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uber die Einnirkung des Nahrungsfettes auf die Ace tonkerpersusscheidnng. 1 Von Dr. Gunnar Forssner, Privatdozent. (Aus der physiologischen Abteilung des Carolinischen medico-chirurgischen Instituts in Stockholm.) Da6 die Acetonkorper, wenn auch nicht ausschlieBlich, so jedoch zu einem sehr wesentlichen Teile aus Fett gebildet werden, diirfte als endgiiltig erwiesen gelten. Dagegen bleibt es noch eine offene Frage, ob dem N a h r u n g s f e t t im Vergleich mit dem Korperfett irgend welche eigenartige Bedeutung fiir die Bildung der Acetonkorper zukommt. Zwar haben viele Untersncher nach Verfiitterung verschiedener Fettarten bzw. isolierter Fettsluren, sowohl an Gesunden nls an Dia- betikern, eine Vermehrung der schon bestehenden Acetonkorperaus- scheidung gefunden und diese ohne weiteres auf die Mehrzufuhr von Nahrungsfett zuruckgefiihrt; in der gro6en Mehrzahl dieser Versuche haben aber ganz andere Momente als die Zufuhr der zu priifenden Substanz die Erhohung der Acidosis verursachen konnen. Auoh hat die auf diese Versuche gegriindete Anschauung nur wenig Anerkennung gewonnen. Eine Butoritit wie Magnus-Levy hat sich neulich in dieser Frage folgendermagen ausgesprochen : ,,Unter den eigentlichen F i i t b rungsversuchen konnen zunichst jene kaum Anspruch a d Beriick- sichtigung finden, in denen, wie bei Waldvogel u. a, groh Fettzulagen eine Vermehrung des Acetons, und nur dieses, urn .wenige Zentigramme hervorriefen. Aber such gegen andere Versuche mit einer, dime winzigen Ztmahmen iibemteigendm Vermehrung a l l e r Acetonkijrper mug zuniichst der theoretische Einwand erhoben werden, da6 eben Der Redaktion tun 18. Mai 1909 cnge@;angen.

Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

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Page 1: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

uber die Einnirkung des Nahrungsfettes auf die Ace tonkerpersusscheidnng. 1

Von Dr. Gunnar Forssner, Privatdozent.

(Aus der physiologischen Abteilung des Carolinischen medico-chirurgischen Instituts in Stockholm.)

Da6 die Acetonkorper, wenn auch nicht ausschlieBlich, so jedoch zu einem sehr wesentlichen Teile aus Fett gebildet werden, diirfte als endgiiltig erwiesen gelten. Dagegen bleibt es noch eine offene Frage, ob dem Nahrungsfe t t im Vergleich mit dem Korperfett irgend welche eigenartige Bedeutung fiir die Bildung der Acetonkorper zukommt.

Zwar haben viele Untersncher nach Verfiitterung verschiedener Fettarten bzw. isolierter Fettsluren, sowohl an Gesunden nls an Dia- betikern, eine Vermehrung der schon bestehenden Acetonkorperaus- scheidung gefunden und diese ohne weiteres auf die Mehrzufuhr von Nahrungsfett zuruckgefiihrt; in der gro6en Mehrzahl dieser Versuche haben aber ganz andere Momente als die Zufuhr der zu priifenden Substanz die Erhohung der Acidosis verursachen konnen. Auoh hat die auf diese Versuche gegriindete Anschauung nur wenig Anerkennung gewonnen.

Eine Butoritit wie Magnus-Levy hat sich neulich in dieser Frage folgendermagen ausgesprochen : ,,Unter den eigentlichen F i i t b rungsversuchen konnen zunichst jene kaum Anspruch a d Beriick- sichtigung finden, in denen, wie bei Waldvogel u. a, groh Fettzulagen eine Vermehrung des Acetons, und nur dieses, urn .wenige Zentigramme hervorriefen. Aber such gegen andere Versuche mit einer, dime winzigen Ztmahmen iibemteigendm Vermehrung a l l e r Acetonkijrper mug zuniichst der theoretische Einwand erhoben werden, da6 eben

Der Redaktion tun 18. Mai 1909 cnge@;angen.

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350 GUNNAR FORSSNER :

eine Zulage ron Fett. den Fettumsatz nicht oder nur in verschwinden- dem NaBe andert. Es wird eben einfach statt Korperfettes Kahrungs- fett rerbrannt, ein etwaiger UberschuB aber angesetzt.. Und fur die von manchen Autoren gemachte Annahme, daf3 Nahrungsfett anders abgebaut merde, als I(iirperfet,t, IaBt sich weder aus sonstigen Er- fahrungen noch aus diesen Versuchen irgendvelcher sicherer Anhalt geminnen. Nur wenn das Nahrungsfett gewisse Bestandteile in groBerer Menge enthalt, die im Aufbau des Korpers keine Rolle spielen, konnen diese einen gewissen EinfluB auf die Bildung der Oxybuttersaure ausiiben. Dies ist z. B. der Fall mit den niederen Fettsluren der Butter."

Die Literaturhinweisungen betreffs der zum oben genannten Zwecke ausgefiihrten Verfutterungsversuche findet man bei hl a g n u s-L e v y (a. a. 0. und ron Noordens Handbuch 1906. Bd. I. S. 185), und somit kann ich hier von diesbeziiglichen Angaben absehen, zumal da ich keine Veranlassung habe, auf eine nahere I W i k der einzelnen Versuche einzugehen.

Ich schicke schon hier voraus, da6 ich durch ein auf diesem Gebiete vorher nicht angewandtks Verfahren zu der Oberzeugung ge- langt bin, dalj die Aufnahme ron Nahrungsfett in der Tat einen eigen- artigen steigernden EinfluB auf die Acetonkorperausscheidung ausiibt, und daher kanh ich nicht allzuviel Gewicht auf den detaillierten Nachmeis legen, daS die friiheren Untersuchungen, von einzelnen Aus- nahmen abgesehen, auch meines Eraohtens die aus ihnen gezogene SchluBfolgerung nicht sichergestellt haben. Ich m6chte mich auf einige prinzipielle Bemerkungen beschriinken.

DaB einer geringen Vermehrung der Acetonausvcheidung nur sehr beschrlnkte Bedeutung beigemessen werden kann , scheint auoh mir unstrittig zu sein. Hierzn miichte ich aber hinzufiigen, daB man mit der Beurteilung derjenigen Acetonwerte, welche durch Umrechnung auf 24 Stunden der bei zusammengelegt meistens nur 15 bis 30 Minuten, bestenfalls 1 Stunde, dauernden Untersuchung der Exspirationsluft ge- fundenen Acetonmengen gewonnen werden, vie1 vorsiohtiger sein mu4 als die betreffenden Autoren es gewesen sind. L. Schwarz2 hat schon in seiner auf diesem Gebiete grundlegenden Arbeit sehr erheb- liohe Schwankungen im Laufe des Tages beobachtet, und meine unten mitgeteilten Untersuchungen sprechen mit griiBter Wahrscheinliohkeit

Magnua-Levy, Die Acetonkorper.

L. Schmarz, Kongr. im. hfedizin. 1900. S. 480.

Ergebnbse der inn. Nedixin USR.

1908. Bd. I. S. 382.

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OBER DIE EINWIRKUW DEB KAHRUKQSFETTES usw. 351

dafur, da6 diese Schmankungen unter Umstanden noch riel groBer sein kijniien (rgl. S. 356). Jedenfalls bleiben die Schlu6folgerungen durchaus unsicher, wenn sie (mie z. B. bei S c h u m a n n - L e c l e r q ) ' sich ausschlieBlich auf eine in der oben genannten Weise berechnete Vermehrung des durch die Lungen ausgeschiedenen Acetons grunden.

Ferner muB ich hier ausdrucklich bemerken , dab diejenigen Autoren, melche an Gesunden experimentiert haben, meistens riel zu menig damit gerechnet haben, da6 der Glykogenbestmd des Kcirpers teiis beirn Anfang rerschiedener miteinander zu yergleichender Ver- suche ein sehr verscbiedener sein kantl, teils mit Bezug auf die Ge- schwindigkeit, rnit welcher er nach dem Einfuhren der kohlenhydrat- armen Dilt (bzm. der Karenz) von Tag zu Tag abnimmt, ron vielen Ein- flussen, insbesondere auch von der Muskelarbeit abhangig ist. Dieser Einwand muB z. B. meines Erachtens gegen den grundlegenden Ver- such G e e l m u y d e n s 2 erhoben merden. In zwei 3tagigen Versuchen stellte sich G., nachdem er beidemal ,,langere Zeit gewohnlicbe ge- mischte Kost genossen" hatte, auf Fleisch-Fettkost, im ersten Versuch rnit 1205 im zmeiteii rnit 300g Butter und schied dabei bzw. 517 und 1902 mg Aceton aus; es scheint, mir sehr fraglich zu sein, ob nicht ebenso groBe Schwankungen in zwei Versiichen rnit derselben Kost hatten zustande kommen kBnnen, wenn im Laufe des Versuches das eine Ma1 wenig, das andere Nal riel gearbeitet wvorden, oder wenn der anfang- liche Gljkogenvorrat verhiiltnismabig groB bzw. klein gewesen ware. (In der Tat kann man in dem merklichen Umstand, dab G. bei der stiirkeren Kost mehr an Gewicht abnabm, einen Hinweis darauf sehen, dab er Jrihrend des zweiten Versuches starker gearbeitet hat.) Ein meiteres Beispiel: J o s l i n s vergleicht die Acetonwerte fur 2 Tage, an welchen die Versuchsperson nur die zu prufende Substanz genob, rnit den Werten fur 2 Karenztage; Voraussetzung ist also, dab die Aceton- ausscheidung bei 2 tlgiger Karenz bei derselben Person immer an- nahernd dieselbe ist. Dies traf nun in der Tat in den beiden Kontroll- rersuchen ein, aber dalnit ist kein hinreichender Grund gegeben, auch fur die ganze Versuchsreihe ein ahnliches Verhiltnis ohne weiteres anzunehmen, zumal da zwischen den einzelnen Versuchen geriiumige Zwischenzeiten ohne Kontrolle der Kohlenhydratzufuhr verliefen. (Es kann in diesem Zusammenhange der Erwahnung wert sein, da6 S c h u m a n n - L e c l e r q (a a. 0.) in einem Versuch wahrend drei n a b - _____

1 Schumann-Leclerq, W d r klin. Wochen&r. 1901. 2 Geelmuyden, Die8 Archio. Bd. XI. S. 119-120.

Josl iu, Journ. med. research. 1904. Bd. XII.

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352 GUNNAR FORSSNEE:

einsnder folgenden Iiarenztagen mit dem Harne bzm. 127, 152 und 535mg Aceton ausschied, in einem anderen am 1. Karenztag dagegen nur 6g und am 2. Tage, an melchem ausschlieBlich 5009 Butter ge- nossen murde, nur 14"g. Es durfte keineni Zweifel unterliegen, da6 S. L. im zweiten Versuche uber einen vie1 gr6Beren Gljkogenhestand yerfugt hat.)

Die meisten ron den hier in Rede stehenden Verfutterungs- versuchen sind indessen an Diabetikern angestellt worden. Betreffs dieser vermeise ich auf die prinzipielle, zum Teil aber auch auf Einzel- heiten oingehende Iiritik Magnus-Levys (Ergebn. inn. Med. Bd. I, S. 376, 382 und 414). K - L . hat nachgemiesen, daB die Zunalimen der Acetonkorperausscheidung, welche die Autoren auf die Eingabe der zu priifenden Substanz zuruckfiihren mollen, mit menigen Aus- nahmen innerhalb der Schwankungsbreite fallen, die die Ausscheidung der Acetonkorper spontan aufweist. Hierzu mochte ich meiter nur die Bemerkung hinzufiigen, daB einige Autoren, wlhrend sie fiir ge- wohnlich den Wert des Versuchstages mit dem Durchschnittswert der Vor- und Nachtage vergleichen, in einzelnen Flllen den ersten Nach- tag zum eigentlichen Versuche hinzurechnen und aus einem in dieser Weise gewonnenen hohen Wert weitgehende Schlusse ziehen. Ein solches Verfahren scheint mir schon theoretiseh ganz willkurlich zu sein, und auBerdem sprechen meine eigenen Versuche stark gegen die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dab wenige Dekagramme der einen oder anderen Fettsiure noch oder erst am Tage nach der Eingabe ihre Wirkung auf die Acetonkorperausscheidung ausiiben konnen (rgl. S. 374). Ich lege auf diese Bemerkung ein besonderes Gewicht, weil das genannte Verfahren, niche nur in der Beweisfiihrung betreffs der rerschiedenen Stellung verschiedener Fettsluren den Acetonkorpern gegeniiber eine ziemlich wichtige Rolle gespielt hat, sondern vor allem auch in der eben angefangenen Nachpriifung am Menschen der inter- essanten Untersuchungen E m b d e n s iiber das VerhBltnis zwischen den Aminosluren und den Acetonkorpern schon eingefiihrt worden ist. Die Annahme, daB eine Zulage von Tyrosin bzw. Phenylalanin beim Diabetiker eine Vermehrung der Acetonkorperausscheidung hervorruft, stutzt sich meines Wissens nur auf folgenden Versnch von B a e r und B1um.l Bei einem Diabetiker betrug die gesamte Acetonkorperaus- scheidung an 3 Vortagen bzw. 22.7, 24.1 und 15.7g, am Versuchstage nach Eingabe von 339 Phenylalanin 28.1 g, an 2 Nachtagen bzw. 18.9 und 2 1 - 9 g; bei derselben Person ergaben sich im Tjrosinversuch folgende

Arehiv f. exper. Pathologie. Bd. LVI.

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~ B E R DIE EINWIRKUNQ DES NAHRUNGSFETTFS usw. 353

Werte: 17.6, 23-6, 32.7 (nach Eingabe von 36.2 g Tyrosin), 25.2 und 23.6. Die Beweiskraft dieser Versuche scheint mir nun in hohem Grade davon abhangig zu sein, ob man eine Steigerung am ersten Nachtage auf den EinfluB der zu prufenden Zulage schreiben oder als eine ,,spontane" Schwankung auffassen 8011, denn in derselben Serie kommen folgende Werte der gesamten Acetonkorperausseheidung vor: nach Eingabe von 30 g Brenzweinshure 8 .9 g, am ersten Nachtage 27.4 g, nach Eingabe von 23.2 Diacethylessigsaure 21 a 8 e, am ersten Nachtage 35.2 g. Bedeuten nun die hohen Werte an diesen Nachtagen nur !,spontane" Schmankungen, so lassen sich uberhaupt keine Schliisse aus dem ganzen Versuche folgern; fur eine solche Annahme sprechen die keineswegs unerheblichen Schwankungen, welche mit Sicherheit von den gepriiften Zulagen unabhangig sind: am 23. Versuchstage 24.1, am 24. 15.7 g (man bemerke auch die hohen Werte im Anfang der Serie, am 1. Versuchstag 34.9 g).

