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Journal of Fluorine Chemistry, 11 (1978) 337-363 0 Elsevier Sequoia S.A.,Lausanne - Printedinthe Netherlands
Received: September 1,1977
331
TRIFLUORMETHYLSULFENYL- BZW. TRIFLUORMETHYLSULFONYL-
SUBSTITUIERTE PENICILLIN-DERIVATE UND VERWANDTE VERBINDUNGEN
Alois HAAS und Detlef KORTMANN
Lehrstuhl fiir Anorganische Chemie II der
Ruhr-UniversitBt
D-4630 Bochum, Postfach 102148
Rita HOFFMANN und Wolfgang VOMEL
Abteilung fUr Medizinische Mikrobiologie
der Firma Boehringer Mannheim GmbH,
Sandhofer Strasse 116, D-6800 Mannheim
ZUSAMMENFASSUNti
Gezielte Umsetzungen von a-Aminocarbonsauren mit CFs-SC1 und
RF-NC0 (Rf = CFJS, CF3-S02) lassen sich fiber deren silylierte
Derivate durchfilhren. So reagiert NH2-CHPh-COO-Si(CHx)3 mit
CF3-SC1 bzw. Rf-NC0 zu den entsprechenden Derivaten, die mit
EtOH in CFx-S-NH-CHPh-COOH bzw. Rf-NH-CO-NH-CHPh-COOH um-
gewandelt werden kbnnen. Aminoalkohole reagieren mit CF,-SC1
bevorzugt an der Aminofunktion. Erst bei hdheren Temperaturen
wird such das Proton der OH-Gruppe substituiert. Umsetzungen
von CFa-SC1 und RF-NC0 mit Pivampicillin bzw. silyliertem
Ampicillin ftlhren zu entsprechenden Substitutionen oder
Additionen an der Amino-Gruppe. Durch Ethanolyse der
silylierten Ampicillin-Derivate wird die Abspaltung der
(CH3) ,Si-Gruppe vorgenommen.
'H-NMR-, "F-NMR-, IR- und Massenspektren der neuhergestellten
Verbindungen werden angegeben. Wber ihre biologische Wirk-
samkeit wird berichtet.
338
SUMMARY
Directed substitutions of a-aminocarboxylic acids with
CFjSCl and Rf-NC0 (Rf = CF3S, CF3-SO21 can be achieved via
their silylsubstituted derivatives. Reactions with CFJ-SC1 or
Rf-NC0 and NH,-CHPh-COO-Si(CH3)3 give the corresponding compounds,
which react with alcohol to CF3-S-NH-CHPh-COOH or Rf-~~-cO-
NH-CHPh-COOH. Aminoalcohols prefer to react with CF3-SC1 at
the amino function, the proton of the hydroxyl group is substitute
only at elevated temperatures. Reaction of CF3-SC1 and RF-NC0
with pivampicillin or trimethylsilyl-ampicillin leads to
corresponding substitution or addition products. With EtOH the
(CH3)3Si-group can be cleaved and the substituted ampicillins
are obtained.
lH-NMR-, I'F-NMR-, IR- and massspectra of the newly prepared
compounds are presented. Their biological activities are
reported.
EINLEITUNG
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, CFJ-S< bzw. CF3-SO
substituierte Derivate eines Penicillins zu synthetisieren
und deren biologische Wirksamkeit zu testen. Es war inter-
essant zu prilfen, ob die CF3-S- bzw. CF3-SOz-Reste, die
in natfirlichen Produkten nicht vorkommen, befahigt sind,
die antibakteriellen Eigenschaften eines Penicillins zu
steigern oder seine Spezifitdt zu beeinflussen. Als Ausgangs-
verbindung wurde das relativ ssurestabile Breitband-Antibio-
ticum Ampicillin [I - 261 gewahlt, weil hier tibersichtliche
Reaktionsablaufe zu erwarten waren.
Da nicht bekannt war, wie CF3-SCl, CF3-SNCO und CF3-S02-NC0
sich gegentiber Stoffen mit mehreren funktionellen Gruppen
[z. B. -NHz, -OH, -COOH] verhalten, sollte zundchst geprtift
werden, wie sie mit Aminocarbonsauren bzw. Aminoalkoholen
reagieren.
