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Heft 1} 1970 J Kurze Mitteilungen 107 Buntspecht, Dendroeopos major, fängt Insekten aus der Luft. -- Am 13.6. 1969 beobachtete ich im Harz einen Buntspecht, der zur Nahrungsaufnahme Insekten aus der Luft fing. Diese Art des Insektenfanges kenne ich vom Kleiber (vgl. z.B. Lö~tRL 1967, p. 71), nicht aber vom Buntspecht. Auch wird sie weder von NIe*HAUMER (1938) noch von BLUM~ (1968) aufgeführt. Deshalb will ich meine Beobachtung kurz beschreiben: Als ich auf einer Forststraße am Jermerstein bei Braunlage/Harz (680 m), die zwischen hohem und niederem Fichtenwald entlang führte, gegen 18.40Uhr diesen Buntspecht beim Insektenfang entdeckte, lagen Fichten-Hochwald und die Straße im Schatten, das Fichten- Jungholz in der Sonne. Die von dem Buntspecht gejagten Insekten flogen stets über den Jungfichten, vielleicht konnte er sie in der Sonne besonders leicht erkennen. Der Anflug auf die Insekten erfolgte auf zweierlei Art: 1. Meist stieß der Specht von den hohen Randbäumen beinahe wie im ,Sturzflug « auf die Insekten herunter. Dabei mußte er gelegentlich vor dem Erfassen (Entfernung etwa lm) durch kräftiges Flügelschlagen die Insekten einholen, die nach oben zu entkommen versuchten. Der Anflugweg betrug im all- gemeinen 15--20 Meter (max. bis 40 m). Der Specht startete fast immer von einem Ast, nur einmal von einem Stamm, aus. -- 2. Einige Male startete er von der Spitze einer Jungfichte und flog mit kräftigem Flügelschlag bis ca. 15 m steil nach oben, um die Insekten zu fassen. Soviel ich mit dem Fernglas erkennen konnte, wurden die Insekten mit dem Schnabel gefaßt. Nach dem Ergreifen ließ der Specht sich zunächst leicht fallen und flog meist ,segelnd « zurück an einen Stamm, auf einen Ast oder, wenn die Fangstelle sehr tief lag, in die Spitze einer Jungfichte. Kleine Insekten wurden sicher sofort verschluckt. Zweimal konnte ich fest- stellen, daß der Vogel erst nach dem Rückflug die Insekten mit dem Schnabel auf dem Ast (zwischen den Zehen?) bearbeitete. Gegen 19.00 Uhr flog er nach einem Fangflug -- es waren in der Viertelstunde, die ich beobachten konnte, insgesamt 13 Flüge -- auf einen der Rand- bäume und dann weiter in das Innere des Fichtenhochwaldes. Eine Wiederholung dieser Beobachtung ist mir an diesem oder einem späteren Tag nicht gelungen. Literatur BLma~, D. (1968): Die Buntspechte. - - Die Neue Brehmbücherei, Heft 315. LöHRL, H. (1967): Die I(l¢iber Europas. - - Die Neue Brehmbücherei, Heft 196. NIETHA~/~ER,G. (1938): Handbuch der deutschen Vogelkunde, Band 2, Leipzig. Herwig Zang, Goslar Über Eier und Lebensweise der Weißflügel-Kotinga, Xipholena atropurpurea. -- Über die Lebensweise der Kotingas (Cotingidae) wissen wir bisher wenig; von vlelen Arten hat man noch nicht einmal die Eier gefunden; SCHöNWETTEX (1968) kommt zu dem Schluß, daß nur von 45 der fast 180 Arten und Rassen der Kotingas die Eier bekannt sind. Eine der letzten Neuigkeiten auf diesem Gebiet war die Beschreibung des Eies des Schirmvogels, Cephalopterus o. ornatus (Slct~ 1954). Zu den Formen, über die oologische Angaben noch gänzlich zu fehlen scheinen, gehört die Weißflügel-Kotinga, Xipholena atropurpurea (WIED). Anfang 1968 legte im Zoologischen Garten zu Rio de Janeiro ein Stück dieser Art aus dem nördlichen Esplrito Santo, Brasilien, ein El, das ich durch die Aufmerksamkeit von Herrn A. F. Coimbra Filho erhielt, wofür auch an dieser Stelle mein bester Dank ausgesprochen sei. Der Vogel hatte das Ei auf den Boden seines Käfigs gelegt. Bis es in meine Hände im Museu Nacional gelangte, war es in viele Stücke zerbrochen, l]ber Masse, Gestalt und Gewicht des Eies kann daher nichts angegeben werden. Seine Oberfläche wirkt glatt, ist aber matt und glanzlos. Die Grundfarbe des Eies erweist sich als blaßgrün, nicht unähnlich derjenigen des in SE-Brasilien häufigen Finken Saltator similis. Die gesamte Oberfläche des Eies ist mit kleinen oder winzigen Flecken und Spritzern recht dicht übersät. In weiteren Abständen finden sich größere, unregelmäßig geformte Flecken,

