15

Click here to load reader

Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

  • Upload
    e-hagen

  • View
    217

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

(Aus dem Anatomi,schen Institut ,der Universitgt Bonn.)

ErBE,R DAS VORKOMMEN UN, D DIE BEDEUTUNG

M E H R K E R N I C - E R G A N C v L I E N Z E L L E N IM V E ' G E T A T I V E N N t~RVENSYSTEM.

Von

E . t t A G E N . ~

Mit 5 Text~bbildnngen.

(Eingegangenam 2. Juni 1944.)

Einleitung. In der Literatur fin[den w~ir manr~igfache Aul~erungen fiber das Vorkom-

men und die Bedeutung tier mehrkernigen Ganglienz.ellen im sympath~isehen Nervensystem. Bei muncher Tierart ist .die Mehrkern,igkeit sympathlischer Ganglienzellen sehr hgufig; vor allem bei. den Nageti,eren sah,en ,die alten Autoren, wie REMAK, APOL~NT, KEY und RETZIUS, SCHWALBE, MAYER un,d GUyE zahlreiche zwei- and mehrkern,ige Nerven,zellen im sympathischea Grenzstrang. DIAMARE und KOl:IN erw~ihnen bei .den Selaehiern, un.d BIDDER, PESKER, MIGH._AILOW uI~d BLOTEVOGEL bei verschiedenen S~iugetieren das Auf- treten mehrkerniger G,angl~ienzellen im sympathisehen System. Auch in der neueren Literatur linden s,ich Angaben yon VAS, INGERSOLL, NOTTEBAUM, •ATSUI und I-IARTING tiber das geh~iufte Vorkommen zweikerniger Ganglien- zellen im Grenzstrang des Kaninehens: eine eindeutige Erklgrung ftir diese merkwtirdige Erscheini~ng konnte hfis heute nicht gegeben we~den.

DE CASTRO, TSCKERNJ-ACIIIWSKY und I-IERzOG haben mehrkernige (_;anglienzellen im GangLion eer~icale eraniale beim Neugeborenen und bei mensehliehen Embryonen gefunden. Weiterhin dst beim Mensehen alas gehiiufte Auft~eten mehrkerniger Ganglienzellen in den sympathisehen Nervengeflechten ftir Samenblase, Prostata und Uterus, wie es von STOHR, WATZKA, GEORGI- EWSKI nnd PENITSCIII{A. beschrieben wurde, besonders auffallend. SZAlgTRO(JI-I stellte ,ira Ganglion cervieale des Neugeborenen Nervenzellen fest, c~ie bis zu 10 Kernen ,in ihrem Nenroplasma enthielten. TSC:I-IERlgJAGHIWSKY erwghnt im gleichen Gangl.ion 2 4~i,hriger Ki~der das Auftreten abnorm grol~er 2 7kerniger Nervenzellen. Beide Autoren bet~achten vor allem .erie bein/ Neu- geborenen in Erseh~immg tretenden, multinukle~ren Ganglienzellen als Vor- stufen 5n der Entwicklung, als ein prim~ires Stadium, das aus mehrkernigen, embryonalen Plasmaanh/iufungen hervorgegangen sein soll, um s,ich schlie~- lieh in einkern~ige Einzetzellen aufzulSsen.

Eine solehe Annahme wtirde, wie ST6HR 1941 ansgefiihrt hat, das normale vo~ v. MOLLENDOR.FF. GEORGIEWSKI, WATZKA un,d PENITSCHKA beschrJebene Vorkommen vielkern,iger Ganglienzellen im Plexus prosta~ieus, seminalis und uterinus beim erwachsenen Menseh~en als Resultat einer sp~iter einsetzenden

Page 2: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

E. Hagen: Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen usw. 425

Differenzierung im Laufe eincr yon cranial nach caudM fortschreiten.den Ent- wieklung des gesamten Grenzstranggebietes zu deuten versuehen.

In patholog,isehen Fallen hat WATZKA bei Mongoloiden un, d Paralytikem~ aueh in tier Grog- und Kleinhirnrinde, sowie in manehen Neuromen des Sym- pathicus mehrkernige Nervenzellen beobachtet.

Bei der RAYNAUDsehen Krankheit und ~bei Bronehiala.sthma fMlt, wie au.s ,den Arbeiten yon STSHR, STSHR und SCHMXTZ und aus meinen e]genen Befunden hervorgeht, ein offenbar v.ermehrtes Auftreten mehr- kerniger .Ganglien, zell.en im ~egetativen Nerven.spstem .auf. Wenn man die Mehrkernigkeit der Ganglienzellen im Pl,ex.us prostatieus, semi- halls und uterinus beim Mensehen mit der spfi.ten Entwieklung der Fortpflan,zung.sorgane in Zusammenh.ang br in~, so liegt immerhin der ,Gedanke nahe, dal; aueh bei RAYNAUD,seher Krankheit und Bron- ehialasthma ,der auf~all.en,d.en Haufigkeit der mehrk.ernigen ,Ganglien- zellen eine besondere Bedeutung zukommen dtirfte.