339
Umsetzungen von CFs-SC1 bzw. Rf-NC0 (Rf = CFo3, CFo-S02)
mit NH*-CHR'-COOR' (R' = H, Ph; R* = H, Et, Si(CH3)3)
Bei Versuchen, a-Phenylglycin mit CF3-SC1 umzusetzen,
entstanden neben Zersetzungsprodukten das Hydrochlorid
der Amino&lure und CF3-S-S-CF3; vermutlich war ein insta-
biles Sulfenyl-carboxylat (CF3-S-0-COR) [27, 281 an ihrer
Entstehung beteiligt.
Reaktionen mit RF-NC0 lieferten (NHC0)3 [29] bzw.
CF3-S02-NH2 und COz [30].
Blockiert man die Carboxyl-Gruppe durch Veresterung, so
erh8l.t man das CF3S-Derivat in guten Ausbeuten gemal3:
T :: p :: 2 HZN-CH-C-OEt + CF3-SC1 ___$ CF3-S-NH-CH-C-OEt
7 f: + HzN-CH-C-OEt . HCl
Eine Verseifung zurT_arbonsaure ohne ZerstWung der S-N-
Bindung war nicht me)glich. Erst die Silylierung der Carboxyl-
Gruppe brachte den gewfinschten Erfolg.
Das mit (CH3) 3SiCl silylierte [31] a-Phenylglycin lieferte
lediglich im Falle der CF3S-Substitution ein definiertes
Produkt in Form eines 2:1-Adduktes mit NEt3:
Yh 8 (CFa-S-NH-CH-C-OH)* . NEts (3 a)
Glatter reagiert dagegen das mit [(CH3) 3Si]2NH silylierte
[32] a-Phenylglycin* mit CFs-SC1 bzw. Rf-??CO, wobei die
Produkte mit Alkohol leicht in die entsprechenden Carbon-
&lure-Derivate umgewandelt werden, gem88:
*Sehe Fussnot auf r&chste Seite.
340
Ph 0
NH2-;H-E-O-Si(CH3)3 + CFz-SC1 A - HCl
Yh : + EtOH
CH3-S-NH-CH-C-O-Si(CHl)3 7
- (CH3) JSi-OEt
Yh CFx-S-NH-CH-COOH
Ph 0
NH2-&H-8-O-Si(CH3)3 + RF-NC0 >
0 Ph 0
Rf-NH-!!-NH-&H-!-O-Si(CHjjx + EtOH
- (CHS) ,Si-OEt '
(3)
Vor der Umsetzung ist die Silyl-Verbindung von allen
fltichtigen Bestandteilen zu befreien, da sonst folgende
Nebenreaktionen eintreten:
2 [(CHs) 3Sil2NH + CFs-SC1 (__> CF3-SN[Si(CH3)3]2
+ [(CH3) 2Si1 zNH . HCl (n*' 1.4174;dcF 52.25 ppm) D 3
[ (CH3) 3Si]~PIH + RF-NC0 % RF-NH-CO-NH2
(Rf = CF3.T [331, CF3-SO2 [34])
341
Umsetzungen von CF3-SC1 mit Aminoalkoholen
Diese Modellversuche sollten zeigen, welche Funktion be-
vorzugt reagiert und unter welchen Bedingungen Mehrfach-
substitutionen mdglich sind.
Die erste Substitution findet an der Amino-Gruppe statt,
gembBZ
7’ R3
2 NHz-C - &H-OH + >
A2
CF,-SC1
R' R'
CFJ-S-NH-:: - $H-OH + T' P'
AZ
NHz-C - CH-OH . HCl
A2
Erst bei hoheren Temperaturen wird das Proton der
Hydroxyl-Gruppe substituiert [35, 361, gem801
3’ CFo-S-NH-C - CH-OH + CF3-SC1
A2 >
- HCl
R' R'
CF3-S-NH-; - ;H-0-S-CF3
A2
* Diese Produkte wurden nur spektroskopisch nachge-
wiesen und nicht in reiner Form isoliert.