Ich gehe jetzt zur Mitteilung meiner Versuche uber. Den nichsten Ausgangspunkt fur diese hatten durch langere Zeit fortgesetzte Unter- suchungen an einem Diabetiker ergeben. Es zeigte sich niimlich, daS die Acetonausscheidung mit dem Harne dieses Patienten im Laufe des Tages sehr erheblich schwankte, und zwar in solcher Weise, daI3 es sehr wahrscheinlich erschien, daS die Ursache der Schwanknngen in einem regelmaBigen EinfluB der Nahrungsaufnahme zu suchen war. Ich vermutete, in dieser Beobachtung einen wertvollen Weg fiir Unter- suchungen iiber die Beziehungen zwischen der Nahrung und den Acetonkorpern gefunden zu haben. Da ich aus mehreren Griinden keine dem Zweck vo11ig entsprechenden Versuche in dieser Richtung an dem genannten Patienten anstellen konnte, ging ich zu einem Selbstversuch iiber.

Versnchsanordnnng. Zuerst eine Vorperiode von 3 Tagen, an welchen ich eine moglich$

kohlenhydratarme, nicht niiher bestimmte Kost genot3 und erhebliche KBrperilrbeit ausfiihrte; dann folgende Kost nnd Tagesordnnng:

Friihstuck Mittagsrnahlseit Abendrnahlseit urn 9 Uhr 15. urn 5Uhr. urn 9Uhr.

Mageres Ralbfl. . 1508 Mageree Kalbfl. . 1508 Mageren Schinken 1258 Butter . . . . . . . 60 8 Schweizerkue . . 60 Schweizerkgse . . . 60 8

Waaaer. Butter . . . . . . . 608 B u t t e r . . . . . . . 60' dchinkenspeck . . 60 8 Schifikenspeck . . 60 Sallade . . . . . . 15 Bordeauxwein . . . 100 8

Bordeauxwein . . 200g Im Laufe des Tages Wasser ad libitum.

Skandin. Arohiv. XXII. 23

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354 GUNNAR FORSSNER:

Da ich wunschte, bei snderer Gelegenheit angestellte Beobachtungen iiber den Stickstoffumsatz bei kohlenhydratarmer Kost bei diesem Ver- such weiter zu verfolgen, aurden alle Nabrungsmittel wie bei einem vollstandigen Stoffmechselrersuch zubereitet und analysiert. Die Ana- lysen wurden von cand. phil. Fraulein T. R o s e n b e r g, chemischer Assistentin des physiologischen Instituts, ausgefuhrt.

Natiirlich hat die Zusammensetzung der Iiost im Laufe des Ver- suches um ein weniges geschwankt, da ja die Vorrtite der verschiedenen Nahrungsmittel in gewissen Zei tabschnitten erneuert merden mubten ; fiir die in dieser Arbeit behandelten Fragen spielen aber so kleine Sohwankungen keine Rolle, und somit fiihre ich hier nur den durch- schnittlichen Gehalt der einzelnen hlahlzeiten an Fett und EiweiB an.

EiweiB Fett Friihstuck . . . . . . . 458 + 53" = 677.4ECalorieo Mittagsmshlzeit . . . . 636 + 1258 = 1420.8 ,, Abendmahlzeit . . . . 55r + 1288 = 1415.9 ,,

Summe 1638 f 5068 = 3514.1 Kalorien.

Hierzu kamen 300 Wm Bordeauxwein mit etwa 150 Kalorien. Der Nahrungswer t der gesamten Kost be t rug also rund 3.650 Kalorien; bei einem 2 Monate friiher nnter sehr ghnlichen auBeren Urnstanden ausgefiihrten Selbstversuche hatte es sich heraus- gestellt, daB meine Erhaltungskost rund 3500 Kalorien enthalte.

Diejenigen Tage, an welchen diese Kost genossen wnrde, werden unten als Normal tage bezeichnet. Die an den iibrigen Tagen zum Zwecke des Versuches vorgenommenen hderungen teile ich natiirlich im Texte ausdriicklich mit.

Von 10 Uhr 15 Min. morgens bis 4 Uhr 45 Min. nachmittags Laboratoriumsarbeit, nach der Mittagsmahlzeit (mit wenigen Ausnahmen) Arbeit am Schreibtisch. Xu Bett 11 Uhr abends.

Untersuchungsmethoden. Der Ham wurd'e von 7 Uhr morgens bis 11 Uhr abends in Sstiindigen Portionen, von 11 Uhr abends bis 7 Uhr morgens meistens in einer Gesamtportion auf- gesammelt. Die Tagesmenge habe ich nicht von 7 bis 7, sondern von 11 bis 11 Uhr morgens gerechnet, weil - wie sich unten herausstellen wird - die Einwirhng der Abendmahlzeit in den zwei ersten Norgen- portionen noch deutlich herrortritt; daB die letzte Harnportion eines Tages bei dieser Anordnung erst 11/2 Stunde nach dem Friihsttick des folgenden Tages gelassen wurde, spielt keine Rolle, da die Einwirkung des Friihstiicks erst in der Portion 11 bis 1 Uhr znm Vorschein kommt.

SLmtliche Harnportionen wurden auf Stickstoff und auf Aceton

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UBER DIE EINWIF~KUNG DES NAHRUNQSFETTES usw. 355

gepruft. N-Bestimmung nach K j eld ah 1. Ace t on bes t imm ung nach einer von Lan de rg ren l angegebenen Modifikation der Messinger- Huppertschen Methode: 25 ccm Harn werden mit 100 mm Wasser verdunnt und rnit 1 ccm konz. Schwefelslure (unter Zusatz von Zink- blech und einem Stuckchen Wachs) destilliert, bis etwa der Fliissig- keit uberdestilliert haben; dm Destillat in gewohnlicher Weise titriert. Zur Kontrolle wurde ilnmer die Acetonmenge auch im Tagesgemisch aus aliquoten Teilen der Portionen bestimmt ; der dabei gefundene Wert hat in samtlichen Fallen rnit der Summe der Acetonmengen in den einzelnen Portionen gut iibereingestimmt. Von Acetonbestim- mungen in der Atemluft habe ich Abstand genommen, weil ich an- nehmen mufite, dafi die Ausscheidung durch die Lungen denselben sehr ausgesprochenen Schwankungen unterworfen ist wie die Ausschei- dung mit dem Harne. Slmtliche Tagesmengen sowie mehrere andere, unten naher angegebene Gemische einzelner Portionen wurden auf P-Oxy buttersiiure gepriift, im wesentlichen nach den Vorschriften Magnus-Levys (150 bis 200 - wurden rnit 10 Proz. Ammonsulfat eingeengt; das Filtat rnit 50 Proz. Yhosphorsaure angesluert und im Btherstromapparat wenigstens 24 Stunden extrahiert; der im Wasser geliiste Atherriickstand polarisiert). - Die meisten N-Bestimmungen wurden yon cand. Thora Rosenberg ausgefiihrt; ich apreohe ihr auch hier meinen besten Dank am fiir die W e , die aie mir ge- leistet hat.

Nach der oben genannten Wgigen Vorpriode folgten 3 Normal- tage; sie zeigten ubereinstimmend, daS die Acetonausscheidang im Laufe des Tages ganz erheblichen Schwankungen unterworfen war. Durch Auslassen der Mittags- bzw. der Abendmahlzeit sollte nun weiter gepriift werden, ob, uod in solchem Falle bis zn welohem Qrade, diem Schwankungen von der Nahrungsaufnahme abhiingig waren. Die Acetonkiirperausscheidung ist aber ein komplizierter ProzeS, weloher von vielen Faktoren beeinflufit wird, nnd diese h e n mch auoh bei Einhaltung der strengsten RegelmitSigkeit keinegwegs vollkommen be- herrschen. Bei Experimenten kann man daher sehr leioht einem FehlschluE anheim fallen, wenn man sein Urtd auf einen einzigen Versuch griindet - was in der Forsthung fiber die Awtonkiirper allzu oft geschehen ist; mit der Zahl der Beobmhhngen steigt aber der Wert der SchlnBfolgerung. Bus diegem Grande habe ich die Ver- suche mit Auslassen einer Mahlzeit je 3mal wiederhult; da sie fiir den betreffenden Tag eine nicht unbedentende Untererniihrung mitfiihrten

1 Landergren, Nordiskt medicinekt arkiv. 1909. 23 *

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356 GUNNAR FORSSNER:

3-5 Uhr

3.5 4.2 4.5 5.2 4.0 4.2

- ein Moment, welches an sich einen wesentlichen EinfluS ltuf die Acetonkorperausscheidung ausiibt - sollten sie nicht unmittelbar nach- einander, sondern alle nach einem gleichartigen Vortage mit roller Kost folgen.

Tabel le I. Die Aceton- und /I-Oxybuttersiiureausscheidung whhreiid

6 Kormaltagen.

5-7 Uhr

5.3 4.4 4.4 5.2 4.3 2.4

% % I Milligramm Aceton in den verscbiedenen Harnportionen ' Q)

E E

:3 -- ~~

24 6 ti'

gz /gPd Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr 2 , d.2 1-3 9-11 11-7 7-9 9-11 4

- 4

12.

- 1. I 125 2. 1 108 3. 114 5. 1 1 54 7. 70

12. 67

5.5

58 88 76 80 75 72 53 53 61 66 51 29

103 164 128 45

101 83

I08 165 195 72

111 141

~~

705 761 738 458 758 588

- g

230 163 I 1668 10.7 225 ~ 126 ' 1804 10.5 166 1 88 1650 8.7 143 89 1020 4.2 171 I 127 11537 7.6 124 69 1221 6.5

Schon der erste Blick auf die Tabelle zeigt, daB, trotz der gleichen Kost, an den verschiedenen Tagen ziemlich ungleicbe Mengen sowohl von Aceton als von P-Oxyhuttersaure ausgeschieden worden sind; hierauf komme ich unten, nach Mitteilung auch anderer Versuche, naher zuriick. In diesem Zusammenhang interessiert vor allem die Verteilung der taglichen Acetonmengen iiher die verschiedenen Perioden.

Tahel le 11. Die prozentige Verteilung der Tagesmenge Aceton an den

Normaltagen.

Nummer llU.a.m. 1-3 dee 1 bie 1 Versuches 1 U. p. m. Uhr p

5.7

I 5.1

= 7-9 Uhr - - 6.2 9.1 7 . 7 4.4 6.6 6.8

6.8 __

8.9 I 1 1 ~ 3 x 4 111*9 / 7.4

1 Da diese Periode 4 x 2 Stunden umfalt, habe ich ihre Prozentzahl mit 4 dividiert und in der Tabelle die Quote x 4 eiogefdhrt.

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OBER DIE EINW~RKUNQ DES NAHRUNWFETTES usw. 357

Bei der Beurteilung dieser Tabelle muf3 man in Erinnerung be- halten, daB die Beobachtungen - von der Nachtperiode abgesehen - so kurze Perioden gelten, dab gewisse Abweichungen zwischen den einzelnen Tagen her-i-ortreten miissen; das gegenteilige Verhaltnis wiirde eine GleichmaBigkeit voraussetzen, welche bei einem komplizierten LebensprozeB mohl iiberhaupt undenkbar ist. Wenn dies beriicksich- tigt wird, diirften die Versuche ohne meiteres a19 sehr gnt iiberein- stimmend bezeichnet werden kiinnen. Ganz regelmaBig stellt sich zmischen 7 und 11 Uhr abends eine Steigerung der Acetonausschei- dung ein; am 5. Versuchstage ist sie etwas verzijgert worden, macht sich aber in allen iibrigen Versuchen schon in der Periode 7 bis 9 Uhr deutlich geltend. Zu welcher Zeit das Maximum erreicht wird, 1aBt sich nicht beurteilen, da die Schwankungen in der langen Nacht- '

periode nicht Gegenstand der Beobachtung gewesen sind; in samt- lichen Versuchen liegen aber die Werte noch in der Periode 7 bis 9 Uhr morgens hoch; in der nachsten Periode folgt vollkommen regelma6ig eine erhebliche Verminderung der Acetonausscheidung. Die Beobachtungen sind zahlreich und iibereinstimmend genug, um darin den besten Ausdruck fiir den typischen Verlauf der Aceton- ausscheidung in den in der Tabelle eingefuhrten Durchschiiittszahlen finden zu konnen; in diesen Zahlen sind eben nur diejenigen kleinen Versohiebungen ausgeglichen worden, welche zwischen nahe- liegenden Perioden naturgemaf3 sich einstellen miissen. Siehe Kurve 1 auf S. 358.

. Zur Priifung, ob die /?-Oxybuttersaureausscheidung iihnlichen Schwankungen unterworfen ist, mufiten Gemische aliquoter Teile der gleichwertigen Portionen mehrerer Normaltage angewendet werden. Die Harnmengen aus den Versuchstagen 1, 3, 5 und 7 reichten dabei zu den meisten, nicht aber zu allen Gemischen hin; der 2. Versuchs- tag muf3te in der Periode 1 bis 3 Uhr nachmittags fur den l., in der Periode 9 his 11 Uhr abends fiir den 5. Versuchstag eintreten, und be- treffs der Periode 3 bis 5 Uhr nachmittags war es niitig, auSer den 1.) 3., 5. und 7. Versuchstagen auch die Tage 12, 14 und 16 heran- zuziehen (die beiden letzten konnten als Normaltage angesehen werden, s. u.). Die vorhandenen - durch die Acetonuntersuchungen schon stark reduzierten - Harnmengen lieBen keine andere MGglioh- keit ubrig. In der Tabelle III habe ich die gefnndenen Werte (mit der Zahl der zum betreffenden Gemische verwendeten aliquoten Teile dividiert) zusammengestellt nnd zum Vergleich such die entsprechen- den Acetonmengen eingefiihrt. Man bemerke, da6 die Abgrenzung der Tagesmenge hier urn 1 Uhr p. m. anstatt urn 11 Uhr a m. ge-

Page 10: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

358

6 .

5 .

4 .

2 .

1 .

GUNNAR FORSSNER:

r

7

7

7

- -

a.m. p. m. . a . m .

Kurve 1. Prozent. Verteilung der Tagesmenge Aceton an den Normal- tagen. Durchschnittswerte aus 6 Versuchstagen. Zeiteinheit 1 Stunde.

0

B-mbuttersllure in ag. Aceton In ce.

Kurve 2 a u. b. @Oxpbutteraliure- und Acetonausscheidung wlihrend eines am aliquoten Teilen der verschiedenen Portioneu mehrerer Tage

zusammengestellten Normaltages. Zeiteinheit 1 Stunde. % a

7

6

5

4

3

e

1

11 Uhr 1u. 3U. Ju. 7 ~ . 9U.11 Uhr 7u 9u. n u .

Kurve 3. Prozent. Verteilung der Tagesmenge Aceton bei Auslassen der Abendmahlzcit. Durchschnittswerte aus 3 Versuchen. Zeiteinheit 1Stunde.

a.m. p.m. a.m.

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UBER DIE EINWIRKUNG DES NAHRUNGSFETTES usw. 359

~ --

@-Oxybutter- sliure in dg

K u r v e 4. Prozent. Verteilung der Tagesmenge Aceton bei A u s l a s s e n d e r Mi t tagsmahlze i t . Durchschnittswerte aus 3 Versuchen. Zeiteinheit

1 Stunde.

schehen istl (somit entspricht z. B. die letzte Periode, 11 Uhr a. m. bis 1 Uhr p. m., des 1. Versuchstages die erste Periode des 2. Tages in der oben mitgeteilten Tabelle I).

Tabel le 111. /I- Oxybutterslure- und Aoetonausscheidung wiihrend eines aus aliquoten Teilen der verschiedenen Portionen mehrerer Tage zusammengestellten

Normaltages.

1-3 Uhr P.m.

