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SIM heute 3/2013

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Zeitschrift der SIM International (Schweiz)

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3/2013 S I M i n t e r n a t i o n a l

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SIM Canada au Québec17 rue Alfred-Laliberté Notre-Dame-de-l´Ile-Perrot, QC, J7V 7P2Tél./Fax: 514 425 [email protected]

Impressum

«SIM heute» erscheint viermal im Jahr in Deutsch, Französisch und Italienisch. Jahresabonnement: CHF 10.–; € 6.–. Der Abonnementspreis ist in den Spenden des laufenden Jahres enthalten.Redaktion: Waltraud und Günter KunzGrafi k/Layout, Produktion: FRANK.COMMUNICATION. Singen (D)www.frank-com.deDruck: Jordi AG .das Medienhaus. Belp, www.jordibelp.ch

Die SIM ist Mitglied der und der

SIM International (Suisse) hat den Ehrenkodex SEA unterzeichnet. Das Gütesiegel verpfl ichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

Die SIM ist Mitglied der und der

SIM International …

Die SIM schreibt ein neues Kapitel in ihrer Geschichte: Der neue Internationale Direk-tor, Dr. Joshua Bogunjoko, stammt aus dem ECWA-Gemeindeverband in Nigeria. Dieser Verband, der heute sechs Millionen Gläubige zählt, ging aus der Arbeit der SIM hervor, die dort vor 120 Jahren gegründet wurde.

Dr. Bogunjoko kann auf zwei Jahrzehnte Erfahrung in Leiterschaft und Missionsarbeit zurückschauen, wenn er als erster Afrikaner das Steuer dieser gros-sen internationalen Organisation übernimmt.

Bereits im August 2012 wurde bekannt, dass er weltweit von den wahlberechtigten Mitarbeitern als künftiger Internationaler Direktor bestätigt wurde. Sein neues Amt tritt er zum 1. Juni 2013 an. Er übernimmt damit das Ruder von Malcolm McGregor, der seit 2003 in der SIM die Richtung angab. Die offi zielle Feier zur Amtseinführung fi n-det am 9. Juni statt.

Joshua Bogunjoko war seit 2006 stellvertretender Internationaler Direktor für Westafrika und Europa. Davor leitete er das Missionsspital in Galmi im westafrikanischen Niger. Er diente als Landesleiter der evangelischen Bewegung christlicher Studien-abgänger, die ihren Dienst fürs Vaterland in Nigeria leisten. Während seiner Zeit als Student nahm er verschiedene Leitungspositionen in der christlichen Studentenarbeit in Nigeria (NIFES) wahr.

Dr. Bogunjoko ist Arzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzausbildungen und Erfahrung in Chirurgie. Er besitzt sowohl Diplome in Pharmazie und Medizin wie auch in Leiterschaft und Management. Seine Frau Joanna ist ebenfalls Ärztin. Sie haben zusam-men zwei Kinder: Jochebed und Joel.

Ihr Engagement in der Mission begann als Missio-nare der Evangelical Missionary Society (EMS), dem Missionszweig der ECWA-Kirche, die heute mehr als 2‘400 Nigerianer im kulturüberschreitenden Einsatz hat. Die Bogunjokos wurden 1993 vom nationalen Gemeindeverband und 1995 von ihrer Heimatge-meinde in Lagos zum Missionsdienst entsandt. Sie arbeiteten in drei verschiedenen Missionsspitälern in Westafrika und wurden 2001 als Vollmitglieder von der SIM übernommen.

Dr. Joshua Bogunjoko – neuer Internationaler Direktor der SIM

Malcolm McGregor kommentiert: “Nachdem ich sechs Jahre eng mit Joshua zusammengearbeitet habe, bin ich begeistert von dieser Ernennung und glaube, dass Gott den Vorstand und das Auswahlko-mitee in diesem Prozess klar geführt hat. Joshua ist ein begabter Leiter. Mein Gebet für ihn ist, dass Gott ihn bevollmächtigt, diese grossartige Organisation im nächsten Abschnitt ihrer Pilgerschaft zu Seiner Ehre zu leiten.“

Der internationale Vorstand der SIM lädt Sie herzlich ein, die Amtseinführung von Dr. Joshua Bogunjoko am 9. Juni im Gebet zu begleiten. n

Die SIM ist eine internationale Organisa-tion mit über 1‘600 aktiven Mitarbeitern in mehr als 60 Ländern. Sie versteht sich als „allgemeines Missionswerk“, das in der Vielfalt seiner Dienste den Schwerpunkt auf Gemeinde legt. Bereits von ihrer Gründung an war die SIM multinational, und ihre Mit-glieder stammen heute aus über 70 Län-dern. In den Einsatzländern sind durch die Arbeit der SIM wiederum neue Missionsbe-wegungen und -werke entstanden.