342
Umsetzungen von CF3-SC1 bzw. RF-NC0 (Rf = CF3S, CF3-SO21
mit Pivampicillin [37 - 421 bzw. silyliertem Ampicillin
Nach erfolgreichen Modellversuchen am a-Phenylglycin
sind die Methoden auf einen Ester bzw. die Trimethyl-
silyl-Verbindung des Ampicillins ilbertragen worden.
Die Substitution des Esters mit CF3-SC1 wird am besten
in Gegenwart aquimolarer Mengen NEt3 als HCl-Fkger vor-
genommen.
Die Umsetzung verlduft nach:
Pivampicillin -------
ph-f-co-N:n3f%a..,,,,, (CH ) 3 3
CF3
:ri%“l
Ampicillin -------
343
Das mit [(CH3) sSi]~NH silylierte Ampicillin [43] reagiert
analog, und die Produkte lassen sich mit Alkohol entsily-
lieren, gem%:
+ EtOH >
- (CHs) sSi-OEt -.
s1 (CH ) 3 3
Bei 20' iiber ldngere Zeit stabil ist lediglich (14).
EXPERIMENTELLER TEIL
IR-Spektren (Fltissigkeiten als Kapillarfilm, Feststoffe
als KBr-PreBlinge): Gitterspektrometer PE 125 bzw. 325.
'H-NMR-Spektren (wenn nicht anders vermerkt: an Reinsubstanzen
bei 20°C, innerer Standard TMS): PE R 12 A 60 bzw. Bruker
HFX-90.
344
lgF-NMR-Spektren (wenn nicht anders vermerkt: an Reinsub-
stanzen bei 20°C, innerer Standard CsFs, wenn nicht anders
angegeben [Werte auf CFCIJ umgerechnet]): Bruker HX-60/5.
Massenspektren (70 ev/lOO fiA): Varian CH-5 bsw. CH-7.
Die verwendeten Aminoalkohole NH2-CH2-CH*OH, NHz-C(CHa)z-CHZOH
sind bei der Firma Merck, NH2-CH2-CHPh-OH bei der Firma
Aldrich erhaltlich; sie sind ohne zusatzliche Reinigung
eingesetzt worden. Der Aminosaureester NH2-CH2-COOEt ist
bei der Firma Merck als Hydrochlorid erhaltlich, wahrend
NHZ-CHPh-COOEt als HCl-Addukt nach Kossel [44] aus dem
kommerziell erhaltlichen NHZ-CHPh-COOH (Merck] dargestellt
worden ist.
Beide Aminosaureester werden vor der CFjS-Substitution
aus den Hydrochloriden mit NEts in Freiheit gesetzt.
Pivampicillin und wasserfreies Ampicillin wurden freund-
licherweise von der Firma Boehringer Mannheim GmbH zur
VerfUgung gestellt.
Die Silylierungs-Reagentien (CHx)3SiC1 und [(CH3)3Si]2NH
wurden von der Bayer AG gestellt.
Das ftir die Darstellung von (7 a) verwendete silylierte
a-Phenylglycin ist nach Kricheldorf und Fehrle [31] aus
a-Phenylglycin und (CHa) sSiCl als Hydrochlorid dargestellt
und mit NEt3 in Freiheit gesetzt worden.
Die Silyl-Verbindungen des a-Phenylglycins und des
Ampicillins sind nach Glombitza [43] durch Umsetzung mit
[(CH3)3Si] *NH synthetisiert und etwa einen Tag am Hoch-
vakuum getrocknet worden. CF~-SC~ [45 - 471 wurde nach
Tullock und Coffman [46] synthetisiert. Die Isocyanate
CF3-S-NC0 [48 - 491 und CF3-SO*-NC0 [50 - 551 wurden nach
Emel&s und Haas [49] bzw. Haas und Behrend 1511 darge-
stellt.
