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Uber die L(islichkeit des Olobulins in Salzl(isungen. Von Thomas Osborne und Isaak F. Harris,~) Manche Prote~nsubstanzen, die sieh in reinem Wasser nicht 15sen, gehen auf Zusatz eines neutralen Mineralsalzes in L0sung. Proteine, die so in verd~innten Salzl6sungen 16slich sind, heissen Globuline: sic sind in tierischen und vegetabilischen Geweben weir verbreitet und finden sich besonders zahlreich in den Samen von fast allen darauf untersuchten Pflanzen. Wenn sich auch die Samenglobuline yon den tierischen Globulinen in manehen Beziehungen unterseheiden, besonders indem sie in den meisten Fiillen aus ihren L6sungen durch Magnesiumsulfat nicht gefallt werden, so weisen sic doch in bemerkenswertem Grade den wesent- lichen Charakter des Globulins auf: die LSslichkeit in 8alzl6sungen und die Unl6slichkeit in reinem Wasser. Vieler dieser Pflanzenglobuline sind bei Zimmertemperatur in relativ starken Salzl/Ssungen, das heisst in solehen yon 2 bis 3 °/o Kochsalz nur sehwaeh 15slieh, wiihrend sic sieh in L6sungen yon 5 bis 10 °/o Kochsalz in grosser Menge aufl(Ssen. Die L(isliehkeit des Globulins w/ichst mit tier Temperatur und nimmt iiber 30 o besonders raseh zu. Konzentrierte L()sungen, die man bei diesen h/3heren Temperaturen dargestellt hat, setzen das Globulin beim Abktihlen entweder in Kristallen oder wohlgeformten Kt~gelchen oder :Sphttroiden ab. Wir haben also in dan Samen Proteinsubstanzen, welche in typischer Weise die Eigenschaft zeigen, dureh L/)sungen von neutralen Mineral- salzen gefitllt zu werden. Die Menge des hierzu erforderlichen Salzes weehselt mit der Natur des Protelns sowohl xvie mit der des 8alzes. 1) Aus dem American Journal of Pbysiology XIV, No. 11, bearbeitet un4 iibersetzt yon Dr. Griessmayer. Fresenius, Zeitschrif't f. analyt. Chemie XLV. Jahrgang. 12. tIeft. 49

Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

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Page 1: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

Uber die L(is l ichkei t des Olobul ins in Salzl ( isungen.

Von

Thomas Osborne und Isaak F. Harris,~)

Manche Prote~nsubstanzen, die sieh in reinem Wasser nicht 15sen,

gehen auf Zusatz eines neutralen Mineralsalzes in L0sung. Proteine, die

so in verd~innten Salzl6sungen 16slich sind, heissen Globuline: sic sind in

tierischen und vegetabilischen Geweben weir verbrei te t und finden sich

besonders zahlreich in den Samen von fast allen darauf untersuchten

Pflanzen. Wenn sich auch die Samenglobuline yon den tierischen

Globulinen in manehen Beziehungen unterseheiden, besonders indem sie

in den meisten Fiillen aus ihren L6sungen durch Magnesiumsulfat nicht

gefallt werden, so weisen sic doch in bemerkenswertem Grade den wesent-

lichen Charakter des Globulins auf: die LSslichkeit in 8alzl6sungen und die

Unl6slichkeit in reinem Wasser. Vieler dieser Pflanzenglobuline sind

bei Zimmertemperatur in relativ starken Salzl/Ssungen, das heisst in

solehen yon 2 bis 3 °/o Kochsalz nur sehwaeh 15slieh, wiihrend sic sieh

in L6sungen yon 5 bis 10 °/o Kochsalz in grosser Menge aufl(Ssen.

Die L(isliehkeit des Globulins w/ichst mit tier Temperatur und nimmt iiber 30 o besonders raseh zu. Konzentrierte L()sungen, die man bei

diesen h/3heren Temperaturen dargestellt hat, setzen das Globulin beim

Abktihlen entweder in Kristallen oder wohlgeformten Kt~gelchen oder

:Sphttroiden ab.

Wir haben also in dan Samen Proteinsubstanzen, welche in typischer

Weise die Eigenschaft zeigen, dureh L/)sungen von neutralen Mineral-

salzen gefitllt zu werden. Die Menge des hierzu erforderlichen Salzes

weehselt mit der Natur des Protelns sowohl xvie mit der des 8alzes.

