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13. Österreichische TA-Konferenz,
Montag, 3. Juni 2013 Österreichische Akademie der Wissenschaften
Social Media und Social Media Analysen im
Spannungsfeld von Sicherheit, Ethik und Datenschutz -
Anwendungspraxis im Projekt SMD4Austria
Karin Rainer, Igor Pejic INSET Research & Advisory
Bernhard Jäger SYNYO
Wolfgang Polt Joanneum POLICIES Innovationsforschung
Überblick
1. Einleitung – Das Projekt SMD4Austria
2. Chancen, Nutzen, Risiken – Die Anwendungsmöglichkeiten von Social
Media Diensten und Analytics für Sicherheit und Prävention
3. Der trans- und interdisziplinäre Ansatz – Zyklische Evaluation,
ethisch-juristische Begleitung, EndnutzerInnen-Einbezug
4. Theorie und Praxis – nationale und internationale Beispiele von Social
Media Anwendungen im Sicherheitsbereich
5. Fazit und Diskussion – Welche Überlegungen, Hintergründe und
Methoden führen zu einer umfassend Betrachtung und praktischen
Weiterentwicklung von Social Media Einsatz?
• Abgesicherte Ergebnisse zum Nutzen von Social Media Diensten durch internationale Erfahrungen samt Überblick technischer
Möglichkeiten
• Validierung durch Prüfung von BürgerInnen-/ Userakzeptanz, juristischen und GSK-Aspekten
• Entscheidungsgrundlage für effektiven/ökonomischen Ressourceneinsatz für SMDs
• Innovationssprung bei Präventions-, Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit für das .BK
SMD4Austria im Überblick
Expert Board
Die Helfer Wiens
Österreichischer Zivilschutzverband – Bundesverband
Arbeitersamariterbund Österreichs – Bundesverband
Malteser Hospitaldienst Austria – Bundeszentrale
Österreichisches Rotes Kreuz – Bereich Einsatz, Innovation und Beteiligungen
MA 70 – Rettungs- und Krankenbeförderungsdienst der Stadt Wien
Landesverteidigungsakademie Zentraldokumentation
Universität Wien – Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Projektziele
SMD4Austria läuft vom 01. 10. 2012 – 30. 09 2013 und
wird finanziert im Sicherheitsforschungs-
Förderprogramm KIRAS vom Bundesministerium für
Verkehr, Innovation und Technologie.
Projektpartner
INSET Research & Advisory
SYNYO
Bundeskriminalamt
Joanneum Policies – Mag. Wolfgang Polt
DPCC – Dr. Waltraud Kotschy
Eckdaten zum Projekt
DPCC
SMD4Austria – Status Quo und Zukunft bei Bedarfsträgern
Information: Gewinnung von
Informationen aus Social Media
Kommunikation: Verbreitung
von Information mittels Social
Media
Kommunikations- und Informationsflüsse
Kollaboration: Interaktiver Austausch
mittels Social Media
Sicherheitsorganisation Sicherheitsorganisation
Moderne Sicherheitsorganisation Status Quo
Social Media Dienste – Nutzen und Chancen
Prävention
Systematische Informationsbeschaffung- und -
verwertung zur Prävention von (organisierter)
Kriminalität
Beispiele:
• Wahrnehmung von Frühwarnsignalen bei
Amoklauf, Suizid etc.
