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XIV. ~littheilung.en aus dem Institute fiir allgemeine Pathologic and Pharmakologie an der Universitiit zu Klausenburg. Ueber die Veriinderungen des Auges nach Facialisexstir pation. Vo~a Prof. :Dr. Andreas H~igyes. Trotz der zahlreichen Experimente und Beobachtungen, die seit dem Anfange dieses Jahrhunderts an Menschen und Thieren behai~ Studiums der Folgen der FaeialisI~ihmung gemacht wurden, besitzen wir nur unzureichende Kenntnisse fiber jene Veriinderungen~ welehe nach Exstirpation des Faeialis im Auge und dessert einzelnen Theilen ablaufen. Positiv weiss man nur das Eine, dass die Sehliessmuskeln der Augenlider nach dieser Operation stets gel~hmt werden, aber ob auch an den ttbrigen Theilen des Auges, in den Augapfelbewegungen, an der Conjunetiva, Cornea und Iris u auftreten, und, wenn ja~ unter welehen Umst~inden? hinsichtlich dieser Fragen sind die Daten nicht befriedig'end, da entweder gar keine vorhanden sind, oder aber stimmen die vorhandenen mit einander nicht tiberein. In Folgendem will ich -- insofern dies auf Grund der an Thieren gemachten Experimente mSglieh ist --, in kurzgefasster Darst:ellung cinch zusammenhangenden Ueberblick dieser Ver~nderungen geben~ voraussehickend die Erfahrungen, welche ich bei meinen pathologi- sehen Experimenten, betreffend diesen Gegenstand im Lanfe dieses Jahres gemaeht habe. Die Experimente maehte ich nur an Kaninehen, well letztere zu Untersuchungen an dem Auge am geeignetsten sind und hierzu aueh am meisten beniitzt werden. Zur Exstirpation des Facialis bentitzte ieh folgende zwei Methoden: 1. die einfaehe Durchsehneidung hart am Foramen stylo-mastoideum; 2. die Ausreissung aus dem Canalis ossis petrosi. Beide Methoden sind allgemein bekannt, es ist daher unn(ithi~, mich in die Beschreibung dieser einzulassen.

Ueber die Veränderungen des Auges nach Facialisexstirpation

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Page 1: Ueber die Veränderungen des Auges nach Facialisexstirpation

XIV.

~littheilung.en aus dem Inst i tu te fiir allgemeine Pathologic and Pharmakologie an der Universitiit zu Klausenburg.

U e b e r die V e r i i n d e r u n g e n des Auges nach F a c i a l i s e x s t i r pa t ion .

Vo~a

Prof. :Dr. Andreas H~igyes.

Trotz der zahlreichen Experimente und Beobachtungen, die seit dem Anfange dieses Jahrhunderts an Menschen und Thieren behai~ Studiums der Folgen der FaeialisI~ihmung gemacht wurden, besitzen wir nur unzureichende Kenntnisse fiber jene Veriinderungen~ welehe nach Exstirpation des Faeialis im Auge und dessert einzelnen Theilen ablaufen. Positiv weiss man nur das Eine, dass die Sehliessmuskeln der Augenlider nach dieser Operation stets gel~hmt werden, aber ob auch an den ttbrigen Theilen des Auges, in den Augapfelbewegungen, an der Conjunetiva, Cornea und Iris u auftreten, und, wenn ja~ unter welehen Umst~inden? hinsichtlich dieser Fragen sind die Daten nicht befriedig'end, da entweder gar keine vorhanden sind, oder aber stimmen die vorhandenen mit einander nicht tiberein.

In Folgendem will ich - - insofern dies auf Grund der an Thieren gemachten Experimente mSglieh ist --, in kurzgefasster Darst:ellung cinch zusammenhangenden Ueberblick dieser Ver~nderungen geben~ voraussehickend die Erfahrungen, welche ich bei meinen pathologi- sehen Experimenten, betreffend diesen Gegenstand im Lanfe dieses Jahres gemaeht habe.

Die Experimente maehte ich nur an Kaninehen, well letztere zu Untersuchungen an dem Auge am geeignetsten sind und hierzu aueh am meisten beniitzt werden. Zur Exstirpation des Facialis bentitzte ieh folgende zwei Methoden: 1. d ie e i n f a e h e D u r c h s e h n e i d u n g hart am Foramen stylo-mastoideum; 2. d ie A u s r e i s s u n g aus dem C a n a l i s oss i s pe t ro s i . Beide Methoden sind allgemein bekannt, es ist daher unn(ithi~, mich in die Beschreibung dieser einzulassen.

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Ueber die Veri~nderungea des Auges nach Facialisexstirpation. 259

Die .Durchschneidung in der TrommelhShle (C 1 a u d e B e r n a r d) oder in der Sehiidelh(ihle liess ich weg, weil die Thiere nach dieser Operation selten lange am Leben bleiben. Zur weiteren Beobaeh- tung liess ich das operirte Thier - - naehdem ich die w~ihrend und nach der Operation eingetretenen Erscheinungen an dem Auge sorg- f~ltig beobaehtet hatte - - entweder aaf dcm Tische, oder band es mit einem seiner ttinterfiisse an einen in tier Mitre des Zimmers in den Boden geschlagenen Nagel mit einer 11/2 Meter langen Schnur, an 7 wodureh ich gewiss sein konnte, dass das Thier sein nnbe- schtitztes Auge nicht an irgendwelchen Gegenstand anstossen werde, and dasselbe demnacb den griiberen mechanisehen Verletzungen nicht ausgesetzt ist.

Dieses einfache Verfahren kSnnte aueh beim Stadium der naeh der Darchschneidung des Ganglion Gasseri eintretenden Entztindung angewendet werden, da durch dasselbe unniithig wird, zum Sehutze der Augen vor diese Pfeifendeckel zu n~hen, oder das Thief in ein KSstehen zu sperren, aus dem nur sein Kopf hervorragt n. s. w.

Meine Beobaehtungen betreffen die Ver~nderungen: I. der Be- wegung der Augenlider; 2. des Augapfels; 3. der Pupille; 4. der Thri~nenausscheidung and Vertheilung; 5. der Cornea; 6. der Con- junctiva; 7. der Iris.

Die beobaehteten Erscheinungen sind auf Grand des Versuchs- protokolls der Anstalt aus 11 Untersuehungen in der folgenden Ta: belle (260--261) tibersichtlich zusammengestellt.

Beim Ueberblicken dieser Tabelle fallt sogleich auf, dass in dem Falle, wo wit den Faeialis dutch Herausreissen aus dem Canalis ossis petrosi exstirpiren~ viel intensivere Ver~inderungen eintreten, als beim einiaehen Darehsehneiden desselben; die Veriinderangen be- treffen besonders die Augapfelbewegungen~ die Cornea, Conjunetiva und Iris. In dem Folgenden will ich es versuchen, den Mechanismus dieser Veranderffngen niiher aufzuklaren and dieselben miteinander in Zusammenhang zu bringen.