345
CF3S-Substitution an Aminoalkoholen und Aminosaureestern
In einem 500 ml Dreihalskolben, ausgestattet mit Intensiv-
knhler (-30°C), KPG-Rfihrer und Gaseinleitungsrohr, werden
Aminoalkohole bzw. Aminosdureester gel(lst in organischen
LBsungsmitteln mit CF3-SC1 bei -25 bis 2O“C (1 - 5 h) umge-
setzt. Nach erfolgter Reaktion wird vom unlbslichen Hydro-
chlorid bei 2O'C abfiltriert, das Filtrat fiber NazSOl ge-
trocknet, eingeengt und mit einer Spatelspitze CaHz ver-
setzt. AnschlieBend wird zur vollst8ndigen Trocknung 1 - 7
Tage gerllhrt. Das noch verbleibende LBsungsmittel wird dann
abdestilliert und der Rackstand mehrmals aus einem 70°C
heiBen Olbad destilliert oder sublimiert.
In nachfolgenden Tabellen werden Einwaagen, Ausbeuten,
Reaktionsbedingungen, Analysen (Tab. I), NMR-Daten
(Tab. III), IR- und Massenspektren (Tab. IV) angegeben.
CF,S-Substitution an silylierten Aminosauren,
Rf-NCo-Addition an Pivampicillin una silylierte
Aminosauren (Rf = CF3S, CF3-SOz)
An einer Stock'schen Vakuum-Apparatur wird eine heftig
gerithrte L&sung des Esters bzw. der silylierten Verbindung
in organischem Lbsungsmittel mit gasfBrmigem CF3SCl
(CF,-S-NCO, CF3-SOz-NCO) bei -50 bis -15OC (l/2 - 4 h)
umgesetzt.
Nach Erwarmen auf -40 bis 20°C werden alle fltlchtigen
Bestandteile entfernt. Die Trimethylsilyl-Gruppierung
wird mit EtOH abgespalten. Die erhaltenen Feststoffe
werden im Hochvakuum getrocknet.
Einwaagen, Ausbeuten, Reaktionsbedingungen sowie Angaben
hinsichtlich der speziellen Aufarbeitung werden in Tab. II:
angegeben.
NMR-Daten (Tab. III), IR- und Massenspektren (Tab. IV).
346
Tab.
II
Prod
ukte
, Aus
gang
sver
bind
unge
n,
Reak
tion
sbed
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ngen
Nr.
Prod
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verb
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ngen
Reag
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H
Fuanoten zu Tab. II
a’
Der
Ester
uird
mit der 2,5-fachen molaren Mange NEt, freigesetzt und nach Entfernung des NEt, .
HCI in
Loesung eingesetzt.
b) Die Aufarbeitung erfolgt unter Eiskuehlung; das Produkt ist nur bei ca. -20°C einige Zeit unzersetrt haltbar.
c) (3) rann aus dam Rohprodukt durch schonende Vakuum-Sublimation erhalten warden.
d) Nach Fi
ltrat
ion
des NEt, . HCl wird das Produktgemisch als ro
etlic
hes
081
isol
iert
, in
Aether aufgenommen und mit schwach alkalischem Nasser
extrahiert. Die Wasserphase uird schuach angesaeuert und nit Aether extrahiert. Nach zueifacher wechselseitiger Extraktion wird aus der Aetherphase
nach Trocknung ueber Na,SO, ein farbloses Produkt erhalten.
e) (4,) ist sehr gut, (4z
praktisch nicht in
C
H,C
l, lo
eslic
h.
f’
Das
Roh
prod
ukt
uird
durch Umkristallisat:on aus Aether gereinigt.
g' Oer Feststoff uird in Aether aufgenommen,
h) Nach Extraktion mit ca. 0.5 N HCl und Trocknung ueber Na,SO, uird das aus Aether erhaltene Rohprodukt durch Umkristallisation aus EtOH/H,O gereinigt.
i) Nach schuach alkalischer Extraktion und Trocknung ueber Na,SO, wird das aus Aether erhaltene Rohprodukt durch Chromatographie auf Kieselgel-Platten
(CH,OH : CH,-COOEt : OEt, / 10 : 50 :
$0) g
erei
nigt
und aus benzolischer Loesung mit Pentan geflllt.
k) Zersetzungspunkt
1
Vermutlich: Monohydrat
ml Vermutlich: Trihydrat
Tab,
III
NMR-
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353
354
355
Antibakterielle Wirksamkeit der VerbindungenlO, 11, 14 und 15
Die Verbindungen 14 und 15 als N-acylierte Derivate des
Ampicillins wurden in Form ihrer Kaliumsalze auf anti-
bakterielle Wirksamkeit in vitro und vivo geprilft.
