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sneep-VÖW-Sommerakademie „Nachhaltige Wertschöpfungsketten“ Dokumentation 22. bis 26. August 2011 Karl-Renner-Haus, Berlin www.voew.de/veranstaltungen

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sneep-VÖW-Sommerakademie „Nachhaltige Wertschöpfungsketten“

Dokumentation

22. bis 26. August 2011 Karl-Renner-Haus, Berlin

www.voew.de/veranstaltungen

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2 | sneep-VÖW-Sommerakademie

Impressum Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung e.V. (VÖW) Potsdamer Str. 105 10785 Berlin Telefon: +49 – 30– 88 51 800 Telefax: +49 – 30– 88 25 439 [email protected] www.voew.de

sneep - Studentisches Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik [email protected] www.sneep.info

Redaktion: VÖW-Geschäftsstelle - Uta Zetek, Max Langner; sneep - Evelin Pfeiffer

Stand: 1. November 2011

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22. - 26. August 2011, Berlin | 3

Inhaltsverzeichnis 1 Einführung............................................................................................................. 5

2 Kennenlernen und Programmeinführung........................................................... 6

2.1 Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW).................................................................6 2.2 sneep - Studentisches Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik........................................7 2.3 Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin....................................8 2.4 Problematik der Wertschöpfungsketten ..............................................................................................9 2.5 Wie kommt es zu Wertschöpfungsketten?..........................................................................................9 2.6 Problematik der Wertschöpfungsketten: Beispiele und Praxis .........................................................10

3 Exkursionstag - Nachhaltige Wertschöpfungsketten in der Praxis................ 11

3.1 Gruppe 1: Nahrungsmittelerzeugung................................................................................................11 3.1.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe..................................................................................15 3.1.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe.........................................................................18

3.2 Gruppe 2: Textil.................................................................................................................................22 3.2.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe..................................................................................31 3.2.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe.........................................................................40

3.3 Gruppe 3: Erneuerbare Energien/ Agrarhölzer.................................................................................42 3.3.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe..................................................................................56 3.3.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe.........................................................................61

4 Instrumente ......................................................................................................... 63

4.1 Einführung & Carbon Footprints .......................................................................................................63 4.2 Life Cycle Assessment......................................................................................................................72 4.3 Einführung sozialer Standards in globale Wertschöpfungsketten ....................................................87

5 Governance/ Koordinations- und Durchsetzungsproblematik ....................... 90

6 Globale Gewerkschaften und soziale Standards in globalen Wertschöpfungsketten?..................................................................................... 97

7 Aktivitäten und die Motivation von Global Gap im Bereich der Einführung von Standards für globale Wertschöpfungsketten .......................................... 98

8 Einführung in die ethikgeleitete Auseinandersetzung mit Wertschöpfungsketten ..................................................................................... 112

9 Podiumsgespräch - Möglichkeiten und Grenzen einer Förderung von Wertschöpfungsketten zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele ........ 114

10 Evaluation.......................................................................................................... 116

11 Abschlussbericht.............................................................................................. 121

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4 | sneep-VÖW-Sommerakademie

12 Referent/innenübersicht ...................................................................................124

13 Konzeption und Organisation der Sommerakademie ....................................125

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22. - 26. August 2011, Berlin | 5

1 Einführung

Welche Werte werden in globalen Wertschöpfungsketten geschaffen?

Wie können ökologische, soziale und ökonomische Werte gleichberechtigt berücksichtigt werden?

Wann führt dies zu einer „echten“ Entwicklung?

Welche Maßstäbe wollen wir als Konsumenten aus Industrieländern an die Weltwirtschaft stellen?

Unternehmen stehen im Fokus: Als Teil der Lösung, aber natürlich auch mit Blick auf ihre Herausforderungen probieren wir ihre Methoden zur „Wertschöpfung“ aus. Vor dem Hintergrund der genannten Fragestellungen werden wir Vorstellungen von Wert und Wertschöpfung genauer betrachten. Gleichzeitig beleuchten wir die Perspektiven der anderen Akteure entlang von Wertschöpfungsketten – Regierungen, ArbeitnehmerInnen, KonsumentInnen, NGOs und internationale Organisationen.

Impulsreferate wechseln mit intensiver Gruppenarbeit, die immer tiefer in die Problematik globaler Wertschöpfungsketten einführen. In einer Reihe von Formaten (Fallbeispiele, Round Tables, Workshops) werden die Vor- und Nachteile verschiedener Instrumente des Wertschöpfungskettenmanagements, wie zum Beispiel Zertifizierung, Lifecycle Management oder Sustainability Scorecard, diskutiert. Abschließend sollen eigene Lösungen und Ideen mit ExpertInnen diskutiert werden.

Wir freuen uns, Euch bei der Sommerakademie begrüßen zu dürfen!

An dieser Stelle möchten wir auch den weiteren Kooperationspartnern und Förderern der Sommerakademie herzlich danken:

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6 | sneep-VÖW-Sommerakademie

2 Kennenlernen und Programmeinführung 2.1 Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW)

Die 1985 gegründete Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW) ist ein inter- und transdisziplinäres Netzwerk. Die VÖW ist ein gemeinnütziger Verein und setzt sich mit Frage-stellungen der nachhaltigen Entwicklung sowie ihrer praktischen Umsetzung auseinander. Der besondere Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem Gebiet des nachhaltigen Wirtschaftens und dem Beitrag, den Unternehmen, Politik und Hochschulen dazu leisten können. Das Netzwerk bietet durch die Zusammensetzung seiner Mitglieder und seine Aktivitäten vielfältige Kontakt-möglichkeiten zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Neben dem Austausch unter den Mitgliedern, der durch Arbeitsgruppen und den VÖW-Listserver unterstützt wird, organisiert die VÖW Veranstaltungen unterschiedlicher Art und Ausrichtung. Dokumentiert wird die Arbeit im Rahmen von eigenen Publikationen sowie in der gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) herausgegebenen Fachzeitschrift "Ökologisches Wirtschaften". 2010 feiert die VÖW ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum.

Weitere Informationen zur VÖW:

www.voew.de www.oekologisches-wirtschaften.de

Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg

Dr. Bernd Siebenhüner, Jahrgang 1969, ist der Vorsitzende der VÖW. Er studierte Volkswirtschaftslehre und Politologie an der Freien Universität Berlin. Er war von 1996 bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebliches Umweltmanagement der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und absolvierte 2000-2001 einen Postdoc-Forschungsaufenthalt an der Kennedy School of Government, Harvard University. Nach erfolgreicher Zwischen-evaluation als Juniorprofessor an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde er im Januar 2007 auf den Lehrstuhl für Ökologische Ökonomie berufen. Derzeit koordiniert er dort das Forschungsprojekt ALICE und ist stellvertretender Leiter des Global Governance Projekts

am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Prof. Siebenhüner koordiniert den ökologischen Schwerpunkt im Rahmen des Diplom- Studiengangs Wirtschaftswissenschaften und des neuen Masterstudiengangs "Sustainability Economics and Management". Forschungsschwerpunkte sind kollektive Lernprozesse, ökologische Ökonomie, Umweltbildung, ökologische Ethik, deutsche und internationale Umweltpolitik und konzeptionelle Fragen der Nachhaltigkeit. Email: [email protected] Webseite: http://www.ecoeco.uni-oldenburg.de/

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22. - 26. August 2011, Berlin | 7

2.2 sneep - Studentisches Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik

Was bedeutet nun eigentlich das Wörtchen “sneep”? Ist es ein Fremdwort, eine Abkürzung oder ein Akronym? Gibt es überhaupt eine Bedeutung oder Übersetzung? Und wenn ja, was steckt genau dahinter?

Alle Niederländer – und besonders: alle niederländischen Angler – müssen wir leider vorab enttäuschen: Wir haben nichts mit dem Süßwasserfisch “Nase” zu tun (auch Näsling, Speier oder Schwarzbauch genannt), der auf Niederländisch Sneep heißt und wohl auch recht schmackhaft sein soll.

Darüber hinaus gibt es aber in der Tat auch eine tiefere Bedeutung, welche nicht aus reinem Zufall das Kernanliegen unserer Organisation widerspiegelt. Durch eine subtile Interpretation des Kürzels s.n.e.e.p. kombiniert mit fundierten Englischkenntnissen kann man – bei einiger Mühe und Geduld – nämlich zu folgender Wortaufschlüsselung gelangen:

student network for ethics in economics and practice

oder mittlerweile auch:

student network for ethics in economic education and practice

Es finden sich also auch schon in dem kurzen und prägnanten Namen sneep die wesentlichen Kennzeichen unserer Organisation: sneep ist ein von Studenten für Studenten organisiertes Netzwerk, welches sich zum Ziel gesetzt hat, das Thema Ethik – genauer: Wirtschafts- und Unternehmensethik – sowohl an den Hochschulen als auch in der unternehmerischen Praxis voranzubringen.

Evelin Pfeiffer, sneep

Evelin Pfeiffer studierte Geschichte in Berlin und Paris. In ihrem Nebenfach BWL stieß sie das erste Mal auf das Thema Wirtschaftsethik. Seit Sommer 2009 engagiert sie sich bei der Lokalgruppe sneep Berlin, seit Anfang 2010 als Lokalgruppenleiterin. Seit Mai 2010 studiert sie berufsbegleitend an der Steinbeis Hochschule Berlin einen Master in 'Responsible Management'. Für ein halbes Jahr hat sie in München in der Kommunikationsberatung

KleeneWöltje gearbeitet, die auf Nachhaltigkeit spezialisiert sind. Nun schreibt sie in Berlin an ihrer Abschlussarbeit zu Stakeholder-Dialogen. Darin untersucht sie u.a., ob das Web 2.0 zu dessen effizienter Gestaltung betragen kann, und so "Stakeholder Democracy" (Matten/Crane) oder "Stakeholder Capitalism" (Freeman) eine bessere Chance auf praktische Umsetzung erhalten.

www.sneep.info

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8 | sneep-VÖW-Sommerakademie

2.3 Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät ist auf eine problemorientierte und zugleich interdisziplinäre Forschung ausgerichtet. Sie kombiniert die Weiterentwicklung ihrer theoretischen und methodischen Grundlagen mit der Konzipierung anwendungsfähiger Problemlösungen für landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzungssysteme, den Umweltschutz, die ländliche Entwicklung und die Politikberatung. Ihre zentralen Forschungsgebiete sind sowohl regionaler als auch globaler Natur. Dabei stehen Fragen der Sicherung der Welternährung ebenso im Vordergrund wie die Gewährleistung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Ressourcen-nutzung und die Bewahrung der natürlichen Umwelt.

Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Bokelmann, Humboldt Universität zu Berlin

Prof. Bokelmann ist seit 1994 Professor an der HU Berlin, Department für Agrarökonomie. Er vertritt dort die Fächer Agrarmanagement, Agrarmarketing und Umweltmanagement. Studium an der Fachhochschule Osnabrück und der Universität Hannover. Promotion und Habilitation zu betriebswirtschaftlichen Fragestellungen im Agrarsektor. Aktuelle Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit Unternehmensnetzwerken im Agribusiness, der räumlichen Organisation von Wertschöpfungsketten in der Landwirtschaft, Wertschöpfungsketten für ökologische Produkte sowie Untersuchungen zum Sektorinnovationssystem Landwirtschaft. Das Fachgebiet koordiniert verschiedene EU-finanzierte Projekte mit Universitäten in Entwicklungsländern: Supply Chain Management and Post Harvest Technology (EU-ASIA-Link), Value Chains for Poverty Reduction in the Agri-Food Sector – Problem-Based Learning in Higher Education (EU-EDU-Link) und Rural Society, Economy and Natural Resources – Integrating Competence in Rural Development (EU-ALFA III).

Email: [email protected]

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22. - 26. August 2011, Berlin | 9

2.4 Problematik der Wertschöpfungsketten

2.5 Wie kommt es zu Wertschöpfungsketten?

Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Bokelmann, Humboldt Universität zu Berlin

Abstract: Wie kommt es zu Wertschöpfungsketten und welche Problematiken gibt es bei deren Management?

Der Begriff der Wertkette wurde zunächst von PORTER (1989) eingeführt, um einzelne Aktivitäten in Unternehmen hinsichtlich ihres Wertbeitrages am Endprodukt beurteilen zu können. Mit zunehmender (weltweiter) Arbeitsteilung ist sie dieser Begriff erweitert worden, um den Prozess der Wertentstehung eines Produktes vom Vorprodukt bis hin zum Konsumenten zu erfassen und den Wertbeitrag der einzelnen Stufen zum Gesamtergebnis zu ermitteln. Antriebskräfte für eine zunehmende Arbeitsteilung innerhalb von Wertschöpfungsketten liegen in der konsequenten Nutzung ökonomischer Vorteile der Arbeitsteilung sowie in einer Reduktion von Koordinationskosten (z. B. Kommunikation), Logistikkosten sowie dem Abbau von Handelshemmnissen. Die Aufgabenverteilung innerhalb der Wertschöpfungskette ist nicht vorgegeben, sondern leitet sich aus den jeweiligen komparativen Vorteilen und Kompetenzen der beteiligten Akteure ab. Dementsprechend ist Konfiguration dieser Ketten sehr unterschiedlich. Innerhalb von Organisationen wird der Koordinationsbedarf auf Interdependenzen arbeitsteiliger Aktivitäten zurückgeführt. Diese Begründung lässt sich ohne Einschränkungen auch auf Wertschöpfungsketten übertragen. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit von Lieferketten sind die organisatorischen Vorkehrungen, mit denen die Interaktionen der Akteure innerhalb von Wertschöpfungsketten aufeinander abgestimmt werden. Der Beitrag konzentriert sich darauf, Steuerungsaspekte in Wertschöpfungsketten zu beleuchten. Dabei geht es sowohl um Steuerungsziele - zum Beispiel die Frage ob und inwieweit gesellschaftlicher Anforderungen berücksichtigt werden können - als auch um Mechanismen der Koordination (Governance of Value Chains, 'Grades and Standards'). Speziell soll diskutiert werden, wie Nachhaltigkeitsaspekte in internationalen Wertschöpfungsketten berücksichtigt werden können.

Zur Person

Siehe Seite 8.

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10 | sneep-VÖW-Sommerakademie

2.6 Problematik der Wertschöpfungsketten: Beispiele und Praxis

Andreas Zamostny, Schlange & Co.

Zur Person

Andreas Zamostny ist Mitgründer von Schlange & Co. und Experte für die Themen Umwelt- und Sozialmanagementsysteme, Supply Chain Management, Strategieentwicklung, CR-Reporting und Enablon-Software. Nach einem Studium der Umweltwissenschaften am Van Hall Institut in Groningen und Leeuwarden/Niederlande begann im Jahr 2000 seine berufliche Laufbahn bei OTTO in Hamburg. Als Nachhaltigkeitsberater in der Abteilung für Umwelt- und Gesellschaftspolitik beriet er

Fachbereiche wie den Einkauf oder die Katalogherstellung in allen Fragestellungen rund um nachhaltige Prozess- und Produktoptimierung. Ab 2002 war er Umweltmanagement-verantwortlicher von OTTO. Nachdem Andreas Zamostny bereits seit der Gründung im Jahre 2000 projektbezogen für die Otto-eigene Unternehmensberatung Systain Consulting gearbeitet hatte, wechselte er Anfang 2005 vollständig zu Systain und betreute als Senior Consultant Mandate für börsennotierte Unternehmen. Für die AVE (Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels) bzw. die BSCI (Business Social Compliance Initiative) war er in Asien unterwegs, um Führungskräfte von unter anderem Textilherstellern zum Thema Sozialstandards zu schulen. Email: [email protected] Webseite: http://www.schlange-co.com/

Die Präsentation von Andreas Zamostny wird den Teilnehmern auf Wunsch zugänglich gemacht.

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22. - 26. August 2011, Berlin | 11

3 Exkursionstag - Nachhaltige

Wertschöpfungsketten in der Praxis 3.1 Gruppe 1: Nahrungsmittelerzeugung

Betreuung: Bokelmann, König

Die Exkursion führt die Teilnehmer zu einigen wichtigen Akteuren der regionalen Bio-Nahrungsmittel Wertschöpfungskette. Anhand der verschiedenen Stationen von Produktion, Beratung, Bündelung, Zertifizierung, Großhandel und Einzelhandel gewinnen die Teilnehmer einen Einblick in die Perspektiven der Akteure und ihre Ansätze zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten, sowohl regional als auch international.

Zeitplan Exkursion

7:00 Abholung am Karl-Renner-Haus

9:00 Ökodorf Brodowin Demeter-Betrieb http://www.brodowin.de/

12:30 BIO COMPANY, Filiale Brunnenstraße 1-7

Kommunikation von Nachhaltigkeitsaspekten am POS (Regionalpartnerschaften, Landpartie, Regionalmagazin) http://www.biocompany.de/

14:00 Naturland Verband, Naturland Fachberatung und Marktgesellschaft der

Naturland Betriebe

Möglichkeiten der Regulierung nachhaltiger Wertschöpfungsketten (Zertifizierungen von Umwelt- und sozialen Leistungen der Landwirtschaft: fair, regional, Bio, bio-mit-Gesicht)

http://www.naturland.de/

15:00 Terra Naturkost

Funktionen des Großhandels im Hinblick auf die Gestaltung nachhaltiger Wertschöpfungsketten (Regional ist erste Wahl, internationale Ressourcensicherung, Handelsethik) http://www.terra-natur.com/

Ca. 17:00 Ankunft Berlin Mitte – u.U. Weiterfahrt zum Karl-Renner-Haus

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12 | sneep-VÖW-Sommerakademie

Aufgabenstellung

Nahrungsmittel durchlaufen heute mehr als in früheren Zeiten vielfältige Produktions- und Verarbeitungsschritte. Bedingt durch eine zunehmende Öffnung der Märkte und damit einhergehend einem wachsenden (Preis-)Wettbewerb bilden sich immer differenziertere Wertschöpfungsketten heraus. Durch zunehmende Arbeitsteilung, steigende Anforderungen an die Produkte bei gleichzeitig eher sinkenden Preisen lastet der Druck auf allen Akteuren, die Produktivität zu erhöhen und Prozesse in der Wertschöpfungskette effizienter zu gestalten. Damit steigt aber auch die Anonymität in diesen Ketten und das Vertrauen der Konsumenten schwindet mehr und mehr. Nicht zuletzt wächst aufgrund der ökologischen und sozialen Folgen dieser Entwicklung die Kritik in der Gesellschaft.

Dieser Hintergrund bietet Erzeugern und Vermarktern aber auch die Möglichkeit, sich durch Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in diesem Markt zu differenzieren und vom Standardangebot abzuheben. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Verbraucher die zusätzlichen Bemühungen anerkennen und Vertrauen in solche Produkte gewinnen.