1) Aus dem American Journal of Pbysiology XIV, No. 11, bearbeitet un4 iibersetzt yon Dr. G r i e s s m a y e r .

F r e s e n i u s , Zeitschrif't f. analyt. Chemie XLV. Jahrgang. 12. tIeft. 49

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734 Osborne und Harris: Uber die LSslichkeit des Globulins in SalzlSsungem

Manche Salze, welche bei einer gewissen Konzentration viel Globulin

auflSsen~ 15sen bei hSheren Konzentrationen weniger und be i noch

h0heren gar nichts, so dass die L0sung eines Globulins, die mit einer

verdannten LOsung eines solchen Salzes bereitet worden ist, vollst~ndig

gefi~llt wird, wenn man Kristalle desselben Salzes zufagt, bis die Kon-

zentration auf einen bestimmten Grad gesteigert wird. Ammonsulfat

f~llt alle Prote~ne, mit Ausnahme der Peptone, wenn man es in ihre

L0sungen bis zur Yollst~tndigen S~tttigung einfahrt, und f~llt manche,

wenn man es bis zu einem bestimmten Grad der Konzentration hineinbringt,

der far jedes charakteristisch ist. ]ufolge dieser Eigenttimlichkeit ist

die Trennung einiger Prote~ne yon einander durchgefiihrt worden, und

die Konzentrationsgrenzen~ zwischen welchen diese F~tllung beginnt and

vollendet wird, sind ftir sie festgestellt worden. Das Verhalten de~-

meisten dieser Globuline gegen ges~tttigte LSsungen yon Magnesiumsulfat,

Natriumsulfat und Chlornatrium wurde ebenfalls bestimmt und berichtet.

Nichts ist jedoch fiber die Natur des Prozesses bekannt, dureh welchen

das Salz die LSsung des ProteYns bewirkt, und dieser Gegenstand, so

sehr er auch die Aufmerksamkeit auf sich zog, ist nur noch wenig studiert.

Da eine q u a n t i t a t i v e Bestimmung der LSslichkeit der Globuline

zur Zeit noch nicht vorliegt, so haben die Yerfasser eine solche mit

dem Globulin E d e s t i n aus dem Hanfsamen unternommen, well dieses

leicht in kristallinischem Zustande herzustellen ist, well es in Wasser

g~nzlieh unlSslich ist und well es mit Minerals~turen bestimmte kristal-

linische Salze bildet, die 0 s b o r n e genau studiert hat, und deren Eigen-

schaften und Zusammensetzung sehon bekannt sind.

Die Yersuche wurden iu der Weise durehgeftihrt, dass man 2 g

des lufttroekenen Priiparates in einer mit Glasstopfen versehenen Flasche in so viel Wasser suspendierte~ dass dieses mit den sp~tter hinzuzu-

setzenden SalzlSsungen gerade 20 cc ausmachte. Nachdem man die Mischung

einige Zeit bei 20 o gesehattelt hatt% liess man das ungelSste Globulin

absitzen, sog 10 cc der klaren LSsung mit der Pipette heraus, bestimmte

ihren Stickstoffgehalt und berechnete hieraus ihren Gehalt an Edestin.

Es wurde eine Reihe yon Bestimmungen ausgefahrt, indem man allm~thlich

gr0ssere Mengen tier SalzlSsung und entsprechend weniger Wasser

dazu nahm, so dass die Anzahl der Molektile des Salzes in jeder Portion

allm~hlich gr0sser wurde. Obgleieh die erhaltenen Resultate in manchen

Fallen grosse numerische Unterschiede s, ufweisen, so sind sie doch

Page 3: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

Osborne und Harris: Uber die LSslichkeit des Globulins in Salzl~sungen. 735

hinl~inglich t~bereinstimmend, um einen verwertbaren Vergleieh zwischen

den versehiedenen Klassen Yon Salzen zuzulassen und ihre relatiYe

LSsungskraft ann~hernd festzustellen. O s b o r n e hat gezeigt, dass das

Edestin mit sehr geringen S~uremengen Salze bildet, die, obwohl sie in

derselben Form kristallisieren wie das freie Edestin, sich yon einander

in ihren L6sliehkeiten unterscheiden. Die Verfasser haben daher die

LSsliehkeit soleher Edestinsalze in normaler KoehsalzlSsung bei 25 0

mit dem Resultate bestimmt, dass, w~hrend der Gehalt an gebundener

S~iure, der im Edestinmonochlorid vorhanden ist, auf die LSslichkeit

dieses Globulins in Kochsalzl0sung nur eine geringe Wirkung ausabt, der im Bichlorid und Sulfat gebundene S~uregehalt die LSsliehkeit in

erhebliehem Grade herabsetzt.

