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416 R. 0. Stein: Seborrh(~eals Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica. Plaques oder sogar Pseudotumoren yon rosa bis briunlich- und bliulich- refer Farbe entstehen, deren Oberfl~che nigt, krustet oder auch schuppt, manehmal troeken und rauh, stets aber derb nnd hart ist; dabei besteht intensiver Juekreiz. Die Differentialdi~gnose hat hauptsichlich Granu- loma fungoides, f]ache Syphilome, elephantiastisehe Ver~nderungen und Neoplasmen zu beriieksichtigen Bei der Biopsie zeigt sieh Hyper- acanthose, mit m~ehtig verlingerten interpapill~tren Zapfen, Hyper- keratose mit anormMer Verhornung, Bildung yon Hornkugeln, Altd- ration cavitaire. Im Derma Sklerosierung des kollagenen Gewebes, Infiltration der oberflichlichen und mittleren Coriumschichte und Ge- f~gver~nderungen, vor allem eine auffa]lende Vermehrung der Blut- gefil3e, deren Endothel oft geschwollen erscheint; um sic herum peri- vascul~re Infiltrate aus fixen Bindegewebszellen, Plasm~zellen und ein-, auch zweikernigen Eosinophilen bestehend. Auffallend auch die/3dema- t6se Besehaffenheit des Bindegewebes um die Gefi~ge, dann aber auch in der Umgebung der Follikel, die oft in den tIaarscheiden mucinSse Degeneration bei Methylenblauf~rbung erkennen lassen~ auf welch letztere Erscheinung von Ehrmann anf dem Mfinchener Kongreg ver- wiesen wurde. In den Krankengeschichten der yon Pautrier verSffent- lichten Yille finden sich keinerlei Anhaltspunkte ffir das Vorhandensein yon inneren StSrungen, allerdings ist nieht hervorgehoben, ob und welche Untersuchungen in dieser Richtung angestellt wurden, nur in einem Yalle wird Asthma erw~hnt, was mit gficksicht auf die yon Ehrmann stets betonten Zusammenh~nge yon Neurodermitis und inneren StSrungen der versehiedensten Art ausdrtieklich hervorgehoben sei. 115. Herr R. 0. Stein-Wien: ScborrhSe als Folgcerscheinung der Encephalitis lethargica. Seinerzeit angestellte Untersuchungen fiber die Entstehung der Glatze haben zu dem Ergebnis geffihrt, dab die Glatzenbildung nicht eine F01ge der Seborrh6e ist, sondern dab beide Erscheinungen Teil- symptome einer vererbbaren Konstitutionsanomalie darstellen. Ist die Annahme richtig, da~ Glatzenbildung und SeborrhSe in keinem itio- logischen Zusammenhange stehen, so muB es exzessiv seborrhoische M~nner geben, die trotz ihrer Seborrh6e frei yon Glatze bleiben. Die Grippeinfektionen der Jahre 1920 bis 1922 haben mitunter einen Sym- ptomenkomplex hervorgeru~en, der yon Economo in seiner Einheitlich- keit zusammengefagt und als Encephalitis lethargica bezeichnet wurde. Als Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica tritt in manchen F~llen einige 5/~onate nach dem Abklingen der akuten Krankheits- symptome (Schlafsueht, Fieber) eine exzessive Seborrh6e auf, welchc

Seborrhöe als Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica

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Page 1: Seborrhöe als Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica

416 R. 0. Stein: Seborrh(~e als Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica.

Plaques oder sogar Pseudotumoren yon rosa bis briunlich- und bliulich- refer Farbe entstehen, deren Oberfl~che nigt, krustet oder auch schuppt, manehmal troeken und rauh, stets aber derb nnd hart ist; dabei besteht intensiver Juekreiz. Die Differentialdi~gnose hat hauptsichlich Granu- loma fungoides, f]ache Syphilome, elephantiastisehe Ver~nderungen und Neoplasmen zu beriieksichtigen Bei der Biopsie zeigt sieh Hyper- acanthose, mit m~ehtig verlingerten interpapill~tren Zapfen, Hyper- keratose mit anormMer Verhornung, Bildung yon Hornkugeln, Altd- ration cavitaire. Im Derma Sklerosierung des kollagenen Gewebes, Infiltration der oberflichlichen und mittleren Coriumschichte und Ge- f~gver~nderungen, vor allem eine auffa]lende Vermehrung der Blut- gefil3e, deren Endothel oft geschwollen erscheint; um sic herum peri- vascul~re Infiltrate aus fixen Bindegewebszellen, Plasm~zellen und ein-, auch zweikernigen Eosinophilen bestehend. Auffallend auch die/3dema- t6se Besehaffenheit des Bindegewebes um die Gefi~ge, dann aber auch in der Umgebung der Follikel, die oft in den tIaarscheiden mucinSse Degeneration bei Methylenblauf~rbung erkennen lassen~ auf welch letztere Erscheinung von Ehrmann anf dem Mfinchener Kongreg ver- wiesen wurde. I n den Krankengeschichten der yon Pautrier verSffent- lichten Yille finden sich keinerlei Anhaltspunkte ffir das Vorhandensein yon inneren StSrungen, allerdings ist nieht hervorgehoben, ob und welche Untersuchungen in dieser Richtung angestellt wurden, nur in einem Yalle wird Asthma erw~hnt, was mit gficksicht auf die yon Ehrmann stets betonten Zusammenh~nge yon Neurodermitis und inneren StSrungen der versehiedensten Art ausdrtieklich hervorgehoben sei.

