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438 Sitzungsberiehte Sitzungsberichte* Symposion fiber ,,Ern~ihrungsphysiologisehe und toxikologische Untersuchungen an bestrahlten Lebensmitteln" in Atlantic City (N. Y.) am 19. April 1956 1)as Symposion war yon der amerikanischen Armee angeregt worden, weft Verfahren der Bestrahlungssterflisierung aueh fiir die Herstellung yon Wehrmachtskonserven yon Weft sein k6nnen. Deshalb will man sich zun~chst davon iiberzeugen, ob man dem neuen Verfahren gegentiber Bedenken haben mug. T. E. Friedemann (Denver, Colo., U. S. Army IVied. Nugrit. Lab.): Einleitung. Da die Sterilisierung mit ionisierenden SSrahlen nicht unter Anwendung hoher Temperaturen vor sieh geht, bezeichnet man sie h~ufig aueh als Kaltsterilisierung. Gammastrahlen hoher Intensit~ tSten nieht nur alle Formen yon Mikroorganismen ab, sondern inaktivieren auch die Enzyme im Gewebe, die ffir evil. Ver~nderungen im Nahrungsmittel verantwortlich sein k6nnten. Auch Bestrahlung geringerer Ini~ensit~t wirkt sich vorteilhaft auf die Lagerf~higkeit yon frischem Fleisch aus, das auf diese Weise verpaekt mehrere Wochen haltbar ist. Triehinen werden ab- ge~Steg, Insekten in gelagertem Getreide werden abgetStet, das Keimen yon Kartoffeln und Zwiebein wird verhfitet, so lassen sieh aueh durch Dosierungen, die nicht zur Sterilisation fiihren, noch vorteflhafte Effekte bewirken. Selbstverstgndlieh miissen eine Reihe technologischer Probleme gelSst werden, so das Auftreten yon unangenehmen Geriiehen oder Verfgrbungen. Doch dann erlaubt dieser neue Prozeg, manehe Nahrungsmittel fiir l~ngere Zeiten lagern zu kSnnen, ohne dab man sie gefrieren mug. Selbstverst~nd]ich aber miissen die bei diesem Prozeg sich abspielenden Ver~nderungen sorgf~ltig studiert werden, bevor er in grSBer..em Mag bei handelsiiblichen Nahrungsmit~eln angewandt werden kann. Augerdem mug die Offentlichkeit davon fiberzeug~ werden, dab keinerlei Sch~digungen der Nahrungsmittel auftreten, vor allem dab diese nicht radioaktiv werden. Weiterhin mug naehgewiesen werden, dab sieh keine wesent- lichen Mengen an irgendwie toxiseh wirkenden Bestandteilen bilden und dab der Nghrstoffverlust bei dieser Form der Sterilisierung nieht grSBer isg als die Verluste, die sich bei der fiblichen Wi~rmesterflisierung yon Nahrungsmitteln abspielen. B. C. Johnson und V. Ch. Metta (Urbana, Ill.): Die Wirkung der Bestrahlungssterilisierung au[ den Niihrwert yon Protein und auf den Gesamtenergiegehalt ~on Nahrungsmitteln. Sie linden bei Rindfleiseh, Bohnen, Erbsen und Milch, dab die Nahrwertverluste nieht gr6Ber sind als die bei iiblichen Sterilisierungsverfahren. Milch, die besonders empfindlich gegen Erhitzen ist, erweist sieh such aN besonders empfindlieh gegeniiber der Bestrahlungsbehandlung, indem es zu einem geringen Wertverlus~ des Proteins kommt, der insbesondere auf Zers~Srung yon Cystin zuriiekzufiihren ist. C. H. Burns, L. E. Brownell und H. C. Eekstein (Ann Arbor, Mich.): Ergebnisse fiber (lie gesund- heitliehe Unbedenkliehkeit yon mit Gammastrahlen behandelten Futtergemisehen ffir Kiiken. Gegenfiber mit unbestrahltem Futter aufgezogenen Kiiken linden sieh kaum Un~erschiede. Der einzige Untersehied liegt in einer geringgradigen Wachstumshemmung und einer geringgradig verzSgerten Schlupff~higkeit der Eier. Doch sind diese Unterschiede so gering, dab sie nicht zu irgendwelchen Bedenken AnlaB geben. Vor allem ist keinerlei Anha]tspunkt fiir das Vorliegen einer chronischen oder subakuten Toxicit/~t der bestrahlten Futtermittel vorhanden. Auch der N/~hrwertverlus?~ ist geringgradig, er bezieht sich nut auf einige Vitamine, die aber such bei tti~zebehandlung zerstSrt werden. Bestrahlung yon Fett ffihrt zu Oxydationsvorg/~ngen, deshalb erscheint die Prii£ung der Toxicit/i~ yon oxydiertem Fe~t als ein wichtiges Teilproblem der Frage der Toxicit/~t der Betrah- lungssterilisa~ion. ~ach Litera~urangaben sol1 die Peroxydzahl yon bestrahltem Sehweinefett bei etwa 100 liegen. J. S. Andrews, J. F. Mead uncl W. H. Griffith (Los Angeles, Calif.): Einflug yon bestrahltem Fett auf Ratten. Bei den Versuchen erhielten Ratten eine Kost, die 20% bestrahltes Fett enthielt. Wenn die Peroxydzuhl 100 betrug, erwies sich das Fett als nicht toxisch, das Waehstum war ungehemmt. * :Nut soweit~ gehaltene Vortr/~ge nicht im Druck erseheinen.

