90
Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript von Lydia Scheithauer und Melanie Werner Fachhochschule Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Soziale Arbeit plus Wintersemester 2010/2011

Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

  • Upload
    lamthuy

  • View
    217

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens

Skript

von Lydia Scheithauer und Melanie Werner Fachhochschule Köln Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Soziale Arbeit plus

Wintersemester 2010/2011

Page 2: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

EINLEITUNG ............................................................................................................................................. 5

1 WAS IST WISSENSCHAFT? ............................................................................................................. 7

1.1 WISSENSCHAFTLICHE STANDARDS ................................................................................................... 8 1.2 ERKENNTNISSE GEWINNEN ................................................................................................................ 9 1.2.1 EMPIRISCHE SOZIALFORSCHUNG .................................................................................................... 10

2 DIE WISSENSCHAFTLICHE RECHERCHE ............................................................................... 15

2.1 DIE RECHERCHE IM INTERNET........................................................................................................ 17 2.1.1 INTERNETSEITEN ............................................................................................................................. 18 2.2 RECHERCHE IN DER FACHHOCHSCHULBIBLIOTHEK ..................................................................... 20 2.2.1 RECHERCHETECHNIKEN.................................................................................................................. 21 2.3 RECHERCHE IM ONLINE-KATALOG DER HOCHSCHULBIBLIOTHEK............................................. 23 2.4 WEITERE KATALOGE UND DATENBANKEN .................................................................................... 24 2.4.1 DER KÖLNER BIBLIOTHEKSKATALOG ............................................................................................ 24 2.4.2 ELEKTRONISCHE ZEITSCHRIFTENBIBLIOTHEK................................................................................ 25 2.4.3 METADATENBANKEN: DIGIBIB UND DER KARLSRUHER VIRTUELLE KATALOG............................. 26 2.4.4 WEITERE DATENBANKEN................................................................................................................ 28 2.5 WEITERE RECHERCHETECHNIKEN................................................................................................. 30 2.6 LITERATUR BESCHAFFEN................................................................................................................. 31 2.7 LITERATUR AUSWÄHLEN ................................................................................................................. 32

3 DIE SCHRIFTLICHE ARBEIT........................................................................................................ 35

3.1 VON DER GROBEN IDEE ZUM THEMA.............................................................................................. 38 3.1.1 MIND-MAPPING .............................................................................................................................. 38 3.2 EINE FRAGESTELLUNG ENTWICKELN ............................................................................................. 39 3.3 VON DER FRAGESTELLUNG ZUR GLIEDERUNG .............................................................................. 41 3.4 EIN EXPOSE SCHREIBEN................................................................................................................... 42 3.5 TEILE EINER HAUSARBEIT ............................................................................................................... 43 3.5.1 DAS DECKBLATT............................................................................................................................. 43 3.5.2 DAS INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................. 44 3.5.3 DAS ABBILDUNGSVERZEICHNIS...................................................................................................... 46 3.5.4 DIE EINLEITUNG.............................................................................................................................. 47 3.5.5 DER HAUPTTEIL .............................................................................................................................. 48 3.5.6 DER SCHLUSS.................................................................................................................................. 49 3.5.7 DAS LITERATURVERZEICHNIS......................................................................................................... 49 3.6 DAS FORMATIEREN EINER HAUSARBEIT ........................................................................................ 50 3.7 LETZTE KORREKTUREN................................................................................................................... 50

4 WISSENSCHAFTLICHES SCHREIBEN ....................................................................................... 52

4.1 DAS BELEGEN ................................................................................................................................... 53

- 2 -

Page 3: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

4.1.1 WÖRTLICHE ZITATE........................................................................................................................ 55 4.1.2 SINNGEMÄßE ZITATE....................................................................................................................... 56 4.1.3 WIEDERHOLUNGEN VON QUELLEN................................................................................................. 56 4.1.4 ABBILDUNGEN UND TABELLEN ...................................................................................................... 56 4.1.5 BELEGE IM LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................................. 57 4.2 KLAR UND VERSTÄNDLICH SCHREIBEN........................................................................................... 59

5 UMGANG MIT TEXTEN.................................................................................................................. 62

5.1 SQ3R/ SQ4R:.................................................................................................................................... 64 5.2 TEXTSTRUKTURSKIZZE.................................................................................................................... 65 5.3 SATZVERSTEHENSSTRATEGIEN ....................................................................................................... 66 5.4 DAS EXZERPT.................................................................................................................................... 67 5.5 TEXTVERSTEHENSSTRATEGIEN FÜR VERSCHIEDENE LERNSTILE ................................................ 69

6 DIE PRÄSENTATION....................................................................................................................... 71

6.1 VISUALISIEREN ................................................................................................................................. 76 6.2 DAS HANDOUT .................................................................................................................................. 77 6.3 DISKUSSION UND MODERATION ...................................................................................................... 78 6.4 DAS FEEDBACK ................................................................................................................................. 80

7 WEITERE FORMEN SCHRIFTLICHER AUSARBEITUNGEN................................................ 82

7.1 TEXTANALYSE................................................................................................................................... 82 7.2 DAS ESSAY......................................................................................................................................... 83 7.3 DAS PORTFOLIO................................................................................................................................ 85 7.4 DAS PROTOKOLL .............................................................................................................................. 86

8 SCHLUSS ............................................................................................................................................ 87

LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................. 88

- 3 -

Page 4: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 1: Phasen des Forschungsprozesses (Knabe 2009)....................................................11 Abbildung 3: Angebote der Fachhochschulbibliothek ...............................................................21 Abbildung 4: Erweiterte Suche im Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek .....................23 Abbildung 5: Kölner Bibliothekskatalog .......................................................................................25 Abbildung 6: Elektronische Zeitschriftendatenbank ...................................................................26 Abbildung 7: Digibib .....................................................................................................................27 Abbildung 8: Karlsruher Virtueller Katalog ...................................................................................28 Abbildung 9: Digilink.....................................................................................................................29 Abbildung 10: Datenbanken in Digilink .......................................................................................30 Abbildung 11: Fernleihe ................................................................................................................32 Abbildung 12: Relevanzprüfung nach Rückriem et al. (1992) .....................................................34 Abbildung 13: Mindmapping........................................................................................................39 Abbildung 14: Überschriften definieren .......................................................................................45 Abbildung 15: Ein Inhaltsverzeichnis anlegen .............................................................................46 Abbildung 16: Bewertungsbogen Hausarbeit(Pohlmann 2009) .................................................51 Abbildung 17: Textstrukturskizze "Soziale Arbeit im Nationalsozialismus" nach Hering, Münchmeier 2007, S.157ff.............................................................................................................66 Abbildung 18: Ablauf eines Referats.............................................................................................73

- 4 -

Page 5: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Einleitung

Herzlichen Glückwunsch! Sie sind StudentIn unserer Hochschule und werden sich in den

nächsten drei Jahren intensiv mit Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit

auseinandersetzen. Vielleicht haben Sie vorher schon eine Ausbildung gemacht – dann

werden Sie merken, dass sich ein Studium davon in vielen Dingen unterscheidet: Im Studium

lernen Sie, ihr Handeln auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnissen zu reflektieren. Sie

werden im Laufe Ihres Studiums deshalb selbst ein wenig zur WissenschaftlerIn werden und

sich wissenschaftliche Denkweisen zu eigen machen. Gleichzeitig erlernen Sie

wissenschaftliche Techniken, beispielsweise das Präsentieren oder das Schreiben von

Hausarbeiten. Beides, die wissenschaftliche Haltung und die wissenschaftlichen Techniken,

sind Voraussetzung für einen gelungenen Start in den Beruf – unabhängig davon, ob Sie an

der Hochschule bleiben möchten oder nicht. Denn auch in der praktischen Sozialen Arbeit

müssen Sie nicht nur Vorurteile in Frage stellen können (wissenschaftliche Haltung), sondern

beispielsweise auch Gutachten und Projektanträge schreiben können (wissenschaftliche

Techniken).

Im ersten Semester des Bachelor-Studiengangs „Soziale Arbeit“ besuchen Sie deswegen ein

Seminar in den „Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“. Die Grundlagen, die Sie hier

erwerben, werden Sie im Laufe Ihres Studiums immer wieder erproben, erweitern und

festigen.

Mit diesem Skript möchten wir Sie beim wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen. Es basiert

auf vielen Seminaren in den Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Unser Dank gilt

deswegen allen KollegInnen, die uns ihre Seminarunterlagen für dieses Skript zur Verfügung

gestellt haben. Wir sehen dieses Skript als „work in progress“ an, das sich durch die

Rückmeldung von Studierenden und DozentInnen immer weiter verbessern wird.

Zu Beginn legen wir noch einmal dar, was Wissenschaftlichkeit und eine wissenschaftliche

Haltung ausmacht. Anschließend erläutern wir die verschiedenen Wissenschaftlichen

Techniken.

- 5 -

Page 6: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Noch eine Anmerkung zur Sprache: Wir möchten mit diesem Skript Männer und Frauen

gleichermaßen ansprechen. Wenn wir von Männern und Frauen sprechen, benutzen wir die

weibliche Form mit dem Binnen-I. In den Veranstaltungen des Gender-Instituts werden Sie

mehr darüber lernen, wie Sprache Wirklichkeit konstruiert.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung an [email protected] oder

[email protected], Soziale Arbeit Plus.

- 6 -

Page 7: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

1 Was ist Wissenschaft?

„Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe 1986, S. 32). Das

Erkennen ist Ziel aller Wissenschaften. In der Sozialen Arbeit möchten wir die Ursachen und

Zusammenhänge Sozialer Probleme sowie außerschulische Bildungszusammenhänge

„erkennen“, d.h. beschreiben, analysieren und bewerten. Auf der Suche nach Erkenntnis oder

Wahrheit müssen Sie sich nicht wie Dr. Faust mit dem Teufel einlassen. Es ist völlig

ausreichend, wenn Sie sich Ihrer Vernunft bedienen. Das ist deswegen so schwierig, weil wir in

der Sozialen Arbeit immer schon eine Idee von den Dingen haben, die vor uns liegen.

Vielleicht haben Sie schon erste praktische Erfahrungen sammeln können, sicherlich aber

können Sie sich an eigene Erfahrungen mit Einrichtungen der Sozialen Arbeit, wie

Jugendzentren oder Kindergärten erinnern. Auch die Medien berichten immer wieder über

Soziale Probleme und Menschen, die scheinbar „Probleme machen“. Es ist in der Sozialen

Arbeit schlichtweg nicht möglich, unvoreingenommen zu sein. Sie können aber erlernen, Ihre

eigenen Vorannahmen immer wieder in Frage zu stellen. Sind es wirklich nur Kinder mit

Migrationshintergrund, die Probleme mit der Sprache haben? Was spricht eigentlich gegen

Altenheime? Ist Alkoholkonsum bei Jugendlichen wirklich ein Problem? Gehen Sie mit offenen

Augen durch Studium und Praxis und stellen Sie das Erlernte und Erlebte immer wieder in

Frage. Das ist nicht nur ein guter Weg eine gute WissenschaftlerIn zu werden, sondern führt

dazu sich auch im Berufsleben nicht von Vorurteilen leiten zu lassen.

Es gibt also einen Unterschied zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen

(Sonnenberg 2009).

Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen

Beruht auf alltäglicher, subjektiver und selektiver Beobachtung

Beruht auf zumindest intersubjektiv nachprüfbarer, systematisierter Beobachtung

Wird aufgefüllt mit persönlicher Erfahrung und Wissenssplittern unterschiedlicher Quellen

Der einzelne Untersuchungsschritt wird dokumentiert

Verlässt sich auf Intuition und Erfahrungen Wird im Lichte weiterer empirischer Untersuchungen und im wissenschaftlichen Diskurs geprüft

Beansprucht Gültigkeit aufgrund subjektiver Einschätzung und Erfahrung

Lässt nur gelten was vorläufig verifiziert oder letztlich falsifiziert werden konnte

- 7 -

Page 8: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Wenn Sie mit einer wissenschaftlichen Haltung durch Studium und Beruf gehen, stellen sich

eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? In den allermeisten Fällen

werden Sie sich Bücher, Aufsätze und Studien beschaffen und versuchen, auf Ihre Frage eine

Antwort zu finden (Literaturanalyse, Hermeneutik). In manchen Fällen werden Sie aber auch

selbst Daten erheben und mit deren Hilfe Ihre Frage beantworten. In diesem Fall spricht man

von einer „empirischen Arbeit“, Sie überprüfen Ihre Frage an der Wirklichkeit.

Egal, ob Sie eine empirische oder eine Literaturarbeit schreiben, müssen Sie Ihre Arbeit erstens

an den aktuellen Stand der Wissenschaft anknüpfen. Zweitens müssen Sie Distanz zu Ihrem

Thema wahren. Sie dürfen nicht für die eine oder andere Seite „Partei“ ergreifen, sondern

müssen möglichst objektiv auf der Suche nach Wahrheit bleiben. Ihre Meinungen zu einem

Thema sind bis zu dem Punkt, an dem Sie diese belegt oder widerlegt haben, immer nur

Thesen bzw. Hypothesen. Am Ende einer wissenschaftlichen Arbeit haben Sie an Erkenntnis

gewonnen. Diese Erkenntnis ist immer nur vorläufig: Was heute als gesichertes Ergebnis gilt,

kann schon morgen durch neuere Studien widerlegt werden.

Welches „Handwerkzeug“ benötigen Sie, um wissenschaftlich arbeiten zu können? Sie müssen

erstens eine wissenschaftliche Haltung entwickeln. Zweifel, Neugier und Vernunft sollten Sie

von nun an begleiten. Sie benötigen zweitens Methoden, die Sie bei der

Erkenntnisgewinnung unterstützen. Hierzu gehören nicht nur Forschungsmethoden, sondern

alle Techniken, die Sie bei der Erfassung und Ordnung von Wissen unterstützen,

beispielsweise das Exzerpt und das Abstract, aber auch die Mitschrift oder das Protokoll.

Damit Wissenschaft und Praxis an Ihren Ergebnissen teilhaben können, erlernen Sie drittens,

wie man Ergebnisse schriftlich und mündlich präsentieren kann. Ähnlich wie das Werkzeug im

Handwerk genormt ist, liegen auch den Techniken wissenschaftlichen Arbeitens bestimmte

Standards zu Grunde.

1.1 Wissenschaftliche Standards

Alles, was Sie in der Wissenschaft schreiben oder präsentieren, muss belegt werden –

entweder durch eine wissenschaftliche Quelle oder durch eine logische und saubere

Argumentation. Ihre Arbeit muss für jeden objektiv nachvollziehbar sein. Wer eine

wissenschaftliche Arbeit liest oder eine wissenschaftliche Präsentation hört, kann stets

erkennen, aufgrund welcher Fakten und Beweise die AutorIn zu ihren Schlussfolgerungen

- 8 -

Page 9: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

gekommen ist und auf welche anderen WissenschaftlerInnen sie sich beruft (Wilmes). Anders

ausgedrückt: In der Wissenschaft dürfen Sie es nicht Ihren LeserInnen oder ZuhörerInnen

überlassen, was Sie mit einer Aussage meinen. Ihre Aussage muss so präzise sein, dass Sie

keinen Platz für Missverständnisse lässt. Deshalb müssen Sie die Fachbegriffe kennen und

immer definieren, was Sie – in Anlehnung an welche AutorIn - unter diesen Begriffen

verstehen.

Im ersten Semester werden Sie vor allem Inhalte korrekt wieder geben müssen. Schon bald

werden Sie das Dargestellte auch analysieren müssen. Darstellung und Analyse müssen Sie in

Ihrer Arbeit sauber trennen.

Zur Einführung:

Plöger, Wilfried (2003): Grundkurs Wissenschaftstheorie für Pädagogen. Paderborn:

Fink (UTB, 8264).

1.2 Erkenntnisse gewinnen

Wissenschaftliches Wissen können Sie sich wie einen Berg vorstellen: WissenschaftlerInnen

aber auch PraktikerInnen haben diesen Erkenntnisberg zusammengetragen. Jede

WissenschaftlerIn bedient sich nun des Berges und sorgt gleichzeitig dafür, dass er weiter

wächst. „Die Bergmetapher soll verdeutlichen, dass Forschen sowohl das Zusammentragen

schon vorhandener Primär- und Sekundärmaterialien und deren Betrachtung unter einem

neuen Blickwinkel [Hervorhebung M.W.] umfasst wie auch die Erzeugung neuen Materials“

(Spoun, Domnick 2004, S.71). In den meisten Fällen werden Sie eine sogenannte

„Literaturarbeit“ schreiben, auf die wir in diesem Skript den Schwerpunkt legen werden. Sie

sollen im Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ erste Grundkenntnisse der wissenschaftlichen

Forschung erwerben. Sie können dann in der Praxis beispielsweise eine Evaluation oder eine

Bedarfsanalyse nach wissenschaftlichen Standards durchführen. Im Idealfall sollen Sie Lust

bekommen, diese Kenntnisse in einem Masterstudiengang zu vertiefen. Viele DozentInnen

werden Ihnen deshalb aus eigenen Forschungsarbeiten berichten und Sie ermutigen kleinere

empirische Arbeiten zu erstellen.

- 9 -

Page 10: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

1.2.1 Empirische Sozialforschung

Woher wissen wir, dass eine Theorie stimmt? Empirische Forschung überprüft Theorien an der

Realität oder generiert durch die Beschreibung der Realität neue Theorien. So greifen Theorie,

Empirik und Praxis ineinander.

Man unterscheidet zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung. Der Begriff

„quantitativ“ verweist darauf, dass es hier um eine Vielzahl von Daten geht, mit deren Hilfe

man eine Theorie oder einen Teil einer Theorie, eine Hypothese, testet. Quantitative

Sozialforschung überprüft also, ob eine allgemeine Hypothese auf alle übertragbar ist, sie

möchte repräsentativ sein. Das Schließen vom Allgemeinen auf das Besondere nennt man

„deduktiv“. Quantitative Forschung hat eine große Stichprobe, deswegen werden die Daten

meist mit dem Computer ausgewertet. Das klassische Erhebungsinstrument ist der

Fragebogen. Ergebnis sind Statistiken, die häufig in Form von Tabellen und Grafiken

dargestellt werden. Diese Statistiken beschreiben und erklären die Wirklichkeit: Ergebnis einer

quantitativen Untersuchung könnte beispielsweise sein, dass Menschen, die als Kind viel

Gewalt erfahren haben, zur Gewalttätigkeit neigen. Quantitative Studien können jedoch nicht

erklären, warum das so ist und was die Menschen zu ihren Handlungen bewegt. An diesem

Punkt setzt die qualitative Forschung an. Man sagt auch: Quantitative Forschung geht in die

Breite, qualitative Forschung in die Tiefe eines Gegenstandes.

Qualitative Sozialforschung nimmt ihren Ausgang an der

„Struktur der Lebenswelt, wie sie von Menschen in ihrer natürlichen Einstellung erfahren wird, von Menschen also, die in soziokulturelle Welt hineingeboren werden, sich in ihr zurecht finden und mir ihr zurecht kommen müssen“ (Braun o.A.,S.167.)

In der qualitativen Sozialforschung wird soziales Handeln aus mehreren Perspektiven auf

seinen Sinn hin befragt. Bezogen auf das oben genannte Beispiel würde qualitative Forschung

zum Beispiel den gewalttätigen Vater fragen, wie Konflikte in seiner Herkunftsfamilie gelöst

wurden bzw. wie er selbst Konflikte erlebt hat. Sie könnten aber auch eine ExpertIn nach Ihren

Erfahrungen befragen. Typische Methoden der qualitativen Sozialforschung sind offene

Interviews, narrative Interviews, leitfadengestützte Interviews, teilnehmende Beobachtungen

oder Gruppendiskussionen. Die Theorie entsteht im Laufe des Forschungsprozesses,

qualitative Forschung ist somit eher thesengenerierend, während die quantitative

- 10 -

Page 11: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Sozialforschung eher thesenüberprüfend ist. Beide Richtungen haben ihre eigenständige

Gültigkeit.

Quantitative und qualitative Sozialforschung gleichen sich in der Durchführung. Zu Beginn

steht immer eine wissenschaftliche Problemstellung, die sich aus der Beobachtung sozialer

Probleme, einer Theorie oder auch durch die Vorgaben einer AuftraggeberIn ergibt. Nun muss

die ForscherIn wissen, welches Wissen bereits zur Beantwortung Ihrer Fragestellung

vorhanden ist. Es folgt die Wahl des Untersuchungsdesigns und der Methode. Dann wird die

Stichprobe (Anzahl und Typus der zu befragenden Personen) zufällig oder bewusst festgelegt.

Bevor die eigentliche Untersuchung beginnt, testen die ForscherInnen meist noch einmal, ob

ihr Instrument auch wirklich funktioniert: Sind z.B. bei einem Fragebogen alle Fragen

verständlich? Laden die Interviewfragen im Leitfaden wirklich zum erzählen ein? Nach diesem

sogenannten „Pretest“ werden die Erhebungsinstrumente noch einmal verbessert, es folgt die

Datenerhebung, die Datenauswertung und zum Schluss die Darstellung.

Abbildung 1: Phasen des Forschungsprozesses (Knabe 2009)

- 11 -

Page 12: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Forschung in der Sozialen Arbeit ist nicht einfach: Es kann zum Beispiel vorkommen, dass eine

ForscherIn den Sprachstand von Kindergartenkindern erheben will, ihr Experiment aber

faktisch misst, wie sich Kindergartenkinder in einer Stresssituation verhalten.