Bei den Verbindungen 10 und 11 handelt es sich urn
Pivaloyloxymethylester N-acylierter Ampicillin-Derivate,
also urn Analoge des Pivampicillins. Da Pivampicillin
selbst antibakteriell weitgehend unwirksam ist und erst
im Mikroorganismus nach oraler Gabe in die antibakteriell
aktive Form - Ampicillin - UberfUhrt wird (56), wurden
die Verbindungen 10 und 11 als "Einschleus-Ester" der
betreffenden N-acylierten Ampicilline betrachtet und nur
auf antibakterielle Wirksamkeit in vivo nach oraler Gabe
geprtlft.
Material und Methodik
1. PrUfung auf antibakterielle Wirksamkeit in vitro
Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK)
Die Versuche wurden nach dem ReihenverdUnnungs-
verfahren in flassigem Ndhrmedium durchgefuhrt (57).
Im Unterschied zu der unter (57) beschriebenen Methode
wurden die Substanzen nicht in Aqua destillata, sondern
in SC)rensen PhosphatpufferlBsung, pH 6.5, gel&t. Bei
Verbindung 15 war zur Herstellung der StammlBsung ein
geringer Zusatz von Dimethylformamid (8.3 8) erforder-
lich. Als Ndhrmedium wurde Standard-I-Nahrbouillon der
Firma Merck verwendet, die auf pH 6.5 eingestellt
worden war. Auch in Bezug auf die KeimeinsaatgrBDe
wurde anders als unter (57) erwahnt, verfahren. Die
Bakterienmenge fUr die Beimpfung der VerdUnnungs-
reihen wurde der Wachstumsaktivitat des jeweiligen
Teststammes angepa8t. Die 20 Stunden bei 37'C be-
brUteten-Impfkulturen wurden bei grampositiven Keim-
arten im Verhaltnis von 1:102 bis 1:105, bei gram-
negativen Keimarten meistens im Verhaltnis von 1:105
bis l:lO', nur ausnahmsweise im Verhgltnis von 1:102
356
bis 1110' verdilnnt. Von diesen Verdtinnungen wurde
jeweils 1 Tropfen zur Beimpfung eines RBhrchens, das
2 ml SubstanzverdUnnung enthielt, verwendet.
Als Vergleichssubstanzen dienten Penicillin-G-
Natrium, Ampicillin-Natrium und Carbenicillin-
Dinatrium.
2. Prtifung auf antibakterielle Wirksamkeit in vivo
Prfifung auf chemotherapeutische Wirkung an der
intraperitoneal infizierten Maus
Es handelt sich urn Versuche mit intraperitonealer
Infektion und einmaliger simultaner oraler und sub-
kutaner Gabe des Chemotherapeuticurns. Die Versuche
wurden wie unter (57) beschrieben, durchgeftihrt, nur
wurden hier die Chemotherapeutica Uberwiegend oral
verabreicht. Die Substanzen wurden hierflir so in
0.5 proz. Tyloseschleim (Tylose KN 2000) suspendiert,
da8 die Dosis pro Tier in 0.5 ml der Suspension ent-
halten war. Die orale Verabreichung erfolgte mit
Schlundsonde (Injektionsnadel, gebogen, V 2 A-Stahl,
stumpf, 1.30 x 22 mm, Hersteller: Firma Acufirm,
Ernst Kratz, Frankfurt/Main).
Subkutan wurden die Substanzen (Verbindung 14 in
0.5 proz. Tyloseschleim (s. 0.) suspendiert, Ampi-
cillin in Aqua destillata sterilisata gel&t, durch
EinmalkanUlen Nr. 17 (0.55 x 22 mm, Hersteller: Firma
Braun, Melsungen) appliziert. Auch hierbei erhielt
jedes Tier die zugedachte Dosis in 0.5 ml der Ldsung
bzw. Suspension.
Im Unterschied zu (57) wurden die Therapieversuche
mit den Verbindungen 10, 11, 14 und 15 nur in ein-
zelnen Dosierungen orientierend durchgefuhrt, so da13
die Berechnung einer CDs,, (kurative Dosis bei 50 8
der Tiere) nicht mBglich war.