In dem Fallbeispiel soll analysiert werden, wie die Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsketten bewertet werden kann und welche Möglichkeiten existieren, diese zu verbessern. Dazu sollen auch Antriebskräfte und Hindernisse aufgezeigt werden, die eine Verbesserung der Situation befördern bzw. dieser im Wege stehen.

Arbeitsschritte im Rahmen der Fallbearbeitung

• Akteure und Arbeitsteilung: Im ersten Schritt soll beschrieben werden, welche Akteure direkt und indirekt in Wertschöpfungsketten beteiligt sind und welche Logik hinter der Arbeitsteilung in den Wertschöpfungsketten steht.

• Koordination arbeitsteilige Zusammenarbeit: Im zweiten Arbeitsschritt geht es darum herauszuarbeiten, welche Interdependenzen in den Wertschöpfungsketten zu berücksichtigen sind und welche Mechanismen verwendet werden um die Zusammenarbeit zu koordinieren.

• Nachhaltigkeitsaspekte in Wertschöpfungsketten: In diesem Arbeitsschritt soll reflektiert werden, welche Aktivitäten die Umwelt und die sozialen Bedingungen in einer Gesellschaft berühren und in wieweit diese zu beeinflussen sind.

• Möglichkeiten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsketten: Auf Grundlage der vorangehenden Arbeitsschritte soll diskutiert werden, wie die positiven und negativen externen Effekte von Aktivitäten in Wertschöpfungsketten im Sinne der Gesellschaft verbessert werden können. Dabei soll auch darüber nachgedacht werden, welche gesellschaftlichen Akteure gefordert sind und welche Rolle der Staat hier spielen kann.

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22. - 26. August 2011, Berlin | 13

Mit BIOKOOP Umstellungshindernisse aus dem Weg räumen und gemeinsam nachhaltige Angebotsanpassungen erreichen

Ein Projekt mit realistischen Zielen, praktischer Herangehensweise und wissenschaftlicher Beglei- tung

Obst und Gemüse zählen zu den beliebtesten Lebensmitteln, die in Bio-Qualität gekauft werden und das in steigenden Mengen. Zunehmend soll Bio aber nicht „nur“ Bio sein, sondern vor allem den Zusatznutzen „frisch“ und „regional“ bieten. Aktuelle Entwicklungen des Jahres 2009 haben gezeigt, regionale Herkünfte schaffen Transparenz und erhalten die Glaubwürdigkeit im zunehmend globalisierten Bio-Markt. Aus dem Brandenburger Umland ist in Berlin, Europas größ- ter Bio-Hauptstadt im LEH, jedoch so mancher Bio-Apfel oder Bio-Salat, nur schwer zu finden und auch im Bio-Supermarkt kommt das Obst oder Gemüse gerne mal von weiter her. Die heimischen Erzeuger können die große Nachfrage nach regionalen Bio-Lebensmitteln nicht decken - nicht nur in Berlin / Brandenburg auch anderswo in Deutschland. Eine Chance für die Bauern? Und wenn ja warum ergreifen die heimischen Landwirte sie nicht?

Antworten auf diese Fragen sucht das Projekt „BIOKOOP“ an der Landwirtschaftlich- Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Bokelmann. Gefördert durch das BMELV im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau (BÖL) besteht das oberste Projektziel im Aufbau stabiler Grundlagen, um das Angebot an heimischem Bioobst und –gemüse langfristig zu steigern und somit den Erwartungen der Verbraucher zu ent- sprechen und die offene Lücke im Absatz zu schließen.

Wie das funktioniert? Durch Kommunikation und Kooperation - BIOKOOP, der Name ist Pro- gramm! In zunächst drei Beispielregionen, Brandenburg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, kommen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette – vom Erzeuger, über den Verarbeiter bis hin zum Naturkost- und Lebensmitteleinzelhandel – an einen Tisch und reden miteinander und zwar auf Augenhöhe, erläutert Dr. Bettina König, eine der Projektmitarbeiterinnen. Indem einander die unterschiedlichen Sichtweisen und Argumente, die zuvor in Einzelinterviews ermittelt wurden, nä- her gebracht werden, sollen bestehende Unsicherheiten bei der Abstimmung von Angebot und Nachfrage konkret sichtbar und abgebaut werden. Steht für die Erzeuger die Absatz- und Ein- kommenssicherheit im Vordergrund, versuchen Handel und Region die Potenziale des regionalen Anbaus und der Vermarktung besser zu erschließen. Welchen Blickwinkel man auch wählt, stets wird deutlich, dass sich die Probleme nur gemeinsam entlang der regionalen Lieferkette lösen las- sen.

Somit wirbt das Projekt für mehr Verständnis miteinander – und es funktioniert, freut sich König, die das Projekt ‚BIOKOOP’ vor allem als wichtige und einmalige Informations- und Kommu- nikationsplattform versteht. Erste Ergebnisse offenbaren die zum Teil erheblichen Informationsde- fizite und die widersprüchlichen Sichtweisen der einzelnen Beteiligten über die jeweils ‚andere’ Seite. Gleichzeitig zeigt sich jedoch auch die große Motivation und Bereitschaft aller, diese zu überwinden und gemeinsam Lösungswege zu entwickeln.

In einem ersten Treffen in Brandenburg haben die dort ansässigen regionalen Marktpartner bereits erste Strategieoptionen entworfen. Diese konzentrieren sich zum Einen auf die Entwicklung und Bereitstellung einzelner erprobter, regionaler Bio-Produkte in großen Mengen, zum Anderen sollen regionale Bio-Spezialitäten in Zusammenarbeit mit Erzeugern, Verarbeitern und Einzelhandel in

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kleineren Mengen neu- bzw. weiterentwickelt werden. In folgenden Treffen wird das weitere Vorgehen gemeinsam ausgearbeitet, kontinuierlich angepasst und schließlich konkret umgesetzt.

Eine sachlich, neutrale Moderation der Workshops garantiert die nötige persönliche, offene Gesprächsatmosphäre und ebnet bis zum Ende 2011, dem Ende der Projektlaufzeit den Weg zu einer langfristig, stabilen eigenverantwortlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten und schon bald funktionierende, regionale Wertschöpfungspartnerschaften hervorbringen, die eine Fortsetzung der Arbeit auch nach dem Ende des Projektes ermöglichen.“, so Dr. Andrea von Allwörden, die zweite der Projektmitarbeiterinnen an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Wir wollen ihre Sicht der Dinge kennen lernen. Wo sehen Sie Ursachen und Konflikte in der Zu- sammenarbeit entlang der Lieferkette? Lernen Sie den Standpunkt und die Perspektive der ande- ren Seite kennen. Dabei bringen wir Sie mit anderen Marktpartnern zusammen und garantieren Ihnen einen persönlichen und offenen Austausch. Abgestimmt auf Ihren spezifischen Arbeits- und Zeitrahmen entwickeln Sie gemeinsam neue Ideen und setzen Lösungswege, hin zu einer verbes- serten Zusammenarbeit in der Lieferkette, um.

Diese Chance können derzeit noch weitere Erzeuger aus dem konventionellen und ökologischen Obst- und Gemüseanbau ergreifen und gemeinsam mit Verarbeitern und Händlern von „BIOKOOP“ profitieren.

Bei Interesse und Fragen stehen wir gerne zur Verfügung

Laufzeit: 01/2009 bis 12/2011

Finanzierung: Bundesprogramm ökologischer Landbau (BLE)

Partner: Dr. Marianne Altmann – Co Concept (Moderation Workshops) Pfalzmarkt eG

Gartenbauzentrale Papenburg eG

Naturland Berlin-Brandenburg

Kontakt: Humboldt-Universität zu Berlin Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät Department Agrarökonomie, Fachgebiet Ökonomik der gärtnerischen Produktion

Dr. Bettina König, [email protected], 030 – 2093 6446

Dr. Andrea von Allwörden, [email protected], 030 - 2093 6475

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22. - 26. August 2011, Berlin | 15

3.1.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe

Von Melanie Lukas, Franziska Mittelstädt, Corina Müller, Alexandra Palzkill, und Katharina Sevecke

Im Rahmen der sneep-VÖW-Sommerakademie wurden Wertschöpfungsketten der Branchen Textil, erneuerbare Energien (am Beispiel von Agrarhölzern) und Nahrungsmittelerzeugung von jeweils einer studentischen Teilnehmergruppe untersucht und unter dem Fokus des nachhaltigen Wirtschaftens beurteilt. Im vorliegenden Abstract wird die Wertschöpfungskette der Bio-Nahrungsmittelproduktion im Raum Berlin-Brandenburg fokussiert, wobei einige bedeutende Punkte, die sich der Gruppe im Rahmen einer Exkursion innerhalb der Sommerakademie aufgezeigt haben, herausgestellt werden.

Die Diskussion um die Umweltauswirkungen von Produktions- und Konsummustern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich weiter entwickelt und ist mittlerweile im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen. Das Bedarfsfeld der Ernährung und des Produktkonsums stellt dabei neben ‚Bauen und Wohnen‘ sowie ‚Verkehr‘ ein wichtiges Feld für die nachhaltige Entwicklung in globaler und nationaler Sichtweise dar (Umweltbundesamt, 2007). In der Betrachtung der Wertschöpfungskette ist der von Porter im Jahr 1989 eingeführte Begriff der Wertkette hilfreich. Dabei steht im Vordergrund, einzelne Aktivitäten im Unternehmen hinsichtlich ihres Wertbeitrages am Endprodukt beurteilen zu können. Im Laufe der Zeit wurde dieser Begriff um die Aspekte des Ressourcenverbrauchs und um die Betrachtung von geschaffenen Werten durch das konkrete Produkt erweitert. Nach dieser Einschätzung ist die Gestaltung und Koordination von Wertschöpfungsketten stark von der Ausprägung und Verantwortlichkeit der individuellen Akteure abhängig. Als Grundlage für die Minimierung negativer ökologischer Folgen von Produktions- und Konsumprozessen ist die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette erforderlich. Dabei sollten auch qualitative Faktoren wie z.B. Transparenz berücksichtigt werden.

Bei der Betrachtung der untersuchten Wertschöpfungskette können vier wichtige Akteure aufgezeigt werden. Neben Erzeugern und Produzenten stellen Zwischenhändler und Handel die wichtigsten Stationen auf dem Weg des Lebensmittels zum Endverbraucher dar. Zudem werden Zertifizierungsverbände (wie Naturland und Bioland beziehungsweise der Demeter Verband) oder Öko-Kontrollstellen als bedeutende Prüfinstanz integriert. Im regionalen Beispiel Berlin-Brandenburg wurden das Ökodorf Brodowin als Produzent, der Zwischenhändler Terra Naturkost sowie der Händler Bio Company besucht, als auch die Zertifizierungsinstanz Naturland. Die Akteure pflegen eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit, die mehr auf einer „Handschlag-Philosophie“ basiert als auf einer normierten, juristisch abgesicherten Vertrags-beziehung. Als passive Akteure sind sowohl der Endverbraucher als auch die Politik zu nennen, die in dieser Gruppenarbeit in der Überlegung berücksichtigt wurden.

In der Untersuchung zeigen sich drei wichtige Aspekte für Verbesserungspotentiale in der Wertschöpfungskette. Die Verpackung von Bioprodukten ist eines davon. Das Potential liegt in den Verpackungseinheiten, die in der Regel konventionellen Materialien und Designs folgen. Neben freiwilliger Zertifizierung, Entwicklung und Nutzung innovativer Verpackungsmaterialien (z.B. 40%iger Kreideanteil) ist zu einer Beschleunigung des Produzentenverhaltens auch die politische Festlegung entsprechender Rahmenbedingungen notwendig. Durch die Besteuerung von Müll, Limitierung der Müllmenge, z.B. ähnlich der Idee des Emissionshandels oder die Subventionierung

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von nachhaltigen Verpackungsinnovationen, können Anreize zur systematischen Minimierung des Müllaufkommens geschaffen werden.

Die Herausstellung des Faktors Regionalität in der Wertschöpfungskette ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt unserer Untersuchung. In diesem Zusammenhang ist ein Kriterium von Naturland aufzugreifen. Im Rahmen der Leitlinien wird darauf verwiesen, dass ökologische Landwirte und Lebensmittelverarbeiter sich zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise verpflichten und, dass sie regionalen Handelspartnerschaften und Vermarktungswegen Vorrang geben (Naturland, o.J.). Ein wichtiges Kriterium zur Förderung dieser Ausrichtung ist die Steigerung von Wertschöpfung innerhalb ländlicher und oft strukturschwacher Regionen. Als kritisch ist das Fehlen einer Definition von „Regionalität“ zu bewerten. Aufgrund der hohen Verbrauchergunst, die mittlerweile stark regionale Produkte und weniger Bioprodukte nachfragen (Nestle, 2011), nutzen die konventionellen Lebensmittelerzeuger das Label „Regionalität“ als Vorteil.

Die Transparenz in der Wertschöpfungskette zeigt sich als dritter wichtiger Faktor. In der Lebensmittelproduktion und im Handel zeichnet sich eine starke Informationsasymmetrie ab. Die Qualität des Gutes Lebensmittel kann vom Verbraucher lediglich durch oberflächliche Prüfung und den sensorischen Eindruck getestet werden, so dass das Vertrauen in Siegeln und Richtlinien unabdingbar ist. Es handelt sich bei zertifizierten Lebensmitteln also um eine Mischung aus Prüf- und Vertrauensgut. Daher sollte daraufhin gewiesen werden, dass Kampagnen zur Förderung der Transparenz wie „Bio mit Gesicht“ (Naturland 2011) stärker ausgebaut werden müssen.

Wie sich in der Betrachtung gezeigt hat, basieren viele Vorteile zur Gestaltung von Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette auf einem hohen Vertrauensvorschuss und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Akteure. Im Verhältnis dazu ist eine globale Ausgestaltung einer Wertschöpfungskette anders auszurichten. Hier gewinnen Standards und Richtlinien, die auf der Prozess- und produktebene angreifen an Bedeutung (Dietsche, 2011), was in Vorträgen der Sommerakademie herausgestellt wurde.

Eine weitere Herausforderung des wachsenden Marktes ist, dass viele Konsumenten auch bei Biolebensmitteln die gleiche Angebotsvielfalt und „Qualität1“ erwarten, wie sie es vom konventionellen Handel gewohnt sind. Damit nimmt der Professionalisierungsdruck beim Erzeuger zu. Diesbezüglich stellt sich die Frage, ob der Gedanke der Nachhaltigkeit, (den „Bio“ und „Regional“ verkörpern), zeitgleich nicht auch die Frage der Suffizienz mit einschließt und nicht auch Einschränkungen im Sortiment möglich wären. Zumindest die Sensibilisierung des Kunden bezüglich Saisonalität und Natürlichkeit der Produkte kann stärker fokussiert werden. Innerhalb von Schulbildungsprogrammen oder mit Hilfe von Verbänden oder Zertifizierungsverbänden wie Naturland könnte beispielsweise eine Aufklärung der Konsumenten erfolgen. Hiermit könnte erreicht werden, dass zumindest die bereits sensibilisierten Biokunden, nicht zwingend eine ganzjährige Verfügbarkeit der Produkte erwarten und fordern und die Natürlichkeit des Produkts (und auch das natürliche Aussehen) zu schätzen wissen.

In der Zukunft wird eine detaillierte Analyse der kritischen Punkte, wie z.B. der Verpackungsproblematik von Nöten sein. Zudem müssen von Seiten der Verbände und Erzeuger weiterhin und kontinuierlich neue Ideen und Ansprüche an die Politik formuliert werden, um den Prozess und die Förderung von biologischer und biologisch-dynamischer Landwirtschaft weiterhin voranzubringen und moderne, innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

1 Bspw. gut aussehendes Obst und Gemüse

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Ergänzung:

Abb. 1: Abbildung der betrachteten Wertschöpfungskette

Quellen:

Dietsche, C. (2011): Umweltgovernance in globalen Wertschöpfungsketten - Umweltschutz und Qualitätssicherung im Handel mit tropischen Garnelen und Ledererzeugnissen, LitVerlag: Münster.

Nestle (Hrgs.) (2011): Nestle-Studie 2011 – Zusammenfassung: So i(s)st Deutschland 2011; Frankfurt. Abrufbar unter http://www.nestle.de/Unternehmen/Nestle-Studie/Nestle-Studie-2011/Documents/Nestle%20Studie%202011_Zusammenfassung.pdf

Naturland (Hrgs.) (o.J.): 15 gute Gründe Öko-Qualität zu kaufen!; Gräfeling. Abrufbar unter http://www.naturland.de/fileadmin/MDB/documents/Publication/ 15Gruende_Endfassung.pdf

Naturland (2011): Bio-mit-Gesicht – Kampagne; Abrufbar unter: www.bio-mit-gesicht.de

Porter, M. E. (1989): Wettbewerbsvorteile (Competitive Advantage) Spitzenleistungen erreichen und behaupten. Frankfurt 1989

Umweltbundesamt (2007): Klimaneutral leben: Verbraucher starten durch beim Klimaschutz, http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4014.pdf

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3.1.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe

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3.2 Gruppe 2: Textil

Hans Haake, VÖW

Abstract: Exkursion und Konzeptentwicklung Textil-Wertschöpfungskette

Die Wertschöpfungskette für Textilien ist eine der am häufigsten thematisierten und am besten erforschten. Vom Baumwollanbau über das Spinnen, Färben, Weben/Stricken und Nähen der Stoffe (meist in Schwellen- und Entwicklungsländern) bis hin zu Verkauf, Nutzung und Recycling können eine Vielzahl von ökologischen und sozialen Problemen auftreten. Am Dienstag und in der Teilgruppenarbeit während der weiteren Tage soll zum einen ein Überblick über die Probleme der unterschiedlichen Textilketten geschaffen werden, zum anderen ganz konkret an Konzepten und Lösungsansätzen für lokale Akteure gearbeitet werden. Hierzu ist ein Besuch bei Common Works, einer Modeagentur mit angegliederter Produktionsstätte in Berlin vorgesehen, wo auch ein Vertreter von Lebenskleidung, einem Händler von ökologischen und fairen Stoffen, anwesend sein wird. Nach einem Bericht über besondere Herausforderungen und Herangehensweisen von vergleichsweise kleinen Unternehmen werden die Vertreter von Common Works und Lebenskleidung offene Fragen und geplante Projekte zur Weiterentwicklung von nachhaltiger Mode "Made in Berlin" und zu besseren Vernetzung kleiner Designer und Produktionsstätten vorstellen. Diese können dann anhand von Vorgaben der Praktiker, Ansätzen aus der Literatur, der Erfahrung größerer Unternehmen oder eigenen Vorschlägen der Teilnehmer weiterentwickelt werden. Das zu erarbeitende Konzept soll, nach Anpassung durch weitere Stakeholder, zeitnah mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung Neukölln umgesetzt werden. Wichtige offene Fragen sind unter anderem die Kontrolle der Produzenten, "Codes of Conduct", die Erstellung eigener Zertifikate oder Label zur Kommunikation nach außen,das Sammeln von Nachfrage zur Erreichung von Mindestmengen und die Mischung von biologischer und nicht-biologischer Produktion auf engem Raum sowie die Sicherstellung des Einsatzes von Biofasern entlang der Wertschöpfungskette. Für einen Einblick in die Abläufe des Textilhandels und in das Supply Chain Managements zur Verankerung von Sozial- und Umweltstandards bei Lieferanten wird Norbert Jungmichel von Systain Consulting am Dienstag zur Verfügung stehen (vgl. Lebenslauf und Abstract). Anhand von Beispielbildern aus Fabriken können sich die Teilnehmer/innen auch selbst einmal als Auditor/in üben.