Forschungsergebnisse müssen also gültig („valide“) sein, d.h. sie sollen das messen, was man

messen will. Um zu validen Forschungsergebnissen zu kommen, muss die ForscherIn ihre

Forschungsfrage sauber operationalisieren. Wenn sie zum Beispiel die Zufriedenheit von

HeimbewohnerInnen erheben möchte, muss sie sich überlegen, was Zufriedenheit ausmacht

und wie und woran man diese messen kann. Weiterhin kann es zu Messungenauigkeiten

kommen, beispielsweise wenn die ForscherIn der InterviewpartnerIn die Antworten bereits in

den Mund legt. Die Messgenauigkeit wird „Reliabilität“, also Verlässlichkeit genannt. Eine

Forschung ist dann verlässlich, wenn verschiedene WissenschaftlerInnen mit verschiedenen

Methoden zum gleichen Ergebnis kommen würden. Drittens müssen Durchführung,

Auswertung und Interpretation objektiv sein: Wenn Studierende ihre ersten kleinen

Forschungsarbeiten machen, neigen Sie dazu, eigene Vorannahmen bestätigen zu wollen. Sie

meinen zu wissen, dass Jugendliche durch das Internet weniger kontaktfreudig sind und

möchten diese Vorannahme nun „wissenschaftlich beweisen“. Eine solche „Pseudo“-

Forschung neigt dazu, ihre Methoden so zu gestalten, dass das erwünschte Ergebnis

herauskommt. Eine solche Forschung ist nicht objektiv. Aber auch große Forschungsprojekte

müssen sich an diesem Gütekriterium messen lassen. Hinterfragen Sie beispielsweise bei

großen Studien immer, wer die Forschungsarbeit finanziert hat und ob dieses eventuellen

Einfluss auf die Objektivität eines Forschungsergebnisses haben könnte. Objektivität,

Realibität und Validität bezeichnet man als Gütekriterien quantitativer Sozialforschung. Für

die qualitative Sozialforschung hat Mayring (1996) diese Gütekriterien weiter entwickelt. In

der qualitativen Forschung müssen die Verfahren der Datenerhebung und Auswertung

regelgeleitet sein und sauber dokumentiert werden. Interpretationen dürfen nicht willkürlich

vorgenommen werden, sondern müssen argumentativ begründet werden. Qualitative

Sozialforschung will die Alltagswelten von Menschen beschreiben. Ob das gelungen ist,

wissen die Betroffenen am besten, deshalb diskutieren die WissenschaftlerInnen qualitative

Ergebnisse im Idealfall noch einmal mit den Betroffenen (kommunikative Validierung).

Das Forschen will also erlernt werden und kann nicht „einfach so“ gemacht werden. Sie

müssen beispielsweise wissen, was eine angemessene Fragestellung oder Hypothese ist und

- 12 -

Page 13: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

mit welchen Erhebungsverfahren Sie diese am besten beantworten bzw. verifizieren oder

falsifizieren. Sie müssen sich auch Gedanken machen, wie Sie Ihre Daten auswerten.

Ob sich eine ForscherIn nun für eine quantitative oder eine qualitative Forschung entscheidet,

hängt einerseits davon ab, was sie erforschen möchte. Andererseits wird sie auch beachten,

welche finanziellen und personellen Möglichkeiten sie hat. In den Sozialwissenschaften

kommt es oft zu einer Verknüpfung von quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden

(Mayring 1996, S.120).

Im Laufe Ihres Studiums werden Sie Einblicke in die Forschung in der Sozialen Arbeit erhalten.

Nutzen Sie die Gelegenheit und werfen Sie immer auch einen Blick auf die Methodik. In

manchen Seminaren haben Sie Gelegenheit, selbst kleine Forschungsarbeiten durchzuführen.

Viele ProfessorInnen gewähren Ihnen gerne einen Einblick in Ihre Forschungsprojekte,

manchmal gibt es sogar die Möglichkeit, in solchen Projekten mitzuarbeiten.

Zur Einführung:

Schaffer, Hanne (2002): Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit. Eine

Einführung. Freiburg i. Br: Lambertus.

Schneider, Armin (2009): Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit.

Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verl. (Wochenschau Studium).

Vertiefend zum Beispiel:

Friedrichs, Jürgen (1984): Methoden empirischer Sozialforschung. 12. Aufl. Opladen:

Westdeutscher Verlag (WV-Studium, Band 28).

Mayring, Philipp (1996): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung

zu qualitativem Denken. 3., überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Psychologie-Verlags-Union.

Die Publikation: „Projekte und Publikationen der FH Köln“ gibt Ihnen einen guten

Überblick über die Forschungen Ihrer ProfessorInnen. Sie können diese Publikation auf

der Homepage der Fachhochschule Köln herunterladen (http://www.presse.fh-

koeln.de/publikationen/u/01073.php).

Mit dem Programm „GrafStat“, welches Sie kostenlos herunterladen können

(http://www.grafstat.de), können Sie kleine Fragebogenuntersuchungen selbst

durchführen. Das Programm ist recht einfach zu bedienen, ermöglicht aber

- 13 -

Page 14: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Damit Sie nicht das erforschen, was schon bekannt ist, müssen Sie den aktuellen

Forschungsstand kennen. Wie Sie diese Literatur finden und auswählen, erfahren Sie im

nächsten Kapitel.

- 14 -

Page 15: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

2 Die wissenschaftliche Recherche

Für das Schreiben von Hausarbeiten oder die Vorbereitung einer Präsentation müssen Sie sich

in Ihr Thema einlesen. Dazu müssen Sie sich unterschiedliche Literatur beschaffen. Folgende

Textarten gibt es (Vogt 2009):

Art der Quelle Typische Eigenschaft Verwendungsmöglichkeit Allgemeines Lehrbuch Breiter Überblick über das generelle

Themengebiet, verarbeiteter Inhalt vergleichsweise alt; Qualität variiert teilweise erheblich

Thema einordnen, einen ersten Überblick erhalten. Beispiel: Schilling, Johannes (Hg.) (2005): Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession. München: Reinhardt

Spezielles Lehrbuch Überblick über das eigentliche

Themengebiet, verarbeiteter Inhalt vergleichsweise alt, Qualität variiert teilweise erheblich

Thema in das eigentliche Themengebiet einordnen. Beispiel: Kuhlmann, Carola (2008): Geschichte der Sozialen Arbeit 1. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verl.

Sammelband/Handbuch/ Herausgeberwerke

Breites Spektrum an diskutierten Themen von verschiedenen Autoren, einzelne Themen stehen in der Regel unverbunden nebeneinander. Qualität einzelner Artikel kann variieren

Überblick über das Thema gewinnen. Beispiel: Thole, Werner (Hg.) (2010): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.

Lexikon Enzyklopädie Knappe Darstellung zentraler Begriffe

Zentrale Begriffe nachschlagen Beispiel: Feuerhelm, Wolfgang (Hg.) (2007): Taschenlexikon der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.

Monographie Fokussierung eines Themas, Aktualität je nach Erscheinungsdatum aktuell, Qualität sehr unterschiedlich

Vertiefung eines Themas Beispiel: Schröer, Wolfgang (1999): Sozialpädagogik und die soziale Frage. Der Mensch im Zeitalter des Kapitalismus um 1900. Weinheim: Juventa.

Fachzeitschriften Wissenschaftlich; aktuell;

hochwertige von anderen WissenschaftlerInnenn referierte Beiträge

Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln (inkl. theoretische Erkenntnisse, empirische Befunde) Beispiel: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit.

- 15 -

Page 16: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Weinheim: Juventa. Branchenbezogene Zeitschriften

Aktuell; konkrete, praxisnahe, aber deskriptive und tw. oberflächliche Beiträge

Aktuelle Praxisprobleme erkennen und in den wissenschaftlichen (theoretischen) Kontext stellen; Aussagen durch Fallstudien / Praxisbeispiele untermauern Beispiel: Merz – Medien und Erziehung. München: Kopaed.

Arbeitspapiere

Abhandlung eines sehr speziellen Themengebietes; „neues Wissen“, das zur Diskussion gestellt wird

Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln und weiter vertiefen

Dissertation / Habilitation

Tiefer, umfassender Einblick in ein vergleichsweise eng umrissenes Themengebiet; Qualität variiert tw. erheblich

Spezifisches Wissen zu konkreten Themen sammeln (inkl. Theoretische Erkenntnisse und empirische Befunde)

Wochen- / Tageszeitung

Aktuell

Aktuelle Praxisprobleme erkennen und in den wissenschaftlichen Kontext stellen; aktuelle Umfrageergebnisse bzw. Zahlen / Daten einbinden

Internet

Inhalt häufig nicht bzw. schwer zu prüfen; Qualität variiert tw. erheblich

(Theoretische) Aussagen durch Daten, Fallstudien / Praxisbeispiele und sonst. Informationen ergänzen

Wichtige Fachzeitschriften in der Sozialen Arbeit sind beispielsweise

Sozialmagazin

Sozial extra. Zeitschrift für Soziale Arbeit und Sozialpolitik

Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit

neue praxis

Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge

Blätter der Wohlfahrtspflege

Forum Sozial. Die berufliche Soziale Arbeit

Sozialwirtschaft. Zeitschrift für Sozialmanagement

Social Work

Zeitschrift für Sozialpädagogik

deutsche jugend

Medien und Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik

DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung

Blätter der Wohlfahrtspflege

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

- 16 -

Page 17: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Zeitschrift für Sozialpolitik

Zu den einschlägigen Handbücher der Sozialen Arbeit zählen beispielsweise:

Feuerhelm, Wolfgang (Hg.) (2007): Taschenlexikon der Sozialarbeit und

Sozialpädagogik. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.

Kreft, Dieter; Mielenz, Ingrid (Hg.) (1996): Wörterbuch soziale Arbeit. Aufgaben,

Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Weinheim:

Beltz (Edition sozial).

Otto, Hans-Uwe; Thiersch, Hans (Hg.) (2005): Handbuch Sozialarbeit, Sozialpädagogik.

München: E. Reinhardt (Soziale Arbeit).

Thole, Werner (Hg.) (2010): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.

2.1 Die Recherche im Internet

Im Internet finden Sie sehr schnell und bequem Material zu einem Thema. Leider birgt das

Internet auch viele Fallstricke:

Im Internet kann jedeR publizieren. Das hat den Vorteil, dass es zu einer großen Vermehrung

von Wissen kommt. Der Nachteil ist, dass die Informationen im Internet von ganz

unterschiedlicher Qualität sind. Bei Internetquellen müssen Sie deshalb besonders sorgfältig

überprüfen, wer hinter der Quelle steckt und ob sie seriös ist.

Besonders beliebt ist die Suchmaschine Google. Google hat aber einen großen Nachteil. Diese

Suchmaschine sortiert die Ergebnisse nach der Anzahl ihrer Verlinkung: Seiten, die häufig

verlinkt werden, erscheinen in der Ergebnisliste ganz oben, Seiten auf die kaum jemand einen

Link gesetzt haben, erscheinen zum Schluss. Sie sehen die Platzierung von Internetartikeln hat

auch mit Geschäftsinteressen zu tun. Hochwertige Internetseiten, auf die keine anderen Seiten

verlinken, werden Sie mit google nicht finden.

Wissenschaftliche Suchmaschinen

Die Wissenschaft hat eigene Suchmaschinen, die vor allem Forschungsinstitute und

Hochschulen einbinden.

- 17 -

Page 18: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

http://scholar.google.de/schhp?hl=de Die Wissenschaftliche Suchmaschine von google, zahlreiche Volltexte, aber nur ca. 8000 Quellen, hauptsächlich Preprints, Abschlussarbeiten, Artikel und Bücher http://www.base-search.net/index.php?i=b Die Universitätsbibliothek Bielefeld ist eine der wichtigsten Spezialsuchmaschinen für wissenschaftliche Publikationen im Internet. Sie deckt deutsch- und englischsprachige Literatur ab. http://www.scirus.com/ Suchmaschine auf Englisch in über 350 Millionen wissenschaftlichen Websites, Forschungsreports etc. www.scientificcommons.org Recherchiert in 33 Millionen Online-Quellen deutsch- und englischsprachige Literatur www.slideshare.net größte Sammlung von Präsentationen in vielen verschiedenen Sprachen www.metager.de Metasuchmachine, vorwiegend im deutschsprachigen Raum

2.1.1 Internetseiten

Eine beliebte Internetseite ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Wikipedia ist eine gute

Quelle, um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen. Bewahren Sie dabei einen

kritischen, also wissenschaftlichen Blick: Sie wissen nicht, wer den Text geschrieben hat, noch

von welcher Qualität der Text ist. Aus diesem Grund dürfen Sie Wikipedia als Überblick nutzen,

müssen dann aber nachrecherchieren und dürfen auf keinen Fall aus Wikipedia zitieren.

Welche Webseiten sind also zu empfehlen? Informationen von öffentlichen Einrichtungen wie

Forschungsinstituten, Hochschulen, Ministerien und Wohlfahrtsverbänden können Sie nutzen.

Daneben gibt es zahlreiche Internetseiten zur Sozialen Arbeit, die sehr gute Informationen

enthalten oder zu seriösen Websites verlinken. Dennoch gilt immer: Fragen Sie kritisch nach,

wer hinter einer Website steckt, ein Klick auf „über uns“ oder „Impressum“ gibt Ihnen einen

ersten Eindruck. Wie für jede Quelle gilt: Bewahren Sie eine kritische Distanz und finden Sie

heraus, ob der AutorIn des Beitrags in der Wissenschaft eine Bedeutung zugesprochen wird –

als sogenannte ReferenzautorIn.

Diese Metaseiten haben eine umfassende Recherchefunktion oder eine besonders

gelungene Link-Sammlung.

- 18 -

Page 19: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

http://lotse.uni-muenster.de Mit dem Lotsen der Uni Münster finden Sie beispielsweise Fachportale, Forschungsprojekten und Neuerscheinungen. Daneben finden Sie Tipps rund ums Studium. www.fachportal-paedagogik.de Umfassende Recherchefunktionen zu allen Gebieten der Pädagogik einschließlich der Sozialpädagogik. Auch die Suche nach Volltexten und Forschungsprojekten ist möglich. www.bildungsserver.de Zahlreiche Links zu diversen Themen der Sozialen Arbeit, beispielsweise Interkulturelle Bildung, Sozialpädagogik und Medienpädagogik www.info-sozial.de Fachportal der Sozialarbeit und Sozialpädagogik: Hier finden Sie nicht nur einen Stellenmarkt, sondern auch Abschlussarbeiten und Rezensionen sowie Links zu Instituten der Sozialen Arbeit. www.socialnet.de Zahlreiche Rezensionen zu Neuerscheinungen in der Sozialen Arbeit

Folgende Internetseiten bieten Ihnen interessante Informationen zu den Handlungsfeldern

der Sozialen Arbeit

http://fachkraefteportal.de Hier finden Sie umfassende Informationen rund um die Kinder- und Jugendhilfe www.dji.de Homepage des Deutschen Jugendinstituts, Zugriff auf Forschungsergebnisse www.stephan-barth.de Umfangreiche Linksammlung, besonders zu Methoden und Handlungsfeldern der Sozialarbeit www.gpi-online.de Homepage der Gesellschaft für Pädagogik und Information

Diese Internetseiten präsentieren Forschungsergebnisse

www.sozialpolitik-aktuell.de Bietet eine Fülle von Daten rund um die Sozialpolitik in Deutschland www.gesis.org Online-Portal des Leibnitz-Instituts für Sozialwissenschaften, umfangreiche Datenbank www.bpb.de

- 19 -

Page 20: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Bundeszentrale für politische Bildung, wichtige allgemeine Informationen, zahlreiche Publikationen http://destatis.de Statistisches Bundesamt www.lds.nrw.de Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (NRW) http://www.stadt-koeln.de/1/zahlen-statistik/strukturdaten/ Strukturdaten zur Stadt Köln www.akjstat.uni-dortmund.de Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik Dormund Jede Ihrer DozentInnen hat ein oder mehrere Spezialgebiete, zu denen es wichtige

Internetseiten und Datenbanken gibt. Sie werden deshalb im Laufe Ihres Studiums noch viel

mehr Datenbanken und nützliche websites kennen lernen. Diese sollten Sie immer notieren.

2.2 Recherche in der Fachhochschulbibliothek

Wenn Sie nach Printmedien recherchieren, sollte Ihre erste Adresse immer die

Fachhochschulbibliothek sein. Das Angebot der Fachhochschulbibliothek erreichen Sie unter

http: http://www.bibl.fh-koeln.de/unser_angebot/katalog.htm-

- 20 -

Page 21: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 2: Angebote der Fachhochschulbibliothek

Unter „systematische Suche“ können Sie sich durch die thematische Ordnung der

Fachhochschulbibliothek klicken. Ergebnis einer systematischen Suche sind die ersten

Buchstaben einer Signatur, unter der Sie Bücher zu Ihrem Thema finden können. Unter

„Onlinekatalog“ finden Sie den Katalog der Fachhochschulbibliothek. Um diesen erfolgreich

zu bedienen, sollten Sie einige Recherchetechniken beherrschen.

2.2.1 Recherchetechniken

Die hier vorgestellten Recherchetechniken gelten für den Katalog der

Fachhochschulbibliothek und für die meisten anderen Kataloge und Datenbanken.

Schlagwort und Stichwort

Ein Schlagwort wird von den MitarbeiterInnen einer Bibliothek vergeben. Es soll den Titel

kategorisieren. So werden mehrere Titel unter einem Schlagwort zusammengefasst.

- 21 -

Page 22: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Ein Stichwort ist immer ein Wort, das genau so in einem Titel vorkommt. Je nachdem, ob Sie

nach Stichwort oder Schlagwort suchen, erhalten Sie unterschiedliche Treffer.

Stoppwörter

Stoppwörter sind Wörter, die sehr häufig vorkommen, beispielsweise „der“, „die“ oder „das“.

Deshalb werden sie in den meisten Katalogen und Datenbanken nicht beachtet. Generell

sollten Sie solche Wörter vermeiden

„freie Suche“

Wenn Sie Ihren Suchbegriff in „freie Suche“ eingeben, sucht der Katalog nach Schlagwörtern,

Stichwörtern und teilweise auch in Zusammenfassungen. Die freie Suche ergibt eine Vielzahl

von Treffern.

Operatoren

Wenn Sie zu viele Treffer haben, müssen Sie die Suche einschränken. Dabei helfen Ihnen die

sogenannten Operatoren. Die wichtigsten Operatoren sind „AND“, „OR“ und „NOT“.

Wenn Sie zwei Begriffe mit „AND“ verknüpfen, so werden alle Treffer angezeigt, die beide

Begriffe beinhalten. Verknüpfen Sie zwei oder mehr Begriffe mit „OR“, dann werden Treffer

angezeigt, die entweder das eine oder das andere Wort enthalten. Möchten Sie ein Wort im

Treffer ausschließen, so setzen Sie ein „NOT“ dazwischen.

Das Trunkieren

Trunkieren meint das Setzen von Platzhaltern. Geben Sie zum Beispiel „Pestalozzi“ als

Suchbegriff ein, so werden Sie nur Treffer erhalten, die „Pestalozzi“ im Titel oder als

Schlagwort beinhalten. „Pestalozzis Pädagogik“ werden Sie aufgrund des anhängenden „s“

mit dieser Suchstrategie nicht finden. Es empfiehlt sich deshalb, nach dem Wortstamm einen

Platzhalter zu setzen. In der Fachhochschulbibliothek und in vielen anderen Datenbanken,

fungiert ein Sternchen (*) als Platzhalter, in manchen Datenbanken übernimmt das

Fragezeichen (?) oder das Dollarzeichen ($) diese Funktion.

- 22 -

Page 23: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

2.3 Recherche im Online-Katalog der Hochschulbibliothek

Wenn Sie den Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek öffnen, erscheint zunächst die

einfache Suche. Hier können Sie unter „Suchbegriff“ Schlag-, Stichwörter oder AutorIn

eingeben. Mehr Optionen bietet Ihnen die „erweiterte Suche“. Hier können Sie Ihre Suche

erweitern oder einschränken, da Sie nach Stichworten, Schlagwörtern, AutorInnen und

anderen Kriterien recherchieren können. Auch eine Verknüpfung der Suchkriterien analog zu

den Operatoren ist in der erweiterten Suche möglich.

Abbildung 3: Erweiterte Suche im Online-Katalog der Fachhochschulbibliothek

Wenn Sie einen Titel nicht finden, dann können Sie im Katalog unter „Service“ einen

Anschaffungsvorschlag machen. Generell sind die MitarbeiterInnen der Bibliothek dankbar

über Hinweise und beschaffen Ihren Wunsch. Unter „E-Books“ können Sie nach Büchern

recherchieren und sich diese auf Ihren Rechner herunterladen.

- 23 -

Page 24: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Das sichere Recherchieren im Katalog der Fachhochschulbibliothek wird schon im ersten

Semester voraus gesetzt. Die TutorInnen bieten Ihnen deshalb Bibliotheksführungen an,

ergänzend zu den TWA-Seminaren können Sie Veranstaltungen zur Literaturrecherche bei

Soziale Arbeit plus besuchen. Sie sollten Ihre Recherchekompetenz im Laufe des Studiums

erweitern und zunehmend auch auf andere Kataloge und Datenbanken zurückgreifen.

2.4 Weitere Kataloge und Datenbanken

Damit man in einer Bibliothek ein Buch wieder findet, legen die Bibliotheken Kataloge an. In

diesen Katalogen können Sie recherchieren und sich anschließend das Buch ausleihen. In

Datenbanken werden lediglich Texte nach bestimmten Kriterien sortiert. Die BenutzerInnen

können in diesen Datenbanken recherchieren, müssen aber zum Ausleihen auf Bibliotheken

oder Beschaffungsdienste zurückgreifen. Über die Homepage der Fachhochschulbibliothek

können Sie auf zahlreiche Datenbanken zugreifen.

