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Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 58, S. 163--197 (1952). Aus der I. Medizinischen Klinik der Universit/it Miinchen (Direktor: Prof. Dr. K. BINGOLD). Tumordiagnosfik mit radioaktiven Isotopen. Berieht tiber 300 mit p32 untersuehte Patienten. Von Priv.-Doz. Dr. H. Cl~A~rER und Dr. H. W. PABST. Mit 16 Textabbildungen. (Eingegangen am 19. Dezember 1951.) Dem Gedanken, Gesehwfilste mit Hilfe yon radioaktivem Phosphor zu differenzieren, liegen die Kenntnisse vom Stoffwechsel neoplastiseher Gewebe zugrunde. Eine Stoffwechselbesonderheit maligner Tumoren ist die vermehrte Bildung von Nueleins~uren. Nucloins/~uren sind Bau- steine der Nucleoproteide, die als besondere Komplexverbindungen einen grol3en Antei! des KSrpereiweil]es ausmachen. Unsere Kenntnisse fiber den Aufbau der Nucleoproteide sind noch lfickenhaft, da fiber die Ein- ftigung des Proteinantei]s ein genauer Einbliek fehlt. Wahrseheinlieh ist aber die Phosphors/~ure die Vermittlerin der Verbindung yon Eiweil~- anteilen mit der prosthetischen Gruppe, der Nueleins/iure. Diese ergibt bei der vollst/s Hydrolyse 4 versehiedene Bausteine, n/imlich Pyrimidin- und Purinbasen, Kohlenhydrate und Phosphors~uren. Bei dem Zuekeranteil handelt es sieh um die Pentosen Ribose und Desoxy- ribose, bei den erw~hnten Basen um die Pyrimidinbasen Cytosin, Uracyl und Thymin und um die Purinbasen Adenin und Guanin. Die Nuelein- s~uren sind die wichtigsten ehemisehen Bestandteile der Zellkerne, sie sind in den Chromosomen enthalten und demgemgg an den Teilungs- und Vermehrungsvorg~ngen der Zelle beteiligt. Ihr reiehliehes Vor- handensein in Geweben mi~ gesteigerter Zellteilung ist daher verst~nd- lieh. Von CASFE~SSON U. a. wurde gefunden, dag Tumorzellen eine grSBere Menge yon Nucleins/iuren enthalten als die normalen Zellen der entsprechenden Gewebe. Sie reif]en den zugefiihrten Phosphor an sich und verwenden ihn zum Aufbau von Nucleinsiiuren. Dazu wurde noch eine direkte Korre]ation zwisehen den versehiedenen Phasen der Mitose und dem cellul/~ren Gehalt an Nueleins~uren, der w/~hrend der Pr/~phase ansteigt und w/~hrend der Telophase der Mitose absinkt, festgestellt. In Ubereinstimmung mit SCHNETZ und CASPERSSON U. a. weisen rapid waehsende normale Tier- und Pflanzenzellen ebenso eine hShere Konzentration an Nueleins/~uren auf als die homologen reifen Zellen. Diese Tatsaehen wurden von CHAIKOFF auf Grund von Spuren- studien mit radioaktivem Phosphor best/~tigt. Dem gesteigerten Z. Krebsforschung. Bd. 58. 12

Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

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Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 58, S. 163--197 (1952).

Aus der I. Medizinischen Klinik der Universit/it Miinchen (Direktor: Prof. Dr. K. BINGOLD).

Tumordiagnosfik mit radioaktiven Isotopen. Berieht tiber 300 mit p32 untersuehte Patienten.

Von Priv.-Doz. Dr. H. Cl~A~rER und Dr. H. W. PABST.

Mit 16 Textabbildungen.

(Eingegangen am 19. Dezember 1951.)

Dem Gedanken, Gesehwfilste mit Hilfe yon radioaktivem Phosphor zu differenzieren, liegen die Kenntnisse vom Stoffwechsel neoplastiseher Gewebe zugrunde. Eine Stoffwechselbesonderheit maligner Tumoren ist die vermehrte Bildung von Nueleins~uren. Nucloins/~uren sind Bau- steine der Nucleoproteide, die als besondere Komplexverbindungen einen grol3en Antei! des KSrpereiweil]es ausmachen. Unsere Kenntnisse fiber den Aufbau der Nucleoproteide sind noch lfickenhaft, da fiber die Ein- ftigung des Proteinantei]s ein genauer Einbliek fehlt. Wahrseheinlieh ist aber die Phosphors/~ure die Vermittlerin der Verbindung yon Eiweil~- anteilen mit der prosthetischen Gruppe, der Nueleins/iure. Diese ergibt bei der vollst/s Hydrolyse 4 versehiedene Bausteine, n/imlich Pyrimidin- und Purinbasen, Kohlenhydrate und Phosphors~uren. Bei dem Zuekeranteil handelt es sieh um die Pentosen Ribose und Desoxy- ribose, bei den erw~hnten Basen um die Pyrimidinbasen Cytosin, Uracyl und Thymin und um die Purinbasen Adenin und Guanin. Die Nuelein- s~uren sind die wichtigsten ehemisehen Bestandteile der Zellkerne, sie sind in den Chromosomen enthalten und demgemgg an den Teilungs- und Vermehrungsvorg~ngen der Zelle beteiligt. Ihr reiehliehes Vor- handensein in Geweben mi~ gesteigerter Zellteilung ist daher verst~nd- lieh. Von CASFE~SSON U. a. wurde gefunden, dag Tumorzellen eine grSBere Menge yon Nucleins/iuren enthalten als die normalen Zellen der entsprechenden Gewebe. Sie reif]en den zugefiihrten Phosphor an sich und verwenden ihn zum Aufbau von Nucleinsiiuren. Dazu wurde noch eine direkte Korre]ation zwisehen den versehiedenen Phasen der Mitose und dem cellul/~ren Gehalt an Nueleins~uren, der w/~hrend d e r Pr/~phase ansteigt und w/~hrend der Telophase der Mitose absinkt, festgestellt. In Ubereinstimmung mit SCHNETZ und CASPERSSON U. a. weisen rapid waehsende normale Tier- und Pflanzenzellen ebenso eine hShere Konzentrat ion an Nueleins/~uren auf als die homologen reifen Zellen. Diese Tatsaehen wurden von CHAIKOFF auf Grund von Spuren- studien mit radioaktivem Phosphor best/~tigt. Dem gesteigerten

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Phosphorstoffwechsel entsprechend besitzt tierisches und mensehliches Careinom- und Sarkomgewebe einen vermehrten Gehalt an spezifischen Fermenten, den Phosphatasen. Die Phosphatasewirkung ist naeh Be- funden yon EDEL~ACHE~ and KUTSCHERA in Muskel, Blur und Serum yon Tumortrggern erhSht, ebenso liegt der Phosphatasegehalt der Niere beim Tumortrgger bedentend h6her, sinkt aber mit zunehmendem Alter des Tumors ab. Naeh WALDSCH?aIDT nimmt aueh die Phosphatase- aktivitgt des Tumorgewebes bei dessen Alterung und Nekrotisierung stiindig ab. Auf die Bedeutung der Phosphatasen bei malignen Ge- sehwiilsten ist in einer anderen-Arbeit in dieser Zeitsehrift ausfiihrlieh eingegangen worden.

Die Forschungsergebnisse yon LAWrEnCE U. a. zeigen, dag die Ps2-Retention bei leukgmisehen Zellen yon Mgusen gr6Ber ist als bei Zellen normaler Tiere. Dies beweist den vermehrten Phosphorgehalt in sehnell waehsenden Geweben mit gesteigertem Stoffweehsel. LAw- I~E~CE beobaehtete, dag die Phosphofaufnahme sowohl yore Kern als aueh yore Cytoplasma, wie auch seine relative Konzentration im Kern im Vergleieh zum Plasma bei malignen Zellen gr6ger ist als bei normalen. Interessant ist, dab diese Kernkonzentration yon Phosphor nieht nur flit neoplastlsehes Gewebe eharakteristiseh ist, sondern aueh bei rapid sieh vermehrenden normalen Zellen auftritt . Es i s t also bewiesen, daS in Gegenwart yon gehguften Mitosen dw Aufnahme und der Umsatz von Phosphor auf Grund der vermehrten Synthese yon Nueleins~uren und wahrseheinlieh noeh anderer phosphorhaltiger Zusammensetzungen gesteigert ist.

Naeh MA~SHAK besteht in normalem Gewebe (z. B. Lebergewebe) eine stgndige StrSmung yon. P ~ zwisehen Cytoplasma und N u e l eo - protein und umgekehrt, so dag das Verh~ltnis der Aktivits yon Cyto- plasma und Kern im Zeitraum von 1 Std bis zu 5 Tagen naeh PS~-Appli- kation konstant bleibt. In mitosereiehem Gewebe (z. B. Lymphom, Sarkom, Leberregenerationsgewebe usw.), dagegen steigt die Nueleo- proteinaktivit~t viel starker an als die des Cytoplasmas. Hier str6mt also standlg radioaktiver Phosphor in den Kern, w~hrend gleiehzeitig

wen ig oder kein Radiophosphor aus dem Kern austritt. Unter Anwendung einer einfaehen Methode der Kernisolierung ver-

glieh MA~S~AK die Pa2-Ansammlung in Mi~useleber und in M~use- lymphom und in normaler und regenerativer I~attenleber mit den Kern- aktiviti~ten der gleichen Gewebe. Die Anfangsaufnahme yon ps2 durch normale Leber nnd normMe Leberkerne war gr6Ber als die durch lympho- matSses Gewebe, aber kleiner als die durch Tumorgewebe. W~hrend das Verh~ltnis der Pa~-Konzentration in Leberkernen und Gesamtleber- gewebe fiber einen Zeitraum yon 1 Std bis zu 5~Tagen nach PS2-Appli- kation konstant blieb, kam es in lymphomatSsem und sarkomatSsem

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Gewebe sowie in Leberregenerationsgewebe zu einem st/~ndigen Ans~ieg dieses Verh~ltnisses.

In der Eiweigfraktion der Kerne normaler Leberzellen waren 60--70 % des Gesamtkern-P32-Gehaltes enthalten, der Rest verteilte sieh auf die s~urel6sliehen Phosphorverbindungen und die Lipoidphosphorfraktion. Diese Verteilung bl[eb fiber eine Beobaehtungszeit vort 1 Std bis zu 7 Tagen naeh der P82-Applikation nahezu konstant.

In lymphomatSsem Gewebe enthielt das Kern-Eiweig 95% des Kern-P 3~. BRtr~s und Mitarbeiter fanden, da6 zwisehen 3 und 8 Tagen naeh PS2-Aloplikation die spezifisehe Aktivitgt des Kern-EiweiBes und der Kern-Desoxyribonueleinsgure etwas h6her lag als die der aus dem gesamten Gewebe extrahierten Desoxyribonueleins/iure. Die Ribo- nueleinsgure zeigte in normalem Lebergewebe eine viel hShere Aktivit/it als die Desoxyribonueleinsgure, wghrend in regenerativem Lebergewebe beide Werte nahezu gleieh waren.

Ma~sg~x zeigte, dag geringe I~Sntgendosen (200 r) zu einem Anstieg der Pa2-Konzentratiort in deri Kernen von Mguselymphomen fiihren, obwohl die PS~-Aufnahme des Gesamtgewebes dabei unvergndert bleibt. Es kann sieh bei dem beobaehteten Effekt also nieht um Permeabilitgts- steigerungen handeln. Der Anstieg der P82-Konzentration in den Lymphomkernen variiert mit der applizierten Dosis. An normalem Lebergewebe konnte diese Beobaehtung lfioht gemaeht werden, so dab es sieh um ein mit mitotisehen Vorggngen gekoppeltes Phgnomen han- deln dfirfte:

v. E~L~R und HEreSY untersuehten die I~Sntgenstrahlenwirkung auf Jensen-Sarkome bei Ratten. Bei Desert you 77 150r konnten sie keino wesentliehe Wirkung auf die P3~-Konzentration in der Gesamt- nueleinsgurefraktion des Tumors finden. Dagegen zeigte sieh naeh Dosen yon 450--7000 r die Nueleinsgureaktivitgt in Prozenten des anorgani- sehen Phosphats yon Leber und Plasma stark reduziert. Aueh diese Befunde k6nnen nieht a!s Wirkung gesteigerter Zellpermeabilitgt auf- gefagt werden, da eine gleiehzeitige Reduktion der Verhgltnisse yon Nueleinsgure-P a2 zu anorganisehem Radiophosphor naehgewiesen wet- den konnte. Die Versuehe wurden zwar nur in der Absieht angestellt, die Wirkung yon R6ntgenstrahlen auf die Bildung yon Nueleinsguren in Sarkomzellen zu untersuehen, sie erbraehten aber wiehtige Ergebnisse hinsiehtlieh des Nueleinsgureumsatzes fiberhaupt. Es wurde dabei fest- gestellt, dag bei Verabreiehung einer Strahlendosis yon 1000r die Nueleinsgurebildung in Sarkomen etwa um die Hglfte abnimmt. T6tet man nun die Rat ten in gewissen Zeitabstgnden und extrahiert die Nueleinsguren und das freie Phoslohat aus dem Sarkom, so kann man aus der ?r der Stgrke der radioaktiven Strahlung an den beiden Ex- trakten ermitteln, wieviel Nueleinsgure seit der Phosphorapplikation

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neugebildet wurde. Die Messung der Aktiviti~t liefort den gesamten Nucleinsi~ureumsatz wghrend der Versuehsdauer, ulid z w a r : I. den Zuwachs an Nueleinsiure, der dem Gewebszuwaehs entsprieht, 2. die Menge an Nueleinsi~uremolekiilen, die als Ersatz fiir alte, abgebaute Molekiile sich gebi!det haben.

