18
XI. Arbeiten aus dem Laboratorium fiir cxperimentelle Pharmakologie zu Strassburg. 64. Ueber die Unver~nderliehkeit des Kohlenoxydes und tier 0xals~ure im thierisehen 0rganismus. Von Dr. Gaetano Gaglio aus Girgenti. Bckanntlich ist der Sauerstoff im arteriellen Blute ebenso inactiv wie in der atmosph~irischen Luft. Dcnnoch werden beim Dureh- str~men des sauerstoffhaltigen Blutes durch lebende Gewebe die kr~ftigsten Oxydationen hervorgebracht. Diese Thatsaehe l~isst sich nur durch die Annahme erkliiren, dass in den thierisehen Geweben entweder der Sauerstoff in die active Form tibergeftihrt wird oder die schwer oxydirbaren Substanzen in lcicht verbrennliche umge- wandelt, d. h. zur Spaltung des inactiven SauerstoffmolekUls bef~hifft werdcn. Zur Entschcidung der Frage, ob die Oxydation schwer verbrenn- lieher Substanzen im Organismus sich in der einen oder der anderen Weise vollzieht, kann das Verhalten solcher Verbindungen beitragen, yon denen man annehmen darf~ dass sic im Organismus nicht in leieht oxydirbare Stoffe umgewandelt werden und dem entsprechend dort nut durch prim~tr activen Sauerstoff einer Oxydation unterliegen kiinnen. Zu dieser Kategorie yon Verbindungen scheinen vor alien die Oxals~iure und das Kohlenoxyd zu ffehSren. Wenn diese Substanzen im Organismus mit einiger Leichtigkeit oxydirt werden, so darf man annehmen, dass dabei activer Saaerstoff betheiligt ist. Werden diese Stoffe dagegen naeh ihrer Einverleibunff ganz unver~ndert wieder ausgeschieden, so daft man sehliessen, dass der active Sauerstoff bei den Oxydationen im Organismus keine Rolle spielt, und diesen Vor- gi~ngen dort nut solche Substanzen unterworfen sind, welche unter Archly f, experiment. Pathol. u. Pharmakol, XXIL Bd. 16

Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

XI.

Arbeiten aus dem Laboratorium fiir cxperimentelle Pharmakologie zu Strassburg.

64. Ueber die Unver~nderliehkeit des Kohlenoxydes und tier 0xals~ure im thierisehen 0rganismus.

Von

Dr. G a e t a n o G a g l i o aus Girgenti.

Bckanntlich ist der Sauerstoff im arteriellen Blute ebenso inactiv wie in der atmosph~irischen Luft. Dcnnoch werden beim Dureh- str~men des sauerstoffhaltigen Blutes durch lebende Gewebe die kr~ftigsten Oxydationen hervorgebracht. Diese Thatsaehe l~isst sich nur durch die Annahme erkliiren, dass in den thierisehen Geweben entweder der Sauerstoff in die active Form tibergeftihrt wird oder die schwer oxydirbaren Substanzen in lcicht verbrennliche umge- wandelt, d. h. zur Spaltung des inactiven SauerstoffmolekUls bef~hifft werdcn.

Zur Entschcidung der Frage, ob die Oxydation schwer verbrenn- lieher Substanzen im Organismus sich in der einen oder der anderen Weise vollzieht, kann das Verhalten solcher Verbindungen beitragen, yon denen man annehmen darf~ dass sic im Organismus nicht in leieht oxydirbare Stoffe umgewandelt werden und dem entsprechend dort nut durch prim~tr activen Sauerstoff einer Oxydation unterliegen kiinnen.

Zu dieser Kategorie yon Verbindungen scheinen vor alien die Oxals~iure und das Kohlenoxyd zu ffehSren. Wenn diese Substanzen im Organismus mit einiger Leichtigkeit oxydirt werden, so darf man annehmen, dass dabei activer Saaerstoff betheiligt ist. Werden diese Stoffe dagegen naeh ihrer Einverleibunff ganz unver~ndert wieder ausgeschieden, so daft man sehliessen, dass der active Sauerstoff bei den Oxydationen im Organismus keine Rolle spielt, und diesen Vor- gi~ngen dort nut solche Substanzen unterworfen sind, welche unter

A r c h l y f, experiment. Pathol. u. Pharmakol, XXIL Bd. 16

Page 2: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

236 XI. Gx(~L~o

dem Einfluss der Gewebe zur Aufnahme des Sauerstoffes geeignet~ d. h. leicht verbrennlich werden.

L Das Verhalten des Kohlenoxydes im Organismus.

Die Frage you der Oxydirbarkeit des Kohlenoxydes im Orga- nismus ist nicht neu, sondern bereits vielfach discutirt und umstritten. Indessen gestatten die bisher dariiber ausgefiibrten Untersuchungen keine sichere Beantwortung derselben. Im Allgemeinen besteht die Ansicht, dass bei Vergiftungen mit Kohlenoxyd letzteres theils zu Kohlens~iure verbrannt, theils unveriindert ausgeschieden wird. Diesr AuffassuDff erkl~rt zwar manchen Erfuhrungssatz und versiihnt ent- gegengesetzte Meinungen, entscheidet abet die Sache nicht endgtiltig und l~sst daher genauere Untersuchungen tiber die Menge des un- ver~ndert ausgeschiedenen Kohlenoxydes nothwendig erscheinen, auch wenn man dabei nicht die Frage fiber die Art des Zustandekommens der Oxydationen im Organismus im Auge hat. - - Die Versuehsan- ordnung, die ich zur Entscheidung dieser Frage wiihlte, ging darauf aus, ein Thier wie bei physiologischen RespirationsVersuchen in einem geschlossenen Raume derartig athmen zu lassen, dass der verbrauchte Sauerstoff immer wieder ersetzt und die gebildete Kohlensiiure fort- wiihrend entfernt werden konnte. Dann wurde dem Athmungsraum eine genau bestimmte Menge yon Kohlenoxyd zugeftihrt, die so be- messen war, dass das Thier in dieser kohlenoxydhaltigen Luft meh- rere Stunden athmen konnte, bevor die Vergiftung zu Stande kam. Nachdem letztere eingetreten wa 5 wartete ich ein paar Stunden, bis die Symptome einer tiefen Prostration befUrchten liessen, dass das Thief sich nicht mehr erholen werde, falls das Kohlenoxyd nicht sehleunig entfernt wtirde. Das geschah in tier Weise~ dass die koh- lenoxydhaltige Luft aus dem Athenraum abgesaugt und erst dureh reinen Sauerstoff und hcrnach dutch atmosphitrische Luft ersetzt wurde. Dieses Durchleiten dauerte mehrere Stunden, bis das Thief sich vollkommen erholt hatte. Die aus dem Athemraum aspirirte Luft wurde zuerst mittelst Kali vollsti~ndig yon Kohlensiiure befreit und gelangte dann in eine gewiihnliche, mit Kupferoxyd geftillte und im RothglUhen erhaltene Verbrennungsriihre, in der die Verbrennung des Kohlenoxydes zu KohlensKure stattfand. Das weitere Verfahren war das gleiche wie bei einer Elementaranalyse. Der aus der Ver- brennungsrtihre austretende und dutch Chlorcalcium yon jeder Spur yon Wasser befreite Luftstrom passirte zuletzt einen Kaliapparat, in welchem die Absorption der aus dem Kohlenoxyd gebildeten Kohlen-

