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Einleitung Pemphigus ist eine Gruppe seltener und potentiell tödlicher Autoimmunerkrankun- gen der Haut. Dabei greift das körperei- gene Immunsystem Strukturproteine der Haut (Desmogleine) an. Durch die Ausbil- dung von Antikörpern gegen Desmogleine werden diese zerstört. In der Folge kommt es zum Verlust des Zell-Zell-Kontaktes der Keratinozyten und zur Ausbildung von Blasen in der Haut. Die häufigsten Formen des Pemphigus sind Pemphigus vulgaris (PV) und Pemphigus foliaceus (PF). Haupt- bestandteil der Pemphigus-Therapie ist die systemische Immunsuppression, z. B. durch Cortison. Diese Form der Therapie ist oft von starken Nebenwirkungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektio- nen begleitet. In schweren und/oder the- rapieresistenten Fällen kann eine Immu- nadsorption angewendet werden. Dabei werden sämtliche Antikörper aus dem Plasma eines Patienten entfernt. Die gän- gige Immunadsorption entfernt nicht nur Autoantikörper aus dem Plasma, sondern auch Antikörper, die für die Immunabwehr wichtig sind. Deshalb sollen Materialien entwickelt werden, die die ausschließliche Abtrennung der krankmachenden Antikör- per ermöglichen. Methoden Desmoglein (Dsg) 1 und 3, die beiden Haupt- autoantigene beim Pemphigus, wurden gentechnisch hergestellt und aufgereinigt. Dann wurden die Proteine auf Sepharose immobilisiert. Seren von Pemphigus-Pati- enten wurde an dieser Dsg-Sepharose ad- sorbiert. Die Menge der Antikörper wurde mittels ELISA (enzymgekoppelter Immuno- sorbent-Test) überwacht. Zusätzlich wurden Pathogenitätstests durchgeführt. Ergebnisse Durch die Behandlung mit Dsg-Adsorbern sinkt der Gehalt an Autoantikörpern deut- lich. Die Menge an anti-EBNA1-Antikörpern (Antikörper, die gegen ein Protein eines Herpesvirus gerichtet sind) wird jedoch nicht beeinflusst. Demzufolge sind die Ad- sorber dazu in der Lage, spezifisch anti-Dsg- Antikörper zu entfernen, ohne Pemphigus- unrelevante Antikörper zu beeinflussen. Se- ren von Pemphigus-Patienten verursachen in menschlichen Keratinozyten mikrosko- pisch eine Zerstörung von Dsg3 bzw. erhö- hen die Anzahl von Fragmenten, wenn man die Zellen mechanischem Stress aussetzt. Diese Zeichen der Pathogenität waren bei adsorbierten Seren deutlich geringer als bei Seren, die nicht adsorbiert wurden. Demzu- folge kann durch die spezifische Adsorpti- on die Ursache für die Blasenbildung in der Haut entfernt werden. Schlussfolgerung Dsg-Adsorber können die krankmachenden Autoantikörper aus dem Serum von Pem- phigus-Patienten entfernen. Dabei werden Antikörper, die für die Abwehr von Krank- heitserregern benötigt werden, nicht beein- flusst. Der Einsatz dieser Adsorbermaterialien könnte die Therapie von Pemphigus-Erkran- kungen maßgeblich verbessern und die Ne- benwirkungen für Patienten stark reduzieren. EUROIMMUN AG · D-23560 Luebeck (Germany) · Seekamp 31 · Tel +49 451 58550 · Fax 5855591 · E-mail [email protected] Spezifische Immunadsorption als neue Therapie bei Pemphigus-Erkrankungen J. Langenhan, L. Komorowski, C. Probst, W. Stöcker Institut für Experimentelle Immunologie, EUROIMMUN AG, Lübeck Schema einer Immunadsorption und Aufbau der Ad- sorbermatrix Hautschnitte und klinisches Bild von Patienten mit PV und PF. Zur Verfügung gestellt von der Hautklinik Lübeck. Negativ- kontrolle Vor Adsorption Nach Adsorption Fragment- zahl 217 2046 858 90 2577 1131 151 2562 766 Mittelwert 153 2395 918 Sepharose Dsg Fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von Dsg3 in Keratinozyten nach Inkubation mit verschiedenen Seren 0 20 40 60 80 100 vor Adsorption nach Adsorption relativer Antikörpertiter [%] anti-Dsg1 anti-EBNA1 anti-Dsg1 anti-EBNA1 0 20 40 60 80 100 relativer Antikörpertiter [%] vor Adsorption nach Adsorption anti-Dsg3 anti-EBNA1 anti-Dsg3 anti-EBNA1 Serum eines gesunden Blutspenders Serum eines PV-Patienten Adsorbiertes Serum eines PV-Patienten PV PV PV PF PF