Das Verfahren fiihrte zu dem wich~igen Resultat, dag von zwei neu- gebildeten Nueleins~uremolekiilen ein Molekiil den Ersatz ftir ver- brauehte, also nieht mehr vorhandene Molekiile darstellt, wihrend das zweite Molekiil zur VergrSBerulig des Gehaltes beitr igt . AuBerdem zeigto sieh, dag in IIekrotisehen Partien der Nueleilisiureumsatz wosent- lich geringer ist als in gesunden Geweben.

Die Bedeutung der Nueleilisiuren fiir das Zellwachstum wird auch in Arbeiten yon MIl~SXu und Mitarbeitern dargelegt. Von den beiden Typen yon Nucleinsiuren, der Ribo- und der Desoxyribonucleinsi~ure, ist die Desoxyribonueleinsiure nur im Zellkern vorhanden, wihrend sieh die t~ibonueleinsi~ure in allen Zellfraktionen findet (naeh FELIX zu 10 % in den Kernen, zu 25% in den Mitochondrien, zu 40% in den Mikrosomen ulid zu 25% in dem 15slichen Teil des Zellplasmas). Nach den Unter- suchungen yon MII~SKY ist die Menge yon Desoxyribonueleins~iure je Zelle bei einer Tierart konstant. Bei einer Teilung der Zelle mug diese Menge zuniichst verdoppelt werden. Da die Desoxyribonucleinsiure in den Chromosomen vorhaliden ist, stimmt diese Annahme mit der mor- phologisch feststellbaren Bildung dor doppelten Chromosomenzahl iiber- ein. Die Bildung einer doppelteli Mange an Desoxydbonueleinsi~uren miissen wlr daher als einen wichtigen Schritt vor Beginn der Zellteilung und damit des Zellwachstums alisehen.

Die t~orsehungsergebnisso auf dem Gebiete der Bioehemie tier Zell- teilung und Zellvermehrung zusammenfassend, kann gesagt werden, dag in all den Geweben eine vermehrte Anreieherung voli Phosphor fest- gestellt wird, die dureh vermehrte Waehstumstelidenz ausgezeichnet sind. Was Tumoren betrifft, so geht die Phosphoranreieherung in diesen mit der BSsartigkeit parallel.

i3ber die Verwendulig von Radiophosphor zur Lokalisation yon Hirn- tumoren bei Operationen beriehten SELVm~STONE, SWEET und I~OBIXSON. In vorausgegangenen Untersuehungen konnte ermittel t werden, dag die gad ioakt iv i t i t yon Hirntumorgewebe nach Applikation yell I~adio- phosphor etwa 6--110mal grSger war als die Akt iv i t i t der benaehbarten weigen Substanz. Die Konzentration im Tumorgewebe war bei zell- reiehen Gesehwiilsten am grSBten. Das Maximum der Speicherung wurde am 2.--3. Tag naeh der Injektion erreieht, Ilierbei ist zu be- merkeli, dab bei unseren Tumoruntersuchungen das Maximum fast in jedem Fall bereits am 1. Tag erreieht wird. Der Untersehied ents teht dadureh, dab die Blut-Liquorsehranke fiir den t3bertritt der Pa2-Ionen

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ein Hindernis darstellt. Es ist bekannt, dab der Liquor phosphor~rmer ist als das Blur. In Tierversuchen konnten wir finden, dab die t )33- Aktivit~t des Hirnparenchyms langsam im Verlauf mehrerer Tage anstieg, w~hrend bei samtlichen fibrigen Geweben das Maximum am 1. Tage erreicht wird und dann ein fortlaufender Abfall der Strahlung erfolgt. Von den 33 Patienten, fiber die obengenannte Autoren be- richteten - - es handelt sich um Glioblastome, Astroblastome und Astrocytome - - hat te die Mehrzahl der Patienten Tumoren, die die Hirn- rinde nicht erreichten. In diesen Fallen wurde der Zahler wahrend der Operation als Sonde zur feineren Tumorlokalisation angewandt. Nur in wenigen Fallen gelang eine genaue Lokalisation nicht, so z .B. bei tiefliegenden metastatischen Tumoren und bei einer diffusen Gliomatose.

In einer weiteren Arbeit beriehten L o w - B ~ R und Mitarbeiter fiber die Speieherung yon Radiophosphor in Brusttumoren. An 25 Fallen, die vor der Operation standen, wurden Untersuchungen angestellt, ob die erhShte Konzentrat ion yon Radiophosphor im Tumorgewebe durch Messung an der Oberflaehe festzustellen war. Zusatzlich wurde der Frage naehgegangen, in welchem Umfange Drfisenmetastasen yon mali- gnen Brustgeschwiilsten durch gesteigerte Phosphorspeieherung nach- zuweisen waren. In 5 F~llen, deren Malignitat kliniseh erwiesen war, ergab die Messung mit dem Mfiller-Geiger-Zahlrohr Werte, die gegenfiber den entspreehenden Stellen der anderen Brust um mehr als 25%. erhSht waren. In den restliehen 20 Fallen konnte die Frage der Malignit~t kliniseh nieht geklart werden. Elf davon zeigten fiber dem Tumor wenigstens um 25% h5here Werte als fiber der entsprechenden Ver- gleichsstelle. Die histologische Untersuchung, die nach der Operation vorgenommen wurde, ergab in samtliehen Fallen malignes Waehstum. 9 Fglle wiesen geringere Werte als 25 % auf. 8 davon waren auf Grund der histologischen Untersuehung gutartige Tumoren, im 9. Fall handelt es sich um ein Gallert-Carcinom, das trotz BSsartigkeit wegen seiner Zellarmut keine Anreicherung yon l%adiophosphor zeigte. Postoperativ konnte man in den excidierten Geweben bei Vorliegen sines bSsartigen Tumors eine 5--10fach gr5Bere Aktivitgt nachweisen als in den fibrigen Geweben.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dab es sich bier doch zusammen mit den anderen klinisehen Untersuchungsmethoden um eine wichtige Bereicherung der diagnostischen MSglichkeiten handelt.

Es ist selbstverstandlich, dab bei unseren Arbeiten mit Radiophos- phor vor allem die Frage interessierte: welches ist normalerweise das Schicksal yon radioaktiven Substanzen, die dem KSrper enteral oder parenteral zugefiihrt werden ? In diesem Zusammenhang schien es uns wichtig, zunaehst einmal ihre Resorption, Verteilung, Speicherung nnd schliel31ich ihre Ausscheidung zu prfifen. Bevor wir Patienten ps~

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verabreichten, nahmen wir Reihenversuehe an normalen Kaninchen vor und schlieltlich an Tieren, denen Brown-Pearee-Tumoren implantiert waren.

Verst~indlicherweise werden die Gewebe und Zellen am meisten pa2 aufnehmen und speichern, die den grSBten Bedarf an Phosphor haben. Dieser hgngt yon 3 Faktoren ab:

1. Vom normalen Phosphorgehalt des Gewebes, 2. yon der Stoffwechselaktivit~ der einzelnen Zellen oder Gewebe, 3. yon der Permeabilit~t der Zellw~nde.

Das betreffende radioaktive Isotop verhglt sich im K6rper ent- spreehend den normalen chemischen Eigenschaften des Elements, yon dem es abgeleitet wird, da der KSrper nicht zwisehen aktivem und inaktivem Element unterscheiden kann. Es beteiligt sich daher ebenso wie das inaktive am intermedi~ren Stoffwechsel und gelangt sehlielllich dorthin, wo es vom Organismus gebraucht oder umgesetzt wird.

Erwartungsgem~ll finden wir naeh einer einmaligen intravenSsen Injektion die hSchsten Aktivitgten in Leber, Milz und Niere, wghrend der Muskel nu r eine sehr geringe Aktivitiit zelgt. Die geringsten Werte wurden im Hirnparenehym gefunden, trotz seines grotlen Reichtums an Phosphorverbindungen. Die Blut-Liquorschranke setzt dem Ubertr i t t der Phosphorionen offenbar einen grollen W'iderstand entgegen, dean nur so ist es auch erklgrlieh, dal~ mit der Zeit die Werte im Gehirn ansteigen, w~hrend bei allen iibrigen Geweben ein:sehneller Abfall zu verzeichnen war. Um einen Vergleich zwisehen normalen und carciuom- kranken Individuen zu bekommen, habe~x wir Re~enuntersuchungen fiber die Gewebsaffinit~t zu Radiophosphor bei normalen und an Brown- Pearce-Tumoren erkrankten Kaninchen vorgenommen. Zur Ziichtung der Tumoren stellte uns Prof. DOMAGK freundlicherweise einige Tumor- kaninchen zur Verffigung. Zur fJberimpfung verwandten wir folgende Methode: Ein erkranktes Tier, bei dem palpatoriseh mit Sicherheit Metastasen im Netz festgestellt wurden, wurde geschlachtet, mehrere nicht nekrotisierte 5Tetzmetastgsen steril entnommen, im MSrser zer- rieben und mit physiologischer KochsalzlSsung aufgeschwemmt. Von dieser Aufschwemmung wurden je 2 cm s in jeden Hoden des zu impfen- den Tieres injiziert. Es kam dann innerhalb yon etwa 10 Tagen zur Entwieklung eines Tumors mit starker Metastasierung in Netz, Leber,

.... zum Tell Milz, I~ierenkapsel und Lunge. Die erkrankten Tiere erhielten dann, ebenso wie gesunde Kontrolltiere, sine einmalige Injektion yon 250 #C ps~ in die Ohrvene und wtlrden zu verschiedenen Zeiben ge- schlaehtet. Die Organe wurden dann auf feuchtem Wege verascht und der PS~-Gehalt der verasehten Gewebsproben mit dem Zghlrohr bei 10 cm Abstand und 1 cm Schiehtdicke gemessen.

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Die Ergebnisse sind aus den nachfolgenden Kurven zn ersehen. Die Auswertung der Ergebnisse ist sehwierig - - es wird das jeder bestgtigen, der einmal mit Brown-Pearce-Tumoren gearbeitet ha t - - , da die Meta- stasierung sehr versehieden ist und natiirlieh aueh ein gleiehes Waehs- tumsstadium des Tumors bei versehiedenen Tieren sehwer zu erfassen ist. So linden sieh einmal viele Metastasen in der Leber, einmal wenig oder gar keine. Einmal ist der Tumor bzw. die Metastase gut ern/~hrt, einmal ist bei dem rapiden Waehstum bereits starke Nekrotisierung ein- getreten. DaB sieh derartige Untersehiede natfirlieh im Phosphorgehalt der einzelnen Gewebe auswirken, ist verst~indlieh. Derartige Beobaeh- tungen v. EUL~Rs und H~vssYs haben wir bereits welter oben erwghnt. Wir haben uns daher bemiiht, aus der Vielzahl der yon uns untersuehten Tiere diejenigen zum Vergleich herauszusuehen, die ein ann~hernd gleiehes Tumorwaehstum bzw. ann/~hernd gleiehe Metastasierung zeigten. Wir kSnnen uns bei Priifung unserer Ergebnisse der Meinung yon FO~SS- ~E~G und JACOBSSO~r nicht vSIIig anschliel3e~t die berichten, dab die waehsenden lVietastasen nieht mehr l~adiophosphor anh~ufen, als nor- male Leber, Milz nnd Niere. Wit beziehen diese ~Beobaehtung ebenso wie die Feststellung dieser Autoren, dab die Erh6hung der Phosphor- aktivit~it in den Metastasen gegeniiber der Aktivit~it der meisten iibrigen normalen Gewebe naeh ein paar Tagen versehwunden sein soll, auf das Nekrotisehwerden der Tumoren. Aueh FORSSB~RG land bei Unter- suehungen am Mensehen geringe Assimilation yon ps2 in Tumoren, die vollst~ndig nekrotiseh und sehleeht ern/~hrt waren. Bei Pr im~rtumor (Hoden~, Netzmetastasen und Lebermetastasen - - es ist hier nur yon solehen Metastasen die Rede, die die Leber durehsetzen, ohne in st~rkere Nekrose eingetreten zu sein - - fanden wir bei der Verasehung hShere Werte als in den entspreehenden normalen Organen, also aueh hShere Werte als in der normalen Leber, und die Differenz war noeh nach 14 bzw. 16 Tagen sehr hoeh. Nut die Milz zeigte verschiedentlieh hShere Werte als der Tumor. Die Tumorzellen weisen also zweifellos eine starke Anreieherung yon P ~ auf, so dal3 dieser Stoff geeignet erseheint, zum Naehweis neoplastisehen Gewebes herangezogen zu werden.