Um die Fr.age zu ent,seheiden, ob die mehrkernige Ganglienzelle als .eine normale od,er pathologisehe Bildung anzu.sehen ist, gentigen die gebrauehliehen F~rbemethoden, wie H~tmatoxylin-Eo,si.n oder VAN GIESON in keiner Weise; denn diese F~rbungen kSnnen bei den Ganglienzellen ein vollkommen nol~males Bild unter dem Mikroskop vort~useh~n. Die sieh an .einer C=anglienzelle, ihren Fort,s~zen und ihrem Htillpl.asmodium abspielenden, pathologisehen VerS~nderungen gelangen vielfaeh erst dureh die ,Si~berimprfignation Mar zum Aus- druek. Alle hier untersuehten Halsganglien des Gren~zstranges wur- den operativ bei A,sthma-und RAY~'AUD-Kranken entfernt (Dr. LANGE in Aue) oder stammen 'yon Hingeriehteten. Die Ganglien wurden in Formol fixiert, die .erhaltenen Gefriersehnitte naeh tier Silbermethode yon BIELSCHOWSKY-GRos behandelt.

Befund.

In meinen Silb.erpr~paraten au,s den sympathisehen Halsganglien Erwaehsener im Alter von 17--70 Jahren habe ieh insgesamt 755 mehr- kernige Ganglienzel.ien beobaehtet und naeh ihrer morphologisehen Beschaffenheit jeweils in den Bereieh des Normalen oder Pathologi- sehen einzuordnen versueht. Nicht allein das stark geh~ufte Vorkom- men mehrkerniger Ganglienzellen, sondern vor all.era die gleieh,zeitige VeI~bindung yon Entartungs- un.d Neubildungsprozessen mit der Viel- kernigkeit bei der einzeln~n Ganglienzelle seheinen mir yon beson- clerer Bedeutung ftir die Frage nach dam biologisehen Zustand mehr- kerniger Ganglien~zellen zu s.ein.

Von den untersuehten 755 mehrk.erni,gen Ganglien.zel.len waren 708 zweikernig, 108 Gangli.enzellen erweekten hinsieh.tlieh ihres morpho- logisehen Brides einen normalen Eindruek. Die iibrigen 647 zwei-

28*

Page 3: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

426 E. Hagen:

und mehrkernigen Zellen wiesen vielgestMti:ge, pathologi.sehe Ver~in- derungen auf, ,die im F olgenden erSrtert werden sollen. Bemerkens- wert ist die h~iufig beobachtete, iibernormMe ZellgrSl~e, die fast bei einem Drittel Mler mehrkernigen Ganglienzellen in Erscheinung tri,tt. 129 zweikernige Ganglienzellen lassen einen tibergrol~en ZellkSrper erkennen, ohne so,nstige pathologische Idmgestaltungen aufzuweisen. Bei weiteren 88 iibergro.~en, zweikernigen Ganglien, zell.en fgllt ein er- hShter Pigmentreieh~um im Pla,sma auf. ~m iibrigen ~zeiehnet sich ,die Mehrzahl aller viel.kernigen Ganglienzellen durch einen besonderea GehMt an Pigmen*granula aus. Auch aus den Abb. 1, 3, 4 und 5 i st dergleichen ~u ersehen. Mitunter kommt es naeh Verdr~ingung des fibrillgren Apparates zu einer Anhgufun,g von Pigmentgranula, die nur noeh an der Peripherie .der Ganglienzelle einen zarten Pl,asma- saum bestehen lassen. Derartige, mit P igment vollgestopfte, meist zweikernige Ganglien, zelle n erreichen in ihrem U~mfan,g ,die normMe GrSl;e ei.ner Ganglienzel.le vielfaeh n~ich, t, sondern bleiben h~ufig ziem- lieh klein; im Pla~sm.a dieser Ganglienzellen gelegene ,Kerne waren hin- gegen nur wenig kieiner al.s bei den mei.sten mittelgrogen, normalen Ganglienzellen. Demgem~g mug es sieh bei den besproeshenen kleinen Zello,bjekten um eine beaehtliehe Versehiebung in der Kern-Plasma- Relation handeln.

Wenn KOI~N~I~ versuehtl das Pigment als ein physiologisch wichtiges Stoffweehselprodukt zu deuten, so stimmt e r damit mit .der Ansicht SwSI-Igs iiberein, der .die P,igmentgranul.a Ms ein bedeutsames far .den Stoffwechsel der Zelle benStigtes Material ,ansieht. Vielle,icht ist g erade bei ,den mehrkernigen Ganglienzellen der PigmentgehMt Ausdruek besonders intenMver Zellvor- g~i.nge; wie sich aus dem Nachstehenden ergeben wird, ist die mehrkernige Ganglienzelle kaum noeh als normal funktionierendes @eb,ilde zu betrachten.

Abgesehen yon der ebengen.annten Pigmentanreicherung zeigen ,die ti,bergrof~en, mehrkernigen ,Ganglienz.ellen pathologische Kernverande- rungen, des weiteren eine oft .auffallend ,ungl.eiche Gr5fie der Kerne, ferner Vakuolen und Zerfallser,scheinun,gen am Fibrillengerils,t des Zellplasmas und a.n dell Forts~i~zen. 201 C~anglienzellen yon 755 unter- suchten Nerven~zellen be,sitzen einen gewShnlichen Umfang des Zell- kSrpers und l'a~ssen gleichfall,s die vielgestMtigsten, krankhaften Ver- anderungen an Kern und Protoplasma erkennen; ihr zugehSrige.s Hiill- ptasmodium ist mehrfaeh stark gewuchert. Die Zellfort,sa,tze ent- w~ckeln .hypertrophisch.e Glomerulu~sbildungen un,d versGhieden ge- for.rote, an kle inen A stchen 'bef, estigte Endplitttchen. 51 ,zweikernige Ganglienzell.en, die zum Tell mit schweren, patholo,g~i.schen Er- scheinungen ~eder Art beh, af.tet waren, umhiillt noch ein feiner, her- vS,ser Faserkorb, :der in eine,m me.hr oder weniger .stark gewueherten Hiillplasmodium zur Entwicklung gekommen ist (A,bb. 4 und 5). Wie

Page 4: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

(:Tber das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen usw. 4,27

ich unten genauer ausftihren werde, h alte ich diese nervS,sen Korb- bildungen um die Ganglienzelle far Wuehe~ungsprodukte, die mSg- licherweise in Be,ziehung zur Mehrkernigkeit ,zu bringen sind.

