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Spiegel-Barrikade Dortmund Soziale Plastik und Aktion Artúr van Balen // „Tools for Action“ in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund Artúr van Balen / Tools for Action Web: www.toolsforaction.net Email: [email protected] Tel: +491781733557 Alex Kerlin / Dramaturg Schauspiel Dortmund Web: www.theaterdo.de Email: [email protected] Tel: +491639129344

Spiegel-Barrikade Dortmund Soziale Plastik und Aktion · Dortmund ist darüber hinaus berüchtigt für seine international vernetzte rechtsradikale Szene. Einer der zehn NSU-Morde,

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S p i e g e l - B a r r i k a d e D o r t m u n dSoziale Plastik und Aktion

Artúr van Balen // „Tools for Action“ in Kooperation mit dem Schauspiel DortmundArtúr van Balen / Tools for ActionWeb: www.toolsforaction.netEmail: [email protected]: +491781733557

Alex Kerlin / Dramaturg Schauspiel DortmundWeb: www.theaterdo.deEmail: [email protected]: +491639129344

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Bild: Paris, 12.12.2015 Aufblasbare Barrikade auf der Demonstration “Red Lines are not for crossing”

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Bild: London, 21.02.2016

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Für den 4. Juni 2016 hat ein deutschlandweites Bündnis von Neonazis abermals den sogenannten „Tag der deutschen Zukunft” ausgerufen. Es werden in Dortmund ca. 1.500 Neonazis erwartet, die gemeinsam durch die Stadt marschieren werden. Das wollen wir nicht widerstandslos hinnehmen. Ein starkes Bündnis aus unterschiedlichen Institutionen der Zivilgesellschaft plant derzeit gemeinsam mit dem Schauspiel Dortmund und den Künstler*innen von „Tools for Action”1 eine große Kunstaktion mit Hilfe von aufblasbaren Barrikaden.

An verschiedenen Orten in der Stadt sollen dezentral symbolisch auf-blasbare Barrikaden aufgebaut werden, um dann in einer konzerti-erten Aktion zusammen zu kommen. Das Ziel ist, die Marschroute der Neonazis zu behindern und Ihnen ein Spiegel vorzuhalten.

An dieser Aktion können theoretisch tausende Dortmunder teilnehmen, insbesondere ist die Kooperation mit Dortmunder Schulen geplant, die sich am Bau der Barrikaden im Vorfeld des Aktionstages beteiligen können. Des Weiteren wird die Aktion mit wöchentlichen choreografierten Formationen am zentralen Ort der Stadt, den Katharinentreppen vor-bereitet. Diese Trainings werden den engagierten Bürgern Dortmunds, die sich gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit aktiv aussprechen wollen, die dringend notwendige Präsenz und mediale Sichtbarkeit verschaffen.

1) www.toolsforaction.net

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Bildung der sozialen Plastik: Aktionstraining, Bau-Workshop, Patenschaft

Der Kontext:Europa polarisiert sich angesichts der sogenannten Flüchtlingskrise. Unmittelbar nach den Terroranschlägen in Paris am 13. Novem-ber 2015 forderten Marine Le Pen und ihr Front National die sofortige Schließung der Grenzen. In Deutschland beobachten wir die erneute Erstarkung von Pegida und AfD und eine steigende Anzahl von Angriffen auf Asylbewerberheime.

Für den 4. Juni 2016 plant die rechtsextremistische Initiative „Zukunft statt Überfremdung” am selbst ausgerufenen „Tag der deutschen Zukunft ” einen großen Aufmarsch in Dortmund, zu dem Neonazis aus ganz Deutschland erwartet werden.(Siehe www.tddz.info/) Es ist kein Zufall, dass dieser Aufmarsch 2016 in Dortmund stattfinden wird. Die Stadt ist ein wichtiger Anlauf- und Verteilpunkt für in Nor-drheinwestfalen ankommende Flüchtlinge. Täglich kommen bis zu 500 Asylsuchende in der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney an und werden von dort aus weiterverteilt. Dortmund ist darüber hinaus berüchtigt für seine international vernetzte rechtsradikale Szene. Einer der zehn NSU-Morde, 2006 an Mehmet Kubasik, wurde in Dortmund verübt.