Der yon uns verwendete radioaktive Phosphor wird im ,,pile" i n Harwell (England) hergestellt. Er entsteht aus dem stabilen Phosphor vom Atomgewieht 31 dureh IlesehuB mit Neutronen und zerfSAlt unter Emission yon fl-Strahlen zu stabilem Sehwefel gem/~B der Gleiehung

psl~ o 15 $16 + nl--> P ~ --> s~. p~2 lag jeweils in Form einer wM3r~gen LSsung yon sekundgrem Natr iumphosphat , der inaktives Phosphat beigemiseht war , vor. Die I-Ialbwertzeit (HWZ) yon p~2 betr~igt 14,5 Tage. Diese Zeit er- wies sieh ffir Versuehe am lVIensehen als sehr giinstig, da bei ent- spreehender Dosierung Strahlenseh~digungen, Me sie bei Applikation

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170 H . CI~AMEI% u n d H . W . PABST:

radioaktiver Substanzen mit langer HWZ vorkommGn kSnnen, nioht zu befiirchten waren. WiG schon erw~ihnt, is~ PS~ Gin reiner fl-Strahler. Dio yon P~e ausgesandten /~-S~rahlen besitzen eine kontinuierlieh ver- teilte Energte yon 0--1,7 MeV. Als mittlGre Energie kann man 0,6 MeV annehmen. Die maximale Reichweite in Wasser und organisoher Sub- stanz betr/igt etwa 8 mm.

Dies bedeutet also, dab ein "naehzuweisender Tumor oberfl~iehlieh gelegen sein bzw. gut tastbar sein mug, wenn man ihn yon auBen mid dem Zghlrohr erfassen will. Das bedeutet z. B., dab Hirntumoren mit

O,2d q q AielzrmelaJase o, B5 li~_O 2 llodei~lamop IX C ~Oew \ 3 normaler itodeo gr. aew.

o,q~ o, q5

o,q~ o, qo

o,o~ ~ o,o~

0,01 ~ ~ O, Oq 7 Tage /8

Abb. I. R a d i o p h o s p h o r a k t i v i t i ~ t i m Gewebe v o n n o r m a l e n l l n d ~n B r o w n - P o ~ r o e - T ~ o r e n erkrank&en K a n i n o h e n n a o h

i n t r a v e n 6 s e r I n j e k t i o n y o n p3~

- 7 Zebeptomor - - ~ B i T o r ~ Lebee

~ L /Page N

Abb . 2. R a d i o p h o s p h o r a k t i v i t ~ t in nor - m a l e m u n d t u m o r 6 s e m L e b e r g e w e b e Yon K a n i n c h e n n a c h i n t r a v e n S s e r I n j e k t i o n

Yon P~.

p32 yon augen nicht nachgewiesen werden kSnnen. SELVERSTONE, SWS~T and ROBINSON gewannen ihre guten Ergebnisse mit ps~ bei Hirntumorenlokalisation natiirlich nur bei Operationen mit ErSffnung des Schadels. Eine Carcinomdiagnostik in inneren Organen wie Lunge, 0sophagus, Magen, Darm fallt somit bei Messung von auBen fort. Wir sahen eine weitere MSglichkeit darin, mit feinen Aspirationsnadelu kleine Gewebsteile zu entnehmen, diese zu veraschen und in den veraschten Gewebsproben den Radiophosphorgehalt nnd den Gesamtphosphorgehalt zu bestimmen. Der Vergleich dieser beiden GrSBen lagt einen SchluB :auf die Ph0sphoraktivitat des betreffenden Gewebes zu. Zum Nachweis tieferliegender Tumoren waren nattirliGh y-StrahlGr, wie z. B. jr31, giinstiger als ps2s da sie vermSge ihrer durchdringungsfahigerGn Strah- lung auch in grSgerer Tiefe nachgewiesen werden kSnnen.

Wir haben uns, um in der Tiefendiagnostik wGiterzukommen, Miniaturzahlrohre yon Prof. I~AJEWSKY b~uen lassen, die in Magen- schl~iuche eingesetzt wurden. Die ersten Ergebnisse waren ermutigend. Um die klinische Brauchbarkeit dieser Methode welter ausbauen zu kSnnen, brauchen wir empfindliehere und vor allem haltbarere Miniatur- zahlrohre. Wir wGrden sparer darauf eingehen.

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Tumordiagnostik mit radiosktiven Isotopen. 171

Be: der Dosierung von p82 lagen uns die Arbeiten yon 1V[ARINELLI, NINE und QClMBY zugrunde, die unter anderem wichtige Angaben fiber die Dosisbestimmung von radioaktiven Isotopen enthalten. Die in der RSntgenologie verwendete Einheit zur Bestimmung yon Strahlenintensi- tgten, das r, wird auch der Messung der Strahlungsintensitgt radio- aktiver Substanzen zugrunde gelegt, da ja in be:den F/~llen die Messung auf der ionisierenden Wirkung der Strahlen beruht. Die Menge fl- Strahlen, die in 1 g Luft soy:el Energie abgibt wie 1 r, bezeiehnen wir als l~Sntgen- /iquivalent. Die Toleranzdosis ffir R5ntgenstrahlen liegt be: 0,1 r je Tag. Be: pa2 entspricht das einer Menge yon etwa 0,25 mC als ein- malige Gabe. Will man berechnen oder zumindest abseh~tzen, welcher Strahlenbelastung in l~Sntgeneinheiten der Organ:sinus und die einzelnen Organe be: Applikation einer bestimmten Menge pa2 ausgesetzt slnd, mfissen folgende Punkte berfieksichtigt werden:

1. Die Art der von dem Isotop gelleferten Strahlung. 2. Die Energie dieser Strahlung. 3. Die physikalische HWZ des Isotops. 4. Die Anreicherung in den einzelnen Organen, das :st der physio-

logische Absorptionskoeffizient.

5. Die physiologische HWZ des Isotops, die aus physikalischer HWZ und der Ausscheidung des Isotops rssultiert; sie stellt keine Kon- stante dar.

Die Applikation yon p32 erfolgte in einigen F~Lllen peroral, sonst durch intravenSse Injektion. Die orale Applikation hat den Nachteil, dab die Resorption des radioaktiven Stoffes nicht vollstgndig erfolgt, etwa ein Viertel wird durch die Faeces ausgesehieden. Ein nicht zu vernachlgssigender Prozentsatz des Phosphors wird an den Schleim- h~tuten yon Mund, SpeiserShre und Verdauungstrakt adsorb:err und remit der Verteilung dureh den Kreislauf entzogen. Aul~erdem rind be: oraler Applikation Messungen im Bereich der MundhShle nicht mSg- lieh, da s~mtliche Werte durch die Aktivit~tt des hier be: der Applikation zurfickgebliebenen Phosphors beeintrgchtigt werden. Be: intravenSser Injektion dagegen wird eine quantitative und zudem sofortige Verteiinng im Organ:sinus erzielt. AuI3erdem :st die Ausscheidung durch die Faeces zu vernachlassige~.

Eine Schwierigkeit :st die ungleiche Verteilung der Isotopen im Orga- nismus. Wir rind in anderen Arbeiten verschiedentlich darauf einge- gangen. Ideal w/~re eine Speicherung der Indicatorstoffe aussehlieBlich im Tumor: Die Isotopen verteilen rich aber auch im normalen Organismus nicht gleichmgBig, sondern entsprechend dem yon uns reg. physiologi- schen Absorptionskoeffizienten. Daher :st fiber jeder KSrperstelle eine andere Impulszahl meBbar.

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172 It. C~A~ER und H. W. PABST :

Die yon uns durchgeffihrten Aktivitgtsmessungen haben keinen ab- soluten, sondern relativen Wert, d .h . die fiber einer pathologischen Stelle aSgenommenen Aktivitgtswerte kSnnen nur in Verbindung mit einem Vergleichswert gusgewertet werden. Erst der Untersehied in der Aktivi tgt fiber zwei Abnahmestellen gibt Auskunft fiber dle vermehrt st~ttgefundene Phosphorspeieherung. Um die Aktivit~tsmessungen ver- werten zu kSnnen, ist die Vergleichsmessung an der zur pathologischen Stelle symmetrisch gelegenen KSrperstelle auszuffihren. Nur auf diese Weise kann m~n feststellen, v ie hoch im Vergleich zu normalen Ver- hgltnissen die prozentuale Phosphorspeicherung ist. Bei einem Sarkom

7 0 0 0 -

Imp. k 151:euunjsband den ~/i':'n ~ Z " de8 Ohesarms

200800 m

400 :; e Is :~:~ :8

ADD. 3. Mel~ergebnisse bei e inor Re ihe y o n n o r m a l e n Ver suchspe r sonen . Die E i n 6 r a g u n g der iYlellwerte e r g i b t ke ine einzelne K u r v e s o n d e l ~ ein S t r e u u n g s b a n d .

am Unterschenkel ist das nieht schwer, wenn ~m anderen Schenkel keine p~thologische Ver~nderung vorh~nden ist. Schwierig aber ist es, wenn es sich z .B. um die Sehilddrfise, den Mundboden oder dgl. handelt. Hier muS man Vergleiche bei normalen Versuchspersonen heranziehen. Dies ist durch Versehiedenheiten der Gewebsabsorption, Gewebsiiber; lagerungen u . a . sehwierig. Man kann bei verschiedenen Versuchs- personen nur selten vSllig fibereinstimmende Werte erreichen, auch nicht b e i Patienten g]eichen Gewiehts, du Durchblutung, Fettvertei lung u. dgl. einerseits und die physiologische HWZ andererseits ]adivi- duellen Schwankungen unterworfen sind. Es besteht auch kein kon- stantes Verh~ltnis zwischen zwei verschiedenen KSrperstellen, wie sich bei unseren Messungen ergab. Die folgende Abbildung zeigt die MeSergebnisse bei 5 verschiedenen Patienten und es ist ersicht- lich, dab es s ich nie um eine fibereinstimmende Kurve, sondern immer nur um ein Kurvenband handeln kann, das einen verh~ltnism~l~ig grol3en Streuungskreis aufweist. Das bedeutet auf die Praxis fiber- tragen, da{~ einwandfreie P'~2-Anreicherungen sehr wohl differenziert werden kSnnen, dal~ aber Grenzf~lle unter Umst~nden nicht zu erfassen sind. Bei Messungen im Bereich der MundhShle bestehen fiir die Aus-

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Tumordiagnostik mit radio~ktiven Isotopen. 173

wertung der Ergebnisse gewisse Einschr~nkungen, da die durch Speichel- sekrotion bedingte Aktiviti~t so stark sein kunn, dal~ die fiber einem hier gelegenen Tumor gemessenen Werte fiberdeokt werdon. Es i s t dann schwierig zu entscheiden, welchen Antefl der Tumor an der Phosphor- anreicherung hat un4 wieweit die erhShte Aktivit~t auf die erhShte Sekretion zu beziehen ist. Um eine genauere Verwertuug der Aktivit~ts- messungen fiber Tumoren in der Mundh5hle zu ermSglichen, brachten wir in Verl~ngerung des Z~hlrohrs einen Messingtubus yon 5 cm L~nge und 2,4 cm Durchmesser an, den wir zur Messung unmittelbar auf den Tumor setzten. Durch diese gezielte Abnahme gelangt nur die Akt iv i t~

0 , 0 8 , p3Z_ t l /e l / v l ' td / f

o, og

~o2

f ~ 7 fO Ta<.G~ f~

Abb. 4. Rad iophosphorak t iv i t~ t des Blutes nach intr~venSser In jek t ion yon 250~ mC 1 ~ Zur Messung k~ me n jeweils 4 cm 3. Die erste B l u t e n t n a h m e erfolgte 8 Std nach der

In jek t ion un4 dann jeweils 24 Std sp~i0er,

einer eng umschriebenen Stelle zur Messung, w~hrend die st6rende Strahlung der Umgebung durch den ffir /7-Strahlen undurchl~ssigen Tubus abgehaiten wird.

Zur Ausschaltung weiterer Me•fehlerquellen bedienten wir uns zweier anderer auf das Z~hlrohr au~zusetzender Ansatzstficke. In einem Fall handelt es sich um ein Ansatzstfick mlt Gummiring, das zur Einhal~ung einer konstanten Entfernung bei der Messung unmittelbar auf die MeB- stelle aufgelegt wird. Eine konstante Meilentfernung ist deshalb beson- ders wichtig, weil die Strahlungsintensit~t nicht linear, sondern mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt. Das dri~te Ansatzstfick ist trichterfSrmig und weist eiuo 2 mm weite Offnung auf. Es wird ver- wendet zur Aktivit~tsmessung fiber eng umschriebenen Prozessen und hat den Zweck, die in diesen lokalisierte Aktiviti~t allein abzunehmen und gegen die beeinflussende Strahlung der gesunden Umgebung abzu- schirmen.