Bei den folgenden Yersuchen wurde immer nur sehr sorgf~ltig

pr~tpariertes Edestin genommen, das aus warmen LSsungeu Yon Chlor-

natrium wiederholt umkristall isiert war, und schliesslich auch noch ein

solehes, das durch Zusatz einer berechneten Menge Yon 1/lo normaler

Natronlauge, mit sehr viel Wasser verdtinnt, gegen Phenolphthale~n voll-

kommen neutral gemaeht warden war. Naeh der iNeutralisation wurde

dieses Edestin sorgf~tltig gegen die Kohlens~ture der Luft geschtitzt, bis

es dann dureh absoluten Alkohol vollst~indig wasserfrei gemaeht wurde.

L S s l i e h k e i t d e s E d e s t i n s in L S s u n g e n y o n C h l o r i d e n .

Die gebrauehten LSsungen enthielten so yiel Gramme Salz in einem

Liter, als Einheiten in ihrem Molekulargewieht enthalten sind, das

heisst die L0sungen der Chloride der einwertigen Basen waren normal,

die der zweiwertigen Basen zweifach normal, d~ es sieh darum handelte,

die 15sende Kraft des Salzes Molekiil ftir Molekt~l zu vergleichen. Es

ergab sich hierbei, dass die Chloride der einwertigen Basen Natrium,

Kalium und C~isium die n~imliche 15sende Kraft besassen, die nur die

H~ilfte yon der der zweiwertigen Basen Baryum, Strontium, Kalzium und Magnesium betr~gt; das heisst, die LOsliehkeit ist unabh~ngig yon der

l%tur der Base und proportional den Chloratomen. Iqur das Lithium-

chlorid bildet eine sehlagende Ausnahme, es hat eine viel geringere

15sende Kraft wie die anderen einwertigen Chloride. Der Grund dieses

Verhaltens konnte noch nicht entdeckt werden.

49*

Page 4: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

736 Osborne und Harris: Uber die L~sliehkeit des Globulins in Salzl~sungen.

L S s l i c h k e i t d e s E d e s t i n s in L 6 s u n g e n y o n S u l f a t e n .

Bei den meisten Sulfaten ist die L6slichkeit des Edestins dieselbe

wie bei den Chloriden. Es ist schon l~ngst bekannt , dass Natriumsulf'~t

am meisten Prote~nsubstanzen f~illt, wenn man es in gehOriger Menge

in deren LSsungen hineinbringt. Dies ergab sieh aueh b e i diesen Yer-

suchen, welche zeigen, dass, whhrend eine halbe molare L0sung das

Edestin ebenfalls leieht aufl0st, wie jedes andere Salz, eine volle molare

L0sung kaum irgend etwas in L6sung bringt. Bei Kaliumsulfat bemerkte

man dieselbe Wirkung, aber bei der besehr~nkten LSsliehkeit dieses

Sulfates tr i t t eine tatsachliehe F~illung nicht ein. Bei den Versuehen

mit diesem Salze benutzte man eine ges~ttigte LSsung und berechnete

den Gehalt an vorhandenem Salze naeh der entspreehenden ~enge einer

molaren LOsung. DiG Kurve mit Kaliumsulfat dehnt sieh tiber 14,5 c c

aus, was einer gesgttigten LOsung dieses Salzes entsprieht. Diese Aus-

dehnung erhielt man dadureh, dass man eine L6sung benutzte, die eine

gleiehe Anzahl yon Kalium- und Natriumsulfat-Molektilen enthielt. Mit

dieser LOsung folgt die Kurve nahezu demselben Laufe, dem LOsungen

yon Natriumsulfat yon gleieher molekularer Konzentration folgen, so dass

es also doeh wahr ist, wenn man behauptete, dass das Kaliumsulii~t die-

selbe F~tllungskraft besgsse wie das Natriumsulfat, wenn es in Wasser gentigend 16slieh wSre.

