3
9. JULI I926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 28 1261 elenden Tiere durch intramuskul~re Glucoseinjektionen lXnger als 7 Stunden am Leben zu erhalten. Nur auf diese intra- muskul~ren Injektionen bezieheii sich seine Bemerkungen, dab er keine wesentlichen gtinstigen Beeinflussungen fest- stellen konnte. Wahrscheinlich w~re es bei intravenSsen Injektionen besser gegangen. Die Kritik der genannteii Autoren kann jedenfalls die Tatsache, dab lVD~KINOals eilier der ersten Autoren mit der Methode voii MANN und MAGATH das Aiiftreten megbarer Bilirubineinheiten im Blur leberloser Hunde nachgewiesen hat, nicht aus der Welt schaffen. Nun glauben aber die Breslauer Autoren, dutch neue Ver- suche die These sttitzen zu kSnnen, dab es ohne Leber keinen Ikterus g~be, indem sie die Vergiftungsversuche, die MINKOWSKI und NAUNYN an leberlosen G~nsen durchgefiihrt haben, an leberlosen Hunden wiederholen. Bekanntlich haben MIN- KOWSKI und NAUNYN bei leberloseli G~insen mit Arsenwasser- stoff keinen Ikterus erzeigen kSnnen. Jetzt zeigen MELCmOR, ROSENTHAr, u n d LICIT, dab auch bei leberlosen Hunden, die mit Toluylendiamin oder Phenylhydrazin vergiftet werden, kein Ikterus entsteht. Sie schliegen daraus, dab f/it die ]?;nt- stehung des ,,Ikterus" die Leber n6tig ist. Demgegentiber ist zu betonen, dab fiir den ,,H~imoglobinikterus" die Leber nicht nStig ist. Also mug es richtiger heigen: Die Leber ist ffir den ,,Toluylendiamin- und Phenylhydrazinikterus" not- wendig. Abet auch diese Schlugfolgerung ist vorl~ufig ans den Versuchen noch nicht geniigend gestiitzt. Da die leber- losen Hunde mit reichlichen Glucoseinjektionen behandelt werden miisseli, um iiberhaupt am Leben zu bleiben, so w~tre es denkbar, dab nicht der Verlust der Leber, sonderii die Glucoseinjektionen daran Schuld sind, dab kein oder nut ein abgeschw~ichter Ikterus auftritt. Derartige Kontrollversuche von v. KALL6 an leberhaltigen Hunden haben in der Tat ge- zeigt, dab die Glucoseinjektioneli die Giftwirkungen des Toluylendiamin merklich beeinflussen k6nnen. Die Autoren bestreiten das und glauben, dab nur die Inkonstanz der Pr~- parate an diesen Ergebnisseii v. KALL6S schuld sei. Die Beweislast fiir diese Behauptung f~llt den 13reslauer Autoren zu. Ebenso werden sie zeigen miissen, dab die Phenylhy- drazinvergiftung beim leberhaltigen Hund mit st~indlichen Glucoseinjektionen ebenso verl~tuft wie ohne Glucoseinjek- tionen. Diese wichtigeli Koiitrollversuche fehlen noch. Aber selbst, wenn sich herausstellen sollte, dab die sttindlichen Glucoseinjektionen ohne Einflug auf die Giftwirkungen des Toluylendiamin und des Phenylhydrazin sind, so ist mit dem Ausbleiben des Ikterus bei vergifteten und gleichzeitig ent- leberten Hunden noch nicht bewiesen, dab die Leber der Hauptsitz der Gallenfarbstoffbildung sei. Denn die durch die Entleberung hervorgerufenen schweren Stoffwechselstg- rungen k6nnten die Wirkung der genannten Gifte beeinflussen. Jedenfalls mug man angesichts des positiven Ausfalls beim H/~moglobinversuch auch an solche M6glichkeiten denken. Dabei lasse ich die Tatsache, dab mit der Entfernung der Leber nicht nut die Leberzellen, sondern gerade auch die wichtigen Kupfferschen Sternzellen entfernt werden, auger 13e- tracht. Die Breslauer Autoren glauben dem Einwand, dag mit der Leber auch ein wichtiger Tell des R.E.S. entfernt worden ist -- auf welche Entferliung die Anh~tnger der 1R.E.S.-Ge- nese des Gallenfarbstoffs die schw~tchere oder langsamere Bildung yon Gallenfarbstoff zurfickffihren k6nnen -- durch folgende Dberlegung entgegentreten zu k6niien. Sie meinen, dab man zwischen dem R.E.S der Leber und dem R.E.S. der tibrigen Organe keinen Unterschied macl~en dfirfe, weil sonst nicht yon eiliem ,,System" gesprochen werden darf. Nun spielen hier die Namen keine Rolle, sondern die experimen- tellen Tatsachen. Und dieses zeigen einwandsfrei, dab zwi- schen den verschiedenen Provinzen des R.E.S. sehr wohl funktionelle Verschiedenheiten, z. ]3. in bezug auf die Schnellig- keit und St~trke der Speicherung bestehen. Solche funktionellen Verschiedenheiten gibt es auch in anderen Systemen, dem Ner- vensystem, dem lymphatischen