1. Die A u g e n s p a l t e b l e i b t i m m e r o f f e n bei beiden Me- thoden der Exstirpation und zwar so stark, dass bei ruhigem Auge kaum etwas aus dem oberen und unteren Theile der Cornea ver- deckt ist. Diese Erscheinung ist bekannt nnd wird auf die Lahmung der die Schliessmuskeln der Augenlider versehenden Nervenzweigchen zurtiekgeftihrt, seit B e l l i n g e r 1) dies durch Durchsehneidnng des

1) De hero.is faciei. Quinti et septimi nervorum paris functiones. Turin 1818. Longer, Anat. et Phys. du Systeme nerveux. Paris 18~2. Tom II, 420 1.

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260 XIV. A. H6~Y~s

U e b e r s i c h t der im A u g e e n t s t e h e n d e n V e r ~ n d e r u n g e n

~ ~, ~ .~ > ~ Ojpora~ion. 1.

~ ~ ~ der Eewegung der r Augenlider.

A. Facialis-Durchschneidung. [DerAugensp~ltbleibt I I[ otten, nachher !] schliessen sich die " Augenlider unroll-[

I 219 Aufd.link. Seite. 10 s%s die I~ick-] [ ] [ h~ut dringt horror. I

2 [226 ]Aufd.link.Seito.[ 7 ] I

B. Ausreis~ung des Facialis aus dem t~allo2'schen ~Yanal. ~ ~ 1

2 ~20 Aufd.link.Soi?~e. ~ ~

3 ~23 Aufd.link.Sei~e. ~ ~

4 ~25 Auf der ~ rechten Seite. 8 ~ -

Auf der 3 5 230 ] ~ '" rechSen Soi~o. ;~ ~

Links. 2. Tag, ~ lang die Augen 3 ~ ~ . ~

6 221 zugekleb%, d~nn '~ ~ 10 T~ge lang ~ Yerengarung d.

222 Aufd.link.Seite. 3 4~

C. Facialis-Durchschneidu~ mit elektrischen Reizen des

cenCralen ~umTfes .

1 [220 Ihufd.link.Seite.I 15

1). Auseinandern~hung der Augenlider.

1 ~20 Aufdemrechten 28 ;esund~n Auge.

2 219 kufd. ge!~hm~en ~ 28 linken huge.

Vergn

2. 3. 4. tier Bewegung des tier :~ewegung derThrAnenabsonde-

Bulbus. der Pupilie. rung u. Ver~heilung,

Keine Ver~nderung.

hnfangs %xs

Zuffmkziehen d. Bnl- I bus mi~ ttervordrin-I gen der Nickhaut I u. Herabsinken des oberon Angenlidss.

Rogelm~ssige Thr~- nenabsondernng.

Ein grossor Theil d. Thranen sammelt sich zwischen dam un~eren Augenlide an4 dam Bulhus an.

~ '

. ~ . ~ ~,.~

Bewegung, sp~- %or norm~ler

Zustand.

do.

Keine Ver~nderung.

�9 Anfangs ~r~ge B owegung sp~ter normal, Zustand.

do.

do.

Wie sub A, No. t u n d 2.

~ ~ o ~

Anfangs beschrs Bulbusbewegung,

s]~ f~ter lebhafteres Zurfickziehen des Bulbus.

do,

Keine Yer~nderung.

Anfangs t r i g s Bewegung, spa- rer normaler Zu-

stand,

e~

�9 ~ , ~ ~

Lebhaf~e Thr~nen- aussoheMung aber unregelm~ssigeVer- theilung derselben..

Am 6. Tags wurdeI die Augenlider frei- gemacht. Die ga- s chwollenen Augen- lider schliessen sich anfangs sohwer, spt~- ~er volls~ndig.

Am 6. Tags wurden[ ( die Augenlider frei- t | gem~cht, die g e - ) schwollenenAugen-/h lider schliessen s ich/ | anf~ngs schwer,sp~- ( tor unvollst~ndig.

Unver~nderk

Wie sub &. 1~o. 1 und 2.

Anfangs normal. W~hrend d. Iritis t r igs, iNdch Auf- hOren der Iritis wieder normal.

[ / do.

do.

do.

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Ueber die Veri~nderungen des Auges nach Facialisexstirpation. nach F a c i a l i s e x s t i r p a t i o n.

d e r u n g e n .

5. der Cornea.

6. der Conjunctiva.

In den ersten T~gen verschwin- deride und immerwiedor auf~re~ tends Austrooknungsfleeke, s~- tot normaler Zustand,

Nach 2t/it. Aus~ooknung, Uleus, Entziindung durch 30 Tags. S1)$ter sioh erneuerndoundver- sehwindende Ausfroeknungs- flecke, dann normaler Zustand.

Nach i]2t~giger Anstrocknnng starke Trfibnng, Entzfindung durch 15 Tags. Sparer sieh er- nenernde and verschwindende Austrocknungs:flecke, dann nor- maler Zustand.

Naoh 2tiigiger Austrocknung UL cus und Entzfindung dutch 8 Tags, dann normalel' Zustand.

Nach 2tP~giger Austrocknung U1- cus, das am 6. Tags verschwin- dot, dann normaler Zustand.

'Sehnelle und intensiveAustrock- nung. Sehon am 3.Tags starke Keratitis nnd Hypopion.

"ll Tage keine Ver~ndorung. Veto 14. Tags angefangen dutch (i Tage, Anstrocknung, Yersehor- lung, dann normaler Zust~nd.

3 Tage ]ang.Austrocknung dann sich erneuerndo nnd versehwin- den deAustroeknnngsfleeke, spli-

7. der Iris.

J Geringe ~njeetion.

Geringe Entziindung.

'Veto 2. Tage ang~ fangen Entziindun dutch 9 Tags,

Yore 2. Tags lnjeq tion, veto 4. eitrige Entzfindnng.

Geringe Entzfindung durch 4 Tags.

Geringe Injection,

Bemsrkungen.

Gerings Injection.

/ Geringe Entziindung his zum 80. Tags.

'Vom 2. Tags Ent- zfindung mit Eiter- senkung in die vet- dare Augenkammex 9 Tage lang.

i~Vom 2. Tags ange- :J fangen lobhafte In-

jection.

[Geringe Entzfindung I dutch 4 Tags,

Keine Ver~nderung.

Erst gar keine Ver~nderung dann geri~ge Injection.

Geringe Injection durch 3 Tage.

261

i [ A m 10. Tags wurden die dreiAu- | geniider des linken Autos aus- ] einander genaht. " s .D . 2.

Das linke Gesicht des Thiares ist ungemein abgemagert, dervor- dare nnd untere links Sehnei- dezahn ist gelb und ansgebro- chen.

Am 10. Tags wurden am rechton, gesundenhugs die dreiAugen- lider auseinander gen~ht.

s . D . 1.

t a m "1: Tags auf dot rechtenSeite

Facialisausreissung. s. No.4.

{ - Das Thier wurde auch zu Ro-

tations- Versuehen verwendet. Am 3. Tage Nachmittags starb es unter sehwachen Znekungen. Bei derSection land siehstarke Hyl)er~mie des Gehirns.

Am 19. Tags wards der Sympa- thicns aufbeiden Seiten dnrch- schnitten, dies war aber ohns Einfluss auf die Procosse im Augo.

