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Uber die normale Cerebrospinal-Fliissigkeit des Kaninchens. Von Michio Kasahara. (Aus der Universit~ts-Kinderklinikzu Kyoto-Japan [Direktor: Prof. Dr. I. Hirai].) (Eingegangen am 20. Juli 1923.) In Bd. 66, 1921, dieser Zeitschrift hat F. Plaut fiber eine )Sethode zur Liquorgewinnung beim lebenden Kaninchen berichtet. Die Me- rhode zur Gewinnung des Liquors beim Versuchstiere (Kaninehen, Hund und Katze), deren wir uns in unserem Laboratorium bedienen, ist die Yamaokasche. Yamaoka hat 1915 durch Tierexperiment gezeigt, dai~ es mSglich ist, mittels suboccipitaler Punktion den Liquor beim lebenden Kaninchen leicht zu gewinnen. Vermittels dieser Methode babe ich mich seit 1916 mit den experimentellen Untersuchungen fiber den Kaninchenliquor beseh~ftigt. Im folgenden mSchte ich fiber die Ergebnisse der Liquorunter- suchung einer Anzahl yon normalen Kaninchen berichten. Technik. Die Teehnik der Suboecipitalpunktion maeht keine Schwierigkeiten, vorausgesetzt, dab man dabei einige Vorsichtsma]regeln innehi~lt. GewShnlich wird die Suboccipitalpunktion in folgender Weise vor- genommen: Die Kaninehen werden ohne Narkose in Bauehlage am Versuehstisch fixiert. Man entfernt den Tieren die Haare am Naeken- teile in einem mi~l~ig groBen Felde. Der Sehi~del mu~ so abgebogen werden, dab der Kiefer seharf auf die Brust gebeugt ist. Man punktiert an der Stelle zwischen oberem Rand des Atlas und Oceiput. Die passende Punktionsstelle hat Plaut sehon sehr genau beschrieben. Die Punk- tionsnadel ist ca. 2 cm lang und hat einen Durchmesser yon 1 mm. Die Spitze wird kurz abgeschliffen. Indem man die Nadel zwisehen Daumen und Mittelfinger der rechten Hand hi~lt, sticht man direkt vor dem eingedrfickten linken Zeigefinger senkrecht in die Haut ein. Wi~hrend des Vordringens richter man die Spitze der Nadel etwas kopfw~rts. Das Eindringen der Punktionsnadel in das Ligamentum obturatorium wird dureh einen gewissen Widerstand, den die Nadel finder, angezeigt. Beim Kaninchen tritt die Nadel in einer Li~nge yon 0,8--1,5 cm ein. Es treten nun einige Tropfen Liquor aus. Aspi-

Über die normale Cerebrospinal-Flüssigkeit des Kaninchens

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Page 1: Über die normale Cerebrospinal-Flüssigkeit des Kaninchens

Uber die normale Cerebrospinal-Fliissigkeit des Kaninchens.

Von Michio Kasahara.

(Aus der Universit~ts-Kinderklinik zu Kyoto-Japan [Direktor: Prof. Dr. I. Hirai].)

(Eingegangen am 20. Juli 1923.)

In Bd. 66, 1921, dieser Zeitschrift hat F. Plaut fiber eine )Sethode zur Liquorgewinnung beim lebenden Kaninchen berichtet. Die Me- rhode zur Gewinnung des Liquors beim Versuchstiere (Kaninehen, Hund und Katze), deren wir uns in unserem Laboratorium bedienen, ist die Yamaokasche. Yamaoka hat 1915 durch Tierexperiment gezeigt, dai~ es mSglich ist, mittels suboccipitaler Punktion den Liquor beim lebenden Kaninchen leicht zu gewinnen. Vermittels dieser Methode babe ich mich seit 1916 mit den experimentellen Untersuchungen fiber den Kaninchenliquor beseh~ftigt.

Im folgenden mSchte ich fiber die Ergebnisse der Liquorunter- suchung einer Anzahl yon normalen Kaninchen berichten.

Technik.

Die Teehnik der Suboecipitalpunktion maeht keine Schwierigkeiten, vorausgesetzt, dab man dabei einige Vorsichtsma]regeln innehi~lt. GewShnlich wird die Suboccipitalpunktion in folgender Weise vor- genommen: Die Kaninehen werden ohne Narkose in Bauehlage am Versuehstisch fixiert. Man entfernt den Tieren die Haare am Naeken- teile in einem mi~l~ig groBen Felde. Der Sehi~del mu~ so abgebogen werden, dab der Kiefer seharf auf die Brust gebeugt ist. Man punktiert an der Stelle zwischen oberem Rand des Atlas und Oceiput. Die passende Punktionsstelle hat Plaut sehon sehr genau beschrieben. Die Punk- tionsnadel ist ca. 2 cm lang und hat einen Durchmesser yon 1 mm. Die Spitze wird kurz abgeschliffen. Indem man die Nadel zwisehen Daumen und Mittelfinger der rechten Hand hi~lt, sticht man direkt vor dem eingedrfickten linken Zeigefinger senkrecht in die Haut ein. Wi~hrend des Vordringens richter man die Spitze der Nadel etwas kopfw~rts. Das Eindringen der Punktionsnadel in das Ligamentum obturatorium wird dureh einen gewissen Widerstand, den die Nadel finder, angezeigt. Beim Kaninchen tritt die Nadel in einer Li~nge yon 0,8--1,5 cm ein. Es treten nun einige Tropfen Liquor aus. Aspi-