2.4.1 Der Kölner Bibliothekskatalog

Mit dem Kölner Bibliothekskatalog können Sie in den Katalogen der Kölner Hochschulen und

der Stadtbibliothek gleichzeitig recherchieren. Sie erreichen den Kölner Bibliothekskatalog

über die Startseite der Kölner Hochschulbibliothek, klicken Sie dich dann auf „weitere

Angebote“ und dann auf „KölnBiB“. In diesem Verbundskatalog ist auch die Katholische

Fachhochschule NRW eingebunden, deren Katalog nach Artikeln in Fachzeitschriften und

Handbüchern der Sozialen Arbeit recherchiert. Wenn Sie in Köln einen Wohnsitz haben,

können Sie sich kostenlos in allen Kölner Bibliotheken einen Ausleihausweis ausstellen lassen.

Das Orientierungstutorium bietet gemeinsame Fahrten in die Bibliotheken der Stadt Köln an.

- 24 -

Page 25: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 4: Kölner Bibliothekskatalog

2.4.2 Elektronische Zeitschriftenbibliothek

Die elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) umfasst online Ausgaben wissenschaftlicher

Zeitschriften, die entweder ausschließlich als elektronische Veröffentlichung vorliegen oder

parallel zur gebundenen Ausgabe erscheinen. Sie können über die EZB nur nach Titeln von

Zeitschriften recherchieren, nicht nach Artikeln in Zeitschriften. Sie können auf die Inhalte

einer Zeitschrift zugreifen, wenn die Bibliothek dafür eine Lizenz erworben hat. Zeitschriften,

die mit einem grünen Punkt versehen sind, können Sie sich von zu Hause und vom Campus

aus downloaden. Auf Zeitschriften mit einem gelben Punkt haben Sie nur vom Campus aus

Zugriff. Ist eine Zeitschrift mit einem roten Punkt markiert, so ist kein Zugriff auf die Inhalte

der Zeitschrift möglich.

- 25 -

Page 26: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 5: Elektronische Zeitschriftendatenbank

2.4.3 Metadatenbanken: Digibib und der Karlsruher Virtuelle Katalog

Hier haben Sie „die Möglichkeit, mit einer Anfrage gleichzeitig in mehreren Datenbeständen

zu suchen, den Standort des einzelnen Buches in einer nahegelegenen Bibliothek zu finden,

und sich im günstigsten Fall sofort einen Artikel in den eigenen PC herunterladen zu können.

Außerdem können über die DigiBib online Fernleihbestellungen für Bücher und

Zeitschriftenaufsätze aufgegeben werden.“ (Fachhochschulbibliothek Köln 2010)

Klicken Sie sich über „weitere Angebote“ in „Digibib“. Sie können nun die Liste der

Datenbanken wie im Explorer auf und zuklappen und die Datenbanken anklicken, in denen

Sie recherchieren möchten.

- 26 -

Page 27: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 6: Digibib

Der Karlsruher Virtuelle Katalog, kurz KVK genannt ist ein überregionaler Verbundskatalog und

ermöglicht die gleichzeitige Suche in mehreren regionalen Bibliotheksverbünden. Man sagt,

ein Buch, das Sie im KVK nicht finden, ist generell kaum aufzutreiben, beispielsweise

historische Originalschriften. Sie erreichen den KVK über die Homepage der FH Bibliothek

Datenbanken Fachgebiet: Bibliothekskatalog.

- 27 -

Page 28: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 7: Karlsruher Virtueller Katalog

Mit Metadatenbanken können Sie sehr zeitsparend recherchieren. Metadatenbanken haben

aber auch einen Nachteil: Sie können beispielsweise nicht nach Stich- oder Schlagwörtern

recherchieren. Zudem können Platzhalter je nach Datenbank variieren. Eine Suche in einer

Metadatenbank ist deswegen nie so exakt, wie die Suche in einer einzigen Datenbank.

2.4.4 Weitere Datenbanken

Über den Link „Digilink“, den Sie über die Startseite und dann „Unser Angebot“ der FH-

Bibliothek erreichen, können Sie sich eine große Auswahl Datenbanken nach Fachgebieten

anzeigen lassen.

- 28 -

Page 29: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 8: Digilink

Sie finden interessante Datenbanken unter „Sozialwissenschaften“ und „Pädagogik“. Aber

auch unter den Bezugswissenschaften „Recht“, „Medizin“ und „Psychologie“ finden Sie

Datenbanken. Wenn Sie auf das entsprechende Fach klicken, erhalten Sie einen Überblick

über alle Datenbanken samt Kurzbeschreibung.

- 29 -

Page 30: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 9: Datenbanken in Digilink

Es lohnt sich, hier ein wenig Zeit zu investieren. Selbstverständlich müssen Sie nicht alle

Datenbanken kennen. Sie sollten aber immer wieder überprüfen, welche Datenbank sich für

welches Thema eignet. Meistens kristallisieren sich mit der Zeit ein oder zwei Datenbanken

heraus, die sie immer wieder benutzen. Zwei gute Datenbanken in der Sozialen Arbeit sind

wiso und fis-bildung, die beide auch Artikel in Fachzeitschriften recherchieren und teilweise

direkt im Volltext zur Verfügung stellen.

2.5 Weitere Recherchetechniken

Bei der Schneeballrecherche hangeln Sie sich von Literaturverzeichnis zu Literaturverzeichnis

und wählen jeweils die Texte, die für Sie relevant sind. Ein guter Startpunkt eine

Schneeballrecherche zu beginnen sind Handbücher und Lexika der Sozialen Arbeit: Hier

finden Sie den aktuellen Forschungsstand zu einem bestimmten Thema - meist von einer

bestimmten RefernzautorIn – zusammengefasst. Handbuchtexte sind eine gute Möglichkeit,

- 30 -

Page 31: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

sich einen ersten Überblick über das Thema zu verschaffen, die Literaturverzeichnisse der

einzelnen Artikel eine gute Fundgrube für hochwertige Literatur. Weitere gute Quellen für

eine Schneeballrecherche sind aufgrund ihrer Aktualität Literaturverzeichnisse von

Fachzeitschriften.

Ihre DozentInnen geben meist mit der Veranstaltungsübersicht auch eine Literaturliste

heraus. Diese Literatur sollten Sie gründlich durcharbeiten, für Ihr Thema relevante Literatur

auswählen und evtl. mit dem Schneeballsystem weiter recherchieren.

2.6 Literatur beschaffen

Als erstes gilt immer: Sie müssen sich vergewissern, ob das Buch oder die Zeitschrift in der

Fachhochschulbibliothek ausleihbar ist. Ist es entliehen, können Sie sich das Buch vormerken,

ist es nicht vorhanden aber über den Buchhandel bestellbar, können Sie einen

Anschaffungsvorschlag machen. Ein Anschaffungsvorschlag ist auch sinnvoll, wenn das Buch

sehr lange und oft ausgeliehen ist. Schildern Sie den MitarbeiterInnen der Bibliothek diesen

Umstand und bitten Sie darum, weitere Exemplare anzuschaffen.

Wenn Sie ein Buch oder einen Aufsatz nicht in der Bibliothek finden, können Sie eine Fernleihe

machen. Die Fachhochschulbibliothek bestellt dann Ihren Text in einer anderen Bibliothek

und Sie können ihn nach einer kurzen Wartezeit am Ausleihschalter abholen. Klicken Sie sich

dazu über „Unser Angebot“ auf „Fernleihe“.

- 31 -

Page 32: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 10: Fernleihe

Sie können nun zwischen „Bestellung Bücher“ und „Bestellung Aufsätze“ wählen. Eine

Fernleihe für Studierende kostet 1,50 €.

Tipp: Soziale Arbeit plus bietet in Zusammenarbeit mit der Bibliothek regelmäßig

Rechercheseminare auf unterschiedlichen Niveaus an.

2.7 Literatur auswählen

Zu Beginn einer Haus- oder Abschlussarbeit ist es vollkommen normal, dass Sie einen ganzen

Stapel Bücher und Kopien zu Hause haben. Keine Angst: Sie müssen und können diese

Literatur nicht komplett lesen. In einem ersten Schritt sortieren Sie Ihre Bücher danach aus,

wie sehr diese auf Ihr Thema passen. Dazu genügt es meist, das Inhaltsverzeichnis und den

Klappentext zu lesen. In einem zweiten Schritt müssen Sie unbedingt die Zuverlässigkeit Ihrer

Quellen prüfen.

Kriterien dafür sind beispielsweise:

- 32 -

Page 33: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Primär- und Sekundärliteratur

Primärliteratur geht aus eigenen Forschungsbemühungen des jeweiligen Autors hervor,

Sekundärliteratur stellt das Ergebnis eines Zusammentragens, Umschreibens, Verdichtens etc.

von Primärliteratur dar. Für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten sollte nicht ausschließlich

oder überwiegend auf Sekundärliteratur zurückgegriffen werden.

Renommierte, begutachtete Zeitung

Auch wenn Ihnen der Artikel in „Spielen und Lernen“ wirklich gut gefällt, dürfen Sie ihn nicht

in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden. Oben haben wir Ihnen bereits eine Liste

relevanter Fachzeitschrift zusammengestellt.

Verlag

Es gibt einige renommierte Verlage in der Sozialen Arbeit. Texte, die in diesen Verlagen

veröffentlicht werden, werden von WissenschaftlerInnen begutachtet. Einschlägige Verlage

der Sozialen Arbeit sind zum Beispiel der Juventa Verlag, Lambertus, Beltz, Barbara Budrich

Verlag, Verlag für Sozialwissenschaften, der Eigenverlag des Deutschen Vereins für öffentliche

und private Fürsorge, der Wochenschau Verlag, Kohlhammer und UTB für Wissenschaft.

Impact-Index

Der Impact Index gibt an, wie häufig ein Text von anderen zitiert wurde. Einen ersten

Überblick bekommen Sie zum Beispiel über die Datenbank Scopus. In der Datenbank „web of

sciences“ können Sie recherchieren, wie oft eine AutorIn oder eine Zeitschrift zitiert wurde.

Weil diese Datenbank sehr teuer ist, besitzt die FH-Bibliothek hierfür keine Lizenz. Sie können

sich aber in der Bibliothek der Universität Köln kostenlos einen Ausweis ausstellen lassen.

Dann steht Ihnen auch diese Datenbank über die Homepage der Universitätsbibliothek zur

Verfügung.

Bezug zu anderen wissenschaftlichen Quellen

Ein guter wissenschaftlicher Text schließt immer an die aktuellen Forschungsergebnisse an. Er

enthält deshalb Verweise auf andere Quellen.

Eigene Relevanzprüfung

- 33 -

Page 34: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Die beste Relevanzprüfung sind Sie selbst. Rückriem u.a. (1992) empfehlen folgende

Relevanzprüfung:

Abbildung 11: Relevanzprüfung nach Rückriem et al. (1992)

Sie wissen nun eine ganze Menge über das Recherchieren und Auswählen von Literatur - eine

Voraussetzung für eine gelungene Haus- oder Abschlussarbeit. Nehmen Sie sich spätestens

jetzt die Zeit zu lesen.

- 34 -

Page 35: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

3 Die schriftliche Arbeit

Bald schon werden Sie Ihre erste Hausarbeit schreiben müssen. Dazu soll Ihnen dieses Kapitel

die nötigen Techniken vermitteln. Zu Beginn beschreiben wir den Arbeitsprozess einer

schriftlichen Arbeit. Anschließend werden wir die einzelnen Schritte näher beleuchten.

Das folgende Schema beschreibt die einzelnen Schritte bei der Erstellung einer

wissenschaftlichen Arbeit. Sie werden zu Beginn Ihres Studiums noch nicht alle Schritte

beherrschen müssen, die Wichtigsten haben wir mit einer durchgezogenen Linie kenntlich

gemacht. Spätestens wenn Sie Ihre Bachelorthesis verfassen, müssen Sie jedoch alle

Arbeitsschritte beherrschen. Nutzen Sie also die Möglichkeit, alle Schritte einzuüben.

Grobe Idee

Machen Sie ein Brainstorming: Schreiben Sie verschiedene Aspekte Ihrer Idee auf. Stellen Sie „W-Fragen“ an das Thema.

Die Erstellung eines Mindmaps hilft Ihnen, ihre Gedanken zu strukturieren. Markieren Sie besonders interessante Aspekte farbig

Breite Literaturrecherche

Recherchieren Sie zu dem Thema. Nutzen Sie dazu nicht ausschließlich OPAC und google, sondern auch andere Recherchemöglichkeiten. Ihre Recherche sollte in die Breite, nicht in die Tiefe gehen.

Überblick verschaffen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Literatur. Lesen Sie die Texte quer. Markieren Sie Texte, die für Sie besonders interessant sein könnten.

Überprüfen Sie Literatur auf Wissenschaftlichkeit. Schauen Sie sich Literaturliste in anderen Texten an und besorgen Sie sich relevante Literatur. Ergänzen Sie Ihr Mindmap.

Thema eingrenzen und Fragestellung entwickeln

Grenzen Sie nun Ihr Thema ein. Formulieren Sie eine Leitfrage. Für eine Abschlussarbeit oder Ihren Praxisbericht sollten Sie eine Fragestellung oder eine These

entwickeln, die o so noch nicht behandelt wurde, o mit der vorhandenen Literatur bearbeitet werden kann o oder empirisch erforschbar ist.

- 35 -

Page 36: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Denken Sie daran: Sie schreiben keine Doktorarbeit. Wenn Sie ein sehr allgemeines Thema wählen, laufen Sie Gefahr in Ihrer Arbeit sehr oberflächlich zu bleiben und keine eigenen Gedankengänge zu produzieren.

Entwerfen Sie eine erste Gliederung Entwerfen Sie nun zu Ihrer Leitfrage oder Ihren Thesen eine Gliederung. Splitten Sie dazu Ihre Gliederung auf und machen Sie sich Gedanken, welche kleineren Fragen in der größeren stecken. Die Gliederung wird sich im Laufe Ihrer Arbeit immer wieder ein wenig verändern, weil neue Aspekte hinzukommen und andere wieder hinaus genommen werden.

Erstellen Sie ein Exposé

Bestandteile Ihres Exposés sollten die Leitfrage oder Ihre These eine erste grobe Gliederung relevante Literatur sein.

Gespräch mit Ihrer DozentIn

Sprechen Sie nun den Inhalt und die Form mit Ihrer BetreuerIn ab. Ihre BetreuerIn kann am besten beurteilen, ob sich Ihre Fragestellung/Ihre These für Ihre schriftliche Arbeit eignet.

Klären Sie den Umfang der Seite und die Art der Zitation.

Zeit- und Arbeitsplan

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich selbst zu disziplinieren, erstellen Sie einen Zeit- und Arbeitsplan.

Fokussiertes Lesen

Lesen Sie die Literatur erneut unter Ihrer Fragestellung/ Ihrer These. Behalten Sie immer eine kritische Distanz zum Text. Besorgen Sie sich weitere relevante Literatur. Feilen Sie an Ihrer Gliederung.

Schreiben

Machen Sie sich vorher Notizen, welche Fragen Sie in dem zu schreibenden Kapitel beantworten wollen.

Schreiben Sie nicht alles, was Sie wissen, sondern halten Sie sich an Ihre Fragestellung. Eine Textstrukturskizze ist eine gute Hilfe, einen logisch aufgebauten Text zu produzieren. In einem ersten Durchgang können Sie schreiben, wie Sie denken. Korrigieren Sie dann Ihren Text

sprachlich und formal.

- 36 -

Page 37: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Am Text feilen

Schreiben ist ein Prozess. Lassen Sie den Text einige Tage ruhen. Lesen Sie ihn dann erneut. Korrigieren Sie ihn.

Besorgen Sie sich immer wieder neue Literatur, ändern und verbessern Sie Ihren Text und Ihre Gliederung.

Rohfassung

Sprechen Sie die erste Rohfassung nach Möglichkeit noch einmal mit Ihrer BetreuerIn ab.

(erste) Reinfassung

Machen Sie auch Ihrer Rohfassung eine inhaltliche, sprachlich und formal korrekte Reinfassung. Lesen Sie sich den Text selbst laut vor: Sind Ihre Sätze korrekt und verständlich? Stimmen Zeichensetzung und Grammatik? Ist korrekt zitiert? Ist das Literaturverzeichnis komplett?

Korrekturlesen durch Dritte

Lassen Sie Ihren Text von Dritten Korrektur lesen. Bitten Sie eine Person, den Text inhaltlich zu lesen. Bitten Sie eine andere Person, den Text auf Rechtschreibung und Grammatik hin zu prüfen. Diese

Person kann fachfremd sein.

Letzte Formatierungen

Planen Sie genug Zeit für Formatierung und Druck ein. Kontrollieren Sie, dass alle Überschriften richtig sitzen und sich Grafiken etc. nicht verschieben.

Abgabe

Geben Sie Ihre Arbeit ab Lassen Sie sich, wenn möglich, ein Feedback zu Ihrer Arbeit geben. Sehen Sie dieses Feedback als

Chance, beim nächsten Mal noch besser zu werden.

- 37 -

Page 38: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

3.1 Von der groben Idee zum Thema

Im ersten Semester erhalten Sie meist Themenvorschläge von Ihren DozentInnen. Diese sind

oft sehr breit gefasst, um Ihnen Raum für eine individuelle Ausgestaltung zu lassen. Oft

können Sie ein Thema aber auch frei wählen. Wenn Sie mit offenen Augen durch Studium und

Praxis gehen – also mit einer wissenschaftlichen Haltung – werden sich immer wieder

Fragestellungen finden, deren wissenschaftliche Beantwortung sie einfach interessiert und

sich lohnt. Zu Beginn ist das Thema meist noch sehr breit und schwammig. Dann empfiehlt es

sich, das Thema aufzuschlüsseln bzw. einzugrenzen. Mögliche Methoden dazu sind zum

Beispiel das Brainstorming, das Clustern, das Mindmapping oder der Strukturbaum.

Beispielhaft stellen wir hier das Mindmapping vor.

3.1.1 Mind-Mapping

Verwenden Sie immer unliniertes Papier, je größer, desto besser.

Wenn Sie im Mindmapping ungeübt sind, können Sie auch mit Moderationskarten

beginnen, die Sie dann ordnen. Wenn Sie mit Ihrem Mindmap zufrieden sind,

schreiben Sie es ab oder fixieren Sie die Moderationskärtchen mit Klebeband.

Erstellen Sie Ihr Mindmap direkt auf Papier, den ersten Entwurf mit Bleistift und

Radiergummi, für die Reinschrift brauchen Sie Stifte in verschiedenen Farben.

In die Mitte des Blattes kommt immer das Thema, um das sich ihr Text(-abschnitt)

dreht. Versuchen Sie nun aus dem Text herauszufiltern, welche Hauptaspekte dieses

Thema hat. Schreiben Sie diese Themen um das Thema herum und verbinden Sie diese

mit Ästen.

Gehen Sie dann ins Detail der einzelnen Aspekte. Geben Sie ähnlichen Aspekten die

gleiche Farbe, besonders wichtigen Aspekte zeichnen Sie besonders starke Äste.

Arbeiten Sie mit Farben und Symbolen.

Beispiel:

- 38 -

Page 39: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 12: Mindmapping

Überlegen Sie nun, welche Aspekte Sie in Ihrer Arbeit behandeln möchten.

Ein gutes Programm für das Mindmapping am PC ist beispielsweise „Freemind“. Sie können es

kostenlos aus dem Internet herunter laden

(http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Download). Ein Mindmap eignet sich auch

zur Visualisierung von Gedanken, Ideen, Vorträgen oder Texten.

Sie haben nun eine erste Idee von Ihrem Thema. Nun gehen Sie in eine breite

Literaturrecherche (vgl. Kapitel 2). In dieser Phase leihen Sie sich sehr viele Bücher aus, um

sich einen groben Überblick über das Thema zu verschaffen. Lesen Sie auf jeden Fall das

Inhaltsverzeichnis und den Klappentext. Scheint das Buch ergiebig zu sein, lesen Sie es quer.

Durchforsten Sie die Literaturverzeichnisse nach weiterer Literatur.

3.2 Eine Fragestellung entwickeln

Sie sind nun vorbereitet um aus Ihrem Thema eine Fragestellung bzw. eine These zu

entwickeln. Eine These ist eine Behauptung, die Sie in Ihrer Arbeit beleuchten und

- 39 -

Page 40: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

abschließend belegen oder widerlegen. Wenn Sie beispielsweise die These „Kinder mit

Migrationshintergrund haben einen besonderen Förderbedarf“ aufstellen, müssen sie diese

These in ihrer Arbeit von vielen Seiten beleuchten. Ziel der Arbeit ist es, die These zu

widerlegen oder zu belegen.

Eine Leitfrage ist der „rote Faden“ ihrer Arbeit. Bezogen auf das Beispiel könnte eine Leitfrage

zum Beispiel lauten: Haben Kinder mit Migrationshintergrund einen besonderen

Förderbedarf? In ihrer Arbeit versuchen Sie nun, diese Frage zu beantworten. Sie sehen:

inhaltlich unterscheiden sich die Arbeiten mit Thesen und Leitfragen nicht. Es ist

Geschmackssache, für welches Vorgehen man sich in einer Literaturarbeit entscheidet.

Eine gute Leitfrage ist noch nicht beantwortet worden – denn sonst müssten Sie die Antwort

aus einem Text einfach nur abschreiben oder zusammenfassen. Sie muss klein genug sein, um

sie mit der vorhandenen Literatur oder empirisch beantwortet werden kann. Meistens sind

Fragestellungen zu groß. Boeglin (2007) empfiehlt folgende Fragen zur Erarbeitung einer

Fragestellung:

Was ist der Gegenstand meiner Arbeit?