Zur Person

Hans Haake ist Mitglied des VÖW-Vorstands. Er studierte Wirtschaftswissenschaften mit ökologischem Schwerpunkt an der Universität Oldenburg, mit einer Diplomarbeit zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten in der Automobilindustrie. Neben dem Studium war er bei vielen Studenteninitiativen aktiv, u. a. sneep, nahm an internationalen Model United Nations teil und arbeitete als Jagdführer in Kanada. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt seit mehreren Jahren auf der kritischen Betrachtung von Wirtschaftswachstum

und der Frage, inwiefern es ökologisch tragbar ist und zu echter Lebensqualität beiträgt. Als Alternative zum Bruttoinlandsprodukt berechnete er im Aufrag der Regierung des US-Bundestaates Maryland den "Genuine Progress Indicator", den er im Rahmen seiner Doktorarbeit

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weiterentwickelt. Seit Mai 2011 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages, wo er besonders die Projektgruppe zu Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltverbrauch betreut. Email: [email protected]

Norbert Jungmichel, Systain Consulting

Abstract: Textilindustrie und Globalisierung

Die Textilindustrie kann als eine Vorreiterindustrie der Globalisierung gelten. Aufgrund des hohen Anteils menschlicher Arbeit, vor allem in der Konfektion, begann sehr früh ein Verlagerungsprozess der Produktion in Länder mit geringerem Lohnniveau. Meist sind auch die dortigen Arbeitsbedingungen niedrig. Dies reicht vom Arbeitsschutz über die Einhaltung von Arbeitszeiten, Gewerkschaftsfreiheit bis hin zu Kinder- oder Zwangsarbeit. Marken und Handelsunternehmen werden zunehmend für die Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferer in die Verantwortung genommen. Dabei reicht es nicht, einen Verhaltenskodex zu schaffen und diesen vom Lieferanten unterzeichnen zu lassen. Das ist nicht mehr als ein Alibi. Vielmehr muss ein umfassender Instrumentenmix ergriffen werden, der auch über die bloße Audits hinausgeht. Kontrolle erzeugt bloße Erfüllungsmentalität und mitunter auch Betrug. Entscheidend sind vor allem Qualifizierungsmaßnahmen, sowohl beim Lieferanten als auch im Einkaufsbereich. Ebenso sind nachhaltige Lieferantenbeziehungen und Beschaffungsprozesse, ein im Unternehmen fest verankertes Managementsystem und die Zusammenarbeit mit Stakeholdern erforderlich. Neuralgischer Punkt ist oft auch die Reichweite: sowohl in die Wertschöpfungskette hinein, als auch bei den verschiedenen Beschaffungsformen. In diesem Zusammenhang steht auch das weit verbreitete Phänomen des Subcontractings durch die Lieferanten. Derzeit zeichnen sich zwei gegenläufige Tendenzen ab. Zum einen Lieferanten, die Nachhaltigkeitsaspekte selbst steuern. Zum anderen die Verschiebungen vom Käufer- zum Verkäufermarkt in der Textilfertigung, die die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten erheblich erschweren. Weitere Themen der textilen Wertschöpfungskette sind nachhaltige Fasern wie Biobaumwolle, umweltfreundliche Beschaffungslogistik und Umweltstandards vor allem beim Färben.

Zur Person

Norbert Jungmichel studierte evangelische Theologie in Leipzig, Marburg und Fort Worth. Während des Studiums beschäftigte er sich damit, wie ethische Wertvorstellungen höhere Bedeutung im wirtschaftlichen Handeln finden können. Im Anschluss an das Studium 2005 arbeitete er in der Personalentwicklung bei Bosch, bevor er im folgenden Jahr seine Tätigkeit bei Systain Consulting

begann. Dort leitet er Projekte zur Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards in der Lieferkette. U.a. erstellte er den CO2-Fußabdruck von Textilien und zahlreichen Produzenten in Asien und führte CO2-Managementsysteme bei Lieferanten ein. Derzeit baut er ein Klimaschutzprogramm für Produzenten in Schwellenländern auf. Systain ist ein auf CSR spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt in der Supply Chain. Systain gehört zur Otto Gruppe und hat Büros in Deutschland, Hongkong, Bangladesch und der Türkei. Das Unternehmen versteht sich als 'Ethical Business'. Neben hohen Ansprüchen ans eigene Geschäft heißt es, dass

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erwirtschaftete Gewinne in soziale und ökologische Projekte fließen. Email: [email protected] Webseite: www.systain.com

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3.2.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe

Konzept zur Vernetzung einer nachhaltigen regionalen Modeproduktion in Berlin am Beispiel Common Works

Von Anett Kuntosch, Elisabeth Tebbe, Michael Schock, Saskia Bloch, Sebastian Galinda, Silke Jolowicz

Vorwort

Vor dem Hintergrund der Sommerakademie 2011 der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung und des studentischen Netzwerks für Wirtschafts- und Unternehmensethik zum Thema „Nachhaltige Wertschöpfungsketten“ haben wir uns mit dem Sektor der Textilindustrie beschäftigt. Am Beispiel des in Neukölln ansässigen Modeunternehmens Common Works, sollen auf den kommenden Seiten Möglichkeiten für das Unternehmen aufgezeigt werden, wie sie sich weiterentwickeln und dabei einen Fokus auf Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch und sozial) legen können , wobei ein gewisser Fokus auf den sozialen Aspekten liegen wird.

Die Sommerakademie beinhaltete sowohl allgemeine Inputs und Diskussionen zu unterschiedlichen Aspekten des nachhaltigen Werschöpfungskettenmanagements, als auch intensive Gruppenarbeit in drei Arbeitsgruppen die sich jeweils mit einer konkreten Wertschöpfungskette mit lokalem Bezug auseinandersetzten. Aufgabe der Arbeitsgruppe Textil war es, sich unter Berücksichtigung der spezifischen Besonderheiten des Unternehmens Common Works Modeproduktion aus Neukölln, Aspekten nachhaltiger Wertschöpfungsketten in dieser Branche zunächst theoretisch und später anwendungsbezogen zu nähern.

Situationsbeschreibung

Was ist Common Works?

Common Works ist eine Modeagentur mit angegliederter Produktionsstätte in Berlin Neukölln, die sich auf High-End Couture spezialisiert hat. Das Angebot umfasst alle konzeptions- und produktionsrelevanten Schritte von der Modell- und Kollektionentwicklung über Zielgruppenanalyse, Modellzeichnung, Materialbeschaffung, Verarbeitung, Schnitterstellung, Gradierung, Produktionsvorbereitung bis hin zur Muster- und Serienproduktion. Diese Art der Dienstleistung wird auch als Zwischenmeisterei bezeichnet und ist in Berlin und Brandenburg nur noch relativ selten. Common Works hat dieses Konzept jedoch sehr erfolgreich wiederbelebt und um den Schwerpunkt nachhaltiger Produktionsweise erweitert. Das Ziel von Common Works ist es DesignerInnen und Labels eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Modeproduktion bei Einhaltung höchster Qualitätsstandards zu ermöglichen. Hierfür bietet Common Works Beratungs-, Vermittlungs- und Umsetzungskompetenz an der Schnittstelle zwischen Design und Konfektionierung. Das CW-Netzwerk aus Kreativschaffenden und Zulieferern bietet dabei auch kleinen Labels die Möglichkeit auf sozial- und umweltfreundliche Materialien und Produktionswege zurück zugreifen.

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Selbstverständnis

Common Works ist der regionale Bezug zu Berlin und speziell Neukölln sehr wichtig. Die Zwischenmeisterei sieht ihr Ziel nicht nur in der Schöpfung materieller Werte, sondern auch in der Wahrnehmung einer gesellschaftlichen Verantwortung und der Förderung der Entwicklung wirtschaftsschwacher Regionen und der Integration aller Bevölkerungsteile Berlins und Neuköllns, natürlich im Rahmen, der dem Unternehmen zur Verfügung steht. Dies spiegelt sich unter anderem in der Ausbildung von SchneiderInnen, der Zusammenarbeit mit u.a. der Rütli-Schule, der Kinderfreundlichkeit des Unternehmens usw. wider, um nur einige Beispiele zu nennen.

Darüber hinaus möchte Common Works die Idee einer nachhaltigeren Modeproduktion fördern und hat deshalb einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit in der Bereitstellung der eigenen Dienstleistungen gelegt. Hier wird auch mit den Kooperationspartnern zusammengearbeitet und Designer beraten um eine Entwicklung hin zu nachhaltigerer Mode zu unterstützen. Diese Zusammenarbeit basiert dabei vor allem auf Vertrauen und einem fairen Miteinander sowie einer engen Kooperation auch mit anderen Zwischenmeistereien.

Auch die Verwendung von ökologischen Stoffen (wie unter anderem Baumwolle) möchten die Mitarbeiter von Common Works unterstützen und weiter vorantreiben. Diese Werte werden auch bei der Beratung der DesignerInnen kommuniziert. Die Verwendung ökologischer Stoffe ist derzeit noch schwierig, da es auf dem Markt noch nicht viele zertifizierte Produkte vertreten sind. Bei Common Works arbeitet man –etwa im Bereich Baumwolle- aber bereits mit solchen zertifizierten Unternehmen zusammen.

Der Anspruch von Common Works liegt dabei nicht auf 100 % ökologischer Produktion, was in diesem Bereich heute auch noch nicht vollständig realisiert werden kann. Vielmehr versuchen sie ein möglichst hohes Maß an Transparenz zu schaffen und für ökologische und soziale Themen zu sensibilisieren.

Herausforderungen

Bei der Erreichung ihrer Ziele stehen Common Works vor verschiedenen Herausforderungen, die auf unterschiedlichen Handlungsebenen (Interne und Externe Handlungsebene) anzugehen sind. Zum einen wird die nachhaltige Strategie von Common Works momentan kaum nach außen kommuniziert. Als Zwischenmeisterei sind Common Works und ihre Ideale für die Endkonsumenten (Käufer von Kleidung im Ladengeschäft) derzeit noch nicht sichtbar2. Hier besteht Handlungsbedarf.

Zum anderen haben die unterschiedlichen KooperationspartnerInnen von Common Works verschiedene Verständnisse und Schwerpunkte beim Thema Nachhaltigkeit und sind zudem meist zu klein, als dass eine Zertifizierung der gesamten Wertschöpfungskette möglich wäre. Zudem sind viele Materialien die im Rahmen einer Kollektion benötigt werden in Ökoqualität (noch) nicht verfügbar, was von DesignerInnen nicht immer beachtet wird.

Dementsprechend wurden zwei zentrale Herausforderungen identifiziert, für die im Folgenden Lösungsvorschläge vorgestellt werden sollen:

2 Als Zwischenschneiderei sind sie zwar an der Wertschöpfungskette beteiligt, tauchen aber namentlich nicht auf.

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Intern: Zum einen fehlt eine stärkere, eventuell auch formalisierte, Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen lokalen TeilnehmerInnen der Wertschöpfungskette und ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit. Ein solches gemeinsames Verständnis kann anhand eines Leitbildes verschriftlicht werden. Dies würde eine gemeinsame Strategie und Vermarktung vereinfachen, den vertrauensvollen Umgang untereinander fördern und gemeinsame Projekte und Initiativen fördern.

Extern: Zum anderen fehlt eine Kommunikation der Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit nach außen. Common Works und seine verschiedenen Partner verfolgen bereits zahlreiche, divergierende Handlungsstrategien im Bereich Nachhaltigkeit, jedoch entsteht hier aufgrund mangelnder Absprache (bzw. durch das Fehlen eines gemeinsamen Leitbildes) noch kein Mehrwert für das Unternehmen und keine Transparenz für den Kunden.

Mögliche Vernetzungskonzepte

Zusammenarbeit auf Vertrauensbasis (ohne feste formalrechtliche Struktur)

Derzeit gibt es zwischen CW und seinen PartnerInnenn keine über die Lieferbeziehungen hinausreichenden formalrechtlichen Strukturen. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen AkteurInnen basiert auf gegenseitigem persönlichen Vertrauen und offenem Dialog.

Es gilt zu überlegen, ob diese informelle Vernetzung mit dem Charakter der verlässlichen Kooperation auch zukünftig die beste Basis sein kann. Die Einführung formaler Strukturen können zwar zu einer Verstetigung und Fixierung der Beziehungen führen, gleichzeitig besteht möglicherweise die Gefahr die Praxis der aktiv gelebten Gegenseitigkeit auf die formalrechtlich gestützten Strukturen auszulagern. Nachfolgend sind einige kurze Gedankenansätze angerissen, die nur als erste kleine Anregungen zu verstehen sind.

Verein (ggf. gemeinnützig):

Die einfachste Form der formalisierten Zusammenarbeit ohne weitreichende Bindung stellt die Gründung eines Vereins dar. Mit ihm kann ein Forum geschaffen werden, welches sich über gewisse Leitlinien definiert, die Kommunikation verstetigt und eine Abgrenzung des Netzwerks ermöglicht. Gleichzeitig kann ein Verein die Sichtbarkeit nach außen verstärken und ist im Vergleich zu einem informellen Netzwerk weniger abhängig von der Verfügbarkeit einzelner Schlüsselakteure.

Genossenschaften

AkteurInnen mit gemeinsamen Zwecken (hier die Organisation von nachhaltiger textiler Produktion) können sich in Genossenschaft zusammenschließen. In Deutschland sind Produktionsgenossenschaften steuerrechtlich tendenziell schlechter gestellt als andere Organisationsformen. Aus diesem Grund gilt es abzuwägen, ob die Vorteile des Genossenschaftsprinzips diese Nachteile aufwiegen können.

GmbH auf Anteilsbasis

Zukünftige Optionen für gemeinsame Organisationsformen können bspw. strukturelle Ausgliederungen von Teilbereichen (Einkauf, Beratung, Schulung usw.) in einer GmbH auf

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Anteilsbasis sein. In dieser Organisationsform können Partner einzelne Bereiche zusammenfügen und sich sowohl organisatorisch als auch finanziell zusammenschließen.

An dieser Stelle endet dieser kleine Einstieg bereits und es wird auf die Roadmap (Kapitel 4) verwiesen, in welcher auf relevante Beratungsstrukturen hingewiesen wird, die für konkrete Pläne rechtlich geeignete Strukturen empfehlen können.

Leitbild und Kodex des Netzwerks

Es kann – unabhängig von der Art der Institutionalisierungsform- von Nutzen sein, sich mit den Partnern über ein gemeinsames Leitbild zu verständigen, mit dem sich alle beteiligten Akteure identifizieren können. Dies fördert die Gemeinschaft und ist in der Lage die Ziele zu schärfen, auch wenn festgelegte Regeln vielfach schon vorher implizit befolgt wurden.

Jedes Mitglied sollte sich mit den Inhalten des Kodex` identifizieren können, und nach bestem Gewissen, solange es wirtschaftlich vertretbar ist für diese Ziele eintreten und diese auch gegenüber seinen Lieferanten und Abnehmern fördern.

Ziel des Zusammenschlusses ist die Förderung von regionalen, nachhaltigen Strukturen in der in der textilen Wertschöpfungskette rund um das Unternehmen Common Works.

Alle Unternehmen im Netzwerk verpflichten sich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, weswegen der Verhaltenskodex ein Instrument ist, welches als Leitlinie für das unternehmerische Handeln des Netzwerkes/Zusammenschlusses gilt.

Mögliche Verhaltenskodizes sind hierbei:

1. Gesellschaftlich verantwortliche Unternehmensführung ist das Kernprinzip des unternehmerischen Handelns.

2. Bei allen Tätigkeiten sind die ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen bedenken und bei der Entscheidung angemessen berücksichtigen.

3. Innerhalb der textilen Kette sind Geschäftspartner fair zu behandeln.

4. Verträge sind einzuhalten solange sich Rahmenbedingungen nicht grundlegend ändern.

a. Insbesondere verpflichten sich Unternehmen die Zahlungsmodalitäten zeitnah einzuhalten um so Zahlungsverzögerungen bei Akteuren in der WSK zu vermeiden.

b. Die Beziehungen zu Lieferanten, Händlern und anderen Geschäftspartnern sind fair und gemäß rechtmäßigen Geschäftspraktiken in der Verantwortung als „guter Kunde“ zu pflegen.

c. Alle Beteiligte legen hohen Wert auf einen auf Offenheit und Vertrauen basierenden Umgang miteinander.

5. Ein fairer Wettbewerb ohne Absprachen die dem Kartellrecht wiedersprechen ist einzuhalten.

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6. Korruption in jeder Form wird abgelehnt.

7. Die Interessen der Verbraucher stehen im Zentrum, d.h. gesundheitliche Gefährdungen sind auszuschließen wobei gesetzliche Grenzwerte so weit wie möglich zu unterbieten sind.

8. Bei Informations- und Vertriebsmaßnahmen ist das Interesse der Verbraucher zu berücksichtigen

9. Regelmäßiger Dialog über den Kodex wird geführt, er wird weiter entwickelt, wenn sich das unternehmerisches Umfeld verändert

10. Der Verhaltenskodex wird auch mit Geschäftspartnern außerhalb des Netzwerks besprochen und möglichst weit verbreitet.

11. Das Netzwerk versucht, zur gesellschaftlicher, kulturellen und ökonomischen Entwicklung in der Region beizutragen. Das bedeutet unter anderem:

a. Förderung und Unterstützung des sozialen Engagement der Arbeitnehmer

b. Weiterentwicklung sowie Weitergabe von Kompetenzen und Wissen über unterschiedliche Formen von Bildung und Förderung.

c. Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen

d. Schaffung von beruflichen Fortbildungsmöglichkeiten

e. Effizientes Wissensmanagement und Sammeln sowie Zurverfügungstellung von fachbezogenen Infomaterialien

12. Die Mitglieder versuchen, alle beschriebenen Grundsätze kontinuierlich umzusetzen und bestehende Defizite so schnell wie möglich abzubauen

13. Der Umweltschutz, umweltbewusstes Handeln und einverantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen sind wichtige Unternehmensziele. Dies beinhaltet:

a. Eine Senkung des Ressourcenverbrauchs innerhalb der gegebenen Möglichkeiten

b. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von ökologischen Produkten und ökologischer Produktion

c. Eine Maximierung der Recyclingquote, sowohl in der Produktion als auch bei der Recyclingfähigkeit der Produkte.

