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~ber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. Von Dr. Viktor I(afka, l. klinischer Assistent. (Aus der deutschen psyehiatrischen K]inik in Prag.) Mit 1 Tafel. (Eingegangen am 1. April 1911.) Seit Nissl 1) im Jahre 1904 die mit der franzSsischen Methode aus dem Liquor cerebrospinalis gewonnenen Zellen besonders bei den meta- luetischen Gehirnerkrankungen ,,als schlecht und etwas weniger schleeht fixierte Elemente" bezeichnete, sind immer wieder Klagen besonders auch yon seiten der franzSsischen Autoren fiber das schleehte Erhalten- sein, die schwere Differenzierbarkeit dieser Zellen ge~uBert worden. Im Jahre 1906 gelang es O. Fischer 2) durch Zusatz yon Formol zum Liquor die Zellen in gut erhaltenem Zustand darzustellen und dadureh auch nachzuweisen, dal~ die Ver~nderungen an den Zellen erst extra corpus im Reagenzglase entstanden sind; derartige Pr~parate hat Fisc h e r 1906 in Miinchen demonstriert. Zur Darstellung dieser Erscheinung sind die Figg. 1--3 auf Tafel I beigegeben. In allen drei Figuren wurden je ein Ge- siehtsfeld der 1/12 Immersion photographiert, das ziemlich durchschnitt- liche Verh~ltnisse in bezug auf Menge und Art der Zellen bot. Die l~r~- parate entstammen folgendem Versuehe: Es wurden in drei Spitzgl~ser je 3 cem eines zellenreichcn Paralytikerliquors aufgenommen. Zu dem ersten wurde sofort bei der Entnahme Formol zugesetzt, das zweite und dritte blieb vier Stunden ohne Zusatz stehen. Dann wurde zum dritten Formol zugegeben, zum zweiten nach der Zentrifugierung sterile auf 37 Grad erw~irmte physiologisehe KochsalzlSsung zugesetzt, wieder zentrifugiert und dies nochmals wiederholt. Dann wurden naeh unserem gewShnlichen Verfahren die Trockenpr~parate gemacht. W~hrend nun das Praparat aus dem ersten RShrchen (Tafel I, Fig. 1) zahlreiche wohler- haltene und wohldifferenzierbare Zellen zeigt, sehen wit in den Pr~paraten des 2. und 3. RShrchens nur noch wenig nioht differenzierbare Zellen, 1) Nissl, Die Bcdeutung der Lumbalpunktion ffir die Psychiatrie. Centr~lbl. f. l~ervenheilk, u. Psych. 2~, 225. 2) Fischer, Klinische und anatomische Beitrage zur Frage naeh don Ursaehen und der Bedeutung der cerebrospinalen Pleocytose. Jahrb. f. Psych. u, Neurol. 27.

Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

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Page 1: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

~ber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. Von

Dr. Viktor I(afka, l. klinischer Assistent.

(Aus der deutschen psyehiatrischen K]inik in Prag.)

Mit 1 Tafel.

(Eingegangen am 1. April 1911.)

Seit Niss l 1) im Jahre 1904 die mit der franzSsischen Methode aus dem Liquor cerebrospinalis gewonnenen Zellen besonders bei den meta- luetischen Gehirnerkrankungen ,,als schlecht und etwas weniger schleeht fixierte Elemente" bezeichnete, sind immer wieder Klagen besonders auch yon seiten der franzSsischen Autoren fiber das schleehte Erhalten- sein, die schwere Differenzierbarkeit dieser Zellen ge~uBert worden. Im Jahre 1906 gelang es O. F i s c h e r 2) durch Zusatz yon Formol zum Liquor die Zellen in gut erhaltenem Zustand darzustellen und dadureh auch nachzuweisen, dal~ die Ver~nderungen an den Zellen erst extra corpus im Reagenzglase entstanden sind; derartige Pr~parate hat F i sc h e r 1906 in Miinchen demonstriert. Zur Darstellung dieser Erscheinung sind die Figg. 1--3 auf Tafel I beigegeben. In allen drei Figuren wurden je ein Ge- siehtsfeld der 1/12 Immersion photographiert, das ziemlich durchschnitt- liche Verh~ltnisse in bezug auf Menge und Art der Zellen bot. Die l~r~ - parate entstammen folgendem Versuehe: Es wurden in drei Spitzgl~ser je 3 cem eines zellenreichcn Paralytikerliquors aufgenommen. Zu dem ersten wurde sofort bei der Entnahme Formol zugesetzt, das zweite und dritte blieb vier Stunden ohne Zusatz stehen. Dann wurde zum dritten Formol zugegeben, zum zweiten nach der Zentrifugierung sterile auf 37 Grad erw~irmte physiologisehe KochsalzlSsung zugesetzt, wieder zentrifugiert und dies nochmals wiederholt. Dann wurden naeh unserem gewShnlichen Verfahren die Trockenpr~parate gemacht. W~hrend nun das Praparat aus dem ersten RShrchen (Tafel I, Fig. 1) zahlreiche wohler- haltene und wohldifferenzierbare Zellen zeigt, sehen wit in den Pr~paraten des 2. und 3. RShrchens n u r noch wenig nioht differenzierbare Zellen,

1) Nissl, Die Bcdeutung der Lumbalpunktion ffir die Psychiatrie. Centr~lbl. f. l~ervenheilk, u. Psych. 2~, 225.

2) Fischer, Klinische und anatomische Beitrage zur Frage naeh don Ursaehen und der Bedeutung der cerebrospinalen Pleocytose. Jahrb. f. Psych. u, Neurol. 27.

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V. Kafka: 1Jber Cytolyse im Liquor corobrospinalis. 253

und zwar in Fig. 2 (vom zweiten RShrehen) die sehwerst geseh~digten. Die oben beschriebene Kochsalzzentrifugierung wurde yon Szeesi 1) zur Regeneration der Zellen empfohlen. Freilieh werden yon S. die gut bekannten Eigenschaften sofort nach der Entnahme und gut fixierter Liquorzellen: ihre schnellere F~rbbarkeit gegeniiber iener der Blut- zellen und der kleinere Plasmasaum besonders der Lymphoeyten, als Degenerationserscheinung aufgefafit; diese sollen dutch die Koehsalz- behandlung verbessert werden, die Zellen sollen ihre normale GrSl3e, der Plasmasaum seine normale Breite erfahren. Wit aber stellen die st~rkere Avidit~t gegeniiber Farbstoffen und die Kleinheit der Liquor- zellen jenen bekannten Tatsachen gleieh, dab z. B. Exsudatzellen sich in der Exsudatfliissigkeit sehlechter f~rben und grSBer sind, als in Koch- salzl6sung (Pyknose), was ja auch yon den Blutzellen gilt. Das sind vitale Zellver~nderungen, die wohl im Salzgehalte des Mediums usw. ihre Erkl~rung linden. Wir verstehen unter Degenerationserscheinungen jene auffallenden Ver~nderungen, die das Absterben der Zellen begleiten und die sieh, wie die Figuren zeigen, in starken Schrumpfungen und Quellungen derselben, in schleehter F~rbbarkeit des Plasma und Kerns, in Zerfall des Kerns usw. ~uBern; und diese kSnnen natfirlich durch Behandlung mit KochsalzlSsung nicht gemildert werden, wie wieder die Figuren am besten zeigen. Freilich sind die Zellver~nderungen, wie anderen Orts schon mehrmals hervorgehoben wurde und sp~ter noch besprochen wird, nicht in allen F~llen so starke, manchmal sogar nur geringe, was wohl Szecsi zu der Behauptung (die sparer zum Teil modifiziert wird) veranlal3t, er habe (in wieviel F~llen ?) naeh 24 Stunden dasselbe Zellbild gehabt wie nach sofortiger Untersuehung. Ffir diese unsere Arbeit waren natfirlieh nur F~lle maBgebend, die die Degenera- tionserscheinungen deutlich und klar zeigen, da wir nach deren Ursachen zu forschen haben.