Page 3: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unver~nderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxals~ure u. s.w. 237

s~ure erfolgte. Aus der Menge der letzteren liess sich dann die Quantit~t des aus dem Athemraum unver~tndert fortgefiihrten Kohlem oxydes berechnen. Der Werth, den die nach dieser indireeten Me- thode der Bestimmung des Kohlenoxydes erlangten Resultate bean- spruehen dtirfen, h~ngt lediglieh yon der Constanz der letzteren und yon sorgfaltig ausgefiihrten Controlversuchen ab. Die Fehlerquelle, die vor allen anderen zu ftirchten war, konnte dadureh herbeigeftihrt werden, dass w~thrend des Versuehes yon dem Thief selbst yon der

Haut , durch die Lungen und insbesondere aus dem Darm Sumpfgas oder andere Kohlenwasserstoffe ausgeschieden und in der Verbren- nungsrShre zu Kohlens~ture verbrannt wurden. Bekanntlieh hahen zuerst R e g n a u l t und R e i s e t bei ihren Respirationsversuchen an Wiederk~tuern bedeutende Mengen yon Sumpfgas gefhnden, w~hrend es bei Schweinen und Truthtihnern fehlte. Kleine Mengen yon Methan wiesen P e t t e n k o f e r und V o i t 1) in dem Respirationsraum yon Hunden naeh. C o l a s a n t i 2) land es bei Meersehweinehen nut w~th- rend der Verdauung. Im niiehternen Zustande gaben dagegen diese Thiere niehts oder nur Spuren yon diesem Gas an den Respirations- raum ab.

Ich stellte meine Versuche an Kaninehen und nut einmal an einer Taube an. Bevor die Thiere zu den Versuchen verwendet wurden, liess ich sic 2 Tage hintereinander hungern, um den Ab- gang yon F~ces und damit den Austritt yon Darmgasen zu verhiiten. Bei den Kaninchen wurde vor dem Versueh aueh die Harnblase dutch AusdrUcken entleert. Als ich den Versueh an derartig vor- bereiteten Thieren in der oben angcdeuteten Weise, jedoch ohne Zu- satz yon Kohlenoxyd ausflihrte, fand etweder gar keine Gewiehts- zunahme des Kaliapparates statt, der zur Absorption der dutch Ver- brennung gebildeten Kohlens~ture bestimmt war, oder sie betrug~ wenn sit vorkam, nur 2--3 mg. Es durfte daraus geschlossen wer- den~ dass unter solchen Verh~tltnissen entweder gar keine Kohlen- wasserstoffe in den Respirationsraum gelangen oder nur so geringe Mengen, dass sit das Resultat der geplanten Versuehe nieht zu trU- ben verm~gen. Auch die Uebereinstimmung der Resultate der ein- zelnen Versuehe maeht das Vorhandensein anderer Fehlerquellen sehr unwahrscheinlieh.

Die specielle Anordnung des Apparates, mit dem ich diese Ver- suche ausftihrte, war iblgende.

1) Sitzungsbericht der bayer. Academie der Wissenschaften. Mai 1883. 2) Ueber den Einfluss der umgebenden Temperatur auf den Stoffweehsel der

Warmbliiter. Archiv fiir die gesammte Physiologie. 14. Bd. S. 92. 1877. 16"

Page 4: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

238 XI. GAGLIO

Zur Aufnahme des Thieres diente eine Glasgloeke yon 15 Liter Gehalt, welehe im oberen Theil mit einem Tubulus und doppelt durehbohrtem Kautschukpfropf versehen war. Die eine Bohrung des letzteren stand mit einem Manometer in Verbindung, welches den Druck im Inneren der Gloeke anzeigte, in der anderen befand sich die zum Absaugen der Gase aus dem Athemraum bestimmte Glasr(ihre.

Die Glasglocke ruhte auf einer lackirten Seheibc aus Holz~ die nach Art eines Sehemels mit kurzen Ffissen und mit einer tiefen, dem Umfang der Gloeke entsprechenden Rinne versehen war, in weleher sich der Rand der Glocke unter Quecksilberabschluss befand.

Dig Holzscheibe wurde yon zwei luftdicht eingeftigten Glasri~hren durchbohrt, yon denen die eine ftir die Zufuhr yon Kohlenoxyd, Sauerstoff und Luft~ die andere zur Entfernung der vom Thier aus- geschiedenen Kohlensaure diente. Die Vorrichtung zur Absorption der letzteren bestand aus 2 tubulirten Flasehen von je I Liter In- halt, welehe mittelst eines an jeder Flasehe seitlich in der Niihe des Bodens befindlichen Tubulus durch einen langen Kautsehukschlaueh unter einander verbunden waren. Die eine dieser Flaschen commu- nicirte mittelst ihres oberen Tubulus und einer Kautschukriihre mit dem Respirationsraum~ dig andere war unverschlossen und mtindete in freier Luft. Jede dieser Flasehen war bis zu ~/3 ihres Inhaltes mit concentrirter Kalilauge geflillt. Dutch Heben und Senken der freien~ nieht mit der Glocke in Verbindung stehenden Flasche konnte das Niveau der KaliliJsung in der Flasche verandert und dig Luft des Athemraumes dutch Aspiration beliebig oft mit der Kalilauge in Berlihrung gebracht werden. Um die Absorption der ausgeathmeten Kohlensliure noeh mehr zu begtinstigen, befand sich auf dem Boden der Glasgloeke gin weites, flaches Gefliss, welches mit einem Draht- netz aus Eisen bedeckt war, auf welehem das Thier seinen Stand hatte. Diese Von~chtung gentigte~ um cine sch~tdliche Anh~ufung yon Kohlensi~ure in der Gloeke zu verhtiten.

Die zweite, in den Holzboden der Gloeke eingeftigte R(ihre stand mit einem T-Rohr in Verbindung, yon dem der eine Sehenkel ftlr die Zufuhr von Sauerstoff, der andere far die yon Kohlenoxyd diente. Zwischen Gloeke und Sanerstoffgasometer war eine mit Kalilauge geftillte und als MUll e r'sches Ventil wirkende Wasehflasehe einge- sehaltet, dig den Austritt yon Luft aus dem Athemraum verhinderte. Das Abmessen und die Zufuhr yon Kohlenoxyd gesehah mittelst einer B u n t e'schen Gasburette. Das Kohlenoxyd wurde, his auf einen Fall, in welehem Blutlaugensalz zur Anwendung kam, dureh Er- hitzen yon reiner Ameisensi~ure mit concentrirter Sehwefelsi~ure dar-

Page 5: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unveriinderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsiture u. s.w. 239

gestellt und mit Kalilauge gewasehen. Naehdem die Entwieklung I - - 2 Stunden gedauert hatte, wurde das Gas in der Bunte ' sehen Burette aufgefangen und gemessen.