Gleichzeitig mit den Messungen normaler Patienten wurden auch Aktivit~tsbestimmungen des Radiophosphors im Blur dieser Personen vorgenommen. Es wurde jeweils die Aktivit~t yon 4 cm 8 Blur errant, die unter gleichen geometrischen Bedingungen gemessen wurden. Die

Page 12: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

174 H. CRXMER und H. W. PABST:

Entnahme effolgte 8 Std nach der Injektion und dann jeweils 24 Std sp~ter bis zum 18. Tag post injectionem:

Bei dieser Gelegenheit sei fiber ein eigenartiges Ph~nomen berichtet, welches sich nach Injektion yon 50 cm 3 Thrombocid zeigte. Es wurde der Frage nachgegangen, 0b durch Thrombocid eine Mobilisierung des Phosphors mSglich ist. Wir warteten, bis das Minimum der Blutaktivit~t erreicht war und injizierten dem Patienten dann 50 cm 8 Thrombocid. In einem Fall t ra t noch w~hrend der Injektion eine Urticaria auf und nach 4 Tagen zeigte sich parallel zur Steigerung der Fibrinolyse eine

~5

~s

J ~ I 1 1 ~ I , I ~ 10 ~ ~? J II 5 6 7 8 P

Taae

Abb. 5. Ausscheidung yon Radio- phosphor du t c h die Niere.

/ /

gewaltige ErhShung des Radiophosphor- spiegels im Blur. Bei den fibrigen Fgllen konnte nach Thrombocidgabe keine wesentliche ErhShung der Kurve fest- gestellt werden. Die Fibrinolyse war etwas gesteigert. Allerdings erhielten wir auch in keinem Fall eine Urticaria.

Die Ausscheidung des intravenSs verabfolgten Radiophosphors erfoigt in der Hauptsache durch die Nieren, w~th- rend nur ein zu vernachl~ssigender Pro- zentsatz durch die Faeces eliminiert wird. Entsprechend der am 1. Tage gr6~ten Konzentration erh~lt die Niere das hSchste Angebot an ps2 und scheidet dementsprechend am meisten aus. Der

HSchstwert der Ausscheidung am 1. Tag wird in keinem Fall an den darauffolgenden Tagen fiberschritten, es zeigt sich im Gegenteil ein steiler Abfall in der Ausscheidung. Im allgemeinen nimmt man an, dab in den ersten 4--6 Tagen 15--20% der verabreichten Menge ausgeschie- den werden.

Mammacarcinome.

Nach den Ergebnissen Low-Bss~s an Mammatumoren waren flit uns Erkrankungen der weiblichen Brust natfirlich zungchst yon besonderem Interesse. Wir untersuchten nicht nur histologisch und klinisch ge- sicherte Fg]le yon neoplastischen Erkrankungen, sondern vor allem auch unklare F~tlle, die vor der Operation bzw. vor der Probeexcision standen. Wir konnten so bereits vor einem histologischen Beweis festste]len, ob eine bSsartige odor eine gutartige Erkrankung vorlag. Die in Tabelle 1 aufgefiihrten F~lle zeigen die Me~ergebnisse jewei]s vom letzten Tag, an dem nach der Injektion gemessen werden konnte. Wit verfo]gen die Patienten im allgemeinen fiber 7 Tage nach Injektion der Tracer-Dosis und verlangen, da{~ noch nach diesem Zeitraum eine Differenz yon min- destens 25% zwischen pathologischer und normaler Stelle vorh~nden

Page 13: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen. 175

sein mu2, wenn es sich u m eine mal igne Geschwuls t hande ln soll. Eine Verfolgung fiber e inen de ra r t i g langen Z e i t r a u m l ~ f t sich nat f i r l ich n ich t immer durchff ihren, desha lb konn te e in Teil de r P a t i e n t i n n e n nur fiber wenige Tage un t e r such t werden. D e r E in fachhe i t ha lbe r werden nur die 5~ei3werte des le~zten Tages in den Tabe l l en aufgef i ihr t . Die Angabe samt l icher Messungen wiirde zu weir ff ihren und erschein~ uns ohnehin n ich t u n b e d i n g t nStig, da die W e r t e u m so e indeu t ige r ffir oder gegen eine neoplas t i sche E r k r a n k u n g sprechen, je we l t e r m a n yore Z e i t p u n k t der I n j e k t i o n en t f e rn t ist . U m den Gesamtve r l au f d e r Messungen an- schaul ich zu machen, s ind eine Reihe yon Ergebn issen graphisch dar- gestel l t .

Es e rg ib t sich aus den Er fah rungen Low-BEERs und unseren obigen A n g a b e n e indeut ig , dal~ eine Carc inomdiagnos t ik im Bereich der weib- l ichen Brus t auf diese Weise mSglich ist. I n e inigen Fi i l len yon M a m m a -

Fall

Martha K . . . Mar~ha B. Maria B. . . Franziska H. Therese H. Babette B. Else S . . . . . Anna F . . . Karoline L. Anna H. . Maria H. . Therese W. Berta B. Olga B . . . . . Anna P . . . . . Annamarie S . . Wilhelmine V . .

Karoline H . . Anna H. Maria M . . Klara N. .

�9 Antonie H. Rosa R. Barbara R~ ]~atharina K. Veronika A . .

Tabelle l. Mammacarcinome.

Bemerkungen

Mastitis ! RSntgenerythem Mastopathia cystica fibrosa Metastase

Mammafibrom ! Metastase im Scheitelbein,

intensive Anertan- behandlung

Rgntgenbestrahlung

Mastopathia cystica !

RSntgenbestrahlt Anertanbehandlung Sarkom der Mamma Zustand nach abgeschlos-

sener Bestrahlung (10800r), reizlose Narbe

Page 14: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

176 H.C~AME~ und H . W . PABST:

careinomen wurden die Ergebnisse bei den Metastasen angegeben: Es handelt sich hierbei um F~lle, bei denen nach Operation oder Be- strahlungsbehandlung gezidive auftraten. W~hrend die unbehandelten Carcinome alle ein positives Ergebnis zeigten, ergaben Mastitis, Fibrom und Mastopathia eystiea einen negativen Ausfall der Untersuehung. In einem Fall ist das Ergebnis dureh eine RSntgendermatitis beeinflugt. Die Behandlung,mit RSntgenstrahlen oder Hormonen kann mit p~2 auf Erfolg oder MiBerfolg Untersueht werden. Wit fanden jedenfalls bei unseren Untersuehungen, dab eine kliniseh in Erseheinung tretende Besserung yon einer Abnahme der Phosphoranreieherung begleitet war.

806 Anton/e It. lomb; /(15rra /g. : ~ l~amme - Ceroinoln min--~ hlaslopatbl'a Gsllca

k 606 6'00

/106 ~)0

200 ~ 2.00

• 6. Ku-rvenverla~ bei einem Mamm~- Abb. 7. Kurveuverl~ bei e~er ~asto- c~rcinom. Obere Kurve: Tumor. Untere pathi~ cys~ica, t~ranke und gesundeMeg-

Kurve: Gesunde Vergleichsstelle. stelle zeigen keine Aktivithtsuntersohiede.

Weiter erga b sich, dab auch Tumoren, die tiefer a]s 8 mm unter der Hautoberfl~che lagen, noch mit Hilfe yon p32 erfal3t werdea konnten.

Man kann also abschlieBend mit Sieherheit sagen, dag Tumoren der Mamma und deren Metastasen mit pa2 nachgewiesen werden kSnnen, soweit sie nicht zu tier unter der Haut liegen und keiner vorausgegangenen erfolgreichen RSntgen- oder ttormontherapie unterzogen wurden.

Collumcarcinome.

Die diagnostische Verwertung der Megergebnisse bei intravaginaler Messung bietet bestimmte Schwierigkeiten. An erster Stelle ist anzu- ffihren, dab bei intravaginaler Messung keine entsprechende Vergleichs- stelle vorhanden ist. Aus diesem Grunde ftihrten wir intravaginMe Messungen bei Patientinnen durch, die keine pathologischen Ver~nde- rungen in der Vagina aufwiesen, um die hier gemessenen Aktiviti~ten zum Vergleich heranziehen zu kSnnen. Der Vergleich der Aktivit~ten ~hnlicher KSrperstellen bei verschiedenen Individuen l~gt, wie wir weiter oben erw~hnten, keine genauen Schlfisse zu, well bei Applikation eine~ bestimmten Menge p32 eine verschiedene Konzentration im KSrper erfolgt. Man muB daher immer mit einer gewissen Streuungsbreite bei den Ergebnissen rechnen. Dutch die intravagina]en Messungen ta,uchte nun zuerst die Frage nach der Aktivit~t fiber Schleimh~uten auf. Bei

Page 15: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnosgik mit radioaktiven Isotopen. 177

Messungen im Bereich der MundhShle konn ten w~r sehr hohe A k t i v i t g t e n auch ohne Vor]iegen yon pa tho logischen Vergnderungen feststel len, was wir auf Speichelsekre t ion und s tgrkere D u r c h b l u t u n g zur i ickf i ihr ten. W i r zogen d a h e r einen ana logen Schlug zu sgmt l ichen Schle imhguten, auch zur Vagina . Bei F~illen yon Col lumcarc inom wug ten wir nun vor- ers t n ich t , ob die hier gemessenen e rh5h ten Aktivi t~i ten al lein auf das Carcinom oder auch auf die Sch le imhau t zu beziehen waren. Durch unsere Kon t ro l l un t e r suchungen an Gesunden konn t e n wir feststel len, dab die A k t i v i t g t de r Vag ina l sch le imhau t gegeni iber anderen K6rper - stel!en nu r sehr ger ing e rhSht ist. U m Feh le r auszuscha l ten l f ihr ten w i t gezielte A b n a h m e n m i t yon uns spezie]l fiir Un te r suchungen in der Vagina gedach ten Vorsa tzs t i icken, die dem Geiger-Mii l ler-Zghlrohr auf- gese tz t wurden, durch. Auf diese Weise war es mSglich, Tumoren bei- spielsweise in de r Por t io zu i iberdeeken und somit S t rah lungen yon even tue l l b e n a c h b a r t e n Dri isen oder Seh le imhguten auszuschlieBen. Wi r k o n n t e n in unseren Fgl len zeigen, dal l es mSglich ist, nach Verabre ichung yon p82 Co]lumcarcinome zu differenzieren. Auch h i e r b e i ' w a r zd beobachten , ob eine erfolgreiche l~Sn tgen-Rad iumthe rap le voraus . gegangen war. Bei Ansprechen auf d i e s e Terapie wurde Radiophos- phor n ich t v e r m e h r t gespeichert . Se lbs tvers tgndl ich dur f t en unsere Messungen n ich t durch eventuel le l~ad iumapp l ika t ion bee in t rgch t ig t werden. I m Fa l l E m m a J . lagen Metas t a sen fll der Brus twirbe lsgule vor, berei ts ~tuBerlich durch Vorw51bung e rkennbar . A u g e r d e m bes tand an

Fall

Anna S . . . . Kunigunde K . . Hfldegard G. Zenta U . . . . Katharina W . . Sophie R . . . .

Zenta K . . . .

Agnes C . . . .

Emma F . . . . Maria W . . . . Therese S. . . Emma J . . . .

Tabelle 2. Collumcarcinome.

Imp./min

betz- ter ges. anal.

Meg- Tumor Ver- gletchs.

tag stelle

800 255 335 75 400 75 220 75 460 210 160 162

325 225

130 118

60 118 210 118

60 l l8 400 145

Vet - mehrte Spei-

eherung tn %

214 347 433 193 119

44

l0

C8

176

Bemerkungen

intensive ~adium- und RSntgenbestrahlung

Korpuscarcinommetastasen am Hals

Radiumbehandlung abgeschlossen

operier~es Korpusearcinom

R~diumeinlage Co]lumearcinomme~astasen

in der Brustwirbels~iule, R6ntgendermatitis

Page 16: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

178 H. CRAME~ und H. W. PA~S~:

dieser Stelle dureh intensive Bestrahlung aine g5ntgendermati t is . Die Aktivit~t war an dieser Stelle am 1. Tag mit 1210 Imp. /min sehr both , fiel aber bis zum 2. Tag auf 400 Imp./min, also auf 1/3 der ursprfingliehen Aktivit~t. Wit konnten dies wiederholt in F~llen yon gSntgendermati t is feststellen und ffihrten e s auch in diesem Falle auf die entziindliche Hyper~mie zurfick. Den schnellen Aktivit~tsabfall fiber dem entzfind- lichen ProzeB bringen wir mit dem 7:0o~ Xudw~ ~.

lm:.] Melazosarkom Verschwinden der t tauptaktivit i~t aus min.II dem Blur in Zusammenhang, . dean 7~oo~ beide Vorgiinge st immen zeitlich iiberein. 13oo~

805

rain. 6OO

qoo

206

1000 Imp r 2-:'/~'h N. 7000 ~ k ~:]mentnaevua

~. /:a//:a:'z'za /L. 8))~\ . . 8o0

"~" 400~ 400 +/05~ l

~~176 200 1 200

I I I l 1 I I

Abb. 8. Abb. 9. Abb. 10. Abb. 8. 2r Obere X n r v e : S a r k o m a m l inken Unte rschenke l . Un te re K n r v e :

gesunder rech te r Unte rsehenke l . Abb. 9. P i g m e n t n a e v u s . Obere Xinrve: Naevus . U n t e r e K u r v e : Vergleiehsstel le .

