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SW-QUALITÄT Treibstoff für mehr Wettbewerbsfähigkeit Archiv, DMS, eAkte, Workflow [email protected] www.ser.at COMPUTERWELT DIE ZEITUNG FÜR IT TELEKOM INTERNET IDG COMMUNICATIONS A LICENSEE OF ISSN 1814-814X WWW.COMPUTERWELT.AT 12/2012 SOFTWARE QUALITY DAYS Top-Event in der 5. Ausgabe: Alle Infos & Highlights ACHTUNG ROLLOUT! So minimieren Sie Risiken für Ihr Unternehmen GANZHEITLICH Von Manager bis Tester: Qualität geht alle an

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SW-QUALITÄT

Treibstoff für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Archiv, DMS, eAkte, Workflow

[email protected]

COMPUTERWELTDIE ZEITUNG FÜR IT TELEKOM INTERNET

IDGCOMMUNICATIONSA LICENSEE OF ISSN 1814-814X WWW.COMPUTERWELT.AT12/2012

SOFTWARE QUALITY DAYSTop-Event in der 5. Ausgabe:

Alle Infos & Highlights

ACHTUNG ROLLOUT!So minimieren Sie Risiken

für Ihr Unternehmen

GANZHEITLICHVon Manager bis Tester:

Qualität geht alle an

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Wolfgang Franz,verantwortlicher Redakteur

SOFTWARE-QUALITÄTCOMPUTERWELT + 12/2012

Info Technologie Verlag GmbH, Halbgasse 3-5/Stiege 1/5. Stock, A-1070 Wien Telefon: (01) 523050832 Fax: (01) 523050833Alle E-Mail-Adressen: [email protected]. HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR: Dr. Manfred Weiss AUTOREN DIESER AUSGABE: Mag. Christof Baumgartner, Rudolf Felser, Wolfgang Franz, Mag. Alex Wolschann ONLINE: Mag. Roland Kissling, Natascha Zimmermann ANZEIGENVERKAUF: Produktanzeigen: Manfred Zimmermann, Tel: +43 664 3000 811, Martina Jedlicka, Tel: +43 699 10404228 Stellenanzeigen: Mag. Paul Knötig, Tel: +43 660 2149994, Online: Renate Jochinger, Tel: +43 699 10028782 ANZEIGEN- UND VERTRIEBSVERWALTUNG: Jennifer Weiss, Elisabeth Leutgeb, Tel: DW 32, Fax: DW 33 Bestellungen, Änderungen oder Kündigungen bitte nur schriftlich an: [email protected]. KONZEPTION: Wolfgang Franz DESIGN: Mag. Stephan Scharf GRAFIK/LAYOUT: Sylvia Piskula, Mag. Stephan Scharf DRUCK/VERTRIEB: Leykam Let´s Print, A-7201 Neudörfl, Firmenbuch-Nr. 98322t, Handelsgericht Wien, DVR: 0496201, UID-ATU 14922805

EDITORIAL

IMPRESSUM

Geschätzte Leserinnen und Leser,

die Langzeitstudie »Excellence in Quality Management« von McKinsey & Company bringt es auf den Punkt: Qualität ist der beste Garant für den langfristigen Unternehmenserfolg. Firmen, die Qualität nicht nur auf ihre Fahnen heften, sondern auch Tag für Tag leben, geben im Durchschnitt zwanzigmal weniger fehlerhafte Produkte heraus als Unternehmen, die fälschlich glauben, Qualität sei bloß ein Kostenfaktor, so die Studie.

Software-Entwicklung ist ein Bereich, der den Unterschied zwi-schen beiden Welten besonders deutlich zeigt – alle, die etwa schon einmal eine zentrale Software-Funktion im dritten Un-termenü suchen oder sich bei jedem größeren Update auf eine neue Struktur einstellen mussten, wissen, wovon die Rede ist.

Grund genug, dem immer jungen Thema Software-Qualität das vorliegende COMPUTERWELT-PLUS-Magazin zu wid-men. Blättern Sie rein und lesen Sie, warum es wichtig ist, dass Qualität auf allen Unternehmensebenen gelebt werden sollte – nicht nur von den Entwicklen, sondern auch vom Top-Ma-nagement. Holen Sie sich Anregungen in Sachen Software-Rollout! Und immer wieder spannend: Wie agile Methoden mehr Qualität in die Entwicklung bringen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine interessante Lektüre!

INHALT

SOFTWARE QUALITY DAYSAlle wichtigen Informationen zum österreichischen Top-Event in Sachen Software-Qualität. SEITE 4 + 8

RISIKEN BEIM ROLLOUTWer bei der Implementierung von Soft-ware auf der sicheren Seite sein will, setzt auf dynamische Analysen. SEITE 6

QUALITÄTSLEITFADEN Ganzheitlich oder gar nicht: Qualität beginnt im Kopf und zieht sich durch alle Unternehmensbereiche. SEITE 10

OPTIMIERTES ERLEBNISGastkommentar: User Experience ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Software. SEITE 13

AGILE METHODENExklusiv-Interview: Scrum-Experte Mitch Lacey über die Vorteile flexibler Projektplanung. SEITE 14

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12/2012 computerwelt+SoFtwAre-QuAlItÄt4

Es ist »Commodity« geworden, wie es so schön auf Neudeutsch heißt: Qualität begleitet uns durch unser Leben. Das Auto springt bei jedem Wetter und sogar bei minus 20 Grad Celsius anstandslos an. Mobile Dienste haben eine Verfüg-barkeit von annähernd 100 Prozent und auch die subjektiv empfundene Sprach-qualität lässt keine Wünsche offen. Qualität ist ein Unterscheidungsmerk-mal, ein Wettbewerbsvorteil. Ein Attribut von Produkten und Dienstleistungen, um sich im Top-Segment des Marktes zu positionieren. Der positive Nebeneffekt: Im Top-Segment sind höhere Preise er-zielbar. Das beflügelt die Wirtschaft, das Wachstum der Unternehmen und macht Investitionen in Qualität bezahlt.Derartige wirtschaftliche Überlegungen sind typischerweise in der Chef-Etage angesiedelt, denn das Management macht sich grundsätzlich Gedanken über Umsätze, Kosten, Investitionen und Profit. Nun werden genau diese Größen von der guten Qualität eines Produktes positiv beeinflusst. Die logische Konse-quenz: Qualität wird zur Chefsache.Die Automobilbranche hat das schon vor Jahren erkannt und arbeitet seit dem letzten Jahrhundert schon laufend an Qualitäts- und Prozessverbesserungen. Die relativ junge Software-Industrie hat das ebenfalls erkannt. Seit einigen Jahren fokussieren sich immer mehr IT-Organisationen auf die Qualität ihrer Leistungen. Das ist auch erkennbar am wachsenden Interesse bei den Software Quality Days (www.software-quality-days.com). Wäh-rend des fünfjährigen Bestehens dieser Veranstaltung gab es nie zuvor so viele Einreichungen für Vorträge, nie zuvor fünf parallele Tracks an zwei Tagen, und der Ausstellungsbereich ist zum Bersten gefüllt. Das Leitthema der Veranstaltung 2013 lautet »Qualität – Investition in die Zukunft.«

Klaus Veselko ist COO von Software Quality Lab sowie Veranstalter des Events Software Quality Days.

cheFSAche QuAlItÄt

Qualität ist ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um die Gunst des Kunden. Das gilt für Autos, Klei-

dung und beispielsweise Rindfleisch genau-so wie für Software – auch wenn es beim letzteren Punkt vielleicht noch nicht in al-len Köpfen verankert ist. Schließlich sind IT-Budgets nicht unendlich. Doch Qualität in der Softwareentwicklung zahlt sich aus, denn je früher Fehler entdeckt werden, des-to geringer sind die Kosten ihrer Behebung im späteren Verlauf. Ganz zu schweigen von etwaigen »Folgeschäden« durch Image-verlust, wenn zum Beispiel die Online-Banking-Applikation einer großen Bank nicht tut was sie soll.