Symposion über „Ernährungsphysiologische und toxikologische Untersuchungen an bestrahlten Lebensmitteln” in Atlantic City (N. Y.) am 19. April 1956

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438 Sitzungsberiehte

Sitzungsberichte* Symposion fiber ,,Ern~ihrungsphysiologisehe und toxikologische Untersuchungen

an bestrahlten Lebensmitteln" in Atlantic City (N. Y.) am 19. April 1956

1)as Symposion war yon der amerikanischen Armee angeregt worden, weft Verfahren der Bestrahlungssterflisierung aueh fiir die Herstellung yon Wehrmachtskonserven yon Weft sein k6nnen. Deshalb will man sich zun~chst davon iiberzeugen, ob man dem neuen Verfahren gegentiber Bedenken haben mug.

T. E. Friedemann (Denver, Colo., U. S. Army IVied. Nugrit. Lab.): Einleitung.

Da die Sterilisierung mit ionisierenden SSrahlen nicht unter Anwendung hoher Temperaturen vor sieh geht, bezeichnet man sie h~ufig aueh als Kaltsterilisierung. Gammastrahlen hoher Intensi t~ tSten nieht nur alle Formen yon Mikroorganismen ab, sondern inaktivieren auch die Enzyme im Gewebe, die ffir evil. Ver~nderungen im Nahrungsmittel verantwortlich sein k6nnten. Auch Bestrahlung geringerer Ini~ensit~t wirkt sich vorteilhaft auf die Lagerf~higkeit yon frischem Fleisch aus, das auf diese Weise verpaekt mehrere Wochen haltbar ist. Triehinen werden ab- ge~Steg, Insekten in gelagertem Getreide werden abgetStet, das Keimen yon Kartoffeln und Zwiebein wird verhfitet, so lassen sieh aueh durch Dosierungen, die nicht zur Sterilisation fiihren, noch vorteflhafte Effekte bewirken. Selbstverstgndlieh miissen eine Reihe technologischer Probleme gelSst werden, so das Auftreten yon unangenehmen Geriiehen oder Verfgrbungen. Doch dann erlaubt dieser neue Prozeg, manehe Nahrungsmittel fiir l~ngere Zeiten lagern zu kSnnen, ohne dab man sie gefrieren mug. Selbstverst~nd]ich aber miissen die bei diesem Prozeg sich abspielenden Ver~nderungen sorgf~ltig studiert werden, bevor er in grSBer..em Mag bei handelsiiblichen Nahrungsmit~eln angewandt werden kann. Augerdem mug die Offentlichkeit davon fiberzeug~ werden, dab keinerlei Sch~digungen der Nahrungsmittel auftreten, vor allem dab diese nicht radioaktiv werden. Weiterhin mug naehgewiesen werden, dab sieh keine wesent- lichen Mengen an irgendwie toxiseh wirkenden Bestandteilen bilden und dab der Nghrstoffverlust bei dieser Form der Sterilisierung nieht grSBer isg als die Verluste, die sich bei der fiblichen Wi~rmesterflisierung yon Nahrungsmitteln abspielen.