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«SIM heute» 3/2013 n www.sim.ch 3… ein neues Kapitel

1993: ECWA-Aussendungsfeier, bei der Joshua und Joanne Bogunjoko nach Niger entsandt werden

2001: Abschluss am Briercrest Seminary in Saskat-chewan, Canada. Dr. Bogunjoko erhält den Master of Arts in Organizational Leadership

Abschluss des medizinischen Grundstudiums1995: Aussendungsfeier in ihrer Heimatgemeinde ECWA Church Lagos Island

1991: Dr. Bogunjoko als Praktikant unter den Ärzten am Evangel Hospital in Jos

2006: Einsegnung von Dr. Joshua Bogunjoko als stellvertretender Internationaler Direktor2004: Dr. Bogunjoko als Direktor des Missionsspi-tals Galmi an seinem Schreibtisch

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«SIM heute» 3/2013 n www.sim.ch4 Mission …

n  Von Liz McGregor

Als ich mit meinem Mann nach Nigeria zog, tat ich dasselbe, was ich zu Hause in Schottland gemacht hatte: Ich gab Kindern Klavierunterricht und sang in einem Chor mit. Einige Jahre später, als wir mit der SIM nach Äthiopien zogen, unterrichtete ich Musik an der Bingham Academy und schloss mich einem Chor an. Musik war stets ein Teil meines Lebens, also war es ganz natürlich, dass ich mich darin engagierte. Den Rest meiner Zeit verbrachte ich damit, Bedürftigen zu helfen, anderen von Jesus zu erzählen und neu im Glauben Stehende zu begleiten.

Ich bin dankbar für diese wunderbaren Jahre im Dienst. Doch wenn ich jetzt zurückschaue, ist mir klar, dass ich etwas sehr Wichtiges übersehen habe. Irgendwie habe ich den Zusammenhang nicht erkannt zwischen dem Liebhaber von Musik und Kunst in mir und dem Christen und Missionar. Musik war für mich Arbeit und weltlich, Missionar stand für den Dienst und das Geistliche. Wegen dieser ungesunden und falschen Auffassung schaffte ich es nicht, diese herrliche Beziehung herzustellen und sie mit anderen zu teilen, die zwischen der kreativen Kunst und der Herrlichkeit Gottes besteht, diesem Gott, der sich in Liebe – auf

unzählige kreative Weisen – einer Welt zuwendet, die ihn so sehr nötig hat. Zum Glück verstehe und schätze ich heute viel mehr, wie wichtig Kunst in Zusammenhang mit Mission ist. Und ich suche nach Gelegenheiten, um SIM-Missio-nare zu ermutigen, die ihre missionarische Berufung und künstlerische Begabung ausüben und miteinan-der verbinden wollen.

Musik in der Sprache des HerzensEiner Missionarin aus Australien war es möglich, bei einer türkischen Musikgruppe mitzumachen. Sie staunte nicht schlecht über die herzliche Aufnahme und Offenheit, die sie bei den etwa 30 türkischen Muslimen fand. Mit dem Erlernen der traditionellen Musik bewies sie ihre Wertschätzung für die Kultur, und es ergaben sich erstaunliche Möglichkeiten, um von ihrem Glauben an Christus zu erzählen.

Maria bildete sich weiter auf dem Gebiet der Eth-nomusik und arbeitet heute auf den Philippinen. Auch dort knüpft sie Beziehungen zu Einheimischen, indem sie sich für ihre traditionelle Musik interes-siert. Sie arbeitet auch mit Christen aus kleinen Stammesgruppen und hilft ihnen, christliche Lieder

in ihrer Sprache zu komponieren. Sie gehört zu einer Gruppe Gleichgesinnter, die sich „Philippine Ethnoarts Community of Practice“ (Gemeinschaft praktizierender philippinischer Ethno-Künstler www.pecop.org) nennt. Die Früchte der Zusam-menarbeit bestehen darin, dass die traditionelle Musik eines von der Aussenwelt abgeschnittenen Stammes dokumentiert wurde und neue christliche Lieder in Noten festgehalten wurden, um ein Lie-derbuch zu erstellen.

