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Standorte und Weitblick - Fremdsprachen und kulturelle Performanz
18.07.2017 - Bonn
Workshop: Sensibler Fachsprachenunterricht
Dr. Susanne Schiemichen, Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Rechtswissenschaft
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Gliederung
Sensibel?!
Fachsprachenunterricht
Grundlernziele des Fachsprachenunterrichts
Lernende und Lehrende im Fachsprachenunterricht
Fachsprachliche Merkmale
Juraspezifische Sprachmerkmale
Kursplanung und Kurserstellung
Fachsprachliche Lehrwerke für Jura
Fachsprachen-Unterrichtsmodelle: Deutsch als Fremdsprache
Juraspezifische Unterrichtseinheit
Faktoren interkultureller Fachkommunikation
Fachsprachen-Unterrichtsmodelle: Englisch
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Sensibel?!
Bedarf an Fachsprachenunterricht nimmt stetig zu; die Berufs- bzw. Aus- und
Fortbildungsziele der Lernenden bestimmen den Bedarf (globaler Arbeitsmarkt,
internationalisierende Hochschulen, Perspektive für Geflüchtete)
Situation der Lehrenden:
keine Fachfrau/ kein Fachmann
keine Ausbildung zum Fachlehrenden
linguistische, methodische Informationen, die in ihrer Bedeutung für den Unterricht nicht
leicht zu beurteilen sind
kein ausreichendes und/oder befriedigendes Lehrmaterial vorhanden
Folge: Entscheidung gegen einen fachspezifischen Sprachunterricht, stattdessen für
einen allgemeinsprachlichen Unterricht, der direkt zum Fachunterricht führt
Annahme: bei guten allgemeinsprachlichen Kenntnissen könne ein Lernender ohne
Schwierigkeiten dem Fachunterricht folgen
Einwand: z.B. hohe Abbrecherquoten ausländischer Studierender, trotz guter
allgemeinsprachlicher Kenntnisse
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4
Fachsprachenunterricht
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Allgemeinsprachlicher Sprachunterricht:
ist vor allem auf Kommunikationsfähigkeit im Alltag ausgerichtet
ist additiv und assoziativ, dialogisch
Fachunterricht:
ist selektiv und hierarchisch
erfahrungsbezogen: fachliche Vorerfahrung wird in Vermittlungsprozess einbezogen
systemorientiert: Zusammenhänge werden immer mitgedacht
problemorientiert: ausgehend von konkreten Fragestellungen werden
Problemlösestrategien entwickelt
prozess- und verfahrensorientiert: Lösungswege werden vermittelt
sprachlich nicht didaktisiert
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Fachunterricht vs. Fachsprachenunterricht
Fachsprachenunterricht:
Sprachstand der lernenden ermitteln (Sprachlehrende wissen in der Regel etwas mehr
über den sozio-kulturellen Hintergrund ihrer Lernenden und über dessen Auswirkungen
auf den Lehrprozess)
elementbezogen: Vermittlung fachsprachlicher Grundlagenlexik, Vereinfachung der
Inhalte
textstrukturbezogen: Bewusstmachung des fachüblichen Diskurses, der im
Fachunterricht vorausgesetzt wird; erleichtert die Textrezeption bzw. –produktion
Fachsprachenunterricht ist die Vorbereitung auf den Fachunterricht durch den Aufbau von
kompensatorischen Strategien im Bereich der Informationsentnahme und Textproduktion,
den Auf- bzw. Ausbau von Denkstrukturen durch das Vermitteln von Fachbegriffen, das
Vorstellen von bestimmten stilistischen Eigenheiten der fachbezogenen Kommunikation
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Fachsprachenunterricht
Ideal:
Fachsprachenunterricht als Brücke zwischen Allgemeinsprachlichem Unterricht und
Fachunterricht: Vermittlung von sprachlichen Grundlagen über die Allgemeinsprache, dann
kursbegleitend oder kurstragender Fachsprachenunterricht, als Vorbereitung für den
anschließenden Fachunterricht
Alltag:
kein Fachsprachenunterricht oder
Parallelität von Fachsprachenunterricht zu Fachunterricht
Folge:
Aufarbeitung von Defiziten, die parallel im Fachunterricht entstehen
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Grundlernziele des Fachsprachenunterrichts
das Erlangen sprachlicher Handlungsfähigkeit =
die Fähigkeit, in der jeweiligen Berufs- oder Ausbildungssituation angemessen
kommunizieren zu können
durch die Beschränkung auf ein Fach muss auch nur eine bestimmte sprachliche
Handlungsfähigkeit vermittelt werden, die wiederum an das in dem Fach übliche Denken und
die daraus resultierenden Denk- und Mitteilungsstrukturen gebunden ist
fachspezifisches Denken und Mitteilungen über fachliche Inhalte sind stark mit den
Fachtermini des jeweiligen Faches verbunden
der Erwerb dieser Fachtermini ist die Grundlage für die fachliche Kommunikation
für die Textrezeption wie auch Textproduktion werden fachsprachliche Mittel erworben, die je
nach Fach nur einen kleineren Teil der gesamten zur Verfügung stehenden sprachlichen
Mittel ausmachen können
auch Lesestrategien und Strategien zur funktionalen Textproduktion unter Berücksichtigung
des wissenschaftlichen Diskurses im Fach müssen erworben werden
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Lernende und Lehrende im Fachsprachenunterricht
Profilbildung der Lernenden:
z.B. durch Kenntnisse der Zielsprache oder anderer Fremdsprachen, Fachkompetenz,
Spezialisierungsgrad, Lerngewohnheiten, Lernerwartungen und Lernprobleme
In der Regel werden Sprachkenntnisse auf Mittelstufenniveau vorausgesetzt
Profilbildung der Lehrenden:
mangelnde Fachkompetenz kann durch Kompetenz der Lernenden ausgeglichen werden
Es bedarf keiner „tiefgreifenden fachlichen Kenntnisse des Sprachmittelnden…ebenso wenig
wie sich der Fachmann in seiner Wissenshoheit gefährdet zu sehen braucht.“ (Gladitz u.a. 2014: 153)
Angemessenheit des Lehrmaterials, übernimmt die Funktion als Träger von Fachkompetenz
Austausch mit Fachkolleginnen und Fachkollegen
der Lehrende muss sich der Tatsache bewusst sein, dass er bzw. sie mit den fachlichen
Inhalten nicht frei umgehen darf (kein beliebiges Umstellen, Kombinieren etc.)
„Die Fachsprachenlehrerin steuert gewissermaßen den ganzen Fachsprachenerwerbs-
prozess und ist dadurch eine Art verbindendes-vermittelndes Medium zwischen dem
Fachmann und dem Studierenden….Sie ist idealerweise verantwortlich für explizite Hinweise
an den Fachmann und begleitet die Studierenden sprachlich.“ (Gladitz u.a. 2014:158)
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Lehrende im Fachsprachenunterricht
Modifizierung der Rolle des Lehrenden aus dem allgemeinsprachlichen
Unterricht, einige Beispiele:
allgemein: keine bzw. kaum sprachliche und phonetische Korrektur, fachliche Genauigkeit
im Mündlichen ist ausreichend
fachliche Kompetenz: nicht den eigentlichen Fachunterricht erteilen, nur Hilfestellung zur
Textentschlüsselung
Freiraum (Arbeitsformen): Reduktion des Unterrichts auf funktionales Handeln
Lernzielverständnis: verändertes Arbeiten mit Sprache = Zusammenhang zwischen Inhalt
und Sprache beachten (Übg.1)
Lernwegverständnis: Abweichungen vom Zeitplansind möglich; Tempo richtig wählen, da
es niveaumitbestimmend ist
Verständnis der Rolle des Lernenden: Eigenaktivitäten der Lernenden durch Sprechen
über fachliche Inhalte
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Bsp.: Zusammenhang zwischen Inhalt und Sprache
Übung:
Typische Fachausdrücke in juristischen Texten: Nomen + Verb. Ergänzen Sie jeweils eine richtige
Verbform aus der unten aufgeführten Listen der Infinitive (aus Simon/ Funk-Baker 2009: 192).