~

1 1.4

11-7 Uhr

_ _ _ _ _ ~ ____-

1 1 ~ 6 5 x 4

1 6 . 6 X 4

3-5 Uhr

~ ~

1 . 5

5.9

7-9 Uhr

10.1

17.7

5-7 Uhr __ -

1.7

7.0

11-1 Uhr

2.4

9.5

- - 9-11 Uhr

~ ~

8.7 14.4

B 5 ra

75.9

149.5

- - 9-11 Uhr

~ ~

0.8 11.8

dls gute Kont,rolle dieser p-Oxybuttersaurewerte hebe ioh beson- ders hervor, da6 die Summe der in den verschiedenen Portionen ge- fundenen Mengen 7.59 g - zumal da dieser Wert etwas zu niedrig ist (siehe die Note 2) - mit der durchsohnittliohen Tagesmeoge der l., 3., 5. und 7. Versuchstage sehr gut iibereinstimmt; diese betrigt

* Da dicse 1- Oxybuttersaureunteruchungen ausgefiibrt wurden, war ee meine Absicht , diese Tegesabgrenzung, welche gewieee Vorziige hat, in der ganzen Darstellung durchzufuhren.

' Dieser Wert ist zu niedrig, denn nach dem Einengen mit Amwnsulfat ist etwa ein Drittel des Filtrats verloren gegangen.

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360 GCNNAB FOLZSSNER:

47

4 1

49

niimlich 7 -8 g. (Die etwas abmeichende Zusammensetzung einiger von den untersuchten Gemischen hat auf die zum Vergleich herangezogene Gesamtmenge sicher sehr wenig eingemirkt; in den beiden Perioden 1 bis 3 und 3 bis 5 Uhr sind nlxnlioh die gefundenen Werte so niedrig, daU der Fehler hochstens einige Zentigramm hat betragen lidnnen ; in der Periode 9 bis 11 Uhr abends bestand die Abweichung ja nur darin, datl der 2. Versuchstag fir den 5. eingetreten ist.)

Die der Tabelle III entsprechenden Kuryen 2 a und b findet man auf der Seite 358.

I m gro6en und ganzen verlaufen die beiden Kurren sehr gleich- ma@, nur darin besteht ein auffallender Unterschied, da6 die [~-OXJ-- buttersaurekurre friiher abfallt als die Acetonkurve.

Die michtigste SchlnBfolgerung aus den Normalversuchen ist: An den X o r m a l t a g e n b e g i n n t zmischen 7-9 (ausnahmsweise erst zwischen 9 bis 11) U h r a b e n d s e i n e s e h r e rhebl iche Vermeh- r u n g d e r Acetonborperaussche idung; diese V e r m e h r u n g d a u e r t die g a n z e N a c h t an , h o r t a b e r a m fo lgenden Morgen auf.

Da nun die Haupt(mah1zeiten um 5 und um 9 Uhr abends ein- genoinmen wurden, muate es als sehr wahrscheinlich erscheinen, da6 das beobachtete Phanomen in enger Beziehung zur Nahrungsauf- nahme steht.

Durch Auslassen einer Nahlzeit lieBe es sich voraussichtlich er- mitteln, ob diese Annahme richtig ware.

Es folgen hier zunHchst drei Versuche, in welchen die Abendmahl- zeit (55 g EiweiB, 128 g Fett) ausgelassen wurde.

809

671

, 653

Tabel le IV. Die Aceton- und p-Oxybuttersaureausscheidung bei Auslassen

d e r Abendmahlzei t .

8 " Milligramm Aceton in den verschiedenen Harnportionen 1 w %

I 44 53 61 137

35 39 75 94

13. 32 41 56 77

11-7 Uhr

263

22 1

254

- -

7-9 Uhr

56

51

48

__ __

Page 13: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

UBER DIE EINWIRKUNG DES XAHRUNGSFETTES usw. 36 1

Die Einmirkung der vorgenommenen Kostdnderung ist unrer- kennbar. S a m t 1 i c h e Tagesmengen sind, sowohl die ,3-Oxyliutter- sfme als das Sceton betreffend, so bedeutend niedriger, als in den Xormalversuchen, daB es sich nicht um von der Kost un- alihangige ,,spontane" Schmankungen handeln kann. Noch deutlicher geht dies aus der prozentischen Verteilung des Acetons uber die einzelnen Perioden des Tages hervor.

Tabel le T'.

Die prozentische Verteilung der Tagesmenge Aceton bei A u s 1 a s s e n d e r A b e n d m a h 1 z e i t.

h'iimmcr des 11U.a.m. Versuchs-

tages 1 U. p. m. I I

I , 4. 11.7 1 6 . 5 I 5 . 4

1 6. 1 1 . 3 I 5 . 8 5 - 2

13. , 8 . 2 ~ 6 . 6 1 5.0

1 0 . 4 I 6 . 3 I 5 . 2

1

I Dnrchschnitt

Die lhereins timmung zmischen den rerschiedenen Versuchstagen ist so gut, da6 ich, von der naheren Besprechung der leicht er- kllrlichen kleinen Schwankungen absehend, direkt auf die aus den Durchschnittszahlen gemonnene Kurve 3 auf S. 358 hinweise - nur mochte ich besonders hervorheben, da6 die Nacht- und Morgen- werte im Vergleich mit den Normaltagen in allen drei Versuchen niedrig sind.

A n den Versuchs tagen m i t Auslassen der Abendmahlze i t s t e l l t s ich zwischen 7 u n d 11 U h r a b e n d s g a n z dieselbe V e r m e h r u n g d e r Acetonaussche idung e i n wie an d e n N o r m a l - t a g e n ; d i e V e r m e h r u n g hBrt a b e r i m L a u f e d e r N a c h t vie1 f r i iher auf. (Vgl. auch die Kurve 9 auf S. 374.)

DaB die typische Hnderung der Ausscheidungskurre auch die p-Oxybutteysiiure gilt, diirfte ohne weiteres angenommen werden kcinnen; zur direkten Feststellung dieser Annahme reichten die fibrig- gebliebenen Harnmengen nicht am.

Page 14: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

362 GUNNAR FORSSNER:

Tabel le VI. Die Aceton- und P-Osghuttersaureausscheidung bei Auslassen

der Mittagsmahlaeit .

5 . 3 7 . 3 6 . 6

Milligramm Aceton in den verschiedenen

117i,'m' 1-3 3-5 5-717-9 9-11 1 Uhr 1 IJhr Uhr, Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr ,, .~ 1 U. p. in.

-~ ~~

103 71 I 56- -60 1 5 9 7 6 3 1 682 j 166 1 93 1353 I 7 . 4

4 . 1

4 . 7 4 . 6

15. , 7 4 (150)' 46 38 352 ~ 119 1 56 846 3 * 3 ( 3 - 7 ) * 17 74 66; ~ ",", 42 , 43 !; 1425 1 93 1 75 9031 3 . 5

Auffallend ist zunachst, daB die Reduktion der Nahrungszufuhr mit etwa denselben EiweiB- und Fettmengen wie in den Versuchen mit Buslassen der Abendmahlzeit . hier nicht dieselbe Verminderung der Tagesmenge Aceton und &Oxybuttersaure mitgefiihrt hat. Die Werte des 15. und 17. Versuchst,ages liegen zwar niedriger als die niedrigsten der Normaltage, am 8. Versuchstage murde aber bedeutend mehr Aceton und /3-Oxybuttersaure ausgeschieden als z. B. am 5. (nor- malen) Versuchstage. Dies beweist aber nur das, da6 man mit SchluB- folgerungen aus den gesamten Tagesmengen auBerst vorsichtig sein muB. Auf die Ursachen der Schwankungen sowie auf die verschiedene Einwirkung der Mittags- und der Abendmahlzeit komme ich unten zuriick - hier ist wiedermals vor allem der niihere Verlauf der Aus- scheidungskurve von Bedeutung.

Tabel le VII. Die prozent. Verteilung der Tagesmenge Aceton bei Buslassen

de r Mit tagsmahlzei t. ~~

Nummer des Versuchs-

tages -~ -

Y.

15. 17.

Durchschnitt

11U.a.m. bis

1 U. p. m.

7.6 8.7 8.2

__- ~

8.2 6.4 1 4 .5

l l . 3 X 4 14.1 6 . 6

l Gefnnden wurden 150 mg; da dieser Wert betrlichtlich hoher ist als irgend ein anderer in derselben Periode, und da die Kurve des vorhergehenden Tages eine unverkennbare Verzagerung der Ausscheidung zeigt, kann es keinem Zweifel unterliegen, daB ein Teil der 150 m6 eigentlich dem 14. Uersuchstage gehort. Wie aus der Tabelle ersichtlich, stimmen die 2. 3. und 4. Periode des 15. und

Page 15: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

OBER DIE EINWIRKUNG DES NAHRUNGSFETTES USW. 363

Die entsprechende Kurve 4 siehe S. 359. N i t dem Auslassen de r Mit tagsmahlzei t folgt ein neuer

TJ pus S t e i g e r u n g zwischen 7 bis 11 U h r abends bleibt aus, wahrend der Nacht tr i t t aber e ine seh r be t racht l iche S te igerung auf. (Siehe auch die Kurve 8 auf S. 374.)

Was den EinfluB des noch nicht besprochenen Friihstiicks (45 g

EiweiB, 53 R Fett) betrifft, erwlhne ich nur, daS er in der ,9-Oxybutter- sliirekurve auf S. 358 deutlich zum Vorschein kommt, nlmlich in der Erhohung in der Periode 11 Uhr a. m. bis 1 Uhr p. m. Die ent- sprechende Erhiihung der Acetonaiisscheidung komnit in den mitgeteilten Kurven schon deswegen nicht zum Ausdruck, weil die Tagesmenge eben an dem Zeitpunkt abgegrenzt worden ist, an welchem die Erhohung zu erwarten ist. AuBerdem wird sie aber in den meisten Fallen auch bei kontinuierlicher Verfolgung der Kurve von Tag zu Tag dadurch maskiert, dab die Periode 9 bis 11 Uhr morgens auf Grund der Abend- mahlzeit des vorhergehenden Tages noch einen ziemlich hohen Wert darbietet; in vielen Versuchen ist der EinfluB des Friihsttcks doch durch einen Abbruch im Abfall der Kurve angedeutet, und in einigen (nicht allen) von denjenigen Plllen, in welchen die Morgenwerte aus der einen oder anderen Ursaohe niedrig sind, tritt er ganz deutlich zutage. Als Beleg seien folgende Acetonwerte aus den 6.-7. und 11. bis 12. Versuchstagen angefiihrt.

d e r A c e ton a u s s c h ei dun g s k u r v e ; die

7-9 Uhr morgens 9-11Uhr Il-lUhr 1-3Uhr 6. bie 7. Vere.-Tag 51 mg 41 mg 70 72

Il.bisl2. ,, ,, 60 91 37 11 67 ,l 69 11

Aus den bisher mitgeteilten 12 Versuchen geht mit Sicherheit hervor, daS die Mahlzeiten regelm5Big von einer Vermehrung der Aoetonkorperaussoheidung nachgefolgt werden; das Auslassen einer Mahlzeit f i ihr t immer eine typische h d e - r u n g der Ausscheidungskurve mit , welche den Einf luS der Mahlzeit d i rek t beweist; in den meisten Fiillen trifft dabei auch eine e rhebl iche Verminderung der Tagesmenge Aceton-

17. Versuchetagee eehr genau iiberein; ohne nennenewerten Fehler diirfte man daher such die ersten Perioden beider Tage gleich. eeteen kiinnen; 16 werden somit dem 14. Vereuchstage eugerechnet.

* Gefunden wurden 3.78. Auf Grund dea in der Note 1 geaagten, muB man aber annehmen, daS dieaer Wert etwas zu hoch iat. In der Tat wurde nun auch bei Untersuchung dea Harnea aue der 1. Periode dea Tagea rruf @-Oxybuttersllure nicht weniger ale 0.56 8 gefunden , wiihrend dem der Durch- schnittewert dieeer Periode an den Normaltagen nur 0.14g betrllgt. Damit echeint es mir berechtigt zu aein, 0.48 dem 14. Versuuhstage zuzurechnen.

Page 16: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

364 GUNNAR PORSSNER :

kii rper e in , diese V e r m i n d e r u n g k a n n a b e r d u r c h n i c h t d i r e k t auf d e n Dfahlzeiten b e r u h e n d e n S c h w a a k u n g e n m a s k i e r t me rd e n.

Der nachste Schritt mar nun, zu ermitteln, melchem Bestandteil der Sahrung die Einmirkung auf die Acetonkiirperausscheidiing zu- kommt - naturlich muBte man zuerst an das Fett, denken.

Der folgende Kreuzrersuch hat deutlichen Ausschlag gegeben. Am 9. Versuchstage nahm ich die geaKhnliche Kost in folgender

Ordnung ein: Um 9 Uhr morgens 150g Kdlbsbraten, 608 Schweizer- klise, um 1 Uhr nachmittags 125 13 Schinken und 60 g Schmeizer- k k e - das heiBt , die eimeiBreichen Bestandteile der gemiihnlichen Mittags- und Abendmahlzeit mit gewohnlicher Zwischenzeit - nm 5 Chr nachmittags 150 6 Kalbsbraten, 60 g Speck und 90 g Butter, um 9 Uhr abends 60s Speck und 909 Butter. - Am 11. Versuchs- tag war die Kostordnung: Um 9 Uhr morgens 60 g Speck, 90 g Butter, um 11 Uhr morgens detto, detto, um 6 Uhr 30 Min. abends 150 g Iialbsbraten, 6 0 g Khe, um 8 Uhr 45 Jlin. 1259 Schinken, 60g Kase, um 9 Uhr 30 Min. 150g Kalbsbraten. (Da am 9. Versuchstage nicht der geringste EintluB Ton den friih am Tage geaossenen eiweiBhaltigen n’ahrungsmitteln zu spuren mar, hielt ich es fur um so sicherer, daB sich bei Umkehrung des Versuches eine betrachtliche Acetonkiirper- ausscheidung im Laufe des Vormittags einstellen wtirde; um die I h r r e , von erneuerten Mahlzeitseinflussen miiglichst ungestort, beobachten zu kiinnen, nahm ich, auBer dem Umplacieren des Fettes und des Ei- weiSes, auch die h d e r u n g For, da6 ich die Fettmengen so kurz nach- einander als moglich, das EiweiB moglichst splt am Tage einnahm.)

Tabel le VIII. Die Acefon- und p-Oxybuttersiiureausscheidung bei Einnahme ron a) EiweiB morgens, Fett abends; b) Fett morgens, EiweiB abends.

____.

Siehe die Note auf S. 366.

Page 17: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

OBER DIE EINWIRKUNG DES NAHRUNGSFETTES usw. 365

Die Ergebnisse dieser beiden Versuche sind an den entsprechenden Kurven augenfallig.

Cg Aceton a) - - - - - - - - ( 9 Versuchstag )

b l - (11 Versuchstag )

11 UhrlU.327. 5U. 727. 9U.11U. 727. 9U. 11U. a.m. p.m. a.m.

Kurve 5 a u. b. Die Acetonausscheidung in Zentigramm bei Einnahme von a) Eiweis morgens, Fete abends; b) Fett morgens, EiweiB abends.

Zeiteinheit 1 Stunde.