B. C. Johnson und V. Ch. Metta (Urbana, Ill.): Die Wirkung der Bestrahlungssterilisierung au[ den Niihrwert yon Protein und auf den Gesamtenergiegehalt ~on Nahrungsmitteln.

Sie linden bei Rindfleiseh, Bohnen, Erbsen und Milch, dab die Nahrwertverluste nieht gr6Ber sind als die bei iiblichen Sterilisierungsverfahren. Milch, die besonders empfindlich gegen Erhitzen ist, erweist sieh such aN besonders empfindlieh gegeniiber der Bestrahlungsbehandlung, indem es zu einem geringen Wertverlus~ des Proteins kommt, der insbesondere auf Zers~Srung yon Cystin zuriiekzufiihren ist.

C. H. Burns, L. E. Brownell und H. C. Eekstein (Ann Arbor, Mich.): Ergebnisse fiber (lie gesund- heitliehe Unbedenkliehkeit yon mit Gammastrahlen behandelten Futtergemisehen ffir Kiiken.

Gegenfiber mit unbestrahltem Futter aufgezogenen Kiiken linden sieh kaum Un~erschiede. Der einzige Untersehied liegt in einer geringgradigen Wachstumshemmung und einer geringgradig verzSgerten Schlupff~higkeit der Eier. Doch sind diese Unterschiede so gering, dab sie nicht zu irgendwelchen Bedenken AnlaB geben. Vor allem ist keinerlei Anha]tspunkt fiir das Vorliegen einer chronischen oder subakuten Toxicit/~t der bestrahlten Futtermittel vorhanden. Auch der N/~hrwertverlus?~ ist geringgradig, er bezieht sich nut auf einige Vitamine, die aber such bei tti~zebehandlung zerstSrt werden.

Bestrahlung yon Fett ffihrt zu Oxydationsvorg/~ngen, deshalb erscheint die Prii£ung der Toxicit/i~ yon oxydiertem Fe~t als ein wichtiges Teilproblem der Frage der Toxicit/~t der Betrah- lungssterilisa~ion. ~ach Litera~urangaben sol1 die Peroxydzahl yon bestrahltem Sehweinefett bei etwa 100 liegen.

J. S. Andrews, J. F. Mead uncl W. H. Griffith (Los Angeles, Calif.): Einflug yon bestrahltem Fett auf Ratten.

Bei den Versuchen erhielten Ratten eine Kost, die 20% bestrahltes Fett enthielt. Wenn die Peroxydzuhl 100 betrug, erwies sich das Fett als nicht toxisch, das Waehstum war ungehemmt.

* :Nut soweit~ gehaltene Vortr/~ge nicht im Druck erseheinen.

Sitzungsberichte 439

Bet einer Peroxydzahl yon 400 zeigte sieh dagegen ein verringertes Wachstum, die Peroxydzahl 800 ffihrte zu Waehstumsstillstand, bet einer Peroxydzahl yon 1200 trat der Tod naeh drei Woehen ein.

H. D. Alexander, E. J. Bay, H. E. Sauberlieh und W. D. Salmon (Auburn, Ala.): Bestrahlungs- einwirkung aM wassefliisliche Vitamine in rohem Rindfleiseh.

Unbestritten ist, dab eine Reihe yon wasserlSsllchen Vitaminen, insbesondere solehe des B-Komplexes, durch Bestrahlung zerstSrt werden. Offensiehtlich aber sind Vitamine in Nahrungs- mitteln widerstandsfahiger als synthetische Vitamine. Verff. beriehten fiber Versuche, in denen der Gehalt einiger B-Vitamine im Fleisch bestimmt wurde. Die Bestimm.ung der B-Vitamine erfolgte tefls im Tierversuch, tefls chemiseh und tells mikrobiologisch. Die Ubereinstimmung der Ergebnisse der versehiedenen Teste war allgemein gut. Es zeigte sieh, dab die ZerstSrung bet Vitamin B1 bet 60--65% lag. Bet Vitamin B6 war nur eine ZerstSrung yon etwa 25%, bet B2 eine solche yon 8--10% nachweisbar. Bet ~icotinsaure, Cholin und Folsaure zeigte sieh keinerlei Wir- kungsverlust unter dem Einflul~ der Bestrahlung.