10. abgeben/ anfechten/ einhalten/ unterliegen/ verstoßen/ widerrufen
Rechtsgeschäfte dürfen nicht gegen ein gesetzliches Verbot____________________(a). Gesetzliche
Formvorschriften müssen ___________________(b) werden. Eine Person _____________(c) eine
Willenserklärung _______________(c), _________________ (d) dabei aber einem Irrtum; in diesem
Fall kann sie ihre Willenserklärung ________________(e). Eine Willenserklärung kann auch
________________(f) werden.
Lösung: …in diesem Fall kann sie ihre Willenserklärung anfechten (e). Eine Willenserklärung kann
auch widerrufen (f) werden.
Erläuterung der Abfolge: Für eine Anfechtung nach §142 BGB ist ein Anfechtungsgrund nach §119
ff. BGB erforderlich. Den Anfechtungsgrund stellt i.d.R. der Irrtum dar, §119 BGB. Eine
Willenserklärung kann auch widerrufen werden. Ein Widerruf benötigt – bei Verbraucherverträgen –
keine Begründung, vgl. §355 I S.4 BGB.
Bsp. für Irrtum: halve Hahn = Käsebrötchen, Bsp. für Widerruf: Bestellung im Internet rückgängig
machen
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Fachsprachliche Merkmale
Morphologie: Formbildung
(nach Buhlmann/ Fearns für naturwissenschaftlich-technische Fachsprachen)
Verb: in Bezug auf Person, Modus und Tempus je nach Textsorte und/ oder Mündlichkeit/
Schriftlichkeit wird eine starke Reduktion erkennbar (Bsp.: 3. Pers. Sg.; Infinitiv/ Partizip I
und II; Indikativ; Präsens/ Perfekt; hoher Anteil Passivformen: Vorgangs- und
Zustandspassiv)
Substantiv: hoher Anteil (meist im Singular; Genitiv; Umstandsangaben: häufig mit
Substantiv und Präposition oder als FVG)
Präposition: sehr häufig, ermöglichen präzise, differenzierte und sprachlich ökonomische
Aussagenhäufig (an, bis, bei, für, in, mit, nach, um unter, von, zu, zwischen)
Adjektiv: ebenfalls häufig (Attributfunktion wird verstärkt; wiederum Differenzierung und
Präzisierung möglich)
didaktische Konsequenz:
morphologische Lernpensen sind geringer anzusetzen (Vermittlung nur weniger Formen bei
Tempus und Person notwendig, dafür Passiv bzw. Passiversatz, Präpositionen, Genitiv,
Entschlüsselung von Partizipien, semantische Bedeutung von Adjektiven)
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Fachsprachliche Merkmale
Morphologie/ Lexik: Wortbildung
Verb: Überführung einer Wortart in eine andere: Substantiv zum Verb (Kristall –
kristallisieren); Bedeutungsabwandlung (kristallisieren – auskristallisieren)
Substantiv: Überführung einer Wortart in eine andere: Verb zum Substantiv (erwärmen –
Erwärmung), Adjektiv zum Substantiv (fest –Festigkeit)
Adjektiv: Überführung einer Wortart in eine andere: Substantiv zum Adjektiv (Raum –
räumlich), Verb zum Adjektiv (brennen – brennbar); Bedeutungsabwandlung (stabil – instabil)
Morphologie/ Lexik: Wortzusammensetzung
syntaktisch komprimierend: Erhöhung der Temperatur – Temperaturerhöhung
determinierend: Wechselstrom, Drehstrom, Starkstrom
u.a. Entlehnungen: Modul - modulus (lat.), Lehnübersetzungen: schneller Brüter – fast
breeder, metaphorischer Gebrauch: Kopf (der Schraube)…
Lexik:
Terminus: das sprachliche Zeichen für einen Begriff; entsteht, wenn der Begriff benannt wird
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Fachsprachliche Merkmale
didaktische Konsequenz (Auswahl):
der lexikalische Bestand hängt stärker von der Textsorte und dem Inhaltsbereich ab, variiert daher
