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1914 I~LINISCHE WOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 4 ~ 3o. SEPTEMBER x928 KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 0BER DIE WIRKUNG VERSCHIEDENER FORMEN DES EISENS AUF DIE REGENERATION DES BLUTFARBSTOFFES. Von GEORG STIEGa~R. In ihrer interessanten Arbeit ,,Zur Pharmakologie und Physiologie des Eisens" haben STARKENSTEIN und WEDEN* u. a. (auf S. 1224) die Vermutung ausgesprochen, dM3 der 2 Organismus ffir den H~imoglobinaufbau sowohl Ferro-als auch Ferrieisen verwenden k6nne, das gleiche jedoch ffir 3 das organisch gebundene Eisen, insonderheit Blur- und HAmoglobinpr~iparate als unsicher bezeichnet. Ich bin in der Lage, auf Grund eigener umfangreicher Untersuchungen mit voller Bestimmtheit aussagen zu k6nnen, dab allerdings 4 s0wohl Ferro- wie Ferrieisen, ebenso aber auch das im Blut vorhandene Eisen imstande sind, die Bildung des Blutfarb- stoffs zu begfinstigen. Ich benutzte Hunde mit Aderlal3- 5 angmie, deren H~imoglobinwerte w~ihrend der Erholungs- phasen in kurzen Abstiinden bestimmt wurden, und zwar 6 stets an den gleichen Tieren ohne und mit Zulage des zu priifenden Priiparats; selbstverstgndlich lagen zwischen den einzelnen Perioden hinreichend lange, meist monatelange, 7 versuehsfreie Pausen. Die Eisendosen betrugen fast immer o,I g je Tag. Diese Menge erwies sich einwandfrei als ein starkes F6rderungsmittel der H~moglobinregeneration, d.h. 8 die Kurven des H~moglobinanstiegs nach der Zeit verliefen stets vim steiler als in den eisenfreien Perioden. Diese Wirkung wurde festgestellt ffir Ferrum reduetum (als ,,Fermetten"), ffir eineu ad boa hergestellten Sirupus ferri chlorati, ffir 9 Ferrum oxydatum saccharatum, ffir Trockenblut und ffir ,,H~matopan". Quantitative Unterschiede in der Wirksamkeit der versehiedenen PrAparate waren bei der angewandten Io Versuchsanordnung nicht zu erkennen. Auf Grund der angegebenen Befunde, ffir die die genauen Ii ]3elege in Kfirze ver6ffentlicht werden sollen, bin ich der Uberzeugung, dab trotz mancher vorgebrachten Zweifel die Anwendung der EisenprAparate in beliebiger Form, einschl, i2 der Blutpr~Lparate, bei sekund~ren An~mien therapeutisch durchaus berechtigt ist, wie es langer ~rztlicher Erfahrung zu entsprechen scheint. (Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~it Gbttingen.) 0BER DEN GALLENFARBSTOFFGEHALT IN LOKALEN BLUTUNGEN IM MENSCHLICHEN K(~RPER. Von KURISHITA. In neuerer Zeit ist vielfach, vor allem yon ASCHOFF und seiner Schule, auf die anhepatocellul~ire Genese des Gallen- farbstoffes hingewieseu worden. Von vielen Seiten ist das best~itigt worden. Die neueren Unruhen in China gaben mir eine reichliche Gelegenheit, traumatische, h~imorrhagische Exsudate auf ihren Gehalt an Gallenfarbstoff zu untersuchen und sie mit dem Gehalt des str6menden Blutes zu vergleichen. Es standen die verschiedensten Arten yon Blutungen in Exsudate zur Ver- ffigung. Es fiel dabei h~iufig schon makroskopisch auf, dab die R~inder dieser Blutungen eigentfimlich gelblich durch- tr~inkt waren. Ieh