Am 8. Tags wnrde der Syml)a- thiens anf beiden Seitendurch- sehnitten, dies harts abet gar keinen Einfluss auf die Pro- cesee an dot Corsoa.

Da alas Thief auf dam Tisch aus- gestreekt gelassen wurdo, starb es naoh 48 Stunden wagon Ab- kfihlung.

/ -

/ _

I -

ter normaler Zustand.

Starke Austrocknung.

Anl ~-Tage normal, dannCornea- ulcus mit triiber Umgebun~ bis zum ll. Tags. Dannversehwin- dende.s und wieder erscheinon-- des Austroeknen der Cornea.

'Schnello Austroeknung, veto 3. Tage angefangen Trflbung, Ent- zfindung, die auf die ganze Cornea fibergeht. Nach Frei- lassnng der Augenlider begann die Entzfindung sich allm~'l~lich zu bessern, die Triibung hellte sioh in Begleitung yon Vaseu- larisation auf,

Langsameres husfroeknen, veto 4.Tags angefangon Entzfindung, die die ganze Cornea betriff~, naeh Freilassung dot Angen- lider besserte sich diese nnd die Trfibuug hellto sich dutch Vascnlarisation auf.

@eringe Injection.

Geringe Entzfindung his znm 11. Tage.

Conjunctivitis puru* lenta, welohe nach Freilassung der Au- genlider am 13. Tags versehwindet.

Conjuncfiv~ Oedem, eitrige En~zfindung, welehs nach Frei- lassung der Augen- lider am 13. Tage gfmzlich versehwin- def.

Geringe Enfzfindung 21 Tags lang.

Starke Entzf~ndung. Eiteransammlung in der vorderen Kam- mer, welehe am iS. Tags verschwlndet.

Starko ~ntzfindung. EiteransammIung in her vorderen Kam- mar. Am 13. Tage beide verschwun- den.

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262 XIV. A. HSaYEs

Facialis experimentell bewiesen hat. Diese Erseheinung tritt ohne Zweifel wegen Funetionsunfiihigkeit des Orbicularis ein, wird abet noeh wesentlich beftirdert~ einerseits dadurch~ dass der yon der an- tagonistischen Wirkung befreite Levator palpebr., den ein Zweig des III. Gehirnnervens versieht, sigh in griisserem Maasse zusammen- ziehen kann, als im normalen Zustande, andererseits dadureh, dass - - wie wit spi~ter sehen warden - - die sehiefen Augenmuskeln, gleiehfalls wegen der Funetionsunfi~higkeit d~s Orbieularis~ den Aug- apfel ein wenig vorwi~rts ziehen, wodureh die Augenlider noeh mehr auseinander gehalten werden.

Dieses vtillige Offenbleiben des Augenspaltes ist abet nieht bM- bend. Obsehon sieh der Augenspalt naeh Exstirpation des Faeialis nie vtillig sphliesst, so finden wit doeh naeh einiger Zeit -- bei ein- thchem Durehsehneiden in ein paar Stunden, beim Herausreissen naeh ein paar Tagen-- , dass das obere Augenlid, bei gleiehzeitigem Hervordringen der Niekhaut, zeitweise mehr herabfi~llt, und die Cornea unvollsti~ndig bedeekt; diese Erseheinung kann auch refleetoriseh her- beigeftihrt werden dutch das Beriihren der Angenlidritnder oder der Cornea. Spater bMbt dies der normale Zustand des ruhigen Auges, so dass der Augenspalt auf der operirten Seite obwohl often, doeh enger ist~ als auf der unverletzten Seite bei gewtihnlieh weir offe- nero Auge.

Dieser halbschliessende Zustand des oberen Augenlides bei Fa- eialisli~hmung wurde an l~lensehen und Kaninehen erst in der letzten Zeit yon Ar l t und F e u e r ~) beobaehtet. F e u e r erkl~trt diese Er- scheinung aus der willktirliehen Ersehlaffung des Levator palpebr. Ieh ware geneigt dieses tterabsinken des oberen A u g e n l i d e s - we- nigstens bei Kan inehen- eher der refleetorischen Zusammenziehung des hi. retractor bulbi zuzusehreiben, wodurch das, ohnedies etwas vorwiirts stehende Auge etwas zuritekgezogen wird, in Folge dessert das dritte Augenlid hervordringt, und das obere Augenlid in gewissem Grade herabsinkt, und so die halbe Sehliessung des Auges bedingt. Wir werden weiterhin sehen~ class diejenigen Reize, welehe bei normalem Zustande auf refleetorisehem Wege einfaehe Augenlidsehliessung her- vorbringen~ bei F aeialislahmnng dig Zurtiekziehung des Augapfels verursa@en, dessen Folge eben das gesehilderte unvollsti~ndige Augen- lidschliessen ist, so dass bei Facialisllihmung dig lebhafte Wirkung des M. retractor bulbi die verlorene Kratt tier Augenlidmuskeln - -

1) Untersuchungen fiber die [Jrsache der Keratitis u. s. w. Wiener akadem. Sitzungsber. II, Abth. IS76. Juliheft. $epara taMruck S. 33.

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Ueber die Veri~nderungen des Auges nach Facialisexstirpation. 263

wenn auch nicht vollstiindig -- compensirt. Beim Mensehen sind yore M. retractor bulbi nut Rudimente vorhanden i dies erklfirt wahr- scheinlich warum beim Menschen das Augenlidherabsinken naeh Fa- cialislahmung nur unbedeutend ist, und so selten vorkommt, dass as der Aufmerksamkeit der Forscher entgan~en ist, was gewiss nicht gesehehen ware, wenn das Herabsinken der willktirlichen Erschlaf- lung des Levator palpebr, zuzuschreiben ware.

2. In den A u g a p f e l b e w e g u n g e n treten auch Ver~nderungen ein~ u. z. geringere bei dem einfachen Durchschneiden~ betr~ichflichere beim Herausreissen.

a) B e i m e i n f a e h e n D u r e h s c h n e i d e n finden wit, nachdem der Augenspalt eine Zeit lang often blieb, dass die Nickhaut (ifter und lebhafter vordringt, als im normalen Zustande, gleichzeitig sinkt aueh das obere Aug'enlid etwas herab, so dass dem Anseheine nach ein vollstlindiger Augenschliessact abli~uft. Bertihren wir die Augen- lidri~nder oder die vorderen Theile der Cornea so treten dieselben Bewegungen ein. Da die Bewegung der Nickhaut ganz passiv ist, and nur dutch das Zuriickziehen des Augapfels bewirkt wird, so kann diese ganze Reihe der Erscheinungen als eine lebhaftere Be- wegung der Augapfels in der Augenhiihle, nach innen und aussen,

betrachtet werden~ welche an die Stelle der aufgehobenen Wirkung tier Augenschliessmuskel tritt. Beim einfachen Durchschneiden habe ich keine weiteren Verlinderungen gesehen.