6 zweikernige Ganglienzellen wirk.en ihr~s ungeheuren Zellum- fanges wegen geradezu wie ~nonstrSse Gebilde.

Was die mit mehr als zwei Kernen at~sgestatteten Ganglienzellen anbe,langt, so weisen fast alle Zellen pathologische Erscheinungen an Kern, Plasma, Hiillgewe,be und an den Forts~tzen auf. Von 30 drei- kernigen ~anglienzellen erbringt keine ein,zige einen normalen, mor- phologi,sehen Befund. Bei 12 vierkernigen, 2 ftinfkernigen, I sec'hs- und 2 siebenkernigen Ganglienzellen sind, abgesehen von einer schw.eren 8tSrung in der Kern-Plasma-Relation, Kerne und alas Ze.ll- plasma mit seinen Forts~tt,zen stets mit starken pathologischen Ver- fi.nderungen behaftet. Diese mehr al,s zweikernigen Zellelemente dtirf- ten somit nach nnseren Befun.den an den iGr.enzstranggan,glien beim Erwachsenen mit Sieher.heit in die Reihe tier pathologi.se~h.en Bildun- gen za weisen sein.

Aus den obengenan:nten Zahlen ergibt slob, dag etwa 86% all.er mehrkerni.gen Ganglienzellen pa~thologischen Prozessen an i.hrem Plasma anheimgefallen sind. Daher liegt,die Annah~me n~he, die Mehr- kernigkeit als ein Merkmal von Mi~nderwer~igkeit bei der .sympathi- sehen Ganglienz.e.lle in Reehnung ,zu stellen, worauf STOI~R und WATZKa bereits hingewiesen haben. Wenn des weiteren WATZKa bei den vielkernigen @anglienzellen im menschlichen ~Sa~menblasengefleeht auf Grund einer hi.er yon ibm h~tufig beobaohteten Kernpyknose eine geringere Leistung,sf/~hi,gkeit annimmt, so stimmt solches mit unserer An,sehauung ttberein. Aueh inir erseheint in .clef hSufig .beobachteten Mehrkernigkeit tier .Ganglien.zelle befm Asthma bronehiale .und der RAYN,tUDsch.en Krankheit mSglieherweise ein Faktor ,zu liegen, der an einer eventuellen StSrung im Betriebsablauf des vegeta{iven Nerven- systems urs&ehlieh beteiligt ,sein kann.

Die naehfolgenden Abbil,dungen soilen ,uns die Morphologie tier me.hrkernigen Gangli.enzelle und i.hre pathologisehe Ver~nderung er- hellen. Abb. 1 zeigt eine der frtther erw~thnten 6 Riesen, zellen, deren gewaltiger Umf.ang aus einem u mit der .eingezeichnet.en, mit- telgrogen Ganglienze]le (g) ohne weiteres hervorgeht, An die ser Gan- glien, zelle kommt das zart s trukturierte Fibrillengertist, .dessen Faser- ztige man bei f in ihrem bogenf5rmigen Verlauf yon einem Fortsatz ,zum benachbarten Fortsatz besonders deutlich beobaehten kann, sehr Mar zum Ausdruck. Im vorliegenden Fall e erweckt das Fibril!en- geftige einen normalen Ein,druck. Son.at i st das Fibri l lenwerk der mehr- kernigen Ganglienzelle ,durchwegs den gleichen pathol0gischen Er- scheinungen unterworfen wie das der einkernigen Zellen. Hgufig

Page 5: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

428 E. Hagen:

wird dbs fibrillate Geftige, wie auch bus den Abb. 3, 4 und 5 hervor- geht, dutch Pigment bnsbmmlungen mehr oder weniger verdrgngt. Ohne Zweifel kSnnen die intrbcellul~ren Fi,brillen bUS dem ZellkSrper herbu,s in das umgehende Htillplasmodium einwachsen. Wahrschein-

Abb. 1. Zweikernige P~iesenganglienzelle. Ganglion cervicale caudale. 43jithriger iViann. Asthma bronchiale. BIELsc~owsKY-Sietho4e (i300mal vergr, auf u/a verkl.).