Um dem aufstrebenden Rechtsradikalismus in der Stadt etwas entgegen zu setzen, hat das Schauspielhaus Dortmund damit begon-nen, neue Allianzen zwischen Kunst und Protest, zwischen Ästhetik und politischem Aktivismus zu schmieden. Im November 2015 luden sie vierzig Theatermacher und politische Aktivisten zu der Tagung „Theater trifft Aktion” ein, zwei der wichtigsten europäischen Gruppen von Aktionskünstlern arbeiten seit der Spielzeit 2015/16 am Haus: Das Zentrum für Politische Schönheit sowie das Peng! Collective. Kay Voges, Intendant des Schauspiels, hat seine Kooperation für die Soziale Plastik zugesagt (siehe Kooperations-bestätigung). Das “Theaterstück” von „Tools for Action“ würde partizipative Trainings des Publikum mit Workshops zum Bau der aufblasbaren Skulpturen verbinden - um dann in einer großen, konzertierten, friedlichen Kunstaktion gegen Rechtsradikalismus zu kulminieren.

Die Aktion wurde am 14. Januar 2016 bereits der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie im Rathaus der Stadt Dortmund vorgestellt - ein Zusammenschluss zahlreicher Dortmunder Institutionen, die seit 2007 versuchen, Kräfte gegen Rechts zu bündeln. Mit Einstimmigkeit wurde die Aktion dazu ausgewählt, am sogenannten “Tag der deutschen Zukunft” das zentrale Moment des Widerstands zu sein.

In der Bildung der sozialen Plastik ist es wichtig, viele verschiedene Handlungsmöglichkeiten für soziale Teilhabe anzubieten, sodass Men-schen sich auf unterschiedliche Weise engagieren können. Die Möglichkeiten im Vorfeld der Aktion sind dreifach: Aktionstraining, Bau-Workshop und Patenschaft eines aufblasbaren Würfels.

1) Aktionstraining:

Der Aktionstag (4. Juni 2016) wird ab Ende April jeden Sonntagmittag am zentralen Ort der Stadt, den Katharinentreppen vorbereitet. Dort findet sich die Gemeinschaft wieder und werden choreografische Formationen mit den kollektiv produzierten Würfeln geübt, wie z.B. der Aufbau der Spiegel-Blockade, eine Parade, eine laufende Barrikade und eine Art Würfel-Party. (Siehe Seite 11).

Die Trainings erfordern die koordinierte Zusammenarbeit aller Teilnehmer. Am ersten Training am 18. Februar konnte man beo-bachten, wie diese Trainings Menschen aller Generationen (Schüler, Eltern, Rentner) auf spontane und spielerische Weise mitein-ander in Kontakt brachten. Die Skulptur generiert im wahrsten Sinne eine soziale Plastik.

Zugleich verschaffen diese Trainings schon im Vorfeld der Aktion die dringend notwendige Sichtbarkeit und mediale Aufmerksamkeit von engagierten Bürgern Dortmunds, die sich gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit aktiv aussprechen wollen. Dies ist wichtig, da in der heutigen Medienlandschaft eine Asymmetrie herscht: die Solidarität und tägliche Hilfe von Tausenden Menschen für Flüchtlinge ist nicht leicht repräsentierbar und bleibt daher in den Medien weitgehend unsichtbar, wogegen die Negativ-Beispiele von “Wutbürgern” und Angriffe auf Flüchtlingsheime allgegenwärtig sind. Die Trainings wiederum schaffen ein unvorhersehbares, atemberaubendes, ästhetisches Bild des Miteinander. Das Schauspiel Dortmund wird diese kollektiven ästehtischen Formationen durch Kamerateams auf der Straße und von einer Drohnenkamera aus der Vogelperspektive filmen und fotografieren lassen.

Gehofft wird zudem auf einen Schneeballeffekt: dass von Woche zu Woche mehr Bürger sich am Training beteiligen wollen und ins Theater kommen, um einen aufblasbaren Würfel zu bauen. Das erste Training hat am 18. Februar schon mit 30 Personen statt-gefunden, die alle daran interessiert sind, auch zum nächsten Training zu kommen.

