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W. Geller. Bildung v. N,O, durch Reduktion v. SalpetersPure mit Aluminium 413 Uber die Bildung von N,Os durch Reduktion von Salpetersaure rnit Aluminium Von W. GELLER Bei der Durchfiihrung von Korrosionsversuchen mit Rein- aluminium in Salpetersaure bei Raumtemperatur wurde haufig eine intensive Blaufarbung der Saure beobachtet ? wenn diese wiihrend der Prufdauer nicht bewegt wird. Wenn die Saure durchgeriihrt wirtl, tritt diese Blaufarbung nicht ein. Bei Anwesenheit einer im Verhaltnis zur Sauremenge genugend groBen Aluminiumoberflache beginnt die Blaufarbung nach etwa 8-10 Tagen deutlich sichtbar zu werden, und ihre IntensitBt nirrimt mit der Zeit xu. Sie ist am Boden des ReaktionsgefaBes am starksten und nimmt zur Oberflache der Saure hin ab. Beim Um- giel3en und Durchruhren der blauen Flussigkeit entwickeln sich starke NO,-Dampfe und die Saure wird wieder farblos. Die blaue Farbe und die leichte Zersetzlichkeit des farbenden Bestandteils deuten darauf hin, daB es sich um die Bildung der Verbindung Nz03 handelt. Es ist anzunehmen, daB die Salpeter- saure durch das Aluminium zunachst zu salpetriger Saure reduziert wird und diese dann unter Bildung des blauen Nz03 zerfiillt. Der im folge~idenwiedergegebene Versuch zeigt, da13 dabei betrachtliche Mengen dieser Verbindung gebildet werden. In 5 Liter SaIpetersSure vom spezifischen Gewicht 1,210 wurden Proben aus Reinaluminium mit einer Gesamtoberflache von 0,324 m2 eingehangt und 30 Tage bei Raumtemperatur (15-20° C) dark belassen. Im Verlauf dieser Zeitspanne fiirbte sich die Saure intensiv blau. Bur Durchmischung wurde sie einmal umgegossen, wobei sich schon ein Teil des NzO3 zersetzte. Durch Titration mit n/10-Kaliumpermanganat wurde in dieser Saure ein Gehalt von 1,178 g HNOa in 100 em3 ermittelt. Hierauf wurde die Siiure geriihrt und geschuttelt, bis sie unter starker Entwicklung von

Über die Bildung von N2O3 durch Reduktion von Salpetersäure mit Aluminium

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W. Geller. Bildung v. N,O, durch Reduktion v. SalpetersPure mit Aluminium 413

Uber die Bildung von N,Os durch Reduktion von Salpetersaure rnit Aluminium

Von W. GELLER

Bei der Durchfiihrung von Korrosionsversuchen mit Rein- aluminium in Salpetersaure bei Raumtemperatur wurde haufig eine intensive Blaufarbung der Saure beobachtet ? wenn diese wiihrend der Prufdauer nicht bewegt wird. Wenn die Saure durchgeriihrt wirtl, tritt diese Blaufarbung nicht ein.

Bei Anwesenheit einer im Verhaltnis zur Sauremenge genugend groBen Aluminiumoberflache beginnt die Blaufarbung nach etwa 8-10 Tagen deutlich sichtbar zu werden, und ihre IntensitBt nirrimt mit der Zeit xu. Sie ist am Boden des ReaktionsgefaBes am starksten und nimmt zur Oberflache der Saure hin ab. Beim Um- giel3en und Durchruhren der blauen Flussigkeit entwickeln sich starke NO,-Dampfe und die Saure wird wieder farblos.

Die blaue Farbe und die leichte Zersetzlichkeit des farbenden Bestandteils deuten darauf hin, daB es sich um die Bildung der Verbindung Nz03 handelt. Es ist anzunehmen, daB die Salpeter- saure durch das Aluminium zunachst zu salpetriger Saure reduziert wird und diese dann unter Bildung des blauen Nz03 zerfiillt. Der im folge~iden wiedergegebene Versuch zeigt, da13 dabei betrachtliche Mengen dieser Verbindung gebildet werden.

In 5 Liter SaIpetersSure vom spezifischen Gewicht 1,210 wurden Proben aus Reinaluminium mit einer Gesamtoberflache von 0,324 m2 eingehangt und 30 Tage bei Raumtemperatur (15-20° C) d a r k belassen. Im Verlauf dieser Zeitspanne fiirbte sich die Saure intensiv blau. Bur Durchmischung wurde sie einmal umgegossen, wobei sich schon ein Teil des NzO3 zersetzte. Durch Titration mit n/10-Kaliumpermanganat wurde in dieser Saure ein Gehalt von 1,178 g HNOa in 100 em3 ermittelt. Hierauf wurde die Siiure geriihrt und geschuttelt, bis sie unter starker Entwicklung von

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414 Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie. Band 227. 1936

NO2-Dampfen wieder farblos geworden war. Die erneute Titration mit Kaliumpermanganat zeigte einen Gehalt von 0,142 g HN02 in 100 em3 an. Unter der Annahme, daB dieser Rest als Nitrit an das in Losung gegangene Aluminium gebunden ist, errechnet sich daraus ein Gehalt von 1,086 g freier salpetriger SBure in 100 em3. Umgerechnet auf N,03 ergibt dies einen Gehalt von 0,838 g N,03 je 100 ems. Soweit bekannt, ist damit zum erstenmal die Bildung groBerer Anteile von Nz03 bei Raumtemperatur beobachtet worden.

Lautawerk, den 23. April 1936. Material - Prujungsanstalt der Vereinigten Aluminiumwerke A . 4 .

Bei der Redaktion eingegangen am 24. April 1936.