ThEMEN, DIE BEWEGENDer zum mittlerweile fünften Mal stattfin-dende Kongress »Software Quality Days« (www.software-quality-days.com) hat sich von Beginn an diesem Thema verschrie-ben. Zum Jubiläum haben sich die Veran-stalter, das österreichische Beratungsunter-nehmen Software Quality Lab und seine Partner, das Motto »Qualität – Investition in die Zukunft« ausgesucht, das die Bedeu-tung des Themas Qualität widerspiegeln soll. Die Software Quality Days, die vom 15. bis 17. Jänner 2013 im Austria Trend Hotel Savoyen in Wien stattfinden, sind heute der größte und erfolgreichste Fachkongress zu Software-Qualität in Österreich. Nutzen- und Wertsteigerung in der Software- und Systementwicklung bilden den Schwer-punkt der fünften Ausgabe dieser Veran-staltung. Themen die heute mehr denn je die Entscheider, Entwicklungsleiter und Qualitätsmanager bewegen.

»Die Konferenz hat sich in Europa in kurzer Zeit im Spitzenfeld der IKT-Fach-veranstaltungen etabliert«

Die letzte Konferenz im Jänner 2012 zog mehr als 300 Teilnehmer an. Für das Jahr 2013 erwartet sich Klaus Veselko, Ge-schäftsführer bei Software Quality Lab, eine moderate Steigerung: »Die Konferenz hat sich in Europa in kurzer Zeit im Spitzenfeld der IKT-Fachveranstaltungen etabliert. Aufgrund der zahlreichen, qualitativ hoch-wertigen Einreichungen konnten wir die Anzahl der Vortragstracks auf nunmehr fünf parallele Tracks erhöhen.« Im letzten

Jahr waren es noch vier parallele Vortrags-schienen. Besonders die zweisprachige Durchführung der Veranstaltung (Deutsch und Englisch) wurde 2012 von den interna-tionalen Teilnehmern der Veranstaltung als sehr positiv bewertet.Der Networking-Bereich war schon zuletzt mit 25 Ausstellern sehr gut gefüllt. »Da ist in den aktuellen Veranstaltungsräumlich-keiten kein großes Wachstum mehr mög-lich«, ergänzt Veselko und verweist auf die bereits lange Liste der ausstellenden Unter-nehmen, wie beispielsweise Anecon, Atos, BDC EDV-Consulting, DCCS, d.punkt Verlag, Future Network, GFB Softwareent-wicklung, HP, iSQI, Microsoft, Micro Fo-cus, National Instruments, Parasoft, Pola-rion, Programming Research, Ranorex, Software Quality Lab, STEV, Tricentis und Xion IT Systems. Der Veranstalter Software Quality Lab zählt also auch zu den Ausstel-lern und präsentiert sich auf dem Kongress als unabhängiges Beratungs- und Dienst-leistungsunternehmen für Qualitätsma-nagement und Testen, spezialisiert auf die Steigerung der Effizienz, Qualität und Si-cherheit in der System- und Software-Ent-wicklung sowie in IT-Prozessen.

VORTRÄGE UND KEYNOTESPassend zum fünfjährigen Jubiläum gibt es 2013 fünf Tracks, welche sich aus internati-onalen Fachvorträgen, Praxisberichten und wissenschaftlichen Beiträgen zusammen-setzen. Ein Track ist in Kooperation mit der Technischen Universität Wien ausschließ-

Zum fünften Mal findet der Kongress »Software Quality Days« statt. Das Jubiläum steht unter dem Motto »Qualität – Investition in die Zukunft«.

Qualitäts-Jubiläum

Schon im Vorjahr waren die Vortragsräume gut gefüllt. Dieses Jahr wird es ähnlich sein.

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SOFTWARE-QUALITÄTcOmpUTERWELT + 12/2012 5

lich für wissenschaftliche Vorträge reser-viert. Für die Auswahl des Programmes war ein unabhängiges Programmkommittee zuständig. Ergänzt wird das Ganze durch attraktive Keynotes, wie etwa von Manfred Broy von der Technischen Universität München zum Thema »Software-Quality: From Requirements to Architecture«, Ri-chard Mark Soley von OMG – Object Ma-nagement Group über »CISQ: Software Quality Metrics Lower Costs« oder dem Experten Hermann Scherer mit seinem Vortrag »Jenseits vom Mittelmaß«.

FIXPUNKT TOOL CHALLENGEEin weiterer Fixpunkt ist die schon in den Vorjahren durchgeführte »Tool Challenge«, bei der sich auch in diesem Jahr wieder namhafte Softwaretool-Hersteller in einem fairen Wettstreit um die Verleihung des »Best Quality Tool Award 2013« bemühen. Die Hersteller erhalten dabei eine praxis-relevante Testaufgabe und präsentieren die Lösung am Ende des Konferenztages vor dem Publikum sowie einer Fachjury, die gleichzeitig auch die Bewertung vorneh-men. Auf dem Prüfstand stehen diesmal Tools der Unternehmen Micro Focus, Mi-crosoft, Polarion und Tricentis. Im letzten

Jahr gewann den Bewerb das Unternehmen Polarion mit einer Lösung für Application Lifecycle Management und Test Case Ma-nagement. »Entscheidend für das erfolg-reiche Abschneiden war sicherlich die intu-itive Art, wie Nutzer in Polarion geführt werden. Sogar Leute, die unser Produkt das erste Mal gesehen haben, konnten der Prä-sentation unserer Lösung auf der Tool Challenge sehr einfach folgen. Polarion’s Editor für User Stories, Anforderungen und andere Spezifikation funktioniert wie MS Word oder Excel und ist damit ideal geeig-net für Anwender, die derzeit MS-Office-Programme in ihren Entwicklungsprojek-ten nutzen«, so Timothy Ströbele, Professi-onal Services Manager bei Polarion Soft-ware, im Januar 2012 über den Sieg.

»Auch heuer können wir den Teilnehmern aus allen Branchen einen inter-nationalen Mix aus Informati-on und Innovation bieten«

Neben den hochkarätigen Programmpunk-ten bleibt auch in diesem Jahr wieder reich-lich Zeit am Rande der Veranstaltung für Networking und Expertenaustausch im

Ausstellungsbereich. »Wir sind natürlich besonders stolz auf das fünfjährige Jubilä-um und die kontinuierliche Weiterentwick-lung der Software Quality Days«, freut sich Klaus Veselko über die breite Akzeptanz der Veranstaltung. »Auch heuer können wir den Teilnehmern aus allen Branchen einen internationalen Mix aus Information und Innovation bieten.« [rnf]

Der Gewinner der »Tool Challenge« darf sich eine Trophäe mit nach Hause nehmen.