System, dem Muskelsystem IIsf. Man wird die weiteren Kontrollversuche der Autoren abwarten mtissen, ehe man eine Erk!Xrung ftir die noch reichlich vorhandenen Widersprfiche in der ganzen Lehre vom Ikterus fiuden kann. Bis dahin rut man besser, die Frage der Gallen- farbstoffbildung in den Leberzellen als eine offene zu bezeich- hen. Die intravasculXre Gallenfarbstoffbildung auflerhalb der Leberzellen ist durch MANN und MAGATH und MAKINO sowie dutch die Breslauer Autoren selbst bewiesen. UBER SANOCRYSINBEHANDLUNG BEI LUNGENTUBERKULOSE. Von Dr. G. PFEFFER. Aus der Medizinischcn iKlinik der Medizinischen Akademie Dusseldorf (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. A. HOFFMANN}. Ftir die Wirkung eines ehemotherapeutischen Pr~parates setzt ]~HRLICH voraus, dab dasselbe mit den Zellen resp. mit den Bacillen eine chemische Verbindung eingehe und so auI letztere die schtidliche Wirkung entfalte. MOLLGAARDu n d andere nordische Autoren sind der Meiliulig, dab sie in dem Sanocrysin ein solch chemotherapeutisches Pr~Lparat bes~igen, und zwar wirke dies vorwiegend auI die Tuberkelbacillen, dr~nge in diese ein und zerst6re sie. Sie glauben an eine strenge Spezifit~t, welche sie durch zahlreiehe Tierversuche besonders an Rindern bewiesen zu haben glauben. DaB Sanocrysin in vitro eine stark bakterient6tende Wirkung hat, ist wohl zweilel- los. Ebenso zweifelhaft, weiin nicht unwahrscheinlich, ist seine Spezifitiit im K6rper. S~mttiche deutsche Nachprtifer des Sanocrysin, ilisonderheit das ganze Komitee, das sich dem Studium des Sanocrysin widmete ulid das aus F. IKRAUS, CZERNY, ZINN, I~LEMPGRER, FRIEDEMANN und INT]EuFELD besteht, bezweifeln die Spezifit~it des Mittels und ebenfalls andere, wie ULRICI, FELDT, HENIOS U.a. Die Tierversuche ~IOLLGAARDS k6nnen vielleicht dadurch eine spezifische Wirkung des Sanocrysins vorget~uscht haben, weil nach ~-N~EUF]ELDSMitteilung mit augerordentlich gering virulenten Perlsuchtkulturen gearbeitet wurde. NEUFELD hat nicht die gtinstige Wirkung gesehen, h~lt abet gtinstige Beeinflussung experimentel]er Tuberkulose in engen Grenzeli Itir m6glich. In diesem Zusammenhang mug noch kurz ant die neueren Untersuchungen yon FELDT eingegangen werden. Dieser hat bereits frtiher festgestellt, dab Gold auch auf andere Infektionen gtinstigen, sogar heilenden Einillig austiben kann. Er steht auf dem Standpunkt, dab es sich bei den Gold- pr~paraten nieht um die Ehrlichsche ~tiotrope Wirkung han- delt, sondern um eine Steigerung der Produktion yon Abwehr- stoffen des K6rpers. ]3eweise sind daftir natfirlich zun~ichst IIicht zu erbringen. Alle iibrigen Nebenerscheinungen auf den KSrper seien als unmittelbare sch~idigende Einwirkung des Goldes auf die Zellen anzusehen. Die Schwierigkeit liegt natiirlich darin, das Verh~ltnis der heilenden zu der ertragenen Dosis m6glichst gtinstig zu gestalten. Er hat in langwierigen Versuchen immer weniger giftige Pr~parate gefunden und eine ganze Reihe davoli in Verbindung mit der Firma Scheriiig herstellen lasseli. Sulfoxylat I. ist vielmehr ungiftiger als Sanocrysin. Anscheinend kommt man mit orgaiiischen Gold- verbindungen weiter als mit anorganischeI1. Wie verh~.lt sich das Sanocrysin im K6rper ? Wie wird es ausgeschieden? Wo wird es abgelagert? Diese Fragen sind yon ausschlaggebender ]3edeutung, sowohl ftir die Behandlung mit Sanocrysin tiberhaupt als auch ftir die Dosierung. Zun~ichst die Ausscheidungsverh~ltnisse. ~DLLGAARD selbst wies an gesunden Tieren nach, dab Gold zum gr6gten Tell durch die Nieren, zum kleinen Teil durch den Darm den KSrper verl~gt. Inzwischen sind noch weitere laufende Ver- suche erfolgt, lPRANDSEN uiid HANSBERG haben genaue laufende Uiitersuchungen yon Urin und Stiihl angestellt. Diese Untersuchungen waren besonders wichtig, weil doch in der letzten Zeit Zweifel dariiber entstanden wareli, ob nicht die Erscheinungen, die nach Injektion yon Sanocrysin von seiten der Haut, des Darms und der Nieren auftraten, sehr den Me- tallvergiftungen ~hnelten. FRANDSEN wies nach, dab 27--3O~o den K6rper dutch die Nieren verl~Bt, 5 Yo dutch den Darm. 6o~o etwa bleiben im K6rper zurtick, Er finder noch 5 Wochen

