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(Aus dem Institut fiir Pharmakologie und experimentelle Therapie der Universit/~t :Breslau [Direktor: Prof. Dr. O. Eichler].) [Jber Eunarconnarkose beim Kaninchen. Von Heinz-Wilko Klein. Mit 1 Tcxtabbildung. (Eingegangen am 20. April 1936.) Die Angaben in der Literatur fiber die sehr schnelle Entgiftung des Eunarcons legten die Vermutung nahe, daI~ dieses Narkoticum auch ftir l~ngere Narkosen geeignet sein mfil3te, und veranlagten uns, es auf seine Taugliehkeit bei konstanter Infusion zu untersuehen. Die Versuchsanordnung ist in der Arbeit yon Eichler und Klein 1 beschrieben worden und lehnt sieh eng an die Anordnung von Beck und Lendle ~ an. Die Versuehe wurden an 20 Tieren durehgeffihrt. Verwendet wurde das k~ufliehe Eunarcon, und zwar zur Vordosierung in der fertigen 10%igen, ffir die Dauerinfusion in einer 0,5%igen L6sung. Als Vordosis nahmen wit 0,25 eem/kg Tier der 10%igen L6sung und injizierten sie in 3 Min. Es wurden nun in 20 Versuchen die verschiedenen Mengen der 0,5%igen L6sung infundiert. Wit haben gefunden, dab wir 0,05 g/kg nnd Stunde litngere Zeit injizieren konnten, ohne da[3 st/irkere Atemseh/idigungen auftraten. Dabei blieb jedoeh der Cornealreflex und der Pfoten-Sehmerz-Reflex dauernd positiv. Es fie] hierbei augerdem eine Sehreckhaftigkeit und Unruhe des Tieres bei geringen Berfihrungen auf. Das Minutenvolumen war auf etwa 25 % der Norm herabgesetzt, ebenfalls war die Frequenz vermindert. Da bei dieser Zufuhr des Eunareons eine reflexlose Narkose nieht zu er- reiehen war, versuehten wit die Menge langsam zu steigern. Es traten jedoeh schon naeh 0,06--0,07 g/kg/Std, ohne Versehwinden der Reflexe St6rungen der Atmung auf, die bei Fortsetzung der Zufuhr in dieser :Dosis raseh zum Tode des Tieres ffihrten. ])as Minutenvolumen erreiehte sehnell Werte urn 100 eem. Bedingt war diese Abnahme in erster Linie dureh die St6rungen im Rhythmus der Atnmng. l~ber die Natur dieser St6rung gibt die Abb. 1 ein ansehauliehes Bild. Die anfangs gleiehm/~13ige rhythmisehe Atmung wird periodiseh, es treten zwisehen mehreren Atem- zfigen Pausen auf, denen wieder eine Gruppe neuer Atemztige folgt. An diesen Gruppen yon Atemzfigen beteiligen sieh Thorax und Zwerehfell, besonders tief ist immer der erste Atemzug jeder Gruppe. Der Thorax ist so stark t/itig, dab der gr6gte Teil der registrierten Zwerehfellexkur- sionen dureh die Bewegungen des Thorax (Ms Ansatzpunkt des Muskels) verursaeht ist. (Wit haben besondere Versuehe fiber die Bewegungen des Thorax am toten Tier oder naeh Durehtrennung der Nn. phreniei zur Feststellung dieser meehanisehen Verh/tltnisse unternommen.) Trotz

Über Eunarconnarkose beim Kaninchen

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(Aus dem Institut fiir Pharmakologie und experimentelle Therapie der Universit/~t :Breslau [Direktor: Prof. Dr. O. Eichler].)

[Jber Eunarconnarkose beim Kaninchen. Von

Heinz-Wilko Klein.

Mit 1 Tcxtabbildung.

(Eingegangen am 20. Apri l 1936.)

Die Angaben in der Literatur fiber die sehr schnelle Entgiftung des Eunarcons legten die Vermutung nahe, daI~ dieses Narkoticum auch ftir l~ngere Narkosen geeignet sein mfil3te, und veranlagten uns, es auf seine Taugliehkeit bei konstanter Infusion zu untersuehen.