Maria gehört auch zu einer weltweiten Gemein-schaft von missionarischen Künstlern, die durch die Kunst Gott als dem grössten Künstler die Ehre geben wollen. Überall, wo sie hinkommt, stellt sie Künstler-Kollegen eine Frage, und ich wünschte, dass man mir diese schon vor Jahren gestellt hätte: „Wie konntest du die Kunst bisher zu Gottes Ehre einsetzen?“

Gottes Ehre wird sichtbarEine Kirche in England, die mit der SIM in Ver-bindung steht, arbeitet mit einer anderen Kirche zusammen. Gemeinsam veranstalten sie in ihrem Stadtteil einen „Selbsthilfe-Kunst-Tag“. Sie treffen sich morgens zum Malen, essen gemeinsam zu Mittag und kehren danach für ein paar weitere

Die Kunstabteilung eines Gymnasiums in Thailand nimmt die Herausforderung an, mit traumatisierten Heimkindern zu arbeiten, damit sie ihre Lebensgeschichte mit Hilfe von Kunst erzählen können

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«SIM heute» 3/2013 n www.sim.ch 5… und Kunst

Marianne Sommer ist SIM-Missionarin aus der Schweiz und arbeitet zusammen mit ihrem Mann Joël in der westafrikanischen Metropole Abidjan, Côte d‘Ivoire. Im Jahr 2011 haben sie den Bürgerkrieg hautnah miterlebt. Marianne gebraucht ihre Begabung in der bildenden Kunst heute dazu, traumatisierten Personen zu helfen, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Ausserdem bildet sie Lehrkräfte weiter und pflegt Kontakte zu einheimischen Künstlern. In ihrem Engagement in Waisenhäusern, Schulen und Kirchen öffnet ihr die visuelle Kunst den Weg zu vielen Herzen und dient als geniales Mittel, ihren Glauben an Jesus Christus weiterzugeben.

www.sommernews.ch

Stunden zum Malen zurück. Mit unterschiedlichen Talenten, Stilrichtungen und Techniken begabt, können sie viel voneinander lernen.

Im vergangenen Jahr zu Ostern organisierten sie eine Ausstellung, wobei die Kirchenräume als Galerie dienten. Beziehungen wurden geknüpft, Künstler wurden in der Glaubensgemeinschaft will-kommen geheissen, und die Schönheit und Grösse Gottes wurde sichtbar.

An einem Gymnasium in Thailand lernen die Schüler im Kunstunterricht, wie sie ihre kreative Begabung für Gott einsetzen können. Ein Teil davon ist die alljährliche Kunsteinsatz-Reise. Alles begann damit, dass ein Elternteil den Kunstlehrer, einen SIM-Missionar, herausforderte: Warum gehen Sie nicht mal mit den Schülern in ein Heim für traumatisierte Kinder und ermutigen diese, ihre Lebensgeschich-te durch die Kunst zu erzählen? Der Lehrer nahm die Herausforderung an und lud einen Kunstthera-peuten ein, um den Schülern vor der Reise hilfreiche Informationen weiterzugeben. Um die Kosten zu decken, fertigten die Jungen und Mädchen Kunst-werke zum Verkauf an. Die Auktion brachte genug Geld ein, um den eigenen Bedarf für das Wochen-ende zu decken und Material für die Kinder zurück-zulassen. Und schliesslich konnten sie auch noch dem für das Heim zuständigen Pastor eine Spende überreichen. Die Heimkinder gehören dem kleinen Palang-Stamm an, der nach Thailand flüchten musste, um dem Genozid im Nachbarland zu ent-gehen. Sie sind geprägt von Angst, nachdem sie mit ansehen mussten, wie ihre Familien zerstört wurden.

Die Kunst-Schüler wussten, dass es viel Weisheit und Feingefühl braucht, wenn man Wunden mit Hilfe der Kunst zu öffnen beginnt. Sie lernten, dass es den Kindern schon viel Freude bringen kann, wenn man ihnen nur eine Möglichkeit gibt, sich künstle-risch zu betätigen. Sie bereiteten ein paar Kunst-Lektionen vor, liessen den Kindern aber völlige Freiheit, das zu malen, was sie wollten.