14. Es findet eine regelmäßige Kommunikation innerhalb des Netzwerkes über wesentliche Maßnahmen und Neuerungen zur Erreichung der Netzwerkziele statt.

15. Ziel des Zusammenschlusses ist unter anderem das Vertreten der Belange der Mitglieder nach außen, Förderung des Meinungs- und Informationsaustausches sowie Pflege von Kontakten zwischen den Mitgliedern.

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16. Das Netzwerk verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke, es ist selbstlos tätig; es verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke

17. Wenn ein Mitglied gegen die Ziele und die Interessen des Netzwerks schwerwiegend verstößt kann es durch die Mehrheit der Teilnehmer mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen werden.

Fördermöglichkeiten

Um das Projekt zielgerichtet zu fördern, können evtl. Förderungen oder vergünstigte Kredite von Common Works in Anspruch genommen werden. Die öffentlichen Förderungen des Landes Berlin (mit und ohne Beteiligung der EU) sind in der Förderfibel von der Investitionsbank Berlin (IBB) für Berlin dargelegt.

Ob und welche Förderungen letztendlich in Frage kommen, ist heute noch nicht prognostizierbar und hängt selbstverständlich von den Zielen und weiteren Indikatoren ab, die heute noch nicht genauer bestimmt sind.

Die Möglichkeiten öffentlicher und privater Förderung bzw. auch Wettbewerbe im Bereich der Kreativwirtschaft auf Grundlage der Förderbibel für Berlin für 2011 einer intensiven Internetrecherche wurden hierfür gesammelt. Sie sind aus Platzgründen an dieser Stelle nicht abgebildet, können aber bei Bedarf angefordert werden.

Externe Kommunikation

Zielsetzung

Das Ziel der externen Kommunikation ist es, die Aktivitäten von Common Works präsenter in der Öffentlichkeit zu zeigen (Erhöhung der Sichtbarkeit). Insbesondere sollen damit die direkten Kunden des Unternehmensnetzwerks (wie Modelabels oder Designer) sowie auch die Endverbraucher angesprochen werden. Die Aktivitäten beinhalten das soziale, ökologische und faire Handeln des Unternehmensnetzwerks in allen Geschäftsbereichen. Das Kapital des nachhaltigen Handelns des Unternehmensnetzwerks sind die direkten und persönlichen Beziehungen zu den eigenen Lieferanten. Diese engen Beziehungen ermöglichen, dass mit nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen zusammen gearbeitet wird. Diese Art zu wirtschaften wird vom gesamten Netzwerk vertreten, im Leitbild verdeutlicht und nach außen kommuniziert.

Wie wird Nachhaltigkeit gewährleistet?

Indem Transparenz geschaffen wird, wird das Vertrauen der direkten Kunden und der Endverbraucher in die Lieferkette erhöht. Die Transparenz wird durch ein System zur Nachverfolgung der verschieden Produktionsschritte garantiert. Dieses System bietet dem Endverbraucher die Möglichkeit einen Überblick über alle an der Produktion beteiligen Akteure zu erhalten. Hierdurch wird die Lieferkette zudem menschlicher dargestellt und Hinter-grundinformationen zu den verschiedenen Produktionsschritten werden für den Kunden verständlich aufbereitet. Die Bereitstellung der Informationen erhöht sich die Kundenbindung indem eine persönlichere Beziehung zum Produkt ermöglicht wird.

I ♥ MY SUPPLY CH

AIN

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Die Schaffung von Vertrauen und Transparenz ist durch branchenübliche Zertifizierungssysteme insbesondere für kleine Unternehmen nicht gangbar. Die hohen Zertifizierungskosten stellen für diese Unternehmen eine zu große Hürde dar. Zudem sind nicht alle für die Couture-Mode relevanten Materialien in zertifizierter Qualität verfügbar. Deswegen bietet sich ein System zur Erhöhung der Transparenzan, das die Kommunikation von Nachhaltigkeit auch für kleinere Unternehmen möglich macht.

Wie wird kommuniziert?

Auf einer Homepage sollten Informationen über die am Netzwerk beteiligten Unternehmen und deren ökonomische, ökologische und soziale Aktivitäten hinterlegt sein. Das verbindende Element des Netzwerks – das gemeinsame Leitbild für das vertrauensbasierte nachhaltige Wirtschaften – sollte dort aufgeführt und detailliert erläutert werden. Zudem sollte die Regionalität des Netzwerks dort ebenfalls als Alleinstellungsmerkmal kommuniziert werden. Dies eröffnet potenziellen Kunden die Möglichkeit, sich über die Praxis des nachhaltigen Handelns der Unternehmen des Netzwerks zu informieren. Darüber hinaus möchte das Netzwerk Fortbildungsseminare anbieten um die Idee der Nachhaltigkeit weiter in den textilen Wertschöpfungsketten zu verankern. Erstes Informationsmaterial könnte auf der Homepage hinterlegt sein. Insbesondere die Kommunikation über die Anwendbarkeit und Grenzen biologisch angebauter Textilien kann über diesen Weg erfolgen. Somit können Designer und Modelabels bereits bei der Konzeption der Mode diese Restriktionen berücksichtigen. Dies signalisiert auch Kompetenz und Erfahrung des Unternehmensnetzwerks in der Beschaffung und Verarbeitung von textilen Inputs.

Um Transparenz zu schaffen müssen Kunden und Endverbraucher über die Lieferkette und nachhaltigkeitsrelevante Aspekte in der Produktion informiert werden. Dies würde ebenfalls über die Homepage des Unternehmensnetzwerks geschehen. Hierfür wird ein Code über ein Hang-Tag am Kleidungsstück angebracht. Dieser kann auf der Homepage des Verbands eingegeben und so Informationen über die Wertschöpfungskette des Produkts abgerufen werden.3 Die Informationen werden so detailliert wie möglich, aber trotzdem verständlich aufbereitet. Nachhaltigkeitsmerkmale sollen auf jedem Produktionsschritt besonders betont werden, z. B. die GOTS-Zertifizierung von Stoffen oder das gesellschaftliche Engagement von Common Works. Hervorheben könnte man dies über ein ähnliches System wie ArmedAngels es geschaffen hat.4 Dabei gibt es sechs verschiedene Siegel, die in einem Art Baukastensystem verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte verdeutlichen. Dazu gehören eben nicht nur ökologische Aspekte und fairer Handel sondern auch recycelte Materialien, soziales Engagement des Unternehmens, vegane Produkte oder lokaler Bezug der Produkte. Auf der Homepage des Unternehmensnetzwerks kann neben diesen Siegeln erläutert werden, warum dem Produkt ein besonderer Einsatz z.B. für soziale oder ökologische Belange zugeschrieben wird. So wird transparent kommuniziert, welche Nachhaltigkeitsaspekte an welcher Stelle in der Lieferkette berührt werden und individuelle Schwerpunkte von den verschiedenen Unternehmen im Verband gesetzt werden. Hierdurch wird auch spezielles Engagement kommuniziert, z.B. der Unterricht von Schülern der Rütli Schule. Die Siegel sollten auf jeden Fall individuell erklärt werden um Vertrauen bei den Kunden und Endverbrauchern zu schaffen, d.h. wenn eine Hose das „ÖkoSiegel“ bekommt, dann sollte begründet werden warum (GOTS? Kurzer Transportweg? Etc.).

Das System nach ArmedAngels hält jedoch diese Informationen sehr allgemein, welches die

3 Bsp. ProPlanet von Rewe oder Gepa Tracing System

4 http://www.armedangels.de/Philosophie/Trusties/

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Transparenz und somit das Vertrauen in das Siegel beeinträchtigt. ArmedAngels bietet zudem das Siegel nur für die eigenen Produkte bzw. für das eigene Unternehmen. Die Erweiterung auf Netzwerke von Unternehmen erscheint somit problematisch. Zudem wird bei Common Works der lokale Bezug zur Region Berlin betont, welcher bei ArmedAngels durch ihren Hauptsitz in Köln nicht gegeben ist. Deshalb ist eine direkte Kooperation mit dem Unternehmensnetzwerk unwahrscheinlich, jedoch könnte wie beschrieben ein eigenes System in Anlehnung an das ArmedAngels System geschaffen werden. Darüber hinaus können weitere Informationen über Produzenten und Unternehmer auf den verschiedenen Produktionsstufen auf der Homepage bereitgestellt werden, z.B. Fotos, Karten auf denen der Produktionsort eingezeichnet wird, Selbstverständnis der Produzenten usw.

Die Siegel könnten zusätzlich auch auf dem Hang-Tag aufgedruckt sein mit dem Hinweis, dass nähere Infos auf der Homepage zu finden sind.

Roadmap – Was kann jetzt gemacht werden?

Das so genannte Roadmapping soll als praktikables und verhältnismäßig einfaches Instrument bei der Verwirklichung mittel- und langfristiger (strategischer) Ziele helfen. Dabei ist jeder Roadmap ein Thema zugeordnet. In diesem Fall also das Umsetzen unternehmerischer Ziele (Etablierung des Unternehmens Common Works nach den Leitbild Regionalität und Nachhaltigkeit.)

Aufgaben und Abläufe können so besser geplant und strukturiert werden. Beim Erstellen einer eigenen Roadmap kann man auch Platz für ökonomische Kennzahlen oder Termine vorsehen, um die Entwicklungen im Auge zu behalten. Letztendlich soll die Roadmap das Bindeglied zwischen Tagesgeschäft und langfristiger Planung darstellen.

In der unten dargestellten Roadmap werden die bereits im Dokument erwähnten Aktivitäten noch einmal plakativ zusammengefasst.

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Erklärungen zur Roadmap:

Grundkonzept/Leitbild: hierzu vorgeschlagene Möglichkeiten sind bereits unter Kapitel 2 aufgeführt worden.

Strategie/Rechtsberatung: Bei der genauen Ausgestaltung einer mittel-bis langfristigen Unternehmensstrategie, sowie auch für Entscheidung hinsichtlich einer formalen Rechtsform ist eine Beratung unbedingt zu empfehlen. Im Gespräch mit der Wirtschaftsförderung Neukölln (Herr Mücke) wurde angeboten, bei der Suche nach einem Berater behilflich zu sein.

Gestaltung eines Businessplanes: Im weiteren Verlauf des Unternehmens und auch hinsichtlich des Wunschs nach Förderung ist die Erstellung eines Businessplans perspektivisch unerlässlich. Angesichts der zeitlichen Restrikionen bei CS selber wäre hier die Nutzung externer Unterstützung sinnvoll. Konkret wäre folgende Option denkbar: die HWR Studenten des Studiengangs Unternehmensgründung und Nachfolge müssen im Rahmen ihres Studium ein Praxissemester absolvieren, indem sie einem jungen Unternehmen zur Seite stehen und zusammen mit diesem einen Businessplan erarbeiten, bzw. für das Unternehmen beratend tätig sind (natürlich nur im Rahmen und mit der Kompetenz eines Studenten). Dies könnte eine gute Möglichkeit zu sein, diese Aktivität ohne weitere finanzielle Belastungen ein Stück weit auszulagern. Informationen dazu und Ansprechpartner können im Studienbüro der HWR erfragt werden.

Konzeptualiserung: Basierend auf den vorhergegangen Arbeitsschritten können Wünsche und Ziele bereits besser konzeptualisiert werden die Attraktivität und Möglichkeit von Förderung geklärt werden.

Akquise von Fördermitteln: Im Rahmen von Kapitel 2 wurde eine Aufstellung evtl. relevanter Fördermöglichkeiten, Wettbewerbe u.s. vorbereitet, die sich nach den Wünschen und Zielen von CW richten. Verwiesen sei hier auch noch mal auf die Förderbibel der IBB, die jedes Jahr alle relevanten Möglichkeiten für Berlin listet.

Homepage/ Tracking System: Hierzu weiterführende Informationen in Kapitel 3.

Weitere mögliche Meilensteine

Zertifizierung (z.B GOTS) von CW, in einer weiteren Stufe die Zertifizierung des Dachverbandes und als zukünftige Aufgabe die gesamte Lieferkette. Zudem ist zu überlegen, ob weitere Zertifizierungen sinnvoll umsetzbar sind.

Schulung der Mode-Designer bezüglich Chancen und (noch) vorhanden Einschränkungen hinsichtlich nachhaltiger Produktgestaltung. Ziel ist ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und Schwierigkeiten während des gesamten Produktlebenszyklus bereits beim Entwurf zu schaffe um gesamte Kollektionen nachhaltig umsetzen zu können.

Zusammenarbeit mit einer NGO wie der clean clothes campaign (CCC) für eine tiefere Vernetzung und Interaktion im Bereich Nachhaltigkeit.

Erstellen und optimieren von Produktökobilanzen und Betriebsökobilanzen von CW und Schritt für Schritt von allen Partnern.

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Ausbau der Vermarktung, Vernetzung in anderen Modemetropolen. Entwicklung von Repräsentanzen nachhaltiger Mode aus Berlin in anderen Großstädten. Beispielhaft ist das Swedish Fashion Council durchführt (siehe auch http://www.nordicfashionassociation.com).

Teilnahme an Innovationspreisen, Wettbewerben.

3.2.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe

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uta.zetek
textil
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3.3 Gruppe 3: Erneuerbare Energien/ Agrarhölzer

Die Energiegewinnung aus Biomasse gewinnt durch den nationalen Ausstieg aus der Atomenergie stärker an Bedeutung. Die wichtigste Biomasse hinsichtlich der stofflichen und energetischen Verwendung ist Holz. Allerdings wird die Entstehung einer Versorgungslücke hiermit in den kommenden Jahren immer wahrscheinlicher, was den Druck auf die bereits bewirtschafteten Flächen ansteigen lässt.1 In Brandenburg gibt es viele Gebiete, die sich hervorragend für Kurzumtriebsplantagen (KUP) eignen und als landwirtschaftliche Flächen zum Anbau der Kurzumtriebsgehölze genutzt werden. Kurzumtriebsgehölze sind schnell wachsende Pflanzen, wie Weiden oder Pappeln, die nach wenigen Jahren abgeholzt und in Biomassekraftwerke verfeuert werden.

Gerade Naturschützer bemühen sich um den nachhaltigen Anbau von Agrarhölzern, der weder Waldbestand noch Biodiversität belastet und geschlossene Nährstoffkreisläufe bildet. Auch die Europäische Union beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Agrarholz, welches insbesondere die Themen Erneuerbare Energien, Biodiversität und Agrarpolitik berührt. Die gesetzlichen Bestimmungen auf europäischer und nationaler Ebene stellen gewisse Mindestanforderungen an den Anbau von Kurzumtriebsplantagen. Es ist jedoch fraglich, ob diese ausreichen, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Es ist außerdem zu bedenken, wie wahrscheinlich es ist, dass Regionen und Energiekonzerne freiwillig zusätzliche Anforderungen für eine bessere soziale und ökologische Verträglichkeit von KUP erfüllen, wenn der Energiebedarf stetig wächst und man konkurrenzfähig bleiben will? Vattenfall bezieht ebenfalls einen Teil des Holzes für seine Biomassekraftwerke aus Brandenburg und dem Berliner Umland. Dort sind die KUP zu einem wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Faktor der ländlichen Entwicklung angewachsen, wie z.B. für das Märkisch‐Oderland („Märkisch‐Oderland geht den Holzweg“) und die Region Ludwigsfelde.

Arbeitsschritte im Rahmen der Fallbearbeitung

• Akteure und Rahmenbedingungen: Im ersten Schritt soll beschrieben werden, welche Akteure direkt und indirekt an den Wertschöpfungsketten beteiligt sind und wie die rechtlichen Rahmenbedingungen aussehen (z.B. Bundeswaldgesetz)

• Beziehungen in der Wertschöpfungsketten: Im zweiten Arbeitsschritt geht es darum herauszuarbeiten, welche Interdependenzen in den Wertschöpfungsketten zu berücksichtigen sind und von welcher Art und Weise diese sind

• Nachhaltigkeitsaspekte in Wertschöpfungsketten: In diesem Arbeitsschritt soll reflektiert werden, welche externen Effekte auftreten können. Des Weiteren soll betrachtet werden, wie diese bewertet und internalisiert werden können (diesbezüglich stehen regional ausgestaltete Wertschöpfungskette im Vordergrund, die globale Wertschöpfungskette sollte jedoch mitgedacht werden)

• Möglichkeiten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsketten: Auf Grundlage der vorangehenden Arbeitsschritte soll diskutiert werden, wie die positiven und negativen Auswirkungen des Agrarholzanbaus aus dem Blickwinkel der verschiedenen Akteure verbessert

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werden können (z.B. Verantwortungsbereiche der Unternehmen sowie staatlicher, nicht‐staatlicher und supra‐nationaler Organisationen)

Exkursion Erneuerbare Energien/ Agrarhölzer

Zeitplan

8.20 Uhr Aufbruch im Karl-Renner-Haus

9.45 Uhr Ankunft im Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB)

10:00 – 10:15 Begrüßung

10:15 – 12:30 Vorträge von Experten (max. je 20 Minuten) mit anschließender Diskussion

Klaus Schwarz (BioenergieBeratungBornim GmbH): „Energieholzanbau auf

Kurzumtriebsflächen“

Dr. Philipp Grundmann (ATB): „Ökonomische Besonderheiten des Agrarholzanbaus“

Timo Kaphengst (Ecologic Institut): „Die Biomasse in der Regulierungsfalle ? Von der

Komplexität einer nachhaltigen Nutzung der Bioenergie“

12:30 – 13:30 Mittagessen

13:30 – 14:15 Besichtigung der Agrarholzplantage am ATB mit Führung

14:15 – 15:30 Impulsvorträge des ATBs (je 10-15 min) mit anschließender Diskussion

Sarah Keutmann: „Institutionen der Nachhaltigkeit? Institutioneller Rahmen für Agrarholz-

Wirklichkeit und Anspruch“

Dr. Philipp Grundmann: „Ökonomische Auswirkungen von dezentralen Bioenergie

Wertschöpfungsketten – Vorstellung eines Bewertungsansatzes“

Oliver Maaß: „Analyse von Wertschöpfungsnetzen aus einer „human-centric“ und „role-

based“ Perspektive“

Ab ca. 15.30 Uhr Gruppenarbeitszeit und anschließend Rückfahrt ins Karl-Renner-Haus

Organisation

Betreuung: Evelin Pfeiffer, sneep Mitorganisatoren: Sarah Keutmann, Dipl. Landschaftsökologin; M.A. Nachhaltiges Tourismusmanagement (ATB/ HU Berlin) Dr. Philipp Grundmann, Dipl.-Ing. agr. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus sowie Dissertation an der Hohenheim Universität Stuttgart– Die Ökonomie des Agrarholzanbaus (ATB/ HU Berlin) Oliver Maaß, Dipl.-Volkswirt (ATB)

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Klaus Schwarz, BioenergieBeratungBornim GmbH/ BTU Cottbus

Abstract: Energieholzanbau auf Kurzumtriebsflächen

Land- und Forstwirte, die Bioenergie selbst erzeugen und nutzen wollen, benötigen zuerst eine Grundberatung zum Einsatz und der Erzeugung von Bioenergie. Ziel ist es, zu erfahren, welche Bioenergie in den Betrieben und für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt kann. Die Potentiale an Biomasse und geeignete Pflanzsorten in Brandenburger Regionen werden zunächst entsprechend bestimmt. Anschließend werden die dazugehörige Logistik und vorhandenen Techniken der Pflanzung, Pflege, Ernte, Rekultivierung und Verwertung dargestellt. Daraus entsteht ein erster Eindruck der wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus der Umsetzung ergeben. Die Bedeutung von Erneuerbaren Energien für die Landwirte und regionale Wertschöpfungsketten wird ebenfalls vor dem Hintergrund der Herausforderung „Kulturlandschaft“ angesprochen aus. Die Erfahrung aus mehreren Modellprojekten wird vorgestellt und diskutiert, wie der Transfer von der Theorie in die Praxis bestmöglich gelingen kann.

