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Teercarcinom bei vitalgespeicherten M~iusen. Bemerkungen zur Arbeit yon Dr. Julio Sanchez-Lucas I. Von ft. 0. E. Lignac und G. A. Kreuzwendedich yon dem Borne. (Eingegangen am 22. Mgirz 1929.) Sanchez-Lucas ffihrt in seiner obengenannten Arbeit unsere Ver- suehe fiber Verimpfung eines Mgusesarkoms auf ungespeicherte und auf mit Trypanblau gespeicherte Mguse an (Krkh.forschg 5, It. 2 und 6, I-I. 4). An erster Stelle mSchten wir bemerken, dal~ Sanehez-Lucas nnsere Arbeiten se]bst nicht gelesen zu haben seheint, sonst hgtte er auf S. 375 nieht geschrieben: ,,Sie (d. h. also Lignac und v. d. Borne) impften Mguseeareinom auf nichtgespeicherte und auf mit Trypanblau ge- speieherte Mguse"... usw. Wir haben ngmlich bis jetzt nirgendwo Versuche fiber verirnpftes M'ausecareinom ausfiihrlich verSffentlieht. AuSerdem finden wir im Literaturverzeiehnis auf S. 382 am Ende seiner Arbeit unsere Versuehe als in Z. Krebsforsehg 5, 113 (1923) ver6ffentlicht angegeben. Unsere Arbeiten sind gar nieht in genannter Zeitschrift ersehienen, und erst 1927 hat unsere erste Mittei]ung in der Krankheitsforschung stattgefunden. Aber aueh dann, wenn wir diese Ungenauigkeiten beiseite ]assen, mfissen wir uns besonders gegen die folgenden Aul3erungen des Ver- fassers strguben. Es heist, dab Munek unsere Angaben nieht bestgtigen konnte, er land vielmehr nach Vitalspeicherung mit Trypanblau bei Impfung mit Mgusecarcinomen und -sarkomen eine hemmende Wirkung auf die Um- fangszunahme der Gewgchse. Deutliehkeitsha]ber wollen wit nur diesen einzigen Befund aus unseren genannten Arbeiten herausgreifen: Bei Transplantation einer m6glichst gleich groBen Zahl yon Sarkomzellen (nieht zu grol~en Mengen) auf mit Trypanblau vitalgespeicherte und ungespeicherte Mguse ist nicht nur die Ausbeute im ersten Fa]l grSBer, sondern aueh das Sarkom wgchst viel schneller. In der zweiten Mitteilung (Krkh.forsehg 6, H. 4 [1928]) wfirde Sanehez-Lucas die Erkl~irung der voneinander abweichenden Ergebnisse 1 Z. Krebsforschg 28, 374 (1929).

Teercarcinom bei vitalgespeicherten Mäusen

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Teercarcinom bei vitalgespeicherten M~iusen.

Bemerkungen zur Arbeit yon Dr. Julio Sanchez-Lucas I.

Von ft. 0. E. Lignac und G. A. Kreuzwendedich yon dem Borne.

(Eingegangen am 22. Mgirz 1929.)

Sanchez-Lucas ffihrt in seiner obengenannten Arbeit unsere Ver- suehe fiber Verimpfung eines Mgusesarkoms auf ungespeicherte und auf mit Trypanblau gespeicherte Mguse an (Krkh.forschg 5, It. 2 und 6, I-I. 4).

An erster Stelle mSchten wir bemerken, dal~ Sanehez-Lucas nnsere Arbeiten se]bst nicht gelesen zu haben seheint, sonst hgtte er auf S. 375 nieht geschrieben: ,,Sie (d. h. also Lignac und v. d. Borne) impften Mguseeareinom auf nichtgespeicherte und auf mit Trypanblau ge- speieherte M g u s e " . . . usw.

Wir haben ngmlich bis jetzt nirgendwo Versuche fiber verirnpftes M'ausecareinom ausfiihrlich verSffentlieht. AuSerdem finden wir im Literaturverzeiehnis auf S. 382 am Ende seiner Arbeit unsere Versuehe als in Z. Krebsforsehg 5, 113 (1923) ver6ffentlicht angegeben. Unsere Arbeiten sind gar nieht in genannter Zeitschrift ersehienen, und erst 1927 hat unsere erste Mittei]ung in der Krankheitsforschung stattgefunden.

Aber aueh dann, wenn wir diese Ungenauigkeiten beiseite ]assen, mfissen wir uns besonders gegen die folgenden Aul3erungen des Ver- fassers strguben.

Es heist, dab Munek unsere Angaben nieht bestgtigen konnte, er land vielmehr nach Vitalspeicherung mit Trypanblau bei Impfung mit Mgusecarcinomen und -sarkomen eine hemmende Wirkung auf die Um- fangszunahme der Gewgchse. Deutliehkeitsha]ber wollen wit nur diesen einzigen Befund aus unseren genannten Arbeiten herausgreifen: Bei Transplantation einer m6glichst gleich groBen Zahl yon Sarkomzellen (nieht zu grol~en Mengen) auf mit Trypanblau vitalgespeicherte und ungespeicherte Mguse ist nicht nur die Ausbeute im ersten Fa]l grSBer, sondern aueh das Sarkom wgchst viel schneller.