Die Kurve yon Lithiumsulfat folgt denen yon Kalium- und Natrium-

sulfat in so weit~ bis letztere zu fallen beginnen. Beim Lithiumsulfat

blieb der Gehalt an gel6stem Edestin bei steigender Konzentration der

SalzlSsung praktiseh konstant, und eine Verminderung der LOsiiehkeit wurde nieht bemerkt.

In der Regel nimmt man an, dass das M a g n e s i u m s u l f a t die

Globuline fglle, wenn es in gent~gender Menge zu den L{Ssungen der-

selben gesetzt werde, dies ist abet n i e h t der Fa l l mit dem Edestin und

"¢ielen anderen pflanzliehen Globulinen, obwohl dieselben als eehte

Globuline aufzufassen sind, wenn anders UnlOsliehkeit in Wasser und

leiehte LOsliehkeit in L0sungen yon Neutralsalzen als wesentliehe Eigen-

sehaften dieser Klasse yon Substanzen betraehtet werden mt~ssen.

L O s l i e h k e i t d e s E d e s t i n s in L 6 s u n g e n y o n B r o m i d e n

u n d J o d i d e n .

Aus den (hier nieht mitgeteilten) Kurven t~ber die Versuehe mit

obigen Salzen geht hervor, dass L0sungen yon K a l i u m - u n d Natrium-

Page 5: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

Osborne und Harris: {~ber die L•slichkeit des Globulins in SalzliSsungen. 737

jodid dieselbe l~Ssende Kraft besitzen, welche Yiel grOsser ist wie die-

jenige yon LOsungen yon Bromiden derselben molekularen Konzentration

und ein wenig grSsser wie die der Chloride yon zweiwertigen Basen.

Sowohl Natrium- wie Kaliumbromid zeigen nahezu dieselbe 10sende

Kraft , die viel h8her ist wie die der entsprechenden L6sungen der

Chloride. Die Bromide yon Baryum und Kalzium hahen praktiseh dieselbe

16sende Kraft, aber diese ist nur ein wenig grSsser wie die der Bromide

der einwertigen Basen und entsehieden geringer wie der Chloride der

zweiwertigen Basen oder der Sulfate.

Das Lithiumbromid hat wie Lithiumchlorid weniger l{)sende Kraft, wie die entsprechenden L/Ssungen von Nat r ium-und Kaliumhromid, aber

dieselbe 1/Ssende Kraft wie L{)sungen yon Chlornatrium yon derselben molekularen Konzentration.

L 6 s l i c h k e i t d e s E d e s t i n s in L S s u n g e n y o n e i n e r s t a r k e n B a s e m i t e i n e r s c h w a c h e n S ~ u r e u n d y o n e i n e r s t a r k e n

S g u r e m i t e i n e r s e h w a e h e n B a s e .