bediente reich zur Untersuchung der Methode nach HUMANS VAN DEN BERGI-I, indem ich die direkte und die indirekte Reaktion in den einige Tage nach der Verletzung gewonnenen Punktionsflfissigkeiten anstellte. In allen F~llen erwies sich der ]3ilirubingehalt in den Punktionsflfissigkeiten erheblich hSher, als im str6menden 131ut, in dem immer weniger als eine Bilirubineinheit gefunden wurde. In mehreren Untersuchungen land ich im Blur o,3--o,8 Einheiten. Die * Klin. Wschr. 1928 , 122o. Nr. , ~o ]'N '~ ~ ] B ilirubingehalt in der Aussehen der Art des Falles .'~ ~ ,~o ~ Punktionsfliissigkeit. Punktions- o ~ Indirekte Reaktion flfissigkeit ~mta 13 14 15 I6 BlindschuB im r. Kniegelenk, starke Blutung Blutergug im t(nie- gelenk nach Kon- tusion Blutergug im Kniegelenk nach Kontusion. Sub- cutane Blutung Patellarfraktur nach Stol3. Sub- cutane Blutung Blutergug in die Kniekehle nach SchuB HXmatom zwisch. Harnblase und Bauchwand Subcutane Blutung irn Oberschenkel nach Schlag. Haut gelbbraun KindskopfgroBes H~imatom am Lendenteil nach Kontusion 131utungen in die Brusth6hle nach Durchschug Blutung in die Brusth6hle nach Durchscllug Postoperativer As- cites. Mesente- rialgeschwulst Blutung in die Pleurah6hle nach DurchschuB Blutung in die Pleura nach Stichverletzung PIeuritis exsuda- tiva haemorrha- gica dextra Blutung in die Pleurah6hle nach Rippenfraktur Blutung in die Pleura nach DurchschuB 0,5 0,58 bis 0,60 0,64 nach ] nach 16 Tgn. ] 25 Tgn. n2a8ch 2,2 nach 8 Tgn. 32 Tgn. 3,2 2,6 naeh IO Tgn. 2,0 nach nach 7 Tgn. 15 Tgn. 3,2 2,4 nach nach 7 Tgn. 2o Tgn. 1,8 1,8 nach IO Tgn. 1,4 nach nach 8 Tgn. 18 Tgn. 2,6 2, 4 nach 8 Tgn. 1,8 nach nach 7 Tgn. 21 Tgn. 1, 4 6,6 nach 14 Tgn. 2,0 bei Oper. nach 2,8 4 Woch. 3,2 nach nach 7 Tgn. 21 Tgn. 1, 4 6,6 nach 14 Tagn. 2,0 nach 2,2 2 ~vVoch. 2,3 nach 15 Tgn. 2,8 nach 8 Tgn. IO,4 Schwiirzlich- rot Gelblich- blutig Triibe, ser6s blutig Ser6s blutig, nicht getriibt Ser6s blutig, nicht eitrig Blutig- gelblich Blutig, nicht eitrig Ser6s~blutig Ser6s blutig leicht getriibt Ser6s blutig, nicht eitrig Ser6s blutig, leicht eitrig Ser6s blutig, leicht eitrig intensiv gelb Punktionsflfissigkeiten gaben, wenn die s~arke blutige F~r- bung die Anstellung der direkten Reaktion erlaubte, immer ein negatives Resultat, w~hrend die indirekte Reaktion immer einen Gehalt yon betr~chtlich mehr als einer Einheit zeigte. Zur Kontrolle wurden mehrere nichtblutige Exsudate aus Gelenk- und Pleurah6hlen, Ascites- und Hydrocelenflfis- sigkeiten untersueht. Hierin fanden sich immer nur sehr ge- tinge Bilirubinmengen, 0,2--0, 4 Einheiten, also dieselbe Gr6Benordnung wie im Blur. Die Tatsache, dab in blutigen Exsudaten immer eine vim gr68ere Bilirubinmenge als im Blute gefunden wird, ftihrt zwingend zu dem SchluB, dab der grSBte Tell des ge- fundenen Bilirubins an Ort und Stelle, also auBerhalb der Leber, gebildet worden ist, wahrend nur geringe Mengen, 0,3--0,8 Einheiten, aus dem Blur (und daher vielleicht aus der Leber) stammen k6nnen. (Aus der Chirurgisehen Ab-. teilung ira ]apanischen Hospital zu Tsinan]u-Shantung, China. )