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12/2012 COMPUTERWELT+SOFTWARE-QUALITÄT6

Pannen beim Rollout neuer Applikati-onen, Versionen, Betriebssystem-Patches oder -Hotfixes sind der Alb-

traum jedes IT-Verantwortlichen, bedeu-ten sie doch auf alle Fälle Kosten und beim Ausfall geschäftskritischer Systeme auch einen Imageschaden. Der Grund für solche Störungen liegt meist in den Inkompatibi-litäten zwischen der neu installierten Soft-ware und der existierenden Umgebung. Derzeit hat ein durchschnittliches Unter-nehmen zwischen 100 und 1.500 Software-pakete einschließlich unterschiedlicher Versionen der gleichen Software, Patches, Hotfixes, Betriebssystem-Updates etc. im Einsatz. Probleme beim Rollout neuer Ap-plikationen sind somit geradezu program-miert. Genau aus diesem Grund wird Qua­litätssicherung beim Ausrollen neuer Soft­warekomponenten immer wichtiger. Vermeiden lassen sich Pannen nur durch wirksame Maßnahmen zur Qualitätssiche­rung im Vorfeld des Rollouts, also durch Untersuchungen, ob und wie Software­pakete sich gegenseitig beeinflussen. Zu reduzieren beziehungsweise vermeiden sind Konflikte durch das so genannte Glass Box Testing, bei dem zwischen statischer (White Box Testing) und dynamischer Analyse unterschieden wird. Statische Ana­lysen haben in jüngerer Vergangenheit zweifellos die Qualitätssicherung beim Rollout verbessert und die Kosten gesenkt. Bei dieser Technik wird in der Regel das Installationspaket analysiert, wobei man davon ausgeht, dass der Softwarehersteller das Standard­Installationspaketformat MSI von Microsoft verwendet. Dieses Format ist dokumentiert und offengelegt. Allerdings findet je nach Unternehmen nur bei etwa 75 bis 95 Prozent der erwähnten Software­pakete das MSI­Format Verwendung. Fünf bis 25 Prozent der Installationspakete set­zen Non­MSI­Installer ein.Im besten Fall wird der MSI­Installer in einer Weise verwendet, die mehr oder we­niger vollständig analysierbar ist. Vollstän­dig meint hier, dass ausschließlich Installer­Aktionen genutzt werden, etwa das Kopie­ren von Dateien durch den Installer, Ände­rungen an der Registry und die Vergabe von Berechtigungen. In diesem Fall müsste man die Applikation nicht real installieren, es würde genügen, die MSI­Datei mit Hilfe eines Tools zu analysieren. Sämtliche Ver­änderungen wären in einem Application­

Fingerprint enthalten. So viel zur Theorie. In der Praxis enthalten allerdings zwischen 25 und 55 Prozent der MSI­Installer so ge­nannte Custom Actions, die während der Installation aufgerufen werden. Damit las­sen sich beliebige Dateien ansprechen. Das können exe­Dateien sein, aber auch ein weiteres Installer­File (geschachtelte MSI) oder eine Batch­Datei. Alles, was unter ei­nem Windows­Betriebssystem ausführbar ist, kann durch den Installer aufgerufen werden.An dieser Stelle beginnt die Crux: Executa­bles und andere Binärdateien können – technisch bedingt – nicht analysiert wer­den. Damit tut sich in der Analyse die erste Lücke auf, da man nicht vollständig feststel­len kann, wie eine Installation das System beeinflusst. Die zweite Lücke beginnt mit dem ersten Start einer neuen Applikation. Dabei werden von der Applikation oft selbst noch Einträge in der Registry vorge­nommen, weitere Dateien auf das System kopiert oder Berechtigungen geändert. Alle diese Vorgänge lassen sich mit rein analyti­schen Verfahren technisch bedingt nicht erfassen. Ein Applikations­Monitoring ist nötig, um solche Veränderungen zur Lauf­zeit der Software feststellen zu können.

PROBLEME OHNE MSI-FORMATTheoretisch ist es zwar möglich, die ver­wendeten Batch­ oder Script­Dateien auf ihr Verhalten gegenüber dem Zielsystem zu analysieren, aber der Aufwand, Pseudo­Interpreter für all diese unterschiedlichen Skriptformate zu schreiben, steht in keinem vernünftigen Kosten­Nutzen­Verhältnis. Diese Überlegungen führen zu einem Schluss: Bei der statischen Analyse ist der Anwender an ein bestimmtes Format ge­bunden, er muss mit einigen »schwarzen Löchern« leben und weiß nicht exakt, was die Applikation bei der Installation, beim ersten Starten oder zur Laufzeit tut. Der Application­Fingerprint ist in vielen Fällen unvollständig.Verschärft werden diese Probleme durch die Themen Virtualisierung und Cloud Computing. Der Anteil virtualisierter Ap­plikationen liegt momentan zwischen 15 und 55 Prozent des gesamten Applikations­portfolios – mit steigender Tendenz. In zu­nehmendem Maße werden auch Desktops virtualisiert, die dann entsprechende An­wendungssoftware benötigen. Dabei muss

Blindes Vertrauen empfiehlt sich beim Rollout neuer Applikationen oder Updates in komplexen IT-Umgebungen nicht. Probleme macht vor allem die Inkompatibilität der Systeme. Sicherheit bringen nur dynamische Analysen.

Viele Risiken beim Software-Rollout

sichergestellt sein, dass diese Applikatio­nen, auch in unterschiedlichen Versionen, auf den physischen oder virtuellen Desk­tops kollisionsfrei nebeneinander laufen. Wird beispielsweise ein Hotfix ausgerollt, das eine Sicherheitslücke im Betriebssys­tem schließen soll, muss der IT­Verant­wortliche sicher sein, dass die gesamte Ins­tallation auch nach dem Rollout reibungs­los funktioniert.In diesem Kontext stoßen statische Analy­severfahren vollends an ihre Grenzen, denn virtuelle Applikationen lassen sich mit sta­tischen Methoden nur teilweise analysie­ren, nie aber vollständig. Besondere Auf­merksamkeit verdienen geschäftskritische Applikationen, die häufig als Fachanwen­dungen mit unternehmensspezifischen Erweiterungen im Einsatz sind. Gerade hier sind die Installationsvorgänge und Abhän­gigkeiten von hoher Bedeutung. Die logi­sche Konsequenz ist ein physikalischer Test, der auch mögliche Konflikte wie Pro­bleme mit Benutzerberechtigungen oder Konflikte beim Zugriff auf Ressourcen auf­decken kann. Hier greift die dynamische Analyse; treffender wäre eigentlich die Be­zeichnung »dynamischer Test«.

VERÄNDERUNGEN AUF DER SPURBei einer dynamischen Analyse wird die Applikation real in einer definierten Um­gebung installiert. Damit ist der Test voll­kommen unabhängig vom eingesetzten Installer, die Ergebnisse bei MSI­Installern sind ebenso zuverlässig wie die bei Non­MSI­Installern. Der grundsätzliche Unter­schied zur statischen Analyse besteht darin, dass hier das tatsächliche Ergebnis einer Aktion betrachtet wird und nicht die Ins­taller­Komponente, die eine Aktion an­stößt. Das Ergebnis ist eine hundertprozen­tige Testabdeckung.Für die weitere Untersuchung gibt es nun zwei Möglichkeiten. Die erste besteht darin, einen Base­Snapshot des »jungfräulichen« Systems aufzunehmen, die Applikation zu installieren und zu starten, dann einen zweiten Snapshot zu erstellen und beide miteinander zu vergleichen, also eine Dif­ferenzmenge zu ermitteln. Diese Vorge­hensweise hat jedoch einen gravierenden Nachteil: Aufgrund der großen Datenmen­gen muss man mit erheblichen Laufzeiten rechnen. Die zweite, zeitsparende Alterna­tive besteht darin, die Applikation durch

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SOFTWARE-QUALITÄTcOmpUTERWELT + 12/2012 7

