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290 Ueber die Mischung und einige Eigen- schaften des sauren apfelsauren Kalks; H. Wackenroder. VOIl D e r zuvorlioninienden Gute des Hrn. Dr. Bhey zu Bernburg verdanlie ich eine gute Quantitat des sauren Spfelsauren Kalks, welcher bei der Bereitung der Aepfel- saure ails dem Vogelbeersaftr: nach der Methode von T r v m n~ s do r f f war erhalten worden. Nach dieser Methode wird bekanntlich der Vogelbeersaft mit Blei- zuclter vermischt und der Nicderschlag mit verdiinnter Schwefelsiiure zerlegt. Aus der Fliissigheit wird mit- telst Schwefelwasserstoffs der letzte Rest van Blei fort- geschafft, und die Flussiglieit dann mit thierischer Kohle entfsrbt. Beim Verdampfen derselben erhzlt man ge- wiihnlich grofsc? Krystalle, welche nich ts anderes sind, als reiner saurer iipfelsaurer Kalk. Das Sale bildet dicke, weirse Salzrinden. Aufser einer geringfiigigen und nur schwierig nachcuweisenden Spiir von Kali habe ich nur Kalli in dem Sake gefunden. Citronensaure oder Wein- saure haLe ich ebenfalls nicht darin entdecken kiiniien, und deshalb dieses Salz ancli mr Darstellung einer rei- nen Aepfelsaure benutct nach einer neuen, mir recht zqw.AmiXsig scheinenden lVlethode , die ich spiiter an- geben will. Uni vollsthdigere Krystalle des Kallisalzes cu er- haiten, wurde dasselbe in warmem Wasser aufgeliist und die etwas triibe Flussigkeit filtrirt. Bei langsameni Verdampfen und allmiiligem Abkiililen entstanden sehr schiine, grorse, wyeifse, meistens concentrisch -strahlige Krystalldrusen von starlieni Was - bis Perlmutterglanz. Die ziemlich harten, mit einander verwachsenen Kry- stalle sind latigsgestreift und auf dem Brucli blattrig. Ihre frei stehenden Enden eeigen sich als gerade rhom- bische Prismen, die an den spitzen Ecben bis zur Zu- schKrfung abgestunipft sind, gane Phnlich den Coelestin-

Ueber die Mischung und einige Eigenschaften des sauren äpfelsauren Kalks;

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Ueber die Mischung und einige Eigen- schaften des sauren apfelsauren Kalks;

H. Wackenroder. V O I l

D e r zuvorlioninienden Gute des Hrn. Dr. Bhey zu Bernburg verdanlie ich eine gute Quantitat des sauren Spfelsauren Kalks, welcher bei der Bereitung der Aepfel- saure ails dem Vogelbeersaftr: nach der Methode von T r v m n~ s do r f f war erhalten worden. Nach dieser Methode wird bekanntlich der Vogelbeersaft mit Blei- zuclter vermischt und der Nicderschlag mit verdiinnter Schwefelsiiure zerlegt. Aus der Fliissigheit wird mit- telst Schwefelwasserstoffs der letzte Rest van Blei fort- geschafft, und die Flussiglieit dann mit thierischer Kohle entfsrbt. Beim Verdampfen derselben erhzlt man ge- wiihnlich grofsc? Krystalle, welche nich ts anderes sind, als reiner saurer iipfelsaurer Kalk. Das Sale bildet dicke, weirse Salzrinden. Aufser einer geringfiigigen und nur schwierig nachcuweisenden Spiir von Kali habe ich nur Kalli in dem Sake gefunden. Citronensaure oder Wein- saure haLe ich ebenfalls nicht darin entdecken kiiniien, und deshalb dieses Salz ancli mr Darstellung einer rei- nen Aepfelsaure benutct nach einer neuen, mir recht zqw.AmiXsig scheinenden lVlethode , die ich spiiter an- geben will.

Uni vollsthdigere Krystalle des Kallisalzes cu er- haiten, wurde dasselbe i n warmem Wasser aufgeliist und die etwas triibe Flussigkeit filtrirt. Bei langsameni Verdampfen und allmiiligem Abkiililen entstanden sehr schiine, grorse, wyeifse, meistens concentrisch -strahlige Krystalldrusen von starlieni W a s - bis Perlmutterglanz. Die ziemlich harten, mit einander verwachsenen Kry- stalle sind latigsgestreift und auf dem Brucli blattrig. Ihre frei stehenden Enden eeigen sich als gerade rhom- bische Prismen, die an den spitzen Ecben bis zur Zu- schKrfung abgestunipft sind, gane Phnlich den Coelestin-

Wuckenroder : Uebei- sauren apfels . Kall:. 291

krystallen. Melire Krystalle erschienen als sechsseitige Pribmen, entstonden durch Abstumpfung zweier Seiten- lranten des rhornbischen Prisma, welches als die Gi-und- form dicses Salzes betrachtet werden Irann.