Die Kurve des 9. Versuchstages stimmt in allem Wesentlichen mit den Kurveu der Normaltage iiberein. Die Vermehrung der EiweiB- aufnahme morgens hat somit keine Steigerung der Acetonausscheidung im Laufe des Vormittags verursacht, und die Verminderung der EimeiSzufuhr abends hat den Charakter der nach den Mittags- und Abendmahlzeiten folgenden Acetonsteigerung nicht geitndert. Nach den groBen Fettmengen am Morgen des 11. Versuchstages stellte sich aber eine sehr erhebliche Acetonausscheidung ein, welche etwa bis 11 Uhr abends andauerte, spitter fie1 dagegen die Kurve ab, trotzdem abends groBe EiweiSmengen zugefiihrt wurden.

Den 11. Versuchstag betreffend schien es mir wichtig zu sein, auch die Aussoheidungskurve der p-Oxybuttersiure festzustellen. Da die Harnmengen nicht die Untersuohnng jeder Portion fiir sich erlaubte, wurde die Ihstimmnng an folgenden Gemisohen aliquoter Teile aus- gefiihrt (zum Vergleich teile ich auch die entsprechenden Aceton- mengen mit).

r '

Page 18: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

366 GUNNAB FORSSNER:

6 .

5 .

4 .

3 .

2 .

Untersuchte Harnportionen

; - - 7 , I

0 ,

2 _ _ _ _ ~ _ _ _ _ _ _ _ _ _ - - _ _ -

1 -

1

8-Oxybuttersiiure g

Aceton mg

. . . . 139 10. Versuchstag 9-11 Uhr more.

l-7Ubr . . . . . . . . . 4.1 536 11. 11

7-9Uhr . . . . . . . . . 0 . 6 112 11. 9 9

11. l l 9-11Uhr . . . . . . . . . 0.2 84 11. ), 11Uhrab. bis11Uhrmorg. 0.76 373

Summe: 5.94l 1244

{+11. l l Il-lUhr

Diese Werte ergehen folgende Kurven :

- B.Oxybutterstiure In dg. Aceton in cg. - - - _ _ -

K u r v e 6. Die 8- Oxgbuttersiiure- und Acctonausscheidung nach Ein- nahme von Fett morgens, Eiweifl abends. Zeiteinheit 1 Stuude.

Die Einnahme v o n F e t t bewirkt also eine sehr betriicht- liche Vermehrung sowohl de r @-Oxybuttershure- als der Acetonausscheidung; die nach den Mahlzeiten beobachteten S te igerungen der Acetonkorperausscheidung beruhen auf der Zufuhr von Nahrnngsfet t .

Wie ich oben nlher besprochen habe, wird es ziemlich allgemein angenommen, da6 die niederen Fettsiiuren der Butter die ,Acetonkorper- ausscheidung direkt erhiihen , wiihrend gegen diejenigen Versuche, welche f i r die hoheren Fettsiiuren eine lhnliche Wirkung beweisen wollen, schwerwiegende Einwinde erhoben worden sind. Die Resultate,

* Die in der Tabelle VIII eingefdhrte Tagesmenge ist diese Summe + die Hiilfte von dem in der ersten (zum Teil dem 10. Vereuchstage geh6renden) Periode gefundenen Wert, 0 28 *.

Page 19: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

OBER DIE EINWIRKUNG DES NAHRUNGSFETTES USW. 367

iiber welche ich schon berichtet habe, scheinen mir sehr stark gegen die Moglichkeit zu sprechen, da6 die erheblichen Vermehrungen der Acetonkorperausscheidung, welche sich nach der Mittags- und der Abendmahlzeit ganz regelmaBig einstellten, ausschlieblich auf den niederen Fettsiiuren in je 60g Butter beruht haben - man vergleiche nur den EinfluB der genannten Mahlzeiten mit der geringen Einwirkung der 60 g Butter zum Friihstiick. Nichtsdestoweniger habe ich nicht unter- lassen mollen, direkte Versuche zur Ermittelung der wichtigen Frage, ob wirklich ein prinzipieller Unterschied zwischen den niederen und hiiheren Sauren des Nahrungsfettea besteht, anzustellen. Zu diesem Zmecke wurde am 14. Versuchstage die Butter gegen Speck und am 16. der Speck gegen Butter (in gleichen Gewichtsmengen) ausgetauscht.

Tabel le IX. Die Aceton- und p-Oxybntterslureausscheidung bei Einnahme der

Normalkost a) mit Speck anstatt Butter, b) mit Butter anstatt Speck.

m 4 2 i Harnportionen

g , Milligramm Aceton in den verscbiedenen

a) 14. 53 63 51 68

b)16. ‘1 :: 1 70 1 52 1 63 1 81

0) ~ _ _ _

169 1340 (+76)’

73 1379 I

@-Oxybutter- sBure in der Tagesmenge

g

6*7(+0*4)’

7 . 8

__.__ -~

Die gefundenen Werte kommen einander so nahe, da6 von einem prinzipiellen Unterschied keine Rede sein kann. Die Knrven verlaufen, wie aus der Tabelle leicht ersichtlich ist, nicht vollkommen gleich- miibig, im Prinzip stimmen sie aber sowohl miteinander als mit den Kurven der Normaltage gut iiberein. Nur ist die Ausscheidung am Specktage offenbar etwas langsamer, am Buttertage etwas schneller abgelaufen. Die Durchschnittskurve der Normaltage Fallt etwa in die Mitte zwischen diesen beiden Extremen, unter den einzelnen Normal- tagen sind aber beide Typen repriisentiert; so kommt z. B. der 2. Ver- suchstag dem Specktage, der 7. dem Bnttertage ziemlich nahe. Ein einziger Versuch jeder Art erlaubt kein Urteil dariiber, ob der beob- achtete Unterschied anf wentiellen Eigenschaften der verschiedenen

Vgl. die Noten e m Tabelle VI a d S. 363 u. 368.

Page 20: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

368 GUNNAR FORSSNER:

Fettarten oder auf zufalligen Nebeneinfliissen beruht hat, jedoch liegt es ja ziemlich nahe anzunehmen, dab groBe Speckmengen langsanier dige- riert und resorbiert merden als die entsprechenden Buttermengen.

Die SchluBfolgerung aus den beiden Versuchen ist: Xi t Bezug a u f die r e r m e h r e n d e E i n m i r k u n g auf die Acetonkorper - a u s s c h e idun g best e h t ke in (jedenfalls kein wesentlicher) l i n t e r - schied zwischen dem Speck u n d d e r But te r .

Die Erfahrung, da8 606 Butter zum Friihstuck die Acetonkorper- ausscheidung s e h r viel weniger beeinfluBte als 60 6 Butter + 60 g Speck zur Mittags- oder Abendmablzeit, veranlaBte mich zu priifen, ob die Ver- teilung des Fettes iiber den ganzen Tag eine relative Verminderung der Acidosis mitfuhren wiirde. Zu diesem Zweck wurden die Butter- und Speckmengen der Normalkost in Portionen von 3 0 g geteilt, und diese am 10. Versuchstage von 11 Uhr 1 5 Min. vormittags bis 8 Uhr 15 Min. abends mit Zwischenzeiten von 1 Stunde verzehrt (durch Versehen bekam ich indessen urn 4 Uhr 15 Min. ein Paketchen von 60 g anstatt von 30 g

Speck; daher Auslassen der fur 5 Uhr 1 5 Min. berechneten Portion). Das gewunschte Resultat wurde nicht erreicht; die Tagesmenge betrug niimlich 1390 mg Aceton und 5.6 g POxybuttersiiure. Indessen halte ich es nicht fur ausgeschlossen , daE der Versuch besser ausgefdlen w k e , wenn ich die Fettmengen uber einen groBeren Teil des Tages verteilt hgtte, viel- leicht am besten in etwas grbberen Portionen mit wesentlich liingeren Zwischenzeiten. Bei der Anordnung, welche ich gewiihlt hatte, wurden jedoch in kurzer Zeit sehr betrtichtliche Fettmengen aufgenommen - wozu ja auch das erwiihnte Versehen gewissermaBen beigetragen hat. - I n den verschiedenen (zu gewbhnlichen Zeiten abgegrenzten) Harnportionen fanden sich folgende Acetonmengen: 69, 88, 104, 113, 167, 171, 502, 101 und 75mg. Die Ver t e i lung des F e t t e s i n k l e inen P o r t i o n e n u b e r den ganzen T a g h a t e ine cha rak te r i s t i s che A n d e r u n g d e r A u s - s c h e i d u n g s k u r v e des Ace tons m i t g e f u h r t ; d i e E i n w i r k u n g des Nabrungs fe t t e s k o m m t a u c h i n d iesem Versuche s e h r d e u t l i c h zum Vorschein.

Am 9. Versuchstage hatte ich gesehen, daS eine betrgchtliche Ver- minderung der Eiwei8zulage zu den mittags und abends genossenen Fett- mengen keine Anderung der Acetonkurve hervorrief, dabei hatte ich aber friiber am Tage die iibrige EiweiSmenge der Normalkost verzehrt. Am 18. Versuchstage wollte ich nun priifen, ob ein EiweiBdefizit die Menge der Acetonktirper schon im Laufe des Versuchstages beeinflult, und lie8 zu diesem Zwecke das Fleisch zur Mittags- und Abendmahlzeit aus der Normalkost BUS. - Die Tagesmenge enthielt 9 - 6 g (3-Oxybutter- siiure, 1505 mg Aceton, die Portionen (in gewbhnlicher Ordnung) ent- hielten: 88, 87, 81, 80, 51, 89, 682, 244 und 10Smg Aceton. Zwar ist der Wert der ersten Morgenperiode (7 bis 9 Uhr) auffallend hoch, dieser Befund ist aber allzu vieldeutig , urn irgend eine SchluBfolgerung betreffs der Einwirkung der vorgenommenen Kostllnderung zu erlauben.

Page 21: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

OBER DIE EIRWIRKURG DES XAHRUNGSFETTES USW. 369

Nach dem 18. Versuchstage folgte nun weiter zuerst ein Hungertag und dann 2 Tage, an welchen ausschlieBlich Fett rerzehrt wurde. Ehe ich iiber d iae Versuche berichte, mijchte ich aber auf Grund der schon mitgeteilten Beohachtungeii einige Prinzipienfragen etmas niher besprechen.

I n s i imtl ichen Versuchsgruppen h a t d i e Acetonkorper - aussche idung t r o t z gleioher Kos t m e h r oder weniger e rheb- l iche Schmankungen dargeboten. An den Normaltagen schmankten die Acetonwerte zmischen 1.8 und 1 .O g, die P-Oxybutters5urewerte zwischen 10.7 uiid 4.2 6, bei Buslassen der Abendmahlzeit mar die gefundene Schwnkungsbreite fiir das Aceton 0.81 bis 0 .65 g, fur die P-Oxybuttersiure 2-4 bis 1.9 g, bei Buslassen der Nittagsmahlzeit war sie wiederum riel grijger, niimlich fur das Aceton 1.35 bis 0.84 6,

fur die P-Oxybuttersiiure 7 . 4 bis 3 - 5 g. Katurlich liegt es sehr nahe zur Hand anzunehmen, daB in verschiedenen Versuchen verschiedene Teile der gro5en Fettmengen zur Resorption gelmgt sind, und es mag sein, da5 auch dieses Moment hier und da fur die genannten Schwan- kungen eine geivisse Rolle gespielt hat; jedoch spricht die GleichmaBig- keit, mit welcher die Acetonmengen sich in allen Versuchen uber die verschiedenen Tageszeiten rerteilt haben, entschieden gegen die Annahme, da5 hierin die wesentliche Ursache der Schwankungen zu suchen ware. Die Bildiing der Acetonkorper wird ron so vielen Momenten beeinflutlt, daS es sich kaum lohnen durfte, eine e rschopfende Erklarung dafur zu suchen, warum in dem einen Falle mehr, in dem anderen weniger Acetonkorper ausgeschieden worden sind. Soviel l a t sich indessen nachweisen, als da5 die Schwankungen eine gewisse RegelmaBigkeit dargeboten haben, und zwar kommt diese durch eine chronologische Zusammenstellung derjenigen Acetonmengen zum Vorschein, melche in den rerschiedenen Versuchen in der Zeitperiode 1 bis 7 Uhr p. m. zur Ausscheidung gelangt sind. In den Tagesmengen kommen ja Tor allem die grotlen auf den Kostanderungen beruhenden Schwankungen zum Aiisdruck, und somit sind sie zum hier rorliegenden Zwecke nicht brauchbar; dasselbe gilt fiir die erste Vormittagsperiode, 11 bis 1 Uhr, welche nicht selten von der Abendmahlzeit des vorhergehenden Tages noch beeinflubt wird. Die genannte Periode, 1 bis 7 Uhr, ist dagegen in fast allen Versuchen mit Bezug auf die direkten Nahrungseinfliisse gleichgestellt, das Friihstiick ist namlich, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, immer gleichartig gewesen, und die Einwirkung der Nittags- mahlzeit hat noch nicht angefangen.

Ich teile die Zusammenstellung in graphischer Form mit..

Skandin. Archiv; XXII. 24

Page 22: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

370 GUXNAR FORSRNER:

Cg. Bceton. 30 1

Kur ve 7. Cbronologische Zassmmenstellulig derjenigen Acetonmengen, welche von 1 bis 7 Uhr p. m. an den verschiedenen Versuchstagen aus-

geschieden worden sind.

An den mit + bezeichneten Tagen murde die Abendmahlzeit,, an den mit + + bezeichneten die Mittagsmahlzeit ausgelassen.

An samtlichen iibrigen Tagen wurde die ganze Sormalkost ge- nossen. A m 9., 10. und 11. Versuchstage mar die Ordnung der DIahl- zeiten jedoch abweichend, mas auf die Acetonausscheidung echon in in der Periode 1 bis 7 Uhr eingewirkt hat; daher sind diese Tage in der Iiurve punktiert worden.

Unter Festhaltung dieser Voraussetzungen ist die Regel aus der Kurve leicht ersichtlich: Wenn d i e Normalkos t m e h r e r e Tage n a c h e i n a n d e r u n v e r k u r z t genossen mird, s i n k t d i e Kurvc! T o n T a g zu Tag , soba ld dagegen e ine Mahlzei t ausgese tz t mird, s t e l l t s i c h wieder e i n e E r h o h u n g ein.' Die Kurve bietet somit eine Bestatigung - und gewissermal3en eine Ermeite- rung - der yon v. N o o r d e n und L. M o h r hervorgehobenen Be- obachtung, diS die Acetonkorperausscheidung (im gesunden Organis- mus) bei Gewohnung an die FetteimeiBdiiit allmahlich abnimmt. Am nachsten liegt es wohl anzunehmen , daB dieser regelmlBige Verlauf der Kurve regelmaBige Schwankungen im Glykogenvorrate des Korpers abspiegelt. Der EiweiBgehalt der Normalkost ist groB genug, urn bei hinreichender totaler Nahrungszufuhr tfiglich eine Ablagerung geringer Glykogenmengen zu erlauben, bei Anslassen einer Mahlzeit geht aber ein Teii des Olykogenvorrates wieder verloren, weil nicht nur die Zu-

Die Erhiihung der Kurve am 2. Versuchstage ist zwar eine Abweichung von der Regel, dieaer Ausnshme diirfte man trber keine groEe Bedeutung bei- measen kiinnen, da sie gleich im Anfang dcs Versuches liegt; es ist wohl ziemlich wahrscheinlich, daS der Kiirper sich erst allmlhlich auf die neuen Nahrungsverhiiltnisse einetellt. (Vgl. S. 382-383.)