Zur Person

Klaus Schwarz berät in seiner Funktion als Bioenergieberater für die B3 GmbH land- und energiewirtschaftlich arbeitende Betrieben in Brandenburg. Als ausgebildeter Agrotechniker (Dipl. Ing. für Mechanisierung der Landwirtschaft und Dipl.-Ing. für Instandhaltung) mit langjähriger Erfahrung in diesem Gebiet kann er den Betrieben auch über die technischen Fragen hinaus im zukunftsweisenden Sektor der

erneuerbaren Energien kompetent zur Seite stehen. Sowohl als Projektleiter für Bioethanol im Centrum für Energietechnologie Brandenburg (CEBra GmbH) als auch durch die Mitarbeit in Forschungsprojekten zu Energiehölzern konnte er viel Grundlagenforschung betreiben. Zudem ist er Mitglied in zahlreichen Vereinen zu nachwachsenden Rohstoffen und Mitbegründer von mehreren Lokalen Aktionsgruppen zu ländlicher Entwicklung. Email: [email protected]

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Timo Kaphengst, Ecologic Institut

Abstract: Die Biomasse in der Regulierungsfalle ? Von der Komplexität einer nachhaltigen Nutzung der Bioenergie

Der großen Biokraftstoff-Euphorie der frühen 2000er Jahre ist mittlerweile eine deutliche Ernüchterung gewichen. Lange galten die Biokraftstoffe als Wunderwaffe gegen den Klimawandel, als Garant für Energiesicherheit und als neue, lukrative Einkommensquelle für die Landwirtschaft. Doch mittlerweile überwiegt zumindest in der EU die Diskussion über eine Nachsteuerungspolitik, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Biokraftstoff-Expansion einzudämmen. Auch bei der Produktion von Biomasse für Biogas und der energetischen Verwendung von Holz ist deutlich geworden, dass die Verfügbarkeit von Land und die Flächenkonkurrenz mit anderen Nutzungsformen die limitierenden Faktoren des weiteren Ausbaus sind. Eine ganze Reihe von Gesetzen, Regelungen, Standards und (privaten) Zertifizierungssystemen auf unterschiedlichen Ebenen sind entstanden, um entlang der Wertschöpfungskette von Biomasse eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern und sicherzustellen. In diesem Vortrag werden die wesentlichen Nachhaltigkeitsprobleme der Biomassenutzung benannt, um nachfolgend die unterschiedlichen Regulierungsansätze insbesondere auf EU und auf deutscher Ebene zu diskutieren. Ein besonderer Schwerpunkt wird hierbei auf die Rolle von Standards und Zertifizierungssysteme gelegt. Abschließend wird ein kurzer Ausblick auf die Zukunft der Biomassenutzung vor dem Hintergrund globaler Megatrends und aktueller politischer Entwicklungen gegeben.

Zur Person

Timo Kaphengst ist Fellow und koordiniert die Bereiche Biodiversität und Wald am Ecologic Institut. Im Rahmen seiner Projekte zu internationaler und europäischer Biodiversitätspolitik, zu Auswirkungen von Landnutzung und Landnutzungsänderungen und zu Bioenergie legt er seinen Schwerpunkt auf umweltökonomische Inhalte. Basierend auf seiner breiten Expertise hält Timo Kaphengst regelmäßig Vorträge zu umwelt- und entwicklungspolitischen Themen

im akademischen Bereich und für zivilgesellschaftliche Organisationen. Außerdem ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von zwei aktuell im Rahmen der Sozialökologischen Forschung (SÖF) geförderten Projekten: Biofuel as Social Fuel (http://www.biofuel-socialfuel.de) und Erneuerbare-Energien-Regionen (http://www.ee-regionen.de/index.php?id=15&L=0). Zuvor arbeitete Timo Kaphengst am Leibnitz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) an einem Projekt zur Modellierung regionaler Biomassepotenziale, bei dem er für die betriebsökonomischen Inhalte der Biomasseerzeugung zuständig war. Timo Kaphengst studierte Landschaftsökologie und Naturschutz an der Universität Greifswald. Dort entwickelte er auch sein ausgeprägtes Interesse an theoretischen und angewandten Aspekten der Umweltethik. Email: [email protected] Webseite: http://ecologic.eu/

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3.3.1 Abschlussbericht der Arbeitsgruppe

Von Katrin Zocher

Nach dem Tsunami-Unglück und der damit einher gegangenen Kernkraftwerkskatastrophe in Fukushima (Japan) wurde eine Neubewertung der Risiken für eine weitergehende Nutzung der Atomkraftwerke als Energielieferanten in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse der Ethik- und der Reaktor-Sicherheitskommission lieferten zwar die Erkenntnisse, dass die deutschen Kraftwerke deutlich robuster und auch ertragreicher sind, aber die Schäden, im Falle eines Unglückes, zumindest gleichermaßen unbeherrschbar seien. Aus diesem Grunde wurde in dem „Entwurf eines Dreizehnten Gesetztes zur Änderung des Atomgesetzes“ festgelegt, sämtliche Kraftwerke bis Ende 2022 gestaffelt abzuschalten. Mit dem Beschluss jener Änderungen fällt der größte Brocken der Energiegewinnung in deutschen Gefilden weg. Dies stellt die Strom- und Energielieferanten sowie die Bundesregierung vor die Herausforderung bis zum Ablauf dieser Frist neue adäquate Quellen zu finden, um eine gesicherte Energielieferung weiterhin gewährleisten zu können. Unter jenen Gesichtspunkten und dem der Klimakonventionen, wie etwa dem Kyoto-Protokoll, bieten sich erneuerbare Energiequellen als eine mögliche Alternative an.

Das Bundesland Brandenburg verfolgt dementsprechend in seiner Umwelt- und Klimapolitik eine deutliche Ausweitung der Erneuerbaren im energetischen Sektor. Nicht zuletzt wegen des neuen Heizkraftwerks des schwedischen Unternehmens Vattenfall für Berlin-Brandenburg rückt, neben Solar- und Windkraftanlagen, Biomasse zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Nach eigenen Angaben wird dieses Kraftwerk bis zu 150 Megawatt Fernwärme erzeugen können. Die dafür benötigten Brennmaterialien sollen hauptsächlich aus Kurzumtriebsplantagen stammen. Das Bundesland Brandenburg verfügt derzeit über circa 210.000 Hektar Brachland: das sind zum Teil kaum für den Nahrungsmittelanbau nutzbare Flächen, die sehr sandig beschaffen sind, oder die als Naturschutzgrünlandflächen eingetragen sind, die potenziell für den Anbau von Kurzumtriebsplantagen genutzt werden könnten.

Diese zwei Aspekte waren Grund genug und bildeten schlussendlich die Rahmenbedingungen für eine genauere Beschäftigung mit der Wertschöpfungskette der Agrarhölzer während der Sneep-VÖW-Sommerakademie „Nachhaltige Wertschöpfungsketten“ . Nachhaltig wird in diesem Zusammenhang als soziale, ökologische und ökonomische Positiv- Bewertung verstanden. Eine Wertschöpfungskette ist ein Abbild der chronologisch handelnden Akteure und ihres geleisteten Beitrages während der Entstehung, der Verarbeitung, des Vertriebes und der Nutzung eines Produktes. Bei der Bereitstellung der Energie aus Hackschnitzeln beginnt der Prozess bei der Aquiditierung der zu verarbeitenden Hölzer. Jene werden als Setzlinge vom jeweiligen Landwirt in den Boden gepflanzt und nach drei Jahren zum ersten Mal geerntet. Somit ergeben sich fünf bis sieben Ernten bis die Setzlinge komplett erschöpft sind. Anschließend erfolgt die direkte Verarbeitung in Hackschnitzel, welche nach einem Trocknungsprozess in einem Heizwerk verbrannt werden.

Generell kann die Energiegewinnung durch Agrarhölzer in drei unterschiedlichen Größenordnungen bzw. Geschäftsmodellen ablaufen.

1) Zunächst die autonome Nutzung durch Landwirte, welche auf Grund bestimmter Gegebenheiten einen bis zehn Hektar Land zur Verfügung haben. Sie könnten hier die

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Agrarhölzer anpflanzen und durch eine eigene Verbrennungsanlage den Hof eigenständig, ganzjährig mit Wärme versorgen.

2) Landwirte mit einer größeren Anbaufläche für Kurzumtriebsplantagen haben die Möglichkeit das gewonnene Holz an Heizkraftwerke oder Energieanbieter zu verkaufen um damit Erträge einzufahren. Man spricht hier von einer geschätzten Bodenfläche von bis zu fünfzig Hektar.

3) Ein ganz anderes Modell ist die auch von Vattenfall verwendete Methode der zentralisierten Struktur. In diesem gehen Landwirte langfristige Verträge (ca. 20 Jahre) mit den jeweiligen Energieanbietern ein. Im Gegensatz der zuvor genannten Modellen werden hier die Pflanzkosten, Ernte sowie der Transport vollständig von Vertragspartnern wie Vattenfall übernommen. Dem Landwirt erbringt nur Leistungen während der Vorbereitungs- und Anwuchsphase, die eventuell durch spätere Pflegemaßnahmen ergänzt werden.

Jedes dieser Modelle bietet seine Vor- und Nachteile. Im Hinblick auf die Bewertung der Nachhaltigkeit muss zudem unterschieden werden, welches die potenzielle Alternative wäre. In der nachstehenden Scorecard wird das Kürzel BL als die Alternative Brachland und das Kürzel NM für die andere Alternative Nahrungsmittelanbau verwendet. Des Weiteren steht das Minus für eine negative Bewertung, die Null für keine Auswirkungen oder nur im geringen Maße und das Plus für einen positiven Einfluss auf die jeweiligen Indizes.

Die erste Scorecard beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Ökologie. Dieser ist zu entnehmen, dass Energie aus Kurzumtriebsplantagen zwar im Generellen durchaus in allen drei Modellen eine positive Wirkung auf das Klima hat, denn Biomasse gilt gegenüber anderen Energiequellen, wie etwa Kohle, im Allgemeinen als CO2-neutral. Nichtsdestotrotz werden durch die Verwendung von diversen Maschinen und den Transports des Holzes zu den Heizkraftwerken dennoch Schadstoffe ausgestoßen. Im Falle des neuen Heizkraftwerkes des Unternehmens Berlin-Brandenburg ist dies kein unerheblicher Faktor. Dieses braucht eine sehr große Ressourcenzufuhr, was allein durch den regionalen Anbau nicht gewährleistet werden kann. Das heißt, es müssten Importe aus dem Ausland, wie etwa Kanada, Osteuropa und Afrika getätigt werden, wobei die positiven Klimawirkungen durch diese Transporte deutlich sinken würden. Es muss sich also im Speziellen angeschaut werden, inwieweit und in welcher Höhe, im Vergleich zu anderen Energieressourcen, Importe von Hackschnitzeln sich positiv auf das Klima auswirken. Des weiteren sollte angeführt werden, dass zwar Kurzumtriebsplantagen durchaus förderlich für die Rekultivierung der Böden sind, durch das Fallen der Blätter und durch die Eigenschaft der Agrarhölzer dem Boden Cadmium zu entziehen, aber diese auch sehr viel Wasser für ihren Wachstum benötigen. Das bedeutet, je größer der Ertrag eines Hektar Lands sein soll, umso größer ist auch dessen Wasserverbrauch. Der Anbau von Robinien und Pappeln hat jedoch gegenüber den Anbau von Nahrungsmitteln wie Roggen den Vorteil, dass sie deutlich widerstandsfähiger sind. Infolgedessen müssen dabei deutlich weniger Dünger und Spritzmittel gegen Schädlinge verwendet.

Aus einer ökologischen Sichtweise könnte man die Anlegung von Kurzumtriebsplantagen durchaus befürworten, aber nur unter dem Umstand, dass die Alternative der Anbau von Nahrungsmitteln wäre. Im Falle des Brachlandes als Alternative ist von einer Bepflanzung des Bodens mit Agrarhölzern abzusehen, da der Eingriff in ein bestehendes Ökosystems als nachteilig anzusehen wäre.

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1. Scorecard: Ökologie

Die zweite Scorcard beschäftigt sich mit der ökonomischen Sichtweise einer Kurzumtriebsplantage. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bewirtschaftung der Böden ist die Entscheidung für eine Kurzumtriebsplantage mit langfristigen Konsequenzen verbinden. Die Verwendung der Fläche für Agrarhölzer birgt zum Teil ein hohes Investitionsrisiko, vor allem im Bereich der Eigenbewirtschaftung (Modell 1 und 2) und anschließendem Verkauf an Heizkraftwerke. Die Anschaffung der Setzlinge fordert von den Landwirten anfänglich ein sehr hohes Kapitalaufgebot. Durch die Ernten, welche nur alle drei bis fünf Jahre erfolgen, wird der Break-Even-Point erst nach dreizehn bis fünfzehn Jahren erreicht. Im Vergleich zum Nahrungsmittelanbau fährt der Landwirt hier keine jährlichen Erträge ein. Ob er rentabel sein kann, hängt davon ab, wo sich das nächste Biomasseheizkraftwerk befindet. Entscheidend werden zukünftig auch die Förderungen durch das Land und den Bund nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) sein.

Im dritten Modell müssen die Energieanbieter erst intensive Überzeugungsarbeit leisten, damit die Landwirte ihre Felder den Großkonzernen Vattenfall oder RWE langfristig zur Verfügung stellen. Zusätzlich birgt eine zentralisierte Struktur das Risiko, dass die regionale Wertschöpfung gefährdet sein könnte. Die Landwirte werden zwar für die Pflege und die Bereitstellung der Fläche entlohnt, aber die Gewinne aus einer Kurzumtriebsplantage fließen vollständig dem jeweiligen Energieanbieter zu. Dies könnte mitunter bedeuten, dass der Region weniger Einnahmen als bei einer Bewirtschaftung im herkömmlichen Sinne zur Verfügung stehen, wenn die Energiepreise rasant ansteigen.

Indizes   Autonome Nutzung  Eigenproduktion und Verkauf 

Zentralisierte Struktur 

  BL  NM  BL  NM  BL  NM Biodiversität  

0  +/0  0/‐  +  ‐   + 

Klimawirkung  

+  +  +  +  +  + 

Grundwasser  

0  0  0/‐  0/‐  0/‐  0/‐ 

Schadstoffe (Dünger)  

0  +/0  0/‐  +  ‐  + 

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2. Scorecard: Ökonomie

Die letzte Scorecard beschäftigt sich mit der sozialen Fragestellung. Für die Regionalentwicklung könnte eine zentralisierte Produktion (Modell 3) eine deutliche Abnahme der Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung bedeuten. So würden bei einem Umstieg von Viehhaltung zu Kurzumtriebsplantagen circa fünfzig bis achtzig Arbeitsplätze weniger zur Verfügung stehen. Es wird in diesem Punkt aber davon ausgegangen, dass diese Jobmöglichkeiten bisher nur lokal vergeben wurden und nicht wie im Fall Vattenfall von billigeren, zumeist ausländischen Saisonarbeitern besetzt würden.

Die eigentlich wichtigere Frage nach der Nahrungsmittelkonkurrenz kann nicht anhand genereller Informationen beantwortet werden. Es hängt im Einzelnen davon ab, wie die Böden beschaffen sind und die Option von z.B. Roggen-, Obst- und Gemüseanbau besteht. Sollte sich herausstellen, dass der Boden nicht unbedingt für eine Kultivierung geeignet wäre, bestünde die potenzielle Möglichkeit diesen zu Rekultivieren durch eine erste Bepflanzung mit Agrarhölzern. Im nächsten Schritt kann der Anbau von Nahrungsmitteln erfolgen. Ein solcher Vorgang hätte durchaus einen positiven Einfluss, da im Endeffekt die regionale Wertschöpfung davon profitieren könnte.

3. Scorecard: Soziales

Ein Gesamtergebnis in Form einer generellen Befürwortung oder Ablehnung der Agrarhölzer kann es aufgrund der oben genannten, sehr unterschiedlichen Faktoren nicht geben. Es muss jeweils von Fall zu Fall entschieden werden. Die verschiedenen Scorecards können hierzu eine Hilfestellung bieten, sie sollten dabei entsprechend mit regionalen Informationen verknüpft werden.

Abschließend ist festzustellen, dass von Kurzumtriebsplantagen stammende Agrarhölzer ein Standbein für die Landwirte der Region Brandenburg bieten können, sie aber keine breite Lösung

Autonome Nutzung 

Eigenproduktion und Verkauf 

Zentralisierte Struktur 

  BL  NM  BL  NM  BL  NM 

Investitionsrisiko  

0  0  ‐  ‐  0  + 

Kapitalbindung  

0/‐  0/‐  ‐  ‐  0  0 

Regionale Wertschöpfung  

+/0  0  +  0  +/0  0/‐ 

Indizes   Autonome Nutzung  Eigenproduktion und Verkauf 

Zentralisierte Struktur 

  BL  NM  BL  NM  BL  NM 

Regional‐entwicklung   

0  0  +  0  +/0  0/‐ 

Nahrungsmittel‐konkurrenz  

0  0  0  ?  0  ? 

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zur Energiegewinnung darstellen, die für einen vollständigen Verzicht von fossilen und mineralisch-fossilen Energielieferanten garantieren könnte.