Die Reinheit und vollst5ndige Krystallisation cles Salzes forderte zzz ciner Analyse desselben auf, aunial iiber die verschiedenen Verbindnngen des Kallrs nii t Aepfelsaure noch einige Ungewirsheit herrscht. Man nimmt zwar mejstens an, dal's n u r zwei Salze dieser A r t existiren, ein neutrales und ein saures Salz; indessen ist wohl nicht daran z,u zmeifeln, dars auch ein iihersaurcw apfelsaurer Kallr bestehe, und wahrscheinlich auch ein basisches Salz, namentlich der voluniin6se schleimige Niederschlag, welcher nach dem Vermischen von Aepfel- saure mit Chlorcalciiim und Animonialr auf Zusatz von Weingeist entsteht. Zuletzt haben R i c h a r d s o n und M e r z d o r f (s. Annul. der Pharm Bd. 26. €1. 2. p. 235) den neutralen und sauren apfelsauren Kalk analysirt. Sie digerirten, urn das neutrale Salz zu gewinnen, verdiinnte Aepfelsaure in der IGlte niit iiberschiissigem Irolilensau- reii Kallr, wobei aber die Aufliisung ihre starlr saure Reaction nicht verlor. Beim Erhitzen der Fliissiglreit bildete sic11 aber ein Irrystallinisclies Salz, welches i n Wasser urid i n iiberschiissiger Aepfelskure liaum aufliis- lich befunden wurde. Die Zusammensetzung desselben fanrleri sic zu 2 Ca o +a+ 2 aq., in welclier Formel iii = CH Hs 0 s gesetzt worden ist. Durch Verdampfen des mit AepfelGure genau neiitralisirten Iialliwassers un ter dem Recipienten der Lnftpumpe erhielten sie glsnzende hliittrige Krystalle, wbhrend die riichstiindige Flussig- keit eine saure Reaction angenonimen hatte. Die Mi- schung dieses bei gewiihnlicher Temperafur getroclrne- ten Salzeq ergab sicli ihnen zu 2 Ca 0 + @+baq. Als die Aufliisung desselben in Wasser his ziirn Sieden er- hitzt wurde, b o fie1 das erstere Salz i n i t 2 aq. nieder. Anch durch Erhitzen bis ir,ii 250° verliert der leichtliib- liche ncutrale apfelsaure Kalk 2 aq. und wird unliislich in Wasser. Rei 200" wird das Salz alles Krystallira-

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tionswassers beraubt. Von dem fiauren Bpfelsauren Kalk, welchen sie analysirten, wird blofs angefiihrt, dafs er wolilbrystallisirt und rein gewesen sei. Bei gewiihn- licher Teniperatur w a r das Salz Ca 0 + @ $- 9 aq., bei looo getrocknet erg& sich die Mischung zu Ca 0 +m + 5 aq. und bei 185O getrocknet z u Ca 0 f

Unser Salz, dessen Entstehung und physilcalischen Eigenschaften oben angefiihrt worden, wurde analysirt durch blofse Zerstiirung der Aepfelsliure in] Feuer iind quantitative Bestimmung des Kallrs. Nachdem dasselbe an trockner atmosphtirischer Luft Kingere Zei t gelegen hatte, wurde 1,0 Grni. desselben in einer Platinschale erhitzt. Das Salz schmolz vollstandig, Lliihte sich stark auf, entwiclrelte scharfe, stechend sauer riechende, z u Thranen reizende Dgmpfe, und verlrohlte alsdann, .cyobei nur ein schwaches Verbrennen niit Flarnme statt fand. Der Riicltstand wurde so lange mETsig erhitzt, bis e r eine graue Farbe angenommen hatte, urn nun als koh- lensaurer Kallc in Rechnung gebracht werden z u kiin- nen. Seine Menge entsprach 13,5 Proc. reinem Kalk.

Bei einem zweiten Versuche, welchen Hr. K o l b e , Mitglied unsers pharrnaceiitischen Institiits, anstellte, wurden nur 12,4 €'roc. Kalli gefunden. Die Differenz Ton 1,1 Proc. riilirte aber clavon her, dars man den koh- lensauren Kalk langer erhitste, als ini ersten Versuclie geschah. Es bestktigte sich liierbei abermals die Erfah- rung von der leichten Zersetzharkeit des bohlensauren Kallcs, \Venn derselbe mit Kohle erhitzt wird. Aus die- sem Grunde w i r d , wie ich in den Anna/. der Pharm. B. 2g. gezeigt habe, das sal tartari auch stets mit Kallr und zwar nicht unbetrachtlich verunreinigt. I m In- teresse solcher Analysen, wie die des apfelsauren Kalks und der so h h f i g vorlrommenden des oxalsaiiren Kallrs, habeo wir einige vergleichendeVersuche angestellt, wel- che hier eine Erwahnung finden miigen. W i r d nlimlich reiner weinsaurer Ka2K SO lange an der Luf t erhitzt, bis e r meifs oder n u r hellgrau erscheint, so nimmt aufge- gossenes Wasser eine starke allralisclie Reaction an, und

aq.