Bevor die aus der Glocke austretende Luft in die Verbrennungs- riihre gelangte, hatte sie erst 2 mit sehr coneentrirter Kaliliisung geftillte Waschflaschen und sodann 2 mit KalistUcken gefiillte Ab- sorptionseylinder zu passiren. Die Controlversuehe lehrten, dass dutch diese Absorptionsvorrichtungen die Kohlensaure vollst~indig zurtick- gehalten wurde. Zum Troeknen der aus dem Verbrennungsofen austretenden Gase gcnUgte Chlorcalcium allein nicht; sie mussten ausserdem eine 4 - - 5 cm lange Sehicht yon Phosphors~ureanhydrid durehstreichen. Im Uebrigen wurde Alles in der bet ether Verbren- nungsanalyse iiblichen Weise ausgefiihrt.

Die Herstellung und Handhabung dieses complicirten Apparates bot anfangs mancherlei Schwierigkeiten, die besonders darin bestan- den, dass eine Genauigkeit wie bet ether Elementaranalyse verlangt wurde 7 w~hrend durch die Absorptionsriihren binnen 3 - - 4 Stunden 50--60 Liter Luft durchtreten mussten. Dabei konnten Spuren yon Kohlens~ure und Wasser, welche nicht absorbirt wurden, den ffanzen Versuch vereiteln oder zu den ffriissten lrrthUmern Veranlassung geben. Durch eine langere Uebung liessen sich alle diese Schwie- rigkeiten allmahlich vollstandig tiberwinden, bis schliesslich die Aus- ftihrung des Versuches stets mit Leichtigkeit und Sieherheit gelang. Hierbei, sowie im Laufe der ganzen Untersuchung hatte ieh reich unausgesetzt der Htiffe des Herrn Privatdocenten Dr. v. S c h r o e d e r , damaligen Assistenten des pharmakologischen Institutes, zu erfi'euen, dem ich daftir in Erftillung ether angenehmen Pflieht meinen tief- geftihlten Dank ausspreehe.

Im Folgenden sind die yon mir mit Htilfe dieser Methode aus- gefiihrten Versuche im Einzelnen aufgeftihrt.

Versueh 1.

Unter der Glocke ein Kaninchen. Aus derselben werden 3--4 Liter Luft durch Aspiration entfernt und durch Sauerstoff ersetzt. Die Ge- sammtmenge des zugesetzten Kohlenoxydes betragt, feucht gemessen, 90,5 cem bet 12 o und 0,752 m Barometerdruek~ entspreehend 0,1044 g Kohlenoxyd.

Um 9 h. 30 m. wird die erste Portion yon 40 ecru Kohlenoxyd zu- geftihrt. Wenige Minuten darauf zeigt das Thier grosse Unruhe~ die Ohren werden aufgeriehtet und sind geriithet.

l~aeh 1--2 Stunden wird das Thier ruhiger. Um 12 h. ist das Kaninehen sehr hinfallig, halt sieh schleeht auf

den Beinen und sttitzt die Sehnauze gegen die Wand der Gloeke; die

Page 6: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

240 XI. GA~LIo

Sehleimhi~ute sind geriithet und aus dem Maul fliessen ehige Tropfen Speiehel.

Um 121/2 h. ist das Thier viillig bewegungslos, die Respiration we- niger frequent~ abet tiefer als normal. Aus dem Gasometer sind bisher etwa 1~5 Liter Sauerstoff verbraueht. Es wird jetzt die H~tlfte der Luft aus der Gloeke in die Verbrennungsrtihre aspirirt und dureh Sauerstoff ersetzt.

Um 1 h. erholt sieh das Thier. Es werden weiter 50,5 eem Kohlen- oxyd zugesetzt.

Um 2 h. ist das Thier wieder stark vergiftet. Es beginnt das Ab- saugen der Luft aus der Glock% w~hrend in diese atmospharisehe Luft eingelassen wird.

Um 3 h. hat sieh das Thier auf die Ftisse gesetzt~ erseheint aber noeh sehwaeh und hinfallig. Das Absaugen der Luft aus der Gloeke wird gleiehmiissig fortgesetzt.

Um 7 h. hat sieh das Kaninchen vifllig erholt und ist ganz taunter. Der Versuch wird beendet. Die Luft der Gloeke war etwa 5 real er- neuert worden.

Die W~gung des Kaliapparates ergab 0~1590 g dureh Verbrennung gebildeter Kohlensaure, entspreehend 0~101 ! CO.

Zugesetzt waren 0~1044 g CO Wiedergefunden sind 0,1011 -- :

Der Verlust betr~gt demnaeh 0,0033 g CO oder 3~1 Prec. der zugesetzten Menge.

Yersuch 2,

Kaninehen. Beginn des Versuehes um 9l/2 h. Die Menge des an- gewandten Kohlenoxydes betrug~ feueht gemessen, 37~02 ecru bei 7,5 o und 0~752 m Barometerdruek, entspreehend 0~0442 g CO. Bis 4 h. bleibt das Thier ruhig, dann beginnen die Vergiftungssymptome: das Kaninehen wird dyspnoiseh, li~sst den Kopf sinken und fitllt auf die Seite. Naeh- dem sieh dieser Zustand ausgebildet hat~ beginnt das Absaugen der Luft aus der Gloeke und wird um 7 h. beendet~ wobei das 4f ache Luftvolum den Athemraum passirte. Das Thier hatte sieh inzwischen vifllig erholt.

Es wurden erhalten 0,0680 g C0~, entspreehend 0~0432 g C02.

Es waren zugesetzt 0,0442 g CO Wieder erhalten wurden 0,0432 = --

Der Verlust betr~tgt demnaeh 0,0010 g CO oder 2~2 Prec. tier angewandten Menge,

Yersueh 8.

Kaninehen. Anfang um 8 h. Morgens. Gesammtmenge des in zwei Portionen in einem Zeitintervall yon 3 Stunden zugesetzten Kohlenoxydes, feueht gemessen, 105~72 ecru, bei 10~0 ~ und 0~753 m Barometerdruek~ entsprechend 0~1237 g CO.

Page 7: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unveri~nder]ichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsaure a. s.w. 241

Das Thier zeigte yon 3 h. ab schwere Vergiftungserseheinangen. Das Absaugen der Luft aas tier Glocke begann um 31/2 h. und wurde nach 5 maliger Erneuerang des Luftvolums um 61/2 h. beendet. Das Ka- ninehen hatte sieh seit 2 Stunden viillig erholt.

Gefunden wurden 0~1865 C02~ entspreehend 0~1186 g CO.

Es waren zugesetzt 0~1237 g CO Wiedererhalten warden 0~1186 ~

Der Verlust ist demnach 0~0051 g CO oder 4~1 Proe. der angewandten Menge.

Der etwas grSssere Verlust in diesem letzten Versuche liess den Zweifel aufkommen, ob das Absaugen zureichend gewesen and ob nieht infolge dessert ein Rest yon Kohlenoxyd in der Gloeke zurUck- geblieben war. In diesem Falle konnten die erlangten guten Resul- tate blos auf Zufall beruhen, denn es blieb immerhin die MSglieh- keit bestehen, dass die erhaltene und gewogene Kohlens~ture auch noch einer anderen Quelle entstammte. Es erschien daher nothwen- dig, die sammtliche Luft aus der Glocke in sicherer Weise in das Verbrennungsrohr zu bringen. Das wurde in den beiden fblgenden Versuchen dadurch erreieht, dass ich die Luft aus der Glocke erst 2 - - 3 real in der gewShnlichen iWeise absaugte and dann bei fort- gesetzter Aspiration start der atmosphlirischen Luft Wasser in die Gloeke einstr~men liess. Dabei ging das Thier dureh Ertrinken zu Grunde.