Das viele Planen und Beten für die Reise hat sich gelohnt. Das Ergebnis waren Kunst- und Musiklektionen, The-ateraufführungen und Lobpreiszeiten. Inzwischen steht jedes Jahr eine solche Reise für die Schüler des Kunstunter-richtes auf dem Programm. Das Leben von Kindern wurde verändert, indem sie mitten in all dem Hässlichen und Schmerzlichen etwas Schönes erleben können. Sie durften einen Gott ken-nenlernen, der auch in ihrem Trauma bei ihnen ist.

Und jene Schüler, die inzwischen an Universitäten studieren, berichten, dass sie bewusst diesen Berufs-weg gewählt haben: Sie möchten auch weiterhin ihre kreativen Gaben gebrauchen können, um andere mit Christus bekannt zu machen. n

Schüler versuchen, traumatisierte Kinder über die Kunst zu erreichen Die Schüler lernten, dass es den Kindern schon viel Freude bringen kann, wenn man ihnen nur eine Möglichkeit gibt, sich künstlerisch zu betätigen

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n  Von John Stuart

Beziehungen

Und wenn es etwas gibt, das Henry über die Jahre hinweg gelernt hat, dann ist es die Pflege von Beziehungen

FaSt drEi JaHrzEHntE GEMEindEGründunGSarbEit in boliviEn

Es gab kein Telefon auf der abgelegenen Aus-senstation. Auch keine Post. Zweimal pro Woche nahm Henry mit der SIM-Landesleitung in Cocha-bamba über Sprechfunk Kontakt auf, um Nachricht zu geben, dass alles in Ordnung war. Die Inflation betrug 8‘000 Prozent, und die Lebenshaltungsko-sten stiegen stündlich.

Inzwischen sind 27 Jahre vergangen, seitdem Henry zum ersten Mal aus seiner Heimat Malaysia in Boli-vien ankam. Vieles ist anders geworden. Doch eines ist gleich geblieben: Die Sehnsucht Henrys, dass Menschen in Südamerika durch das Evangelium verändert werden.

Im Heimataufenthalt in Malaysia geht er seine E-Mails durch. Ein Gemeindemitglied in Bolivien hat ihm geschrieben: „Seit dem Tag, als du Bolivien verlassen hast, hat sich vieles verändert … Wenn du hier bist, weiss ich, dass ich dich anrufen kann und dir alles anvertrauen kann. Selbst in der Kirche ist die Atmosphäre anders.“ Diese wenigen ermuti-genden Zeilen bedeuten Henry viel. Denn dahinter stehen Jahrzehnte intensiver, harter Arbeit, in denen er einige neue Gemeinden gegründet hat.

“Nach und nach lernen Menschen Gott kennen. Sie laden ihre Freunde ein. Die Gemeinde wächst.”

In vielerlei Hinsicht ist Henry ein gutes Beispiel dafür, was Asiaten heute in der Mission auszeichnet: eine freundliche Art und die Fähigkeit, sich anzupassen, die Kultur zu verinnerlichen und manchmal sogar wie Einheimische auszusehen. Er spürt eine aus-dauernde Liebe für die Bolivianer und die Quechuas:

„Mir ist bewusst, dass sie mich nicht als Ausländer betrachten, sondern als einen von ihnen“, kommen-tiert er in seiner offenen und lebhaften Art.

Wenn Henry von seiner Arbeit spricht, leuch-ten seine Augen. Er ist voller Leidenschaft für

Gemeindegründung und für eine reife, missionsori-entierte Kirche in Bolivien. Und er ist ein wandelndes Kirchengeschichtsbuch, was Gemeindegründungs-bewegungen angeht. In den 80er und 90er Jahren kam es darauf an, das richtige Programm anzu-wenden, erinnert er sich. Gemeindegründung war darauf ausgerichtet, einen kompletten Gottesdienst anzubieten und von Anfang an Leute dazu einzula-den. Aber die Zeiten haben sich geändert. Durch die vielen politischen und sozialen Veränderungen, die in Bolivien stattfinden, gibt es nun vieles, was die Bevölkerung in Frage stellt. Deshalb hat Henry sein Konzept geändert. Jede Woche trifft er sich nun zu Hause mit einer Gruppe von Leuten, die Antworten