Ueber sawen Gpfels. k'alk. 293

es entsteht Kalkwasser. Bleibt der Ruckstand aber grau, so theilt er dem Wasser keine allralische Reaction mit, obgleich er meistens angefeuchtetesKurkumlpapier briiunt. Der Gewichtsverlust i m letztern Falle, lierbeigefiihrt durch Austreibung einer Bleinen Menge von Kohlen- saure, ist jedoch sehr gering und in der Regel, z. B. beim Verbrennen der Filtra mit oxalsaurem Kalk, pro- portional der Gewiclitsvermelirung durch den kleinen Riickhalt von Kohle. W i l l marl den Kalk durch hef- tiges Gliihen in atzenden ICallr verwandeln, SO murs man ihn nach dem Gliihen mit etwas Wasser benetzen und nochmals heftig gluhen. Man erreicht aber nicht leicht, dafs der Kallr ohne alle Gasentwicklung in verdunnter SalzsSure sich aufliist. Noch schwieriger ist es, den Kalkruckstand durch Erhitzen rnit kohlensaurem Am- monialr volllrommen in kohlensauren Kallc zu verjvan- deln. Das Erhitzen des Kalkriiclrstandes mit festem koh- lensauren Ammonialr fruchtet wenig, und selbst, wenn man etwas Wasser hinaufiigt, dieses langsam verdampft und nun wieder schwach erhitzt, bleibt der Ruckstand stark allralisch. Am genauesten ist es immer, wenn man die Bestimmung des Kallis nach dem bis zur hellgrauen Farbe gegliihten Riiclrstande nicht gelten lassen will, den Ruckstand in verdiinnter Salpetersaure aufzuliisen, die geringe Menge von Kohle durch ein Filtrum zu tren- nen, und nun den Kallr in der W a r m e mit atzendem und lruhlensanrem Ammoniak zu fallen. Den Nieder- schlag wlscht man mit ammonialralischem Wasser aus, troclrnet und erhitzt ihh dann schwach. In der Flus- sigkeit bleibt nur eine mit Oxalsaure Iraiim zu erken- nende Spur von Kalk zuriick. Als der Ruckstand \-om Gliihen 1,0 Grm. des Bpfelsauren Kalks auf diese Weise bebandelt worden, ergab sich ein Kalkgehalt von 13,10 Proc., also um 0,4 Proc. geringer, a19 nach der ersten Bestimmung.

Die culetzt erhaltene Menge des Kalks entspricht volllrommen genau der Formel Ca 0, Aq + + 8 aq. fiir unser Kalksalc, also derselben, welche R i ch a r d s o n

291 PVackenroder : Ucber sauren apfels . K a k

und M e r c d o r f berechneten, und welche auch aus einer der friiheren Analysen B r a c o n n o t’s (s. Gnielin’s Handb. 11. p . 1/36> abeuleiten ist. Dieser einbasiache oder saure Epfelsaure Kallr liist sich nur in heirsem Wasser ziem- llich leicht auf. Dagegen ist e r in Alliohol von 96 + selbst i n der Siedliitze so gut wie ganz unliislich. Auch wassri- ger Weingeist, etwa von ‘70 S, liist ihn beim Kochen nur theilweise auf, und 1%st ein pulvriges, in Wasser nur wenig liisliches Sale von neutralem apfelsaureri ICalli zu- riiclr. Erbaltet die starlie same weingeistige Aufliisung, so Brystollisiren Bleine, aber vollsdndige, seclisscitige, zweifliichig zugesch~irfte,glasgl~n~,~nde,durchsichti~e Pris- men Bus, ivelche nichts andars sein liiinnen, als der obige mure apfelsaure ICallr. Die Krystalle verschwinden aber wieder, so wie der Weingeibt an der Luft verdunstet und die Aiifliisung miissriger wird. Nach allnililiger Ver- danipfung des Wsssers hinterbleiht ein in feineri Nadeln krystallisirtcs Salz mit einem fliissig bleiberiden syrup- artigen Riiclrstande. Jenes Saiz eeigt sich nicbt minder Iralkhaltig, als der unlirystallisirte Ruckstand, und beide Biinnen als iibersaure Kallisalae angesrhen werden. Of- fenbar ist, was man auch bei Pflanzenanalysen zu be- merlilen Gelegenheit hat, das lrrgstallisirte saure Kalli- salz fihiw einen Theil seiner SSure in Verbindung niit ,.. Kallr an wussrigen Weingeist ahzutreten. Das iibersaure Kalksale giebt dagegen an Allrohol von 96 $ fast gane reine AepfelsSure ab. Beim Erhiteen lrocht es heftig, giebt ersticlrend soure D:mpfe aus, uiid liinterlgrst nur sehr wenig liohlensauren Ralk.

-*- Beinerkungen iiber verschiedene Gegen-

stiinde ; vom

Apotheker BolEe in Angermiinde.

Bereitung der Calcaria sulphurato -s t ibiata. _ -

B e f o l g t man bei Bereitung dieses Praparats die Vor- schrift der Pharm borussica, ho gelingt es selteri, den