357
Als Vergleichssubstanzen dienten Ampicillin-Natrium
und Pivampicillin-Base. Als Infektionskeim wurde
Escherichia coli (108) in gleicher Weise wie unter
(57) beschrieben verwendet.
Ergebnisse
1. Antibakterielle Wirksamkeit in vitro
Wie aus Tab . 1 hervorgeht, besitzen die Verbindungen
14 und 15 gegentiber grampositiven Keimarten, von denen
allerdings nur wenige Stamme getestet wurden, durchaus
eine antibakterielle Wirksamkeit, die jedoch bei
Penicillin-G-sensiblen Staphylokokken und bei Strep-
tococcus pyogenes der Aktivitat von Penicillin-G
deutlich unterlegen ist.
Bei Durchsicht der Tab. 2 f3llt auf, da8 Verbindung
14 eine nennenswerte antibakterielle Aktivitat gegen
gramnegative Keimarten aufweist. Gegen Escherichia
coli ist die Wirksamkeit von Verbindung 14 der von
Ampicillin vergleichbar; in Bezug auf die antibak-
terielle Wirkung gegen Pseudomonas aeruginosa und
Proteus vulgaris liegt Verbindung 14 in der GrbBen-
ordnung von Carbenicillin. Bei den Ubrigen gramnega-
tiven Keimarten zeigte Verbindung 14 eine geringere
Wirksamkeit als die Standardsubstanzen. Verbindung
15, die gegen eine geringere Stammzahl getestet wurde,
zeigte regelmaBig eine wenn such im Vergleich zu
Ampicillin bzw. Carbenicillin schwachere antibakterielle
Wirkung gegen gramnegative Keime.
2. Antibakterielle Wirksamkeit in vivo
Die Verbindungen 10, 11, 14 una 15 wurden orientierend
im Therapieversuch an der mit Escherichia coli infi-
zierten Maus geprUft. Die Wirksamkeit dieser Verbin-
dungen wurde an dem Prozentsatz der 4 Tage nach der
Infektion Uberlebenden Tiere gemessen.
358
IO und 11
Nach oraler Gabe von 80 mg/kg der Verbindung 10 aber-
lebten keine Tiere, nach der gleichen oralen Dosis
der Verbindung II 30 B der Tiere. Nach oraler Gabe
von 80 mg/kg Pivampicillin fiberlebten dagegen alle,
nach 40 mg/kg 60 8 der Mbuse.
Die Verbindungen IO und 11 zeigten in dieser Versuchs-
anordnung eine wesentlich geringere Wirksamkeit als
Pivampicillin.
14 und 15
Nach oraler Gabe von 360 mg/kg der Verbindung 14
iiberlebten keine, nach subkutaner Gabe von 240 mg/kg
20 % der Tiere. Nach oraler Gabe von 320 mg/kg der
Verbindung 15 tlberlebten 20 % der Mduse. Die Ver-
bindungen 14 und 15 zeigten somit eine wesentlich
niedrigere antibakterielle Wirksamkeit in vivo als
Ampicillin, dessen CD50 bei oraler Gabe ca. 60 mg/kg
und bei subkutaner Gabe < 30 mg/kg betrug.
Die im Vergleich zu Ampicillin verminderte antibak-
terielle Wirksamkeit in vivo entspricht bei 15 der-
jenigen in vitro, bei 14 ist die Wirksamkeit in vivo
noch deutlich geringer,als aufgrund der in-vitro-
Ergebnisse erwartet werden konnte.
Interessant ist der Vergleich von 14 mit 11, dem
Pivaloyloxymethylester von 14, im Therapieversuch
mit oraler Gabe. Hier hat die Veresterung offen-
sichtlich zu einer besseren enteralen Resorption
der in vitro wirksamen Verbindung 14 geftihrt.
359
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Tabelle
2
Minimale
Ikmmltonzentrationen
(NHK) van 14 und 15 bei gramnegativen
(Amp.)
bzw. Carbenicillin
(Carb.)
Keimarten
im Vergleich
zu Ampicillin
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Carb
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