über Sanocrysinbehandlung bei Lungentuberkulose

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: über Sanocrysinbehandlung bei Lungentuberkulose

9. JULI I926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 28 1261

elenden Tiere durch intramuskul~re Glucoseinjektionen lXnger als 7 Stunden am Leben zu erhalten. Nur auf diese intra- muskul~ren Injektionen bezieheii sich seine Bemerkungen, dab er keine wesentlichen gtinstigen Beeinflussungen fest- stellen konnte. Wahrscheinlich w~re es bei intravenSsen Injektionen besser gegangen. Die Kritik der genannteii Autoren kann jedenfalls die Tatsache, dab lVD~KINO als eilier der ersten Autoren mit der Methode voii MANN und MAGATH das Aiiftreten megbarer Bilirubineinheiten im Blur leberloser Hunde nachgewiesen hat, nicht aus der Welt schaffen.

Nun glauben aber die Breslauer Autoren, dutch neue Ver- suche die These sttitzen zu kSnnen, dab es ohne Leber keinen Ikterus g~be, indem sie die Vergiftungsversuche, die MINKOWSKI und NAUNYN an leberlosen G~nsen durchgefiihrt haben, an leberlosen Hunden wiederholen. Bekanntlich haben MIN- KOWSKI und NAUNYN bei leberloseli G~insen mit Arsenwasser- stoff keinen Ikterus erzeigen kSnnen. Jetzt zeigen MELCmOR, ROSENTHAr, und LICIT, dab auch bei leberlosen Hunden, die mit Toluylendiamin oder Phenylhydrazin vergiftet werden, kein Ikterus entsteht. Sie schliegen daraus, dab f/it die ]?;nt- stehung des ,,Ikterus" die Leber n6tig ist. Demgegentiber ist zu betonen, dab fiir den ,,H~imoglobinikterus" die Leber nicht nStig ist. Also mug es richtiger heigen: Die Leber ist ffir den ,,Toluylendiamin- und Phenylhydrazinikterus" not- wendig. Abet auch diese Schlugfolgerung ist vorl~ufig ans den Versuchen noch nicht geniigend gestiitzt. Da die leber- losen Hunde mit reichlichen Glucoseinjektionen behandelt werden miisseli, um iiberhaupt am Leben zu bleiben, so w~tre es denkbar, dab nicht der Verlust der Leber, sonderii die Glucoseinjektionen daran Schuld sind, dab kein oder nu t ein abgeschw~ichter Ikterus auftritt . Derartige Kontrollversuche von v. KALL6 an leberhaltigen Hunden haben in der Tat ge- zeigt, dab die Glucoseinjektioneli die Giftwirkungen des Toluylendiamin merklich beeinflussen k6nnen. Die Autoren bestreiten das und glauben, dab nur die Inkonstanz der Pr~- parate an diesen Ergebnisseii v. KALL6S schuld sei. Die Beweislast fiir diese Behauptung f~llt den 13reslauer Autoren zu. Ebenso werden sie zeigen miissen, dab die Phenylhy- drazinvergiftung beim leberhaltigen Hund mit st~indlichen Glucoseinjektionen ebenso verl~tuft wie ohne Glucoseinjek- tionen. Diese wichtigeli Koiitrollversuche fehlen noch. Aber selbst, wenn sich herausstellen sollte, dab die sttindlichen Glucoseinjektionen ohne Einflug auf die Giftwirkungen des Toluylendiamin und des Phenylhydrazin sind, so ist mit dem Ausbleiben des Ikterus bei vergifteten und gleichzeitig ent- leberten Hunden noch nicht bewiesen, dab die Leber der Hauptsitz der Gallenfarbstoffbildung sei. Denn die durch die Entleberung hervorgerufenen schweren Stoffwechselstg- rungen k6nnten die Wirkung der genannten Gifte beeinflussen. Jedenfalls mug man angesichts des positiven Ausfalls beim H/~moglobinversuch auch an solche M6glichkeiten denken.

Dabei lasse ich die Tatsache, dab mit der Entfernung der Leber nicht nu t die Leberzellen, sondern gerade auch die wichtigen Kupfferschen Sternzellen entfernt werden, auger 13e- tracht. Die Breslauer Autoren glauben dem Einwand, dag mit der Leber auch ein wichtiger Tell des R.E.S. entfernt worden ist - - auf welche Entferliung die Anh~tnger der 1R.E.S.-Ge- nese des Gallenfarbstoffs die schw~tchere oder langsamere Bildung yon Gallenfarbstoff zurfickffihren k6nnen - - durch folgende Dberlegung entgegentreten zu k6niien. Sie meinen, dab man zwischen dem R.E.S der Leber und dem R.E.S. der tibrigen Organe keinen Unterschied macl~en dfirfe, weil sonst nicht yon eiliem ,,System" gesprochen werden darf. Nun spielen hier die Namen keine Rolle, sondern die experimen- tellen Tatsachen. Und dieses zeigen einwandsfrei, dab zwi- schen den verschiedenen Provinzen des R.E.S. sehr wohl funktionelle Verschiedenheiten, z. ]3. in bezug auf die Schnellig- keit und St~trke der Speicherung bestehen. Solche funktionellen Verschiedenheiten gibt es auch in anderen Systemen, dem Ner- vensystem, dem lymphatischen System, dem Muskelsystem IIsf. Man wird die weiteren Kontrollversuche der Autoren abwarten mtissen, ehe man eine Erk!Xrung ftir die noch reichlich vorhandenen Widersprfiche in der ganzen Lehre vom Ikterus fiuden kann. Bis dahin rut man besser, die Frage der Gallen-

farbstoffbildung in den Leberzellen als eine offene zu bezeich- hen. Die intravasculXre Gallenfarbstoffbildung auflerhalb der Leberzellen ist durch MANN und MAGATH und MAKINO sowie dutch die Breslauer Autoren selbst bewiesen.