Versuch 4.

Kaninehen. Beginn des Versuches um 9 h. Vormittags. Gesammt- menge des zugeftihrten Kohlenoxydes~ feucht gemessen~ 106,72 eem~ bei 12 o und 0,755 m Barometerdruck, entspreehend 0,1223 g CO.

Das Kohlenoxyd wurde in 3 Portionen in die Gloeke eingefilhrt, die erste Portion yon 40 ecru bei Beginn des Versaches~ die zweite von 30 ecru um 12h. and der Rest am 121/2 h.

Um 11/4 h. ist das Kaninehen sehwer vergiftet~ es liegt bewegungslos auf der Seite~ die Respiration ist selten and tier. Aus dem Gasometer sind 31/2 Liter Sauerstoff verbraaeht.

Nachdem die Luft in der Gloeke durch Absaugen 2 real erneaert war und nachdem sieh das Thier seit ein paar Standen vSllig erholt hatt% begann um 4 h. das Einsaugen von Wasser in die Gloeke und war um 6 h. beendet.

Es warden erhalten 0~1880 g CO:~ entsprechend 0~1196 g CO.

Es waren zugesetzt 0~1223 g CO Wiedergefunden warden 0~1196 -- --

Der Verlast betriigt demnaeh 0~0027 g CO oder 2~2 Proc. der angewandten Menge.

Page 8: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

242 XI. Gx(~o

Versuch 5,

Der Versuch wurde an einer T a u b e ausgeftlhrt, die seit 2 Tagen kein Futter erhalten hatte. Vorher Uberzeugte ieh mieh~ dass aueh die- ses Thier keine bei der Verbrennung Kohlensiture liefernden~ gasfiirmigen Produete ausschied.

Um 8 h. Morgens Beginn des Versuehes. Gesammtmenge des in 2 nahezu gleichen Portionen zugeftihrten Kohlenoxydes, feueht gemessen~ 105~72 ecm bei 150 und 0fl56 m Barometerdruck, entsprechend 0~1204 g CO.

2 Stunden naeh Zusatz der ersten Portion Kohlenoxyd treten die ersten Erseheinungen der Vergiftung auf: das Thier wird unruhig~ hi~lt sieh kaum auf den Ftissen und ]iegt schliesslieh ganz auf der Seite; die Respiration ist selten und tief. Jetzt wird ein Theil der Luft aus der Glocke abgesaugt und erst dutch Sauerstoff und dann dureh atmospha- risehe Luft ersetzt, worauf die Taube sieh bald yon der Vergiftung er- holt. Sodann wird die zweite Portion Kohlenoxyd zugeftlhrt.

Um 2 h. beginnt das abermalige Absaugen der Luft aus der Gloeke~ naehdem die Taube seit 1 Stunde schwer vergiftet ist. Darnaeh stellt sich infolge der Zufuhr friseber Luft bald Erholung ein~ die naeh einer halbert Stunde vollstiindig ist.

Die Gloekenlnft wurde erst 2real erneuert and dann Wasser ein- gelassen. Ende des Versuehes um 61/2 h.

Erhalten wurden 0~1840 g CO~, entspreehend 0~1170 g C0. Es waren angewandt 0~1204 g CO Wiedergefunden sind 0,1170 -- --

Der Verlust betragt demnaeh 0,0034 g C0 oder 2~8 Proe. der angewandten Menge.

Wie gering und besonders wie constant der Verlust an zuge- ftlhrtem Kohlenoxyd in den cinzelnen Versuchen ist, zeigt die fol- gende Zusammenstellung:

I. II. llI. IV. V. l~littel. 3~1 Proe. 2~2 Proe. 4,1 Proe. 2~2 Proe. 2~8 Proe. 2~8 Proe.

Aus diesen Resultaten darf geschlossen werden, dass weder das Kaninchen, noch die Taube in ihrem 0rganismus Kohlenoxyd zer- stiffen, wenn sie w~hrend 6--7 Stunden in einer jenes Gas enthal- tenden Atmosphiire athmen und dabei, selbst 2real hintereinander, schwerer vergiftet werden.

Der kleine Verhst yon 2--4 Proe. Kohlenoxyd ist auf Reehnung der gew(ihnlichen Fehlerquellen zu setzen. Dass dabei keine Zuf~illig- keit obwaltet~ war nach den geringen Schwankungen jener Werthe schon yon vorneherein wahrscheinlich, liess sieh abet dureh den folgenden Versuch noeh besonders erwcisen. Derselbe wurde genau wie die frtiheren ausgefUhrt, jedoch mit dem Unterschiede, dass sieh in der Gloeke kein Thier befand. Die Menge des angewandten Kohlenoxydes betrug~ feueht gemessen, 104~2 ecru bei 14 o und 07756 m

Page 9: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unveri~nderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsiiure u. s.w. 243

Barometerdruck oder 0,1204 g. Erhalten wurden 0,1840 g C02, ent- sprechend 0,1170 g CO. Der Verlust betr~igt daher 0,0034 g CO, oder 2,8 Proc. der angewandten Menge, was genau dem Mittel der Verluste in den Thierversuchen entspricht.

Eine Ox~/dation von KoMenoxyd im Blute lebender ~Ttlere unter den yon mir eingehaltenen Bedingungen kann dalwr nicht angenommen werden.

Unter den yon verschiedenen Seiten tiber die Ausseheidung des Kohlenoxydes angestellten Untersuchungen sind zun~ichst die yon G r ~ h a n t 1) zu nennen. Indess bestimmte derselbe bei Vergiftungen am Hunde, bei welchem das Einathmen mittelst einer maulkorbarti- gen Vorrichtung erfolgte, nur den Procentgehalt des Blutes an Koh- lenoxyd bei einer partiellen Vergiftnng, die Menge dieses Gases in einem bestimmten Volum der Expirationsluft und die Dauer der Ausscheidung. Ob Kohlenoxyd im Organismus zerstiirt wird, l~isst sich aus diesen Versuchen nicht folgern.

P o k r o w s ki 2) und Kr eis 3) konnten naeh der subcutanen In- jection des Kohlenoxydes dieses Gas in der Exspirationsluft nicht nachweisen, wiihrend naeh K r e i s bei der Injection in das Blut ~/5--1/4 davon unverandert ausgeathmet wird. Ebenso beobachtete Z a l e s k i 4) nach der Injection yon Kohlcnoxyd in die Bauehh(ihle yon Katzen das Auitreten desselben in tier Athemluft. K r e i s und P o k r o w s k y fandcn ibrner, dass mit Kohlenoxyd vergiftete Fr(ische und Kaninchen mehr Kohlensiiure ausscheiden als nieht vergiftete. Die Resultate all dieser Versuche lassen sich indess nicht zur Be- antwortung der Frage tiber die Oxydirbarkeit des Kohlenoxydes im Organismus verwerthen. Dass z. B. die Kaninehen yon P o k r o w sk i und die FrSsche yon K r e i s nach der Vergiftung mit Kohlenoxyd mehr Kohlens•ure ausschciden als im normalen Zustande, das be- weist noch nicht eine Umwandlung des ersteren in die letztere. Wenn i~rner yon dem in gr~sseren Mengen (100 eem) an Kaninehen subeutan injieirten Kohlenoxyd keine Spur in der Exspirationsluft auftrat, so fragt es sieh zuni~chst, warum die Thiere niemals Zeichen der Vergiftung erkennen liessen.