auch stärker; Prinzipien statt konkreter Empfehlungen:
fachbezogen = systematischer Erwerb von Fachbegriffen als Grundlage der Kommunikation
(Auswahl der richtigen Textsorten)
qualitativ orientierte Arbeit = Auswahl der lexikalischen Textsorten muss sich an der
Wichtigkeit des Terminus als Informationsträger als Denkelement des Faches orientieren
(Frequenz allein hat keine Aussagekraft)
systematische Arbeit = Lexikvermittlung orientiert sich an der Progression der fachlichen
Inhalte
Syntax: Satzarten
häufige Nebensätze: z.B.: Relativsätze = zur Präzision der Aussage, Konditionalsätze =
meist ohne die Konjunktion wenn; Kausalsätze = meist mit da
Texte
Geschriebener Texte: der Fachtext enthält eine vom Erkenntnisinteresse und von der
Methode des Faches bzw. von der Textsorte abhängige Menge von Informationen, deren
Abfolge und Präsentationsweise festgelegt sind (Wo finde ich was?)
Gesprochene Texte: spielen bei Mitschriften im akademischen Umfeld eine größere Rolle;
im naturwissenschaftlichen Bereich sind sie eher untergeordnet
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1414Aus: Schmuck: Deutsch für Juristen 2011.
Juraspezifische Sprachmerkmale
Juristische Fachsprache ist vor allem durch hohe Abstraktion, sprachliche Ökonomie,
speziellen juristischen Fachwortschatz (jedoch wenig Fremdwörter), viele Substantive und
Schachtelsätze gekennzeichnet
spezieller juristischer Wortschatz (aus dem Deutschen): Nießbrauch = Recht auf die
Nutzung fremder Dinge, ohne sie verändern zu dürfen.
Substantivgebrauch: „Die Erhebung der Klage erfolgt durch die Zustellung eines
Schriftsatzes (Klageschrift).“
Schachtelsätze: Tritt der Wille, in fremden Namen zu handeln, nicht erkennbar hervor, so
kommt der Mangel des Willens, im eigenen Namen zu handeln, nicht in Betracht. (§164
Abs. 2 BGB)
häufige Verwendung von Abkürzungen
Textsorten: z.B. Gutachten, Urteile, Gesetzestexte, wissenschaftliche Abhandlungen
Juristische Argumentationstechniken unterscheiden sich stark von der alltäglichen
Ausdrucksweise: Es wird z.B. nur das erörtert, was für die Beantwortung der Frage
maßgeblich ist (baut auf Vorwissen auf).
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Kursplanung(Beispiel: Rechtswissenschaft)
‚es gibt nicht das perfekte Lehrwerk, die meisten Materialien müssen im bzw. für den
Unterricht selbst erstellt werden‘ (nach Buhlmann/ Fearns)
Kursplanung:
Bestimmung der Zielgruppe
Bsp.: ausländische Studierende im LL.M
Mit Fachleuten zusammen:
Ermittlung der Bereiche, in denen die Zielgruppe mit der zu vermittelnden Sprache in
Kontakt kommt
Bsp.: Vorlesung, Arbeitsgemeinschaften, Seminar
Ermittlung der Textsorten:
Bsp.: Gesetzestexte, Kommentare, Urteile, Lehrbücher, Sachverhalte, Falllösungen
Ermittlung der Zielaktivitäten:
Bsp.: Gutachten, Hausarbeiten (= Falllösungen) bzw. Seminararbeiten
(Themenbearbeitung), Klausuren (i. d. R. Falllösungen)
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Kursplanung(Beispiel: Rechtswissenschaft)
Als Sprachdozentin bzw. Sprachdozent:
Ableitung der Lernziele:
Bsp.: Schreiben von Hausarbeiten, Gutachtenstil beherrschen, Leseverstehen
fördern, Fachterminologie erwerben
Ermittlung der Lernvoraussetzungen:
Bsp.: Fachkenntnisse der Lernenden (Sind die Inhalte der im Deutschen zu
vermittelnden Fachtermini bekannt, damit die juraspezifischen Arbeitsstrategien
teilweise gegeben?)