Was ist das problematische an diesem Gegenstand? Was erscheint mir unklar, paradox,

widersprüchlich, erstaunlich, interessant, unerforscht? (Notieren Sie spontan alle

Fragen, die Ihnen einfallen)

Welche dieser Fragen verlangt in besonderer Weise nach einer Diskussion?

Weswegen interessiert sie mich mehr als andere fragen?

Welche wissenschaftlichen Probleme beinhaltet die Frage?

Welche Aspekte des Problems will ich nicht behandeln? Aus welchen Gründen?

Auf welche Aspekte werde ich mich konzentrieren?

Wie lautet meine konkrete Fragestellung?

Da man am Anfang einer Arbeit noch nicht wissen kann, was am Ende einer Arbeit steht,

können sich Leitfragen oder Thesen im Laufe der Arbeit ändern.

Ganz zu Beginn Ihres Studiums werden Sie auch Arbeiten schreiben, die in die Breite gehen.

Ihre DozentIn möchte wissen, ob Sie einen grundlegenden Sachverhalt richtig verstanden

haben. Versuchen Sie auch das Thema in Fragen zu verpacken, beispielsweise „Was sind

- 40 -

Page 41: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Grundlagen des lebensweltlichen Ansatz“ und splitten Sie die Frage auf, damit Ihr Text

Struktur bekommt.

3.3 Von der Fragestellung zur Gliederung

Sie können nun damit beginnen, eine erste Gliederung Ihrer Arbeit zu erstellen. Dazu können

Sie zum Beispiel Ihre Leitfrage aufsplitten: Fragen Sie sich, welche Fragen in Ihrer Leitfrage

stecken. Wenn Sie sich im Rahmen Ihrer Arbeit beispielsweise mit der Frage beschäftigen, ob

der Diversity-Ansatz die Bildungschancen von MigrantInnen an Hauptschulen verbessern

kann, müssen Sie erklären, was der Diversity-Ansatz meint, mit welchen Konzepten an

Hauptschulen gearbeitet wird, wie der Diversity-Ansatz an Hauptschulen umgesetzt werden

kann und welche Vor- und Nachteile er hat (Wilmes). Auch hier können die Stellung von W-

Fragen, ein Mindmap oder das Clustern von Aspekten hilfreich sein. Zu Beginn dient Ihnen die

Gliederung als Arbeitshilfe. Sie arbeiten sich schrittweise an den einzelnen Aspekten einer

Ihrer Fragestellung ab. Die Gliederung sollte die Logik ihrer Argumentationslinie

widerspiegeln. Rossig und Prätsch (2005) empfehlen folgende Methoden, um eine Gliederung

zu strukturieren:

Deduktive Methode Die Argumentation geht vom Allgemeinen zum Speziellen Induktive Methode Die Argumentation geht vom Speziellen zum Allgemeinen Kausale Methode Bei dieser Methode werden Ursachen und ihre Wirkungen untersucht. Dabei kann

entweder von den Ursachen oder den Wirkungen ausgegangen werden. Dialektische Methode Die Argumentation geht in drei Hauptschritten vor: These-Antithese-Synthese. Sie

stellen also eine Behauptung (These) auf und beschreiben die Gegenthese. In der Synthese analysieren Sie, wie die beiden gegensätzlichen Thesen zueinander passen.

Vergleichende Methode Zwei oder mehrere Gegenstände werden nach verschiedenen Kriterien verglichen. Bei der Gliederung können Sie sich dann entweder an den Kriterien oder an den Gegenständen orientieren.

Die Gliederung gibt eine Grobstruktur vor, zusammen mit der Feinstruktur, also den einzelnen

Absätzen innerhalb der Kapitel, ist die Gliederung Ihr roter Faden. Schauen Sie sich Ihre

Gliederung genau an und machen Sie sich Gedanken über den Umfang der einzelnen Kapitel.

Wenn Sie beispielsweise in einer Bachelorarbeit 40 Seiten schreiben dürfen, können Sie nicht

auf 15 Seiten zum Thema hinleiten. Für das „Herzstück“ Ihrer Arbeit, den Kapiteln, wo es um

die eigentliche Beantwortung Ihrer Frage geht, müssen Sie auch die meisten Seiten einplanen.

- 41 -

Page 42: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Als Arbeitshilfe darf die Gliederung sprachlich holprig sein und kann so viele Ebenen

enthalten, wie Ihnen bei der Verfassung der Arbeit hilfreich ist. Wenn Sie diese Arbeitshilfe

später als Inhaltsverzeichnis nutzen möchten, müssen Sie diese überarbeiten.

Die Gliederung und Ihre Leitfrage sind eine große Hilfe beim Fokussierten Lesen. Sie müssen

nun nicht mehr alles lesen, sondern nur noch das, was Sie zum Schreiben der einzelnen

Kapitel benötigen. Im Rahmen einer Abschlussarbeit sollten Sie nun ein Exposé erstellen.

Tipp: Jedes Semester werden an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften

Werkstattseminare angeboten. In diesen Werkstattseminaren lernen Sie,

Fragestellungen und Thesen zu entwickeln und auf dieser Grundlage eine Gliederung

zu erstellen.

3.4 Ein Expose schreiben

Nach Franck (2005) enthält ein Exposé vier Punkte: Erstens eine Arbeitstitel, der die

Fragestellung zum Ausdruck bringt, zweitens eine vorläufige Gliederung, drittens eine

vorläufige Einleitung und schließlich eine erste Literaturliste. In der Einleitung sollten Sie das

Problem und die Leitfrage beschreiben, mit dem sich Ihre Arbeit befasst. Anschließend

erläutern Sie Ziel und Aufbau der Arbeit. Ein Exposé für eine Haus- oder Bachelorarbeit sollte

zwei Seiten nicht übersteigen. Für eine Masterthesis werden meist weitere Ansprüche gestellt

(Franck 2004, S.76ff)

Das Exposé ist eine gute Grundlage, um in der Sprechstunde oder in einem Werkstattseminar

über Ihre Arbeit zu sprechen. Die LeserIn bekommt einen schnellen Überblick über Aufbau

und Inhalt der Arbeit. Das Exposé ist aber auch eine gute Hilfe, während des Arbeitsprozesses

immer wieder zum Thema zurück zu kehren und sich nicht von der Fülle von Literatur,

Gedanken und Ideen ablenken zu lassen. Wenn Sie Probleme mit Ihrem Zeitmanagement

haben, können Sie nach dem Gespräch mit Ihrer DozentIn einen Zeit- und Arbeitsplan

erstellen (Rückriem et al. 1992).

Sie werden nun viel lesen (vgl. Kapitel 5) und die ersten Entwürfe schreiben (vgl. Kapitel 4).

Trauen Sie sich, selbstständig zu formulieren. Feilen Sie an Ihrem Text, bis Sie zufrieden sind.

Eine wissenschaftliche Arbeit muss nicht nur inhaltlich stimmig sein, Sie muss auch formale

Kriterien erfüllen. Sie müssen zum Beispiel alle Aussagen und Zitate belegen. Da dies

- 42 -

Page 43: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Grundlage aller wissenschaftlicher Texte und nicht nur von Hausarbeiten ist, erläutern wir dies

im Kapitel „wissenschaftliches Schreiben“. Ihre Haus- oder Abschlussarbeit braucht bestimmte

Teile und Sie muss nach bestimmten Kriterien formatiert werden.

3.5 Teile einer Hausarbeit

Eine Haus- und Abschlussarbeit besteht aus mindestens Teilen:

Deckblatt

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

Schluss

Literaturverzeichnis

Je nach Umfang und Inhalt Ihrer Arbeit können noch folgende Elemente hinzukommen

Vorwort

Abbildungsverzeichnis

Anhang

3.5.1 Das Deckblatt

Auf dem Deckblatt müssen alle wichtigen Informationen zu Ihrer Arbeit übersichtlich

dargestellt werden. Für die LeserIn ist wichtig, wo die Arbeit geschrieben wurde, Sie müssen

also Hochschule, Fakultät und Studiengang angeben. Weiterhin ist wichtig, in welchem

Seminar und bei welcher DozentIn Sie die Arbeit in welchem Semester verfasst haben.

Schließlich möchte die LeserIn noch etwas über die Art der Arbeit wissen: Handelt es sich um

eine Hausarbeit, um einen Praxisbericht oder um eine Thesis? Zwingend sind das Thema der

Arbeit und das Datum der Abgabe. Schließlich gehören noch Angaben zur VerfasserIn auf das

Deckblatt: Ihr Name und Ihre Matrikelnummer, evtl. Adresse, E-Mail-Adresse und

Telefonnummer.

Bei den Angaben auf dem Titelblatt handelt es sich um Formalien – mit Ausnahme des Titels,

um den Sie sich auch inhaltlich Gedanken machen sollten. Ein Titel muss prägnant sein und

kurz und knapp Auskunft über den Inhalt der Arbeit geben. Im Untertitel können Sie dann den

- 43 -

Page 44: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Titel weiter erläutern. Ein guter Titel weckt darüber hinaus die Neugierde der LeserIn. Solche

Titel spielen mit Bildern, Wörtern und Zitaten und wecken im Idealfall Bilder. „Wie die Gruppe

laufen lernt“ (Langmaack, Braune-Krickau 2000) ist ein inhaltlich und stilistisch gelungener

Titel, aber auch „Wie in der Sozialen Arbeit etwas zum Problem wird“ (May 2005) oder „Ich

kündige als Mutter – Soziale Lebenslagen allein erziehender Sozialhilfeempfängerinnen in

Trier-West“ (Werner 2003) machen Lust auf den kommenden Text.

3.5.2 Das Inhaltsverzeichnis

Wenn Sie selbst ein Inhaltsverzeichnis lesen, möchten Sie schnell einen Überblick über den

Inhalt eines Buches bekommen. Ein Inhaltsverzeichnis sollte deshalb logisch strukturiert sein

und nicht über die dritte Gliederungsebene nicht hinausgehen - sonst zerfasert ihr Text. Die

Überschriften sollten Sie treffend und prägnant formulieren, damit die LeserIn sofort eine Idee

bekommt, worum es in dem entsprechenden Kapitel geht. Es gibt verschiedene

Gliederungsmöglichkeiten, beispielsweise mit Ziffern oder Kombinationen aus Buchstaben

und Ziffern. Auch hier gilt: Entscheiden Sie sich für eine Gliederungsart, halten Sie diese dann

aber konsequent durch. Das Inhaltsverzeichnis gibt Ihrer DozentIn auch einen ersten Eindruck

von der Ausgewogenheit Ihrer Arbeit, der Hauptteil sollte selbstverständlich auch die meisten

Seiten ausmachen, hinleitende Kapitel wie zum Beispiel die Geschichte eines

Gegenstandsbereichs, sollten Sie hingegen sehr knapp halten – es sei denn, dies ist explizit

Thema.

Egal mit welchem Textverarbeitungsprogramm Sie arbeiten – Sie müssen ein

Inhaltsverzeichnis nicht mit der Hand erstellen. Definieren Sie Ihre Überschriften als

Überschrift 1, Überschrift 2 oder Überschrift 3.

- 44 -

Page 45: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 13: Überschriften definieren

Wenn Sie alle Überschriften entsprechend formatiert haben, können Sie über die Funktion

„Einfügen“ „Referenz“ „Index und Verzeichnisse“ ein Inhaltsverzeichnis anlegen lassen.

- 45 -

Page 46: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 14: Ein Inhaltsverzeichnis anlegen

Mit der rechten Maustaste können Sie dann Ihr Inhaltsverzeichnis automatisch aktualisieren.

Wenn Sie noch nie mit Formatvorlagen gearbeitet haben, besuchen Sie entsprechende

Angebote, die beispielsweise das ZAQ, Soziale Arbeit plus und Ihre TutorInnen anbieten. Sie

ersparen sich durch diese und andere Formatvorlagen viel Arbeit.

3.5.3 Das Abbildungsverzeichnis

Wenn Sie viele Abbildung oder Tabellen haben, sollten Sie ein entsprechendes Verzeichnis

erstellen. Es kommt direkt hinter das Inhaltsverzeichnis. Sie können, um nicht zwei separate

Verzeichnisse aufstellen zu müssen, Abbildungen und Tabellen unter dem Titel

„Darstellungsverzeichnis“ aufführen.

Ähnlich wie ein Inhaltsverzeichnis, können Sie auch ein Abbildungsverzeichnis automatisch

erstellen lassen. Wenn Sie mit Word arbeiten, gehen Sie mit der Maus auf die entsprechende

- 46 -

Page 47: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung und klicken Sie die rechte Maustaste. Gehen Sie auf Beschriftung und geben Sie

den Titel Ihrer Abbildung ein. Sie müssen Ihre Abbildungen nun nicht mehr „mit der Hand“

durchzählen. Ein Abbildungsverzeichnis erstellen Sie über „Einfügen“ „Referenz“ „Index

und Verzeichnisse“.

3.5.4 Die Einleitung

Nehmen Sie die Einleitung wörtlich – leiten Sie das Thema ein. Überhäufen Sie die LeserIn

jetzt nicht mit Fakten, sondern machen Sie Lust auf den weiteren Text. Sie können zum

Beispiel schreiben:

1. warum das Thema besonders relevant ist

2. warum das Thema besonders aktuell ist

3. oder Sie schildern kurz und bündig einen prägnanten Fall.

Wenn Sie Ihre LeserIn besonders fesseln wollen, können Sie zu Beginn auch einen „Earcatcher“

setzten. Mit einem Earcatcher versuchen Sie, auf den kommenden Text neugierig zu machen.

Ein Earcatcher kann zum Beispiel ein provokantes Zitat, ein gut geschildertes Beispiel oder

eine Statistik sein. Dieser Earcatcher darf in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht überzogen

werden. Gut gesetzt ist er auf jeden Fall ein stilistischer Gewinn:

Beispiel für einen Earcatcher:: Sucht kennt keine kulturellen Grenzen - Das Suchthilfesystem aber sehr wohl. Das xy- Institut geht davon aus, dass x% der Menschen mit Migrationshintergrund süchtig sind. Lediglich xy% dieser Menschen finden den Weg zu Einrichtungen der Suchthilfe.

In der Einleitung rollen Sie den roten Faden Ihrer Arbeit auf. Dieser Rote Faden ist Ihre

Leitfrage(n).

Beispiel für das Aufrollen des roten Fadens: Leitfragen meiner Arbeit sind:

Was bedeutet interkulturelle Öffnung des Suchthilfesystems? Welche Zugangsbarrieren bestehen für Menschen mit Migrationshintergrund? Wie können diese Zugangsbarrieren aufgehoben werden?

Anschließend geben Sie der LeserIn einen Überblick über den Aufbau Ihrer Arbeit. Schildern

sie Ihr konkretes Vorgehen und in welche Schritte sich Ihre Arbeit gliedert. Wiederholen sie

dabei aber nicht bloß einfach Ihr Inhaltsverzeichnis, sondern machen Sie deutlich, welcher

Schritt wozu dient.

- 47 -

Page 48: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

3.5.5 Der Hauptteil

Im Hauptteil bereiten Sie Ihr Thema inhaltlich auf und Sie beantworten Ihre

Ausgangsfragestellung. Einige wichtige Aspekte für das Verfassen Ihres Hauptteils sind:

1. Stringenz

Stellen Sie sicher, dass die entfalteten Argumente in bündiger und logischer Weise

aufeinander aufbauen.

2. Klarer Bezug zum Thema

Alle Bestandteile des Hauptteils müssen sich klar und eindeutig auf das Thema Ihrer

Arbeit beziehen. Ziel und Fragestellung der Arbeit müssen im Mittelpunkt der

Abhandlung stehen.

3. Proportionalität

Elemente, die einen starken Bezug zur Leitfrage haben, sollten auch den größten

Textumfang haben. Weniger zentrale Punkte sollten Sie möglichst kurz fassen.

4. Kritikfähigkeit

Werden die vorgestellten Theorien, Konzepte und Ansätze lediglich beschrieben oder

kontrovers diskutiert? Beziehen zu Theorien und Ansätzen einen eigenen Standpunkt:

Hinterfragen Sie beispielsweise, ob neuere Ansätze oder theoretische/methodische

Weiterentwicklungen wirklich grundlegend neuartig sind oder ob es sich lediglich um

neue Kombinationen von Altbekannten handelt.

5. Interdisziplinarität

Greifen Sie auch auf benachbarte Fachdisziplinen und Erkenntnisgebiete zurück.

6. Einführung und Zusammenfassung

Führen Sie die einzelnen Kapitel jeweils mit einem kurzen Überblick ein. Am Ende des

Kapitels fassen Sie die wichtigsten Ergebnisse noch einmal prägnant zusammen.

Formulieren Sie Übergänge zwischen den einzelnen Elementen Ihres Hauptteils.

7. Strukturierung des Textes

Geben Sie Ihrem Text durch strukturbildende Elemente wie Absätzen und

Hervorhebungen Struktur. Verwenden Sie strukturbildende Elemente in Maßen, ein

Text, in dem alle drei Zeilen ein neuer Absatz beginnt, hat keine übersichtliche

Struktur. Machen Sie sich Gedanken, wann eine Hervorhebung oder ein Absatz sinnvoll

ist und wann nicht. Verwenden Sie nicht zu viele verschiedene Elemente.

- 48 -

Page 49: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

3.5.6 Der Schluss

Der Schlussteil besteht aus zwei wesentlichen Elementen: einer Zusammenfassung und einem

Ausblick – egal ob sie die Überschrift „Fazit“, „Schlussbetrachtung“, „Zusammenfassung und

„Ausblick“ o.ä. verwenden. Die Zusammenfassung blickt auf das Gewesene zurück, der

Ausblick nach vorn.

In der Zusammenfassung rekapitulieren Sie zum einen kurz und prägnant die wesentlichen

Stationen Ihrer Arbeit bzw. Untersuchung und zeigen noch einmal die Argumentationslinie

Ihrer Arbeit auf. Zum anderen fassen Sie die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse

zusammen. Klären Sie mit IhremR DozentIn ab, welchen Umfang der Schlussteil haben soll. Bei

einer Abschlussarbeit von 80 Seiten können Sie aber in der Regel mit 3 bis 5 Seiten rechnen.

Sie sollten beim Verfassen ihres Schlussteils unbedingt im Blick haben, dass die erste

Ergebnispräsentation und die Diskussion dieser Ergebnisse im Hauptteil stattzufinden hat.

Vermeiden sie diese Aufgabe im Schlussteil Ihrer Arbeit. Schließen Sie im Schlusskapitel den

Bogen Ihrer Arbeit, in dem Sie Antworten auf die Fragen geben, die Sie in der Einleitung

gestellt haben. Versuchen sie aus den Ergebnissen eine Gesamtbewertung abzuleiten.

Im Ausblick sollten Sie die zentralen Ergebnisse Ihrer Arbeit auf die Zukunft projizieren. Stellen

Sie heraus, welche Entwicklungen notwenig sind, um in der Arbeit identifizierte Probleme zu

lösen oder welche Probleme sich evtl. erst noch ergeben werden. Welche neuen Fragen hat

Ihre Arbeit aufgeworfen, welche Fragen sind unbeantwortete geblieben oder sollten in

zukünftigen Untersuchungen beantwortete werden? Welche „Trends“ zeichnen sich

unabhängig von Ihrer theoretischen Ausarbeitung/Untersuchung in anderen

Forschungsbemühungen und theoretischen Diskursen ab? Und wie lassen sich Ihre

Ergebnisse für die Praxis oder den theoretischen Diskurs verwenden?

3.5.7 Das Literaturverzeichnis

Zur Ihrer Arbeit gehört auf jeden Fall ein Literaturverzeichnis. Nur so kann Ihre DozentIn

nachprüfen, welche Literatur Sie benutzt haben. Wenn Sie Ihre Arbeit beispielsweise online

veröffentlichen, ist es aber auch eine gute Quelle für andere Studierende. Achten Sie deshalb

bei dem Verfassen Ihres Literaturverzeichnises auf Genauigkeit. Wie Sie die einzelnen Texte

angeben müssen, können Sie im Kapitel „Wissenschaftliches Schreiben“ nachlesen. Das

Literaturverzeichnis steht am Ende, direkt hinter dem Haupttext und hat keinen eigenen

Gliederungspunkt. Es ist alphabetisch sortiert, was Sie sich mit der Funktion „Tabelle“

- 49 -

Page 50: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

„Sortieren“ vereinfachen können. Häufig wird ein hängender Absatz gewählt, was Sie unter

„Format“ „Absatz“ einstellen können.

3.6 Das Formatieren einer Hausarbeit

Wenn Sie von Ihrer DozentIn ein eigenes Handout zur formalen Gestaltung von Arbeiten

erhalten haben, sollten Sie sich unbedingt daran halten. Ansonsten empfehlen wir folgende

Formatierungen (Knabe 2008):

Wählen Sie als Schriftarten Arial, Times New Roman oder Myriad Pro. Schreiben Sie im

Schriftschnitt Standart und in einer Schriftgröße von 12pt. Hervorhebungen im Text sind

kursiv oder fett zu setzen. Der laufende Text sollte im Blocksatz mit einem Zeilenabstand von

1,5 Zeilen und einem Absatzabstand von 8pt gesetzt werden. Die Seitenformatierungen von

Haus- und Seminararbeiten richten sich nach der Standarteinstellung von Word. Wenn Sie mit

einem anderen Textverarbeitungsprogramm arbeiten, achten Sie darauf, dass der Seitenrand

oben 2,5 cm, unten 2,0, rechts 1,5 und links 4,0 Zentimeter beträgt. Bis auf das Deckblatt

müssen Sie alle Seiten durchnummerieren.