An dieser Stelle soll auch darauf hingewiesen werden, dass letztlich ich immer noch der Konsument entscheidet, welche Energieform er für seinen Haushalt nutzt. In einigen Statistiken und Analysen zur Zahlungsbereitschaft für erneuerbare Energien hat sich jedoch gezeigt, dass diese für Energie aus Biomasse bisher noch deutlich geringer ist als jene, die aus Windkraft- oder PV-Anlagen gewonnen wird. Zukünftig muss auch der Endverbraucher stärker aufgeklärt werden, damit Agrarhölzer eine Chance haben sich durchzusetzen, wenn die Nachhaltigkeit von Kurzumtriebsplantagen unter den jeweiligen Umständen als positiv bewertet wird.

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3.3.2 Abschlusspräsentation der Arbeitsgruppe

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4 Instrumente 4.1 Einführung & Carbon Footprints

Dr. Katharina Plassmann, Johann Heinrich von Thünen-Institut

Abstract: Einführung & Carbon Footprints

Die Umwelt- und Klimawirkung unseres täglichen Konsums ist in den letzten Jahren vermehrt in das Bewusstsein vieler Konsumenten gerückt. Gleichzeitig sind Unternehmen verstärkt unter Druck, sich der Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz anzunehmen, was sich zum einen durch die verstärkte Nachfrage der Konsumenten, zum anderen durch neue und zu erwartende Regularien und Verordnungen erklärt. Vor diesem Hintergrund ist die Anzahl von entsprechenden Initiativen und Produkt-Labeln stark angestiegen. Carbon Footprints von Produkten haben sich als ein Instrument entwickelt, mit dem die Klimawirksamkeit bestimmt, bewertet und kommuniziert werden kann, um so in Zusammenarbeit von Unternehmen und Konsumenten einen klimaverträglicheren Konsum zu fördern. Dabei wird die Summe der Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bestimmt, also von der Gewinnung der Rohmaterialien bis hin zu Verbrauch und Entsorgung. Gleichzeitig steigt auch die Nachfrage nach nachhaltig zertifizierten Produkten stark an (z.B. Fairtrade, Rainforest Alliance, UTZ Certified, Round Table on Sustainable Palm Oil, …). Nach einer kurzen Einleitung in die Thematik werden einige internationale, öffentliche und private Carbon Footprinting-Initiativen vorgestellt und erklärt, wie die Berechnungen durchgeführt werden. Zudem werden verschiedene Ansätze diskutiert, die zurzeit für die Kommunikation der Ergebnisse auf Produkt-Labeln genutzt werden. Fallbeispiele werden benutzt um aufzuzeigen, wo Schwerpunkte der Emissionen entlang von Wertschöpfungsketten liegen, und um den Einfluss der gewählten Berechnungsmethode auf das Ergebnis zu bewerten. Der Einfluss des Transports von Waren auf die Treibhausgasbilanz wird auch anhand von Beispielen aufgezeigt, um zur Diskussion um regionale oder globale Wertschöpfungsketten beizutragen.

Zur Person

Dr. Katharina Plassmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Agrarrelevante Klimaforschung des Johann Heinrich von-Thünen-Instituts, Bun-desforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei. Sie beschäftigt sich v.a. mit Carbon Footprinting und Klimakennzeichung von landwirtschaftlichen Produkten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei bei Entwicklungsländern und ihren besonderen Herausforderungen. Weitere Arbeiten befassen sich mit der Frage, wie Treibhausgasemissionen von landwirtschaftlichen Produkten gesenkt werden können. Zuvor hat sie sowohl in der Ökobilanzgruppe der Agroscope (ART) in Zürich und an der Bangor

University in Wales geforscht.

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Email: [email protected] Webseite: www.vti.bund.de/

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4.2 Life Cycle Assessment

Juliane Franze, GreenDeltaTC GmbH

Abstract: Ökobilanzen als Instrument zur ökologischen Bewertung von Produkten

Der Vortrag befasst sich mit dem theoretischem Konzept und der praktischen Umsetzung von environmental life cycle assessments, zu Deutsch Ökobilanzen. Nach einer kurzen Einführung erfolgt eine praxisnahe Erläuterung der vier Phasen einer Ökobilanz nach der ISO-Richtlinie ISO 14040. Es wird erklärt wie eine Ökobilanz aufgebaut ist, welches die einzelnen Schritte bei der Durchführung einer Ökobilanz sind und welchen Herausforderungen man sich stellen muss. Ferner wird auf die Stärken und Schwächen der Ökobilanz hingewiesen. Es soll herausgestellt werden, dass Ökobilanzen zwar ein geeignetes Instrument sind, um Umweltwirkungen von Produkten, Dienstleistungen oder Betrieben umfassend darzustellen, sie aber auch durch Systemgrenzen, Annahmen, Allokationsmethoden, etc. manipulierbar sind. Als praktisches Beispiel wird eine Ökobilanz eines Laptops, der nach dem EU Ecolabel zertifiziert wurde vorgestellt. Die Studie wurde von GreenDeltaTC im Auftrag der belgischen Regierung durchgeführt und im Frühjahr 2011 veröffentlicht. Die Ökobilanz wurde ausgewählt, da Elektronikprodukte eine große Umweltrelevanz besitzen, ein Bewusstsein in der Gesellschaft aber eher nicht besteht. Es wird erläutert in welchen Lebenszyklusphasen die größten Umweltschäden verursacht werden und diskutiert wie sich diese Wirkungen reduzieren lassen. Abschließend gibt es ein kleines Quiz, das Bezug auf das Thema Ökobilanzierung nimmt. Das Quiz verfolgt das Ziel, Bewusstsein über ökologische Wirkungen von Produkten zu schaffen. Es zeigt, dass augenscheinlich“ grüne“ Produkte nicht immer umweltfreundlicher als ihre Produktalternativen sind, wenn der gesamte Lebensweg betrachtet wird

Zur Person

Diplom Ökonomin Juliane Franze studierte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Wirtschaftswissenschaften mit ökologischem Schwerpunkt. Seit 2009 ist sie als Projektmanagerin für die Nachhaltigkeitsberatungs- und Softwareentwicklungsfirma GreenDeltaTC in Berlin tätig. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die Erstellung von environmental und social life cycle assessments (E- und S-LCAs). Sie ist Leiterin der Abteilung für soziale Nachhaltigkeitsberatung und hat eine der ersten S-LCA-Studien erstellt. Zudem entwickelte sie eine Methode zur Bewertung

sozialer Wirkungen. Darüber hinaus ist Frau Franze Mitglied in der UNEP Arbeitsgruppe zu social LCA. Email: [email protected] Webseite: www.greendeltatc.com

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4.3 Einführung sozialer Standards in globale Wertschöpfungsketten

Sebastian Siegele und Maren Knolle, Sustainability Agents

Abstract: Einführung sozialer Standards in globale Wertschöpfungsketten

Seit knapp 20 Jahren wird versucht Sozialstandards über Verhaltenskodizes „einzuführen“, „sicherzustellen“ oder „durchzusetzen“, ohne dass hierdurch dem Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter und ihren Familien zu verbessern, näher gekommen werden konnte. Der Diskurs stagniert. Weiterhin wird sich ausschließlich auf nur ein notwendiges Teilelement – Sozialstandards – konzentriert. Fernab von jeglicher Realität in den Produktionsstätten werden viel Zeit und Kosten investiert, um sich auf widerspruchsfreie und stakeholderorientierte Standarddokumente zu einigen. Alleine die Entwicklung des ISO 26000 hat mehr als acht Jahre benötigt, ohne dass der qualitative Unterschied zu anderen vergleichbaren Dokumenten, wie z.B. dem zuvor unter nahezu ebenso viel Aufwand entwickelten Guidance Document for SA8000 offensichtlich wird, und ohne dass die Anwendbarkeit in den Produktionsstätten im Rahmen der Entwicklung überprüft wurde. Auf die Hauptaufgabe der Gestaltung von sozialen Beziehungen entlang der globalen Wertschöpfungsketten wird nicht fokussiert. Im Gegenteil. Mit den gegenwärtigen Ansätzen wird die soziale Problematik einseitig in die Wertschöpfungskette delegiert, unter Anwendung der selben Logik und Methoden wie auch Kosten-, Qualitäts-, Logistik-, Umwelt- und anderen Risiken in die Wertschöpfungskette delegiert werden. Arbeiter und Manager der Produktionsstätten werden marginalisiert. Sie haben keinen Anteil am Diskurs. Ihr Ruf nach Transparenz in beide Richtungen der Wertschöpfungskette und Teilhabe wird ignoriert. Im Vortrag wird die soziale Problematik entlang globaler Wertschöpfungsketten aus anderen Blickwinkeln beleuchtet. Gängige Erklärungs- und Lösungsmodelle werden in Frage gestellt. Alternative und effektive Lösungsansätze werden aufgezeigt.

Literatur - Clean Clothes Campaign (2005): Looking for a quick fix. How weak social auditing is

keeping workers in sweatshops. Amsterdam: Clean Clothes Campaign, http://www.ci-romero.de/fileadmin/media/informieren-themen/studien/kleidung/quick_fix.pdf.

- International Organization for Standardization (2010): ISO 26000:2010. Guidance on Social Responsibility, http://www.iso.org/iso/iso_catalogue/management_and_leadership_standards/social_responsibility/sr_discovering_iso26000.htm#std-1.

- Knolle, Maren (2008): Implementierung von Sozialstandards in Wertschöpfungsketten. Formen und Erfolgsfaktoren. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.

- Knolle, Maren (2011): Nachhaltiges Wirtschaften durch Kooperation und Partizipation? In: Heinrichs, H.; Kuhn, K. & Newig, J. (Hrsg.): Nachhaltige Gesellschaft. Welche Rolle für Partizipation und Kooperation? Wiesbaden: VS Verlag, S. 80-97.

- Locke, R.; Qin, F. & Brause, A. (2006): Does Monitoring Improve Labor Standards? Lessons from Nike. MIT Sloan Working Paper, 4612-06, http://www.hks.harvard.edu/m-rcbg/CSRI/publications/workingpaper_24_locke.pdf.

- Siegele, S. (2011): Why is Responsible Logistics at your desk? Baltic Transportation Journal 2/2011, page 29-31, www.baltic-press.com/index.php.

- Social Accountability International (2004): Guidance Document for Social Accountability 8000, http://www.sa-intl.org/_data/n_0001/resources/live/2004SAIGuidanceFinal.pdf.

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Sebastian Siegele, Sustainability Agents

Sebastian Siegele, Gründer und Eigentümer von Sustainability Agents, greift auf eine langjährige Expertise zurück. Auf Basis seiner vielfältigen berufspraktischen Erfahrungen hat er sich seit 1999 auf die Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter der Produktionsstätten in globalen Wertschöpfungsketten spezialisiert. Er hat auf diesem Gebiet mit allen großen deutschen Einzelhändlern und einigen der bedeutendsten Industrieunternehmen zusammengearbeitet. In 15 Ländern in Osteuropa und Asien haben mehrere tausend Lieferanten aus den

unterschiedlichsten Sektoren an seinen Projekten teilgenommen. In mehreren hundert Produktionsstätten hat er die verbesserte Umsetzung von Sozialstandards begleitet. Er versteht es, das Thema soziale Beziehungen entlang von Wertschöpfungsketten über alle Organisationsebenen hinweg zu vermitteln. Email: [email protected] Webseite: www.sustainabilityagents.com

Maren Knolle, Sustainability Agents

Maren Knolle Phd Cand. ist Beraterin für die soziale und ökologische Optimierung von Produktionsketten in der Bekleidungsindustrie. Sie hat in Lüneburg (Deutschland) und Toledo (Spanien) Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Umweltmanagement und -kommunikation studiert. Bei der Otto Group war sie von 2003-2004 im Bereich Marketing sozialverträglich und ökologisch hergestellter Kleidung aktiv. In Indien sammelte sie anschließend Erfahrungen im Bereich des Anbaus von Bio-Baumwolle bei der Firma bioRe Ltd. Von 2006-2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Umweltkommunikation an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2008-

2010 war Maren Knolle Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie promoviert mit Unterstützung der Stiftung zum Thema "Einfluss partizipativer Organisationsstrukturen auf die Implementierung und Einhaltung von Sozialstandards. Eine empirische Analyse chinesischer Zulieferbetriebe in der Textilindustrie". Bei Sustainability Agents arbeitet im WE Projekt als Coach für die chinesischen Trainerteams. Email: [email protected] Webseite: www.sustainabilityagents.com

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Fotos des Rollenspiels:

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5 Governance/ Koordinations- und

Durchsetzungsproblematik

Dr. Christian Dietsche, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

Abstract: Umweltgovernance in globalen Wertschöpfungsketten

Die Produktion von Konsumwaren in Entwicklungs- und Schwellenländern ist oft mit weitreichenden Umweltproblemen verbunden. Für europäische Einzelhändler, Importeure und Markenanbieter können sich hieraus geschäftliche Risiken ergeben – beispielsweise durch negative Berichterstattung oder rechtliche Sanktionierung. In dem Vortrag wird diese Thematik am Beispiel des globalen Handels mit tropischen Garnelen und Ledererzeugnissen behandelt. Viele deutsche Unternehmen versuchen, den Produktionsprozess in der Wertschöpfungskette zu kontrollieren und Anforderungen an Produktqualität und Produktionsweise bei ihren Lieferanten durchzusetzen. Um der Frage nachzugehen, welche Rolle Umweltschutz- und Qualitätsbelange bei der Organisation globaler Lieferbeziehungen einnehmen, wird in dem Vortrag ein Konzept der Umweltgovernance vorgestellt. Im Zentrum des Konzepts steht die Frage, auf welche Weise und unter welchen Bedingungen umweltbezogene Parameter in globalen Wertschöpfungsketten durchgesetzt werden. Hierbei zeigen sich große Unterschiede: Während sich viele Importeure bei der Koordination ihrer Lieferbeziehungen in erster Linie am Preis orientieren und keinerlei Einfluss auf die Umweltbedingungen am Anfang der Lieferkette nehmen, wirken anderen Unternehmen mit Hilfe von Audits und Zertifizierungssystemen direkt auf die Umweltbedingungen an den Produktionsstandorten ein. Die Ausprägung der Umweltgovernance hängt dabei von verschiedenen Einflussfaktoren ab: Von großer Bedeutung sind etwa institutionelle Einflüsse – so veranlasst eine effektive staatliche Kontrolle von Schadstoffgrenzwerten Unternehmen dazu, Produktstandards durchzusetzen. Erschwert wird Umweltgovernance dagegen etwa durch eine starke Fragmentierung der Lieferkette, die eine direkte Kontrolle umweltrelevanter Produktionsschritte verhindert.

Zur Person

Dr. Christian Dietsche studierte Geographie, Soziologie und Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 2005 war er als freier Mitarbeiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie tätig und arbeitete anschließend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Geographischen Instituten der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Universität zu Köln, an denen er unter anderem ein Projekt zu Corporate Social Responsibility in globalen Wertschöpfungsketten durchführte. Seit September 2010 arbeitet Christian Dietsche am Institut für ökologische

Wirtschaftsforschung (IÖW) zu den Themen Unternehmensverantwortung, Umwelt- und Sozialstandards, Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie Social Entrepreneurship. Email: [email protected] Webseite: www.ioew.de

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6 Globale Gewerkschaften und soziale Standards

in globalen Wertschöpfungsketten?

Julian Wenz, Freie Universität Berlin

Abstract: Globale Gewerkschaften und soziale Standards in globalen Wertschöpfungsketten?

Die Auswirkungen der globalisierten Weltwirtschaft auf die natürlichen Lebensgrundlagen, auf Sozialstrukturen und globale Ungleichgewichte sind seit den 1990er Jahren zu einer der zentralen wissenschaftlichen und öffentlichen Auseinandersetzungspunkte geworden. Während für die einen die Globalisierung der Weltwirtschaft vor allem Chancen auf Wachstum und Wohlstand birgt, weist eine globalisierungskritische Sicht auf die damit verbundenen ökologischen Verwerfungen, sozialen Fragmentierungen und Exklusionstendenzen hin. Vor allem auch die öffentlichen Skandale um Arbeitsbedingungen in den globalen Wertschöpfungsketten multinationaler Konzerne (MNK) weisen in wiederkehrender Regelmäßigkeit auf die Abwesenheit eines verbindlichen globalen Arbeitsrechts und defizitäre transnationale Regulierung hin. Initiativen wie die Etablierung von standardisierten Verhaltenskodizes durch internationale Organisationen wie z.B. der „Global Compact“ der UN oder die „Richtlinien für multinationale Unternehmen“ der OECD sind Versuche, dieser Problematik durch freiwillige, unverbindliche Ansätze zu begegnen („Soft Law“). Vor allem in Reaktion auf Skandale und öffentlichen Druck verpflichteten sich viele Unternehmen im Rahmen von CSR- Maßnahmen zur Einhaltung und Kontrolle dieser Kodizes oder implementierten solche unlilateral. Diese relativ unverbindlichen Verhaltenskodizes werden von NGOs und vor allem auch von Seiten der internationalen Gewerkschaftskonföderationen aufgrund ihrer mangelnden Effektivität und Transparenz kritisiert, da sie sich zumeist der Kontrolle externer Akteure entzögen und als PR-Tool missbraucht würden. Mit den sich seit der Jahrtausenwende stark verbreitenden „Internationalen Rahmenvereinbarungen“ wird ein Ansatz vorgestellt, mit dem internationale Gewerkschaftsföderationen versuchen, den zu diskutierenden Unzulänglichkeiten freiwilliger Verhaltenskodizes durch stärkere Kontroll- und Mitwirkungsrechte im Rahmen einer vertraglichen Institutionalisierung von arbeitsrechtlichen Standards beizukommen. Möglichkeiten und Grenzen dieses „private-governance“- Ansatzes sollen hierbei problemorientiert anhand von Beispielen aus der empirischen Forschung diskutiert werden.

Zur Person

Julian Wenz (MA) arbeitet zurzeit in Hamburg in einem Beratungsunternehmen und beschäftigt sich hier vor allem mit Corporate Social Responsibility und arbeitsmarktpolitischen Fragestellungen. Zudem arbeitet er als freier Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeitssoziologie der Humboldt- Universität Berlin an einem Forschungsprojekt zu Leiharbeit. Er hat in Kassel, Berlin und Madrid Politikwissenschaften und Soziologie studiert und sich hier intensiv mit Fragen der nationalen wie internationalen Arbeitsbeziehungen auseinandergesetzt. In seiner Masterarbeit führte er Fallstudien in multinationalen Unternehmen durch

und untersuchte die Möglichkeiten und Grenzen einer Einbindung internationaler Gewerkschaften in Implementierung von Arbeitsstandards und deren Durchsetzung in globalen Wertschöpfungsketten. “ Email: [email protected]

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7 Aktivitäten und die Motivation von Global Gap im Bereich der Einführung von Standards für globale Wertschöpfungsketten

Dr. Friedrich Lüdeke, FoodPLUS GmbH, GLOBALG.A.P.