UBER SANOCRYSINBEHANDLUNG BEI LUNGENTUBERKULOSE.

V o n

Dr. G. PFEFFER. Aus der Medizinischcn iKlinik der Medizinischen Akademie Dusseldorf

(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. A. HOFFMANN}.

Ftir die Wirkung eines ehemotherapeutischen Pr~parates setzt ]~HRLICH voraus, dab dasselbe mit den Zellen resp. mit den Bacillen eine chemische Verbindung eingehe und so auI letztere die schtidliche Wirkung entfalte. MOLLGAARD und andere nordische Autoren sind der Meiliulig, dab sie in dem Sanocrysin ein solch chemotherapeutisches Pr~Lparat bes~igen, und zwar wirke dies vorwiegend auI die Tuberkelbacillen, dr~nge in diese ein und zerst6re sie. Sie glauben an eine strenge Spezifit~t, welche sie durch zahlreiehe Tierversuche besonders an Rindern bewiesen zu haben glauben. DaB Sanocrysin in vitro eine stark bakterient6tende Wirkung hat, ist wohl zweilel- los. Ebenso zweifelhaft, weiin nicht unwahrscheinlich, ist seine Spezifitiit im K6rper. S~mttiche deutsche Nachprtifer des Sanocrysin, ilisonderheit das ganze Komitee, das sich dem Studium des Sanocrysin widmete ulid das aus F. IKRAUS, CZERNY, Z I N N , I~LEMPGRER, F R I E D E M A N N u n d INT]EuFELD

besteht, bezweifeln die Spezifit~it des Mittels und ebenfalls andere, wie ULRICI, FELDT, HENIOS U.a. Die Tierversuche ~IOLLGAARDS k6nnen vielleicht dadurch eine spezifische Wirkung des Sanocrysins vorget~uscht haben, weil nach ~-N~EUF]ELDS Mitteilung mit augerordentlich gering virulenten Perlsuchtkulturen gearbeitet wurde. NEUFELD hat nicht die gtinstige Wirkung gesehen, h~lt abet gtinstige Beeinflussung experimentel]er Tuberkulose in engen Grenzeli Itir m6glich.

In diesem Zusammenhang mug noch kurz ant die neueren Untersuchungen yon FELDT eingegangen werden. Dieser hat bereits frtiher festgestellt, dab Gold auch auf andere Infektionen gtinstigen, sogar heilenden Einillig austiben kann. Er steht auf dem Standpunkt, dab es sich bei den Gold- pr~paraten nieht um die Ehrlichsche ~tiotrope Wirkung han- delt, sondern um eine Steigerung der Produktion yon Abwehr- stoffen des K6rpers. ]3eweise sind daftir natfirlich zun~ichst IIicht zu erbringen. Alle iibrigen Nebenerscheinungen auf den KSrper seien als unmittelbare sch~idigende Einwirkung des Goldes auf die Zellen anzusehen. Die Schwierigkeit liegt natiirlich darin, das Verh~ltnis der heilenden zu der ertragenen Dosis m6glichst gtinstig zu gestalten. Er hat in langwierigen Versuchen immer weniger giftige Pr~parate gefunden und eine ganze Reihe davoli in Verbindung mit der Firma Scheriiig herstellen lasseli. Sulfoxylat I. ist vielmehr ungiftiger als Sanocrysin. Anscheinend kommt man mit orgaiiischen Gold- verbindungen weiter als mit anorganischeI1.

Wie verh~.lt sich das Sanocrysin im K6rper ? Wie wird es ausgeschieden? Wo wird es abgelagert?

Diese Fragen sind yon ausschlaggebender ]3edeutung, sowohl ftir die Behandlung mit Sanocrysin tiberhaupt als auch ftir die Dosierung.

Zun~ichst die Ausscheidungsverh~ltnisse. ~DLLGAARD selbst wies an gesunden Tieren nach, dab Gold zum gr6gten Tell durch die Nieren, zum kleinen Teil durch den Darm den KSrper verl~gt. Inzwischen sind noch weitere laufende Ver- suche erfolgt, lPRANDSEN uiid HANSBERG haben genaue laufende Uiitersuchungen yon Urin und Stiihl angestellt. Diese Untersuchungen waren besonders wichtig, weil doch in der letzten Zeit Zweifel dariiber entstanden wareli, ob nicht die Erscheinungen, die nach Injektion yon Sanocrysin von seiten der Haut, des Darms und der Nieren auftraten, sehr den Me- tallvergiftungen ~hnelten. FRANDSEN wies nach, dab 27--3O~o

�9 den K6rper dutch die Nieren verl~Bt, 5 Yo dutch den Darm. 6o~o etwa bleiben im K6rper zurtick, Er finder noch 5 Wochen

Page 2: über Sanocrysinbehandlung bei Lungentuberkulose

1262 K L I N I S C I K E W O C H E N S C H

nach der letzten Injektion des Sanocrysins Gold im Urin und stellt lest, dab diejenigen Patienten, die ausgedehnte frische exsudative Prozesse in der Lunge hatten, mehr Gold im K6rper zurfickhielten als solche mit 51teren produktiven. Er glaubte daher, dab die erkrankten Partien einen Tell des Goldes re- sorbierten und stfitzt damit die Mollgaardsche Therapie. Es besteht abet nach diesen u die Gefahr einer IKu- mulation. Die Albuminurie halt er ffir eine doppelte Sch~di- gung der Nieren durch das Metall, verbunden mit der toxischen Wirkung der Tuberkutose.