Die Versuchsanordnung ist in der Arbeit yon Eichler und Klein 1 beschrieben worden und lehnt sieh eng an die Anordnung von Beck und Lendle ~ an. Die Versuehe wurden an 20 Tieren durehgeffihrt. Verwendet wurde das k~ufliehe Eunarcon, und zwar zur Vordosierung in der fertigen 10%igen, ffir die Dauerinfusion in einer 0,5%igen L6sung. Als Vordosis nahmen wit 0,25 eem/kg Tier der 10%igen L6sung und injizierten sie in 3 Min. Es wurden nun in 20 Versuchen die verschiedenen Mengen der 0,5%igen L6sung infundiert.

Wit haben gefunden, dab wir 0,05 g/kg nnd Stunde litngere Zeit injizieren konnten, ohne da[3 st/irkere Atemseh/idigungen auftraten. Dabei blieb jedoeh der Cornealreflex und der Pfoten-Sehmerz-Reflex dauernd positiv. Es fie] hierbei augerdem eine Sehreckhaftigkeit und Unruhe des Tieres bei geringen Berfihrungen auf. Das Minutenvolumen war auf etwa 25 % der Norm herabgesetzt, ebenfalls war die Frequenz vermindert. Da bei dieser Zufuhr des Eunareons eine reflexlose Narkose nieht zu er- reiehen war, versuehten wit die Menge langsam zu steigern. Es traten jedoeh schon naeh 0,06--0,07 g/kg/Std, ohne Versehwinden der Reflexe St6rungen der Atmung auf, die bei Fortsetzung der Zufuhr in dieser :Dosis raseh zum Tode des Tieres ffihrten. ])as Minutenvolumen erreiehte sehnell Werte urn 100 eem. Bedingt war diese Abnahme in erster Linie dureh die St6rungen im Rhythmus der Atnmng. l~ber die Natur dieser St6rung gibt die Abb. 1 ein ansehauliehes Bild. Die anfangs gleiehm/~13ige rhythmisehe Atmung wird periodiseh, es treten zwisehen mehreren Atem- zfigen Pausen auf, denen wieder eine Gruppe neuer Atemztige folgt. An diesen Gruppen yon Atemzfigen beteiligen sieh Thorax und Zwerehfell, besonders tief ist immer der erste Atemzug jeder Gruppe. Der Thorax ist so stark t/itig, dab der gr6gte Teil der registrierten Zwerehfellexkur- sionen dureh die Bewegungen des Thorax (Ms Ansatzpunkt des Muskels) verursaeht ist. (Wit haben besondere Versuehe fiber die Bewegungen des Thorax am toten Tier oder naeh Durehtrennung der Nn. phreniei zur Feststellung dieser meehanisehen Verh/tltnisse unternommen.) Trotz

Eunarconnarkose beim Kaninchen. 45

Alistellen der Eunarconzufuhr/ indert sich diese l~hythmusstSrung nicht, die Atemzfige haben einen krampfartigen, schnappenden Charakter. Der Cornealreflex verschwindet bei schwerer Asphyxie, wobei zugleich der Blutdruck sinkt. Dieser ist auf unserer Kurve besonders zu beachten. Durch die Asphyxie sinkt er jedesmal ab, um bei Beginn der Atmung und besseren Sauerstoffversorgung wieder anzusteigen. Eine regelm/~Bige Beobachtung in diesem Versuch, die abet auf der Kurve nur schwer zu erkennen ist, soll noch besonders erw/~hnt werden. Der erste Anstieg des Blutdruckes kam 2--3 Sek. vor Beginn der Atmung zustande. Man konnte also gewissermaBen das Anspringen der Atmung prophezeien.

Abb. 1. E m ~ a r c o n n a r k o s e . 0,06 g / k g / S t d . E u n a r e o n . Bei ~ E u n a r c o n z u f u h r a b g e s t c l l t . Bei ~' I n j e k t i o n w~n 40 m g / k g Card iazo l in 2 Sck. C R Cornca l r e f l cx .

Der hbhere Anstieg des Blutdrucks hat natiirlich seine Ursache in der Beseitigung der Asphyxie. Wir sehen weiterhin auf der Kurve, wie die I~eaktion des Blutdrucks schwitcher und schw/i, cher wird trotz abgestellter Eunarconzufuhr. Aus zahlreichen Versuchen haben wir die Erfahrung, daft der Tod eingetreten whre, wenn wir nicht, wie in unserem Versuche, durch eine einmalige Gabe von Cardiazol die StSrung prompt und_ ftir dauernd beseitigt h/ttten. Nut wenn beim ersten Auftreten der Unregel- m/t6igkeit der Atmung die Eunarconzufuhr abgestellt wird, erholt sich das Tier. Beginnt die Eunarconzufuhr yon neuem, dann erscheinen die AtemstSrungen wieder. Auf Einzelheiten der Atemmechanik gehen wir nicht ein. Manches ist auch aus der Kurve zu ersehen.