Eine besondere Beachtung verdienen die Versuehe yon Kreis~

1) Gaz. m~dic. 1879. Gaz. hebdom, de M~dic. avri11866. 2) Ueber die Vergiftung mit Kohlenoxydgas. Virchow's Archly far pathol.

Anatomie. 30. Bd. 3) Ueber das Schicksal des Kohlenoxydes bei der Entgiftung nach Kohlea~

oxydeinwirkung. Archly ffir die gesammte Physiologie. 26. Bd. S. 425. 1881. 4) Dieses Archly. XX. Bd. S. 34.

Page 10: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

244 XI. GAGLIO

welcher Mause in einen Glascylinder yon 5--7 Liter Gehalt brachte, der Sauerstoff and eine kleine Quantitiit (10 ecru) Kohlenoxyd ent- hielt. Die Thiere, welche mit hTahrung versehen waren, starben naeh 2--4 Tagen. Im Cylinder land sich zu dieser Zeit nieht mehr als 2 - - 3 ccm Kohlenoxyd. Die Blutmenge der M~use ist viel zu gering, um dieses Verschwinden yon 6 - - 8 ccm Kohlenoxyd zu er- kli~ren; K r e i s nimmt daher, gesttltzt auf diese and die tibrigen yon ihm ausgeftlhrten Versuche, eine Verbrennung yon Kohlenoxyd im Organismus an. Allein, auffallend ist es~ dass K r e i s die gleiehen Resultate, fast mit denselben Zahlen, auch an Blench, Mehlwtirmem und K~ifern erhielt. Mir erscheinen deshalb diese Versuche nicht beweisend. Jedenfalls mtissten sie wiederholt und Controlversuche unter den gleiehen Bedingungen, aber mit todten Thieren angestellt werden. Sicherlieh hat K r e i s das Verschwinden einer gewissen Menge yon Kohlenoxyd constatirt, aber nicht bewiesen, dass eine Oxydation desselben zu Kohlensiture stattgefunden hat.

Eine Oxydation yon Kohlenoxyd im sanerstoffhaltigen Blute ausserhalb des Organismus glaubt Max Grub e r t ) nachgewiesen zu haben. Schon P o k r o w s k i 2) hatte gefunden~ dass aus Gemengen yon Sauerstoff- and Kohlenoxydblut das Kohlenoxyd beim Stehen nach einigen Tagen versehwindet. Gr u b e r sehtittelte 4 oder 5 Blut- proben mit verdtinntem Kohlenoxydgas - - ,,verdtinnt deshalb, weU die Oxydationsbedingungen um so gUnstiger sind, je mehr Oxyh~mo- globin relativ zum Kohlenoxydhlimoglobin im Blute vorhanden ist" - - , brachte sodann die 4. oder 5. Probe sogleich in Fodor ' s Apparat and wies darin Kohlenoxyd nach. Die tibrigen Proben blieben wohl- verkorkt stehen. Sehon naeh 4--6sttindigem Stehen war dann das Gas nicht mehr in ihnen zu entdecken. ,,Bei K(irpertemperatur ver- liiuft die Oxydation noeh viel raseher." Zum Nachweis des Kohlen- oxydes im Blute bediente sich G r u b e r der sehr empfindliehen Re- action auf Palladiumchlortir nach dem Verfahren yon F odor.~)

G r u b e r ' s Annahme einer so leichten and glatten Oxydation des Kohlenoxydes im Blute ausserhalb des Organismus steht so wenig in Einklang mit meinen an lebenden Thieren gewonnenen Resultaten~ dass ich es ftir nothwendig erachtete~ seine Versuche zu wiederholen. Ich verfahr dabei in folgender Weise.

1) Ueber den Nachweis und die Giftigkeit des Kohlenoxydes~. s.w. Archiv far Hygiene. I. Bd. S. 145.

2) Virchow's Archiv ftir pathol. Anatomie. 36. Bd. S. 482. 3) Deutsche Yierteljahrschrift ffir 5ffentliche Gesundheitspflege. 12. Bd.

Page 11: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unveri~nderlichkeit des Kohlenoxydes und der 0xals~ure u. s.w. 245

Eine kleine Quantititt Blut wurde fast bis zur Sitttigung mit Kohlenoxyd geschlittelt und 1 - - 2 ccm davon mit 30--40 ccm nor- malem Blur gemiseht. Diese Mischung gab unmittelbar nach ihrer Herstellung mit Palladiumchloriir eine vollkommen dentliche Re- action. Die Liisung yon Palladiumchloriir war nach der Vorschrift yon F o d o r bereitet und enthielt auf 1 Theil des Chlortirs 500 Theile Wasser.

Das Bint wurde naeh der Vorschrift yon F o d o r und G r u b e r mit Wasser verdtinnt, in einen Glaskolben gebraeht, zum Sieden er- hitzt und gleichzeitig ein Luftstrom durchgesaugt, der vor seinem Eintritt in das Blut einen mit Palladiumchlortir geftillten G e is s 1 er- schen Kaliapparat passirte und nach dem Austritt aus dem Ballon erst dutch eine L(isung yon Bleiacetat, dann dureh verdtinnte Sehwe- fels~ure und schliesslich wieder dureh die ebent~tlls in einem Ge i s s l e r - . schen Kaliapparat enthaltene Palladiumchlortirl~isung geleitet wurde. Der Luftstrom brachte vor dem Eintritt in das Blut in dem ersten mit Palladiumli~sung geftillten Kaliapparat wahrend der ganzen Dauer des Versuches nieht die geringste Reduction hervor. Erst viel spii- tcr trat in der ersten Kugel desselben eine r(ithliche F~trbung auf, welche yon der Gegenwart yon Spuren yon Ammoniak abhiingen moehte. Mittelst dieses Verfahrens erhielt ieh bei der Behandlung des crwahnten, frisch bereiteten Gemisches yon normalem und koh- lenoxydhaltigem Blut nach J / 4 - 1/2 sttindigem Durchleiten eine sehr deutliche Dunkelf~irbung der PalladiumlSsung. Wenn dagegen das Blutgemisch vorher 4 - 6 - - 2 4 Stunden in einer verschlossenen Flasche gestanden hatte, so kam die Reaction weder so rasch noeh so deut- lieh zu Stande wie vorher.