/ Neurofibrillen; 9' Ganglienzetle.

lich han,delt e,s s ich:hierbei um eine Reaktion der Ganglienzel,le auf einen von dem geWucherten Htiltpla~smodium a.usgehenden, abnorme~ Reiz, so mit um ei,nen :pathologisohen Vorgang. Mehrfach konnte ich beobaohten, ,dal~ ,di'e Fibr i l lenmaschen ,des Ganglienzelleibes sich am Rande immer mehr auflockerten, u.m dann ,zarter und zar ter werdend, sich im tItillplasmo,dium zu verlieren. So ,scheint das Hitllplasmodium

Page 6: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

i~ber das Vorkommen und die Becleutung mehrkerniger (2angiienzellen usw. 429

aufs engste mit in den Wirkungsbere ieh der Ganglienzelle einbezogen. Die Kerne der Ganglienzelle in Abb. 1 seheinen vielleieht im Ver-

h~tltnis zum Zellk~irper etwas zu klein; sie sincl mit einer verdiekten

Abb. 2. Gro/]e, auseinandergezogene, zweikernige Ganglienzelle mit gewuchertem HiiUplasmodinm. Ganglion cervicale candale. 47j~ihriger Mann. Asthma bronchiale. BIELSeHOWSKu (1300real

*r auf 3/a verkl.). K Kerne des ]ttillplasmodiums.

Kernmembran umgeben, weisen aber son,st keine degenerativen Merk- male a, uf.

O,b ~ene ti,bergrogen, zweikernigen Ganglienzellen noeh roll funk- tionstiiehtig ,sind oder eine gesteigerte oder verminderte Tiitigkeit aus- tiben, ~li~ltt sieh nicht ent,seheiden.

Page 7: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

430 E. Hagen:

Wenn WATZKA ffir die mehrkerni, gen ~Ganglien,z.ellen ,des Samen- blasengeflechtes sagt, dal~ ihre ZellgrSBe von tier Kern,zahl unabh~ngig sei, so scheinen im Gegensatz hier, zu die Ganglienzellen im Ganglion cervica}e can,dale bei Asthma bronchiale und RAYNAUDscher Krankheit in der Mehrzahl von tiberdur(~hschnittlichem L~mfang. Die Kerne der mehrkernigen Ganglienzellen besitzen vielfach den gleichen, h~tufig sogar einen vergrSi~erten Kernumfang als bei den einkernigen Gan- glienzellen. Sie zeigen alle bekannten, pathologischen Kernver~tnderum gen; es kSnnen gesunde und kranke Kerne nebeneinander in derselben Ganglienze]'le vorkommen. Die unter,sehiedliche Impriignierung der innerhalb einer gleichen Zelle gelegenen Kerne weist sehr wahrs~hein- lich ~uf einen verschiedenen biologisehen Zustand derselben bin (AJbb. 4 und 5). Da,s Vorkommen ungleich grolter Kerne innerhalb der n~mlichen G~anglien,zelle bildet vielleicht das Resultat einer ungleich- m~l~igen Mitose (Abb. 2). Auch BARON .land die KerngrSl~e der viel- kernigen Ganglienzellen oft s ehr unterschiedlich. Die oft deutlich ge- quallenen Nuc]eoli en.thalten mehrfach in ihrem Innern ein oder zwei. h~ufig auch eine ganze An~zahl dankel gef~rbter KSrperchen (A,bb. 3). Pathologi,sche Ver~n,derungen an den Nukleolen machen sich auch in morgens~ern- oder mau]beerartigen Bildungen bemerkbar, worauf ST(~HR hingewiesen ,hat.

Besonders klar ~re~en in Abb. 1 die Fortsgtze der Ganglienzelle mit ihrem zar[en Fibrillengeftige hervor. Die mehrkernigen Ganglienzellen kSnnen an ihren Fortsiit.zen versehiedene Anzeichen degenerativer Vorgttnge, wie Vakaoienbildung, t lypertrophie und HyperpIasie, so- wie Fibri l lensprossung .aufzeigen.

An der Gan~lien~elle der kJbb. 2 fallen gulterst zarte Fort.s~ttze auf, .die fast einer Atrophie anheimgefa'llen sein kUnnten, w/ihrend ,der Zell- kUrper einen tibergrolten Umfang aufweist und zwei ungleieh grol~e, blasig helle Kerne enthglt. Die beiden Kerne sitzen wie zwei Gegen- pole an der Peripherie der Nervenzelle. ])as nach tier Mitre ,zu ge- legene Neuroplasma mit seinem a.bgeblaltten Fibrillengertist eescheint gleichsam maximal gedehnt, so dab man an jener verengten Stelle des Zelleibes eine Teilung der Ganglien.zelle in zwei Hglften erwartet. Das monstrS.se Gebilde wird yon einem Httllplasmodium umschlossen, des- sen Kerne vermehrt, yon unr.egelmgl~iger F,orm und vereinzelt sehr dunkel impriigniert sin, d. Vielleicht machen sich in diesem tttill- plasmodium schon Anzeichen einer .beginfienden Entar tung bemerkbar.

Das Auftreten derartiger, in die Li~nge gezogener zweikerniger Riesenzellen wie in Abb. 2 li~l~t die Vermu~ung zu, dal~ wir hier die Zelle in einem Stadium beobaehten, d.as at, s einer ~zweikernigen Gan- glienzelle durch einf.ache Absehntirung zwei einkernige Ganglien- zellen hervo~gehen li*ltt. ]Bs kSnnte sich ,bei diesen mehrkernigen

Page 8: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

13~ber das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen usw. 431

Ganglienzellen, wie auch WATZKA, TSCHERNJACHIWSKY, ~ZANTROCI-I und ST()HR .annehmen, um Elemente handeln, die aus ,der Embryonat- zeit stammen und verspatet ,den Anreiz ~zu einer Teilung erhalten.