Ermittlung der Lerninhalte: lernzielgerechte Festlegung der benötigten Texttypen,
Strategien und Fertigkeiten; inhaltlich eine durch das Fach und seinen Spezialisierungsgrad
bedingte Auswahl von fachlichem Inhalt und Präsentationsform; evtl. Aufbau neuer
Lerngewohnheiten
Bsp.: Wortfeldübungen/Lückentexte; Falllösungen
Mit Fachleuten zusammen:
Festlegung einer Progression: Anordnung der Lerninhalte
Als Sprachdozentin bzw. Sprachdozent:
Berücksichtigung organisatorischer Vorgaben: zur Verfügung stehende Zeit, Form des
Kurses
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KurserstellungBeispiel: Rechtswissenschaft
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Abfolge:
Material I: Analyse
Festlegung der Abfolge der Förderung von Fertigkeiten
Materialauswahl II (in Zusammenarbeit mit Fachleuten)
Ausarbeitung von Übungen (eventuell Korrektur durch Fachleute)
Zuordnung einer Sozialform
Übung zur Materialanalyse, Textsorte: Falllösung „Das zweifelhafte Schnäppchen“ (Mörsdorf 2013)
Teilen Sie sich zunächst den Text in der Arbeitsgruppe auf. Dann lesen Sie diesen unter dem Aspekt,
morphologische Besonderheiten zu identifizieren. Was fällt Ihnen auf? Was würden Sie auswählen?
Möglicher Ansatz: Konjunktiv I oder Konjunktiv II
Warum? Eine Falllösung ist im Gutachtenstil geschrieben.
Leitfaden zur Fallbearbeitung:
Erfassen des Sachverhaltes
Herausarbeiten der 4-W-Frage: Wer will was von wem woraus?
Auffinden einer Anspruchsgrundlage
Lösungsskizze
Ausformulierung im Gutachtenstil, hier wird der Konjunktiv II benötigt:
„Der Mangel des Laptops müsste bereits bei Gefahrübergang vorgelegen haben.“
Fachsprachliche Lehrwerke für Jura
Für ausländische Studierende
Lothar Jung: Rechtswissenschaft. Lese- und Arbeitsbuch (1. Auflage 1994)
Grammatik: Präpositionen, Konjunktionen, Nominalisierungen, Partizipien, FVG, Wortzusammensetzungen,
Verben + Präpositionen; Konjunktiv I und II, Passiv (mit Modalverben); Attributsätze, Relativ-, Konsekutiv-,
und Infinitivsätze
Heike Simon/Gisela Funk-Baker: Einführung in das deutsche Recht und die deutsche
Rechtssprache (1. Auflage 2009)
Grammatik: Wortfeldübungen, Konjunktiv II, Modalverben
Für Jura-Studierende bzw. Juristinnen und Juristen
Michael Schmuck: Deutsch für Juristen. Vom Schwulst zur klaren Formulierung (3. Auflage
2011). Aus dem Vorwort: „In vielen Unternehmen arbeiten Juristen…und machen sich wegen
ihrer kryptischen, umständlichen Formulierungen reichlich unbeliebt. Juristen stiften Verwirrung,
stören die Kommunikation.“
Monika Hoffmann: Deutsch fürs Jurastudium. In 10 Lektionen zum Erfolg (2014) Aus dem
Vorwort: „Die Hälfte meiner Erstsemester hat Schwierigkeiten mit dem Konjunktiv…“