Indessen konnte ieh nach mehrsttindigem Durehleiten yon Luft dutch das zum Sieden erhitzte und geschtittelte Blut immerhin eine geringe Reduction des Palladiumchlortirs constatiren. Mir schien es daher, als ob das Kohlenoxyd aus dem Blute nicht verschwunden, sondern nur schwieriger naeh diesem Verfahren aus demselben aus- zutreiben war. Es gelang in der That, diese Vermuthung zu besta- tigen. Man braueht dem gestandenen Blute nur eine concentrirte Liisung yon Kalilauge zuzusetzen und dasselbe dann im Wasserbade zu erhitzen, um die Reaction wieder hervorzurufeu. Ich habe in zahlreiehen und verschiedenartigen Versuchen bei dieser Behandlung mit Kalilauge keinen Unterschied zwisehen der Reduction bei An- wendung des frisehen und des mehrere Stundcn his einige Tage ge- standenen Blutes beobachten ki~nnen. Normales~ d. h. kohlenoxyd- freies Blur giebt, in derselben Weise mit Kalilauge behandelt, beim

Page 12: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

246 XI. Gx~Lio

Durchleiten yon Luft keine Spur yon Reduction der Palladiuml(isung. Dass das blosse Sieden nut sehr sehwer das gesammte Kohlen-

oxyd aus dem Blute frei macht, davon habe ich reich direct tiber- zcugt~ indem ieh mit Kohlenoxyd ges~ttigtes und mit Wasser ver- dtinntes Blut 112 Stunde lang im Sieden erhielt. Ein wenig yon diesem gekoehten Blut wurde darauf mittelst des Verfahrens you F o d o r auf Kohlenoxyd untersueht. Wiihrend 10 Minuten braehte der Luftstrom~ der durch dieses wiederum zum Sieden erhitzte Blut geleitet wurde, keine Spur yon Reduction in der Palladiumliisung hervor. Es gentlgte aber, dem Blute einige Stiicken Kali zuzusetzen~ um die Reduction auf das Deutliehste zum Vorsehein zu bringen. Der Zusatz yon Kali zum Blute macht daher die Methode yon Fo - d o t zum Nachweis yon Kohlenoxyd weir empfindlicher und bietet auch den Vortheil, dass man verdtinntes Blut anwenden kann, ohne durch das Auftreten eines Coagulums gest~irt zu werden, welches ietztere selbst bei der Anwendung yon verdtlnntem Blut Sehwierig- keiten bereitet.

Ieh habe an Stelle der Kalilauge zur Zersetzung des Blutes eon- eentrirte Schwefelsiiure anzuwenden versueht. Allein dieses Ver- fahren ist nicht brauehbar, weil bei der Einwirkung eines Ueber- schusses yon concentrirter Schwefels~ture auf das Blut sich eine kleine Menge Kohlenoxyd oder einer anderen~ PalIadiumehlorfir redueiren- den Substanz entwickelt.

Diese Versuche beweisen, dass auch im sauerstoffhaltigen B h t ausserhalb des Organismus das Kohlenoxyd nicht oxydirt wird.

2. Das Verhalten der Oxals~ure im Organismus.

Wi~hrend die Beobaehtungen und die Literatur fiber das Auf- treten der Oxalsiiure im Harn 1) unter normalen Verh~ltnissen und in Krankheiten reeht zahl- und umfangreiche sind, liegen fiber das Ver- halten der yon aussen dem Organismus zugefiihrten Saure nur ver- einzelte Untersuchungen vor. Man weiss im Allgemeinen~ dass selbst nach der Aufnahme sehr kleiner Mengen mit den b~ahrungsmitteln u. dgh Krystalle des Caleiumoxalates im Harn auftreten. Quantita- tive Bestimmungen seheint indess nur P i o t r o w s k i unter B u e h - h e i m ' s :) Leitung ausgeftihrt zu haben. Er nahm in Gaben yon 5--8 g Oxalsiiure und fand in der 24sttindigen Harnmenge nur 8 bis

1) Vgl. S c h m i e d e b e r g, Oxydationen u. Synthesea im ThierkSrper. Dieses Archiv. XIu Bd. S. 285. 1881.

2) Ygl. Buchheim, Archiv fiir physiologlsche~Heilkuade. 1857. S. 122.

Page 13: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unver/~nderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsi~ure u. s.w. 247

15 Proc. wieder. Indess darf aus diesen Resultaten nieht ohne Weite- res auf eine Verbrennung der Oxals~ure im Organismus gesehlossen werden, weil einerseits die Ausscheiclung in 24 Standen nieht been- det zu sein brauehte und andererseits ein Theil der Oxals~iure als Calciumsalz in den F~ees zurtickbleiben konnte, welche nicht unter- sucht wurden. So ist die Frage fiber das Schieksal der im Orga- nismus zugefiihrten Oxals~ure bisher unentschieden geblieben.

Ieh untersuchte zunachst, ob beim Durchleiten yon oxalsaure- haltigem Blur durch frische thierische Organe sine Oxydation dieser S~iure stattfindet oder nicht. Wenn dieselbe im Organismus mit einiger Leichtigkeit zerst(irt wird, so musste nach den an anderen Subztanzen gemaehten Erfahrungen 1) auch unter diesen Verhaltnissen eine erhebliehe Abnahme der angewandten Menge sich mit Sieher- heir naehweisen lassen.

Die Durchleitungsversuche wurden in der iiblichen Weise an Sehweinsnieren mit Schweinsblut ausgefUhrt. Dem letzteren wurde eine bekannte Menge neutrales Natriumoxalat zugesetzt und naeh mehrstUndiger Darchleitung im Blut und in den Nieren die Oxal- sliure quantitativ bestimmt. Letzteres geschah in iblgender Weise.

Vom Blare wurden 50 ecru in ether Porzellanschale auf dem Wasserbade erhitzt and wiihrend dessen 2 0 - - 3 0 g retries Chlor- natrium eingetragen. Sodann wird dis Masse bet ether Temperatur von 80 0 mit verdtinnter Salzsaure schwach anges~uert und einige Minuten lang bet dieser Temperatur erhalten. Unter diesen Umstiin- den tritt sine vollst~ndige Gerinnung der Eiweissstoffe und des H~- moglobins sin. l~achdem dies geschehen ist, wird die Flfissigkeit mit Htilfe sines Druekfilters abfiltrirt und gut abgesaugt, der Filter- rtiekstand yon Neuem in einer Porzellanschale mit Wasser, Kochsalz und etwas Salzs~iure erw~trmt und abermals filtrirt. Diese Operation wird 3 - - 4 real wiederholt, die vereinigten, meist nur gelblich ge- fiirbten Filtrate, deren Menge etwa 400 ccm betrug, werden, falls sie trtibe sind, dutch sin gewShnliches Filter filtrirt~ mit Ammoniak neu- tralisirt, dann mit einer L(isung yon Chlorcalcium versetzt, mit Essig- s~ure schwach anges~uert und 12 Stunden lang an einem warmen Orte sieh selbst tiberlassen. Man sammelt dann den Niedersehlag auf einem aschenfreien Filterchen, w~tscht erst mit essigs~urehaltigem, dann mit reinem Wasser gut aus, trocknet Iqiederschlag sammt Filter sorgfiiltig in einem Trockensehrank und aschert beide in einem Pla- tintiegel sin. Die Asehe wird in einem geringen Uebersehuss yon

1) Vgl. Schmiedeberg a. a. O.

Page 14: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

248 XI. GAGLIO

Salzsaure gelSst and die Li~sung mit Natriumacetat versetzt, wobei eine kleine Quantitat Eisefiphosphat ausfallt, das man dureh ein aschenfreies Filterehen abfitrirt. Im Filtrat wird dann der Kalk in der gewiihnliehen Weise mittelst Oxalsaure bestimmt and daraus die Menge des letzteren berechnet.