Abb. 10. M e l a n o s a r k o m . Der steile Abfal l der K n r v 9 erk l~r t sich arts tier s t a rke n D u r c h b l u t u n g der Geschwuls t .

Trotz der relativ hi~ufig vorkommenden Fi~lle yon Collumcarcinom hat ten wir nur ein kleines Patientenmaterial zur Verffigung. Der Grund liegt darin, dag dm intravaginale Messung durch den groBen Durch- messer des Ziih]rohrs und seines Vorsatzstiickes ffir die Patientinnen zu einer recht unangenehmen Untersuchung wird. Wir waren aus diesem Grund gezwungen, yon weiteren Untersuchungen vorlis Abstand zu nehmen.

Melanosarkome. Die starke Wuchskraf t und BSsartigkeit der Melanosarkome kam

auch bei unseren Untersuchungen durch besonders hohe Phosphor- aufnahme und Retention gegenfiber der gesunden Vergleichsstelle zum Ausdruck. Bei den beiden negativen Fallen handelte es sich um Pigment- naevi. Diese Ergebnisse erscheinen uns besonders wertvoll, da durch diese Methode bei klinischem Verdacht auf Melanosarkom eine Probe- excision vermieden w e r d e n kann, die unter Umst~nden zu einer

Page 17: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordi~gnostik mit radioaktiven Isotopen. 179

schnellen Metastasierung ftthren kSnnte, wie das immer wieder beob- aehtet wird. Versager waren bei den Melanosarkomen nicht zu ver- zeichnen, die Aktivit~tserhShung lag noch nach dem 7. Tag zwischen 42,1 und 59],6%.

Hautcarcinome.

Im Gegensatz zu den Melanosarkomen waren, wie Tabelle 4 zeigt, die Aktivit~tsdifferenzen bei den Hautcareinomen nieht so stark ausgepr~igt und zum Teil erhie]ten wir nega- ~ooo

t ire Ergebnisse. Zum besseren Verst~ndnis der Stoffweehselvor- _Trap.

g~tnge bei Basaliomen sei aus der ~U. Pathologie erw~hnt, da{~ diese vornehmlieh in der Gesichtshaut zoo

vorkommenden Gesehwfilste ein sehr langsames Fortschreiten zei- gen und praktiseh hie metasta-

1200

7000

00g

000

400

Johann W Basah'om

Abb. 11.

/000

50~

Karl 8. ~asaliom

(Ipockenes I/Icus m~ def ,,C chlSTe m# gark g~Ylel~ L/myebung)

i ! [ ~ I . I ...I 3

Abb. 12.

Abb. 11. P a t i e n t h a t t e e in m a r k s t i i e k g r o l 3 e s B a s a l i o m i m Ges i ch t , d a s r 6 n t g e n b e s t r a h l t w u r d e . B e i B e g i n n uns erer U n t e r s u c h u n g w a r d a s B a s a l i o m pfenn iggro l ] , e i t e r n d u n d ge - rSte t . A m 8. U n t e r s n c h u ~ g s t a g w a r es vo l l s t f ind ig z u g e h e i l t . M a n s i eh t se i ther nur noch

eine re i z lose Narbe . Abb. 12. BasalJom. D i e h o h e n ~ e r t e a m 1. T a g l ind der s te i l e A k t i v i t ~ t s a b f a l l b i s

z u m 2. Tag s i ~ d a u f d ie e n t z i i n d l i e h e Reaktion zur i i ekzuf t ihren .

sieren. Damit erffillen sie also ein wichtiges Kriterium der Malignitiit nieht. Aus diesem Grunde scheint es auch nicht zweekm~l]ig, diese Geschwulstart zu den Carcinomen zu z~hlen. Deshalb wird an Stelle yon ]3asalzellenkrebs die fibliche Bezeiehnung Basaliom verwendet. Fiir die geringere Wachstumspotenz der Basaliome sprieht die Tatsache, dab die fiber diesen gemessenen Aktivit~ten wesentlich geringer (zwi- schen 25 und 280%) sind als die bei den Melanosarkomen der Haut. Aul]er auf die geringe Stoffwechselaktivitgt sind die niederen Aktivit~iten auch zum Teil auf die geringe Ausdehnung des Prozesses zuriickzufiihren.

Z. Krebsforschung. ]~d. 58. 13

Page 18: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

180 H. CI~A~ER und H. W. PABST:

So war z. B. in dem negativen Fall Paul B. die Hauteffloreseenz erbsen- grog. Bei einem Durehmessar des Z~Lhlrohrfensters yon 2,5 em ist das Fli~chenverhgltnis yon Efflorescenz zum normalen Gewebe der Um- gebung zu ungiinstig, als dal] ein merkhcher Aktiviti~tsunterschied zur Vergleichsstelle zum Ausdruek k~me. Um diese Fehlerquellen auszu- sehalten, wurde bei klainen Carcinomen der Haut das Zi~hlrohrfenster dureh einen kleinen vorgesatzten Tubus bis auf die GrSBe der tIaut- efflorescenz abgeblendet und die Messung an der Vargleichsstelle unter denselben Bedingungen durchgeftihrt. Bei dan dureh stSrende Einflfisse unberiihrten gesicherten Hautcarcinomen batten wir in 78,3 % der Fglle

ein positives Ergebnis, in 21,7% einen negativen 7ooo r- !mp.~ /(Itwcr Z. Ausfall der Untersuehungen. Bei den F~tllen mit

dasallom e v ~ negativem Ergebnis w~re denkbar, dab die ohnehin

langsam waehsende Geschwulst vortibergehend ev0 ~ ihr Waehstnm eingastellt hat, was bei dam jahre-

langen Verlauf vielleicht nieht so abwegig ist. 4o~ Fibrome, Papillome, Narbenkeloide und Pri~ean-

eerosen zaigtan bis auf einen Fall yon Papillom z w negative Ergebnisse.

Sehr sehwierig ist die Deutung der F~lle yon a ]-a~ae 8 Hautearainomen, die mit N~ssen und Geschwiirs-

Abb. 13. Basaliom. bildung sowie mit gSntgendermatitis einhergehen. Die negativen Ergebnisse bei Gesehwiirsbildung

seheinen fast alle auf vorausgehende gSntgenbestrahlung zurtickzufiihren zu sein. Bei den positiven Ergebnissan ist dagegen denkbar, dag es sich um eine Versahleppung des p32 mit der Gewebsfliissigkeit an die Oberfl~che und Adsorption an die ~uBaren Hautschiehten handelt. (Wir konnten

Fall

Oskar M . . . . Maria H. . . Therese Z. Diemut D. K a t h a r i n a H: J o s e f a R . . . Ludwig G. . Annal iese K . . Er ich N . . . . The re seZ . . . Veronika A . . . Maria R . . . .

Tabelle 3. Melanosarkome.

Imp./min

I u Tumor gleichs I stelle

120 ~ 65 270 i 70 200 60

m

Ver- I I>.~ mehrte ] .~ Spei- ] " ~

cherung I o

150 +@ 84,6

285,7 ~_ 233,3 591,6 217 1o5 +

18,7 - -

214

Bemerkungen

415 60 555 175 205 100 380 320 510 480 570 200

1130 380 135 95 42,1 I +

RS~ung der U m g e b u n g

P igmen tnaevus ! P igmen tnaevus !

Page 19: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnost ik mi t radio~ktiven Isotopen. 181

Fall

Gottlieb K . . .

Leo B . . . . .

LeopoldT. . . Alfons E . . . . Paul K . . . .

Maria N . . . .

AndreasF . . .

J o h a n n S. . . J o s e p h R . . .

Josef S . . . . Josef L . . . .

Maria B . . . . Franziska H. J o h a n n K . . .

Josef M . . . . t tedwig i~. . . Rudolf B . . . .

Gottfried G.

Bartholom~us S.

Magdalena M . .

Mathilde H . . .

Franz J . . . .

Tabelle 4. Haut-Carcinome.

~ Imp./min. ~

I ges. I M~'I Tumor / 1V.e~s I o2Z,~': I X g I I tag I /g me "I "?.Z:$+ ~b I ~ I

Lidcarcinome.

5~

8.

6, 8. 7.

8.

8.

5o 7.

3. 8.

5. 8. 8.

7. 9. 8.

7.

600

370

45O 28O 35O

53O

48O

790 260

52 604

306 10

430

8.

6.

8.

8.

520

280

360 24O 335

425

430

59O 260

32 385

294 10

340 [

80 60 130 130

38 18

420

350

340

270

230

A n t o n H . . . . ] ~. [ 420 Anton S. . 230

15,3 - -

32 ~-

25 + i6,6 - - 4,4 - -

24,7 - -

11,6 - -

33,9

62,5 56,8 §

4

26,4 :~

33,3 - -

l i ] - +

. . . . I : b = Matthias S. �9 . 220 Lot te K . . . . 6. 152

Ohrmuschelcarcinome.

125 236 ~-

Bemerkungen

Exeisionswunde und Be- strahlung

schmierig belegter Ge- schwiirsgrund

n/issendes Uleus mit schmie- rig belegtem Grund. Be- strahlung

vor Beginn der Unter- suchung 5 RSntgen- bestrahlungen

Vor Beginn der Unter- suchung 5 gSntgen- bestrahlungen

vor Beginn 4 RSntgen- bestrahlungen

troekenes Ulcus, Umgebung stark gerStet

keine histologisehe Diagnose

zentrale Ulceration nnd ent- ztindHch gerStete Um- gebnng

Papillom

205 70,7 ~-

230 47,8

175 54,2 ~-

210 9,5 - -

Peniscarcinome.

Gesehwfirsbildung, RSnt- genbestrahlung

Gesehwfirsbildung, R6nt- genbestrahlung

Gesehwtirsbildung, RSnt- genbestrahlung

Geschwfirsbildung, R6nt- genbestrahlung

Gesehwiirsbildung, RSnt- genbestrahlung

330 I 27,2 140 f 64,2 [ @~ [ t e i lwe i seUlce ra t ion

Carcinoma in lupo.

90 144,4 7000r, sehmieriges Uleus 60 153,3 @ eitrige Gesehwiirsbildung

13"

Page 20: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

182 I-I. CR• und H. W. PABST:

Fall

Ferdinand S.

Paul B. l ~ ~ ~ i i Maria M . . . . Maria A . . . . Mathilde H . . .

AloisB. . . .

G e o r g K . . . .

Maria F . . . .

Anton S . . . . Pietro K . . . .

Karoline F . . .

Kreszenz B . . .

Phflomena U . .

Josef B . . . . Margarete P. ThereseH. . . Anna L . . . .

Emilie H . . . .

Mathias G. . . K~the S . . . .

C ~ c i l i e Z . . . . Anna F . . . . M a r i a M . . . . ThereseH. . . Ferma S . . . . JohannW...

JohannL . . . Gus tavR. . .

Elsa S . . . . . Mar thaR. . . Babette S. . . Andreas G . . . 6.

Tabdle 4. (Fortsetzung.)

Basallome und Spinaliome. 120 330 ~40 130 190 350

350

~30

240

310 250

95

340

220

260 215 110 425

314

50 495

38 685 465

45 25

465

28O 28O

330 25 82

220

260

260

90

220 278

45

250

110

190

225

22 375 235

74 25

475

245 255

220 14 75

188

34,6

65,3

188,8

40,9

111

36

100

36,8 14,3 83,3

107,3

145,3

120

72,7 82,6 97,8

14.2 9,7

50 78,5 19, 3

~--§247247

+

§

§

+

+

+

§

+

+ §

+

+

+ + +

§ +

Bemerkungen

Geschwiirsbfldung RStung der Umgebung,

l~Sntgenbestrahlung trockenes Ulcus, RStung der

Umgebung fragliches Basaliom stark ger6tete Umgebung

RSntgenbestrahlung leicht gerStete Umggbung Randzone stark gerSte~ Randzone stark ger6te~ Papillom Fibr0m Einflul~ der R6ntgenbestrah-

lung, im Anfang der Un- tersuchung pos i t iv (s. Abb. 11 a)

Geschwfirsbildung eiterndes Ulcus, RSntgen-

bestrahlung

Fibrom R6ntgenbestrahlung

7000r Pr~cancerose erbsengroBe Efflorescenz Plattenepithelcarcinom

Geschwiirsbildung, schmierig belegt

Geschwtirsbildung, Grund schmierig belegt

Geschwfirsbildung, schmierig belegt

Geschwfirsbildung, schmierig belegt

wei~ fortgeschrit~ene Ab-

RSn~genbestrahlung, stark gerStete Umgebung

Geschwfirsbildung, schmierig belegter Grund

RSntgenbestrahlung, roSer Hof

Page 21: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Fall

Tumordiagnostik mi$ radioaktiven Iso~npen.

TabelIe 4. (For~se~zung.)

Bemerkungen

183

~:~O SS, G . . . .

Margarete G. ThereseH. . . Zenta N . . . . Kar l B . . . . .

Ursula K . . . . Maria H . . . . Maria S . . . .

Josef S . . . .

Josefine H . . .

Paula K . . . . Therese B. . .

Ursula. W. Mari~ R . . . . Be t ty L . . . . Wilhelm A . . .

Klara L . . . . Anna C . . . .

Heinz K . . . .