Page 23: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

~ B E R DIE EINWIRKUNG DES XAHRUKGSFETTES usw. 37 1

fuhr glykogenbildender Substanzen vermindert wird, sondern auch eine allgemeine Untererniihrung sich gleichzeitig geltend macht. (Das Aus- lassen der Uittags- oder Abendmahlzeit bedeutet je ein Defizit Ton rund 60 g ISimeiB und 1400 Kalorien.) Die keineswegs unerheblichen quantitatiren Unterschiede in den nach ein und derselben Anderung der Kost folgenden Erhhhungen scheinen mir nicht gegen eine solohe Deutung meiner Versuche zu sprechen. Die Cnterernshrung beruht j a ndmlich nicht nur auf der Nahrungszufuhr, sondern auch auf dem Iiraftverbrauch, und somit kann sie naturlich, trotz der ver- hdtnismil3ig sehr groBen I-iegelmaBigkeit, meiner tiiglichen Tdtigkeit, an rerschiedenen Tsgen verschiedene Grade erreicht haben. flrbrigens konnen, neben den Schwankungen des Glykogenvorrates, natiirlich ganz andere Xomente, melche sich der Beurteilung entziehen, mit- gespielt haben.

1st nun die Annahme richtig, daB der Acetonmert der Periode 1 bis 7 Uhr - der Kiirze wegen nenne ich unten diese Periode ,,Vormittagsperiodeii7 weil sie ron der Mittagsmahlzeit noch nicht- be- einfluBt worden ist - gewissermaflen einen Indikator fiir die GroSe des im Anfang des Versuchstages rorhandenen Glykogenvorrates dar- bietet, so ist dieser Wert naturlich von groBer Bedeutung bei dem Vergleich der Tagesmengen aus den verschiedenen Versuchsgrnppen. Diejenigen Tage, melche mit gleichen Vormittagswerten anfangen, sind am besten rergleichbar.

Von diesem Gesichtspunkte aus when zunlchst folgende Tage niiteinander zn Fergleichen:

Aceton FOxybatter- Aceton wiihrend der ,,Vormittags- in der allure in der

periodell Tegesmenge Tageemenge

mg mg g

' '2] 5.35 1, 149 1221 6.5

5.Vereuchetag: 159 Normaltage ( 12.

Die Abendmahl- zeit ausgelaaeen ( 4' 17 160 809 2.4

3 *3) 3 .4 3.8

846) 874 148 144 903

Auf p-Oxybuttersiiure umgerechnet betrng somit in diesen direkt vergleiohbaren Versuchen die Gesamtmenge Aoetonkorper: bei der vollen

24 *

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GUNNAR FORSSNEI~ : 372

Sormalkost 7.35g, bei der Sormalkost + der Abendmahlzeit 3-85." und hei der Sormalkost + der Uittagsmahlzeit 4-97 g. Diese Werte gelten uber nur unter ganz bestimmten, eben in diesen Versuchen Forhandenen Lmstanden, Umstanden, melche ihrerseits auf den Vortagen bernhen. Sach anderen Salirungsrerhlltnissen wihrend der Vortage mAren ent- weder hijhere oder niedrigere \Verte zu erwarten. In gutem Einklang hierniit wurden an den meisten Normaltagen hohe, an den zvei in der gleich oben mitgeteilten Zusammenstellung nicht ermahnten Versuchs- tagen mit Auslassen der Abendmahlzeit niedrige Werte erhalten. Schon liier Fchiclie ich roraus, daB ich in einem noch nicht erwlhnten Vprsucli nicht meniger als rund 409 Acetonkorper ausgeschieden hebe - wahr- scheinlich weil die Vorperiode den Glykogenrorrat sehr stark reduziert hatte. Bemerkenswert ist, daB das Auslassen der Mittagsmahlzeit unter sonst gleichen Verhaltnissen eine geringere Abnahme der Acetonkiirper- ausscheidung rerursacht als das Auslassen der Abendmahlzcit, obgleich beide Mahlzeiten sowohl mit Bezug auf die Fettzufuhr als auf den ge- samten Nahrungsmert fast rollkommen gleichgestellt sind. Es scheint mir nicht unwahrscheinlich zu sein, daB die Erklarung dieser zunachst iiberraschenden Tatsache darin zu suchen ist, daB die Untererniihrung bei Auslassen der Mittagsmahlzeit schon For der Aufnahme groBer Fettmengen abends zur Rirkung gelangt, bei Auslassen der Abend- mahlzeit aber erst, nachdem menigstens ein Teil des mittags einge- nommenen E'ettes seine Rolle ausgespielt hat.

Im Vergleich mit friiheren Untersuchungen an Gesunden au f Fleischfettdiat sind die Acetonkiirpermengen in meinen Versuchen auf- fallend hoch (vgl. doch den aufS. 382 erwlhnten Versuch Landergrens) . Diesbeziigliche Zusammenstellungen, sowie die einschlagigen Literatur- hinweisungen finden sich bei Magnus-Levy (v. Noordens Handb. 11. Aufl. Bd. I S. 183 und Ergebnisse innerer Mediz. usw. Bd. I S. 364). Hier sehe ioh keine Veranlassung auf Einzelheiten betreffs der frtiheren Befunde einzugehen , sondern beschranke mich auf einige prinzipielle Bemerkungen. I n nicht wenigen Versuchen sind nur ganz niedrige Werte - einige hnndert Milligramm Aoeton - gefunden. Als gutes Beispiel wahle ich zwei Versuche Hirschfe lds ' (Versuch 14 und 15). Zwei Patienten wurde 15 Tage lang eine Kost gegeben, deren Zusammen- setzung zwischen 134 bis 146 g EimeiB und 100 bis 155 g Fett schwankte; in beiden Versuchen stiegen die Acetonmengen im Harne bis am 7. Ver- suchstage, spater blieb die Acetouausscheidung annahernd konstant (mit

Hirechfe ld , Zeitschrift f. klin. Meed. Bd. XXVIII. S. 200.

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OBER DIE EIXWIRKUXG DES x.4HRUNGSFETTES USW. 373

kleinen Schmankungen nach oben und unten), und zwar stellte sie sich hei dem ersten Patienten auf etwa 400, bei dem zwiten auf etwa 2 0 0 ~ ein. Im Vergleich mit meinen Befunden Ton bis zu 1 8 0 0 ~ Aceton (und 10.59 P-Oxybutterstiure) bei einer Zufuhr ron rund 1609 Eimeifi und 3009 Fett sind diese Werte ja sehr niedrig. Wie lassen sich nun diese scheinbar so abweichenden Befunde rereinbaren? Ich halte es far sehr wahrscheinlich, daB die ErklHrung der Un terschiede im wesentlichen darin liegt, daB die Reduktion der Glykogenrorrate in sehr rerschiedener Weise zustande geliommen ist. In meiueni Versuche wurde der Gly- kogenrorrat durch kriftige Nuskelarbeit in der Vorperiode auf einmal stark vermindert, im Laufe des Versuches arif Gruud der hohen EiweiB- zufuhr aber wieder allmahlich rerbessert ; die Acetonkorperausscheidung an den Kormaltagen fie1 bis auf etwa 1000 mg Aceton und 4.2 g p-Oxy- butterssure ab, und menn die Normalkost noch mehrere Tage nach- einander unabgekurzt zugefuhrt morden ware l , hatte diese Abnahme allem Anschein nach noch meiter fortgesetzt. Nit der Erreichung eines bestimmten, ziemlich niederen Wertes hatten sich aber wahrscheinlich, mie in den Versuchen Hirschfe lds , konstante Verhiltnisse eingestellt, zu dem Zeitpunkte nlmlich, zu welchem der Glykogenbestaud bis zu dem der EimeiBzufuhr entsprechenden Maximum angestiegen wire. I n den Fallen H i r s c h f e l d s fehlt nun offenbar die anftingliche starke Reduktioii des Glykogenrorrates, der der EiweiBzufuhr entsprechende konstante Wert des Glykogenbestandes ist in der E-lichtung von oben nach unten erreicht worden. Hinzuzufiigen ist weiter nur das, daB die konstanten Acetonwerte bei mir auf Grund der sehr be- trachtlichen Fettzufuhr wahrscheinlich rerhiltnismiBig hoch geblieben m8ren.

Der ze i t l i che Verlauf d e r nach d e n Mahlze i ten fo lgenden S te igerun g durfte einer kurzen, zustlmmenfsssenden Besprechung wert sein. Sehr riele Versuche erlauben ein Urteil clariiber, wana die Steigerung nach der Mittagsmahlzeit beginnt. In einigen Versuchen (am l., 4., 6. und 12. Versuchstage) liegt der Acetonwert in der Periode 5 bis 7 Uhr schon etwas hiiher alu in der vorhergehenden Periode, diese Unterschiede sind aber 60 geringfiigig, daS man keinegwegs mit Sicherheit jluf eine Einwirkung der Nahlzeit sohliehn kann; als Begel gilt es jedenfalls, daS 2 Stunden nach der Mahlzeit noch keine Ver- mehrung der Acetonansscheidung eingetreten ist. N a c h 4 S t n n d e n

1 Die niedrigten Werte in den Versuchen mit Buslassen der Abendmahl- Aceton (Berechnung aus der zeit entsprechen Normalkostwerten Ton etwa 800

,,Vormittagsperiode").

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374 GIJNNAR FORSSNER:

ist dagegen eine ganz d e u t l i c h e S t e i g e r u n g schon rorhanclen (Ausnahme macht nur der 5. Versuchstag). Aus leicht ersich tlichen Grunden liBt es sich meistens nicht entscheiden, mann die 8cetonrermeh- rung nach der Abendmahlzeit einsetzt; in einem Ton den Versuchen, mit Auslassen der Mittagsmahlzeit, murde indessen auch der Kachtharn in Bstiindigen Portionen untersucht (siehe gleich un ten die IiurTe 8); 4 Stunden nach der dbendmahlzeit mar in diesem Falle noch L-eine Er- hiihung eingetreten, wohl aber nach G Stunden. (In einem anderen Falle derselben Gruppe murde der Nachtharn zufallig uni 2 Uhr 15 Uin. ab- gegrenzt; diese Portion - 11 Uhr bis 2 Uhr 15 Nin. - zeigte, etwa 5 Stunden nach der Nahlzeit,, eine deutliche Steigerung.) Ob der zur Acetonausscheidung fiihreude ProzeB im Schlafe etmas langsamer ver- liiuft, oder ob eine zufiillige Verz6gerung rorliegt, laflt sich ails einer einzigen Beobachtung nicht entscheiden. - Die drei Versuche mit hu;- lassen der Nittagsmahlzeit zeigen, daB die Kurve erst nach etma 12 Stunden zur Norm zuruckkehrt; dasselbe murde in einem Versuche mit Auslassen der Mittagsmahlzeit durch Untersuchung des Nachtharns in mehreren Portionen nachgemiesen (s. liurve 9), und da hierzu kommt,, da6 die Steigerung an den Normaltagen ebenfalls etma 12 Shnden nach der Abendmahlzeit aufhijrt, durfte als Regel fest,gestellt merden kiinnen, daB d i e Ve r m e h r u n g d e r Ace t o n k 8 r per a u s s c h e i d u n g nach j e d e r d e r beiden groSen Mahlze i ten e twa 12 S t u n d e n d a u e r t.

Die folgenden beiden Kurven zeigen den naheren Verlauf der Acetonausscheidung nach einer Abend- bzm. einer Nittagsmahlzeit.

K u r v e 8. Die Acetonausscheidung in Zentigramm von 5 Uhr p. m. ab bei Aus- lsssen der Mittagsmahlzeit. 15. Versuchs-

tag. Zeiteiuheit 1 Stunde.

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OBER DIE EINWIRKUNG DES SAHHVNGSFETTES usw. 375

Cg. Aceton.

2

5Uhr. IdIlI 1 7U. 9 U . l l U . 1U. , 4U. 11u.

p.m. a.m. a.m.

K u r v e 9. Die Acetonausscheidung in Zentigramm von 5 Uhr p. m. ab bei Buslassen der Abendrnahlzeit. 13. Versuehstag. Zeiteinheit 1 Stonde.

In beiden Kurven mird das Maximum der S te igerung 6 bis 8 S tunden nach der Mahlzeit erreicht.

Es wiire unzmeifelhaft von Interesse, zu ermitteln, ob die Aceton- ausscheidungskurre nach Zufuhr von Speck anders verlauft als nach Zufuhr Ton Butter, ob das Auslassen der EiweiBzulage zu den Fett- stoffen eine Bnderung der Kurve verursacht usf.; da ich nur uber einzelne diesbeziigliche Beobacbtungen rerfuge, sehe ich aber von der Erhrterung dieser Fragen ab.

Ton nicht geringem Wert wire es, menn man die zeitlichen Be- ziehungen zwischen der Acetonausscheidung einerseits, der Fettresorption und der nach dieser folgenden Lipirnie andererseits feststellen konnte. Die letzteren beiden Prozesse sind in neuerer Zeit von E. Neisser und H. Braeun ing l studiert worden. Leider erlaubt aber der Vergleich zwischen den yon ihnen mitgeteilten Kurven und lneinen Acetonkurven lreine SchluBfolgerung, denn es hat sich durch ihre Untersuchungen herausgestell t, daB die cerschjedenen Pettstoffe sich mit Rezug auf Resorption und Lipamie versehieden ~erhalten, und daS nachfolgende fettfreie Mahlzeiteo die Kurven beeinflussen. Auf dieseln Wege diirfte man somit erst dann weiter kornnien konnen, wenn man den EinfluB einer und derselben Mahlzeit auf alle drei Prozesse nntersucht.

DaS die Zufuhr von Nahrungsfett die Acetonkorperausscheidung vermehrt, glaube ich auf Grund meiner Versuche. als bewiesen ansehen zu konnen. Wie diese Vermehrung zustande kommt, ist nber eine ganz andere - und zwar eine sehr schwer liisliche - Frage. Fiir ihre Beantwortung wire es von groBem Wert zu wissen, ob ein gesetz- ma8iges quantitatives Verhkltnis zwischeu der Menge des zugefuhrten Fettes und die Zunahme dsr Acetonkorperausscheidung besteht. Durch

* E. N e i e s e r und H. B r s e u n i n g , Zeitschr. f. erp. Path. Bd.IV. und 11. Braeuning , Zenlralbl. f. Path. d. Stoffwechsels. 1909. H. 1.

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376 GUNNAR FORSSKER:

Variation der Fettzufuhr l i8t sich dies nur dann nuchweisen, wenn man alle anderen Einflusse auf die Acetonkiirperbilduug konstant halten liann. Durch die rorhergehenden Versuche hatte es sich zur Geniige herausgestellt, mie schwer diese Bedingung zu erfullen ist.

Indessen hielt ich es der PrCifung mr t , ob man anf folgendem Wege zum Ziel gelangen kijnnte. Ein Hungertag sollte den, wie man annehmen niuBte, schon vorher stark beschrankten Glykogenrorrat noch veiter reduzieren, dann sollte an drei nncheinander folgenden Tagen die Kahrung ausschlieBlich aus Fett bestehen, und zwnr in Mengen Ton bzn. 400, 200 und 1006; und zuletzt sollte ein meiterer Hunger- tag den Nullwert ergeben.

Leider muSten die Versuche nus zwingenden Griinden am 3. Fett- tage unterbrochen merden. Wohl haben sie, ganz abgesehen hiervon, keine Antmort auf die zu erforschende E’rage ergeben, aber nich tsdesto- weniger sind sie von erheblichem In teresse.