Dies ist zum ersten Male von M. Pappenhe im2) im Ansehlusse an F i sehe r s Untersuchungen unternommen worden. P. liel~ Liquores yon Paralytikern, wie von Dementiapraecoxf~llen auf durch Natrium- oxalat an der Gerinnung gehindertes Blur einwirken und untersuchte in dieser Weise aueh bei 55 ~ inaktivierte Liquores. Er glaubte naeh dem Studium besonders der weil~en Blutzellen sagen zu kSnnen, dab alle Liquores einen sch~digenden EinfluB auf weiBe Blutzellen ausfiben und dab der Paralytikerliquor ein bei 56 ~ unwirksam zu machendes Agens (Leukotoxin) enthalte.

Da weitere Literatur fiber diese Frage nicht vorliegt, so sehien es

1) Szecsi, Beitr~ge zur oytologischen Untersuchung der Lumbalflfissigkeit. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 29. Heft 1, S. 76.

9) M. Pappenheim, Beitr~gc zum Zellstudium der Cerebrospinalflfissigkeit. Zeitschr. f. Heilk. 28, 315. 1907.

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25]: V. Kafka:

uns wiinschenswert, an einem grSl~eren Materiale und mit einer recht pri~zisen Methods der Art und der Ursache der Zellveri~nderungen im Liquor cerebrospinalis nachzugehen.

Unsere Untersuchungen gingen nach zwei Seiten, erstens die A r t dieser Zsllver/s nach verschiedenen Zeiten naher zu studieren, zweitens zu priifen, ob die U r s a e h e fiir die Veranderungen im Liquor oder in den Zellen zu suchen ist, und ob diese Zellver~nderung sich bei den Liquores versehiedener Krankheiten auch verschieden zeigt.

Zur Beantwortung der ersten Frage geniigt eine sehr einfaehe Ver- suehsanordnung. Es wurdsn mehrsre Portionen sines zellreichen Liquors ohne jeden Zusatz verschieden lang stehen gelassen und naehher in der Z/ihlkammer und im TrockenprKparate (Technik sishe bei K a f k a 1) gewShnlich in beiden untersueitt, wobei nicht nur auf die Zellzahl, sondern auch auf das Verh/~ltnis der verschiedenen Zellarten zueinandsr und auf ihr Aussehen Eiicksicht genommen wurde.

Mehrere charakteristische F~lle sind in Tabelle I u n d I I angefiihrt. In Tabelle I sind nur Resultate der KammerzKhlung notiert. S~imtliche in Tabelle I und II angefiihrten F/ills sind Paralysen.

Tabelle I. Zellzahlen in der Z/ihlkammer nach verschiedenen Zeiten.

Nr. Name

Hu. Ha. Var. Blah.

Ulr. Zi.

sofort

15 136 200 563 38

59 23

Nach 2 S tunden

7 31 135 70 30

1

Nach ca. 3 S tanden

Nach ca. Nach ca. 6 Stunden 8 Stunden

1 0 - -

26 9 -- 91 59 -- - - 1 8 - -

- - - - 1 0

nach 5 Std.

- - 9 - -

dieser Tabelle wie stark die Zellzahl Wir sehen bei Betrachtung abnimmt, dab diese Abnahme der Zellen aber bei verschiedenen Liquores versehieden ist (besonders stark in den F~llen 4, 7), und dab anscheinend in den ersten zwei Stunden am meisten Zellen zugrunde gehen, wiihrend in den spKteren Stunden diese AuflSsung langsamer erfolgt. Im Falle 5 ist die Zellabnahms eine geringere nash 2 Stunden (nosh 30), naeh sa. 8 Stunden verbleiben immer noch 10 Zellen. Es sei erw~hnt, dab hier nur auf die Anzahl der Elemente iiberhaupt und nicht auf deren Art l~iicksicht genommsn wurds. Das leitet uns zu jenen F~llsn hiniibsr, in denen wir keine besondere quantitative Abnahme der Elemente, aber

1) Kafka, Ober Technik und Bedeutung der cytologischen Untersuchung des Liquor cerebrospinalis. Monatsschr. f. Psych. u. Neuroh 27, 417. 1910.

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C~ber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 255

starke Veri~nderungen an denselben wahrnehmen kSnnen. So verh~lt sich Fall 1 in der Tabelle II, in dem nach 1, 3, 6 Stunden die Zellzahl ungef~hr gleich bleibt (wenn auch in der ersten Stunde eine Vermin- derung von 34 auf 22 Zellen eintritt).

Interessant ist es nun diese Ver~nderungen der Zellen selber zu studieren.

Tabelle II. Zellzahl und Zellverh~iltnis im Trockenpr~parat nach verschiedenen Zeiten.

1. Fall Hu.

I sofort I nach 1Std. nach 3 Std. I nach 6 Std. i nach 9 Std. Inach 24 Std.

~70:14:11:[5 Verh$iltnis der einzel-I n e n Zellarten zuein- I 28:60:12 69:13:18 86:5:5:[4 i 90:0:0 [10 [100 ander in Prozenten[ !

2. Fall Ha.

sofort o a o h l S t d I n a o h 3 S t d i oaoh 6 S t d I naeh 9 S t d i - -

Zahl I 118 7 7 1 2 1 1 - 1 -

Verh~ltnis der einzel- I [84:0:0:[16 48:0:2 [50 - - nen Zellarten zuein- 44:38:18 61:17:22 76:14:10 i ander in Prozenten I

3. Fall Bla.

I s~176 naeh 2 Std" I nach 8 Std" I - - i - -

Zahl I 7 6 3 - - ! - - - -

Verh~tltnis der einzel-I n e n Zellarten zuein- 61:30:9 77:17:6 9(}:7:3 - - - - - - ander in Prozenten

Hier und in allen folgenden Tabellen bedeutet die Zahl der oberen Rubriken die durchschnittliche Zellzahl fiir das Gesichtsfetd der 1/12 Immersion, die Zahlen der unteren I~ubrik zeigen das Verh~,ltnis der Lymphocyten (erste Zahl) zu Plasmazellen (zweite Zahl), zu polynu- kle~ren Leukocyten (dritte Zahl) in Prozenten. Die Zahlen hinter der eckigen Klammer bedeuten die Durchschnitts- bzw. prozentuale Ver- h~ltniszahl der unbestimmbaren degenerierten Elemente.

Wir wollen im Verlauf dieser Arbeit zusammenfassend genauer auf diese Dinge eingehen; bier sei nur kurz bemerkt, daI3 am schnellsten jene Elemente des Liquors leiden, die zum gr513ten Tell nach F i s c h e r den meningealen Plasmazellen gleich zu setzen sind; sie nehmen in ihrer Zahl sehr rasch ab (Tabelle II, 1. Fall yon 60~o auf 13~o, 2. Fall yon 39~o auf 17~o, 3. Fall yon 30~o auf 16~o) und zeigen schwere Dege- nerationserscheinungen als Quellung, schlechte F~rbbarkeit des Plasmas und Kernes, oft Schrumpfung und Zerfall. In zweiter Linie sind die

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256 V. Kafka:

polynukleEren Leukocyten zu nennen. Sic sind verhEltnismEBig lange zu erkennen, zeigen aber bald schlechte F~rbbarkeit des Kernes, Schrumpfung, Quellung und Konglomerierung desselben; auffallend ist, dab die eigenartige yon F i s c h e r 1) besehriebene Eosinophilie derselben ziemlich lange erhalten bleibt. Am l~ngsten bleiben die Lymphocyten erhalten; auch nach 8 Stunden kann man noch unver~nderte Lympho- cyten sehen, wenn aueh schon ein Tell derselben etwas gequollen und schlecht gefErb$ ist.

21~hnliches wurde yon P a p p e n h e i m 2) konstatiert. Dieses ungleiche Verhalten der versehiedenen Zellarten bei der Destruktion und Auf- 15sung im Liquor ist oft so stark ausgesproehen, dab z. B. ein Liquor, der sofort untersueht vielleieht mehr Plasmazellen als Lymphocyten besitzt, naeh mehreren Stunden nur Lymphocyten zeigt, ohne dab man besondere Degenerationsreste sieht.

Es macht den Eindruck, dab in manchen Liquores die Zellen ohne besondere Degenerationserseheinungen einer sehnellen AuflSsung ent- gegengehen, in anderen wieder kann man, wie oben bemerkt, alle Stadien der Degeneration sehen, ohne dab auch nach 1Kngerer Zeit, die Zahl der Elemente abnimmt. (Siehe diesbeziiglich Tabelle II , 1. Fall.)