Rund 1,8 Millionen Unique User, rund 6,4 Millionen Einzelbesuche und eine Reichweite von rund 31,6 Prozent bei allen über 14-jährigen Internetnutzern in Österreich auf HEROLD.at, und das in nur einem Monat. Damit rangiert das österrei-chische Online-Nachschlagewerk auf Platz eins der Zugriffsstatisti-ken für Einzelangebote in Öster-reich. Kein Wunder, denn die Te-lefonbücher und die Gelben Seiten umfassen insgesamt rund 3,9 Milli-onen Telefonnummern.Dementsprechend groß sind die Datenbanken und komplex die Verknüpfung und Anbindung aller Informationen an HEROLD.at. Eine regelmäßige Kontrolle ist un-erlässlich. HEROLD.at setzt dabei auf ein starkes Duo: HP und den Softwaretest-Dienstleister SEQIS. Während HP als Technologiepart-ner mit HP Application Lifecycle Management (ALM) die umfassen-de Lösung für das Testmanagement und zur Testautomatisierung liefert, kümmert sich SEQIS um die Test-Dienstleistungen sowie um War-

tung und Support. Ziel ist es, bei der Online-Plattform und bei der Weiterentwicklung neuer Funktio-nen und Funktionalitäten die hohe Qualität zu gewährleisten, die die Kunden und Nutzer der Web-Platt-form erwarten. »HEROLD.at ist das Herzstück und Aushängeschild un-seres Geschäfts. Wir können es uns nicht erlauben, dass irgendetwas auf der Plattform nicht funktio-niert. Deshalb haben wir in Sachen IT ein umfassendes Sicherheitsnetz gespannt«, erklärt Mag. Martin Kersch, CIO und Direktor IT bei HEROLD Business Data.

ALM 11: automatisiertes Testing mit vollem DurchblickHinter HP ALM 11 verbirgt sich HP’s Antwort auf die Herausfor-derungen bei der Softwareentwick-lung. »Manuelles Testing verschlingt oft Unmengen von Zeit und Res-sourcen. Eine Automatisierung von Workflow-Prozessen ist der Schlüs-sel zu geringeren Fehlerquoten, höherer Qualität und schnellerer Time-to-market – und das steht bei

ALM im Mittelpunkt«, beschreibt Christoph Schmid, Country Mana-ger Software von HP Österreich. Die HP-Testmanagement-Software baut dabei auf ein modulares Prinzip: Jedes Unternehmen kann auf dem ALM exakt die Testanwendungen aufsetzen, die es gerade benötigt – vom Requirement Management über die Testplanung bis zum funktiona-len und Performance-Testing. ALM lässt sich durch offene Schnittstellen einfach integrieren und garantiert mit der zentralen Verwaltungskonsole Übersicht und Kontrolle über die Einzelprojekte.Was HP ALM richtig eingesetzt bewirken kann, zeigt das Beispiel HEROLD.at anschaulich. Mitte 2011 wurde mit dem Umstieg auf das HP-Tool begonnen. Immer mehr Test-fälle fanden den Weg auf die neue Management-Plattform. Manuelle Testprozesse wurden optimiert und automatisiert. Bedeutend dabei: ein modularer Aufbau und Wiederhol-barkeit in der jeweiligen Prozesskette.HP ALM ist heute das zentra-le Werkzeug für die Verwaltung

des gesamten Testfall-Portfolios bei HEROLD.at. Stehen größere Software-Neuerungen ins Haus, gibt es kein Go-live, bevor die Neu-entwicklungen nicht mit HP ALM unter die Lupe genommen wurden.Kersch hält abschließend fest: »Mit HP ALM haben wir ein überaus vielseitiges Test-Tool, mit SEQIS das Umsetzungs-Know-How. Alles in allem hilft uns das, mit professi-onellem, umfassenden Testing die hohe Qualität unserer Angebote zu sichern und so einen großen Beitrag zum Geschäftserfolg von HEROLD Business Data zu lie-fern. Und ich bin mir sicher, dass wir davon auch in Zukunft noch stärker profitieren werden.«B

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Wie Tests Qualität sichern: HP ALM unterstützt Weiterentwicklung von HEROLD.at

HP ALM im Einsatz bei HEROLD.at©

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einen so genannten Agent während der Installation auf die vorgenommenen Ände-rungen hin beobachten zu lassen. Der Agent protokolliert, welche Dateien tat-sächlich in das System geschrieben, welche Registry-Einträge vorgenommen werden und was generell am Betriebssystem verän-dert wird. Damit erhält man ein exaktes Abbild der Modifikationen, die die Appli-kation während der Installation und beim ersten Start vorgenommen hat. Hier versa-gen natürlich die rein analytischen Metho-den, da sie an dieser Stelle technikbedingt »blind« sind.Der erwähnte Agent, der die Änderungen am System aufzeichnet, muss selbstver-ständlich möglichst portabel konzipiert sein, so dass er selbst keine Modifikationen am System vornimmt, die dann eventuell dem Fingerprint der Applikation zugerech-net werden. Bei dieser Methode wird jede in Frage kommende Applikation einmal gegen das Betriebssystem getestet und so ein spezifischer Application Fingerprint erzeugt, der dann in ein Repository geladen werden kann. Durch das Vergleichen dieser

Fingerprints lassen sich nun potenzielle Konflikte ermitteln.

lernfähiges expertensystemUm nichtrelevante Konfliktmeldungen zu unterdrücken, wird der Test durch ein lern-fähiges Expertensystem unterstützt. Es ent-hält einen vorkonfigurierten Regelsatz, kann aber ebenso bestimmte Ausnahmen lernen, die nicht relevant für die Funktion des Betriebssystems oder der Applikation sind. Ebenso lassen sich Include-Filter de-finieren, die dem Testsystem mitteilen, nur bestimmte Teile der Registry, des Dateisys-tems oder auch nur bestimmte Dateien zu betrachten. Damit lässt sich das Daten-volumen des OS-Snapshots reduzieren, schließlich nimmt der Snapshot einer aktu-ellen Windows-7-Version mit allen Patches rund 500 MB in Anspruch. Der Fingerprint eines SAP-GUI ist rund 200 MB groß, im-merhin werden hier rund 750.000 Ände-rungen gespeichert. Im weiteren Verlauf wird eine Konfliktmatrix erstellt, die zeigt, zwischen welchen Applikationen es Schnittmengen gibt, die Konfliktpotenzial

bergen. Benötigen beispielsweise zwei Ap-plikationen gleiche DLL, allerdings in unterschiedlichen Versionen, besteht die Gefahr eines Konflikts. Es lässt sich so zwar nicht zu hundert Prozent prognostizieren, dass es tatsächlich zu Konflikten kommt, man hat aber einen Ansatzpunkt für zusätz-liche Tests.Deren Ergebnisse fließen wiederum in die Wissensbasis zurück, auf die in späteren Fällen ohne weitere Tests zurückgegriffen werden kann. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob es sich um Applikationen, Patches, Hotfixes oder unterschiedliche Versionen des Betriebssystems handelt. Mit zunehmender Größe und Aktualität der Wissensbasis verringert sich der zeitliche Aufwand bei der Bewertung von Problem-stellungen. Die automatische Bewertung durch Erkennung bekannter, ähnlicher Si-tuationen unterstützt und verkürzt die Ent-scheidungsfindung und sorgt für eine hö-here Qualität der Entscheidungen.

Der Autor Eberhard Rademeier ist freier Journalist und IT-Experte.