(Prof. Jantina Nord, Hochschule Wismar)
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Fachsprachen-Unterrichtsmodelle
Deutsch als Fremdsprache:
Juraspezifische Grammatik-Workshops
Erasmus- und Masterstudierende, ausländische Hauptfachstudierende
6 Workshops (à 2 SWS)
Themen: Partizipialkonstruktionen, FVG, Passivumschreibungen, Konjunktiv II, Ja/Nein
Teilnahmebescheinigung
DaF-Dozentin
Juraspezifischer Deutschkurs ab Wintersemester 2017/18
Masterstudierende, ausländische Hauptfachstudierende
(Restplätze für Erasmus-Studierende)
1 Semester (4 SWS)
Teilnahmebescheinigung
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Jura), DaF-SHK + (DaF-Dozentin)
2020
Juraspezifische Unterrichtseinheit (90 Minuten)
Thema: Funktionsverbgefüge
Ausgangspunkt: Comic
Definition: Funktionsverbgefüge
Übungen aus dem juristischen Kontext
Gruppenspiel
Austeilen einer juraspezifischen FVG-Liste
evtl. Hausaufgabe: Lückentext
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Präposition Artikel Nomen Funktionsverb ‚einfaches‘ Verb
- - Kritik üben kritisieren
- den Vorzug geben vorziehen
- eine Entscheidung treffen entscheiden
in - Erwägung ziehen erwägen
im - Sterben liegen sterben
Interkulturelle Fachsprachenkommunikation
Interkulturelle Fachkommunikation findet in vielen Kontexten statt: politisch, wirtschaftlich,
kulturell, wissenschaftlich, beruflich , aus- und fortbildungsmäßig, privat
grundsätzlich kommen folgende Einflussfaktoren der sprachlichen Kommunikation im
Fachsprachenbereich hinzu:
symmetrische Kommunikation = alle verfügen über die fachlichen Inhalte
asymmetrische Kommunikation = Ausbildungssituation, wird im Laufe der Zeit zu
symmetrischer Kommunikation
Gewichtung von Schriftlichkeit und Mündlichkeit = richtet sich nach der
Einstellung der jeweilige Gesellschaft dazu (Bsp.: Vertrag per Handschlag/ E-Mail etc.)
diese Faktoren werden durch die intrakulturelle Sozialisation bestimmt, die u.a. durch die Werte
und Urteile der eigenen Gesellschaft geprägt ist (bewusst/ unbewusst)
an dieser Bildung von Identität können auch stereotype Werturteile beteiligt sein, die eine
Gesellschaft über sich selbst hat und auch pflegt; diese Stereotype sind so sehr Gemeingut,
dass sie sich auch in allgemeinverständlichen Witzen wiederfinden (Buhlmann/ Fearns 2000: 370):
Bilder vom Nachbarn – europaweit
Frage: Wann herrschen in Europa himmlische Zustände?
Antwort: Wenn der Deutsche Mechaniker ist, der Engländer Polizist, der Franzose Koch, der
Schweizer Banker und der Italiener Liebhaber.
Frage: Wann herrscht in Europa die Hölle?
Antwort: Wenn der Deutsche Polizist ist, der Engländer Koch, der Franzose Mechaniker, der
Italiener Banker und der Schweizer Liebhaber.