Tipp: Gute Schritt-für-Schritt Anleitungen zum Formatieren einer Hausarbeit mit einem

Textverarbeitungsprogramm finden Sie in der „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“

von Werner Seskink (2007).

Genau so wie für die letzten Korrekturen, sollen Sie auch für das Formatieren genug Zeit

einplanen.

3.7 Letzte Korrekturen

Ihre Arbeit kann inhaltlich brilliant sein – Sie werden keine gute Note bekommen, wenn Sie

voller Rechtschreibfehler ist oder die Überschriften verrutscht sind. Lassen Sie eine Person Ihre

Arbeit inhaltlich lesen und bitten Sie diese um Rückmeldung. Eine weitere Person sollte Ihre

Arbeit auf Rechtschreibfehler Korrektur lesen, diese Person kann fachfremd sein. Um Ihrer

Arbeit den letzten Schliff zu verpassen, versetzen Sie sich in die Rolle Ihrer DozentIn. Folgende

Kriterien können Sie bei der kritischen Durchsicht Ihrer Arbeit unterstützen.

- 50 -

Page 51: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 15: Bewertungsbogen Hausarbeit(Pohlmann 2009)

- 51 -

Page 52: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

4 Wissenschaftliches Schreiben

Wissenschaftliche Texte sind im Idealfall spannend und leicht verständlich. In diesem Punkt

unterscheiden sich wissenschaftliche und literarische Texte nicht. Als WissenschaftlerIn

müssen Sie jedoch transparent machen, wie Sie zu Ihren Ergebnissen gekommen sind.

Einem wissenschaftlichen Text liegt immer eine Textstruktur zu Grunde. Überlegen Sie sich

vorher, wie Sie Ihren Text aufbauen möchten. Planen Sie für jeden größeren Gedankengang

einen Absatz ein. Skizzieren Sie eine Textstruktur: Notieren Sie stichpunktartig Themen und

Inhalt der einzelnen Absätze. Machen Sie sich abschließend Gedanken über den Übergang

zum nächsten Absatz.

Sie müssen keinen Text voller Fremdwörter schreiben, grundlegende Begriffe sollten Sie

jedoch kennen. Schreiben Sie beispielsweise nicht von „Ausländern“ (es sei denn, Sie meinen

Menschen ohne deutschen Pass), sondern von „Menschen mit Migrationshintergrund.“

Absolut Tabu sind überholte Begriffe: Wenn Sie von „Ausländerpädagogik“ oder

„verwahrlosten Personen“ reden, zeigen Sie nur, dass Sie den aktuellen Diskurs nicht kennen.

Recherchieren Sie in Handbüchern und Lexika nach den richtigen Begriffen. Oft werden

mehrere Begriffe nebeneinander benutzt. Entscheiden Sie sich für den passenden Begriff und

begründen Sie Ihre Wahl. Begriffe selbst zu „erfinden“, ist nur dann legitim, wenn es in der

Literatur keine passende Definition gibt. Führen Sie dann aus, warum Sie den Begriff wie folgt

definieren.

Fachbegriffe beruhen auf bestimmten Theorien. Sie sollten wissen, aus „welcher Ecke“ ein

bestimmter Begriff kommt. Wenn Sie einen Text an eine Theorie anbinden, sollten Sie in der

Terminologie der Theorie bleiben.

Wenn Sie einen Text geschrieben haben, schauen Sie sich alle thematischen Begriffe noch

einmal genau an. Fragen Sie sich, ob das Wort wirklich das Treffende ist oder ob nicht

Klischees und Vorurteile mitschwingen. In dem Begriff „Mitbürger“ schwingt beispielsweise

ein Zwei-Klassen-Denken mit. Sind Menschen mit Migrationshintergrund andere Bürger als

Menschen ohne Migrationshintergrund? Gehen Sie nicht davon aus, dass LeserInnen wissen,

was Sie meinen. Sie beurteilen Begriffe auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen, Ihre kennen

sie nicht.

Alles, was Sie in einem wissenschaftlichen Text schreiben, müssen Sie belegen. Das erfordert

einen sehr kritischen Umgang mit allen Vorannahmen, die schon in unseren Köpfen sind.

- 52 -

Page 53: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Fragen Sie sich jedes Mal, ob Sie sich sicher sind, dass eine Aussage stimmt oder ob man

ebenso das Gegenteil behaupten könnte.

Beispiel Behauptung: Die Erfahrungen der Praxis der Suchthilfe zeigen aber, dass das nicht der Fall ist und es herrscht im System der deutschen Suchthilfe und seinem Verbandswesen teilweise Desinteresse und Skepsis über die Notwendigkeit der interkulturellen Öffnung, obwohl ein Blick auf die Datenlage diese aufzeigt. Beispiel mit Beleg In meiner Arbeit in einer Drogenberatungsstelle spielt interkulturelle Öffnung keine Rolle. Diese persönliche Erfahrung wird durch empirische Studien (Müller 2004, Lehmann 2008) bestätigt. In den Publikationen der Fachverbände wird die interkulturelle Öffnung nicht thematisiert.

Sie können sich dabei auf Ergebnisse anderer WissenschafterInnen berufen, müssen diese

dann aber als UrheberIn nennen. Ein wissenschaftlicher Text ist keine Aneinanderreihung der

Gedanken anderer. Wenn Sie sich auf andere AutorInnen beziehen, dann gehören kritische

Analyse und Schlussfolgerungen derselben dazu. Anders ausgedrückt: Selber denken ist

erwünscht! Denken Sie aber daran, Ihre eigenen Aussagen durch Forschungsergebnisse oder

stichhaltige Argumente zu begründen. Solange eine Aussage nicht an der Wirklichkeit

überprüft wurde, bleibt sie – wenn auch eine gut begründete – These. Das müssen Sie

sprachlich kenntlich machen, schreiben Sie beispielsweise, dass aus „den genannten Gründen

zu vermuten ist“ oder die „Schlussfolgerung nahe liegt“. Ihre eigenen Schlussfolgerungen

und Gedanken sind die einzigen Aussagen, die Sie nicht durch einen Beleg kennzeichnen

müssen.

4.1 Das Belegen

Das korrekte Zitieren und Belegen in einer Arbeit ist sehr wichtig: Ihre LeserIn muss erstens

genau nachvollziehen können, wo Sie was herhaben, nur so ist Ihre Arbeit an die Gesamtheit

der wissenschaftlichen Erkenntnisse anschlussfähig. Zweitens ist wissenschaftliche Literatur

das Arbeitsprodukt von WissenschaftlerInnen. Den Ursprung eines Gedankens namentlich in

einer schriftlichen Arbeit zu nennen, ist wichtig, damit die Arbeit einzelner

WissenschaftlerInnen sichtbar wird. Denken Sie deshalb auch daran, Erkenntnisse korrekt

wieder zu geben. Schließlich ist das korrekte Belegen Zeugnis einer sauberen

wissenschaftlichen Arbeit.

Wenn Sie sich in einer schriftlichen Arbeit auf den Text einer anderen AutorIn beziehen,

werden Sie sich unterschiedlich eng am Originaltext orientieren: Wenn Sie eine Textpassage

wörtlich übernehmen, spricht man vom „wörtlichem Zitat“. Wörtliche Zitate sollten Sie in

- 53 -

Page 54: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Maßen einsetzen. Es ist immer dann sinnvoll, wenn Sie der Meinung sind, dass man etwas

treffender nicht formulieren könnte. Fassen Sie einen einzelnen Textabschnitt in eigenen

Worten zusammen, orientieren sich dabei aber sehr am Originaltext spricht man vom

„sinngemäßen Zitat“, eine sehr freie Zusammenfassung ist eine „Paraphrase“. Schließlich gibt

es noch den einfachen Beleg, den Sie immer dann verwenden, wenn Sie sich auf Aussagen

eines ganzen Buches beziehen.

Alle Entlehnungen aus anderen Texten, wörtlich oder sinngemäß, müssen Sie belegen. Es gibt

zwei Belegsysteme: das Harvard-System oder auch „Autor-Jahr-System“ und das geistes-

wissenschaftliche System, das auch „Autor-Titel-System“ genannt wird.

Autor-Jahr-System im Text (Harvard-System):

Unmittelbar hinter die entlehnte Stelle fügen Sie in Klammern ein:

(Nachname Autor Erscheinungsjahr, Seite)

(Welsch 2003, S. 47)

Autor-Titel-System in Fußnoten (geisteswissenschaftliche System):

Unmittelbar hinter die entlehnte Stelle fügen Sie eine Fußnote ein. Beim ersten Zitat

müssen sie die Quelle vollständig angeben. Bei weiteren Zitaten aus dieser Quelle

steht im Fußnotentext:1

Das Literaturverwaltungsprogramm Citavi schlägt 32 verschiedene Belegarten im Harvard-

System und 15 im geisteswissenschaftlichen System vor. Die Unterschiede sind teilweise

marginal: So unterscheiden sich die unterschiedlichen Belege beispielsweise dadurch, ob der

Nachname eines Autors komplett in Großbuchstaben gesetzt wird oder ob mehrere Autoren

durch ein Komma oder ein Semikolon getrennt werden. Lassen Sie sich dadurch nicht

verwirren. Wichtig ist, dass Sie sich für eine Belegart entscheiden und diese in Ihrer ganzen

Arbeit konsequent durchhalten. Auf keinen Fall dürfen Sie zwischen verschiedenen

Belegweisen wechseln. Beispielhaft stellen wir Ihnen hier das Belegen nach Rossig und Prätsch

(2005) vor. Dieses Skript weist von dieser Belegform geringfügig ab, da es mit dem

Literaturverwaltungsprogramm Citavi im Citavi-Basisstil erstellt wurde.

1 Nachname Autor: Titel, Seite. Welsch: Ästhetisches Denken, S. 47.

- 54 -

Page 55: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

4.1.1 Wörtliche Zitate

Wörtliche Zitate beginnen und enden mit „Anführungsstrichen“.

Das wörtliche Zitat ist identisch aus der Vorlage zu entnehmen, auch bei abweichender

Rechtschreibung (ältere Texte).

Geht das Zitat über zwei aufeinanderfolgende Seiten geben Sie in der Quelle: „S. 112f.“

an, geht es über drei Seiten, was häufig bei sinngemäßen Zitaten (s.u.) der Fall ist

geben Sie in der Quelle: „S. 112ff“. bei mehr als drei Seiten benennen Sie Anfang und

Ende.

Wenn ein Zitat länger als drei Zeilen ist, wird es der Übersichtlichkeit halber kleiner

gesetzt (1-2 pt) und der Zeilenabstand entsprechend verkleinert. Links und rechts ist

ein Einzug von 1 cm zu empfehlen. Der Abstand zum vorhergehenden und

nachfolgenden Absatz beträgt 0,5 cm. Anführungsstriche sind dann nicht mehr

erforderlich.

Die Kinder 12 Knaben und 6 Mädchen wurden nach einer sehr zweckmäßig eingetheilten Lebens- und Schulordnung erzogen, waren im Allgemeinen gutmüthig, nicht ohne Anlage und machten, wenn gleich nur langsame, doch sichere Fortschritte. (Heister 1842, S. 116)

Wenn eine zitierte Passage bereits Anführungsstriche enthält, geben Sie diese als

‚halbe Anführungsstriche’ wieder. Vermeiden Sie möglichst indirekte Zitate, also Zitate

im Zitat.

Wenn Sie ein wörtliches Zitat verändern, kennzeichnen Sie die Veränderung mit

Klammern.

Auslassungen und Kürzungen werden mit „(...)“ bei Sätzen und mit „…“ für einzelne Wörter gekennzeichnet

Wird eine Ansicht, auf die man sich beruft, von vielen geteilt, hat man eine Auswahl zu treffen. (...) Wer zuviel zitiert dokumentiert damit, daß er nicht in der Lage ist, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. (Dichtl 1995, S. 18)

Grammatikalische Anpassungen werden in eckigen Klammern angegeben

Eine weitere Definition geht davon aus, dass „soziale Arbeit in dem Moment [beginnt], in dem Menschen diese Hilfeleistung als ihre Arbeit begreifen...“ (Kuhlmann 2008, S. 11f.)

Hervorhebungen kennzeichnen Sie durch das Kürzel „Herv.“ und Ihre Initialen

Autor in eckigen Klammern

„Es geht nicht allein um Formen soziokultureller Benachteiligung, sondern um die Häufung sozioökonomischer und [Herv. LS] soziokultureller Problemlagen.“ (Niesyto 2009, S. 4)

- 55 -

Page 56: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Rechtschreibfehler im Zitat übernehmen Sie und kennzeichnen diese durch das Kürzel sic! in eckigen Klammern Haas dagegen betont: „Die Rewolution [sic!] von 1798 war für Frankreich ...“ (Haas 2001, S. 123).

Ergänzungen sind manchmal sinnvoll und immer zu kennzeichnen. Wo früher die gute alte Tafel noch wenigstens den persönlichen Einsatz des Vortragenden erforderte fadisieren [langweilen - X.Y.] heute die computerproduzierten seelen- und einfallslosen Präsentationsfolien den Zuleser. (Möllers 1993, 71 f.)

4.1.2 Sinngemäße Zitate

Sinngemäße belegen Sie wie wörtliche Entlehnungen und fügen „vgl.“ hinzu:

Autor-Jahr-System: (vgl. Autor Erscheinungsjahr, Seite) (vgl. Welsch 2003, S. 47)

Autor-Titel-System: vgl. Autor: Titel, Seite. vgl. Welsch: Ästhetisches Denken, S. 47.

Allgemeinwissen muss nicht eigens mit Quellen belegt werden. Alle

Fachinformationen hingegen schon.

4.1.3 Wiederholungen von Quellen

Wiederholen sich Quellen in Ihrem Text direkt hintereinander, können Sie die Quellenangabe

folgendermaßen abkürzen:

Gleicher Autor, gleiche Seite:

Autor-Jahr-System: (ebd.) bzw. (vgl. ebd.)

Autor-Titel-System: ebd. bzw. vgl. ebd.

Gleicher Autor, andere Seite:

Autor-Jahr-System: (ebd., S. 49) bzw. (vgl. ebd., S. 49)

Autor-Titel-System: (a.a.O., S. 49) bzw. vgl. a.a.O., S. 49

4.1.4 Abbildungen und Tabellen

Abbildungen und Tabellen versehen Sie mit einer eigenen Bezeichnung (Tab., Abb.,

Darst.), einer laufenden Nummer, einem Titel und der Quelle.

Bei einer Vielzahl von Quellen sollten Sie ein eigenes Abbildungs- oder

Tabellenverzeichnis anlegen. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis können Sie in

- 56 -

Page 57: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Die Angaben über die Quelle behandeln Sie im Literaturverzeichnis genau wie

Textentlehnungen.

4.1.5 Belege im Literaturverzeichnis

Da das Literaturverzeichnis ein Teil des Belegsystems ist, gibt es auch hier unterschiedliche

Formen. Im Folgenden stellen wir die Literaturangaben nach Rossig und Prätsch (2005) vor.

Andere Bibliographien können davon abweichen, müssen aber immer einheitlich gestaltet

sein.

Selbständige Publikationen (Monographien):

Beim Autor-Jahr-System: Autor (Erscheinungsjahr): Titel. Ort. Welsch, Wolfgang (2003): Ästhetisches Denken. Stuttgart.

Beim Autor-Titel-System: Autor: Titel. Ort Jahr. Welsch, Wolfgang: Ästhetisches Denken. Stuttgart 2003.

In den folgenden Beispielen ist nur das Autor-Jahr-System angegeben. Analog zum obigen

Punkt wechselt beim Autor-Titel-System die Jahreszahl hinter die Ortsangabe. Der Rest bleibt

gleich.

Aufsätze in Sammelbänden

Autor (Jahr): Titel. In: Herausgeber: Buchtitel. Ort, Seitenzahlen. Gadamer, Hans G. (1993): Zur Fragwürdigkeit des ästhetischen Bewußtseins. In: Henrich, Dieter / Iser, Wolfgang (Hrsg.): Theorien der Kunst. Frankfurt, S. 59-69.

Zeitungs- oder Fachartikel

Autor (Jahr): Titel. In: Zeitungsname Nr. vom Datum, Seitenzahlen. Cramer, Franz Anton (2005): Die furchtlose Frau. In: Die Zeit Nr. 1/2006 vom 29.12.2005, S. 84 ff.

Nachschlagewerke

Titel (Jahr). Herausgeber. Ort. (evtl. Band,) Artikel: Artikeltitel. Seitenzahlen. Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe (1990). Hrsg. von Hubert Cancik, Burkhard Gladigow und Matthias Laubscher. Stuttgart Berlin Köln. Band II, Artikel: Apokalyptik. S. 11-19.

- 57 -

Page 58: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Falls der Autor im Werk genannt wird, gehen Sie wie bei Sammelwerken vor.

Internetseiten

Internetquellen werden genau so wie Bücher angegeben. Da Internetquellen sich schnell

ändern können, sind zusätzliche Angaben erforderlich:

Datum des Downloads oder Ausdrucks

genaue URL in einer neuen Zeile

Autor/Herausgeber (Jahr): Titel. URL [Zugriff]

Institution als Herausgeber: Bundeszentrale für politische Bildung (2006): Globalisierung. www.bpb.de/wissen/Y6I2DP,0,0,Globalisierung.html [Zugriff: 01.12.2006]

Online-Zeitung als Herausgeber (genaues Datum statt Jahr): welt.de (30.11.2006): 2100 Jahre alte Rechenmaschine von äußerster Komplexität. (vgl. Anlage 4). www.welt.de/data/2006/11/30/1129803.html

Onlinezeitung, die den Autor nennt: Reimer, Nick (30.11.2006): Durchgefallen. In: taz Online-Ausgabe. www.taz.de/pt/2006/30/11/a0082.1/text

Allgemein gilt:

Bei mehr als drei Namen oder Verlagsorten in Quellen wird nach der ersten Aufführung

„et al.“ oder „u.a“ benutzt.

Ab der 2. Auflage wird die Auflage mit in der Quelle angegeben. Diese ist immer mit

„Aufl.“ abzukürzen und kommt direkt hinter dem Titel. Ergänzungen wie „überarbeitet“

oder „erweitert“ werden nicht genannt.

Tipp: Das Literaturveraltungsprogramm Citavi unterstützt Sie beim korrekten Zitieren

und Belegen. Als StudentIn der FH Köln können Sie sich das Programm kostenlos

Downloaden. Schulungen bietet Ihnen Soziale Arbeit plus an.

Sie wissen nun, wie man einen wissenschaftlichen Text schreibt. Nicht jeder Text, der

wissenschaftlichen Standards genügt, ist ein gut geschriebener Text.

- 58 -

Page 59: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

4.2 Klar und verständlich schreiben

Wen Sie eher eine ungeübte SchreiberIn sind, versuchen Sie nicht kompliziert zu schreiben.

Die deutsche Syntax verleitet zu mehrdeutigen und holprigen Satzkonstruktionen. Das ist

nicht nur für die LeserIn anstrengend, sondern manchmal schlichtweg falsch. Versuchen Sie

klar, verständlich und treffend zu schreiben.

Schreiben Sie nur das, was Sie verstehen!

Sie haben sich intensiv in eine Theorie eingearbeitet und verstehen alles außer einem

Teilaspekt. Jetzt reizt es, den unverstandenen Teil einfach durch Übernahme einzelner

Textpassagen zu füllen. Unterliegen Sie diesem Reiz nicht! In einem guten Text fallen solche

Sätze immer aus dem Rahmen. Lesen Sie Ihre Arbeit selbst noch mal kritisch durch: Haben Sie

wirklich immer alles verstanden, was Sie geschrieben haben? Streichen Sie alle Sätze, die Sie

nicht verstehen oder schreiben Sie sie neu.

Schreiben Sie im Präsenz!

Schreiben Sie Ihre Arbeit in der Gegenwart. Das liest sich gut und Sie ersparen sich viel Arbeit.

Auch Studien, die vor einigen Jahren erschienen sind, können Sie im Präsenz zitieren.

Streichen Sie Füllwörter!

Füllwörter blähen einen Text unnötig auf. Streichen Sie alle Wörter, die keinen Inhalt

transportieren. Streichen Sie auch Satzteile, die nur wiederholen.

Beispiel für einen Satz mit vielen Füllwörtern Die Disziplin der Medizinethnologie, die in den1970 er Jahren entstanden ist, bietet eine Möglichkeit, um die Besonderheiten und Unterschiede des Krankheits- und des Gesundheitsverständnisses türkischstämmiger Migranten in Deutschland besser zu erklären. Der gleiche Satz ohne Füllwörter Die Medizinethnologie erklärt die Unterschiede des Krankheits- und Gesundheitsverständnisses türkischstämmiger Migranten und Mehrheitsdeutschen in Deutschland.

Kommen Sie direkt auf den Punkt!

Langweilen Sie Ihre LeserInnen nicht mit langen Ausführungen. Kommen Sie direkt zur Sache.

Beispiel: Als ein wesentlicher Unterschied darf das ganzheitliche Erleben von Beschwerden von türkischstämmigen Migranten und die teilweise an magischen Konzepten von Krankheit, Gesundheit und Heilung, gelten Der gleiche Satz direkter:

- 59 -

Page 60: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Ein wesentlicher Unterschied sind das ganzheitliche Erleben von Beschwerden und die teilweise magischen Konzepte von Krankheit, Gesundheit und Heilung.

Indirekte Fragen rauben einem Text die Lebendigkeit. Sie müssen eine Frage nicht immer

einleiten, sondern können Sie „ohne Vorwarnung“ stellen.