Am 18. Versuchstage murde, mie schon oben ermiihnt, bei der Dlittags- und Abendmahlzeit das Fleisch ausgelassen, sonst aber wurden edie gwohnlichen Nahrungsmengen genossen. Am folgenden Tage nahm ich nun keine Nahrung zu mir - nur Wasser ad libitum. Am 20. Versuchstage wurden um 9 Uhr 15 Min. morgens, 11 Uhr 15 Min., 1 Uhr 15 A h . , 3 Uhr 15 Min. und 10 Uhr abends Portionen von 4 0 6 Speck + 406 Butter - zusammengelegt also 2009 Speck + 200 6 Butter - ohne nennenswerte Schwierigkeiten mit Rotwein und Wasser eingenommen. Fur die beiden nachstfolgenden Tage hatte ich die entsprechende Kostordnung mit Portionen von bzm. 20 6 Speck + 20 g Butter und 10 6 Speck + 109 Butter planiert. Am 21. Ver- suchstage stellte sich aber - wohl wesentlich auf Grund der schon sehr ausgeprlgten Intoxikation - bei der Aufnahme der dritten Portion (urn 1 Uhr 15 Min.) eine ziemlich schmere Neigung zum Erbrechen ein, und daher wurde die 4. Portion ausgelassen; aufierdem nahm ich d a m auch die h d e r u n g vor, dafi ich die Abendportion um 8 Uhr, statt um 10 Uhr rerzehrte. Am 22. Versuchstage wurde die erste Portion (10 6 Speck + 10 6 Butter) dem Plane gemlfi um 9 Uhr 15 Nin. eingenommen. Dann yeranlafiten mir aber die jetzt ziemlich unangenehmen subjektiren Intoxikationssymptome den Harn auf Albu- min zu untersuchen, und da die Probe ziemlich stark positiv ausfiel, hielt ich es for ratsam, den Versuch zu unterbrechen. Um 11 Uhr 15 Nin. nahm ich 25 6 Bucker, in Wasser gelost, und kurz spater 2Og Bikarbonat ein; nm 1 Uhr 15 Min. folgte eine Nahlzeit mit 209 Zucker und 6 Stiick Albert-Cakes, um 4 Uhr eine kohlenhydratreiche Mittagsmahlzeit.

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~ B E R DIE EINWIRKUXG DES SAHRUNGSFETTES usw. 377

c) 21. 221 j 218

' l 'abelle X. Die Aceton- und i3-Oxybuttersaureausscheidung bei a) Karenz, b) Ein- nahme ron 2009 Speck + 2009 Butter ausschlieBlich, c) Einnahme yon 809 Speck + 809 Butter, d) Einnahme Ton 109 Speck + 10." Butter um 9 Uhr 15 Nin. morgens und von Kohlenhydraten in reich-

licher Nenge Ton 1 1 Uhr 15 Min. ab.

382 410 350 225 3203+1378 186 3690 3 6 . 2 6

Am 21. Versuchstage wurden auch einige der einzelnen Portionen der Tagesmenge Urin auf /?-Oxybuttersriore gepriift. Folgende Werte wurden gefunden: 11 Uhr a. m. bis 3 Uhr p. m. 6.28g, 5 bis 7 Uhr p. ni.: 3.76 g und 7 bis 9 Uhr p. m.: 3.339, das ist auf eine Stunde umgerechnet bzm. 1.57, 1.88 und I .66 g.

Was nun zuerst den Hungertag betrifft, ist zu bemerken: 1. dal3 die gefundenen Werte mit der Erfahrung am friiheren Hungerrersuchen gut iibereinstimmen (s. unten), 2. dal3 sie den Wcrten in den Ver- suchen mit Auslassen einer Nahlzeit ziemlich nahe kommen, zum Teil dieselben sogar iibersteigen. Letztere Tatsache ist einer etwas nriheren Besprechung mert. Xan hiitte ja nlmlich ermarten konnen, da8 die Acetonkijrperausscheidung bei Hunger noch vie1 niedriger wiirde a h beim Auslassen nur einer Mahlzeit, aber hier zeigt es sich abermals deutlich genug, wie leicht die SchluBfolgerungen mit Bezug auf den EinfluB

In dieaen Versuchen wurde der Nachtharn erst urn 9 Uhr morgens ab- gegrenzt.

a Abgrenzung dea Harnes auch urn 2 Uhr nachts. Abgreozung des Harnea auch urn 1 Uhr nachts. Mittel aua zwei Analysen, welche brw. 28 1 und 29.8 8 ergaben. Mittel aus zwei Analyaen, welche bzw. 35.8 und 38.68 ergaben. Von 11 Uhr vormittaga bis 5 Uhr nachmittags 5.56, von 5 Uhr nach-

mittags bis 11 Ubr vormittags 2 .0g . '

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378 GUNNAR FORSSNEH:

der Sahiungszufuhr irre flihren, menn sie ohne weiteres aus den an rerschiedenen Tagen ausgeschiedenen Cesamtmengen gezogen werden. Erstens liann man den Hungertag betreffend annehmen, dnB schon die Einwirkung der Tortage eine rerh;iltiiism;tBig reichliche Acetonliurper- bildung hat bedingen mussen, denn am 2. Vortage wurde die Nittags- mahlzeit, an1 1. Vortage das Fleisch mittags und nbends nnsgelassen (die ,,Vorniittagsperiocle" des Hungertages ist mit tlenen der fibrigen Tage niclit 1 ergleichbnr, da ja liein Frhhstiicli eingenommen wurde; rgl. die Darstellung auf S. 369-371). Zmeitens ist es aus der Tabelle leicht ersichtlich, daB die Ausscheidung im Laufe des Tages zupnummen hat; ron 11 Uhr iiiorgens his 11 Uhr abends wurden nur 329 plc Aceton, Ton 11 Lhr abentls bis 0 Xhr morgens dagegen 431 mx ausgeschieden (die letzte Periode von 9 his 11 Uhr morgens ist r i e l l e i c h t schon ron der Fettaufnahme um 9 Chr 15 Min. beeinflufit worden, irgendwelche wesentliche Vermehrung der Tagesmenge ist aber hierdurch sicher nicht zustande gekommen).

Uie Iiurre hat folgendes Aussehen.

c , ~ . iiceton.

6 1

a.m. p.m. a.m.

Kur ve 10. Die Acetonausscheidung in Zentigrsmm an einem Hungertage. Zeiteinheit 1 Stunde.

Xach geringen Schwankungen im Laufe des Tages stellt sich zwischen 11 Uhr abends und. 2 Uhr nachts eine Vermehrung der Acetonausscheidung ein, welche bis zum folgenden Tage fortsetzt und zunimmt. Nit gr6Bter Wahrscheinlichkeit durfte man mob1 annehmen kijnnen, daB die Ursache dieser Vermehrung - und somit des relativ hohen Wertes der Tagesmenge - darin liegt, da6 d e r Glykogen- r o r r a t des K o r p e r s a u f G r u n d d e r U n t e r e r n a h r u n g im Laufe des Tages a l l m a h l i c h g e r i n g e r gemorden ist.

A n den nlach d e m H u n g e r t a g e fo lgenden F e t t a g e n h a t t e d ie Acidosis e inen G r a d e r r e i c h t , melcher i m Diabe tes n u r

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in schweren E'rillen vorltoninit; auch hat sit: eine ziemlich schmere, unten naher zu schildernde Iutouikation rerursacht.

Die Erkliirung dieser Tatsache ist natiirlich yon groBter Wichtig- keit - leider liiBt sie sich kaum mit rollliominener Sicherheit auf- finden. Auf Grund der rorhergehenden Versuche diirfte man wolil ohne weitcres annehmeii konnen, daB die Fettzufuhr eine Vermehrung der Acidosis yerursacht hot, andererseits ist es aber auch einleuchtend, dal3 schon auf Grund des bestehcntlen Iiohlenhydratmangels eine nicht unerhebliche Nenge AcetonkOrper ihch ohne jegliche Nahrungszufuhr ausgr3chieden worden wiire. Die zu beantwortende Frage 1iil3t sich soniit i n folgender Weise forniulieren : Bedeutet die enorme Zuntlhme der Acetonkorperausscheidung im wesentlichen nur eine Fortsetzung in grderem NlaBstabe der sclion am Hunqertage beobacliteten, von der Sahrungszufuhr also unabhiingigen Vermchrung, hiitte, mit nnderen Worten, die Acidosis auch bei fortgesetzter Karenz einen anniihernd ebenso hohen Grad erreicht, oder ist sie rielmehr zum gr6Bten Teile von der Fettzufuhr direkt hervorgerufen worden?

Gegen die erstgenannte Moglichkeit scheint mir die Erfahrung aus fruheren Hungeroersuchen mit ziemlicher Stkke zu sprechen. F r i e d r i c h iUiillerl hat bei den bekannten Untersuchungeu an den Hungerkunstlern C e t t i und B r e i t h a u p t folgendes gefunden: Bei C. nahm die Acetonausscheidung bis zum 4. Hungertage zu, erreichte an diesem Tage den TVert von 7 8 4 m g , schmankte dann bis zum 10. (letzten) Versuchstage zwischen 565 und 671 mg; bei B. allmiihliche Zunahnie bis zum 5. Versuchstage, an melchem 575 mg Aceton gefunden wurden, am darauffolgenden (letzten) Tage 506 me. Brugscha hat einen anderen Hungerkiinstler (Succi) vom 23. bis 30. Hungertage beobachtet und dabei zwischen 115 und 569 mg (in anscheinend regelloser Weise) schwankende Scetonwerte gefunden. A. N e b e l t h a u fand bei einer Patientin, welche auf Grund hysterischer Inanition se i t m e h r e r e n Wochen s t a r k e Aceton- u n d Diace tur ie darbot, am 1. bis4.Hunger- tage bzw. 355, 430, 240 und 340*g Aceton und 0.18, 0.14, 0.14 und 0.08 * /?-Oxybuttersiure. Betrichtlich hbhere Werte haben &I. Biinniger und L. N o h r 4 an der Hungerkiinstlerin S c h e n k be- obachtet. Die /?-Oxybutterslureausscheidung (von dem Aceton im Harne und der Atemluft sehe ich hier ab, mas auf die SchluSfolgerungen

Friedrich Miiller, Virchowa Archio. Suppl. eum Bd. CXXXI. Brugech, Z4itschr. f. a p . Pathol. 1906. Bd. I. 9. Nebelthau, Centralbl. f. in%. Xed. 1897. Bd. XVIlI. Biinniger und Mohr, Zeitschr. f. mp. Patho2. Bd. 111.

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350 GUKNAR FORSSNER:

nicht einwirlit) stieg ununterbrbchen ron 1 . 3 6 ain 1. Hungertage bis zu 11.2 p am 8. "age; dann folgte eine l'erminderung, indem die Werte am 9. bis 14. "age zmischen 6 . 2 und S - G P schmnnliten, und dann mieder eine Y'ermehrung, so daB die Ausscheidung am 15. Tage 14.86 uud am 16. (letzten) Tage 17.6 g betrug. Die I'erff. sind ge- neigt, die Vermindernng Tom 9. Tage ah auf die Einwirliung Ton l o g i-Alanin , welche an dieseni Tage rerabreicht wurden , znruclrznft~hren, und zielien BUS den hohen Werten der letzten Versuchdage den SchluB, da6 die Bcetonkiirperausscheidung im Hunger zum stetigen Steigen tendiert. Die sehr erhebliche Verminderung der Acidosis hat mohl indessen kauin n u f der geringen Nenge A)anin beruhen konnen (zumal da ein betrichtlicher Teil des Alanins im Harne wiedergefunden murde), und somit schein t mir diese SchluDfolgerung ziemlich unsicher zu sein, denn der am 15. Versuchstag gefundene Wert iibersteigt den des 8. Tages nur um wenige Dezigramme und die Erhohung am letzten Versuchstage ist im Vergleich mit den Schwankungen nach unten ziemlich geringfugig. Wichtig ist in diesem Zusammenhange aber ror allem, daB das erst am 16. Hungertage erreichte Maximum doch nur etwa die Halfte der an meinem zmeiten Fettage ausgeschiedenen Uenge $-Oxyhutters&ure betriigt. D iesen T a t s a c h e n ge g e n iib e r ni u 6 es wohl s e h r menig wahrsche in l ich e rsche inen , daB d ie Aci- dosis in meinem Versuche a n n a h e r n d dense lben Grad e r - r e i c h t h i t t e , a u c h menn a n d e n S a c h t a g e n des H u n g e r v e r - suches kein F e t t a u f g e n o m m e n morden miire. Immerhin sind die rorliegenden Heobachtungen an Hungernden kaum zahlreich genug, um eiue solche Annahme mit rollkommener Sicherheit auszushlietlen.

Da ich somit geneigt bin, die schmere Acidosis auf die Ein- mirkung der Fettzufuhr zuruckzufiihren, muB ich zuerst eine Erlilarung dafiir suchen, daB das Fett eben in diesen Verauchen eine so hoch- gradige Ausscheidung von Acetonkbrpern herrorgerufen hat. I m Laufe meiner Versuche habe ich schon in sehr vielen Fallen bei gleicher Fettzufuhr sehr ungleiche Mengen Acetonkorper gefunden, und als die rrahrscheinliche Ursache dieser Schwankungen habe ich auf hderungei i im Glykogenvorrate des K6rpers hingewiesen - mo die Schwankung in die Richtung einer Vermehrung gegangen ist, hat sich immer ein

Dic hohen Werte, iiber welche S a t t a und v. Noordcn-Mayer berichtet haben - am 2. bzw. 3. Hungertage bzw. 10.8 und > 16.3 g 8-Oxybutterslure - sind hier nicht beriicksichtigt worden, weil Magnus-Levy ,,RUB best immten Grunden ihnen gegeniiber Zweifel ausgesprochen" hat ( Ergebnisse d. inn. Xed. Bd. I. 8. 365. FuBnote 1).

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OBER DIE EINWIRKUNG DES SAHBUNGSFETTES usw. 381

Xoment nachweisen lassen, den1 eine den Gllkogenbestand Termin- dernde Wirkung mit groBer Wahrscheinlichkeit zukommt, wo sie eine Yerminderung der Acidosis bedeutet hat, sind umgekehrt immer Ver- haltnisse rorhanden gemesen , welche eine Ablagerung ron GIjkogen wahrscheinlich gemacht haben. Es scheint mir, dnA die Befunde an den Fett-Tagen sich ganz zwanglos auf dieselbe einheitliche Ursachc znruckfuhren lassen. Da keine glykogenbildeiiden Substanzen zugefuhrt worden sind, ist der Kiirper Ton Tag zu Tag armer an Glykogen ge- worden - daher hat mch die Acidosis trotz Verminderung der Fett- zufuhr am 2. Fettage noch mehr zunehmen kiinnen,l und daher habe ich auch keine Antwort auf die Frage erhalten, ob ein gesetmiiBiges qiiantitatives Verhiltnis zwischen Fettzufuhr und Acetonkorperausschei- dung besteht. Ich hatte mit der Niiglichkeit gerechnet, daB der erste Hungertag bei dem schon yerminderten G1j kogenstand des Kijrpers hin- reichen murde, um diesen bis zum Minimum zu Zeduzieren, es hat sich aber als sehr mahrscheiulich herausgestellt, da6 die maximale Reduktion des Gljkogenrorrates auch unter den rorhandenen Urnstanden vie1 langere Zeit in Anspruch nimmt - was iibrigens unleugbar rnit der Erfahrung aus den Hungercersuchen besser ubereinstimmt.