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3) Patenschaft

Die Finanzierung der Aktion läuft sowohl über Förderer als auch über Crowdfunding. Diese Idee ist während der öffen-tlichen Präsentation im Schauspiel Dortmund und im Rathaus entstanden. Die Crowdfunding-Kampagne ermöglicht Menschen auch andere Optionen zur Solidarisierung zu zeigen und damit Teil der sozialen Plastik zu werden. Die materiellen Kosten eines aufblasbaren Würfels mit Spiegel-Folie betragen 45 Euro und Menschen können mit dieser Summe Pate einer oder mehrere aufblasbaren Würfel werden. Die Crowdfunding-Kampagne wird vom 25. April bis 5. Juni laufen.

3.1) Mediale Begleitung der Crowdfunding-KampagneMarkus Arndt, Journalist des Westdeutschen Rundfunks, hat angeboten den Mobilisierungsprozess medial zu be-gleiten. Um der Aktion auch im Netz Sichtbarkeit zu verschaffen, wird ein weiteres öffentliches Training auf dem digital-politischen Festival RePublica am 3. Mai in Berlin stattfinden. RePublica hat zugesagt, die Crowdfunding Kampagne über ihre social media Kanäle zu unterstützen. Ein weiterer medialer Höhepunkt wird am 7. Mai 2016 in Dortmund stattfinden. An diesem Tag feiert ein stadtweites Bündnis ein Festival für Toleranz und gegen Rechtsextremismus unter dem Motto “Dort bunt”, in dessen Rahmen “Tools for Action” auch ein Aktionstraining anbieten wird.

2) Bau-Workshop

Vom 24. April bis zum 3. Juni werden Workshops sowohl in Schulen als auch im Theater angeboten.

2.1) Arbeitsraum im Schauspiel DortmundIm Schauspiel Dortmund wird für fünf Wochen (ab 24. April 2016) ein sozialer Arbeitsraum eingerichtet, der an drei Tagen in der Woche offen ist für Menschen, die sich am Bau der Würfel beteiligen wollen. An sechs Arbeitstischen kann unter Anleitung von “Tools for Action” mitgebaut werden. Das dient auch dem Austausch und Kennenlernen - guter Protest will vernetzt sein, damit er Breitenwirkung entfalten kann.

2.2.) Kooperationen mit Schulen“Tools for Action” wird in Zusammenarbeit mit dem RespektBüro, einem Referenten aus der Politischen Bildung für die Stärkung von Toleranz, Zivilcourage und gegen Rechtsextremismus sechs- bis achtstündige Workshops anbieten. (Zeitraum: 25. April bis 3. Juni 2016). Der Ablauf wird folgendermaßen sein:

- 90 Minuten Unterrichtsprogramm zum Thema Rechtsextremismus geleitet vom RespektBüro, finanziert von MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum der Stadt Dortmund.

- Anschließend ein praktischer Workshop: Schülerinnen und Schüler werden in Arbeitsgruppen aufgeteilt, die jeweils vier Stunden unter Anleitung einen aufblasbaren Würfel bauen. Dann werden die Objekte mit dem Logo “Made in Dortmund + Name der Schule” versehen. Dadurch entsteht eine größere Identifikation der Schüler mit ihrem Objekt. Der Würfel könnte auch als Spielobjekt in den Schulpausen benutzt werden. Er würde damit auf spielerische Weise die Aufmerksamkeit der ganzen Schule bekommen und zusätzliche Diskussionen zu den Trainings, dem Tag der Aktion und über Rechtsextremismus katalysieren.

2.3) Koordination und Logistik der Schulworkshops:- Im Zeitraum vom 25. April bis zum 3. Juni gibt es Kapazitäten für die Veranstaltung von 14 Schulworkshops. Mehere Schulen im Netzwerk “Schule gegen Rassismus” haben Interesse gezeigt; beziehungsweise zugesagt. Die Koordina-tion für die Schulworkshops wird übernommen von Helena Breidt von MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum der Stadt Dortmund (Siehe angehängte Briefe: Interessensbekundung) und Sarah Jasinszczak, der Theaterpädagogin vom Schauspiel Dortmund. Für das simultane Bauen braucht es Platz. “Tools for Action” kann bis zu sechs Arbeitstische in der Größe von 4,5m x 1,5m mitbringen. Alternativ kann auch auf glattem Boden gebaut werden, so z.B. in einer Turnhalle oder der Schulaula. In einer Klasse von zwanzig bis dreißig Schülern könnte es bis zu 10 Arbeitsgruppen geben, die an einem Tag je einen aufblasbaren Würfel bauen können.