Magdalena 1~ . . Franziska Z. l~osa W . . . . Christine C . . .

Salomon F.

7. 5.

4.

sl 7.

6.

455 205 405 104

340 450

31o

160 300 130 425

246

255 78,4 162 26,5 308 31,4 128

170 100 410 9,7

i20 158

170 280 i l

75 73 284 49

175 40,5 +

hwiirsbildung, Umge- ; gerStet, RSntgen ngrol3e ngssende Stelle ;ere Randzone ;genbestr~hlung ;e~e Umgebung, l~Snt- nbestrahlung redes Uleus enkorngro$ ruder Defekt, gerSte~e mdzone, R6ntgen :hwfir, Grund s tark ester ,~es Gesehwfir, Grund ~rk gerStet, 6800 r redes Geschwiir redes Geschwfir, Umge- ung gerStet

bestrahl te angebliehe Drii- senmetastasen

Probeexcision ergab Streit der Pathologen ob Basal- iota oder luischer Prozef~ (L l i D

Kolofsehw~r~enscirrhus, R6ntgenery them

Spinaliom Narbenkeloid

nekrotischer Knoten, R~int- genbestrahlung

Plattenepi~helc~rcinom

e ine P 8 2 - A u s s c h e i d u n g be i n ~ s s e n d e n U l c e r ~ d u r c h A u f l e g e n y o n Ver -

b a n d s t o f f f e s t s t e l l e n u n d a n d e r e r s e i t s k S n n e n w i r a u f d ie ~ l l g e m e i n be-

k a n n t e T a t s a c h e h i n w e i s e n , dal3 a n die t t a n d e g e l a n g t e r l ~ d i o p h o s p h o r

y o n d e r H a u t a d s o r b i e r t ~ d r d u n d n u r s c h w e r zu e n t f e r n e n ist . )

Chronisch entzi~ndliche Hauterkrankungen.

N ~ c h d e m es s ich be i d e n y o n u n s u n t e r s u c h t e n F/~llen y o n H a u ~ -

k r a n k h e i t e n gro l3ente i l s u m Zus t i~nde c h r o n i s c h e r E n t z f i n d u n g h a n d e l t e ,

w a r es die A u f g a b e u n s e r e r V e r s u c h e , d a s V e r h a l t e n y o n p32 be i d i e s e n

Page 22: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

184 H. CRAMER und H. W. PABST:

Prozessen zu beobach~en, um darin die gegebenen AbgrenzungsmSglich- keiten gegen malignes Wachstum zu erkennen.

An Hand unserer Fiflle konnten wir nun feststellen, dab bei Ulcera- tionen sowie n~ssenden ttautdefekten eine s~arke AktivitgtserhShung mit langsamem Abfall derselben besteht. Wir kSnnen somit koinen Unterschied zum Aktivit~tsverlauf bei malignen Prozessen erkelmen.

/rap. W~hrend bei letzf~ren der Grund rain. der AktivitgtserhShung in der

3000 Franzl~lea F. t Zupus emlcerans Phosphorspeicherung durch die

schnell wachsenden entarteten Zellen liegt, sind die Ursachen der erhShten Aktivitgt und des pro-

z0~- trahierten Abfalls derselben bei Ulcerationen andere. Wir haben weiter vorn bereits darauf hin-

1200 Imp. [mmd/ D.. mm-~-7 Iilcus crur/k

;006 § $07% 7000

600

5O0

WO

200

#1 3 STage 7

Abb. 14. Lupus e~-o~cera~. Abb. 15. Ulcus cruris.

gewiesen, dab bei ulcerierenden und ngssencten Prozessen an der Haut mit der Gewebsflfissigkeit Phosphor an die Oberflgche tr i t t und hier adsorbiert wird. Es tritt daher bei der Messung derselbe Effekt auf, als wenn der Phosphor yon den Zellen zu StoffwechselvorgBngen gespeichert wfirde.

Tritt dagegen eine Ulceration bzw. ein ngssender Hautdefekt erst einige Tage nach der Applikation yon 1 )82 auf, also zu einem Zeitpunkt, an dem der Phosphorspiegel des Blutes schon stark abgenommen hat, so diirfen wir keine Aktivit~tserhShung mehr erwarten, da dann eine Ausscheidung yon 1 )32 an die Oberfl~che nur noch unbedeuton4 sein kann.

Es kamen aber auf der anderen Seite ebenso Fglle zur Beobachtung0 in denen keine Ulceration bzw. Sekretabsonderung vorlag un4 trotzdem

Page 23: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mit radioaktiven lsotopen. 1 8 5

Fall Lefz-

ter Mell- tag

Tabelle 5,

mehrte T r I Ver- I Spei- _ umo g]eichs-I cherung

stelle ~1 in % I

Bemerkungen

Julie g . . . . K~the E . . . . Leonhard P.

Hermann H. Josef S. . . Sebast ian S. Anna B. . . Erna M . . . . Walburga S. Matthias S. Therese M. Anna B. Therese M. Rosa N. Sabine Z.. Maria K. . Franziska F. Maria B. . .

Anion G...

7. 5. 8.

8�9 8. 8. 6. 7. 7. 8. 9. 9. 9. 8. 9. 7. 8. 8. 8.

340 220 470 225 185 65

330 170 325 220 560 200 550 430 430 200 670 460 290 130 270 105

45 25 20 35

295 195 418 290 370 360 860 280 420 314 280 100

Lupus�9 54

109 185

94 48

180 28

115 46

123 157

80

207 34

i80

++ §

§ § + + § § + + +

+ +

+ § §

nassend, zum Teil fiber- krustet

Lupus exulcerans

Lupus maculosus et planus Lupus exulcerans

Erythematodes.

Anna W. . 210 : 160 3I Maria K. I n ieht verwer tbar Alexander M. 6. ] 320 I 260 23

Helge S . . . . ThereseM. . .

Eleonore T . . .

Maria F . . . .

~ . 470 �9 480

7. 255

5. 1230

Ekzem. 190 146 150 220

120 112

220 46

RStung, Kn6tchen, Bl~ischen l~Stung, Schwellung,

Schuppung RStung, Schwellung,

Schuppung myko~isches Ekzem

M a r i a E . . . . I 7. I 610

ThereseH�9 �9 . ] 8. [ 400

. . . . II' " Mon~ka H. 225 Josef A. 7: 30

Epidermophytie. 230 I 165 I + I

Akrotermatitis. 120 [ 233

Psoriasis.

40 I 25 190 18

20 50

I ~- i Epidermisverlus~, schmie- riger Grund

I g5~ung, Schuppung RStung, Schuppung RStung, Schuppung

Page 24: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

186 H. C~A~IER und H. W. PABST:

Fall

Tabelle 5. (FoV~setzung.)

mehrte ] ~ ] Spei- I ' ~ [

o h ~ e . g I X g I Bemerkungen

Rudolf P . . . . ] 7. [ 120

:PaulineK. . . ] 8. ] 620

Anna S . . . . ThereseN. . . Kreszenz L . . . ThereseB. . . Emmy D . . . . Anna M . . . .

. 360 360

500

�9 430

T h e r e s e M . . . I 9. ] 250 Hermine B. . 250

AnnaH . . . . [ 8. ] 120

P yodermie.

30 I 300 I + I

Lues III .

380 ~ 63 ~ + I Gumma

Utcus cruris

70 414 120 2OO 50 450

210 138 115 374 115 274

H~imangiom.

305 ~ - -

Morbus Boeck,

~2s I - I - I

eine erh6hte Aktivit i~t den Kurvenve r l au f be s t lmmte . Es waren dies F~lle yon ehroniseher En tz f indung mi t l anger K r a n k h e i t s d a u e r . Wol l t en wi t bei s~mtl iehen ehroniseh-entzf indl iehen Prozessen eine ve rmehr t e Phosphorspe ieherung e rwar ten , so maehen, wie Tabel le 5 zeigt, 2 Fi~lle yon Lupus vulgar is und 1 Fa l l von E r y t h e m a t o d e s h ie rvon eine Aus- nahme.

E in Beispiel ffir den pa ra l l e lgehenden A k t i v i t ~ t s a b f a l l im Blur und fiber t Iaufeff loreseenzen mi t hyper~mischen Zus t~nden l iefern die Fi~lle von Hi~mangiomen. Be im I-IEmangiom l iegt eine Neub i ldung yon Ge- f~gen vor, derzufolge eine v e r m e h r ~ D u r e h b l u t u n g der I t a u t s t a t t - f inder . W i r k o n n t e n hier am 1. Tag e inen Akt iv i t i~ tsabfa l l yon fiber 50% fests telIen und im Endergebn i s war der K u r v e n v e r l a u f nega t iv .

W i t miissen also auf Grund unserer Un te r suehungen mi t pa2 bei H a u t a f f e k t i o n e n feststel len, dab es n ieh t mSglieh ist , mal ignes W a e h s t u m yon ulcer ierenden, n~ssenden u n d chroniseh engzfindliehen Prozessen zu differenzieren. Infolge der Sehwier igkei ten in der h i s topa tho log isehen Bewer tung is~ unseres Er~ehtens eine exak t e F a e h k e n n t n i s zur Aus- a rbe i tung und Beur te i lung der e inzelnen Fi~lle erforder l ieh.

Page 25: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen. 187

Erkrankungen des lymphatischen A pparates.

A u f G r u n d u n s e r e r U n t e r s u c h u n g e n a n d i e s e n K r a n k h e i t s f i i l l e n

k 6 n n e n w i r a u s s a g e n , d a g n i c h t n u r be i d e n L y m p h o s a r k o m e n , s o n d e r n

a u c h be i S y s t e m e r k r a n k u n g e n de s l y m p h a t i s c h e n A p p a r a t e s v e r m e h r t e

P h o s p h o r a n r e i c h e r u n g s t a t t f h l d e n k a n n .

Die F r a g e , o b es s ich be i d i e s e n T u m o r e n u m e c h t e G e s c h w u l s t -

b i l d u n g e n o d e r u m S y s t e m e r k r a n k u n g e n h a n d e l t , i s t n i c h t gek l~ r t .

Tabelle 6.

Imp./min ~ - - - - Vet-

Fall IM-eB-ITumo r Ver- I Spei- I ~ g I Bemerkungen

Paul�9 K . . . . K~the B . . . . Karl T. Marianne K. Anton S . . . . Rudolf E . . . . Anton S . . . . Christine A . . .

. . . . . [84 Berta B . . . . 1 . El isabeth M. . . oow . . . . . Albert K . . . . ".

Konrad S. . . 10. Eugen g . . . . 4. Willy S . . . . . 7. C~cilie S . . . . . 9

Hans G. . . 7.

Hans G . . . .

Karola S . . . . 7. Maria W . . . . 7.

Maria H . . . . 9. Anna B . . . . 7.

Lymphogranulom. nicht verwertbar ] [ 340 117o

�9 1 2 0 I 100 nieht verwer tbar

~ . 85 50 220 180

�9 254 246

100 %. 20

70 22 2o

nieht 600 260 335 ! 245 i

300 110 290 285

160

180

225 75

210 234 120 120

Abdominalhodgkin, zu tier

Mediastinalh0dgkin, zu tief

ungekl~rte Diagnose, da Probeexcision abgelehnt und Pat ien t in nicht mehr zur Beobachtung kam

Lymphosa@om. verwertbar

200 I 200 90 189

295 13 180 36

Lymphadenose.

I 70 57 160 81 --

70 307 [ %. Lymphadenosis I I ligna

Lgmphdri~sentuberkulose. 70 128 %

1 8 0 - - - -

2 1 0

20 27; %.

Mediastinaltumor, zu fief RSntgenerythem

Bestrahlung und Excision

eutis ma-

ger5tete Exeisionsnarbe fiber der Drfise

i~ugerlich reizlose Driisen- schwellung am Hals

Geschwfirsbildung. Probe- excision brachte keine Kl~rung der Diagnose

Page 26: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

188 H. CRAM~ und H. W. PABST:

Jedenfalls zeigen die lymphatische Leukamie und die Lymphadenosis cutis maligna eine stark vermehrte Pa2-Anreicherung. Einerseitshandelt es sich hier um eine starke Vermehrung der Teilungsvorggnge, anderer- seits sollen pathologische Leukoeyten vermehrt Radiophosphor auf- nehmen. Wenn man Leuk~Lmien nicht zu den neoplastischen Erkran- kungen zghlt, sieht man also, dab vermehrte Phosphoraufnahme kein ausschlie~liches Kriterium der Malignitat, sondern lediglich der Aus- druck einer vermehrten Zellteilung und erhShten Stoffwechselaktivi- tgt ist.