Um nun an die Beantwortung der z w e i t e n F r a g e , n/imlich der nach der U r s a c h e dieser auffallenden Erseheinungen, schreiten zu kSnnen, wandten wir eine Methode an, die v o n d e r yon M. P a p p e n - h e l m angegebenen wesentlich verschieden war. Eine solche war aueh notwendig, um die von M. P a p p e n h e i m konstatierten Befunde an einem grSBeren Materiale naehpriifer/zu kSnnen. Ein steriles Arbeiten, wie es P. verlangt, ist nicht notwendig, denn unsere Arbeiten erstreckten sich nur fiber kurze Zeiten und wir konnten uns d u r e h K o n t r o l l p r E p a r a t e stets yon dem Nichtvorhandensein dieser Fehlerquelle iiberzeugen.

Es handelte sieh uns in erster Linie da um jene Zellen, die die Ver- ~tnderungen am schSnsten zeigen, nEmlich jene, die bei den c h r o nis c h e n auf Lues beruhenden Erkrankungen des Zentralnervensystems besonders bei Paralysen im Liquor auftreten, versehiedenen Einwirkungen aus- zusetzen und deren Folgen zu studieren. Erst wenn diese Unbekannte der Gleichung aufgelSst worden were, wollten wir daran gehen dureh Einffihren anderer weiBer Zellen, die anderen Unbekannten einer even- tuellen LSsung zuzuffihren.

Ferner sollte diese Methodik zu quanti tat iv meBbaren Resultaten ffihren, die, wenn auch nicht absolut so doch relativ besser verwertbar sind, als blol]e SchEtzungen; dadureh lassen sich die Resultate objek- tiver darstellen, als wenn man blo$ yon schwEeheren oder stErkeren VerEnderungen spricht.

1) Fischer, 1. c. 2) Pappenhe im, I. c.

Page 6: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

Uber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 257

Es wurden also bei einer Punk t ion :

]. in mehrere Spitzgl~schen je 3 ccm Liquor einfliegen lassen; da yon F i s c h e r 1) nachgewiesen wurde, dag bei En tnahme grSBerer Liquormengen die Zellmenge zunimmt, wurden, um diese Fehlerquelle auszugleichen ( t rotzdem sic nur gering war, da wir im ganzen mit kleinen Liquormengen arbeiten) die zuerst en tnommenen Proben als Kontrol len

verwendet ; 2. dabei wurde gleieh bei der En tnahme einer Liquorport ion als

Kontrolle Formol zugesetzt und i iberhaupt darauf gesehen, daB, wenn nStig, zur Kontrolle bei jeder neuen Manipulation eine noch nieht be- handelte Liquorport ion formolisiert wurde. Die Liquorzelten wurden durch Zentrifugieren und Abgiegen des Liquors gewonnen, in den meisten F~illen dann mit KochsalzlSsung gewaschen;

3. w u r d e d a n n eine andere Fliissigkeit (Koehsalz, Serum, Liquor usw.) zugesetzt, die Zellen mit dieser Fliissigkeit bei Licht und im Dunkeln, bei Zimmer- und Brutofentempera tur stehen gelassen;

4. am Ende des Versuches wurde ihnen Formol zugesetzt; die Kon- trollen w~hrend des Versuehes sind schon unter 1. erw~hnt.

Alle Proben wurden am Ende des Versuches zentrifugiert; dann nach den von mir geschilderten Prinzipien 2) Aufstr ichpr~parate gemacht , mit H~matoxyl in-Eosin gefiirbt und dann die Durchschni t tsgesamt- zellzahl im Immersionsgesichtsfeld, wie auch das durchsehnit t l iche Ver- h~ltnis der einzelnen Zellarten und der degenerierten Zellen ausgez~hlt.

Dies ist im allgemeinen die Methodik; Spezielles ist bei jedem Ver- suehe angegeben.

Beim ersten Versuehe wurde zu 3 eem Liquor sofort Formol zugesetzt, zu einer zweiten Probe 3 Tropfen des Serums desselben Patienten, eine dritte und vierte wurde sofort zentrifugiert, der Liquor dann abgegossen, etwa 3/4 Stunden auf 56 ~ erhitzt, dann wieder den Zellen zugesetzt, im vierten noch auBerdem 3 Tropfen des eigenen Serums zugesetzt, und diese beiden dann noeh 3 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen, dann mit Fermol versetzt, wie aueh ein fiinftes Kontrollgliisehen.

In einem zweiten Versuehe wurden der besseren Kontrolle wegen einer seehsten Probe zu der Zeit Formol zugesetzt, als der auf 56 ~ erhitzte Liquor wieder den Zellen zugegossen wurde.

Die Resultate beider Versuehe folgen in Tabelle III. Bevor wir zur Be- spreehung der eben erwi~hnten Versuehe fibergehen, fiihren wir noeh einige Ver- suehe an, die in ~ihnlieher Weise durehgefiihrt wurden; doeh mugten in diesen noeh einige Fehlerquellen ausgeschlossen werden; wir liel]en die Zellen, die be- handelt werden sollten, und denen niehts zugesetzt war, wie aueh den unversetzten Liquor bei 37 ~ im Brutsehrank stehen. Die Inaktivierung bei 56 ~ dauerte wie in den ersten Versuehen ca. 3/~ Stunden.

~) O. Fischer , Die anatomisehe Grundlage der eerebrospinalen Pleoeytose. Monatssehr. f. Psych. u. Neurol. 28.

2) 1. e.

z. f. d. g. Neut. u. Psych. O.g. 17

Page 7: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

258 V. Kafka:

Tabelle I I I . Inaktivierung und Serumzusatz; Zimmertemperatur.

No, I 1 +8:;oo,en eigenes Serum; Formol- Formolzusatz

~ame zusatz No. 1, 2

sofort nach 5 8td. No. 3--6

naeh 7 Std.

8 I 4 I 5 Zellen abzentri I Zellen abzentri-

�9 �9 " fugiert" Liquor fugmrt" Liquor s' ' o 18/,8td 560. dannzu] Formolzusatz /a Std. 56 ; dann , �9 , zu den Zellen. ]zel.ien+affropfen] lqo. l ,2nach5Std.

elgenes ~erum; Formolzusatz ] Formol [ No. 8--6 n. 7 8td.

No. l ,2nach3Std . No. l ,2naeh3Std. I No. 3 - 6 n. 6 Std. No. 3--6 n. 6 Std.

6.

Formol- zusatz

No. 3--6 n. 1~'~ 8td.

6.

Schw. (Progr. Paral.)

Hru. (Progr. Paral.)

Voj. (Progr. Paral.)

Ivob. I] (Progr. Paral.)

Vor. (Progr. Paral.)

Svob. I (Progr. Paral.)

58 40:57:8

25 47:47:6

27 29:66:5

70 20:68:1"

22 30:65:1~

10 36:54: I(

3O 80:16:4

14 73:20:7

~uffallend viel gequollene

Zellengerinns.

8 62:38:2:[8

2 [10 15:5:1:[77:2"

sehr starke Degeneration

O[4 9:6:0:[85

o [5 0:0:0: [91:6"

41 18 63:84:3 46:54:0

20 10 55:45:0 60:40:0

viele sehleeht gef~rbte Zellen

weniger als 8 0 [4 88:46:3:[13 12:0:0: [84:4"

0 [7 3 [15 2:6:0:[98 7:4:1:[88

mittelstarke Degeneration,

Kerne zum Tell noch gut gefitrbt.

0 [4 0 [3 0:0:0: [47:53" 8:4:0:[88

sehr starke gr5~tenteils unbe Degeneration, stimmbareGebilde

schlecht gefStrbte, meist kein Kern gequollene Ele- i mehr zu unter-

mente, viele ischeiden, schlechte ,,Endothelien" F/irbung

0[2 w.a. 2 [4 0:0:0:[100 29:2:0 [69

27 81:19:0

8 85:15:0

einige ,,Endothelien"

O[6 8:0:0:[00:2*

O[6 5: l :0: [66:8"

sehr starke De- generation ;

gr5Btenteils uner- kennbare Zellen

0[3 7:0:0 [93

Zellenvollkommen degeneriert, ohne ~eharfe Konturen, sehr sehwach f~.rb-

bar, gequollen

0 [w. a. 1 0:0:0 [100

Tabelle IV. Inaktivierung; Brutschrank.