Über die Wirkung Verschiedener Formen des Eisens auf die Regeneration des Blutfarbstoffes

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1914 I ~ L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 4 ~ 3o. SEPTEMBER x928

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

0 B E R DIE WIRKUNG VERSCHIEDENER FORMEN DES EISENS AUF DIE REGENERATION DES

BLUTFARBSTOFFES. Von

GEORG STIEGa~R.

In ihrer in teressanten Arbe i t , ,Zur Pharmakologie und Physiologie des E isens" haben STARKENSTEIN und WEDEN* u. a. (auf S. 1224) die V e r m u t u n g ausgesprochen, dM3 der 2 Organismus ffir den H~imoglobinaufbau sowohl F e r r o - a l s auch Ferr ie isen ve rwenden k6nne, das gleiche jedoch ffir 3 das organisch gebundene Eisen, insonderhei t Blur- und HAmoglobinpr~iparate als unsicher bezeichnet . I ch bin in der Lage, auf Grund eigener umfangre icher Unte r suchungen m i t vol ler B e s t i m m t h e i t aussagen zu k6nnen, dab allerdings 4 s0wohl Fer ro- wie Ferrieisen, ebenso aber auch das im B l u t vo rhandene Eisen ims tande sind, die Bi ldung des Blut farb- stoffs zu begfinstigen. Ich benu tz t e H u n d e m i t Aderlal3- 5 angmie, deren H~imoglobinwerte w~ihrend der Erholungs- phasen in kurzen Abst i inden b e s t i m m t wurden, und zwar 6 s te ts an den gleichen Tieren ohne und mit Zulage des zu pr i i fenden Pr i ipara ts ; se lbs tvers tgndl ich lagen zwischen den einzelnen Per ioden hinre ichend lange, meis t monate lange , 7 versuehsfreie Pausen. Die Eisendosen be t rugen fast immer o,I g je Tag. Diese Menge erwies sich einwandfrei als ein s tarkes F6rderungsmi t t e l der H~moglobinregenera t ion , d . h . 8 die K u r v e n des H~moglobinans t iegs nach der Zeit ver l iefen s te ts vim steiler als in den eisenfreien Perioden. Diese Wi rkung wurde festgestel l t ffir F e r r u m r e d u e t u m (als , ,Fe rmet ten" ) , ffir eineu ad boa hergeste l l ten Sirupus ferri chlorati , ffir 9 F e r r u m o x y d a t u m sacchara tum, ffir Trockenblu t und ffir , , H ~ m a t o p a n " . Quantitative Unterschiede in der Wi rksamke i t der versehiedenen PrAparate waren bei der angewandten Io Versuchsanordnung n ich t zu erkennen.

Auf Grund der angegebenen Befunde, ffir die die genauen I i ]3elege in Kfirze ver6f fent l ich t werden sollen, bin ich der Uberzeugung, dab t ro tz mancher vorgebrach ten Zweifel die Anwendung der EisenprAparate in bel iebiger Form, einschl, i2 der Blutpr~Lparate, bei sekund~ren An~mien therapeut i sch durchaus berecht ig t ist, wie es langer ~rzt l icher E r fah rung zu entsprechen scheint. (Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~it Gbttingen.)

0BER DEN GALLENFARBSTOFFGEHALT IN LOKALEN BLUTUNGEN IM MENSCHLICHEN K(~RPER.

V o n KURISHITA.

In neuerer Zei t is t vielfach, vo r a l lem yon ASCHOFF und seiner Schule, auf die anhepatocellul~ire Genese des Gallen- farbstoffes hingewieseu worden. Von vielen Seiten ist das best~itigt worden.

Die neueren Unruhen in China gaben mir eine reichliche Gelegenhei t , t raumat i sche , h~imorrhagische Exsuda t e auf ihren Gehal t an Gal lenfarbstoff zu untersuchen und sie mi t dem Gehal t des s t r6menden Blutes zu vergleichen. Es s tanden die verschiedensten Ar ten yon B lu tungen in Exsuda t e zur Ver- ffigung. Es fiel dabei h~iufig schon makroskopisch auf, dab die R~inder dieser B lu tungen eigentf imlich gelblich durch- tr~inkt waren.