In den 27 Dienstjahren hat Henry (links) viel Verän-derung beobachtet. Doch eines ist gleich geblieben: Die Sehnsucht, dass Menschen in Südamerika durch das Evangelium verändert werden

auf wichtige Lebensfragen suchen. Einige von ihnen wuchsen mit der Kirche auf, andere haben vom Christsein keine Ahnung. Henry versucht, ihnen eine kreative und anregende Atmosphäre zu bieten, die es ihnen leicht macht, Freunde einzuladen. Er ver-folgt ein klares Ziel: „Die Leute müssen wissen, dass Christen in einer realen Welt leben und mit relevanten Themen wie Familie und Politik umgehen können,“ meint Henry. „Sie müssen erkennen, dass es eine Lösung gibt – und dass Gott diese Lösung ist …“

In vielerlei Hinsicht ist Henry ein gutes Beispiel dafür, was Asiaten heute in der Mission auszeichnet: eine freundliche Art und die Fähigkeit, sich anzupassen, die Kultur zu verinnerlichen und manchmal sogar wie Einheimische auszusehen

Nach und nach lernen Menschen Gott kennen. Sie laden ihre Freunde ein. Die Gemeinde wächst. Und wenn es etwas gibt, das Henry über die Jahre hinweg gelernt hat, dann ist es die Pflege von Beziehungen.

„Ich habe eine tiefe Sehnsucht, dass Menschen den Herrn kennenlernen“, sagt Henry. „Aber wenn wir kein Herz für die Menschen haben, können wir noch so sehr die Wahrheit predigen, es entstehen keine Beziehungen. Nichts verändert sich!“

Sowohl Henry, als auch andere Missionare nehmen die Sache ernst, eine missionsorientierte bolivia-nische Kirche heranzubilden. Vom ersten Moment in jedem Gemeindegründungsprojekt betont er die Rolle des Menschen in Gottes weltweiter Mission. Obwohl es normalerweise mehrere boli-vianische Gemeinden braucht, um einen Missionar in einer anderen Kultur zu unterstützen, geschieht es. Es werden immer mehr bolivianische Missio-nare ausgesandt. Und erst neulich gingen zwei von Henrys Freunden in seine Heimat – als kul-turübergreifende Mitarbeiter.

Das, was Henry ursprünglich nach Bolivien gezogen hatte, hält ihn noch immer dort. Er hat das Gefühl, dass seine 27 Dienstjahre wie im Eiltempo verflo-gen sind, und er hofft, noch viele Jahre aktiv sein zu können. „Die bolivianischen Kirchen kannten Mission vorher nicht“, sagt Henry. „Heute wissen sie Bescheid und fragen: ‚Was können wir tun?‘ Sie können viel beitragen: Sie können beten, sie können geben und sie können gehen.” n

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n  Von Jonathan Oliver

Motivation

Vor mehr als 80 Jahren wurde die Ethiopian Kale Heywet Church (EKHC) in Wolayta in Äthiopien gegründet. Das aussergewöhnliche Eingreifen des Heiligen Geistes beim Wachstum der Gemeinde nach der Zwangsevakuierung der SIM ist sorgfäl-tig dokumentiert. Seither haben Evangelisten vom Wolayta-Stamm den Ruf, mutig und furchtlos zu sein. Von jeder Generation hört man eindrückliche Geschichten. Während der Besetzung Äthiopiens durch die Italiener gab es sogenannte „Mitter-nachtsläufer“, Evangelisten, die während der Nacht reisten, um nicht gefangen genommen zu werden. Während der kommunistischen Ära drangen Wolayta-Evangelisten immer weiter in den Süden vor zu feindlich gesinnten Volksgruppen. Nach und nach ist die EKHC zu einer Gemeinschaft von mehr als sieben Millionen Mitgliedern angewachsen.

Seit 2006 überquert eine neue Generation von Missionaren der EKHC auch internationale Grenzen. Unter ihnen befindet sich auch Abera, ein Wolayta. Sein Hintergrund und seine Erfahrungen folgen dem Muster seiner Kirchenväter. Zuerst arbeitete er in Gesuba, wo die Wolayta-Gemeinde noch schwach ist. Danach diente er im Omo-Valley-Gebiet, tief im Süden unter dem Hamar-Bako-Volk, das sich sehr von seinem unterscheidet. Dort wurde er von einem anderen, langgedienten Evangelisten namens Ato Mahae Choramo betreut.