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riert man dabei ganz langsam mit der Injektionsspritze, gewinnt man etwa 1,0--1,5 ccm Liquor, nieht selten noch mehr. Tiere erholen sich schnell yon der Nachwirkung der Punktion.

Druck. Die Druckmessung geschieht am besten mit dem Wassermanometer.

Nachdem der erste Tropfen Liquor herausgeflossen ist, verbindet man die Punktionsnadel durch ein kurzes Stiick Gummischlauch mit einer engen (1 mm weiten) GlasrShre und toilet die senkreehte Strecke vom Niveau der Einstiehstelle bis zum Fltissigkeitsspiegel. Mit dieser Methode gemessen, betr~gt der physiologische Druek 40 bis 110 mm H~O. Die Atmungssehwankung betri~gt bis 15 ram.

Menge. Grol~e Sehwierigkeit bietet did Bestimmung der Menge. Man kann

gewShnlieh 1,0--1,5 cem Liquor ohne Blutbeimischung gewinnen.

Aussehen und spezi/isches Gewicht. Der normale Liquor des Kaninehens ist eine vollkommen wasser-

klare, farblose, nieht gerinnende Fliissigkeit. Das spezifisehe Gewieht betragt meist 1005.

Reaktion. Der Kaninchenliquor reagiert gegen Laekmuspapier sehwaeh alka-

liseh. Wir verfahren zur Bestimmung der Alkaliniti~t in folgender Weise: 1 cem Liquor wird dutch Zusatz yon einem Tropfen 0,2 proz. ~ethylrotlSsung vermischt," dann wird mit n/100-H2SO a titriert. 1 ccm Liquor bedarf zur Neutralisation an 2,3--2,7 c e m n / 1 0 0 - I ~ 2 S O 4.

Kiirzlieh hat Dr. Ohi im hiesigen Laboratorium die aktuelle Reaktion des Kaninehenliquors, d.h. die Konzentration an freien Wasserstoff- ionen mittels der Gaskettenmethode nach Michaelis bestimmt. /q'ach seiner Angabe ist PH des normalen Kaninehenliquors ca. ~ 7,40--7,55.

Kohlensduregehalt. Dr. Nagasawa hat den Kohlensi~uregehalt des Liquors naeh der

van Slykeschen Methode bestimmt und dabei gefunden, dal~ beim normalen Kaninchen der Kohlensi~uregehalt zwisehen 41,2---48,5 Volumprozent sehwankt.

Chemisches Verhalten. Normaler Kaninehenliquor enthi~lt 0,015--0,019% Albumen (naeh

der Brandbergschen Methode). Mit dem normalen Liquor fallen alle Globulinreaktionen negativ aus. Der Zuckergehalt schwankt zwisehen 0,059--0,050~o (naeh der Bangschen Mikromethode).

Der Kochsalzgehalt betri~gt normalerweise 0,6--0,73%. Nach der Untersuchung yon Okuni enthi~lt der normale Kaninchenliquor 5,6 bis 16,8 mg Harnstoff (naeh der Marschallschen Ureasemethode).

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Cytologisches Ferhalten.

I n der normalen Cerebrospinalfliissigkeit befindet slch nut eine gcringe Zahl yon Zellelementen, und zwar sind es fast nu t L y m p h o , cyten. Ihre Menge be t rag t 0 - - 5 in 1 cmm, untersucht nach der Fuch8. Rosenthalschen Methode,

Zusamn~en/assu'a.q.

1. Die Y a ~ o k a s c h e Metilode zur Liquorgcwimmng beim Versuchs- tiere zeichnet sich durch aui3erordentlich einfache Ausffihrbarkeit aus.

2. ])as Resu]tat der Liquoruntersuchung beim normalen Kaninchen ist folgendes:

Druek: 40--110 ram. [ Globulinreaktion: - - Aussehen: wasserklar. ] Chloride: 0,6--0,73%. Spezifisches Gewicht: 1005. I Zucker: 0,050--0,057~o. Reaktion: alkalisch. I Harnstoffe: 5,6--16,8 rag. Gesamteiwei~gehalt: 0,015--0,019~ . Zellen: 0--5 in 1 cmm,