Ieh bediente reich zur Un te r suchung der Methode nach HUMANS VAN DEN BERGI-I, indem ich die direkte und die indirekte Reaktion in den einige Tage nach der Verletzung gewonnenen Punktionsflfissigkeiten anstellte. In allen F~llen erwies sich der ]3ilirubingehalt in den Punktionsflfissigkeiten erheblich hSher, als im str6menden 131ut, in dem immer weniger als eine Bilirubineinheit gefunden wurde. In mehreren Untersuchungen land ich im Blur o,3--o,8 Einheiten. Die

* Klin. Wschr. 1928 , 122o.

Nr. , ~o ]'N '~ ~ ] B ilirubingehalt in der Aussehen der Art des Falles .'~ ~ ,~o ~ Punktionsfliissigkeit. Punktions-

o ~ Indirekte Reaktion flfissigkeit ~mta

13

14

15

I6

BlindschuB im r. Kniegelenk, starke Blutung

Blutergug im t(nie- gelenk nach Kon- tusion

Blutergug im Kniegelenk nach Kontusion. Sub- cutane Blutung Patellarfraktur nach Stol3. Sub- cutane Blutung

Blutergug in die Kniekehle nach SchuB

HXmatom zwisch. Harnblase und Bauchwand

Subcutane Blutung irn Oberschenkel nach Schlag. Haut gelbbraun

KindskopfgroBes H~imatom am Lendenteil nach Kontusion

131utungen in die Brusth6hle nach Durchschug

Blutung in die Brusth6hle nach Durchscllug

Postoperativer As- cites. Mesente- rialgeschwulst

Blutung in die Pleurah6hle nach DurchschuB

Blutung in die Pleura nach Stichverletzung

PIeuritis exsuda- tiva haemorrha- gica dextra

Blutung in die Pleurah6hle nach Rippenfraktur

Blutung in die Pleura nach DurchschuB

0,5

0,58 bis

0 , 6 0 0,64

nach ] nach 16 Tgn. ] 25 Tgn.

n2a8ch 2,2 nach

8 Tgn. 32 Tgn. 3,2 2,6

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nach nach 7 Tgn. 15 Tgn.

3,2 2,4 nach nach 7 Tgn. 2o Tgn.

1,8 1,8

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nach 8 Tgn. 1,8

nach nach 7 Tgn. 21 Tgn.

1, 4 6,6

nach 14 Tgn. 2 ,0

bei Oper. nach 2,8 4 Woch.

3,2 nach nach 7 Tgn. 21 Tgn.

1, 4 6,6

nach 14 Tagn. 2 ,0

nach 2,2 2 ~vVoch.

2,3

nach 15 Tgn. 2,8

nach 8 Tgn. IO,4

Schwiirzlich- r o t

Gelblich- blutig

Triibe, ser6s blutig

Ser6s blutig, nicht

getriibt Ser6s blutig,

nicht eitrig

Blutig- gelblich

Blutig, nicht eitrig

Ser6s~blutig

Ser6s blutig leicht getriibt

Ser6s blutig, nicht eitrig

Ser6s blutig, leicht eitrig

Ser6s blutig, leicht eitrig

intensiv gelb

Punktionsf lf iss igkei ten gaben, wenn die s~arke blut ige F~r- bung die Anste l lung der direkten Reak t ion erlaubte, immer ein negatives Resul ta t , w~hrend die indi rekte Reak t ion immer einen Gehal t yon bet r~cht l ich mehr als einer Einhe i t zeigte.

Zur Kont ro l le wurden mehrere n ichtb lu t ige Exsuda t e aus Gelenk- und Pleurah6hlen, Ascites- und Hydrocelenflf is- sigkeiten untersueht . Hier in fanden sich immer nur sehr ge- t inge Bi l i rubinmengen, 0 ,2--0, 4 Einhei ten, also dieselbe Gr6Benordnung wie im Blur.

Die Tatsache, dab in b lut igen E x s u d a t e n immer eine vim gr68ere Bi l i rub inmenge als im Blu te gefunden wird, f t ihrt zwingend zu dem SchluB, dab der grSBte Tell des ge- fundenen Bil i rubins an Or t und Stelle, also auBerhalb der Leber, gebi ldet worden ist, wahrend nur geringe Mengen, 0 ,3--0 ,8 Einhei ten, aus dem Blur (und daher vie l le icht aus der Leber) s t ammen k6nnen. (Aus der Chirurgisehen Ab-. teilung ira ]apanischen Hospital zu Tsinan]u-Shantung, China. )