Es ist sehr zu bedauern, da6 es aus angegebenen Grunden un- moglich wurde, den planierten zmeiten Hungertag nach den Fettagen folgen zu lassen, deun ware an diesem Tage eine b e t r a c h t l i c h e Ver- minderung der Acidosis eingetreten, so konnte es mohl keinem Zmeifel unterliegen, da6 die hochgradige Zunahme der Acetonkorper im wesent- lichen auf der Fettzufuhr beruht hat. Indessen sind schon an den Fettagen selbst gewisse Befunde zu verzeichnen, melche sehr stark dafur sprechen , da6 die miichtige Steigerung der Acidosis voriiber- gehender Natur gewesen ist. Wihrend der Nacht des zweiten Fettages hat namlich die p-olrybutters~urea~scbeidung offenbar stark abgenommen. In der Periode 9 bis 11 Uhr morgens - 8lso in sehr gnter Oberein- stimmuug mit friiheren Versuohen, etwa 12 Stunden naoh der letzten Fettaufnahme - findet sich eine tiefe Senkung der Kurxe; m wurde in dieser Periode nur 0.9: pro Stunde ausgeschieden. Weiter zeigt die Acetonausscheidung auch an den Fett-Tagen sehr erhebliche Sohwan- kungen, die mohl mit Sicherheit auf eine Einwirkung der Mahlzeiten zuriickgefiihrt merden konnen. Dies diirfte hinreichend deutlich aus nachstehender Icurre hervorgehen. --

1 ubrigcns diirfte es sehr meglich sein, ' d d die Zunahme der Aceton- kerperausscheidung vom 1. bis 2. Fett-Tage eum Teil echeinbar ist, indem ein Teil der am 1. Tsge gebildeten (I-Oxybuttersgure reteniert worden ist (vgl. unten).

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382 G UNNAB FORSSNER :

CB Aceton’ ?.I

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9U- I l U 1U. SG. 53. 7L. 9C.l:~. 1.:. 91. 1lV.lV. 30. SC. N. 91.. 11‘. ec. 11:. a.m. p.m. .... T.m. ..I). ..m. p... ..n.m.*. a. I.

11 mr. l’J.3F. 5u. w. 9U.llU. 1c.

K u r v e 11.‘ Acetonausscheidung in Zcntigramrn am 20., 21. mid 22. Versuchs- tare. (Vgl. dic Tabelle S suf S. 377.) Zritcinheit 1 Stuiiclc.

Zur Brklarung der Ih- ie miichte ich besonders herrorheben, erstens, da8 die Ninfliisse tler lturze Zeit nacheinander rerahreichten Xahlzeiten sich natiirlich summieren mussen, zweitens, da8 das Still- stehen der Kurre sehr mohl eine Vermehrung der Acetonausscheidung bedeuten kann - es gilt namlich fiir simtliche Punkte, an welchen die 1iurt.e niedrig steht, daB es sehr moglich, meistens sogar sehr mahr- scheinlich ist, daB der Abfall in der ulchsten Periode noch meiter fortgesetzt hatte, menn nicht die Einmirkung einer neiien MahJzeit hinzugeliommen ware. Somit kann man aus den Minima der I h v e auch keinen SchluB betreffs der Hiihe des ron der Fettzufuhr unab- hiingigen Grundwertes der Acetonausscheidung folgern. - Sogar die lileine Fettmahlzeit um 9 Uhr 15 Dlin. am Morgen des dritten Fett- Tages marliiert sich sehr deutlich an der Kurve. Da6 die @-Oxybutter- sauremerte am zmeiten Fett-Tage im Vergleich mit den Acetonwerten nur geringfiigige Schmankungen dargeboten haben (1.57 bis1.889 prostunde), darfte wohl auf gestorter Ausscheidung beruht haben - die Intoxikation lHBt mir die Annahme berechtigt erscheinen, daS erhebliche Mengen der Saure vie1 langer als normal im Ecirper znriickgehalten worden sind.

Nach diesen Auseinandersetzungen mochte ich nuf Grund meiner Versuche mit ausschlieBlicher Fettnahrung als sehr mlihrscheinlich deli folgenden Satz hervorhehen: Bei h o c h g r a d i g r e r m i n d e r t e m Gly- k o g e n v o r r a t k a n n d i e Z u f u h r von N a h r u n g s f e t t schon i n maBigen N e n g e n i m gesnnden Organismus e i n e Acidosis r e r u r s a c h e n , welche d e r j e n i g e n i m schweren Diabetes g le ich- kommt. -

Maii bemerke, dal3 die Skala hier iiur die Hlilfte der der iibrigen Kurven betrggt.

Page 35: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

CBER DIE EIKWIRKUKG DES SAHRUNGSFETTE~ usw. 383

In tliescm Zusammenhange ist zu erwhhnen, daB L a n d e r g r e n (sclion iiii Dezember 1905) eine ebenso schwere Acidosis bei einem Gesunden auf FetteimeiBdiht (19 l k 20 g J\- + 220 g Fett + 10 g S-freie Substanz + 23 g dlkohol + 27 bis 37 6 Bicarbonat) nachgemiesen hat. Am 3. Versuchstage wurde 32.13 g P-Osgbuttersaure + 5.39 R Aceton, auf ,3 - Oxyhuttersiure umgereohnet also 41 0 8 6 Acetonkbrper, ausge- schieden; der Versuch inuBte auf Grund des Pbelseins der Versuchs- person unterbrochen merden.’ Nit Rucksicht auf die Rrkliirung, welche ich fur die schmere Acidosis in meinem Fettrersuche gegeben habe, ist es naturlicli yon Gemicht, ob man auch ini Falle L.s berechtigt ist anzunehnien , daB tier Glykogenyorrat hochgradig vermindert ge- wesen ist. ZIrar muB es mohl unbedingt zugegeben merden, dnB die Anlialtspunkte fur eiiie solche Annahme hier erheblich unsicherer als in meinem Versuche bleiben, da EiweiB in reichlicher Nenge die ganze Yersuchszeit zugefulirt murde. Indessen mu6 ich die Mdglich- keit herrorheben, daB der Korper bei plbtzlichem Aufhbren der Kohlen- hydratzufuhr erst allmiihlich lernt, (Kohlenhydrate hinreichend reichlich aus EiweiB zu bilden oder) die aus EiweiB gebildeten Kohlenhydrate vollstiindig, d. h. auch als Antiketogene, auszunutzen. Hierfur spricht gewisserma6en die Tatsache, daB die Acetonkbrperausscheidung in meinen Versuchen bei Einnahme der rollen Normalkost zuerst an- gestiegen, dann aber sllmahlich gesunken ist (vgl. S. 370). Der von allen fibrigen Beobachtungen sehr abweichende Befund L.s 11St sich wohl uberhaupt nur durch die Annahme einer individuellen Resonderheit der Versuchsperson erkllren; vielleicht hat diese eben darin bestanden, daB das EimeiB besonders unvollstindig ausgeniitzt, der effektive Kohlen- hgdratbestand daher ungemijhnlich stark vermindert worden ist.

1st nun den Ergebnissen meiner Versuche einige Bedeutung in bezug auf die dratetische Behandluiig des Diabetes beizumessen? Zmar bin ich mir klar bewuBt, daB beim Beantworten dieser Frage die groBte Vorsicht geboten ist, jedoch mijchte ich folgendes kurz hervorheben. IUeine Befunde stehen mit der fast allgemein herrschenden Anschauung, daB die Zufuhr von Nahrungsfett den Diabetiker nicht schldigt, insofern in bestem Einklang, als sich die Zunahme, welche die sehr groBe Fettmenge verursacht hat, in den meisten Versuchen auf wenige Grdmm p-Oxybuttersaure beschrankt hat. Es gilt dies fur siimtliche Versuche, in welchen mit dem Fette auch EiweiS in der Xenge von 100 bis 163 g zugefuhrt wurde - nnd in den meisten Fallen ron Diabetes werden ja Hhnliche oder jedenfalls ziemlich be-

Mitteilung aus dem Manuskript L.s; dasselbe wird im Nordiskt medi- cinskt arkiv diesee Jahr erscheinen.

Page 36: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

384 GUNNAR FORSSNER:

trichtliclie EiweiBmengen nicht nur verzehrt, sondern auch ausgenutzt. Die Fettzufuhr ist somit nicht nur meistens an sich unsch%llich, es kommt auch noch hinzu, daB eine einigermaBen betricht,liche Ver- minderung der Fettziifuhr immer eine Unterernihrung hedeuten muW, und diese scheint bei der geringen Zufuhr ron zuckerbildenden Sub- stamen - ron anderen schiidlichen Folgen ganz abgesehen - auf die Acidosis wenigstens ebenso nach teilig einwirken zu kijnnen als die groBere Fettmenge. Andererseits sprechen aber meine Versuche nusnnhmlos dafiir, daB die Zunahme der Acidosis auf Grund der Fett- zufuhr mit der Abnahme der dem Kijrper zur Verfiigung stehenden Kohlenhjdratmenge sehr schnell machst, und somit scheinen meine Versuche zur genauen Prtifung aufzufordern, ob man nicht in den s c h m e r s t e n Fillen von Diabetes, menigstens bei drohendem odcr schon ausgebildetem Koma, die Fette mijglichst vollstandig eine Zeit- lang aus der Kahrung ausschlieBen sollte. Ich halte es fur sehr wahrscheinlich, daB die auf der Fettzufuhr beruhende Ausheute an Acetonkorperii in solchen Fallen noch erheblich hoher merden liann als an meinen Fett-Tagen, denn man darf mohl annehmen, daS sich an diesen Tagen aus dem zerfallenen KiirpereiweiB (10.8 bis 10.6s N im Harne) eine Zuckermenge gebildet hat,, welche das Ausnutzungsver- mogen mancher Diabetiker ubersteigt. In solchem Falle wurden schon l O O g Fett in der Nahrung - bei der Milchbehandlung des Komas werden nicht selten noch groBere Fettmengen zugefiihrt - eine keines- wegs gleichgiiltige Zunahme der Acidosis verursachen konnen.

Es bleibt mir hier nur noch ubrig, die schon erwahnten Intoxi- kationssymptome etaas naher zu besprechen; der Symptomenkomplex mar der folgende. Erhebliche allgemeine Miidigkeit, mi6ige Iiopf- schmerzen, sehr ausgepragte Schmerzen im Kreuze und in den Ober- schenkeln. Die Pulsfrequenz in der Ruhe normal (70 bis 80), auch bei geringen Kiirperanstrengnngen aber bis 120 gesteigert; schon in der Ruhe subjektives Gefiihl von Herz- und Arterienklopfen, bei Palpation des Bauches starke Pulsationen iiber Aorta abdominalis. Das Atmen schon bei geringfiigigen Anstrengungen, wie bei langsamem Aufsteigen einer Treppe deutlich beschleunigt. Sehr haufig schnell voriiber- gehender Krampf in einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen, besonders an den Obers'chenkeln, an den Hinden und am Riicken; wiederholte Attacke von Schluchzen. Im Harne eine erhebliche Spur von EiweiB.

Am Hungertage verspiirte ich von diesen Symptomen nur die allgemeine Miidigkeit ; die eigentlichen Intosikationssymptome stellten sich am ersten Fett-Tage erst abends ein, erreichten eine nennenswerte Intensitat erst am Vormittage des zmeiten Fett-Tages, und wurden uber-

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~ B E R DIE EIXWIRKUBG DES XAHBUNGSFETTES usw. 385

haupt nie so schmer, daB ich die ganze Zeit uber die gewbhnliche Arbeit im Laboratorium nicht hatte ausfuhren konnen. Zum Unterbrechen der Versuche veranlafite mich vor allem die Albuminurie, melche am Vor- mittage des dritten Fett-Tages entdeckt wurde; die dann mgestellte Prufung der vorhergehmden Portionen ergab, daB das EiweiB schon seit 9 Uhr abends am ersten Fett-Tage vorhanden gewesen mar. - Mit der Einnahme ron Zucker und Bikarbonat rerbesserte sich der Zustand sehr rasch. Hchon im Laufe des letzten Versuchstages lieBen die subjelitiren Beschwerden nach, maren schon abends fast, am folgenden Morgen rollkonimen rerschwunden. Die Albuminurie war am ersten Sachtage gegen 5 Uhr abends definitir Foriiber.

In diesem Zusammenhange mochte ich auch ermahnen, daB mein Zustand sonst miihrend der ganzen Versuchszeit ein sehr guter war. Trotz der erheblichen Fettzufuhr stellten sich keine nennenswerten Digestionsstorungen ein. S u r nach einigen von den besonders speck- reichen Mahlzeiten empfand ich ein unangenehmes Gefiihl ron Vollsein des 'Magens. Zeitmeise geringfiigige Obstipation ; ein paarmal einzelne (ganz lileine) dunne Darmentleerungen.

Das Korpergemichtl hat beim Anfang des Versuches 85.1 kg bc- tragen, am 19. Versuchstage (am Morgen des Hungertages) mar er his auf 83.7 kg gesunken; die Abnahme findet in dem Auslassen mehrerer Mahlzeiten - drei Mittags- und drei Abendmahlzeiten, gleich rund 8-500 KaIorien - eine mehr als hinreichende ErklLung. Am Morgen des ersten Fett-Tages 83.2, des dritten Fett-Tages 81 - 2 kg (wesentliche Vermehrung der Diurese); vier Tage nach dem Unterbrechen des Ver- suches wieder 85.7 kg.

Fur die in diesem Aufsatze besprochenen Fragen sind die N-Werte der einzelnen Harnportionen von geringem Interesse. Die S- Unter- suchungen betreffend, beschraxike ich mich daher auf die Mitteilung .

nachfolgender Tabelle XI. Niihere Auseinandersetzungen sind kaum notig. Die der N-Bilanz-

Tabelle zugefiigte letzte Kolonne ermijglicht einen direkten Vergleich zwischen Stickstoff- und Acetonkiirperausscheidung. Sobald eine Nahl- zeit ausgelassen morden ist, hat sich ein recht erheblicher Zerfall von Korpereiweib eingestellt. Irgendein unmittelbarer EinflnS hiervon auf die Acidosis lliSt sich nicht nachweisen; dal3 aber die Untererniihrung und die verminderte Zufuhr von Eiwea dabei auch eine Verminderung des Glykogenvorrah mitgefiihrt haben diirfte, ist oben des niheren hervorgehoben morden.

Brutto, immer ganz gleiche Bekleidung. Skandin. Archiv. XXII. 25

Page 38: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

386 GUNNAR FORSSNER:

15. ' 16. ,

1. Normaltag . . . . . . 26.420 2. 1 1 Normaltag . . . . . . 26.420 3. Normaltag . . . . . . 26.420 4. I Keine Abendmahlzeit . . 17.480 5. Normaltag . . . . . . 26.420 6. , Keine Abendrndheit . . 17.820

Keine Mittagsmahlzeit , . Butter anstatt Speck . . .

1. 2. 3. 4. 5. 6.

155 155 152 146 150 120 130 100 78 82

132 1 121

26.400 16.180 26 400

26 0 580 25 650 25 * 670 16 * 980 26.120 15.780 25-910 16.030

13 * 130 0.000 1 * 160 0 * 460

150 140 120 118 100 102 68 66

114 108 75 73

Tabelle XII. Die Harnmengen.