Beim Morbus Hodgkin haben wir wechso]hafte Ergebnisse. Mikro- skopisch finder man entzfindliches Granulationsgewebe, welches das spezifische Organgewebe ersetzt. Im Gegensatz zur tiyperplasie des Organgewebes bei der Leuk~mie kommt es hier umgekehr t zu einem Schwund desselben. Der Zustand des Gewebes zur Zeit unserer Unter- suchungen konnte natfirlich nicht ermittelt werden. Ein Teil der F~lle is/J wegen der zu tiefen Lage der erkrankten Lymphdrfisen nieht ver- wertbar. In 2 F~llen lag ein Mediastinaltumor vor, in einem Fallwaren die Mesenterialdrfisen befallen. Unsere Beobachtungen stimmen hierbei n i t den physikalischen Uberlegungen fiberein, wonach auf Grund der geringen Durchsehnittsenergie der/5-Strahlen deren I~eichweite in organi- schen Geweben nnr 7--11 mm betr~gt. Liegt ein Tumor also tiefer als 11 ram, so kann die hier stattgefundene Phosphorspeicherung nicht mehr nachgewiesen werden, well die gesamte Strahlung yon der darfiber- liegenden Gewebsschicht absorbiert wird.

Bei den Untersuchungen an tuberkulSsen Lymphdrfisen erzielten wir im allgemeinen negative Ergebnisse; ira Fall Hans G. (Zustand nach Excision) ist die Aktiviti~tserhShung dutch die Bildung entzfindlichen l~egenerationsgewebes im Bereich der frischen Narbe bedingt. Im Fall Maria W. handelt es sich um eine Geschwfirshildung, ausgehend yon einer Halslymphdrfise. Da die Probeexcision kein Ergebnis brachte, ist es fraglich, ob dieser unter der Diagnose Lymphdrfisentuberkulose laufende Fall fiberhaupt in diese Krankheitsgruppe zu rechnen ist.

Tumoren der Mundh6hle.

Die Anwendung yon pa2 zur Diagnose yon Tumoren im Bereich der MundhShle zeigt ~hnliche Verh~ltnisse wie bei den im Kapitel Collum- carcinome besprochenen. Wie wir auf Grund der an normalen Fgllen angestellten Versuche feststellen konnten, ist die Aktiviti~t fiber d e r Mundschleimhaut um ein betr~chtliches hSher als fiber anderen ober- fl~chlichen KSrperstellen. Den Grund sahen wir in der starken Sekretion der groBen Speicheldrfisen und nur zum geringen Teil in der besseren Durchblutung Yon Schleimh~uten. Dafiir kSnnen folgende Argumente angeffihrt werden: Der Speichel besteht grSBtenteils aus Serum, das

Page 27: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnos~ik mit radioaktiven Isotopen. 189

die Drfisenzellen als Lfisungsmittel ffir die versehiedenen Fermente dem Blur entnehmem Es gelang$ daher solange Phosphor mit dem Speiehel aus dem Blur in die MundhShle, als im Blur ein bestimmter minimater Phosphorspiegel gegeben ist. Daffir sprieht der parallelgeheade Abfall der Aktivit/~t im Blur und in der MundhShle. In dieser konnte bei Normalversuchen ein Abfall von nahezu 50 % am ersten Tag festgestetlt werden, was dem Verhalten des Blutphosphorspiegels entsprieht. Ein praktisches Beispiel dafiir, daft die Aktivit/~t der Mundschleimhaut in erster Linie yon der Speichelsekretion abh/~ngig ist und nur in geringerem Mafte yon der Durchblutung, liefert der Fall Johann K. Durch RSntgen- bestrahlung des Carcinoms an der rechten Zungenseite war der Aus- ffihrungsgang der Spelcheldriisen vernarbt, demzufolge keine Speichel- sekretion mehr stattfand. Die Aktivit~tserh5hung war daher gegenfiber der Vergleichsstelle auSerordentlich gering. In diesem Sinne spricht aueh die bei intravaginaler Messung gemachte Beobachtung, daft bei Normalf~llen die Aktiviti~t der Vaginalschleimhaut nicht besonders hoch ist. Dort gibt es keine den Speicheldrfisen vergleichbare Driisen- sekretion. Um nun bei unseren Untersuchungen yon Tumoren im Bereich der MundhShle zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen, ver- wendeten wir auch hier einen Tubus zur gezielten Abnahme. Da hier- durch die Beeinflussung der Aktivit/~tsmessung fiber dem Tumor durch die Aktivit/it der umgebenden Schleimhaut grSfttenteils ausgeschaltet wurde, erlangten wir gr5ftere Aktivit~tsunterschiede zwisehen der patho- logischen Stelle und der Vergleichsstelle und somit einen genaueren Anhalt ffir den Grad der Malignit/it. Die absoluten Meftwerte sind natfirlich bei Vorsatz eines Tubus vor das Zi~hlrohr geringer, da die seitlich auftreffenden Strahlen den Metalltubus nicht zu durchdringen vermSgen. Bedauerlicherweise waren fast alle zur Beobachtung kom- menden Falle rSntgenbestrahlt. Ffir die Lippencarcinome gilt das bei den Hautcarcinomen Gesagte. Zum Teil waren die Efflorescenzen zu klein, um nennenswerte Aktivitiitsunterschiede zu geben.

Tumoren des Larynx und Pharynx. Bei den yon uns untersuehten Fis yon Larynxcarcinomen handelt

es sich gr5$tenteils um histologisch nachgewiesene Plattenepithelcarci- nome, in einem Fall um einen Schleimhautpolyp und einmal um eine Pr~cancerose. Wenn wir in einem Groftteil der vorliegenden F/~lle das Ergebnis unserer Unte~suchungen als negativ ansehen mfissen, so liegt das nicht am Fehlen yon Aktivit/~tsunterschieden fiber den verschiedenen MeBstellen, sondern ist auf Faktoren zuriickzuffihren, die in ihrer Ge- samtheit eine diagnostische Verwertung dieser Aktiviti~tsunterschiede nicht zulassen. Als solche Faktoren kommen in Betracht: das Vor- handensein nines Laryngostomas bzw. einer Fistel als Zustand nach

Page 28: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

190 H. CRAm~ und H. W. PABST:

Fall

Tabelle 7.

~otz-I- ~ I vet : I ~.-~ I ter ! I ges. ! menrre I ~ |

MeB-lTum rl Yer- I Spei- I W~ I tag ] o ]gleichs-] cherung ] ~ ]

Anna R. Franz S. Georg I. Peter B. . t t e rber tN. JosefW.

Therese S. . . Franz S . . . . Katharina D. .

Anton L . . . .

8o 8. 8. 8. 8. 8.

8o 8. 7.

8.

385 670

90 375 480 385

700 605 505

460

Lippencarcinome. 300 28 300 123 ~- 100 350 7 495 350 10

500 40 + 595 2 455 11

425 8 - -

Franz M . . . .

Georg W . . . .

Paul D . . . . Lorenz A. . . Katharina 0.

Franz R . . . .

Jakob W . . . .

7. 210

7. 115

7. 120 6. 210 9. 290

7. 150

7. 274

Tonsillencarcinome. 180 17 - -

140 - -

100 20 150 40 T 280 3

140 7

208 32 +

Bemerkungen

schmieriges Ulcus n~ssendes Ulcns 8000r RSntgenbestrahlung zu kleine Effloreseenz Riintgenbestrahlung abge-

sehlossen

RSntgenbestrahlung Narbe mit ger5teter Um-

gebung, RSntgenbestrah- lung

eiterndes Geschwiir, RSnt- genbestrahlung

Metastase am Unterkiefer- winkel, RSntgenbestrah- lung

R6ntgenbestrahlung (Meta- stasen)

Metastase (rSntgenbestrahlt) Metastase Metastase, R6ntgen-

erythem Metastase, RSntgen-

erythem Me~astase

J o h a n n K . . . Iwan S . . . . Adolf N . . . .

Karl K . . . .

8,

7: 9.

Zungenearcinome. 110 105 5 - 200 210 - - 245 268

130 120 8

m

Gaumensegelcarcinome.

R6ntgenbestrahlung Bestrahlung rSntgenbestrahlte Driisen-

metastase Metastase, RSntgenbestrah-

lung

Emma U . . . . I 8. 11030 I 350 ] 194 I + I einseRig lokalisiert

M undbodencarcinome. S e b a s t i a n S . . [ 8. I 90 80 [ 12 I - - I Metastase'RSntgenbestrah'lung

Larynxcarcinome. R u d o l f L . . . ] 170 75 AntonL. I 7. I 210 150 I 127

�9 40 [ ~ I Metastase R6ntgenerythem

Page 29: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tum ord i agnos t i k m i t r ad ioak t iven I so topen . 191

Fall

M~ria H. . . Ot to G. . �9 Wil l iba ld K. A n t o n S. . . Georg E . . . H e r m a n n S. �9 J o h a n n R.

J a k o b P . . . . R u p e r t S . . . .

E u g e n B . . . .

Josef D . . . . F r a n z T . . . .

A lbe r t K . . . . Josef Z. J o h a n n E. Michael D. E r n s t I t . . O t to W. . A n t o n W . .

A r t h u r P . . . . E r n s t W [ . . �9

Rudo l f G. . .

TabeUe 7. For t s e t zung . )

I ter I I ges.

I 9. I 18o 55 [ 4 . ] 385 310 I 7. I 390 ~so I s . I so w I s. I 90 70 I 9. I 2os ~oo

7.

8.

6. 230 7. 260

290

7. 5. 7. 7. 8. 8. 7.

7.

- - Ver - aehrte Spei- herung in %

227

117

28 105

n ich t v e r w e r t b a r

150 105 4~ 190 180

160 140 14

160 44 185 40

185 57

275 240 14 440 390 13 400 330 21 300 185 62 155 150 3 2O0 220 - - 300 290 3

215 160 34 240 210 14

300 250 20

Bemerkungen

+

F is te lb i ldung L a r y n g o s t o m a , Sekre t ion La ryngos toma , Sekre t ion

~u3eres La rynxca rc inom La ryngos toma , Sekre t ion beide S t i m m b ~ n d e r tumor/ is

v e r a n d e r t La ryngos toma , Sekre t ion /~ul]eres Carcinom, RSntgen-

be s t r ah lung . /~ul3eres Carcinom, R6n tgen -

b e s t r a h l u n g

beide St immbi~nder befa l len

(Vergleiehsstelle = no rma le r La rynx )

L a r y n x s e h l e i m h a u t p o t y p Prs Metas tase

bes t r ah l t e Metas tase beidersei t ige In f i l t r a t ion a m

Hals , einseit ige Driisen- vergrSBerung

iiui]eres La rynxca re inom einseit ige mal igne S t imm-

bandpapf l lomatose t ta lsdrf ise

KiejerhShlen-Siebbeincarcinome.

Josef R . . . . 120 170 - - - - pos topera t iv , F rage ob Rez id iv

C h a r l o t t e B . . . [ 7. Heinz L . . . .

E . . . . [ 7:

115 90

270

, r u o o O . . . .

Klaus H . . . . I ] 270 H e d w i g P . . . 7: 252

J o s e f a K . . . . . ] 7. ] 280

Branchiogene Tumoren.

251 1 70 235 15

Parotistumor. 50 ] 40

230 17 195 29

Cyste Branch iogenes Care inom R 6 n t g e n b e s t r a h l u n g abge-

schlossen

I m e t a s t a t i s c h e Dri isen gu~art iger Misch tumor

Hypopharynxcarcinome. 260 I 8 ] - - [ R S n t g e n e r y t b e m , S t r m n a

Page 30: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

192 H. CRAMER undg . W. PABST:

Tabelle 7. (Fortsefzung.)

I I I ~ ~

V e r - Fall I lV~aegl Tum~ I gleichsJ c~Pre~t~ g I ~ ~ I Bemerkungen

Osophaguseingangscarcinome. J o h a n n B . . . I 8. [ 245 220 I 11 ] - - ] z u t i e f Katharina R. . 300 "245 22 Driisenmetastasen

Unspezi]ische Perichondritis. PhilippP. . . [ 3. ] 220 I 260 [ - - ] - ]

H~imatom im Stimmband. KarlB . . . . . [ 3. [ 305 [ 325 [ - - ] - [

Epiglottisabscefi. ChristophL. . [ 7. ] 215 I 190 [ 13 [ - - [

Epipharynx-Retothelsarkom. li oo . . . . I I I

Bestrahlungen

Struma maligna.

Maria 0 . . . . 5. 190 [ ] S~rumitis JohannD. [ [ 215 . 305 295 I 1~

Halbseitenexstirpation. Der in diesen Fi~llen in Frage kommende Nach- weis yon Residuen bzw. Rezidiven scheiterte daran, dab die Aktiviti~ts- erhShung fiber dem nur teilweise geheilten Laryngostoma durch die Sekretion sowohl der Wundfli~che als der Larynxschle imhaut bedingt war. Ein weiterer Faktor , durch welchen der Kurvenverlauf stark beein- fluBt wird und eine eventuelle Phosphorspeieherung im Tumor nicht zum Ausdruck kommt, ist die R5ntgendermati t is , wie sie im Anschlu8 an l~Sntgenbestrahlung am Halse auftrat. In vielen F~llen war unseren Untersuchungen eine RSntgenbestrahlung vorausgegangen, wodurch eine Einsehmelzung des Tumors im Zusammenhang mit unserem negativen Ergebnis als wahrscheinlich angenommen werden kann.