HANSBORO aus der Secherschen IKlinik hat seine Versuche wetter ausgebaut und auch laufend neben Urin und Faeces das Serum untersucht. Das Ausscheidungsverh~ltnis zwischen Urin und Faeces land er gegentiber dem Frandsenschen ge- ~tndert. Er fand, dab an einigen Tagen der Goldgehalt des Stuhles den des Urins fibertraf, und dab etwa I5 - -25% Gold den K6rper durch den Stuhl verlaBt. Die ]31utuntersuchungen ergaben, dab bereits nach io Min. etwa 45% des Goldes aus der Blutbahn verschwunden waren. Nach 24 Stunden fanden sich noch 25% Gold im Blut. Er meint deshalb, dab das Sanocrysin, je langer es in dem Blue zirkuliert, um so weniger diffusibel wird durch Verbindungen mit den Bluteiweif3stoffen. Es wird dann nut langsam ausgeschieden, und Kumulation trite ein. Sogar nach 8~/~ Monaten fanden sich im Urin noch deutlich nachweisbare Goldmengen.

Was geschieht mit dem niche ausgeschiedenen im KSrper retinierten Gold ? Man suchte die Frage dadurch zu klgren, dab man die Organe post mortem auf Gold untersuchte. Es land sich tats~chlich, daB, wenn der Tod kurz, etwa 2 Tage nach der letzten Injektion eintrat, der Haupt te i l des Goldes in der Muskulatur saB, sparer aber das Gold in die Organe, beson- ders Nieren und Nilz, abwanderte. HA~,'SBO~G land im Gegen- satz zu der Frandsenschen Ansicht in den Lungen racist sehr wenig Gold, in den exsudativen Lungen in keiner Weise mehr als in anderen. Es wurden post mortem 8~/= Monate nach der Injektionskur n o c h 4o% der eingespritzten Mengen im K6rper gefunden. Der Auswurf, Pleuraexsudat und Galte enthalten ebenfalls Gold in kleinen Mengen.

Herr Geheimrat HOFFMA~ machte reich aufmerksam auf eine altere Arbeit yon J. ARNOrD aus Heidelberg. Dieser hat im Jahre 1889 an IO Fallen yon Goldarbeitern den Gehalt an Gold in den Organen nachgepriift. Er erhielt die Leiehen aus Pforzheim, wo bekanutlich viel Goldindustrie ist. Er ver- arbeitete die Organe mit der sog. Kapellenmethode, indem er sie in kleineren Tiegeln, die aus Knochenasche bestanden, veraschte.

Er fund hierbei, dab in allen untersuchten Organen metall- lisches Gold festzustellen war. Das Verh~iltnis war etwa so, dab in den Bronchialdrfisen weitaus der starkste Gehalt vor- handen war, dann in der Milz, den Nieren, Lungen und Leber. Es handelte sich nm inhaliertes Gold. Es waren such F/~lle darunter, die bis zu Io Jahren vor dem Tode niche mehr ge- arbeitet hatten, und doch war das Gold deutlich nachzuweisen, und zwar in diesen Fallen war das meiste Gold in der Milz zu linden. Die Milz scheint der Oft zu seth, in welchem das Gold schlieBlich abgelagert wird. Zwei yon den untersuchten F~tllen waren an Tuberkulose gestorben, t rotzdem ihre Lungen mit Gold durchsetzt waren. Letzeres gibe besonders zu denken, da das, was man durch die Sanocrysinkur zu erreichen sucht, vorhanden war, ohne den LungenprozeB zu beeinflussen.

Alle Autoren sind sich dariiber einig, dab ftir die Sano- crysinbehandlung die cirrhotischen Formen den Lungentuber- kulosen wenig geeignet stud, und zwar aus dem Grunde, weft das Bindegewebe das Mittel nicht zur vollen Einwirkung auf die Krankheitsherde kommen lal3t, weft es dieselben mit einem dichten Wall umgebe. Immerhin sind aber auch bet ausgesprochen cirrhotischen Fallen Erfolge erzielt worden. Die acin6s-nodOsen, produktiven Formen eignen sich eben- talls dann niche, wenn viel Bindegewebe entwickelt ist. Am besten eignen sich die exsudativen Formen, aber mOglichst ohne starke Einschmelzung und aus dem gleichen Grunde, wie oben, mSglichst ohne Bindegewebskapsel bet der Reinigung verkgster Partien. ULmcI schrankt auch diese Indikation noch ein, indem er auch die ausgedehnteren Fglle der exsu-

R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 28 9- JULI I9~6

dativen Form ausschlieBen will. Je frfiher die Patienten zur Behandlung kommen, um so gfinstiger. M6glichst soil die Iirankheie niche alter als ein halbes Jahr sein. Ob bei den Patienten Fieber besteht oder niche, ist gleichgiiltig. Das Fieber ha t nur EiniluB auI die Anwendungsweise. Gegen- anzeige bildet starke Kachexie und Darmtuberkulose, Kehl- kopftuberkulose und Hamoptoe niche.