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Das Event, das von 15. bis 17. Jänner 2013 in Wien stattfindet, bietet mit Top-Keynotes, Fach-Vorträgen und -Ausstellungen, Tutorials etc. umfassende und hochwertige Möglichkeiten für die fachliche Weiterbildung und das Networking sowie viele neue Ideen. Beste Qualität in den Vorträgen und Tutorials sowie eine Mischung aus neuesten wissenschaftlichen Themen und hochwertigen Umsetzungs-Vorträgen aus der Praxis machen diese Veranstaltung zum Top-Event im Bereich Software-Qualität! Die Themenbereiche sind u.a.:• System- und Software-Qualitätsmanagement-Methoden• Verbesserung von Software-Entwicklungs-Methoden und Prozessen• Neueste Trends im Bereich Software-Qualität• Testen und Qualitätssicherung von Software

Weitere interessante Infos finden Sie unter der Adresse www.software-quality-days.com.

Die Konferenz Software Quality Days ist der größte heimische Fachkongress zu diesem Thema und Fixpunkt für jeden Interessierten im Bereich Software-Qualität und -Testen.

Software Quality Days 2013

Aussteller

Veranstaltungspartner

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Floorplan

Änderungen vorbehalten.

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09/2012 computerwelt+it-security computerwelt+ 12/2012 software-qualität1010

In der Welt der Software-Qualität ist die Gruppe jener, die bewirken, dass etwas geschieht, noch in der Minderheit. Je-

doch hat es in den letzten zehn Jahren eine deutliche Verschiebung zugunsten dieser engagierten Organisationen gegeben. Immer mehr Ausbildungsinstitutionen (Universitäten, Fachhochschulen etc.) neh-men Software-Qualitätsthemen in das Aus-bildungsprogramm, und die Absolventen tragen dieses Wissen hinaus in die Unter-nehmen. Wo früher in den Software-Organisationen nur Entwickler gearbeitet haben, sind heu-te auch schon einige Tester zu finden. Wäh-rend diese früher diejenigen waren, die zu dieser Aufgabe »abgeschoben« wurden, weil sie nicht gut genug programmieren konnten, sind Software-Tester heute oft hö-her qualifiziert als Entwickler und befinden sich in einer Schlüsselrolle zwischen Pro-duktmanagement, Kunden und Entwick-lung.Viele Software-Organisationen machen sich zudem Gedanken über Prozesse und – jedoch leider weniger oft – werden diese auch systematisch definiert und weiterent-wickelt. Zumindest der Trend geht in die richtige Richtung.

AusrIchtung Auf QuAlItät bedeutet Veränderung Oft verharren Entwicklungsorganisationen in Selbstzufriedenheit. Mit Sätzen wie »Wir sind der Marktführer – die Besten«, »Das ist nur eine Konjunkturkrise«, »Bei uns ist das alles ganz anders« oder »Den anderen geht es auch nicht besser« beruhigt und rechtfertigt man sich selbst. Leider gilt auch oft das Sprichwort »Nachdem wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppel-ten wir unsere Anstrengungen.« Nur, was kann man tun, um sich weiter zu entwickeln? Etablierte Denkgewohnheiten und Sichtweisen müssen in Frage gestellt werden. Das Erzeugen von Aufbruchsstim-mung und das Denken in neue Richtungen – zum Beispiel durch eine mit dem Ma-nagement entwickelte gemeinsame Vision – sind in diesem Fall sehr hilfreich und ziel-führend. Weiterer Tipp: Gewohnte Grup-penstrukturen aufbrechen. Dies kann auch physisch, z.B. in Form von Job-Rotation zwischen Entwicklern und Testern, passie-ren oder durch die Bildung von interdiszi-plinären Teams wie etwa in der agilen Ent-

wicklung. Ein weiterer entscheidender Punkt ist das Vorleben von Veränderungen durch das Management. Es reicht oft schon, wenn das vorerst nur in einem einge-schränkten Organisations- oder Themen-bereich passiert.Wichtig: Software-Qualität setzt sich nicht nur aus Testen und Qualitätssicherung zu-sammen. Entscheidend ist, dass alle betei-ligten Personen inklusive dem verantwort-lichen Management über Veränderung nachdenken und sich bewusst werden, dass Veränderungen notwendig sind.Viele Themen sind in diesem Zusammen-hang wichtig und gehen oft Hand in Hand. Beispiele dafür sind: Requirements-Engi-neering, Change-Management, Code-Qua-lität, Risikoeinschätzungen, angemessene Prozesse, Automatisierung, Vorgehenswei-sen, Tools und deren Integration.

reQuIrements In fast jeder Entwicklungsorganisation ist das Thema Anforderungen ein Dauer-brenner und das schon seit Jahrzehnten. Die Langzeitbeobachtung lässt befürchten, dass dieser zentrale Aspekt in vielen Orga-nisationen auch in den nächsten Jahrzehn-ten nicht nachhaltig gelöst werden wird.Viele Betroffene tappen hier ziemlich im Dunkeln. Nicht nur, was die Inhalte der Requirements an sich betrifft, sondern es

sind in den meisten Fällen noch viele Fra-gestellungen offen. Zum Beispiel die Un-terscheidung zwischen »was« und »wie«. Oft werden Lösungsbeschreibungen (»wie« etwas umgesetzt wird) und die An-forderungen aus der Kundensicht (»was« der Kunde gerne haben möchte) ver-mischt.In den heute üblichen iterativen Vorge-hensweisen ist es notwendig, zwischen dem »Was« und dem »Wie« einen ständi-gen Abgleich und Konsens zu schaffen.

Wenn der chef oder der AuftrAggeber drängenIn vielen Unternehmen ist es ein Bewusst-seinsthema nach dem Motto »Wieso wird denn hier so viel geschrieben? Wäre es nicht besser, wenn endlich gearbeitet wird?« In derartigen Organisationen hat das Thema Requirements-Spezifikation keinen Stellenwert. In vielen Fällen ist es aber auch der Zeit-druck, der oft aus einer falschen Auf-wandsschätzung und Planung resultiert. Es wird dann einfach zu wenig Zeit für gute Spezifikation eingeplant oder auch bei guter Planung kann es dem Auftrag-geber oder Chef oft nicht schnell genug gehen, bis er endlich etwas Vorzeigbares sieht. Meist passiert dies dann auf Kosten der Qualität.

es gibt drei Arten von organisationen: die einen bewirken, dass etwas geschieht; die anderen beobachten, dass etwas geschieht; und wieder andere fragen sich, was geschehen ist. ein leitfaden für mehr Qualität.

Ganzheitliche Software-Qualität

»man sollte auch auf den hausverstand vertrauen und pragmatische Wege gehen«, sagt Johannes bergsmann, gründer und geschäftsführender gesellschafter von software Quality lab.

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Softwaretests in der Cloud stellen nochmals besondere Anforderun-gen an die verwendeten Testdaten. Leider existiert bis heute noch kei-ne »Checkliste« für solche Anfor-derungen.

Allerdings gibt es in verschiedenen Publikationen durchaus Hinweise darauf. Diese wurden im Folgen-den zusammengetragen, um eine weitere Diskussion dieses span-nenden und für den Projekterfolg zunehmend entscheidenden The-mas anzustoßen.