Nach diesen Versuchen war es uns klar, dab mit dem Eunarcon eine langer dauernde Narkose nicht zu erzielen war. Aus den Befunden k6nnte man aber sehlieBen, dab die Anwendung yon Eunareon auch ftir den Menschen von Gefahren begleitet ist. Da es abet als Kurznarkot ieum viel und mit Erfolg. gebraucht wird, dachten wir zuerst, dab in der Art

46 Heinz-Wilko Klein:

der raschen An- und Abf lu tung des Narko t i cums bei einmaliger I n j e k t i o n irgendwie ein Sicherhei tsfaktor gelegen w/s den wir durch die dauernde Zufuhr ausschalten. Deshalb haben wir in wei teren Versuchen Un te r - suchungen angeschlossen, in denen wir das Eunarcon /s den Vor- schriften beim Menschen in einzelnen kurzen, in t raven6sen St61~en bei- brachten. Die Versuche haben folgendes ergeben:

I. Vier Kaninchen. Dosis 0,25 cem/kg der 10 %igen L6sung in 4 Min. in die 0hrvene.

Zcit nach Beginn Corneal- Pfotcn- dcr Injektion reflex Sehmcrz- Vcrhalten der Tiere

in Min. tteflex

3 5

10 12

15 20 25

+ (--) (--)

Starke Schreekhaftigkeit, Zuekungen bei Berfihrung

Versucht, sich spontan aufzurichten Keine Seitenlage mehr, schreckhaft Kriecht herum, schreckhaft

II. Vier Kaninchen. Dosis 0,3 eem/kg der 10%igen L6sung in 4 Min. in die Ohrvene.

z(;it Pfoten- nach Beginn Cornea l - Schmerz- Verhalten der Tiere der lnjcktion reflex

ill M ill. Reflex

3

]2 15

20

+

+

+

+

(+) +

Atmung stark verlangsamt, l~nge Ex- spiration

Zuckungen, Sehreekhaftigkeit und Un- ruhe

Atmung wieder schneller Versuche, sich spontan aufzuriehten,

Schrcckhaftigkeit Keine Seitenlage mehr, krieeht herum

III. u Kaninchen. Dosis 0,35 ccm/kg der 10 %igen L6sung in 4 Min. in die Ohrvene.

Zeit Pfoten- nach Beginn Cornea l - Schmerz- u der Tiere dcr Injcktion reflex Reflex

in Min.

10 12

14

+ (+)

m

Atmung sistiert Atmung sistiert weiter, Einleitung kiinst-

licher Atmung Atmung sistiert weiter Vereinzelte Atemzfige bei dauernd fort-

gesetzter kiinstlicher Atmung

Eunarconnarkose beim Kaninehen. 47

: F o r t s e t z u n g d e r T a b e l l e .

Zeit P fo ten- nach Beginn Corneal- Schmerz- Ve rh a l t en tier Tiere tier In i ek t ion ref lex Ref lex

in Min.

14 - - - -

25 35

40 50 55

(+)

+ + §

§

+ § +

Einzelne Atemziige h~ufiger. ~bergang zu periodischer Atmung mit l~ngeren exspiratorischen Pausen

Atmung welter periodisch Atmung wird etwas regelm~Biger, Atem-

pausen vermindern sich Atmung regelm~$ig Versucht, sich spontan aufzurichten Kriecht herum, schreckhaft

(Bei einem Tier kam es trotz kiinstlicher Atmung nach 15 Min. zum Exitus.) ( + positiv; ( + ) schwach positiv; (--) fraglich; - - negativ.)

Wir sehen aus diesen Versuchen, dab auch un te r diesen Bedingungen der Erfolg, der beim Menschen e in t r i t t , be im Kan inchen n ich t zu erzielen ist. Die narkot i sche Bre i te ffir Euna rcon ist be im K a n i n c h e n kle iner als 1.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Bei Dauer infus ion von Eunarcon werden 0,05 g /kg /S td , durch das Kan inchen entgi f te t . Wenig hShere Dosierung ffihrt zu Atems t5 rungen , ohne dab der Cornealreflex erlischt. Auch fiir einmalige Dosierung ist die na rko t i sche Brei te fiir Euna rcon kleiner als 1.