Beispiel: Die Frage, ob es Sucht vorher nicht in dieser Weise als Massenphänomen gegeben hat oder ob das Phänomen nicht als Krankheit beschrieben wurde, lässt sich nicht abschließend klären. Der gleiche Satz direkter Hat es Sucht als Massenphänomen früher nicht gegeben? Oder wurde sie nur nicht als Krankheitsbild beschrieben? Diese Fragen lassen sich nicht abschließend klären.

Machen Sie aus Verben keine Nomen!

„Substantivierte Verben“ klingen schlau, blasen einen Text jedoch auf. Das Verb ist die Königin

des Satzes. Benutzen Sie das Verb, wann immer es geht:

Beispiel: Als ein Indiz für die nicht ausreichende Beachtung der Notwendigkeit der interkulturellen Öffnung darf die geringe Präsenz des Diskurses bei den zwei großen Verbänden der deutschen Suchthilfe gelten. Der gleiche Satz mit mehr Verben Die interkulturelle Öffnung wird in der Suchthilfe kaum beachtet. Ein Indiz dafür ist…

Das Verb voran!

Der Sinn eines Satzes erschließt sich der LeserIn erst, wenn sie das Verb gelesen hat. Versteckt

sich das Verb am Ende des Satzes, ist ein Satz schwer verständlich. Rücken Sie das Verb nach

vorne.

Beispiel: Als ein Indiz für die nicht ausreichende Beachtung der Notwendigkeit und Dringlichkeit der Aufgabe der interkulturellen Öffnung der Suchthilfe, darf die geringe Präsenz des Diskurses bei zwei der großen Verbände der deutschen Suchthilfe gelten.“ Beispiel mit voran gezogenem Verb Die geringe Präsenz im Diskurs gilt als Indiz für die nicht ausreichende Beachtung der Notwenigkeit und Dringlichkeit der interkulturellen Öffnung der Suchthilfe.

Machen Sie mal einen Punkt!

Schreiben Sie nicht zu lange Sätze. Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen können einen Satz

mit mehr als 14 Wörtern nicht verstehen. AkademikerInnen können Sie bis zu 25 Wörtern

zumuten. Besonders angenehm liest sich ein Text, wenn sich mäßig lange mit mäßig kurzen

Sätzen abwechseln. Lesen Sie die erste Version Ihres Textes noch einmal durch: Schauen Sie,

welche Sätze Sie „zerschlagen“ können.

Beispiel:

- 60 -

Page 61: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Leider kann davon bei den von den Autoren der Studie „Ungenutzte Potentiale“ (2009) betrachteten Bereichen (im Sinne des „Index zur Messung der Integration“) wie Assimilation, Bildung, Erwerbsleben und soziale Absicherung (ebd.) nicht von gelungener Integration für die Türkischstämmigen ausgegangen werden. Beispiel zerschlagener Satz In der Studie „Ungenutzte Potentiale“ wurde ein Index zur Messung der Integration entwickelt. Die Studie belegt, dass Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in den Bereichen „Bildung“, „Erwerbsleben“ und „Assimilation“ nicht integriert sind.

Wer sagt hier was?

Sätze im Passiv geben Texten einen wissenschaftlichen Anstrich. Leider lesen sich solche Sätze

trocken. Manchmal kaschieren Sie auch Verantwortlichkeiten: Aus Passiv-Sätzen wird häufig

nicht ersichtlich, wer was sagt. Setzen Sie das Passiv in Maßen ein. Streichen Sie es immer,

wenn es Verantwortlichkeiten versteckt.

Beispiel: Es werden auch Merkmale für abhängigen Konsum nach ICD-10 am Beispiel von Alkohol genannt. Beispiel im Aktiv: Die BZgA nennt Merkmale für abhängigen Konsum nach ICD-10 am Beispiel von Alkohol.

Aufzählungen, Tabellen, Abbildungen

Komplizierte Sachverhalte zu beschreiben, ist schwer. Sie können einen Text entwirren, in

dem Sie Aufzählungen, Abbildungen oder Tabellen einsetzten.

Schreiben ist eine Technik, die Sie erlernen können. Und Sie ist nicht nur unverzichtbar für das

Studium, sondern auch für die Praxis der Sozialen Arbeit. Hier müssen Sie Sachberichte,

Anträge, Gutachten und Stellungnahmen verfassen.

Vertiefend dazu:

Schneider, Wolf (2001): Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. München: Mosaik bei Goldmann.

- 61 -

Page 62: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

5 Umgang mit Texten

Im ersten Semester macht das Lesen viel Mühe: Sie haben nur wenig Vorwissen und müssen

sich erst eine Wissensbasis schaffen, an dem Sie den neuen Stoff anknüpfen können. Ist diese

Basis einmal hergestellt, wird Ihnen das Lesen leichter fallen. In diesem Kapitel möchten wir

Ihnen einige Techniken vorstellen, die Ihnen den Zugang zu Texten erleichtern können und

Sie bei der effektiven Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Texten unterstützen.

Wissenschaftliche Texte zu lesen, ist zeitintensiv. Machen Sie sich deshalb vorher Gedanken,

mit welchem Ziel Sie einen Text lesen: Wollen Sie eine Antwort auf eine bestimmte Frage

erhalten? Dann überfliegen Sie den Text und prüfen, ob der Text eine Antwort bietet. Wenn

der Text vielversprechend erscheint oder es sich um einen Grundlagentext handelt, ist es

sinnvoll, ihn intensiv zu lesen. Ihr Leseziel entscheidet, wie intensiv Sie den Text lesen und

welche Strategie Sie dazu wählen (Kropp, Huber 2006)

Lesestrategien beinhalten zwei Komponenten: Sie unterstützen Sie erstens dabei, beim Lesen

nicht abzuschweifen. Zweitens arbeiten Sie den Text auf, beispielsweise durch die

Visualisierung in einem Mindmap oder durch eine Zusammenfassung. Wenn Sie Texte gut

aufarbeiten, sind Sie auch Jahre nach der Lektüre eine gute Hilfe. Viele Studierende müssen

erst etwas aufschreiben, damit Sie es lernen können. Die Aufarbeitung eines Textes ist deshalb

Teil des Lernprozesses. Lesestrategien richten sich vor allem an ungeübte LeserInnen. Aber

auch wenn Sie Ihre eigene Lesestrategie schon gefunden haben, macht es Sinn hin und

wieder die Strategie zu wechseln. Sie verarbeiten den Stoff dann tiefer. In der Wissenschaft

werden häufig „Abstracts“, also Zusammenfassungen und Exzerpte verfasst, um einen Text zu

erschließen und zu dokumentieren. Ergänzend zu diesen Klassikern stellen wir Ihnen noch

eine Methode aus der Lernpsychologie und zwei weitere aus der Fremdsprachendidaktik vor.

Wir schließen das Kapitel mit einer bunten Sammlung Leseideen für verschiedene Lerntypen.

- 62 -

Page 63: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

- 63 -

Was? Ziel? Vorgehen SQ3R Allgemeine Lesestrategie

Fokussiertes Lesen Tiefes Verarbeiten des Lernstoffes

Mehrere Lesedurchgänge Freie Zusammenfassung des Gesamttextes

Textstrukturskizze Argumentationslinie eines Textes nachvollziehen

Visualisierung der Textstruktur

Übersetzungsstrategie Übertragung sehr anspruchsvoller Texte auf ein verständliches Sprachniveau

Satz-für-Satz Übersetzung mit Hilfestellungen

Exzerpt Verdichten des Textinhalts, Herausarbeiten der Quintessenz

Verdichten durch Zusammenfassungen einzelner Absätze Weiteres Verdichten durch zusammenfassen von einzelnen Zusammenfassungen

Lesestrategien und Lernstile Leseideen für unterschiedliche Lernstile bekommen

Egal für welche Lesestrategie Sie sich entscheiden: Vor der Lektüre sollten Sie immer Ihr

Vorwissen aktivieren. Lesen Sie beispielsweise einen Text zur Jugendbewegung, machen Sie

ein Brainstorming, was Ihnen spontan dazu einfällt. Sie können dann den neuen Lernstoff an

Bekanntem anknüpfen, die Lektüre fällt leichter und der Stoff wird tiefer verarbeitet. Lesen ist

immer Arbeit, besonders wenn man es methodisch angeht. Aber: Es ist sinnvoller, sich 30

Minuten intensiv und effektiv mit einem Text zu beschäftigen, als eine Stunde gelangweilt vor

einem Text zu sitzen.

Page 64: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

5.1 SQ3R/ SQ4R:

Wenn Sie dazu neigen, beim Lesen abzuschweifen, dann kann diese Methode eine gute

Unterstützung sein (vgl. Metzig, Schuster 2009). Sie gehen dabei in drei, ggf. in vier

Schritten vor:

Survey – einen Überblick erhalten

Hier suchen Sie einen ersten Überblick über den Text zubekommen. Sie halten sich

dabei an den formalen Aufbau des Textes und nutzen vorhandene Graphiken,

Überschriften, das Inhaltsverzeichnis, besondere Hervorhebungen und hilfreiche

Textteile dazu, den Inhalt zu sichten.

Faustregel: Nie mit dem intensiven Studium eines Textes beginnen, bevor man nicht

den einleitenden Absatz, den letzten Abschnitt und die Zwischenüberschriften

gelesen hat.

Wenn Sie grob wissen, worum es in dem Text geht, aktivieren Sie ihr Vorwissen!

Question - Fragen stellen

Bevor Sie den Text nun lesen, fragen Sie sich genau was sie wissen wollen. Warum

lesen Sie diesen Text? Unterfragen zu formulieren, hilft Ihnen, sich beim Lesen zu

fokussieren.

Read – erstes Lesen

In einem ersten Durchgang lesen sie nur den Text, ohne bereits mit diesem zu

arbeiten und einzelne Textpassagen hervorzuheben. Ziel ist es, den Inhalt des Textes

grob zu erfassen, ohne ins Detail zu gehen. Markiert werden nur Fremdwörter, die

Sie nicht verstehen. Schlagen Sie diese vor dem zweiten Lesen nach. Versuchen Sie

im ersten Lesedurchgang, die Argumentationsstruktur des Textes nachzuvollziehen.

Reread – zweites Lesen

Im zweiten Durchgang lesen Sie den Text im Hinblick auf Ihre Fragestellung.

Kennzeichnen Sie entscheidende Passagen und kommentieren Sie durch Zeichen

und Randbemerkungen.

Recite – Reformulieren

Lesen Sie den Text zur Seite und versuchen Sie, Ihre Fragestellung in eigenen Worten

auf Grundlage des Textes zu beantworten. Versuchen Sie dabei, so weit wie möglich

nicht in den Originaltext zu schauen.

Review - Wiederholen

Page 65: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Versuchen Sie abschließend, das Gelesene in den Gesamtkontext Ihrer Arbeit

einzuordnen.

5.2 Textstrukturskizze

Die Methode der „Textstrukturskizze“ kommt aus der Fremdsprachendidaktik (Kast

1999). Mit einer Textstrukturskizze visualisieren Sie den Aufbau eines Textes. Versuchen

Sie beim Lesen, die Argumentationslinie der AutorIn nachzuvollziehen und zeichnen Sie

pro Argument bzw. pro Absatz ein Kästchen. Pfeile deuten an, wie die einzelnen

Abschnitte aufeinander bezogen sind. In einem zweiten Schritt füllen Sie die Texte

inhaltlich.

Page 66: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 16: Textstrukturskizze "Soziale Arbeit im Nationalsozialismus" nach Hering, Münchmeier 2007, S.157ff. Textstrukturskizzen können Sie auch beim Schreiben eines eigenen Textes unterstützen.

Sie erstellen dann vor dem Schreiben eine Textstrukturskizze, den Sie dann mit Leben

füllen. Ihr Text hat dann eine logische und nachvollziehbare Struktur.

Wenn Sie eine Textstrukturskizze erstellen möchten, müssen Sie den zu lesenden Text in

groben Zügen verstehen. Sehr anspruchsvolle Texte eignen sich dazu nicht.

5.3 Satzverstehensstrategien

Die Fremdsprachendidaktik zeigt, wie man fremdsprachige Texte verstehen kann. Diese

Strategien lassen sich auf sehr anspruchsvolle Texte übertragen. Wenn Sie beim Lesen

eines Textes nur noch „Spanisch verstehen“, versuchen Sie es mal mit diesen Tipps

(Funk, Koenig 1991):

Orientieren Sie sich immer an dem, was Sie verstehen und nicht an dem, was Sie

nicht verstehen. Bilden Sie „Verstehensinseln“ und versuchen Sie von dort aus,

den Text zu erfassen.

Zerschlagen Sie lange Sätze. Machen Sie aus einem Satz drei!

Suchen Sie das Verb im Satz. Versuchen Sie nun, sich die anderen Satzteile zu

erschließen.

Streichen Sie alle Nebensätze und orientieren Sie sich nur an den Hauptsätzen.

Page 67: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Übersetzen Sie schwierige Sätze in Ihre eigene Sprache.

Suchen Sie nach Beispielen.

Sie haben nun drei Textverstehensstrategien kennen gelernt. Diese können Sie auch bei

der Verfassung eines Exzerpts unterstützen.

5.4 Das Exzerpt

Mit Hilfe eines Exzerpts fassen Sie einen Text kurz und knapp zusammen. Gleichzeitig

überprüfen Sie, ob Sie die Hauptaussagen des Textes verstanden haben. Wenn Sie ein

Exzerpt verfassen, lernen Sie den Stoff bereits. Exzerpte sollen Ihnen auch nach einiger

Zeit noch einen sicheren Einblick in den Text ermöglichen. Erstellen Sie ein Exzerpt

deshalb immer nach einem ähnlichen Muster.

Führen Sie zu Beginn die vollständige Bibliographie auf, damit Sie alle nötigen Angaben

haben, wenn Sie aus diesem Text beispielsweise später zitieren möchten. Nutzen Sie

Ihren eigenen, standardisierten Exzerptbogen oder nehmen Sie Karteikarten. Ihre

schriftlichen Ausführungen können sie dann tabellarisch in drei Spalten aufteilen:

Bibliographische Angaben

H

ier ist Platz für Ihre Komm

entare

H

ier k

omm

en d

ie e

ntsp

rech

ende

n Se

iten

zahl

en h

in

Und hier geht es um den Inhalt des Textes

Seite x von y des

Exzerpts

Page 68: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Das entscheidende Vorgehen bei dieser Textbearbeitung ist das „Verdichten“. Sie

orientieren sich zuerst an der Struktur des Ausgangstextes und fassen die einzelnen

Absätze zusammen. Nach jedem größeren Textabschnitt – beispielsweise nach einem

Kapitel – fassen Sie alle Zusammenfassungen des Kapitels zusammen. So gehen Sie mit

dem gesamten Text vor. Am Ende fassen Sie noch einmal alle

Kapitelzusammenfassungen zusammen – und erhalten so eine eigene

Textzusammenfassung, die völlig frei von der Wortwahl im Originaltext ist.

Je nachdem, mit welchem Ziel Sie exzerpieren, können Sie folgende Fragen

unterstützen:

1. Exzerpt, um einen Text in der Fragestellung des Autors zu verstehen – allgemeine

Fragestellung:

Fragestellung des Autors notieren: Welcher Frage geht der Autor nach?

Absatz für Absatz lesen und zusammenfassen

o Was ist das Thema des Absatzes?

o Was wird über das Thema ausgesagt?

Zusammenfassung eines Kapitels

o Was war Thema des Kapitels?

o Was waren die wichtigsten Aussagen zu diesem Thema?

o Was trägt das Kapitel zur Beantwortung der Fragestellung des

Gesamttextes bei?

Zusammenfassung des Gesamttextes

o Was waren die wichtigsten Aussagen zur Fragestellung des Autors?

o Welche Thesen stellt er zu dieser Fragestellung auf?

o Wie begründet er diese Thesen?

2. Exzerpt, um eine eigene Fragestellung zu beantworten:

Eigene Fragestellung entwickeln und notieren: Was ist meine spezifische Frage

an diesen Text, worauf suche ich Antworten in diesem Text? Warum habe ich ihn

ausgewählt? (Bei einem Exzerpt mit einer spezifischen Fragestellung fasse ich nur

das zusammen, was mir Antworten auf meine Frage gibt. Die anderen Aspekte

interessieren mich nur, insofern sie die Antwort auf diese Frage erhellen.)

Page 69: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Absatz für Absatz lesen und ggf. zusammenfassen

o Gibt der Absatz eine Information zu meiner Fragestellung

o Was ist Thema des Absatzes in Bezug auf meine Fragestellung

o Was wird über das Thema und meine Fragestellung gesagt?

Zusammenfassung eines Kapitels: Was waren die wichtigsten Aussagen zu

meiner Fragestellung?

Zusammenfassung des Gesamttextes: Was waren die wichtigsten Aussagen zu

meiner Fragestellung?

Zwei abschließende Tipps:

Erscheinen ihnen bestimmte Aussagen sehr prägnant oder finden sie ein Zitat,

das ausgesprochen passend für das Thema ihrer Bachelor- oder Hausarbeit, ihres

Referats passt, übernehmen sie dieses auf jeden Fall wörtlich in ihre

Aufzeichnungen.

Sie können ein Exzerpt auch graphisch umsetzen. Dann orientieren sie sich

beispielsweise an der Technik des mindmap (Sesink 2007; Kropp, Huber 2006)

Viele Studierende lernen durch schreiben oder durch lesen – diesen Studierenden

kommend die hier vorgestellten Methoden entgegen. Andere Studierende erfassen

einen Text hingegen, im dem sie über ihn sprechen oder ihn anhören.

5.5 Textverstehensstrategien für verschiedene Lernstile

Die Lernpsychologie unterscheidet verschiedene Lernstile: Manche Menschen lernen

besonders gut, wenn sie Sachen hören. Andere müssen schreiben, sehen oder sprechen.

Kreative Menschen möchten gerne etwas aus dem Text „machen“. Probieren Sie aus, mit

welchen Methoden Sie am besten lernen – hier sind einige Ideen dazu.

kommunikativ

Aus 10 Stichwörtern einen freien Vortrag halten

Ein Kapitel möglichst spannend wieder geben

Sich gegenseitig Abfragen (Interview, Rollenspiel)

visuell

Mindmap

Textstrukturskizzen

Page 70: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Diagramm

Poster

haptisch-motorisch

Ein passendes Spiel zum Text entwickeln

Ein Modell dazu bauen (beispielsweise einen Zeitstrahl)

auditiv

Sich Texte gegenseitig laut vorlesen

Eigene „Hörspiele verfassen“

„Emotionales Lernen“ und das Lernen mit Selbstbezug sind sehr effektive Lese- und

Lernstrategien. Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Politik-Stunde im Unterricht, in

der Sie sich so richtig aufgeregt haben. Was uns nahe gegangen ist, können wir so

einfach nicht vergessen. Außerdem können wir uns Dinge besser merken, die mit uns

selbst etwas zu tun haben.

emotional

Stellen Sie sich vor, Sie hassen die AutorIn, lesen Sie nun den Text

Sie bekommen 5 € für jede fundierte Kritik am Text

Selbstbezug

Suchen Sie Beispiele aus Ihrem eigenen Handlungsfeld, Ihrem Leben…

Überlegen Sie sich: Welche Fragen könnten in der Klausur vorkommen?

Schlüpfen Sie in die Rolle der ProtagonistInnen: Was hätte Sie gemacht, wären

Sie Pestalozzi, Malthus o.a. gewesen?

Je mehr unterschiedliche Textverstehensstrategien Sie verwenden, desto tiefer wird der

Text verarbeitet und so besser können Sie den Stoff später abrufen.

Tipp: Weitere Ideen zum „Lernen lernen“ finden Sie beispielsweise auf der

Homepage www.lerntechniken.info

Page 71: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

6 Die Präsentation

ReferentInnen können ExpertInnen auf ihrem Gebiet sein – und schaffen es trotzdem

nicht, ihr Thema zu vermitteln. Umgekehrt können charismatische Persönlichkeiten mit

Altbekanntem begeistern. Für eine gelungene Präsentation brauchen Sie beides:

Fachwissen und Techniken. Wie Sie zur ExpertIn werden, haben wir Ihnen bereits

erläutert. Das nun folgende Kapitel gibt Ihnen einen Überblick, wie Sie Inhalte

anspruchsvoll präsentieren. Die Techniken des Moderierens und Diskutierens sowie die

Bedeutung von Feedback runden dieses Kapitel ab.

Wenn Sie ein Referat halten sollen, bedeutet das, einen mündlichen Vortrag zu einem

bestimmten Thema zu halten. Sie können Ihren Inhalt durch Folien oder Flipcharts

visuell unterstützen. In einer Präsentation arbeiten Sie Wissen visuell auf und

präsentieren es dem Publikum. Die Übergänge zwischen Referat und Präsentation sind

fließend, in der Praxis dominieren Mischformen, sodass wir im Folgenden beide Begriffe

synonym verwenden.

Wie Sie sich ein Thema erschließen, haben Sie sich bereits in Kapitel ... erlesen. Auch der

Aufbau gleicht mit den Elementen Einleitung – Hauptteil – Schluss der schriftlichen

Darstellung. Während sich eine schriftliche Arbeit an eine LeserIn richtet, referieren Sie

ein Thema vor vielen ZuhöhrerInnen. Sie bekommen ein direktes Feedback: Noch beim

Sprechen merken Sie, wie Ihre Inhalte bei den ZuhöherInnen ankommen. Nicht nur

deshalb lohnt es sich, ein Referat gründlich vorzubereiten. Auch in der Praxis der

Sozialen Arbeit müssen Sie Projektergebnisse präsentieren, auf dem Elternabend

überzeugen oder einen Fachvortrag halten. Nutzen Sie die Gelegenheit, das

Präsentieren im Studium einzuüben.