115. Herr R. 0. Stein-Wien: ScborrhSe als Folgcerscheinung der Encephalitis lethargica.

Seinerzeit angestellte Untersuchungen fiber die Entstehung der Glatze haben zu dem Ergebnis geffihrt, dab die Glatzenbildung nicht eine F01ge der Seborrh6e ist, sondern dab beide Erscheinungen Teil- symptome einer vererbbaren Konstitutionsanomalie darstellen. Ist die Annahme richtig, da~ Glatzenbildung und SeborrhSe in keinem itio- logischen Zusammenhange stehen, so muB es exzessiv seborrhoische M~nner geben, die trotz ihrer Seborrh6e frei yon Glatze bleiben. Die Grippeinfektionen der Jahre 1920 bis 1922 haben mitunter einen Sym- ptomenkomplex hervorgeru~en, der yon Economo in seiner Einheitlich- keit zusammengefagt und als Encephalitis lethargica bezeichnet wurde. Als Folgeerscheinung der Encephalitis lethargica tritt in manchen F~llen einige 5/~onate nach dem Abklingen der akuten Krankheits- symptome (Schlafsueht, Fieber) eine exzessive Seborrh6e auf, welchc

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Diskussion. C. Kreibich : Peroxydasenreaktiou bei akuter Leuk~tmie der Hant. 417

mit den iibrigen StSrungen seitens des vegetativen 1NTervensystems in eine l%eihe zu stellen ist. Hierher gehSren Speiehelflul~, plStzlich ein- setzende kongestive Hyper~mie des Gesichts, profuse Schweil~aus- brfiche, MenstruationsstSrungen usw. Dieser hSchste Grad yon Se- borrhSe verleiht den hiervon befallenen Patienten ein ganz charakte- ristisches Aussehen, welches zuerst T. Cohn als Salbengesicht besehrieben hat. Die Stirne, die Wangen, der Nasenriieken, die Nasolabialfalten sind yon einer dicken, salben~thnlichen Fettschicht bedeckt, die mit Benzinb~uschchen entfernt, im Laufe einer ha]ben Stunde sieh erneuert. Mein besonderes Augenmerk habe ieh nun darauf gerichtet, ob es Mi~nner gibt, die trotz dieser jahrelang bestehenden exzessiven SeborrhSe nor- male Kopfbehaarung zeigen. Die von mir untersuehten Kranken standen s~mtlich i~1 Behandlung der I I I . medizinisehen Universit~tsklinik und wurden mir yon Doz. Dr. Hess mit dankenswerter Bereitwilligkeit zur Verfiigung gestellt. Aus den im Laufe eines Jahres gesehenen F~llen mSchte ich 3 Patienten zwischen dem 25. und 50. Lebensjahre heraus- greifen, die schon lange Zeit an postgrippSsem Parkinsonismus mit exzessiver SeborrhSe ]itten und trotzdem keinerlei Glatzenbildung dar- boten (Demonstration der Uvachromdiapositive).

Ergebnis: Die Beobachtung, daft es Miinner zwischen dem 25. und 50. Lebens]ahre gibt, welche in/olge eines postgrippSsen Par]cinsonismus lange Zeit an exzessiver SeborrhSe des Gesiehts und des Capillitiums leiden und trotzdem /rei von Glatzenbildung bleiben, bestiitigt die Annahme, daft die SeborrhSe allein als ~itiologiseher lVaktor der Glatzenbildung abzulehnen ist.

Diskussion. Herr Erich Hoffmann-Bonn fragt, ob bei Parkinsonismus tiefe trophische Ulcera,

ganz reizloser Art und sehr torpide, an Nase und Gaumen mit KnochenzerstSrungen beobaehtet worden sh~d. Naeh Mitteilung von Prof. Kantorowicz-Bonn sollen in Rul]land solche F~lle z. B. nach Fleckfieber gesehen worden sein. Ein trefflicher Kenner der Encephalitisfolgen, Stern-GSttingen, kennt aus der Literatur solche trophiseher/Ulcera nicht. Reine Entstehung durch ~rztlichen Eingriff und Selbst- verlet/ungen erseheint nicht wahrscheinlich.

Herr Jordan-Moskau hat niemals in Moskau die von Ho/]mann erwAhnten trophischen StSrungen im Gesieht gesehen.

116. Herr C. Kreibich-Prag: Peroxydasenreaktion bei akuter Leuk- ~mie der Haut.

Nach Naegeli sind Monoeyten eine besondere, reife, yon anderen Leukocyten vollstandig unabhangige Zellart, ohne Zwischenformen zu Lymphocyten oder Neutrophilen. Sic sind als spezifische Gebilde im Besitze eines artlich yon allen Leukocyten versehiedenen Kernes mit

Archly f. Dermatologie n. Syphilis. Bd. 15L (Kongre~bericht.) ~7