Einen ersten Hinweis gibt der »IT-Radar Report 02/2012«:»Die Verwaltung von Testdaten ist stets eine kritische Aufgabe, da dabei unter anderem Daten-schutzbestimmungen und Vertrau-ensschutzrichtlinien eine wichtige Rolle spielen und deren Gestaltung die Testspezifikation bestimmen. Dieser Problematik unterliegen auch Softwaretests, die nicht in der Cloud ausgeführt werden. Das Problem wird dadurch verschärft, dass die zu testende Cloud außer-halb des Unternehmens aufgestellt ist und weil Personen an diesen Tests beteiligt sind, die dem Unter-nehmen nicht angehören. Dieses Problem wird bereits seit einiger Zeit untersucht, da eine Lösung auch für traditionelle Softwaretest-verfahren dienlich wäre. Im Kon-text des Softwaretests in der Cloud sollte dieser Forschungsfrage eine weitaus größere Bedeutung als bis-her beigemessen werden.» Wenn wir Testdaten einmal analog zu Produktivdaten betrachten, gibt das »Eckpunktepapier zum The-ma Sicherheitsempfehlungen für Cloud Computing Anbieter» wei-tere interessante Anhaltspunkte:»Bei der Risikobetrachtung steht ein CSP (Cloud Service Provider, Anm. d. Red.) vor der Herausfor-derung, dass er den Wert bzw. den Schutzbedarf der Kundendaten meist im Vorfeld nicht kennt. Ein Ausweg wäre, für alle Kunden und ihre Daten ein hohes oder sehr ho-

hes Schutzniveau anzubieten. Dies ist aber erfahrungsgemäß für Da-ten mit einem normalen Schutzbe-darf zu teuer.

»Typischerweise haben CSPs zwar ihre Angebote auf bestimmte Ar-ten von Informationen oder An-wendungen zugeschnitten. Dabei stehen sie aber vor der Herausfor-derung, dass sie den spezifischen Schutzbedarf der Kundendaten nicht kennen. Sie könnten für alle Kundendaten ein hohes oder sehr hohes Schutzniveau anbieten, aber das dürfte für Daten mit einem normalen Schutzbedarf zu teuer sein.

Um jedem Cloud-Kunden einen Service anbieten zu können, der Kunden aus verschiedenen Berei-chen sowohl funktional als auch finanziell überzeugt, sollten CSPs frühzeitig Informationssicherheit gegenüber den Cloud-Kunden thematisieren.»

Einen Hinweis auf einen interes-santen Nebeneffekt gibt der »Leit-faden Cloud Computing Recht, Datenschutz & Compliance»:»Der Abschluss eines Vertrags über die Auftragsdatenverarbei-tung als datenschutzrechtliche Grundlage ist auch dann erfor-derlich, wenn der Einsatz der Cloud-Computing-Anwendung nur getestet werden soll. Um den Aufwand für den Abschluss eines solchen Vertrags zu vermeiden, bietet es sich an, Testzugänge ohne »Realdaten» zu nutzen.» Das führt dann häufig dazu, dass Anbieter potentiellen Kunden Eingabemasken für die eigenstän-dige Erfassung und Bereitstellung von Testdaten anbieten. Damit ist das Problem der Beschaffung von realistischen Testdaten jedoch nicht gelöst, sondern nur auf den Anwender abgewälzt. Hier wird also eher eine Hürde aufgebaut, als ein Kaufanreiz geboten.Weiter verschärft wird die Proble-matik, wenn produkt- und bran-

chenspezifische Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Der Leit-faden nennt hier beispielhaft und nicht abschließend:»Besondere Anforderungen kön-nen sich in bestimmten Fallkons-tellationen ergeben, wie etwa bei Kunden aus dem Finanzdienstleis-tungssektor (§ 25 a KWG, GoBS, § 20 ZAG), aus dem Telekommu-nikationsbereich (TKG), als Träger von Berufsgeheimnissen (§ 203 StGB: Ärzte, Anwälte, Lebens-, Kranken- oder Unfallversicherer), mit Anwendungen steuerrelevan-ter Daten (§§ 146, 147 AO, GDP-dU, § 41 EstG)» .

Einen kompakten Überblick zum Stand der Dinge in der Praxis gibt der »World Quality Report 2011-2012» im Kapitel »Testing Trends, Test Data Management». Hier eini-ge Auszüge:»Only 11% of the surveyed com-panies across all sectors are using production data for testing purpo-ses. Among the medium and large companies, the usage of produc-tion data is increasing in parallel with company size – the larger the company, the greater the use of production data. This trend can be explained by the increased need for testing accuracy.”

»Most companies, however, prefer to generate new data for testing using either internally-developed automated tools (26%) or a com-mercial solution for creating test data (22%). Less popular options include restoring back-end data source (16%), using spreadsheets to manually generate data (14%), and the arduous task of creating test data on the fly (11%) through the Graphical User Interface (GUI) (see Figure 10). In the ma-jority of cases, when QA teams manually prepare test data or handle large amounts of data, they risk inserting human error into the process. Without a structured, automated test data management (TDM) software solution, repea-

ted data sub-setting for multiple test iterations can quickly become unmanageable”.

»Using automated data sub-setting and masking, TDM allows compa-nies to accelerate test data prepara-tion. In our survey, most compa-nies believe that a TDM solution is going to help them improve the accuracy of test data (53%), follo-wed by cost reduction (22%), and time savings (22%) in provisioning the test data.«

Als vorläufiges Fazit dieser kurzen Auswertung ist folgendes festzu-halten:• Datenschutzrechtliche Belange

in der Cloud gelten eindeutig auch für Testdaten

• Die Einführung eines Testda-tenmanagements hilft, die ver-bundenen Aufwendungen und Kosten in den Griff zu bekom-men.

• Testdatenmanagement führt auch und gerade zu einer Ver-besserung der Qualität im Test durch realistische, aber nicht re-ale Testdaten.

Das iSQI hat eine Special Inte-rest Group »Testdatenmanage-ment» eingerichtet. Ihr Ziel ist es, Grundlagen zu schaffen und Best-Practice-Erfahrungen sowie Innovationen auf diesem Gebiet möglichst vielen Professionals für Ihre tägliche Arbeit zur Verfügung zu stellen.

Mehr zum Thema unter www.Q-up-data.comDer Standard im Testdatenmanagement“

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Testdaten in der CloudDas Management von Testdaten, und hier insbesondere ihrer datenschutzrechtlichen Belange, bietet generell großes Potential für Kosten- und Verfahrensoptimierungen.

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12/2012 computerwelt+software-qualität12

RequiRements-engineeRing in agilen PRojektenAufgrund der Verbreitung der agilen Vor-gehensweisen wird die Anforderungsspezi-fikation immer mehr zum Thema, da die meisten agilen Vorgehen leider nicht aus-reichend darauf eingehen. User-Stories und andere agile Requirements-Artefakte wer-den zwar erwähnt, aber oft nur sehr ober-flächlich beschrieben. Daher muss sich jede Organisation, die agile Vorgehensweisen anwendet, auch Gedanken darüber ma-chen, wie mit Requirements umgegangen wird.