Über Eier und Lebensweise der Weißflügel-Kotinga,Xipholena atropurpurea

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Heft 1} 1970 J Kurze Mitteilungen 107

Buntspecht, D e n d r o e o p o s m a j o r , fängt Insekten aus der Luft. - - Am 13.6. 1969 beobachtete ich im Harz einen Buntspecht, der zur Nahrungsaufnahme Insekten aus der Luft fing. Diese Art des Insektenfanges kenne ich vom Kleiber (vgl. z.B. Lö~tRL 1967, p. 71), nicht aber vom Buntspecht. Auch wird sie weder von NIe*HAUMER (1938) noch von BLUM~ (1968) aufgeführt. Deshalb will ich meine Beobachtung kurz beschreiben:

Als ich auf einer Forststraße am Jermerstein bei Braunlage/Harz (680 m), die zwischen hohem und niederem Fichtenwald entlang führte, gegen 18.40Uhr diesen Buntspecht beim Insektenfang entdeckte, lagen Fichten-Hochwald und die Straße im Schatten, das Fichten- Jungholz in der Sonne. Die von dem Buntspecht gejagten Insekten flogen stets über den Jungfichten, vielleicht konnte er sie in der Sonne besonders leicht erkennen.

Der Anflug auf die Insekten erfolgte auf zweierlei Art: 1. Meist stieß der Specht von den hohen Randbäumen beinahe wie im ,Sturzflug « auf die Insekten herunter. Dabei mußte er gelegentlich vor dem Erfassen (Entfernung etwa l m ) durch kräftiges Flügelschlagen die Insekten einholen, die nach oben zu entkommen versuchten. Der Anflugweg betrug im all- gemeinen 15--20 Meter (max. bis 40 m). Der Specht startete fast immer von einem Ast, nur einmal von einem Stamm, aus. - - 2. Einige Male startete er von der Spitze einer Jungfichte und flog mit kräftigem Flügelschlag bis ca. 15 m steil nach oben, um die Insekten zu fassen.

Soviel ich mit dem Fernglas erkennen konnte, wurden die Insekten mit dem Schnabel gefaßt. Nach dem Ergreifen ließ der Specht sich zunächst leicht fallen und flog meist ,segelnd « zurück an einen Stamm, auf einen Ast oder, wenn die Fangstelle sehr tief lag, in die Spitze einer Jungfichte. Kleine Insekten wurden sicher sofort verschluckt. Zweimal konnte ich fest- stellen, daß der Vogel erst nach dem Rückflug die Insekten mit dem Schnabel auf dem Ast (zwischen den Zehen?) bearbeitete. Gegen 19.00 Uhr flog er nach einem Fangflug - - es waren in der Viertelstunde, die ich beobachten konnte, insgesamt 13 Flüge - - auf einen der Rand- bäume und dann weiter in das Innere des Fichtenhochwaldes. Eine Wiederholung dieser Beobachtung ist mir an diesem oder einem späteren Tag nicht gelungen.

L i t e r a t u r

BLma~, D. (1968): Die Buntspechte. - - Die Neue Brehmbücherei, Heft 315. LöHRL, H. (1967): Die I(l¢iber Europas. - - Die Neue Brehmbücherei, Heft 196. NIETHA~/~ER, G. (1938): Handbuch der deutschen Vogelkunde, Band 2, Leipzig.

Herwig Zang, Goslar

Über Eier und Lebensweise der Weißflügel-Kotinga, Xipholena atropurpurea. - -

Über die Lebensweise der Kotingas (Cotingidae) wissen wir bisher wenig; von vlelen Arten hat man noch nicht einmal die Eier gefunden; SCHöNWETTEX (1968) kommt zu dem Schluß, daß nur von 45 der fast 180 Arten und Rassen der Kotingas die Eier bekannt sind. Eine der letzten Neuigkeiten auf diesem Gebiet war die Beschreibung des Eies des Schirmvogels, Cephalopterus o. ornatus (Slct~ 1954).

Zu den Formen, über die oologische Angaben noch gänzlich zu fehlen scheinen, gehört die Weißflügel-Kotinga, Xipholena atropurpurea (WIED). Anfang 1968 legte im Zoologischen Garten zu Rio de Janeiro ein Stück dieser Art aus dem nördlichen Esplrito Santo, Brasilien, ein El, das ich durch die Aufmerksamkeit von Herrn A. F. Coimbra Filho erhielt, wofür auch an dieser Stelle mein bester Dank ausgesprochen sei. Der Vogel hatte das Ei auf den Boden seines Käfigs gelegt. Bis es in meine Hände im Museu Nacional gelangte, war es in viele Stücke zerbrochen, l]ber Masse, Gestalt und Gewicht des Eies kann daher nichts angegeben werden. Seine Oberfläche wirkt glatt, ist aber matt und glanzlos. Die Grundfarbe des Eies erweist sich als blaßgrün, nicht unähnlich derjenigen des in SE-Brasilien häufigen Finken Saltator similis. Die gesamte Oberfläche des Eies ist mit kleinen oder winzigen Flecken und Spritzern recht dicht übersät. In weiteren Abständen finden sich größere, unregelmäßig geformte Flecken,

