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Referate. MASlNG, ERNST, l~ber das Verhalten der Nucleins~ture bei der Fur- chung des Seeigeleies. HOPPE-SEYLERS Zeitsehrift fur physiolog. Chemie. Bd. LXVII. Heft 2. 1910. Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, naehzuweisen, aus welehen Substanzen des sich furehenden Eies sich w~hrend der Entwieklung die Kern- masse bildet. Bekanntlich ist die Quaatit~t der Kernsabstanz am Anfang der Entwieklung verh~iltnism~13ig gering, bei dem FurchangsprozeB jedoch finder nach jeder vollzogenen Teilung wiihrend der Ruheperiode die Zunahme der Toehterkerno statt, so dab im Laufe der Entwicklung das Gesamtvolumen der Kerne und die Chromatinmenge betr~iehtlich wSchst. Nun war bisher diese Er- scheinung nut morphologisch untersucht. Deshalb muB es als Verdienst des Autors betrachtet werden, dieses Problem einmal auf ehemischem Wege gepriift zu haben. Die Erforschung dieses Problems ist noch aas dem Grunde wichtig, da bekanntlieh die modernen Ansch~uungen iiber alas Wesen der Befruchtung dahin gehen, dab der Entwicklungsreiz hauptsSehlich auf der Anregung zur chemisehen Um~rbeitung des Protoplasmas in Kernsubstanz beruhen soll (J. LOEB). Da tier chemisch am besten charakterisierte Kernbestandteil die Nuclein- siiure ist, so muBte zuerst die Frage entsehieden werden: ~Woher kommt die Nucleinsiiure der neugebildeten Kerne?, Der weitere Gedankengang in der Arbeit yon MASI~G ist folgender: Es wird angenommen, dab das I~uclein durch Synthese aus dem plasmatisehen Material wiihrend der Furehung entsteht. Ist diese Annahme richtig, ,so mul3te das abgefarchte Ei mehr Nucleins~inre eat- halten, als das uagefurchte. Aus tier dana zu erwartenden Abnahme andrer Substanzen -- es kamen in erster Linie phosphorhaltige in Betracht- miiBten sich auch Hinweise auf die Herkunft der Nucleins~iure ergeben.,, In dem Versuchsmaterial (Eier yon Arbaeia ]mstulosa) hat MASI~TG das Nuclein-Phosphor und als Kontrolle die Purinbasen bestimmt, ttinsichtlich des methodisehea Verfahrens muB auf die 0riginal~rbeit hiagewiesen werden, bier geniigt die Erw~ihnung, dab alle Phosphorbestimmungen nach Veraschung mit NEU~IAN~sehem Si~uregemiseh nach NEU~A~S alkalimetrischer Methode mit den Modifikutionen yon PLISI~ER and BAYLISS, die Bestimmung der Purinbasen nach dem Verfahren yon B~RIA~ und ttALL geschah. Die Bestimmungen des Nuclein- phosphors und der Purinbasen warde yon dem Antor bei den unbefruehteten, bei befruchteten, abet ungefurchten Eiern und bei den etwa 9 Stnnden sich ent- wickelnden, auf sp~tem Morulastadium sieh befindenden Keimen yon Arbaeia vorgenommen. Das ttauptresultat war: die unbefruchteten Eier enthielten pro 0,1 g 1N 3,6 mg bTuclein P, befruchtete ungefurchte 4,1 und 4,1 mg, gefurehte (ann~hernd 500--1000-Zellenstadium) 3,9, 3,7, 4,1 und 4,5 mg Nuclein P; ferner sowohl ungefllrehte als gefurchte pro 0,1 g 5~ 4,6 mg Pro'in N.

Über das Verhalten der Nucleinsäure bei der Furchung des Seeigeleies

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Referate.

MASlNG, ERNST, l~ber das Verhal ten der Nucleins~ture bei der Fu r -

chung des Seeigeleies. HOPPE-SEYLERS Zeitsehrif t fur physiolog.