8 61:37:2

30 53:34:13

16 56:87:7

viele gut erhaltene

Zellen

9

62:34:4

No. Formolzusatz

Name so fort

Rund. 81 Progr. Paralyse 42: 52: 6

Marw. 83 Progr. Paralyse 24: 36: 40

Pelik. 17 Progr. Paralyse 36: 61 : 6

2. 3. Die abzentrifugier- _ . . . . ten Zellen imBrut-I Lenrnfugmrser i ~ ~ ~ " Q~o ILiquor und Zellen

s e l ~ r a n ~ ~ e l v . j . �9 "' a tm Brutschrank Liquor uber /~Std . . . . . o

bei 560, dann zu oel ~ Zellen, Brut- I Formol nach

schrank ca. 11/~ Std. Formolz. n. 4 Std.

37[4 80:7:0:[13

5[5 39:6:4 [51 Zellen sehr

degeneriert, zum grSilten Tell noch zu differenzieren, schleeht gefiirbt,

unscharf begrenzt, erhaltene

Eosinophilie

812 8 52:6:0 [42 46:46:1[ 7

Formolzusatz nach ca. 5 Std.

vorher Brutschrank

bei 370

84[4 78:11:0 [11

16 [9 40:12:8 [40

st~irkere De- generation der

Lenkoeyten

44 [~ 82:9:0 [9

7[6 44:5:2 [49

wie in 2.

3 [2 60:9:0 [31

Page 8: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

Uber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 259

Wenn wir die 9 Fs der Tabelle I I I und IV vergleichen, so finden wir, dab die Inaktivierung des Liquors nur in einem Falle anscheinend wirksam war, es ist dies Fall 1 in Tabelle III. Doeh zeigt dieser Fall aueh bei den anderen Proben eine so geringe Zellvers (nach 5 Stunden noeh 27 Zellen), dal~ er hier nieht in Betracht kommt. Bei allen anderen Fs zeigt uns die in Vertikal- rubrik 6 angefiihrte Kontrolle an, dab auch naeh dem Zentrifugieren und der Inaktivierung noch weitere Zellveris aufgetreten shad, so dal~ wir in Rubrik 2--5 iiberall qualltativ und quantitativ sts Degeneration haben, als in 6. Wfi~hrend die Versuche der Tabelle I I I bei Zimmertemperatur vor sieh gingen, lieflen wir die Zellen in Tabelle IV im Brutschranke bei 37 ~ Auch hier zeigen sieh gleiche Resultate. Fall 1 ist nicht pr/ignant, da bei ibm anscheinend schon in den ersten 11/~ Stunden die st~rksten Zellver~nderungen eintreten.

Die F~lle lehren also, dab die Inakt iv ierung die Zellver~nderung und -AuflSsung nieht verringern konnte, im Gegenteil scheint sic hier noch st/irker zu sein und aus den Tabellen ergibt sieh auch ohne weiteres, dab es sieh hier gleieh bleibt, ob die Zellen im Dunkeln oder nieht, ob sic bei Z immer tempera tu r oder bei 37 ~ belassen werden. Aueh der Zusatz yon eigenem Komplement vor und nach der Inakt iv ierung konnte die Zellver~nderungen nieht beeinflussen.

Ein Nebenbefund w~re noch zu Tabelle I I I zu erws im Falle 3, 4, 5 t reten mit ten unter den degenerierten Zellelementen groBe, s tark gebl/~hte, schwaeh gefiirbte Zellelemente auf, mit einem groBen granu- lierten Kerne (in der Tabelle mit einem Sternchen bezeiehnet). Es sind dies Zellen, die yon vielen Autoren als , ,Endothelien" bezeiehnet und dafiir gehalten werden. F i s c h e r 1) ha t bereits diese Zellen als gequollene Zellen erkannt , da er sic nu t in unfixierten Pr~para ten vorgefunden hatte. Auch wit konnten diese Elemente in all den drei F/~llen (und auch in vielen anderen noeh) im flisch formolisierten Liquor nicht nach- weisen, woraus aueh wir sehlieBen miissen, dab diese fiir Endothel ien gehaltenen Zellen nichts anderes darstellen, als eine besondere Form sehwer geseh~tigter und gequollener Liquorzellen, allem Ansehein nach besonders der Plasmazellen.

Wir lieBen aueh die Frage der Inaktivierung noch nieht aug~r acht, sondern lieBen sic noeh in einem n~chsten Versuche mitwirken ; in diesem fiihrten wir abet eine neue Unbekannte ein: Liquor der Dementia praecox.

Es wurde ein Paralytiker und ein Dementia praecox-Kranker punktiert. Von dem Paralytikerhquor wurden 5 Gls besehiekt, zum ersten wurde

sofort Formol zugesetzt, drei andere sofort zentrifugiert, das fiinfte unbehandelt stehen gelassen; nach dem Zentrifugieren wurde der Liquor tier zweiten Probe ab- gegossen, 1 Stunde auf 56 ~ erws und dann den indessen mit 1% Kochsalz- 15sung gewaschenen Zellen zugesetzt; bei der dritten Probe wurde dasselbe gemacht, nut nicht auf 56 ~ erhitzt, und sofort nachdem der Liquor zu den gewaschenen Zellen wieder zugesetzt worden war, Formol zugetropft; im vierten G1/Csehen wurde der Liquor yon den Zellen abgegossen, die Zellen mit 1~o KochsalzlSsung gewaschen und ihnen dann der zentrifugierte Liquor des Friihdementen in gleieher Weise zugesetzt. Das Resultat zeigt Tabelle V.

1) Fischer , 1. c.

17"

Page 9: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

2 6 0 V. Kafka:

Tabelle V. Inaktivierung; l~oige NaC1 LSsung; Liquor Dementia praecox.

1~o. h-ame

Husnik (Progr.

Paralyse)

Formolzusatz

sofort

93 35:55:10

Zellen mit 1% NaC] Zellen mit 1% NaC1 LSsunggewaschen; LSsung gewaschcn Liquor 1 Std. aut und sofortiger 56 o erw~irmt dann Zusatz formoli-

zu den Zellen serten eigenen Formolz. n. 3 Std . Liquors

I 6 [3 3 [l

43:21:2:[;34 50:25:0:[25 i viele Gerinnsel

I Zellen mit 1%NaCll LSsung gewaschen,

dazu Liquor Dementia

praecox Pick

4 [4 28:14:0 [58

Formolz.

naeh 4 Std.

6 [2 50:25:0 [25

Wir hatten in diesem Versuche 1 proz. NaC1-LSsung zum Waschen der we[Ben Zellen verwendet, urn Fehlerquellen, die vielleicht durch geringe Reste des zurfick- bleibenden Liquors entstehen kSnnten, auszuschlieBen. Doch mul3ten wir in diesem Versuche konstatieren, dab die Waschung mit dieser LSsung die Zellen schon stark verindert. Wir mul]ten daher in den niichsten Versuchen die Einwirkung verschieden prozentuierter KochsalzlSsungen auf die Liquorzellen studieren. Wir verwendeten 0,85proz., 0,9proz. und lproz. KochsalzlSsungen. In dem ersten dieser Versuche hielten wit ganz die Technik der vorigen ein, nur inaktivierten wir nicht, sondern setzten zu dem mit 1 proz. KochsalzlSsung einmal zentrifugierten Zellen eine 1 proz. KochsalzlTsung, einmal Liquor einer senilen Demenz, einmal den eigenen Liquor ~ Formol zu; siehe Tabelle VI.

Tabelle VI. l~oige NaC1-LSsung; Liquor der Dementia senilis.

!~ ] -o . !

1.

2.

Name

i Tes.

(Progr. Paralyse)

Vor. (Progr.

Paralyse)

l.