Man gibt das Mittel intraven6s in 5 proz. L6sung. Die Dosen die MOLLGAARD, FABER und SECHER gaben waren anfangs sicher zu hoch. SXC~ER betonte, man miisse ohne l~iJcksicht auf Reaktionen in Abstanden yon 3--4 Tagen I g weitergeben, damit im IK6rper die n6tige iKonzentration des Mittels ge- w~hrleistet wiirde. Da man abet bet diesen allzustarken Mengen nichterwtinschte Nebenwirkungen sah, ging man yon den hohen Dosen ab, wenn such FABER immer noch zu m6g- lichst hohen Dosen riit. Er wartet abet neuerdings mit der n~chsten Injektion, bis die,gauze Reaktion abgeklungen ist. Noch vorsichtiger gehen P~RNIM und BOGASO~ vor, die nut kleine Dosen verabreichen. PERNIM alle 8 Tage steigend, BOOASON alle 2 Tage nichtsteigend. FRIEDEIANN empfiehlt als Anfangsdosis Iiir febrile F~lle o,o5, ftir afebrile F~ille o,I g, ZIXN nennt die Injektion yon o,o 5 die Probedosis. Als H6chst- dosis fiir Frauen gilt o,75 , fi~r Manner i,o.

MOLLGAARD empfahl au/3erdem, bet Eintr i t t yon Nieren- erscheinungen und st~rkeren Reaktionen von seiten anderer Organe ein Serum zu injizieren, das yon tuberkul6s im- munisierten Kalbern und Pferden gewonnen wurde. Er stellt sich vor, dab bet der spezifischen W i r k u n g - d e s Mittels dutch Zerfall der Tuberkulosebacillen, ahnlich der Herxheimerschen 1Reaktion bet der Syphilisbehandlung mit Salvarsan, der IK6rper mit freiwerdenden Endotoxinen iiberschwemmt werde, t t ierdurch Mimen dann die un- liebsamen IReaktionen zustande. Aber selbst die nordischen Autoren haben die Anwendung des Serums stark ein- geschr~nkt und einige wenden es nur noch bet l~yper- pyretischen Temperaturen und Schockwirkung an. Der antitoxische Were des Serums ist sehr umstritten. Wet die Spezifit~t des Sanocrysins anzweifelt, muB such das Serum fortlassen, ganz abgesehen davon, dab die Paeienten dutch die ta~gliche Injektion wom6glich yon 4 ~ ecru p. A. stark be- lastigt werden und evtl. noch ein Serumexanthem dazube- kommen, wie wir es verschiedentlich sahen. Wit gaben Serum in 3 F~llen und haben es dann fortgelassen, weil wit keine Wirkung sahen und dieselbe yon Anfang an ftir problematisch hielten. Auch kamen wir rasch yon den hohen Dosen des Sanocrysins ab und gaben nur kleinere Dosen nach v611ig abgeklungener IReaktion. Gestiegen wurde mit der Dosis nut dann, wenn die vorige anstandslos vertragen wurde. Es muB eben, wie w i r e s jetzt bet allen spezifisehen Kuren gewohnt sind, auch hier streng individualisiert werden. Am besten fangt man bet fieberhaften Patienten mit Meinen Dosen o,i g an, wozu uns die Beobachtung veranlaBte, dab in einem Tall naeh der ersten Spritze yon o,25 eine tuberkulOse Menin- gitis auftrat. Selten gingen wit auf i ,o g. Es handelte sich dabei mit einer Ausnahme um Frauen. Gesamtdosis war

4,5--5,0 g. Wir behandelten auf diese Weise 15 Patienten, deren

Krankheitsverlauf dutch eine l~ngere Beobachtungszeit m6glichst eingehend studiert war. Wir bat ten darunter schwere und mittelsehwere Falle. Augerdem waren alle Formen von tier exsudativen bis z ur cirrhotischen vertreten. In der ersten Zeit hielten wit uns an die vorgeschriebenen Mengen und er- hielten starke Reaktionen. Auf einige Nebenwirkungen m6chte ich n~her eingehen:

Es t ra t in einigen unserer F~lle nach 8--1o Tagen Fieber mit Erbrechen auf. Bet ether Patientin t ra t das Exanthem zweimal nach der 2. und 5. Injektion auf. Das zweitemal mit einer unangenehmen Dermatitis, wie sic an schwerste Salvar- sandermatitis erinnerte. Die Patientin behielt eine starke Pig- mentverschiebung zurtick. Das zweite Exanthem tra t so sp'At nach der letzten Injektion auf, dab man an eine Speicherung des Goldes im Organismus denken muB.

Gewichtsabnahme t ra t bet fast alien unseren Patienten ein. Bet einer stark reagierenden Patientin I2 kgl f)belkeit,

Page 3: über Sanocrysinbehandlung bei Lungentuberkulose

9. JULI 1926 I < L I N I S C H E W O C H E N S C

Erbrechen, Durchfa l l t r a t bet den meis ten Pa t i en ten ein, vor al lem die beiden ersten Symptome . Viel leicht is t es m6glich, dal3 das Erbrechen auch yon dem Schwefel ausgel6st wird, der im Sanocrysin zu 24~ o vo rhanden ist und e twa aus der Verb indung vor i ibergehend fret wird. Besonders wenn man an die In jek t ionen yon ungebundenem oder kol loidalem Schwefel denkt , wie wir sie bet chronischen Ar thr i t iden auf Vorschlag yon MEYER-BISCH machen.