Die bisher besehriebenen LSsungen enthielten Salze, die gegen

Phenolphthale~n vollstgndig neutral sind. Versuehe mit Kaliumehromat,

Natriumsulfat und Natriumthiosulfat zeigen aber, dass alle diese drei

energisehere LSsungsmittel ft~i' Edestin hilden wie abe frtiher ge-

nannten 8alze. Diese drei Salze werden wit alkaliseher Reaktion

hydrolytiseh dissoziiert and nghern sieh in ihrer 15senden Kraft dem

.Natriumkarbonat, das sehon seit langem als ein krgftiges L6sungsmittel ft~r

Prote~ne bekannt ist. Wenn wit andrerseits die 15sende Kraft yon

Mangan- und Eisensulfaten vergleiehen, so finden wir, dass diese weniger

wirksam sind wie die Sulfate der starken Basen, wahrseheinlieh well

dureh hydrolytisehe Dissoziation ihre LOsungen eine geringe Azidit~tt

bekommen. Bei ManganchloridlOsungen werden die Resultate dureh

eine Alteration des gelSsten Edestins kompliziert, welehe bei LSsungen

eintrat, welehe grSssere Mengen des Salzes gel0st enthielten. Molare

LOsungen yon 8 - - 1 0 cc dieses 8alzes lieferten beim 8tehen allm~thlich

einen floekigen Niedersehlag, der sieh in erheblieher Menge tiber dem

ungelSsten Edestin anh~tufte. Dieser Niederschlag erwies sieh als un-

15slieh in ChlornatriumlOsungen und besteht ohne Zweifel aus E d e s t a n,

das~ wie O s b o r n e gezeigt hat (Zeitsehrift f. physiolog. Chemie 1901,

XXXIII , S. 225), sieh unter der Einwirkung geringer 8~iuremengen

raseh bildet. Mit 7 cc bildete sieh nur eine unhedeutende Menge yon

Page 6: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

738 Osborne und Harris: Uber die LSslichkeit des Globulins in Salzl5sungen.

dieser Substanz, selbst naeh dreistt~ndigem ~tehen. In LOsungen, die

weniger wie 7 cc Manganchlorid enthielten, oder die mit Mangansulfat bereitet waren, entstand diese Substanz nieht.

Dass L~)sungen yon Mangan- und Eisensalsen iiberhaupt Edestin

zu 10sen vermOgen, ist ~iberraschend, um so mehr, als die LOsungen der

Chloride und Sulfate der anderen Schwermetalle gar keine L5sungs- kraft besitzen.

L ~ s l i c h k e i t d e s E d e s t i n s in L ~ ) s u n g e n y o n A z e t a t e n .

Gegen Azetate verh~lt sieh das Edestin in ganz anormaler Weise .

L~sungen yon Natrium-, K a l i u m - u n d Ammonazetat 16sen bei keinem

Grade der Konzentration irgend etwas davon auf, w~hrend die Azetate

der alkalisehen Erden fast dieselbe 16sende Kraft besitzen wie ihre

Chloride, w~hrend das Magnesiumazetat entsehieden weniger wirksam ist

wie sein Chlorid oder die soeben genannten Azetate. Manganazetat

verh~lt s ieh wie Baryumazetat. Die Versuehe mit diesem Salze waren

jedoeh nicht zufriedenstellend, well es zu schwer war, eine neutrale

LOsung dieses Salzes herzustellen. Die LOsung des reinen kristallisierten

Salzes verhielt sieh entsehieden sauer gegen PhenolphthaleYn und konnte nieht neutral gemaeht werden, ohne das Mangan zu f~llen. Die Auf-

15sung yon Edestin in Manganazetat wird dureh Verdiinnung mit

Wasser gef~llt.

Die Azetate yon Silber, Blei und Kupfer haben stark 15sende

Eigensehaften und abertreffen hierin alle bisher geprt~ften Salze. Alle

drei haben dieselbe LOsungskraft und stimmen genau mit der freien

Salzs~ure und Essigs~ure (0 s b o r n e 1. e.).

Das metallisehe Ion verbindet sieh offenbar mit dem Edestin, da

Reaktionen auf die freien Ionen dieser l~[etalle in den Edestinl~sungen

nicht erhalten werden konnten. So hat die L~sung des Edestins in

Kupferazetat eine tiefblaue Farbe, so stark wie eine Ammonl~sung in

derselben Menge yon Kupferazetat.

Die LOsung in Silberazetat gibt mit sehr wenig Salzs~ure einen

N'iedersehlag, der in einer etwas grOsseren Menge Salzs~ure vollst~ndig

15slieh ist und unter diesen Umstgnden kein Chlorsilber liefert.

Dialysiert man die LOsung in Bleiazetat gegen Wasser, bis sie yon

einem f3bersehuss yon Bleiazetat frei ist, so erh~lt man bei weiterem

Dialysieren gegen Alkohol eine klare durchscheinende Gallerte. Die

Page 7: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

Osborne und Harris: Uber die LSslichkeit des Globulins in SalzlSsungen. 739

Asche dieser Gallerte enthglt viel Blei, zum Zeichen, dass das Metall

in Verbindung mit dem Edestin gestanden hat.

LSsungen des Edestins mit diesen Azetaten verhalten sich wie

solche mit freien Sguren. Sie werden durch Verdannung mit Wasser

nicht gefgllt, auch nicht durch eine erhebliche Menge Alkohol~ aber

mit iibersch~issigen Mengen des letzteren erhglt man vo]uminSse durch- scheinende Gallerten.