Die PassenDen weRkzeuge veRwenDenDas meist verwendete Tool in diesem Be-reich ist nach wie vor die Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation. Diese sind zwar flexibel bei der Erstellung von Anforderun-gen, jedoch beinahe unbrauchbar, wenn es um die Änderungsverfolgung, Versionie-rung, Attributierung und andere wichtige Themen im Requirements-Management geht.Es muss klar getrennt werden zwischen der inhaltlichen Darstellung und Strukturie-rung von Anforderungen, die idealerweise durch geeignete Requirements-Manage-ment-Tools erfolgen, und der Steuerung der Umsetzung der Anforderungen, wofür sich dann Tracking-Tools wieder recht gut eignen.

testen auf Basis genau DefinieRteR gRunDlagen Das Testen an sich muss heute kaum mehr argumentiert werden. Es gibt aber auch hier einige Themen, die immer wieder hinter-fragt werden müssen: Lässt sich ohne Grundlage testen? Das muss natürlich klar verneint werden.Es stellt sich jedoch häufig die Frage, was die passende Testgrundlage ist. Testen die Verantwortlichen das, was die Entwickler ihnen sagen? Testen sie nach den Vorgaben, die ihnen die Entwickler geben? Oder ha-ben die Tester angemessene Anforderungs-spezifikationen, Qualitätsrichtlinien, Defi-nitions of Done, vordefinierte Guidelines und Checklisten, an denen sie sich bei der Testfallerstellung und Durchführung ori-entieren können?Ein Software-Tester ohne Grundlagen ist wie ein Wanderer ohne Karte und Ziel. Er wird herumirren und eventuell zufällig oder mit seinem Hausverstand und Fach-wissen den einen oder anderen Fehler fin-den, insgesamt jedoch meist ziemlich inef-fizient arbeiten.Manche Unternehmen betreiben Unit-Tests in der Entwicklung recht umfangreich

und sind der Ansicht, dass das Testen damit erledigt sei. Das ist jedoch ein Irrtum, da mit den Unit-Tests nur ein bestimmter Teil der benötigten Aufgaben abgedeckt werden kann. Abhängig von der Art des entwickel-ten Systems sind das zum Beispiel zwischen 30 und 60 Prozent der notwendigen Tests. Je nach Komplexität des Systems sind je-denfalls auch Integrationstests und System-tests durchzuführen, die typischerweise andere Sichtweisen als die Unit-Tests abde-cken und daher nicht weggelassen werden dürfen. Was hat der Tester eigentlich in der Orga-nisation zu sagen? Welche Verantwortung trägt er und welche Befugnisse hat er? Sind die Tester in die Entwicklung integriert oder sind sie eigenständig von den Ent-wicklern organisiert? Die Tester sollten mit der Entwicklung eng zusammenarbeiten – schließlich sitzen ja alle im selben Boot und haben dasselbe Ziel, nämlich den Kunden durch gute Software zufrieden zu stellen. Wenn der Tester nur als notwendiges Übel oder als »Feigenblatt der Qualität« in der Entwicklung betrachtet wird, dann läuft etwas falsch. Der Tester bzw. Testmanager sollte entsprechend seiner Verantwortung auch angemessene Befugnisse haben.Sie sollten jedoch so eigenständig in ihrer Rolle und organisatorischen Position sein, dass sie ihre Verantwortung und Aufgaben auch effektiv erfüllen können und das Vier-Augen-Prinzip der Qualitätssicherung ge-wahrt bleibt.

test-automatisieRung Testautomatisierung ist heute für eine effiziente Durchführung des Testens un-umgänglich. Die Entwickler werden da-durch auch »mutiger« und das laufende Refactoring eines Systems wird einfacher. Testautomatisierungs-Tools & Frameworks liefern eine gute Basis. Jedoch ist zu beach-ten, dass die Auswahl eines Testwerkzeugs allein noch keine Test-Strategie darstellt.Achtung: Auch (Unit-Test-)Entwickler und Testautomatisierungs-Fachtester müssen entsprechend ausgebildet und unterstützt werden, damit Testautomatisierung effektiv und effizient durchgeführt werden kann.

Risikomanagement Risikomanagement wird oft nicht oder nur halbherzig betrieben. Selbst in sehr großen und risikoreichen Projekten besteht dies oft nur aus einem einmaligen kurzen Brain-storming als »Feigenblatt« am Anfang des Projekts, damit die Verantwortlichen auch dieses Thema abhaken können.Dabei ist Risikomanagement, wenn es ernsthaft betrieben wird, ein sehr gutes In-strument für die Erreichung einer effekti-

ven Vorgehensweise in der Entwicklung. Durch die Risikoeinstufung können prak-tisch sämtliche Aktivitäten im Projekt dif-ferenziert betrachtet und vom Aufwand her gesteuert werden. Eine gezielte Anwendung kann hier, ohne dass auf eine strukturierte und nachvollziehbare Vorgehensweise ver-zichtet wird, viel Aufwand und Geld spa-ren.

agile methoDen Es gibt praktisch kaum eine Software-Entwicklungsorganisation, die sich nicht mit agilen Methoden auseinandersetzt. Abhängig vom Umfeld passiert dies in der Praxis jedoch mit mehr oder weniger Er-folg.Da agile Methoden oft nur einen recht kleinen Ausschnitt der Realität betrachten (zum Beispiel Scrum-primär: Projektma-nagement und Projektcontrolling, Kan-ban-primär: das Ressourcenmanagement), ist es notwendig, die agilen Methoden im-mer im Kontext der gesamten Organisati-on, der Projekte und der restlichen Pro-zessthemen zu betrachten.Eine dogmatisch isolierte Behandlung der agilen Ansätze führt in den meisten Orga-nisationen erfahrungsgemäß bald zur In-effizienz oder sogar zum Scheitern der agilen Methoden. Alle genannten Themenbereiche sind in die Welt der Software-Qualität eingegliedert. Die Themen sind komplex und miteinan-der vernetzt und sollten nicht isoliert be-trachtet werden. Das Gesamtoptimum für die Organisation sollte im Fokus stehen.Dazu ist es wesentlich, sich nicht nur auf ein Thema zu konzentrieren, sondern das Prozesssystem als Ganzes zu betrachten, zu analysieren und dann passende Maß-nahmen zu definieren. Die Umsetzung fällt leichter, wenn sie Schritt für Schritt erfolgt.Einen Prozess- und Quality-Manager in der Organisation zu etablieren, wird für die nachhaltige Etablierung des Qualitäts-Gedankens förderlich sein.Prozesse und das Umfeld ändern sich lau-fend, daher ist es sehr wesentlich, ständig an deren Anpassung und Verbesserung zu arbeiten.Zu guter Letzt: Es ist nicht alles schwarz oder weiß. Interessierte sollten die perio-disch auftauchenden dogmatischen Pub-likationen kritisch hinterfragen. Am bes-ten ist man bedient, wenn man sich auf den eigenen Hausverstand verlässt und durchaus pragmatische Wege geht.

Johannes Bergsmann ist Firmengründer und geschäftsführender Gesellschafter von Software Quality Lab.

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SOFTWARE-QUALITÄTCOMPUTERWELT + 12/2012 13

User Experience (UX) ist eine gute Basis für eine erfolgreiche Software. In-zwischen haben sich die zahlreichen Vorteile eines starken Experience Ma-

nagement in vielen Unternehmen herumge-sprochen. Doch wie bringt man UX tatsäch-lich im Entstehungsprozess des Produkts unter, wenn die Zeit drängt, das Budget knapp ist und es viel zu wenige Ressourcen gibt? Ein gezielt gesteuertes optimiertes Kunden- erleben bringt nicht nur viele Wettbewerbs-vorteile, es ist oft der Schlüssel zum Erfolg einer Software. Hat der Benutzer mehr Spaß bei der Anwendung oder vertraut dem System, wird es lieber und öfter verwendet und häufiger gekauft. Werden Benutzbar-keitsprobleme von Anfang an minimiert, spart man sich oft teure Anpassungen in

der nächsten Version. Im Idealfall finden im Vorfeld umfassende Benutzeranalysen statt, sämtliche Projektschritte von der Planung bis zum Launch werden begleitet und auch unter Einbeziehung tatsächlicher oder möglicher Benutzer validiert, um dar-aus Optimierungspotenzial abzuleiten. In der Realität sind diese Maßnahmen häufig schwer in den engen Projektplänen unterzu-bringen. Um alle Projektbeteiligten auf den-selben Wissens- und Bewusstseinsstand zu bringen, können Schulungen angeboten werden. In speziellen User-Experience-Schu-lungen werden wichtige Prinzipien mit prak-tischen Tipps vermittelt. Eine weitere effektvolle Methode, das Be-nutzererleben allen Beteiligten zugänglich zu machen, ist die Methode der Personas. Personas sind prototypische Benutzer, die verschiedene Aufgaben, Ziele und Ver-haltensweisen von Benutzergruppen re-

präsentieren. Sie helfen dabei, allen Pro-jektbeteiligten ein einheitliches Bild der verschiedenen Benutzergruppen zu liefern. Es wird ein besseres Benutzerverständnis erzeugt, wodurch Entscheidungsprozesse vereinfacht, Entwicklungs- und Designpro-zesse beschleunigt und die Produktqualität gesteigert werden. Gibt es eine UX-Abteilung oder UX-Verant-wortliche im Unternehmen, ist es ratsam, die Personen von Beginn an in alle Phasen des Projekts einzubeziehen. Es gibt keinen zu frühen Zeitpunkt, um das Erleben der Kunden in der Software in den Entwick-lungsprozess einfließen zu lassen. Die gute Nachricht zum Schluss: Es ist auch nie zu spät dafür.