Formolzusatz

sofort

2. I 8 I g.e.llen mitlO/o:NaCl-IZelle n mitlO/oNaCl.IZelle n mitl%NaC1- Losunggewascnen �9 ,ILSsung gewaschen,/LSsung gewaschen~ dazu Liquor der I dazu frische dazu eigener semlen Demenz / 1~ NaC1-LSsung [ formolisierter

Urban ' ' Formolz. n. 5 Std.] Liquor Formolz. n. 5 Std,

i [5 12:3:0:[85

Gerinnsel; sehr sehleeht gefiirbtc

Zellen, keine Differenzierung zwischen Kern

und Plasma Schrumpfungen

der besser, Quellungen der

schleehter gei~irbten

i [lO 6 :0 :0 : [94

Zcllen s~mtlich sehr s tark ver-

~indert; fast nirgends ein Kern zu unterscheiden,

Zellen sehr schlecht gefitrbt wie geseheckt,

27 [2 5 65:13:17:[5 76:13:0:[11

49 2 [1 55:40:5 54:5:0:[41

7 [3 50:25:0:[30

12 [11 40:9:0:[51

5.

Formolzusatz

nach 6 Std.

5 [1 66:16:6:[18

211 52:11:0:[37

J gequollen.

Es zeigen nun die Pr~para te der Zellen, die nach Waschung mit 1~/o KochsalzlSsung wieder mit derselben LSsung versetzt wurden, neben ihrer stiirksten zahlenm~$igen Herabsetzung die grSBten und schwersten

Page 10: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

Uber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 261

Degenerationserscheinungen in erster Linie der Plasmazellen (Rubrik 3 in Tabelle VI); interessant ist aueh, da$ die mit dem L i q u o r d e r s e n i 1 e n D e m e n z v e r s e t z t e n Z e 11 e n noah st/irkere Aufl5sung gegen- fiber jenen zeigten, die gleich naeh der Waschung mit Formol versetzt women waren (Rubrik 2 gegeniiber Kontrolle in Rubrik 4).

In dem zweiten derartigen Versuche, Tabelle VII, setzten wir nach Waschung mit 0,85proz. KochsalzlSsung den Zellen einmal 0,85proz., einmal 0,9proz. zu und lieBen damit 6 Stunden stehen. Hier verwendeten wir auch wieder einen Liquor einer Dementia praeeox.

Tabelle VII. 0,85% und 0,9%ige NaC1-LSsung; Dementia praeeox-Liquor.

No. Name

Holecek (Progr.

Paralyse)

Blecha (Progr.

Paralyse)

1.

Formolzusatz sofort

~' I 3. I 4. I 5. I 6. Zellen mit IZellen mit 0,85% [Zellen mit 0,85O/olZellen mit 0,85%

6,850/0 NaC1-[ NaC1-LSsung [ NaCI-L0sung [ NaC1-LTsung I LSsung ge- [gewaschen, dazu gewaschen, dazu gewaschen, dazu Formolz.

waschen, dazu[ 0,85% NaC1- 0,9o/o NaC1- LiquorDementia nach 7 Std. eigener Liquor LTsung I LTsung; praeeox Husek;

-}- Formol Formolz.n.6Std. Formolz.n.6Std. Formolz.n.6Std.

38 48:48:4

8 62:88:0

12 [2 61:o3:0:[16

2 [1 51:10:0:[39

3 [1 54:18:0 [28

wenig Zellen, mittelstark ver~indert

1 50:16:0 [3~

1 [8 11:0:0:89

Zellen sehwer degeneriert,

grTBtenteils ge- quellt, sehwere

Form~ veranderungen, diffuse F~rbung, Kern kaum zu

erkennen

1 90:10:0

20:16:0:[64

2 68:17:0 [15

5[~ 58:6:0:[36 fast nut

Lymphocyten yon den

erkennbaren Zellen

1 66:0:0 [33

Hier sprieht besonders der erste Fall. Wenn nach der Waschung mit 0,85% NaC1 sofort Formol zugesetzt wurde, waren noch 12 voll erhaltene Zellen da; das l~ngere Stehen mit 0,85proz. wie 0,9proz. NaC1-L5sung, wie auch mit Dementia praecox-Liquor brachte Werte, die denen des unversetzten Liquor gleichkamen. Die schwersten Verhnderungen zeigten die Zellen, die mit 0,9 proz. NaC1-LSsung stehen gelassen worden waren; auch hier wieder waren die Plasmazellen die meist gesch~digten. (Der 2. Fall kann wegen der geringen Ze]lzahl hier nicht in Betracht kommen).

Wenn wir resumieren, was die bis jetzt vorgeffihrten Versuche mit ziemlieher Sicherheit ergeben, so ist das folgendes: We n n m a n P a r a- l y t i k e r z e l l e n v e r w e n d e t , so g e h e n d i e s e l b e n i m P a r a l y t i k e r - l i q u o r z u g r u n d e , a u c h w e n n m a n d e n L i q u o r d u r c h 3/4 b i s 1 S t u n d e a u f 56 ~ e r w s a u c h i m L i q u o r d e r D e m e n t i a p r a e c o x o d e r d e r D e m e n t i a s e n i l i s z e i g e n die P a r a l y t i k e r - z e l l e n die g l e i e h e n V e r s 0 , 8 5 % - - 1 % K o c h s a l z - 15sung s i n d d i e s e n Z e l l e n n i e h t g l e i c h g f i l t i g und zwar sind auch hier wie bei den einfachen eytolitischen Versuchen d ie P l a s m a z e l l e n die z u e r s t u n d s t s g e s c h / t d i g t e n . Das ist auch deshulb infer-

Page 11: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

262 V. Kafka:

essant, weil U n n a 1) gefunden hat , dab das Granuloplasma der P lasma- zellen ,,urn so leichter in KochsalzlSsungen gelSst wird, je sehw~eher dieselben sind, am leichtesten und vollsts in den sogenannten physiologischen KoehsalzlSsungen von 0,6--0,9~o NaC1-Gehalt". Die Plasmazellen (aus einem Rhinophymgewebe) ersehienen naeh 4stiindigem Aufenthalte in warmer NaC1-LSsung yon 0,7% ,,schwach gefi~rbt oder abgerundet und vergrSSert durch vollsts Auslaugung einzelner oder vieler Waben, aus denen das Granoplasma vollstiindg verschwunden" war. Unsere objektiven Befunde und die friiheren, dab die yon F i sche r den Plasmazellen gleichgestellten Zellen aueh im Liquor am schnellsten, raschesten zugrunde gehen, sind, zusammen- gehaltcn mit den Unnaschcn Beobachtungen, ein neuer Beweis dafiir, da$ jene yon F i sche r auf Grund vergleichender histologischer Unter- suchungen fiir Plasmazellen gehaltenen Liquorelemente auch wi rk l i ch den P l a s m a z e l l e n der M e n i n g e n g l e i c h z u s t e l l e n sind.

In einem niichsten Versuche verwendeten wir pol y n u kle s Le u koc yte n, die zeitweise im Liquor eines Paralytikers auftratene), und liel~en auf diese den Liquor dieses Falles in aktivem und inaktiviertem Zustande, ferner Liquor einer Dementia praeeox und 0,85proz. wie 0,9proz. KochsalzlSsung einwirken. Sehon in Tabelle II ist ein i~hnlicher Fall angefiihrt. Aus den dortigen Notizen entnehmen wir, da$ die Leukocyten sehr schnell degenerierten (auch der Kontrolliquor, der ll/e Stunde naeh der Entnahme formolisiert wurde, zeigte wenn auch nieht so starke Degeneration), besonders der Plasmaleib war schleeht gefiirbt, unseharf begrenzt, wie zerrissen, die Kerne zeigten oft sehw~chere Tinktion, starke Granu- lation. Ihre Abnahme erfolgte in s Magstabe wie in den Plasmazellen. Ahnhche Resultate finden wir aueh in den anderen Versuchen, einem Inaktivierungs- versuch und einem Versuche mit verschiedenen KochsalzlSsungen und Liquor einer Dementia praecox.

Der Inaktivierungsversuch wurde mit derselben Methodik gemacht wie die friiheren. Tabelle VIII.