Herd reak t ionen sahen wir ebenialls, diese zeigten sich in Erh6hung der Sputurnmenge.

Es sind auch Wi rkungen auf die GefABe nachzuweisen: Die Capil laren erwei tern sich, obwohl Gold kein Capillargift ist (HEuBNE~). W i t haben die Capil laren mikroskopisch ver- folgt. Anscheinend erwei tern sich auch die feineren Venen, da ein eigentf imlicher feiner blauer Schimmer der ganzen H a u t nach den In jek t ionen besonders auf den Wangen auffAllt.

Auff~llig war die groBe individuel le Verschiedenhei t der Reakt ionen. E ine Pa t i en t in yon 14 Jahren ml t doppel- seit iger p roduk t ive r Ph t i se reagier te nu t e inmal mi t Er - brechen und geringer Fiebersteigerung. ULalCI sagt, er habe nur bet schweren FAllen s tarke Reak t ionen gesehen. Ich kann d e m nicht zus t immen, da die Pat ient in , die am stArksten reagierte, die geeignets te nach den Vorschr i f ten war, da sie nu t einen kleinen einsei t igen SpitzenprozeB hat te .

Wir haben, u m uns gleichzeit ig yon einer e twa vor l iegenden Spezifit~tt der Wi rkung zu fiberzeugen, das Mit tel bet 2 nicht- tuberkulSsen Pa t i en t innen angewandt und zwar am i . Tag o,5, am 3. Tag i ,o g Sa'noerysin. Eine Pa t ien t in reagier te mi t ~beIsein, wAhrend die zweite mi t den charakter is t i schen Re- akt ionen, hohes Fieber, E x a n t h e m , Albuminur ie . erkrankte . E in Beweis gegen die SpezifitAt des Sanocrysins.

Wie bet den fibrigen Tuberku losemi t t e ln ist eine Heil- wi rkung schwer sicherzustellen. Zweifellos ist das Wicht igs te : Rfiekgang der physikal ischen Erscheinungen, Versehwinden des Auswuris und der Baci l len; Besserung des r6ntgenologi- schen Befundes. Das fibrige k o m m t in zweiter Linie: wie Blutbi ld, Abnahme der Ery throcytensenkungsgeschwindigke i t , Gewichtszunahme usw. Aber auch mi t den ersten Besserungs- zeiehen muB m a n vors icht ig sein, denn in der Na tu r der c i r rhot ischen und auch der fibrigen Prozesse l iegt es, auch ohne therapeut i sche Hilfe dureh R u h e und Di~t Ri ickgang zu zeigen. E in typisches Beispiel konnten wir r6ntgenologisch genau verfolgen. Der ProzeB war in natfir l icher He i lung be- griffen und liel3 sich hierin du tch das Sanocrysin n icht aufhal ten. In vielen fibrigen F~llen sehen wir zweifellos gute Erfolge und deut l iche Aufhel lungen. Wi r k6nnen bet unseren F~llen 3mal yon guter Beeini lussung, 3real yon Besserang sprechen, 4mal Verschlechterung, davon s tarb eine Pat ient in , die aller- dings einen sehr ausgedehnten ProzeB hat te , eine andere be- k a m wAhrend der Kur eine Meningit is und s tarb an deren Folgen. Es hande l te sich auch hier u m eine ausgedehnte Er- krankung. Un te r guter Beeinflussung vers tanden wir v611iges Fehlen des Auswurfes und Zurfickgang der ka tar rha l i schen Erscheinungen. Als Besserung sahen wir En t f i eberung und H e b u n g des Al lgemeinzus tandes an. E ine Pa t ien t in ver lor ffir 14 Tage die Baci l len im Auswurf, die bet regelm~13iger Unte r suchung stets in grol3en Mengen vo rhanden waren.

Das Blutb i ld wurde stets genau ver fo lg t und nach SCmL- LIN~ ausgewertet . I m al lgemeinen kann m a n sagen, dab im giinst igen Ver lauf die S tabkern igen abnahmen. Bet s tarken Reak t ionen war deut l iches Absinken der L y m p h o c y t e n zu sehen, in e inem Fal l vor dem E x a n t h e m yon 29% ant 9%. Ansteigen der Eosinophi len sahen wir bis zu 8~o.

Zusammen/a,sung: Das Sanocrysin ist kein spezifisches Mit tel zur He i lung der Tuberkulose, die Wirkungen sind als Meta l lverg i f tung aufzufassen.

Das Mollgaardsche ant i toxische Serum ist n icht notwendig und ohne EinIluB.

Die di rekte Wi rkung auf das tuberkul6se Gewebe ist unwahrscheinl ich. Sie muB m i t ~'ELD und KLI?;MPERt~R ffir indi rekt gehal ten werden, indem sie die Abwehrkra f t des K6rpers hebt . E ine bak te r io t rope Wirkung bes teh t in v ivo n ich t ; wenn auch m a n c h m a l die Baeil len aus dem S p u t u m verschwinden, so ist dies kein Beweis daftir.

H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 28 1263

Das Erbrechen kann auch als Schwefelwirkung aufgefaBt werden.