Spezifische Immunadsorption als neue Therapie bei ... · Einleitung Pemphigus ist eine Gruppe seltener und potentiell tödlicher Autoimmunerkrankun-gen der Haut. Dabei greift das

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Einleitung

Pemphigus ist eine Gruppe seltener und potentiell tödlicher Autoimmunerkrankun-gen der Haut. Dabei greift das körperei-gene Immunsystem Strukturproteine der Haut (Desmogleine) an. Durch die Ausbil-dung von Antikörpern gegen Desmogleine werden diese zerstört. In der Folge kommt es zum Verlust des Zell-Zell-Kontaktes der Keratinozyten und zur Ausbildung von Blasen in der Haut. Die häufigsten Formen des Pemphigus sind Pemphigus vulgaris (PV) und Pemphigus foliaceus (PF). Haupt-bestandteil der Pemphigus-Therapie ist die systemische Immunsuppression, z. B. durch Cortison. Diese Form der Therapie ist oft von starken Nebenwirkungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektio-nen begleitet. In schweren und/oder the-rapieresistenten Fällen kann eine Immu-nadsorption angewendet werden. Dabei werden sämtliche Antikörper aus dem Plasma eines Patienten entfernt. Die gän-gige Immunadsorption entfernt nicht nur Autoantikörper aus dem Plasma, sondern auch Antikörper, die für die Immunabwehr wichtig sind. Deshalb sollen Materialien entwickelt werden, die die ausschließliche Abtrennung der krankmachenden Antikör-per ermöglichen.

Methoden

Desmoglein (Dsg) 1 und 3, die beiden Haupt-autoantigene beim Pemphigus, wurden

gentechnisch hergestellt und aufgereinigt. Dann wurden die Proteine auf Sepharose immobilisiert. Seren von Pemphigus-Pati-enten wurde an dieser Dsg-Sepharose ad-sorbiert. Die Menge der Antikörper wurde mittels ELISA (enzymgekoppelter Immuno-sorbent-Test) überwacht. Zusätzlich wurden Pathogenitätstests durchgeführt.

Ergebnisse

Durch die Behandlung mit Dsg-Adsorbern sinkt der Gehalt an Autoantikörpern deut-lich. Die Menge an anti-EBNA1-Antikörpern (Antikörper, die gegen ein Protein eines

Herpesvirus gerichtet sind) wird jedoch nicht beeinflusst. Demzufolge sind die Ad-sorber dazu in der Lage, spezifisch anti-Dsg-Antikörper zu entfernen, ohne Pemphigus-unrelevante Antikörper zu beeinflussen. Se-ren von Pemphigus-Patienten verursachen in menschlichen Keratinozyten mikrosko-pisch eine Zerstörung von Dsg3 bzw. erhö-hen die Anzahl von Fragmenten, wenn man die Zellen mechanischem Stress aussetzt. Diese Zeichen der Pathogenität waren bei adsorbierten Seren deutlich geringer als bei Seren, die nicht adsorbiert wurden. Demzu-folge kann durch die spezifische Adsorpti-on die Ursache für die Blasenbildung in der Haut entfernt werden.

Schlussfolgerung

Dsg-Adsorber können die krankmachenden Autoantikörper aus dem Serum von Pem-phigus-Patienten entfernen. Dabei werden Antikörper, die für die Abwehr von Krank-heitserregern benötigt werden, nicht beein-flusst. Der Einsatz dieser Adsorbermaterialien könnte die Therapie von Pemphigus-Erkran-kungen maßgeblich verbessern und die Ne-benwirkungen für Patienten stark reduzieren.

EUROIMMUN AG · D-23560 Luebeck (Germany) · Seekamp 31 · Tel +49 451 58550 · Fax 5855591 · E-mail [email protected]

Spezifische Immunadsorption als neue Therapie bei Pemphigus-Erkrankungen

J. Langenhan, L. Komorowski, C. Probst, W. Stöcker

Institut für Experimentelle Immunologie, EUROIMMUN AG, Lübeck

Schema einer Immunadsorption und Aufbau der Ad-sorbermatrix

Hautschnitte und klinisches Bild von Patienten mit PV und PF. Zur Verfügung gestellt von der Hautklinik Lübeck.

Negativ-kontrolle

Vor Adsorption

Nach Adsorption

Fragment-zahl

217 2046 858

90 2577 1131

151 2562 766

Mittelwert 153 2395 918

Sepharose

Dsg

Fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von Dsg3 in Keratinozyten nach Inkubation mit verschiedenen Seren

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Serum eines gesunden Blutspenders

Serum eines PV-Patienten

Adsorbiertes Serum eines PV-Patienten

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