~ 1651 1386 1287

1 1012 11150 j 1171

25.767 -!- 0.653 25,494 + 0.926 25.394 -!- 1.026 22.709 , - 5.228 22.580 4- 3.840 23.053 - 5.233 23.139 + 3.261 22.196 - 6.016 25.190 + 1.210

24.397 I + 2.183 23.775 ~ + 1.875

89 257 105 I 96 95 85 70 90 75 1 92 90 1 120

- __

7-9 Uhr

145 119 115 88 80

115

~ -

24 * 264 22 * 383 22 * 147 20 * 727 22 365 20 * 034

18.981 12.043 11 - 984 11-088

- - 9-11 Uhr

100 110 120 97

105 105

__ -

- __

11-7 Uhr

460 420 400 303 416 340

__ -

+ 1.406 - 5.403 + 3.973 - 4.947 + 3.545 - 4.004

- 5.851 - 12.043 - 10.824 - 10.628

1 3 . 7 13.7 11.7 3.9 6.0 3.1

10.3 9.8 9.8

8 .1 7.9 8.7 3 - 1 9.5 4.8

10.3 5.1

12.3 6.1

34.3 42.8

Page 39: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

C i i ~ i t DIE EINWIRKTING DES SAERUKGSFETTES usw. 387

63

138

198

220

(Fortsetzung.)

56

120

140

160

I cd ' I S m ~ m e r I 1 U. a.m.

bis 1-3 ' 3-5 5-7 7-9,9-11 ~ 11-7 7-9,9-11 E 6 g

dcs Versuchs- 1 U. p. m. Uhr 1 Uhr 1 Ulir Uhr I Uhr I Uhr I Uhr ' Uhr

I , I I I

254 1 360 300

115 1 128 216

l 128 I 135 I 128 I

tages

7. $.

9. 10. 11. 12. 13. 14. 13. 16. 17. 1s. 19.

20.

21.

22.

-~

Im

270

395

140

167 130 100 100 25.1, 310 212 190 268 320 122 120 145 so 170 140

62 63 105 ' 92

475 105 400 90 993 135 718 I 192 585 125 431 111 323 68 436 ' 104 318 e0 395 95 285 I 72 326 1 98

1601+190

158 +620

-- -- 30s * + 700

49 6

114 1418 90 1273

104 2947 124 2341 104 1920 106 1315

90 1241 104 1428

75 975 92 1190 81 1 941 53 1 1038

76 817 I1

142 I 2362 112 2312

55 1 1462

Anschlu6 an diese Tabelle mochte ich einige RIomente in aller Kurze hervorheben.

Die diuretische Wirkung der Sauren kommt in einigen Versuchen und besonders an den Fettagen zum Vorschein, wird aber meistens dadurch uberdeckt, daB andere diuretische Eintlusse eine grii6ere Rolle spielen. So erreicht z. B. die Acetonausscheidung an den Normaltagen in der Nachtperiode einen vie1 hoheren Wert als zwischen 11 Uhr morgens und 3 Uhr vormittags, die Harnsekretion ist aber, pro Stunde berechnet, erheblich hoher in letzterer Periode als miihrend der Nacht. Damit ist auch schon erwiesen, daB die Vermehrung der Harnsekretion in der Regel keine vermehrte ,,Ausspiilung' von Acetonkorpern bewirkt; besonders deutlich geht dies auch aus den niedrigen Acetonwerten herror, melche bei sehr hoher Diurese am 9. Versuchstage (EiweiS morgens, Fett abends) im Laufe des Vormittags gefunden wurden.

I n mehreren Versuchen war der prozerrtische Gehalt des Harnes an /I - Oxybuttersiiure bemerkenswert hoch; hier nur einige Beispiele:

Abgrenzung dee Harnee urn 2 Uhr nachts, dagegen nicht urn 7 Uhr

9 Abgrenmng des Harnee urn 1 Uhr nachts, dagegen nicht urn 7 Uhr morgens.

morgens. 25'

Page 40: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

388 GIJNNAI~ FORSSNER:

In der Tagesmenge am 2. T'ersuchstag (Sormaltagj der schon betriicht- liche TI7ert ron 0.73 Proz., am 18. Versuchstag (kein Fleisch zur Xittags- und Abendmahlzeit, sonst die Sormalliost) 0.92 Proz., im Sachtharn der Normaltage (Durchsohnitt aus Tier Tagen: e. S. 357) etwas iibw 1 Proz., am zweiten Fett-Tage in der Tagesmenge 1.57 Proz., in der Periode 11 bis 3 Uhr vormittags nicht meniger als 2.6 Proz. Uau vergleiche hiermit die Angabe N a g n u s - L e r y s , l daS er beim Diabetes ,:nie aul3erhalb des Komas hijhere Wcrte als 0.6 Proz. beobachtet habe; im Koma kann ausnahmsweise die Nenge bis 1.5 Proz. steigen." - M7enn ich Bikarbonat genommen hatte, miren die durchschnittlich etmas niedrigen Harnmengen mohl sicher erheblich groWer gemorden.

Zum Schlusse mochte ich einige Beobachtungen iiber den Verlau f d e r Acetonaussche idungskurre bei dem schon eingangs ermahnten K n a b e n m i t schmerem Diabetes kurz mitteilen.

Ich mache den Anfang mit zwei Kurren, melche aus zwei nach- einander folgenden Tagen gewonnen sind. Patient mar zu dieser Zeit mit etwa 6g X im Harne seit lange zuckerfrei gemesen.

CR. Aoeton.

Kurve 12. Die Acetonausscheidung in: Zentigramm bei einem Knaben rnit sehwerem Diabetes; zwci nacheinander folgende Tage; Koetangaben

unten im Texte; Zeiteinheit 1 Stunde.

' Maguus-Levy, Archiv f. wper. Pathol. Rd. XLII. S. 199.

Page 41: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

~ B E R DIE EIKWIRKUHG DES SAHRUNGSFETTES usm. 389

Die Pfeile marlcieren die Uahlzeiten. ZunHchst berucksichtige man nur d ie obere Kurve. Die Kost

des Patienten mar am betreffenden Tage die folgende:

Mageren Schinken- Oliveniil, Eierklar Schinken ’ speck emulgiert

g g g 3 Uhr morgens: AUS einem Ei 20 20 12

12 Uhr mittags: 1 7 71 91 15 30 12 3 Uhrnachmittags: l , l l ,) 20 20 12 ti Uhr abends: 91 11 9 1 15 40 12

SuBerdem um 12 Uhr mittags 4 0 s Blumenkohl, um 6 Uhr abends 509 Stnngenspargel.

I m Laufe des Tages murden zusammen 2096 mg Aceton und 15 -4 g ,%Oxybuttersaure ausgeschieden.

Wie man sieht, steigt die Acetonkurve ununterbrochen bis 6 Uhr abends rasch an, d a m folgt aber ein ebenfalls ununterbrochenes, sehr erhebliches Absinken. B e i a h n l i c h e r K o s t a n o r d n u n g h a t d ie K u r v e bei i m Laufe m e h r e r e r TVochen bf ters wiederhol ten V n t e r s u c h u n g e n g a n z denselben T y p u s gezeigt. Nun kann es mohl keinem Zweifel unterliegen, daB die Vermehrung der Aceton- ausscheidung bis 6 Uhr abends wenigstens zum Teil auf der Zufuhr on Nahrungsfett beruht hat; auffallend ist aber d a m , daB die Ein- wirkung der beiden letzten Mahlzeiten erheblich geringer geivesen ist.

Die Erklarung hierzu scheint mir die u n t e r e K u r v e menigstens mit groBer Wahrscheinlichkeit zu geben. Am betreffenden Tage murden dieselben eiweifihaltigen Xahrungsmittel wie am Tage vorher - und zwar i n gleicher Ordnung - dem Patienten dargereicht, sowohl d e r Speck a l s das 01 wurden a b e r ausgelassen. Bei dieser fast fettfreien Nahrung schied der Patient nun nur 1151 Aceton und 8.49 ,!?-Oxybuttersaure aus; die G e s a m t m e n g e d e r Acetonkorper mar s o m i t auf n u r wenig i iber d ie H l l f t e abgesunken, d ie Acetonkurve h a t a b e r i h r e n charakter i s t i schen T y p u s bei- behal ten. Die Schwankungen im Laufe des Tages miissen also zu- nlohst von anderen Grsachen bedingt sein, die Fettzufuhr macht aber die Ausschlige vie1 grofier. Theoretisch durfte man mehrere M16glich- keiten finden k h n e n , um die Schwankungen bei fettfreier Kost zu

Das Fett m6glichst genau entfernt. Immer dieselben Tischzeiten; zu jeder Mahlzeit immer eine verhgltnie-

miiEig geringe Eiweihenge, dagegen eine sehr groEe Fettmenge; die lebte Mrhlzeit imiiier besonders fettreich.

Page 42: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

390 GKJNNAR FORSSXER:

erklaren. Am nachsten scheiiit mir aber die dnnahme z u liegen, daB zu rerschiedenen Tageszeiten yerschiedene aus dem Eimei6 stammenden Zuckermengen zur Ausnutzung gelangt sind; mit der Xnnahnie, dnB das Absinken der K u n e nach G Ghr abends somit auf einer Zunahme der Kohlehjdratausnutzung beruht hat, mare auch eine Erlildrung dafur gemonnen, dab die letzten zwei Mahlzeiten an den Fett-Tagen die Acetonausscheidung meniger rermehrt haben als die beiden erstcii Mahlzeiten. Da die Zuckerbildung ails EimeiB mehrere Stuiiden in Anspruch nehmen mu6, scheint es mir bei der eingehaltenen Reihen- folge der eiweil3haltigen Nahlzeiten durchaus mahrscheinlich, daB der Iiohlenhj-dratbestand des Kcirpers erst spit am Tage sein Maximum erreicht, und bei aushleibender Zufiihr im Laufe der Sacht mieder abgenommen hat.

Auch eine andere Beobachtung an demselben Patientm deutet darauf hin, daB die Iiohlenhydratausnutzung des Diabetikers im Laufe des Tages hinreichenden Schwankungen untermorfen sein kann , um die Acetonausscheidungskurve stark zu beeinflussen. Als Patient zuerst zu meiner Beobachtung gelangte, lag das Maximum der Acetonaus- scheidung mehrere Tage hindurch zwischen 8 und 10 Uhr morgens? oder zmischen 10 Uhr morgens und 12 Uhr mittags; spater hat sicn dies aber geandert, und zwar so, da6 das Maximum regelma6ig zmischen 3 und 6 Uhr nachmittags eingetreten ist.

Am 3. und 8. XII. 08 erhielt Patient in gleicher Ordnung - Tisch- zeiten wie oben - eine nahe iibereinstimmende Kost mit etma 759 EimeiI3 und l O O g Fett.' In der Tagesmenge Urin hat er dabei aus- geschieden: am 3. XII. 11 - 139 9 K, 1764 mg Aceton und 38.7 g Zucker, am 8. XII. 10.8638 N, 1049 mg Aceton uiid 19-39 Zucker.

Der niihere Verlauf der Zucker- bzm. Acetonausscheidung geht aus umstehender Kurve hervor.

Die Bnderung des Typus der Acetonkurve bedeutet, mie man sieht, keine einfache Verschiebung, sondern ist dadurch zustande ge- kommen, daS die Acetonausscheidung wiihrend der Vormittagsstunden stark abgenommen hat; dabei ist aber eine sehr iihnliche Anderung der Zuckerkurre eingetreten, in der ersten HHlfte des Tages ist riel weniger Zucker ausgeschieden worden. Da an beiden Tagen dieselbe EimeiSmenge zugefiihrt und umgesetzt aorden ist, diirfte man mohl annehmen kijnnen, daS sich an beiden Tagen auch annahernd dieselbe Zuckermenge gebildet hat. Dann muB man aber den SchluB ziehen,

1 Am 3. etwas uber, am 8. etwas unter 1006.

Page 43: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

~ B E R DIE EIXWIRKURG DES NAHRURGSFETTES usw. 391

daW im Laufe des Vormittags am 8. SII. mehr Zucker vom Korper aus- genutzt und aus diesem Grunde meniger Aceton gebildet morden ist.

\ 7 - J. 1OU.

a.m. a.m. a.m. p.m. p.m. p.m. a.m. a.m. a.m. - obere Linie 5'aok.r In dgm. - Zmhr in d m 3.XII 8.XII

nntere Llnie Aceton In o p . ------- Aceton in ogm.

Die Zucker- und Acetonausscheidung pro 1 Stunde an Kurve 13. zwei verschiedenen Tagen mit gleicher Kost.

Zuletzt miichte ich hier nur noch besonders hervorheben, da6 die Acetonausscheidung des diabetischen Knaben sehr oft im Laufe des Tages noch vie1 griil3ere Schwankungen dargeboten hat als in den oben mitgeteilten Versuohen. Um einige Beispiele zu erwiihnen, wurden an drei verschiedenen Tagen in der Periode 6 big 10 Uhr morgens nur bzw. 1.4, 0.6 und 0-8cg Aceton pro Stunde, in der Periode 3 bis 6 Uhr abends dagegen nicht weniger als bzw. 12.1, 8.2 und 12e'J pro Stunde ausgeschieden. Diese Befunde diirften wohl meine auf S. 351 ausgesproohene Kritik derjenigen SchluSfolgerungen berechtigen, welche sich wesentlioh oder sogar ausschlieSlich auf nach der gewiihn- lichen Methode ausgefiihrte Bestimmnngen des Acetons in der Atem- luft stiitzen, denn es ist sehr wenig wahrsoheinlioh, daS die Aoeton- nnncnhniAnnn Anrnh T.nnnnn ninht onnihnwwl Annanlhnn S?nhmanlmnrinn

Page 44: Über die Einwirkung des Nahrungsfettes auf die Acetonkörperausscheidung

392 GUNNAR FORSSNEI~: UBER DIE EINWIRKIXG U ~ W .

Kine Dbersicht iiber die wichtigsten Ergebnisse meiner Versuche ist aus den mit deutlichen Unterschriften rersehenen Kurven, sowie aus den gesperrten Zeilen auf den Seiten 360, 361, 363, 368, 370, 374, 378 und 382 leicht zu gewinnen.

Um Wiederholungen zu rermeiden , beschrlnke ich niich daher hier auf die Hcrvorhebung folgender zwei Sltze:

1. M i t Bezug auf die Acetonl iorperausscheid u n g i s t es n i c h t g le ichgi i l t ig , oh S a h r u n g s f e t t oder Ki j rper fe t t ver - b r e n n t ; dem N a h r u n g s f e t t k o m m t e ine e igenar t ige , die Aci- dosis r e r m e h r e n d e W i r k u n g zu.

2. I n diesel. B e z i e h u n g b e s t e h t kein pr inz ip ie l le r U n t e r - schied zwischen den hohen u n d d e n n iederen F e t t s a u r c n .

Herrn Professer J. E. J o hansson spreche ich meinen herzlichen Dank aus fur das stetige Interesse, womit er meiner Arbeif gefolgt ist, fur viele gute Ratschlage und fur das ausgezeichnete Entgegen- kommen, mit welchem eF die Hilfsmittel des physiologischen Instituts zu meiner Verfugung gestellt hat. Auch Herrn Dr. E. L a n d e r g r e n , dessen reiche Erfahrung in der Acetonkorperfrage mir auf rielerlei Weise zugute gekommen ist, sage ich meinen aufrichtigen Dank.