Der folgende Leitfaden gibt Ihnen eine Übersicht über den Ablauf eines Referates sowie

die wichtigsten Punkte, die Sie dabei beachten sollten.

Page 72: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung
Page 73: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Abbildung 17: Ablauf eines Referats

Studierenden fällt der Einstieg in ein Referat oftmals schwer: Sie möchten nicht mit

ihrem Thema „angeben“ und wissen nicht, wie sie ihre KommilitonInnen zum Zuhören

bringen sollen. Häufig wird dann das eigene Referatsthema klein geredet, obwohl die

ReferentInnen gut vorbereitet sind. Es wird ein entschuldigender Einstieg gewählt.

Wenn Sie ein Referat halten, wechseln Sie vorübergehend die Seiten. Ebenso wie Ihre

DozentInnen, sollen Sie Studierenden Wissen vermitteln. Versuchen Sie, in diese Rolle

hineinzuschlüpfen: Tragen Sie Ihr Thema mit Leidenschaft und überzeugend vor – das

macht auch den ZuhöherInnen mehr Spaß. Beginnen Sie Ihr Seminar mit einem

Earcatcher, beispielsweise einem provokanten Zitat. Angenommen, Sie sollen ein

Referat mit dem Thema „Was ist Soziale Arbeit?“ halten, könnte sich ein gelungener

Earcatcher folgendermaßen anhören:

„Es kommt bestimmt das nächste Familientreffen. Es wird nicht nur darum gehen, das Sie größer geworden sind, sondern auch, was denn nun aus Ihnen wird. Als ihr Cousin von seinem Jurastudium erzählt, erntet er anerkennendes Nicken. Die Mutter der angehenden Ärztin platzt fast vor Stolz. Irgendwann wird das Los Sie treffen: „Jung, und was machst du?“ Wenn Sie jetzt dazu neigen, kleinlaut ‚Soziale Arbeit’ zu sagen und sich wieder auf ihre Schwarzwälder-Kirschtorte konzentrieren, sage ich Ihnen: Tun Sie das nicht! In meinem Referat lernen Sie nicht nur, was Soziale Arbeit ist, sondern vor allem, wie Sie auf solche und ähnliche Fragen antworten.“

Mit einem solchen Einstieg haben Sie die Neugierde Ihrer ZuhörerInnen geweckt. Dann

nennen Sie das Thema und setzten es im Idealfall in Bezug zum Gesamtthema Ihres

Seminars. Anschließend rollen Sie Ihre Leitfragen auf und geben einen kurzen Überblick

über den Aufbau des Referates. Lassen Sie den Referataufbau nach Möglichkeit hängen.

Es erleichtert das Zuhören, da jederzeit nachvollziehbar ist, an welcher Stelle des

Page 74: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Referats man sich gerade befindet. Sie kommen nun zum Herzstück Ihres Vortrages,

dem Hauptteil. Der Hauptteil gliedert sich nach verschiedenen Themen. Achten Sie

darauf, am Ende eines Themas noch einmal Spannung aufzubauen und Lust zu machen,

sich auch auf den nächsten Teil des Referates zu konzentrieren. Sprechen Sie in kurzen,

anschaulichen Sätzen und bringen Sie Beispiele – möglichst aus der Lebenswelt Ihrer

ZuhöhrerInnen.

„Sie haben einen hervorragenden Vortrag über Soziale Arbeit gehalten. Selbst Opa Willi scheint beeindruckt. Aber Ihre Familie wäre nicht Ihre Familie, wenn nicht einer das letzte Wort hätte: Ihre Mutter. Mit einem ‚Na immerhin holt sie die Kriminellen von der Straße weg’ nimmt sie ihrem Vortrag den Glanz. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt anzumerken, dass Soziale Arbeit nicht nur eine systemstabilisierende, sondern immer auch eine kritische Komponente hat.“

Hier wird mit einem Vorurteil gearbeitet, dass ihre ZuhörerInnen kennen. Solche

Beispiele sorgen dafür, dass sie die Anwesenden in einem Referat „wieder finden“.

Didaktisch geschickt ist auch der Einbau von Vergleichen und Analogien:

„Soziale Arbeit ist wie ihre rechte und ihre linke Hand. Die linke Hand wühlt im Dreck, kümmert sich um Armut, um Ausgeschlossene oder wie wir WissenschaftlerInnen sagen „Marginalisierte“. Die rechte Hand werden sie allen reichen, sie ist für die Probleme des Alltags zuständig, bastelt mit Kindern im Kindergarten oder baut Zelte im Jugendcamp auf. Die rechte Hand heißt ‚Sozialpädagogik’. Um erfolgreich arbeiten zu können, brauchen Sie beide Hände – dennoch gibt es Rechts- und Linkshänder.“

Gut eingesetzt können solche Analogien die ZuhöhrerInnen noch einmal wachrütteln.

Weitere stilistische Mittel sind rhetorische Fragen. Das sind Fragen, auf die Sie keine

Antwort erwarten, weil Sie diese selbst geben werden.

„Bleiben Zielgruppen immer gleich? Nein, sie verändern sich, wie uns ein Blick auf die Geschichte der Sozialen Arbeit zeigt.“

Wenn Sie in Ihrem Vortrag wörtliche Zitate einbauen möchten, dann sollten Sie diese

visualisieren. Denken Sie daran, Zitate sehr langsam vorzulesen und achten Sie auf die

Betonung, sonst wirken Zitate nicht.

Am Ende Ihres Referates fassen Sie Ihren Vortrag noch einmal kurz und knackig

zusammen und schlagen den Bogen zur Ausgangsfrage. Ziehen Sie ein Fazit und

erläutern Sie die Bedeutung des Themas für den Gesamtzusammenhang des Seminars.

Sollten Fragen offen geblieben sein, dann ist nun der Zeitpunkt diese zu nennen.

Sie wissen nun, wie man ein Referat spannend aufbauen kann und welche sprachlichen

Stilmittel sich eignen. Die halbe Miete ist also bezahlt. Die andere Hälfte sind – Sie selbst.

Page 75: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Das Auftreten

Ein überzeugendes Aufzutreten und die eigene Körpersprache sind die Bestand-teile,

die, bewusst eingesetzt, Ihre Präsentation erfolgreich werden lassen.

Was Sie mit Ihren Händen machen, ob Sie während Ihrer Präsentation lächeln oder nicht,

ob Sie Ihre ZuhörerInnen anschauen oder nicht – all das wird von den Anwesenden

ungefiltert wahrgenommen und entscheidet darüber, ob Ihr Gegenüber Sie als

kompetent wahrnimmt.

Ein fester Stand, also sprichwörtlich beide Beine am Boden zu haben, gibt nicht nur

Ihnen ein Gefühl der Sicherheit und Stärke, sondern vermittelt diese Sicherheit auch

nach Außen. Sie zeigen Präsenz und Selbstsicherheit, indem Sie gerade stehen. Wählen

sie ihren Standort so, dass Sie auch von allen ZuhörerInnen wahrgenommen werden.

Sollten Sie in einer Gruppenübung präsentieren, verstecken Sie sich nicht und treten Sie

aus der Gruppe hervor. Es empfiehlt sich, während des Redens nicht fortlaufend seinen

Standort zu wechseln, aber nutzen Sie den Raum aus und bleiben Sie nicht nur an einem

Punkt stehen – das hält auch Ihre Zuhörer bei der Sache.

Sind Sie schon einmal einem Menschen begegnet, der Sie nicht angeschaut hat

während er sich mit ihnen unterhalten hat? Wie haben Sie reagiert? In der Regel ist man

verwirrt oder abgelenkt und achtet nicht mehr auf das, was der Gegenüber inhaltlich

sagt. Ihr Blick stellt den Kontakt zu den Anwesenden her, kann Zuhörende fesseln und

die Inhalte Ihres Themas transportieren. Zuviel Aktivität Ihrer Arme dagegen kann

beispielsweise ablenkend wirken. Nehmen Sie den Begriff Körpersprache wörtlich und

machen Sie sich bewusst, dass Ihre Körperbewegungen nach außen wirken. Zusätzlich

können Sie Ihre Stimme und Sprache so nutzen, dass die Zuhörer aufmerksam bleiben.

Denken Sie hier einmal an Hörspiele oder Radioreportagen. Das Variieren der Läutstärke,

das Redetempo oder Pausen verleihen dem Gesagten Nachdruck.

Abschließend sei gesagt, dass Sie Lampenfieber nur bedingt steuern können. Wenn Sie

im Vorfeld Ihre Präsentation bereits einmal üben konnten, können Sie der Situation aber

ein Stück weit ihre Besonderheit nehmen. Haben Sie keine Angst vor Pannen, wie

Versprechern oder vergessenem Wissen. Das passiert dem geübtesten Referenten.

Technische Pannen hingegen – ob ihr PC auch wirklich an den Beamer angeschlossen ist

– sollten sie im Vorfeld zu vermeiden versuchen.

Tipp: Das Orientierungstutorium sowie das ZAQ stellen Angebote bereit, in

denen Sie diese Kompetenzen erlernen und üben können.

Page 76: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

6.1 Visualisieren

Der bereits erwähnte Beamer ist eines der Hilfsmittel Ihre Präsentation zu unterstützen

und Ihr Thema zu visualisieren. Grundsätzlich können Sie sich für den Gebrauch solcher

Medien das Motto zueigen machen: so abwechslungsreich wie nötig und kreativ wie

möglich. Gebrauchen Sie ruhig verschiedene Medien wie Clips, Magazine, Fotos oder

auch audiovisuelles Material. Die Vorteile bildliche Darstellungen in Ihrer Präsentation zu

nutzen, liegen auf der Hand. Sie können davon ausgehen, dass dadurch unsere

„Behaltensquote“ um 30% höher ist, als durch reines Zuhören (Seifert 2004).

Die Visualisierung Ihres Vortrags ist ein Hilfsmittel für Sie und für Ihre ZuhörerInnen.

Durch den Einsatz bestimmter Medien, wie z.B das Einbauen eines kurzen Videoclips

über die jugendkulturelle Richtung EMOS (Emotional Hardcore) bei einer Präsentation

über Jugendkulturen, kann es Ihnen gelingen, die Anwesenden neugierig auf das

Thema zu machen, oder bei entsprechendem Einsatz die Aufmerksamkeit der Gruppe

nachhaltig zu wecken und zu erhalten. Wählen sie die Form der Visualisierung immer

passend für die Zielgruppe aus.

Passend ausgewählt und eingesetzt dienen diese Hilfsmittel dann als visuelle

Informationsträger, die das Gesagte unterstreichen, Verstehensprozesse unterstützen

können und Kommunikation ermöglichen. Zahlen und Statistiken können Sie so bildlich

kurz und prägnant zusammenfassen. Bildliche Darstellungen können Strukturen,

Abläufe oder Prozesse zusammenhängend verdeutlichen. Nachfolgende Tabelle gibt

Ihnen einen Überblick über die gängigen Möglichkeiten, Inhalte zu visualisieren:

Was? Eigenschaften Flipchart auch Papiertafel genannt DIN-A-1 Blätter „rollender Block“

Darstellung vorbereiteter Inhalte (z.B. Gliederung) oder

situative Entwicklung von Inhalten Inhalte können die ganze Zeit sichtbar gehalten

werden Overhead-Projektor Folien; in der Regel in jedem Seminarraum vorhanden; Folien können kopiert werden; Folien können sowohl im Drucker als auch per Hand gestaltet werden

zur Präsentation vorbereiteter Folien Folien können auch situativ, während des

Seminars entwickelt werden leichte Transportierbarkeit Visualisierungen beleiben nur für die Dauer der

Projektion sichtbar

Beamer in fast jedem Seminarraum vorhanden; freie, weiße Wand nötig; Ausleihmöglichkeiten im Medienbüro; Beamerkabel notwendig; Verdunkelung

Visualisierungen können dynamisch gestaltet werden

Audio- und Videodateien sind einsetzbar Gefahr technischer Pannen

Gefahr der „Perfektion“

Page 77: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Tafel oder Whiteboard An der Fakultät finden sie in der Regel eher Whiteboards als Tafeln

Tafelbilder müssen detailliert geplant werden Dynamische Entwicklung Gestaltung im Vortrag braucht Zeit, begrenzter

Platz, kein Blickkontakt Boardbilder können mit der Kamera

dokumentiert werden Kann auch als Präsentations- und

Projektionsfläche genutzt werden

Wandzeitung oder Poster Paketpapier oder Tapetenrolle; Großflächige Papiere als Teilstücke (mindestens DIN-A-4 oder 3); Kreative Gestaltung im Vordergrund

müssen eine bestimmte Größe haben, sonst wirken sie nicht

Wandzeitung sind in sich „selbst“verständlich, klar strukturiert, eindeutig und zielgruppenbezogen

laden zum Informieren ein und über ein Thema zu kommunizieren Können gut für Ergebnispräsentation genutzt werden

Pinnwand Moderationskoffer und -materialien nötig; Nicht in jedem Seminarraum vorhanden; Nutzung sollte vorher erprobt werden (z.B. Anbringen von Karten, eigene Positionierung vor der Wand etc.)

geeignet für Arbeit mit kleinen Gruppen (max. 20

TN) zur Präsentation vorbereiteter Darstellungen zur begleiteten Entwicklung von Inhalten Inhalte bleiben sichtbar

„das“ Medium in der Moderation

6.2 Das Handout

Das Handout ist Teil einer Themenpräsentation. Dieses Papier hilft den Zuhören ihrem

Thema zu folgen und sollte den strukturellen Rahmen ihrer Präsentation wiedergeben.

Hier gilt, überlegen Sie im Vorfeld für wen Sie das Handout zusammenstellen. Auch das

Handout unterliegt bestimmten formalen Anforderungen, die Sie an der folgenden

Vorlage nachvollziehen können:

In die Kopfzeile kommen alle Angaben zu Ihrem Studiengang, in den Kopf des Handouts

dann alle formalen Angaben. Überschrift Ihres Handouts ist das Thema des Referats.

Anschließend verschaffen Sie Ihrer LeserIn einen Überblick, indem Sie die einzelnen

Gliederungspunkte oder Leitfragen des Referats auslisten. Fassen Sie nun jeden

Gliederungspunkt kurz und prägnant zusammen. Ein Handout soll Ihren ZuhörerInnen

das Mitschreiben – und vor allem das Mitdenken – nicht abnehmen, sondern die

Ergebnisse Ihres Referates sichern. Am Ende Ihres Handouts gehört eine Literaturliste –

wie Sie die erstellen erfahren Sie hier.

Page 78: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Seminar: hier kommt der Seminartitel hin, DozentIn ReferentInnen: hier kommt der Name des oder der ReferentInnen hin Datum: hier kommt das Datum hin Thema des Referats Gliederung/ Leitfragen des Referats Gliederungspunkt 1 Gliederungspunkt 2 Gliederungspunkt 3 Gliederungspunkt 1 (bei mehreren ReferentInnen kommt hier der Name hin) - Das Wichtigste in Stichpunkten - Hier müssen alle zentralen Begriffe hin - Auch ein aussagkräftiges, zusammenfassenden Bild, ein Schema, eine Grafik ist sinnvoll Gliederungspunkt 2 (bei mehreren ReferentInnen kommt hier der Name hin) - Hier kommt alles Wichtige in Stichpunkte hin - Hier auch - Achten Sie auf die Lesbarkeit, nicht zu viel Text aufs Blatt packen Gliederungspunkt 3 (bei mehreren ReferentInnen kommt hier der Name hin) - Hier kommt das gleiche hin wie oben - Wenn Sie das Handout geschrieben haben, alles Unwichtige streichen Wenn Sie das Handout geschrieben haben, lassen Sie zwei Personen drüberfliegen: Eine Person, die inhaltlich fit ist, und eine andere Person, die den Inhalt nicht versteht, aber gut in Rechtschreibung ist. Vergessen Sie nicht die Literaturangaben!

Wenn Sie das Referat verschriftlichen müssen, gehört neben dem Text auf jeden Fall ein

Deckblatt, ein Inhalts- und Literaturverzeichnis dazu. Sie können sich hier an den

Ausführungen zu schriftlichen Arbeiten orientieren.

In den meisten Fällen schließt sich an das Referat noch eine Fragerunde oder eine

(moderierte) Diskussion an.

6.3 Diskussion und Moderation

Nachdem sie den Zuhörern für Ihre Aufmerksamkeit gedankt und Ihren Vortag mit

einem kurzen Resümee und abschließenden Worten beendet haben, können sodann

offene Fragen geklärt werden, die während des Vortrages entstanden sind. Zugleich

wird so in der Regel das referierte Thema im Plenum vertieft. Sie haben die Möglichkeit

eine Diskussionsrunde anzuregen und zu leiten. Zum anderen kann Ihnen die Technik

des Moderierens im Anschluss an das Referat bei der Gestaltung des fachlichen

Austausches hilfreich sein.

Page 79: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Diskussionen leben davon, dass die Beteiligten Ihre verschiedenen Standpunkte auf ein

Thema einbringen, Ihre Beiträge so formulieren, das sie Gesagtes kritisch widerlegen

oder hinterfragen, die eigenen Behauptungen mit Argumenten untermauern und

Schlussfolgerungen ziehen. Die Art und Weise wie man seinen Wortbeitrag in die Runde

bringt, ist ausschlaggebend.

Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass in einer Diskussion ein Redebeitrag gehalten

wurde, während Sie selbst noch dabei waren den gleichen Gedankengang in Ihrem Kopf

zu formulieren. Manchmal fällt es auch schon schwer, den richtigen Einstieg zu finden

oder Sie haben das Gefühl, dass Sie einfach nicht eindeutig herüberbringen können, was

Sie sagen möchten. Diese Beispielsituationen zeigen, dass Diskussionsbeiträge immer

durch einen inhaltlich strukturierten und argumentativen Aufbau gekennzeichnet und

von der Art der Formulierung, sowie der eigenen Rolle in einer Diskussion abhängig

sind. Meist übernimmt die Diskussionsleitung ihre DozentIn, damit Sie sich im

Diskutieren üben können. Darüber hinaus sind für die Leitung von Diskussionen

zusätzlich Kenntnisse nötig. Eine ausführliche und gute Einführung in dieses Thema,

finden sie bei Franck (2006). Darüber hinaus gilt: üben, üben, üben. Denken Sie daran,

dass Sie auch in der Praxis immer Ihre eigene Position vertreten und begründen müssen

sowohl vor Ihren KollegInnen als auch nach Außen.

Eine Technik, mit der Sie sehr effektiv eine Gesprächsrunde im Anschluss an einen

Vortrag leiten können, ist die Moderation. Diese ist auf die Beteiligung aller

TeilnehmerInnen ausgerichtet. Darüber hinaus können Sie diese Technik auch für

andere Anlässe nutzen, beispielsweise um Themen zu präzisieren und zu bearbeiten

oder Strukturen und Zusammenhänge deutlich zu machen. Immer dann, wenn Sie auf

Lösungen hinarbeiten möchten oder zu einer Meinungsfindung kommen wollen, eignet

sich die Methode.

Das charakteristische ist, dass die Wortbeiträge auch optisch festgehalten werden. Die

LeiterIn sammelt Wortbeiträge auf Moderationskärtchen. Diese werden dann geclustert,

also gebündelt. Die Schwerpunkte der Diskussion entstehen so aus dem Arbeitsprozess

der Gruppe. Die nachfolgenden didaktischen Ausführungen geben ihnen einen ersten

Überblick über die Durchführung dieser Technik:

Page 80: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

(Braun o.A., S.38ff.)

6.4 Das Feedback

Sie haben ihre Präsentation geschafft – fast. Der wohl für jede StudentIn spannendste

Moment ist das Feedback der andere Studierenden und der DozentIn über Ihren

Vortrag. Auch wenn es Sie Überwindung und Geduld kostet, sich der begründeten

Meinung anderer zu stellen, holen Sie sich, fordern Sie Feedback oder anders gesagt,

konstruktive Kritik ein. Üben Sie in ihren Seminaren „Feedbackkultur“.

Page 81: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Die folgenden „Regeln“ dienen als Richtschnur für das Geben und Nehmen eines

Feedbacks:

Feedback-Geber

1. Feedback auf eine konkrete, beobachtete Einzelheit beziehen (keine Pauschalisierung)

2. Bemühen um präzise Beschreibung (nicht bewertend/interpretierend)

3. Beschreibung der eigenen Wahrnehmungen (subjektiv). Treffen Sie „Ich-Aussagen“, damit relativieren sie.

4. Offen, ehrlich, authentisch 5. Keine moralischen oder persönlichen Bewertungen, keine einseitigen Deutungen 6. Bezugnahme auf aktuelles Verhalten – möglichst nur unmittelbar und zeitnah auf ein

Verhalten

7. Feedback sollte konstruktiv sein. Geben sie es nur, wenn es hilfreich sein kann und gewollt ist.

8. Feedback beinhaltet positive und negative Rückmeldungen, wobei die negative Rückmeldung zwischen die positiven Elemente gebettet wird (Sandwichtheorie).

Feedback-Nehmer

Aufmerksames Zuhören

Gesprächspartner ausreden lassen

Bei Unverständnis, Unklarheiten klären

In keine Rechtfertigung oder Kommentierung verfallen

Reflexion, was von dem vorgetragenen Feedback, Relevanz für das eigene Handeln haben soll

Für da Feedback bedanken

Diese Regeln machen deutlich: Feedback hat nichts damit zu tun, am Ende einer

Präsentation der/m FeedbacknehmerIn einfach etwas Aufmunterndes und Nettes

zusagen, weil sie sich nicht sicher sind, ob ihr Gegenüber ihre Kritik verträgt. Es kommt

darauf an, wie sie ihr Feedback geben und das muss immer wieder geübt werden. Ein

gut platziertes und formuliertes Feedback hilft, sich weiterzuentwickeln, aus

Flüchtigkeitsfehlern oder Anfangsschwierigkeiten zu lernen. Sein eigenes Vorgehen

durch die Brille der Anderen zu betrachten, eröffnet die Chance, seine eigenen Stärken

und Schwächen objektiv einschätzen zu lernen.