SZANT~0C~ berichtet yon Gaaglienzellen, welche deutliche Einschntirun- gen des Zelleibes aufweisen u~d den Eindruck hervorrufen, als ob bier zwei ungleichm~l~ig grofie, mit eigenen FortsStzen versehene Zellen vorl~gen, welche miteinander durch eine kurze, breite Plasmabrticke verbunden si~d. Bail die Nehrkernigkeit auch einmal aus einer amitotischen T~ilungstendenz der Kerne resultieren kann, ergibt sich aws ,tier Beobachtung STO~RS, der eine ,deutliche Plasmabriicke zwischen ,den beiden Kernen einer zweikernigen Ganglien- zelle beobachtet haft So f.iihrt TSCHm~JAC]~IWSKu die Mehrkernigkeit auf eine amito~ische Zellteilung zurfick. Auch J•KOBZ, dem wir ,sehr wertvolle Untersuchungen iiber das Wachstum des Zellkernes verdanken, liiBt die Mehr- kernigkeit ~iner Zelle, ebenso wie WATZKA_ und TSCHERNJ-ACHIWSKu in der ,,iiberwiegenden Nehrzahl der F~lle" durch ein.e amitotische Kerndurch- schnfirung zustande kommen und die Amitose an der Entwicklung yon Grot~- zellen mit @rofikernen urs~chlich beteiligt s~in.

Die weiteren VorsteHungen STOHRS and JAKOBJS, wonach das Auf- treten der Mehrkernigkeit als Zeichen besonderer Beschleunigung der Ti~tigkeit der Z elle und damit i~lres Stoffweehsels zu bewerten i s~., dtirfte auch mit meinen Beobaehtungen tiberein,stimmen. Die Entwiek- lung yon fibergrof~en ZellkSrpern, Pigment, hypertrophisehen und hyperplastischen For tsiitzen und diehten nervSsen Faserhfillen, ganz abgesehen von der Mehrkernigkeit selbst, seheint mir unbedingt auf einem pathologi.sch ver~nderten Zelqlstoffwechsel der Ganglienzelle hin- zuweisen.

Dal~ die mehrkernige Ganglienzelle mit ihrem vieliaeh veto Nor- malen abweichenden, morphologi,schem Befund k eine normale Funk- tion im Ganglion eervicale caudale ausiiben kann, ist gut vorstellbar. An Hand der naehfolgenden Abbildungen sollen zunachst weitere pa- thologische Veri~nderungen an den mehrkernigen Ganglienzellen ge- scbildert wer den. Die yon STOHR und WATZKA angenommene funktio- nelle Minderwertigkeit der mehrkernigen Ganglienzellen scheint sieh aus den beschriebenen gleiehzeitigen Zerfallserscheinungen an den Kernen, am Protoplasma und an den Fortsiitzen erschlieiten zu lassen. Abgesehen von den degenerativen Merkma,len, kSnnen .an ,den erkrank- ten, mehrkernigen Ganglienzellen auch Neubildungsvorg~nge zur Be- obaehtung gelangen. Sie bestehen in der Entwicklung feinster, diehter FaserkSrbe um die Zellen, in tier Neubil, dung und VergrSfterung der Fortsi~tze und vielleicht auch in einer Zunahme des KSrpervolumens. Hierbei liegt der oben diskutierte Gedanke nahe, in den mehrkernigen Ganglienzellen zuniichst wenig differenzierte Zellen zu erblicken, die dutch bestimmte Faktoren, wahrscheinlieh hormonaler Natur, die Po- tenz zu pathologi.schen Neubfldung,sprozessen erhalten.

Page 9: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

432 E. Hagen:

Betrachten wir die in Abb. 3 gezeiehnete Ganglienzelle, .deren Urn- fang alas Mag des Normalen weit tibersehreitet, so finden wir hier eine betr~tehtliehe Zahl deg.enerat!ver M.erkmale an s~mtliehen Zell- elementen wereinigt, Die in den Zel~len ,der Abb. 1 und 2 gezeiehnete Fibri ' l lenstruktur Seheint in dieser grol'~en, dreikernigen Ganglienzelle

Abb. 3. Dreikernige Ganglienze!le mit hyperplastischem Pericethilfirkorb. Ganglion cervicale craniale. 32j~hriger t t ingerichteter . BI:EI, SCItOWSKY-I~'[ethode (1600maI vergr , auf 2/a verkl.).

e Endpl~tf;che n P Pigment K Kerne v0m Itfillplasmodium.

aufgelockert, sfark verwaschen, uncl stellenweise zerfallen. Am linken Rande der G-an~lienzelle macht das fibrill~ire Maschenwerk einer stiir- keren Pigmentansammlung Pla~z. Die grol~en, blasigen Kerne zeigen. an ihren Nukleolen ksrnelige AuflS,sungsPro,d.ukte. Die Zahl der aus dem Plas.ma hervorspr0genden Zellfort.sii~ze ist betriichtlich erhSht. Die Forts~t~ze entwieketn dureh ihren vie!fach gewundenen Verlauf zusammen mit zahlreichen feineren, im Hiil lplasmodium gelegenen Nervenfasern einen ,dichten Fa.sermantel urn die ,Ganglienzelle. Zwei

Page 10: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

Uber das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Qanglienzellen usw. 433

Abb. 4. Erkrankte , zweikernige Ganglienzelle mit feinstem hyperplastischem ~aserkorb. Ganglion cervicale caudale, 43j~hriger i~ann. Asthma bronchiale. BIELScttowsKY-]~thode (1300real vergr.,

auf 8/4 verkl.).

