seiten angesehen und erlebt, jedoch

ist noch ausreichend Entdeckungsfreude für weitere neue

Reisen übriggeblieben. Wir erwarten Sie zurück!

Tartu Visitor Centre

/Raekoda Town Hall, Tartu ESTONIAPh/fax +372 744 [email protected]

Text: Annereet PaatsiLayout: Triinu SarvPrint: PaarPhotoes: Tartu Countypublic photostock

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Touristeninformationszentrum; Informationsstelle

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Reiten; Zentrum des Schutzgebietes

Museum; Gutshof

Kirche; Denkmal

Natur-; Archäologische Sehenswürdigkeit

Historishe Sehenswürdigkeit

Hotel; andere Unterkünfte

Kampingplatz für Wohnwagen; internet

Hütte; schöne Aussicht

Zelten; Lagerfeuerplatz

Tankstelle; Badeort

Reiserouten im Landkreis Tartumaa

Rundreisein Süd-TartumaaRundreisein Süd-Tartumaa

Page 2: Rundreise in Süd-Tartumaa 2012

Tartu - Kambja – Gutshof Luke - Nõo - Tõravere - Peedu - Elva -

Rõngu - Valguta - Vehendi - Rannu - Sangla – Puhja - Ilmatsalu-

Tartu

Wir fahren von Tartu entlang der Võru-Straße (Landstraße Nr. 2).

Am Rande der Stadt Tartu befindet sich auf dem früherenGutshof Ülenurme

. Die ausführliche Ausstellung sowohl in denAusstellungs-räumen als auch auf den Freiluftflächenvermittelt eine gute Übersicht über die Geschichte desAckerbaus und der Viehzucht Estlands. Darüber hinauswerden Zuchtvieh-Ausstellungen veranstaltet und Feier-tage des Volkskalenders gefeiert. In den Workshops erhältman Kenntnisse vom Brotbacken bis hin zur Schmiede-arbeit. Vom Landwirtschaftsmuseum aus gesehen liegt inRichtung Lange das Estnische Museum für das Flugwesen,das als Privatsammlung seinen Anfang nahm und wo manunterschiedliche Übungs- und Kampfflugzeuge sowie Hub-schrauber kennenlernen kann. Im Hauptgebäude desMuseums kann man etwa 400 vom Standpunkt derFluggeschichte wichtigen Flugzeugmodelle besichtigen.

das Estnische Landwirtschafts-

museum

Kambja

Gutshof Unipiha

Gutshauspark Luke

ist eines der ältesten Kirchspielzentren in Tartumaa.Die Geschichte der hiesigen Kirche reicht zurück bis zumBeginn des 14. Jahrhunderts. Das heutige Gotteshaus mitdem schlanken Turm ist ein gutes Beispiel für dieBeharrlichkeit des estnischen Volkes. Die Kirche wurdewährend der Kriege mehrfach zerstört, jedoch immerwieder neu errichtet. Die Denksteine im Kirchgartenerinnern an die schwedische Zeit, als in Kambja das NeueTestament erstmals ins Estnische übersetzt wurde (1686)und damit das Volk die Heilige Schrift auch lesen konnte,wurde hier eine der ersten Volksschulen gebaut. Auch heutesteht das neue Schulgebäude direkt neben der Kirche. Aufdem unweit liegenden Friedhof steht ein Denkmal für die imFreiheitskrieg Gefallenen und der in 2011 enthüllte Fa-milienstein – das Denkmal für die estnische Familie.

Auf dem Weg nach Luke fahren wir amvorbei. Eine Zeitlang war der Eigentümer des Gutshofs derrussische Poet und Künstler Vassili (1783-1852).Die Bauwerke sind größtenteils verfallen. Inmitten der Park-bäume ist nur der architektonisch interessante Speicher undÜberreste einer romantischen Grotte erhalten geblieben.