Abstract: Initiativen zur Standardsetzung in globalen Wertschöpfungsketten

Keine andere Branche wird durch globalisierte Märkte so stark herausgefordert wie der primäre Lebensmittelbereich. GLOBALG.A.P. (ehemals EUREPGAP) hat sich als ein Referenzstandard für gute Agrarpraxis am Weltmarkt etabliert, bei dem Verbrauchererwartungen Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion sind. Der Standard findet in einer schnell wachsende Zahl von Ländern Anwendung – zur Zeit in mehr als 80 Länder auf allen Kontinenten.

• GLOBALG.A.P. ist eine privatwirtschaftliche Organisation, die weltweit freiwillige Standards zur Zertifizierung von landwirtschaftlichen Produkten setzt. Ziel ist es, EINEN Standard für gute Agrarpraxis zu etablieren, der mit verschiedenen Produktanwendungen für die gesamte Landwirtschaft in der Welt zum Einsatz kommt.

• GLOBALG.A.P. ist ein so genannter „pre-farm-gate standard“, d.h. heisst das Zertifikat deckt den Produktprozess von der Aussaat oder Fütterung über alle folgenden landwirtschaftlichen Tätigkeiten bis zum Zeitpunkt der Auslieferung ab. GLOBALG.A.P. ist eine “Business-to-Business”-Marke, und daher für Verbraucher nicht direkt sichtbar.

• Die GLOBALG.A.P. Zertifizierung wird von mehr als 100 unabhängigen und anerkannten Zertifizierungsstellen in über 80 Ländern durchgeführt. Sie steht allen Produzenten weltweit offen.

Viele Nahrungsmittel stammen von Kleinbauervereinigungen, auch aus Entwicklungsländern. Die GLOBALGAP Standardanforderungen finden überall auf der Welt in gleicher Weise Anwendung. Aus strukturellen Gründen haben Kleinbauern oft größere Schwierigkeiten, die gestellten Anforderungen zu erfüllen. In der Vergangenheit wurde deshalb bei der Implementierung des Standards ein höherer Zeitaufwand benötigt. Dadurch liefen Kleinbauern Gefahr, den Marktzugang zu verlieren. Kleinbauern können sich zu einer Gruppe zusammenschließen und gemeinsam ein Zertifikat erhalten. Für viele Kleinbauern ist die Teilnahme an einer Gruppenzertifizierung manchmal die einzige Möglichkeit, von attraktiven nationalen und internationalen Marktchancen zu profitieren.

Zur Person

Email: [email protected]

• Geboren und aufgewachsen auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Wietzen, Niedersachsen

• Ausbildung zum Landwirt • Fachhochschuldiplom, Witzenhausen, Dipl.Ing.agr. • Promotion an der University of Newcastle upon Tyne, England,

PhD (Dr.sc.agr.) • Berater im Bereich Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement

bei der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft (Non-Profit Organization)

• Seit 2004 Trainer und technischer Experte für GLOBALG.A.P. • Seit 2007 selbstständig, Assured Production Consult

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8 Einführung in die ethikgeleitete Auseinandersetzung mit Wertschöpfungsketten

Prof. Dr. Volker Beusmann, Universität Hamburg

Abstract: Titel des Vortrags: Einführung in die ethikgeleitete Auseinandersetzung mit WSKs Einleitend werden Begriffe und deren Beziehungen erläutert. Der Blick auf ethische Dimensionen richtet sich auf 1. Die Verantwortung des Individuums, 2. Institutionen, 3. Herausforderungen für den verantwortungsvollen Umgang mit großer Komplexität, Unsicherheit und Wertevielfalt sowie steigenden Mitgestaltungswünschen der Bevölkerung und 4. Kommunikation. Moral umfasst die Sitten und Gebräuche einer Kultur, Kulturen unterscheiden sich in ihren Moralvorstellungen. Ethik befasst sich wissenschaftlich mit Moral, sie fragt u.a. kritisch-reflexiv nach Normen „guter“ Moral und nach Verfahren zu ihrer Entwicklung. Technikfolgenabschätzung (TA) ist eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass die Menschen technisch immer schneller immer mehr können, dass damit aber auch unerwartete und unerwünschte Nebenfolgen (Klimawandel, Biodiversität, soziale Ungleichheit) sowie das Potential zum Missbrauch, z.B. als Waffen oder zur Ausbeutung von Menschen und Natur, wachsen. Partizipative TA dient – wie eine Folgen- und Diskursethik der Technik - der Analyse, Bewertung und Untersuchung von Gestaltungsoptionen von Technologien und ihrer Konsequenzen für Gesellschaft und Natur unter Beteiligung Betroffener zur Vorbereitung gesellschaftlich verantwortbarer und legitimierter Entscheidungen. Institutionen werden als informelle und formale Spielregeln einer Gesellschaft verstanden, letztere bilden den Rechtsrahmen. Governance umfasst vertikal die politischen Entscheidungsebenen von der lokalen ggf. bis zur Weltebene, horizontal die jeweiligen Einflussstrukturen gesellschaftlicher Gruppen. Die Verantwortung des Individuums bleibt in stark arbeitsteiligen, teils weltweit organisierten WSK ebenso notwendig wie die Schaffung und Weiterentwicklung fairer Spielregeln. Respekt vor anderen Kulturen, faire Teilhabe an der Gestaltung und Ernte von WSK-Erfolgen, Vorsicht und Vorsorge gegen Verletzbarkeiten sowie Förderung der Widerstandsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit in Natur und Gesellschaft durch eine Lernkultur, die versucht, Fehler zu minimieren, zugleich aber auf unerwartete Fehler transparent und konsequent durch Neugestaltung zu reagieren, sind Elemente eines Umgangs mit Komplexität, Unsicherheit und Nichtwissen auf dem Weg in eine nachhaltige Entwicklung.

Zur Person

Volker Beusmann, Dipl. Ing. agr., Dr. sc. agr. Univ. Göttingen; seit 1993 Professor für Technologiefolgenabschätzung der modernen Biotechnologie in der Pflanzenzüchtung und der Landwirtschaft im Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt der Universität Hamburg. Forschung und Lehre zur Technikfolgenabschätzung moderner Biotechnologien sowie zur Governance nachhaltiger Landnutzung im Klimawandel. Lehrangebote für Naturwissenschaftler und Lehramtsstudierende. Buchveröffentlichungen: „Ökologie transgener Nutzpflanzen.“ Campus Verlag: Frankfurt./M. und New York 1995 (mit Stephan Albrecht). „Transgene Nutzpflanzen – Sicherheits-forschung, Risikoabschätzung

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und Nachgenehmigungs-Monitoring“. Birkhäuser Verlag: Basel, Boston, Berlin, 2001 (mit Gesine Schütte und Susanne Stirn). „Ausweitung des Ökologischen Landbaus in Deutschland“. Landwirtschaftsverlag: Münster-Hiltrup 2004 (mit Heike Kuhnert und Peter Feindt). „Potenziale der Gentechnik bei Energiepflanzen.“ Bundesamt für Naturschutz-Skripten 258: Bonn, 2009 (mit Markus Schorling und Susanne Stirn).

Email: [email protected]

Webseite: www.biogum.uni-hamburg.de

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9 Podiumsgespräch - Möglichkeiten und Grenzen einer Förderung von Wertschöpfungsketten zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele

Weitere DiskussionsteilnehmerInnen waren Christine Chemnitz (Heinrich Böll Stiftung) und Dr. Lüdeke (GLOBALGAP).

Prof. Dr. Theo Rauch, Freie Universität Berlin

Zur Person

Als Wissenschaftler bin ich als Dipl.-Volkswirt und promovierter und habilitierter Wirtschafts- und Sozial-Geograph seit 1975 am Zentrum für Entwicklungsländer-Forschung (ZELF) des Instituts für Geographie der Freien Universität Berlin verankert. Eine zweite institutionelle Heimat habe ich am Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE) der Humboldt-Universität Berlin gefunden, dem ich mich seit 1988 eng verbunden fühle. Darüber hinaus bin ich als Lehrbeauftragter für die Universität Zürich tätig. Mein fachlicher Schwerpunkt lag seit jeher im Bereich der Entwicklungspolitik mit Fokus auf der ländlichen Entwicklung. Da diese nur

aus multi-dimensionaler Perspektive sinnvoll zu erfassen ist, knüpften sich daran folgende konkretere Forschungsthemen:

- Ökonomische Aspekte: Regionale Wirtschaftsentwicklung in ländlichen Räumen - Politisch-institutionelle Aspekte: Dezentralisierung, Kommunalentwicklung und regionale

Entwicklungsplanung - Gesellschaftliche Aspekte: Ländliche Sozialstrukturen, Livelihood-Systeme,

Basisorganisationen - Umweltaspekte: Management natürlicher Ressourcen in ländlichen Räumen.

Da menschliche und somit auch ländliche Entwicklung in Zeiten fortschreitender Globalisierung nur im weltwirtschaftlichen und polit-ökonomischen Kontext zu verstehen sind, beschäftige ich mich im Rahmen eines Mehr-Ebenen-Ansatzes auch mit der Thematik der Globalisierung (insbesondere Weltagrarmärkte) und mit der Rolle des Staates im Entwicklungsprozess. Meine regionalen Schwerpunkte liegen im südlichen und östlichen Afrika (Südafrika, Sambia, Tansania, Kenia, Äthiopien, Malawi). Mein Interesse an Entwicklungen in Südasien konzentrierte sich auf Nepal. Email: [email protected] Webseite: http://www.theorauch.de/

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Thesen von Prof. Rauch

Notwendigkeit: Ohne Berücksichtigung der WSK kein verlässlicher Marktzugang für KleinproduzentInnen in EL

Ziele: Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch effizientes WSK-Management Erhöhung des WS-Anteils der Erzeugerregion durch lokale Produktveredelung bzw.

Weiterverarbeitung Erweiterung des Marktzugangs für ärmere Kleinproduzenten

EZ-Beitrag: WSK-Analyse Upgrading (fokussiert) Förderung des Dialogs zwischen den Akteuren entlang der WSK zur Vereinbarung effektiver

und fairer Transaktionen Förderung lokal angepasster Technologien zur Veredelung bzw. Weiterverarbeitung Verbesserung der Anschlussfähigkeit marginaler KleinproduzentInnen durch Organisierung.

Grenzen und Umsetzungsprobleme:

Armutsbezug: Fokus auf die - meist privilegierten - Akteure innerhalb der WSK; Vernachlässigung derer, die keinen Marktzugang haben.

Breitenwirksamkeit: Fokus auf technisch ambitiöse, aber nur begrenzt beschäftigungswirksame Weiterverarbeitung. Vernachlässigung von Möglichkeiten einer breitenwirksamen Erhöhung des WS-Anteils der Primärproduzenten durch betriebsnahe WS-Schritte (Qualitätskontrolle, Verpackung, Lagern, Ort der Vermarktung, gemeinsame Vermarktung größerer Mengen).

Vertragstreue: schwierig herzustellen

Qualitätsanforderungen: oft nicht kontextgerecht.

Empfehlungen: Kombination von Livelihood-

Systems Ansatz und WSK-Ansatz: Von den Bedingungen der Erzeuger ausgehen!

Fokus auf breitenwirksame, betriebsnahe Maßnahmen zur Erhöhung des lokalen WS-Anteils.

Maklerrolle Aushandlung kontextgerechter

Qualitätsanforderungen.

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10 Evaluation Am Ende der Sommerakademie wurden Evaluationsbögen verteilt und später zusätzlich verschickt. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit in sieben Dimensionen eine Bewertung abzugeben und sechs Fragen nach Ihrer Einschätzung frei zu beantworten. Einige Aussagen aus dem insgesamt sehr positiven Feedback sind im Folgenden dokumentiert.

1. Referentenvorträge

Allgemein sehr positives Feedback, die Vorträge werden als sehr interessant eingeschätzt. Die Hälfte der Antworten entfallen jeweils auf „sehr gut“ und „gut“. Beklagt wird (zumindest 2 mal) ein mangelnder Praxisbezug.

sehr interessant, teilweise zu wenig Zeit für Diskussion (Schlange&Co)

Sehr ernährungslastig, aber aus meiner Sicht super!

Guter Mix unterschiedlicher Referenten

Mischung aus Theorie, Praxis und ‚Sustainable Agents‘ waren super

Generell, tolle und umfassende Themen, die der Größe des Themas gerecht wurden. Leider manchmal zu wissenschaftlich ohne Praxisbezug

Super! Und das alles ohne Budget!

Super Einzelverträge, hätten aber manchmal besser aufeinander abgestimmt sein können, z.B. die beiden Vorträge über Life Cycle Assessment. Über den Vortrag der Sustainability Agents lässt sich diskutieren, aber trotzdem ist es meiner Meinung nach einer der Inputs gewesen, von denen am meisten hängengeblieben ist. Nichtsdestotrotz waren alle Vorträge super vorbereitet und sehr passend zum Thema.

Hilfreich für die Gruppenarbeit und die Bewertung der Wertschöpfungsketten wäre noch ein Vortrag zu Methoden gewesen, wir haben uns manchmal sehr in inhaltlichen Details verloren. Der Vortrag von Prof. Beusmann ging ja in diese Richtung, wäre deshalb besser am Anfang der Woche gewesen.

Die meisten Referentenvorträge waren gut bis sehr gut. Ich hätte mir bei manchen Themen noch einen konkreteren und tieferen Einblick und einen größeren Praxisbezug gewünscht.

Auch wenn ich leider bei der Anzahl der Vorträge und durch meine allgemein etwas erschöpfte Verfassung mich nicht bei allen Vorträgen so gut konzentrieren konnte, fand ich doch im Allgemeinen, dass die Referenten nicht einfach über ihr Lieblingsthema geredet haben, sondern sich an ein scheinbar übergreifenderes Konzept von Inhalten gehalten haben. Das fand ich sehr wertvoll, da man dann auch am meisten mitnimmt als Teilnehmer, im Sinne einer Lehrveranstaltung und nicht einer Art Konferenz wo jeder Vortragende mal seine neuesten Meinungen und Ideen präsentiert.

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2. Referentenvorträge im Rahmen deiner Wertschöpfungskette

Auch hier ist das Feedback wieder recht positiv, obwohl die Kritik der einzelnen Arbeitsgruppen unterschiedlich ausfällt. Somit bewerten sieben TeilnerhmerInnen die Referntenvorträge als „sehr gut“ und drei als „gut“. Ein/e Teilnehmer/in war mit den Referentenvorträgen ihrer/ seiner WSK nicht zufrieden, nur leider ist nicht klar um welche WSK es sich handelt.

Sehr interessant

Viele neue Anregungen

WSK Nahrungsmittel: Hof Brodowik gut, Bio Company ok, bei Naturland schien es sich um eine Standardpräsentation zu handeln, die die Referentin vermutlich nicht selber gemacht hat, da sie über den Folieninhalt hinausgehende Fragen z.T. nur mittelmäßig gut beantworten konnte. Die Dame von Terra war zunächst recht ausschweifend und wollte nicht wirklich auf unsere Fragen eingehen, zum Schluss wurde es aber noch besser.

Top!

Interessante Einblicke, teilweise etwas zu langatmig

Super! Und das alles ohne Budget!

Gute Mischung aus Theorie und Praxis, auch wenn es nicht ganz so anwendbar war wie bei Lebensmittel und Textil, für mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin waren besonders die Vorträge der Institutsmitarbeiter interessant, interessant wäre noch ein Vertreter der Landwirte/oder deren Verbände gewesen, um auch den letzten Teil der Wertschöpfungskette zu erfassen. Die Sicht auf die spezifische Situation in Brandenburg war insbesondere in Hinblick auf die Aufgabenstellung sehr gut, dennoch fand ich es gut und wichtig, dass einer der Referenten auch die internationale Sicht erläutert hat.

Die Referentenvorträge waren alle in Ordnung aber leider sehr wenig hilfreich für unsere Analyse der Wertschöpfungskette. Ich hätte mir eine sehr viel spezifischere Vorstellung der kompletten Wertschöpfungskette und derer einzelnen Bestandteile gewünscht. Manche Vorträge waren daher für unsere Analyse zu wenig relevant und ohne Wert für unsere Abschlusspräsentation.

3. Wertschöpfungskette – Aufgabenstellung und Bearbeitung

Nebst etlichen positiven Antworten, häufen sich hier Beschwerden, dass die Zeit zur Bearbeitung des Themas zu knapp bemessen war. Zwei der Befragten bewerten die Aufgabenstellung und Bearbeitung als „weniger gut“, vier als „gut“ und wiederum vier als „sehr gut“. Es ist zu vermuten, dass die Textilgruppe am meisten Spaß hatte.

Sehr gut, nur leider kein wirklicher Leader so wie in den anderen beiden Gruppen (aber das haben wir auch selbst geschafft)

Umfassend – alle Bereiche abgedeckt

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Die Zusammenarbeit bzw. Aufteilung einziger Teilaufgaben hat gut funktioniert, was sicherlich auch daran lag, dass wir eine relativ kleine Gruppevon 5 Leuten waren – kleine-mittlere Gruppengrößen (< 10) wären sicherlich auch für die nächste Sommerakademie hilfreich.

Praxisbezug mit Textil war klasse!

Themenstellung (Agrar): Zu wenig Bearbeitungszeit. Mehr Praxisbezug zu der tatsächlichen Bewertung mitteln wissenschaftlicher Analysen wäre wünschenswert.

Der Einbezug weniger nachhaltiger Wertschöpfungsketten wäre sinnvoll.

ohne Hintergrundwissen zu erneuerbaren Energien war die Diskussion manchmal etwas schwierig, für die Analyse der Wertschöpfungskette vielleicht auch positiv, dennoch wäre die Arbeit fruchtbarer gewesen, wenn das Thema entweder leichter zugänglich oder mehr Teilnehmer mit speziellem Hintergrundwissen dabei gewesen wären.

Die Aufgabenstellung der Textilwertschöpfungskette fand ich sehr gut, da es eine konkrete Problemstellung gab und die Bearbeitung durch die Gruppe eventuell auch einen Mehrwert für die besuchten Unternehmen darstellt und die Ergebnisse der Gruppenarbeit verwendet werden können.

Leider gab es unter der Woche viel zu wenig Zeit an diesem Projekt zu arbeiten. Aus diesem Grund konnte das Ergebnis auch nicht wirklich qualitativ hochwertig werden. Ansonsten fand ich das Thema sehr spannend.

Die eingeplante Zeit für die Gruppenarbeit fand ich eher knapp, war dann doch überrascht, wie viel am Ende dabei herauskam.

4. Rahmenprogramm und Ablauf

Zu viel Programm, zu wenig Zeit. Auch hätten sich einige mehr Zeit für persönliches/ informelles gewünscht. Ein paar Teilnehmer haben häufige Verspätungen bzw. Verzögerungen gestört. Es wird mehr Konsequenz bei den Anfangszeiten/ besseres Zeitmanagement gefordert. Die Bewertung fällt auch hier sehr unterschiedlich aus, 20% der Antworten stehen mit 20% zu Buche und jeweils 40% entfallen auf ein „sehr gutes“ und „gutes“ Rahmenprogramm.