b) B e i m H e r a u s r e i s s e n treten viel complieirtere Verl~nde- rungen auf. W a r das H e r a u s r e i s s e n s c h n e l l ~enug" ge- s c h e h e n , und is t es g e n t i g e n d g e l u n g e n ~ so d a s s aus d e m C a n a i i s oss is p e t r o s i e i n z i e m l i c h g r o s s e s S t U c k des N e r v e n s h e r a u s g e r i s s e n w o r d e n i s t , so t r i t t n a e h d e m H e r a u s r e i s s e n ~tn b e i d e n A u g e n z u g l e i c h N y s t a g m u s ein~ w e l e h e r 1/2--1i/2r d a u e r t . Dieser Nystagmus -- obwohl er bis jetzt der Aufmerksamkeit der Experimentatoren entgangen ist~ tritt ebeu so bestimmt auf, als die L~hmung der A~genschliessmuskeln. Die Balbi oseilliren anfangs - - bei normalem Halten des Kopfes - - um die obere vordere and untere hinters schri~ge Axe, also das ganze Auge nach hinten oben~ und nach vorne unten; spiiter ist die Richtung" der Oscillation gerade entgegengesetzt, d.h. um die untere vordere obere und hintere schiefe Axe~ also das ganze Auge oscil- lift nach vorne und oben~ und naeh hinten und unten. Dieser letz- tere Theil der Oscillation dauert gew~ihnlich l~nger. H~irt der Ny- stagmus auf, so dringt der Augapfcl durch die often gebliebene Augenspalte etwas nach vorne, ist nach vorne und oben gewendet

h r c h i v fib' experiment. P~.thologie u. Pharmakologie. X[. Bd. 19

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264 XIV. A. HSo~Es

land ziemlich unbeweglich. BerUhrt man die Augenri~nder oder die Cornea so geschicht das reflectorische Vordringen der Nickhaut ent- weder gar nicht oder nur sehr triage, was zur Folge hat, dass die Augenlider auch nicht herabsinken, und dass der Augenspalt sich selbst unvollkommen nieht verengt, wie dies bei dem einfachen Durchschneiden geschieht. - - Diese halbe Unbcweglichkeit des Aug- apfels ist nut vortibergehend. Denn nach ktirzerer oder li~ngerer Zeit (1--8 Tage) stellt sigh der Zustand ein, der beim cinfachen Durchschneiden zu beobachten ist, namlich die Nickhaut - - respec- tive der wieder normal stehende Augapfel -- wird wieder beweglich, und die Augenlider sehliessen sich unvollkommen, so welt es unter den gegebenen Umst~nden nur miiglich ist.

Zur niiheren Erliiuterung der Entstehung und hTatur dieser Veriin- derungen, mtissen wir uns erinnern~ dads beim Kaninehen das Auge yon neun Muskeln in Bewegung und in einem gewissen ruhenden Gleich- gewichte gchalten wird, niimlieh ausser den seehs Augenmuskeln, welche die Drehung um die verschiedenen Axen hervorbringen, sind noah: der M. retractor bulbi, welcher das Auge in die Augenh(ihle einzieht~ worauf dann die Nickhaut wegen des auf die Harder'sehen Drtisen getibten mechanischen Druekes hervordringt; dann die glatten Muskelfasern der Membrana orbitalis, welehe das Auge vorw~rts dr~tngen, und dem Augenschliessmuskel entgegenwirken, welcher sammt dem M. retractor bulbi das Auge in tier Orbita halt. Unter diesen Muskeln werden tier Augenschliessmuskel vom F a c i a li s, d~" obere, innere, untere grade und der untere schiefe Augenmuskel vom O c u l o m o t o r i u s , der obere sehiefe vom T r o e h l e a r i s , der i~us- sere grade und der M. retractor bulbi vom A b d u e e n s versehen, wiihrend die Muskelfasern der Membrana orbitalis unter dem Ein- flusse des Sympathicus stGhen.

Trifft bei gesundem Auge die Cornea oder die Augenlidri~nder ein ~usserer Reiz~ so iibergeht der Reiz unter normalen Verhi~ltnissen yon den sensiblen Fasern des ftinften Nervenpaares auf die moto- rischen Orbicularis-Fasern des Facialis~ undes stellt sich einfache reflectorische Augenlidsehtiessung ein, wi~hrend der Augapfel unbe- weglich bleibt. ~ur dureh sehr starke Einwirkung, oder dureh das gewaltsame Auseinanderhalten der Augenlider, kSnnen wir er- reiehen~ dass der refleetorische Reiz dutch den Abducens auch auf den M. retractor bulbi tibergehe, and das Auge sich zurtickziehe.

Bei e i n f a c h e r F a c i a l i s d u r c h s c h n e i d u n g kSnnen~ wegen Li~hmung des 0rbicularis, die das Auge treffenden Reize durch den Abducens nut auf den M. retractor bulbi einwirken, und wir finden

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Ueber die Veri~nderungen des Auges nach Facialisexstirpation. 265

es auch in der That, dass in diesem Falle seine normale Function in kurzer Zeit widerkehrt, der Augapfel zieht sich nach gewisser Zeit zurtick, die Nickhaut dringt vor, das gel~ihmte obere Augenlid fiillt herab, und die Cornea ist theilweise bedeckt. Dieser, wenn auch unvollkommene Meehanismus ersetzt die verlorene Function des ge- l~hmten Orbicularis. Wahrscheinlich ist es, dass der Augapfel wegen des AufhSrens der entgegengesetzten Wirkung des Orbicularis, und wegen der anhaltenden Contraction des Levator palpebr, etwas vor- dringt. L o n g e t (1. c. 445) schreibt diese Erseheinnng der Wirkung der schiefen Augenmuskeln zu, welche, befreit yon der antagonistischen Wirkung des Orbicularis,- das Auge frei vorw~rts zieben. Der Exoph- thalmus tritt bei Kaninchen naeh einfacher Facialisdurehschneidung wahrscheinlich deshalb in so geringem Grade ein, weil hier der Re- tractor bulbi unversehrt bleibt.

Das Zustandekomme~ des 2~r und der darauf folgenden beschriinkten Bulbusbeu, egung bein~ TIerausreissen kOnnte au f folgende Weise erkl~tpt wepdel~.

Den hi y s t a g m u s betreffend babe ich angedeutet, dass dersclbe in zwei bestimmten Stadien abli~uft. Im ersten ki2rzeren Stadium oscillirt das Auge nach oben hinten - - unten rome, um die obere vor- dere ~ untere hintere schiefe Axe . Bei diesen Oscillationen ist das antagonistische Gleichgewicht einerseits zwischcn den hinteren und oberen geraden nnd unteren schiefen, andererseits zwischen den vor- deren und unteren geraden und oberen Schiefen Augenmuskeln gestiirt~ und zwar, da die Oscillation mit der Bewegung nach oben hinten beginnt~ wegen Praeponderanz des znerst genannten Muskelbtindels. Die OsciUationen i~bergehen dann nach kurzer Zeit in das zweile Sta- dium, wiihrend welchem das Auge nach oben vorne - - unten hinten, um die untere vordere - - obere hintere schlefe A x e oscillirt. I-Iier ist einerseits das anfagonistische Gleichgewicht zwischen den vor- deren und oberen gcraden -- und nnteren schiefen~ audererseits das zwischen den vorderen und unteren geraden und oberen schiefen Augenmuskeln ffesti~rt; dieses Stadium endigt damit~ dass der Aug- apfel etwas nach vorne und oben gekchrt und voygedr~ngt zur Ruhe kommt, wo dann auch seine zurtickziehenden Bewegungen ilbergehend entweder aufhiiren oder sieh betr~ichtlich vermindern. Bei diesen Oscillationen sind alle die Augen bewegcnden ~erven betheiligt, und die Ursache dieser Erscheinung ist ohne Zweifel im Centrum zu suchcn; dies deutet der Umstand an, dass sich die Oscillation auch anf der gesunden Seite einstellt. Ohne Zweifel ist dutch das tteraus- reissen des Facialis das Gleichgewicht des das Ange bewegenden