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Referenzprojekte„Tools for Action” ist ein Kollektiv von Künstler_innen mit Zentrum in Berlin, gegründet von Artúr van Balen. Seit 2010 forscht es an den Schnittstellen von Kunst und Aktivismus. „Tools for Action” zielt darauf ab, neue Taktiken des krea-tiven Widerstands zu entwickeln und dieses Wissen in Workshops an Menschen und Gruppen weltweit zu vermitteln. Die Workshops konzentrieren sich auf die Herstellung von aufblasbaren Skulpturen und massenmedialen Spektakeln. So kreierte die Gruppe für die UN Klima-Konferenz 2010 einen 12 Meter großen Hammer, weitere Projekte waren Würfel (Berlin 2012), die ungarische Orange (Budapest, 2012), der pinke Slipper (Indien, 2013), die Säge (Moskau 2013), Lun-gen (UN Klima-Konferenz 2013 in Warschau) und eine aufblasbare Barrikade bei der UN Klima-Konferenz 2015 in Paris.

Fallstudie “Fabriqué à Paris” Die Idee der „Barrikade“ als soziale Plastik wurde zum ersten Mal am 12. Dezember 2015 in Paris zum Abschluss der UN Klima-Konferenz umgesetzt. Die „Koalition 21“, eine Allianz von über 130 NGOs, hatte mit der Kampagne “Red Lines are not for crossing” zu einem Tag des gewaltfreien, zivilen Ungehorsams aufgerufen um damit den Forderungen für Klimagerechtigkeit mehr Gehör zu verschaffen. Zur Vorbereitung hat „Tools for Action“ eine Barrikade mit einer roten Streifen entworfen: “Modulare Skulpturen aus reflektierender Folie, gefüllt mit Luft und aneinandergereiht mit Klettverschluss. Ein Set von Würfeln, die schnell an verschiedenen Orten aufge-baut werden können, um dort Sicht und Weg zu versperren. Sie können mehr als nur eine Wand sein – wenn die Objekte in die Luft geworfen werden, verwandeln sie die Straße in einen Spielplatz.“

Nach den Anschlägen am 13. November 2015 in Paris war die Situation anders als vorhergesehen. Nachdem wir uns eingearbeitet hatten, gaben wir in zwei Wochen zahlreiche Workshops und produzierten rund 50 aufblasbare Würfel. In Paris waren wir ein Team von drei Menschen und haben auf drei Tischen gearbeitet. Zwei Freiwil-lige waren in drei bis fünf Stunden im Stande, einen aufblasbaren Würfel zu bauen. An produktiven Tagen haben wir fünf bis sechs Objekte gebaut. Unser Projekt in Paris hat sich nicht nur auf das Bauen begrenzt. Um auf das Verbot von Protesten während des ausgerufenen Ausnahmezustands zu reagieren, haben wir mehrere aufblasbare Barrikaden per Post in die Welt geschickt. Aufblasblasbare Barrikaden sind zugleich in London, Portland und New York benutzt worden. Zuvor hat eine Gruppe von Doz-enten, Jugendlichen und Künstlern an der Saint Martins Kunsthochschule in London zwölf aufblasbare Würfel gebaut.

Für Dortmund denken wir an ein ähnliches Arbeitsmodell. Allerdings möchten wir die Produktionstechnik verbessern, sodass der Bau eines Würfels schneller vorangeht.

Des weiteren möchte die Gruppe aus London zur Unterstützung in der letzten Woche vor der Aktion nach Dortmund kommen und damit die Aktion gegen Rechts in England bekannt machen. Die aufblasbare Barrikade ist schon mehrmals in “The Guardian” als “inflatable cobblestones” beschrieben worden.

Aktion:Die eigentliche Spiegel-Barrikade wird als Gegenaktion zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft” am 4. Juni 2016 stattfinden.