Zusatz yon etwas Chlornatrium- oder ~atriumazetat-LSsung erzeugt

einen starken ~qiederschlag, g e r a d e wie in einer mit etwas Salzsgure

bereiteten EdestinlSsung. Umgekehrt werden EdestinlSsungen in Chlor-

natrium durch etwas KupferazetatlSsung gef'~llt, gerade wie bei der

freien S~ture.

Die L6sung in Bleiazetat verl~tlt sich gegen Lackmus alkalisch,

gegen Phenolphthale~n hingegen entschieden sauer~ wobei die Aziditat

dieter LSsung, wie sie durch den letzteren Indikator angezeigt wird,

bei weitem grOsser ist wie die einer Azetatl5sung allein. Wenn 1 g

Edestin in 18,7 c c Wasser aufgelSst wurde, das 1,3 cc einer 1/10 -

molaren BleiazetatlSsung enthielt, so musste man 1,3 c c einer 1/1 o nor-

malen Kalilauge hinzufagen, um die gegen Phenolphthale~n saure Reak-

tion zu neutralisieren, wghrend 0~1 cc hinreichend waren, um mit dem-

selben Betrage einer Azetatl6sung allein eine stark rote Reaktion zu

erhalten. Die EdestinlSsung verhielt sich so, wie wenn die Hglfte der

C a H~ O,2-Ionen im freien Zustande zugegen wgren. In Ubereinstimmung

damit war die LSslichkeit des Edestins dieselbe wie in einer LSsung~

die diesen Gehalt an freier Essigs~ure enthglt.

Im Zusammenhang hiermit ist es interessant zu bemerken~ dass

die 15sende Kraft des Silberazetates mit seinen um die Hglfte zahl-

reicheren C~H~0~-Ionen dieselbe ist wie die der Kupfer- und Bleiazetate.

Die LSslichkeit des Edestins in diesen metallischen AzetatlSsungen

ist yon einer ganz anderen 0rdnung wie die bei den anderen bisher

beschriebenen Salzen, denn yon diesen anderen Salzen braucht man eine

relativ grosse Menge, um die entsprechenden Edestinmengen in LSsung

zu bringen, und aus diesen LSsungen wird das Edestin durch Verdiinnung

mit Wasser unver'~ndert gefgllt.

LSsungen yon anderen metallischen Azetaten, wie zum Beispiel

yon Zink oder Quecksilber, 15sen das Edestin t~berhaupt nicht auf,

sondern verhalten sich wie die meisten anderen Salze der Schwermetalle,

das heisst, wie eine Mischung eines Neutralsalzes mit freier S~ure.

Page 8: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

740 Osborne und Harris: t)ber die LSslichkeit des Globulins in SalzlGsungen.

Dureh diese wird das Edestin raseh in eine geronnene Masse verwandelt , die in SalzlOsungen nieht weiter 16slieh ist.

L S s l i e h k e i t d e s E d e s t i n s in A m m o n s a l z e n .

Da die Ammonsalze Stiekstoff enthalten, so kann der Gehalt an

gelSstem Edestin nieht aus dem Stiekstoffgehalt der LGsung bestimmt

werden, doeh fand man, dass die LOsliehkeit in ChlorammonlSsungen

dieselbe ist wie in Chlornatrium, indem man die ungel0sten Rilekst~nde,

welehe beim Behandeln des Edestins mit gleiehmolekularen Mengen der

beiden Salze zt~rt~ekbleiben, verglieh; ausserdem 10st Ammonazetat gleieh

dem Natriumazetat kein Edestin bei 20 o.

L G s l i e h k e i t d e s E d e s t i n s in N i t r a t l S s u n g e n .

Behandelt man 2 g lufttroekenes Edestin mit versehiedenen Mengen

der molaren L0sungen der Nitrate zusammen mit genug Wasser, um

ein Totalvolumen yon 2 0 cc zu bekommen, so erh~lt man die erforder-

liehe Menge, um alles ill LGsung zu bringen, mit Ausnahme einer un-

bedeutenden Proteinmenge. Das dies die geringste erforderliehe Nenge

war, ging aus dem grOsseren Rt~ekstand an ungelSstem Edestin hervor,

der zuri]ekblieb, wenn man 1 cc weniger yon der Nitratl0sung verwendete.