In diesem Versuche ist neu die Einfiihrung einer Kontrolle nach dem Zentri- fugieren; sic ist eigentlich unnStig, da schon die Kontrolle, die zur Zeit des Zusatzes des inaktivierten Liquors zu den Zellen angesetzt wird, geniigt. Die Betrachtung der aus der Tabelle sich ergebenden Resultate zeigt das sehr schSn, da$ in den Kontrollen (Vertikalrubrik 3 und 4) quantitativ, besonders aber auch qualitativ bedeutend geringere Degeneration eingetreten ist, als in dem unbehandelten und dem inaktivierten Liquor.

Der Versuch zeigt uns deutlich die schon oben betonte Unwirksam- keit der Inaktivierung. Beziiglich der Polynukle~ren zeigt er, dal~ die- selben in ihrer AuflSsung den Plasmazeller~ schon vorausgehen kSnnen. Es folgten nun die Versuche mit verschiedenen KochsalzlSsungen.

1) Zit. naeh Cer le t t i , Die Gefs im Zentralnervensystem in N i s s l - A l z h e i m e r , Histologische und histopathologische Arbeiten 4. Heft 1, S. 204. 1910.

2) Der Fall ist ausfiihrlich publiziert bei K a f k a , Uber die Polynukleose im Liquor cerebrospinalis bei der progressiven Paralyse. Diese Zeitschr. I. Heft 5. 1910.

Page 12: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

Uber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 263

Tabelle VIII. Inaktivierung und Kontrollen.

No. Name.

Marwall (Progr.

Paralyse)

1.

Formolzusatz

sofort

40 28:47:25

2.

Liquor abge- gossen, 1/~ Std. bei 56 ~ dann zu den Zelleu

Formolz. n. 4Std.

3[4 28:14:0 [58

Zellen grSBten- tells ganz

schlecht gef~rbt, einzelne ge-

quollen, formlos, erkennbar fast

nu t die Lymphocyten

3. Formal nach Formol nach 40 m 11/2 Std.

(z. Z. wie Liquo~ (nach dem 2. wieder zu

Zentrifugieren) Zallen)

7 [1 46:35:6:[16

viel Gerinnsel Zellen relativ gut erhalten

812 48:32:2 [18

st~rkere Degenenration als '

5.

Formolz. nach

51/2 Std.

118 11:8:0:[86

sehr starke Degeneration

Tabelle IX. Polynukle~re bei Paralyse. Einwirkung verseh. Liquores und NaC1- LSsungen.

No. 1 l~Tame

I. Marwall (Progr.

Paralyse) 9.IX.1908

II.

1. 2. 8. 4. 5. 6.

Zellen gewasehen wie 2, darauf mit 0,85 NaC1-

Formol- L6sung I LiquorDementia wie 2, darauf wie 2, darauf 0,9NaC1-L6sungII, )raec. Pieschel I ' eigener Liquor 0,9% NaC1- Formolz.

zusatz dann 0,85 NaC1- L. Dementia Formolzus. L6sung zu I naeh 7 Std. sofort L6sung I; )raecox Russ I1 nach 1 8td. L Formolz.n.5SSd.

[),9NaC1-LSsunglI, ~ormoln.6 St. I. ,, 2 S td . IL Formolz. n .6St . I. ,, ,, 5St.II.

,, n. 5 St. II.

200 1 [27 28 [19 58 [1 16 [70 lS [1 8 :8 :84 0 :0 :3 [97 23:5:30:[42 39:6:52:[3 8:1:8:[8B I 66:4:21 [9 geringe Zellen sehwer ver- mittelstarke Garinnsel; nicht Die Zellen niaht Lymphoeytan

Blut- ~ndert, schwach Degeneration vial so s tark ver- dunkel gefiirbtes beimengung gef~rbt, formlos, aller Zellen Degenerat ion ~indert win in 2, Plasma, das

oft kein Kern zu etwas bessar Plasma der unterscheiden, gef~irbt und be- Lenkoeyten sahr

gr613tenteils ge- grenzt, noah sehlecht gafiirbt, quollen. DieKerne differenzierbar Kern seharf ba-

der Leukocyten grenzt noch deutlieh

abgegrenzt, schlecht gefiirbt

Marwall I 60 I [1 5 [3 20 [5 7 (Progr. ] 10:25:65 29:11:4 [56 42:11:4 [43 37:21:21:[21 73:13;1:[18

Paralyse)J Zellen sehr s tark Gerinnsel, sehr gro~e 3. X. 1908! degeneriert viel Dega- Lymphozygan

I neration, mehr ohne Plasma,

der Formols- mit telstarke tinetion nach Degeneration

Fiir die Frage der Degeneration der polynuklegren Elemente bei ehronisehen metaluetisehen Erkrankungen ist besonders der 1. Fall in Tabelle IX wiehtig. 8ind ja hier die PolynuMeiiren so zahlreieh, dab sie ca. 80~/o ausmaehen. Es zeigt sieh aueh hier wieder, dab sie sehne l l und s t a r k degene r i e r en ; besonders ihr PlasmMeib, aber in vielen F~illen aueh die Kerne. Ferner ist dureh Vergleiehung der quan- titativen und quMitativen Degenerationssti~rke in alien Rubriken zu ersehen, dag die in 0,85% wie aueh 0,9~o NaC1-LSsung besonders stark

Page 13: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

264 V. Kafka:

aber in erster noch schneller und intensiver zugrunde gehen als im eigenen Liquor und daf~ aueh bei Einwirkung des Liquors der De- mentia praecox die Zellen noch stark quantitativ und qualitativ de- generierten.

Es lag nun nahe, Zellen und zwar polynuklei~re Leukoeyten zum Vergleiche heranzuziehen, die bei a k u t e n E r k r a n k u n g e n d e r M e n i n g e n auftraten. Wir bedienten uns daher in den n~iehsten Ver- suehen der Zellen einer eitrigen Meningitis und liel3en auf dieselben zellfreien Paralytikerliquor und Liquor yon Dementia praecox ein- wirken.

Es wurden die Zellen der eitrigen Meningitis abzentrifugiert; auf einen Teil der Zellen wurde zellfreier zentrifugierter Liquor einer Paralyse gegeben, umgeriihrt und mehrere Stunden stehen gelassen; dem anderen Teil wurde Liquor einer Dementia praecox unter gleichen Bedingungen zugesetzt.

Dazu kamen noch die nStigen Kontrollen (Tabelle X).

Tabelle X. ZeUen der eitrigen Meningitis und Liquores.

No. Zellen y o n

1. 4.

L iquo~ ' abge - wie in 2 " z u den gossen ; zu den Zel len zentr i fug, wie in 2, zu

Fo rmo l - Ze.llen zen . t r i fu- ILiquor P a r a l y s e I den Zel len I zusa tz gmr~er ~ t q u o r I Vore l I, Para l . I e igener L iquor sofor t ] ~Demenurt iahl ~ I We ing~r tne r I I IFo rmoin . l S t I I

F o r m o l n 4 S t I 2 S t I I F o r m o l L n. 4 St. ~ ~- ' l I " ~ ~' �9 " ,, I I . n . 8 St. ~ . . . .

5. J 6.

F o r m o l z u s a t z

n a c h 5 Std. ].

9 Std. I1.

I. Meningi t is Keine n e n n e n s w e r t e n Differenzen in q u a n t i t a t i v e r ode r qua l i t a t ive r Hinsict l t . p u r u l e n t a

20. X. 1908

Meningi t is ca. 600 [30 ] C~0 [23 i 600 [34 ] 600 [28 I (100 [33 I 600 [55 p u r u l e n t a Keine n e n n e n s w e r t e n Dif ferenzen in der St~trke der Degene ra t i an .

22. XI . 1,(~8

Zur Technik sei bemerkt, da$ hier der Riickstand immer auf 4 Deckgl~ser verteilt wurde, und bei der Z~hlung immer 2 Gesichtsfelder zusammengerech~et wurden.