• Vereitelung von geplanten Verbrechen krimineller
Gruppierungen
• „Issuemonitoring“ und „Trendscouting“
(Tracking sicherheitsrelevanter Themenbereiche
und frühzeitiges Erkennen von Trends)
Zuhören-Lernen-Agieren
Ermittlung und Fahndung
Systematische Beschaffung und Verwertung von
Informationen zur Ermittlung und Fahndung nach
StraftäterInnen und kriminellen Gruppierungen
Beispiele:
• Identifizierung von StraftäterInnen (und Opfern)
durch veröffentlichte Fotos, Meldungen (z.B. Cyber
Stalking, Cyber Mobbing, Cyber Grooming)
• Verdeckte Ermittlungen
• Aktive Einbindung der Öffentlichkeit in Ermittlungen
• Profiling (z.B. Nutzung von Social Networkprofilen
zur Ableitung von Vorlieben, Verhalten, Netzwerken)
Kommunikation mit BürgerInnen und externen
Institutionen
Beispiele:
• Aktiver Dialog zwischen BürgerInnen, Polizei und
Gemeinden
• Bewusstseinsbildung und Aufklärung zu Gefahren
3. Kollaboration 2. Kommunikation
1. Strategische Beschaffung und Verwertung von Informationen
Inte
rne Z
wec
ke
Zusammenarbeit mit externen Akteuren mit einem
gemeinsamen Ziel
Beispiel:
• Zusammenarbeit zwischen BMI und BürgerInnen,
Medien, Feuerwehr, Sanitätskräften, Spitälern sowie
weiteren Krisenmanagementorganisationen in
Krisen- und Katastrophensituationen Ex
tern
e Z
we
ck
e
• Teils ungenügende rechtliche Grundlage und
Rechtsunsicherheit
• Teils ungeklärte Fragen der
Anwendungssicherheit und
Datenschutzproblematik
• Fragliche AnwenderInnen-/
BürgerInnenakzeptanz
• Eingeschränkte Informationsbeschaffung durch
Nutzung von Anonymisierungsdiensten
• Laufender Zeit- und Kostenaufwand
• Schwierigkeiten der technischen
Umsetzbarkeit
• Gewährleistung der Cybersicherheit
(vorsätzlicher Missbrauch durch Kriminelle)
• Schwer kalkulierbare Fehleranfälligkeit und
Risiko von Imageschäden durch fehlgeleitetes
Verhalten von Usern
• Effektivere Verbrechensprävention
• Raschere und effektivere Ermittlungs- und
Informationsgewinnungsprozesse durch
strategische Informationsbeschaffung und
Einbindung der Öffentlichkeit
• Höhere Verbrechensaufklärungsquote, bessere
Lagebilderstellung
• Bessere Krisenbewältigung durch raschere und
effektivere Informationsverbreitung und
Kollaboration mit BürgerInnen und
Einsatzorganisationen
• Positive Imageentwicklung durch moderne und
attraktive Kommunikationskanäle
• Serviceverbesserung, mehr BürgerInnennähe
• Erhöhung der Transparenz und Akzeptanz von
(Sicherheits- und Präventions-)Aktionen
• Gezielte PR-Maßnahmen
Social Media Dienste – Chancen, Nutzen, Risiken…
Die Abwägung zwischen „Kosten“ und „Nutzen“ als entscheidender Faktor
-
Nur mittels einer genauen Detailanalyse verschiedener Social Media Dienste können potentielle Gefahren und
Schwierigkeiten (z.B. mangelnde BürgerInnenakzeptanz) ausgeschlossen bzw. minimiert werden. Deshalb ist aus einer
ethischen, juristischen und nutzerInnenzentrierten Perspektive die Notwendigkeit einer Voranalyse der Dienste erforderlich.
+
Der trans- und interdisziplinäre Ansatz - Konzept und methodische Vorgehensweise
Bedarfserhebung
Akzeptanzanalyse
Ethische Fragestellungen an Social Media Dienste
• Verantwortlicher Umgang mit der Information (Einholung, Beschaffung, Verbreitung,
Speicherung), Wahrung des 'informationellen Selbstbestimmungsrechtes' der
Betroffenen (Opfer, TäterInnen, ErmittlerInnen, Andere)
• Einbau von 'Sicherheitsschleifen' und Reflexionen im System?
• Regt die Aktion zur (teilweisen/substitutiven) Übernahme staatlicher Gewalt?
• Regt sie an, in Intimsphären einzudringen / regt sie zu unethischem Verhalten an?
• Öffnet sie die Möglichkeit zur anonymisierten 'Vernaderung'?
• Wird absichtlich falsche oder verleumderische Information 'geächtet' oder davor
gewarnt? Wird sie auch mit Strafandrohung belegt?
• Wird Information – wenn sie sich als irrelevant/falsch herausstellt – wieder gelöscht?
• Werden relevante und irrelevante Informationen ausreichend getrennt?
• Wird die eingeholte Information hinreichend geprüft bevor sie verwendet wird?
• Wird die weitergegebene Information ausreichend kontextualisiert und auf die Wirkung
auf die Öffentlichkeit geprüft (etwa in Hinblick auf Panikvermeidung) ?
• Wird sich als falsch herausstellende Information zurückgerufen und werden
ausreichende Möglichkeiten zum Rückruf eingebaut?
• Welche Möglichkeiten des Feedback sind eingebaut?