19"

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266 XIV. A. H60Y~s

centralen ~ervenmechanismus gest~rt. Von der Beschaffenheit dieses ~ervenmechanismus wissen wit nur wenig. M e yn e r t's :) anatomisehe Untersuchungen beweisen, dass die am Boden des vierten Ventrikels and des Aquaeductus Sylvii gelegenen Abdueens-, Oeulomotorius- und Trochleariskerne durch Nervenfasern mit einander verbunden sind, der Abducenskern selbst aber in innerem Zusammenhang mit den Gangliencentrcn des Facialis steht, so dass die zwei Nerven eigent- lich aus einem gemeinsamen Facialis-Abducenskern entspringen. Aus diesem innigen anatomischen Zusammenhange der die Augenbewe- gangen regelnden Nerven mit den Facialiscentren kann man erkli~ren, dass, bei Ausreissung des Facialis, wenn der dutch dies( verursachte stark( Nervenreiz in die Centralganglien des Facialis eindringt, in dem mit letzteren im Zusammenhange stehenden Oeulomotoriuscen- tram Unregelmiissiffkeiten hervorgerafen werden, und zwar zuerst in den Ganglienzellen des Facialis-Abducenskernes, yon wo der Reiz in geringerem Masse an htiher liegende Oculomotorius- and Trochlea- risganglien und so auch an die entsprechenden ~ervenkerne der an- deren Seite iibertragen wird.

])as erste Stadium des bei Facialisausreissung entstehenden ~y- stagmus kann auf die starke Erregung des Centralganglions des "Ab- ducens zuritckgefi'd~rt ~verden, weleher schnelle Erm~dung and langan- hal(end( Paresis folgt, worauf dann das frOher bezelchnete, und auf (lie Praeponderanz des Oculomotorluseinflusses z.eigende , zweite Sta- dium des ~stagmus beginnt. Nach dem AufhSren des Nystagmus bleibt das Aug( etwas nach vornc und oben gerichtet, damit anzeigend, dass die Function des Abducens nicht im Gleiehgewichte steht mit der des Oculomotorius; der zugleieh vorhandene geringe Exophthalmus zeigt, ausser der Orbicularisliihmung auch Functionsverminderung des M. retractor bulbi an. Darauf zeigt auch der Umstand hin, dass auf BerUhrung der Cornea und der Augenlidr~nder die ZurUckziehung des Bulbus und das Vordringen tier Nickhaut entweder gar nicht oder nur sehr unvollkommen geschieht. Die Folge dieser Abducens-Pa- resig ist es, dass die Augenspalte in solchem Falle sich unvollstiindig schliesst. Dies( Paresis l~isst nach ein paar Stunden oder nach meh- reren Tagen nach, die vorige Beweglichkeit des Auges stellt sich wieder ein, and mit ihr jener Zustand, der sich bei einfacher Durch- schneidung des Faeialis einzustellen pfiegt. Die obige Wahrnehmung" kann auch beim Aufkl~ren des noch immer ~veniff gekannten Cen- tralmechanismus bei Nystagmus yon Interesse sein.

3. In der B e w e g u n g d e r I r i s fand ich beim einfachen 1) Stricker's Gewebelehre. II. Bd.

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Ueber die Ver~nderungen des Auges nach Facialisexstirpation. 267

Durehschneiden des Facialis gar keine Veriinderungen; beim Aus- reissen jedoeh wird die Pupillenerweiterung und Verengerung ffleich langsamer, obwohl die eigentlichen StiJrungen der Irisbewegung erst in die Zeit der spiiter entstehenden IrisentzUndunff fallen, sodass man sic ehGr yon tier Irisentztindung als yon den, durch die Facialisher- ansreissung bedingten neurocentralen St~rungen ableiten kann.

4. Die T h r i ~ n e n a u s s e h e i d u n g zeigte sigh nut in einem Falle lebhafter, (S. C. l) in den tibrigen Fi~llen trat keine Veri~nderung ein, weder beim Durehschneiden, noch beim Ausreissen des Faeialis. Un- rege lmi~ss ig aber ist in jedem Falle die T h r i t n e n v e r t h e i l u n g . Das gelahmte untere Augenlid steht weir vom unteren Theile des Bul- bus ab, der Thriinenstrom sammelt sieh in Folge seines Gewichtes in dem so gebildeten Kanal; da der Thri~nenpunkt dabei seine Stelle veriindert, k(innen die Thri~nen night auf dem normalen Wege ab- fliessen, sondern tropfen yore inneren Augenwinkel auf die Gesichts- haare herab. Wurde der Faeialis nur einfach durehsehnitten, und wurde demzufolge nut tier Augenlidschliessmuskel geliihmt, so ist die Thri~nenvertheilung weniger unregelmlissig, da bet jeder Zurttek- ziehung des beweglichen Bnlbus sieh die Augenspalte unvollstiin- dig schliesst, und ein grosset Theil tier sonst fi'eiliegenden Cornea sieh mit Thriinen durehfeuchten kann; beim Vordringen des Bulbus abet wird die unterdessen zwischen dem unteren Augenlide und dem Bulbns angehiiufte Thriinenfltissigkeit dureh den inneren Augen- winkel auf das Gesicht gestossen~ wo sic dann die Haare zusam- menklebt~ indem sie auch andere Excrete der Conjunctiva mit sieh ftihrt. Auch diese unvollst~ndige Compensation kommt nur bet we- nigen Augen vor; bet solchen, wo der Spalt auch nach der Augen- tidli~hmung eng bleibL ist die Durehfeuchtun~ der Cornea nnr un- vollkommen, namentlieh in der Mitre ihres hinteren Seg'mentes, an den yon dem oberen und unteren Augenlide und yon der Nickhaut unbedeekten Theilen, wodurch dann die, unter folgendem Punkte zu besehreibenden xerotisGhen Fleeke entstehen.

Liihmen wir den Faeialis dureh Herausreissen, so dauert die un- regelmiissige Thriinenvertheilung so lange, als die Parese des M. retractor bulbi versehwunden ist, wegen der aueh die unvollsti~ndige Sehliessung der Augenlider nieht zu Stande kommen konnte, bis da- her die Retraetionsfahigkeit des Bulbus und mit dieser die unvoll- stiindige Augenlidersehliessung nieht wiederkehrt. Iqur selten, bet engen Augenspalten und bet Angen, die eine grosse :NiGkhant haben gesehieht es, dass aueh nach Facialisausreissung keine betriiehtliche St~rung in der Thriinenvertheilung eintritt.