Das Resuttat dieses Falles ist sehr auffallend. In quantitativer und qualitativer Hinsicht zeigen hier die Zellen sowohl im Paralytiker- wie im eigenen, wie auch im Dementia-praecox-Liquor keine Diffe- renzen, es bleiben t r o t z de r l a n g e n D a u e r d e r E i n w i r k u n g q u a n - t i t a t i v o d e r q u a l i t a t i v n a c h w e i s b a r e s t ~ r k e r e D e g e n e r a t i o n s - e r s c h e i n u n g e n aus. (Der Einwand, dal3 in diesem Versuehe nieht gewaschen wurde, kommt bei dem negativen Ausfall derselben nicht in Betracht; aber auch im gegenteiligen Falle wiirde der kleinen Menge zuriickbleibenden Liquors, die dutch den neuen Liquor ja so stark verdiinnt wird, keine besondere Bedeutung zuzusprechen sein.) Dieses Resultat ist besonders auffallend im Vergleiche zu Degenerationser- scheinungen an den Polynukle~ren bei den chronischen metaluetischen Erkrankungen (siehe Tabelle IX). Die Folgerungen, die sich daraus

II.

Page 14: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

l~Sber Cytolyse ira: Liquor cerebrospinalis. 265

ziehen lassen, wollen wir crst besprechen, wenn ~vir die nun folgenden Versuche mit den w e i tl e n Z e lle n d e s B 1 u t e s vorgefiihrt haben werden.

Es handelt sieh hier darum, eine Methode ausfindig zu machen, bei der man eine geniigende Menge weiller Zcllen, so dal~ man ihre De- generationserschelnungen gut studieren kann und, so wenig als mSglich rote BlutkSrperchen erh~lt, und eine solche, bei der man ann~ihernd quantitativ arbeiten kann. Wir verwendeten nach Priifung der ge- brguchlichen Methoden als a.m einfachsten und fiir unsere Zwecke am besten gebr~iuchliche die yon M u c h modifizierte Wr igh t sche .

Man b e r e i ~ t stets frisch eine 10 proz. 51atriumcitratlSsung. Von dieser werden 3 ccm in ein auf Kubikzent imeter graduiertes Gef~ilt gegeben, und dazu bis zur Marke 20 Blur eingelassen. Das Gef~ill l~iIlt man stehen bis sich die Ery throcyten absetzen. Die dariiberstehende gelbliche Fliissigkeit, die die weil~en Zellen enth~ilt (und die sich bald friiher bald sp~iter absetzt, manchmal erst in 3 Stunden), pipet t ier t man ab und schiittelt gut durch; auf diese Weise erh~ilt man eine Fliissigkeit, in der reichliche weilte Zellen mit nu r relat iv weniger Erythrocyten enthal ten sind.

Davon verteil ten wir gleiche Teile in mehrere Spitzgl~schen, wuschen sie meist mi t KochsalzlSsungen, ]leiden dann die wirksame Fliissigkeit dazutre ten und schiit telten durch. Am Ende des Versuches wurde Formol zugesetzt, dann zentri- fugiert und nach derselben Tectmik wie friiher Anstrichpr~iparate gemacht und mit Eosin-H~imatoxylin gef~irbt.

Die ersten Versuche stellen gewissermallen einen Vorversuch dar. Wir gingen hier so vor, dall wir die Blutzellen aus dem Blute eines Alkoholikers auf die oben beschriebene Weise gewannen; gleiche Teile der gut durchgeschiit telten ]euko- cytenhatt igen Fliissigkeit wurden in 2 Spitzgt~sclaen gegeben, mi t 0,85 proz. NaC1- LSsung zentrifugiert ; dann wurde die KochsalzlSsung abgegossen und den Zellen des einen Gl~ischens wurde zentrifugierter Liquor einer progressiven Paralyse, den Zellen des anderen Gl~ischens frische KocbsalzlSsung zugesetzt; dann wurde gut durchgerfihrt und 2 Stunden stehen gelassen, hierauf Formol zugesetzt, zentri- fugiert und die P r ipa ra t e gemacht. Resultate siehe Tabelle XI.

Tabe l le X I . B lu tze l l en u n d ve r s eh i edene Liquores .

1. 2.

Auf die mit 0,85% NaCI-LSsung Auf die mit 0,85% NaCI-LSsung Blutzellen gewasehenen Zellen gewasehenen Zellen wieder 0,85 % No. yon Liquor der Paralyse Hendrych I. NaC1-L6sung

Pohl IL " " " Fornmlzusatz nach 2 8tunden Formolzusatz nach 2 Stunden

I, K, (hlcoholis-

nlu~)

II. Hegenbart (Dementia

i praecox)

Dis weii]en Zenen zum grOflten Tell sehr schSn erhalten, differenzier- bar, gut gef~rbt; zum geringen Tell geschrumpft; hie und da ein sehlecht geffirbter Kern, Begrenzung immer

scharf Die weiBen Zellen scheinen etwas geschrnmpft, sind aber sehr deut- lich gefirbt und differenzierbar; der Kontur der Leukocyten ist hie und da nieht scharf, Kern immer scharf begrenzt und gut gefirbt.

Zellen wie zerrissen, sehwer differenzierbar, Kern und Plasma schlecht gef~rbt, Schrumpfungen

und Quellungen

Zellen nicht differenzierbar, sehr sehlecht und verschieden gef~rbt, Kern kaum vom Plasma zu unter-

seheiden.

Die zweite Kolonne dieser Tabelle (Blutzellen mit 0,85~o KochsalzlSsung) kann keine Kontrolle darstellen, da die Kochsalzl5sung sich den Zellen gegeniiber

Page 15: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

266 V. Kafka:

nicht indifferent erweist. Jedoch die geringen Degenerationserscheinungen, die wir an den weil3en Blutzellen trotz zweistiindiger Liquoreinwirkung sehen, gaben auch ohne Kontrolle zu denken.

In den n/~chsten Versuchen liel~en wir den Liquor auch auf die Blutzetlen desselben Falles einwirken. Die Teehnik war wie beim vorigen Versuche (Resultate siehe Tabelle XII), aul3erdem wurde auch Liquor einer Idiotie und Dementia praecox einwirken ge]assen.

Tabelle XI I . Blutzellen und verschiedene Liquores.

No. BIutzellen

von

1.

Zellen mit 0,85% NAG1- LSsung ge- wasehen, darauf

Liquor you Hendryeh P. p. I. Richter P.p. II.

Formolzus. nach 3 Std. I.

,, 4: Std. II.

wie 1 aber daraut Liquor

Lison P.p. L Masopust Idio-

tie II . Formolzus.

nach 3 Std. L ,, 4 Std. lI .

i

wie 1 aber darauf 10,85%NaCi-LSs.

Formolzus. nach 3 Std. I.

,, 4 Std. II.

4.

wie 1 abet darauf Liquor Lew.

Dementia praee. L

Formolzus. nach 3 Std. L

II.

Hendrych (Paralysis

progr.)

Masopust (Idiotie)

Zellen recht gut differenzierbar, hie und da abet nur sehr wenig dege-

nerierte Elemente; zum grS/3ten Teil tadeIlos gefiirbt

Die Zellen zumTeil starker dege-

nerier~ sehleehter begrenz~ gut ge-

farbt

Zellen reeht gut erhalten und

differenzierbar; hie und da die polynukle~tren

Lenkoeyten s~/~rker degenerier!

und gequollen ; grSi3tenteils gut

gefiirbt

Zellen gut er- halten, seharf be- grenzt, gut gefiirbt, wenig degeneriert.I

Ziemlieh starke Degeneration,

Zellen nicht z,, differenzieren,

nieht scharf be- grenzt, Kern

schleeht gef~rbt, yore Plasma viel- faeh nieht abzu-

grenzen

Zellen stark de- generiert, sehieeht

gef/irbt, kaum differenzierbar

Zelien differenzier- ba~ hie und da schleeht begrenz-

ter Plasmaleib, gut gefarbt

Aus dieser Tabel le e rg ib t sich, daI3 auch nach l~ngeren Zei ten (3, 4 S tunden) durch d e n L i q u o r a n d e n w e i ] e n Z e l l e n d e s B l u t e s k e i n e w e i t g e h e n d e n S c h / ~ d i g u n g e n h e r v o r g e b r a c h t w e r d e n (siehe R u b r i k 1 und 2) und, da{3 es hier gleichgfil t ig ist, ob man P a r a - ly t ike r l iquor oder anderen ve rwende t und, ob man ihn gegen die eigenen oder f remde Blutzel len e inwirken 1/il3t.