Der überrascht uns in voller Schönheit.Samtgrüner Rasen, Wassergeplätscher an den zwischen denTeichen angelegten Stauanlagen, seltsame sich beugendeLindenbäume, Parkfiguren, romantische Ruinen. Zwischenall dem das puppenhausähnliche Gärtnerhaus. ImGärtnerhaus befinden sich eine Auskunftsstelle, ein Caféund eine kleine Ausstellung über die Geschichte desGutshofs. Der ganze Komplex ist für Besucher geöffnet, dieim Schatten der Bäume stehende Laube wartet auf Pick-nickfreunde. An Wochenenden werden hier Familientage,Konzerte und Theateraufführungen veranstaltet.

Zhukovsky

Die Ortschaft ist im heutigen Tartumaa ein wichtigeslokales Zentrum. Schon seit der zweiten Hälfte des 13. Jahr-hunderts erhebt sich hier die Kirche des Heiligen LaurentiusNõo, die die am besten erhaltene mittelalterliche Wehr-kirche in ganz Südestland ist. Alt anmutende kreuzförmigePfeiler, geheime Treppengänge, herrliche Gewölbe. In denSommermonaten ist die Kirche für alle Reisenden geöffnet.

Bei Weiterfahrt auf der Tartu-Valga-Straße Richtung Südenerheben sich über den Feldern die Kuppel der Teleskoptürmedes in befindlichen . AufVorbestellung können Besucher das in den Nordländerngrößte, mit einem Reflektor von 1,5 m ausgestattete Teles-kop sehen und im Observatorium einen Rundgang mit Füh-rung erleben. Ab dem Spätsommer 2012 kann man wiederdas Stellarium besuchen, viel Interessantes über die Leistun-gen der heutigen estnischen Forscher im Bereich Astro-nomie und Kosmologie hören und sich das virtuellePlanetarium ansehen.

Schon vom Berg Tõravere erblickt man am Horizont einenhöheren waldigen Hügel. Dies ist – der ge-schützte Waldpark mit reicher Kulturgeschichte, wo mitWegweisern und Auskunftsschildern versehene Natur-lehrpfade und Wanderwege angelegt worden sind. ImNaturzentrum Vapramägi kann man eine Ausstellung zumThema Umweltbildung besichtigen und Auskunft über alleNaturwerte der Schutzgebiete der hiesigen Region erfragensowie einen kompetenten Wanderführer zur Durchführungeiner Naturwanderung beauftragen.

Durch den Wald Vapramägi führt eine kurvige Straße nachPeedu. Am hohen steilen Ufer des Flusses Elva steht Kerik-mägi Peedu, eine der kleinsten altertümlichen Burgen Est-lands, die im I. Jahrtausend n.Chr. bewohnt wurde. Am ge-genüberliegenden Flussufer befindet sich eine Sommer-siedlung mit spannender Kulturgeschichte, wo sich alteSommerhäuser im Schatten der Bäume verborgen habenund am Fluss die alte Wassermühlesteht, die der Siedlung ihrenNamen verliehen hat.

Nõo

Tõravere Observatoriums Tartu

Vapramägi

Peedu

Die Kleinstadt ist dank dem Eisenbahnbau vor etwasmehr als einhundert Jahren entstanden. Hier kann manRuhe und reine Luft, schöne Holzarchitektur und das Gründer Gärten genießen oder im Seewasser Abkühlung suchen.Die Idylle von Elva haben in den 1960-1980er JahrenSommergäste aus den Großstädten der damaligenSowjetunion – Moskau und St. Petersburg – genossen. ImBahnhof, der einst in den Zeiten des russischen Zarenreichsnach einem Musterprojekt gebaut und bis heute renoviertwurde, befindet sich das Wanderzentrum, wo eineAusstellung über die Geschichte von Elva und über dieSehenswürdigkeiten der Region zu sehen ist undInteressierte nötige Auskünfte erhalten können.