Das Ziel ist, die Aufmärsche der militanten Neonazi-Szene zu verhindern oder zumindest zu erschweren. Die spezielle Spiegelfolie hat dabei die Funktion, den Demonstranten wortwörtlich den Spiegel vorzuhalten. Denkbar ist es, an vielen Orten in der Stadt dezentral aufblasbare Barrikaden zu bauen, und sie dann zu einer konzertierten Aktion an einem Punkt in der Stadt zusammen zu führen. Die Aktion wird durch Kamerateams auf der Straße und von einer Drohnenkamera aus der Vogelperspektive gefilmt.

Oben: Bilder vom ersten Aktionstraining vor dem Schauspiel Dortmund und auf den Katharinen-treppen am 18.02.2016

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Historische und kunsthistorische Referenzen:Die Barrikade ist eine Pariser Erfindung. Historisch wurden sie das erste Mal am 12. Mai 1588 erwähnt. Etymologisch leitet sich das Wort vom französischen „la barrique“ ab: „das Fass“. Leere Holzfässer wurden auf die Straße gerollt, mit Ketten gesichert und Steinen beschwert. Mit der Französischen Revolution in 1789 hat sich die Barrikaden-Taktik dann über ganz Europa verbreitet.

In der Kunstgeschichte sind nur wenige Barrikade-Skulpturen entstanden. Ein bekanntes Beispiel ist die „Wall of Barrels, Iron Curtain” von 1962 von Christo und Jeanne-Claude. Das Künstlerpaar hat für acht Stunden die Rue Visconti in Paris blockiert, um gegen die neu-gebaute Berliner Mauer zu protestieren. Aus materieller Sicht räsoniert die Spiegel-Blockade mit Andy Warhols Installation „Silver Clouds” von 1966, in der mit Helium gefüllte silber-reflektierende Kissen im Galerieraum schwebten.

„Tools for Action“ knüpft sowohl an Pop Art als auch Land Art Traditionen an, möchte die Objekte aber in einem direkteren, performa-tiveren Zusammenhang einsetzen. Auf der konzeptionellen Seite sind wir Beuys Idee der Sozialen Plastik verpflichtet, die den Künsten eine formende, transformative Wirkung auf die Gesellschaft zuschreibt.

Kontakt:Artúr van Balen / Tools for ActionWeb: www.toolsforaction.netEmail: [email protected]: +491781733557

Alex Kerlin / Dramaturg Schauspiel DortmundWeb:www.theaterdo.de/biografie/person/alexander-kerlin/Email: [email protected]: +491639129344

Koordination Schulworkshops

Sarah Jasinszczak / Theaterpädagogik Schauspiel DortmundWeb: www.theaterdo.de/biografie/person/sarah-jasinszczak

Helena Breidt Amt des Oberbürgermeisters und des RatesMIA-DO-Kommunales Integrationszentrum DortmundTelefon: 0231 - 50 - [email protected]

Oben links Christo and Jeanne-Claude, Wall of Barrels, Iron Curtain, Rue Visconti, Paris 1962Oben rechts: Andy Warhole´s Silver Cloud Installation aus 1966; neu-Auflage im Andy Warhole Museum in Pittsburgh.

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Bilder vom Bau-Workshop des ersten Spiegel-Würfels auf dem Boostcamp, ein Camp für inklusives Campaigning. Berlin, 24.01.2016

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Taktische Choreographie, ein Training mit der aufblasbaren BarrikadeDie Bilder für diese Choreografie sind am 12. Dezember 2016 in Paris auf der Demonstration “Red Lines are not for crossing” entstanden.

Bewegung 1: Aufblasen und Aufbau der Barrikade.Wie klettet man 100 Würfel in dreißig Sekunden zusammen und löst sie danach wieder auf? Was ist die effizienteste Baumethode?

Bewegung 2: Parade mit der aufblasbaren Barri-kade, um Aufmerksamkeit und einen Mitmach-Effekt zu generieren.

Bewegung 3: Die Barrikade als laufende Slapstick-komödie.

Bewegung 4: 1....2....3... PARTY! Werft die Ballons in der Luft. Die Straße verwandelt sich in einem Spielplatz. Diese spontane, absurde Spielsituation kann durchaus als Deeska-lierungstaktik wirken.