L. R. Richardson, P. Woodworth nnd S. Coleman (College Station, Texas.) Wirkung der Be- strahlung aul Vitamin K.

Die versehiedenen K-Vitamine wurden in reiner Form verschieden stark zerstSrt. Dagegen war eine ZerstSrung nicht naehweisbar, wenn Vitamin K in natfirlieher Form verfiittert wurde. Da man weil~, dal3 normalerweise Vitamin K durch die Darmbakterien gebildet wird, erscheint es ausgesehlossen, dab bet Mensch oder Tier durch Zufuhr yon bestrahlten Nahrungsmitteln eine K-Avitaminose ausgelSst werden kSnnte.

S. J. Teply und B. E. Kline (Madison, Wis.): Vollwertigkeit und Krebsverd~ehtigkeit yon be- strahlten Nahrungsmitteln.

Bet Bestrahlung yon Gelatine zeigte sieh eine geringgradige ZerstSrung versehiedener Amino- sauren, die z. B. bet Arginin, Cystin, Histidin, Phenylalanin, Threonin und Valin naehweisbar war. Es handelte sich aber in allen Fallen nur um wenige Prozente. Die Krebsverdachtigkeit konnte in keinem Falle festgestellt werden, obwohl die Versuche mit grol~en Tierzahlen angestellt wurden und fiber lange Zeit liefen. Aul3erdem wurde in einigen Fallen CrotonS1 als Coeareinogen verffittert.

E. C. Bubl, J. S. Butts, D. K. Williams und L. S. Coopey (Corvallis, Oreg.) und H. F. Kraybill, S. Read und T. E. Friedemann (Denver, Colo.): Wirkung der Bestrahlung auf den N~hrwert yon Fleiseh und versehiedenen tierisehen 0rganen.

Auch bier zeigte sich weder in kurzdauernden noeh in langfristigen Versuehen irgendeine wesentliche Toxicitat, die ein Bedenken gegenfiber dem Verfahren gerechtfer~igt hat~e. Die letzt- genannten Autoren studierten auch verschiedene Stoffweehselver£nderungen und priiften ins- besondere die Aktivitat verschiedener Fermente in der Leber der Ratte, so der Xanthinoxydase, der Cytochromoxydase, der Bernsteinsauredehydrogenase sowie" die endogene Atmung und schliel~lich auch die Aktivitat der alkalischen Phosphatase im Serum. Im allgemeinen zeigten sieh keine wesentliehen Veranderungen der Fermentaktivitat. Lediglieh die Aktivitat der Cytochromoxydase in der Leber stieg bet den Ratten an, die bestrahltes Fleisch erhalten hatten. Da man weiB, dal~ bet Mangel an hSher ungesattigten Fettsauren ebenfalls eine Steigerung der Aktivitat der Cytochromoxydase beobachtet wird, halten Verff. es ffir mSglieh, dal~ die h5her ungesattigten Fettsauren durch die Bestrahlungssterilisierung ganz oder teilweise zerstSrt werden. Diesen Veranderungen mul~ selbstverstandlieh naehgegangen werden. H.D. Cremer (Mainz)

Symposium anNil~lieh des 50 j~ihrigen Bestehens des ,,Lebens- und Arzneimittelgesetzes" in St. Louis (Mo.)

am 11. Juni 1956

Dieses Symposium bildete eines der Hauptthemen der 16. Jahresversammlung des Institutes fiir Lebensmit~lteehnologie am 11. VI. 1956 in St. Louis, Missouri. Es wurde yon Dr. F. N. PE- TENS, Vizepr~sident der Quaker Oats Co., Chikago, geleitet. Folgende Vortrage wurden gehalten:

A. L. Miller (Mitglied des Kongresses, 4. Distrikt, Nebraska): Ausbliek auf die zukiinRige 6esetzgebung fiber ehemisehe Verbindnngen in Lebensmitteln.

Vor 50 Jahren, am 30. VI. 1906, wurde das erste Lebens- und Arzneimittelgesetz unterzeiehnet undes erwies sieh seither als guter Wachter zum Schutz der 5ffentlichen Gesundheit. Seither