In der zweiten Mitteilung (Krkh.forsehg 6, H. 4 [1928]) wfirde Sanehez-Lucas die Erkl~irung der voneinander abweichenden Ergebnisse

1 Z. Krebsforschg 28, 374 (1929).

G. O. E. Lignac und G. A. Kreuzwendedieh yon dem Borne: Teer6areinom. 169

unserer und Muncks Versuehe gefunden haben. Um nun auch in der Literatur weiteren Mil3versti~ndnissen vorzubeugen, scheint es uns angebracht, auf die Verschiedenheiten unserer und der Munclcschen Versuchserfolge zurtickzukommen.

Die Arbeit yon Willy Munclc (,;~ber den Einflul] yon Vital-Trypan- blauspeicherung auf das Wachstum yon verimpftem Mgusecarcinom und -sarkom" in Z. Krebsforschg 26, H. 5, S. 377 [1928]) lehrt wiederum, wie vorsichtig man fiberhuupt bei der Vergleichung yon Versuchs- erfolgen sein mul3. Die Versuchsanordnung Muncks weicht bedeu~end yon der unsrigen ab. Der Verf. hebt dus selber hervor auf S. 378: �9 . . ,,dab gewisse Divergenzen zwisehen Lignac und Bornes und meiner Technik den voneinander abweichenden Resultuten zugrunde l i egen . . . "

Es sei bier noch einmal nuchdriieklich daruuf hingewiesen, dab wir zur Verimpfung auf trypanbluue Mguse immer schon hochgespeicherte Tiere benutzt haben. Nach unseren Erfahrungen wird eine vollstgndige Trypunblausloeicherung bei erwaol:senen Mgusen erreicht dureh eine wSchentliche subcutane Einspritzung eines halben Kubikzentimeters yon einer l proz. TryloanblaulSsung wghrend 6 Wochen.

Bei der Munckschen Versuchsunordnung ist das niemals geschehen, fast immer ist erst versehiedene Zeit nach der Verimpfung mit Ansl0eiehe- rung angefungen, und da, wo der Verf. behauptet, as sei mit der Speiehe- rung vor der Gewgehsverimpfung angefangen, hut die Einspritzung des: Trypanblaus einmal 6 Stunden vor der Cureinomimpfung, einmal 6 Tuge vor der Sarkomimpfung und dunaeh wSehentlieh einmal bis zum Tode der Tiere stattgefunden. Hieraus erhellt ganz deutlieh, dal3 die Munclcsche und unsere Versuchsanordnung bedeutend von- einander abweiehen und die Erfolge nicht miteinander zu vergleiehen sind. Wet sieh fiber weitere Fragen erkundigen will, der finder die Beantwortung in unserer zweiten Mitteilung (Krkh.forsehg 6, It. 4 [1928]).

Zusummenfassend mSehten wir darauf hindeuten, d~l~ es bei den verg!eiehenden Transplantationsversuehen yon Gewgehsen auf gespei- eherte und ungespeieherte Tiere auf den Zeitpunlct der Speicherung etw~ lgngere Zeit vor, wahrend oder nach der Verimpfung, auf das Mal~ der Speieherung und auf das Speicherungsmittel selbst mit a]lem, was durum und daran hgngt, ankomrat. Jeder, der sich hiermit beful3t, soll auf jene Tatsaehen Rfieksieht nehmen, damit Mil~verstgndnis verhiitet werde.

Zum Sehlul3 mSehten wir noeh kurz unsere Erfolge auch bei fort- gesetzter Verimpfung mitteilen:

Wir haben die Gewgchsverimpfungen bei mit Trypanblau gespei- eherten Mgusen verfolgt anl~l~lieh der sehSnen Erfolge, welche W. Leh- mann und H. Tammann dutch homoioplastisehe ttauttransp]antation

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bei weil~en, mit Trypanbl~u gespeicherten M~usen mit Einheilung der Cutislappen erreichten. Folgende Erfo]ge wurden bei fortgesetzter Ver- impfung yon Sarkomen und ~uch von Carcinomen der Maus erreicht. Durch die Speicherung wird die natiirliche Emp/dnglichkeit den verimp/ten Blastomzellen gegeni~ber bedeutend erh6ht. Uncrwartet war der Erfolg, dab das auf gespeicherten Tieren fippig wachsende Sarkom bei Zurfick- impfung auf ungespeicherte M~use gar nicht oder nur ira AusnahmefM1 sehr mangelhaft angeht. Anscheinend iibt das Trypanblau eine gi/tige Wirkung au/ die gewucherten Sarkomzellen aus, so dM~ ihre t~esistenz und Vermehrungs/dihigkeit normMen M~usen gegeniiber bedeutend ab- geschw~cht wird. Setzt man die Verimpfung fort, so gedeihen wieder al]m~hlich die Sarkomzellen der trypanblauen Tiere bei Zuriickimpfung auf ungespeicherte M~use. Diese Erscheinung kann dutch das An- passungsverm6gen der SarkomzeUen, welche ,,trypan/est" geworden sind, erkl~rt werden. Bei lunge iortgesetzter Verimpfung der auf trypan- blauen Tieren gewucherten Sarkome auf gespeicherte M~use kamen auch wieder cyclische Schwankungen der Wuchsenergie zum Vorschein. Es wechselten .giinstige und weniger giinstige Wachstumsphasen mit- ein~nder ab; sie sind wahrscheinlich unter ~nderem yon der Anzahl yon resistenten und vermehrungs/g~higen Sarkomzellen abh~ngig.

Es hut sich such ergeben, dal~ die Trypanblauspeicherung nach der Verimpfung des Gew~chses das Wachstum hSchstens beeintrhchtigt und verzSgert.