• Gibt es regelmäßige Überprüfung der Vorgänge hinsichtlich ihrer Wirkungen?
• Gibt es eine ex-ante Diskussion der ethischen Aspekte mit den Systembetreibenden?
• …
„Sex Offender Search“ (Pennsylvania State Police)
9
Informationsvielfalt
Zu den gesuchten
SexualstraftäterInnen finden
sich die gesamten Akten.
Sie beinhalten Namen,
Fotos, Geburtsjahr,
Adresse, Fahrzeuge,
bevorzugte Routen,
Sexualdelikte, Adressen des
Arbeitsplatzes/der
Ausbildungsstätte,
Körpergröße, Augenfarbe,
Gewicht, Rasse, sonstige
Merkmale, Datum der
Verurteilung und sonstige
Angaben.
Rechtliche Basis Es wird direkt auf die Vor- und
Nachteile der Website Bezug
genommen und die rechtliche
Basis dafür erläutert.
Criminal History
Jeder kann mittels
Registrierung oder
Kreditkarte über die
Vorstrafen anderer
BürgerInnen recherchieren.
Diese Datenbank inkludiert
auch Verbrechen abseits
von Sexualstraftaten.
Updates und Nachverfolgung
Es steht auch eine Tracking-Funktion zur
Verfügung d.h. sobald Updates zu
bestimmten StraftäterInnen verfügbar werden,
wodurch Verfolgungen von Individuen durch
Individuen möglich werden.
xxx • Ermöglichen von Übergriffen auf (ehem.) StraftäterInnen, Mobbing
• Veröffentlichung von personenbezogenen Daten
• Bedienung der Schaulustigkeit
• …
Ethische und rechtliche Überlegungen
„Facebook-Auftritt“ (Alton Police Department)
10
Bilder von
Verhafteten
Auf der Facebookseite des
Alton Police Department
werden festgenommene,
jedoch noch nicht verurteile,
Menschen namentlich
angeführt und es wird ein
Foto ihrer Verhaftung
gepostet. Außerdem wird
die genaue Tat samt
geografischer Angaben.
Diese Einträge werden dann
von anderen Usern
kommentiert oder geliked.
Zugänglichkeit
Sämtliche Informationen und
Fotos stehen jedem Internetuser
offen, ungeachtet einer
Anmeldung bei Facebook
xxx
Fahndungsfotos
Der Facebook-Auftritt wird
auch als
Fahndungsplattform genutzt
z.B. indem durch
Überwachungskameras von
Verdächtigen
aufgenommene Fotos
gepostet werden.
Problematische Datenlagerung
Die Fotos werden direkt auf Facebook
hochgeladen und nicht lediglich verlinkt,
wodurch die Kontrolle über die Daten aus der
Hand gegeben wird.
• Gefahr der Vorverurteilung
• Keine Sicherstellung des Löschens nach Unschuldsbeweis
• Bedienung der Schaulustigkeit
• Bei Kommentaren keine Prüfung der Informationen möglich
Ethische und rechtliche Überlegungen
„Crime Stoppers“ (NYC Police Foundation)
11
Kopfgeld
Für Hinweise die zur
Ergreifung oder zum
Ausfindig machen der
TäterInnen führen, werden
unterschiedlich hohe
Beträgen ausgezahlt,
wodurch die private
VerbrecherInnenjagd
gefördert wird.
Foto-Upload
Durch die Funktion Fotos
raufzuladen können sehr leicht
Persönlichkeitsrechte anderer
am eigenen Bild verletzt
werden.
Fotos von Opfern
Neben Phantombildern und
Fotos von Verdächtigen
werden auf dieser Seite
teilweise auch Fotos von
Opfern dargestellt. Dies ist
vor allem im Hinblick auf
den Opferschutz
problematisch.
Anonymisierte Anzeigen
Anzeigen und Hinweise können sehr einfach
und vor allem anonym aufgegeben werden..
