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MEIER BäDER ZUM TRäUMEN IM FRÜHJAHR hat Torsten Müller besonders viel zu tun. „Das ist die Zeit, in der viele meiner Kunden über Neugestaltungen nachdenken“, sagt er. Wenn Müller über „seine Kunden“ spricht, meint er in erster Linie Kunden mit hohen Ansprüchen. „Finanzielle Aspekte werden meist ausgeklammert“, sagt der Bad-Designer. „Ich hatte allerdings auch schon mal einen Kunden, der mich höflich darauf hinwies, dass ein sechsstelliger Betrag ja dann auch mal genug wäre“, fügt er lachend hinzu. Keine Frage, wer baden will wie Caesar oder des Morgens von angenehm duftenden Wänden begrüßt werden will, sollte schon über das nötige Kapital verfügen. Laut Torsten Müller sind es aber gerade diese Leute, die von einem Badezimmer mehr erwarten als bloße Funktionalität. „Wer 100 E-Mails pro Tag bekommt und unter permanentem Druck steht, der weiß es zu schätzen, wenn er sich abends in sein eigenes Wohlfühlparadies zurückziehen kann.“ Warum dieses Wohlparadies im Badezimmer liegt und nicht etwa im Wohn- oder Schlafzimmer, ist schnell er- klärt: „Das Badezimmer ist der energetischste Raum des Hauses. Hier geht man seinen Ritualen nach, hier reinigt man sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.“ Rituale in die Planung miteinbeziehen Wie wichtig Rituale für das Wohlbefinden sind, lässt sich daran ablesen, dass es mit der „Ritualarchitektur“ sogar ein eigenes Design-Genre zu diesem Thema gibt. Auch für die Bäder von Torsten Müller ist die Ritualarchitektur eine Inspiration. Wie er selbst zugibt, handelt es sich dabei um ein „sehr spezielles Feld, das vom Markt noch nicht ganz angenommen wurde, aber ungemein visionär ist.“ Auf seine Grundpfeiler heruntergebrochen, beschäftigt sich die Ritualarchitektur damit, die „geistige und seeli- sche Komponente eines Menschen mit der körperlichen zusammenzuführen.“ So drückte es der Darmstädter Ri- tualarchitektur-Visionär Mike Meiré im Interview mit dem Onlinemagazin für Produkt- und Interiordesign Design- lines aus. Statt materiell-bestimmter Showroom-Atmo- sphäre ist es in der Ritualarchitektur vor allem die Energie eines Raumes, die zur inneren- und äußeren Reinigung des Menschen beiträgt. Diese Energie lässt sich auf vielfältige Weisen erzeugen. Zum Beispiel über das Arrangement der Einrichtung. Wichtig dabei ist, dass die Anordnung des Interieurs auf die Bedürfnisse und Rituale des Menschen zugeschnitten ist, der sie benutzt. Auf diese Weise bezieht man die Rituale des Kunden in die Planung mit ein. Ein weitere Energiequelle definiert sich über die Verwen- dung von Farben. Müller nennt in diesem Zusammenhang die Aura-Soma-Lehre. Auch hier geht es darum, Energie freizusetzen und den Menschen innerlich zu stimulieren. Als Mittel dient die Wirkung von Farben in Verbindung mit bestimmten Düften. Nach der Aura-Soma-Lehre setzen Farben Impulse für seelisch-kreativen Ausdruck; Der Beschleunigung des Alltags entfliehen, um sich selbst wieder wahrzunehmen. Mit diesem Konzept kreiert Torsten Müller Badezimmer, die viel mehr sind als nur ein Raum, in dem man der täglichen Körperpflege nachgeht. Sie sind Oasen der Ruhe, in sich geschlossene Einheiten, Räume, in denen man einfach mal abschalten kann. Minimalistisches Badkonzept mit kantigen Formen. Trotz der riesigen Dusche wirkt der Raum nicht überfrachtet. KÜCHE & BAD Duschen unterm Monsunregen. 42