Angelika Kunz ist Consultant bei Usecon und

verantwortlich für Customer Insights und User

Experience.

USER EXPERIENCE – DER SCHLÜSSEL ZU EINER ERFOLGREICHEN SOFTWAREGASTKOMMENTAR: ANGELIKA KUNZ

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12/2012 COMPUTERWELT+SOFTWARE-QUALITÄT14

Agile Softwareentwicklung ist zum fixen Bestandteil im IT-Alltag gewor-den und inzwischen nicht mehr weg-

zudenken. Methoden wie Scrum, agiles Datawarehousing, Lean Production oder Feature Driven Development versprechen mehr Flexibilität in der Projektdurchfüh-rung, Risiko- und Kostenoptimierung und eine höhere Qualität. Diese Methoden fo-kussieren dabei auf die ständige Weiterent-wicklung der Mitarbeiter, Prozesse, Res-sourcen und Methoden mit dem Ziel, die Produktion permanent zu verbessern um höchste Qualität bei minimalem Aufwand zu erreichen. Scrum ist einer der sogenann-ten agilen Prozesse für Softwareentwick-lung und Projektmanagement und arbeitet unter anderem mit einfachen Regeln, we-nigen Rollen und unterschiedlichen Arten von Meetings im Team. Bei Scrum besteht die grundsätzliche Hypothese, dass Pro-duktionsfertigungs- wie auch Entwick-lungsprozesse so umfangreich sind, dass sich die einzelnen Phasen sowie Arbeits-schritte im Vorfeld nicht planen lassen. Organisiert sich jedoch ein Team nach fest-gelegten Vorgaben selbst, führt dies zu mehr Effektivität. »Die traditionelle Herangehensweise an Projekte ist strikt und erlaubt es den Teams nicht auf Änderungen zu reagieren«, sagt Mitch Lacey, Scrum-Experte und Buchau-tor im Gespräch mit der COMPUTER-WELT, und weiter: »Scrum dagegen ergreift die Änderungen und lässt sie in das Projekt einfließen.« Was laut Lacey zu einem bes-seren Ergebnis führt. Bei Scrum-Projekten sorgt der »Scrum Master« dafür, dass die Scrum-Regeln eingehalten werden. Er leitet den gesamten Prozess, eliminiert Störun-gen und arbeitet eng mit dem »Product Owner« zusammen, um das Projekt mög-lichst wertschöpfend für das Unternehmen zu gestalten. Zudem hilft er dem Team, sei-ne Produktivität zu steigern. Ein solches Projekt wird in »Sprints« (ein festgelegter Zyklus in der Regel von zwei bis vier Wo-chen) eingeteilt, in dem das Produkt entwi-ckelt wird. Am Ende eines jeden Sprints kann ein funktionsfähiges Inkrement aus-geliefert werden.»Traditionelle Projektleiter belügen ihre Kunden,« sagt Lacey, und: »Sie erzählen ihnen das, was sie hören wollen.« Das sei aber auch gar nicht anders möglich, denn der Kunde will wissen, was er am Ende des

Projektes schließlich erhält. Auftauchende Probleme – laut Lacey tauchen bei jedem Projekt unerwartete Probleme auf – verlan-gen aber eine Veränderung des Projekts, was in der Folge auch den Zeitaufwand und damit die Kosten steigen lässt. »Mit Scrum und den sich wiederholenden Sprints kann man aber schnell auf Veränderungen re-agieren und dem Kunden mitteilen, was zu adaptieren ist«, so Lacey. »Die Wahrschein-lichkeit, dass der Kunde bei einem strikten Projekt nicht das bekommt, wonach er ver-langt hat, ist sehr groß. Mit Scrum ist es möglich das Risiko zu minimieren.«

KUNDE KANN EINGREIFEN»Der Kunde hat permanent Einblick in das Projekt und kann die Fortschritte mitver-folgen. Er kann dem Team jederzeit mittei-len, wenn er sieht, dass es zu weit oder in eine falsche Richtung führt«, sagt Lacey. Bei Scrum werden in einer Liste (Product Backlog) die Anforderungen aufgenom-men, ergänzt und priorisiert. In Zusam-menarbeit mit dem Product Owner werden die höher priorisierten Anforderungen im Product Backlog regelmäßig vom Team ex-trahiert und während eines Sprints voll-ständig in Funktionalität umgesetzt. Die aus dem Product Backlog bisher nicht ext-rahierten Teile können vom Product Ow-ner für nachfolgende Sprints neu priorisiert werden.Täglich erfolgt ein auf 15 Minuten begrenz-

tes Informations-Meeting (Daily Scrum), um die Teammitglieder untereinander auf den gleichen Wissensstand zu bringen, so-wie proaktiv auf mögliche Probleme hinzu-weisen. Am Ende des Sprints demonstriert das Team allen beteiligten Personen die vollständig entwickelten sowie lauffähigen Eigenschaften am System in Echtzeit. Re-aktionen der Teilnehmer und neue An-forderungen fließen dabei in das nächste »Sprint Planning Meeting ein, das vor je-dem Sprint abgehalten werden muss. Der Prozess wird dann erneut durchlaufen. Das Risiko wird somit von Anbieter und Kun-den geteilt. »Der Kunde lenkt das Schiff, aber der Scrum-Master hilft ihm dabei. Und es gibt auf dem Weg zahlreiche Check-points, um das Risiko zu minimieren«, er-klärt Lacey.Scrum eignet sich speziell für hochkomple-xe Projekte mit unklaren Anforderungen in der Startphase. Durch die häufigen Feed-backschleifen werden Entwicklungen in die falsche Richtung vermieden, und so Zeit und Kosten gespart. Laut Lacey steigt das Interesse der Kunden an der Scrum-Metho-de stetig. »Es verlangt Zeit und vor allem ein großes Commitment des Kunden im Voraus«, sagt Lacey, der auch Mitglied der Scrum Alliance (www.scrumalliance.org) ist, denn: »Mit Scrum werden Dinge anders erledigt. Das verlangt Disziplin, Flexibilität und den Willen zu lernen, sowohl vom Ma-nagement als auch vom Team.« [cb]

Eine starre Projektplanung birgt das Risiko, auftauchende Probleme nicht rechtzeitig zu erkennen und nichtdarauf reagieren zu können. Neue Methoden wie Scrum setzen auf ständige Weiterentwicklung und Flexibilität.

Mehr Qualität mit agilen Methoden

»Scrum erfordert ein großes Commitment vom Management, verspricht aber höhereQualität und Kostenoptimierung.« Mitch Lacey, Scrum-Experte und Buchautor.

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