Page 82: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

7 Weitere Formen schriftlicher Ausarbeitungen

Im Folgenden stellen wir Ihnen mehrere Formen schriftlicher Ausarbeitungen vor, die

Sie im Laufe Ihres Studiums entweder als Prüfungsleistung oder als Teil eines Seminares

kennen lernen werden.

7.1 Textanalyse

Die Aufgabe einen Text zu analysieren, kann Ihnen zum einen als Prüfungsaufgabe

begegnen. Zum anderen kann Ihnen eine Textanalyse hilfreich sein, wenn ein sehr

umfangreiches oder anspruchsvolles Schriftstück Grundlage für ein Referat oder eine

Hausarbeit ist. Nehmen wir an, Sie sollen den Text „Allgemeines über die Innere Mission“

von Johann Wichern aus dem Jahr 1849 analysieren.

Bei einer Prüfungsleistung werden Sie in der Regel von Ihrer DozentIn ein Hinweisblatt

für die Erstellung einer Textanalyse bekommen. Es hilft, sich an den einzelnen

Bearbeitungspunkten zu orientieren. Achten Sie aber darauf, dass Sie einen eigenen

fortlaufenden Text schreiben. Sie sind AutorIn und das Ziel einer Textanalyse ist, dass Sie

der LeserIn verdeutlichen, dass Sie einen Text kritisch lesen, hinterfragen und in den

Gesamtzusammenhang des wissenschaftlichen Kontextes stellen können.

Einführend ist es von Vorteil den Entstehungsrahmen des Textes – vor allem bei

historischen Texten – zu umreißen. Fragen sie sich beispielsweise was Schreibanlass für

das Schriftstück ist, aus welcher Position heraus die AutorIn diesen Text verfasst hat,

welche Funktion der Text hat, in welchem sprachlichen Stil er geschrieben ist oder an

wen er gerichtet ist. Nehmen Sie exemplarisch den bereits angeführten Text von

Wichern. Interessant für das Verständnis seiner Schrift ist hier, dass Wichern das soziale

Elend Mitte des 19. Jahrhunderts als Folge fehlender Sittlichkeit und christlicher Werte

sah und mit der Gründung der Inneren Mission – dem Vorläufer der Diakonie – eine

christlich geprägte Antwort auf die soziale Fragen dieser Zeit gab. Unter Umständen

können noch weitere Aspekte helfen, den Text zu verstehen. Sollte sich allerdings in

Ihrer Textanalyse ein kompletter Lebenslauf von Wichern finden, haben Sie sich

eindeutig zu intensiv mit dem Entstehungsrahmen auseinandergesetzt.

Um die inhaltlichen Punkte, die aufgeführten Thesen oder den strukturellen Aufbau und

die Argumentationslinie des Textes herauszuarbeiten, können Sie sich bereits mehrerer

Page 83: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

vorgestellter Methoden (Textstrukturanalyse, Exzerpieren etc.) in diesem Skript

bedienen.

Abschließend wenden Sie sich der Aufgabe zu, die Aussagen des Schriftstücks kritisch zu

hinterfragen. Ihre eigene, begründete Stellungnahme steht hier im Vordergrund.

Stimmen Sie den Aussagen zu oder nicht? Warum? Sind ihnen während ihrer Analyse

Schwachstellen in der Argumentationslinie aufgefallen? Warum sind die Forderungen

der AutorIn nicht haltbar? Welche Bedeutung hat(te) der Text für die Soziale Arbeit? Dies

sind Beispielfragen, die Ihren helfen können Ihre eigene Position darzustellen.

Angewandt auf den Text von Wichern könnten Sie zu folgender Schlussfolgerung

kommen: Wichern hat mit diesen Ausführungen die theologische Begründung für die

Notwendigkeit kirchlich, sozialen Handelns in dieser Zeit gelegt. Seine theologischen

Ansichten stellen auch heute noch den Grundstein für die Arbeit der Diakonie dar und

bestimmen das Leitbild dieses Wohlfahrtverbandes.

7.2 Das Essay

Ein Essay ist ein argumentativer Kurztext. Sie nehmen zu einer ausgewählten Frage oder

einem Thema Stellung. Ihr Ziel ist es, dem Leser Ihren eigenen fachlichen Standpunkt zu

verdeutlichen, indem Sie sich argumentativ und kritisch mit einem Thema

auseinandersetzen, Ihre eigene These dazu entwickeln sowie ihre Ansichten begründen.

„Das Denken vor den Augen der LeserIn“ bringt diese Anforderung an Sie auf den Punkt.

Der Anfang ist gemacht, indem Sie eine aussagekräftige Überschrift finden. Leiten Sie Ihr

Thema für die LeserIn ein. Bei der inhaltlichen Gestaltung Ihres Textes kommt es dann

darauf an, dass Sie Ihr Thema klar fokussieren, Ihre Ausführungen einen

nachvollziehbaren Bezug zu Ihrem Thema aufweisen und die von Ihnen aufgeführten

Argumente logisch dargestellt werden. Die formale Struktur Ihres Textes kann Ihre

Gedankenführung unterstützen und inhaltliche Sinnabschnitte verdeutlichen.

„Generation Porno?!“ ist ein Beispiel, an dem Sie exemplarisch fünf Hauptschritte für das

Schreiben eines Essays nachvollziehen können:

Page 84: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

(Tillmann 2009)

Mit einem Essay zeigen Sie, dass Sie einen eigenen fachlichen Standpunkt beziehen,

diesen begründen und reflektieren können. Im Hinblick auf Ihre eigene

wissenschaftliche Haltung, lernen Sie darüber hinaus wissenschaftliche Positionen zu

einem Thema kritisch zu betrachten, hinterfragen und zu beurteilen. Ein Essay zu

schreiben, bereitet Sie deshalb auf Ihre Abschlussarbeit vor (Frank et al. 2007).

Page 85: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

7.3 Das Portfolio

Zwei Studierende hören den gleichen Vortrag. Anschließend bittet ein Kommilitone

beide um eine Zusammenfassung: Der Student wird zwei verschiedene

Zusammenfassungen bekommen. Denn: Der Vortragsstoff wird nicht eins zu eins in den

Kopf übernommen. Die Zuhörenden wählen aus, was Sie für besonders relevant halten

und versuchen den neuen Lernstoff an vorhandenem Wissen anzuknüpfen. Anders

ausgedrückt: Lerner bilden die Wirklichkeit nicht einfach ab, sondern schaffen sich selbst

neues Wissen. Das ist Grundlage der konstruktivistischen Didaktik (Reich 2006). Die

konstruktivistische Didaktik verschiebt den Blick von einer Leistungsbeurteilung, die am

Ende einer Veranstaltung vorwiegend schriftlich Wissen in einer Momentaufnahme

abfragt, hin zur Beurteilung von Lernprozessen. Das Portfolio ist dafür eine typische

Methode.

„Ein Portfolio ist … eine Auswahl an Arbeiten verschiedener Form, die

zusammengestellt, kommentiert und reflektiert wird, wobei insbesondere die

Fortschritte in der Arbeit eines Lerners dokumentiert werden“ (Reich 2010, S.12).

Ähnlich wie in einer Mappe, die Sie für ein künstlerisches Studium anfertigen müssen,

enthalt auch das Portfolio verschiedene Werkstücke. Wenn Sie ein Portfolio erstellen,

sammeln Sie zunächst verschiedene Werkstücke, wählen dann nach bestimmten

Kriterien einige Werkstücke aus und präsentieren diese in einer Mappe. Solch ein

Werkstück kann beispielsweise eine Rezension, ein Essay oder ein Exzerpt, aber auch

andere Formen wie Fotos, Stadtteilkarten oder Interviews sind möglich. Das Portfolio

dient einerseits dazu, dass Ihre Lehrenden einen Eindruck von Ihrem Lernfortschritt

bekommen. Deshalb sollten Sie Ihr Portfolio sinnvoll ordnen und ein Deckblatt und ein

Inhaltsverzeichnis erstellen. Andererseits soll es Sie selbst bei Ihren Lernprozessen

unterstützen, indem es Lernerfolge sichtbar macht und Sie ermutigt, in Ihrem Lernen

immer noch ein Stück weiter zu kommen. Deshalb gehört die Reflexion des Portfolios

und ggf. auch der einzelnen Werkstücke zum Portfolio dazu. In einer solchen Reflexion

können Sie zum Beispiel die Auswahl Ihrer Werkstücke begründen, die Effektivität der

einzelnen Werkstücke, Erkenntnisgewinne und offene Aspekte analysieren.

Das Portfolio ist in der deutschen Bildungslandschaft noch relativ neu, deshalb gibt es

noch keine vorgegebenen Regeln. Das ist auch gut so, schließlich stehen Ihre

individuellen Lernprozesse im Vordergrund.

Page 86: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

7.4 Das Protokoll

Ein Protokoll hält für Abwesende und Anwesende die Inhalte eines Seminars neutral und

möglichst wahrheitsgemäß fest. Protokolle sollten Ihnen also das Arbeiten erleichtern

und Ihnen die Möglichkeit geben, auch Seminar- und Arbeitsinhalte nach längerer Zeit

oder nach Abwesenheit nachvollziehen zu können. Es gibt verschiedene Protokolltypen.

Für Ihr Studium sind vor allem das Verlaufsprotokoll und das Ergebnisprotokoll relevant.

Auch in der Praxis Sozialer Arbeit werden Sie Protokolle anfertigen, beispielsweise um

Teamsitzungen oder Mitgliederversammlungen festzuhalten. Protokolle dienen in dann

als verbindliche Arbeitsgrundlage.

Protokollart Festgehalten werden soll: Gebrauch Verlaufsprotokoll

Protokollkopf Tagesordnungspunkte Wiedergabe aller

Redebeiträge mit Namen der Redner

Der Verlauf der Besprechung Ergebnisse und Beschlüsse

Seminarsitzungen Besprechungen

Ergebnisprotokoll Protokollkopf Tagesordnungspunkte Beschlüsse

Ergebnisse, Beschlüsse Anweisungen und Aufgaben

Konferenzen

(Auszug aus: Wilmes 2008)

Folgende Prinzipien helfen bei der Erstellung eines Protokolls (Stieve 2009):

1. Das Protokoll soll einen Überblick geben – so lang wie nötig, so kurz wie möglich

2. Klare Gliederung, ggf. entsprechend der Tagesordnung

3. Kopfzeile mit Angabe des Themas, Datums, Uhrzeit, Raum der Sitzung, Name des

Sitzungsleiters, Teilnehmer und entschuldigte Teilnehmer

4. Vollständige Behandlung aller besprochenen Punkte

5. Dokumentation der Ergebnisse (Übereinkünfte, Abstimmungsergebnisse,

Aufgaben und Zuständigkeiten, Vertagungen etc.)

6. Ggf. bei wichtigen Aussagen ist das gesprochene Wort wiederzugeben.

7. Im Seminar- Verlaufsprotokoll sollen diskussionsrelevante Aussagen festgehalten

werden.

8. Name des Protokollanten angeben

9. Alle Unterlagen der Sitzung (so genannte Tischvorlagen), ggf. auch Folien

werden als Anlage beigefügt.

Page 87: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

8 Schluss

Erinnern Sie sich noch an den Beginn dieses Skriptes? Dort haben wir Ihnen dargelegt,

was Wissenschaft ausmacht: Kritik, Transparenz und Objektivität. Um diesen Ansprüchen

gerecht zu werden, hat Wissenschaft eigene Arbeitsweisen, die Techniken

Wissenschaftlichen Arbeitens entwickelt. Wir haben erläutert, wie Sie eine

wissenschaftliche Fragestellung erarbeiten. Um eine solche Frage zu beantworten,

brauchen Sie bestimmte Grundkompetenzen: das Schreiben, Lesen und Recherchieren.

Wir haben Ihnen dann verschiedenen Formen der Darstellung wissenschaftlicher

Erkenntnisse vorgestellt, die schriftliche Hausarbeit, die mündliche Präsentation und

weiter Formen. In allen Kapiteln haben wir den Bogen zur Praxis geschlagen und

gezeigt, dass Techniken wissenschaftlichen Arbeitens nicht nur grundlegend für ein

Studium sind, sondern für die Soziale Arbeit allgemein. Auch in der Praxis Sozialer Arbeit

müssen Sie nach außen z.B. PolitikerInnen oder AuftraggeberInnen und nach innen z.B.

ihren Träger oder die direkten Kolleginnen argumentativ von Ihrer Sache überzeugen

können. Sie müssen sicher Protokolle schreiben können, um die Ergebnisse einer

Sitzung fest zu halten. Arbeitsplätze im Feld der Sozialen Arbeit sind zunehmend zeitlich

befristete Projektstellen. Das Schreiben von Projektanträgen ist eine Vorraussetzung zur

Sicherung.

Dieses Skript sollte Ihnen beim wissenschaftlichen Arbeiten einen Orientierungsrahmen

geben. Mit Hilfe der Arbeitsunterlagen in den Seminaren „Techniken wissenschaftlichen

Arbeitens“ haben wir versucht, die vorhandene Literatur anwendungsbezogen für Ihr

Studium aufzuarbeiten. Ob uns das gelungen ist, wissen Sie am besten. Nehmen Sie uns

beim Wort und trauen Sie sich, dieses Skript zu kritisieren. Wir freuen uns auf Ihre

Rückmeldung.

Sie werden sich im Laufe des Studiums die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens

immer mehr zu Eigen machen und nur noch Gelegentlich in diesem Skript nachschlagen

müssen. Das Belegen von Quellen, der kritische Umgang mit Texten wird so

selbstverständlich werden, wie der Umgang mit Schere und Papier. Schließlich sind

Techniken auch nur Techniken: Sie sind kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, spannende

Themen zu erarbeiten und zu präsentieren.

Page 88: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Literaturverzeichnis

Boeglin, Martha (2007): Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv

studieren: UTB.

Braun, Stefan (o.A.): Hochschuldidaktischer Methoden-Reader. Tübingen.

Fachhochschulbibliothek Köln (2010): Digibib. Fachhochschulbibliothek Köln. Online verfügbar unter http://www.bibl.fh-koeln.de/weitere_angebote/digibib.htm.

Feuerhelm, Wolfgang (Hg.) (2007): Taschenlexikon der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 5., völlig neu bearb. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.

Franck, Norbert (2004): Handbuch wissenschaftliches Arbeiten. Originalausg. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag (Fischer Information & Wissen, 15186).

Frank, Andrea; Haacke, Stefanie; Lahm, Swantje (2007): Schlüsselkompetenzen: Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart: Metzler.

Friedrichs, Jürgen (1984): Methoden empirischer Sozialforschung. 12. Aufl. Opladen: Westdeutscher Verlag (WV-Studium, Band 28).

Funk, Hermann; Koenig, Michael (1991): Grammatik lehren und lernen. Berlin: Langenscheidt (Fernstudienprojekt zur Fort- und Weiterbildung im Bereich Germanistik und Deutsch als Fremdsprache. Teilbereich Deutsch als Fremdsprache, Fernstudieneinheit 1).

Goethe, Johann Wolfgang ¬von¬ (1986): Faust. Der Tragödie erster Teil. Stuttgart: Reclam (Universal-Bibliothek1).

Hering, Sabine; Münchmeier, Richard (2007): eine Einführung. 4. Aufl. Weinheim [u.a.]: Juventa-Verl. (Grundlagentexte Sozialpädagogik, Sozialarbeit).

Kast, Bernd (1999): Fertigkeit Schreiben. München: Langenscheidt (Fernstudienangebot : DaF/Germanistik, 12).

Knabe, Judith (2008): Techniken wissenschaftlichen Arbeitens - Formalien zur Manuskriptgestaltung von Haus- und Seminararbeit sowie Master- und Bachelorthesis. Köln.

Knabe, Judith (2009): Phasen des Forschungsprozesses. Seminarmaterial zu den Werkstattseminaren. Fachhochschule Köln.

Kreft, Dieter; Mielenz, Ingrid (Hg.) (1996): Wörterbuch soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 4. Aufl. Weinheim: Beltz (Edition sozial).

Kropp, Waldemar; Huber, Alfred (2006): Studienarbeiten interaktiv. Erfolgreich wissenschaftlich denken, schreiben, präsentieren. Berlin: Schmidt Erich.

Kuhlmann, Carola (2008): Geschichte der Sozialen Arbeit 1. Studienbuch. 2 Bände. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verl.

Langmaack, Barbara; Braune-Krickau, Michael (2000): Wie die Gruppe laufen lernt. Anregungen zum Planen und Leiten von Gruppen;ein praktisches Lehrbuch. 7., vollst. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz PVU.

Page 89: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Leitner, Sigrid (2009): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

May, Michael (2005): Wie in der sozialen Arbeit etwas zum Problem wird. Versuch einer pädagogisch gehaltvollen Theorie sozialer Probleme. Münster: Lit (Sozialpädagogik, Sozialarbeit im Sozialstaat, Bd. 14).

Mayring, Philipp (1996): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 3., überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Psychologie-Verlags-Union.

Mergener, Ulrich; Wilmes, Bernhard: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Köln.

Metzig, Werner; Schuster, Martin (2009): Lernen zu lernen. Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen: Springer Berlin.

Ohnemüller, Bernd (2009): Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Köln.

Otten, Matthias (2009): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Otto, Hans U.; Thiersch, Hans (Hg.) (2001): Handbuch der Sozialarbeit /Sozialpädagogik: Luchterhand, Hermann, Verlag GmbH.

Plöger, Wilfried (2003): Grundkurs Wissenschaftstheorie für Pädagogen. Paderborn: Fink (UTB, 8264).

Pohlmann, Horst (2009): Bewertungsbogen Hausarbeit. Unveröffentlichtes Manuskript

Pohlmann, Horst (2009): Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Reich, Kersten: Portfolio (2010): Universität zu Köln. Online verfügbar unter http://methodenpool.uni-koeln.de/download/portfolio.pdf, zuletzt geprüft am 26.8.2010.

Reich, Kersten (2006): Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool. 3., völlig neu bearb. Aufl. Weinheim: Beltz (Beltz Pädagogik).

Rückriem, Georg; Stary, Joachim; Franck, Norbert (1992;1972): Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Eine praktische Anleitung. 7., aktualis. Aufl. Paderborn: Schöningh (Uni-Taschenbücher, 724).

Schaffer, Hanne (2002): Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit. Eine Einführung. Freiburg i. Br: Lambertus.

Scheithauer, Lydia; Werner, Melanie (2009): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Scheithauer, Lydia; Werner, Melanie (2010): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen zu den Werkstattseminaren. Unveröffentlichtes Manuskript, 2010, Köln.

Schilling, Johannes (Hg.) (2005): Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession. 2., überarb. Aufl. München: Reinhardt (UTB Sozialpädagogik, Soziale Arbeit, 8304).

Schneider, Armin (2009): Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verl. (Wochenschau Studium).

Page 90: Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens Skript · 1 WAS IST WISSENSCHAFT? ... eine Menge Fragen. Wie beantworten Sie nun all diese Fragen? ... die Sie bei der Erfassung und Ordnung

Schneider, Wolf (2001): Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. 11. Aufl., überarb. Taschenbuchausg. München: Mosaik bei Goldmann (Goldmann, 16175).

Schröer, Wolfgang (1999): Sozialpädagogik und die soziale Frage. Der Mensch im Zeitalter des Kapitalismus um 1900. Weinheim: Juventa (Dresdner Studien zur Erziehungswissenschaft und Sozialforschung).

Seifert, Josef W. (2004): Visualisieren - Präsentieren - Moderieren. Sonderausg. für Jokers, der 21., erw. Aufl. Offenbach: GABAL-Verl.

Sesink, Werner (2007): Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Internet, Textverarbeitung, Präsentation. 7., aktual. Aufl. München: Oldenbourg Verlag.

Sonnenberg, Kirstin (2009): Propädeutik. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Empirische Sozialforschung. Veranstaltung vom 2009. Köln.

Spoun, Sascha; Domnik, Dominik Battiste (2004): Erfolgreich studieren. Ein Handbuch für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. München: Pearson Studium.

Stieve, Claus (2009): Das Protokoll. Arbeitsmaterialien zum Seminar Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Unveröffentlichtes Manuskript.

Stieve, Claus (2009): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Thole, Werner (Hg.) (2010): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.

Tillmann, Angela (2009): Essay schreiben - Argumentieren lernen! Unveröffentlichtes Manuskript Köln.

Urselmann, Michael (2009): Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Veil, Katja (2009): Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2009/2010. Fachhochschule Köln.

Vogt, Stefanie (2009): Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens. Seminarunterlagen im Wintersemester 2008/2009. Fachhochschule Köln.

Werner, Melanie (2003): Ich kündige als Mutter. Soziale Lebenslagen allein erziehender Sozialhilfeempfängerinnen in Trier-West. Lage: Jacobs (Gesundheit - Pflege - soziale Arbeit, Band 19).

Wichern, Johann Hinrich (2008): Allgemeines über die Innere Mission. In: Kuhlmann, Karola (Hg.): Geschichte Sozialer Arbeit 2. Textbuch. Schwalbach/Ts.: Wochenschau, Bd. 2, S. 42.56.

Wilmes, Bernhard: Vom Thema zur Fragestellung. Zwei Beispiele für eine Gliederung. "Diversity - Nur ein Begriff oder auch ein neuer Ansatz?". Fachhochschule Köln.