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Flatschen, Blattern und Wischer, darunter einige, die 2--4 mm im längsten Durchmesser erreichen. Die Farbe der Flecken ist sepia, teils blaß, teils kräftiger, an einigen Stellen sehr dunkel (s. u.); die Gestalt der Flecken wechselt erheblich. Besonders bei den größten Flecken, welche den Altersflecken der menschlichen Haut ähneln, fällt auf, daß ihre matt sepiabraune Grundfarbe stellenweise durch dunklere Einschlüsse, manchmal scharf umgrenzte sepiaschwarze Flecken, Kratzer und Punkte verziert ist. Die Flecken sind also zum Teil in sich gefleckt, in verschiedenen Sepiatönen abgestuft. Am stumpfen Pol besteht eine Anreicherung der Flecken; dieselben laufen dort zum Teil etwas zusammen - - ob sie einen Kranz bilden, kann man aus den Scherben nicht entnehmen. Die Innenfarbe der Eischale ist weiß.

Das Ei der naheverwandten häufigeren Xipholena lamellipennis (Lafr.) aus Amazonien fand sich in der Sammlung von Carlos Esteväo (PINTO 1953). Nach der Beschreibung - - bläulich weiß mit grauvioletten Flecken, die an einem Pol sehr weit stehen, am anderen sich immer mehr verdichten, so daß sie dort schließlich einen Kranz bilden (Ubersetzung) - - sind zwischen dieser Kotinga und atropurpurea einige Unterschiede vorhanden, die aber nicht allzu schwer wiegen dürften. Esteväo bemerkte, daß das zugehörige Nest 5 m über dem Boden in einer Seringuera (Gummibaum) stand und daß das Weibchen brütete; das Ei wurde am 6. November 1925 gesammelt. Leider wird das Nest nicht näher beschrieben.

Die Weißflügel-Kotinga ist ein drosselgroßer Vogel; die Männchen sind schwarzrot glänzend, ihre Flügel weiß, die Spitzen der äußersten Handschwingen sind schwarz. Der Entdecker der Art, der Prinz von Wied (1830), nannte den Vogel treffend die ,purpurfarbige Kotinga". Die Weibchen besitzen ein unscheinbar rußfarbenes Kleid; eine Linie auf dem Flügel, der Unterkörper und die Hügelunterseite sind weiß. Man kann sich denken, daß die schneeweißen Flügel der Männchen von der grünen Blätterumgebung lebhaft abstechen. Die Vögel bewohnen die Kronen des hohen Urwaldes, wo man sie nur gut sieht, wenn die Bäume zum Beispiel unter einem , tabuMro" (Felsabbruch) wachsen, von dessen oberer Kante aus man in die Kronen hineinschauen kann.

Kürzlich hatte ich Gelegenheit, in Parä Cotinga larnellipennis vom Helikopter aus zu beobachten. Bei ihr ist auch der Schwanz weiß - - die Vögel bieten einen verblüffenden Anblick und fallen schon auf große Entfernung auf. Zum Fressen kommen sie manchmal in niedrige Büsche herab, darunter selbst in die krautigen Phytolacca decandra (pokeberry), deren Beeren bei vielen Vögeln beliebt sind; hier geraten sie Jägern und Fängern leicht in die Hände. Die Kotingas werden von der Bevölkerung gegessen. Zudem sind sie im Vogel- handel gesucht.

Wir sahen uns genötigt, Cotinga atropurpurea auf die Liste der mit dem Aussterben bedrohten Vogelarten Brasiliens zu setzen (SIcK 1969). Diese Kotinga ist auf die früher ausgedehnten Wälder Ostbrasiliens beschränkt, wo sie einst von Paraiba bis Rio de Janeiro vorkam - - ein Waldgebiet, das heute zerstückelt und bereits weitgehend vernichtet ist. Wir versuchen, die Vögel in einigen Reservaten zu erhalten. Im gleichen Gebiet lebt die mindestens ebenso gefährdete Cotinga maculata, über die die Wissenschaft bisher auch kaum das Nötigste erfahren konnte.

L i t e r a t u r

PINXO, O. M. O. (1953): Söbre a cole¢äo de Carlos Esteväo. - - Pap. Avuls. Dept. Zool. Säo Paulo XI, 13, p. 172.

SCHöNWETXZ~, M. (I968): Handbuch der Oologie II. SICK, H. (1954): Zur Biologie des amazonischen Schirmvogels, Cephalopterus ornatus. - - J. Orn. 95,

p. 242. - - (1969): Aves brasileiras ameagadas de extin¢äo e no¢ões gerais de conserva¢~o de aves no

Brasil. - - Simpos. Conserva¢8o da Natureza, Rio de Janeiro, Oktober 1968. Acad. Bras. Ciencias.

WIED, PI~INZ MAXlMILIAN (1830): Beitr. z. Naturgesch. v. Brasilien III.

Helmut Sick, Rio de Janeiro