Wenn nun bei unseren F~llen yon inneren Larynxcarcinomen die niehtbefriedigenden Versuchsergebnisse auf versehiedene Ursachen, wie Laryngostoma, Dermatitis, Bestrahlung usw. zurfickzufiihren sind, so diirfte man im allgemeinen aueh ohne diese Momente keine verwert- baren MeBergebnisse erreiehen wegen der zu tiefen Lage der Prozesse. Abgesehen yon ihrer manehmal sehr geringen Ausdehnung kann hier die Phosphorspeisherung kaum zum Ausdruck kommen wsgen der starken Absorption der fl-Strahlen durch den Schildknorpel. AuSerdem dart nicht vergessen werden, dab die Stimmb~nder so nahe beJeinander

Page 31: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mit radioak~iven tsotopen. 193

liegen, dab die Phosphoranreicherung von beiden Seiten erfagt werden kann. Auf Grund unserer Beobaehtungen kSnnen wir also mit sehr grol]er Wahrscheinlichkeit annehmen, dab bei Tumoren und entzfind- lichen Prozessen im Larynx wegen der zu tiefen Lage die Phosphor- speicherung nicht zum Ausdruck kommt. Es kommeu daher nut endo- skopische Untersuchungen in Frage, um insbesondere Tumoren im Pharynx und Larynx erfassen zu k6nnen. Positive Ergebnisse erzielten wir bei ~uBeren Larynxcarcinomen und bei Metastasen.

Branchiogene Tumoren und Parotistumoren.

Bei den aufgeffihrten F~llen konnte einwandfrei zwischen gutartigen und bSsartigen Erkrankungen unterschieden werden. Wegen der Selten- heir dieser Tumoren war das Untersuchungsmaterial beschr/~nkt.

Von den iibrigen Untersuchungen ist erw~hnenswert, dab bei dem Stimmbandh~matom die Aktivit~t der betroffenen Seite geringer ist als die andere. Es ist denkbar, dal~ die Blutzufuhr durch den Druck des H~matoms gedrosselt wird und dadurch weniger p32 zur Absorption gelangt. Die malignen Strumen sind nicht verwertbar.

Fibrosa@ome, Osteosarkome und Knochenmetastasen.

Die positiven Ergebnisse bei Fibrosarkomen entsprechen den Er- wartungen. Bei den Osteosarkomen stand kein einziger eindeutige r un- behandelter Fall zur Verffigung; aus diesem Grund kSnnen wir uns kein Urteil fiber die P3~-Absorption dieser Tum0ren und deren Megbarkeit erlauben.

Die Ergebnisse bei Knochenmetastasen sind bei den wenigen zur Untersuchung gelangten F~llen eindeutig. Sie beweisen die MSgiichkeit einer Auffindung yon Metastasen durch l%adiophosphor und zeigen die Wirkung einer Hormonbehandlung auf Prostatacarcinom an.

Tie/e Tumoren.

Die meisten der hier vorliegenden negativen Versuchsergebnisse sind darauf zurfickzufiihren, dab die ffir Phosphorspeicherung in Frage kom- menden Prozesse zu tier gelegen waren. Es konnte daher bei Oberfl/~chen- messung aus den oben erw~hnten Grfinden keine vermehrte Aktivit~t festgestellt werden; es kann daher auch nicht beurteilt werden, ob bei jedem der hier angeffihrten tiefgelegenen Prozesse fiberhaup~ eine Ra4io- phosphorspeicherung stattgefunden hat. AuBerdem kann eine Aktivit~ts- messung bei solchen Tumoren nicht verwertet werden, deren Mutter- gewebe schon an und fiir sieh durch vermehrte Phosphoranreicherung ausgezeichnet ist. Das ist z. B. bei Tumoren der Leber tier Fall.

Page 32: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

194 H. CRAMER nnd 1I. W. PABST:

Tabelle 8.

I mp./min Ver. [ ~ I

I ges. mehrte I ~ a I Fall ] t a g Mat]- I Tumo r ] iclaslgleVeV-- Spei- | ' E ~ | o~.erung I $ $ /

Fibrosarkome.

I Maria P. . . 7. 230 110 109 J o h a n n M. . 7. �9 300 125 140 -~

Osteosarkom. Alois B . . . . 10. 320 190 8 ff- Christel K. . . 9. 90 85 6 - -

Anna W . . . . 5. 150 . . . .

Maria R . . . . 9.

A n n a W . . . 7. ] 140

K a t h a r i n a W . . 7. 90

130 5 - - 70 1 - -

140 -- - -

130 7 - -

85 6 - -

Ferd inand H . .

J o h a n n W . . �9

S o p h i e W . �9 �9

5~

3.

7.

5:

435

125

330,

Knochenmetastasen. 270 61 -?

130 - - - -

150 120 -}-

Tie# Tumoren. Alfred S . �9 �9 130 ! 120 ] 8 - - Michae lF . . . 160 185 [ - - Pe ter W . . . . 290 270 ] 7 Peter M. . , n icht ve rwer tba r Paul S . . . . . n ieht ve rwer tba r Franz K . . . . n icht ve rwer tba r Maria H . . . . nicht ve rwer tba r

Andreas H. . . nich~ ve rwer tba r K a t h a r i n a B. nich~ ve rwer tba r F r a n z l q . . . . 7. 110 I 90 [ 22 Anna S . . . . nicht ve rwer tba r t Ie r iber t S, . . nicht ve rwer tba r

Zenta~q . . . . 4. 415 ! 380 [ 9

Iristumor. Annam . . . . I 7. I 35 I 15 I 13a I + I

Bemerkungen

g S n t g e n e r y t h e m Verdacht auf Osteosarkom,

keine histologisehe Dia- gnose. Pa t ien t in nicht mehr zur Excision er- schiencn

20 R~intgenbestrahlungen Diagnose fraglieh, RSntgen-

bes t rahlung, zu tiefe Lage RSntgenbes t rah lung , zu

tiefe Lage schlechte Vergleiehsm6glich-

keit (Sarkom des ganzen Sternums)

stellte sich als Osteoporose heraus

Knochenmetas t a se bei Bronchuscarc inom

Knochenmetas t a se bei Pro- s ta tacareinom, intensive Cyrenbehandlung

H y p e r n e p h r o m m e t a s t a s e

H i r n t u m o r Kle inh i rn tumor Gliom des Par ie ta l lappens Sch/idelbasistumor, zu ~ief Lungenakt inomykose , zut ief Bronchuscarcinom, zu tier Pleuritis carcinomatosa,

zu tief Lebereirrhose, zu fief Lebercirrhose, zu tier Lebe r tumor Ree tumeare inom T u m o r im Unte rbaueh , zu

tief Osteomyelitis

Page 33: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen. 195

TabeUe 8. (Fortsetzung.)

Fall

Franz K . . . .

Max S . . . . . Franz M . . . .

J o h a n n B . . .

Maria E . . . . Josef S . . . . Charlotte B.

Aun& 7D . . . .

I I Imp./min Letz-I

ter ] ] ges. Meg-I~ I Ver- tag [ r nmor gleichs.

I I stelle

7. 8.

7.

10. 5. 8.

7.

230

75 140

290

80 380 325

131

mehrte I.~.~ Spei- I ~

o h e r ~ I ~ in % I. ~

Verschiedene Tumoren. 290 - - - -

90 - - - - 65 115

290 - - - -

80 345 ~- - - 372 - - - -

132 - - - -

Bemerkungen

Tumor am Unterkieferwin- kel, 32 RSntgenbestrah- lungen

Neurofibromatose gypernephrom (deutlich

tastbarer Tumor) fragliehe Bronchuscarei-

nommetastase am MMle0- lus, keine histologisehe Diagnose

Lipom SublinguMisstein Kiefersarkom, I~Sntgen-

bestrahlung, Domagk- serum

Lipom

Endoskopische Untersuchungen.

I n solehen Fgllen, in denen die Tumoren der endoskopisehen Unter - suchung zuggngl ich waren, s ind wir dazu f ibergegangen flexible Zghl- rohre zu verwenden, die wir ghnlich e inem E n d o s k o p u n m i t t e l b a r an den T u m o r heranff ihren kSnnen. Auf diese Weise i s t es mSglich mMigne Prozesse zu erfassen, die bei Oberf l / ichenmessung wegen zu t iefer Lage n ich t mani fes t werden. Es is t se lbs tvers tgndl ieh , da~ bei der Auswer tung die Ausscheidungsverhgl tn isse ber i ieks ich t ig t werden miissen. I m Magen k a n n nur ein sehr ger inger P rozen t sa tz yon Phosphorsgure nachgewiesen werden, ngmlieh 0,004% der Gesamtphosphors i iure des K6rpers . Mit Hilfe der Ak t iv i t g t smessung des Magensaf tes konn te nun fes tgeste l l t werden, dal~ eine Aussche idung durch den Magen nach e iner in t ra- venSsen I n j e k t i o n yon r a d i o a k t i v e m Phosphor n u t in sehr ger ingem Mal3e s t a t t f inde t , lVir k o n n t e n ebenso wie bei den Blur- und Urh> ak t iv i tg t smessungen den HSchs twer t an spezifiseher A k t i v i t g t am ers ten Tag feststel len, der abe r im Vergleieh zu den W e r t e n yon Blur und Ur in sehr gering war. Bei unserer zweiten Messung, die naeh dem 3. Tage erfolgte, war bere i ts ein sehr s t a rke r Abfa l l zu verzeiehnen, und bei der d r i t t en Messung, naeh dem 6. Tage, e r re ieh ten wir in sgmt l iehen Unte r - suchungsfgl len ein Min imum an Ak t iv i t g t . Es k a n n also an H a n d tier naehfo lgenden Kurve , die ein Mi t te l yon 5 verschiedenen Un te r suehungen dars te l l t , gesagt werden, dab nu r eine sehr geringe Aussche idung yon r a d i o a k t i v e m Phosphor dureh die Seh le imhaut des Verdauungs t r ak t e s

Z. Krebsforschung. Bd. 58. 14

Page 34: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

196 H.C~A~E~ und H.W. PABST:

stattfindet, die unsere Messungen nicht beeintri~chtigen kann. Die Phosphorausscheidung erfolgt in der Hauptsaehe dureh den Urin, wi~h-

Rad/ophosphoraktMt~'f des ~ ~Ma, zezs~f/es

q 3 Tage 8 Abb. 16. l~diophospl~orakt iv i - t~ t des Magens~ftes nach In jek - t ion yon 250 #C p32. B e s t i m m u n g

des g e s a m t e n ansgeheber te~ Magensas

rend die Ausscheidung durch den Verd~u- ungstrakt, wie oben erw~hnt~ zu vernach- liissigen ist.

Versuchsergebnisse.

1. Kardiacarcinom. Zur Beschri~nkung der Magensaftsekretion gaben wir Atropin. Das Miniaturz~hlrohr wurde in einer Magen- sonde, die mit einem diinnen Gummifenster

ausgestattet war, in den Magen eingefiihrt. Der Sitz wurde hinter dem RSntgenschirm jeweils bei den einzelnen Mel3stellen kontro]lierfG (Tabel!e 9).

Tabelle 9.

I m p . / m i n

Zeit pos t in~. T u m o r 5 cm oberhaIb

des T u m o r s

20 min 60 rain

82 58.

42 30

n a t e r h a l b des

T u m o r s

50 35

2. Rectumcarcinom. Zur besseren lJbersicht wurde ein l%etoskop eingefiihrt und das Miniaturzi~hlrohr innerhMb des Rectoskops an den Tumor gebracht (Tabelle 10).

Tabelle 10.

Zeit pos t inj.

20 min 60 min 90 mia

Imp , / r a in

T u m o r

92 157 128

5 c m unterhMb des Tumors

38 95 80

oberhalb 40s

T u m o r s

66 100 87

Zusammen/assung.

In der vorstehenden Arbeit werden Untersuchungsergebnisse zur Diagnose maligner Tumoren mit radioaktivem Phosphor bekannt- gegeben.

1. Wird fiber die physiologisch-chemischen Grundlagen der An- wendung yon P~ zur Tumordiagnostik berichtet,

2. wird das VerhMten yon p3~ im normMen Organismus besprochen, 3. werden Versuehsergebnisse an 300 Patienten erl~utert.

Page 35: Tumordiagnostik mit radioaktiven Isotopen

Tumordiagnostik mi~ radioaktiven Isotopen. 197

E i n e d e r a r t i g e D i a g n o s t i k e r s c h e i n t mSgl ich , w e n n die T u m o r e n

obe r f lgch l i ch hegen , n o r m a l e Mel~stel len v o r h a n d e n s in4 u n d ke ine m i t

U l c e r a t i o n o d e r E x s u d a t i o n e i n h e r g e h e n d e n H a u t v e r ~ t n d e r u n g e n auf-

t r e t e n . Chron i sch en t z i i nd l i che H a u t e r k r a n k u n g e n m i t B i l d u n g y o n

e n t z i i n d l i c h e m G r a n u l a t i o n s g e w e b e , wie z. B. U l c e r a cruris , s che iden

f i i r e ine D i f f e r e n t i a l d i a g n o s t i k aus.

4. W e r d e n E rgebn i s s e bei T i e f e n d i a g n o s t i k in H o h l o r g a n e n m i t

M i n i a t u r z g h l r o h r e n aufgeze ig t .

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Doz. Dr. H. CRa~ER, (13b) Miinchen, I. Med. Univ.-Klinik, Ziemssenstr. la.

14"