Nach einer Zeit der Fortbildung und theologischen Ausbildung, zog Abera mit seiner Frau und ihrem ersten Kind William zur Mitarbeit nach Pakistan, wo ihr zweiter Sohn, Pervez, zur Welt kam. Ihre Arbeit hat ein dreifaches Ziel: Gemeindegründung, Aus-bildung von Gemeindegründern und Mobilisation

der Gemeinde zur Missionsarbeit in ihrem Umfeld. In Gottes Zeitplan war Wachstum für die Marwari-Kirche vorgesehen, und Er gebrauchte Abera als Katalysator. Innerhalb von drei Jahren entstanden 33 Hausgemeinden.

Eine leidenschaft für MissionAls Abera nach dem Geheimnis seines erfolgreichen Dienstes gefragt wurde, gab er zur Antwort:

“Ich kam hierher mit nichts ausser einer Leidenschaft für Missionsarbeit.“ Und dies beinhaltet für ihn auch eine totale Abhän-gigkeit von Gott im Dienst. Als Äthiopier hatte Abera Vorteile beim Erlernen der Sprache, und er wurde von den Einheimischen akzeptiert.

Elias, der Pastor einer der sendenden Gemeinden, meinte, dass Abera sein EKHC-Hintergrund zugute käme, weil sich der Gemeindeverband viele Jahre lang auf den Missionsauftrag in Matth.28,19-20 kon-zentriert habe. Er strich dabei vier Punkte heraus, die die momentane Missionsbewegung innerhalb der EKHC kennzeichnen: Treue zur Bibel und zur Berufung von Evangelisten, tägliches Gebet (viele Gemeinden haben tägliche Gebetstreffen für ihre Missionare), das erfrischende Vorbild von Missionaren und Evange-listen, die vorangegangen sind, sowie eine beständige Abhängigkeit von Gott.

Abera ist nicht der einzige von der EKHC entsandte Missionar. Allein in der Gemeinde von Pastor Elias gibt es Gebetsgruppen für sechs weitere Missionare. Ein Wort, das ich wieder und wieder hörte, als ich mit den Leuten über EKHC und Mission sprach, war

„opferbereit“. Die Leute sind freigiebig im Geben und Einsetzen ihrer Zeit fürs Gebet. Aberas monatliches

Als Abera nach dem Geheimnis seines erfolgreichen Dienstes gefragt wurde, gab er zur Antwort:

“Ich kam hierher mit nichts ausser einer Leidenschaft für Missionsarbeit.“

Gehalt kommt von den sendenden Gemeinden, darauf legte er viel Wert. Das dient auch als gutes Vorbild.

Die EKHC-Gemeinden und die Missionare wachsen in ihrer Leidenschaft, andere Volksgruppen zu erreichen, die dann wiederum andere erreichen. Als ich Abera danach fragte, was für die EKHC-Mission als nächstes auf dem Programm stehe, sagte er:

„Wir haben vor, überall dorthin zu gehen, wohin Ethio-pian Airlines uns bringt.“ n

Gott gebrauchte Abera als Katalysator, damit die Marwari-Kirche wächst

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Einheimische Christen sollen fähig werden, in ihrem Umfeld soziale Verantwortung zu übernehmen. Zu dieser Aufgabe hat uns Gott vor zwölf Jahren mit den Zeilen aus dem Buch Jesaja nach Peru berufen:

„Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiss jedes Joch weg!“ (Jes. 58,6)

Wir haben gelernt, dass die peruanische Gesell-schaft stark hierarchisch organisiert ist. Der typische Leiter spielt sich meist zum Herrscher auf, kann nur schlecht delegieren und toleriert keinen Leiter neben sich. Aus der Sicht der Peruaner ist die Motivation der Leiter stark von Egoismus geprägt. Die Leiter dienen lieber sich selber, als dem Volk. Dies hat eine kürzlich durchgeführte Untersuchung des Leiterstils ergeben. Dass dies sowohl für nominelle wie auch für entschiedene Christen zutrifft, mag überraschen.

Der Einfluss der Mutter in der peruanischen Gesell-schaft wird am Beispiel von Prudencia (der Name bedeutet „Vorsicht“) deutlich. Sie lebt im Elends-viertel Huaycan als alleinerziehende Mutter von sechs Kindern. Ihr Mann hat sie und seine Kinder vor acht Jahren verlassen. Er ist ins Bergland gezogen. Seither sorgt sich Prudencia täglich, wie sie ihre Kinder und sich selbst durchbringen kann. Den Vater der Kinder kümmert dies wenig. Er übernimmt keinerlei Verantwortung.