] st~,rker impr~gnierte Nervenf~tserchen in der Peripherie des feinen Yaserkorbes, K Kerne des IIiill- plasmodiums.

Page 11: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

434 E. Hagen:

der Zellausl~iufer lassen m~tchtige, fief schwarz impr~gnierte ,,End- plaYPen" (e) ,als weitere Reizer,scheinungen erkennen.

Die gezeichnete Ganglienzelle der Abb. 3 scheint unter dem Ein- flutt beson,derer, das Wachs~u,m und ,die Ne~bildungsfiihigkeit f6rdern- der Faktoren .zu stehen. Zun~tchst kann .die I-Iypertrophie des Zell- kSrpers viellei~ht als Neubildungsprozelt angesehen werden. M6g- licherweise ~stellt, worauf VANDERVAEL Ihingewiesen ,hat, die Volum- zunahme des Zellkiirpers bet der sympathisehen CTanglienzelle i nn:er- halb gewi.s.ser Grenzen eine Alterserscheinung physiologischer Nat.ur dar. Bet der Vielkernigkeit litltt sich, wie icb oben angegetben babe, eine krankhafle St6rung im Verlauf der Earyokinese denken. Wie nach 1R6SSLE und WARBURG gewisse Gifle (Nar cotica, Cyancali und @hlore- ton) eine amitotisChe Kernteilung ohne Zellt.eilung verursachen k6n- nen, ~so kiinnten auch pathologische Wirkstoffe wie Nekrohormone yon tier Ganglienzelle sel~bst o.der ihrem ttiiilplas~nodium herrt ihren und vielleicht an der anormalen Kernteil tmg bet eiligt .sein. Zweifellos handelt es sir bet der in A.bb. 3 dargestellten Ganglienzelle um eine besonders st,ark ausgepritgte Wucherungstenden, z, ,die sich auf Kern, Zellumfang, Forts~itz,e und Htillplasmodium erstreckt und a ls Zeichen eines de,generativen Vorganges aufzutas.sen i st.

Wucherungsvorg~nge in Gestalt von nervii,sen ~eubildungen u,m .die Ganglienzelle kommen besonders schSn in Abb. 4 zum At~sdruck. Eine zweik.ernige, pigmen~haltige Ganglie:nz,elle mit versehieden stark impr~ignierten Kernen und stel}enwei,se zugrunde gegan,genen Zell- ausl~iufern ist yon ether Hiille ,a,us feinsten Nervenfas.ern allseits urn- wuchert. In dieser Abbildung, wie auch in Abb. 5, lassen die feinen, dargestellten nervSsen FaserkSrbe, die yon ST6nR und ~SCI-IMITZ be- scbriebene Schichtung in drei ver schiedene Waohsttunsphasen erken- pen. In Ubereinstimmung mit jenen Autoren verlauf.en inn,erhal.b des gewueher~en, kernreichen I-Itillplasmodiums ,der Abb. 4 zaJhllose, kon- zentrisch geschichtete Nervenf~tserchen um ,die G~anglienzelle. An d.er Peripherie des HiillplasmodJiu~.S maeht sieh eine deutliehe Unrmhe im W~achstum der stitrker impriignierten, mehr unregelmiiltig einher- ziehen,den Nerven~aserchen (f) bealerkbar. Sie erscheinen bier dunkler und dicker, werden n a c h ,dem Ktirper der 'G~anglienzelle hin immer garter, tim schlieltliah in ether homogenen Zone ,des I-Ifillpla.smodiums in unmittelbarer N~he der C~anglien.zelle vSllig zu versc,hwin.den. Bet der ungeheuren Dichte die ser feinen Faserhfillen liegt die Annah,me nahe, dalt sich alas .Plasmodium der Nobe~zell.en fast restlos a~s ner- viisen, f~t~digen Ele~nenten zusammen.setzt, die yon der Peripherie des I-Itillplasmodiums a,usgehen,d nach i~nen, also ,zur 0~berflitohe ,tier Ganglienzelle ,bin zu wachsen beginnen.

Welche Ausmalte ein derartiger, nerv6ser Wucherungsprozelt um

Page 12: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

Uber das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen usw. 435

Abb. 5. Zweikernige Ganglienzelle mit neuromart igem Fasermantel im Iliillgewebe. Ganglion cervicale craniale. 36j~hriger Hingerichteter. BIELSCHOWSKY-Mcthode (1400real vergr., auf ~/~ verkl.).

die ~ n g l i e n , zelle an'nehmen kann~ erhellt aus Abb. 5. Zwei ungleich dunkel impr~gni,erte Kerne li.~gen in einer kleineren Ganglienzelle, deren mittel,starke Forts~tze nach einer Seite stre'bend, sich ohne sioht- bares E~de im H~ilIplasmodium verlieren. Im dicht.maschigen Fibril-

Page 13: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

436 E. Hagen:

lengeriist der Ganglien, zelle hat sich gelbes Pigment angeh~iuft. Ein langgestreckter, nach einer Seite hin koni.sch zulaufender Faserkorb, umfM~t die Ganglienzelle. Die Dichte. mit der die feinen Nerven- elemente a.us ,dean Hiillplasmodium hervorsc~hiel~en, l~l~t k.aum noch Raum for einige wenige Neben, zeilenkerne. Die Unruhe in der Vet- laufsrichtung und die betr~ichtlic~e Zahl der Nervenf~tserchen legen den Vergleieh mit einer beginnenden, neuromai~tigen Bildung nahe. Auch in Abb. 5 nehmen die gezeichneten Nervenfa.serchen des Faser- korbes ,mit ihrer Entfernung yon de~ Ganglienzelle an Kali,ber zu; es sohreitet offenbar der Wucherungsprozel~ der Faserelemente yon aul~en naeh innen zur Gang!ienzelle bin fort. Sehr wahrscheinlieh ist die eigentiimlich konische .Gestalt des neu_romartigen Fasermantels auf einen vorhergegangenen, in gleicher Form en,twickel~en Wucherungs- prozeI~ des Hiillplasmodiums zuriickzufiihren.