Wenn man normales Blut ohne Zusatz yon Oxals~iure in dieser Weise behandelt, so erhalt man naeh der Gerinnung der Eiweiss- stoffe ein Filtrat, in welehem naeh dem Neutralisiren mit Ammoniak durch Chlorcaleium and Essigsaure nur ein sehr geringer Nieder- sehlag hervorgebracht wird, der aus Eisenphosphat besteht und kaum Spuren yon Kalk enthalt.

Um die Genauigkeit dieses Verfahrens zu prUfen, versetzte ieh 50 ccm Blut mit einer LSsung yon Natriumoxalat, in weleher die Oxalsaure dutch Fallen yon Chlorealeium in essigsaurer L~sung vor- her bestimmt war.

Es wurden far 10 cem der wassrigen OxalatlSsung and aus dem mit der gleiehen Menge der letzteren versetzten Blute in je 3 Be- stimmungen erhalten:

Die wassrige L~sung enthielt: I. II. III. L IL III.

0~085 0,0S6 0,084 CaO, entsprechend 0,i366 0,1382 0,1350 Oxalsaure

Im Blut gefunden: I. II. IlL I. II. III.

0,079 0,076 0,081 OaO, entspreehend 0,1269 0,1221 0,1301 Oxalsliure

Die Differenz zwisehen der im Blute gefundenen Oxalsauremenge and dem Mittel (0,1366), welches die Bestimmnng in der wassrigen L~sung ergab, betragt demnach:

I. II. IlI. Mittel 0,0097 0,0145 0,0065 0,0102 g

oder 7,t Proc. 10,6 Proe. 4,7 Proc. 7,4 Proe. der zugesetzten Menge.

In ~hnlieher Weise wie im Blute wurde die Oxalsaure in den Nieren bestimmt. Dieselben warden dutch Zerhaeken and Zerreiben in eine breiartige Masse verwandelt, diese mit Wasser versetzt and dann welter wie das Blut behandelt. Der Untersehied zwischen Nieren and Blut besteht nur darin, dass man es bei d ~ ersteren entspreehend der gr(isseren Menge Organsubstanz mit welt mehr Eisenphosphat zu thun hat, als beim Blut. Von letzterem gaben 50 eem nur 2--3 rag, eine Niere yon 250 g Gewicht dagegen 26 mg Eisenphosphat. Wie das Blut enthalten auch die Nieren im nor- malen Zustande keine nachweisbare Menge Oxalsaure. Naeh Zusatz

Page 15: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unver~nderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxals~ure u. s.w. 249

yon 10 ecru jener oben erw~thnten Natriumoxalatl(isung zu einem Nierenbrei wurden in 2 Bestimmungen 0,078 g und 0,079 g CaO er- ha l ten , also statt der verlangten 0,1366g Oxalsiiure 0,1253 u n d 0,1269 g. Der Verlust betr~gt in diesem Fall im Mittel yon beiden Bestimmungen 7,6 Proc. der zugesetzten Menge und ist demuach fast genau so gross, wie beim Blut.

Bei den Durehleitungen wurden Blur und Nieren auf einer Tem- peratur yon 38--40 o erhalten und vor Verdunstung und Eintrocknen sorgfiiltig geschtitzt. Naeh jedesmaligem Durchfiiessen durch die Niere wurde !das Blut dutch Schtitteln mit Luft wieder mSgliehst sauerstoffhaltig gemacht. Der Druck schwankte zwisehen 150 und 300 mm Hg.

Versueh 1.

Es werden 300 cem Sehweinsblut mit 60 ecru jener friiher benutzten /~atriumoxalatl~sung versetzt und 3 Stunden lang dutch eine Schweins- niere yon 252 g Gewicht geleitet. Der Versueh begann 2 Stundeu nach dem Tode des Thieres ; das Blur floss im Ganzen 10 real dutch die Niere. Das dutch die Nierenkapsel durchgetretene Exsudat wurde immer wieder mit dem Blute vereinigt. Die Bestimmung der Oxalsiiure im Blur und Niere konnte erst am folgenden Tage ausgeftihrt werden.

Gefunden wurden in 60 ccm Blur 0,043 g CaO~ entsprechend 0,0691 g Oxals~ure (C2H20.Q~ in der Niere 0,2005 CaO~ entspreehend 0,3222 g Oxalsi~ure. Dis Gesammtblutmenge yon 360 ccm enth~lt demnach 0,4140 g Oxalsiture Aus der Niere wurde erhalten . . . . . . . . 0,3222 ~ --

Es wurden daher im Ganzen wiedergeiunden 0,7368 g Oxals~ture.

Dem Blute waren zugesetzt 0 , 1 3 6 6 x 6 ~ - 0 , S 1 9 6 g ; der absolute Verlust betr~gt demnach 0,0828 g oder 10,1 Proe. der zugesetzten Menge, eine Zahl, die innerhalb der oben angegebenen Fehlergrenzen der Bestim- mung liegt, indem der Maximalverhst dort 10,0 Proc. betr~gt.

Eine Oxydation yon Oxals~iure helm Durchleiten yon ]Slut durc]~ die ~Tiere liisst slch daher in diesem Versuche nicht nachweisen.

Versuch 2.

Wie im vorigen Versuch wurden 300 ccm Schweinsblut mit 60 ccm der mehrerw~thnten Natriumoxalatliisung, also mit 0,8196 g Oxalsiiure versetzt und bei einer Temperatur von 40 o und einem allmiihlieh bis 180 mm Hg ansteigenden Druek 4 Stunden lang durch eine Sehweins- niere yon 204 g durehgeleitet. Das Blut floss 12real durch die letzter% die bei Beendigung des Versuches 271 g wog, also 67 g Blut aufge- nommen hatte.

Von dem Blur gaben 60 ecru 0,0628 CaO~ entspreehend 0~1009 Oxal- s~ture; in der Niere wurden gefunden 0~1640 CaO, entspreehend 0,2635 g Oxalsliure.

Page 16: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

250 XI. G.~L~o

Das Gesammtblut v. 360--67 ----- 293 g enthlilt demnach 0,4927 g Oxalslture Die bluthaltige Niere gab . . . . . . . . . 0,2635 ~ --

Es wurden daher im Ganzen wiedergefunden 0,7562g Oxa!si~ure.

Der absolute Verlust betr~igt hiernach 0,0634 g oder 7,7 Proc. der zugesetzten Menge, was dem mittleren Fehler der Bestimmung ent- sprieht.

In diesem Versuche l(~sst sich daher noch weniger als im vovigen elne Oxydation der Oxalsiiure bei der Durchleitung dutch die Niere nachweisen.

Es kam nun weiter darauf an, festzustellen, wie sigh der le- bende Organismus der Oxalsiiure gegentiber verhalt, da yon dem- selben manche Substanzen oxydirt werden, wie z.B. das Benzol, die bei den Durehleitungsversuehen unveriindert bleiben.

Als Versuchsthier diente ein grosser Hahn, dem ich eine be- kannte Menge Oxalsiiure beibrachte, and dann bestimmte, wie viel davon in den Ham und die Faces tibergegangen war. Ieh w~hlte diese Thierart, weil sie den Vortheil eines lebhaften Stoffweehsels bot und die Mi~glichkeit gewlihrte, den Cloakeninhalt v011stiindig ohne jeden Verlust zu sammeln.