Spa und Bad Design by Torsten Müller aus Bad Honnef Frankfurter Rundschau 2011

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mEIER

BädER zum TRäumEn

Im Frühjahr hat Torsten Müller besonders viel zu tun. „Das ist die Zeit, in der viele meiner Kunden über Neugestaltungen nachdenken“, sagt er. Wenn Müller über „seine Kunden“ spricht, meint er in erster Linie Kunden mit hohen Ansprüchen. „Finanzielle Aspekte werden meist ausgeklammert“, sagt der Bad-Designer. „Ich hatte allerdings auch schon mal einen Kunden, der mich höflich darauf hinwies, dass ein sechsstelliger Betrag ja dann auch mal genug wäre“, fügt er lachend hinzu. Keine Frage, wer baden will wie Caesar oder des Morgens von angenehm duftenden Wänden begrüßt werden will, sollte schon über das nötige Kapital verfügen. Laut Torsten Müller sind es aber gerade diese Leute, die von einem Badezimmer mehr erwarten als bloße Funktionalität. „Wer 100 E-Mails pro Tag bekommt und unter permanentem Druck steht, der weiß es zu schätzen, wenn er sich abends in sein eigenes Wohlfühlparadies zurückziehen kann.“Warum dieses Wohlparadies im Badezimmer liegt und nicht etwa im Wohn- oder Schlafzimmer, ist schnell er-klärt: „Das Badezimmer ist der energetischste Raum des Hauses. Hier geht man seinen Ritualen nach, hier reinigt man sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.“

Rituale in die Planung miteinbeziehenWie wichtig Rituale für das Wohlbefinden sind, lässt sich daran ablesen, dass es mit der „Ritualarchitektur“ sogar ein eigenes Design-Genre zu diesem Thema gibt. Auch für die Bäder von Torsten Müller ist die Ritualarchitektur eine Inspiration. Wie er selbst zugibt, handelt es sich dabei um ein „sehr spezielles Feld, das vom Markt noch nicht ganz angenommen wurde, aber ungemein visionär ist.“ Auf seine Grundpfeiler heruntergebrochen, beschäftigt sich die Ritualarchitektur damit, die „geistige und seeli-

sche Komponente eines Menschen mit der körperlichen zusammenzuführen.“ So drückte es der Darmstädter Ri-tualarchitektur-Visionär Mike Meiré im Interview mit dem Onlinemagazin für Produkt- und Interiordesign Design-lines aus. Statt materiell-bestimmter Showroom-Atmo-sphäre ist es in der Ritualarchitektur vor allem die Energie eines Raumes, die zur inneren- und äußeren Reinigung des Menschen beiträgt. Diese Energie lässt sich auf vielfältige Weisen erzeugen. Zum Beispiel über das Arrangement der Einrichtung. Wichtig dabei ist, dass die Anordnung des

Interieurs auf die Bedürfnisse und Rituale des Menschen zugeschnitten ist, der sie benutzt. Auf diese Weise bezieht man die Rituale des Kunden in die Planung mit ein. Ein weitere Energiequelle definiert sich über die Verwen-dung von Farben. Müller nennt in diesem Zusammenhang die Aura-Soma-Lehre. Auch hier geht es darum, Energie freizusetzen und den Menschen innerlich zu stimulieren. Als Mittel dient die Wirkung von Farben in Verbindung mit bestimmten Düften. Nach der Aura-Soma-Lehre setzen Farben Impulse für seelisch-kreativen Ausdruck;

Der Beschleunigung des Alltags entfliehen, um sich selbst wieder wahrzunehmen. Mit diesem Konzept kreiert

Torsten Müller Badezimmer, die viel mehr sind als nur ein Raum, in dem man der täglichen Körperpflege nachgeht.

Sie sind Oasen der Ruhe, in sich geschlossene Einheiten, Räume, in denen man einfach mal abschalten kann.

minimalistisches Badkonzept mit kantigen Formen. Trotz der riesigen dusche wirkt der Raum nicht überfrachtet.

Küch

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Bad

duschen unterm monsunregen.