Wie da,s degenerative Wachstum derartiger nervSser Faser~nassen a]s Neubildungspro,zel~ nur der morphologische Ausdruck einer Er- krankung im Nervengewebe sein kann. so er~scheint mir ins~besondere alas Zusammentreffen von Wuehel, ungsprozessen im tIiillgewebe der Ganglienzelle mit d,er Zwei- o,der Me~rk,ernigkeit der Ganglienzelle in Zu,sammenhang .zu st ehen. ,ST6HR hat eini:ge solcher .zweikernigen Ganglienzellen, (tie eine korbartige, allerfeinste Fa.serhiille besitzen, abgebildet. Die pathologi,sche Natur der feinen F.a.s.erkSrbe, so meint ~TOHR, erlan.ge erst recht Geltung dureh .die Zwei- und Mehrkernig- keit der von den nervSsen Fasermassen um,hiillten Ganglienzelle. Da an allen hier beschriebenen, sowie an 86% aller beo'bachteten, mehr- kernigen Ganglien.zellen die o,ben beschriebenen degenerativen Vet- ~inderungen zu finden wa~en, liegt die V er.mutung nah, e. Mehrkernig- keit und Faserhyperplasie als morphologische Merkmale eines krank- haften Vorganges in der Zelle anz~spreehen.

Die F~ille tier an allen mehrkernigen Ganglienzellen auftreten,den, morphologisch fafi~baren, krank~.aften Erscheintm.gen fiihrt zur An: nah,me, dal~ ~ene h~iufige Verbindung yon Mehrkernigkeit und Krank- heits,befund bei der Ganglienzelle auch die Mehrkernigkeit als solche als ein degeneratives Merkmal bewerten lai~t.

S,omit stellt n.ach unserer Anschauung die Mehrkernigkeit der sym- pathischen ,&anglien, zelle mit gr51~,ter Wa,hrsc~einliehkeit ein Degene- rationsmerkmal und ein Zeichen einer fun,ktionellen Minderwertig- k.eit dar.

Diskussion.

Unter den anatomisch einwar~dfrei feststellbaren, degenerativen Ver~tnderungen im Ganglion eervicale caudale bei Asthma bronchi ale nnd RAYNAUDscher Krankheit . sowie in einigen sympathischen Hals- ganglien yon Hingerich~eten, die in ihrer Vorgesehichte ~benfalls

Page 14: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

Uber das Vorkommen und die Bedetttung mehrkerniger Ganglienzellen ~lsw. 437

Ast.hmaleiden aufwi~sen, befindet sich eine auffallige Anzahl zwei- und mehrkerniger ,Ganglienzellen. 86% der mehrkernigen @anglien- zellen zeigen, abgesehen yon ihrer Mehrkernigkeit, noch weitere pa- thologisehe Vergnderun,gen an Kernen, Plasma, Fort.sf~tzen und im tIi~llgewebe. 0b da~s g.ehaufte Auftreten vielkerniger Ga,nglienzellen als eine dem vegetativen Nervensystem yon vornherein innewohnende Sehw~ehe, mithin als ein disposi~ti.oneller, morphologiseh fal;barer Faktor zu den oben genannten Krankheit.sbil, dern zu bewerten ist, bleibt dahingestellt. Zweifello.s werden die mehrkernigen Ganglien, zellen .~e- doeh wegen der an ihnen zu beobaehtenden degenerativen Vorg~nge als pathologisehe Bildungen betraehtet werclen mt~ssen.

Die Neig.ung ,der mehrkernigen Gan,glienzelle zur Entartung ergibt sieh, wie STOItR und WATZKA annehmen, aus einer ,der ~anglien,zelle int)ewohnenden Tendenz zur Degeneration.

Bei ,der Ent.stehung der Mehrkerntgkeit der ,Ganglienzelle bleibt der Geclan,ke, dag e.s .s,ieh cla.bei um persistierende Z.ellelemente au,s ,der Em- bryonal- un, d Jugendzeit handelt, be,stehen. I,m.merhin k.ann die Kern- vermehrung aueh aus einer .amitotisehen Kerndurehsehnt~rung ohne Zellteilung r.esultieren. Ft~r die Versehmel.zung me,hrerer einkerniger Zellen zu einem Konglomerat fancl sieh kein Anhalt,spunkt.

Die Hgmfigkeit ,des Auft$.eten,s mehrkerniger, pa{hol0giseh ver- ~nclerter Ganglienzellen im sympa~hisehen Nervensystem b~sagt zwei- fellos, dab sieh dort krankhafte Vor.g~tnge a,bspielen mttssen, die sieh aueh auf den Gesamtorganismus erstreeken dtirften.