Podiumsdiskussion hätte länger sein dürfen und getrennt vom Vortrag

Die Konsequenz bei den Anfangszeiten. Wenn ich bis 12.30h anreisen soll, erwarte ich dass alle anreisen und nicht die ganze Veranstaltung später anfangt -> das hat sich durch die gesamte Veranstaltung gezogen -> ok wenn dann nicht „auf einmal“ alles wieder straff organisiert wird -> Gruppendynamik lässt das schwerlich zu

Das Rahmenprogramm war gut gestaltet - an dieser Stelle noch mal vielen Dank. Eine Kleinigkeit: es hat oft zeitliche Verzögerungen gegeben. Vorschlag: Einfach zur vorgesehenen Zeit anfangen und wer dann nicht da ist, bekommt einen Teil eben nicht mit und wird dann vermutlich beim nächsten Mal pünktlich(er) sein.

Biorestaurant war teuer (aber top Preis/Leistung) – alles andere sehr „studentengerecht“ – gute Zeiten fürs Socialising

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Wirklich super, nur einfach zu viel Inhalt in Form von Vorträgen.

Das Programm war mit Vorträgen und Gruppenarbeit insgesamt vielleicht etwas zu voll. Etwas mehr Zeit für den persönlichen Austausch, vor allem mit den Mitgliedern anderer Gruppen, wäre schön gewesen.

mehr Zeit für die Arbeit in der Gruppe

etwas weniger Vorträge u etwas mehr Zeit für Diskussionen

Informelles ist ebenso wichtig wie Inhaltliches

Das Zeitmanagement der Veranstaltung ist etwas zu bemängeln. Zu viele Vorträge und zu wenig Zeit zur Bearbeitung der Aufgaben. Dies führte dazu, dass das Rahmenprogramm sehr klein ausgefallen ist. Ich hätte mir während der Summer School gerne einen halben Tag Pause gegönnt und mit allen Teilnehmern etwas unternommen. Das Zeitmanagement ist aber auch der einzige zu kritisierende Punkt.

Super! Perfekt organisiert – danke !!!

5. Was hättest du dir noch gewünscht?

Vor allem: mehr Zeit für Diskussionen und Teilnehmerbeiträge, ansonsten noch ein freier Nachmittag, gemeinsamer Sport, kleinere Zimmer

Ein kleines Sport/ Zusammengehörigkeitsspiel im Garten

Einen Nachmittag frei um die Stadt zu erkunden. Im generellen weniger Vorträge und mehr Zeit das Gehörte mit anderen in kleinen Runden zu diskutieren

Kleinere Zimmergrößen. Die Unterkunft an sich war für den günstigen Preis gut, allerdings waren 4 Mädels und ein Bad morgens schon eine ziemliche Herausforderung ☺ Vielleicht könnte man beim nächsten Mal die Leute fragen, was Ihnen lieber ist; ein Zimmer mit mehreren Leuten, das billiger ist oder gegen Aufpreis ein mit nur 2 Leuten belegtes Zimmer.

Mehr Zeit für Teilnehmervorträge

Mehr Interaktivität während der Vorträge. Mehr Vorträge von Teilnehmern. Mehr Praxisbezug, wie man tatsächlich in Unternehmen vorgeht.

Thomas hätte man nach seinem Vortrag trotz Zeitknappheit ein paar Fragen gewähren sollen

kurze Vorträge von Teilnehmern und Diskussion, insbesondere da viele zum Thema promovieren

Ich hätte mir eine bessere zeitliche Planung gewünscht. Der generelle Zeitplan muss viel besser eingehalten werden. Jeder Vortrag war zu lang und niemand hat den Vortragenden unterbrochen. Somit vielen die Pausen kürzer aus und der Tag wurde meistens länger als angedacht.

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6. Was möchtest du uns sonst noch sagen?

Viel Lob… (außer für‘s volle Programm)

Etwas viel Programm, man müsste sich schon bemühen wenn man mit jedem Teilnehmer sprechen wollte

Ihr habt eine tolle Sommerakademie auf die Beine gestellt, was euch sicherlich viel Zeit und Energie gekostet hat – vielen Dank dafür!

Die Sommerakademie war sehr inspirierend und detailreich. Tolle Orga! Tolle Referenten, tolle Teilnehmer! Danke!!!

Danke, dass ihr die tolle Idee der Sommerakademie auch umgesetzt habt. Fand das eine sehr gelungene und familiäre Woche, in der Professionalität UND das Miteinander ausgewogen waren! Besonders dafür, dass es die erste Veranstaltung war, war alles top organisiert! Gerne wieder ☺

Hat mir großen Spaß gemacht!

Klasse Organisation, vielen Dank für die Mühe die ihr euch gemacht habt, hoffentlich gibt es nächstes Jahr wieder eine Sommerakademie!

Es war eine schöne Summer School für welche ich mich gerne wieder bewerben würde.

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11 Abschlussbericht Von Evelin Pfeiffer

Die Sommerakademie fand im „Karl-Renner“ Naturfreunde-Haus in Lichtenrade statt, das vom Hauptbahnhof in ca. einer guten halben Stunde zu erreichen ist. Es liegt im Grünen und bot uns viel Platz für die Vorträge, Gruppenarbeit, gemeinsame Mahlzeiten und Beisammensein, was in dieser Woche folgen sollte.

Nach der Anreise, Registrierung und einem kleinen Snack sind wir nach der Begrüßung durch Thomas Korbun, Evelin Pfeiffer und Andreas Thiel direkt mit Prof. Bokelmann in den ersten Vortrag gestartet. Da die TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland angereist sind, haben wir in diesem Moment nur ein kleines Kennenlern-Spiel absolviert. Weiter ging es dann mit dem Vortrag von Herrn Zamostny, Geschäftsführer der CR-Unternehmensberatung Schlange &Co., der dafür eigens aus Hamburg angereist war.

Die OrganisatorInnen haben anschließend die drei Wertschöpfungsketten präsentiert, mit denen wir uns in dieser Woche beschäftigen sollten: Nahrungsmittel, Textilien und Agrarhölzer (zur Energiegewinnung). Die Gruppen fanden sich schnell zusammen und haben die Zeit bis zum Abendessen genutzt, um sich erst einmal besser kennenzulernen. Danach haben die TeilnehmerInnen gemeinschaftlich die Referentengeschenke für die Woche eingepackt.

Am Dienstagmorgen ging es gerade für die Nahrungsmittel-Kette sehr früh mit los, da der Kleinbus schon 6.30 Uhr abfahren sollte. Die Agrarholz-Gruppe machte sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg nach zum ATB-Leibnizinstitut in Postdam und die Textilgruppe fuhr nach Kreuzberg. Zum Abendessen fanden sich alle wieder im Naturfreunde-Haus, wo vor und noch lange nach dem Essen über die Wertschöpfungsketten nachgedacht wurde, denn diese galt es am Mittwochmorgen den anderen Gruppen zu präsentieren.

Auf Flipcharts oder sogar schon als Powerpoint hatte jede Gruppe morgens ca. 15 min Zeit, um die Erlebnisse vom Dienstag in einer ersten Struktur darzustellen. Dabei wurde schon rege diskutiert und weitere Argumente gesammelt. Durch die von den OrganisatorInnen eingerichtete Dropbox hatte jeder die Möglichkeit die Präsentationen der Vortragenden noch einmal in Ruhe anzuschauen.

Weitere Vorträge folgten zu den Themen Instrumente und Carbon Footprint von Dr. Katharina Plassman und zu Life Cycle Assessment von Juliane Franze. Einen tollen, interaktiven Abschluss des Vortragtages hatten wir Maren Knolle und Sebastian Siegele von Sustainability Agents zu verdanken. Im Rollenspiel haben wir uns in verschiedene Stakeholder hineinversetzt und mit Bindfäden sprichwörtlich deren „Beziehungsgeflecht“ dargestellt. Später begleiteten sie uns mit den anderen OrganisatorInnen der Sommerakademie zum Abendessen ins Bio-Restaurant Lui et Lei, wo die Diskussionen noch lange weitergeführt wurden. Einige TeilnehmerInnen nutzten die Gelegenheit, um ein paar Berliner Kneipen

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kennenzulernen.

Am Donnerstagmorgen ging es weiter mit Vorträgen von Dr. Christian Dietsche und Julian Wenz. Die Referenten bezogen sich insbesondere auf die internationale Governance-Problematik Am Nachmittag haben sich die TeilnehmerInnen wieder in ihren Arbeitsgruppen zusammengefunden, um das neue Wissen der letzten zwei Tage auf die jeweilige Wertschöpfungskette anzuwenden. Die Agrarholz-Gruppe hörte sich außerdem noch den Vortrag von Dr. Grundmann an, dem Vertreter von Vattenfall für dieses Thema, der ebenfalls aus Hamburg angereist war. Nach einer kurzen Pause haben wir die Gelegenheit gehabt, einem der Teilnehmer der Sommerakademie bei seiner Präsentation zuzuhören. Er hat ein Jahr an der Bond- University in Australien studiert und uns ein praxisnahes Projekt erklärt, an dem er dort selbst mitgearbeitet hat.

Am Abend waren Dr. Friedrich Lüdeke, Christine Chemnitz und Prof. Theo Rauch zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Möglichkeiten und Grenzen einer Förderung von Wertschöpfungsketten zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele geladen. Anschließend haben wir den Abend gemütlich beim Grillen ausklingen lassen. Dies war die einzige nicht-vegetarische Mahlzeit, während wir den Rest der Woche vom Naturfreunde-Haus nur mit vegetarischer Bio-Verpflegung versorgt wurden. Da die Sonne auch den ganzen Tag schien, konnten wir noch lange bei angenehmen Temperaturen im Grünen sitzen.

Am Freitagmorgen nach dem Frühstück sind wir mit unserem Gepäck nach Berlin-Mitte umgezogen, wo später die Abschlussveranstaltung stattfinden sollte. Der Vortrag von Prof. Beusmann, ebenfalls aus Hamburg, warf noch einmal ganz grundlegende, ethische Fragen zur Wertschöpfungskettenproblematik auf. Anschließend hatten die TeilnehmerInnen noch etwas Zeit, um die Wertschöpfungsketten noch ein letztes Mal zu überdenken, bevor sie diese im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin vorgestellten. Zur dortigen Abschlussveranstaltung hatten sich mehrere externe Personen angemeldet, die natürlich auch Gelegenheit bekamen Fragen zu stellen. Thomas Korbun leitete die anschließende Diskussion und übernahm auch die Abschlussrede der gesamten Woche, um sich noch einmal bei allen TeilnehmerInnen, Mitorganisatoren, Sponsoren und Zuhörern zu bedanken.

Danach hatten diese Anwesenden die Chance sich weiter informell bei Kaffee und Kuchen auszutauschen, um sich dann voneinander zu verabschieden. Ein paar wenige Teilnehmer fanden sich später noch einmal im Bio-Restaurant „Natürlich Köstlich“ zusammen, um die Woche nach vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen ausklingen zu lassen und noch ein paar Sonnenstrahlen beim Abendessen draußen zu genießen.

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12 Referent/innenübersicht

Beusmann, Prof. Dr. Volker Universität Hamburg

Einführung in die ethikgeleitete Auseinandersetzung mit WSKs

Bokelmann, Prof. Dr. Wolfgang Humboldt Universität zu Berlin

Wie kommt es zu Wertschöpfungsketten und welche Problematiken gibt es bei deren Management?

S. 8

Chemnitz, Christine Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Podiumsgespräch

Dietsche, Dr. Christian Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin

Governance/ Koordinations- und Durchsetzungsproblematik S. 90

Franze, Juliane GreenDeltaTC Life Cycle Assessment S. 72

Grundmann, Dr. Jan Vattenfall Europe AG

Nachhaltiges Wertschöpfungskettenmanagement in der Bereitstellung von Biomasse für die Produktion erneuerbarer Energien bei Vattenfall

Haake, Hans VÖW, Deutscher Bundestag

Exkursion und Konzeptentwicklung Textil-Wertschöpfungskette S. 22

Jungmichel, Norbert Systain Consulting Textilindustrie und Globalisierung S. 23

Kaphengst, Timo Ecologic Institut

Die Biomasse in der Regulierungsfalle ? Von der Komplexität einer nachhaltigen Nutzung der Bioenergie

S. 52

Knolle, Maren Sustainability Agents

Einführung sozialer Standards in globale Wertschöpgungsketten S. 87

Lüdeke, Dr. Friedrich GLOBALGAP GmbH

Aktivitäten und die Motivation von Global Gap im Bereich der Einführung von Standards für globale Wertschöpfungsketten

S. 98

Plassmann, Dr. Katharina Johann Heinrich von Thünen-Institut

Einführung Instrumente & Carbon Footprints S. 63

Rauch, Prof. Dr. Theo Freie Universität Berlin

Möglichkeiten und Grenzen einer Förderung von WSK zur Erreichung entwicklungspolitischer Ziele S. 114

Schwarz, Klaus BioenergieBeratungBornim GmbH/ BTU Cottbus

Energieholzanbau auf Kurzumtriebsflächen S. 45

Siebenhüner, Prof. Dr. Bernd VÖW, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg

Einführung VÖW S. 6

Siegele, Sebastian Sustainability Agents

Einführung sozialer Standards in globale Wertschöpgungsketten S.87

Wenz, Julian Freie Universität Berlin

Globale Gewerkschaften und soziale Standards in globalen WSKs? S. 97

Zamostny, Andreas Schlange & Co GmbH Problematik der WSK: Beispiele und Praxis S. 10

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13 Konzeption und Organisation der Sommerakademie

Thurid Bahr, sneep

Thurid Bahr studiert zurzeit den Master of Arts in Internationalen Beziehungen in Berlin. 2009 erhielt sie ihren Bachelor an der Maastricht University (NL). In den Niederlanden war sie Praktikantin des Global Compact Network Netherlands im Bereich „Unternehmen und Menschenrechte“ und unterrichtete ein Bachelorseminar in Verhandlungstraining. Ab September wird sie in Boston ein Praktikum absolvieren, um Kenntnisse zur Mediation von Konflikten zwischen Unternehmen und „communities“ aufzutun.

Prof. Dr. Wolfgang Bokelmann, Humboldt Universität zu Berlin

Siehe S. 8

Hans Haake, VÖW

Siehe S. 22

Dr. Bettina König, Humboldt Universität zu Berlin

Nach dem Studium der Gartenbauwissenschaften 2005 Promotion zur Übernahme nachhaltiger Innovationen in der Landwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2005 bis 2009 wissenschaftliche Koordination des interdisziplinären EU-Forschungsprojektes SENSOR zur Nachhaltigkeitsbewertung von Landnutzungspolitiken (www.sensor-ip.eu) am Leibniz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Seit 2009

wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt Universität zu Berlin, Fachbereich Ökonomik der Gärtnerischen Produktion. Aktionsforschung zu regionalen Wertschöpfungsketten für ökologisch erzeugtes Obst und Gemüse (www.biokoop.de). Weitere Forschungsschwerpunkte sind Innovationen und Wissens- und Technologietransfer im Bereich nachhaltige Landschaftsnutzung (www.transplore.de).

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Thomas Korbun, VÖW, IÖW

Jahrgang 1968, Biologe, ist Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Seit November 2008 ist er im Vorstand der VÖW zuständig für Finanzen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Forschungspolitik, Forschungsmanagement, Nachhaltigkeitsstrategien, Naturschutz und umweltgerechte Landnutzung. Er studierte an den Universitäten Frankfurt am Main und Marburg Wissenschaft-lichen Naturschutz, Ökologie, Öffentliches Recht und Umweltpsychologie. Von 1996 bis 1998 koordinierte er einen transdisziplinären

Forschungsverbund zu Fragen des Naturschutzes in der Agrarlandschaft in Nordost-Deutschland, an dem mehr als 90 Wissenschaftler/innen und zahlreiche Praxispartner beteiligt waren. In diesem Rahmen war er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter des FB Biologie der Universität Marburg und anschließend als Forschungskoordinator an der Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburgs (LAGS) beschäftigt. Seit 1999 leitet er das IÖW.

Evelin Pfeiffer, sneep

Siehe S. 7

Andrea Rentrop, sneep

Mein Name ist Andrea. Seit September 2009 bin ich bei sneep aktiv; erst in der Lokalgruppe Halle und mittlerweile in der Lokalgruppe Hamburg. Während meiner Zeit im sneep-Koordinationsteam lernte ich die VÖW kennen und durfte die Partnerschaft zwischen sneep und der VÖW mit auf den Weg bringen. Die Sommerakademie ist unser erstes gemeinsames Projekt, auf das ich sehr stolz bin An der Universität Hamburg arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin zu Themen an der Schnittstelle von Kapitalmärkten und Nachhaltigkeit; insbesondere zu nachhaltigen Investments (Socially Responsible Investments). Hierzu plane ich auch

meine Promotion. Neben der Arbeit und meinem Engagement bei sneep, gehe ich leidenschaftlich gern rudern und treffe mich mit Freunden. Wenn dann noch Zeit ist (was leider viel zu selten ist), schaue ich gern koreanische Filme. Ich bin froh, dass wir die Sommerakademie auf die Beine gestellt bekommen haben und danke meinen Mitstreitern für die tolle Zusammenarbeit!

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Anne Tempel, sneep

Liebe SommerakademieteilnehmerInnen, mein Name ist Anne und ich bin seit 2010 in der sneep Lokalgruppe in Münster aktiv. Ich habe im schönen Münster Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Europäische Studien und Umwelt- und Energiepolitik studiert und während des Studiums zwei Gastsemester in Portugal und den Niederlanden verbracht. Nachdem ich Anfang des Jahres mein Studium abgeschlossen habe, sammele ich nun erste Berufserfahrungen im Bereich Klimaschutz und Klimawandel und lebe aktuell im Rhein-Main Gebiet. Ich freue mich auf eine spannende

Sommerakademiewoche mit euch!

Dr. Andreas Thiel, Humboldt Universität zu Berlin und VÖW (Programmkoordinator)

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin, Fachgebiet Ressourcenökonomie. Lehre: Institutionenökonomie und Politische Ökonomie, Umwelt- und Ressourcenökonomie, Methoden der Institutionenforschung Forschungsinteressen: Europäisierung und Institutionenwandel des Ressourcenmanagements (Wasser, Meeresumwelt, Biodiversität) in Europa. Vorher substanzielle Arbeiten zur Veränderung der Governance von

Wasserresourcen vor allem in Südwesteuropa und Technikfolgenabschätzung auf der europäischen Ebene.

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Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung e.V. (VÖW) Potsdamer Str. 105 10785 Berlin Telefon: +49 – 30– 88 51 800 Telefax: +49 – 30– 88 25 439 [email protected] www.voew.de

sneep - Studentisches Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik [email protected] www.sneep.info