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sie erreichen die menschliche Empfindungsebene unmittel-bar und lenken dadurch Füh-len, Denken und Handeln. Vier verschiedene Aura-Soma Pomander und fünf Aura-Soma Quintessenzen gibt es als Zusätze für Mal- und Wandfarben zur kreativen Bild- und Raumgestaltung. In eine beliebige, handelsübliche

Wand- oder Künstlerfarbe eingebracht, verbreiten sie ihre wohltuende Wirkung in Wohnräumen oder setzen einen Akzent in der kreativen Gestaltung.

duftende Wände und computergesteuerte Badew...Türkis fördert nach der Aura-Soma-Lehre die kreative Kommunikation und fördert den Raum in dem wir uns zeigen und aussprechen können was zu sagen ist. Es eignet sich sehr gut für Menschen die Wissen vermitteln oder Vorträge halten. Zudem fördert es die individuelle Ver-antwortung, Teamgeist und Netzwerk und die Arbeit an

Computern. Gold hingegen steht für Weisheit und Selbst-erkenntnis. Es fördert unsere Stärke und hilft Ängste zu überwinden. Gold unterstützt uns zu entspannen und in Kontakt mit der uns innewohnenden Weisheit zu treten.Ähnliche Effekte lassen sich durch beduftete Wände erzie-len. „Der Kunde kann auswählen, welcher Duft ihn mor-gens im Bad begrüßen soll. Vielleicht wünscht er sich für abends einen ganz anderen. Auch das geht“, sagt Torsten Müller. Hierzu werden die Wände mit Pigmenten ausge-stattet, die auf Berührungen reagieren und ätherische Öle enthalten. Das ist aber noch nicht alles in Sachen Innova-tion: Künftig soll man sich von unterwegs mit dem Smart-phone ein Bad einlassen- und die Wassertemperatur regu-lieren können. Ermöglicht wird das über BUS-gesteuerte Geräte, die je nach Bedarf das Licht dämmen, die Musik einschalten oder eben die Badewanne mit Wasser füllen. „Natürlich sind das alles keine Sachen, die gewöhnlich Installateure machen können, denn hier steht der Design-Aspekt im Vordergrund. Dafür braucht man Spezialisten mit einem geschulten Auge“, konstatiert Müller.Aus diesem Grund setzt er sich dafür ein, dass es auf dem Segment des Bad-Design künftig mehr solcher „geschul-

ter Augen“ gibt. „Für den hochwertigen Bereich gibt es keine Trainer und auch keinen Ausbildungsberuf“, er-klärt der Autodidakt. „Das wollen wir ändern und zwar möglichst bald.“ Zu diesem Zweck hat Müller bereits eine Consulting Group gegründet. „In den ersten anderthalb Jahre sollen technische Inhalte vermittelt werden. Darauf folgen zwei Jahre, in denen der Schwerpunkt auf Design liegen wird.“ Bestimmte Dinge könne man jedoch nicht lernen. „Eine gewisses Grundtalent muss vorhanden sein“, sagt Müller. Seine eigene Karriere begann er als Gas- und Wasserinstal-lateur. Nach der Meisterschule arbeitete er im Bauträgerge-

werbe und betreute Großprojekte im Raum Bonn. Durch einen Konkurs war er gezwungen, sich umzuorientieren. Schon damals sei ihm jedoch aufgefallen, dass „Bäder fast alle weiß sind.“ Da er sein gestalterisches Talent bereits in frühster Jugend entdeckt hatte, lag es nahe, auf diesem Gebiet einen Neuanfang zu wagen. Inzwischen zählt seine Firma Bad & Spa.ce Design in Bad Honnef zu den europäi-schen Top-Adressen, wenn darum geht Design, Funktiona-lität und Wohlbefinden zu einer Einheit zusammenzufas-sen. Eine Sache hat sich bei Torsten Müller jedoch bis heute nicht geändert: Seine Meinung über weiße Bäder.„Weiße Fliesen gehen einfach überhaupt nicht.“

Künstlerischer Anspruch trifft auf Funktionalität: dieses Bad-Konzept sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch genügend Ablagefläche.

In: Naturstein Brauntöne und Naturtöne Individualität statt Klarheit

OuT: Fliesen/Fugen Materialmixe (weniger ist mehr) Bäder für seine Nachbarn zu bauen, anstatt die eigenen Wünsche zu verwirklichen.

BAd-dEsIgn-TREnds lAuT TORsTEn müllER:

modernes Bad-design á la Torsten müller: Wasser kommt hier nicht einfach aus der leitung, sondern ist ein integrativer Bestandteil des design-Konzepts.

Torsten müller.

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