Zusammenfassung. Die operativ entfernten, syrapathischen Halsganglien yon Asthma-

and RAYNAUD-Kranken, sowie von einigen Ilingerichteten w~ur, den auf die Mehrkernigkeit ihrer Ganglienzellen bin untersucht.

Mehrkernige Ganglienzellen treten bei den genannten Krankheiten in den sympathischen Halsganglien in g~h~Luftem Mal;e auf.

Von 755 mehrkernigen 'Gan,glienzellen erweckten nut 108 hinsieht- lich ihres morphologischen Bildes .einen normalen Eindruck. Die tibrigen zwei- und mehrkernigen ~Ganglienzellen, somit 86% aller untersuchten Zellen, wiesen vielgestaltige, pathologische Ver~nderun- gen an Kernen, Fibrillengeriist, Forts~gzen und HtiHgeweben auf.

Eine Anzahl mehrkerniger Ganglienzellen zeigt eine besonders stark ausgepr~gte Wueherungstendenz, die ,sieh auf Zellumfarrg, Fort- s~itze und Htillplasmodium eratreckt ulrd als Zeichen eines degenera- t~ven W achstums auf, zufa~s.sen ist.

Die Ftille aller an den mehrkernigen Ganglienzellen auftretenden, morphologi,seh iagbaren, kr.ankhaften Er,seheinungen, jene hgufige Verbin, dung yon Mehrkernigkeit und Kran.kheit tier Ganglienzelle

Page 15: Über das Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen im vegetativen Nervensystem

438 E. Hagen: Vorkommen und die Bedeutung mehrkerniger Ganglienzellen usw.

l a s s e n :die M e h r k e r n i g k e i t bei t ie r sy~mpath ischen G a n g l i e n z e l l e a ls

d e g e n e r a t i v e s M e r k m a l b e w e r t e n .

L i t e r a t u r .

Apolan t : Arch. mikrosk. Anat. 47; 461 (1896). - - Baron: Z. mikrosk.- anat. Forseh. 30, 613 (1932). - - Bidder : Arch. Anat. Physiol . u. wiss. Med. 1869; 472. - - B lo tevoge l : Sympathicus und ~Sexualzyclus. Z. mikrosk.-anat. Forseh. 10, 141 (1927). - - de Cas t ro : Trab. Labor. 2nvest. biol. Un:iv. M~dr. 20, 113 (1923); 26~ 3~57 (1930). - - Sympathetic Ganglia. In P~enfiel, j : Cytology and Cel lu la r Pa tho logy o f the nervous system. 2. New York, 1932. - - Dia- mare : Anat. Anz. 20; 418 (1902). - - Georg iewski : Anat. Anz. 70; 286 (1930). - - Guye: ZJol. me,d. Wiss. 56, 881 (1866). - - Hagen : D~sch. Z. Chit. 255; 667 (1942). - - Z. Zellforsch. 33; 68 (19~3). - - I t a r t i n g : Z. Zell~orsch. 28, 457 (1938). - - t I e r zog : Z. Near. 103, 1 (1926). - - Beitr . pat. Anat. 101, 340 (1938).

- - Inge r so l l : Anat. Rec. (A~n.)42; 54 (1929). - J. com.p. Near. (Am.) 59, 267 (1934). - - Anat. Ree. (Suppl.) 55, 21 (1935). - - Jakobj : l~oux' Arch. 142, 584 (1942). - - Key u. Retz ius : ~tudien in der Anatomie des N e r v e , s y s t e m s and des Bindegewe'bes, II. ,Stockholm, 1876. - - Ki i rner : Z. mi:krosk.-anat. Forseh. 42, 81 (1937). - - Kohn: Arch. mikrosk. Anati 70, 2,66 (1907). - - Matsui: Aota ,Scholae reed. Kyoto 9; 51 (1926). - - Mayer : S.,ber. Akad. Wiss. Wien 66, 1 (1872). - - Miehai low: Arch. mikrosk. Anat. 72, 564 (1908). - - MSllendorff; v.: Lehrbach der t I is tologie , 24. Aufl . Jena, 1940. - - Not tebaum: Me,d. Dis.s. Mar- burg, 1897. - - Pen i t schka : Anat. Anz. 66, 417 (1924). - - Pe ske r : Arch. mi~krosk: Anat. 71; 333 (1908). - - Remak: Observat iones anatomicales et microscopi- cale s de systema~is nervos i s t rue tura . Berl in, 1828. - - R~iBle: Im Kan.d~b. der norma]en and path.ologischen Physiologie . Ber l in : 8.prin, ger, 1926. - - Schwalbe: Arch. mikrosk. Anat. 4; 45 (1886). - - StShr: Erg . Anat. 33; 135 (1941). - - Z. Zellforseh. 32; 587 (1943). - - Z . Z~llforsch. 33, 109 (1944). - - Stiihr u. Schmitz: Z. Neurol. 176, 98 (1943). - - Szantroch: Arch . .exper . Zell- forsch. 14, 442 (1933). ~ Tschernjachiwsky:~ Riv. t r imestr . Micro gr. 3/4~ 249 (1932). - - Vandervae l : Arch. Biol. (Ft .) 54~ 53 (1943). - - Vas: Arch. mikrosk. Anat. 40, 375 (1892). - - W a r b u r g : Z . physiol. Chem. 57, 60 (1908). - - Wa tzka : Z. mikrosk.-ana:t. Forseh. 46, 617 (1939). - - Anat. Anz. 66, 321 (1928).