Angel in der Küche

Prudencia klagt, dass sie kein Geld besitzt. Weil ihre Tochter Mirjam und ihr Sohn Angel behindert sind, kann sie keiner Arbeit nachgehen. Während Mirjam sehr folgsam ist, macht ihr Angel nur Probleme. Pru-dencia schimpft über seine Ungezogenheit. Er ist ihr nur eine Last. Heute leerte er, zum grossen Ärger seiner Mutter, einen Sack Hülsenfrüchte auf dem Küchenbo-den aus. Nun sitzt Angel inmitten der Bohnen und lacht spitzbübisch. Er sortiert die einzelnen Bohnen

geschickt nach ihren unterschiedlichen Farben. So ist die Mutter wieder versöhnt, weil er eine Beschäftigung hat.

Als Mirjam jünger war, liess ihre Mutter sie oft alleine zu Hause, um auf der Strasse Süssigkeiten zu verkaufen. Diese Situation nutzte ein junger Mann aus und vergewal-tigte das hilflose Mädchen. Mirjam brachte darauf einen Sohn zur Welt. Entbunden hatte sie in einer Einrichtung zum Schutz von minderjährigen Opfern. Danach lebte sie noch zwei weitere Jahre dort. Das Baby Samuel bekam ein Zuhause bei Doris Storz, die eine Grossfamilie leitet. Mittlerweile lebt Mirjam wieder bei ihrer Mutter. Regelmässig kann sie den kleinen Samuel in der Grossfami-lie besuchen, wo sie und ihr Bruder Angel von Doris Storz zusätzlich Lernförderung erhalten. Prudencia ist glücklich über diese kostenlose Hilfe für ihre Kinder.

Eine der Töchter von Prudencia, die in der Nähe wohnt und selbst kleine Kinder hat, kocht ab und zu für Angel und Mirjam. Diese Momente nutzt Prudencia, um Süssigkeiten zu verkau-fen. Ihr ältester Sohn baute seiner Mutter ein kleines, solides Häuschen. Prudencia ist stolz auf ihren tüchtigen Sohn. Wir staunen über die Solidarität, welche Prudencia erfährt.

Mirjam rechts im Bild

Die materielle Not von Prudencia lässt uns nicht kalt. Ihr Schicksal geht uns sehr zu Herzen. Doch in den vergangenen Jahren haben wir mehr und mehr gelernt, die Armut zu verstehen. Jedes Opfer ist auch zugleich Täter. Mitleid nützt Prudencia nichts.

Der traditionelle Erziehungsstil begünstigt, dass die Mütter von ihren Söhnen Besitz ergreifen. Die Mädchen werden übermässig kontrolliert und sind

für die Arbeit im Haushalt zuständig. Die Jungen dagegen werden verwöhnt. Dadurch entsteht eine emotionale Abhängigkeit. Bereits der mexikanische Schriftsteller Octavio Paz wies darauf hin, dass in ganz Lateinamerika zwischen Müttern und ihren Söhnen ein ungesundes emotionales Abhängig-keitsverhältnis besteht.

Pädagogen sind davon überzeugt, dass individuelle Freiheit und soziale Ordnung zur emotionalen Reife und zum demokratischen Verhalten führt. Um dies zu erreichen, ist eine Veränderung des Erziehungs-stiles notwendig. Wir beabsichtigen, während unseres nächsten Einsatzes in Peru auf die emo-tionale Abhängigkeit der Jungen hinzuweisen und jungen Eltern zu helfen, ihren Erziehungsstil auf biblischen Prinzipien aufzubauen. n

Mitarbeiter aus unserer Region

StEckbriEF – Familie Wieland

Susana und Martin Wieland haben vier Kinder: Natanael (9), Mateo (6), Catarina (5), Timeo (3). Sie leiteten während neun Jahren verschiedene sozial-diakonische Projekte in Lima, Peru. Seit 2010 erforscht Martin die häusliche Gewalt im Armenviertel Huaycan, und Susana arbeitet im Patchwork Projekt von Elisabeth Walder. Ihre Kinder besuchen die schweizerische Auslandsschule Pestalozzi in Lima.

n  Von Martin Wieland