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Diese St0rung in do" Thr~inenvertheilung ist wahrscheinlich auch bei dem Meuschen, bei vollstandiger Facialislahmung, yon gleicher Natur, obwohl dort die Ausgleiehung willktirlich geschehen kann; sobald der Kranke seine Cornea austrocknen sptirt, schliesst er die Augenlider mit der Hand; ahnliehes kann manchmal anch bei Kanin- chert geschehen; oft sieht man, wie das Thief sein Gesieht mit den vorderen Ftissen wasehend, sein gelahmtes Augenlid auf das unbe- deekte Auge zieht, und dadureh den weiteren Veranderungen vor- greift.

5. An der Cornea gehen folgende Veranderungen vor: Sowohl bei einfacher Durehschneidung~ als aueh bei Heraus-

reissung des Facialis, wenn sich die Lahmung der Augenlider ein- stellt and die Cornea unbedeckt bleibt, erscheinen nach ein paar Minuten kleine punktartige Verticfungen, gew0hnlich etwas nach an- ten and rtickwarts yon der Mitte der Cornea; diese Vertieihng.en sind nichts anderes als Austrocknungsfieck% welehe wegen Verdtinstung der Thranen auf dem eonvexesten Theile der Cornea entstehen; ihre Entstehung kann noch beschleunigt werden, wenn man auf die Cornea blast and sie k0nnen selbst auf ganz gesunden Augen hervorgebracht werden, wenn man die Augeniider auseinander halt. Diese Flecke verschwinden sogleieh, wenn man die Cornea durch Herabziehen der Augenlider benetzt. Bleibt die Cornea unbertihrt, so fiiessen diese kleinen Vertiefungen miteinander, zusammen, gewShnlich bis zur Gr0sse einer Linse, and die Oberfiache wird dem entsprechend matt. In anderen Fallen sammelt sich, anstatt dieser Flecke, an der unbenetzt gebliebenen 0berfiache der Cornea Sehleim an~ in welchem, da er nicht ab~,ewasehen werden kann, sich StaubkSmchen, Bakterien und feine Harchen einnisten, his zuletzt auch dieser eintroeknet und bier die Cornea undurchsiehtig macht. Aueh diese Sehleimansammlnngen kiinnen darch das Herabziehen der Augenlider abgewasehen werden~ und wenn sie erst ein paar Stunden gedauert haben~ so bleibt die Cornea nach dem Abwasehen ganz normal. Bei einfacher Durch- schneidung des Facialis kommt es selten zu bleibender Austrocknung, da bei unvollstiindigem Augenliderverschluss an and ftir sich diese Ab- wasehungen dareh den oben besehriebenen Mechanismns sieh bewerk- stelligen lassen. Nach dem Abwaschen entstehen neue Austrocknungs- fiecke, welehe immer wieder abgewaschen werden and zwar immer iffterer, ~.weil in den spateren Stadien der Facialislahmung die refiec- torische ZurUckziehung des Bnlbus, das Hervordringen der Nickhuut and das tterabsinken des oberen Augenlides immer regelmi~ssiger werden, so dass sich spiiter dieses unvollstiindige Sehliessen der

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Augcnlidcr ebcn so regelmiissig einstellt, als das normale A ugen- blinzeln. Dies ist der gewiihnliche Verlauf naeh einfacher Facialis- durehsehneidung~ selten schreitet der Process welter vor.

Anders ist abet die Sache naeh dem A u s r e i s s e n des Fa - e ia l i s . Hier geschehen die ZurUekzichungen des.Bulbus nut un- vollstandig, die Niekhatlt dringt nur selten and langsam vor, das obere Augenlid sinkt entweder gar nieht oder nur wenig herab, die entstehenden Austroeknnngsflecke oder Schleimansammlnngen werden daher nieht abgewasehen, sondern werden immer gri~sscr und machen die Corneaoberfiache undurchsichtig; die Ausbreitung dieses Processes geschieht meistens in querer Riehtung gegen den hinteren Augen- winkel. Waschen wit diese ausgetrockneten Stcllen am 2. oder 3. Tage durch Herabziehen d er Augenlider ab~ so entstehen unter ihnen ContinuitiitsstSrungen, deren Grund yore Corneagewebe gebildet wird; untersuchen wit namlich den abgeliisten austrocknenden Theil mikro- skopisch, so finden wir ansser Epitheldetritus, Staubk~irnchen, feinen Harchen and Bakterien aueh Corneatksern. Die Cornea ist am Grunde des Continuit~tsverlustes in dieser Zeit gewiihnlich noeh rein, and beinahe durchsiehtig, nur spater wird sie opak, naeh mcinen Ertah- rungen geschieht dies immer zuerst am Grunde des ulens and naeh- her erst in dessen Umgebnng. Um diese Zeit nimmt die gleich anfangs auftretende Injection der Cornea and Iris einen inflamma- torisehen Charakter an, es erscheinen Eiterf~dchen im vorderen Augcnwinkel, manehmal sammelt sieh Eiter in der vordcren Augen- kammer (l:Iypopion) an. Kurz es entwiekeIt sich ein ahnlicher Pro- cess wie nach Durehschneidung des Ganglion Gasseri, wenn auch nieht so heftig. Diese h~lammation der Cornea pflegt sich ~ wie es in den meh'ten der oben angef~hrten experimentelteT, JFiille ge- schehen ist - - nach gelungener Yacialisausreissung in solchen F~llen zu entwickeln, in denen na'ch der Operation in der Bewegung des Bulbus Triigheit zur~ckbleibt. Sparer, wenn sieh die Bulbnsbewe- gungen bessern, and die Retraction des Butbus~ das Vordringen der Nickhaut, das tIerabsinken des oberen Augenlides und demzufolge die Durehfeuchtung der Cornea wider regelmassig wird: beginnt die Inflammation abzunehmen, das Ulcus wird reiner, die Conjunc- tivitis und Mtis schwindet allmiihlieh; nut ein kleiner Corneafieck bleibt zurtick und es stellt sieh derselbe Znstand ein~ wie bet ein- facher Facialisdurehschneidung: an den unbedeekten Theilen der Cor- nea entstehen kleine xerotische Flecke, welehe nach Durehfeueh- tung der Cornea verschwinden und sparer wieder entstehen. Unter den angeftihrten FNlen lief der Process in 5 Fallen auf diese Weise

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ab. Im 6. Falle habe ich nach der Ausreissung des Facialis das obere Augenlid nach unten befestigt und das Ohr vor das Auge ge- night; nach einigen Tagen wurden die Verbi~nde frei gemacht und die Augenspalte blieb trotzdem enge~ da der Leim des englischen Pilasters die Haare verklebt hatte. Die Cornea blieb 11 Tage rein und nut nachdem sich der Augenspalt erweitert hatte entstanden Austrock- nungsfieeke, die abet sehr sehnell verschwanden. In dem 7. Falle blieben die Bulbusbewegungen ziemlieh lebhaft, obwohl die Aus- reissung vollkommen gelungen war, indem sich Nystagmus einstellte, in Folge dessen entstanden nur vortibergehende xerotische Flecke an der Cornea des ohnedies engen und mit grosser lqickhaut versehenen Auges. In dem 8. Falle entwiekelte sieh der Process nur bis zur starken Austrocknung, da das Thier starb. Merkwtirdig ist es, dass in dem sub C--1 angeftihrten Falle auch nach einfacher Durchsehnei- dung CorneaentzUndung eintrat. Bei diesem Thiere reizte ich das centrale Sttick des Facialis dureh cinch starken elektrischen Strom, um zu sehen, ob man auf diesem Wege nicht Nystagmus hervorrufen ktinnte; der Erfolg war jedoch negativ.