In Österreich herrschen Bedenken, dass
dadurch Denunziantentum gefördert wird.
xxx • Mögliche Förderung von Denunziantentum
• Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Opfern
• Förderung von privater Strafverfolgung/VerbrecherInnenjagd
• Erhöhte Falschinformationen aufgrund der Belohnungen
Ethische und rechtliche Überlegungen
SMD4Austria – Status Quo und Zukunft bei Bedarfsträgern
Information: Gewinnung von
Informationen aus Social Media
Kommunikation: Verbreitung
von Information mittels Social
Media
Kommunikations- und Informationsflüsse
Kollaboration: Interaktiver Austausch
mittels Social Media
Sicherheitsorganisation Sicherheitsorganisation
Moderne Sicherheitsorganisation Status Quo
Die Erstellung des Evaluationsrasters
ExpertInnen BürgerInnen .BK Ethik Recht
Umfassender Katalog an
Evaluationskriterien
Um einen umfassenden und auf unterschiedliche Sicherheitsorganisationen adaptierbaren Kriterienkatalog für die Evaluation
etwaiger Social Media Dienste zu erstellen, wurden die 5 wichtigsten Perspektiven mit einem Methodenmix einbezogen.
Beispiel integriertes Katastrophenmanagement und Krisenbewältigung
Notwendigkeit
• der (zeitgerechten) Prävention, Schulung und Bewusstseinsbildung,
• des vorbereitenden Einbezugs,
• der Koordination im Einsatzfall von GOs, NGOs, Bevölkerung und F&E
Krisen-/Kat.-Bewältigung
F&E
NGOs
Bev.
GOs
• Initiierung und Durchführung
von F&E-Projekten
• Einbezug der Stakeholder
• Bedarfs- und
Bedürfnisorientierung
• Umsetzung von Projekten in
die Präventions- und
Bewältigungspraxis
Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement (SKKM) in Österreich
• Aufgaben im Krisenfall: rasche Koordination der
Bundesbehörden untereinander sowie die
Koordination und Zusammenarbeit mit den Ländern
• Besteht aus:
– Rettungswesen
– Feuerwehrwesen und Gefahrenpolizei
– Katastrophenhilfe (inkl. Assistenz Bundesheer)
• Koordination:
– durch das BMI
– Bundeswarnzentrale als einheitliche Ansprechstelle
(national und international)
• Freiwilligenprinzip! Team Österreich
Integrativer und partizipativer Ansatz beim Einsatz von Social Media Diensten
Um beim „Team Österreich“ dabei zu sein, musst du...
• in Österreich leben,
• älter als 14 sein,
• ein inländisches Mobiltelefon haben, mit dem du unsere
(Alarm-)SMS empfangen kannst,
• eine aktive E-Mail-Adresse haben, unter der du Details
zu Einsätzen empfangen kannst,
• alle Daten, die wir brauchen, um dich zu identifizieren
und zu alarmieren, online selbst eingeben,
• einen Einführungskurs in Katastrophenhilfe beim Roten
Kreuz besuchen.
Quelle: http://oe3.orf.at/teamoesterreich und www.roteskreuz.at
4. DRIVER – eingereichtes FP7-Sicherheitsforschungs-Projekt
DRIVER: Resilience Enhancement by Advanced Communication for Team Austria
• Ziele: Prozessentwicklung für optimiertes
Crowd-Tasking von nicht ausgebildeten
Freiwilligen,
• das Workflow Management Design zur
Koordination der Tasks über
Smartphones,
• die Auswahl von Freiwilligen gemäß
ihrer Fähigkeiten sowie
• die Evaluierung der Zusammenarbeit
aller Akteure nach einem Einsatz für
sukzessive Optimierung aller
involvierten Prozesse
• rechtliche Fragestellungen wie Privacy
und Haftung,
• Gewinnung und Motivation von
Freiwilligen
Fazit und Diskussion
Welche Überlegungen, Hintergründe und führen zu einer umfassend
Betrachtung und praktischen Weiterentwicklung von Social Media Einsatz?
• Mut zu innovativen Ideen und Zugängen am Puls der Zeit
• Solide Grundlage an wissenschaftlichen Erkenntnissen
• Studien, Evaluation und wiss. Begleitung von Praxisprojekten
• Enge Kooperation und Einbezug der wesentlichen EnduserInnen
• Einbezug von lessons learned aus dem internat. Kontext (good practices?)
• Nachhaltige Finanzierungsstrukturen für Prävention, Ausbildung und Vorsorge
MMag. Dr. Karin Rainer
Project Director
INSET RESEARCH & ADVISORY
Unternehmensberatung GmbH
Brucknerstraße 2/2
1040 Vienna, Austria
M +43 664 8540625
T +43 1 505 87 96 10
Skype karin_a_rainer
www.inset-advisory.com