Chemie. Bd. LXVII. Heft 2. 1910.

Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, naehzuweisen, aus welehen Substanzen des sich furehenden Eies sich w~hrend der Entwieklung die Kern- masse bildet. Bekanntlich ist die Quaatit~t der Kernsabstanz am Anfang der Entwieklung verh~iltnism~13ig gering, bei dem FurchangsprozeB jedoch finder nach jeder vollzogenen Teilung wiihrend der Ruheperiode die Zunahme der Toehterkerno statt, so dab im Laufe der Entwicklung das Gesamtvolumen der Kerne und die Chromatinmenge betr~iehtlich wSchst. Nun war bisher diese Er- scheinung nut morphologisch untersucht. Deshalb muB es als Verdienst des Autors betrachtet werden, dieses Problem einmal auf ehemischem Wege gepriift zu haben. Die Erforschung dieses Problems ist noch aas dem Grunde wichtig, da bekanntlieh die modernen Ansch~uungen iiber alas Wesen der Befruchtung dahin gehen, dab der Entwicklungsreiz hauptsSehlich auf der Anregung zur chemisehen Um~rbeitung des Protoplasmas in Kernsubstanz beruhen soll (J. LOEB).

Da tier chemisch am besten charakterisierte Kernbestandteil die Nuclein- siiure ist, so muBte zuerst die Frage entsehieden werden: ~Woher kommt die Nucleinsiiure der neugebildeten Kerne?, Der weitere Gedankengang in der Arbeit yon MASI~G ist folgender: Es wird angenommen, dab das I~uclein durch Synthese aus dem plasmatisehen Material wiihrend der Furehung entsteht. Ist diese Annahme richtig, ,so mul3te das abgefarchte Ei mehr Nucleins~inre eat- halten, als das uagefurchte. Aus tier dana zu erwartenden A b n a h m e andrer Substanzen - - es kamen in erster Linie phosphorhaltige in B e t r a c h t - miiBten sich auch Hinweise auf die Herkunft der Nucleins~iure ergeben.,,

In dem Versuchsmaterial (Eier yon Arbaeia ]mstulosa) hat MASI~TG das Nuclein-Phosphor und als Kontrolle die Purinbasen bestimmt, ttinsichtlich des methodisehea Verfahrens muB auf die 0riginal~rbeit hiagewiesen werden, bier geniigt die Erw~ihnung, dab alle Phosphorbestimmungen nach Veraschung mit NEU~IAN~sehem Si~uregemiseh nach NEU~A~S alkalimetrischer Methode mit den Modifikutionen yon PLISI~ER and BAYLISS, die Bestimmung der Purinbasen nach dem Verfahren yon B~RIA~ und ttALL geschah. Die Bestimmungen des Nuclein- phosphors und der Purinbasen warde yon dem Antor bei den unbefruehteten, bei befruchteten, abet ungefurchten Eiern und bei den etwa 9 Stnnden sich ent- wickelnden, auf sp~tem Morulastadium sieh befindenden Keimen yon Arbaeia vorgenommen. Das ttauptresultat war: die unbefruchteten Eier enthielten pro 0,1 g 1N 3,6 mg bTuclein P, befruchtete ungefurchte 4,1 und 4,1 mg, gefurehte (ann~hernd 500--1000-Zellenstadium) 3,9, 3,7, 4,1 und 4,5 mg Nuclein P; ferner sowohl ungefllrehte als gefurchte pro 0,1 g 5~ 4,6 mg Pro'in N.