Der Edestingehalt, yon dem man annahm, dass er gelSst sei, betrag

ungefShr 1,7g. Zum Absehluss dieses Kapitels land man, dass 9 cc

einer molaren LSsung yon gal inm- oder Natriumnitraten notwendig

waren, sowie 11 cc yon Strontiumnitrat.

Was das Baryumnitrat betrifft, so wird dareh eine ges~tttigte LGsung

desselben bei 20 o nut wenig Edestin aufgelGst, weshalb mit diesem

Salze keine weiteren quantitativen Bestimmungen gemaeht warden.

L 0 s l i c h k e i t d e s E d e s t i n s in L 0 s u n g e n yon 3 I e t a l l s a l z e n .

Ausser den bereits besehriebenen Metallsalzen wurden aueh noeh

tolgende untersueht, yon denen keines das Edestin 10st, sondern es in eine

geronnene Masse verwandelt; sie verhalten sieh offenbar ebenso wie eine

Misehung von Koehsalz und Salzs/~ure: Kupfer-, Kadmium-, Chrom-,

Kobalt-, Eisen- und Blei-Nitrate; Quecksilber-, Kupfer-, Aluminium-,

• Zink- and Kadmium~Chloride; Zink- und Kupfer-Sulfate.

E i s e n e h 1 o r i d verh~tlt sieh versehieden, insofern als es Edestin sehlank aufl0st, welehe L0sung dann, weder dureh Yerdt~nnung, noeh

Page 9: Über die Löslichkeit des Globulins in Salzlösungen

Hevdenreieh : 0rientierende Versuehe ii.d. Eeduktion v. Kupferspiralen etc. 741

durch vielen Alkohol, noch durch einen Uberschuss yon Eisenehlorid

gef~llt wird. Durch ein wenig Chlornatrium wird aber das Protein aus

dieser LOsung gefitllt. Durch einen kleinen f)berschuss yon Salzs~ture wird

es nich L dureh einen etwas grOsseren wird es doch gefNlt; dureh noch

mehr wird der Niedersehlag wieder aufgelOst und dureh eine grOssere

Menge wird er wieder niedergesehlagen. Diese LOsung in Eisenchlorid

verh~lt sieh ganz ebenso wie eine L6sung in fi'eier S~ture.

0rientierende Versuche iiber die Reduktion yon Kupferspiralen fiir die Elementarana]yse stickstoffhaltiger organischer Substanzen.

Yon

Karl Iteydenreieh. (Mitteilung aus dem organisch-chemischen Laboratorium der Kgl. bayr. teehn.

Hoehschule zu M~inchen.)

Zur Reduktion yon Kupferspiralen ftir die Elementaranalyse stick-

stoffhaltiger organischer Substanzen sind die folgenden beiden Methoden

gebr~tuchlich : 1. Die Reduktion im Wasserstoffstrome mit nachfolgender Behand-

lung mit Kohlendioxyd. 2. Die Reduktion mit Methylalkohol.

Da fiber den Wer t der beideu ¥erfahren die Meinungen geteilt

sindl) , babe ich folgende Versuche unternommen, deren Beschreibung

eine kurzc Angabe iiber die Methode vorangehen mSge. M e t h o d e 1. Dieselbe besteht darin, dass man die Kupferspiralen e)

im Wasserstoffstrome bei zirka 5 0 0 - - 6 0 0 o in einem Verbrennungsro M"

reduziert, dann sofort bei gesteigerter Temperatur (zirka 800 o) etwa

eine halbe Stunde Kohlendioxyd dartiber leitet und sie schliesslieh im

Kohlensiiurestrome erkalten l~sst. Darauf werden sie in einem mit J~tz-

k a l i oder gebranntem Kalk und Schwefels~iure beschiektea Exsikkator im

Vakuum etwa 12 Stunden aufbewahrt~).

1) L i m p r i c h ~ , Annaten d. Chemie u. Pharm. lOS, 46; L a u t e m a n n , ebenda 109. 301; R i i . t h a u s e n , dlese Zeitsehrift 18, 601; T h u d i e h u m u. H a k e , Jahresbericht 1876, S. 966; N e u m a n n , Wiener Mona~shefte 13, 42. vergl, diese Zeitschrift 32, 98.

2) 6 cm lang aus Kupferdrahtnetz. 3) Siehe diese Zeitschrift 18, 601 und die unten empfohlene Modifikation

tier Methode.