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Interkulturelle Fachsprachenkommunikation
Gladitz kritisiert, wie wenig Aufmerksamkeit im Bereich der Fachsprache der Beschäftigung mit
interkulturellen Aspekten zukommt (Gladitz 2014: 60 – 69):
fachsprachliches Handeln steht immer in einem soziokulturellen Kontext einer bestimmten
Kulturgemeinschaft, kann daher nicht isoliert betrachtet werden
Missverständnisse werden immer dann entstehen, wenn sozio-kulturelle Schemata und
Denkstrukturen aus der Muttersprache unreflektiert transferiert werden
Fachsprache Jura ist Interpretationsarbeit, Juristen übersetzen Rechtsbegriffe in die
Wirklichkeit und ziehen daraus dann Konsequenzen; das macht es für Übersetzungen in
andere Sprachen nötig, den jeweiligen Kontext zu beachten
das Übersetzen von Rechtsvorschriften ist also das eine, das Schildern juristischer
Gedankengänge das andere
“…Augenmerk auf den unbedingten Zusammenklang der drei Harmonien von Sprache, Kultur und
Recht …, die im fachkommunikativen Fremdsprachenunterricht ausgebildet und entwickelt werden
sollten…“ (Gladitz 2014: 69)
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Fachsprachen-Unterrichtsmodelle
Englisch:
Bonner FFA für Juristinnen und Juristen
Studierende ab dem 2. Fachsemester (Einstufungstest, max. 25 TN)
UNIcert® - Zertifikat III = C1 (GeR), demnächst UNIcert® IV = C2
3 Semester
Englisch-Dozent + Anwälte aus Kanzleien
International Legal Courses
Studierende aller Semester (max. 15-20 TN)
Teilnahmebescheinigung
1 Semester (4 SWS)
Englisch-Dozent
2424
Das FFA - Programm
FFA steht für Fachspezifische Fremdsprachenausbildung
Zusätzliche Ausbildung zum juristischen Studium
3 Semester mit insgesamt 16 Semesterwochenstunden
Fachsprachliches juristisches Ausbildungsprogramm
UNIcert® - Zertifikat, C1-Niveau
Freisemester nach § 25 Abs. 2 Nr. 4 JAG NW möglich
Wertvolle Zusatzqualifikation – Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt
Was ist die Bonner FFA für Juristinnen und
Juristen? Welche Vorteile habe ich?
2525
Das FFA-Programm
Erstes FFA-Semester: insgesamt 6 SWS
Kurs 1: „Legal Vocabulary – Discussing Legal Concepts – Presentations“(4 SWS, wöchentlich)
Kurs 2: „English Vocabulary for Law: Legal Research” ( 2 SWS, Block)
Zweites FFA-Semester: insgesamt 6 SWS
Kurs 1: „Core Subjects of Common Law“ (2 SWS, Block)
Kurs 2: „US Constitutional Law“, 2 SWS, Block
Kurs 3: „Civil Litigation in the United States“ ( 2 SWS, Block)
Drittes FFA-Semester: insgesamt 4 SWS
Kurs 1: „International Commercial Law“ (2 SWS, Block)
Kurs 2: „International Commercial Arbitration“ ( 2 SWS, Block)
Was ist Inhalt der Bonner FFA ?
2626
Das FFA-Programm
Bestandene Abschlussklausuren zu diversen Vorlesungen des 1. und 2.
Fachsemesters
Bestandene Abschlussklausur zur Vorlesung „Einführung in das Anglo-
Amerikanische Recht“ (Schein kann im Laufe des ersten
Programmsemesters nachgereicht werden)
Nachgewiesene Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften des 1. und 2.
Fachsemesters
Bestehen der mündlichen und schriftlichen Einstufungstests (Sprachlevel
B2/ GER)
Welche Voraussetzungen gibt es für die
Teilnahme an der Bonner FFA ?
2727
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International Legal English Courses
Goals
Legal vocabulary acquisition
Increased fluency through speaking practice and the
learning of useful phrases
Competent presentation ability (legal subjects)
Confidence in speaking about law in English
Content
Legal vocabulary-based on: Anglo-American law: Contracts,
Court System, Adversarial Vs Inquisitorial System, Jury
Trial, Capital Punishment.
Verbal communication: students are asked to speak as
much as possible and use the new language learned
Presentations
Structure
Each semester
Two individual courses, each 3 hours a week
Wed. 9- 12 (c.t.); Tue. 17- 20 (c.t.)
20 students on each course
Enrollment: Basis-Account
28
Aus: Jung: Rechtswissenschaft (1994: S. 47).
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