Referate. 345

lgASING zieht aus diesen Befnnden folgende Schliisse: 1) Das ungefurchte Ei des Seeigels enthiflt eine relativ bedeutende l~Ienge

~ucleins~iure, und sie ist aUer Wahrseheinlichkeit nach im Protoplasma enthalten. 2) Die so k o l o s s a l e V e r m e h r u n g der K e r n m a s s e , wie s ie be i

der F u r c h u n g s t a t t f i n d e t , ha t k e i n e w a h r n e h m b a r e Z u n a h m e des N u c l e i n s i i u r e g e h a l t s im K e i m e zur Fo lge . In Anbetracht dessert mul~ angenommen werden, dab der totale Vorrat der Nueleins~iure, welcher znm Auf- ban des gesamten Kernapparates des Keimes nStig ist, im Ei bereits pr~iformiert war. MASI~G bringt es auch mi~ der yon WARBURG vor kurzem entdeekten Tatsuche in Zusammenhang, dai3 der Sauerstoffverbraueh im Verlauf der Fur- chung keineswegs proportional der Zahl der Kerne zunimmt.

Welter glanbt der Verf., nnd wohl mit Recht, dab in Anbetracht seiner Be- funde die Auffassung des Kernvermehrungsprozesses als des antokatalytischen Geschehens (J. Lo~) revisionsbediirftig geworden ist, da es sich gezeigt hat, dai3 w~ihrend der Farchung keine Nucleinsynthese stattfindet, sondern dai3 die Nnclein- si~ure prSformiert war. Ferner glaubt MASI~G, dui3 die Anteilnuhme des Protoplas- mas an der Ubertragung der erblichen ~'Ierkmale auf die Nachkommenschaft, wie das der Referent nachwies, eben darin beruht, dai~ dieses Protoplasma eben nucleinhaltig war. Diese Vermutung kann ja ganz miiglich sein, es mu~ jedoeh bemerkt werden, dab von seiten der Biologen die Frage etwas anders gestellt wird. Man fragt nieht, ob bei der Vererbung die iNuclein- oder nichtnucleolare Substanzen vermitteln, sondern ob die Ubertragung der erblichen Substanzen nut und ausschliel31ich dutch jene Substanzen zustande gebracht wird, welche im Kernapparat eben organisiert sind, oder ob sich daran aueh die im Proto- plasma angesammelte Materie beteiligen kann. Der gr6Bte Tell der Biologen entscheidet dieses Problem zugunsten der ersten Vermutung. Wenn esjedoeh angenommen wird, was mir auch richtig erscheint, dal3 sich an der Ubertragung der erblichen Merkmale -tuch Protoplasma beteiligt (vgl. auch das neue Buch yon N~EC: *Das Problem der Befruchtungsvorg~nge,), so ist es sehr wahr- scheinlich, da{3 es eben die im Protoplasma enthaltenen Nneleinsubstanzen sein werden, die bier in Betracht kommen.

Ganz plausibel erscheint mir auch die Vermutnng des Verf., dab die Sistie- rung des Furchungsprozesses in dem Momente eintritt, in welchem der Nuelein- s~urevorrat nicht mehr reicht.

Die sehr interessante Arbeit yon MASI:~G enthiilt, wie wir sehen, wichtige neue Tatsachen, die sich mit zahlreichen modernen entwicklungsmeehanischen

Problemen eng verhinden. E. (~odlewski inn. IKrakan).

TOWER, W. L., The Dete rmina t ion on Dominance and the Modification

of Behavior in a l ternat ive (Mendelian) Inher i tance , by Condit ions

su r round ing or inc ident upon the Germ Cells at Fert i l isat ion.

Biolog. Bulletin. Vol. 18. ~o. 6.

Die Arbeit yon W. L. TOWEI~ bildet nach meiner Beurteilung einen wesent- lichen Beitrag zu unsern Kenntnissen auf dem Gebiete der Vererhnngslehre, und zwar ist sie fur das Problem der alternativen Vererbungsform yon prinzipieller Wichtigkeit. Der Verf. heht mit Recht hervor, dal3 es eine fundamentale Frage ist, ob die Charakteranlagen in dem sich entwickelnden Organismus eine be-