In den n~ehsten Versuchen fiihrten wir noeh, um uns v o n d e r S~/irke der Degeneration der Liquorzellen zu iiberzeugen, 2 Proben ein: Wir fiigten zu einer Portion des Liquors eines Paralytikers sofort Formol, eine andere lieflen wir w~hrend der Zeit des Versuches unformolisiert stehen. Dann liel]en wir in gleicher Weise wie in den friiheren Versuchen den zellfreien zentrifugierten Liquor auf die eigenen Blutzellen einwirken, verwendeten dazu auch in einem Falle Liquor einer Dementia praecox und ffihrten aul3erdem noch eine Kontrolle ein, indem wir zu den ge- waschenen und mit KoehsalzlSsung versetzten Zellen sofort Formol zusetzten, um auch diescs Stadium iiberblicken zu kSnnen. Verwandt wurde beim 1. Falle 0,85proz. KoehsalzlSsung, beim 2. Falle 0,6proz. (Resultate siehe Tabe]le XIH). Dem Einwande gegeniiber, daft die 1,5 proz. NatriumcitratlSsung eventuellsehiitzend auf die weiBen Zellen des Blutes wirke, machten wir einen ~hnlichen Versuch mit Liquorzellen: wir lieBen auf 3 ccm einen zellreiehen Paralytikerliquor z]~ cem 10proz. frisch bereitete NatriumcitratlSsung einwirken und versetzten nach 6 Stunden mit Formo]; es zeigte sicb, dab die Zellver/~nderungen dureh den Zusatz der NatriumcitratlSsung nicht verringert wurden.

Page 16: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

Tabelle XIII.

~ber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis. 267

Liquor- und Blutzellen; Einwirkung yon Liquor- und KochsalzlSsungen.

No.

I.

II .

Zellen

yon

1~

Liquor Bene~P.p.I. LisonP.p.IL

Formol- zusatz sofort

45 66:31:3

14 46:43:11

3,

Liquor ~ene~ P.p.I. hisonP.p.IL

Formol- zusatz

nach 4 Std.

21 [2 78:10:2:[10

Zellen schleeht ge- f~rbt, sehr

stark degeneriert, schleeht be-

grenzt

3.

auf die mit 0,85o]o NaC1-

L6sung L,

4.

auf die mit 0#go NaCI-

LSsung gewaschenen

5.

auf die mit 0,85 o/o I., 0,6 O/o IL

NaC1- L6sung gewaschenen

0,6 0/o IL gewaschenen

]3. Zellen Liquor

Bene~ P. p. I. Lison P. p. II.

Formolz. naeh 4 Std.

B. Zellen 0,85 % I., 0,6 % lI.

:NaC1 - LOsung Formolz.

nach 4 Std.

6. wie 51"aber wie 5, abet [ gleieh nach

der nach der Waschung Waschung der Zeilen Formol-

Formol- zusatz zusatz -~ Liquor

-~ NaCI

Die Zellen sind differenzier-

starke Zellen zum iZellen recht Degeneration I Teil reeht Iguterhalten,

siimtlicher Igut erhalten,~gut differen- zelliger Ele- I differenzier- zierbar, zum

mente, sehwer[bar, nur zum Tell etwas differenzier- k le inen Tei l schlecht ge-

degeneriert f~rbt

B. Zellen LiquorDemen-

t ia praeeox Glaser

Formolz. naeh 4 Std.

bar, deutlictl I gefarbt, zum I

Tell ] - - Quellungen I

und Schrum- ] Pfungen, aber I

griil~tenteils gut erhalten I

1 [1 I I 40:0:0 [60 ] L

Zellen stark I gesehrumpft starke De- ] - - - - / - - generation,

schlecht be- / grenzt I

~(J'berall Zellen Zellen gut zu I Zellen stark I

deutlich be- unterscheiden, degeneriert, :renzt, Kerne deutlieh ge- gr(iBtenteils scharf be- fitrbt, hie und I geschrumpft,

renzt, gut ge- da etwas ge- ] in vielen _ ~trbt, hie und sehrumpft, hie I Zellen Kern

da ge- und da Kern I nicht veto schrumpfte sehleeht ge- I Plasma zu

Zellen,liehe ZellenS~tmt" t f~rbt unterscheiden

gut differen- zierbar I

bar, sehleeht gefarbt

5ellen deut- ieh differen- :ierbar, ver-

einzelt 3tiirkere De- generation, sehlechtere F~irbbarkeit; die meisten Elemente

relativ gut erhalten

Wenn wit in Tabelle XIII die schweren Zellver~nderungen, die sich an den Liquorzellen (Rubrik 2) abspielen, vergleichen mit dem, was in Rubrik 3 und 4: bemerkt ist, we n~mlich derse lbe L i q u o r die gleiche Zeit auf Blutzellen einwirkt, so muB es uns klar werden, besonders wenn wir auch die friiheren F/ille zu Hilfe nehmen, daft die Liquor- ze l len u n v e r g l e i c h l i c h st/~rker gesch~dig t s ind als die B lu t - zel len (was sich schon aus Tabelle XI und XII ergibt).

Page 17: Über cytolyse im liquor cerebrospinalis

268 V. Kafka: 0ber Cytolyse im Liquor cerebrospinalis.

Wit mfissen daher annehmen, besonders wenn wir uns vorhalten, daft auch auf die Zellen der akuten Meningitiden der Liquor keinen Einflu~ hatte, dal3 die Ursache fiir die Zellver/~nderungen n i ch t i m L iquor , s o n d e r n an den Zel len gelegen ist. Die Zel len , die bei den c h r o n i s c h e n l u e t i s c h e n und m e t a l u e t i s c h e n Er- k r a n k u n g e n der Men ingen besonders bei P a r a l y s e n auf- t r e t e n , s t e l l en also labi le , in j edem Med ium sich in ku rze r Zei t v e r s E l e m e n t e dar. Freilieh seheint diese LabilitSt in verschiedenen F/illen verschieden stark zu scin.

Wir kommen zu folgendem g e s u m 6 : 1. Es ist dureh unsere Versuche bewiesen, daft die Zellen der chro-

nischen luetischen und metaluetischcn Erkrankungen der Meningen in ihrem Liquor (extra corpus) zugrunde gehen (O. Fischer) und da~ sie sich in demselben auch stark ver/~ndern. Daraus folgt fiir die Praxis die Lehre: wer die Liquorelemente studieren will, mu$ dem Liquor nach der Entnahme gleich Formol zusetzen.

2. Bei sonst gleiehen Versuchsbedingungen gehen die Zellen ver- schiedener F/~lle nieht gleich stark und schnelt zugrunde; in einigen F/illen zeigt sich mehr die schnelle AuflSsung, in' andcren werden alle Stadien der Zelldegeneration durchschritten.

3. Am schnellsten und sts ver/~ndern sich die Plasmazellen; da dies auch in verschiedenen KochsalzlSsungen der Fall ist, ist dies den U n naschen Untersuchungen zufolge eine Stfitze fiir die Annahme der Plasmazeltnatur dieser Elemente. An zweiter Stelle degenerieren die polynukle/~ren Leukocyten; am 1/ingsten bleiben die Lymphocyten erhalten.

4. Die Zellver~inderungen bleiben die gleichen, ob man auf die Zellen den Liquor desselben oder eines anderen Paralysefalles, einer Dementia praecox oder senilis einwirken l~illt; ob man den Liquor in aktivem oder inaktivierten Zutande verwendet; auch bei Komplement- zusatz bleiben die Ver~inderungen die gleichen.

5. Die weiften Zelten, die bei der akuten eitrigen Meningitis im Liquor auftreten, wie jene des Blutes verhalten sich ganz anders, indem ihnen gegeniiber die verschiedenen Liquores fast ganz reaktionKr bleiben.

6. Es ist der zwingende Schlul3 zu ziehen, dalt die Ursaehe des Zu- grundegehens der Liquorzellen im Liquor nieht in diesem, sondern in den Zellen zu suchen ist; der Zelleib dieser Zellen scheint so labil zu sein, dab er unter den verschiedensten Umst/inden extra corpus de- generiert.