E ine gtinsfige Beeinflussung r icht ig ausgewAhlter FAlle ist n icht abzuleugnen. I n Be t r ach t k o m m e n frische, exsuda t ive FAlle ohne allzu s tarke Kachex ie und Darmtube r - knlose.

Die Behand lung is t s t reng zu individual is ieren, Es muB mi t kleinen Mengen begonnen und langsam gestiegen werden.

Da es sich um reine Goldwirkung handel t , ert ibrigt sich die E in fuhr d~nischen Goldes (ULRICI), und die Erfolge F~LOS mi t seinen neuen, weniger gift igen PrAparaten bleiben abzuwarten.

L i t e r a t u r: J. ARNOLD, Zieglers Beitr. z. allg. Pathol. u. pathol. Anat. 8. -- FABER, Klin. Wochenschr. 1925, Mr. 51. -- FABER, Traitement de la phthise pulmonaire. -- FELDT, Klin. Wochenschr. 1926, Mr. 8. -- KRAusS, CZERNY, ~i'RIEDMANN, Dtsch. med. Wochenschr. 1926, H. 4. -- NEUFELD, Dtsch. med. Wochen- schr. 1926, H. 4- -- HEIqlUS, Dtsch. reed. Wochenschr. 1926, H. 4. -- MOLLGAARD, Chemotherapie of Tuberculosis. -- SECEER, Tuberkul.- Bibliothek Mr. 20. -- ULRICI, t~lin. Wochensehr. 1926, Mr. IO. -- ~?RANDSEN, Acta tubercul, scandinav, x. - - HAUSBORG, Acta tuber- cul. scandinav. I.

ZUR KLINISCHEN BEDEUTUNG DER GASWECHSEL- BESTIMMUNG.

Von

P r i v a t d o z e n t Dr . ALFRED LUBLIN. Aus der Medizinisehen Klinik zu Breslau (Direktor: Geheimrat MINKOWSKI).

Bet den nahen Beziehungen des Energ ieumsatzes zum Sys tem der endokrinen Drfisen is t es n icht verwundert ieh, dab die For t schr i t t e auf dem Gebiet der Lehre yon der inneren Sekret ion, wie sie in den beiden le tz ten Dezennien zu be- achten sind, auch die Er forschung des respira tor ischen Stoff- wechsels neu belebt haben.

Naehdem K~STNER 1) ant dem Wiesbadener KongreB I922 im Anschlul3 an BIEDLS Refe ra t fiber die H y p o p h y s e mit - getei l t ha t te , dab es nunmehr m6glich set, die hypophysAre F e t t s u c h t mi t Hitfe des Resp i ra t ionsappara tes zu diagnosti- zieren, schien es so, als ob sieh der Gaswechselforschung neue Wege 6ffneten, da j e tz t die Aussicht bestand, die bisherigen test fundier ten Ergebnisse auf dem Gebiet der Gaswechsel- forschung in der prakt i schen Medizin verwer ten zu k6nnen. Im besonderen aber brachte man den Anregungen KESTNEaS deshalb groBes Interesse entgegen, well m a n sich aus der neuen Lehre Vortei le ffir die bis dahin so schwierige Differential- diagnose und Behand lung der verschiedenen Fettsuehts- formen versprach.

Respirationsversuche bet Fettsflchtigen waren schon seit langer Zeit angestellt worden, ohne dab es gelungen war, fflr die eine oder die andere Fettsuchtsform charakteristische Merkmale des Gas- wechsels festzustellen. ]a, die Mehrzahl der Untersucher war be- kanntlich zu dem Ergebnis gekommen, dab eine den Fettansatz er- kl&rende Herabsetzung des Grundumsatzes bet der endogenen Fett- sucht fiberllaupt nicht nachzuweisen ist. Far das Fettsuchtsproblem war es darum schon yon prinzipieller Bedeutung gewesen, dal3 JAQUET und SVBtCSON 2) im Jahre 19oo darauf hingewiesen batten, dab auBer der Herabsetzung des Grundumsatzes auch eine Er- niedrigung des Le~st~ngszuwachses theoretisch als Ursache einer Fettsucht in Frage kXme. Die genannten Autoren hatten n~mlich in 3 F,,tllen yon endogener Fettsucht, bet denen der Grundumsatz als normal anzusehen war, eine auffallende Herabsetzung der ~pez~/isch-dy~amischer~ Eiwei[3~virkung beobachtet, woraus sie den Schlul3 zogen, dal3 allein eine Erniedrigung der spezifisch-dynami- schen Eiweif3wirknng als gelegenfliche Ursache der Fettsucht an- zusprechen set.

Eigentlich verwertet hat diese Beobachtungen aber erst K~ST- ~ER, indem er in seinem Insti tut in systematischer Weise bet den verschiedensten Formen der endogenen Fettsucht den Grundumsatz und die spezifisch-dynamische Eiweigwirkung untersuchen !ieB. " So glaubte RAHEI, I~LAUT 3) in Best~tigung der Befunde y o n JAQUET und SVENSON die Beobachtung machen zu k6nnen, dab sich ein bestimmter Typ der endogenen Fettsucht dadurch yon anderen Fettsuch~/sformen unterscbied, dab die physiologischerweise nach jeder EiweiBmahlzeit zu beobachtende Steigerung der Oxydationen (die spezifisch-dynamische EiweiBwirkung) in vie1 schw~cherem MaBe auftrat, Ms man es bet stoffwechselgesunden Individuen sieht.