Es kann demnach als Regel aufgestellt werden, dass: Bei einfacher Facialisdurchschneidung an der operirten Seite auf

den yon den Augenlidern unbedeckt gebliebenen Theilen der Co~.nea sich immer erneuernde und wieder verschwlndende Austrocknungsflecke entstehen, abet elne Wer~nde~'ung der Gewebe tritt gewOhnlich nicht auf ; bei Facialisausreissung hingegen folgen der Austrocknung Abschi2rfung~ UIcus, F, ntzfmdung, d. h. bedeutendere Structurverfinderungen, welche aber nach kftrzerer oder l~ngerer Zeit verschwlnden.

Hinsichtlich der Frage, welches Loos bei Facialisliihmung die unbedeckt geblicbene Cornea trifft, waren die Erfahrungen der Ex- perimental-Pathologen und Kliniker verschieden. Seit Ch. B el i ')~ der zuerst einen Fall beobaehtet hatte, in welehem bei einem 19ji~hrigen Manne nach Facialisliihmnng Corneaentziindung eintrat, nehmen die Kliniker auch die Facialisli~hmung unter die Ursachen der Cornea- entziindung auf2), obwohl eben klinisehe Erfahrungen zeigen, dass auf Facialisl~thmung gew~ihnlich nicht Corneaentztindung iblgt. Unter den Experimental-Pathologen sagt L o n g e t ~), dass nach Facialis- durehschneidung an der Cornea und iiberhaupt am Auge Entztindung

1) Journal de physiol, experiment. T.X.p. 6. -- Expose du syst6m, des nerfs. Trad. de Genes. p. 89. Citirt bei Longet s. o.

2) Zur Aetiologie der Keratitis. Von Hofr. Prof. v o n Arlt in Wien. Wiener reed. Wochenschr. 1879..No. 10. 256 1.

3) Anatomie et Physiologie du Systeme nerveux. 1842. Tom. II. 104. es 445 1.

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eintreten kann, weil die geliihmten Augenlider den anhaftenden Schmutz nicht entfernen k~innen, und die Cornea gegen Luft und Licht nicht schtitzen ktinnen, obwohl er auch erwiihnt, dass er bei seinen an Hunden gemaehten Experimenten nur selten Corneatrtibung sah, well an der operi~ten Seite die Drehung and Aufhebung des Auges dureh die sehiefen Muskeln die Cornea in den meisten Fallen vor der Gefahr rettet. C l a u d e B e r n a r d J) land bei seinen Experi- menten naeh Facialisdurehschneidung nichts als L~thmung der Orbi- tales. Aehnlich negatives Resultat gaben B a 1 o g h 2) zwei Experi- mente, in denen er bei Kaninehen den Faeialis ans dem Fallopischen Canal riss, wi~hrend F e u e r 3) nach zwei Faeialisdurchschneidungen bei dem einen Kaninchen an der Cornea eine 3 Tage lang dauernde Trtibung und Absehorfung land, bei dem anderen btieb die Cornea unversehrt.

Aus dem Obigen ist zu ersehen, dass bei einfaeher Facialis- durchschneidung oder was gleichbedentend ist, bei Abreissung des- selben hart vor der Oeffnung des Fallopischen Kanales, die infiam- matorlschen Ver~nderungen der Cornea nicht ohne die Paresis der Augenmuskeln eintreten; selbst die bei der Ausreissung entstehende Entztindung ist nieht intensiv, namentlieh im Vergleich zu der nach Durchschneidung des Ganglion Gasseri entstehenden, und versehwin" det in verhi~ltnissmiissig kurzer Zeit. Wahrscheinlich ist dies der Gruhd, dass die Experimentatoren - - die, beim Studium der nach Durehschneidung des Ganglion Gasseri entstehenden Entziindnng~ Facialisdurehschneidungsexperimente nur nebenbei maehten - - die oben erw~ihnten Erscheinungen nicht ihrer Aufmerksamkeit wUrdigten.

Die nach Facialisausreissung auftretende CorneaentzUndung ist in experimeatal-pathologischer Hinsicht yon Interesse, well sic, en miniature~ der naeh Durchschneidung des Ganglion Gasseri entstehen- den ~thnlich ist. Sie ist vielleicht noch geeigneter zum Studium des Processes an der Cornea, weil man diesen hier bis zur voIlsti~ndigen Heilung nnd ohne grtissere Nebencomplieationen verfolgen kann. I-Iier wie dort beginnt der Process mit Austroeknung, welehe wegen Un- bedecktbleiben der Cornea und Unbeweglichkeit des Bulbus eintritt, zuerst an der gewOlbtesten Stelle der Cornea~ wo die Verdunstung

1) Leqons sur la Physiologie et la pathologie du Syst~me nerveux. 1858. Tom. II. 35 1.

2) A. G a s s e r , Dficzes szemgyulad~ts. Orvosi hetilap. 1876. 47 hasb~b. Cen- tralblatt f. d. reed. Wissensch. 1876. No. 6.

3) Untersuehungen tiber die Ursache der Keratitis nach Trigeminusdurch- schneidung. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. III. Abth, Juliheft. Jahrg. 1876,

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am griissten ist. h~ur der Ausgangspunkt zum Offenbleiben der Au- genlider und zur Unbewegliehkcit des Bulbus ist ein anderer. Bei Durehschncidung des Ganglion Gasseri ni~mlieh bewegt sieh das Augenlid und der Bulbus nieht, weil die geftihllos gebllebene Cornea und Conjunetiva (da die sensibten Nerven der Cornea~ Conjunctiva nnd der um die Augen liegenden Theile geliihmt sind) die zum Schutze des Auges n~thigen Reflex-Augenlidsehliessungen und Bul- busbewegungen nieht ausltisen ktinnen ;. bei Faeialisdurchsehneidung bleibt zwar die Cornea und Conjunctiva empfindlieh~ aber der aus :ausseren Ursachen entstanden.e Reiz kann wegen der vollst~indigen Liihmung des Facialis und der Paresis einzelner Oculomotoriusfasern, nicht auf die Augensehliess- und Augenbewegmuskeln tibertragen werden. Da bei Facialisausreissung die Paresis der Augenmuskeln vortibergehend ist und dutch die Bulbusbewegungen Augenschliessung - - wenn auch unvollsti~ndig - - entsteht, so ist der Process schnell zu Ende~ wi~hrend dort das Auge zu Grnnde geht. 1)