Der Hahn wurde w~hrend des ganzen Versuehes in einem eigen- artigen, vou K ni e ri e m zuerst angewandten KKfig derartig gehalten, dass er sich best~ndig in sitzender Stellung befand und nur sehr fie- ringe Bewegungen ausftihren konnte. Er war nur am ersten Tage ein wenig unruhig~ verhielt sigh aber dann v(illig still und resignirt. Der Hintertheil des Thieres befand sich ausserhalb des Kafigs, so dass der Cloakeninhalt direct in eine Porzellanschale fiel. Als Futter erhielt das Thier tiigIich 50 g Fleisch.

Bei der Bestimmung der Oxalsiiure in den Cloakenentleerungen verfuhr ieh im Wesentliehen in der oben angegebenen Weise. Die Ham- und F~icalmassen wurden mit Wasser verdUnnt, mit Chlor- natrium und ein wenig Salzsi~ure erwiirmt und filtrirt. Doeh war das Filtrat racist ein wenig trtibe, daher wurde der Masse vor dem Erhitzen ein wenig Hiihnereiweiss zugesetzt und dann wie angegeben verfahren. Vor der Fallung der Oxals~ure mit Chlorcaleium muss man sich davon tiberzeugen, dass das Filtrat vtillig eiweissfrei und klar ist. 0hue diese Vorsiehtsmaassregel kann mit dem Calciumoxalat etwas Eiweiss mit niedergerissen werden, das dann hartniiekig etwas Kalk zurttckhiilt, der aueh beim Auswasehen des Niedersehlages mit essigs~urehaltigem Wasser sieh nieht mehr entfernen lasst und die Quelle grosset Fehler werden kann. Es muss noeh bemerkt wet- den, dass die Menge des Eisenphosphates in den Fiicalmassen eine

Page 17: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

Ueber die Unveri~nderiichkeit des Kohlenoxydes und der Oxals~ure u. s.w. 251

sehr bedeutende ist. Sic betr~tgt in don binnen 24 Stunden entleerten Massen 40--80 rag.

Ieh injieirte dem Hahn 10 ecru einer neutralen Li~sung yon Natrium- oxalat in den Kropf. Die Menge der beigebraehten Oxalsaure (C2H~04) betrug 0~1360 g. Gefanden warden in den Cloakenent]eerungen der bei- den folgenden Tage 0~0765 CaO~ entspreehend 0~1229 Oxats~iure.

Es fehIen demnaeh 0,013l g oder 9~6 Proc. d e r zuge - f l i h r t en Menge.

Den Tag darauf, d.h. am dritten naeh der ersten Einverleibung der Oxals~tur% erhielt der Hahn in derselben Weise am Morgen 0,I01 g ~atriumoxalat, entspreehend 0,0678 Oxals~iure, am Abend ebensoviel und am folgenden~ also dem 4. Tage, wie der am Morgen und Abend je die gleiehe Gabe, also an den beiden Tagen zusammen 0~404 g Natriumoxalat~ entsprechend 0,2712 Oxalsaure.

Am 5. Tage wurde keine Oxalsaure, sondern nur die gewiihnliehe Menge Fleiseh verabreicht und in den Entleerungen yore 3.--5. Tage die Oxalsiiure zusammen bestimmt. Es warden erhalten 0~1590 CaO, entsprechend 0,25550xals~ture; n i c h t w i e d e r g e f u n d e n sind da- her 0,0157g oder 5,7 Proc. der z u g e f i i h r t e n Menge. In beiden Bestimmungen zusammen fehlen yon der letzteren 7,0 Proc., was noeh ein wenig unter dem mittleren Fehler liegt. Dabei werden die letzten Spuren yon Oxalsiiure nur sehr langsam ausgesehieden. Noch 2 Tage naeh der lelzten Verabreiehung des Natriumoxalats konnte ieh in dem Cloakeninhalt mikroskopiseh einige Krystalle yon Caleiumoxalat naeh- weisen.

Also auch diese Ftitterungsversuche ergeben das Resultat, dass eine Oxydation der 0xals~ure im 0rganismus nicht nachzuweisen ist. Man kann h(ichstens den Zweifel haben, ob nicht dennoch kleine Mengen von 0xalsaure in den ausgeschnittenen Organen and im le- benden Organismus oxydirt werden and sich innerhalb der nieht un- erheblichen Sehwankungen der Bestimmungsfehler verbergen. Aber aueh dieser Zweifel erseheint gegeniiber der Thatsache gehoben, dass naeh der Einverleibung der minimalsten Mengen yon 0xals~iure sich regelmiissig Krystalle von Calciumoxalat im Harn finden. Ich flit- terte einen Hund ausschliesslieh mit Fleisch oder liess ihn einige Tage hungern und tlberzeugte reich, dass im Harn keine 0xalsaure enthalten war. Sodann injicirte ich subcutan 0,5--1,0 mg 0xals~ture oder Natriumoxalat. Es genllgten diese spurenhaften Mengen, um in den n~ehsten 24 oder 2 real 24 Stunden so viel Oxals~iure in den Ham tiberzuftihren, dass jetzt im letzteren die Krystalle des Calcium- oxalats leicht naehzuweisen waren. Letzteres geschah in der Weise, dass der Harn mit ein wenig Chlorealeiumliisung versetzt, mit Am- moniak neutralisirt, der yon der Fltlssigkeit getrennte Niederschlag mit verdtinnter Essigsliure behandelt und mikroskopisch untersucht wurde.

A r c h i v f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. XXII. Bd. 17

Page 18: Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und der Oxalsäure im thierischen Organismus

252 xI. GxoLIo, Ueber die Unveri~ndedichkeit des Kohlenoxydes u..~. w.

Auf Grund der im Vorstehenden mitgetheilten Thatsachen muss man annehmen, dass die 0xalsRure im 0rganismus die Bedingungen zu ihrer Oxydation zu Kohlenstture nicht findet. Damit steht in Ein- klang~ dass die OxalsRure~ die wir in den Se- und Excreten finden~ der ganzen Menge entspricht, die mit den Nahrungsmitteln dem Or- ganismus zugeftlhrt oder im letzteren selbst unter bestimmten Bedin- gungen gebildct wird~ wie ich in einer anderen Arbeit 1) darzuthuu versucht babe.

Weder die Oxalsi~ure noch das Kohlenoxyd finden demuach im Organismus die zu ihrer Oxydation erforderlichen Bedingungen. Ohne aus diesen wenigen Beobachtungen weitere allgemeine Schltisse tiber die Oxydationsvorg~tnge im 0rganismus zu ziehen, sprechen die ge- wonnenen Thatsachen doch daftir, dass bei diesen VorgRngen activer Sauerstoff nicht auftritt, dass vielmehr die Stoffe, die sonst nicht oxydirt werden k(innten, unter dem Einfiuss der Gewebe Ver~tndc- rungen eingehen~ die derartig sind, dass jede Substanz fur sich zur Spaltung und Aufnahme des im Blute enthaltenen~ neutralen Sauer- stoffmolekUls geeignet wird.

I) Sulla formatione dell' acido ossalico nell' organismo. Archivio delLeScienze mediche. Vol. VII. No. 26.