Südlich von Elva hat sich an der Kreuzung der alten Kriegs-und Handelswege die Ortschaft Rõngu entwickelt, einetypische südestnische ländliche Siedlung mit ihrer Kirche,Schule und Geschäften. In Rõngu gibt es darüber hinausauch eine besondere Sehenswürdigkeit – Rõngu Kõver kõrts( ). Der mittlere Teil wurde in den1820er Jahren im klassizistischen Stil aus hellen Backsteinenals ein völlig gerades Gebäude gebaut und nach Ansicht derArchitekturhistoriker weist das hiesige Dekor unmittelbareÄhnlichkeiten zum Hauptgebäude der Universität Tartu auf.Erst die mehrere Jahrzehnte später angebauten Flügelmachten aus der Kneipe eine krumme Kneipe.

Elva

die Krumme Kneipe Rõngu

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Rundreise

in Süd-Tartumaa

Rundreise

in Süd-Tartumaa

Reiserouten

im Landkreis Tartumaa

Reiserouten

im Landkreis Tartumaa

Von den 147.000 Einwohnern des heutigen LandkreisesTartumaa wohnen 2/3 in der Stadt Tartu, die anderen in denländlichen Gebieten und Kleinstädten. Dies ist nicht immerso gewesen. Die Esten sind für eine lange Zeit ein Land- undWaldvolk gewesen. Um die Bevölkerung von Tartumaabesser kennenzulernen und die Ernsthaftigkeit undSeelentiefe der Esten mitzubekommen, muss man aucheinen Blick auf die Landschaften, die Tartu umgeben, undauf die dortigen Einwohner werfen.

Die verschiedenartigen Landschaften von Tartumaa bietensowohl einem Naturliebhaber als auch einem Geschichts-interessierten Möglichkeiten an. Hier kann man sich in derStille von Sümpfen und Wäldern erholen, das Spiel derSonne auf dem Seewasser genießen und Sehen-swürdigkeiten aus den unterschiedlichen Etappen derkomplizierten Geschichte Estlands an der Grenze von Ostund West aufsuchen. Als Zeichen der altertümlichenFreiheitsepoche der Esten bestehen noch Burgberge,Grabhügel und heilige Haine sowie Legenden vomriesenhaften Helden Kalevipoeg.

Als stumme Zeugen der langen Herrschaftszeit derDeutschen gibt es Steinfestungen und Wehrkirchen sowiedie im Parkgrün versunkenen Gutshofkomplexe. Die Zeitender russischen Zarenmacht werden durch orthodoxeKirchen und die nach Musterprojekten gebautenGemeindehäuser und Bahnhöfe charakterisiert. Auch diean der Westküste des Peipussees wohnenden Altgläubigenerinnern uns an ein Stückchen des Labyrinths derGeschichte des Zarenreichs. Die an die Regierungszeit derSowjetunion erinnernden Kolchoszentren mit großenWohnblöcken und die verlassen stehenden Großfarmeninmitten von Feldern können gegensätzliche Gefühle undVerwirrung hervorrufen. Auf den Rundreisen kann mansowohl im Schatten der kühlen Mauern der mittel-alterlichen Kirchen als auch an den Raststätten derWanderwege eine Pause einlegen und vielleicht besserbegreifen, warum ein Teil der Esten immer noch zerstreutund weit voneinander entfernt inmitten von Wäldern undFeldern leben will.

Der Fluss Emajõgi teilt Tartumaa in Nord- und Süd-Tartumaa, von der anderen Seite dient der in ost-westlicherRichtung fließende Fluss auch als ein wichtigerVerbindungsweg. Die ältesten Siedlungsstätten vonTartumaa haben am Fluss Emajõgi gelegen und im Mittel-alter war der Fluss ein wichtiger Hansehandelsweg. Auchdie Stadt Tartu selbst ist dank dem Fluss Emajõgientstanden – als eine Handelsstätte an der Kreuzung vonWasser- und Landstraßen. An der Stelle des heutigen Tartuverengt sich die breite Talsohle des Emajõgi und ermöglichteine einfachere Überquerung des Flusses. Der Emajõgi istder Gestalter und das Symbol der Besiedlung von Tartumaa.Dank des Emajõgi können wir die den Landkreisvorstellende Vergnügungs-reise in zwei unterteilen.