Dass bei Entstehung dieser Corneaentztindung keine nutritiven vasamotorischen oder dilatatorisehen Nerven fungiren, wird dadurch bewiesen~ dass durch Zusammenkleben der Augenlider der Process verhindert und sogar der sehon begonnene Process unterbrochen wer- den kann. Von einer aus Nervenlithmung entstandenen Corneaent- ztindung ( K e r a t i t i s n e u r o p a r a l y t i e a ) kann daher keine Rede sein. Auch die mechanisehe Einwirkung kann ausgesehlossen wer- den, weil dutch die oben angeftihrte cinfache Methode das Auge des Thieres yon jeder solchen Einwirkung gesehtitzt wird, demnaeh kann der Process auch nieht ftir die yon S n e l l e n aufgestcllte t r a u m a - t i s c h e C o r n e a c n t z t i n d u n g ( K e r a t i t i s t r a n m a t i c a ) gehalten werden. Nun wiire noeh zwisehen Mycos i s oder X e r o s i s zu wah- len. Ohne Zweifcl finden wir in der Feuehtigkcit des schon ent- standenen Corneaulcus sehr vide Sphiirobacterien, abet eben so viele finder man aueh in den im vorderen Augenwinkel angesammelten Exereten der Conjunctiva. Einzelne Bakterien kSnnen zwar an die Oberfii~che der Cornea antroeknen, aber das austrocknende Epithel

1) Inwiefern die Unbeweglichkeit des Bulbus an der Hervorbringung der nach Durchschneidung des Ganglion Gasseri entstehenden Entztindung Theil nimmt, ware noch experimentell nachzuweisen. Wahrscheinlich ist diese Unbeweglich- keit nicht nur auf die Gefiihllosigkeit der Cornea und Conjunctiva zurilckzuftihren, sondern auch darauf, dass bei Durchschneidung des Ganglion Gasseri auch die •erven der Augenmuskeln und besonders der Abducens, Trochlearis und Ocu- lomotorius durchschnitten werden. Donn w~rde dies nicht geschehen, so wttrden wahrscheinlich die willktirlichen Bulbusbewegungen auch bier, ebenso wie bei Fa- cialisdurchschneidung, dem Uebel abhelfen.

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ist kein sehr gttnstiger Boden zu ihrer Vegetation bis die abgestor- benen Epithelpartikdehen nicht herausfallen, wo sie dann auf dem feuchten Grunde des Ulcus sehr gut vegetiren k~nnen u n d e s ist mSglich, dass sie bei.ihrer Vermehrung auch gesunde Corneaelemente angreifen. Sobald abet dutch die - - wenn aueh unvollstandigen - - Augenlidsehliessungen Gelegenheit zur Durchfeuchtung tier Cornea geboten wird~ htirt diese Vegetation, so zu sagen, auf einmal auf, der Entztindungsprocess wird sehr schnell abgebrochen, trotzdem dass die Bakterien schon im Corneagewebe sind und zu ihrer Vegetation giinstige Gelegenheit da ist. Man kann daher auch an K e r a t i t i s m y e o t i c a nicht denken~ wenn maw nicht annehmen will, dass zum Fortbestehen der Keratitis. fortwahrende Mierococcusinvasion nSthig ist und dass der Process deshalb stehen bleibt, well das durch die Augenlidschliessung verursachte Abwaschen der Cornea die wei- tere Einwanderung verhindert. Es bleibt daher nichts anderes Ubrig als den Process K e r a t i t i s x e r o t i c a zu nennen.

Dicser Process kann cxperimentell am einfachsten und inten- sivsten dureh Auseinandernahen der Augenlider und ktinstliches Ek- tropium hervorgerufen werden, wie dies B a t o g h in seiner oben er- wahnten Arbeit that, obgleich er den Process nicht yon dcr Aus- trocknung herleitete. Nach dieser Operation entsteht die Austrocknung und in deren Folge Keratitis~ Conjunctivitis und Iritis schneller und intensiver; aber auch dieser Process kann abgebrochen werden ein- faeh dadureh, dass die auseinander genahten Augenlider wieder frei- gemaeht werden und dadurch zur Durchfeuchtung der Cornea Ge- legenheit geboten wird. Auf dies beziehen sich die sub D ange- ftihrten zwei Falle. In dem einen Falle nahte ich die drei Augenlider an einem gesunden Auge auseinander~ in dem anderen an einem solchen, wo der Facialis gelahmt war. Die Mitre der Cornea ring in beiden Fallen schnell an auszutroeknen~ abet doeh fi'tiher an dem gelahmten als an dem gesunden Auge. Aber die Corneatrtibung nnter den Austrocknungsfieeken begann an dem gelahmten Auge am 3.~ an dem gesunden Auge erst am 4. Tage, als schon ziemlich grosse Chemosis und Iritis purulenta entstanden war. Die REnder der Cornea waren bis zu den centralen Anstrocknungsfleeken ganz durchsichtig. Die Corneatrtibung verbreitete sich vom Centrum naeh der Peripherie, und reiehte am 5. Tage sehon his zu den Randern, wahrenddem gleiehzeitig im vorderen Augenwinkel sich viel Eiter ansammelte. Am 6. Tage machte ieh die auseinandergenahten Au- g.enlider frei, die (idemattisen Augenlider schwollen naeh ein paar Tagen abe der Augenspalt schloss gich am gesunden Auge fast roll-

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st~ndig, am gel~hmten hingegen trat der frtihere status quo wieder ein. Von jetzt an besserten sich die inflammatorisehen Processe raseh. Am 12.--13. Tage war kaum eine Spur der Conjunctivitis und Iritis vorhanden, alas Hypopion war ganzlich verschwunden. Selbst die Corneatrtibung, die sich schon auf die ganze O b e ~ c h e erstreckte, hellte sich sehr auf. Am 12. Tage entwickelten sich yon den Blut- gef~ssen des Cornearandes gegen die intensivste Tr•bungsstelle zu feine pinselartige Blutgef~sse, welche das Verschwindea der Trttbung immer mehr besehleunigten. Merkwtirdig ist es, dass sobald ein Cor- neapartikelchen sich anfhellte die zu demselben gehenden Blutgef~sse sich schnell zurtickbildeten. Am 16. Tage war schon die Cornea des gesunden Auges, ,nit Ausnahme des mittleren Theiles, fast iiberall durehsichtig. Auch das gel~hmte Auge hcilte zusehends, obzwar augenscheinlich lanffsamer~ wahrscheinlieh wegen der unvollst~ndigen Augenlidschliessung. Am 28. Tage waren nur Spuren des Processes vorhanden.

Zu bemerken ist, dass die Triibung der Cornea, sowohl bei dem Auseinandern~hen der Augenlider, als auch bei Facialisausreissung immer unter und um den Austroeknungsfleek beginnt nnd sich yon dort aus gegen die Peripherie ausbreitet.

6. u. 7. Was d i e V e r ~ n d e r u n g e n der C o n j u n c t i v a u n d I r i s b e t r i f f t , so tritt bci e i n f a c h e r D u r c h s c h n e i d u n g ge- w~hnlich an denselben gar keine Ver~nderung auf, naeh Aus - r e i s s u n ~ hingegcn entwickelt sich ffleich beim Beginne der Aus- trocknung Injection in den Gef~ssen der Cornear~nder und der Iris. Diese Injection steigert sieh beim Eintritt der Keratitis gleichfalls his zur Entzttndung und verschwindet noeh vor dem Aufh~ren tier Keratitis~ sobald die Bulbusbewegungen und mit ihnen die Durch- feuchtung der Cornea wiederkehren.